Speiserestevergärung in Biogasanlagen - Biogas
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Speiserestevergärung in Biogasanlagen - Biogas
Speiserestevergärung in Biogasanlagen - Kofermentation und Monofermentation Dr. Jürgen Beck, Institut für Agrartechnik der Universität Hohenheim Keywords: biogas, monofermentation, cofermentation, food waste, cogeneration, methane Schlüsselwörter: Biogas, Monofermentation, Kofermentation Speisereste, Kraft-Wärme-Kopplung, Methan Kurzfassung Am Institut für Agrartechnik in Hohenheim beschäftigt man sich bereits seit 1994 mit der anaeroben Verwertung von Speiseresten in Ko- und Monovergärungsprozessen. Die bei den systematischen Untersuchungen gemachten Erfahrungen in den Laboranlagen des Instituts für Agrartechnik mit der Kofermentation von Speiseresten mit Rindergülle und mit Hühnerflüssigmist sowie mit der Monofermentation von Speiseresten werden dargestellt. Dazuhin wurde in einem Gemeinschaftsprojekt ein Verfahren zur anaeroben Monofermentation von strukturarmen und energiereichen Nahrungsmittelabfällen entwickelt und in einer Pilotanlage in Donaueschingen mit einer Verarbeitungskapazität von 8000 Jahrestonnen verwirklicht. Diese wurde anschließend hinsichtlich verfahrenstechnischer und hygienischer Kriterien untersucht. Abstract At the Institute of Agricultural Engineering in Hohenheim food and nutritional waste materials are since 1994 in the focus of interest for the anaerobic utilisation. The experiences from the systematic investigations in the lab fermenters of the Institute of Agricultural Engineering are presented for the cofermentation of food waste with cattle slurry and chicken slurry as well as for the monofermentation of food waste. Finally in a joint project a process engineering technique was developed for the anaerobic monofermentation of nutritional wastes with high energy concentrations and low contents of structural materials. In the first section of the project systematic investigations about monofermentation of nutritional wastes have been led through in the biogas - laboratory at the Institute of Agricultural Engineering, University of Hohenheim. Subsequently hygienic and engineering investigations have been led through at the pilot biogas plant. It was erected by Biogas Systemtechnik - Deutschland GmbH and planned by Enersys GmbH, Donaueschingen. 1 Einleitung und Zielsetzung In der Bundesrepublik Deutschland fallen jährlich ca. 25 Mio. Tonnen Bioabfall, darunter über 2 Mio. Tonnen Speisereste, mit immer noch steigender Tendenz an. Die 2 organischen Abfälle aus Haushalten, Großküchen und der Nahrungsmittelindustrie beinhalten ein großes Energie- und Nährstoffpotential, das bisher meist über den Schweinemagen verwertet worden ist. Des Weiteren tritt in Deutschland ab 2006 §24a der Verordnung zum Schutz gegen die Verschleppung von Tierseuchen im Viehverkehr (ViehverkehrsVO, 11. April 2001) in Kraft, der ein generelles Verfütterungsverbot von Speiseabfällen an Klauentiere (z.B. Schweine) vorschreibt. Hiermit wird das EU-Verfütterungsverbot für Speisereste in nationales Recht umgesetzt. Damit entstand ein dringend zu lösendes Abfallproblem, da laut EG-Abfallrichtlinie 75/442/EWG generell die Rückführung und Wiederverwendung von Abfällen als Rohstoffe anzustreben ist. Demzufolge werden organische Reststoffe als „Abfall zur Verwertung“ klassifiziert und dürfen somit nicht mehr über den Restmüll entsorgt, sondern müssen einer Wiederverwertung zugeführt werden. Ihre direkte energetische Verwertung (Verbrennung) bzw. Kompostierung ist jedoch wegen des hohen Feuchteanteils, dem geringen Strukturgehalt und der somit ungünstigen Energiebilanz sowie aufgrund von Geruchsproblemen beim Kompostieren nicht rentabel. In der Technischen Anleitung Siedlungsabfall (TASI 1993) zum Kreislaufwirtschaftsund Abfallgesetz (KrW- /AbfG) wird die energetische Verwertung von organischem Material durch anaerobe Behandlung begünstigt: „Durch die anaerobe Behandlung biologisch abbaubarer organischer Abfälle ist ein möglichst schneller und weitgehender Abbau von Kohlenstoffverbindungen und deren Umwandlung in nutzbares Gas anzustreben“. Da der Einsatz von Flüssigmist für industrielle Vergärungsanlagen aus mehreren Gründen (Geruch, Verfügbarkeit, Entsorgung des Restsubstrates) nicht in Frage kommt, werden nachfolgend schwerpunktmäßig Fragen der Monofermentation von Speiseresten behandelt. Die bei den systematischen Laborversuchen zur Kofermentation von Rinder- bzw. Hühnerflüssigmist mit Speiseresten gewonnenen Erkenntnisse konnten bei der Planung und Durchführung der Versuche zur Monofermentation von Speiseabfällen im Labor und bei der Planung und dem Bau der Pilotbiogasanlage mit einfließen. Damit sollte im großtechnischen Maßstab mit einem projektierten Durchsatz von 8000 Tonnen pro Jahr die Praxistauglichkeit des Verfahrens der alleinigen Vergärung von Speiseresten nachgewiesen werden. Dazu wurden über einen Zeitraum von 192 Tagen regelmäßig verfahrenstechnische Kennwerte an den Anlagenkomponenten erfasst, um Funktionalität, Effizienz und Wirkungsgrad der eingesetzten Verfahrenstechnik beurteilen zu können. Ziel der gesamten wissenschaftlichen Untersuchungen war die Überprüfung verschiedener Strategien und Techniken zur Optimierung und Standardisierung des Verfahrens zur Speiserestverwertung in Biogasanlagen. 2 Vorarbeiten Um eine wissenschaftlich fundierte Basis zur Einschätzung der Wirkung der Substratgruppe Speisereste in Biogasanlagen unter verschiedenen Betriebsbedingungen zu schaffen, wurden am Institut für Agrartechnik der Universität Hohenheim seit 1994 im Rahmen von Diplom- und Masterarbeiten sowie Dissertationen umfangreiche Labor- und Praxisuntersuchungen durchgeführt. Im Einzelnen waren dies: ¦ Laboruntersuchungen zur gemeinsamen Vergärung von Rindergülle und Speiseabfall zur Biogasgewinnung (Kraschinski 1995) mit dem Ziel, funktionsfähige Mi- 3 schungsverhältnisse (75%: 25% und 50%: 50% Rindergülle zu Speisereste) sowie den optimalen Temperaturbereich herauszufinden. ¦ Laboruntersuchungen zur anaeroben Verwertung von Speiseresten im Gemisch mit Hühnerkot (Schüle 2001), bei denen unterschiedliche Anteile an Speiseresten in der Mischung sowie der Einfluss des mesophilen und thermophilen Betriebs bei der Kofermentation ermittelt wurden. ¦ Laboruntersuchungen zur Methangewinnung aus Nahrungsmittelabfällen und Betarüben durch Kofermentation (Abdel-Hadi 2003) hatten zum Ziel, Rückstände aus der Fruchtverarbeitung und Speisereste in Kombination mit Rindergülle als Basissubstrat jeweils auf mesophilem (34°C) und thermophilem (48 bzw. 53°C) Temperaturniveau zu vergären. Die Ergebnisse sind stark zusammengefasst in Tabelle 1 dargestellt. Es geht daraus klar hervor, dass die thermophil betriebene Fermentation effektiver abläuft und im Vergleich zum mesophilen Betrieb die höheren Methanerträge erzielt. Tabelle 1: Ausgewählte Kennzahlen der Hohenheimer Untersuchungen zur Kofermentation von Speiseresten Substrat TS [%] Anteil Speisereste Speisereste + Rin- m dergülle (50/70%) t Speisereste + Hüh- m nerkot (30/50%) t Speisereste + Rin- m dergülle (25/50%) t oTS Methanertrag Methangehalt [%] [l CH4/kg oTS] Biogas [%] 210-330 55,6-56,3 Abdel-Hadi 380-460 59,7-60,1 (2003) 298-455 54,0-58,0 350-500 48,2-60,3 17,5- 190-320 48,5-59,6 Kraschinski 19,0 205-370 51,3-60,0 (1995) 17,6 16,2 17,7 16,2 20,6 Quelle Schüle (2001) 3 Material und Methoden Zur Beurteilung der Monofermentation von Speiseresten wurden in einem ersten Teil die Grundlagen im Labor untersucht und im zweiten Teil die auf diesen Grundlagen geplante Pilotbiogasanlage im Praxisbetrieb getestet. ¦ Laboruntersuchungen zur Mono- und Kofermentation von Speiseabfällen (Mukengele 2003, Adolph 2004), die zur Klärung der offenen Fragen hinsichtlich der möglichen Raumbelastung und der dabei erzielten Prozessstabilität in Abhängigkeit vom Temperaturniveau dienten, die anhand der Entwicklung der Konzentrationen an flüchtigen Fettsäuren beurteilt wurden. Die Verweildauer betrug jeweils 26 Tage, die Raumbelastung 3,5 und 5,1 kg oTS·m-³·d. Die in den Untersuchungen verwendete Hohenheimer Laborbiogasanlage ist in Bild 1 schematisch dargestellt. 4 Zentrale Steuereinrichtung zur Drehzahlregelung der Rührwerke mit Zeitschaltautomatik Zentrale Gasanalyse Gegengewicht CO2 Vol. % Ultramat Heizung; Thermostat Pumpe CH4 Vol. % Nassgasometer Heizwasservorrat Heizwasserrücklauf Gasentnahme Heizwasservorlauf Materialeinfülltrichter Druckausgleich über Fritte Gasentnahme max. Füllhöhe Gasmengenmessung Plexiglasplatte (20 mm stark) PVC - Rohr doppelwandige Fermenterhülle Haspelrührwerk E - Motor mit angeflanschtem Getriebe für Rührwerksantrieb doppelwandige Fermenterhülle Auslauf Gummidichtung Verschraubung 685 mm Haspelrührwerk Bild 1: Schema einer liegenden Hohenheimer Laborbiogasanlage (16 l Nettovolumen, semikontinuierlicher Durchfluss) mit Haspelrührwerk, Nassgasometer und Gasanalyse Fig.1: Scheme of a horizontal Hohenheim laboratory biogas unit (16 l volume, semicontinuos flow) with hasp agitator, gas storage and gas analysis Um möglichst praxisrelevante Daten zu erzielen, galt es für die Laboruntersuchungen zur Monofermentation folgende Parameter einzuhalten: • gleichmäßige Substratzusammensetzung hinsichtlich Nährstoff- und Energiegehalt über den Versuchszeitraum • genaue Temperaturführung im mesophilen (40 °C) und thermophilen (55°C) Bereich • Raumbelastung: 3,5 und 5,1 kg oTS/m³ Reaktorvolumen • Tag (RV • d) • zweistufige Prozessführung mit Test der Belastungsgrenze und einer Raumbelastung von 10,1 kg oTS/m³ RV • d • Prozessstabilisierung und Anpassung in Zwischenphasen Der zweite Teil des Projektes konzentrierte sich auf die Praxisuntersuchungen an der Pilotbiogasanlage in Donaueschingen zur Monofermentation von Speiseresten (Adolph 2004). Nach Planung und Realisierung der Anlage stand die Überprüfung der Verfahrenstechnik im Vordergrund. Es handelte sich dabei um ein gemeinsames Forschungsprojekt der Universität Hohenheim mit den Firmen Biogas Systemtechnik Deutschland GmbH, Donaueschingen und Ing. Friedrich Bauer GmbH aus Kemmelbach, Österreich. Hierbei wurden folgende Parameter untersucht: 5 • Verhalten von Substrat- und Gasparametern in der Startphase der Anlage; • Genauigkeit der Temperaturführung der Rohrfermenter im mesophilen Temperaturbereich; • Überprüfung des vom Anlagenhersteller zugesicherten Garantiewertes für die reaktorspezifische Biogasproduktion von 2,5 m³ Biogas je m³ Reaktorvolumen und Tag (m3 m-3 RV d-1); • Prozessstabilisierung und -optimierung im mesophilen Temperaturbereich. Die beiden mittleren Rohrfermenter der Pilotanlage waren hierzu für die Probenentnahme und zur Messwerterfassung speziell ausgerüstet. So konnten an drei Stellen dieser Testfermenter Substratproben entnommen, sowie über eingebrachte Sonden pH - und Temperaturwerte gemessen werden (in Bild 2 durch Kreise gekennzeichnet). Biogasanlage Donaueschingen Fahrzeug Waage Gasmotor BHKW 511 kW el Reservekessel 165 m ³ GasGasspeicher speicher 800 m³ 165 m ³ 165 m ³ Beschickungs- 165 m ³ grube 120 m 3 H R Weiss - Bereich Vorgrube 1000 m ³ 200 m 3 3 m3 Optionale Aufbereitung Schwarz - Bereich H = Hygienisieren R = Rückkühlen Versuchsfermenter mit Tauchrohren zur Probenentnahme sowie Aufnahme von pH- und Temperatursonden sowie Endlager 3000 m 3 Materialfluss Bild 2: Schema der Pilotbiogasanlage mit vier liegenden Rohrfermentern (je 165 m3), einer zweiten Fermenterstufe (stehender Zylinder mit 1000 m3) und BHKW (511 kW el, 615 kW th) zur Strom- und Wärmeerzeugung aus dem produzierten Biogas. Fig.2: Scheme of the pilot - biogas plant with four cylindrical horizontal fermenters (each 165 m3), one second stage fermenter (vertical cylinder with 1000 m3) and gasmotor (511 kW el, 615 kW th) for cogeneration. Über den gesamten Untersuchungsabschnitt wurden in wöchentlichem Abstand an sieben Stellen der Anlage Substratproben gezogen und auf Abbaugrad sowie Fettsäurekonzentrationen untersucht. Mit diesen Daten konnten Aussagen über Prozessstabilität und Leistung des Verfahrens getroffen werden. Die vom Anlagenbetreiber installierte Gasmengenerfassung lieferte zudem kontinuierlich Daten über die in den einzelnen Fermentern produzierten Gasmengen. Die Gasqualität wurde 6 über ein stationäres Meßsystem (Gaschromatograph Perkin Elmer®, FH Furtwangen) und über ein transportables Analysegerät (Siemens Ultramat 21®) erfasst. 4 Ergebnisse Labor Die größere Prozessstabilität bei thermophiler im Vergleich zu mesophiler Faulung geht aus Bild 3 hervor. Bild 3: Monofermentation von Nahrungsmittelabfällen – Einfluss der Prozesstemperatur auf Methanerträge und Biogasqualität (Phase II, Adolph 2004) Fig. 3: Monofermentation of nutritional waste – effect of process temperature on methane yields and biogas quality (phase II; Adolph 2004) Der maximale reaktorspezifische Methanertrag von 2,51 l CH4 l-1 RV d-1 wurde am 16. Versuchstag bei thermophiler Faulung gemessen. Von leichten Schwankungen abgesehen, konnte mit im Durchschnitt 2,25 l CH4 RV d-1 eine sehr hohe Leistung aufrechterhalten werden. Der mesophile Temperaturbereich zeigte dagegen ab dem 18. Versuchstag kontinuierlich sinkende reaktorspezifische Methanausbeuten, so dass mit 1,75 l CH4 l-1 RV d-1 ein um 22% niedrigeres Mittel erzielt wurde. 7 Zur Frage der Raumbelastung wurde eine niedrig belastete Variante (3,5 kg oTS m-3 RV d-1) mit einer hoch belasteten (5 kg oTS m-3 RV d-1) verglichen. Im Gegensatz zum mesophilen Temperaturbereich war bei thermophiler Faulung kein wesentlicher Einfluss der unterschiedlichen Raumbelastung festzustellen. Das Absinken der pH Werte auf unter 7 in beiden mesophilen Varianten der Raumbelastung lässt auf eine Überlastung des Prozesses schließen. Eine Verbesserung und Stabilisierung der Gärvorgänge konnte mit einer Aufteilung der Fermentation in eine Hydrolysestufe und eine Methanisierungsstufe erreicht werden. Pilotanlage Zu Anfang wurden die in die Rohrfermenter eindosierten Substratmengen täglich langsam gesteigert, um die Gasproduktion kontinuierlich zu erhöhen und gleichzeitig eine Adaption der Methanbakterienpopulation zu erreichen. Als Vorgabe diente der vom Anlagenhersteller garantierte Wert für die reaktorspezifische Biogasproduktion von 2,5 m3 m-³ RV d-1. Nachdem dieser Kennwert von allen Rohrfermentern erreicht bzw. überschritten worden war, wurde auf die automatische Beschickungssteuerung umgestellt. Für etwa 20 Tage blieb die Biogaserzeugung daraufhin konstant mit einem Methangehalt von durchschnittlich 58,5 % CH4 im Mischgas aus den Rohrfermentern und der zweiten Fermenterstufe. Eine fehlerhafte Temperaturmessung in den Rohrfermentern in Kombination mit einer defekten Gasmengenerfassung führte dann jedoch zu überhöhten Beschickungsmengen mit Frischsubstrat. Daraus resultierte eine Überlastung der Rohrfermenter und die Fettsäurekonzentrationen stiegen dort rasch bis auf 16500 ppm an, wodurch der pH - Wert rapide auf 6,4 absank. Zur Stabilisierung des Prozesses wurde die Beschickung mit Frischsubstrat gestoppt. Durch langsame Steigerung der täglichen Befüllmenge und Rückführung von Gärmaterial aus der zweiten Fermenterstufe in die Rohrfermenter konnte die Biogaserzeugung stabilisiert werden. Da die Beschickungsmengen den aktuellen pH - Werten angepasst wurden, unterschieden sich die je Zeiteinheit und Rohrfermenter produzierten Gasmengen danach deutlich. Die reaktorspezifischen Methanerträge erreichten in der Mitte von Phase I (Bild 4) in allen Rohrfermentern etwa 1,0 m3 CH4 m-3 RV d-1, in der zweiten Fermenterstufe wurden 0,35 m3 CH4 m-3 RV d-1 produziert. Die täglichen Beschickungsmengen in der Phase stabiler Gasproduktion betrugen etwa 12 m3 Frischmaterial je Tag mit durchschnittlich 17 % oTS, so dass sich bezogen auf die insgesamt 660 m3 Volumen der Rohrfermenter eine Raumbelastung von 3,1 kg oTS m-3 RV d-1 errechnete. Die im Laborversuch erzielten Werte von 0,8 - 1,25 m3 CH4 m-3 RV d-1 bei einer Raumbelastung mit 3,5 kg oTS m-3 RV d-1 im mesophilen Temperaturbereich zeigten, dass die Gasbildungsraten in den Rohrfermentern der Praxisanlage zu diesem Zeitpunkt mit denjenigen der Laborfermenter übereinstimmten. In den Rohrfermentern wurden zu dieser Zeit 108 m3 CH4 t-1 oTS im Vergleich zu durchschnittlich 245 m3 CH4 t-1 oTS bei einer Raumbelastung von 3,5 kg oTS m-3 RV d-1 im Laborversuch produziert. Das zusätzlich in der zweiten Fermenterstufe produzierte Gas wurde hierbei nicht berücksichtigt. 3 -3 -1 Reaktorspezifische Methanausbeuten (m m d ) 8 2 ,0 1 ,5 RF RF RF RF NF 1 2 3 4 1 ,0 0 ,5 0 ,0 27.07.2002 24.08.2002 21.09.2002 19.10.2002 16.11.2002 D a tum Bild 4: Monofermentation von Nahrungsmittelabfällen - reaktorspezifische Methanausbeuten in der Pilotanlage Fig. 4: Monofermentation of nutritional waste - reactorspecific methane yields in the pilot plant Die Fettsäurekonzentrationen erreichten in den Rohrfermentern Spitzenwerte von bis zu 16500 ppm. Vor allem die Propionsäurekonzentrationen lagen nach der Überlastung der Reaktoren zu Beginn der Untersuchungen auf einem hohen Niveau von bis zu 4500 ppm. Gegen Ende der Messungen betrug das Propionsäure : Essigsäure Verhältnis im Rohrfermenter fast 2 : 1, was auf Instabilität der Gärbiologie hindeutet. 5 Ausblick Die Untersuchungen an der Pilotbiogasanlage in Donaueschingen wurden Ende Januar 2003 nach insgesamt 192 Tagen abgeschlossen. Im Vergleich zu den vorangegangenen Laboruntersuchungen konnten durch längere Verweilzeiten des Substrates von bis zu 120 Tagen in beiden Fermenterstufen höhere substratspezifische Biogas- und Methanausbeuten bei besseren Abbauraten erzielt werden. Die im Laborversuch nachgewiesenen besseren Verfahrensleistungen bei höheren Gärtemperaturen konnten an der Pilotanlage nicht bestätigt werden, da der thermophile Betrieb nicht möglich war. Nach Abschluss der Untersuchungen wurden ein zweiter Hauptfermenter mit 2000m³ und eine Annahme- und Aufbereitungsschiene für verpackte Nahrungsmittel errichtet. Die Untersuchungen bestätigten, dass eine Monovergärung von Speiseresten technisch realisierbar ist, dass allerdings noch in verfahrenstechnischer und gärbiologischer Hinsicht Ansatzpunkte zur weiteren Optimierung bestehen. 9 6 Literaturverzeichnis • • • • • Kraschinski, S. (1995): Untersuchungen zur gemeinsamen Vergärung von Rindergülle und Speiseabfall zur Biogasgewinnung. Diplomarbeit, Institut für Agrartechnik der Universität Hohenheim und Landesanstalt für landwirtschaftliches Maschinen- und Bauwesen, Stuttgart. Schüle, S. (2001): Anaerobe Verwertung von Speiseresten. Diplomarbeit, Institut für Agrartechnik der Universität Hohenheim, Stuttgart. Mukengele, M. (2003): Mono- and Cofermentation of Kitchen Food Waste (Mono- und Koferementation von Speiseabfällen). Masterthesis, Institut für Agrartechnik der Universität Hohenheim, Stuttgart. Abdel-Hadi, M. (2003): Methangewinnung aus Nahrungsmittelabfällen und Betarüben durch Kofermentation. Dissertation, Fakultät IV – Agrarwissenschaften II, Forschungsbericht Agrartechnik des Arbeitskreises Forschung und Lehre der Max-Eyth-Gesellschaft Agrartechnik im VDI (VDI-MEG), Nr. 403, Universität Hohenheim, Stuttgart. Adolph, J. (2004): Monofermentation von Speiseresten. Dissertation, Fakultät Agrarwissenschaften, Forschungsbericht Agrartechnik des Arbeitskreises Forschung und Lehre der Max-Eyth-Gesellschaft Agrartechnik im VDI (VDI-MEG), Nr. 421, Universität Hohenheim, Stuttgart.