Leistungsschutz: Wird Google zahlen?
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Leistungsschutz: Wird Google zahlen?
P.b.b., GZ 02Z031577 W, Manstein ZeitschriftenverlagsgesmbH, Brunner Feldstraße 45, 2380 Perchtoldsdorf Retouren an Postfach 100, 1350 Wien WWW.HORIZONT.AT 12. Juni 2015 o 24 N 3,30 Euro Die österreichische Wochenzeitung für Werbung, Medien & Marketing Matchmaker Martin Roy, CEO Reed Österreich, über Messen und Digitalisierung Unternehmen Seite 6 Trendforscher Nils Müller alias ,Dr. Futura‘ erklärt Welt und Marketing 2025 Unternehmen Seite 8 Great Brother Auf Spurensuche in der Innovations- und Startup-Metropole London Trending Topics Seite 14 HORIZONT WEIL DIE WELT EIN DORF IST WELTWEIT INSERATE BUCHEN [email protected] www.proxymedia.at Leistungsschutz: Wird Google zahlen? Über eine Verwertungsgesellschaft sollen Verlage die Suchmaschine zur Kasse bitten können. Der Erfolg des Gesetzes ist aber zweifelhaft Nach Spanien und Deutschland soll auch hierzulande und noch vor der Sommerpause des Parlaments eine Novelle des Urheberrechts den Ge setzgeber passieren und damit ab Oktober rechtsgültig sein. Diese No velle enthält ein Leistungsschutz recht für die Hersteller von Zeitun gen und Zeitschriften und will Such maschinen, die Inhalte von Verlagen verwenden und ihren Nutzern zur Verfügung stellen, zur Kasse bitten. Dass dies wohl nicht ganz einfach wird, zeigte sich bereits in anderen europäischen Ländern. Der weltweit größte Suchmaschinenbetreiber Google hat bisher noch keinen Cent an ein Medium oder einen Nachrich tenautor entrichtet. Auch mussten einige Verlage, etwa Axel Springer in Deutschland, die Erfahrung machen, dass ein Auskommen ohne Google wiederum zu starken Einbrüchen im Traffic führt, was langfristig nicht zielführend ist. Was nun konkret in Österreich geplant ist und welche Ef fekte das Gesetz für Verlage haben wird, bleibt abzuwarten. HORIZONT bietet einen Leitfaden zu Inhalten des neuen Leistungsschutzrechts, in formiert über Sichtweisen von Öster reichs Medien, dem Verband Öster reichischer Kaufzeitungen (VÖZ), der das Gesetz aktiv vorangetrieben hat, und analysiert den Blickwinkel von Google. Welche Effekte erwartet sich der Gesetzgeber? In den Begleittexten des Gesetzesent wurfs wird festgehalten, dass Such maschinen und News-Aggregatoren „durch die kommerzielle (Zweit-) Verwertung der Webauftritte der Zeitungen beträchtliche Einnah men“ lukrieren, „an denen die Ver leger selbst nicht teilhaben“. Ohne Leistungsschutzrecht, so argumen tiert das Justizministerium unter Mi nister Wolfgang Brandstetter (VP), das den Ministerialentwurf im Par lament zur Begutachtung einge bracht hat, würde es zu einem „wei teren Rückgang der Werbeeinnah men der Presseverleger“ kommen. Dieser Einnahmenrückgang würde zu einer Schwächung des Presses tandorts Österreich und zu einer Re duktion der Meinungsvielfalt füh ren, so der Begleittext. Welche Verlagsinhalte sind nun von der Gesetzesnovelle konkret betroffen? Es geht um sämtliche Inhalte, die die Verlage online publizieren. Der Ge setzesentwurf spricht den Verlagen das „ausschließliche Recht“ zu, „die Zeitung, die Zeitschrift oder Teile da von zu gewerblichen Zwecken zu ver vielfältigen, verbreiten und der Öf fentlichkeit zur Verfügung zu stellen“. Auch Snippets beinhaltet der Ent wurf, also kurze Text-Teaser. Rechts anwalt Harald Karl, der sich auf die Bereiche Urheberrecht und Medien recht spezialisiert hat, sagt: „Das LSR geht weiter als das bisherige Urheber recht. Bislang wurde das Werk als Ganzes geschützt, das geplante LSR umfasst auch kürzeste Texte.“ Google müsste dann wohl ab dem ersten Wort für die Nutzung der Verlags inhalte zahlen. Andere Experten kriti sieren das geplante LSR scharf: Der österreichische Rechtswissenschaft ler Nikolaus Forgó sagte zur APA, dass das Gesetz den Medienmarkt kom plizierter mache und Google stärken werde. Forgó weiter: „Das ist der Ver such einer Förderung der Old Eco In eigener Sache Zeiler, Rafati, und Keen in Wien © K.-U. Häßler/Fotolia nomy im Medienwesen. Niemand zwingt Presseverleger, ihre Inhalte ins Internet zu stellen und für Suchma schinenbetreiber auffindbar zu ma chen. Man kann das mit einem trivia len Befehl auf der Website abstellen.“ Er glaubt nicht, dass das LSR funktio nieren werde. Forgó, der das Institut für Rechtsinformatik an der Leibniz Universität in Hannover leitet, hatte bereits im Vorjahr ein Gutachten zum LSR erstellt – im Auftrag von Google. Das Ergebnis damals deckt sich mit seinen aktuellen Aussagen. Der VÖZ kritisierte damals bereits angebliche „Schutzbehauptungen des Netz- Giganten im akademischen Gewand“. Wie reagieren Verlagsmanager auf den Gesetzesentwurf? Die wenigsten Verlage waren bereit, zum Thema Leistungsschutzrecht ein Statement abzugeben – „die Rah menbedingungen seien zu unausge goren für konkrete Aussagen“, war eine Antwort – oder sie verwiesen wie Standard-Geschäftsführer Wolfgang Bergmann auf das Sprachrohr VÖZ. Eugen A. Russ, Inhaber wie Geschäfts führer → Fortsetzung auf Seite 2 Die 22. Österreichischen Medien tage nehmen Gestalt an, einige High lights dürfen wir hier bereits anprei sen: Österreichs erfolgreichster Exportartikel im Medienmanage ment, Gerhard Zeiler, Präsident von Turner Broadcasting System Inter national, wird den Eröffnungsvor trag halten. Von weither zu uns in den Campus der WU Wien kommt Shahrzad Rafati, Gründerin und CEO von BroadbandTV. Sie stammt aus dem Iran, kam als Teenager nach Kanada und gründete das Unterneh men 2005. Heute betreibt und ver marktet BroadbandTV ein Netzwerk an Videoproduzenten auf YouTube. 2013 ging die RTL Group eine strate gische Partnerschaft mit Broad bandTV ein. Von Google beehrt uns Madhav Chinnappa. Seine Funktion: Head of Strategic Relations, News & Publishers, Google EMEA, und als solcher Mastermind der viel disku tierten „Digital News Initiative“, die der Suchmaschinenriese mit euro päischen Verlagshäusern eingegan gen ist. Kontroverse steht auch auf dem Programm: Der britische Autor Andrew Keen sorgt mit seiner poin tierten Kritik an der Digitalisierung und ihren Folgen für heftige Diskus sionen – bestimmt auch am 22. und 23. September bei den Österreichi schen Medientagen. Details und Ti ckets: www.medientage.at sl Pressespiegel für unterwegs EasyView ClipManager für Smartphone & Tablet www.observer.at Medienbeobachtung & Analyse | 1020 Wien | Lessinggasse 21 Aktuell 02 In dieser Ausgabe Aktuell Medien 1 Leistungsschutz: Wird Google zahlen? Per Verwertungsgesellschaft sollen Verlage die Suchmaschine zur Kasse bitten. Der Erfolg des Gesetzes ist aber zweifelhaft 9 Top-Partner für Topmodels ‚Austria’s Next Topmodel Boys & Girls‘ ist ein Highlight für Puls 4 und für seine Partner 3 ‚Krone‘-Sommerfest Mehr als 1.000 Gäste beim Fest der größten Tageszeitung 5 Mehr Expertise, bitte FH St. Pölten lud zu Symposium über Finanz- und Wirtschaftskommunikation und plant Studiengang dazu Kommentar 4 Stiller Zusammenhalt Einer kommt, der andere geht. Ist das der Lauf der Dinge? Unternehmen 6 Matchmaker Messe Trotz und mit Digitalisierung: Reed-CEO Martin Roy im Interview 7 FMP Talk Targeting und Big Data als Themen beim Forum Mediaplanung Real-time und smart 9 Was Kinder wünschen IP Österreich präsentiert Studie zu Super RTL und zur Werbeakzeptanz von Kindern Profis für E-Commerce gefragt 10 Nils Oberschelp, Geschäftsführer des Deutschen Pressevertriebs, über Digitalisierungversuche Agenturen 11Netze knüpfen für das globale Agentur-Network Helga Tomaschtik übernimmt Spitzenfunktionen bei internationalem PR-Netzwerk 12,Furchtbare Wehleidigkeit‘ Daniel Gantner und Markus Enzi über Konflikte mit Kundenberatern, Werbepreise und die Agenturszene ← Fortsetzung von Seite 1 Russmedia, hielt aber fest: „Der Vorstoß ist wichtig, auch im europäischen Kontext. Google nutzt die Inhalte von Medienunternehmen, ohne dafür einen Beitrag zu leisten. Das könnte sich mit diesem Gesetz ändern.“ So ist aus seiner Sicht das Gesetz auch nicht „innovationsfeindlich“, wie etwa Neos-Sprecher Niko Alm konstatierte, sondern es würde Innovationen durch zusätzliche Mittel viel eher „klar fördern“. Interessant ist der Aspekt, dass einige Verlage mit Google im Rahmen der aktuellen Digital News Initiative kooperieren und gleichzeitig das LSR befürworten. Somit hält man gleich zweimal die Hand auf. Doch dazu meint VÖZ-Präsident Thomas Kralinger: „Die Teilnahme an einer Google-Initiative heißt nicht im Umkehrschluss, dass Google im Hinblick auf die Verwendung publizistischer Inhalte alles erlaubt ist.“ Trending Topics 8 Nils Müller performte bei der Jahreskonferenz M2M Forum CEE über das Marketing für das Jahr 2025 Leistungsschutz: Wird Google zahlen? 14Great Brother Großbritannien gilt bei der Innovationspolitik als EUVorbild. Auch die öster reichische Regierung holt sich hier Inspiration für die eigenen Start-up-Initiativen Um welche Google-Dienste geht es konkret? Es geht nicht nur um Google News, sondern auch um die Google-Suche. Wer dort etwa nach „Leistungsschutzrecht“ sucht, findet nicht nur Verweise zu Wikipedia, Google+ oder Informationsseiten, sondern eben auch Schlagzeilen von österreichi- Wäre HEROLD MDOnline ein Auto, würde es so aussehen. Extreme Leistung – und das zum kleinen Preis: MDOnline (Marketingdaten Online) ist mit Abstand Österreichs stärkste Firmendatenbank und liefert wochenaktuell bis zu 465.000 Personen- und 350.000 Unternehmensdaten. Damit kann man seinen Außendienst effizient steuern, B2B-Zielgruppen einfach und präzise übers Web selektieren und ganz bequem mit Direct Mails beschicken. Ein Mausklick und schon kümmert sich der HEROLD um Layout, Druck und Versand. Auf Wunsch mit Geomarketing-Funktion und deutschen Daten. 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Das Linzer Start-up Storyclash etwa aggregiert Schlagzeilen und Vorschaubilder von österreichischen OnlineMedien und zeigt sie, gewichtet nach der Interaktionsrate auf Facebook, auf seiner eigenen Webseite an. „Sollte in Österreich das LSR auch Titel und Thumbnails beinhalten, werden wir mit den großen Medienhäusern entsprechende Vereinbarungen treffen sowie für kleinere Medienseiten und Blogs Opt-in-Formulare zur Verfügung stellen. Wir werden aber nicht für die Auflistung von Headlines bezahlen“, so Storyclash-Gründer Andreas Gutzelnig zu HORIZONT. Wird Google zahlen? Die relevante Frage. Aber davon sollte man auf keinen Fall ausgehen. Weder in Deutschland noch in Spanien haben die dortigen, 2013 beziehungsweise 2014 eingeführten Leistungsschutzrechte dazu geführt, dass Google an die Verlage gezahlt hat. „Die österreichischen Verlage haben die volle Kontrolle darüber, ob sie in Google News oder in der Google Suche angezeigt werden wollen. Das Anzeigen von Textausrissen („Snippets“) in der Google Suche und in Google News stellt einen erheblichen Wert für Verlage jeglicher Größe dar, indem Leserinnen und Leser von Google zu den Verlags-Webseiten geleitet werden“, so Google-ÖsterreichSprecher Wolfgang Fasching-Kapfenberger zu HORIZONT. „Zu unserem großen Bedauern mussten wir Google News in Spanien einstellen, aber unsere Haltung war immer, dass wir nicht für das Anzeigen von Suchergebnissen zahlen werden. Das ist auch heute noch der Fall.“ Was passiert, wenn Google auf Verlagsinhalte verzichtet? Würde Google bei seiner Position bleiben, nicht für Verlagsinhalte in seiner Suche und bei Google News zu zahlen, dann müssten diese Inhalte von dort zur Gänze entfernt werden. Doch würde das Google schwer treffen? Eine Studie für Deutschland aus dem Jahr 2012, durchgeführt von The Reach Group (TRG), kam zu dem Schluss, dass Google den „überwältigenden Teil seines Geschäfts ohne die Nutzung von Inhalten der Presseverleger“ realisiert. Die Analyse von 1,5 Milliarden Suchergebnissen von google.de zeigte, dass nur 1,1 Prozent der Google-AdWords-Werbung auf Seiten ausgespielt wird, auf denen Verlagsinhalte dominieren (mindestens fünf Ergebnisse von News-Publishern, Anm.), und dass 92,5 Prozent der Suchergebnisse nicht einem News-Publisher zuzurechnen seien. Würde Google auf die Anzeige von Links zu Verlagsinhalten verzichten, sind die Folgen für die Webseiten der Verleger ganz unterschiedlich. In Deutschland wollte Axel Springer nicht auf den Traffic von Google verzichten, in einem Testversuch gingen die Nutzerzahlen stark zurück. In Spanien verzeichneten andererseits große spanische Zeitungen und News-Portale laut einer Analyse von „Search Engine Journal“ nach der Schließung von Google News nur Traffic-Rückgänge zwischen zwei und drei Prozent. Gleichzeitig – ein Bereich der von der Gesetzesnovelle nicht betroffen ist – wachsen bei vielen Onlinemedien die Zugriffe, die von Facebook, Twitter oder WhatsApp kommen. Betrifft das LSR auch kleine Start-ups? Ja. Da das Gesetz auch News-Aggregatoren betrifft, fallen nicht nur Google und andere Suchmaschinen Ist der VÖZ zufrieden mit dem Gesetzesentwurf? Grundsätzlich spricht sich der Verband Österreichischer Zeitungen schon lange für eine Überarbeitung von Urheber und Leistungsschutzrecht aus, „da es Grundwerte gibt, die offensichtlich durch die bisherige Formulierung nicht ausreichend geschützt werden“, so VÖZ-Präsident Thomas Kralinger. „Entscheidend ist, dass nicht fremde Geschäftsmodelle von der kreativen Kraft österreichischer Autoren und Werkschaffenden profitieren.“ Interessant ist, dass im Zuge einer Recherche des VÖZ festgestellt wurde, dass über Google News sehr wenig Traffic auf den jeweiligen Nachrichtenseiten an komme. „Ob der Dienst in Österreich aufrechterhalten werde oder nicht, sei daher wenig relevant“, so Kralinger. Google Suche scheint eine wichtigere Rolle zu spielen. So informiert etwa Krone-Geschäftsführer Gerhard Riedler, dass über beide Dienste rund 30 Prozent des Traffics Nutzer auf Krone-Websites bringen – ein relevanter Anteil, der in anderen Verlagshäusern ähnlich aussehen könnte. Das Gesetz konnte bis 12. Juni begutachtet werden, Nachschärfungsbedarf erkannte Kralinger in der Begrifflichkeit der „freien Nutzung“, die auch Medienbeobachter und deren Tätigkeit betreffen könnte, was ausgeschlossen werden sollte. Wird jetzt eine eigene Verwertungsgesellschaft gegründet? Einerseits gibt es etwa mit Literar Mechana, Austro Mechana, Bildrecht, AKM oder VG Rundfunk bereits bestehende Gesellschaften, die erweitert werden könnten. Aber Kralinger hält fest, dass „wir so wie der ORF eine eigene Verwertungsgesellschaft möchten. Damit halten wir auch die Verwaltungskosten und die Ausschüttungen an unsere Mitglieder transparent.“ Man hätte natürlich bereits die Möglichkeit, Verwertungsgesellschaften zusammenzuschließen, aus gutem Grund sei dies aber auch bei den bereits bestehenden Gesellschaften nicht geschehen. Es gehe vor allem auch um die Möglichkeit einer gemeinsamen und damit stärkeren Durchgriffsmöglichkeit. Teilnehmen können an dieser Kauf- wie Gratis medien, da alle von dem Thema Leistungsschutz betroffen sind. Wann soll das LSR in Kraft treten? Bis 12. Juni war der Gesetzesentwurf in Begutachtung, noch vor dem Sommer soll er von Ministerrat und Parlament beschlossen werden. Der VÖZ fordert zwar noch einige Nachbesserungen, große Verzögerung wird es aber wohl nicht geben. Wenn das LSR beschlossen ist, tritt es bereits am 1. Oktober in Kraft. bis, cat, jak, tn 12. Juni 2015 Aktuell Marketing · Werbung · Medien 03 Sommerliches ‚Krone‘-Fest Mehr als 1.000 Gäste begrüßte die Führungscrew von Österreichs reichweitenstärkster Tageszeitung. Das Programm reichte von Musik, Kulinarik, Karikaturzeichungen und Carrera-Bahn-Wettbewerben bis zum Kabarett An einem lauen Abend lud Österreichs größte Zeitung Kunden und Partner zum traditionellen Sommerfest ins Wiener Palais Auersperg. Mehr als 1.000 Gäste aus Werbewirtschaft und Medienbranche begleiteten Mediaprint-Geschäftsführer Gerhard Riedler und Krone-Herausgeber Christoph Dichand teilweise bis in die frühen Morgenstunden. Gerhard Riedler betonte im Gespräch mit Moderatorin Claudia Hölzl Highlights des Jahres vom Launch des neuen Sportportals über die Kooperation mit Servus TV bis zu Reichweitensteigerungen im Web. Das neue Printprodukt zum Formel-1-Event in Spielberg wurde angekündigt und das Magazin Iss dich gesund! fand sich in den Give-away-Taschen zum Daheim-Schmökern und Nachkochen.„Unser Ziel ist es, die enorme Power der Medienmarke und ihre Kernkompetenzen in die digitale Welt überzuführen. Daran arbeiten wir mit großem Engagement“, so Riedler. Musikalisches Highlight des Sommerfestes war die junge Band „Bull’s Eyes“, das neue Programm von Eric Papilaya, und die musikalische Zeitreise mit Arcangelo Vigneri, The Original Blues Brothers, Julie Leonheart und Lia Weller. Die Lacher auf ihrer Seite hatten die beiden Comedy Hirten P eter Moizi und Rolf Lehmann, und schließlich sorgte Kronehit-DJ Chris Antonio zu später Stunde für Clubsound. red Geschäftsführer Gerhard Riedler im Gespräch mit Moderatorin Claudia Hölzl (links) und Krone-Chefredakteur Christoph Dichand flankiert von Vera Russwurm und Christiane Wenckheim, Vorstand Ottakringer Brauerei. © P. Tomschi Die kleinen Freuden des Alltags werden immer teurer. Kurz und bündig Agenturgründung Thomas Niederdorfer, einer der meistausgezeichneten Kreativen mit mehr als 170 Awards, bis März Executive CD bei Jung von Matt/365, gründet „We Make“ als Full-Service-Agentur für Markenkommunikation, Produktion und Innovation. Erste Kunden sind Bene AG, NÖ Tourismus, magdas Hotel und magdas Kantine sowie die Architekten AllesWirdGut. Außerdem betreut We Make mit Designpartner studio VIE auch Zalando Österreich. Wer bei Partnern mit der BankCard zahlt, bekommt bares Geld zurück. Magazingeburtstag Zum zehnten Geburtstag erscheint das Magazin Seitenblicke in einer Jubiläumsausgabe mit 198 Seiten. Unter der Leitung von CD Michael Scheufler wurde das Heft relauncht. Leser-Mar ketingaktivitäten und eine Bewerbung über alle Kanäle kommen. Die Ausgabe ist zum Jubiläumspreis „wie vor zehn Jahren“ um einen Euro erhältlich. • Automatisch einmal im Monat Geld zurück aufs Konto • Infos und Partner auf cashback.bankaustria.at Donauinselfest im TV Beim Donauinselfest von 26. bis 28. Juni berichtet W24 insgesamt 60 Stunden. Gerhard Koller und Nadine Friedrich reden mit Künstlern, Organisa toren und Prominenten. Die Moderatoren Jenny Posch und Peter Schreiber fangen die Stimmung ein. Hartl: Neue Werbeleitung Philipp Müller übernimmt mit sofortiger Wirkung die Werbeleitung bei Hartl Haus, dem österreichischen Fertighausunternehmen. Müller studierte Medientechnik an der FH St. Pölten und war zuletzt Medientechniker bei Remo Werbemittlung. Diese und viele andere Partner bieten Ihnen exklusive Vorteile: Ein Service der Bank Austria bis (vorläufig) 31. 12. 2016. 04 Kommentar Meinungen & Standpunkte Wir waren immer eine Branche der Halbgebildeten, die zu viel verdienen. Jenseits des HORIZONT Kommt bald die RoboterRegierung? Beim Besuch des NestaBüros in London, wo über die digitale Zukunft nachge dacht wird (Reportage auf den Seiten 14 und 15), stieß Staatssekretär Harald Mah rer auf dieses Plakat. „Like“, sagt sein erhobener Dau men – nun ja, wo wenn nicht im Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung sollte der Startschuss für der artige Innovationen fallen? Dahingesagt von Markus Enzi im Interview auf Seite 12. Beängstigend und ziemlich cool © www.christophergunson.com Kommentar von Claudia Tschabuschnig Langes, wallendes Haar, ein wilder Blick, dazu energische Gesten. Nils Müller alias „Dr. Futura“ weiß, wie er sich seinem Publikum präsentieren will. Beim Jahresforum des M2M CEE im Tech Gate Vienna, drehen die CEOs darum auch brav ihre leuchtenden Kugelschreiber in der Luft, um die imaginäre Zeitmaschine anzukurbeln und sich zu Müller ins Jahr 2025 zu beamen. Für ihren Einsatz werden sie mit einer Tech nologieschau – von fliegenden Droh nen aus dem 3D-Drucker über Hologramme und implantierte Sen soren bis zu emotionalen Robotern und intelligenten Küchen – belohnt. In Zukunft kann mit allem kommu niziert werden, macht Trendforscher Nils Müller unmissverständlich klar. Wer dann noch nicht in der Zukunft angekommen ist, dem wird kurzer hand eine Oculus-Rift-Brille auf gesetzt. „Irgendwie beängstigend, aber doch ziemlich cool“, so lautete die Rückmeldung des Publikums. Auf der Multimedia-Bühne läuft die per fekte Show und wird Eindruck ge macht. Dass die Gadgets dabei nicht bloße Spielerei sind, darüber und über ihren sinnvollen Einsatz oder gar Businessmodelle wird nicht ge sprochen. Und auch nicht darüber, wo die Menschen in dieser Zukunfts vision, die nun komplett automati siert und technisch gesteuert wird, vorkommen werden. Fragen, die wohl erst die Zukunft beant worten wird. Claudia Tschabuschnig ist Redakteurin bei Horizont. © privat PR-Denglisch at its best Kommentar von Timo Niemeier Kennen Sie das? Sie haben ein Inter view transkribiert, mit Mühe alle Hasp ler und „Ääääh“s herausgefiltert, das Wichtigste auf wenige Zeilen he runtergebrochen, und dann der bange Moment: Gleich schicken Sie den Text an die Pressestelle zum Autorisieren. Sie wissen, dass Sie das Interview so nie wieder zurückbekommen. So ist es ja irgendwie immer, auch bei mir. HORIZONT No 24 Stiller Zusammenhalt Editorial von Birgit Schaller, stellvertretende Chefredakteurin © K. Michalski S ie könnte von der Medienbranche als Etappenerfolg verbucht werden, die Novelle zum Urhebergesetz inklusive Leistungsschutzrecht für Verleger. Bis 12. Juni wurde begutachtet, dann soll sie vor der Som merpause des Parlaments beschlossen wer den. Doch die Reaktionen der Medienhäuser lassen auf sich warten. Von HORIZONT für die Titelgeschichte befragt, wird lieber ge schwiegen oder auf den Verlegerverband VÖZ verwiesen. Selbst dieser hat bis dato keine of fizielle Aussendung verfasst und reagierte nur auf Nachfrage. Einzig Verleger Eugen A. Russ, der wie andere Medienmacher in vielerlei Hinsicht und geschäftlich erfolgreich mit Google kooperiert, findet „den Vorstoß wich tig, auch im europäischen Kontext“. Es geht also vor allem um das Zusammenhalten ge gen die amerikanischen Konzerne. Es ist sichtlich nicht leicht mit so einem „Frenemy“. Google macht indessen deutlich, dass auch in Österreich, wie in anderen europäischen Län dern, kein Geld für das Anzeigen von Sucher gebnissen fließen werde und lässt Rechtswis senschafter Nikolaus Forgó aufmarschieren, der bereits im Vorjahr ein Gutachten für Google erstellt hat. Seine Aussage: Das Gesetz sei ein Versuch der Old Economy, der den Me dienmarkt komplizierter mache und Google stärken werde. Man wird sehen. Aufgeregt ist die Branche jedenfalls, wenn auch meist hin ter vorgehaltener Hand. Die ehemalige der standard.at-Redakteurin Anita Zielina, nun Meistens sind die Änderungen, die die Pressestelle wünscht, auch okay. Manchmal aber muss ich schon stau nen, welche abstrusen Formulierun gen die PR-Verantwortlichen dann hinzufügen. Schon lustig zu sehen, wie sie sich verzweifelt abstrampeln, durch die eine oder andere Formulie rung besser dazustehen. Sie unter streichen dann gerne ihren Unique Selling Point (USP) oder ihre Advan tages. Oder noch besser: ihren Home turf. Genau. Hometurf. Und nein, das ist nichts zu Essen. Das soll so etwas bedeuten wie Heimvorteil. Das sollte man kennen, schauen ja genug Men Chef-Redaktorin Neue Produkte der Schwei zer NZZ, twitterte mit Blick von außen: „Die Ö. Urheberrechtsnovelle/LSR ist einer der dilet tantischsten Gesetzesentwürfe, die ich seit langem gesehen habe.“ (sic) Worauf VÖZ- Pressesprecher Andreas Csar sichtlich aufgebracht re Einer kommt agierte: „Beeindruckend. Da der andere gibt’s Juristen, die analysieren seitenlang für und wider der geht. Ist das der komplizierten Materie. Ihnen Lauf der Dinge? reichen 140 Zeichen.“ (sic) Ob der Vorstoß in Sachen LSR an der digitalen Marktdominanz von Google etwas verändern wird, ist fraglich. Rechtens wäre es jedenfalls, wenn kreative In halte, deren Urheber und Verwertung ge schützt würden. Die Umsetzung in einer digi talen Welt scheint schwierig. Der in den USA tätige Werber Amir Kassaei, der es mag zu po larisieren, merkte kürzlich zu HORIZONT an (das Interview erscheint in HORIZONT 25): „Die neuen Technologieunternehmen werden die Medienindustrie plattmachen und die Werbeindustrie ebenso. Das ist der Lauf der Dinge in der Geschichte der industriellen Re volutionen. Einer kommt, der andere geht.“ Für die Branche bleibt zu hoffen, dass das Näher rücken der österreichischen und europäischen Verlagshäuser ein gemeinsames Vorgehen er möglicht. Nicht, um die alte Welt zu erhalten, sondern um gesetzlich Klarheit und in Zukunft mehr Raum für Innovationen zu schaffen. schen Fußball. Aber nein, es muss Hometurf sein. Nur damit es alle Männer und Frauen in der PR wissen: Das will au ßer euch niemand lesen. Niemand kann etwas mit abgehobenen PR-Be griffen anfangen, die man nach dem Lesen erst einmal nachschlagen muss. Und die Leser? Die kugeln sich ver mutlich vor Lachen auf dem Boden, wenn sie sehen, welchen englischen Begriff die PR-Fachleute nun wieder ins Deutsche überführen. Nein, das tut niemandem gut. We der den Unternehmen, die sich mit den gestelzten Formulierungen nur selbst lächerlich machen, und auch nicht den Journalisten, denen da durch ein guter Text verloren geht. Die Leser haben ohnehin keinen Home turf von denglischen Möchtegern- Begriffen: Sie wollen verstehen, was sie lesen. Timo Niemeier ist Redakteur bei Horizont und muss das ein oder andere Mal seine Interviews „changen“ lassen. © privat Aufständische und Gamsbartträger Medienwelten sind anders: schöner, hässlicher, bedeutsamer, nicht ganz so banal wie das täglich haptisch Erleb bare. Sie berühren nicht, sie rühren. Die Aufständischen, best organi sierte Kleinbürger mit Gulaschküchen und mobilen Toiletten, haben sich nach Bayern begeben, um gegen den Gipfel der G7 zu protestieren, der im klassisch-idyllischem Schloss Elmau tagte, mit allen Requisiten, die die bayrische Folklore zu bieten hat. Alp hörner, Gamsbarthüte, Blaskapellen, Biergarten, Weißwürste und – angeb lich – alkoholfreies Weizenbier. Beschlossen wurden Zynismen und geboren wurde ein neues Schlagwort, das rasch Mode machen wird: Entcar bonisierung der Energieproduktion bis Ende des 21. Jahrhunderts. Wenn Politiker, deren Horizont normaler weise über vier bis fünf Jahre nicht hi nausgeht, Beschlüsse bis ins Jahr 2100 fassen, glaubt man, dass sie endgültig die räumlichen und zeitlichen Dimen sionen verloren haben, oder nichts mehr erst nehmen. Entcarbonisierung klingt gut. Die Medien berichteten un kritisch wie lange nicht, mit Ironie bis weilen, es gab die üblichen Vorwürfe, 300 Millionen Euro würden sinnlos beim Fenster hinausgeworfen. Das eigentliche Beeindruckende war die Begegnung der bayrischen Be völkerung mit den Demonstranten, die sich mit Topografie und Wetter konfrontiert sahen. Sich durch eine Polizeiarmada verirrten, die gelernt hat und Scheinoffenheit zeigte. Dazu kam ein gewaltsames Gewitter. Dafür: keine Gewalt, sondern Be wunderung durch die Bevölkerung, die die „Herren und Damen Demons tranten“ wie Exoten betrachtete – wundersam bekleidete, tätowierte, ei gentlich anständige Menschen, die fröstelten, gesittet und gut erzogen. Man versorgte sie mit Decken und hätte sie – wären die meisten nicht ve gan – wohl auf Krauthaxn oder Weiß wurst eingeladen. Die Abschlussdemo wurde abge sagt. 500 Aufrechte waren doch zu we nig. Der Gipfel der G 7 ist vorbei, es gab Tausende Bilder mit Obama und Mer kel vor Postkartenkulisse. Reklame für das Urlaubsparadies. Sogar Demoteil nehmer haben für das kommende Jahr gebucht. Als Touristen und LOHAS. Es gab 20.000 Polizisten, die Geld in den Hotels ließen, Demonstranten, die weder verwüstete Landschaften noch zerstörte Autos und Schaufens ter hinterließen, ihre Klos brav wieder mitnahmen, die Suppenküchen ein packten und resümieren konnten, dass sie erfolgreich gegen den globa len Kapitalismus agiert hatten. Die Medien hatten Stoff – vom Bou levard bis zu den Qualitätszeitungen, die herrliche Feuilletons schreiben konnten. Und die TV-Stationen, die fröhliche Bilder ausstrahlten. Und die Geschichte zeigte ihre Fratze: Die Selbstzähmung der Auf ständischen. Die Demonstration des Kleinbürgertums, das sich in seiner ideologischen Bravheit demaskierte. Wir waren da. Die Systemgegner als Exoten. Mittlerweile sind sie liebevoll aufgenommen. Der Kapitalismus saugt sie alle auf: manchmal auch lie bevoll. Jetzt wird entcarbonisiert. Auf Deutsch traut sich das kein Politiker zu sagen: Keine Kohle mehr. Das würde vielleicht falsch aufgenommen. So ist Politik. Entideologisiert. 12. Juni 2015 Aktuell Marketing · Werbung · Medien 05 Wirtschafts-Expertise für Kommunikatoren Symposium an der FH St. Pölten zu Wirtschafts- und Finanzkommunikation war Vorbote eines künftigen Studiums dazu und thematisierte auch ,Financial Literacy‘ © B. Covarrubias Venegas FLYER, DIE EINDRUCK MACHEN. DAUERTIEFPREISE! ZUM BEISPIEL: FLYER DIN A6 1.000 STÜCK NUR 16,90 € INKL. MWST UND STANDARDVERSAND 135 g/m2 Bilderdruckpapier / beidseitig vierfarbig bedruckt (4/4) Jetzt bestellen auf onlineprinters.at 43 DRUCKSACHEN EINFACH ONLINE BESTELLEN! g: un liche Berat ön + Wirtschaftliche Analphabeten Das Symposium zum Thema und seine Fortsetzungen sind Vorboten des Studiengangs und eine Plattform für aktuelle Forschung zu vielen Themen dieses Bereichs wie z.B. des aktuellen Forschungsprojekts der FH St. Pölten mit der Hochschule Luzern über financial literacy. Es fehle ja nicht nur manchen Medien-Experten die Fähigkeit, Geschäftsberichte und Jahresabschlüsse zu verstehen. Kovarova- Erwartungshaltung“ aufkommen: „Finanz- und Wirtschaftsjournalismus wird auch künftige Krisen nicht verhindern können – genauso wie man nicht verlangen kann, dass Politikjournalismus Kriege verhindert.“ • 6 6 Von der Causa Hypo bis zur Griechenland-Schuldenkrise: Wirtschaftsthemen sind medial dauerpräsent. Doch verstehen Konsumenten, worum es dabei im Kern geht? Und wenn nicht, liegt das vielleicht auch etwas an den damit befassten Journalisten? Dass Wirtschaft in jüngerer Zeit medial mehr Raum einnimmt, kann Monika Kovarova-Simecek bestätigen. Die Dozentin am Department Medien und Wirtschaft der FH St. Pölten war auch Leiterin des hochkarätigen Symposiums „Wirtschaftsund Finanzkommunikation“ in St. Pölten, das am 11. Juni e rstmals stattfand. Eine Neuauflage 2016 ist schon fixiert. Denn, so Kovarova-Simecek: „Wirtschafts- und Finanzkommunikation hat immer stärkere gesellschaftliche Implikationen. Das sieht man nicht zuletzt daran, dass jeder Wirtschafts- und Finanzkrise eine Diskussion über die Rolle genau jener Akteure folgt, die für die Kommunikation verantwortlich sind, nämlich der Journalisten, der PR-Experten und RatingAgenturen.“ An der Schnittstelle obliegt den Kommunikatoren das Informieren und Orientieren wie auch das Aufdecken. „Es besteht aber eine gewisse Lücke zwischen dem Interesse an Finanznachrichten, den Fähigkeiten, die Zusammenhänge zu verstehen und sie darzustellen“, konstatiert die Wirtschaftswissenschaftlerin, die auch Geschichte und Kommunikationswissenschaften studiert hat: „Börsenberichterstattung, die sich oberflächlicher meteorologischer Metaphern bedient, trägt nur wenig zur Aufklärung bei.“ In diese Lücke wird die FH St. Pölten im Jahr 2017 mit einem neuen Ausbildungsangebot stoßen: Dann (die Genehmigung eines Studienganges vorausgesetzt) werden sich dort erstmals in Österreich 24 Studierende vier Semester lang in Finanz- und Wirtschaftskommunikation ausbilden lassen können. Das Master-Studium ist berufsbegleitend angelegt und man will dual starten. Das heißt, dass zwei Monaten Theorie ebenso viele Monate Praxis folgen, in einer Redaktion oder in der Kommunikationsabteilung einer Institution oder eines Unternehmens. Die Zielgruppen des geplante n Studiengangs: Wirtschaftsexperten, die ihre Medien- und Kommunikationskompetenz vertiefen wollen sowie Journalisten und Praktiker aus PR und Unternehmenskommunikation, die sich auf Wirtschafts- und Finanzkommunikation spezialisieren wollen. Simecek: „Wir stellen fest, dass auch die jüngere Generation kaum über grundlegendes wirtschaftliches Allgemeinwissen verfügt.“ Trotz mittelfristig besserer Ausbildung lässt Kovarova-Simecek aber keine „überzogene Pe rs Text von Harald Klöckl Monika KovarovaSimecek, Dozentin an der FH St. Pölten: Journalisten fehle es oft an der Fähigkeit, wirtschaftliche Zusammenhänge darstellen zu können. 1 26 7 5 3 .at 06 Unternehmen Interview von Harald Klöckl Marken · Märkte · Marketing HORIZONT: Sie wollen kleine Unternehmer als Aussteller gewinnen. Angesichts vieler Events, wo sich etwa Startups präsentieren, wie gehen Sie das an? Martin Roy ist seit 1. Jänner Chairman und CEO von Reed Exhibitions in Österreich. HORIZONT: Herr Roy, Sie sind in der Messestadt Dornbirn geboren und seit 2002 bei Reed Exhibitions. War es also absehbar, dass Sie per Anfang 2015 CEO wurden? Roy: Wir können uns erfolgreich der Realität anpassen: Zum einen gibt es in Österreich derzeit gerade einen Wechsel in der Unternehmergene ration bei den KMU. Den Vätern muss man das Tool Messe nicht erklären – und die Jungen gewinnen wir mit neuen Formaten oder genauen Messungen von Kontakten und mit speziellen Starter-Paketen. Reed unterstützt die Unternehmer ja sehr umfassend, in Sachen PR, Marketing, Standbau und vielem mehr. Bei jüngeren Themen sprechen wir etwa mit der neuen Vienna Comic Con eine Community an, die mit ebenso viel Herzblut dabei ist wie die Modellbauer, für die wir schon lange eine Messe haben. Martin Roy: Nein, absolut nicht. Ich bin sozusagen ein spät berufenes Messekind, war zuvor in ganz anderen Bereichen beruflich tätig, die nichts mit Messen zu tun haben. HORIZONT: Eine Ihrer bisherigen Verantwortungen bei Reed war jene für IT. Welche Rolle spielt diese, spielt speziell die Digitalisierung für das traditionelle Messe-Business? Roy: Sie ist Herausforderung und auch die große Chance. Als ich 2002 zu Reed wechselte, meinten manche HORIZONT: Wie vermarktet man das Produkt Reed Exhibitions angesichts einer derartigen Vielfalt von Themen? Im Netz allein funktionieren Messen nicht, digitale Tools helfen beim Matchmaking. in meinem Umfeld, dass so etwas wie Messen angesichts der damaligen Internet-Begeisterung keine Zukunft haben, dass derartige Marktplätze bald überholt sein würden. HORIZONT: Was muss man tun, amit das langfristig nicht passiert? d Roy: Die Digitalisierung betrifft das Produkt Messe nicht wesentlich mehr oder weniger als fast jedes andere Produkt oder jede andere Branche. Der Geschäftserfolg basiert immer noch stark auf persönlichem Kontakt, analog sozusagen. Es ist natürlich nicht mehr so, dass der Messebesucher immer noch mit ein paar Sackerln nach Hause geht. Heute kann man, speziell bei Fachmessen, wo sich der Besucher vorab registriert, diesem lange vor, während und nach dem Messebesuch ein umfassendes Service anbieten. HORIZONT: Wie sieht das im Idealfall aus Sicht des Veranstalters aus? Roy: Etwa, dass man ihn zu jenen Anbietern, die für ihn besonders interessant sind, vermitteln und auch einen Termin mit einem Aussteller vereinbaren, ihn beim Flanieren auf der Messe mit einem Routenplan unterstützen und ihm währenddessen digital Infos zukommen lassen oder auch nach dem Messebesuch mit Informationen zu seinen Interessen versorgen kann. HORIZONT No 24 Messe matcht Anbieter und Nachfrager Martin Roy über die Rolle von Messen als Marketinginstrument in Zeiten der Digitalisierung und über die Diversifizierung bei Reed Österreich HORIZONT: Wie haben sich Publikumsmessen gewandelt, welche Rolle spielt die Digitalisierung da? Roy: Jeder kann sich, weil er sich ja nicht registrieren muss, im Vorhinein umfassend über die Messe schlau machen, einen Newsletter abonnieren oder ganzjährig Infos beziehen. Im Grunde geht es immer darum, Angebot und Nachfrage optimal zu verbinden, Matchmaker zu sein. Die Tools der digitalen Welt erleichtern das. Eine reine Messe im Netz würde nicht erfolgreich sein, denn da fehlt der unmittelbare Benefit, das Per sönliche. HORIZONT: Ist diese Sammlung von Daten und deren Nutzung nicht für manche Kunden auch problematisch? Reed Exhibitions, mit Sitz im United Kingdom, veran staltet jährlich rund 500 Events in 42 Ländern und quer über alle Branchen der Wirtschaft. Der neue ÖsterreichCEO Martin Roy ist seit 2002 bei Reed und war unter an derem beim Markt eintritt in Russland führend tätig. © K. Michalski (2) Roy: Wir haben in Österreich, und ich kann das durchaus sagen, denn der Reed-Konzern ist auf der ganzen Welt präsent, eines der strengsten Datenschutzgesetze überhaupt. Außerdem gibt der Kunde seine Zustimmung und ein Opt-out ist jederzeit möglich. Unternehmer stellen meist gerne ihre Daten zur Verfügung, denn sie verstehen den Benefit aus unseren Dienstleistungen sehr gut. Aber auch Private haben meist kein Problem damit. Wir betreiben ja erstens kein Geschäft mit der Information und zweitens geben viele Menschen im Privatleben etwa auf Social Media oder auf Amazon längst bewusst Informationen zu ihren Konsumgewohnheiten preis. HORIZONT: Reed Exhibitions ist ein globales Unternehmen, Österreich ein kleiner Markt. Welche Entwicklungen oder Tools werden zu uns kommen, die anderswo Alltag sind? Roy: Österreich ist bei Reed viel wichtiger, als man glauben mag. Unter den 43 Ländern liegen wir vom Umsatz her auf Rang sechs, entsprechend ist auch das Standing im Konzern. Wir können daher mitbestimmen, wohin der Kurs geht. Ein weiterer Riesenvorteil, ein gewichtiger Teil dieses Kon- Österreich hat im gesamten Reed-Konzern einen sehr hohen Stellenwert. zerns zu sein, ist es, dass Investitionen für Forschung, die oft im zweistelligen Millionenbereich liegen, schnell nach Österreich durchschlagen, dass also dem Kunden Leistungen angeboten werden können, die andere kommunale Veranstalter rein vom Aufwand her nicht bieten können. Roy: Wir haben unsere eigene Marktforschung und eine New-BusinessAbteilung im Haus, um neue Themen und Konzeptionen zu finden. Man muss ja der Zeit voraus sein, wenn man eine Messe veranstaltet, die Entwicklungen in der Bloggerszene und in Social Media beobachten, die klassischen Medien sowieso. Wir haben rund 250 Printmedien abonniert, großteils Fachmedien aus den rund 40 Branchen, wo wir tätig sind. Mit diesen Branchen, mit den Innungen, den Fachverbänden und den Journalisten sind wir in intensivem Kontakt. Unser größtes Asset ist dabei sicher die Firmendatenbank, die wohl eine der umfassendsten in Österreich ist. Reed als Marke selbst wird nicht primär vermarktet. Im Fokus stehen die jeweiligen Messe-Brands. HORIZONT: Wie abhängig ist das Messegeschäft von der Konjunktur? Roy: Wir sind sicher ein Spiegelbild der Konjunktur, unsere Leistungen werden ja von den Marketingbudgets der Unternehmen bestritten. Andererseits ist in vielen Branchen Österreichs Wirtschaft von kleinen und mittleren Unternhemen dominiert, deren wichtigster und oft einziger Absatzkanal Messen sind. Daher ist unser Messegeschäft auch in turbulenteren Zeiten gut abgefedert. Ein weiterer Vorteil im Messegeschäft ist, dass wir standortgebunden agieren können, nicht nur in Wien oder Salzburg aktiv sind, Das Publikum selbst kommt meist aus einem Radius von 150 bis 200 Kilometern. In Salzburg, der Fachmessehauptstadt Österreichs, sind wir bis weit nach Bayern oder nach Südtirol relevant; in Wien in den Nachbarländern. Wir bieten über die Eigenveranstaltungen auch umfassende Dienstleistungen an und betreiben auch die Messe Wien selbst, servicieren dort Kongresse mit 20.000 und mehr Besuchern. Letzteres stabilisiert und ist auch eine große Wachstumschance. HORIZONT: Wie geht das am Standort Österreich, der laut Rankings, etwa zu Wettbewerbsfähigkeit, eher verliert? Roy: Wir sind Unternehmer, daher mit neuen Steuern naturgemäß nicht glücklich. Aber ich war bei Reed lange für unser Schwesterunternehmen in Russland tätig, dort ist die Konjunktur wirklich massiv weggebrochen, ähnliches passierte in Spanien oder Brasilien. Da jammert man bei uns vergleichsweise auf hohem Niveau. • 12. Juni 2015 Unternehmen Marken · Märkte · Marketing 07 ,Arbeitslos gemeldet, arbeitet aber schwarz‘ FMP Talk: ‚Wem gehören die gesammelten Daten und wie funktioniert Targeting?‘: Mancher wünschte sich ‚mehr Liebe und Investment in Kreation‘ Text von Herwig Stindl Der Handel mit Daten, formuliert Moderator und FMP-Vorstandsmitglied Stephan Kreissler, ist das „neue Gold“. Kreissler muss das wissen, er war bis September 2014 Digital Director bei der MediaCom und ist seither für Partner Management beim Targeting- und PerformanceSpezialisten twyn group zuständig. Er hat für die Keynote zum FMP-Talk über „Wie funktioniert Targeting“ gleich seinen Nachfolger geladen: Thomas Urban leitet seit August 2014 die Interaction, die digitale Strategie-Unit der MediaCom. Urban erläutert Targeting (das Teil und Voraussetzung von „Programmatic“ respektive RTA und RTB ist): Targeting summiert mit Datensammeln und Auswertung und Hochrechnen ist die Grundlage der „Profilierung“ der Internetnutzer, um ihnen gezielt (und womöglich in Echtzeit) möglichst exakt auf sie abgestimmte (Werbe-)Botschaften zuzuspielen. Urban: „Wir sind weg von der Schrotflinte – wir sind Scharfschützen.“ D aten zu Usern (richtiger: deren IP-Adresse) kommen einmal vom Adserver, zum zweiten von der – das ist personenbezogen – Registrierung von Usern etwa bei E -Mail-Anbietern, Newslettern oder im E-Commerce und drittens einfach durch Beobachten (etwa Widgets auf Facebook oder Browsereinstellungen und immer beim Surfverhalten im E-Commerce-Bereich). Urban unterscheidet zwischen User und Audience Targeting, Look-alikeTargeting (Bildung von statistischen Zwillingen) und Behavioral Targeting – allesamt qua Datensammeln des Users generiert – und Publisher- und Kampagnen-Daten. Damit sei eine gezieltere, individuellere Ansprache möglich. Aber, unterstreicht Urban eine Voraussetzung: „Ich als Mediaagentur würde mir mehr Liebe und Investment in Kreation wünschen“ – wenn die nicht mit den TargetingMöglichkeiten mitvariiert, funktioniert die „Conversion“ nicht. Targeting und Selbstbestimmung Kreissler hatte auf das Podium gebeten: Martin Hubert, CEO des Targetingspezialisten nugg.ad, Alexander Gänsdorfer, Senior Brand Manager New Business der T-Mobile Austria und verantwortlich für Big Data, Media Sales und Cooperations, Niko Alm (Super-Fi und Neos-Mediensprecher) sowie den Schweizer Facebook-Beratungsspezialisten Thomas Hutter. Hubert weiß: „Wir sind beim Thema Daten noch in einem frühen Stadium!“ Berater Hutter fordert, in Anlehnung an Urban, dass gerade beim Targeting „die Kreativität an die Zielgruppe angepasst sein muss“ und diese daher exakt zu beschreiben sei. T-MobileGänsdorfer hat gerade für Mobil geräte ein Targeting-Tool vorgestellt, das – der große nächste Schritt – „Cross-Device Targeting“ weitertreiben soll. „Informationelle Selbst bestimmung“ mahnt Niko Alm ein. Hutter fordert eine „Opt-out-, nicht Opt-in-Regelung“ – der User müsse eigenverantwortlich handeln. Auf Gänsdorfers Feststellung „Daten haben einen wirtschaftlichen Wert“ sagt Hutter den Satz des Abends: „Adblock-User sparen zwar Datenmen- gen, zerstören aber die Wirtschaftsgrundlage – das ist ein Verhalten wie sich arbeitslos zu melden und da neben schwarz zu arbeiten!“ • Videos zur Veranstaltung gibt es auf www.forummediaplanung.at. Ananas — so wurde die neue Trophäe des Medien-Zukunftspreises schon oft genannt. Diese Betitelung stellt aber keinesfalls eine Verleumdung dar, legte doch auch die Ananas — anfangs in Europa noch völlig unbekannt — nach ihrer Entdeckung durch Christoph Columbus eine beispielhafte Erfolgsgeschichte hin. Ob die Frucht nun als Vorbild für die Schöpfer des Preises fungierte, sei dahingestellt. Fest steht nur, dass er seit 2014 an die innovativsten Projekte und Personen der Medienbranche verliehen wird. So weit zum Preis. Fehlen uns nur noch die Preisträger. JETZT EINREICHEN! medienzukunftspreis.submit.to BIS 22. JUNI FMP-Podium „Wem gehören die Daten?“: Thomas Hutter (Hutter Consult GmbH), Niko Alm (Neos/Super-Fi), Thomas Urban (MediaCom), Stephan Kreissler (twyn group), Thomas Hubert (nugg.ad), Alexander Gänsdorfer (T-Mobile). © C. Breneis 08 Unternehmen Marken · Märkte · Marketing HORIZONT No 24 Werbung 2025: real-time, smart und als Service Mit seiner multimedialen Präsentation und futuristischen Gadgets hat Nils Müller das Publikum der Jahreskonferenz M2M Forum CEE direkt in die Zukunft katapultiert Interview von Claudia Tschabuschnig Wummernder Bass. Lichtblitze auf der Bühne erhellen den abgedunkelten Raum im Tech Gate Vienna. Ein Countdown im Stil von „Zurück in die Zukunft“ zählt zum Datum 9. Juni 2025. Von dort kommt Nils Müller, der nun in der Gegenwart gelandet ist. Komplett in Schwarz gekleidet läuft er zur Bühne und entführt das Publikum in seine Zukunft. Mit Oculus-RiftBrillen, Face Detection und Augmented Reality. Im Interview mit HORIZONT erklärt „Dr. Futura“, wie neue Technologien die Zukunft des Marketings verändern, und nimmt uns mit ins Jahr 2025, in dem neben synchronisierten Drohnen und smarten Häusern besonders der Kunde eine entscheidende Rolle spielt. HORIZONT: Stichwort Big Data und Data-driven Marketing: Wo sehen Sie Chancen und Schwächen für die Zukunft des Marketings? Nils Müller: Durch das Internet der Dinge und Sensorik hat man jetzt alle möglichen Daten überall drin. Am Beispiel des Interactive Retail bedeutet das: Du kannst die Leute tracken, ihre Devices tracken, und der Point of Sale weiß, wer das ist. So haben wir in der physischen Welt dasselbe Tracking wie in der digitalen. Das ist ein großer Shift. Bisher ist die physische Welt eher analog und entkoppelt von der digitalen Welt. Das heißt, ein Werbeplakat weiß bisher nicht, wer davor steht, weiß momentan noch nicht, wie viele Leute da vorbeigehen. Das wird sich jetzt alles ändern. Die phy sische Welt ist in Zukunft genauso messbar wie die digitale. Wer ist Dr. Futura? Nils Müller ist Trendforscher und Geschäftsführer von Trendone. Im IBM Innovation Center gestartet, führte ihn sein Masterstudium nach Berlin, New York und Mailand. Trendone hat er 2002 gegründet. Eine Firma, die Micro-Trends identifiziert und analysiert. Dafür sind 80 Trendscouts im Einsatz, die monatlich 1.500 Trends aufspüren. In seinen multimedialen Präsentationen zeigt der selbst getaufte „Dr. Futura“ einen Blick in die Zukunft, macht seine technologischen Funde erlebbar und präsentiert dabei Technologien, die selbst ihn zum Staunen bringen. Am M2M Forum war das zum Beispiel ein Video von einem Roboter, der durch YouTube-Videos kochen lernt. HORIZONT: Technologische Entwicklung verknüpft mit Verhaltens daten der Kunden – was bedeutet das für die Werbung der Zukunft? Müller: Man kann genau messen, wer der Kunde ist und wofür er sich inte Wir haben in der physischen Welt dasselbe Tracking wie in der digitalen Welt. ressiert. Dadurch haben wir „Predictable Intelligence“. Das heißt, wir können genau sehen, wer ist das, was das Richtige für ihn ist und was er als nächstes machen wird. Dadurch wird Real Time Advertising sehr wichtig. Dass die Intelligenz aus den Daten sofort in das Verhalten einfließt, haben wir dann auch in der physischen Welt. Ich gehe also hier in Zukunft an dem digitalen Plakat vorbei und das weiß, wer ich bin, welche Leute da noch so sind, in welchem Kontext ich bin – und es kann mich personalisiert in Echtzeit mit den richtigen Botschaften ansprechen. Was sich dann für Werbung ändert, ist, dass sie zum Service wird. Denn wenn ich weiß, wer das ist, dann spreche ich ihn nicht irgendwie an – im Sinne von „one to many“ – sondern spreche ihn personalisiert an. Im Onlinebereich findet das bereits statt. Das Retargeting ist aber noch sehr fehlerhaft. Ich kaufe zum Beispiel Schuhe von Hugo Boss, und tagelang später werde ich noch mit den Rabatten verfolgt und ärgere mich die ganze Zeit, dass die dann plötzlich günstiger werden. Das positive Real Time Advertising ist profile- und context-based und das ist in der realen Welt natürlich total spannend, da man den Kontext kennt, weiß, wer das ist, in den Kalender schauen kann, was er vorhat, weiß, mit wem er gerade unterwegs ist, wo er gerade ist, wie die ganzen Kontextfaktoren sind, und kann dann natürlich Informationen, Daten und Werbung individuell aussteuern. Dann wird sie zu Service. HORIZONT: Wenn meine Marke zum Trend werden soll, worauf muss ich dann achten? Müller: Auf eine konsequente Ausrichtung an die Kundenbedürfnisse. Man muss sehr genau hinschauen, wie sich die Menschen verhalten. Durch die gewonnenen Insights finde ich heraus, wo die Bedürfnisse der Menschen liegen und nutze dann die neueste Technologie, um das möglich zu machen. HORIZONT: Ist die Bereitschaft der Menschen da, ihre Daten zu teilen? Müller: Ja natürlich! Das sieht man ja an WhatsApp, wo Millionen von Usern dabei sind, weil es erstens umsonst ist und zweitens es ihnen doch irgendwie egal ist, was mit ihren Daten passiert. Ich finde, das Verhalten zählt. Die Leute sagen zwar, dass ihnen ihre Daten wichtig sind, aber sie verhalten sich komplett anders. HORIZONT: Gerade im Marketing der Zukunft werden Data Analysts immer wichtiger. Wie werden sich die Strukturen im Marketing verändern? Müller: Im Marketing ist natürlich Mediaplanung ein Riesenthema. Da geht es darum, dass die Mediaagenturen an einer Schlüsselposition in Richtung Real Time Advertising sitzen. Sie kommen aus ihrer alten Welt mit Excel-Tabellen und Milliarden im Media-Budgetplan, und jetzt ist die neue Welt schon da, wo es um Echtzeit, kleine und smarte Placements geht. Da müssen sich die Mediaagenturen neu erfinden und haben dann natürlich eine Riesenchance, im Smart Targeting zu dominieren und dann auch die Kreativagenturen zu dominieren, denn die Kreativagenturen müssen ja dann die richtige Idee zur richtigen Person, zum richtigen Moment liefern. HORIZONT: Sie kommen aus dem starken Kreativ- und Medienstandort Hamburg. Wie schätzen sie die Innovationsfähigkeit in Österreich ein? Müller: Ich finde Österreich im Bereich der Innovation schon ganz gut. Einerseits gibt’s die Start-up-Szene wie mit den Pioneers. Das ist schon so eine Art europäischer Hub von Startups und ergibt somit eine super Positionierung allein durch diese Sache. Dann aber auch Konzerne und mittelständische Unternehmen, die sich auch innovationsmäßig aufstellen. Wenn diese beiden Welten noch stärker zusammenfinden, wird das glaube ich sehr gut sein. Erstens für die Konzerne, weil die von den Startups das Disruptions-Thema lernen können. Konzerne sind zwar gut bei kontinuierlichen Verbesserungen. Eine Bank Austria oder UniCredit Austria hat jahrelang gelernt, ihr Portfolio Schritt für Schritt zu verbessern, aber dann kommt halt ein Start-up mit Mobile Payment und dreht den ganzen Markt um. Das müssen die Konzerne von den Start-ups lernen. Und Start-ups können umgekehrt von den Konzernen lernen, wie sie zu Geld kommen, zu Kunden. Sie können schon gut zusammenarbeiten. Trendforscher Nils Müller versteht es, sich und sein Thema zu präsentieren. Im 19. Stock des Tech Gate Vienna erklärte er anschaulich, wie Marketing 2025 aussehen wird. © P. Faschingleitner eHORIZONT: Dafür ist auch Offenheit notwendig. Was ist das Hauptproblem in diesem Zusammenhang? HORIZONT: Was ist dann innovationsstrategisch sinnvoll? Mit Externen in bestehende Strukturen eingreifen? Müller: Die Unternehmenskultur und die „Erfolgsfalle“. Wir hatten in allen möglichen Industrien in den letzten 50 Jahren erfolgreiche UnterUnternehmen, wie Banken, Automobilkonzerne und Medienhäuser. Wenn man als Unternehmen 50 Jahre erfolgreich ist, wird man „fett“, baut riesige Headquarters. Wenn nun Konzerne, egal welcher Branche, ewig lange erfolgreich sind und sich dann plötzlich das Konsumentenverhalten ändert und zum Beispiel keiner Papierzeitungen mehr liest, dann sind sie zu langsam, um sich zu ändern und anzupassen. Müller: Ja, auch. Einerseits Externe reinzubringen, die Innovation machen, aber das ist oft schwierig. Deswegen muss man die Innovation rausnehmen und in einen Inkubator stecken, wo es freien Raum gibt und Start-ups mit Programmieren innovieren können. Wenn das Ergebnis dann passt, kann man das zurück in das Unternehmensportfolio integrieren oder eine neue GmbH gründen, die dann vielleicht auch zum Unternehmen gehört. In uralte Konzerne Inkubatoren einzusetzen, ist eine Innovationsstrategie, die dann auch funktioniert. • Medien Print · TV · Hörfunk · Plakat 12. Juni 2015 ,Wenn Werbung, dann Mittelpunkt‘ Boys & Girls ziehen in das Model-Loft im DC Tower ein, mit dem Ziel, ihrem Traum vom Top model-Dasein ein Stück näher zukommen. IP Österreich präsentiert bei Kinderwelten Studie zu Super RTL und Werbeakzeptanz von Kindern Er hat bereits einen Vertrag mit Versace in der Tasche: „ANTM“-Oliver Stummvoll. © R. Boehm © Versace Top-Partner für Topmodel-Show Am 15. September startet ‚Austria’s Next Topmodel Boys & Girls‘. Das Format ist im TV, für die Puls 4-Website und die Puls4-Kooperationspartnern ein Highlight Die Sendung ist inzwischen einer der Top-Quotenbringer von Puls 4. Der österreichische Sender der Pro SiebenSat.1-Puls 4-Gruppe setzt daher ab 15. September bereits zum siebten Mal auf „Austria’s Next Topmodel“ und zum zweiten Mal auf männliche wie weibliche Kandidaten. Das Format, vom amerikanischen Model Tyra Banks 2004 gegründet und von Heidi Klum erfolgreich nach Deutschland exportiert, sorgt auch auf Puls 4 für verlässliche Quoten um die 120.000 Zuseher je Sendung, Marktanteilen in der Zielgruppe 12 bis 49 von rund zehn Prozent und brachte mit rund 1,8 Millionen Video Views allein bei der letzten Staffel viel Traffic auf die Puls 4-Website. Das Format lockte auch eine Reihe starker Werbe- und Kooperationspartner für den österreichischen Privatsender an. Nach Larissa Marolt, die 2009 die erste österreichische Staffel der Model-Show für sich entscheiden konnte, vor allem aber als Zicke in RTLs „Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!“ für Aufsehen sorgte, freut sich die Führungscrew von Puls 4, Markus Breitenecker und Michael Stix, seit Kurzem über den diesjährigen Sieger Oliver Stummvoll, der kürzlich von Donatella Versace entdeckt wurde. So startet die Show Mitte September diesmal mit 19 Folgen, die letzte findet live statt, mit je zehn weiblichen und männlichen Models. Kennenlernen kann man sie bereits seit 4. Juni 09 auf puls4.com. Bereits jetzt können Fans für Ihre liebsten Models und Favorites zu jedem neuen Shooting, also alle drei Tage, voten und so bis zum Start der Staffel schon mitbestimmen. Zum Start flimmert auch in der gleichen Woche das erste Match der Europa League, die die auslaufende Champions League als reichweitenstärkstes Format auf Puls 4 ersetzen wird, über den Bildschirm. Während der Ausstrahlung der „ANTM“-Sendungen können sich Österreicher auch wie die „ANTM“-Kandidaten digitalen Challenges stellen und Preise gewinnen. Dass „ANTM“ auch auf Instagram und Facebook soziale Interessen nährt, versteht sich von selbst. Neben Web-exklusiven Geschichten, wie dem aktuellen Voting, wird auch Blogging zum Thema werden, „um einen Blick hinter die Kulissen zu ermöglichen“. DC Tower mit Model-Loft Das spannende an ANTM sind aber die vielfältigen Möglichkeiten der Einbindung für Unternehmen. So wird etwa das Model-Loft im neuen DC Tower 1 an der Donau als „höchstes Gebäude mit Weitblick“ die schönsten Mädels und Burschen des Landes beherbergen. Für das Interior-Design zeichnet Andi Lackner verantwortlich. Jury und Team wohnen im Mélia Vienna Hotel, ebenso im DC Tower und im Pentahotel im fünften Bezirk. „Ein Gebäude muss authentisch und souverän wirken – ich denke, das Gleiche gilt auch für ein Model, das nach einer Weltkarriere strebt“, findet Thomas Jakoubek, Vorstand der WED AG, Eigentümer des auffallenden, schwarz gewellten Wohn- und Geschäftsturmes. Der Sieger oder die Siegerin wird als Cover-Model diesmal für Men’s beziehungsweise Women’s Health fotografiert. Wolfgang Melcher, Verlag Rodale-Motor-Presse, freut sich über die Kooperation mit dem österreichischen TV-Format. Zu den weltweiten Fashion Shows und Shootings fliegt Partner Fly Niki die angehenden Schönheiten. Auffallend im Bild sein wird außerdem die sportliche RedEdition des Ford Fiesta, der in der Sendung verlost wird. Zu weiteren Partnern – es ist die höchste Sponsorendichte bisher – zählen Coca-Cola, Römerquelle, Nespresso wie auch die Kleidungsmarke Tezenis aus dem Calzedonia-Konzern. Alle lassen gutes Geld bei Puls 4. Michael Stix, Mitglied der Geschäftsführung, möchte keine konkreten Zahlen nennen; dass die neue Staffel aber finanziell gut dasteht und der hohe Produktionsaufwand lohnt, scheint Realität zu sein. „Durch ‚Boys & Girls‘ konnten wir die Einbindungsmöglichkeiten erweitern“, informiert Stix. „Die Nachfrage ist enorm gestiegen“. Der Vorteil der Sendergruppe: Es gibt kaum Werbebeschränkungen wie im öffentlichrechtlichen Rundfunk. bis Das größte Außenwerbenetz Österreichs: Das Universum ist UNENDLICH! Unsere Formate auch! Ohne UNS ist es nur ein Plakat! www.epamedia.at TEL: +43/1/534 07-5260 IP-Österreich-Geschäftsführer Walter Zinggl verbrachte am 2. Juni sehr gut gelaunt einen lauschig-sonnigen Vormittag in der „Strandbar Hermann“: Gründungsgeschäftsführer Claude Schmit und Programmdirektor Carsten Göttel waren gemeinsam mit Marktforscherin Birgit Guth aus Köln angereist, um Highlights aus der alljährlichen „Kinderwelten“-Fachveranstaltung von Super RTL zu präsentieren. Die Gäste streuten den österreichischen Vermarktern Rosen: Wiewohl durch den Markteintritt von Disney in Form des Disney Channel Super RTL vor eineinhalb Jahren einen Content-Partner verlor, sind in Österreich die Marktverhältnisse, wenn es um TV für Kinder geht (drei bis elf Jahre), stabil für den Marktführer Super RTL: Von Jänner bis Mai hält der Kölner Sender 20,5 Prozent Marktanteil (6:00 bis 20:15 Uhr) vor KiKA, ARD (17 Prozent), Nickelodeon Austria (8,2 Prozent) und Disney Channel (6,3 Prozent Marktanteil). Die Top Ten der meistgesehenen Sendungen dominieren ausschließlich Super-RTL-Sendungen – allesamt Argumente für IPVerkaufsleiterin Simone Ratasich, bei Werbung für unter Zwölfjährige auf Super RTL zu setzen. Und die mögen „ihr“ Programm, hat Christian Sattler, Leitung Research der IP Österreich, in einer eigenen „Kinderstudie 2015“ zum Fernsehverhalten von Kindern erforschen lassen. Die Befragung fand in Fokusgruppen von Kindern und Eltern im März 2015 in Kooperation mit meinungsraum.at statt. „Fernsehen zählt nach wie vor zu den beliebtesten Freizeitaktivitäten von Kindern“, analysiert Sattler. Bei den Sechs- bis Zwölfjährigen spiele bereits die Onlinenutzung eine Rolle. Laut der Studie besitzen einige Kinder einen eigenen Computer oder ein Tablet beziehungsweise nutzen die Geräte der Eltern. Zur Akzeptanz von Super RTL zitiert Sattler eine Siebenjährige: „Dort läuft vieles, was ich anschauen will, und nicht viel, das ich nicht anschauen darf.“ 70 Prozent der Kinder seien zu Werbung positiv bis neutral eingestellt, „je älter, desto höher ist die Werbeakzeptanz“, sagt Sattler. Kinder wünschen neue, abwechslungsreiche Spots und weniger Werbung für Erwachsene in ihrem Programm – besonders beliebt sind Spots für Spielzeuge, Filme, Computerspiele, Autos und für Lebensmittel. Zur Rezeption erkennt Sattler: „Wenn Werbung läuft, dann steht sie meistens im Mittelpunkt.“ hs Die Vorträge der Kinderwelten-Fach tagung sind auf www.ip-oesterreich.at/ unternehmen/events/kinderwelten2015 zum Download abrufbar. Carsten Göttel (Super RTL), Simone Ratasich und Walter Zinggl (IP Österreich), Birgit Guth und Claude Schmit (Super RTL), Christian Sattler (IP Österreich). © K. Schiffl 10 Medien Print · TV · Hörfunk · Plakat Nils Oberschelp, Geschäftsführer der Gruner + Jahr-Tochter DPV, hielt auf der ÖZV-Konferenz in Wien zum Thema „Neue Erlöse, stabiles Kerngeschäft“ einen Vortrag. Sein Thema: „Wie werden Zeitschriftenverlage zu digitalen Medienhäusern?“ © DPV/ Dirk Uhlenbrock ‚Verlage brauchen E-Commerce-Profis‘ Nils Oberschelp ist Geschäftsführer des Deutschen Pressevertriebs und spricht mit HORIZONT über österreichische Digitalisierungsbemühungen Interview von Timo Niemeier horizont: Herr Oberschelp. Sie sind zur ÖZV-Konferenz nach Wien gekommen, früher haben Sie bei der VG News gearbeitet. Beobachten Sie das österreichische Branchengeschehen? Nils Oberschelp: Den Blick habe ich nie aufgegeben. Die VG News ist jetzt unser größter österreichischer Kunde, wir arbeiten auch für Red Bull. Mit unserer Kollegin Angela Schuh-Haunold haben wir jetzt aber vor allem auch eine Ansprechpartnerin für österreichische Verlage direkt vor Ort. Persönliche Erreichbarkeit ist aus unserer Sicht ein wichtiger Punkt, um Verlagskunden einen guten Service zu bieten. Horizont: Jetzt haben Sie mit dem DPV die Abo-Betreuung der VG News übernommen. Was genau machen Sie für den Verlag? Oberschelp: Die VG News hat uns mit der Betreuung und dem Customer Relationship Marketing für ihr gesamtes Titelportfolio beauftragt. Wir stellen mit dem DPV die Systemlandschaft für titelindividuelles Kampagnenmanagement, CRM und Webshops und erle digen die komplette Logistik mit Kundenkommunikation und Kundenservice für die Abonnements. Das bedeutet, dass wir den Kollegen die Systeme zur Verfügung stellen, auf denen sie ihr titelindividuelles Abomarketing fahren. Der gesamte Rücklauf wird dann über das CRM-System des DPV verwaltet, ebenso die Vorbereitung für den Postversand der Abonnements. Darüber hinaus hat der DPV den Webshop der Verlagsgruppe News neu aufgestellt. Unser Ziel ist, unseren Verlagskunden genau die Leistungen anzubieten, die sie benötigen. Dazu gehört für die VG News zum Beispiel, dass die Lager-Logistik an das Lager angebunden ist, das sich in Österreich befindet, und dass wir für den Kundenservice österreichische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter engagiert haben. Horizont: Ist der spezielle österreichische Markt nicht schwierig für ein Unternehmen aus Hamburg? Oberschelp: Wir arbeiten schon langjährig für österreichische Verlagskunden; insofern kennen wir uns schon Google und Facebook werden vorerst keinen eigenen Content produzieren. ein bisschen aus. Jetzt haben wir aber unsere kompletten Systeme an die Gegebenheiten des österreichischen Markts angepasst, etwa bei Mehrwertsteuer und Angebotsformen aus dem Abo-Bereich. weise ihre eigenen Onlineshops unterschätzen. Wie meinen Sie das? Oberschelp: Die verlagseigenen Onlineshops sind in der Vergangenheit vernachlässigt worden. Stattdessen muss man sie pushen, denn das Geschäft geht nicht nur über die großen Plattformen. Mit einem optimierten Shop kommen die Leute auch auf die Seite des Shops, bleiben und schließen ein Abo ab, egal welcher Angebotsform. In diesem Weg, vom Erstkontakt bis hin zum Abschluss, steckt viel Potenzial. Und um den Onlineshop zu verbessern, braucht man in erster Linie keinen Verlagsoder Vertriebsfachmann. Dafür braucht man E-Commerce-Spezialisten. HORIZONT: Diese Experten haben wohl die wenigsten Verlage. Oberschelp: Richtig, aber sie haben die Daten. Sie können sehen und analysieren, wie sich die User im OnlineShop verhalten. Mit diesen Daten müssen laufend Tests gemacht werden. Steht der „Kaufen“-Button zum Beispiel oben rechts oder unten rechts – und wie sieht das Design aus? Es geht schlicht um die Usability des Shops. Das alles kann die ConversionRate schon entscheidend beeinflussen – und dafür braucht es Experten. Die großen Vorreiter auf diesem Gebiet sind Amazon, Zalando und Co. Die Leute, die das dort machen – die brauchen die Verlage auch. Deshalb haben wir im DPV diese Expertise in unser Team geholt und bieten sie den Verlagen an. Viele Verleger argumentieren, dass sie der Onlineshop zu viel Geld kostet. Aber es lohnt sich der Blick auf die Vertriebserlöse. Bis zu 60 Prozent der Neubestellungen gehen über den Onlineshop – und da ist das Geld für die tägliche Pflege und Verbesserung des Angebots gut investiert. horizont: Wie sehen Sie die Digitalisierungsbemühungen der österreichischen Medienbranche generell? Oberschelp: Es gibt viele tolle Ansätze, Dinge auszuprobieren. Man merkt, dass die Branche hier wie überall vor allem eines will: lernen. Dabei können wir sie mit unserem externen Vertriebs-Know-how zumindest in einem Teilbereich unterstützen, damit Verlage auf ihren Kern, auf ihre Marken und Produkte fokussieren können. Das ist aber eine individuelle unternehmerische Entscheidung, bei der natürlich auch die Größe des jewei ligen Verlags eine Rolle spielt. horizont: Ein wichtiger Teil sind junge Mitarbeiter. Was sind eigentlich die größten Hürden in Führungsetagen, wenn es um frischen Wind geht? Oberschelp: Die Digitalisierung ist für das Management jedes Unternehmens eine Herausforderung. Sie müssen das Kerngeschäft stabil halten und gleichzeitig neuen Ideen Raum geben. Sie müssen viel über das Geschäft lernen und sich von Digital Natives beraten lassen, aus den eigenen Reihen oder extern. Dabei sind Offenheit und Transparenz wichtig. Wenn eine Idee nicht durchkommt, ist das auch okay, weil wir auch aus Misserfolgen lernen. Bei der DPV halten wir das genau so. HORIZONT No 24 Wir haben seit 2013 eine eigene Digital-Unit mit 15 Digitalexperten aufgebaut, die alle zur Generation der Digital Natives gehören. Wir haben sie entweder aus dem eigenen Unternehmen entwickelt oder von extern zu uns geholt, aber eben aus unterschiedlichsten Digitaldisziplinen. Trendund Produkt-Scouts, ein Team zur Erschließung von digitalen Marketplaces, Technikfreaks und MarketingProfessionals. Das sind junge und engagierte Leute, in die wir investieren, die wir zum Beispiel in die Start-upSzene ins Silicon Valley oder ins UK schicken, damit sie lernen, frisches Wissen mitbringen und das Digitalgeschäft unserer Verlagskunden bestmöglich voranbringen können. horizont: Viele Verlage investieren in journalismusfremde Produkte. Wird der Journalismus damit zwangsläufig zum Auslaufmodell? Oberschelp: Da spreche ich für Gruner + Jahr: Bei uns nicht. Wir haben eine klare Content-Strategie und Produktstrategie und investieren stark in unsere Marken und Inhalte. Natürlich kaufen wir auch bei E-Commerceoder Technologie-Anbietern ein, aber an den Stellen, an denen sie das Geschäft unserer Magazine und Digitalmarken unterstützen. Andere Verlage agieren anders, aber für uns ist das der richtige Weg. Horizont: Warum machen Sie das so? Google und Facebook können sofort in jede Technologie einbrechen. Aber Content werden sie vorerst nicht produzieren. Wir fühlen mit dieser Position auch wohl, News und Storys sind unser Heimvorteil, und in diesem Bereich suchen die großen Digitalunternehmen eher Kooperationen, als selbst einzusteigen. Und damit können wir mit Facebook und Co. interessante Geschäftsmodelle entwickeln, um unsere Inhalte zu verbreiten. horizont: Wird der DPV weitere sterreichische Verlage neben der VG ö News betreuen? Oberschelp: Die DPV-Infrastruktur für Österreich steht, und wir würden uns freuen, weitere österreichische Verlage in ihrem Vertriebsgeschäft zu unterstützen. • horizont: Ganz grundsätzlich: Was bieten Sie den Verlagen, was andere Unternehmen nicht machen? Oberschelp: Wir schaffen Lösungen für alle Vertriebsfragen rund um Print und Digital. Unser Vertriebsteam bringt viel Erfahrung mit, sowohl in verschiedenen Segmenten wie auch für alle Titelgrößen, seien es hoch auflagige General-Interest-Magazine oder Special-Interest-Titel mit kleinen, feinen Zielgruppen. Wir betreuen rund 500 Zeitschriften und stellen unseren Verlagskunden ein Leistungsangebot mit verschiedenen Modulen bereit, das den richtigen Leistungsumfang für Großverlage über mittelständische bis zu kleinen Verlagen mit ihren Titeln und individuellen Vertriebsbudgets bietet. Deswegen sind wir der richtige Ansprechpartner für die vertriebliche Komplettbetreuung bis hin zur Buchung einzelner Systeme – für den Heftverkauf wie für den Vertrieb von digitalen Medien über Webshops oder die großen Plattformen wie Apple, Google, Facebook oder Amazon. horizont: Sie sagten während ihres Vortrags, dass viele Verleger beispiels- Lehrstunde im Eiltempo ÖZV lädt Mitglieder zur Digitalkonferenz: Die Vortragenden bestätigen zwar, dass das Digitalgeschäft immer wichtiger wird, aber auch Print hat seinen Platz Insgesamt fünf Referenten aus Deutschland (siehe Foto) hat der Österreichische Zeitschriften- und Fachmedienverband (ÖZV) nach Wien eingeladen, um seinen Mitgliedern die Digitalisierung näherzubringen. Von neun bis 13 Uhr trugen diese vor, was es in ihren Unternehmen Neues zum Thema Digitalstrategie zu berichten gibt. Eine Digital-Lehrstunde im Eiltempo quasi. Das Wichtigste vorab: Auch 2020 wird Print noch deutlich stärker sein als das Digitalgeschäft, glaubt zumindest Niklas Wilke von PwC. Einig waren sich Claudia Michalski (Handelsblatt Fachmedien) und Marco Olavarria (Kirchner + Rob- Marco Olavarria, Ulrich Hermann, Niklas Wilke, Claudia Michalski und Nils Oberschelp. Als Dank gab es von ÖZV-Präsident Wolfgang Pichler (rechts) Sachertorten. © K. Schiffl recht management consultants) in dem Punkt PDFs: Oft sei es besser, den Kunden ein schlichtes PDF anzubieten als ein aufgemotztes E-Paper. „Manchmal ist es besser, simple Dinge zu machen“, sagt Michalski. Die Geschäftsführerin wünscht sich zudem eine buntere Branche: „Wir brauchen mehr Migranten. Es ist noch alles zu weiß und männlich“, sagt Michalski, übrigens die einzige Frau auf dem Podium. tn 12. Juni 2015 Agenturen Etats · Kampagnen · Konzeptionen 11 Netze knüpfen für das globale PR-Network Helga Tomaschtik (Lang & Tomaschtik Communications) übernimmt für drei Jahre operative und strategische Agenden bei internationalem Agenturnetzwerk Text von Harald Klöckl Iprex, 1983 in den USA gegründet, ist gemessen am Umsatz das achtgrößte PR-Netzwerk der Welt. Seit 2012 ist Lang & Tomaschtik Communications exklusiver Österreich-Partner unter den 70 Agenturen mit etwa 1.500 Mitarbeitern und rund 200 Millionen Dollar Umsatz. Vor wenigen Tagen ist nun Helga Tomaschtik, neben Christian Lang geschäftsführende Gesellschafterin, zum Mitglied des Executive Committee dieses Netzwerks von ausschließlich eigentümergeführten PRAgenturen aufgerückt. Zudem übernimmt sie den Vorsitz im Partner Relations Committee. Dem Executive Committee obliegt die Leitung und die strategische Steuerung von Iprex; das Partner Relations Committee ist für die Zusammen arbeit der Mitgliedsagenturen zuständig. Beides Aufgaben, über welche sich Tomaschtik naturgemäß persönlich freut, die aber auch die Qualität von Kommunikation made in Austria bestätigen: „Es ist schön zu erleben, dass auch kleine Länder wie Österreich global positiv wahrgenommen werden und eine Rolle spielen“, kommentiert sie die zusätzlichen Funktionen, die sie für drei Jahre übertragen bekommen hat. Das von New York aus gestartete Netzwerk ging erst in den 00er-Jahren über die USA hinaus, und nun will man in internationalen Wachstumsmärkten die Maschen enger knüpfen, die Dienstleistungen des Netzwerkes weiterentwickeln und die Kooperationen der Mitglieder untereinander verstärken. Iprex bietet die gesamte Breite an PR-Services und dazu SpezialKnow-how. Das reicht von einer auf Automotive spezialisierten Agentur in Detroit, einem Partner, der aufseiten der US-Demokraten in den Wahlkämpfen tätig war, und einer Lob bying-Agentur in Brüssel bis hin zu einem Partner aus Barcelona, der für den FC Barcelona kommuniziert. Jede Agentur soll entsprechend der geforderten Kompetenzen binnen kürzester Zeit mit dem richtigen Partner aus dem Netzwerk gematcht werden. Tomaschtiks Rolle ist somit die einer Netzwerkerin im Netzwerk der Netzwerker, um globalen Know-how-Austausch und gemeinsame Projekte zu optimieren. „Weil alle Partneragen turen in ihrem lokalen Markt bestens verankert und auch eigentümergeführt sind, haben alle sehr kurze Entscheidungswege“, erklärt Tomaschtik ein weiteres Asset von Iprex. Neue Märkte, neues Know-how Regional betrachtet hat Iprex in Lateinamerika oder im arabischen Raum ein paar weiße Flecken. Ein derartiges Manko sei oft auch Folge von mitunter turbulenten und sich rasch ändernden politischen Rahmen bedingungen in diesen Ländern, etwa in Syrien oder Venezuela. In stabileren und entwickelteren Märkten gilt die Konzentration von Tomaschtik in ihrer neuen Rolle der Überwindung geografischer Distanzen wie nach Shanghai oder Sydney, wo kulturelle Unterschiede zur USA oder zu Europa auf der Hand liegen. „Aber auch zwischen Wien und Hamburg kann es haken, wenn auf das kulturelle Umfeld vergessen wird“, weiß Tomaschtik. Sie hat sich schon seit Beginn der Mitgliedschaft bei Iprex erfolgreich eingebracht – die Betreuung der Kunden in Wien und darüber hinaus wird wegen der weiteren Aufgaben nicht leiden: „Ich werde noch etwas öfter bei Mee- tings sein, aber die sind ohnehin immer am Wochenende. Den Vorteil von ‚Think global and act local‘, den unsere Kunden aus der Iprex-Netzwerkanbindung ziehen, werden wir weiter ausbauen können“, verspricht sie. • Spannende neue Aufgaben für Helga Tomaschtik. © Lang & Tomaschtik Communications www.wienerlinien.at Bei der nächsten U-Bahn wenden! Wir sehen uns auf Facebook! www.facebook.com/wienerlinien 012 12 Agenturen Etats · Kampagnen · Konzeptionen HORIZONT No 24 ‚Wehleidigkeit in der Branche ist furchtbar‘ Daniel Gantner und Markus Enzi, Gründer von gantnerundenzi, im Gespräch über Konflikte mit Kundenberatern, Werbepreise und die Agenturszene Interview von Gerlinde Giesinger HORIZONT: Wie hat sich gantner undenzi in den letzten zehn Jahren entwickelt? Markus Enzi: Wir sind nach wie vor eine klassische Werbeagentur und decken alle Disziplinen ab – so, wie das heute ohnehin vom Markt verlangt wird. Als wir die Agentur gegründet haben, war Online im Aufbruch, viele Online-Agenturen oder -Units wurden gegründet, wir haben allerdings von Anfang an alles unter einem Dach vereint, denn Kommunikation kennt keine medialen Grenzen. Was sich allerdings verändert hat, ist unsere Größe – wir haben uns von einer kleinen Agentur mit vier Leuten zu einer mittelgroßen Agentur entwickelt, die durch den Wegfall der Kontakter sicherlich mit weniger L euten arbeitet als herkömmlich strukturierte Agenturen. Vom Kundenvolumen her sind wir allerdings vergleichbar mit einer 20-MannAgentur. HORIZONT: Die Geschäftsidee der kontakterlosen Agentur hat sich also bis heute gehalten. Wie kam es ursprünglich dazu, Kreative auch als Berater einzusetzen? Enzi: Wir kommen beide aus großen Agenturen und hatten viel mit Kontaktern zu tun – das war nicht immer einfach, und so habe ich die Idee der kontakterlosen Werbeagentur geboren. Bei der BBDO bestand, wie auch in anderen Agenturen, großer Budgetdruck. Um dem entgegenzutreten, hat man nur zwei Möglichkeiten: man kündigt Mitarbeiter oder gewinnt viele Etats, Letzteres ist schwierig. Somit wusste ich, dass man, wenn man eine neue Agentur gründet, substanziell anders vorgehen muss, in unserem Fall eben ganz ohne Kundenberater. Hinzu kam meine persönliche Erfahrung als Werbetexter, in der ich mich immer schon über die Kontakter är- gern musste. Wenn es Schwierigkeiten gab, wollten die Kunden sowieso immer mit einem Kreativen sprechen – wieso dann also nicht ganz auf Berater verzichten? Daniel Gantner war von dieser Idee begeistert, und so kam es zur Gründung von gantnerundenzi. Daniel Gantner: Unsere Gründung war damals ein Frontalangriff auf die Branche. Man warf uns vor, einen ganzen Berufsstand zu diskreditieren und war der Meinung, dass wir ohne Berater auch nur kleine Kunden an Land ziehen können. Heute haben wir Kunden jeglicher Größe aus allen Bereichen. HORIZONT: Welche Vorteile haben die Kunden durch den Wegfall der Berater? Enzi: Wie gesagt – die Kunden haben einen direkten Ansprechpartner und zwar der Kreative, der die Arbeit macht – und das lieben sie. Damit verbunden ist auch ein klarer Zeit vorteil, und das macht Sinn, nachdem wir – anders als früher – manchmal nur einen Tag Zeit haben, einen Job zu erledigen. Ich glaube, dass sich die Agenturen darauf noch nicht eingestellt haben und sich oft nicht bewusst sind, dass Agenturen Dienst- Unsere Gründung vor zehn Jahren war ein Frontalangriff auf die Branche. Daniel Gantner leister sind. Früher haben wir uns in einer Welt zwischen Kunst, Dienstleistung, Kommerz und Überheblichkeit befunden, doch diese Zeiten sind vorbei. HORIZONT: Wie leicht oder schwer ist es, Kreative zu finden die auch be raten können? Enzi: Junge Menschen, die sich bei uns bewerben, kennen nur die heutigen Strukturen – das ist also kein Problem für sie. Sie müssen es umgekehrt sehen: Arbeite ich als Kreativer, ist es doch viel frustrierender, wenn ich mich mit Beratern ärgern muss, statt direkt mit dem Kunden kommunizieren zu können. Die Arbeit ohne Kontakter ist auf Dauer für jeden Kreativen eine Erleichterung. Gantner: Für Kreative ist es furchtbar, wenn man sein Baby aus der Hand gibt und jemand anderer geht damit hausieren. HORIZONT: Müssen Sie dann nicht ab und zu auf Freelancer zurück greifen? Enzi: Wir arbeiten nicht mit Freelancern, dafür bestand auch nie Bedarf. Wenn wir die Arbeit nicht mehr bewältigen könnten, würden wir uns jemanden dazuholen. Momentan sind wir mit unseren zehn Mitar beitern für den Markt jedenfalls groß genug. HORIZONT: Welche Kunden be treuen Sie derzeit? Gantner: Wir haben Kunden aus fast allen Branchen. Darunter die Hotelkette Falkensteiner, Tele2, bet-athome.com, Villacher Bier, die BKS Bank, die Helvetia Versicherungen oder Adler Lacke, um nur einige zu nennen. Tele2 wurde zuvor von einer großen Agentur betreut, bei uns von einem Zwei-Mann-Team, und sie haben uns gesagt, dass sie sich noch nie so gut aufgehoben gefühlt haben. Da frage ich mich dann doch, was wir richtig machen oder die anderen falsch. Enzi: In Marketingabteilungen sitzen heute ja teilweise auch nur mehr zwei, drei Leute – wenn man als Agentur dann mit sechs Mitarbeitern ankommt, verschreckt man den Kunden und wird fast als Bedrohung wahrge- Daniel Gantner und Markus Enzi gründeten Österreichs erste kontakterlose Agentur – bis heute hat ihnen das niemand nachgemacht. © Vyhnalek nommen. Ein guter Beweis, dass unser Konzept funktioniert, ist auch die Tatsache, dass die Kunden bei uns bleiben – bis heute hat uns jedenfalls noch keiner verlassen. Dazu muss man auch sagen: Den Kunden sind Verlässlichkeit, Termintreue und Schnelligkeit das Wichtigste. Krea tivität steht erst an sechster, siebter Stelle, wie man aus der Markt forschung weiß. HORIZONT: Stichwort Kreativität – Werbepreise sind bei Ihnen kein Thema, richtig? Enzi: Wir haben das bei BBDO und Lowe GGK bis zum Exzess gemacht und gesehen, wie irrelevant Werbepreise sind. 90 Prozent von dem, das Sie bei Werbepreisen sehen, hat die Öffentlichkeit nie wahrgenommen. In Agenturen wird viel Zeit dafür aufgewandt, künstliche Arbeiten für Einreichungen zu produzieren, die auf eigene Kosten einmal geschaltet werden, um die Einreichbedingungen zu erfüllen. Gantner: Das ist an Lächerlichkeit kaum zu überbieten – welcher Arzt wird für die gelungenste Herz-Transplantation ausgezeichnet oder welcher Jurist für das beste Plädoyer? Da fragt sich doch auch der Kunde: Arbeiten die für sich selbst oder für mich? Dieses Risiko wollen wir völlig ausschließen, indem wir prinzipiell nicht einreichen. Jeder ist eitel und freut sich über Anerkennung – aber viel geiler ist es, eine echte Arbeit zu kreieren, die – wie zum Beispiel im Falle der bet-at-home.com-TVSpots – halb Europa gesehen hat und von der der Kunde tatsächlich profi- tiert. Hier nehme ich aber auch die Medien in die Mangel, wenn Sie wieder einmal zehn Seiten über einen provinziellen Wettbewerb wie den CCA drucken. Enzi: Einreichungen kosten auch einen Haufen Geld, zusätzlich zu der Arbeitszeit, die man investiert. Welche Agentur hat 60.000 Euro pro Jahr – und so viel kann das schon kosten – einfach so über? Mir kommt vor, dass Werbepreise, abgesehen von Cannes, an Bedeutung verloren haben – das kann man bedauern, weil die Branche dadurch an Glanz verliert, aber wie gesagt: Im Endeffekt sind wir Dienstleister. HORIZONT: Welche weiteren Ent wicklungen in der Branche haben Sie in den letzten Jahren beobachtet? Enzi: Die Wehleidigkeit in unserer Branche ist etwas Furchtbares – aber wir waren immer schon eine Branche der Halbgebildeten und haben viel zu viel Geld für viel zu wenig Hirn verdient. Man muss sich oft schämen. Gantner: So sehen viele Kreationen aber auch aus – man sieht, dass viele Werber keine geraden Sätze mehr schreiben können, ungebildet sind, nur mehr aufs Handy starren, keine Bücher mehr lesen, nicht mehr ins Theater gehen. Ich möchte einmal einen österreichischen Werbespot s ehen, der mich umhaut, mich inspiriert und nicht aussieht wie von Bedenkenträgern weichgespülte Dutzendware. Man kann hier von einer Dumpfheit sprechen, die um sich greift und alle infiziert – und das ist der Grund, warum wir als Branche jeglichen Rang verloren haben. Wenn man also jemanden findet, der etwas in der Birne hat, dann sollte man den tunlichst hegen und pflegen. Enzi: Es gibt durchaus intelligente und tolle Leute in der Werbung, aber viel zu wenige. • Frau mit Leidenschaft für Shopping, trendorientiert, zielstrebig. Suche kreative, selbstbewusste Agentur, die mich fordert und zu Höchstleistungen treibt. Gesucht und gefunden: Claudia Anders ist Leiterin zentraler Mediaeinkauf bei media.at. Auf der Suche nach Veränderung? Wir sind professioneller Partner. www.media.at media.at GmbH | Schwarzenbergplatz 6 | 1030 Wien | AT | Tel +43 1 71635 | [email protected] Analyse | Beratung | Umsetzung 014 14 Trending Topics Social Media · Mobile · Start-ups · Netzpolitik HORIZONT No 24 auch Wien eine der wichtigsten Reisedestinationen für Jungunternehmer. Kein Wunder: An der Themse floriert nicht nur die Start-up-Szene (zum Beispiel: TransferWise, SwiftKey, Shazam oder busuu), auch Google oder Facebook betreiben hier große Büros; und London als eines der Finanzzentren der Welt bietet Gründern auf der Suche nach Risikokapital viele Chancen. Allein zwischen Jänner und März wurden einer Analyse von der Stadtagentur London and Partners zufolge 647 Millionen US-Dollar in Start-ups aus der Metropole investiert – 2015 soll die Zwei-Milliarden-Grenze locker gesprengt werden. Dass die Innovationsbranche in Großbritannien floriert, hat auch viel mit staatlicher Unterstützung zu tun, die eine lange Tradition hat. Gerne wird vor Ort die Geschichte erzählt, dass im Land bereits 1714 das erste I nnovationsprogramm gestartet wurde. Damals wurden nämlich die Longitude Rewards von der Regierung ausgeschrieben, um Forscher mit einem satten Preisgeld anzuspornen, eine simple Methode zur Bestimmung des geografischen Längengrads bei Schiffspositionen zu finden. Den Longitude Prize hat die Nationale Stiftung für Wissenschaft, Technik und Kunst im Vereinigten Königreich (Nesta) aktuell noch ausgeschrieben – zehn Millionen Pfund winken demjenigen, der das Problem der Antibiotikaresistenz löst. Der Medienpartner BBC sorgt für Aufmerksamkeit. Nesta vergibt außerdem Zuschüsse an Individuen oder Institutionen von bis zu mehreren Hunderttausend Pfund, die Innovationsprojekte umsetzen. Eines dieser Projekte etwa hat zum Ziel, Demenzpatienten mit Wearables (am Körper tragbaren Mini-Computern) auszustatten, ihnen so die Navigation durch den Alltag zu erleichtern und parallel der Forschung Echtzeitdaten über das Patientenverhalten zu liefern. Damit die Innovationsbegeisterung beziehungsweise die Auseinandersetzung mit der Digitalisierung auch bei der breiten Masse ankommt, hat Nesta im März 2015 das FutureFest abgehalten, auf dem unter anderem NSA-Whistle blower Edward Snowden per LiveSchaltung zum Publikum sprach. Laut Nesta-CEO Geoff Mulgan würden etwa 15 bis 20 Prozent der Briten Angst vor Globalisierung und Digitalisierung haben, doch vor einigen Jahren waren es noch 40 Prozent. Zahl der Woche 10.000 Abonnenten zählt derstandard.at mittlerweile für seinen NachrichtenDienst via WhatsApp. Nutzer, die sich für den Service anmelden, bekommen täglich in der Früh eine News-Übersicht mit Links zu Artikeln und Eilmeldungen in die App, die Facebook gehört. App der Woche Apple News Der iPhoneKonzern hat auf seiner Hauskonferenz WWDC diese Woche eine App für iPhone und iPad präsentiert, in der Nutzer Artikel zu einer Million Themen finden und teilweise kostenpflichtig lesen können. Die App soll dazulernen und spannende Inhalte vorschlagen können, im Herbst wird sie in den USA, Großbritannien und Australien starten. © Apple Great Brother Großbritannien und speziell London gelten punkto Innovationspolitik als EU-Vorbild. Auch die österreichische Regierung holt sich hier Inspiration für die eigenen Start-up-Initiativen Kopf der Woche Reportage von Jakob Steinschaden Theresa Thalhammer Die Oberösterreicherin, Marketing-Managerin beim Autohaus Sonnleitner (Renault, Dacia, Nissan), will im August mit einer besonderen Aktion das Thema Elektromobilität pushen: Gemeinsam mit Markus Luger wird sie mit einem E-Auto 3.500 Kilometer – von Linz nach Barcelona und retour – fahren und auf der Strecke nur sauberen Strom tanken. Die Fahrt soll beweisen, das Fernreisen im E-Auto möglich sind. © T. Thalhammer Einrichtungen des Innovations-Hubs aus nächster Nähe anzusehen – HORIZONT war mit dabei. Der Ruf von London als innovativer Start-up-Hub hat mittlerweile auch Cupertino, Kalifornien, erreicht. Denn von dort ist 2014 ein hochrangiger Apple-Ingenieur, der für die in der Apple Watch verbauten Technologien zuständig ist, aufgebrochen, um sich in der britischen Hauptstadt mit einem Start-up zu treffen, das an Gesundheits-Wearables arbeitet – für Apple offenbar ein interessanter Gesprächspartner, um sich über neue Möglichkeiten bei Körpersensoren zu informieren. So wie Apple und viele andere Technologiefirmen, Start-up-Gründer oder Investoren zuvor, ist vergangene Woche auch eine Delegation rund um Staatssekretär Harald Mahrer (VP) in die Metropole an der Themse aufgebrochen, um sich die zugrunde liegenden Strukturen und Magnet an der Themse Einer Analyse der Webseite startup travels.com zufolge ist London n eben San Francisco, New York, Berlin und Staatssekretär Mahrer erfuhr in London, wie Innovation seinen Job verändert. © www.christophergunson.com (2) David Halpern von der Nudge Unit berät UK-Premierminister Cameron. Katapulte für Innovation Mit der Digitalisierung ist man auch – was auch sonst – im freundlich-offenen Digital Catapult Centre nahe den Londoner Büros von Google und Facebook beschäftigt. Die Einrichtung gehört zu einem staatlich geförderten Netzwerk aus derzeit sieben Zentren, in denen an Stammzelltherapien, Smart Cities oder erneuerbaren Energiequellen gearbeitet wird. Im Digital Catapult, wo junge Techniker neue Gadgets wie einen fiebermes- Impressum HORIZONT Medieninhaber und Verleger Manstein Zeitschriftenverlagsges.m.b.H. DVR-Nr. GZ 02Z031577 W, Brunner Feldstraße 45, 2380 Perchtoldsdorf Internet www.horizont.at Tel. +43/1/866 48-0 Fax +43/1/866 48-100 E-Mail [email protected] Mitglieder des Aufsichtsrats Prof. Hans-Jörgen Manstein (Vorsitz) Klaus Kottmeier Peter Kley Peter Ruß Herausgeber Sebastian Loudon Chefredakteur Sebastian Loudon Firmenbuchnummer FN 62661 z Chefredakteur-Stellvertreterin Mag. Birgit Schaller (bis, DW 628) Geschäftsführung Mag. Dagmar Lang, MBA Art Direction Lisa Weishäupl Redaktion Dkfm. Milan Frühbauer (üh) Gerlinde Giesinger (gg, DW 502) Lana Gricenko (lg, DW 606) Harald Klöckl (hk, DW 559) Lisa Mang (lm) Timo Niemeier (tn, DW 609) Dipl.-BW Doris Raßhofer (dodo, DW 602) Jakob Steinschaden (jak, DW 610) Herwig Stindl (hs) Claudia Tschabuschnig (cat, DW 612) Redaktionsassistenz Carolin Daiker (DW 607) Ständige freie Mitarbeiter Dr. Walter Braun (br) Mag. Wolfgang Kühnelt (wk) Ralf Dzioblowski (rd) Verlagsleitung Sebastian Loudon Anzeigenleitung Martina Hofmann Anzeigenberatung Martin Kaindel (DW 625) Barbara Lindenberger (DW 623) Anzeigen-Sekretariat Ariane Schlosser (DW 626) Alexandra Ziermann (DW 622) Vertrieb Katharina Artner (DW 511) Lektorat Rocco Prumer James Walker Firma des Herstellers Friedrich VDV Vereinigte Druckereien- und Verlags-GmbH & Co KG 4020 Linz, Zamenhofstraße 43–45 Erscheinungsweise wöchentlich mindestens 46 Mal im Jahr Einzelpreis € 3,30 Jahresabo Inland € 109,– (exkl. MwSt.) Jahresabo Ausland € 171,50 (exkl. MwSt.) Studentenermäßigung 50 % Grafisches Konzept section.d/Albert Exergian Aboservice Katharina Artner (DW 511), [email protected] Elektronische Produktion DTP-Abteilung Manstein Verlag Die Offenlegung gemäß § 25 MedG ist unter www.horizont.at/offenlegung abrufbar. 12. Juni 2015 Trending Topics Social Media · Mobile · Start-ups · Netzpolitik Europas Start-upHauptstadt lockt nicht nur Gründer und Investoren an, sondern auch Politiker, die Inspiration in der britischen Hauptstadt suchen. 15 Start Up Campus: Zehn Firmen, drei Jahre, zehn Prozent A1 hat am Dienstagabend seine Einrichtung für junge Unternehmen eröffnet, die für Gratisbüro sowie Sach- und Dienstleistungen Anteile an A1 abgeben © peresanz/Fotolia senden Schnuller für Babys entwickeln, geht es derzeit stark um das Thema „Personal Data Stores“, also darum, wie Bürger im Big-Data-Zeitalter die Kontrolle über ihre derzeit oft in der ominösen Internet-Cloud (das heißt die Server von Facebook, Google und Co.) gespeicherten Daten zurückgewinnen können. Die Vision: Menschen sollen ihre Daten (zum Beispiel die Krankenakte) vertrauensvoll und einfach mit Behörden und Unternehmen teilen können, ohne dass diese außerhalb ihres Einflussbereichs gespeichert werden. Die öffentliche Einrichtung Innovate UK, die vom Wirtschafts- und Innovationsministerium finanziert wird, will die Zahl der Catapult-Zentren bis 2030 auf 25 erhöhen – ihr Budget von rund 500 Millionen Euro pro Jahr könnte unter der alten neuen Regierung von Cameron schon bald verdoppelt werden. Auch der Internetkonzern Google sieht sich als Katapult für die TechBranche. Im lebendigen HipsterStadtteil Shoreditch hat man den London Campus eingerichtet, der gerne als „Starbucks für Start-ups“ bezeichnet wird. Hier bekommen Entwickler, junge Einzelunternehmer oder kleine Teams Gratis-Internet und -Arbeitsplätze – inklusive angeschlossenen Café, Tischfußball und eines Testlabors mit zahlreichen Smartphones und Tablets, auf denen neue Apps ausprobiert werden können. Für Google ist die Einrichtung eine Art Seismograf der Szene: Jeden Tag sollen sich hier rund 200 Vertreter von Start-ups aufhalten, insgesamt haben sich hier seit dem Start vor drei Jahren Tausende Start-ups angemeldet. Google wäre nicht Google, wenn es nicht Daten wie E-Mail-Adresse, Firmenname, Alter des Start-ups, Branche und Webseite sammeln würde. Regieren mit Schubsern Eine Herausforderung, vor der man wie in Österreich auch in den Catapult-Zentren steht, ist, die Forscher unternehmerisch denken zu lassen – schließlich ticken die Welt der Wissenschaft und die des Business anders. Für Forscher ist es wichtig, ihre Ergebnisse schnell zu publizieren, um in der Scientific Community Anerkennung zu finden. Die Krux: Was einmal publiziert ist, kann später nicht mehr patentiert werden, um ein konkurrenzfähiges Produkt auf den Markt zu bringen – „patent first, publish later“ ist eine simple, aber wichtige Devise, die den Wissenschaftlern gerne und oft vorgebetet wird. Die britische Regierung will aber nicht nur Wissenschaftler zum Umdenken bewegen, sondern auch die Bevölkerung. Die sogenannte „Nudge Unit“ („Nudging“ bedeutet Stups oder Schubs) wird seit 2010 vom Behavioural Insights Team (BIT) rund um den Psychologen David Halpern geführt, der Premier Cameron berät. „Nudging“ ist eine Methode, die darauf abzielt, mit positiven Anreizen statt mit Verboten und neuen Regeln das Verhalten von Menschen zu beeinflussen – also Anstoß statt Anordnung. Die „Nudge Unit“ in Großbritannien etwa hat an säumige Steuerzahler den Hinweis „Pay your tax or lose your car“ in einem personalisierten Brief adressiert. Das Ergebnis: Die Zahl der Zahlenden konnte verdoppelt werden, wenn ein Foto vom betroffenen Auto gezeigt wurde, ergab das sogar eine Verdreifachung. Auch in den USA, Deutschland oder Dänemark gibt es bereits NudgingTeams, die auf verschiedenste Art eine Verhaltensänderung der Bevölkerung etwa in Bereichen wie Energiesparen, Pensionen oder Verkehr herbeiführen wollen. Kritiker sprechen allerdings von poli tischen Psychotricks und Manipulation. Österreich will lernen „Ich fühle mich in unserer Entscheidung bestätigt, das Thema Innovation in den Mittelpunkt zu stellen. Egal wo man hingeht, man sieht: Die Welt ist im Umbruch“, sagte Staatssekretär Mahrer im Rahmen der LondonReise. Er will neben einer Gründerland-Strategie 2015 auch seine OpenInnovation-Strategie vorantreiben und Grundlagenforschung oder Risikokapitalmarkt stärken – auch einer Nudge Unit in Österreich wäre er nicht abgeneigt, auch wenn deren Erfolg nicht garantiert wäre. „Man muss den Mut haben, Dinge zu machen, ohne zu wissen, was herauskommt. Das fällt der Politik schwer, aber wir müssen uns auch erlauben, einmal zu scheitern. Wenn man nichts macht und die Komfortzone nicht verlässt, dann wird man auf alle Fälle scheitern“, so Mahrer, dessen nächste Arbeitsreise nach Asien führt. „Ich sehe China nicht als Gefahr, sondern als unfassbare Chance. Innerhalb der nächsten sieben Jahre wird China sein gesamtes Innovationsbudget mehr als verdoppeln. Die Digitalisierung betrifft alle Lebens- und Industriebe reiche, und China hilft uns, das zu erkennen. Wir müssen uns auf unseren Content- und Kreativ-Reichtum, den wir in Europa haben, konzentrieren, und diese kreative Power kommt aus der Start-up-Szene. Wenn die Flut kommt, dann dürfen wir keine Mauern, sondern müssen Boote bauen.“ • In der Wiener Treustraße 22–24 nahe der Friedensbrücke wird man künftig viele Jungunternehmer ein- und ausgehen sehen. Denn hier hat A1 Telekom Austria unter Mitwirkung von Generaldirektor Hannes Ametsreiter am Dienstagabend offiziell seinen Start Up Campus eröffnet. Bereits zum Start residieren hier bereits vier österreichische Jungfirmen, die von A1 nicht nur Bürofläche für bis zu drei Jahre erhalten, sondern auch mit Sach- und Dienstleistungen (zum Beispiel Hardware, Beratung durch etwa 40 A1-Mitarbeiter, Medienarbeit, Infrastruktur wie die A1 Cloud) bedacht werden, um schnell wachsen zu können. Die Telekom Austria will mit der Einrichtung, die sich in einer Vermittlungsstelle mit 20.000 Wiener Anschlüssen befindet, die österreichische Start-up-Szene beflügeln und erwartet sich selbst laut Ametsreiter „Impulse für das eigene Unternehmen“. Start-ups werden nach einer Bewerbungsphase von einem Ad- Für kleine Teams: Die Büros im Start Up Campus sind zwischen 21 und 27 Quadratmeter groß. © A1 Telekom Austria visory Board ausgewählt – in der Regel passen ihre Produkte und Services zum Kerngeschäft. Gratis ist der Campus nicht: Mindestens zehn Prozent Firmenanteile müssen die Jung firmen (je nach Vereinbarung) an das Telekomunternehmen abtreten. Möglich ist auch in individuellen Abmachungen, dass die Start-up-Produkte über das Vertriebsnetz von A1 mitverkauft werden. Auch die Chance auf internationale Expansion gibt es über den mexikanischen Mehrheitseigentümer América Movil mit rund 290 Millionen Mobilfunk-Kunden. Sollte ein Start-up einen Exit schaffen und an ein anderes Unternehmen verkauft werden, würde A1 über seine Beteiligung Geld machen. In der Büroetage haben etwa zehn Start-ups Platz, zu den bestehenden vier könnten bald drei weitere dazukommen, mit denen gerade verhandelt wird. Derzeit an Bord: Flatout Technologies ist auf Smart-Home-Anwendungen spezialisiert, Keynto arbeitet an einem Passwort-Manager, DefectRadar bietet ein Mängel-Management-System, und Parkbob will freie Parkplätze für seine App-User finden. jak 13./14. Juli 2015 l Steigenberger Hotel am Kanzleramt l Berlin HORIZONT DIGITAL MARKETING DAYS 2015 Jetzt anmelden und Teilnahme sichern! www.conferencegroup.de/digital15 Erleben Sie auf der Bühne u.a.: Dr. Christian Deuringer Allianz Marianne Dölz Facebook Dennis Kubon Deutsche Telekom Lars Lehne Google Deutschland Nicolas Lindken alias Tense Patrick Swientek Nestlé Deutschland + Learning Day am zweiten Tag mit Praxis-Workshops Veranstalter: Partner: Medienpartner: 16 International Marketing · Werbung · Medien Grünberger avanciert global Gerald Grünberger, Geschäftsführer des VÖZ, in Washington zum Vorsitzenden des Executive Committee des Weltverbands der Zeitungsverbände gewählt Spitzenposition bei WANIFRA: Gerald Grünberger, in Österreich Chef des Verlegerverbandes. © J. Brunnbauer Hohe Anerkennung für Gerald Grünberger, Geschäftsführer des Verlegerverbands VÖZ: Beim Treffen des Weltverbands der Zeitungsverbände WAN-IFRA in Washington wurde er zum Vorsitzenden aller Direktoren (Executive Committee) der Mitgliedsverbände und als Präsidiumsmitglied gewählt. Weitere Österreicher im WAN-IFRA-Vorstand sind Markus Mair (Styria Media Group) und Eugen A. Russ (Russmedia). Österreichs räsenz in den höchsten Gremien hat P Tradition: VGN-Herausgeber Horst Pirker ist „Honorary Mitglied“ im Vorstand; 2011 sollte Pirker zum Präsidenten des Weltverbands gewählt werden, doch seine Ablösung als Styria-Vorstand verhinderte dies. WAN-IFRA, die „World Association of Newspapers and News Publishers“, ist die globale Organisation der Weltpresse und Nachrichtenmedien. Sie vertritt mehr als 18.000 Publika tionen, 15.000 Online-Sites und über 3.000 Unternehmen in mehr als 120 Ländern. Hauptaufgaben sind Verteidigung und Förderung von Pressefreiheit, Qualitätsjournalismus und redaktioneller Integrität. Das jüngste Treffen widmete sich vor allem den wirtschaftlichen Perspektiven: Die globalen Erlöse der Zeitungen aus dem Auflagenverkauf sind erstmals in diesem Jahrhundert höher als die Erlöse aus dem Anzeigengeschäft. hs EINRE ICHSC HLUSS 30. JU NI! Werden Sie Superheldin der Effizienz! 2015 Jetzt einreichen auf: effie.at austria HORIZONT No 24 AdBlocker und die Folgen Kolumne von Walter Braun Vor rund einem Monat sind die Die Zeit und das Handelsblatt in Hamburg in den Ring gestiegen. Als nächstes probierten es RTL and ProSiebenSat.1 in München: Alle haben sie verloren. Demnächst wird Springer in Köln vor Gericht ziehen. Die deutschen Medienriesen wie Goliath gegen einen David, der erst seit vier Jahren auf der Welt ist, nämlich die Firma Eyeo. Anlass der Beschwerde: ein Plug-in. Es geht um AdBlock, das den deutschen Medien riesen ein Dorn im Auge ist. Die Argumentation der Klagsführer war ein wenig an den Haaren herbeigezogen: Die werbeunterdrückende Software sei wettbewerbsverhindernd. Es steht aber viel auf dem Spiel: Gratis angebotene Medieninhalte, die sich ausschließlich durch Werbung finanzieren, sind das Standardmodell im Web. Das hängt nun in der Luft. Nach dem juristischen Sieg versprach ein Eyeo-Vertreter, mit den Medienanbietern zusammenzuarbeiten, um weniger aufdringliche Werbung zu fördern. Eyeo führt eine ‚Positivliste‘, die gewisse Werbung durchlässt. Unter den Kriterien: keine Animation, keine Pop-ups, keinerlei Ton. Um auf diese weißgewaschene Liste zu kommen, ist allerdings eine ‚Unterstützungsgebühr‘ bei den Werbetreibenden fällig. Klingt wie Schutzzoll-Piraterie. Dort liegt aber nicht das Problem. AdBlock wurde angeblich bereits 400 Millionen Mal heruntergeladen. Es kommt schlimmer: Einer unveröffentlichten Erhebung zufolge steigt der Einsatz von werbeunterdrückender Software exponentiell an. Besonders in Holland und in Deutschland, wo 40 Prozent das werbeverhindernde Knöpfchen installiert haben. In den USA sind bloß 15 bis 17 Prozent der Webnutzer werberesistent. Besonders alarmierend: Von den Millennials (geboren zwischen 1980 und 2000) werden Werbeblocker doppelt so häufig eingesetzt. AdBlock Plus ist nicht die einzige Werbeunterdrückungs-Software; der Firefox-Browser von Mozilla lässt ebenfalls eine „Tracking Protection“ aktivieren. Die wird sogar positiv ausgelobt (Websites laden dann um über 40 Prozent schneller). Aus Kanada kommt das elegante uBlock. Angeblich planen auch Telekoms, Werbeunterbrecher einzusetzen. Argument: Werbung frisst viel Bandbreite, und bloß Google & Co. verdienen daran. Keiner traut sich’s zu sagen, aber anonymer Gratiskonsum von anspruchsvollen Inhalten geht seinem Ende zu – entweder weil die Anbieter das Handtuch werfen oder unbezahlte Zugriffe erschweren werden. Die Werbewirtschaft ist aufgerufen, sich von ihrer Programmatic-Besessenheit zu befreien – automatisierter Werbemüll ist nicht die Zukunft … Lesetipp: How Music Got Free: What Happens When an Entire Generation Commits the Same Crime, von Stephen Witt HORIZONTKorrespondent Walter Braun berichtet jede Woche aus dem UK über internationale Kommunikations trends.