Indianische Gegenwart - Aktionsgruppe Indianer und
Transcrição
Indianische Gegenwart - Aktionsgruppe Indianer und
ISSN 0939-4362 Postvertriebsstück B 30651 F Preis 4,50 Euro / 8,00 SFr - Nr. 53 - Frühjahr 2002 COYOTE Indianische Gegenwart Entwicklungen – Hintergründe – Engagement British Columbia Treaty Referendum Sun Peaks Fischereirechte Vom Stamm zur First Nation Western Shoshone Atomares Endlager Yucca Mountain Geld statt Land „Indianer“schmuck“ Kunst und Künstlichkeit Inhaltsverzeichnis + Inhaltsverzeichnis + Inhaltsverzeichnis + Inhaltsverzeichnis NEWS Politik BRITISH COLUMBIA Kurznachrichten ....................................................................................................... 4 Keine Stimme für das Referendum B.C. läßt über Indianerrechte abstimmen ................................................................ 7 Wo sind denn die Kanadier? Protestkundgebung anläßlich des Besuchs des „Team Canada“ ............................. 9 No Indians allowed! Secwepemc protestieren weiter gegen Sun Peaks ................................................... 11 Vom Stamm zur First Nation Der Wandel gesellschaftlicher Strukturen von 1770 bis zum frühen 20. Jh. .......... 16 FISCHFANG Im Netz gefangen? Fischfang am Scheideweg zwischen Tradition und Profit ...................................... 20 Haida fordern Queen Charlotte Islands zurück ..................................................... 24 WESTERN SHOSHONE Arroganz macht taub! US-Regierung hat kein Ohr für Proteste der Western Shoshone ............................ 25 DINEH Four Corners: Dineh in die Ecke gedrängt ............................................................. 30 JAMES BAY CREE Im Strom der Geschichte James Bay Cree stimmen für neuen Vertrag mit Quebec ....................................... 32 LEONARD PELTIER Vereint können wir die Welt verändern! Verlosungsaktion zur Unterstützung von Leoanrd Peltier ...................................... 33 MITGLIEDERVERSAMMLUNG Bericht über die Mitgliederversammlung der AGIM ............................................. 34 Kultur INDIANERSCHMUCK Indianerschmuck aus aller Welt ............................................................................. 35 Indianerlexikon Neues Nachschlagewerk von Frederik Hetmann Die Welt der ersten Indianer von A-Z auf nur 205 Seiten? .................................... 39 MUSIK Song für Stammesvorsitzende Fast überhört: Neil Youngs akustische Indianerbilder ........................................... 40 KUNST Tony Abeyta: Un Indiano Veneziano ...................................................................... 41 INDIANISCHE KÜCHE Piki - Zartes Brot aus dem Höllenofen ................................................................... 43 Service Termine .................................................................................................................. 44 Impressum .............................................................................................................. 45 Bestellformular ...................................................................................................... 46 Sales Corner ........................................................................................................... 47 Titelbild: Infostand der Aktionsgruppe Indianer und Menschenrechte auf dem Marienplatz in München anläßlich des Besuchs des „Team Canada“ Foto: AGIM 2 COYOTE 1/02 München, im April 2002 Liebe Leserinnen und Leser, der erste Coyote des Jahres widmet sich dem Thema, das uns schon bereits zu Beginn des Jahres auf Trapp hielt: British Columbia, dem auch unser diesmaliger Schwerpunkt gewidmet ist. Natürlich informieren wir über unsere Protestkundgebung gegen den Besuch der kanadischen Delegation genauso wie über die jüngsten Entwicklungen hinsichtlich des Widerstands der Shuswap-Indianer gegen das Skigebiet in Sun Peaks. Darüber hinaus berichten wir von der ITB und unseren Bemühungen, die Reiseveranstalter zu einem verantwortungs- und respektvollen Handeln zu bewegen, das auch die Interessen der Indianer berücksichtigt und nicht allein diejenigen des schnöden Profits. Doch nicht nur die Tourismusprojekte machen den Ureinwohner in der kanadischen Pazifikprovinz zu schaffen, sondern auch die Bedrohung ihrer Rechte auf Fischfang, Jagd und Lebensweise. Insbesondere British Columbia weigert sich, die bestehenden Rechte, den Aboriginal Title, anzuerkennen, wie der jüngste Versuch des Provinzpremiers Campbell demonstriert, der in verfassungswidriger Weise die Rechte der Indianer der breiten kanadischen Öffentlichkeit in einem Referendum zum Fraß vorwirft. Gerade der Tourismus zeigt, wie stark unsere globalisierte Welt auch auf die Lebensweise der Indianer einwirkt. Deshalb schon einmal die Vorankündigung, dass sich unsere nächste Ausgabe eingehend dem Thema „Globalisierung und Indianer“ widmen wird, dessen Auftakt der im jetzigen Heft enthaltene Artikel über „indianischen“ Silberschmuck bildet. Vielfach werden indianische Traditionen missachtet und kommerzialisiert. Wir dagegen wollen eine Tradition der kanadischen Westküste aufgreifen, die in befreiender Weise dem profitgierigen Streben der Globalisierer entgegensteht: Potlatch. Im Zuge des von uns geplanten „Indian Summer“ oder vielmehr „Herbst des Widerstands“ um den 12. Oktober, zu dem wir verschiedene Veranstaltungen planen (u.a. Demo, Vorträge, Film), werden wir ein Potlatch abhalten – ein großes Verschenkfest. Schon jetzt möchten wir auch unsere Leser auffordern, daran teilzunehmen bzw. zu überlegen, was der eine oder die andere an Geschenken und Gegenständen beisteuern kann (bitte kein Müll!). Genauere Informationen folgen noch. In der aktuellen Ausgabe finden sich Vorlagen für Protestbriefe. Wir bitten Euch bitten, diese aufzugreifen bzw. zu den jeweiligen Themen eigene Protestbriefe zu schreiben – gemeinsam können wir die Welt verändern! Abschließend noch ein Appell in eigener Sache: Die Publikation des Coyote wurde leider aufgrund des Papierpreises, Druckerwechsel etc. immer teurer. Wir bitten daher alle, die ihr Coyote-Abo oder ihren Mitgliedsbeitrag noch nicht bezahlt haben, dies möglichst schnell nachzuholen, denn mit gutem Willen allein können wir das Heft nicht publizieren. Monika Seiller COYOTE 1/02 3 News + News +News +News + News + News +News +News + News + News In 16 Jahren um die Welt: Giftmüll zu den Cherokee Indianerland im Anti-Terror-Kampf Nach einer wahren Odyssee soll der Giftmüll aus Philadelphias Müllverbrennungsanlage nun bei den Indianern abgeladen werden. Seit 1986 gingen 14.000 Tonnen Giftmüll auf die Reise, um einen Abnehmer zu finden, doch gestaltete sich dies fast zu einer Mission Impossible. Der US-Bundesstaat Pennsylvania ging in den 80er Jahren zur Entsorgung in Müllverbrennungsanlagen über, mußte jedoch dann feststellen, dass sich die Bevölkerung gegen die Lagerung des giftigen Restmülls im eigenen Staat heftig zur Wehr setzt. Also mußte man ihn so schnell wir möglich los werden, denn wer möchte sich schöne Wahlkämpfe schon von ein paar Fässern Müll versauen lassen. Am 13. Dezember schlossen die Dene Su’lene von Cold Lake einen Vertrag mit der kanadischen Regierung ab und setzten damit einen Endpunkt unter jahrelange Verhandlungen. Mit einer Entschädigungszahlung von Can$ 25,5 Millionen hat sich damit die Regierung das Nutzungsrecht für ein Gebiet erworben, das sie längst für ihre Zwecke nutzt: die Primrose Lake Air Weapons Range. Nahe Cold Lake im Nordosten Albertas übt die Regierung zusammen mit anderen Nato-Staaten auf diesem Militärplatz Tiefflüge und Bombenabwürfe – Training, das für den Einsatz in Afghanistan diente. Die dort lebenden Dene setzten sich jahrelang gegen die Zerstörung ihres Gebiets zur Wehr, das nicht nur militärisch okkupiert wurde, sondern auch über große Ölreserven verfügt. Barrikaden wurden noch im Herbst 2001 an den Zufahrtsstraßen zum Ölfördergebiets der Alberta Energy Corporation errichtet. Das von der Regierung eingesetzte Band Council hatte sich jedoch für den Vertrag entschieden, der im Dezember mit klarer Mehrheit angenommen wurde. Noch im Sommer letzten Jahres war Adelard Blackman von den Dene Su’lene nach Genf gereist, um bei der UNO Unterstützung für seinen Widerstand gegen den Vertrag zu finden. Die Regierung nutzt das Gebiet bereits seit den 50er Jahren und schreckte dabei auch nicht vor der Zwangsumsiedlung der betroffenen Dene zurück, die über Jahrzehnte unter miserabelsten Bedingungen nahe Churchill (Manitoba) lebten. Kein Staat wurde außer Acht gelassen, doch weder die Niederlande noch Bermuda, Puerto Rico oder die Dominikanische Republik wollten Amerikas Müll und selbst die ärmsten Regierungen in Afrika lehnten entrüstet ab. In einer Nacht und Nebel-Aktion verfrachtete man den Schrott nach Haiti, das daraufhin Alarm schlug und den sofortigen Abtransport verlangte. Also blieb nichts anderes übrig als den Müll wieder einzupacken, von dem zufällig irgendwie 10.000 Tonnen ins Meer rutschten. Hoppla! Aber macht immer noch restliche 4.000 Tonnen, von denen jetzt 3.000 (Da war doch noch eine?!) zu den Cherokee nach Oklahoma sollen. Der Chief der Cherokee erwägt, den Deal tatsächlich abzuschließen, da die Cherokee kaum über alternative Einnahmequellen verfügen. Andererseits hat sich bereits eine Task Force unter den Indianern gebildet, die das Projekt stoppen wollen. Indianer helfen Indern Auf dem Vormarsch: 4,1 Mio. Indianer in den USA Die jüngsten Auswertungen der Zahlen der letztenVolkszählung der USA (U.S.Census 2000), die erst langsam ausgearbeitet wird, überraschen: Statt des bisher mit 1,5 % Prozent ausgewiesenen Anteils der Indianer/Inuit an der Gesamtbevölkerung in den USA stieg die Rate derjenigen, die sich als „Vollblut“-Ureinwohner bekennen um 26 % (US-Durchschnitt: 13 %)auf nunmehr über 4 Millionen. Die Steigerungsrate derjenigen, die sich zumindest als Halbindianer bezeichnen, schnellte sogar um 110 % in die Höhe. Die drei Bundesstaaten mit dem höchsten Bevölkerungsanteil an Indianern sind Kalifornien (628.000), Oklahoma (392.000) und Arizona (256.000); unter den Städten halten New York (87.241) und Los Angeles (53.092) die Spitzenposition, während Anchorage prozentual mit 10,4 % vorne liegt. Die größte indianische Nation bilden dem Census zufolge die Cherokee (729.533), gefolgt von den Navajo (298.197) und den Choctaw (158.744). Diese Bevölkerungsentwicklung ist nicht allein auf Erscheinungen wie den Erfolg des Films „Der mit dem Wolf tanzt“ zurückzuführen. Doch ein neues Selbstbewußtsein spiegelt sich hoffentlich auch mit diesen Zahlen. 4 Aus eigener schmerzlicher Erfahrung haben sich die Innu entschlossen, den Jarawa auf den Anadaman Inseln in der bengalischen Bucht Indiens zu helfen. Die rund 300 Jarawa, die bislang in den Wäldern der Insel als Nomaden lebten, sollen zwangsweise angesiedelt werden, um sie zu „zivilisieren“, wie es in dem Beschluß der örtlichen Behörden heißt. Simeon Tshakapesh, Chief der Mushuau Innu, hat sich in einer schriftlichen „Zeugenaussage“ am 19. März 2002 an den Obersten Gerichtshof in Kalkutta gewandt, um den Jarawa das Schicksal zu ersparen, unter dem die Innu zu leiden haben. Bis in die 70er Jahre hinein lebten die Innu noch selbst als Nomaden, bevor sie als letzter indianischer Stamm in Kanada von der Regierung unter Mithilfe der katholischen Kirche zwangsangesiedelt wurden. Diese Vergewaltigung ihrer traditionelle Lebensweise zeigte rasch verheerende Folgen: 80% der Erwachsenen haben heute Alkohol- oder Drogenprobleme, fast 100% der Kinder sind autodestruktiv und die Innu haben die höchste Selbstmordrate in ganz Kanada. Chief Tshakapesh warnte Indien vor einem Schritt, der die sichere Vernichtung der Jarawa bedeute. Sie in Dörfern anzusiedeln, käme einem Todesurteil gleich. COYOTE 1/02 News + News +News +News + News + News +News +News + News + News Strahlende Fische Filmfest in Taos, New Mexico Eine neue Studie weist nach, dass eine Nuklearfabrik der Regierung für die Produktion von waffentauglichem Plutonium bei Hanford im Süden des Bundesstaates Washington, die Ursache für eine größere Strahlenbelastung der Indianer im Becken des Columbia Rivers ist, als zuvor vermutet. Vom 11. bis zum 14. April wird das „Taos Talking Picture Festival 2002“ stattfinden, ein Ereignis, das die Würdigung indigener Filmemacher zum Zweck hat. Zu den Höhepunkte im Programm gehören u.a. folgende Filme: „Talking Couch“ karikiert den Hollywood Indianer, wie ihn weiße Regisseure geschaffen haben. Szenen aus Filmen mit John Wayne oder aus „Der mit dem Wolf tanzt“ von Kevin Costner sind Zielscheibe des Spotts, der in der Manier von Beavis und Butt-Head vorgetragen wird. Chris Eyre, Drew Lacapa und Gary Farmer spielen Hauptrollen in diesem Streifen. In bisher 40 Jahren Betriebszeit wurden aus der Anlage 11 verschiedene radioaktive Stoffe in die Umwelt entlassen, großteils über die Luft. In den 50er und 60er Jahren wurden aber auch radioaktiver Stoffe in den Columbia River geleitet. Das Hanford Environmental Dose Reconstruction Project (HEDR) wurde durchgeführt um abschätzen zu können, welcher Strahlendosis die Menschen in der Umgebung von Hanford ausgesetzt waren. Dabei stellte sich u.a. heraus, dass der Fischverzehr indianischer Ureinwohner vollkommen unterschätzt worden ist. Sowohl in Hinblick auf die Menge als auch auf die verwerteten Teile der Fische ging man von falschen Voraussetzungen aus. Die in der Nahrungskette eher am Ende stehenden Fische sind mit strahlenden Substanzen regelrecht angereichert und stellen die Hauptursache für die Belastung von Menschen dar. Damit ist das Risiko der Erkrankung an Krebs und das Auftreten genetischer Veränderungen deutlich erhöht. Justine Miles und Viola Allen von den Nez Perce, die beide an Lupus erkrankt sind, wundert das nicht. Lupus ist eine Krankheit, bei der das Immunsystem die Gelenke angreift. Sie kann mit rheumatischer Arthritis verglichen werden und ist sehr schmerzhaft. Selbst einfache Handgriffe können in den akuten Phasen der Krankheit zur Qual werden. Wissenschaftler halten eine Verbindung zwischen der Krankheit und ionisierender Strahlung für möglich. Man müsse nur die Nez Perce Reservation betrachten. Bei mindestens 8 der 4000 Nez Perces in Lapwai, Idaho, wurde diese Krankheit diagnostiziert, eine Quote, die fünf mal so hoch wie der Durchschnitt bei sonstigen nordamerikanischen Indianerstämmen ist. Bei den Nez Perces spielt Fischfang schon immer eine große Rolle. Viola Allen sagt, sie hätte mindestens dreimal in der Woche Fisch aus den heimischen Gewässern gegessen. Justine Miles hebt hervor, dass während der Fischsaison, die ganze Familie Fisch esse. „Skins“ heißt ein anderer Film, der das Leben eines indianischen Alkoholikers auf Pine Ridge in South Dakota zum Thema hat. Der Film war schon auf dem Sundance Film Festival ein großer Erfolg. Zu den damaligen Zuschauern gehörte auch Robert Redford. Der Film geht ans Gemüt und schildert eindringlich die verzweifelte Situation vieler Indianer, die nicht mehr anders können als ihre Probleme im Rausch zu ertränken. Zur hochkarätigen Besetzung zählen Graham Greene, Gary Farmer, Eric Schweig, Noah Watts und andere. „The Busines of Fancydancing“ von Sherman Alexie erzählt die Geschichte des homosexuellen indianischen Dichters Seymour Polatkin und die Beziehungen zu seinen Freunden auf dem Stammesgebiet der Spokane. Hauptdarsteller ist Evan Adams. Der „Taos Mountain Award“ ist eine Auszeichnung, die an indigene Filmemacher vergeben wird, die andere beim Kampf um das Überleben unterstützen. Dieses Jahr geht der Preis an das bolivianische Kollektiv CEFREC/CAIB. Diese Gruppe ist der Kern einer weltweiten Bewegung, die indigenen Völker ermöglicht über Videoberichte ihre eigenen Geschichten zu erzählen. Die Ureinwohner sprechen dabei in ihrer eigenen Sprache, um möglichst authentische Dokumente über ihre Kulturen zu bewahren. Das Kollektiv sei eine bedeutende Antwort auf die Portraits, die seit über hundert Jahren von nicht-indigenen Filmemachern hergestellt worden sind, stellte Alix Smith, Sprecher des Festivals, fest. Das Festival wird von einem Programm für Kinder und anderen Begleitveranstaltungen umrahmt. Zahlreiche prominente Schauspieler, darunter einige Preisträger haben sich als Gäste angekündigt. Besonders belastend für Lupuspatienten ist die Tatsache, dass die Krankheit äußerlich kaum zu bemerken ist. Aus diesem Grund fällt es den Angehörigen und Medizinern häufig nicht leicht, die Leiden der Erkrankten anzuerkennen. Diesbezüglich mussten die beiden Frauen bereits doppelt schmerzliche Erfahrungen machen. Gary Farmer in „Dead Man“ COYOTE 1/02 5 News + News +News +News + News + News +News +News + News + News Im Juni in Calgary: NGOs veranstalten alternative Gipfelkonferenz Kanadische Menschenrechtsgruppen und andere zivile und religiöse Nichtregierungsorganisationen veranstalten vom 21. bis 25. Juni an der Universität von Calgary einen ‘Gipfel der Menschen’. Einer der Hauptorganisatoren, die in der Provinz Alberta ansässige ‘Internationale Gesellschaft für Frieden und Menschenrechte’ (International Society for Peace and Human Rights), betonte, die Konferenz richte sich nicht gegen die Globalisierung, sondern werde sich in Diskussionen und Seminaren mit Themen wie dem Waffenverkauf an Entwicklungsländer, der Ausbeutung von Kindern und der Armutsbekämpfung befassen. Louis Riel: Der Métis-Rebell und Volksheld soll offiziell rehabilitiert werden Der Métisführer Louis Riel, der am 16. November 1885 wegen Hochverrats gehängt worden war, soll endlich offiziell rehabilitiert werden und als Held seinen Platz in der kanadischen Geschichte einnehmen. In der vergangenen Woche brachte die liberale Senatorin Thelma Chalifoux im Parlament in Ottawa eine Gesetzesvorlage ein, durch die der einstige Rebell vom Vorwurf des Landesverrats rehabilitiert werden soll. Die 72-jährige Politikerin, mit der erstmals eine Angehörige der Métis ins kanadische Oberhaus eingezogen war, ist Vorsitzende des Senatsausschusses für Angelegenheiten der Urbevölkerung. Sie ist zuversichtlich, dass ihr Antrag eine parlamentarische Mehrheit findet und bis Mai 2002 verabschiedet wird. Radio Canada Internationale zitiert sie mit den Worten: „Kanada braucht einen Helden, doch wenn wir von Louis Riel sprechen, heißt es immer noch: Er wurde als Landesverräter gehängt.“ US-Stützpunkt bedroht Tuscarora in North Carolina Die US Navy will auf dem traditionellen Gebiet der Southern Tuscarora in Bertie County, NC, einen Stützpunkt errichten. Betroffen wären im Einzugsgebiet des Projekts zwei traditionelle Dörfer – Tandequemuc und Dasamonaquepuc – sowie Grabstätten ihrer Vorfahren. Die Tuscarora rufen zum entschiedenen Widerstand gegen das Projekt auf und hoffen auf Unterstützung. Protestbriefe gegen diesen Akt kolonialer Repressionsmentalität an: Commander Fred Pierson Naval Facilities Engineering Command 1510 Gilbert St. Norfolk VA 23511 Fax: 001-757-322-4894 6 Kampagne zur Unterstützung der indigenen Rechte Am 18. Februar 2002, reichten 168 mexikanische Abgeordnete fast aller Parteien – ausser der PAN, der Partei des Präsidenten Vicente Fox – den ursprünglichen COCOPA-Gesetzesentwurf für indigene Rechte und Kultur wieder bei der mexikanischen Abgeordnetenkammer ein, um „den Fehler des letzten Jahres zu reparieren, eine Reform bewilligt zu haben, die den Forderungen der indigenen Völker nicht nachkommt.“ Der PRI Abgeordnete Jaime Martinez erinnerte das Abgeordnetenhaus daran, dass der von der EZLN und der Bundesregierung unterzeichnete COCOPA-Vorschlag „Ausdruck einer erfolgreichen Verhandlung in Mexiko ist“, da sowohl die Zapatistische Armee als auch die Regierung sich verpflichteten, den COCOPA-Vorschlag zu akzeptieren. Währenddessen hat das mexikanische Oberste Gericht immer noch keine Entscheidung über die Verfassungsrechtlichkeit des indigenen Gesetzes getroffen, noch hat es auf die mehr als 370 Beschwerden indigener Gemeinden gegen die Reform reagiert. Bisher wurden etwa 37.000 Briefe an Präsident Fox und mexikanische Konsulate auf der ganzen Welt geschickt. Die Unterzeichner fordern die Anerkennung der indigenen Rechte und unterstützen das Netzwerk der Gemeindeverteidiger für Menschenrechte von Chiapas (La Red de Defensores Comunitarios por los Derechos Humanos), das aufgrund der Verletzung der ILO-Konvention 169 durch Mexiko Klage vor der Internationalen Arbeitsorganisation eingereicht hat. Freigegeben bis 6 Jahre In der Berichterstattung für den Coyote fühlen wir uns stets aufgefordert, auch aktuelle Themen aufzugreifen, die sich mit „den Indianern“ beschäftigen. So hatten wir ursprünglich vorgesehen, uns in einer objektiven Kritik mit dem „erfolgreichsten deutschen Film aller Zeiten“ – dem Schuh des Manitu – auseinanderzusetzen. Allerdings ist das nach eineinhalb Stunden banalster geistiger Folter nicht mehr möglich – und auch nicht erforderlich, denn der Film setzt sich nicht mit Indianern im eigentlichen Sinne auseinander. Als durchaus humorvolles Wesen finde ich es allerdings tieftraurig, dass ausgerechnet ein solches Beispiel schlimmster Verblödung, das dem eigenen Selbstverständnis als intelligenzbegabtes Wesen eine herbe Kränkung versetzt, derart erfolgreich sein konnte (über 11 Mio. Besucher!). Nochmal: mit Indianern hat dies nichts zu tun, doch der Film ist ein Offenbarungseid des Filmschaffens. Mehr ist hier und von unserer Seite nicht zu erklären. Nachrichten zusammengestellt von Monika Seiller COYOTE 1/02 British Columbia Keine Stimme für das Referendum British Columbia lässt über Indianerrechte abstimmen Am 5. April zog eine Demo aus Weißen und Indianern vor das Regierungsgebäude von British Columbia zur Abschlussveranstaltung eines Protestzugs, der nach dem Beginn vor einer Woche in Nanaimo nun in Victoria endete: der „Trek for Treaties“. Die Demonstranten protestieren mit diesem Marsch gegen das von der Provinzregierung angesetzte „Treaty Referendum“, also die Volksabstimmung über die Vertragsrechte der Ureinwohner in der pazifischen Küstenprovinz Kanadas, deren Premier Gordon Campbell nichts unversucht lässt, um die Indianer zu drangsalieren und ihrer Rechte zu berauben. Das Treaty Referendum ist ein einmaliger Vorgang in der kanadischen Geschichte, der nicht nur die Ureinwohnerrechte und jüngste Gerichtentscheidungen zum Aboriginal Title negiert, sondern auch gegen demokratische Grundprinzipien verstößt, indem er die nicht verhandelbaren Rechte einer zahlenmäßigen Minderheit dem Willen der Mehrheit unterwirft. In diesen Tagen wurden die ersten Wahlpakete verschickt. Seit 2. April ist das Referendum eröffnet und soll innerhalb einer Frist von etwas mehr als einem Monat, d.h. bis zum 15. Mai 2002 abgeschlossen werden, denn über die Rechte der Ureinwohner wird in British Columbia per Briefwahl abgestimmt. Wahlberechtigt sind alle registrierten Bewohner der Provinz über 18 Jahre. In breit angelegten PR-Kampagnen wirbt die Regierung für das Referendum und liefert per Internet ausführliche Informationen über Wahlverfahren, Auswertungen, Zählweisen und brüstet sich zudem mit der Kostenersparnis gegenüber einer üblichen Urnenwahl, die rund 18 Mio. kanadische Dollar gekostet hätte, während die Briefwahl gerade mal die Hälfte verschlingt. Nach Auffassung vieler – und nicht nur der Ureinwohner – hätte sich die Regierung, pardon der Steuerzahler natürlich, jeden Cent sparen können, denn dieses Referendum ist ein einziger Affront gegen die Indigenen. „Das Referendum“, so Chief Stewart Philipp, Präsident der Union of B.C. Indian Chiefs, „ist ein klarer Verfassungsbruch und verstößt gegen Abschnitt 35 der kanadischen Verfassung, in der die Rechte der Ureinwohner ausdrücklich anerkannt werden. Die Regierung setzt damit ihre verfassungswidrige Politik fort, die sie nun durch die ‚Stimme des Volkes‘ kaschieren will“. Auch Kathryn Teneese vom First Nations Summit hat wieder einmal allen Grund auf die Regierung wütend zu sein, denn statt endlich die Rechte der Indianer anzuerkennen, sät diese nur Zwist und neuen Rassismus. „Wenn die RegieCOYOTE 1/02 rung den Vertragsprozess blockiert, droht ein Rückfall in die Konflikte der 70er und 80er Jahre mit Sit-ins und Blockaden“, warnte sie. Gedanken an Oka und ähnliche Konfrontationen liegen nicht fern. Ein deutliches Zeichen setzten bereits die B.C. Chiefs, als sie am 4. April in Vancouver ein offizielles „Ballot Burning“ veranstalteten, bei dem sie mit Unterstützung anderer Chiefs und zahlreicher Kanadier, die sich solidarisch erklärt hatten, die offiziellen Wahlunterlagen verbrannten. Dem Einwand, sie würden sich strafbar machen, indem sie offizielle Dokumente verbrannten, entgegneten sie, dass sie sich damit bewusst in den weltweiten Kampf gegen den Rassismus einreihen und eine Tradition des Protests fortsetzen würden, denn schon Gandhi hatte offizielle Dokumente in Indien verbrannt, ebenso wie der ANC Apartheiddokumente in Südafrika oder jüngst Wasserdokumente in Bolivien. Inzwischen haben sich selbst viele Juristen und Rechtsprofessoren dem Widerstand der Indianer gegen den durch das Referendum nur schlecht kaschierten Ausverkauf ihrer Rechte angeschlossen und verweisen zudem auf die schwache Rechtsgrundlage. In ihrer Analyse gelangt Anwältin Louise Mandell zu der klaren Überzeugung, dass die Provinz British Columbia überhaupt keine Befugnis hat, über die Rechtsfragen der Indianer zu entscheiden, also auch keine Legitimation zur Durchführung des Referendums besitzt, denn „diese Kompetenz liegt eindeutig bei der Bundesregierung, jede andere Interpretation ist nicht durch die kanadische Verfassung gedeckt. Die Provinz verfügt über keine legislative Kompetenz, über die Rechte und das Land der Indianer zu verhandeln oder gar zu entscheiden.“ Auch die indianischen Vertreter bei der anlässlich des „Ballot Burning“ veranstalteten Pressekonferenz schlossen sich dieser Auffassung an. „Wenn wir an dieser Abstimmung beteiligen“, so Elder Spinks von der Nlaka’pamux Nation, „erniedrigen wir uns selbst, indem wir uns mit einer niederen Regierungsebene abgeben. Wir reden nicht mit British Columbia, sondern ausschließlich mit der Regierung von Kanada. Sie müssen unseren Rechtstitel anerkennen.“ Inzwischen haben selbst die Gewerkschaften. Lehrerverbände und Bischöfe der Anglikaner zum Protest gegen das Referendum bzw. zu dessen Ablehnung aufgerufen. Sogar die oppositionellen New Democrats wittern politischen Profit und unterstützen den Widerstand gegen die Befragung. Doch worum geht es eigentlich? Premier Campbell versucht auf hinterhältige Weise, sich vor einer ernsthaften Auseinandersetzung mit der Problematik der Landrechte und der Rechtstitel der Ureinwohner zu drücken und ließ durch seine liberale Regierung den Referendum Act verabschieden, der die derzeitigen Vertragsverhandlungen zwischen Regierung und Ureinwohnern nach fast einem Jahrzehnt final abwürgen soll. In völliger Missachtung der Delgamuukw-Entscheidung, mit welcher der Oberste Kanadische Gerichtshof den Aboriginal Title der Indianer 1997 bestätigte, möchte Gordon Campbell den Wähler benutzen, ihm das leidige Thema vom Hals zu schaffen. Die Frage des Referendums (siehe Kas7 British Columbia ten) lautet daher nicht einfach, ob die indianischen Rechte anerkannt werden sollen oder nicht, sondern sind so gestellt, dass sie Sozialneid, Vorurteile und Rassismus schüren. Dabei handelt es sich um acht Fragen, die vom Wähler mit „Ja“ oder „Nein“ beantwortet werden sollen. Sie sollen daher kurz erläutert werden. 1. Die Frage nach einer möglichen Enteignung von Privatbesitz soll die Ängste der Bevölkerung verstärken, man könnte ihnen ihr Häuschen wegnehmen und den Indianern „schenken“. Dabei wird übersehen, dass auch Konzerne wie Weyerhaeuser oder Interfor die Ressourcen, die Teil der indianischen Landrechte sind, als ihren Privatbesitz betrachten. Bei einer Zustimmung zu dieser Frage wäre der Weg zu weiteren Verhandlungen verbaut. 2. Ähnlich schwammig bleibt die Frage nach einer Entschädigung für Pacht oder Lizenzen, denn wer setzt fest, was eine angemessene Entschädigung ist, wer bestimmt, welche Lizenzen aufgegeben werden? Klar ist, dass die Interessen der Regierung eher auf Seiten der Konzerne als der Indianer liegen. 3. Das Thema der Fischereirechte heizt die Gemüter in manchen Regionen Kanadas ohnehin kräftig an, wie die Konflikte z.B. in Burnt Church und die rassistischen Übergriffe auf 8 indianische Fischer belegen. Mit einer solchen Abstimmung soll dem Bürger nur suggeriert werden, die Indianer würden erneut „bevorzugt“, während man ihnen keinen Spaß mehr erlaubt. 4. Mit den jüngsten Urteilen in den Gerichtsprozessen der Haida und der Tlingit wurden diese Fragen bereits klar geregelt. Insbesondere für die Indianer sind ihre historischen Stätten und spirituellen Plätze von herausragender Bedeutung und bedürfen eines besonderen Schutzes. Dies gilt auch für die sensiblen ökologischen Regionen und Ressourcen. 5. Die Frage suggeriert, dass die Provinz sich in besonderem Maße für den Umweltschutz engagieren würde, dabei sind gerade Gesetzesänderungen der Provinz in Verhandlung, die zu verheerenden Folgen für die Umwelt (Aufhebung Ölmoratorium etc.) führen könnten. Sollen diese Standards dann geschützt werden? 6. Der Wähler kann diese Frage laut Verfassung gar nicht entscheiden. wohnern von B.C. bevorzugt. Die Regierung versucht auf plumpe Weise, die Menschen gegeneinander auszuspielen und ignoriert das jüngste Gerichtsurteil zum Treaty-8-Prozess, das den Indianern die Steuerfreiheit bestätigt und betont, dass die Entscheidung hierüber nicht bei der jeweiligen Provinz liegt, sondern durch den Indian Act festgelegt ist. Wer die Situation in British Columbia verfolgt – man denke nur an die Shuswap und ihren Protest gegen Sun Peaks – kann sich über die Vorgehensweise von Campbell nicht wundern. Allerdings irritiert schon ein wenig, dass keine Reaktion aus Ottawa erfolgt. Denn die Bundesregierung wird durch die Vorgehensweise in ihrer Kompetenz angegriffen. Doch einerseits sind die Provinzen untereinander und mit der Bundesregierung zerstritten und andererseits kann Jean Chretien alles andere als Verfechter indianischer Rechte gelten. Daher bleibt nur eine Antwort auf das Referendum: VOTE NO! von Monika Seiller 7. Eine zwangsweise Harmonisierung mit den beteiligten Nachbarn unterhöhlt die indigenen Rechte, oder soll man sich erst mit den Kahlschlagkonzernen beraten, was ihnen passt? 8. Hier wird suggeriert, die Indianer würden gegenüber den übrigen Ein- COYOTE 1/02 British Columbia Wo sind denn die Kanadier? Impression unserer Protestkundgebung anlässlich des Besuchs des Team Canada in München Kaum waren wir aus dem Auto gestiegen, wurden wir bereits von zwei Polizisten angehalten. Die Frage, ob sie unsere Genehmigung zur Durchführung einer Protestkundgebung am 20. Februar auf dem Münchner Marienplatz sehen wollten, verneinten sie mit der Erläuterung, sie würden diese bereits im Detail kennen. Obwohl bestens informiert, schienen sie wohl dennoch neugierig darauf, uns kennen zu lernen. Wie anders ließe sich erklären, dass gleich ein Dutzend dieser grünen Herren – auch bekannt als Polizisten – uns während der Veranstaltungsdauer mit ihrer Anwesenheit beehrten. Doch waren sie nicht die einzigen, denn diverse Herren in „unverdächtigem“ Zivil waren ebenso interessiert an den Vorgängen wie ein Kriminalkommissar und selbst der zuständige Referent des Kreisverwaltungsreferats, welches die Genehmigungen für derart Veranstaltungen erteilt, oder auch nicht, wie jüngst bei den Protesten gegen die Sicherheitskonferenz in München. Allerdings wurden unsere Teilnehmer wesentlich freundlicher behandelt und es erfolgten auch keine Verhaftungen, v.l. Heike Rahn und Monika Seiller kämpfen auch gegen die widrigen Witterungsbedingungen allerdings sofort der Hinweis, dass nur eine stationäre Veranstaltung genehmigt sei, so dass wir uns unterstehen sollten, diese zu einer Demonstration werden zu lassen. Ein Warnhinweis, der auch bekräftigt wurde, als einige unserer Mitglieder versuch- Beim Aufbau des Infostandes auf dem Marienplatz - Fotos: AGIM COYOTE 1/02 ten, zum Anlass unserer Kundgebung und dem Ort unserer Aufmerksamkeit, dem Alten Rathaus, vorzudringen, in dem zeitgleich ein Empfang der kanadischen Delegation „Team Canada“ stattfand. Unsere Mitglieder wurden von den freundlichen Herren abgefangen und zu unserem Kundgebungsplatz zurückbegleitet. Soviel Aufmerksamkeit von seiten des Staates schmeichelte natürlich unserer Eitelkeit, doch wollten wir vor allem die breite Öffentlichkeit ansprechen, so dass wir in den vergangenen Wochen unsere Heimwerker- und Bastlerpotentiale hervorkramten und Dutzende von Protestschildern bastelten, Banner malten und diversen anderen Kleinkram, denn man für eine Veranstaltung braucht – nicht zu vergessen natürlich die Indianerpuppe als Sinnbild der Globalisierungs- und Profitopfer. Mit Hilfe unserer wackeren Mitstreiter, denen noch mal ganz herzlich gedankt sei, kamen die Demomaterialien zum farbenprächtigen Einsatz. Dieser Einsatz war nicht nur mit dem Herzen erforderlich, sondern vor allem physisch, denn ausgerech- 9 British Columbia net dieser Tag dürfte der kälteste und windigste des ganzen Winters gewesen sein. Der Regen strömte auf uns nieder und der Wind peitschte uns um die Ohren, doch wir standen tapfer durch. Wir hätten unseren Einsatz gerne auch den Kanadiern bewiesen, doch wo waren sie? Bereits im Vorfeld hatte die kanadische Regierung nichts unversucht gelassen, um die Reise der 300 Wirtschafts- und Regierungsvertreter unter Leitung von Premier Jean Chretien aus der Öffentlichkeit fernzuhalten. Keine Pressekonferenzen, keine PR-wirksamen Politikertreffen, nur ja keine Aufmerksamkeit hieß die ausgegebene Order, die auch dafür sorgte, dass keine Journalisten bei dem erwähnten Empfang im Alten Rathaus auftauchten. Die ganze Tour der Kanadier fand hinter verschlossenen Türen statt, was nicht weiter verwundert, denn Kanada will Europa, vor allem auch Deutschland, für weitere Investitionen gewinnen. Öffentlichkeit und vielleicht unbequeme Fragen zur Menschenrechtssituation in Kanada sind da nur geschäftsschädigend. Während in British Columbia und anderenorts die indianischen Rechte missachtet und ihre Lebensgrundlagen zerstört werden, präsentiert sich Kanada auf seinen PR-Touren stets unverbindlich freundlich – und verlogen. Richtig gelesen, die Rede ist von Lügen. Das Wort entspringt nicht unserem aktivistischen Protest gegen Kanada, sondern den Aussagen der Pressesprecherin der kanadischen Botschaft, Jennifer Broadbridge. Wir suchten die Delegation in ihrem Hotel – die Kanadier hatten fast den gesamten Arabella-Sheraton-Komplex in München-Bogenhausen belegt – heim, um sie mit unseren Fragen und diversen Protestschreiben zu konfrontieren, die sie offiziell nicht entgegennehmen wollten. Um weiteres Aufsehen zu vermeiden, wurde dann doch die Pressesprecherin zu einem kurzen Gespräch mit uns abkommandiert. Aufgrund unserer langjährigen Unter- stützungsarbeit für die Lubicon-Cree Indianer in Alberta wussten wir, dass diese Provinz ein spezielles Büro in München eröffnen wollte. Auf unsere Frage, ob das Büro nun eröffnet werde oder bereits eröffnet sei, antwortete sie, dass dies Büro erst noch in der Aufbauphase sei und wohl erst in einigen Monaten eröffnet werde. Doch was fand sich am nächsten Tag als kleine Notiz im Wirtschaftsteil der Süddeutschen Zeitung? Just als wir mit Jennifer Broadbridge zum Gespräch zusammensaßen, wurde das Alberta Office in München eröffnet. Da wir der Pressesprecherin nicht unterstellen wollen, ihren Job miserabel zu handhaben und völlig uninformiert zu sein, müssen wir wohl davon ausgehen, dass sie uns willentlich falsch informiert hat, ich nenne das auch Lüge. Die Kundgebung war für uns ein Erfolg und weitere Aktionen werden folgen! von Monika Seiller Aktion in Berlin Nachdem Mitglieder des Vereins zur Unterstützung für nordamerikanische Indianer bereits die „Canadian Night“ im Hotel Estrel genutzt hatten, um auf die Situation um Sun Peaks aufmerksam zu machen, stand nun der Besuch des „Team Canada“ auf dem Programm. Bereits im Vorfeld wurden die Medien von uns durch eine Presseerklärung informiert. Am Tage der Ankunft der hochkarätigen Delegation versammelten wir uns vor dem Inter-Conti, um die zahlreichen Abgesandten Kanadas aus Wirtschaft und Regierung mit Transparenten und Schildern zu empfangen. Die Polizei verbot uns jedoch eine Versammlung direkt vor dem Hotel und so mussten wir uns ein wenig abseits postieren. Da die Straße jedoch 10 aus Vorsichtsgründen für parkende Autos gesperrt war, hatten wir bei der Ankunft der 5 Busse mit der kanadischen Delegation trotzdem die unmittelbare Gelegenheit, ihnen mit den Plakaten deutlich zu zeigen, wie wir die Situation in B.C. sehen. Offensichtlich waren einige Kanadier von der Aktion so beeindruckt, dass sie diese auf Video dokumentierten. von Karl-Heinz Prestel COYOTE 1/02 British Columbia Indianer nicht erlaubt Secwepemc protestieren weiter gegen Sun Peaks Nach der brutalen Zerstörung der Cord Wood Cabin am 10. Dezember durch die British Columbia Lands and Assets Corporation (BCAL), wodurch die Familie Manuel ihr Zuhause verlor, haben die Secwepemc (Shuswap) beschlossen, das Protection Camp wieder zu errichten und so ihren Protest gegen die Erweiterung des Sun Peaks Ski Resorts auszudrücken. Am 27. Januar wurde das Skwelkwek’welt Protection Center in der Nähe des MacGillvery Lake durch 25 Indianer und ihre Unterstützer wieder errichtet. Die Gruppe brachte bei minus 20 Grad Baumaterial für die Winterzelte mit und wird sich auch bei dem Neubau der Blockhütte beteiligen. Janice Billy, die Sprecherin des Protection Camps sagte: „Das Camp wurde eingerichtet und wird ständig besetzt sein. Wir sind keine Demonstranten, wir halten uns lediglich auf unserem traditionellen Territorium auf, wie wir es schon immer taten.“ Das neue Protection Center befindet sich außerhalb des Gebietes, dessen Betreten den Indianer im Dezember per Gerichtsbeschluss untersagt wurde. Trotzdem wurden die Secwepemc von der RCMP bei der Errichtung fotografiert und die Personalien der Anwesenden aufgenommen. Erneut wurden die Secwepemc mit rassistischen Angriffen konfrontiert und mussten sich Bemerkungen gefallen lassen wie: „Seid ihr überhaupt Menschen?“. Dies veranlasste Arthur Manuel, Chief der Neskonlith Band, sich am 17. März mit verschiedenen Gruppen zu treffen, die bereits Erfahrungen in der Beobachtung von Polizeieinsätzen haben. Building Bridges und die Christian Peace Keepers werden ab sofort die Secwepemc unterstützen und als neutrale Beobachter die Einsätze der RCMP genau verfolgen und untersuchen. Die beiden Organisationen waren bereits mehrfach außerhalb Kanadas im Einsatz und die Christian Peace Keepers leisteten bereits wertvolle Arbeit während der Auseinandersetzungen in Burnt Church. Diese Unterstützung ist insbesondere dewegen wichtig, da der Generalstaatsanwalt Geoff Plant die Erweiterung von Sun Peaks, trotz der letzten Gerichtsentscheidungen zugunsten des Aboriginal Title, nicht verhindern will und auch nicht daran interessiert scheint, in Verhandlungen zwischen dem kommerziellen Wert von Sun Peaks und den traditionellen Werten der Indianer abzuwägen. Statt dessen verlangt er, dass die Secwepemc in das Neskonlith Indian Reserve zurückkehren, während er den Ausbau von Sun Peaks vorantreibt. Die Elders lehnen diese Art von Verhandlungen ab, in denen die Regierung so weiter macht, als wäre alles beim alten. Und sie wissen, wenn sie dies akzeptieren und ins Reservat zurückkehren, werden sie bald einen Arthur Manuel am neuen Protection center - Foto: SPC COYOTE 1/02 Begrüßung am Eingang - Foto: SPC riesigen Skizirkus auf ihrem Land vorfinden. Die Arroganz von Plant, die Ansprüche aus dem Aboriginal Title zu ignorieren, hat mittlerweile zu einer sehr kritischen Lage geführt – und er wartet nur darauf, dass es zu einer Eskalation der Situation kommt, damit er mit bewaffneten Kräften, die Secwepemc vom Skwelkwek’welt Protection Center vertreiben kann. Dies scheinen einige Snowmobilfahrer von Sun Peaks als Freibrief aufzufassen, die Secwepemc tätlich angreifen zu können – auch auf die Gefahr hin, dass die Indianer verletzt oder getötet werden. So tauchte am 17. Februar plötzlich eine Horde Snowmobilfahrer bei einer jungen Familie, die in der Nähe des Skwelkwek’welt Protection Center lebt, auf und bedrohte diese mit rassistischen Sprüchen, verletzten den Hund der Familie und erklärten, „sie würden wieder kommen, um sie zu töten“. Geistige Brandstifter dieser Situation sind auch die Betreiber des Sun Peaks Ski Resorts, die in einem Schreiben am 7. März Nicole Manuel und „andere Besetzer“ ultimativ aufforderten, die von ihnen errichtete Campsite innerhalb der „Sun Peaks’ Contolled Recreation Area“ sofort zu räumen. Begründet wird dies damit, dass Sun Peaks laut dem 1993 verabschiedeten Master Development Plan, das Recht hätte, den Zugang zu diesem „Erholungsgebiet“ zu regulieren. Zum Abschluss verweisen sie dann 11 British Columbia Vor dem kanadischen Generalkonsulat in München - Foto: AGIM noch darauf, dass sie weitere Maßnahmen ergreifen würden, wenn ihre Forderungen nicht befolgt würden. Janice Billy antwortete daraufhin Masayoshi Ohkubo von Nippon Cable (dem Eigentümer von Sun Peaks, und zugleich auch Präsident des Skiressorts), „dass die Secwepemc Ihrem Master Development Plan nie zugestimmt haben. Wir wurden auch nie dazu konsultiert; noch hat die Regierung oder Sun Peaks irgendwelche Anstrengungen unternommen zu prüfen, ob die Rechte der Secwepemc durch die Erweiterung missachtet würden.“ Und weiter unten erläutert 12 sie Mr. Ohkubo die Rechtslage bezüglich des Aboriginal Titles und „zwei kürzlich gefällter Gerichtsentscheidungen, wie der Fall der Haida Nation and Guujaaw v. Minister of Forests and Weyerhaeuser (der zweite Fall ist der der Taku River Tlingit First Nation v. Ringstad), in denen noch einmal verdeutlicht wird, dass die Indianer vor Beginn von Entwicklungen auf ihrem Land konsultiert werden müssen und dass ihre Ansprüche auch berücksichtigt werden müssen, wenn sie den Anspruch des Aboriginal Title vor Gericht noch nicht eingeklagt haben.“ Die Zerstörung der Blockhütte der Secwepemc am MacGillvery Lake am 10. Dezember, dem Tag der Menschenrechte, wurde von uns als Anlass genommen, vor dem kanadischen Konsulat in München gegen diese Politik zu protestieren. Den Aufforderungen, Protestbriefe zu schreiben, sind viele der Leser nachgekommen. In den Antwortschreiben der Kanadier, die uns weitergeleitet wurden, spiegelt sich die Ignoranz der kanadischen Politiker wider. So verweist Kevin Langlands (im Ministerium für indianische Angelegenheiten zuständig für British Columbia) darauf, dass es auch „friedliche“ (gute?) Indianer gäbe, die an den wirtschaftlichen Möglichkeiten, die Sun Peaks bietet, partizipieren wollen. Weiter unten wird er noch etwas deutlicher und erklärt, dass es sich bei den Demonstranten nicht um friedliche, sondern aggressive, gewalttätige Indianer handelt, die jegliche Verhandlungen ablehnen würden. Dies ist genauso eine Lüge, wie die Behauptung, dass die Secwepemc dem Minister für indianische Angelegenheiten keine Informationen oder Vorschläge zur Lösung dieses Problems vorgelegt hätten und auch nicht zu Verhandlungen bereit wären. Matthew Coon-Come, der Vorsitzende der Assembly of First COYOTE 1/02 British Columbia Nations, hatte schon Recht, als er bereits im Juli vergangenen Jahres den Rücktritt Naults forderte. Wie stur das Verhalten der Regierung ist, zeigt sich in dem Antwortbrief auch am Festhalten an der 1986 eingeführten Comprehensive Claims Policy, von der behauptet wird, dass diese nicht die Auslöschung der indianischen Ansprüche verfolge. Dies ist definitiv falsch, da diese Politik das Ziel hat, offene indianische Ansprüche durch Verträge zu regeln und durch finanzielle Kompensation abzugelten. Im Ausgleich müssen die Indianer dann auf ihre Ansprüche ein für alle mal verzichten (z.B. wie in dem Vertrag mit den Nishga). Dass wir aber mittlerweile im 21. Jahrhundert angekommen sind, scheint Mr. Nault hier offenbar zu übersehen. Denn 1997 hat der oberste Gerichtshof in der Delgamuukw-Entscheidung erklärt, dass in Fällen offener Ansprüche (z.B. in Britisch Columbia) ein Aboriginal Title besteht, der auch nicht gelöscht werden kann. Dies ist die Vorgabe, nach der er sich richten müsste. Aber warum soll man den Beschluss des obersten Gerichtshof anerkennen, wenn man anders viel besser an die Ressourcen kommt? Auch wenn Plant den Aboriginal Title in seinen Entscheidungen ignoriert und die Zerstörung des Blockhauses angeordnet hat, ist er wenigstens so ehrlich in einem Antwortbrief zuzugeben, dass er mit Arthur Manuel Verhandlungen geführt hat, was ja von Langlands bestritten wird. Anders als von der Regierung dargestellt, handelt es sich bei dem Protest gegen Sun Peaks auch nicht nur um die Ansicht von ein wenigen „uneinsichtigen“ Indianern. So werden die Positionen der Secwepemc auch von vielen Umweltschutzorganisationen und indianischen Organisationen wie z.B. der Union of British Columbia Interior Chiefs geteilt. Die Assembly of First Nations hatte bereits letztes Jahr zum Boykott der Delta-Hotelkette, die ein Kongresshotel in Sun Peaks errichtet, aufgerufen. Nun haben Umweltschützer, Kirchen, Gewerkschaften und weitere soziale Organisatio- COYOTE 1/02 Das im Bau befindliche Delta Hotel in Sun Peaks - Foto: SPC nen mitgeteilt, dass sie sich an dem Boykott beteiligen und gefragt, ob der Boykott nicht auch auf die FairmontKette, die Muttergesellschaft von Delta, ausgeweitet werden sollte. Wir unterstützen die Secwepemc in ihrem Boykott gegen Sun Peaks. Aus diesem Grund trafen wir während der Internationalen Tourismus Börse in Berlin mit Mitgliedern des Berliner Vereins zur Unterstützung nordamerikanischer Indianer und Sylvia Voss, vom Tourismusausschuss des Deutschen Bundestages zusammen, um weitere Maßnahmen zur Unterstützung der Secwepemc zu besprechen. Es wurde beschlossen, Druck auf die Reiseveranstalter auszuüben, die Reisen nach Sun Peaks anbieten. Gestützt wird diese Forderung durch den „Glo- balen Ethikkodex für den Tourismus“, der 1999 von der World Tourismus Organisation in Santiago einstimmig verabschiedet wurde. Auch wenn dieses Papier in vielen Punkten zu kritisieren ist, wird darin u.a. in Artikel 2, Absatz 2 folgendes gefordert: „Im Rahmen touristischer Aktivitäten sollten ... die Menschenrechte und insbesondere die individuellen Rechte der sensibelsten Gruppen, vor allem ... ethnischer Minderheiten und indigener Völker gefördert werden“. Und bereits in Artikel 1, Absatz 1: „... die an der Tourismusentwicklung beteiligten Anspruchsgruppen ... sollten die gesellschaftlichen und kulturellen Traditionen und Bräuche aller Völker, einschließlich Minderheiten und indigener Völker, beachten und ihren Wert anerkennen“. Sylvia Voss und Karl-Heinz Prestel in Berlin - Foto: AGIM 13 British Columbia DANTE (Die Arbeitsgemeinschaft für Nachhaltige TourismusEntwicklung) fordert in ihrem Programm „Rio+10“ (10 Prinzipien und Herausforderungen für eine nachhaltige Tourismusentwicklung im 21. Jahrhundert) in Punkt 3 (Land): „... einen gerechten Anspruch auf Land und dessen Nutzung für indigene Gemeinschaften, ohne den eine nachhaltige Entwicklung nicht realisierbar ist ...“, und weiter in Punkt 5 (Wasser) „den gerechten Zugang und die gerechte Verteilung von Wasser ...“. Aber gerade dies wird den Secwepemc nicht zugestanden und Delta Hotels forderte die Vertreibung der Demonstranten von dem Gebiet, das sie für die Wasserversorgung ihres neuen Hotelkomplexes benötigen. Folgerichtig fordert Rodney Bobiwash, Direktor des „Forum for Global Exchange’s Center for World Indigenous Studies“, dass die Bedenken der indigenen Bevölkerungen stärker berücksichtigt werden müssen und „dass es eine Reihe von Belegen im internationalen Recht gibt, die bestätigen, dass Ureinwohner nicht durch wirtschaftliche Projekte von ihrem Land vertrieben und diese Projekte auch nicht durchgeführt werden dürfen, ohne die Zustimmung der Menschen, deren Territorien davon betroffen sind“. Die Reiseveranstalter scheinen aber von diesen kritischen Aussagen und dem Ethikkodex nichts zu wissen. So stellt die Süddeutsche Zeitung in ihrem Artikel vom 19. März „Wer zahlt, schafft an“ fest, dass den meisten Veranstaltern nicht einmal die Existenz eines solchen Kodex bekannt ist. Und auf der ITB zuckt die Mitarbeiterin von der TUI, zuständig für Umweltfragen, auch nur mit den Schultern, als wir sie nach der Umsetzung des Kodex durch den Reiseveranstalter fragen. Um die Berücksichtigung indigener Interessen zu forcieren, werden wir deshalb den Boykott von Sun Peaks durch deutsche Reiseanbieter fordern. Bitte schicken Sie den umseitig aufgeführten Protestbrief an das Ihnen am nächsten gelegene Unternehmen. von Ludwig Seiller 14 Anbieter von Reisen nach Sun Peaks Reisebüro Reichenbach Gewerbepark 1 01936 Reichenbach Fax: 035795/38614 JENATOURS AG Teichgraben 5 07743 Jena Fax: 03641/443063 Adventurelink Tours Marcus Schreiter Virchowstr. 16 08371 Glauchau Best Travel Canada z.Hd. Andreas Artl Schonensche Str. 13 10439 Berlin Canada Reise Dienst Stadthausbrücke 1-3 20355 Hamburg Fax: 040/30061655 CANUSA Touristik Nebendahlstr. 16 22041 Hamburg Fax: 040/22725353 Land + Reisen Canada/US-Reisen Wachmannstr. 59 28209 Bremen Fax: 0421/341466 Schneebüro Lister Meile 25 30161 Hannover Fax: 0511/3180887 America Ski-Sun Reisen Bonhoefferstr. 33 30457 Hannover Fax: 0511/4340243 CanTours Christine Hilbert Schmidt Am weissen Rain 7 35789 Weilmünster Fax: 06192/958414 Mercator Reisen Amerika Reise Center Ostwall 81 47798 Krefeld Fax: 02151/20972 Best Travel Canada z.Hd. Lienhard Moenkediek Alfred-Döblin-Str. 5a 49088 Osnabrück bts-travel Große Straße 4a 49565 Bramsche Fax: 05461/943419 Best Travel Canada z.Hd. Helmut Schaer Radebergerstr. 202 50968 Köln adventure travel z.Hd. Michael Thoss Saarstr. 42 55276 Dienheim Fax: 06133/924427 Best Travel Canada z.Hd. Nelly Koonen Hansering 121a 58339 Breckerfeld DERTOUR Emil-von-Behring-Str. 6 60439 Frankfurt Fax: 069/95885231 AEROSKI Dr. Erben GmbH Im Banngarten 15 61273 Wehrheim/Taunus Fax: 06081/2086 Tour Canada Canada Spezialreisen Gmbh Frankfurter Str. 15 61476 Kronberg Fax: 06173/940456 Amerika Center z.Hd. Brigitte Junker Rummelstr. 12 67655 Kaiserslautern Fax: 0631/64640 Pioneer Erlebnisreisen GmbH Steubenstr. 7 72379 Hechingen Fax: 07471/13553 FTI Touristik Nymphenburger Str. 1 80335 München Fax: 089/25253535 Reisebüro am Harras z.Hd. Brigitte Bolz Plinganser Str. 40 81369 München Fax: 089/74633030 Stumböck Club Sebastian-Tiefenthaler-Str. 15 83101 Rohrdorf/Thansau Fax: 08031/276717 Canada Tours Kogelstr. 5 83404 Ainring/Hammerau Fax: 08654/5131 BC Ski-Country c/o Pressebüro Stremel St.-Vitus-Str. 9 86356 Neusäß Fax: 0821/4861414 Active Tours GmbH Alpenrosenweg 20 87463 Dietmannsried Fax: 08374/5899525 Hagen Alpin Tours Alois-Wagner-Str. 28 87466 Oy-Mittelberg Fax: 08366/988894 COYOTE 1/02 British Columbia BOYCOTT SUN PEAKS Sehr geehrter Anbieter von Skireisen, ich bitte Sie, keine Reisen mehr nach Sun Peaks anzubieten! Der Sun Peaks Ski Resort wurde auf dem Land der Secwepemc (Shuswap-Indianer) errichtet, das von diesen nie abgetreten wurde – weder an die Regierung Kanadas, British Columbias und auch nicht vorher an Großbritannien. Sun Peaks hat damit begonnen in die Erweiterung des Ressorts 70 Mio. $ zu investieren. Die Secwepemc haben dies abgelehnt. Dennoch fährt Sun Peaks mit dem Ausbau des Skiressorts fort und zerstört alles, was sich ihr in den Weg stellt. Sun Peaks hat bereits mehrere Hütten und Protest-Camps zerstört; hat religiöse Stätten entweiht und zeremonielle Handlungen verhindert und durch Beschlüsse erwirkt, dass den Indianern der Zutritt zu ihrem eigenen Land verwehrt wurde. Dieses Gebiet hat den Secwepemc über mehrere Tausend Jahre als Grundlage ihres Lebens gedient. Die Erweiterung wird irreparable Schäden an dem Land verursachen, das die Indianer für ihr Überleben benötigen. Das oberste kanadische Gericht hat 1997 die Landrechte als Aboriginal Title anerkannt und festgeschrieben, so dass sie durch die Sektion 35 der kanadischen Verfassung geschützt werden. Trotzdem haben die meisten Industrien, eingeschlossen die Tourismusindustrie, die Provinz- und Bundesregierung in der Fortsetzung ihrer Politik, die die Aufhebung des Aboriginal Title zum Ziel hat, unterstützt. Megaprojekte sind ohne das Einverständnis der Indianer geplant. Diese wünschen sich jedoch den Erhalt ihrer natürlichen Lebensgrundlagen und einen verträglicheren Tourismus. Aus diesem Grund hat bereits im Juli 2001 die Assembly of First Nations (der Zusammenschluss der Indianer in Kanada) zum Boykott der Delta-Hotel-Kette aufgerufen, die ein Kongresshotel in Sun Peaks errichtet. Viele Kirchen, Gewerkschaften und soziale Organisationen haben sich dem bereits angeschlossen und fordern auch den Boykott der Fairmont-Hotelkette, der Muttergesellschaft von Delta-Hotels. Die Erweiterung von Sun Peaks verstößt eindeutig gegen mehrere internationale Abkommen und Erklärungen in denen nicht nur eine nachhaltige Entwicklungspolitik gefordert wird sondern auch gegen den von der WTO (World Tourism Organization) auf ihrer Generalversammlung in Santiago 1997 verabschiedeten Globalen Ethikkodex für den Tourismus. So heißt es dort u.A. in Artikel 2 Absatz 2: „Im Rahmen touristischer Aktivitäten sollten ... die Menschenrechte und insbesondere die individuellen Rechte der sensibelsten Gruppen, vor allem ... ethnischer Minderheiten und indigener Völker gefördert werden.“ Da die Regierung und die Betreiber von Sun Peaks (Nippon Cable) ihren Verpflichtungen zur Konsultation mit den Indianern bisher nicht nachgekommen sind und keine Zustimmung von den Secwepemc vorliegt bitte ich Sie daher den Boykottaufruf der Secwepemc nachzukommen und keine Reisen mehr nach Sun Peaks anzubieten. So können Sie gemäß dem Globalen Ethikkodex für den Tourismus zu einer nachhaltigeren Entwicklung des Welttourismus beitragen und unterstützen die Secwepemc dabei, zu ihrem verfassungsmäßigen Recht zu gelangen. Mit freundlichen Grüßen P.S.: Wir bitten Sie die Aktionsgruppe Indianer & Menschenrechte e.V. (die an einem Verzeichnis der Reiseanbieter arbeitet, welche den Ethikkodex befolgen) über ihre Entscheidung zu unterrichten. Von der Aktionsgruppe können Sie auch weitere Informationen beziehen. ([email protected]) COYOTE 1/02 15 British Columbia Vom Stamm zur First Nation Der Wandel gesellschaftlicher Strukturen in British Columbia von 1770 bis zum frühen 20 Jahrhundert Die „Geschichte“ der First Nations in BC im weiteren Sinne reicht natürlich über die ersten Kontakte mit Europäern hinaus. Die mündliche Überlieferung der eingeborenen Völker und archäologische Zeugnisse zeugen noch heute von dieser Zeit. Die Ureinwohner verweisen zur Durchsetzung von Landrechtsansprüchen mittlerweile auch gerne auf diese Quellen. Im eigentlichen Sinne bezeichnet Geschichte jedoch den Zeitraum, in dem schriftliche Quellen Licht auf Ereignisse der Vergangenheit werfen. Das war in BC erst in den 70er Jahren des 18. Jh. der Fall. Ein epochaler Einschnitt, der die über Jahrtausende entstandene Lebensweise der Ureinwohner in kurzer Zeit drastisch verändert hat. Die Entwicklung von diesem Zeitpunkt bis in die ersten Jahrzehnte des 20. Jh. soll kurz skizziert werden. Besonderes Augenmerk wurde auf die Shuswap / Secwepemc gelegt. Dieser historische Prozess, in dem sich Ureinwohner und Einwanderer im neu verteilten Land arrangieren müssen, ist noch lange nicht abgeschlossen und hat mit dem wiedererstarkten Selbstbewusstsein vieler indianischer Nationen wieder zunehmend an Brisanz gewonnen. Der Begriff „Nation“, so wie er in „First Nations“ enthalten ist, kann auch falsche Assoziationen erwecken. Die soziale und gesellschaftliche Verfassung der indianischen Lebensgemeinschaften in BC zur Zeit des ersten Kontaktes mit Weißen lässt sich nicht mit dem Organisationsgrad einer Nation im europäischen Sinne vergleichen. Das ist auch den Shus- wap durchaus bewusst, die über diese Zeit auf ihrer Website schreiben: „Die „Nation“ war eine politische Allianz, welche die Nutzung des Lands und der Ressourcen regelte, und das Gebiet der Shuswap schützte. Obwohl die „bands“ getrennt und unabhängig lebten, waren sie durch eine gemeinsame Sprache verbunden – Secwepemctsin – sowie einer ähnlichen Kultur und einem ähnlichen Glaubenssystem.“ Wenn heute auch von Indianern der europäische Begriff „(First) Nation“ verwendet wird, kommen damit verschiedene Dinge zum Ausdruck: in erster Linie der Anspruch auf eine gewisse Souveränität; weiterhin, dass neben den traditionellen Strukturen auch neue Organisationsformen existieren, die das gemeinsame Interesse der Abteilungen einer Volksgruppe vertreten. Stammesbezeichnungen alt aktuell Haida Tsimshian Kwakiutl Nootka Bella Coola Coast Salish Interior Salish, u.a.: Shuswap Lilloet / Lil’wat Thompson Kootenay Athapascan Inland Tlingit 16 Haida Tsimshian Kwakwak’wakw Nuu-chah-nulth Nuxalk Coast Salish Secwepemc Stl‘atl‘imx Nlaka’pamux Kutenai Dene Tlingit COYOTE 1/02 British Columbia Sprachgruppen Weiße Akademiker haben die vielfältigen Bevölkerungsgruppen der Ureinwohner von British Columbia (BC) nach der Sprachverwandtschaft in 10 Gruppen eingeteilt. Die früher von den Weißen benutzten Namen für diese Gruppen oder einzelne Stämme sind im heutigen Sprachgebrauch durch die Eigenbezeichnungen der „First Nations“ ersetzt worden. Vorwiegend in älterer Literatur finden sich noch immer die alten Bezeichnungen. Die Einteilung in Sprachgruppen deckt sich im Groben auch mit bestimmten Kulturarealen. Bei aller Nützlichkeit zur Orientierung zeigt sich die Künstlichkeit der Klassifizierung: Die Hauptgruppen lassen sich in sehr unterschiedlichem Maße in eigene Dialektgruppen aufteilen. Andererseits haben z.B. Nuu-chahnulth (Nootka) und Kwakwak’wakw (Kwakiutl), die oben unter den zehn Hauptgruppen aufgeführt sind, mehr gemeinsam als die Sprachen, die man unter „Coast Salish“ zusammengefasst hat. Unterschiedliche Organisationsmodelle Die traditionelle soziale Organisation war in den einzelnen Kulturarealen von BC durchaus verschieden. Die Zellen, aus denen sich Stämme oder „bands“ zusammensetzten, waren kleine lokale Lebensgemeinschaften, die nach bestimmten Regeln der Verwandtschaftsbildung zustande gekommen waren und über die Ressourcen einer Region die Kontrolle ausübten. Die Regeln der Verwandtschaftsbildung waren höchst unterschiedlich. An der Küste gab es streng matrilinear organisierte Haushalte, die zu bestimmten Jahreszeiten gemeinsam als „Stamm“ in einem Dorf lebten. Die mit der Wirtschaftsweise verbundene Tendenz zu einer eher sesshaften Lebensweise begünstigte hier die Bildung von Allianzen. Bei den Küsten-Tsimshian bildeten mehrere dieser Stämme fest gefügte, politische Einheiten. Weniger stark ausgeprägt war die Bildung überregiona- COYOTE 1/02 ler Einheiten bei Gitksan und Niska im Hinterland der Küste oder den Nördlichen Kwakwak`wakw (Kwakiutl). Vergleichsweise instabil waren dagegen zeitweilige Allianzen von Dörfern der Haida. terior Salish (darunter die Secwepemc) besiedelten Gebiet wieder. Die westliche Hälfte dieser Region ist vergleichsweise dicht bewohnt. Nach Osten hin dünnt die indianische Besiedlung nahezu völlig aus. Anders war dies bei den Coast Salish und den Interior Salish. All die kleinen, unabhängig lebenden Wirtschaftsgemeinschaften waren durch bilaterale Verwandtschaftsbeziehungen verbunden. Die Bande zwischen manchen dieser Gemeinschaften waren so eng, dass der „Verbund“ einen eigenen Namen bekommen konnte. Dennoch hatten diese überregionalen Gruppierungen tatsächlich wenig wirkliche politische Bedeutung: die halbnomadisch lebenden Gruppen agierten eher individuell. Ohne Zweifel waren die Lebensbedingungen an der Pazifikküste so attraktiv und die kulturellen Verhaltensmuster so erfolgreich, dass die dortigen Stämme sich einer „blühenden Existenz“ erfreuten. Ein krasserer Gegensatz als zwischen den materiell reichen Küstenkulturen, für deren großartiges Kunstschaffen stellvertretend die reich beschnitzten, teils gigantische Ausmaße annehmenden Totempfähle vor gleichermaßen grandios gezimmerten Langhäusern in Erinnerung gerufen werden sollen, und den vergleichsweise geradezu ärmlichen Verhältnissen bei den nomadisierenden Kleingemeinschaften der Dene, wie sie auch im Osten von BC anzutreffen waren, ist kaum denkbar. Ein an der Küste üblicher „Potlatch“, bei der eine einflussreiche Persönlichkeit seinen Rang zu erhöhen versucht, in dem er an seine Gäste Geschenke verteilt und durch verschwenderische Großzügigkeit alles bisher dagewesene in den Schatten zu stellen versucht, ist bei den Athabasken geradezu undenkbar. Ganz anders waren die Verhältnisse bei Kutenai und Dene im Landesinneren im östlichen BC. Sie lebten in kleinen, nomadischen Gruppen, die eher völlig autonom blieben und kaum zu größeren, politischen Einheiten zusammenfanden. Die Sonderstellung der Nordwestküste hinsichtlich Bevölkerungsstatistik und Kultur. Die Gesamtbevölkerung der Ureinwohner auf dem Territorium des heutige BC um 1800 lässt sich nur noch aufgrund späterer Zählungen seit 1835 abschätzen: ca. 90.000 Menschen. Die Einführung von Feuerwaffen, Alkohol und eingeschleppte Krankheiten forderten jedoch viele Opfer und die indianische Bevölkerung betrug um das Jahr 1885 nur noch rund 28.000. Besondere Erwähnung verdient die Tatsache, dass auf dem Gebiet von BC um 1800 die größte Bevölkerungsdichte an Ureinwohnern anzutreffen war. Rund 40 % aller Indianer Kanadas lebten innerhalb des heutigen BC! Und innerhalb von BC war es wiederum die eigentliche Küstenregion, die besonders dicht besiedelt war. Der östliche Teil von BC hielt hier einem Vergleich mit der Küste in keiner Form stand. Diese Tatsache findet sich auch auf dem von den In- Die Zeit des Pelzhandels (1774 – 1849) Angloamerikanische Pelzhandelsgesellschaften setzten sich frühzeitig gegenüber spanischen Ambitionen durch. Die Handelsposten versorgten die Indianer im Tausch gegen Felle mit begehrten Waren. Nicht die Annexion von indianischem Territorium, sondern das Geschäft stand im Mittelpunkt des gegenseitigen Interesses. Die Indianer schätzten viele Handelsgüter: Metall als Rohstoff oder in Form bestimmter Schmuckobjekte bzw. Werkzeuge, ferner Decken, Perlen, europäische Kleidungsstücke, Feuerwaffen und bedauerlicherweise allzu oft auch Alkohol, mit allen unerfreulichen Begleiterscheinungen. Fatalere Auswirkungen als der Alkohol hatten jedoch die ersten von Weißen eingeschleppten Epidemien. Die 17 British Columbia durch Windpocken verursachte Entvölkerung weiter Landstriche an den Küsten in den 80er und 90er Jahren des 18. Jahrhunderts blieb im Gedächtnis der betroffenen Völker haften. Immer wieder sollten auch andere Krankheiten wie Masern und Tuberkulose Opfer fordern. Während kriegerische Auseinandersetzungen mit Weißen eher ein unbedeutendes Kapitel in der Geschichte von BC darstellen, verschärfte der Handel mit Feuerwaffen die innerindianischen Kriege in drastischen Maße. Blutrache war ein häufiges Phänomen, das zwischen manchen Stämmen zu einem grausamen, institutionalisierten Wettbewerb gesteigert wurde. Neben den negativen Auswirkungen muss aber auch zugestanden werden, dass viele indianische Kulturen, insbesondere an der Küste, gerade durch die von den Weißen vermittelten Impulse einem vorher nicht gekannten Höhepunkt zusteuerten. Eine ähnliche Schizophrenie zeichnete sich auch in anderen Kulturarealen Amerikas, z.B. bei den Prärieindianern ab, wo auch erst die Einführung von Pferden, Feuerwaffen und bestimmten Handelswaren zu einer nie dagewesenen Blüte der materiellen Kultur und drastischen Veränderungen der innerindianischen Beziehungen geführt hat. Der Kontakt mit den Neuankömmlingen war Ursache für Blüte und anschließenden Niedergang zugleich. schen Küstenstämmen und inländischen Gruppen entwickelte sich ein strukturiertes Handelsnetz, in dem bestimmte Stämme ihre Ansprüche auch gegen weiße Händler verteidigten. Gleichzeitig stärkten intertribale Heiraten die Bande und die inländischen Ureinwohnergruppen begannen die Kulturmuster der Küste zu imitieren. te „Governor“ von BC, James Douglas versuchte nach diesen Prinzipien zu verfahren. Seine Nachfolger schlossen jedoch keine weiteren Verträge mehr und zogen es vor, die Existenz indianischer Landrechte zu verneinen. Neu eingerichtete Reservationen waren von bescheidenerer Größe, einige der ältern wurden wieder verkleinert. Die Britische Kronkolonie (1849 – 1871) 1862 wurde u.a. die Reservation Kamloops auf dem Gebiet der Secwepemc / Shuswap eingerichtet. Gleichzeitig kam es zu einer Windpockenepidemie, die 32 Secwepemc Dörfer auslöschte. 1849 wurde zunächst Vancouver Island Britische Kolonie, um den Britischen Anspruch auf die Region zu festigen, eine Aufgabe, die der renommierten Pelzhandelsgesellschaft Hudson’s Bay Company übertragen wurde. 1858 wird auch das Festland von BC königliche Kolonie und zugleich erlosch das Pelzhandelsmonopol der Hudson’s Bay Company. Die neue Autorität begann nun auch mit der Verwaltung indianischer Angelegenheiten. Die damaligen Vorgänge sind für die aktuellen Landrechtsfragen von großer Bedeutung. Die britische Krone erhob zwar Anspruch auf das Land der gesamten Kolonie, gestand aber den Indianern Besitzrechte zu, die erst durch entsprechende Verträge und Kompensationszahlungen erlöschen. Damals kam es zur Einrichtung erster Reservationen. In der Regel wurden den betroffenen Indianern im Rahmen der Verträge neben Kompensationszahlungen auch die Nutzungsrechte an verschiedenen Ressourcen außerhalb der Reservation zugestanden. Der ers- Die Eingriffe in indianische Verhältnisse versuchten auch die oben geschilderten innerindianischen Kriege zu beenden. Nicht zuletzt deshalb zeichnete sich ab den 50er Jahren des 19. Jahrhunderts die glückliche Entwicklung ab, kriegerische Auseinandersetzungen mit Potlatches zu ersetzen. Prestigegewinn durch die Tötung und Erniedrigung von Feinden trat in den Hintergrund. Der höhere Rang gebührte dem, wer über die größeren Ressourcen verfügte, um die Angehörigen der Nachbarstämme mit materiellen Gütern zu überhäufen. Die Kanadische Provinz (seit 1871) 1871 wurde BC kanadische Provinz. Damit wurde im Prinzip auch wieder dem indianischen Landanspruch, wie er von der britischen Krone vertreten worden ist, Geltung verschafft. Der Bundesstaat BC ignorierte jedoch In den Gesellschaften an der Küste, deren gesellschaftliche Struktur schon zuvor um die Umverteilung prestigeträchtiger Reichtümer kreiste, ermöglichten die neuen Luxusgüter dieses System bis ins Extreme auszureizen. Gleichzeitig boten die neuen Metallwerkzeuge ungeahnte Möglichkeiten zur Perfektionierung des einheimischen Kunstschaffens. Die Ikonographie und Ausarbeitung der Totempfähle erreichten damals ein zuvor undenkbares Raffinement. Aber auch die ärmeren Kulturen im Landesinneren von BC profitierten vom Aufschwung an der Küste. Zwi- 18 Siedlung der Kwakwak’wakw (Kwakiutl) 1888 COYOTE 1/02 British Columbia Shuswap Chiefs um 1910 weiterhin diese Ansprüche mit Hinweis auf seine Sonderentwicklung und den späten Anschluss an Kanada. An dieser Situation hat sich bis heute im wesentlichen nichts geändert. Der Bevölkerungsrückgang der indianischen Bevölkerungsgruppen erreichte wischen 1895 und 1930 zu jeweils unterschiedlichen Zeitpunkten seinen Tiefpunkt. Doch bereits seit den 30er Jahren ist bei fast allen wieder ein deutlicher Anstieg zu verzeichnen gewesen. Früher politischer Widerstand indigener Stämme in BC Bezeichnend ist die Tatsache, dass indianische Stämme in BC bereits vor und kurz nach 1900 in verschiedenen Anläufen neue Formen der Zusammenarbeit gefunden haben, um sich gegen die Ignorierung ihrer Landrechtsansprüche durch die Provinz zur Wehr zu setzen. Die aktuellen Ereignisse können durchaus auf eine lange, lokale Tradition zurückblicken. Durch Missionare ermutigt hatten 1877 einige Nishga Chiefs auf eine angemessene Berücksichtigung ihrer Landrechtsinteressen gedrängt. Eine eigens geschickte Kommission war aber mit keinerlei Befugnissen ausgestattet und sollte in erster Linie die Lage sondieren. Die Forderungen nach größeren Reservationen und Entschädigungen für das traditionelle Gebiet außerhalb davon wurden nicht weiter verfolgt. 1906 gründeten die Nishga schließlich das „Nishga Land Committee“ um Geldmittel und COYOTE 1/02 professionellen Rechtschutz organisieren zu können. 1913 trugen sie in Ottawa eine Petition vor, um eine Anhörung vor dem höchsten Gerichtshof in London durchzusetzen. Als auch diesen Bemühungen kein Erfolg beschieden war, schlossen sich die Nishga 1916 mit den Interior Salish und den Küstenstämmen des Südens zu den „Allied Tribes of Britisch Columbia“ zusammen. Diese Allianz konnte zunächst die Ratifizierung des Berichts einer Reservatskommission verhindern, dessen Inhalt sie ablehnte. Die von der Allianz gestellten Forderungen nach Reservatsvergrößerung, Kompensationszahlungen sowie Jagd- und Fischereirechten wurden jedoch schließlich als überzogen abgelehnt und der ursprüngliche Bericht wurde ratifiziert. Dennoch gab die Allianz nicht auf. 1927 kam dann ein eigens eingesetzter Ausschuss zu dem für die Vertreter der Allianz ärgerlichen Ergebnis, das kein Landrechtsanspruch nachgewiesen werden könne und die Frage als abgeschlossen zu betrachten sei. Darüber hinaus seien die Indianer in BC mindestens so großzügig behandelt worden wie Vertragsindianer. Auch die Interior Salish forderten in Eigeninitiative schon frühzeitig gesetzliche und politische Lösungen zur Landrechtsfrage ein. Zu Beginn des 20. Jh. wurde eine Serie von Petitionen an Provinz- und Bundesregierung verfasst. Es folgten Reisen nach Victoria, Ottawa und London. Eines der bemerkenswertesten Dokumente dieser Bewegung ist die Denkschrift an Sir Wilfried Laurier, das die Land- rechte der Secwepemc (Shuswap), Nlaka’pamux (Couteau / Thompson) und Okanagan betrifft. Die „Chiefs“ dieser drei Völker diktierten die Schrift ihrem Sekretär, James Teit, einem jungen Schotten, der mit einer Nlaka’pamux verheiratet war und mehrere Abhandlungen über die „Interior Salish“ verfasst hatte. Im Jahre 1910 wurde der Text dem damaligen Premier Minister von Kanada bei einem Besuch in Kamloops verlesen. In Briefform legt der Text die Sicht der Ureinwohner dar: Die Gründung einer Handelsstation in Kamloops 1812, die beiden Seiten Nutzen brachte, wurde noch als positiv beurteilt. Die Besiedlung und die damit verbundene Ausbeutung der angestammten Wohngebiete nach der Koloniegründung von 1858 und die Bildung kleiner Reservate (Kamloops 1862) hätte die Indianer jedoch vor massive Probleme gestellt, für die Lösungen gefunden werden müssen. Sir Laurier versprach den Indianern zu helfen, wurde jedoch im folgenden Jahr nicht wiedergewählt. Damit begann die Lobbyarbeit bei der neuen Regierung wieder von vorne. Viele Indianer in BC betrachten die Landrechtsfrage nach wie vor als ungelöst und es gilt für sie sinngemäß auch heute, was im Jahre 1911 die Chiefs der Stl’atl’imx (Lil’wat) in einer weiteren Erklärung festgestellt haben: „Wir beanspruchen, die rechtmäßigen Besitzer unseres Stammesterritoriums und aller Dinge, die sich darauf beziehen, zu sein. Wir haben immer in unserem Land gelebt, haben es zu keiner Zeit jemals verlassen oder anderen überlassen. Wir haben es vor der Eroberung durch andere Stämme zum Preis unseres Blutes bewahrt. Unsere Vorfahren waren schon Jahrhunderte bevor die Weißen kamen im Besitz dieses Landes. Das gilt gleichermaßen für die vergangenen Tage, als letztere ankamen und ebenso für den Tag, an dem die ersten Pelzhändler kamen“. von Robert Stark 19 Fischfang Im Netz gefangen? Fischfang am Scheideweg zwischen Tradition und Profit Die seit dem Delgamuukw-Urteil neu entflammte Diskussion um den Aboriginal Title lenkt die Aufmerksamkeit auf die vielfältigen Brennpunkte und Konflikte, die Kanada zwischen Pazifik- und Atlantikküste durchziehen. Wiederholt geraten dabei die Fischereirechte der Ureinwohner ins Blickfeld. Trotz mehrerer Gerichtsentscheide müssen sich die Indianer weiterhin ihre Rechte im Kampf gegen die Winkelzüge der Politik und die Profitinteressen der Fischindustrie erstreiten. Ins Zentrum des Konflikts geraten seit dem Marshall-Urteil von 1999 immer wieder die Mi’kmaq an der atlantischen Ostküste der Provinzen Nova Scotia und New Brunswick (vgl. Coyote 3/00). Aber auch auf der anderen Seite des Kontinents, am pazifischen Clayoquot Sound, sehen sich die Ahousat mit der Mißachtung ihrer Fischereirechte konfrontiert. Ungeachtet verschiedener Ansätze ist eine klare, einheitliche Lösung noch nicht in Sicht. Haft für Mi’kmaq Am 28. Februar 2002 wurde John David Dedam zu drei Jahren Haft verurteilt. Dedam, ein Mi’kmaq-Indianer von der Burnt Church First Nation aus New Brunswick, hatte bei einer Auseinandersetzung im August 200 einen Polizisten mit einem Stein verletzt, als die Polizei die Mi’kmaq mit Waffengewalt an der Ausübung ihrer Fischereirechte hindern wollte. Das Strafmaß wurde von indianischer Seite heftig kritisiert, denn die Indianer hätten sich in der damaligen Konfrontation nur verteidigt, erläuterte Burnt Church-Aktivist Brian Bartibogue die Ereignisse. Seit Jahren eskaliert der Streit um die Fischfangrechte an der Pazifikküste in Auseinandersetzungen zwischen Indianern und Polizei bzw. weißen Fischern, die vor Tätlichkeiten nicht zurückschrecken, um gegen die „Privilegierung“ der Indianer zu protestieren. Schließlich stehen massive Wirtschaftsinteressen auf dem Spiel, das vor dem Hintergrund der knapper werdenden Ressourcen mit harten Bandagen ausgetragen wird. Die mächtige Fischindustrie klagt über schwindende Umsätze, für die sie propagandistisch die Indianer verantwortlich macht, die aufgrund der „ungerechten Bevorzugung“ die Fischund Hummerbestände vernichten würden. In Anbetracht der Tatsache, daß z.B. in der Miramachi Bay den 3000 indianischen Hummerfallen im gleichen Gebiet 240.000 Fallen weißer Fischer gegenüberstehen, scheint dieses Argument kaum überzeugend. 20 „Für uns war der Fischfang immer heilig“, beschreibt George Ginnish, Chief der Eel Ground First Nation, von der Miramachi Bucht, die Beziehung der Indianer zur Natur, „denn er hat uns ernährt. Wir waren und sind bereit, mit Neuankömmlingen zu teilen, aber die Erhaltung des Fischbestands spielt für uns eine zentrale Rolle. Das Fischereigesetz und die Politik des DFO (Department of Fisheries and Oceans) kümmern sich nicht darum, und das muß sich ändern.“ Die Bestimmungen des Ministeriums sind in der Tat unzureichend, denn der Fischbestand ist bereits stark ausgebeutet und eine Regeneration bedroht, wie indianische und weiße Fischer gleichermaßen mit Besorgnis feststellen. Schuld sind jedoch nicht die Indianer, sondern die radikalen Methoden der Fischindustrie, die sich – wenn nötig – auch illegal an den letzten Fisch- und Hummergründen bereichern will. Zur Lösung des Problems wurde ein „Standing Committee on Fisheries and Oceans“ eingerichtet, das Möglichkeiten und Strategien zur Umsetzung des Marshall Urteils erarbeiten soll. Im Widerstreit: Marshall-Urteil In einem spektakulären Gerichtsurteil des Supreme Court of Canada vom 17.09.1999 wurde der Klage des Mi’kmaq Donald Marshall stattgegeben und anerkannt, daß er aufgrund der „Peace and Friendship Treaties“ von 1760/61 zwischen den Mi’kmaq und der Krone das Recht habe, kommerziellen Fischfang zu betreiben, der den Fischereibestimmungen nicht unterworfen sei. Während das zuständige Ministerium zunächst keine Reaktion auf das Urteil zeigte, ging ein Aufschrei durch die Öffentlichkeit und es folgten Tage des Chaos, der Zerstörung und der Übergriffe. Aufgrund der vehementen Proteste der Fischindustrie präzisierte der Oberste Gerichtshof in einer zweiten Entscheidung vom 17. November 1999 im sogenannten „Marshall 2-Urteil“ seine Auslegung. Nun betonte das Gericht, dass die traditionellen Rechte der Indianer auf Fischfang zwar weiterhin bestünden, aber nur auf traditionellem Gebiet im Rahmen der jeweiligen indianischen Gemeinschaft und innerhalb der gesetzlichen Bestimmungen des DFO. Allerdings COYOTE 1/02 Fischfang Fischereirechte für Mi’kmaq! sollten mittels eines Ausschusses die Möglichkeiten untersucht werden, die Ureinwohnerrechte mit den Fischereibestimmungen in Einklang zu bringen. Gleichzeitig stellte das Gericht jedoch fest, daß die im Marshall-Urteil anerkannten Rechte sich lediglich auf den Fischfang bezogen und keinerlei Auswirkungen auf andere Ressourcen wie Öl, Gas und Holz habe. Zudem führte die neue Interpretation zu weiteren Unklarheiten, da sich hieraus nicht ergab, ob die anerkannten Rechte auch für die Bands in anderen Provinzen, z.B. Quebec, gültig seien und wer konkreter Träger dieser Rechte sei, d.h. wie würden in diesem Zusammenhang nicht anerkannte, sogenannte non-status Indianer behandelt oder solche, die außerhalb der Reservate leben. Auch das Ausmaß des erlaubten Fischfangs blieb ohne Konkretisierung und damit in Die schwindenden Fischbestände verstärken das Problem der Arbeitslosigkeit an Kanadas Küsten, besonders betroffen sind hiervon die Indianer mit bis zu 80% Arbeitslosigkeit in manchen Gemeinden. Gleichzeitig wirbt Kanada um hochqualifizierte Arbeitskräfte aus dem Ausland. Susan Scarlett von Einwanderungsministerium in Ottawa verspricht: „Wie bieten Sicherheit, Lebensqualität und ein Land, in dem sich die Menschen respektieren“ COYOTE 1/02 einem widersprüchlichen Verhältnis zu anderen Gesetzen und Urteilen. In Abschnitt 35 der kanadischen Verfassung von 1982 werden die traditionellen Rechte bestätigt und auch im Sparrow-Urteil von 1990 das Recht auf Fischfang zu Nahrungszwecken und zu Zeremonien bestärkt, aber natürlich betreiben die Indianer heute nicht nur Fischfang zur eigenen Ernährung, sondern auch zu kommerziellen Zwecken, denen in Anbetracht der extrem hohen Arbeitslosenrate in vielen Regionen besondere Bedeutung zukommt, denn oft sind Fisch und Hummer die einzige Einnahmemöglichkeit. leure des Ministeriums und die Polizei für ein paar Dollar Schmiergelder bei weißen Fischer beide Augen zudrücken, werden die Indianer bedroht und angegriffen. „Manchmal bekommt man den Eindruck, daß die Leute vom DFO nicht dafür bezahlt werden, illegale Fischer zu kontrollieren, sondern uns zu schikanieren“, kommentierte der Mi’kmaq-Anwalt Millie Augustine die Vorgänge vom Sommer letzten Jahres, als es wiederholt zu Übergriffen und sogar Schüssen auf indianische Fischer kam, während die Polizei tatenlos zusah. Recht auf Lebensweise Nach den in der Folge des MarshallUrteils mittlerweile drei Jahren andauernde Konflikten und Zusammenstößen, insbesondere während des Hummerfangs im Frühjahr und Herbst, wurde den Mi’kmaq von Burnt Church ein neues Verhandlungsangebot unterbreitet. „Wir wollen den Deal nicht“ schildert Brian Bartibogue die augenblickliche Stimmung unter den Indianer, „aber welche Chance haben wir denn noch. Unsere Boote, unsere Ausrüstung werden konfisziert und unsere Leute ins Gefängnis geworfen. Wir fühlen uns, als hätte man uns eine Schlinge um den Hals gelegt, die sich immer weiter zuzieht. Wir stehen mit dem Rücken zur Wand.“ Die Indianer verweisen zudem darauf, dass sie nicht nur ihre traditionellen Rechte auf den Fischfang wahrnehmen, sondern vor allem das Recht auf ihre Lebensweise, die seit Generationen und über Jahrhunderte hinweg durch den Umgang mit der Natur und natürlich auch den Fischfang geprägt ist. Im Zentrum steht dabei jedoch die Erhaltung dieser Lebensweise für die nächsten Generationen und nicht der schnelle Profit. „Aber“, betont Chief Charlie Sark von der Lennox Island First Nation, „wenn der Oberste Gerichtshof unsere angestammten Fischereirechte bestätigt, haben wir natürlich auch das Entscheidungsrecht, den Fisch zu verkaufen.“ Genau hier liegt aber der Konfliktpunkt mit der Fischindustrie, denn aufgrund des verschwindenden Fischbestands sah sich das DFO gezwungen, eine Reduzierung der Fangquoten, insbesondere für Hummer, zu verfügen, die sowohl für Indianer wie Weiße verhängt wurde. Nicht alle Indianer waren jedoch bereit, sich der neuen Regelung zu unterwerfen, allen voran die Mi’kmaq von Burnt Church, die eine Einschränkung Ihrer Rechte zurückwiesen, da schließlich nicht die Indianer, sondern die Industrie der Verursacher der Überfischung sei. Außerdem forderten sie das Ministerium auf, lieber die Kontrollen strenger durchzuführen und ihre rassistische Politik aufzugeben. Während die Kontrol- „Welche Chance haben wir noch?“ Einige setzen Hoffnung in die Ernennung eines neuen Ministers des DFO und damit eine bessere Beziehung Blockaden der Mi’kmaq 21 Fischfang das mühsame traditionelle Fischen. Die Gemeinde erhielt eine neue Ambulanz, eine neue Feuerwehrstation und die Sozialhilferate sackte auf die Hälfte ab. Arbeitskräfte wurden gebraucht und dafür mit einer neuen Lebensweise belohnt. In dem kleinen Ort fährt nun jeder mit dem Auto zum lokalen Minimarkt, verbringt den Feierabend vor der Glotze und ernährt sich von all den amerikanisch-kanadischen Herrlichkeiten, die bei uns als „Junkfood“ bekannt sind. Fisch, einst die zentrale Nahrungsquelle und Zentrum der Kultur der Ahousat, ist den Regalen nur noch als Büchsenware vertreten. Im Griff der Multis Mi’kmaq-Frauen protestieren gegen die Politik der kanadischen Regierung zwischen dem Ministerium und den Mi’kmaq, Maliseet und Passamaquoddy. Im Januar dieses Jahres forderten die Atlantic Policy Congress Chiefs Minister Robert Thibault auf, einen Ureinwohner ins Amt zu berufen. „Die beste Basis zur Verbesserung der Beziehungen“, so Chief Lawrence Paul, „wäre endlich die Anerkennung des Marshall-Urteils durch den neuen Minister.“ Ein Gefühl des Verrats „Ich muß meine Kinder ernähren, aber manchmal fühle ich, daß wir das Erbe unserer Vorfahren verraten“, reflektiert Archie Frank. Der Vater einer 10-köpfigen Familie ist kein Mi‘kmaq, sondern ein Ahousat, der auch nicht am Atlantik lebt, sondern auf der anderen Seite des Kontinents: am Clayoquot Sound. Die Ahousat gehören zu den Nuu-Chah-Nulth, die an der Pazifikküste von Vancouver Island leben. Doch die Probleme und der Konflikt zwischen Tradition und „Fortschritt“ sind fast austauschbar. Tradition, Lebensweise und Identität der Ahousat sind so stark vom Wildlachs geprägt, daß man sie auch „Lachsmenschen“ nennt. Seit er sich erinnern kann, leben die Ahousat vom Lachs und konnten bis in die 1950er Jahre ihre wirtschaftliche Autarkie aufrecht erhalten. Doch mit der vehementen Ausweitung des Fischfangs durch die großen Fischfangflotten in 22 den nächsten zwei Jahrzehnten kamen erst gut bezahlte Jobs, doch dann blieb den Indianern nichts. Die Fischgründe waren erschöpft und es gab kaum noch Wirtschaftsmöglichkeiten. Ihre kleine Siedlung auf Flores Island versank in Arbeitslosigkeit und Alkoholismus; drei Viertel lebten von der Sozialhilfe. Die Jungen zogen weg, um sich Arbeit in Vancouver oder anderen Städten zu suchen und die Alten kamen von ihrem Fischfang mit leeren Händen und Herzen zurück. Jetzt besteht die Gemeinde wieder aus 2000 Mitgliedern und die Wirtschaft boomt – im Augenblick. Fisch nur aus der Dose Gleichzeitig mit dem Niedergang der heimischen Ressourcen wurde ein neues Wirtschaftswunder aus dem Wasser gehoben: hochtechnologisierte Fischfarmen, schwimmende Zuchtbetriebe gigantischen Ausmaßes. Mitte der 70er begann der Boom, der auch vor den Ahousat nicht halt machte. Die damals noch relativ kleine Firma Pacific National Aquaculture hatte den Clayoquot Sound entdeckt und umwarb die Zustimmung der Indianer mit allerlei verlockenden Angeboten, neue Jobs wurden ins Aussicht gestellt und rosige Perspektiven versprochen. Viele fanden in der Tat einfachere und besser bezahlte Arbeit mit geregeltem Feierabend und freiem Wochenende, die bequemer war als Statt der einfachen Hilfsarbeit zu Zeiten des ersten Booms bieten sich nun mit den Fischfarmen neue Ausbildungsmöglichkeiten für die Indianer, denn gebraucht werden nun auch Techniker und Computerspezialisten, aber die Geschichte wiederholt sich manchmal eben doch und am Ende stehen die Indianer wieder mit leeren Händen da – und einer verseuchten Umwelt. Der Firmenvertreter vor Ort, Kevin Onclin, beschwichtigt zwar noch, man wolle ja nicht hinter die Errungenschaften für die Indianer zurückfallen, doch die ersten Anzeichen dieser Entwicklung zeichnen sich bereits ab, denn bisherigen Farmen sollen noch effizienter werden, wozu weitere technologische Aufrüstung erforderlich ist. Die Futterzufuhr erfolgt per Computersteuerung, die Netze werden von Monitoren aus Vancouver überwacht, die Lachse werden maschinengesteuert in Fabriken verarbeitet, die kaum ein Mensch mehr betritt. 1998 wurde auch Pacific Nation von Globalisierungswelle erfaßt und von der Cermaq Gruppe, dem fünftgrößtem Farmlachsproduzenten der Welt, aufgekauft, deren Haupteigner die norwegische Regierung ist. Cermaq, das eine rigorose Profitpolitik betreibt, unterhält Fischfarmen vom Baltikum bis nach Neuseeland, sowie 16 der 22 Farmen vor der Küste von Vancouver Island. Aufgrund des Preisverfalls, insbesondere Chile hat- COYOTE 1/02 Fischfang British Columbia ter als ihre pazifischen Verwandten sind. Immer wieder gab es allerdings Pannen und Unfälle, bei den größere Mengen der Lachse entweichen konnten. Die Folgen einer Vermischung zwischen atlantischen und pazifischen Lachsen sind noch nicht ausreichend erforscht, doch manche Wissenschaftler warnen bereits vor ähnlichen Krankheitsbildern wie BSE, zumal die Zuchtlachse der Farmen mit Antibiotika voll gepumpt werden und wahre Chemiecocktails zur schnelleren Aufzucht verabreicht bekommen. ten den Markt 2001 mit Lachsen überschwemmt, wird der Konkurrenzkampf unter den Unternehmen noch größer, so daß auf die Bedenken einiger Umweltschützer oder die Interessen weniger Indianer keine Rücksicht genommen wird. Schon droht Cermaq mit der Verlagerung des Standorts, sollten sich die Ahousat nicht kooperativ genug zeigen und die Unterzeichnung eines Partnerschaftsvertrags weiter hinaus zögern. „hish-tukish ts’awalk“ „Alles ist eins“ lautet die Tradition der Ahousat und deshalb will der Stammesrat die angebotene Beteiligung auch nicht unterzeichnen – trotz wiederholten Besuchs der Direktoren aus Norwegen. Denn nicht alle in der Gemeinde lassen sich von den Verlockungen des plötzlichen, aber vielleicht auch sehr kurzfristigen Wohlstands blenden. Darryl Campbell, der Fischereibeauftragte der Band, ist einer von ihnen, der nicht nur Bedenken hinsichtlich der weiteren Entwicklung hat, sondern auch die grundsätzliche Frage nach den indigenen Rechten in Konfrontation zur Gier der Konzerne sieht. „Wir wol- COYOTE 1/02 len kein zweites Burnt Church hier, aber wir können nicht zulassen, dass unsere Lebensweise zerstört wird“. Aber Campbell ist nicht der einzige, der sich gegen die Ausbeutung durch die Konzerne wehrt – der Riss geht durch die ganze Gemeinde. „Die Lachse kommen immer wieder zurück“, lautete eine alte Weisheit der Ahousat, die allerdings in den vergangenen Jahrzehnten ihre Überzeugungskraft zu verlieren droht. Bereits Anfang der 90er Jahre protestierten Indianer gegen die Lachsfarmen und 1997 kam es zu größeren Sabotageaktionen, was die Regierung dazu veranlasste, die Unternehmen aufzufordern, die indianischen Gemeinden zu konsultieren und Partnerschaftsverträge abzuschließen. Campbell und seine Mitstreiter fürchten nicht allein um die Traditionen ihrer Gemeinde, sondern warnen vor allem vor dem ökologischen Desaster, das sich zunehmend abzeichnet. Zeitbombe im Meer? Die Lachsfarmen liegen zwar an der pazifischen Küste, doch gezüchtet werden dort nur atlantische Lachse, die viel schneller wachsen und robus- Im August 2001 ereignete sich nahe Tofino in einer der Farmen von Pacific National ein plötzliches Massensterben, bei dem 100.000 Lachse verendeten; dessen Ursache das Unternehmen jedoch nicht genau erklären konnte – oder wollte. Seit langem protestieren nicht nur die Indianer gegen die Lachsfarmen, sondern auch viele Umweltschutzorganisationen, u.a. Friends of Clayoquot Sound und die renommierte David Suzuki Foundation, die darauf verwiesen, daß die Zucht mit hohem toxischen Einsatz betrieben werde, der ohne ausreichenden Umweltschutzplan häufig einfach im Meer landet. Insbesondere die hohe Dosis an Antibiotika läßt auch Verbraucherverbände aufschrecken. Die Ahousat haben recht, wenn sie einer Partnerschaft mit Cermaq skeptisch gegenüber stehen. Auch Archie Frank sollte sich der Worte seines Großvaters erinnern: „Wenn du niemals gierig bist, dann werden die Lachse immer da sein“. von Monika Seiller 23 British Columbia Haida fordern Queen Charlotte Islands Die Haida haben gerichtlich Anfang März 2002 ein Eigentumsklage auf die gesamten Queen Charlotte Islands, die Hecate Strait zwischen Prince Rupert und den Queen Charlottes sowie die umliegenden Gewässer eingereicht. Hintergrund sind neue Explorationsideen zur Förderung der Ölund Gasreserven des Gebiets, die auf fast 10 Milliarden Barrel Öl und 25 Trillionen Fuß Naturgas mit einem Wert von 300 Milliarden Dollar geschätzt werden. Doch nach Aussagen des Präsidenten der Haida First Nation, Guujaaw, geht es bei der Klage nicht um Geld, sondern um den Erhalt der Umwelt. „Wir werden unser Leben und unsere Zukunft selbst in die Hand nehmen, um die Zukunft der folgenden Generationen zu sichern“ 1959 verhängte die Provinz von B.C. ein Bohrmoratorium für den Bereich zwischen Vancouver Island und Alaska, genehmigte jedoch Testbohrungen. 1972 wurde das Moratorium sowohl von der Provinz- als auch der Bundesregierung bestärkt und ist seitdem in Kraft. Der Niedergang der Wirtschaft, insbesondere durch den Verlust der einst reichen Fischbestände, bringt jedoch Bewegung in das Moratorium. 1997 wurde die North Coast Oil and Gas Task Force gegründet, die im Ressourcenreichtum im Meeresboden eine Chance sieht, der Provinz eine neue wirtschaftliche Blüte zu bescheren. Auch der von der NDP-Regierung 1998 Beauftragte für nördliche Entwicklung, John Backhouse, scheint den neuen Vorschlagen aufgeschlossen gegenüberzustehen, verweist jedoch auf die notwendige Einbeziehung der Betroffenen vor Ort. Unterdessen haben sich 60 Organisationen aus Sozialeinrichtungen, Umweltschützern und Kirchengruppen zusammengeschlossen, um den Plänen vehement entgegenzutreten. Sie lehnen die Ausbeutungspläne mit dem Hinweis ab, daß es sich hierbei um eine besonders empfindsames Ökosystem handelt, dem ein Unfall wie die Havarie der Exxon Valdez irreparablen Schaden zufügen würde. Dem Minister für Energie, Bergbau und nördliche Entwicklung, Dan Miller, soll bis Juli des Jahres ein Bericht vorgelegt werden, der alle Aspekte zur weiteren Entscheidung beinhaltet. Der Minister hat unterdessen zugesagt, keinerlei voreilige Schritte einzuleiten und das Thema sehr umsichtig zu studieren. Versuche der Regierung, einen Vertrag mit den Haida zu schließen, waren bislang erfolglos. von Monika Seiller 24 COYOTE 1/02 Western Shoshone Arroganz macht taub! US-Regierung hat kein Ohr für Proteste der Western Shoshone Seit Jahrzehnten kämpfen die Western Shoshone um die Anerkennung ihrer Landrechte an „Newe Segobia“ im US-Bundesstaat Nevada. Doch Washington stellt sich taub gegenüber den Protesten der Western Shoshone gegen die Zerstörung ihres Landes durch Atomtests, Minen und das drohende atomare Endlager in den Yucca Mountains. Selbst die Stimmen so prominenter Vertreterinnen wie die Schwestern Marie und Carrie Dann, die für ihren Einsatz für die indianischen Rechte mit dem Alternativen Nobelpreis ausgezeichnet wurden, konnten die Mauern der Ignoranz, die Washington umgeben, nicht durchdringen. Mit der Wiederauferstehung von Endlagerplänen der Regierung Bush, der nur die eigenen Supermachtsfanfaren in den Ohren rauschen, soll nun der Protest endgültig zum Schweigen gebracht werden. Zäh wirkt sie, diese Großmutter mit dem Wind und Wetter gegerbten Gesicht, wie sie am Gatter lehnt, und doch alles andere als verbittert und verschlossen. Auf ihren Zügen liegt immer noch ein warmes Lächeln, das ihr doch längst vergangen sein müßte, denn seit Jahrzehnten kämpft sie unerschrocken für die Rechte ihres Volkes. Ihr Gegner ist dabei nicht irgendwer, sondern der mächtigste der Welt – die Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika. Die zierlich erscheinende und doch robuste Carrie Dann hat keinen Grund zu lachen, hat sie doch gerade ein Schreiben vom Bureau of Land Management (BLM) erhalten, das einem Schlag ins Gesicht gleichkommt. „Notice of Intent of Impoundment“ nennt sich der Bescheid im Bürokratenamerikanisch, d.h. ihr Vieh, Basis des Überlebens und zugleich einer Lebensweise, kann jederzeit fünf Tage nach Zustellung des Bescheids konfisziert werden. Dabei war sie gerade am Packen, um nach Washington zu fahren und einmal mehr die Anerkennung der Carrie Dann bei der UN - Foto: O. Kluge COYOTE 1/02 Landrechte der Western Shoshone von der Regierung zu verlangen. Dummer Zufall? Blicken wir ein paar Monate zurück. Atommacht USA Während noch das Wort vom „Angriff auf die Zivilisation“ durch die Medien geistert, rüstet die amerikanische Regierung nicht nur zum Sturm auf Afghanistan und die später nachgeschobene „Achse des Bösen“, nein, alles muß nun den nationalen Interessen untergeordnet werden. Die Rüstungsindustrie reibt sich derweil die Hände bei der Aussicht auf die neuen lukrativen Aufträge, mit denen Washington seine Stellung als einzige verbliebene Supermacht unter Beweis stellen will. Unterdessen werden nicht nur die Freiheitsrechte weggefegt wie lästige Fliegen, universale Grundrechte beschnitten oder wahllos „ausländische Verdächtige“ verhört und interniert, sondern Amerika bereitet sich auf neue Kriege vor. Präsident Bush, der seinem Vater unbedingt beweisen will, was für ein toller Bursche er doch ist, schockiert die Weltöffentlichkeit mit der Ankündigung, durchaus sein Atompotential gegen „das Böse“ einsetzen zu wollen, und den Verteidigungsetat auf 451 Milliarden Dollar aufzustocken. „Die Menschen in Nevada empfinden einen ausgeprägten Patriotismus“, so der Demokrat Harry Reid, der seinen Bundesstaat im amerikanischen Senat vertritt, „darum habe ich mich auch dafür ausgesprochen, die Nevada Test Site weiterhin als Anti-TerrorTrainingszentrum zu nutzen. Denn sie war es, die uns half den kalten Krieg zu gewinnen.“ Dieser wackere Senator, der später noch mal zu Wort kommen soll, rühmt damit einen historischen Ort, an dem die USA jahrzehntelang ihre Atomtests durchführten, allerdings ist er derzeit eigentlich noch von einem Atomtestmoratorium blockiert , das mit dem einstigen Gegner UdSSR ausgehandelt wurde, doch heute ist davon nur noch Russland geblieben und wer könnte in diesen Zeiten der nationalen Herausforderung der USA daran zweifeln, dass sie nun – wie angekündigt – wendigere und kleinere Atomsprengköpfe testen will, die man am nächsten Schauplatz besser einsetzen kann – Sie wissen doch, wo Irak liegt, Mr. Bush? Mag ja sein, daß sich unter den Bewohnern von Nevada, das man sonst nur mit Las Vegas und Death Valley verbindet, mancher Patriot befindet, doch hier wird über ein Gebiet entschieden, das den USA zwar nicht gehört, über das sie aber seit dem 19. Jahrhundert willkürlich verfügen – angefangen von den Pionieren der Eroberung des 25 Western Shoshone Wilden Westens, über gierige Goldsucher bis hin zu den militärischen Strategen und der Atomwirtschaft. Das Land, das Reid als Unterpfand des amerikanischen Erfolgs beschwört, heißt eigentlich Newe Segobia und gehört seit Urzeiten den Western Shoshone. Dieser für die USA historische Nebenaspekt hindert Washington natürlich nicht daran, das Land ihren hegemonialen Interessen zu unterwerfen und die Rechte der Ureinwohner gleich mit auf die Müllkippe zu werfen. Die Müllkippe hat auch einen Namen: Yucca Mountains auf dem traditionellen Land der Indianer. „Verarscht-Nevada-Gesetz“ Präsident Bush setzt auf den Ausbau der Atomindustrie, doch der dabei entstehende Atommüll muß irgendwann weggeräumt werden. Zwar hatte Bush im Wahlkampf im Jahr 2000 noch zugesichert, ein Endlager nur aufgrund streng wissenschaftlicher Ergebnisse einrichten zu lassen, doch nun hat er – getreu der Politikerregel: was interessiert mich mein Geschwätz von gestern – im Februar dem Kongreß offiziell vorgeschlagen, den ganzen Atomschrott nach Nevada zu verfrachten. So weit die offizielle Seite, denn die Vorbereitungen liefen längst auf Hochtouren. Ziemlich zügig wurden die Anhörungen hinsichtlich einer nuklearen Deponie in den Bergen 80km nordwestlich von Las Vegas durchgeführt und am 21. August 2001 eine Eignungsstudie vom Energieministerium (DOE) vorgelegt, die weder das Problem des 26 Atomtransports berücksichtigt noch die eigentlich vorgeschriebene Umweltverträglichkeitsstudie vorweisen kann. Kurz hintereinander wurden öffentliche Anhörungen angesetzt, deren letzte ein wenig überstürzt am 05.Oktober letzten Jahres stattfand. Damit war der Öffentlichkeit kaum eine realistische Chance für Einwendungen geblieben, ganz zu schweigen natürlich von den Hauptbetroffenen, den Western Shoshone. Aber nicht nur die Indianer wehren sich gegen die strahlende Zeitbombe, auch viele Umweltschützer warnen vor den Gefahren eines Endlagers und die Mehrheit der Bürger steht dem Projekt genauso ablehnend gegenüber wie ihr Senator Reid, der in Anspielung auf die gebrochenen Wahlversprechen Bushs von einem „Verarscht-NevadaGesetz“ sprach. Kein Atommüll auf Indianerland! Neu ist der Vorschlag allerdings nicht, Amerikas gesammelten Atommüll in den Yucca Mountains zu deponieren. Bereits seit 14 Jahren finden Untersuchungen und wissenschaftliche Auseinandersetzungen um das mögliche Endlager statt, das nach den Plänen der Regierung rund 77.000 Tonnen hochradioaktiven Müll bei einer Kostenprognose von $ 60 Milliarden lagern soll. Allein die bisherigen Studien haben rund $ 8 Milliarden gekostet, doch das Ergebnis dieser Untersuchungen dürfte nicht im Sinne der Regierung sein, denn die Berge sind völlig ungeeignet für eine Endlagerstätte, da sich das Tuff-Gestein inmitten in einer hochsensiblen Erdbebenregion befindet. Zudem sickert das Regenwasser so schnell durch das Gestein, daß die Sicherheit der Behälter vor einem Durchrosten nicht gewährleistet ist und damit die Gefahr eines Absickerns ins nur 240 Meter darunter liegende Grundwasserbecken besteht, welches darüber hinaus die einzige Trinkwasserquelle der trockenen Region bildet. Doch während das Plutonium beispielsweise über eine Halbwertszeit von 24.000 Jahren verfügt, denkt die Regierung in kürzeren Spannen. Vor allem Energieminister Spencer Abraham möchte das Projekt nun endlich durchpauken und sieht dafür kleine schlechten Chancen, denn sollte der Bundesstaat Nevada das Gesetz mit einem Veto ablehnen, reicht die einfache Stimmenmehrheit in beiden Häusern des Kongresses, um das Gesetz dennoch durchsetzen zu können. Bis 2010 soll der Betrieb aufgenommen werden, der dann eine Flut von Atommülltransporten auslösen wird, denn die Mehrzahl der derzeit 103 Lage der Atomkraftwerke von denen aus der Atommüll nach Yucca-Mountain transportiert werden soll Yucca-Mountain COYOTE 1/02 Western Shoshone Carol Hanlon, DOE Yucca Mountain Site Characterization Office (M/S #025) P.O. Box 30307 North Las Vegas, NV 89036-0307 E-mail: [email protected] Fax: 1-800-967-0739 Native Rights Under Attack! Dear Ms. Hanlon: I am writing to express my strong objection to the proposed Yucca Mountain Project. How can the Secretary of Energy be preparing to recommend Yucca Mountain for a high-level nuclear waste dump when thousands of public comments on the Draft Environmental Impact Statement still have not been addressed? Without a Final Environmental Impact Statement, a detailed transportation plan, finalized Dept. of Energy repository siting guidelines, or a Nuclear Regulatory Commission repository licensing rule, the Department of Energy lacks any basis whatsoever for consideration of site suitability. The public cannot accept a recommendation to move ahead with the Yucca Mountain Project that arises from such a fatally flawed process. In short, Yucca Mountain is an unsuitable as it is a very active earthquake zone, with a number of volcanic cinder cones visible a short distance away. The highly fractured and fissured rock allows rainwater infiltration at a fast rate, which will corrode waste containers and wash their deadly contents into the groundwater, the drinking water supply for nearby farming communities. This alone should disqualify Yucca Mountain from further consideration, for it violates DOE’s own repository siting guidelines. Given that 75% of commercial nuclear reactors are east of the Mississippi River, moving the waste many thousands of miles across the country to Nevada would require many tens of thousands of shipments, past the homes of 50 million Americans, through 43 States. A severe transport accident on our roads and rails, such as the recent Baltimore train tunnel fire, could release radiation and cost tens or hundreds of billions of dollars to clean up, not to mention the untold health impacts. In addition, DOE has not addressed terrorist and sabotage threats against high-level waste shipments. And finally, the DOE can not dispose of a land the Western Shoshone still have title to by the Treaty of Ruby Valley. The Western Shoshone Nation has never ceded the land to the U.S. The government is pressuring to steal it from the righteous owners since centuries. I urge you to abandon the Yucca Mountain Project and to recognize the Western Shoshone land rights! I am not going to accept this policy based on racism and ignorance! Sincerely, amerikanischen Atomkraftwerke liegt im Osten des Landes. Vorrangig betroffen sind die Western Shoshone, die bereits unter den jahrzehntelangen Atomtest zu leiden haben. Die Krebsraten und Todesfälle unter Ihnen liegen weit über dem Durchschnitt. Auch ihr Land, auf dem sie von der Viehzucht leben, wird durch den radioaktiven Abwind verseucht. Doch ihrer jahrelanger entschiedener Protest gegen die atomare Zerstörung ihres Landes wurde – COYOTE 1/02 trotz internationaler Unterstützung – im Namen der nationalen Sicherheit ignoriert. Erst jetzt schwenkt die Öffentlichkeit halbwegs auf den Protest ein, da nicht länger nur die Indianer betroffen wären. Bush drängt, und den Gegnern bleibt nicht viel Zeit. Einer von Ihnen, Senator Reid, ist ohnehin gerade im Streß, hat er doch ein neues Gesetz vorgelegt, das sich zwar auch mit den Western Shoshone befaßt, bei dem jedoch Reid – anders als im Schulterschluß gegen das Atomendlager – den Indianern lieber aus dem Weg gehen möchte, schließlich langt es doch, wenn man über sie entscheidet, statt mit ihnen. Zutritt verboten! „Western Shoshone Claims Distribution Act“ heißt das Gesetz, das Reid – es ist nicht sein erster Vorstoß in dieser Angelegenheit (vgl. Coyote 3/ 00) – am 24. Mai 2001 im Kongreß einbrachte und über das nun als S. 958 im Senate Select Committee on Indi- 27 Western Shoshone an Affairs, einem Senatsausschuß für Indianerfragen unter Vorsitz des Demokraten Daniel Inouye, verhandelt werden soll. Die Abschlußanhörung sollte am 21. März 2002 stattfinden, doch ohne Beteiligung der betroffenen Indianer bzw. derjenigen Western Shoshone, die sich gegen diesen Ausverkauf ihrer Rechte wehren, darunter eben Carrie Dann, womit wir wieder am Ausgangspunkt angelangt wären. Reid wollte auf jeden Fall verhindern, daß Carrie Dann vor dem Ausschuß aussagt. Da kam der Konfiszierungsbescheid gerade recht, doch die Aktivistin kennt die politischen Ränkespiele und ließ sich nicht einschüchtern. Schon seit den 50er Jahren tritt sie für die Rechte ihres Volkes ein und kämpfte sich ungeachtet der Repressalien bis zum Obersten Gerichtshof durch. Ihr Vieh wurde konfisziert, Helikopter wurden über ihre Ranch gejagt, sie wurde verhaftet und inhaftiert, zudem drohen ihr hohe Bußgeldklagen. Ihr „Verbrechen“ besteht darin, daß sie ihre Ureinwohnerrechte wahrnimmt und eine Farm auf einem Gebiet betreibt, das die Regierung als „public land“, also öffentliches Land bezeichnet, obwohl es rechtmäßiges Territorium der Shoshone ist. In ihrem Kampf weiß sie die Mehrheit Ihres Volkes hinter sich. Daher reiste sie zusammen mit 30 weiteren Indianern und dem Chief der Regierung der Western Shoshone, dem Western Shoshone National Council (WSNC), Raymond Yowell, nach Washington, um sich vor dem Ausschuß Gehör zu verschaffen. Gegenstand der Verhandlungen sind schließlich nicht nur ein paar Dollar Entschädigungszahlung, sondern das Recht der Western Shoshone auf ihr Land und die Verfassungsmäßigkeit der amerikanischen Gesetze. Doch als die Delegation in Washington ankam, wurde ihnen mitgeteilt, die Anhörung sei kurzfristig abgesagt. Eine weitere Gruppe, die sich zur Annahme der Zahlungen bereit erklärte wurde vom Russel Senate Office Building, in dem die Sitzung ursprünglich stattfinden sollte, ins Hart Building verfrachtet, während man die Gruppe um Carrie Dann einfach 28 stehen ließ. Nach einer Odyssee durch die Senatsgänge, konnten sie zwar noch zum Treffen hinzustoßen, den Medien, insbesondere den indianischen, wurde jedoch die Türe vor der Nase zugeknallt. Offensichtlich war man der Meinung, hinter verschlossenen Türen schneller ans Ziel zu gelangen. „Immerhin“, so der Rechtsberater des WSNC, Peter d’Errico, „hat der Senat deutlich spüren müssen, daß die Western Shoshone niemals bereits sind, ihr Land aufzugeben.“ Ausverkauf der Rechte Senator Reid beteuert, er habe das Gesetz aus Anteilnahme mit der Situation der Indianer eingereicht, den armen Western Shoshone gehe es ja nun wirklich schlecht und er möchte ihnen helfen durch ein Gesetz, das eine einmalige Entschädigungszahlung von $ 20.000 pro Kopf für jeden Western Shoshone über 19 Jahren vorsieht und einen Fond für die zukünftigen Generationen unter Treuhänderschaft des Büros für indianische Angelegenheiten (BIA). „Es sei im besten Sinne aller Beteiligten, wenn die Angelegenheit nicht länger verzögert wird“, schob Reid den Schwarzen Peter an die „renitenten“ Western Shoshone weiter, die sich gegen einen Ausverkauf ihres Landes wehren. Betroffen wären immerhin etwa 6.600 Western Shoshone in Nevada, Kalifornien, Utah und Idaho auf einem Gebiet von fast 65.000 km². Die Verabschiedung des Gesetzes wäre der Endpunkt eines jahrzehntelangen Verfahrens mit Dutzenden von Gerichtsentscheiden, bei denen selbst die Juristen nicht mehr mitkommen, wie Thomas Luebben, Anwalt des Native Lands Institute einräumt. Eine Lösung des Konflikts ist daher nach Auffassung vieler Rechtsgelehrter auch nicht in den Gerichten, sondern nur vor dem Kongreß zu erreichen. Ähnlich formulierte es Raymond Yowell, „wir verlangen eine Lösung auf internationaler Ebene, nämlich zwischen den souveränen Regierungen der USA und der Western Shoshone“. Verfahrenschaos Doch genau hier liegt das Problem, denn die Western Shoshone hatten 1863 einen Freundschaftsvertrag mit der US-Regierung abgeschlossen, den Treaty of Ruby Valley. Während für die Shoshone der Vertrag ihre Landrechte bestätigt, da Verträge nur zwischen eigenständigen Nationen abgeschlossen werden, sieht Washington den Vertrag betreffend die Landrechtsfrage als hinfällig, denn die Indianer hätten mit der „schleichenden Besiedelung“ von 1872 ihren Rechtstitel verloren, konstatierte die Indian Claims Commission (ICC) 1962, auch wenn sich heute nur 14% von Nevada in privater Hand befinden. Ein kleiner Rückblick zur Erinnerung verdeutlicht nochmals die verworrene Verfahrensgeschichte und bildet den unerläßlichen Hintergrund des jetzigen Gesetzes. Die nun zu verhandelnde Entschädigungszahlung ist das Ergebnis des 1946 verabschiedeten Indian Claims Commission Act, der zwar über Entschädigungszahlungen an Indianer für bereits verlorenes Land entscheiden sollte, nicht jedoch über Landrechte. Die zur Umsetzung einberufene ICC war nicht nur ein Spiegelbild der damaligen Terminationspolitik, welche die indianischen Stämme auflösen und die Indianer in die dominante Gesellschaft eingliedern sollte, sondern setzte zudem eine rassistische Kolonialpolitik fort, welche die Indianer zu Objekten degradierte, über welche die Regierung als Treuhänder frei zu bestimmen glaubte. Bis zu ihrer Auflösung 1978 hatte die ICC in 274 Fällen auf Kompensationen entschieden, doch bestand das Hauptproblem der Kommission im völligen Mangel zuverlässiger Verfahrensregeln und -sicherheit. Ungeregelt blieb ferner, wer die jeweiligen indianischen Nationen zu vertreten habe, so dass es einer Gruppe der Western Shoshone – der Te-Moak Band – gelang, vor der Kommission auf Entschädigung zu klagen, die jedoch 1977 ihren Antrag zurückzog und sich dem Protest des Western Shoshone Council anschloss. Die von ihnen zuvor beauftragten und inzwischen COYOTE 1/02 Western Shoshone Sen. Inouye, Chairman Senate Select Committe on Indian Affairs (Fax: 001 202 224 67 47) Native Rights Under Attack! Dear Sen. Inouye, The recently presented Senate Bill S. 958, proposed by Sen. Reid, tries to close the curtain on a play that still belongs to the era of colonialism and oppression, but still is being performed in the 21st century. The way the U.S. Government treats the righteous claims of the Western Shoshone is a disgusting example of human rights violation and gross injustice. Why does the Senate fear to grant Carrie Dann, Chief Yowell and other representatives of the Western Shoshone Nation full admission to the Hearing on The Western Shoshone Claims Distribution Act pending in the Senate Committe on Indian Affairs? What do they have to hide – the truth? The simple fact is, that the Western Shoshone are still owners of lands they have lived on for generations! The U.S. try to present themselves as moral leaders of the world, but the government only uses cheap tricks, if it comes to Native rights. How else can it be understood, that Carrie Dann received a “Notice of Intent to Impound”, which means the confiscating of her livestock and living basis, just the moment she prepared for her trip to Washington to address the Hearing? Does the Bureau of Land Management fears her simple physical presence, while taking her livestock away? The Western Shoshone Nation will not let go of their land. I am not going to accept this policy based on racism and ignorance! I will continue to support the Western Shoshone’s struggle for justice. I urge you to recognize the Western Shoshone land rights! Sincerely, gefeuerten Anwälte Wilkinson, Cragun & Barker wurden jedoch über den Willen der Indianer hinweg vom BIA erneut mandatiert und kassierten 10 % der Verhandlungssumme. Bevormundung statt Beweise Mit der Auflösung der ICC gingen die Verfahren auf den Federal Courts of Claims (FCC) über, was jedoch alles andere als neue Klarheit schuf. Denn unterdessen hatte die Regierung 1974 Klage gegen die Danns eingereicht, da diese ihr Vieh auf „öffentlichem Land“ ohne Genehmigung des BLM weiden ließen. 1976 entschied der Nevada District Court in seinem Urteil gegen die Danns, das jedoch 1978 vom 9th Circuit Court of Appeals aufgehoben wurde, da die Landrechtsfrage in der ICC nicht verhandelt worden und somit noch offen war. Kein Ende fanden auch die Gerichtsprozesse, denn nachdem den Western Shos- COYOTE 1/02 hone im November 1979 eine Entschädigung von $26 Millionen zugesprochen wurde, lehnte der WSNC erneut ab, seine Landrechte aufzugeben. Ungeachtet dessen wies das Finanzministerium im Dezember 1979 das Geld an, das seit dem beim Innenministerium in Treuhänderschaft liegt. Eine erneute Klage der Danns führte 1983 zu einem Gerichtsurteil, wonach der Fall nicht erledigt sei, da einerseits erneut festgestellt wurde, daß niemals über die Landrechte im eigentlichen Sinn verhandelt worden sei und darüber hinaus die Western Shoshone das Geld nicht tatsächlich in Händen hielten. Daraufhin legte die Regierung Berufung ein, und der Supreme Court (U.S. v. Dann) entschied 1985, daß mit der Zahlung auf das Treuhandkonto die Sache erledigt sei und verwies darauf, daß schließlich die Western Shoshone selbst auf Entschädigung plädiert hatten. Daß es sich jedoch dabei nur um eine kleine Gruppe, nämlich die Te-Moak handel- te, die zudem längst ihre Meinung geändert hatte, wurde ignoriert und die Entscheidung als bindend für alle Western Shoshone erachtet. In all den Jahren und unzähligen verfahren hat die Regierung nicht einen einzigen Beweis für den Verlust der Landrechte der Western Shoshone vorlegen können. Mit dem von Senator Reid vorgelegten Gesetz S.958 soll nun die fiktionale Zahlung tatsächlich an die Shoshone ausgehändigt werden, um das Thema endgültig von der Tagesordnung nehmen zu können. Ein großer Irrtum, denn nach wie vor wollen die Indianer keine Almosen, sondern ihre Rechte. „Das Land ist uns heilig, es ist die Kirche der Western Shoshone und kann nicht verkauft werden“, erklärte Raymond Yowell unmißverständlich gegenüber den Senatoren am 21.03.2002. von Monika Seiller 29 Dineh Four Corners: Dineh in die Ecke gedrängt Während die Konflikte zwischen Hopi und Dineh um das Gebiet am Big Mountain weiter schwelen, kommen für die Navajo seit Amtsantritt von George W. Bush neue „alte“ Probleme hinzu. Statt endlich für die verheerenden Folgen des Uranabbaus entschädigt zu werden, plant Bush neue Uranminen. Zudem will sich die Regierung Bush Zahlungsverpflichtungen gegenüber der zweitgrößten indianischen Nation in den USA entziehen und feilscht um die Gelder aus dem Kohleabbau. Uran statt Entschädigung „Wir sind stinksauer“, erklärte Lori Goodman, Sprecherin der Organisation Dineh Care (Dineh Citizens Against Ruining Our Environment). Im Juli 2000 schien noch ein Hoffnungsschimmer auf für die Dineh, der nunmehr zu ersterben droht. Viele Dineh hatten seit den vierziger Jahren in den Uranminen – über deren Gefahren sie niemals informiert worden waren – gearbeitet. Tausende starben an Krebs, ohne jemals eine Entschädigung erhalten zu haben. Doch mit dem Gesetz PL 106-245, dem Radiation Exposure Compensation Act Amendment, das am 10.07.2000 verabschiedet wurde, sollten nun diejenigen Uranarbeiter, die zwischen 1942 und 1971 in den Uranminen beschäftigt waren, eine Entschädigung erhalten. Das Gesetz sah zudem auch eine Entschädigung für die „Downwinders“ vor, also jene, die vom radioaktiven Abwind nahe der Nevada Test Site betroffen waren und sind. Doch die Umsetzung des Gesetzes, das noch vom damaligen Präsidenten Clinton unterzeichnet wurde, war von Anfang an seltsamen, obgleich nicht wirklich überraschenden Hindernissen ausgesetzt. Ursprünglich war der Gesetzesentwurf auch nicht für die betroffenen Indianer konzipiert worden, sondern das bereits 1990 verabschiedete Gesetz sollte lediglich die US-Soldaten entschädigen, die bei den Atombombentests vom radioaktiven Fall-out betroffen waren. Nach langen Anstrengungen wurden nun auch die indianischen Minenarbeiter berücksichtigt. Doch das Problem begann schon damit, dass das Justizministerium, das für die Auflistung der Anspruchsberechtigten zuständig war, nur einen Bruchteil der Forderungen einreichte, der sich gerade mal 30 auf 10 % der eigentlichen Summe belief. Man habe sich „vertan“, lautete die lapidare Erklärung, doch werde man die Forderungen nacherheben. In der Zwischenzeit wurden jedoch nicht die Entschädigungssummen korrigiert, sondern das Verfahren. Immer neue Regeln verhindern unter Präsident Bush eine wirkliche Bearbeitung, geschweige denn Auszahlung. Dies überrascht nicht, denn das Geld ist knapp und wird für andere Projekte gebraucht: neue Uranminen. Unter dem wunderschönen Akronym SAFE (Securing America’s Future Energy Act) wurde im Juli 2001 ein Gesetz vom Abgeordnetenhaus verabschiedet, das unter dem Zusatz H.R. 4 die Bereitstellung von $ 30 Millionen für neue Uranminen in New Mexico vorsieht, das aber derzeit noch im Senat behandelt wird. Präsident Bush selbst ist die treibende Kraft hinter diesem Gesetz, will er doch mit allen Mitteln die Unabhängigkeit der nationalen Energieversorgung sichern (vgl. Coyote 4/01 zur Energieerschließung von Alaska). Trotz des heftigen Protests von seiten der betroffenen Dineh sowie zahlreicher Umweltschutz- und Verbraucherorganisationen wurde das Gesetz innerhalb kürzester Zeit im Abgeordnetenhaus verabschiedet. Der demokratische Abgeordnete von New Mexico, Tom Udall, hatte erfolglos versucht, das Gesetz zu verhindern. Die Navajo-Gemeinden haben „bereits entsetzlich unter dem bisherigen Uranabbau gelitten. Die neuen Projekte sind eine neue Gefahr, insbesondere für das Grundwasser der Region“, appellierte Udall an seine Kongresskollegen. Doch die Fehler der Vergangenheit scheinen in der Gegenwart weiterzuleben, wie Udall resigniert feststellte: „Bisher sind wir nicht einmal in der Lage, die vergangenen Schäden zu kompensieren. Es ist eine traurige Ironie, wenn wir die Navajo Code Talkers (die im II. Weltkrieg eine wichtige Rolle spielten) erst mit Medaillen auszuzeichnen, um ihnen dann ins Gesicht zu schlagen.“ Bush: Keine Verpflichtung Doch die Regierung begnügt sich nicht mit Halbheiten und versetzt den Dineh den nächsten Schlag. Diesmal geht es nicht um Uran, sondern um Kohle, genauer gesagt, den Kohleabbau durch die Peabody Coal Co. Im August 2001 hat der Navajo-Stammesrat einen Rechtstreit gewonnen, dessen Urteil Bush nun vom Obersten Gerichtshof revidieren lassen will. Das Bundesberufungsgericht hatte entschieden, dass die Bundesregierung bezüglich der Verträge über den Kohleabbau durch Peabody gegen ihre Treuhandsverpflichtungen verstoßen habe, was von der Regierung bestritten wird. Die Dineh klagen, dass der frühere Innenminister Donald Hodel mit der Peabody Coal Co. konspiriert habe, um die Verhandlungen zwischen der Firma und den Indianern zu unterminieren und den Preis für die Kohle zu drücken. Die Verhandlungen hatten 1984 begonnen und wurden 1987 mit einem Vertragsabschluss beendet, doch während der Verhandlungen fanden wiederholt Treffen zwischen Innenminister Hodel und dem ChefLobbyisten von Peabody, Stanley Hulett – rein zufällig ein enger Freund von Hodel – statt. Peabody betreibt allerdings bereits seit den 60er Jahren Koheabbau in der Region – mit gutem Grund, denn die Kohle ist schwefelarm, leicht zugänglich und billig. Genau hier setzen die Dineh an, denn die Regierung hatte die Dineh COYOTE 1/02 Dineh Freispruch für Dineh Seit dem Konflikt um das Gebiet am Big Mountain und den daraus resultierten Gesetzen PL 93-531 sowie dem Hopi Navajo Land Dispute Act von 1996 kommt es immer wieder zu Konfrontation zwischen den Indianern. Die Navajo (Dineh) wurden gezwungen ihr traditionelles Land zu verlassen, das den Hopi zugesprochen wurde. Dennoch weigern sich nach Schätzungen immer noch fast 1.000 Dineh ihr Gebiet zu verlassen, auf dem sich auch die Grabstätten ihrer Vorfahren befinden. Der aktive Widerstand wird insbesondere von den Frauen organisiert, die auch das Anna Mae Camp leiteten, das auf Erlass der Hopi im Juli letzten Jahres geräumt wurde. Bei den brutalen Übergriffen wurden mehrere DinehFrauen verhaftet, darunter auch Pauline Whitesinger, die seit Jahrzehnten Widerstand gegen ihre Zwangsvertreibung leisten (vgl. Coyote 4/01). Gegen sie wurde Klage vor dem Hopigericht erhoben, da sie sich zu diesem Zeitpunkt auf Hopiland befanden, wofür eine ausdrückliche Genehmigung der Hopi-Regierung erforderlich ist, die sie selbstverständlich nicht hatten. Anfang März sprach der Hopi Tribal Court die fünf Frauen aufgrund eines Verfahrensfehlers frei. Im Urteil wurde jedoch nochmals bestätigt, dass die Dineh sich widerrechtlich auf Hopiland befanden, was von den Dineh selbstverständlich abgelehnt wird, da die Dinehfamilien dort seit vielen Generationen siedeln. zu einem Vertragsabschluß mit Peabody geradezu gedrängt, ohne die Indianer jedoch von den Gesprächen zwischen dem Innenministerium und Peabody zu unterrichten. Entgegen früheren Angeboten mussten sich die Dineh mit einer niedrigeren Gewinnbeteiligung zufrieden geben. Aufgrund der Verhandlungsführung durch das Innenministerium sank die Rate von angestrebten 20 % auf 12,5 %, die sie an den Einnahmen erhielten. Zynisch könnte man anmerken, daß die 12,5 % immerhin besser sind als die 37,5 Cent je Tonne Kohle (was einem Wert von 2 % am Reingewinn entspricht), welche die Dineh in den ersten beiden Jahrzehnten erhielten, doch auch die 12,5 % sind jenseits aller gängigen Marktwerte. Dies wurde vom Gericht mit einer Stimmehrheit von 2:1 bestätigt, das deshalb auf eine Nachzahlung von $ 600 Millionen entschied, da die Regierung als Treuhänder verpflichtet gewesen wäre, eine möglichst hohe Einnahmebeteiligung für die Indianer zu erzielen. Bush lehnt dieses Urteil ab, da er die Regierung keinewegs in dieser Hinsicht gegenüber den Indianern verpflichtet sieht und eine solche Entscheidung von gravierenden finanzi- COYOTE 1/02 ellen Folgen für die Regierung sei. Generalstaatsanwalt Ted Olson unterstreicht diese Position und warnt vor den verhängnisvollen Konsequenzen eines möglichen Präzedenzfalles, den eine Bestätigung des Urteils durch den Supreme Court schaffen würde. Im April wird voraussichtlich über das weitere Vorgehen entschieden. Das Urteil vor dem Berufungsgericht war der erste Erfolg für die Dineh in einem zehnjährigen Rechtsstreit, der über den eigentlichen Fall hinaus weitreichende Konsequenzen haben könnte. Derzeit laufen nämlich die Diskussionen über die Pläne der jetzigen Innenministerin Gale Norton, die Treuhandsbeziehung der Regierung neu zu strukturieren, was im Regelfall nicht Gutes bedeuten kann. Wasserprobleme Die reichen Kohlevorkommen waren bekanntlich auch der Grund für die Aufteilung des Gebiets am Four Corner zwischen Dineh und Hopi. Doch zwischen den Hopi und Peabody kam es jüngst zu leichten Meinungsverschiedenheiten. Im Januar hatte sich der Stammesrat gegen die Erweiterung der Peabody Coal Mine ausgesprochen, von der die schwefelarme Kohle ins 273 Meilen entfernte Mo- have Kraftwerk transportiert wird. Dafür werden von der Peabody Co. täglich fast 15 Millionen Liter Wasser verbraucht, so dass der Grundwasserspiegel bereits bedenklich gesenkt wurde. Auch die Hopi sind auf dieses Wasser angewiesen und wollten daher keine zusätzliche Abbauerweiterung. Ungeachtet dessen laufen derzeit die Verhandlungen zwischen den Hopi und Peabody um eine Verlängerung des bestehenden Vertrags um weitere 15 Jahre nach Ablauf der Pacht im Jahr 2005, d.h. also bis 2020. Mit Power ins 21. Jahrhundert Wenngleich sich die Hopi gegen die Erweiterung durch Peabody Coal gewehrt haben, stehen sie neuen Geschäftspartnern offen gegenüber. So haben die Hopi im März einen Kooperationsvertrag mit Reliant Energy Mesa Vista, einer Tochterfirma von Reliant Resources, zu Errichtung eines neuen Kohlkraftwerks auf ihrem Gebiet abgeschlossen. Die in Houston ansässige Firma betreibt mehrere Kraftwerke mit insgesamt 21.000 Megawatt Kapazität, darunter auch in Arizona. „Der Vertrag“, so Stammesratsvorsitzender Wayne Taylor, „ist ein wichtiger Schritt ins 21. Jahrhundert, der unserem Volk eine unabhängige ökonomische Basis und unseren nachfolgenden Generation den Weg in die Zukunft sichern soll. Der Energiesprecher des Hopi Tribal Council verwies in einer Pressemitteilung vom 22.03.2002 besonders auf die umweltverträgliche Technologie des neuen Kraftwerks, das im Gegensatz zu den bisherigen mit lediglich 85 % des üblichen Wasserbedarfs auskommen soll. Denn Wasser – Hauptquelle ist der sogenannte Navajo Aquifer (Grundwasserspeicher) – ist in der Region ein besonderes Problem. Während sich die Hopi Sorgen um die eigene Wasserversorgung machen, werden die Navajo, die von den Unternehmungen noch stärker betroffen sind, nicht in die Beratungen einbezogen. von Monika Seiller 31 James Bay Cree Im Strom der Geschichte James Bay Cree votieren für neuen Vertrag mit Quebec Am 23. Oktober 2001 unterzeichneten der Quebecer Premier Bernard Landry und Chief Ted Moses vom Grand Council of the Cree (Esyou Istchee) ein historisches Abkommen, das allerdings erst im Februar zur Abstimmung unter den Cree vorgelegt wurde. Das James Bay and Northern Quebec Agreement (JBNQA) galt bei seinem Abschluss 1975 als Musterbeispiel eines modernen Vertrags zwischen Indianern und Regierung. Die jetzige Vertragsergänzung, die in einem Referendum von fast 70 % der rund 15.000 Cree befürwortet wurde, erlaubt der Regierung von Quebec den Bau von zwei Wasserkraftwerken an den Flüssen Eastmain und Rupert, die in 10 Jahren rund 1.300 Megawatt Strom produzieren sollen. Die Cree erhalten im Gegenzug Entschädigungszahlungen in Höhe von 2,4 Milliarden Euro sowie die anteiligen Einkünfte aus der wirtschaftlichen Erschließung. Das Projekt soll in der Region über 10.000 Arbeitsplätze schaffen, was für die Cree besonders wichtig ist, denn über 60 % der rasch wachsenden Cree-Bevölkerung sind unter 25 Jahren und die Arbeitslosigkeit stellt ein immenses Problem dar, das auch für sozialen und wirtschaftlichen Sprengstoff innerhalb der Cree sorgt. „Das neue Abkommen“, so Chief Moses bei der Vertragsunterzeichnung im Oktober, „steht für eine neue Beziehung zwischen Quebec und den Cree. Diese Beziehung baut auf Vertrauen und gegenseitigen Respekt auf. Einige mögen bezweifeln, dass eine solche Zusammenarbeit möglich ist, doch wir werden ihnen das Gegenteil beweisen. Als Grand Chief stehe ich völlig hinter diesem Abkommen und weiß den Esyou Istchee in dieser wichtigen Entscheidung hinter mir. Auch Premier Landry wird alles Nötige in die Wege leiten, um das Abkommen zu einem Erfolg zu führen. Wir sind zuversichtlich, dass der abschließende Vertrag, diesem gegenseitigen Einsatz Rechnung tragen wird.“ Chief Moses verwies insbesondere auf die Versäumnisse der Vergangen32 heit, als sich Hydro-Quebec als Betreiber der Kraftwerke bzw. des Staudammbaus über die Interessen der Cree und die Einsprüche der Umweltschützer hinwegsetzte. Das neue Abkommen garantiert die umfassende Konsultation der Cree in allen Entwicklungs- und Umweltfragen des Projekts. Die Cree haben nun im Gegenzug auf die Klagen gegen HydroQuebec, die sich immerhin auf Entschädigungszahlungen in gleicher Höhe wie die jetzt vereinbarten Zahlungen belaufen, verzichtet. • • • • trizität, Bergbau und Waldwirtschaft, Gewinnbeteiligung auf der Basis des gesamten traditionellen Territoriums, Entschädigungszahlungen von $ 24 Millionen im ersten Jahr, $ 46 Millionen im zweiten und jeweils $ 70 Millionen jährlich über einen Zeitraum von 48 Jahren, Firmenkontrakte von $ 850 Millionen (Cree-Unternehmen, Jobs etc.), Anerkennung des Selbstbestimmungsrechts der Cree auf die eigene wirtschaftliche Entwicklung, Anerkennung einer Beziehung von gleichberechtigten Nationen wischen Quebecer Regierung und Cree. National Chief der Assembly of First Nations, Matthew Coon-Come beglückwünschte die Vertragspartner und bezeichnete das Abkommen als Vorbild. „Dieses Abkommen repräsentiert einen Vertragstypus von Zusammenarbeit und finanzieller Verantwortung, der die Beziehung der kanadischen Regierung gegenüber den indigenen Nationen in ganz Kanada prägen sollte“, lobte CoonCome die neue Qualität des Abkommens, das durch die gleichberechtigte Beziehung zwischen souveränen Nationen die Umsetzung des völkerrechtlichen Grundsätze und der Anerkennung der „First Nations als Völker im Sinne des Internationalen rechts unterstützt“. • Die Verwirklichung des Vertrags bedeutet nach Einschätzung der Cree und anderer First Nations einen Präzedenzfall in Kanada, der erstmalig das Selbstbestimmungsrecht nach den Prinzipien des United Nations Human Rights Committee anerkennt und den Bestimmungen des Internationalen Pakts über Zivile und Politische Rechte folgt. Vertragsgegenstand sind u.a.: • Indigene Zustimmung hinsichtlich der Entwicklung auf ihrem Land, • Ende aller großen und umweltschädlichen Entwicklungsprojekte, • Gewinnbeteiligung an den Einnahmen aus den drei Sektoren: Elek- „Dies ist ein historisches Ereignis“, kommentierte Chief Moses den Vertragsabschluß. Wir werden verfolgen, ob die Regierung diesmal zu ihren Verpflichtungen stehen wird oder ob der Vertrag sich in die lange Geschichte von Vertragsbrüchen einreihen wird. Wir hoffen, Chief Moses behält Recht in seiner Zuversicht auf eine neue Ära der Kooperation. Der Vertrag kam jedoch auch überraschend für manchen Beobachter, denn die Cree hatten zuvor jahrelang gegen die Staudammprojekte gekämpft und die Umsetzung des JBNQA von 1975 verlangt. Mit Unterstützung von Menschenrechtsorganisationen und Umweltgruppen konnten sie Anfang der 90er Jahre einen Vertrag zwischen Hydro-Quebec und dem US-Bundesstaat New York ebenso verhindern wie ein Wasserstoffabkommen zwischen dem Energieunternehmen und europäischen Staaten. von Monika Seiller COYOTE 1/02 Leonard Peltier Vereint können wir die Welt verändern! Verlosungsaktion zur Unterstützung von Leonard Peltier Leonard Peltier sitzt seit einem Vierteljahrhundert unschuldig in den Kerkern der USA und ist damit zu einem lebenden Mahnmal für den indianischen Widerstand geworden. Im Rahmen einer Unterstützungsauktion in der Münchner Ferretti-Galerie (Dank an Christin und Antonio) hat die Aktionsgruppe für Indianer und Menschenrechte eine von Leonard selbst gefertigte Dreamcatcher-Kette erworben, um sie in einer Verlosungsaktion an eine/n glücklichen Gewinner/ in weiterzuleiten und mit dem Betrag von damals DM 1.000,- Leonard Peltier in seinem Kampf um Freiheit und Gerechtigkeit zu unterstützen. Nach einigen Anlaufschwierigkeiten zeigte sich dann doch ein erfolgreicher Losverkauf, mit dem wir den von uns zwischenfinanzierten Betrag wieder abdecken konnten. Die Gewinnziehung fand am 02.03.2002 in der Folge unserer jährlichen Mitgliederversammlung statt. Im Bild sehen wir die Gewinnerin Heike Gundlach mit der Kette. Liebe Freunde, werte Unterstützer, [...] ich möchte zunächst meinen tiefen Dank für Eure anhaltende Anteilnahme zum Ausdruck bringen. Nachdem meine Begnadigung im Januar 2001 so schmerzlich nahe schien, hatte ich befürchtet, daß viele von Euch des Kampfes müde, enttäuscht und zur Aufgabe bereit wären. Ich selbst war nahe daran zu resignieren, doch am Ende konnte ich diesen ungerechten Schicksalsschlag nicht hinnehmen. Meine Gedanken sind bei all den Ureinwohnern hier und weltweit, die Ungerechtigkeit zu erdulden haben, und wenn ich unserer Vorfahren gedenke, die gekämpft haben, damit wir überleben können, fühle ich mich ermutigt, den Kampf fortzuführen, denn es ist unser gemeinsamer. Am meisten hilft mir dabei, daß ich Euch an meiner Seite weiß. Im Geist von Crazy Horse Das Leonard Peltier Defense Committee und viele Aktivisten weltweit unterstützen weiterhin unermüdlich seinen Freiheitskampf, müssen jedoch einen erneuten Rückschlag hinnehmen. Richter Magnison vom U.S. District Court of North Dakota lehnte den Antrag auf Strafreduzierung, der unter Umständen zur Freiheit Peltiers geführt hätte, ab, da alle relevanten Beweise bereits vor Gericht verhandelt worden seien. Peltiers Anwalt Eric Seitz hat bereits Berufung eingelegt. Wir danken allen Teilnehmern nochmals herzlich für die Unterstützung! COYOTE 1/02 Mehr Hoffnung auf Erfolg verspricht der Antrag, endlich Akteneinsicht in die Bewährungs- und Begnadigungsunterlagen nehmen zu können, die das FBI bislang verweigert hat, und die Herausgabe von 6.000 Dokumenten, die weiter unter Verschluß gehalten werden, zu verlangen. Antragsgrund- lage sind sowohl der Freedom of Information Act als auch die Anweisung des damaligen Präsidenten Bill Clinton zur Herausgabe der Unterlagen kurz vor dessen Amtsende. Zudem läuft derzeit eine Bürgerrechtsklage auf der Basis der gefälschten FBIBeweise. Am 26. Juni 2002 findet eine Gedenkveranstaltung – bereits die dritte – zur Unterstützung von Leonard Peltier auf der Pine Ridge Reservation statt. Als Teilnehmer werden Harvey Arden (s. Coyote 4/01), Clyde Bellecourt, Dennis Banks und viele andere Mitstreiter und Unterstützer erwartet. Infos: www.geocieties.com/ oglala_commemoration oder www.freepeltier.org von Monika Seiller 33 Mitgliederversammlung Bericht über die Mitgliederversammlung der AGIM Ludwig Seiller, Robert Stark und Dionys Zink berichten über das letzte Jahr - Foto: AGIM Die Mitgliederversammlung fand am Samstag, den 02.03.2002, in den Räumlichkeiten der Frohschammerstraße 14, 80807 München, von 19:45 – 21:50 statt. Zur Mitgliederversammlung wurde ordnungsgemäß eingeladen. Es finden sich 17 Mitglieder ein. Nach der Begrüßung der anwesenden Mitglieder durch Ludwig Seiller, berichtet Robert Stark über die Ergebnisse der Beiratsversammlung, die zuvor in der Privatwohnung von Ludwig Seiller von 18:00 – 19:20 Uhr stattgefunden hat. Zur ordnungsgemäß angekündigten Versammlung treffen sechs Beiräte ein: Ludwig Seiller, Monika Seiller, Dionys Zink, Linda Villegas, Robert Stark, Oliver Kluge. Es entschuldigten sich: Gabi Krüger-Barnikel und Heike Rahn. Die Versammlung ist beschlussfähig. Finanzbericht: Buchhalterin Monika Seiller legt die Jahresbilanz vor. Die Beiräte haben keine Einwände. Die Entlastung der Buchhalterin wird einstimmig beschlossen. Wesentlich war die Reduzierung des Defizits vom Jahresabschluss 2000 auf die Hälfte. Bericht des Vorstands: Der Vorstand legt Rechenschaft über die Vereinsführung im letzten Jahr ab. Die Beiräte haben keine Einwände. Die Entlastung wird einstimmig beschlossen. Wahl des Vorstands: Als einziger Kandidat für die Wahl stellt sich Ludwig Seiller zur Verfügung. Ludwig Seiller wird einstimmig von den anwesenden Beiräten gewählt. Sonstiges: Die Beiräte beschließen nach Diskussion verschiedener Maß- 34 nahmen für das kommende Jahr folgende Ziele, um die Finanzen des Vereins dauerhaft zu konsolidieren: • 100 neue Mitglieder sollen geworben werden. • Es soll verstärkt Anzeigenakquise betrieben werden. Produkte für die „Indianerszene“ können über den Coyote sehr effektiv und zielgruppengerichtet vermarktet werden. • Zusammenarbeit mit Grossisten um das Magazin „Coyote“ besser zu vermarkten. • Verstärkt mit Aktionen an die Öffentlichkeit treten. • Motivation zu Spenden durch diverse Maßnahmen erhöhen. Danach berichtet Ludwig Seiller über die Entwicklung der Finanzen des Vereins im vergangenen Jahr (siehe oben unter Finanzbericht). Anschließend trägt Robert Stark einen Überblick zu den Vereinstätigkeiten der AGIM des vergangenen und der ersten Monate diesen Jahres vor. Die einzelnen Punkte werden durch Erläuterungen und knappe „Erlebnisberichte“ anwesender aktiver Mitglieder, die an bestimmten Aktionen maßgeblich beteiligt waren, ergänzt. Die Berichterstattung wird außerdem durch Rückfragen anwesender Mitglieder belebt. U.a. stellen anwesende Mitglieder die Frage, durch welchen Betrag pro Mitglied die bereits maßgeblich verbesserte Finanzsituation des Vereins behoben werden könne (Antwort: ca. 30,- •). Die Vereinsführung begrüßt diesen Vorschlag und gibt ihn mit diesem Brief an die Mitglieder weiter (Stadtsparkasse München, BLZ 701 500 00; Kto.-Nr. 17-22 34 70; Kennwort: AGIM). Schließlich bietet Dionys Zink einen Ausblick auf die geplanten Projekte und Aktionen für das Jahr 2002. Auch dieser Vortrag wird durch Rückfragen und Vorschläge der anwesenden Mitglieder aufgelockert und geht in eine engagiert geführte Diskussion über. Die Diskussion leitet zwanglos in den Tagesordnungspunkt 6 über. Unter anderem wird der Vorschlag von einem Mitglied erörtert, inwiefern durch einen Preis die gelungene Integration externer Wirtschaftsprojekte auf indianischem Land honoriert werden könne. Im Anschluss an Tagesordnungspunkt 6 wird im Beisein aller anwesenden Mitglieder die Ziehung des Gewinner der Verlosungsaktion zugunsten von Leonard Peltier vorgenommen. Der Hauptgewinn, eine von Leonard Peltier persönlich im Gefängnis angefertigten Dreamcatcher-Kette, fällt an ein Mitglied aus Hessen. Neun weitere Preise werden ermittelt. Anschließend wird der Gedankenaustausch zwischen den Mitgliedern im Rahmen eines gemütliches Beisammenseins fortgesetzt. von Robert Stark Monika Seiller bei der Ziehung der Gewinne - Foto: AGIM COYOTE 1/02 Indianerschmuck Indianerschmuck aus aller Welt Indianisches Kunstschaffen hat sich in allen Kulturarealen Nordamerikas seit den ersten Kontakten mit den Weißen relativ rasch verändert. Neue Materialien mit für die Indianer faszinierenden Eigenschaften, aber auch neue Werkzeuge, die Arbeitsprozesse revolutionierten und ganz neue Möglichkeiten der Umsetzung künstlerischer Ideen erschlossen. Insbesondere das weltweite Agieren multinationaler Konzerne hat nicht immer nur erfreuliche Seiten. Neben den Gewinnern bleiben meist unverdientermaßen Verlierer zurück, die kaum eine Chance zur Gegenwehr hatten. gen vieler Menschen in einer technisierten und schnelllebigen Welt Gewinn zu schlagen. Ganz im Gegenteil, wo sich ein Markt auftut, finden sich auch rasch clevere Geschäftsleute, die ihn ausbeuten wollen, solange es geht. Zwei Beispiele seien genannt: An der Nordwestküste konnten erst mit den neuen Eisenwerkzeugen Totempfähle von bisher nie dagewesener Pracht in viel kürzerer Zeit hergestellt werden. Bei vielen Stämmen drängten Glasperlen mit natürlichen Stoffen eingefärbte Stachelschweinborsten für Zierstickereien zurück. Farbenvielfalt, Glanz, Dauerhaftigkeit des Materials und leichtere Verarbeitbarkeit machten Glasperlen als Arbeitsmaterial ungleich attraktiver. Mit den Glasperlen hielten auch häufig Muster aus der europäischen Volkskultur in den indianischen Formenkanon integriert. Auch der Silberschmuck bei den Indianern des Südwestens verdankt seine Entstehung Impulsen der spanischen Eroberer. Hier soll ein ausgesprochener „Nebenkriegsschauplatz“ dieser Ereignisse besprochen werden. Die „Globalisierung“ indianischer Kunst. Tatsächlich werden diesem Phänomen auch einige positive Auswirkungen verdankt. Mancher indianische Künstler konnte es im internationalen Kunstbetrieb zum Superstar bringen, z.B. Tony Abeyta, dessen Schaffen weit über Amerika hinaus Anerkennung findet (siehe Artikel in diesem Coyote). Eine solche Karriere stellt jedoch eine Ausnahmeerscheinung dar. Dem stehen viele bedauerliche Phänomene gegenüber, die zwar erst durch die Faszination, die indianische Kulturen ausüben, ermöglicht wird, dabei aber bizarrer Weise das Wesen indianischer Kunst aushöhlen und in vieler Hinsicht destruktiv auf das authentische Kunstschaffen der amerikanischen Ureinwohner wirken. „Indian Spirit“ ist in. Das haben viele Geschäftsleute erkannt und den Trend gezielt forciert. Man denke nur an gewisse Werbekampagnen der Firma C&A. Kommen wir zum eigentlichen Thema. In allen großen Kaufhäusern unserer Großstädte gibt es bei den Schmuckabteilungen eigenen Stände für Indianerschmuck, die nicht zu übersehen sind. Aber auch zahlreiche kleinere Läden sind auf den Verkauf von Indianerschmuck und anderen indianischen Utensilien, wie „Dreamcatchern“ spezialisiert. Auch auf Festivals mit Ethno-Touch, wie dem mittlerweile fest etablierten Spektakel „Tollwood“ in München, bieten zahlreiche Stände „Indianerschmuck“ feil. Schon vor Jahrhunderten entstand ein Handelsnetz mit lokalen und internationalen Verflechtungen. Kamen die Glasperlen vorwiegend aus europäischen Produktionszentren, wurden auch im Osten der Vereinigten Staaten Handelsgüter produziert, die im Austausch für Felle an Indianer verhandelt wurden: z.B. aus Rinderknochen gedrechselte, längliche Röhren für Schmuck, Pfeilspitzen und Messer aus Metall und vieles andere. Auch damals fand bereits eine Art „Globalisierung“ mit weltweiten Auswirkungen statt. Heutzutage ist dieses modische Stichwort in aller Munde. Die rasante Weiterentwicklung der Mikroelektronik und neuer Informationstechnologien in deren Gefolge verursachen tatsächlich Umwälzungen mit noch nicht in allen Bereichen absehbaren Folgen, die gerade im positiven Sinne meist viel zu euphorisch überbewertet werden. Dabei sei eines betont. Natürlich geht es nicht darum, historisierend die Ausdrucksformen vergangener Zeiten, die von vielen Bewunderern indianischer Kulturen als typisch erkannt respektive anerkannt werden, zu konservieren. Schon in der Einleitung kam zum Ausdruck, das sich indianische Kunst gerade durch die Auseinandersetzung mit der Kultur der fremden Einwanderer zu ungeahnten Höhen aufgeschwungen hat. Auch heutzutage muß der Kunst indianischer Völker eine Weiterentwicklung zugestanden werden, die ihre Liebhaber immer wieder mit Neuem überraschen darf. Im folgenden beschriebene Phänomene haben jedoch mit einer Weiterentwicklung authentischen indianischen Kunsthandwerks nichts zu tun. Es sind traurige Kapitel, die ein Wirtschaftssystem hervorgebracht hat, das sich nicht scheut aus den sentimentalen Neigun- COYOTE 1/02 Wo kommt eigentlich das ganze Zeug her? Wenn arglose Käufer vielleicht noch meinen, sie hätten mit Ihrem Kauf eines „gefälligen“ Bijou Indianer unterstützt, dann haben sich diese gründlich geirrt. Das Gegenteil ist der Fall. Eine kleine Erfolgsgeschichte soll unsere Aufklärungsarbeit eröffnen: Ein geschäftstüchtiger, weißer Amerikaner hatte als Börsenmakler lange Zeit gut verdient. Ende der 80er Jahre hatte er jedoch bei der Börsenkrise in Amerika den Großteil seines Vermögens verloren. Mit dem verbleibenden Rest setzte er sich in die Philippinen ab. Dorthin nahm er ein paar hundert Exemplare indianischen Silberschmucks und andere Objekte mit: solides indianisches Kunsthandwerk. Auf den Philippinen hatte er ein leichtes Spiel, unter der Unmenge von Arbeitslosen auch einige Kunsthandwerker zu finden, mit denen er kurzerhand ein neues Dorf gegründet hat, das er „Zuni“ taufte, wie das gleichnamige Pueblo mit umgeben- 35 Indianerschmuck der Reservation in New Mexico an der Grenze zu Arizona. Aus dem amerikanischen Zuni hatte er auch den Großteil seiner eingeführten indianischen Juwelen mitgebracht. Von seinen umgesiedelten Handwerkern ließ er nun nach den originalen Vorlagen aus Amerika endlose Serien von „Indianerschmuck“ anfertigen, die er dann im großen Stil nach Amerika exportierte. Auf der Rückseite trugen die Juwelen sogar den Schriftzug „Zuni“, wie die gleichnamigen Siedlungen in den USA, bzw. auf den Philippinen. Über ein Jahr wurde in Amerika nichts davon bemerkt, bis eines Tages einige Stücke im Zuni-Reservat selbst auftauchten. Die dort ansässigen Silberschmiede erkannten diese jedoch sofort als Imitate. Auch ein wirklicher Kenner der indianischen Kunstszene – die allerdings nicht so zahlreich sind – wäre sofort stutzig geworden. Tatsächlich gab es Ende der 70er bis Anfang der 80er Jahre auf der ZuniReservation eine Kooperative, in der alle Künstler des Stammes zusammengefasst waren. Die Silberarbeiten dieser Kooperative waren ebenfalls auf der Rückseite mit „Zuni“ signiert. Solche Signaturen gab es vorher und auch nach Auflösung der Kooperative in den frühen 80er Jahren nicht mehr. Einige dieser echten Stücke befanden sich wohl auch im Besitz unseres gescheiterten Börsenmaklers, der nun einen neuen, offensichtlich einträglichen Erwerb gefunden hatte. Immerhin ließ sich der Schriftzug der echten Stücke aus der authentischen Kooperative gut von demjenigen der philippinischen unterscheiden. Ganz zu schweigen von der Qualität der Stücke. Da konnten die Imitate nicht so recht mithalten. Wer sich jedoch nur oberflächlich mit indianischer Kunst beschäftigt hat und gar von der „Stempelmarke“ jener Zuni-Kooperative gehört hat, mag nicht zuletzt deshalb auf die Imitate hereingefallen sein. Mancher tut das vielleicht noch heute. Die Zuni legten über Vertreter der amerikanischen Regierung bei den philippinischen Behörden Beschwerde ein. Schließlich gab es ein Gesetz, das den Verkauf von Imitationen indianischen Kunsthand- 36 werks als authentisch verbot (siehe unten). Viel erreicht hat man natürlich nicht. Die Handwerker von „Zuni“ auf den Philippinen wurden angewiesen, auch wirklich immer den unterscheidbaren Schriftzug aufzubringen. Mittlerweile bringt kein Zuni mehr den Schriftzug „Zuni“ auf seinem Silberschmuck alleinstehend an. Sofern man überhaupt „Zuni“ eingraviert, folgen auch immer der Name oder Symbole des Künstlers. Aber nicht nur auf den Philippinen, auch in anderen Länder der Erde wird Indianischer Schmuck produziert: überall, wo die Arbeitskraft so billig ist, dass nur noch Material und Transportkosten eine Rolle spielen, insbesondere in Hinterindien und China. Auch in der ehemaligen Tschechoslowakei war die Produktion von Silberschmuck lange Zeit rentabel. Nach der Öffnung des Ostens brachte sie jedoch in den Nachfolgestaaten zu wenig Profit. Interessanterweise wird sogar in Nordamerika selbst, vor allem im Südwesten, Silberschmuck im wahrsten Sinne des Wortes am Fließband produziert. Stellen wir als Beispiel eine erfolgreiche Firma vor, die ca. 80 % ihrer Produktion nach Europa verkauft: „The Silver Bird“ in Albuquerque, New Mexico – übrigens nicht die einzige an diesem Ort. Das Lieferprogramm dieser Firma umfasst unter anderem eine breite Palette an „Silberschmuck“, der allerdings, sofern überhaupt, nur aus einer silberhaltigen Legierung besteht. An der Stelle von Edelsteinen werden vorwiegend täuschend ähnliche Kunststoffimitate verwendet. Neben ausgesprochen modernistischem Kitsch, der von selbst seine Herkunft verrät, finden sich im Angebot auch Nachempfindungen traditioneller Silberschmuckformen, wie gebündelte Kettenstränge aus extrem fein gearbeiteten, zylindrischen Silberperlen, das sogenannte „flüssige Silber“. Abgesehen von der schlechten Qualität des Materials, kann natürlich auch die Verarbeitung nicht mit handgearbeiteten Stücken Schritt halten. Schließlich handelt es sich um industriell gefertigte Massenware. Interessant ist auch, wer am Fließband steht: Illegale Einwanderer aus Mexiko. In Amerika ist es seit 1991 gesetzlich verboten, derartige Produkte als „indianisch“ zu verkaufen. Sie müssen ausdrücklich und unübersehbar als „nicht indianisch“ gekennzeichnet werden. Auf die Nichteinhaltung dieser Regeln stehen drakonische Strafen: 250.000 $ im Erstfall verbunden mit einem Jahr Gefängnis; beim dritten Wiederholungsfall 1Mio. $ mit 5 Jahren Gefängnis. Das Gesetz sorgt tatsächlich für wirksamen Schutz, leider nur in Amerika. Die Kataloge der Firma „The Silver Bird“ bezeichnen ihre Produkte als „made in U.S.A“ oder „made in Southwestern Style“. Keines der Pro- Ausschnitt aus dem Katalog der Firma „The Silver Bird“ COYOTE 1/02 Indianerschmuck dukte trägt eine Markierung. Auch das ist gesetzlich verboten. In Europa gibt es jedoch keine derartigen Gesetze. Aus diesem Grund werden die bewußt schwammig gehaltenen Formulierungen in unseren Kaufhäusern wieder konkreter. Hierzulande wird aus „Southwestern Style“ und „made in USA“ wieder Indianerschmuck aus dem Südwesten der USA. Die Metallerzeugnisse von „The Silver Bird“ werden an die Wiederverkäufer zu echten Schleuderpreisen abgegeben (ab 1 $; nur selten werden höhere Preiskategorien bis ca. 30 $ erreicht). Was die Wiederverkäufer dann mit seiner korrekt verkauften Billigware treiben, ist dem Inhaber der Firma egal. In einem persönlichen Gespräch mit Antonio Ferretti hat er geäußert: Er verkaufe nur brauchbare Flaschen, wie diese dann von seinen Kunden etikettiert werden, sei nicht sein Problem. Und wie wir wissen – sicherlich auch er, ist diese Art von Etikettenschwindel in Europa kein Problem. Dass diese Form von Betrug in Amerika verboten ist, hat sehr triftige Gründe. Angesichts der trostlosen Situation mit hoher Arbeitslosigkeit auf vielen Reservationen stellt das Kunsthandwerk häufig eine der wenigen, rentablen Einnahmequellen dar. Viele der renommierten indianischen Künstler ernähren mit ihrer Schaffenskraft die ganze Familie, und das sind keine Kleinfamilien. Die Töpferin Rachel Concho etwa (vgl. Coyote 1/2000) bezahlt mit dem Erlös ihrer Arbeiten u.a. die Schulausbildung ihrer sieben Enkel. Das ist kein Einzelfall. Als Kontrast zur Firma „The Silver Bird“ sei noch eine andere vorgestellt: Die „Southwest Indian Foundation“ aus Gallup, New Mexico. Das Lieferprogramm umfasst eine ähnliche Produktpalette wie bei „The Silver Bird“, darunter wiederum eine Menge „Silberschmuck“. Zwar haben viele Artikel insgesamt eine etwas höhere Qualität. Das ändert alles nichts daran, dass es sich gleichfalls um industriell gefertigte Massenware ohne Signierung handelt. Die etwas besser COYOTE 1/02 Titelblatt des Katalogs der „Soutwest Indian Foundation“ Qualität schlägt sich auch gleich in einem deutlich höheren Preisniveau nieder. Das hat aber noch einen weiteren Grund. Ein Großteil des Erlöses wird Programmen zur Unterstützung von Indianern im Südwesten zur Verfügung gestellt. Dabei handelt es sich weniger um individuelle Unterstützung, wenngleich auch einzelne, bedürftige Indianerfamilien zu Weihnachten Lebensmittelspenden erhalten, sondern um die Finanzierung größerer Projekte, wie Großspenden an Hospitäler, für Jugendarbeit oder die Wiedereingliederung von Suchtopfern in den Arbeitsprozess. Was sich zunächst als großartige Sache verstehen lässt, bedarf hingegen der differenzierten Betrachtung. Die „Southwest Indian Foundation“ legt in Katalogen vollmundig ihre selbst- losen Ziele dar. Zugleich wird auch ein verkürzter Jahresbericht beigelegt, aus dem hervorgeht, dass 82,5 % der Einnahmen den Indianern in Form der Finanzierung von Projekten zugute komme. Was dem naiven Betrachter jedoch nicht auffällt, ist die Tatsache, dass nicht etwa 82,5 % des bezahlten Preises für einen Artikel in diese Projekte fließt, vielleicht nicht einmal 1 %. Die Stiftung ist nur eine Art Schutzschild, hinter der sich nichtindianische Firmen verbergen, die genau den gleichen „Nippes“ verkaufen wie „The Silver Bird“. Natürlich muß auch bedacht werden, welcher „Einkaufspreis“ der Stiftung jedem der an einen Endkunden weiterverkauften Artikel zugrunde liegt. Diese Artikel werden von den Firmen, die sich als „Lieferanten“ hinter der Stiftung ver- 37 Indianerschmuck bergen, nicht selbstlos zur Verfügung gestellt. In gewisser Hinsicht verbirgt sich hinter der Stiftung sogesehen sogar ein cleverer Marketing-Trick. Man kauft guten Gewissens Ware ein, im nicht ganz ungerechtfertigten Glauben, etwas zur Unterstützung von Indianern getan zu haben. „Politically absolutely correct.“ Andererseits muß ganz klar gesagt werden. Keines der verkauften Objekte ist wirklich authentische Indianerkunst, sonder nur Industrieware im „Southwestern Style“ oder was immer auch sonst. Wer Indianer direkt unterstützen will, ist besser damit bedient, von indianischen Künstlern gefertigte Objekte zu kaufen. Sofern man die Gabe zur Unterscheidung besitzt, wird man sofort feststellen: diese sind nicht nur authentischer, sondern ungleich schöner gearbeitet. Natürlich liegen solche Objekte im Preis auch etwas höher. Aber das zahlt sich aus. Darüber hinaus sind einzelne Gegenstände, wie sie die „Southwest Indian Foundation“ vermarktet, von echten indianischen Künstlern sogar mindestens zum gleichen Preis zu erwerben. Das sind dann zwar keine Werke großer Kunst, aber immerhin signierte, authentische Werke. Industriell gefertigter „Indianerschmuck“ aus dem Katalog der „Southwest Indian Foundation“ Übrigens, auch vor der eigenen Haustüre in München wird Indianerschmuck hergestellt. Nicht ganz ohne Stolz auf die eigene schöpferische Leistung versuchte schon einmal ein deutscher „Indianerschmied“ in der Ferretti-Galerie seine Werke zum Weiterverkauf anzubieten. Das gleiche ist auch schon mit anderen Ge- 38 Anzeige über die eine Broschüre zum Gesetz über den Kauf und Verkauf von indianischer Kunst angefordert werden kann genständen vorgekommen, z.B. Metallpfeilspitzen. Abschließend sollen einige Regeln vorgestellt werden, die beim Kauf authentischen, indianischen Silberschmucks beachtet werden sollten: 1) Es gibt keinen echten indianischen Silberschmuck, der billig ist. Das Material ist teuer, und die Arbeitslöhne in Amerika sind hoch, auch für Indianer. Selbst ein nur durchschnittlicher indianischer Kunsthandwerker kann nicht wie ein Teppich knüpfendes Kind in Indien rücksichtslos ausgebeutet werden. Aus diesem Grund sind Silber- oder Goldschmuck nahezu gleichwertig. Goldschmuck kostet nur ca. 25 – 30 % mehr, und wäre billiger, müßten die Indianer es nicht fast ausnahmslos über weiße Bezugsquellen kaufen. 2) Echter Silberschmuck ist massiv und vorzüglich verarbeitet. Er zeichnet sich durch ein exzellentes „finishing“ aus, dass industrieller Ware grundsätzlich fehlt. Die Ausführung echter Stücke ist ausgesprochen „delikat“. Die Oberfläche ist geschmeidig. Es werden grundsätzlich verschiedene echte Edelsteine (bzw. organisches Material) verwendet, nicht nur der klassische Türkis: z.B. Malachit, Catlinit, Korallen, Opal, Perlmutt, u.a. Das verwendete, hochkarätige Sterling-Silber läuft mit der Zeit in der für Silber typischen Weise an, was bei vielen Legierungen der Imitate nicht der Fall ist. 3) Heutzutage sind alle echten indi- anischen Schmuckstücke mit Namen oder Symbolen signiert. Dies begann in den 70er Jahren, mit dem ersten massiven Auftreten von Fälschungen. Zu den indianischen Künstlermarken existieren wichtige Nachschlagewerke, die zu Rate gezogen werden können, z.B. das Standardwerk von Burton Wright (ehemals Direktor des Heart Museum in Phoenix). Zuvor gab es mit wenigen Ausnahmen keine Signaturen. Dem Kenner erschließt sich jedoch anhand der Qualität die Authentizität sofort. Vor dem Kauf teurer Altstücke sollte bei mangelnder Eigenkompetenz unbedingt verlässlicher Rat gesucht werden. 4) Beim Kauf eines als echten Indianerschmucks angebotenen Stückes, ist eine Echtheitsgarantie des Verkäufers selbstverständlich. Sie muß eine genaue, zweifelsfreie Beschreibung des Objekts und die Garantie zur Rückerstattung des Kaufpreises bei Nachweis einer Fälschung beinhalten und mit Stempel und Unterschrift versehen sein. 5) Echter Indianerschmuck läßt sich an Fachleute immer wieder ohne Probleme verkaufen. Bei wirklich guten Stücken ist langfristig immer von einer Wertsteigerung auszugehen. Gegen eine kleine Spende an die Organisation „Futures for Children“, die indianische Kinder im Südwesten Nordamerikas unterstützt, kann in der Ferretti-Galerie München eine Bestimmung und Schätzung für Indianerkunst in Privatbesitz vorgenommen werden. Natürlich werden auch andere Zweige indianischen Kunsthandwerks allerorts nachgeahmt. Z.B. kommen Korbflechtereien im Stil nordamerikanischer Indianer aus Brasilien, Navajo-Teppiche aus Mexiko und Dreamcatcher aus Thailand. Das kann gegebenfalls einmal später dargestellt werden. Jedenfalls kann man hier zurecht von Globalisierung sprechen. Was von dieser Form der Globalisierung zu halten ist, haben wir am Beispiel des Silberschmucks dargestellt. von Antonio Ferretti und Robert Stark COYOTE 1/02 Indianer-Lexikon Neues Nachschlagewerk: Die Welt der ersten Amerikaner von A-Z auf nur 205 Seiten? Warum ist es besser der US-Kavallerie in die Hände zu fallen, als einem Anthropologen? Der Kampf mit den Blauröcken führt in die ewigen Jagdgründe, im anderen Fall kommst du in eine Bibliothek. Alte indianische Weisheit Indianerlexika gibt es mehrere. Keines hat bisher die Coyote-Redaktion überzeugen können, zu aufdringlich wurde da behauptet, dass alles Wissenswerte in den betreffenden Nachschlagewerken zu finden sei. So mancher Eintrag stellte sich dann bei näherer Überprüfung als falsch abgeschrieben heraus. Frederik Hetmann dagegen ist den Coyote-Machern eine vertraute Autorität, was die Ureinwohner Amerikas betrifft. Ein Indianerlexikon von Frederik Hetmann können wir also nicht übergehen. Als wir das Rezensionsexemplar in den Händen hielten, waren wir dann aber doch verblüfft: Wie kann das funktionieren, die Welt der ersten Amerikaner von A-Z auf nur 205 Seiten darzustellen? Soviel sei gleich vorab verraten - es geht schon, wenn man das Vorwort aufmerksam liest: „Ohne den Anspruch auf Vollständigkeit zu erheben, ist dies meines Wissens der erste Versuch in deutscher Sprache, ein Lexikon der Mythen und Rituale der Native Americans (Indianer Nordamerikas) zu erstellen.“ (Frederik Hetmann) Genau diesen Zweck erfüllt der schmale Band, der in kurzen Artikeln knapp über die zentralen Ele- COYOTE 1/02 mente indianischer Kulturen informiert, ohne esoterisches Brimborium zu verbreiten. Einmal mehr bestätigt sich, dass indianische Mythen und Zeremonien nur scheinbar hermetisch verschlüsselte Konzepte enthalten, sich jedoch auf spezifische Weise mit Fragen befassen, die letztlich alle Menschen zu allen Zeiten zu lösen versucht haben. Ergänzende Einträge zu den großen indianischen Kulturkreisen und bedeutenden Persönlichkeiten der indianischen Geschichte, Politik und Literatur vervollständigen das „Begriffs-Netz“, mit dem sich auch ein weniger Kundiger an eine vertiefte Recherche mittels der ebenfalls reichhaltig angegebenen Literatur wagen kann. So betrachtet schlägt dieses Buch eine Brücke zwischen anthropologischer Fachliteratur und interessiertem Leser. Tatsächlich berührt Hetmann damit ein in Deutschland ernsthaftes Vermittlungsproblem. Es existiert zwar eine umfangreiche populäre Indianerliteratur in Deutschland, vieles gelangt aber über das inhaltliche Niveau anspruchsvoller Kinder- und Jugendliteratur nicht hinaus. Relevante Indianerbücher für Erwachsene sind dagegen rar gesät. Und nicht immer reichen die Englischkenntnisse oder die Bibliotheksbestände aus, um auf eine präzise Frage auch eine Antwort zu finden, die zu weiterer Beschäftigung mit dem Gegenstand des Interesses anregt. Hetmann ist sich dessen bewusst, dass dieses mythologische Glossar nur ein Anfang sein kann, eine Erweiterung wird als zukünftiges Projekt in einigen Jahren Aussicht gestellt. Wir kündigen schon jetzt an, diese erweiterte Ausgabe rezensieren zu wollen. Hartnäckige Indianerunterstützer landen in jedem Fall in der Bibliothek, ein Griff nach dem Indianerlexikon sollte zu dem führen, was im englischen Sprachgebrauch „further reading“ genannt wird. Wir schlagen vor, dazu auch andere Werke Hetmanns heranzuziehen. geblättert, gelesen und benutzt von Dionys Zink Frederik Hetmann, Das Indianerlexikon – Die Welt der ersten Amerikaner von A – Z ist im Verlag Königsfurt erschienen. Das mit zahlreichen Bildern und Karten ausgestattete Taschenbuch umfasst 205 Seiten und kostet. 39 Musik Song für Stammesvorsitzende Fast überhört: Neil Youngs akustische Indianerbilder I’m listening to Neil Young Someone’s always yelling: Turn it down! Robert Allen Zimmermann Möglichkeiten zur Assoziation und Deutung eröffnet. Erreicht wird dies mit einer merkwürdigen Einleitungsstrophe She made a turn on a wooden bridge, Into the battleground With a thousand warriors on the ridge She tried to turn her radio down. Politik ist nicht unbedingt seine Stärke und so mancher hat sich in den 80er Jahren enttäuscht abgewendet, von einem Musiker, den alle zur HippieIkone stilisieren wollten, und der zu Reagans Zeiten plötzlich durch Redneck-Statements zur Nahost-Politik aufgefallen war. Die Rede ist von Neil Young, dem Stehaufmann der nordamerikanischen Rockmusik. Derzeit tourt der Meister durch die USA in Begleitung von Crosby, Stills und Nash, den gegenwärtig aktivsten Untoten der 70er Jahre. Die Tournee des Quartetts, triumphal inszeniert und entsprechend der aktuellen amerikanischen Stimmungslage angepasst (blaupatriotisch, weißkitschig, rottrotzig), verdeckt den Blick auf das, was Young wenige Monate vor dem Septembertag auf einer Europa-Tournee mit seiner „Hausband“ Crazy Horse zum Besten gab. On the hill, where Custer was, Making his last stand, With the Indians all around, And his gun in his hand Battle drums were pounding All around her car She saw her clothes were changing Into sky and stars. Das unvollständig beschworene Bild von Custers letztem Gefecht reißt das Motiv nur kurz an und lässt offen, was ohnehin jeder zu wissen glaubt. Verführt von der eigenen Vorstellung lassen sich dann die weiteren Vierzeiler interpretieren als Momentaufnahmen eines Vertragsabschlusses zwischen einem modernen, aber naiven Stammesboss und gierigen Industriemanagern oder -politikern: Strenggenommen ist die hier vorgestellte Assoziationskette natürlich nicht zulässig. Es fehlen immerhin drei der insgesamt neun Strophen, die dann auch nicht so recht in dieses Bilderpuzzle passen wollen. Ein Zusammenhang mit „Goin’ Home“, dem Titel des Lieds, der zugleich auch seinen Refrain bildet, wird ebenfalls außer Acht gelassen. Zu bedenken ist aber, dass Young nicht selten Lieder zu epischer Breite entwickelt, um sie dann wieder zurechtzustutzen. Insider kennen zum Beispiel „Road of Plenty“, das später unter dem Titel „Eldorado“ in wesentlich gekürzter Fassung eine pseudo-mexikanische Drogengeschichte erzählt. Die freie Anordnung von Strophen und Bildern zeigen auch weitere „Indianersongs“, z.B. das bisher unveröffentlichte „Hitchhiker“, das 1987 in einer veränderten Fassung unter dem Titel „Inca Queen“ erschien. Der Song „Goin’ Home“ gehört, obwohl erst dieser Tage in den Plattenläden, (d.h. wenn Nikolaus Jung sich nicht wieder anders besinnt und den Veröffentlichungstermin verschieben lässt) zu der Gruppe rätselhafter Young-Titel, denen tiefere Bedeutung zugesprochen wird, ohne dass sich so genau ermitteln ließe, worin diese liegen mag. Und „Goin’ Home“ gehört schon nach nur einer Tour im großkonzertverblödeten Nordameropa zu dem, was Bestand haben wird, wie nur eine Handvoll weiterer Preziosen aus Youngs riesigem Repertoire. In diversen Diskussionsforen der NeilYoung-Fans wurde der Erfolg von „Goin’ Home“ unter anderem damit begründet, dass man sozusagen alle möglichen Interpretationen an diesem Text anhängen könnte. Ganz von der Hand zu weisen ist das nicht... In drei Strophengruppen entsteht mit „Goin’ Home“ eine Bilderserie, die dem verstehenden Zuhörer zahlreiche 40 Dropping in on you my friend, Is just like old times, Said the fool who signed the paper, To assorted slimes It’s hard to get blood from a stone But for you I’ll give it a try To provide your accommodations And leave you satisfied You’d think it was easy To give your life away. To not have to live up to, The promises you made. Die Darstellung einer solchen Szene würde durchaus zu Neil Young passen, der in einer unveröffentlichten Fassung von „Crime in the City“ auch der Situation der Lakota einige Strophen gewidmet hat, die allerdings in der offiziellen Version unter den Tisch gefallen sind. Auch in diesem Titel spielt der schicksalhafte Moment einer Vertragsunterzeichnung eine gewisse Rolle. In der Schlusssequenz des Lieds wechselt die Perspektive: Eine Frau rückt in den Blick und das eingangs evozierte Bild von den Indianern, die plötzlich bereit zum Kampf am Horizont erscheinen, schließt den Kreis. Indianer sind ein häufiges Motiv im Gesamtwerk Neil Youngs, dem man in alten Buffalo Springfield-Tagen das Image eines Indianers anhängen wollte. Youngs Sympathie und Engagement für Indianer sind seit Längerem bekannt. Seine patriotischen Wallungen mögen nicht jedem gefallen, genauso wenig wie seine Singstimme (siehe das Zitat von Bob Dylan zu Anfang). Youngs Position im kulturellen Binnenzusammenhang amerikanischer Indianerpolitik wird allemal vielsinnig deutlich. von Dionys Zink Neil Youngs neue CD „Are you Passionate?“ ist seit einer Woche im Handel erhältlich COYOTE 1/02 Indianische Kunst Tony Abeyta – Un Indiano Veneziano Tony Abeyta ist im Südwesten der USA zuhause, wo man auf Indianerland in eine magische Welt eintauchen kann, wo das Lebensgefühl von Mythen und Legenden bestimmt wird. Zwei Jahre lang haben wir ihn in Taos vergeblich gesucht. Dann fanden wir ihn schließlich in Venedig, tausende Meilen von seiner Heimat entfernt. Ein weiter Himmel, unendliche Wüsten mit rotem Gestein, einsam gelegene Ruinen der Menschen präkolumbianischer Kulturen – diesem Erbe ist Tony Abeyta entwachsen. Ein unkompliziertes Wesen, Toleranz, gute Manieren und Bescheidenheit zeichnen den jungen Menschen aus. Der Bursche wird vom Ruhm geradezu verfolgt, aber zu Kopf ist er ihm nie gestiegen. Das sind unsere Eindrücke beim Treffen in einem venezianischen Patio. Seine Werke sprechen eigentlich für sich. Und gerade deshalb wollten wir ihn persönlich kennenlernen. Ein ruhiger, in sich gekehrter Mensch ist uns da begegnet, wie für viele Indianer typisch. In seinem Atelier finden wir vollendete und halbfertige Werke, die an den Wänden lehnen und auf dem Boden herumliegen. „Ich habe ein Stipendium der New York State University für einen viermonatigen Aufenthalt in Venedig gewonnen. Zu guter Letzt entschied ich mich länger zu bleiben. Alles in Venedig ist Kunst, selbst die Luft, die Du atmest. Du bist umgeben von Kunst. Ich bin hier, um von anderen Kulturen zu lernen und um herauszufinden, was davon mein Schaffen inspirieren kann.“ Er lernte am „Santa Fe Institute of Fine Art“, wo legendäre Gestalten der indianischen Kunstszene gelehrt haben, z.B. Tonita Pena oder Fred Ka- botie, den Tony Abeyta noch persönlich kennen lernen konnte. Bereits mit 25 war er berühmt für seine Bilder mit Gottheiten und heiligen Wesen, Kachinas und Yei, die Vermittler zu den Geistern. Kräftige und leuchtende Farben kennzeichnen den eigenwilligen Stil seiner Bilder. Wir können hier nicht alle Preise aufzählen, die er in seinem noch kurzen Leben bereits erhalten hat. Obwohl ihm bereits als einzigem indianischen Künstler der Vereinigten Staaten schon in so jungen Jahren eine Retrospektive gewidmet war, fehlt ihm jeder Anflug von Überheblichkeit. Im Frühling des Jahres 2000 wurde im „Southwest Museum“ von Los Angeles ein Querschnitt durch sein bisheriges Werk gezeigt: Bilder von außergewöhnlicher Ausstrahlung. Schon vor zwei Jahren hat das „National Museum of the American Indian“, das im Herbst 2003 in Washington wieder eröffnet werden soll, sich sein dramatisches Werk „Four Directions“ (76 x 83 cm) für einen stolzen Preis gesichert. Der Direktor Richard West will es am Eingang zur modernen Sektion aufhängen. Auch das Motiv für die weltweite Werbung der Smithonian Institution ist diesem Bild entnommen. Tony Abeyta in Venedig - Foto: Antonio Ferretti COYOTE 1/02 „Zwei Jahre lang hatte ich eine Galerie in Rancho de Taos (im Norden von New Mexiko). Aber die Wände waren immer so schnell leer, dass ich mit dem Malen neuer Bilder nicht mehr nach kam. Aber das entsprach mir nicht. Nie könnte ich kommerzieller 41 Indianische Kunst Maler sein. Ich brauche Zeit, Einsamkeit, Ruhe und die richtige Atmosphäre um etwas zu schaffen ... Alle Dinge brauchen ihre Zeit. Eingebung kommt nicht mit dem Geld. Es verdirbt sie.“. Geboren ist er in Gallup, südlich des Navajo-Reservats als Sohn des Navajo-Malers Narciso Abeyta, dessen Werke heute nahezu unauffindbar sind. „Von den Werken meines Vaters sind mir nur wenige geblieben und wann immer eines versteigert wird, versuche ich es zu ergattern, ganz gleich um welchen Preis. Ich verdanke alles meinen Eltern, die mich von klein auf gefördert haben.“ Tony ist nicht nur Künstler, sondern sammelt selber indianische Kunst, erlesene Dinge jenseits des „mainstream“, die nur der Kenner zu schätzen weiß. Dabei unterstützt ihn seine Frau Patricia Michaels aus Taos, die 1985 zur Miss Taos gewählt worden ist. Sie ist Modedesignerin. Ihre Modelle, eine gelungene Mischung aus europäischen und indianischen Elementen, erscheinen in indianischen und japanischen Illustrierten. Tony und Patricia haben zwei wunderschöne Kinder. Gabriel, zehn Jahre alt und Margaux, die erst vier Jahre zählt. Venedig ist nur die letzte Station in einer langen Reihe: Art Institute of Chicago, Maryland Institute College of Art, Studio Arts Center International (Florenz), Lacoste Ecole Des Beaux Arts, Institute of American Indian Arts (Santa Fe) und Haystack Mountain School of Crafts (Maine). Seit er seine Galerie geschlossen hat, präsentiert er seine Bilder nur noch in der „Cline Fine Gallery“ in Santa Fe, der „Blue Rain Gallery“ in Taos und der Turquoise-Turtoise Gallery in Sedona. Beides sind Magneten für Tony Abeyta - Foto: A. Ferretti Sammler indianischer Kunst. „Wenn ich in die Staaten zu einer Vernissage zurückkehre, fragen mich die Leute immer, was tust Du nur in Europa. Dann sage ich Ihnen, kommt doch selbst her und seht. Hier kann ich leben und atmen.“ Gegenwärtig arbeitet Tony für eine weitere Vernissage. „Aber ich weiß nicht, ob ich fertig werde. Dazwischen möchte ich auch noch nach München kommen und mir dort die Museen anschauen. Über die Kunst kannst Du die Menschen verstehen lernen. Am besten gefällt mir der deutsche Expressionismus. Sollte ich nicht fertig werden, muss ich eben die Vernissage verschieben ...“. Dabei kommt ihm ein unschuldiges Lächeln über die Lippen. Viele seiner Werke hängen in Museen der USA oder sind in Privatbesitz. Manchmal kann man sie auf Ausstellungen bewundern. Dort vermitteln sie ein Gefühl für die Weite und Ewigkeit einer Landschaft, in deren Felsen seine Vorfahren schon Bilder meißelten: Reflexe einer Weltsicht, die sich jetzt auch in seinen Kunstwerken widerspiegelt. Wir wünschen uns eine Ausstellung in München, wenn er wieder das „Land der Anasazi“ – in der Sprache der Navajo heißt das die „Ehrwürdigen Alten“ – verlässt, um sich für eine Weile in Europa aufzuhalten. Vielleicht kann das im kleinen Rahmen schon im Herbst diesen Jahres stattfinden. von Christin und Antonio Ferretti. Tony Abeyta: Night Waters (1997), Öl und Sand 42 COYOTE 1/02 Indianische Küche Piki – Zartes Brot aus dem Höllenofen Piki-Brot ist dünner als das Linsenbrot der Inder und zarter als Seidenpapier. Die schmackhaften Fladen aus blauem Mais sind ein Geschenk der Mutter Erde. Unvorstellbar ist die Herstellung dieser Spezialität. Was uns wie die Vorstufe zur Hölle anmuten mag, ist für Rita Nuvangyaoma vom Stamm der Hopi nur ein alltäglicher Arbeitsgang. Piki wird nicht unter freiem Himmel, sondern in einem eigens dafür angefertigten Backhaus hergestellt. Zuerst heizt Rita den Ofen mit „cotton wood“, einer Pappelart, die nur in den ariden Zonen Arizonas mit ihrer harschen Natur wächst. Aus den Wurzeln dieses Baumes schnitzen die Hopi die berühmten „Kachina dolls“. Diese Puppen dienen Ihnen als Anschauungsmaterial für die Kinder, um die Bedeutung zeremonieller Tänze zu erklären. Bei diesen Tänzen tragen die Teilnehmer Masken und bitten um Regen und Fruchtbarkeit, vor allen Dingen für den Mais, das Hauptnahrungsmittel der Hopi, den sie in verschiedenen Farben züchten. Rita Nuvangyaoma zieht vorsichtig den Teig ab dem Supermarkt im Südwesten der USA erstehen. Sobald Rita mit der Konsistenz des Teiges zufrieden ist, begibt sie sich in das „Piki-Haus“ und probiert mit den Händen, ob der Stein heiß genug ist. Ist das nicht der Fall, muß noch nachgefeuert werden. Dann trägt die geschickte Bäckerin den Teig auf den heißen Stein auf und streicht ihn mit den Händen glatt, ohne sich zu verbrennen. Nach einigen Minuten, die mir in dieser Höllenhitze unendlich lang erscheinen, löst sich der hauchdünne Teig vom Stein und Rita zieht ihn vorsichtig ab, ohne ihn zu zerbrechen und faltet ihn zu einem länglichen Päckchen. Angesichts der unerträglichen Hitze bleibt mir die Spucke weg, aber die Korbflechterin trägt immer wieder von Neuem flüssigen Teig auf den kochend heißen Stein und streicht ihn glatt. Alles mit den bloßen Händen. Stundenlang sitzt sie geduldig vor dem Feuer und backt dieses köstliche Brot, bis der ganze Teig aufgebraucht ist; ein ganz normaler Arbeitstag im Leben einer Hopi-Frau. Text und Fotos: Christin Ferretti Rita Nuvangyaoma vor dem „Piki-Ofen“ Während das Feuer im Ofen knistert, rührt die begabte Korbflechterin den Teig aus blauem Maismehl, Asche von verbrannten Wacholderzweigen („juniper ashes“ ) und Wasser an. In früheren Zeiten wurden die Körner des blauen Mais auf einem Handmahlstein („metate“) zerrieben. Heute kann man das blaue Maismehl in je- COYOTE 1/02 Rita zeigt das fertige „Piki-Brot“ 43 Termine + Sales Corner + Termine + Sales Corner + Termine April 2002 – Juni 2003 Indianer 1858 – 1928 Fotoausstellung mit vielen erstmals gezeigten Bildern aus den Archiven des Völkerkundemuseums, die das indianische Lebens von Alaska bis Feuerland zeigen. 05. bis 14. April 2002 Indianer Festival in der Schweiz Musik und Tänze der Navajo, Kiowa, Sac & Fox, Choctaw/Chickasaw und Taos Pueblo Infos: Naomi Pfenninger, Tel. +41-19450006 oder [email protected] 15. April bis 07.10.2002 Tatanka- In the Spirit of Crazy Horse Umfangreiche Austellung zur Kultur der Prairieindianer Belgian Federation of Native American Studies Luikersteenweg 477, 3783 Tongres, Belgien oder +39-61-210640 21. April 2002 Welttag des Buches Übrigens: guckt doch mal auf unsere Sales-Seite 08. Mai bis 01. Dezember 2002 Rosebud-Sioux: Lebensbilder einer Indianerreservation Völkerkundemuseum in Zürich 14. – 18. Mai 2002 Infotour mit James Robideau vom Dakota Youth Project Infos: Leonard Peltier Support Group in Frankfurt, 06106-22941 oder email: [email protected] 21. Juni 2002 Konzert mit Mitch Walking Elk (Cheyenne-Arapaho) und Wade Fernandez (Menominee) KJK, Sandgasse 26 in Offenbach, Beginn: 21:00 Uhr Infos: Leonard Peltier Support Group in Frankfurt, 06106-22941 oder email: [email protected] 29. Juni 2002 Konzert mit Blackfire (Navajo) KJK, Sandgasse 26 in Offenbach, Beginn: 21:00 Uhr Infos: Leonard Peltier Support Group in Frankfurt, 06106-22941 oder email: [email protected] 14. bis 19. Juli 2002 World Civil Society Forum Konferenz zur Stärkung der Zusammenarbeit der Indigenen mit den Vertretern der Zivilgesellschaft und dem UN-System in Genf/Schweiz Infos: www.worldcivilsociety.org 25. Juli bis 09. August 2002 Zu Besuch bei den Sioux – eine Reise auf den Spuren der Prärieindianer Reise nach Rapid City, Bear Butte, Crazy Horse Monument, Fort Laramie und Pine Ridge Infos: Dirk Schröder, Tel: 08031615152 29. Juli bis 19. August 2002 Reise nach South Dakota mit Milo Yellow Hair Der „Verein zur Unterstützung nordamerikanischer Indianer“ in Berlin führt erneut eine Reise unter Führung des in Europa längst bekannten Lakota Milo Yellow Hair durch. Teilnahmebegrenzung: 12 Personen. Infos bei: Sybille Helfsgott, Menckenstr. 7, 12169 Berlin oder e-mail: [email protected] 24. August bis 7. September 2002 Mother Earth Reiseprojekt zu Kultur und Tradition der Cree-Indianer in Sakatchewan Info: Astrid Bender, 7Meilen Erlebnisreisen, Tel: 030/81499078, E-Mail: [email protected] Herbst des Widerstands 510 Jahre Kolonialisierung - Globalisierung - Widerstand 12. Oktober Demo mit Potlach in München Wer uns unterstützen möchte, wende sich bitte an AGIM www.native-american-music.de • www.native-american-music.de Verzeichnisindianischer Musiker und Bands! Fotos • Links • Infos • Veröffentlichungen • Rezensionen Indianischer Veranstaltungskalender für Deutschland! Konzerte • Politik • Kultur • TV • Hobby • Ausstellungrn www.native-american-music.de • www.native-american-music.de 44 COYOTE 1/02 Impressum Literaturführer er n ia d In Herausgeber: Aktionsgruppe Indianer und Menschenrechte e.V. ehemals Big Mountain Aktionsgruppe e.V. Ingrid Rottenkolber Eine ausführliche Bibliographie der Literatur von und über Indianer In mehrjähriger Arbeit hat Ingrid Rottenkolber die Liste erstellt, die vorwiegend deutsche und meist auch noch erhältliche Werke auflistet. Außer Belletristik, Gedichtbänden und Sachbüchern finden sich hier auch Kinderbücher zum Thema. Teilweise sind die Werke mit Rezensionen des CoyoteTeams versehen. 134 Seiten, 2. Auflage 14,90 Euro Inhaber und Verleger: Aktionsgruppe Indianer & Menschenrechte e.V. Frohschammerstr. 14 80807 München Tel.: 089/35 65 18-36 Fax: 089/35 65 18-37 Infotel: 089/35 65 27 58 Bankverbindung: Stadtsparkasse München BLZ 701 500 00, Konto: 17-223470 für Österreich: Kontoinhaber: Ludwig Seiller Raiffeisenbank Attersee BLZ 34363, Konto: 35.022 für die Schweiz: Kontoinhaber: Ludwig Seiller UBS St. Gallen Clearing Nr.: 0254, Konto: 620351 Internet: www.aktionsgruppe.de E-Mail: [email protected] Bezugsbedingungen: COYOTE erscheint vierteljährlich zum Ende des Quartals. Das Abonnement kostet inkl. Porto in Deutschland 22,- Euro (Bei Zahlung durch Lastschrifteinzug nur 20,- Euro), im europäischen Ausland 24,- Euro. Das Einzelheft kostet 4,50 Euro (zzgl. Porto). Das Abonnementjahr umfasst mindestens ein Kalenderjahr, eine Kündigung muss bis zum 30. September des laufenden Jahres erfolgen. Die in diesem Heft veröffentlichten Artikel geben nicht zwangsläufig die Meinung der Redaktion wieder. COYOTE versteht sich als Forum für die Arbeit der Unterstützungsgruppen für nordamerikanische Indianer und veröffentlicht daher zugesandte Artikel dieses Themenbereichs. ISSN 0939 - 4362 Regelmäßige Treffen der AGIM Jeden Montag in München, Frohschammerstr.14, (U-Bahn Petuelring bzw. Milbertshofener Str.) Offen für alle Interessierten - Wir suchen Menschen die sich aktiv engagieren wollen. Meldet Euch! 089 / 35 65 18 36 COYOTE 1/02 Verantwortliche Redakteurin und verantwortlich für den Anzeigenteil: Monika Seiller, Fraunhoferstr. 29, 80469 München Redaktion und Layout: Ludwig Seiller, Monika Seiller Diese COYOTE-Ausgabe entstand unter textlicher Mitwirkung von: Antonio u. Christin Ferrtti, Ludwig Seiller, Monika Seiller, Robert Stark, Dionys Zink Druck: Bittera Druck Gmbh, Triebstr. 11a, 80993 München 45 Ja, ich möchte die Arbeit der Aktionsgruppe Indianer & Menschenrechte e.V. unterstützen: [ ] mit einer einmaligen Spende in Höhe von_____________________ Euro [ ] mit einem regelmäßigen Förderbeitrag in Höhe von_____________ Euro [ ] monatlich [ ] vierteljährlich [ ] jährlich [ ] Ich möchte Mitglied der Aktionsgruppe Indianer & Menschenrechte e.V. werden. Der jährliche Mitgliedsbeitrag beträgt: [ ] 50,- Euro (Normalbeitrag) [ ] 25,- Euro (Studenten, Arbeitslose etc.) [ ] 100,- Euro (Sponsorship) [ ] Ich möchte den COYOTE abonnieren. Das Abonnement kostet inklusive Porto in Deutschland 22,- Euro (bei Zahlung durch Lastschrifteinzug nur 20,- Euro), im europäischen Ausland 24,- Euro. COYOTE erscheint viermal im Jahr, jeweils Ende des Quartals. Das Abonnementjahr umfaßt mindestens ein Kalenderjahr. Kündigungsfrist für Mitgliedschaft und Abonnement ist jeweils der 30. September des laufenden Jahres. Name: _____________________________ Vorname: __________________________________ Straße: _________________________________________________________________________ PLZ: ____________ Ort: _______________________________ Land: _____________________ Datum: ___________ Unterschrift: __________________________________________________ Die obigen Beträge bezahle ich per [ ] Einzugsermächtiung [ ] Dauerauftrag [ ] Überweisung [ ] Scheck Kontonummer: _________________ BLZ: _______________ Bank: ________________________ Datum: __________________ Unterschrift: ___________________________________________ Bei Einzugsermächtigung: [ ] Ich ermächtige die Aktionsgruppe Indianer & Menschenrechte e.V. bis auf Widerruf die obigen Beträge von meinem Konto durch Lastschrift einzuziehen. ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ ○ Bestelliste [ ] Sioux - Wandkalender, statt 22,00 Euro jetzt nur noch 11,00 Euro [ ] „Dog Soldiers“, 17,50 Euro [ ] „Words from the edge“, 14,90 Euro [ ] Lance Henson: Lieder in der Sprache des Feindes, 14,90Euro [ ] Peter Schwarzbauer, Der Lakota Report, 8. überarb. Auflage, 17,50 Euro [ ] CD: The Return of the Buffalo Horses, 17,50 Euro [ ] Bücherliste „Indianer“ (über 800 Buchtitel), 14,90 Euro [ ] CD: Shaman 2, 15,- Euro [ ] Go Beyond, 9,90 Euro [ ] Lakota (Sioux) für Anfänger, 90 Seiten, 10 Lektionen, 18,50 Euro [ ] Indianische Frauen - Indianischer Widerstand, 14,90Euro Preise zuzüglich 2,50 Euro Versandkosten (im Ausland nach Tarif) 46 COYOTE 1/02 Sales Corner Lance Henson, Memchoubi, Marry Somby, Apirana Taylor Words from the edge Stimmen vom Rand Eine poetische Sammlung: Cheyenne, Meitei, Sami, Maori (zweisprachig) 152 Seiten 14,90 Euro Lance Henson Martin Krueger Lieder in der Sprache des Feindes Lakota (Sioux) für Anfänger Gedichte und Bilder (zweisprachig) 164 Seiten (davon acht farbig), 14,90 Euro Sprachkurs auf 85 Seiten, Zehn Lektionen, geprüft von dem Holy Man Shunkpa Ska Yuha (Cecil Cross) Verlag für Amerikanistik 18,50 Euro Shaman 2 – Oliver Shanti Project Andrew E. Masich, Dr. D. F. Halaas, Dianna Litvak Musik-CD mit diversen Interpreten. 61 Minuten, 15,- Euro Die Dog Soldiers der Cheyenne Geschichte der Dog Soldiers mit einerer Erläuterung zu den Skizzen aus dem „Ledgerbook“. Colorado Historical Society Verlag für Amerikanistik, 17,50 Euro COYOTE 1/02 Tom La Blanc Go Beyond Indianische Gedichte und kurze Prosa des Dakota-Dichters und Aktivisten (dt./engl.) Exklusiv bei uns erhältlich. 9,90 Euro Alle Preise zuzüglich 2,50 Euro Versandkosten 47 Indianischer Humor aus dem Internet Top Ten: Was weiße Amerikaner im Alltag gegenüber Indianern zu sagen haben 10. Ich hab nix damit zu tun, das ist alles vor langer Zeit passiert. 9. Immerhin haben wir euch die Reservate gegeben. 8. In meinem früheren Leben war ich auch ein Indianer. 7. Gefällt dir mein Indianerschmuck? 6. Huuuhuhuh (sogenanntes „Indianergeheul“) 5. Wir fahren auch zum Sonnentanz. (Das tut wirklich weh...) 4. Hugh! 3. Huuuhuhuh (sogenanntes „Indianergeheul“) 2. Ich hab ‚Der mit dem Wolf tanzt’ gesehen und musste wirklich weinen. 1. Ganz im Vertrauen: Meine Urgroßmutter war ..... eine echte Cherokee-Prinzessin! Und noch zwei indianische Kalauer: Sind Sie wirklich ein Vollblut-Indianer? Eigentlich schon, aber mir fehlt ein halber Liter, ich komme gerade vom Blutspenden. Wie lange sind Sie eigentlich schon Indianer? Genau genommen 55 Jahre lang, aber mir fehlt ein Jahr, in dem ich krank war. (Übersetzung: Putney Swope)