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Lehrstuhl Tourismus / Zentrum für Entrepreneurship Wintersemester 2012 / 2013 Betreuung: Professor Dr. Harald Pechlaner Distributionsprozesse im Tourismus: Aufgabenänderung der beteiligten Akteure am Beispiel des elektronischen Vertriebssystems des Tourismusverband Ostbayern Masterarbeit im Studiengang „Tourism and regional planning“ an der Mathematisch – Geographischen Fakultät der Katholischen Universität Eichstätt – Ingolstadt Andreas Zilker Spitzwegstraße 13 94469 Deggendorf Tel.: 0170 / 2990248 Email: [email protected] Matrikelnummer: 355195 Danksagung Danksagung Ein großer Dank gilt Herrn Prof. Dr. Harald Pechlaner vom Lehrstuhl Tourismus – Zentrum für Entrepreneurship an der Katholischen Universität Eichstätt – Ingolstadt - für die Betreuung und Unterstützung während dieser Arbeit. Zudem bedanke ich mich herzlich beim Lehrstuhlmitarbeiter Christian Nordhorn für die Unterstützung bei der Erstellung des Kartenmaterials. Ferner würde ich mich gerne beim Tourismusverband Ostbayern, hierbei besonders beim Geschäftsführer Dr. Michael Braun und bei der Projektleiterin im Bereich online Buchung, Magdalena Lexa, für die Zusammenarbeit bei der Bearbeitung dieses Themas herzlich bedanken. Auch für die Unterstützung während der Untersuchung und die Bereitstellung des für die Auswertung unverzichtbaren Datenmaterials möchte ich mich bedanken. Auch allen Interviewpartnern gebührt großer Dank. Meinen Eltern möchte ich hiermit für die Unterstützung in vielerlei Hinsicht während meines gesamten Studiums – besonders aber während des Jahres 2012 – danken. Dahingehend möchte ich mich auch bei meinen engsten Freunden für die Anteilnahme und Unterstützung danken. Ohne euch hätte ich das nicht geschafft! Danke. I Zusammenfassung Zusammenfassung Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich – ausgehend der immer größer werdenden Dominanz des Internets – mit den sich verändernden Distributionsprozessen im Tourismus. In der heutigen Zeit greifen die Kunden vor der Reise vermehrt auf das Medium Internet zurück. Dieses Medium dient dabei nicht nur als Informationsmedium, sondern immer öfter auch als Buchungsmedium. Für die klassischen Akteure, welche in den unterschiedlichen Distributionsprozessen involviert sind, bedeutet dies die Bildung einer neuen Konkurrenz, auf welche im Wettbewerb eingegangen werden muss. Dadurch, dass eine immer größer werdende Bevölkerungsschicht auf das Internet zurückgreift, werden viele klassische Akteure in ihrem eigentlichen Aufgabenbereich zunehmend überflüssig. Reisebüros, Reiseveranstalter, aber auch Tourismusverbände müssen ihre eigenen Prozesse überdenken und Vorteile, die sie gegenüber anderen Akteuren bei den Kunden genießen, ausbauen. Durch innovative Prozesse und durch das Ausspielen der eigenen Stärken gegenüber der Konkurrenz können hierbei das Ansehen und die Existenzberechtigung des jeweiligen Unternehmens steigen. Der Tourismusverband Ostbayern hat sich dieses Aufgabenwandels angenommen. Im März 2011 hat der Verband ein online Buchungssystem eingeführt, über welches alle Betriebe, die ihre Kontingente freischalten, über das Internet für den Kunden buchbar sind. Dadurch haben auch Leistungsträger im Bereich der Übernachtung die Möglichkeit, ihre eigenen Kontingente online buchbar zu machen und auf das sich ändernde Buchungsverhalten der Gäste zu reagieren. Der Aufgabenwandel, hin zu einer vermehrten Priorisierung der online Aktivitäten, hat somit bei dem Verband zweifelsohne stattgefunden. Ausgehend von dieser Problemstellung ergeben sich für den weiteren Verlauf dieser Arbeit folgende Forschungsfragen: (1) Welche Vorteile und Existenzberechtigungen können Reisebüros, Reiseveranstalter und Tourismusverbände in ihrer aktuellen Unternehmensstruktur vorweisen? (2) Welche Veränderung in der Unternehmensstruktur der jeweiligen Akteure kann in der Folge zu einer steigenden Relevanz bei den Endverbrauchern führen? (3) Inwiefern bewirkt die Bereitstellung des elektronischen Vertriebssystems des Tourismusverband Ostbayern eine Steigerung der Relevanz des Unternehmens? (4) Inwieweit lassen sich die Ziele, die der Tourismusverband Ostbayern hinsichtlich des Vertriebssystems anstrebt, in der Zukunft erfüllen? II Zusammenfassung (5) Durch welche Strategien lassen sich die Produktbreite im Vertriebssystem zufriedenstellend erweitern und können dadurch für den Kunden attraktiver gestaltet werden? Ein Fokus der Arbeit liegt dabei auf den theoretischen Grundlagen, welche die einzelnen Distributionsprozesse, die darin involvierten Akteure und das online Vertriebsmedium näher beleuchten. Hierbei lassen sich auch die Vorteile, welche die einzelnen Distributionsakteure in ihren zugrundeliegenden Verkaufsprozessen mit sich bringen, vorstellen. Diese Vorteile der einzelnen Verkaufsprozesse können, wenn sie gezielt eingesetzt werden, zu Alleinstellungsmerkmalen des jeweiligen Prozesses führen. Dieses Alleinstellungsmerkmal steigert wiederrum das Ansehen bei den Kunden und somit die allgemeine langfristige Existenzberechtigung. Akteure müssen also durch das Ausspielen der eigenen Vorzüge versuchen, ihren Nutzen bei den Kunden zu steigern und somit einen funktionellen Wert aufzuweisen. Um diesen funktionellen Wert zu realisieren, hat sich der Tourismusverband Ostbayern dazu entschlossen, ein online Buchungssystem für die Region einzuführen. Mit Hilfe der empirischen Untersuchung wird eine Erfolgsevaluierung des Buchungssystems hinsichtlich der Ziele, welche der Verband mit dem Start des Systems verfolgt, durchgeführt. Im Zuge der praktischen Untersuchung sollen die Forschungsfragen 3 und 4 beantwortet werden. Durch eine systematische Literaturrecherche werden dabei Kriterien evaluiert, mit welchen der wirtschaftliche Aspekt des Systems gemessen werden kann. Verschiedene Experteninterviews erlaubten, die Ziele, die der Verband mit der Einführung des Systems verfolgen möchte, erst zu generieren und weitere Einblicke in das Themengebiet der Informations- und Reservierungssysteme zu erhalten. Die Evaluierung der Ziele wurde im Anschluss durch die Analyse des zur Verfügung gestellten Datenmaterials vollzogen. Hierzu wurden der Jahresbericht, konkrete Zahlen, Daten und Statistiken rund um das Buchungssystem und verschiedene interne Buchungsplattformen analysiert. Das Hauptziel, welches mit der Einführung dieses System verfolgt wird, besteht dabei darin, möglichst vielen Betrieben die Relevanz der online Buchung näher zu bringen und diese im Anschluss auch online buchbar zu machen. Auch die wirtschaftliche Rentabilität spielt hierbei eine wesentliche Rolle. Nur wenn eine Kostendeckung erwirtschaftet wird, kann die Existenz des Systems langfristig andauern. Ein weiteres Ziel stellt die bereits andiskutierte Rollenfindung dar. Mit der Einführung des Systems versucht der Verband, einen gewissen funktionellen Wert auszufüllen und in der Relevanz bei den Leistungsträgern zu steigen. Ist das Buchungssystem in der Zukunft auch für die Konsumenten von Bedeutung – was über III Zusammenfassung die Buchungszahlen zum Ausdruck kommen wird – erhält das System auch aus der Sicht des Gastes seine Existenzberechtigung. Darüber hinaus wurden in der Arbeit Interviews mit verschiedenen Beherbergungsbetrieben im Raum Deggendorf geführt mit dem Ziel, die Relevanz von online Buchungssystemen bei den Anbietern zu evaluieren. Mit den Ergebnissen dieses Befragungsschrittes wurden Handlungsempfehlungen für den Tourismusverband Ostbayern aufgestellt. Mit diesen Handlungsempfehlungen soll in erster Linie erreicht werden, dass dem Verband gelingt, weitere Betriebe an das online Buchungssystem zu binden. Vielen Verantwortlichen in den unterschiedlichen Unterkünften fehlt die Kenntnis im Bereich der online Buchung und des online Marketings. Diese Unwissenheit drückt sich in einer Vielzahl von Hemmnissen und Ausreden aus, die vorgegeben werden, um sich nicht weiter mit dem Thema beschäftigen zu müssen. Diese Barrieren müssen abgebaut werden. Die Kundenbetreuung stellt daher eine wichtige Aufgabe dar. Eine weitere Handlungsempfehlung zielt auf das Angebot von attraktiveren Produkten ab. Allgemein kann im Tourismus dabei von drei wesentlichen Strategien gesprochen werden, die zu einer größeren Produktvielfalt und einem höheren Interesse bei den Kunden führen: diese Strategien betreffen die Kooperation, die Qualität und die Innovation. In gewisser Weise hängen diese Bereiche voneinander ab und beeinflussen sich gegenseitig. Daher führt primär die Kombination aller Strategien zu einer besseren Position im Wettbewerbsmarkt. Auch im Hinblick auf die Vielzahl der online Buchungsplattformen ist eine Abhebung hinsichtlich der Produktattraktivität ein zu verfolgendes Ziel. Das Informationsund Reservierungssystem der Tourismusregion Hamburg kann hierbei als Benchmark angesehen werden. Auf dieser Seite werden dem Kunden Reisepakete, welche mehrere essentielle Dienstleistungen entlang der touristischen Wertekette beinhalten, angeboten. Die geführten Interviews mit Experten im Bereich der online Buchung und mit den Leistungsträgern im Hotelbereich wurden in einem weiteren Schritt transkribiert und mit dem Analysetool MaxQDA ausgewertet. Die daraus generierten Ergebnisse Zusammenhänge werden zur Festigung der dargestellten Ergebnisse verwendet. IV und Inhaltsverzeichnis Inhaltsverzeichnis Danksagung .......................................................................................................................... I Zusammenfassung .............................................................................................................. II Inhaltsverzeichnis ............................................................................................................... V Abbildungsverzeichnis .................................................................................................... VIII Tabellenverzeichnis ............................................................................................................ X Abkürzungsverzeichnis ..................................................................................................... XI 1. Einleitung ......................................................................................................................... 1 1.1. Relevanz des Themas ................................................................................................ 1 1.2. Forschungsfragen und Ziel der Arbeit ......................................................................... 2 1.3. Aufbau der Arbeit ........................................................................................................ 3 I Theoretische Grundlagen ................................................................................................. 5 2. Distributionsprozesse im Tourismus ............................................................................. 5 2.1. Direktvertrieb .............................................................................................................. 7 2.2. Reisebüro ................................................................................................................... 9 2.3. Reiseveranstalter .......................................................................................................14 2.4. Tourismusorganisation / Tourismusverband...............................................................18 3. Die online Buchung: Entwicklung und gegenwärtige Prozesse .................................25 3.1. Der online Vertrieb .....................................................................................................25 3.2. Informations- und Reservierungssysteme (IRS) im Tourismus ..................................30 3.2.1. Entwicklungsphasen der Computer – Reservierungssysteme..............................30 3.2.2. Definition, Aufbau und Funktion der Reservierungssysteme ................................31 V Inhaltsverzeichnis 3.3. Beispiele für IR Systeme und -Plattformen .................................................................35 3.3.1. Tiscover und HRS ...............................................................................................35 3.3.2. Die Feratel media technologies AG .....................................................................39 3.3.3. Die Metasuchmaschine im Tourismus - Beispiel Trivago .....................................41 II Empirische Untersuchung ..............................................................................................43 4. Das empirische Untersuchungsdesign.........................................................................43 4.1. Systematische Literaturrecherche ..............................................................................43 4.2. Qualitative Experteninterviews ...................................................................................46 4.2.1. mit Experten zur IRS Thematik ............................................................................47 4.2.2. mit touristischen Betrieben in der Region ............................................................47 4.3. Datenanalyse .............................................................................................................47 4.4. Analysetool MaxQDA ® .............................................................................................48 5. Erfolgsmessung des elektronischen Vertriebssystems des TVO ...............................50 5.1. Zahlen zum Tourismus in der Region Ostbayern .......................................................50 5.2. Der Tourismusverband Ostbayern und seine Aufgaben .............................................55 5.2.1. Die Aufgabe des Destinationsmarketings ............................................................58 5.2.2. Produktentwicklung und Themenmarketing .........................................................59 5.2.3. Lobbyaufgaben ....................................................................................................60 5.2.4. Dienstleistungsfunktion ........................................................................................60 5.2.5. Online Projekte ....................................................................................................61 5.2.6. Vertriebsfunktion..................................................................................................62 5.3. Evaluierung des Systems hinsichtlich der aufgezeigten Ziele.....................................64 5.3.1. Die online Buchbarkeit der Betriebe.....................................................................65 5.3.2. Wirtschaftliche Tragfähigkeit ................................................................................72 VI Inhaltsverzeichnis 5.3.3. Rollenfindung ......................................................................................................81 6. Handlungsempfehlungen und Ausblick: Langfristige Erfolgsaussichten..................84 6.1. Implikationen zur Anwerbung weiterer Betriebe .........................................................84 6.1.1. Performance der eigenen Webseiten...................................................................85 6.1.2. Hemmnisse überwinden ......................................................................................85 6.1.3. Betreuung der einzelnen Betriebe .......................................................................89 6.2. Kooperation, Innovation und Qualität für eine attraktivere Produktbreite ....................93 6.3. Fazit, Restriktionen und Ausblick .............................................................................100 Literaturverzeichnis .......................................................................................................... XII Eidesstattliche Versicherung .......................................................................................... XXI Anhang ............................................................................................................................. XXII VII Abbildungsverzeichnis Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Die verschiedenen Distributionsprozesse im Tourismus ................................. 6 Abbildung 2: Prozess bei direktem Kauf .............................................................................. 8 Abbildung 3: Umsatzentwicklung von deutschen Reisebürounternehmen ........................... 9 Abbildung 4: Die Stellung des Reisebüros im Distributionsprozess ....................................10 Abbildung 5: Vergleich der Werteketten im Tourismus und im Reisebürö ............................11 Abbildung 6: Umsatz und Marktanteil der größten deutschen Reiseveranstalter .................14 Abbildung 7: Distributionsmöglichkeiten eines Reiseveranstalters .......................................16 Abbildung 8: Aufgaben der Verbände und Organisationen im Nutzen-Territorialgefüge ......22 Abbildung 9: Marketingfunnel im Tourismusmarketing.........................................................23 Abbildung 10: Anteil der Produktnachfrage im Onlineverkauf ..............................................27 Abbildung 11: Aufbau der Webseite Tiscover ......................................................................36 Abbildung 12: Verfügbarkeitsliste einer Suchanfrage auf Tiscover ......................................36 Abbildung 13: Buchungsprozess auf Tiscover .....................................................................37 Abbildung 14: Live Panoramavideo der Stadt Brügge..........................................................40 Abbildung 15: Erarbeitetes Codesystem ..............................................................................49 Abbildung 16: Die Destination Ostbayern ............................................................................50 Abbildung 17: Übernachtungszahlen in der Region im Vergleich .........................................52 Abbildung 18: Ankünfte und Übernachtungen nach Landschaftsgebieten unterteilt .............53 Abbildung 19: Die wichtigsten auslädischen Quellmärkte hinsichtlich Übernachtungszahlen im Raum Ostbayern .............................................................................................................54 Abbildung 20: Übernachtungen in den Regionen nach Monaten .........................................55 Abbildung 21: Aktivitäten des TVO innerhalb des EU – Förderprogrammes .......................57 Abbildung 22: Videoclip zur Destination Bodenmais auf dem WebTV Portal .......................62 VIII Abbildungsverzeichnis Abbildung 23: Buchungsplattform des Tourismusverband Ostbayern ..................................63 Abbildung 24: Zielsystem des TVO......................................................................................65 Abbildung 25: Online Betriebe und Buchungen unterteilt nach Landschaftsgebieten...........68 Abbildung 26: Freies Hotel für die Suchanfrage vom 25.03.2013 - 31.03.2013 ...................70 Abbildung 27: Suchanfrage mit unbekanntem Reisedatum .................................................71 Abbildung 28: Absolute Buchungszahlen im Jahresverlauf 2011 und 2012 .........................76 Abbildung 29: Buchungen über die verschiedenen Vertriebskanäle im Jahresverlauf 2012 .............................................................................................................................................77 Abbildung 30: Darstellung der evaluierten Implikationen für den TVO .................................84 Abbildung 31: Hemmnisse von Seiten der Leistungsträger ..................................................87 Abbildung 32: Vorteile eines IRS aus der Sicht der Betriebe ...............................................90 Abbildung 33: Dienstleistungskette im Tourismus................................................................94 Abbildung 34: Angebotene Produktpalette in Hamburg .......................................................95 Abbildung 35: Angebotenes Reisepaket in Hamburg ...........................................................96 Abbildung 36: Angebotenes Reiseprodukt in Hamburg........................................................97 Abbildung 37: Liste der zur Verfügung stehenden Unterkünfte ............................................97 Abbildung 38: Prozess der strategischen Produktentwicklung .............................................98 IX Tabellenverzeichnis Tabellenverzeichnis Tabelle 1: Ergebnisse der systematischen Literaturrecherche ..............................................44 Tabelle 2: Ergebnisse der Recherche aus lokalen Beständen .............................................45 Tabelle 3: Evaluierte Kriterien ..............................................................................................46 Tabelle 4: Schätzungen über den aktuellen Pflegestand der Betriebe ..................................69 Tabelle 5: Höhe der Umsätze und Provisionen seit der Einführung des Systems .................74 Tabelle 6: Evaluierte Kriterien ..............................................................................................78 X Abkürzungsverzeichnis Abkürzungsverzeichnis BSC Business Source Complete (Datenbank) CEO Chief Executive Officer CRS Computer Reservation System DRV Deutscher Reiseverband DTV Deutscher Tourismusverband DZT Deutsche Zentrale fürTourismus EU Europäische Union FTI Frosch Touristik Institut FUR Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen e.V. GABEK Ganzheitliche Bewältigung von Komplexität GDS Global Distributions System HRS Hotel Reservation Service i.d.OPf. in der Oberpfalz INTERREG Interregional IR Information und Reservierung IRS Informations- und Reservierungssystem KU Katholische Universität MAXQDA MAX Datenanalyse TISCOVER Tourismus Informationssystem Cover TOMAS Touristic online Management System TUI Touristik Union International TV Tourismusverband TVO Tourismusverband Ostbayern VIR Verband Internet Reisevertrieb XI 1. Einleitung 1. Einleitung „Wer will, dass die Welt so bleibt, wie sie ist, will nicht, dass sie bleibt“ (Erich Fried). Dieses Zitat des deutschen Philosophen impliziert die einfache Schlussfolgerung, dass es eine absolute Bestimmung im Leben eines Menschen darstellt, sich weiterzuentwickeln. Das menschliche Leben bedeutet, sich fortzubewegen (vgl. Müller 2005, S.4). Ein Stillstand ist gewissermaßen gleichzusetzen mit einer Rückentwicklung. Nur Dynamik in den verschiedenen Bereichen des Lebens – sei es die individuelle Ausbildung oder die familiäre Konstellation, seien es auch die berufliche und damit finanzielle Entwicklung – stellt eine zufriedenstellende Situation sicher. Schafft es ein Mensch, sich in diesen Bereichen zu verwirklichen und seine Ziele zu erreichen, bleibt die Welt in seiner Anschauung so, wie sie immer war. In der Realität setzt dieser Prozess allerdings einen ständigen Wandel voraus. Diese Fortentwicklungen in den jeweiligen Bereichen implizieren bestimmte Innovationen der Qualitäten. Ein Stillstand der Entwicklung wäre nicht akzeptabel und hinnehmbar. Aus diesem Grund setzt der Mensch Entwicklung und Innovation voraus, um einen scheinbaren Ist Zustand zu wahren. Auch die technologische Weiterentwicklung spielt in dem allgemeinen Entwicklungssektor eine essentielle Rolle. Nach Auffassung einer Reihe von Menschen kann ohne eine technologische Weiterentwicklung der individuelle Reifungsprozess nicht zufriedenstellend eintreten. Technologische Fortschritte sind ständig und in einer quantitativen Häufung zu beobachten. Die Entstehung des Internets und seine Adaption in unser alltägliches Leben kann hierbei exemplarisch genannt werden. Zeitgleich stellt diese Entwicklung einen Forschungsschwerpunkt der vorliegenden Masterarbeit dar. 1.1. Relevanz des Themas Durch das Aufkommen des Internets hat sich in den letzten Jahren auch im Tourismussektor in der Informations- und Buchungsgewohnheit der Kunden ein radikaler Wandel vollzogen. Die Kunden nutzen das Internet immer mehr, um sich über ihre bevorstehende Reise zu informieren und diese auch mit seiner Hilfe zu buchen. Hier spielt auch die Entwicklung des Web 2.0. eine immer wichtigere Rolle. Kunden informieren sich im Social Web, kommunizieren mit anderen Kunden, die die Destination bereits besucht haben, lesen Berichte auf Bewertungsplattformen und betrachten visuellen Content zu Inspirationszwecken. Im Anschluss vergleichen sie verschiedene Angebote bei betreffenden Metasuchmaschinen und buchen daraufhin ihr Reiseprodukt. So hat die Anzahl der 1 1. Einleitung existierenden online Buchungsplattformen – aber auch der Vergleichsportale - stark zugenommen. Eine wachsende Anzahl von Reiseportalen bietet verschiedene, für den Touristen erforderliche Teilleistungen an. Diese Portale konnten in den letzten Jahren einen enormen Zuwachs an online Buchungen verzeichnen. Aufgrund der immer leichter zu bewerkstelligenden Information und Buchung von Reiseprodukten im Internet sind viele klassische Akteure durch die immer größer werdende Dominanz dessen im touristischen Distributionsprozess scheinbar überflüssig geworden. Langfristig werden sie sich nur schwer im Wettbewerb behaupten können. Der Tourismusverband Ostbayern hat sich in den letzten Jahren diesem radikalen Aufgabenwechsel gestellt und setzt jetzt vermehrt auf online Aufgaben und Präsenz. Im März 2011 startete der Tourismusverband ein flächendeckendes online Buchungssystem und gilt damit als Vorreiter im bayerischen Raum. Mit diesem TOMAS Vertriebssystem hat der Kunde nun die Möglichkeit, sich über alle Mitgliedsunterkünfte zu informieren und direkt online zu buchen. Wie bei jeder anderen Reservierungsplattform fallen für die Unterkunft, wenn diese auf dem online Vertriebsweg ein Zimmer verkauft, eine Provisionszahlung an. Diese beträgt 12%. Aber auch andere Akteure wie Reisebüros und auch Reiseveranstalter sind in der Pflicht, ihre aktuelle Produkt- und Angebotspalette zu überdenken, um auch in der Zukunft für die Käufer relevant zu bleiben. 1.2. Forschungsfragen und Ziel der Arbeit Aufgrund der eben aufgezeigten touristischen Entwicklungen, die aus der gewachsenen Bedeutung des Mediums Internets resultieren, ergeben sich für diese Arbeit folgende essentielle Forschungsfragen. Diese sollen im Laufe der Arbeit sowohl durch die theoretische Unterfütterung als auch durch die praktische Fallstudie zufriedenstellend beantwortet werden. (1) Welche Vorteile und Existenzberechtigungen können Reisebüros, Reiseveranstalter und Tourismusverbände in ihrer aktuellen Unternehmensstruktur vorweisen? (2) Welche Veränderung in der Unternehmensstruktur der jeweiligen Akteure kann in der Folge zu einer steigenden Relevanz bei den Endverbrauchern führen? (3) Inwiefern bewirkt die Bereitstellung des elektronischen Vertriebssystems des Tourismusverband Ostbayern eine Steigerung der Relevanz des Unternehmens? (4) Inwieweit lassen sich die Ziele, welche der Tourismusverband Ostbayern hinsichtlich des Vertriebssystems anstrebt, in der Zukunft erfüllen? 2 1. Einleitung (5) Mit welchen Strategien lässt sich die Produktbreite im Vertriebssystem erfolgreich erweitern und wie können diese dadurch für den Kunden attraktiver gestaltet werden? Die beiden erstgenannten Forschungsfragen lassen sich hierbei im Zuge der theoretischen Überlegungen beantworten. Forschungsfrage 3 wird im Laufe der Arbeit sowohl in der Theorie, als auch in der empirischen Untersuchung teilbeantwortet. Die vierte Frage wird im Laufe der Erfolgsevaluierung des Systems im praktischen Teil der Arbeit aufgedeckt. Besonders die Beantwortung der letzten Forschungsfrage hat das Ziel, konkrete Handlungsempfehlungen für den Tourismusverband Ostbayern aufzuzeigen. Das Hauptziel dieser Masterarbeit besteht darin, die aktuellen Problemstellungen und die allgemeine Relevanz des untersuchten Themas in konkrete Handlungsempfehlungen für den Verband umzuwandeln. Dies erfolgt mit einer zuvor durchgeführten Erfolgsevaluierung hinsichtlich der vom Verband aufgestellten Ziele. 1.3. Aufbau der Arbeit Nach der Einführung in das Untersuchungsthema und der Aufschlüsselung der Ziele und Forschungsfragen werden im folgenden zweiten Kapitel zunächst die unterschiedlichen Distributionsakteure vorgestellt. Hierbei wird auf den Distributionsprozess der Reisebüros, der Reiseveranstalter und der Tourismusorganisationen – zu denen auch ein Tourismusverband zu zählen ist – vorgestellt. Darüber hinaus wird auch auf den Direktvertrieb eingegangen, bei dem der Endverbraucher sein touristisches Produkt direkt beim Leistungsträger bezieht. Dieser Prozess geschieht ohne das Zwischenschalten einer der gerade angesprochenen Akteure. Die verschiedenen Möglichkeiten werden hierbei mit Hilfe verschiedener Kriterien evaluiert: zuerst werden die jeweiligen Entwicklungszahlen in dem jeweiligen Bereich vorgestellt. Zudem werden die Distributionsprozesse der jeweiligen Akteure miteinander verglichen. Eventuelle strategische Vorteile eines bestimmten Distributionsprozesses beziehungsweise einer bestimmten Distributionsmöglichkeit über den Verkauf hinaus werden ebenfalls aufgezeigt. Zuletzt wird aufgezeigt, inwieweit die einzelnen Akteure durch die immer größer werdende Dominanz des Internets beeinflusst werden. Auch die Frage, wie die Akteure selbst das Internet in die internen Prozesse einbauen können, wird diskutiert. Der dritte Arbeitsschritt untersucht das Medium der online Buchung. Auch hier wird zuerst allgemein auf die Buchung über das Internet mit seinen Entwicklungen hinsichtlich der Buchungszahlen, seinen Vorteilen und seiner Relevanz Stellung genommen. Daraufhin werden in Kapitel 3.2. die Informations- und Reservierungssysteme gesondert behandelt. Sie stellen zugleich den Haupt-Untersuchungsgegenstand dieser Arbeit dar. Hier werden die jeweiligen Entwicklungsphasen der Systeme, der Aufbau und die Grundfunktionen der 3 1. Einleitung unterschiedlichen Plattformen aufgezeigt. Auch hier spielt die Darstellung der gegenwärtigen und zukünftig zu erwartenden Relevanz eine wichtige Rolle. Abschließend wird jeweils ein Beispiel für unterschiedliche Buchungssysteme, Buchungsplattformen und Metasuchmaschinen gegeben. In Kapitel 4 wird das in der praktischen Forschung angewandte Untersuchungsdesign präsentiert. Diese Forschung wurde mit Hilfe einer strategischen Literaturrecherche begonnen. Qualitative Leitfadeninterviews und die Datenanalyse des vom Tourismusverband Ostbayern zur Verfügung gestellten Materials stellen die weiteren Forschungsmethoden dar. Zudem wird das Analysetool MaxQDA vorgestellt, mit welchem die Ergebnisse aus den Interviews ausgewertet wurden. Das fünfte Kapitel beschäftigt sich mit der Erfolgsevaluierung des elektronischen Vertriebssystems. Dabei wird auf drei unterschiedliche Punkte eingegangen. Zunächst wird auf die aktuellen Tourismuszahlen in der Region Ostbayern eingegangen. Daraufhin wird das gegenwärtige Aufgabenspektrum des Tourismusverbandes – mit dem sich daraus ableitenden Aufgabenwandel – aufgezeigt. Die jeweiligen Aufgaben werden dabei mit aktuellen Projekten ikonisch dargestellt. In Kapitel 5.3. erfolgt die eigentliche Erfolgsevaluierung des Systems hinsichtlich der während der Forschung aufgedeckten Ziele. Den Abschluss bilden ein Ausblick und die längerfristigen Erfolgsaussichten dieses Systems. Hier wird primär auf unterschiedliche Implikationen für den Tourismusverband Ostbayern eingegangen. Diese wurden größtenteils aus den Auswertungen der Interviews mit den verschiedenen Leistungsträgern in der Region gezogen. Zudem werden Handlungsempfehlungen – die Produktbreite und Attraktivität betreffend – vorgestellt. Zuletzt wird die Arbeit allgemein zusammengefasst und werden Restriktionen der Arbeit und Desiderate für weitere Forschungsarbeiten aufgezeigt. 4 I Theoretische Grundlagen I Theoretische Grundlagen Im ersten großen Teilblock werden nun die theoretischen Grundlagen, welche dieser Arbeit unterliegen, vorgestellt und diskutiert. Die Theorie setzt sich hierbei aus zwei großen Blöcken zusammen, auf welche getrennt voneinander eingegangen wird. Im ersten Teil werden die verschiedenen Distributionsmöglichkeiten im Tourismus vorgestellt. Der zweite Teil beschäftigt sich mit der online Buchung als einem konkreten Medium im Distributionsprozess. Das Informations- und Reservierungssystem des Tourismusverband Ostbayern stellt hierbei ein Medium in der online Buchung dar. In diesem Kapitel wird somit auf die online Buchung allgemein und im Anschluss auf die Informations- und Reservierungssysteme im speziellen eingegangen. 2. Distributionsproz#esse im Tourismus „Tourism businesses are among the most service oriented businesses in the world.” (Nysveen / Methlie / Pedersen 2003, S. 165). Das folgende Kapitel zeigt mit den verschiedenen Distributionsmöglichkeiten des touristischen Produkts einen dieser Servicebausteine im Tourismus auf und evaluiert diesen. Distribution bedeutet hierbei die Überbrückung der zeitlichen und räumlichen Distanz, um ein Produkt von seinem Hersteller zu den Konsumenten zu bringen. Distribution beinhaltet dabei nicht nur den Verkauf, sondern auch Zusatzleistungen wie Transport, oder den Zustand der Ware. So wird zwischen strategischer Distribution und physischer Distribution unterschieden. Während sich die strategische Distribution um den Vertrieb allgemein kümmert, beschäftigt sich die physische Distribution mit der Logistik, wie Transport, Verpackung und Verfügbarkeit (vgl. Compendio Autorenteam 2011, S.1). Die Immaterialität des touristischen Produktes stellt beim Vertrieb in der Touristikbranche eine Besonderheit dar. Zudem spricht man bei der Distribution im Tourismus von einem unoacto-Prinzip, was bedeutet, dass Produktion, Absatz und Konsum in einem Prozess zusammenfallen. Somit ist die bereits beschriebene physische Teildistribution im Tourismus hier nicht von Bedeutung (vgl. Freyer 2007, S.497). Der Vertrieb der Produkte im Flugverkehr, und allgemein in der Tourismusbranche, setzt sich aus den Teilleistungen Information und Beratung der Kunden, dem anschließenden Verkauf und der Erstellung und Übergabe der Tickets zusammen (vgl. Pompl 2007a, S. 281). 5 2. Distributionsprozesse im Tourismus Im Allgemeinen kann im Tourismus, wie auch in jeder anderen Branche, zwischen einem direkten Verkauf und einem indirekten Verkauf unterschieden werden. Bei einem direkten Vertrieb wird das Produkt vom Endkunden direkt beim Leistungsträger gekauft. Somit sind lediglich zwei Parteien bei dieser Art von Warenkauf involviert. Nichtsdestotrotz können auch bei einem direkten Verkauf die Vertriebsaufgaben sowohl von unternehmenseigenen, aber auch von unternehmensfremden Verkaufspersonen übernommen und ausgeführt werden (vgl. Pesch 2010, S.261). Bei einer indirekten Distribution gibt es einen, oder mehrere zwischengeschaltete Intermediäre, welche den Austausch der Ware zwischen Konsumenten und Produzenten vermitteln. In den teilgeschalteten Zwischenstufen wird aber lediglich das touristische Leistungsversprechen gehandelt; die eigentliche Reisedienstleistung bleibt bei den Leistungsträgern und muss von diesen erbracht werden. (vgl. Freyer 2007, S.507). So stellt beispielsweise ein Reisebüro, als ein klassischer Intermediär im Tourismus, verschiedene Produkte von Leistungsträgern zusammen und verkauft diese an den Endproduzenten weiter. Im Folgenden werden nun verschiedene Distributionskanäle vorgestellt (siehe Abbildung 1). Zum einen wird der direkte Vertrieb dargestellt, welcher, wie bereits beschrieben, den Verkauf ohne das Zwischenschalten von weiteren Händlern abwickelt. Zudem wird der Reisebürobetrieb, als der klassische Intermediär im Tourismus, beschrieben. Tourismusverbände stellen einen weiteren Verkaufskanal im Tourismus dar. Bei jedem Distributionsprozess kann ein Intermediär, zum Beispiel das Reisebüro, aber auch zwei oder mehrere Zwischenstationen in den Prozess des Vertriebs involviert sein. Abbildung 1: Die verschiedenen Distributionsprozesse im Tourismus (eigene Darstellung 2012). Reiseveranstalter, welche ebenfalls dargestellt werden, fungieren gleichermaßen als Vertriebskanal, haben allerdings eine Art Sonderstellung inne. Reiseveranstalter werden nämlich sowohl als Leistungsanbieter, als auch als Großhändler, also wiederum als 6 2. Distributionsprozesse im Tourismus Intermediär, angesehen. In der Literatur werden sie von einigen Wissenschaftlern als Händler bezeichnet, da sie lediglich Angebote von Leistungsträgern vermitteln. Andere Positionen bezeichnen Reiseveranstalter aber als Leistungsanbieter, da sie die Angebote anderer Leistungsträger zu einem neuen Produkt zusammenstellen. Dieses wird im Anschluss unter eigenem Namen angeboten (vgl. Freyer 2007, S.509f). Die vorgestellten Distributionsformen werden anhand folgender Kriterien untersucht: Zunächst wird auf die Entwicklung der Verkaufszahlen in den letzten Jahren eingegangen. Dabei wird nach den Aufgaben gefragt, welche die verschiedenen Distributionskanäle im Verkaufsprozess einnehmen, und wie der Verkauf bei dem jeweiligen Kanal abläuft. Des Weiteren werden die Unterschiede von einer Verkaufsmöglichkeit zur anderen aufgezeigt. Weiterhin wird die strategische Rolle der einzelnen Vertriebskanäle diskutiert, also welche Vorteile, welche Ziele und welche Potenziale über den Verkauf hinaus bei den einzelnen Distributionsmöglichkeiten gegeben sind. Bei den Reisebüros, aber auch bei den Tourismusverbänden und –veranstaltern, stellt sich darüber hinaus die Frage, wie sie sich in den kommenden Jahren positionieren und entwickeln müssen, um auch in der Zukunft als Akteur in der Tourismusbranche eine entscheidende Rolle zu spielen. Insgesamt befindet sich die Nachfrage von Urlaubsreisen in Deutschland seit Jahren stabil auf gleichbleibend hohem Niveau. So unternehmen circa drei Viertel (76,2%) der deutschen Bevölkerung ab 14 Jahren eine Urlaubsreise von 5 Tagen oder länger (vgl. VIR Reiseanalyse 2012, S.16) pro Jahr. Davon entfallen rund ein Viertel der 69,5 Millionen Urlaubsreisen auf zusätzliche Urlaubsreisen (15,9 Millionen), während drei Viertel (53,6 Millionen) Haupturlaubsreisen darstellen (vgl. VIR Reiseanalyse 2012, S.16). Gleichzeitig setzt sich der Trend zu immer kürzeren, aber immer teureren Reise fort. So stiegen die Ausgaben der deutschen Reisenden im Durchschnitt auf 868€ pro Person und Reise (vgl. FUR Reiseanalyse 2012, S.4). Das folgende Kapitel zeigt nun auf, wie sich das Buchungsverhalten der Deutschen auf die folgenden Distributionskanäle verteilt und welche Vorteile diese mit sich bringen. 2.1. Direktvertrieb Die FUR Reiseanalyse (vgl. 2012, S.4) zeigt die verschiedenen Buchungsstellen der deutschen Touristen für Reisen von mehr als fünf Tagen an. Demnach wurden im Jahr 2011 7% der Reisen direkt bei einem Reiseveranstalter, was einer Vollreise – nämlich der Pauschalreise – entspricht, gebucht. 28% der Reisen wurden direkt bei einem Unterkunftsanbieter gebucht und 14% direkt bei einem Verkehrsträger. Welche dieser Buchungen nun Vollbuchungen waren, und bei welchen Buchungen weitere Teilleistungen über andere Buchungsstellen gebucht wurden, kann hier nicht weiter differenziert werden. 7 2. Distributionsprozesse im Tourismus Was festzuhalten bleibt ist allerdings die Tatsache, dass der Direktvertrieb, besonders durch neue Informations- und Kommunikationstechnologien, für Leistungsträger immer attraktiver wird und quantitativ an Bedeutung zunimmt (vgl. Pechlaner / Tschurtschenthalen / van Trott 2002, S. 5). Wie bereits beschrieben, wird im Direktvertrieb das Produkt ohne den Einsatz von unternehmensfremden Mittlern direkt an den Kunden vertrieben (siehe Abbildung 2). Abbildung 2: Prozess bei direktem Kauf (eigene Darstellung 2012). Auch bei einem direkten Vertrieb ohne den Einsatz von Intermediären stehen den Leistungsträgern verschiedene Medien zur Verfügung. Dieser kann über eigene Verkaufsbüros, oder durch Call Center erfolgen. Darüber hinaus gibt es verschiedene Reiseveranstaltungen und Messen, wo der Besucher direkt bei einem Leistungsträger sein Produkt beziehen kann. Nicht vernachlässigt werden dürfen Selbstbedienungsautomaten, beispielsweise bei der Deutschen Bahn (vgl. Pompl 2007a, S. 281). Mit dem Aufkommen des Internets ist nun ein weiteres Medium entstanden, mit dem die Leistungsträger, ihr Produkt direkt vertreiben können. Eine ausführliche Analyse dieses Mediums erfolgt im Unterkapitel „online Vertrieb“. Ob ein Leistungsträger seine Produkte direkt oder indirekt vertreibt, hängt von der „make or buy“ Strategie ab. Ist der Vertrieb über konzerneigene Kanäle für den Leistungsträger kostengünstiger, wird er den Verkauf der Produkte direkt abhandeln („make Strategie“). Ist dies nicht der Fall, muss er einen Zwischenhändler mit in den Verkaufsprozess einbeziehen („buy strategie“) und diesen entlohnen (vgl. Wöhler 1997, S. 80). Der wesentliche Vorteil einer Direktdistribution – sowohl für den Leistungsträger als auch für den Kunden – sind die quantitativ niedrigeren Preise. Für die Leistungsträger entfallen die Vermittlungsgebühren und Provisionszahlungen an den Intermediär, wenn der Verkauf ohne diesen stattfindet. Diese Preisersparnis wirkt sich auf den Endpreis des touristischen Angebots an den Kunden aus (vgl. Buhalis / Zoge 2007, S. 489). Somit ist es für den 8 2. Distributionsprozesse im Tourismus Leistungsträger das erstrebenswerte Ziel, möglichst viele Produktverkäufe über den eigenen Direktvertrieb abzuwickeln. Das Internet begünstigt diesen Direktvertrieb für den Leistungsträger und ermöglicht auch dem Kunden messbare Einsparungen (vgl. Klein 2000, S. 5). So bietet das Internet große Vorteile sowohl für den Kunden als auch für den Anbieter und wird deshalb immer wichtiger werden. In den folgenden Unterpunkten werden weitere Vertriebskanäle untersucht. Dabei muss angemerkt werden, dass auch bei den weiteren untersuchten Absatzkanälen – nämlich dem Reisebüro, dem Reiseveranstalter und dem Tourismusverband – sowohl ein direkter, als auch ein indirekter Vertrieb stattfinden kann. Somit werden Teile des direkten Vertriebs im Laufe dieses Kapitels weiterhin erörtert werden. 2.2. Reisebüro Die stationären Reisebüros in Deutschland konnten im Jahr 2011 wieder einen Rekordumsatz verzeichnen (vgl. Deutscher Reiseverband 2011, S.19f). So kletterte der Umsatz 2011 bei allen Sparten auf 22,4 Milliarden Euro, wobei etwa ein Drittel auf Geschäftskunden- und zwei Drittel auf Privatkunden entfiel. Der Umsatz in den Reisebürobetrieben stieg im Vergleich zum Vorjahr um etwa 2 Milliarden Euro an, was einem Anstieg von 9,5% entspricht (vgl. Deutscher Reiseverband 2011, S.19f). Somit konnten die Reisebürovertriebe in den letzten Jahren, trotz der stetig wachsenden Konkurrenz des Internets – bis auf das Wirtschaftskrisenjahr 2009 – ihren Umsatz jährlich steigern (siehe Abbildung 3). Umsatz (in Mrd €) 23 22 21 20 Umsatz (in Mrd €) 19 18 17 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 Abbildung 3: Umsatzentwicklung von deutschen Reisebürounternehmen (eigene Darstellung, Datenbasis: Deutscher Reiseverband 2011, S.19f). 9 2. Distributionsprozesse im Tourismus Auch die Anzahl der Reisebürofilialen hat in den letzten Jahren in Deutschland nur unwesentlich abgenommen. So gab es im Jahr 2010 noch 10.370 Reisebüros, während die Anzahl 2011 10.240 betrug (vgl. Deutscher Reiseverband 2011, S.19). Auch wenn die verschiedenen Distributionskanäle miteinander verglichen werden, dominiert das stationäre Reisebüro weiterhin den Markt. Wird allerdings die prozentuale Entwicklung der Buchungsstellen in den letzten Jahren untersucht, kann festgestellt werden, dass hier das Reisebüro viele Anteile verloren hat. So wurden 2005 44% aller Urlaubsbuchungen über ein Reisebüro gebucht, 2011 waren es lediglich 35% (vgl. FUR Reiseanalyse 2012, S.4). Es dominieren zwar die Reisebüros heute noch deutlich den Markt, sie müssen aber langfristig mit weiteren Einbußen rechnen, weshalb sie sich über Innovationen und eine teilweise Neupositionierung Gedanken machen sollten, um diesen Trend entgegenzuwirken. Das klassische Reisebüro ist ein Reisevermittler. Der Kauf einer Dienstleistung über diesen Vertriebskanal zählt also zu der indirekten Distribution, da drei verschiedene Parteien an dem Verkaufsprozess beteiligt sind (siehe Abbildung 4). Abbildung 4: Die Stellung des Reisebüros im Distributionsprozess (eigene Darstellung 2012). Ein Reisebüro erbringt eine typische Dienstleistung, indem sie die Pauschalreisen oder die Einzelsegmente einer Reise im Namen und im Auftrag eines Reiseveranstalters beziehungsweise eines Leistungsträgers vermittelt. Bucht der Kunde ein Produkt bei einem Reisebüro, wird der Buchungsauftrag an den Reiseveranstalter oder den Leistungsträger durch den Reisemittler weitergeleitet (vgl. Freyer 2006, S.239). Für diese Dienstleistung und auf Grundlage des Handelsvertreterstatus erhält das Reisebüro für die erbrachte Vermittlung der Reise eine Provisionszahlung von Seiten des Leistungsträgers, welche sich meist an der Höhe des vermittelten Umsatzes orientiert (vgl. Schrödel 2007, S.295). Mittlerweile herrscht die Tendenz zur Aufhebung der Vermittlerprovisionen, was zu einer Aufweichung des Handelsvertreterstatus führt. Das Reisebüro wird dann durch eine Refinanzierung seiner Tätigkeit über Leistungsentgelte, und nicht über die Provision entlohnt. Diese Tendenz ist besonders bei Fluglinien zu beobachten und wird teilweise bereits realisiert (vgl. Gerke 2007, S.86). 10 2. Distributionsprozesse im Tourismus Oftmals wird ein Reisebüro, ohne es zu wissen, zu einem Reiseveranstalter, nämlich dann, wenn das Reisebüro zwei voneinander unabhängige Leistungen vermittelt – beispielsweise einen Flug nach Rom und eine Übernachtung im Hotel –, allerdings nur eine Rechnung ausstellt. In diesem Falle hat das Reisebüro ein neues Produkt erstellt und gilt somit als Reiseveranstalter dieses neu zusammengestellten Produktes. Nur wenn der Reisemittler für diese Leistung zwei Rechnungen ausstellt, ist er von den Pflichten als Reiseveranstalter befreit (vgl. Freyer 2006, S.239). Zudem kann zwischen verschiedenen Reisebüroarten hinsichtlich ihrer Vertriebsstruktur unterschieden werden. Eigenständige Reisemittler sind nicht an einen Reiseveranstalter oder einen Leistungsträger gebunden und vertreiben Reisen von mehreren Agenturen. Oftmals sind diese eigenständigen Reisebüros in Kooperationen zusammengeschlossen und spezialisieren sich auf ein bestimmtes Tourismussegment. Konzerneigene Reisebüros oder Filialen sind unselbstständige Betriebe und vermitteln die Produkte des eigenen Veranstalters. Markengebundene Reisebüros sind selbstständige Betriebe und mit Agenturverträgen ausgestattet. Sie verpflichten sich zur Erfüllung bestimmter Auflagen hinsichtlich Marketing, Umsatz und Produktpalette. Das bekannteste Beispiel ist hier die TUI, bei der verschiedene Franchise Filialen als markengebundene Reisebüros eröffnen können (vgl. Freyer 2006, S.242 Der Verkaufsprozess in einem stationären Reisebürobetrieb kann in drei verschiedenen Teilphasen beschrieben werden. Er gliedert sich in eine Vornutzungs-, eine Nutzungs- und in eine Nachnutzungsphase (vgl. Lingenfelder / Wieseke / Schmidt 2003, S. 290). Wird die Dienstleistungskette im Tourismus betrachtet, so wird offensichtlich, dass die Buchung der Reise nur einen kleinen Teil der kompletten touristischen Wertschöpfungskette einnimmt. Der Buchungsprozess wird im Reisebüro in fünf verschiedene Teilprozesse unterteilt (siehe Abbildung 5). Abbildung 5: Vergleich der Werteketten im Tourismus und im Reisebüro (eigene Darstellung 2012). 11 2. Distributionsprozesse im Tourismus In der Vornutzungsphase wird der Kunde im Reisebüro begrüßt und muss anschließend in manchen Fällen eine Wartezeit überbrücken. Die eigentliche Nutzungsphase stellen die Beratung und die eventuelle Buchung dar. In der Nachnutzungsphase wird der Kunde verabschiedet. In der Wissenschaft besteht Einigkeit darüber, dass jede einzelne Phase des Verkaufsprozesses einen Einfluss auf das Qualitätsurteil einer folgenden Verkaufsphase ausübt (vgl. Lingenfelder / Wieseke /Schmidt 2003, S.287). Um dem Kunden eine zufriedenstellende Dienstleistung anzubieten, muss also jeder Teilschritt im Prozess zu seiner Zufriedenheit ablaufen. Fühlt sich ein Reisebürokunde in der Vornutzungsphase nicht willkommen, wird er in der Nutzungsphase eher nichts kaufen . Fühlt sich ein Kunde in der Nutzungsphase nicht gut beraten, wird eine Buchung ebenfalls kaum vollzogen werden. Das klassische Reisebüro weist gegenüber anderen Vertriebskanälen Vorteile in vielerlei Hinsicht auf. Zentrale Erfolgsfaktoren sind hierbei die angebotene Dienstleistungsqualität und die daraus resultierende Kundenzufriedenheit (vgl. Lingenfelder / Wieseke / Schmidt 2003, S. 283). Ein Reisebüro ist in seinen Prozessen so aufgestellt, dass es diese Erfolgsfaktoren immer zu erfüllen versucht. Wie bereits erwähnt, zeichnet sich ein touristisches Produkt dadurch aus, dass es vor dem Kauf weder beeinflusst, noch betrachtet werden kann. Vor dem Kauf haben die Kunden also nur einen indirekten oder virtuellen Kontakt zu dem Produkt. Aus diesem Grund ist die soziale Interaktion mit dem/der Reiseverkaufsmann/frau in einem Reisebüro und dessen/deren Erfahrung für viele Kunden von essentieller Wichtigkeit (vgl. Bogdanovych / Berger / Simoff / Sierra 2006, S. 418). Durch einen persönlichen Kontakt mit einem Experten wird der Unsicherheit einiger Kunden bei einem Kauf eines touristischen Produktes positiv begegnet. Die Zeitersparnis ist ein weiterer Vorteil, der viele Leute dazu bewegt, nach wie vor ein Reisebüro aufzusuchen (vgl. Baumgärtner 2009, S.137). Ein Reiseverkaufsmann kann aufgrund seiner Erfahrung und der infrastrukturellen Einrichtungen, eine passende Reise für den Kunden schneller zu finden, als es dem Kunden selbst möglich wäre. Zudem ist der Kunde selbst nicht mit der Informationssuche beschäftigt. So sind die soziale Kommunikation mit einem Mitarbeiter, dessen Erfahrung und Kompetenz, die Möglichkeit der Mitarbeiter bei der Informationssuche? auf infrastrukturelle Hard- und Software zurückzugreifen und die Zeitersparnis die wesentlichen Vorteile eines Reisebüros, welche dazu führen, dass die Kundenzufriedenheit und die angebotene Dienstleistungsqualität auch weiterhin für den Vertrieb über ein klassisches stationäres Reisebüro sprechen. Trotz seiner Vorteile hat das Reisebüro als Distributionskanal, wie bereits geschildert, seit dem Jahr 2005 8 Prozentpunkte an Buchungen verloren. Mit 35% aller Buchungen ist das Reisebüro zwar immer noch die dominante Vertriebsform, wird aber langfristig weiter an 12 2. Distributionsprozesse im Tourismus Marktmacht verlieren. Um diesem Trend entgegenzuwirken, muss es das Ziel des Reisebürobetriebs sein, seine Vorteile gegenüber anderen Vertriebsformen zur Geltung zu bringen und auch die eigenen Potenziale über den Verkauf hinaus besser zu offerieren beziehungsweise neue Potenziale zu finden. Hier spielt die Sicherung und Verbesserung der Dienstleistungsqualität eine wichtige Rolle, was zu einer langfristigen Kundenbindung und einer verbesserten Weiterempfehlungsrate führt. Somit kann allein durch die Dienstleistungsqualität und die Zufriedenheit der Kunden diesem Kundenschwund entgegengewirkt werden (vgl. Lingenfelder / Wieseke / Schmidt 2003, S. 283). Das größte Potenzial über den Verkauf hinaus liegt bei den stationären Reisebüros eindeutig in der persönlichen Beratung durch die Mitarbeiter. Gleichzeitig hat das Internet in den letzten Jahren zu einer deutlichen Weiterentwicklung und Transformation komplexer Vertriebssysteme geführt (vgl. Klein 2000, S.21). Hier besteht die Chance für die klassischen Reisebüros, diese neuen Web-Informationen mit in die Beratungs- und Servicedienstleistung zu übernehmen (vgl. Faber 2010, S. 194). Auch das Web 2.0 stellt für das Reisebüro ein Medium dar, welches unbedingt genutzt werden sollte. Durch das Web 2.0 können Reisebüros direkt in den Kontakt mit Kunden treten und so ihre Erfahrung und Erkenntnisse kommunizieren. Klar ist, dass die stationären Reisebüros in der Zukunft versuchen müssen, das neue Medium Internet so gut wie möglich in ihren eigenen Verkaufsprozess miteinzubauen, um sich eine potentielle Gefahr selbst zum Nutzen zu machen. Laut Bogdanovych, Berger, Simoff und Sierra (vgl. 2006, S. 418) haben sowohl stationäre Reisebüros als auch das Internet Vorteile. Ziel muss es also sein, die Vorteile beider Verkaufsformen zu kombinieren. Auch dadurch könnten Reisebüros eine innovative Distributionsform einführen. Die Idee der Autoren sind „3D electronic institutions“, bei denen das System die gewohnte Beratung eines Reiseverkaufsmannes an Onlinekunden anbietet. So findet der persönliche Kontakt zwischen Kunde und Mitarbeiter zwar statt, allerdings über das Internet. Zusammenfassend kann gesagt werden, dass das Reisebüro als klassischer Intermediär trotz vielerlei Vorteile und Perspektiven prozentual an Kunden verliert. Um diesem Trend entgegenzuwirken, müssen Innovationen adaptiert werden, um die Agentur für den Kunden noch attraktiver zu gestalten. Zukünftig müssen sich Reisebüros eher als Dienstleister, denn als traditionelle Vermittler sehen, um den wachsenden Ansprüchen der Kunden gerecht zu werden (vgl. Adjouri / Büttner 2008, S. 270). Hier braucht es also sowohl qualifiziertes Personal auch ein gutes Management, damit die stationären Reisebüros als Vermittler des touristischen Produkts auch langfristig überleben können. 13 2. Distributionsprozesse im Tourismus 2.3. Reiseveranstalter Die deutschen Reiseveranstalter konnten im Jahr 2011 einen Umsatz von 23,3 Milliarden Euro erzielen. Allein die größten drei Reiseveranstalter – TUI Deutschland, die Touristik der Rewe Group und Thomas Cook erwirtschafteten 10,3 Milliarden Euro dieses Umsatzes, was einem Marktanteil von etwa 44% entspricht (vgl. Deutscher Reiseverband 2011, S.17). FTI, Alltours, Aida Cruises und Schauinsland Reisen gehören ebenfalls zu den größeren Veranstaltern, die zusammen gut 20% des Marktanteils 2011 erzielten (siehe Abbildung 6). Die übrigen kleineren Reiseveranstalter setzten demnach die restlichen 8,6 Milliarden € um und erreichen einen Marktanteil von 37% (vgl. Deutscher Reiseverband 2011, S.17). 20 18 16 14 12 Umsatz in Mrd. € 10 8 Markanteil in % 6 4 2 0 TUI Rewe TC FTI Alltours Aida SchiL Abbildung 6: Umsatz und Markanteil der größten deutschen Reiseveranstalter (eigene Darstellung, Datenbasis: Deutscher Reiseverband 2011, S. 17). 7% aller Reisen wurden 2011 direkt bei einem Reiseveranstalter gebucht. 2005 waren es 8%, somit wurde in den letzten Jahren keine nennenswerte positive oder negative Entwicklung der Zahlen in diesem Segment verzeichnet (vgl. FUR Reiseanalyse 2012, S. 4). Der Absatz direkt beim Leistungsträger ist allerdings nicht der einzige Vertriebskanal der Reiseveranstalter. Der erwirtschaftete Umsatz 2011 von 23,3 Milliarden € wurde nicht allein durch den direkten Absatz bei den Reiseveranstaltern erzielt. Auf die weiteren Vertriebswege und deren Veränderung in den letzten Jahren wird im folgenden Kapitel noch detaillierter eingegangen. Reiseveranstalter sind in der Tourismusindustrie von zentraler Bedeutung. Die Veranstalter kaufen einzelne Teilleistungen von den verschiedensten Leistungsträgern, kombinieren diese Teilleistungen zu einem neuen Produkt und vertreiben dieses unter eigenem Namen und auf eigenes Risiko (vgl. Freyer 2006, S. 203). Die verschiedenen Einzelleistungen werden von Fluggesellschaften, von Hotelkontingenten 14 und von Transfer- und 2. Distributionsprozesse im Tourismus Betreuungsleistungen im Zielgebiet durch den Reiseveranstalter zu bestimmten Preisen und Konditionen, wie beispielsweise zuvor ausgehandelten Auslastungsrisiken, beschafft und zu einem neuen Produkt zusammengesetzt. (vgl. Mundt 2007, S. 16). So besteht die Wertschöpfungskette eines Reiseveranstalters klassischerweise aus dem Einkauf der Teilleistungen, aus der Zusammenstellung zu einem neuen Produkt und aus dem Absatz dieses Produktes (vgl. Gerke 2007, S. 135). Somit stellt sich die bereits zuvor andiskutierte Frage, ob Reiseveranstalter nun als Händler, oder als Produzten gelten (vgl. Mundt 2007, S. 36). Da alle drei Funktionen in der Wertschöpfungskette mit erheblichem Kapital- und Logistikeinsatz verbunden sind, kann wohl festgehalten werden, dass Reiseveranstalter sowohl Produzenten neuer Produkte als auch Großhändler der gekauften Einzelleistung, aber auch des neuen Produktes sind. In der Wissenschaft wird es immer zwei Meinungen der endgültigen Stellung in dem Vertriebskomplex für den Reiseveranstalter geben. So bleibt festzuhalten, dass der Reiseveranstalter in diesem Komplex eine Art Sonderstellung innehat und sich wohl im Spannungsfeld zwischen den Leistungsträgern der Einzelleistungen und den Intermediären befindet. Die verschiedenen aufgekauften Einzelleistungen werden im Produktionsschritt der Reiseveranstalter zu einem neuen Gesamtprodukt, in der Regel einer Pauschalreise, zusammengeschnürt (vgl. Freyer 2006, S. 203). Eine Pauschalreise ist ein Reisepaket, in dem mehrere verschiedene Einzelleistungen integriert sind und das zu einem bestimmten Preis an die Masse angeboten wird (vgl. Pompl 2007b, S. 64). Die wichtigsten Teilleistungen sind hierbei der Transport, die Übernachtung, die Verpflegung, die Reisebetreuung, -leitung und Animation, verschiedene Versicherungs- und Garantieleistungen vor Ort und diverse kulturelle und sportliche Leistungen in der Ziel-Destination (vgl. Freyer 2006, S. 205). Die Pauschalreise verliert allerdings laut der FUR Reiseanalyse (vgl. 2012, S.4) immer mehr an Bedeutung und wird wohl auch auf lange Frist gesehen weiter an Marktanteilen einbüßen. So waren 2005 noch 48% der angetretenen Urlaubsreisen Pauschalreisen, 2011 nur noch 45%. Dies liegt vor allem daran, dass bei bestimmten Konsumentenschichten die Individualreise immer beliebter wird (vgl. Gerke 2008, S.137). Hier werden die Einzelleistungen einer Reise von den Kunden getrennt gebucht und auf organisierten Massenreisen wird verzichtet. Ein weiterer Grund dafür, dass die Pauschalreisen an Bedeutung verlieren, ist die Tatsache, dass die Direktbuchung von Reiseleistungen, besonders über das Internet, immer einfacher zu handhaben ist und deswegen von vielen Kunden gerne genutzt wird (vgl. FUR Reiseanalyse 2012, S. 4). 15 2. Distributionsprozesse im Tourismus Das letzte Glied in der Wertschöpfungskette der Reiseveranstalter ist der Vertrieb. Auch wenn durch die Entstehung des Internets der Direktvertrieb für Reiseveranstalter immer einfacher und lukrativer wird, ist die Verfolgung einer Multichannel-Strategie im Tourismus für alle beteiligten Akteure am erstrebenswertesten (vgl. Adjouri / Büttner 2008, S. 269). Da sich auch der Kunde über viele verschiedene Plattformen informiert, muss der Akteur auch auf diesen Plattformen für den Kunden anzutreffen sein. So ist auch für Pechlaner / Tschurtschenthaler / von Trott (vgl. 2002, S. 19) nicht derjenige am stärksten, der nur mit einer Vertriebsform arbeitet, wie beispielsweise mit dem Internet, sondern derjenige, der alle Vertriebskanäle in seinen Distributionsaktivitäten bündelt. Reiseveranstalter vertreiben ihre Produkte also auf verschiedenen Wegen. Zum einen gibt es den direkten Verkaufsweg, der heutzutage meist über das Internet abgewickelt wird (vgl. Adjouri / Büttner 2008, S. 269). Zudem stellen klassische Wege wie Teletext, Telefon, oder Emailvertrieb Medien für den Reiseveranstalter dar, um den direkten Vertrieb zu fördern. Den dominierenden Absatzweg der Reiseveranstalter nehmen aber nach wie vor die externen und internen Reisebüros ein (vgl. Regele / Schmückler 1998, S.430). Dass deren Bedeutung allerdings abnimmt, wurde bereits im vorherigen Unterkapitel erörtert. Einen weiteren Vertriebskanal nehmen branchenfremde Vertriebskanäle, wie Banken oder Discounter ein (siehe Abbildung 7). Diese „non-traditional-Outlets“ (vgl. Gerke 2007, S.146) werden in Zukunft für die Reisebranche an Bedeutung zunehmen. Wurden 1994 nur 5% der Produkte von Reiseveranstaltern über diesen Kanal vertrieben, so liegen die Prognosen für die kommenden Jahre um einige Prozentpunkte höher (vgl. Regele / Schmücker 1998, S. 430) Discounter, die verschiedene touristische Einzelleistungen in Aktionswochen in ihr Sortiment mit aufgenommen haben, sind Beispiele für dieses Bedeutungswachstum. Abbildung 7: Distributionsmöglichkeiten eines Reiseveranstalters (eigene Darstellung 2012) Da die Pauschalreise, wie bereits beschrieben, auf lange Frist eher an Marktanteilen verlieren wird, stellt sich die Frage, inwieweit sich Reiseveranstalter, die sich lediglich auf die 16 2. Distributionsprozesse im Tourismus Produktion von diesen Reisepaketen konzentrieren, diesem Schwund auf dem Markt halten können. Um entgegenzuwirken, haben Reiseveranstalter bereits begonnen, ihren Wertschöpfungsschwerpunkt von der Produktion auf den strategischen Verkauf zu legen, was einer Erweiterung der Wertekette durch zusätzliche Betriebseinheiten impliziert (vgl. Gerke 2007, S.138). Durch diese vertikale Integration von zusätzlichen Wertschöpfungsstufen erzielten die Reiseveranstalter bereits heute einen strategischen Vorteil. So beteiligen sich Reiseveranstalter mittlerweile an den verschiedensten vor- und nachgelagerten Wertschöpfungsstufen. Die Adaption von Hotels stellt hier den ersten und zudem wichtigsten Schritt in diesem Prozess dar (vgl. Mundt 2007, S.18). All diese Aktivitäten verfolgen allerdings weniger ökonomische, als vielmehr strategische Gründe. Durch die Adaption zusätzlicher, für den Gast während seines Urlaubs essentieller Stufen in der Wertekette, können diese dem Gast während seiner Reise angeboten werden. Heute beinhalten viele Reiseveranstalter in ihrer Wertekette eigene Hotelketten oder einzelne Hotels, Fluggesellschaften und weitere Dienste entlang dieser Wertekette. Dieser Ausbau über die reine Produktion der „Dienstleistung Reise“ hinweg hat den Vorteil, dass dem Kunden nun eigene Hotel- und Flugkapazitäten und weitere für wichtig gehaltene Dienstleistungsqualitäten angeboten werden können. So können die Kapazitäten gegenüber der Konkurrenz gesichert werden, was über die strategischen Vorteile hinaus natürlich auch weitere Gesamtumsatzrenditen und eventuell auch Alleinstellungsmerkmale mit sich bringt (vgl. Mundt 2007, S.20ff). Für den Kunden bringt dieser Schritt den Vorteil, dass die vielen einzelnen Teilaspekte seiner Reise zunehmend nur von einem einzelnen Akteur getragen werden. So hat er die Möglichkeit, sich zu jedem Zeitpunkt seiner Reise mit Fragen an den Reiseveranstalter zu wenden, was zudem das Vertrauen gegenüber diesen erhöht. Die TUI Group, Deutschlands führender Reiseveranstalter, deckt mittlerweile die gesamte Wertschöpfungskette ab (vgl. Gerke 2007, S.139). Eigene Veranstaltermarken wie TUI Fly, oder 1-2-Fly im Flugsektor. Verschiedene Beteiligungen an Hotels, wie den RIU Hotels, Iberotel, oder dem Robinson Club. Konzerneigene Reisebüros, wie TUI Travel Star und TUI Reisecenter. Zudem besitzt die TUI Group den konzerneigenen Mietwagenanbieter TUI Car und weitere, für den Gast wichtige Dienstleistungen (vgl. Freyer 2006, S. 220 / Gerke 2007, S. 139). Die strategischen, über den Verkauf hinausreichenden Potentiale der Reiseveranstalter, liegen bei den dem Verkauf vorgelagerten Schritten Einkauf und Produktion. So beinhaltet die eigentliche Kernleistung der Reiseveranstalter auch nicht den Vertrieb der eigenen Dienstleistungen, sondern deren Produktion (vgl. Mundt 2007, S. 16f). Ein weiteres Ziel für 17 2. Distributionsprozesse im Tourismus die Zukunft, über die vertikale Integration weiterer Wertschöpfungsstufen hinaus, könnte eine Innovation der Pauschalprodukte beinhalten. Hier stellt sich die Frage, in wie weit die klassische Pauschalreise langfristig konsumiert wird und welche Neuerungen in diesem Segment das Produkt für den Kunden wieder attraktiver erscheinen lassen würden. So sind führende Reiseveranstalter wie TUI, oder auch FTI laufend auf der Suche nach Produktmanagern, welche sich genau mit diesen Fragen auseinandersetzen. Die Aufgabe dieser Manager ist es eben, sowohl die Konkurrenz als auch die sich ständig wechselnden Trends der Konsumenten zu beobachten und zu analysieren. Anhand dieser Ergebnisse ist dann Aufgabe der Veranstalter, die eigenen Produkte auszurichten und zu vertreiben. Auch der Prozess des „Dynamic Packaging“ kann hier als eine Chance angesehen werden, womit Hilfe für den Kunden attraktive Produkte angeboten werden. Hierbei wird auf die individuellen Anfragen und Wünsche der Kunden eingegangen, aus welchen ein persönliches Reisepaket für den Gast erstellt wird. Der Kunde hat also, über den Erwerb von standardisierten Reisepaketen hinaus, die Möglichkeit ein Leistungsbündel mit seinen eigenen Vorlieben erstellen zu lassen. 2.4. Tourismusorganisation / Tourismusverband „Die “Tourismusorganisation“ muss sich an den Strategien und Aufgaben orientieren, die sich aus den Destinationsmanagement–Arbeitsprozessen ableiten. Diese wiederrum sind Resultat der Entwicklung des Marktumfeldes und der Technologie.“ (Bieger / Laesser / Beritelli 2011, S.1). Tourismusorganisationen, deren primäre Aufgabe es ist, den Gast über die eigene Destination zu informieren und inspirieren, müssen sich also am zeitlichen Wandel orientieren. Vielmehr als Reiseveranstalter müssen sich die internen Organisationen an die sich verändernden Kundenbedürfnisse und technologischen Entwicklungen anpassen und ihr eigenes Aufgabenspektrum daran ausrichten. Nur, wenn es den Verbänden gelingt, für die Kunden essentiell notwendig zu erscheinen, werden sie auch in Zukunft eine berechtigte Daseinsfunktion ausüben. So hat das Vertriebsmedium Internet, als eine gegenwärtig stattfindende Entwicklung der Technologie mit seinen dramatischen Auswirkungen auf die gesamte Tourismusindustrie auch Auswirkungen auf die traditionellen, historisch gewachsenen Tourismusorganisationen auf den verschiedenen regionalen Ebenen (vgl Pechlaner / Tschurtschenthaler / von Trott 2002, S. 5). Daher müssen sich die Verbände primär auf diesen Wandel einstellen, um für die Kunden weiterhin attraktiv zu bleiben. 18 2. Distributionsprozesse im Tourismus Tourismusorganisationen sind auf verschiedenen politischen und staatlichen Ebenen aktiv. Lokale und regionale Einheiten agieren beispielsweise in Stadtmarketinggesellschaften oder Fremdenverkehrsämtern von Gemeinden oder Städten. Überregionale Einheiten sind Gesellschaften von Bundesländern und Zusammenschlüsse von regional übergreifenden Interessensgemeinschaften. In diese Einheit fällt auch der Tourismusverband Ostbayern, auf dessen Aufgabengebiet und räumliche Ausdehnung im Verlauf der Arbeit näher eingegangen wird. Zuletzt gibt es die nationalen und internationalen Einheiten, welche die Gesamtheit eines Staates oder Interessensgebietes bewerben. Die deutsche Zentrale für Tourismus (DZT) und der Deutsche Tourismus Verband (DTV) stehen an der Spitze der Aufbauorganisation in Deutschland (vgl. Muskat 2007, S.28f). Die Österreich Werbung bekleidet diese Funktion in Österreich (vgl. Gerke 2007, S. 157). Tourismusorganisationen sind somit primär „Einrichtungen […], die für das Management von touristischen Gebietseinheiten, wie Orte bzw. Gemeinden, Kleinregionen, Länder und Staaten tätig sind. Dazu zählen private Vereine, öffentliche Körperschaften, Gemeinden im übertragenen Wirkungsbereich und gelegentlich auch privatrechtliche Gesellschaften.“ (Langer 1993, S.1). Meist sind die kleinen Stadtmarketinggesellschaften nochmals in weitere Ebenen aufgeteilt, sodass sich der Aufbau der Organisationen im öffentlichen Tourismus auf bis zu sechs Instanzen erstrecken kann (vgl. Muskat 2007, S.28f). Besonders aufgrund dieser differenzierten Gliederung in den verschiedensten Ebenen sind Tourismusorganisationen besonders von der politischen Abhängigkeit der jeweiligen Instanz und infolgedessen von langwierigen Entscheidungsprozessen geprägt. Diese Gegebenheit wird auch von vielen Wissenschaftlern kritisiert, mit dem eigentlichen Ziel, einen Wechsel in dieser Organisationsform zu bewirken. So spricht Bleile von einer Überorganisation in den verschiedenen Einheiten im Tourismussegment und einer daraus resultierenden nicht marktorientierten Ausrichtung (vgl. Bleile 2001, S.3). Für Mundt stellt diese gegenwärtige Organisationsform eine „Nichtexistenz der Konsumentenausrichtung“ (vgl. Mundt 2001, S.449) dar. Auch behindert diese zuvor beschriebene politische Abhängigkeit die Innovationsfähigkeit der beteiligten Tourismusorganisationen (vgl. Keller 2005, S.55). Der politische Einfluss sollte daher spürbar verringert werden, um das Engagement und die Innovationsfreude der Tourismusverbände nicht unnötig auszubremsen. In den USA hat sich beispielsweise die Bundesregierung komplett aus den touristischen Angelegenheiten zurückgezogen und auch die Kommunen beteiligen sich nur in einem geringen Maße an den touristischen Entscheidungen, was zu einer größeren Freiheit bei der Durchsetzung von innovativen Maßnahmen führt (vgl. Becker 2007, S. 381). Im folgenden Kapitel werden die eigentlichen Aufgabenveränderungen und deren Gründe, die heutigen basalen Aufgaben eines Tourismusverbandes und Hemmnisse in den Tourismusverbänden 19 2. Distributionsprozesse im Tourismus thematisiert. Auch die Rolle des Verbandes im Distributionsprozess wird hierbei aufgezeigt. Diese Faktoren werden in diesem Kapitel noch allgemein behandelt, während im Laufe der Arbeit speziell der Tourismusverband Ostbayern und dessen Struktur und Aufgaben vorgestellt werden. Wie bereits beschrieben, handeln Tourismusorganisationen, zu denen auch der Tourismusverband zu zählen ist, vornehmlich, um das jeweilige Gebiet touristisch weiter zu entwickeln und potentielle Kunden über die eigene Destination zu informieren und sie positiv zu inspirieren. Hierbei repräsentieren sie nur das jeweilige geographische Zielgebiet und sind somit räumlich beschränkt (vgl. Gerke 2007, S.157). Historisch gesehen lag die Kernaufgabe einer Tourismusorganisation in der nationalen und internationalen Vermarktung des Tourismus des jeweiligen Zuständigkeitsraumes (vgl. Becker 2004, S.446). Wird also das genuine Aufgabengebiet einer Tourismusorganisation betrachtet, kann festgehalten werden, dass ein direkter Verkauf von eigenen Dienstleistungsprodukten nicht stattfand. Vielmehr ist auch der Tourismusverband als Mittler von verschiedenen Gütern im dem zuständigen Zielgebiet verantwortlich (vgl. Gerke 2007, S.160). Somit führte eine Tourismusorganisation eher die Planungs- und Koordinationsaufgaben, denn die Vertriebsaufgaben aus (vgl. Muskat 2007, S. 25). Insgesamt können nach Bieger / Laesser / Beritelli (2011, .5) die Aufgaben der Tourismusorganisationen in die vier Bereiche, nämlich Leitbild- und Planungsfunktion, Angebotskoordination, Interessensvertretung und Marketingfunktion unterteilt werden. Den Schwerpunkt in der Arbeit von Verbänden nimmt hierbei natürlich die Marketingfunktion ein, mit der dem Kunden die Destination näher gebracht werden soll (vgl. Interview 2 / Interview 3). Anfangs hatten Tourismusorganisationen relativ bescheidene und leicht ausführbare Aufgaben, wie die infrastrukturelle Pflege und die Werbung vor Ort, zu bewerkstelligen. Diese Aufgaben haben sich durch die gegenwärtigen Marktbedingungen und Trends, welche im Laufe der Arbeit angeschnitten werden, im Tourismus entlang der touristischen Wertekette weiterentwickelt (vgl. Tschurtschenthaler / Pechlaner / Weiermair 2001, S. 118ff). Allerdings ist auch die Distribution eine zentrale Aufgabe, wobei hier weniger der Verkauf der Produkte, als vielmehr die Aufrechterhaltung des Informationsflusses zwischen allen beteiligten Akteuren angedacht ist (vgl. Pechlaner / Tschurtschenthaler / von Trott 2002, S. 12). Der gegenwärtige Aufgabenwandel von diesen leicht zu bewältigenden territorialen Grundaufgaben hin zu komplexeren ent-territorialisierten Produkt- und Marktaufgaben vollzieht sich aufgrund der vielen, im Tourismus gegenwärtigen und sich stetig verändernden Trends. 20 2. Distributionsprozesse im Tourismus Einer dieser Trends stellt ein weiteres Mal der rasche Fortschritt im Sektor der neuen Informations- und Kommunikationstechnologien dar (vgl. Muskat 2007, S.38). Durch die Informationsmöglichkeiten, die das Internet den Konsumenten heutzutage bietet, werden viele Basisaufgaben der Tourismusorganisation weniger bedeutend, oder komplett obsolet. Auch hier muss beispielsweise ein Tourismusverband mit der Zeit gehen und seine Aufgaben vermehrt auf das Internet ausrichten. Andererseits gibt es Trends und Entwicklungen bei den Touristen selbst, auf welche die Akteure eingehen und ihre Präsenz ausrichten müssen. Der wachsende Wohlstand von Touristen und ein Freizeit-, Werte- und Motivationswandel sind weitere Veränderungen, auf die sich der touristische Leistungsträger, in unserem Fall der Tourismusverband, einstellen und seine Produkte und Angebote dementsprechend ausrichten muss (vgl. Freyer 2007, S.123f). Auch auf den Wandel des Produzentenmarktes hin zu einem Konsumentenmarkt in der touristischen Branche aufgrund des immensen Wettbewerbes und der Preistransparenz muss reagiert werden (vgl. Pfohl 2001, S.65). Da die Anzahl der Anbieter quantitativ schneller als die Anzahl der Nachfrager ansteigt, müssen die Tourismusorganisationen versuchen, ihre Stellung in dem wachsenden Wettbewerbsmarkt zu behaupten und sich von diesem durch Alleinstellungsmerkmale abzuheben (vgl. Tschurtschenthaler / Pechlaner / Weiermair 2001, S.117). Zu dem ursprünglichen Verantwortungsbereich zählten territorial gebundene Grundaufgaben wie die örtlichen individualisierbare Buchungszentralen, Funktion des die Marketings Information (siehe vor Abbildung Ort 8). oder die Innovative nicht ent- territorialisierte Produkt- und Marktaufgaben sind in ihrem Nutzen individualisierbar und haben sich aus den zuvor beschriebenen ständig andauernden Veränderungen im Tourismussegment ergeben (vgl. Pechlaner / Tschurtschenthaler / von Trott 2002, S. 13ff). Diese extraterritorialen Aufgaben sind klar auf den Gast ausgerichtet und nicht an den eigentlichen Destinationsort gebunden. Durch spezielles Produktmarketing und Branding liegt der Fokus der Organisationen noch mehr auf der Profilierung und Vermarktung der eigenen Destination auf dem internationalen Wettbewerbsmarkt. Durch individuelle Produktentwicklungen und Distribution treten die Interessen der Konsumenten zusätzlich in den Vordergrund, wobei auf den zuvor beschriebenen Wandel hin zu einem Konsumentenmarkt reagiert wird. Die eigentlichen Grundaufgaben werden aber weiterhin von den Tourismusorganisationen ausgeführt. 21 2. Distributionsprozesse im Tourismus Abbildung 8: Aufgaben der Verbände und Organisationen im Nutzen-Territorialgefüge (eigene Darstellung, in Anlehnung an: Pechlaner / Osti 2002) Werden nun die gegenwärtigen Aufgaben eines Tourismusverbandes betrachtet, können diese in vier unterschiedliche Bereiche gegliedert werden. So ist eine Tourismusorganisation für die Planungs-, die Angebots,- die Interessensvertretungs- und für die Marketingfunktion zuständig (vgl. Bieger 1997, S.67). In der Planungsfunktion werden die zentralen touristischen Teilleistungen zwischen den verschiedenen Leistungsträgern koordiniert. Daraufhin leiten sich konkrete Angebots-, Interessens- und Marketingfunktionen ab. Das primär zu verfolgende Ziel eines Verbandes und einer Organisation bleibt dabei immer, die eigene Destinationseinheit touristisch weiterzuentwickeln Auch für Pechlaner stellt die originäre Aufgabe einer Tourismusorganisation die Bündelung von Informationen, die Gestaltung innovativer Angebote, die Informationsaufbereitung und deren Bereitstellung dar (vgl. Pechlaner 2000, S.30). Somit verfolgt zum Beispiel der Tourismusverband die Führung, Vermarktung und Entwicklung des touristischen Zielgebiets. Parallel dazu wird oftmals auch eine Priorisierung der Produktebene favorisiert (vgl. Bieger / Laesser / Beritelli 2011, S.12). Dies impliziert wiederum nicht lediglich die Entwicklung neuer Produkte und Angebote, sondern gleichzeitig auch deren funktionsfähige und durchgehende Vermarktung. So wird der sogenannte Marketingfunnel (funnel = Trichter) für eine zeitgerechte Aufgabenpalette von Tourismusorganisationen postuliert (siehe Abbildung 9). 22 2. Distributionsprozesse im Tourismus Abbildung 9: Marketingfunnel im Tourismusmarketing (eigene Darstellung, in Anlehnung an: Bieger / Laesser / Beritelli, 2011). Wird dieser Marketingtunnel nun genauer betrachtet, wird deutlich, dass sich die Produktionslinie in verschiedene Teilbereiche untergliedert. Ein wichtiger Bestandteil ist es, eben den gegenwärtigen Markt und dessen Angebot zu analysieren. Hier spielen die verschiedenen Trends der Konsumenten und die Entwicklung der Technologien die entscheidende Rolle, auf die reagiert werden muss. Nach der eigentlichen Entwicklung neuer Produkte erfolgt die Erzeugung von Interesse und die Inspiration der Kunden, was das eigentliche Marketing beinhaltet. Wenn ein Tourismusverband am Ende des Prozesses die Aktion des Verkäufers ausführt, fungiert er in diesem Fall wie ein Reisebüro als Reisevermittler. Hier bietet er die Produkte an und schaltet sich somit zwischen den eigentlichen Leistungsträger und den Endkonsumenten ein. Anders als ein Reisebüro vertreibt der Tourismusverband natürlich lediglich die Produkte von Akteuren der eigenen zuständigen Destination. Wie mit diesem Kapitel aufgezeigt werden konnte, müssen sich in der Gegenwart Tourismusorganisation einer doppelten Aufgabe stellen: Die eine zentrale Aufgabe liegt in der Koordination des touristischen Angebots in einem Zielgebiet. Zudem kann die Tourismusorganisation allerdings auch selbst an den Markt herantreten, Produkte vertreiben und somit als Leistungsanbieter auftreten. Diese Tätigkeit wiederum birgt die Gefahr, dass die eigentliche primäre Aufgabe der Koordination vernachlässigt wird. Nämlich dann, wenn der Verband selbst Produkte anbietet, die er eigentlich lediglich vertreten sollte (vgl. Bieger 1997, S.96ff). Ein weiteres Hemmnis für alle teilnehmenden Akteure in Tourismusorganisationen ist die bereits beschriebene Hierarcheordnung und die enorme Abhängigkeit der beteiligten Unternehmen von den jeweiligen politischen Rahmenbedingungen. So müssen von den verschiedenen Verbänden die politischen Gesetze auf Gemeinde- und Landkreisebene 23 2. Distributionsprozesse im Tourismus beachtet werden. Gleichzeitig dürfen die Bundes-, Regional- und Bezirksebene aber nicht außer Acht gelassen werden. Dass aufgrund dieser Tatsache die Entscheidungsprozesse bei verschiedenen Aufgaben enorm verlängert werden, liegt auf der Hand. So sollte Ziel einer intakten Tourismuspolitik sein, die Ideen und Fähigkeiten der einzelnen Mitarbeiter und Unternehmen zu stärken. Tourismusunternehmen sollten in der Lage sein, Innovationen im Team zu besprechen und schnell in die Realität umzusetzen, ohne auf politische Hindernisse auf den unterschiedlichen Ebenen zu stoßen. In diesem Themengebiet sollte der Wandel der Tourismuspolitik in der Zukunft ansetzen. Zuletzt dürfte ersichtlich sein, dass es für Tourismusorganisationen essentiell ist, sich der Zeit anzupassen. So muss der Verband gegenwertige Trends und Prozesse erkennen und in die eigene Verbandsphilosophie adaptieren. Wollen Tourismusverbände auch in der Zukunft ihre Existenz sichern, dann müssen sie einen funktionellen Wert für die Leistungsträger in der Region aufweisen (vgl. Bieger / Laesser / Beritelli 2011, S. 18). Die Grundaufgabe ist es nach wie vor, dem potenziellen Kunden die Region näher zu bringen, seine Aufmerksamkeit zu erregen und ihn zu inspirieren. Die Hauptaufgabe der regionalen Organisationen besteht dahingehend in der Vorinformation der Kunden. Durch verschiedene Aktivitäten muss versucht werden, den potenziellen Gast von der eigenen Destination zu überzeugen (vgl. Interview 3). Dies ist beispielsweise auch über das Internet oder andere Medien möglich. Diese Grundaufgabe – auch im Hinblick einer Marketingwirkungskette – muss der Verband sich täglich neu stellen und versuchen, diese Aufgabe im Hinblick auf neue Kundenbedürfnisse und mit Hilfe neuer Technologien am besten/bestmöglich auszuführen. 24 3. Die online Buchung: Entwicklung und gegenwärtige Prozesse 3. Die online Buchung: Entwicklung und gegenwärtige Prozesse Der kommende Teil der Arbeit beschäftigt sich nun mit der online Buchung als ein relativ innovatives Medium, mit dessen Hilfe touristische Produkte vertrieben werden. Die online Buchung als Buchungsmedium hat sich in den letzten Jahren 30 Jahren kontinuierlich entwickelt. Heute zählt es zu einer der wichtigsten Vertriebsmöglichkeiten überhaupt. Durch die immer dominantere Rolle des Internets im täglichen Leben ist der online Vertrieb für die verschiedenen touristischen Leistungsträger in einem erfolgreichen Marketing nicht mehr wegzudenken. Halten die Zuwachsraten in den Buchungszahlen in den nächsten Jahren weiterhin an, wird das Internet schon in naher Zukunft das Medium sein, über welches die meisten Produktabwicklungen im Tourismus getätigt werden. Zuerst wird auf die allgemeine Entwicklung des online Vertriebs in den letzten Jahren eingegangen. Die Entwicklung wird dabei mit konkreten Zahlen dargestellt und greifbarer gemacht. Daraufhin werden die Informations- und Reservierungssysteme als ein gegenwärtiger Prozess im Vertriebsablauf dargestellt. Zugleich stellt das IRS des Tourismusverband Ostbayern den Untersuchungsgegenstand dieser Arbeit dar. Die Darstellung konkreter Plattformen und Systeme in diesem Bereich bildet den Abschluss dieses Arbeitsteils. 3.1. Der online Vertrieb Der Vertrieb über das Internet hat in den letzten Jahren prozentual die meisten Zuwachsraten aller Buchungsmedien erreicht. Im Jahr 2005 wurden 7% der Urlaubsreisen über das Internet vertrieben. Diese Zahl wurde in den letzten Jahren mehr als verdoppelt und betrug 2011 15% (vgl. FUR Reiseanalyse 2012, S. 4). Diese Entwicklung in den Buchungszahlen kann vor allem auf die Entwicklung der Internetschlüsse allgemein in deutschen Haushalten zurückgeführt werden. So besitzen im Jahr 2012 bereits 73% der deutschen Bevölkerung über 14 Jahre einen eigenen Internetanschluss, im Jahr 2000 waren es lediglich 22% (vgl. VIR Reiseanalyse 2012, S. 20). 55% der Bevölkerung mit Internetzugang nutzen dieses Medium als Informationsquelle, 33% der Bevölkerung mit einem Zugang haben bereits mindestens einmal ihre Reise über das Internet gebucht (vgl. VIR Reiseanalyse 2012, S.20). So war das Internet nach SevenOne Media (z.n. Faber 2010, S. 186) bereits 2005 die wichtigste kommerzielle Erstinformationsquelle vor TV und Zeitung. Hält die Entwicklung der letzten Jahre an, wird das Internet auf lange Frist gesehen nicht nur die stärkste Informationsquelle bleiben, sondern auch das dominanteste Buchungsinstrument darstellen. Das Internet wird die bestehenden Strukturen nachhaltig 25 3. Die online Buchung: Entwicklung und gegenwärtige Prozesse modifizieren, da das Medium Internet sowohl auf bisherige operationelle als auch auf strategische Methoden Einfluss nimmt und diese maßgeblich verändert (vgl. Buhalis / Zoge 2007, S. 481). Quantitativ gesehen informieren sich immer mehr Leute über das Internet und buchen ihre Reise auch über dieses Medium. Da dieser Trend durch die Entwicklung weiterer Technologien anhalten wird (z.B. Applikationen für Smartphones und Tabletcomputer), müssen sich, wie bereits in Kapitel 2 bereits diskutiert, touristische Akteure, welche von diesem Trend beeinflusst werden/betroffen sind, Gedanken über zukünftige Marktprozesse machen. So muss das Internet auch an die Geschäftsideen der regionalen Verbände und Reisebüros adaptiert werden. Über das Medium Internet hat der potenzielle Gast vielerlei Möglichkeiten, sein touristisches Produkt zu beziehen. Auch online gibt es viele verschiedene Prozesse und Anlaufstellen, an die sich der User wenden kann. So hat der Kunde auch über das Internet die Möglichkeit eine Direktbuchung bei einem touristischen Leistungsträger, wie bei einer Autovermietung, im Hotel, oder bei den verschiedenen Fluggesellschaften vorzunehmen. Zudem kann eine Reise auch bei einem Reiseveranstalter oder durch einen weiteren Intermediär des online Reisebüros vorgenommen werden (siehe Abbildung 10). Im Prinzip werden alle in Abbildung 1 aufgezeigten Distributionsprozesse auch im Internet äquivalent abgewickelt. Bei diesen Prozessen haben die beteiligten Akteure die Möglichkeit, ihre Produkte durch das eigene Webangebot abzusetzen. So haben sowohl Reisebüros als auch Reiseveranstalter oder die verschiedenen Leistungsträger selbst die Chance, einen eigenen Internetauftritt zu arrangieren und so ihre Produkte an die Kunden zu vertreiben. 26 3. Die online Buchung: Entwicklung und gegenwärtige Prozesse Buchungsstellen im Internet (in%) 40 35 30 25 20 15 Buchungsstellen im Internet (in%) 10 5 0 Abbildung 10: Anteil der Produktnachfrage im Onlineverkauf (eigene Darstellung, Datenbasis: VIR Reiseanalyse 2012, S. 22). Mit 37% aller Buchungen im Internet werden allerdings die meisten vertriebenen Reisepakete auf Internetportalen wie Expedia, HRS, Holidaycheck und vielen weiteren Plattformen vertrieben (vgl. VIR Reiseanalyse 2012, S.21ff). Dieser Vertrieb auf den verschiedenen Buchungsplattformen stellt zudem die größte Neuerung rund um den Distributionsweg über das Internet dar. Diese Reiseportale stellen nun einen neuen Akteur im Distributionsprozess dar, der im direkten Konkurrenzkampf mit den klassischen Akteuren steht. Meist werden auf den Plattformen Produkte der verschiedensten Leistungsträger angeboten, die auf der Seite des Portals gebucht werden können. Informations- und Reservierungssysteme, welche auch den Untersuchungsgegenstand dieser Arbeit darstellen und später explizit erklärt werden, spielen in diese Kategorie mit hinein. Mit der Entwicklung des Social Web, beziehungsweise des Web 2.0, ist eine weitere Vertriebsform in Internet entstanden. Der Begriff Social Web, der mit dem Aufkommen des Webs 2.0 einhergeht, verkörpert die Unterstützung und zunehmende Bedeutung von sozialen Strukturen und Interaktionen unter den verschiedenen Usern im Internet (vgl. Ebersbach / Glaser / Heigl 2008, S.29). So bringt das Web 2.0 nach Amersdorffer / Bauhuber / Oellrich (vgl. 2010, S.4ff) drei Hauptveränderungen mit sich, die für das neue Internetzeitalter charakteristisch sind. Erstens ist es mittlerweile jedem User möglich, aktiv im Internet mitzuwirken und seinen eigenen Internetauftritt selbst zu gestalten. Zudem können Inhalte, Texte und sogar Personen zwischen verschiedenen Webseiten vernetzt werden und somit überall aufgerufen werden. Zuletzt kann über das Web 2.0 zwischen Kunden und 27 3. Die online Buchung: Entwicklung und gegenwärtige Prozesse Anbieter, aber auch zwischen Kunden untereinander, kommuniziert werden. Im Gegensatz zum Web 1.0 fand durch das Aufkommen/die Etablierung des Webs 2.0 der Übergang von einem Monolog zu einem Dialog zwischen mehreren Parteien statt. Durch das Web 2.0 sind weitere neue Vertriebswege im Internet erstanden. So können die verschiedenen Plattformen im Internet allein durch die Aktion der Linksetzung als Vermittler eines Produkts von Leistungsträgern fungieren. Diese Vermittlerrolle können sowohl Suchmaschinen, als auch Weblogs, Bewertungsportale, Foren und Social Networks innehaben, da auf diesen Seiten über verschiedene Leistungsträger kommuniziert wird und dadurch weitere Kunden auf diesen Leistungsträger aufmerksam gemacht werden (vgl. Faber 2010, S.195f). So kann ein Kunde über die Plattformen des Social Webs zu den Internetseiten von Hotelbetreibern, Reiseveranstaltern, oder klassischen Reisemittlern weitergeleitet werden. Die Plattformen fungieren somit allein durch die Linksetzung als „new virtual intermediaries“ (vgl. Faber 2010, S.195). Es gibt viele Vorteile, die dazu geführt haben, dass die Buchungen von Reiseprodukten über das Medium Internet so rapide angestiegen sind. Der Vorteil für die Leistungsträger besteht, wie bereits beschrieben, vor allem in der Kostenersparnis. Mit dem Internet als Vertriebsmedium können sie Provisions- und Mittlergebühren für die Intermediäre, wie das Reisebüro, umgehen (vgl. Klein 2000, S. 5). Buhalis und Zoge (vgl. 2007, S. 487) sprechen von einer erheblichen Reduktion der Fixkosten, der Distributions- und der Organisationskosten. Ein weiterer Vorteil liegt in der Tatsache, dass für einen online Auftritt eines Leistungsträger weniger Personal benötigt wird, als bei einem offline Betrieb (vgl. Bogdanovych / Simoff / Sierra 2006, S.419). Die Umstellung auf den Onlinevertrieb erspart dem Leistungsträger also sowohl Human-, als auch Kapitalressourcen. Deshalb ist die weitere Verlagerung des Vertriebs auf Onlinemedien für Anbieter ein präferiertes Ziel für die Zukunft. Gleichzeitig gibt es auch für den Kunden viele Vorteile einer online Buchung, die dafür sprechen, auch in Zukunft auf dieses Medium zurückzugreifen. So können touristische Produkte kurzfristig und bequem von zu Hause oder irgendeinem anderen Ort weltweit gebucht werden, ohne sich an Ladenöffnungszeiten halten zu müssen. Durch das enorme Angebot an allen essentiellen Reiseelementen, ist es dem Konsumenten möglich, schnell sein Reisepaket zu buchen. Diese Pakete können individuell zusammengestellt werden und es kann auf ein umfangreiches Angebot mit weltweiten Produkten zurückgegriffen werden (vgl. VIR 2012b). Zudem können im Internet die touristischen Destinationen durch Bilder, Animationen, Filme und Livestreams visuell dargestellt werden, was ebenfalls einen 28 3. Die online Buchung: Entwicklung und gegenwärtige Prozesse enormen Vorteil im Gegensatz zu den stationären Reiseagenturen liefert (vgl. Bogdanovych / Simoff / Sierra 2006, S.418). Durch die visuelle Aufbereitung wird der Nachteil, dass das touristische Produkt vor der Reise nicht betrachtet werden kann, abgeschwächt. Über das social web können potenzielle Kunden Meinungen und Erfahrungsberichte über ein bestimmtes Produkt austauschen. So können über Bewertungsplattformen Reisende, welche ein Produkt bereits konsumiert haben, dieses beurteilen und diese Benotung für andere User transparent machen (Gr.) (vgl. Amersdorffer / Bauhuber / Oellrich 2010, S.7). Auch in Foren, Blogs und anderen social networks können Meinungen und Erfahrungsberichte unter allen Konsumenten ausgetauscht werden, wodurch die Reiseleistung auch vor der eigentlichen Reise beurteilbar wird. Somit kann diese Information durch Kommunikation mit anderen Reisenden über das Internet mittlerweile als ein wichtiges Potenzial über den eigentlichen Verkaufsprozess eines Produktes hinaus angesehen werden. Der Kunde ist vor dem Kauf eines Produkts in der Lage, auf den verschiedenen social media Plattformen Meinungen, Bewertungen und auch visuelle Erfahrungen über das Produkt, oder die gesamte Destination einzuholen und kann nach diesen Informationen für sich eine Entscheidung treffen. Das Aufkommen des Internetvertriebs hat also, wie aufgezeigt, einen enormen Einfluss auf die Vertriebsprozesse anderer Distributionsschienen und wird die Tourismusindustrie weiterhin verändern. Heute ist das Internet auf dem Weg, sich zum wichtigsten Vertriebsmedium für touristische Leistungen zu entwickeln (vgl. Gerke 2007, S. 169). Traditionelle Intermediäre wie Reisebüros, oder Tourismusorganisationen müssen sich im Aufgaben- und Verkaufsprozess enorm verändern, um in Zukunft überleben zu können. Auch Reiseveranstalter müssen hier ihre Produkte immer wieder neu ausrichten und auf die Wünsche der Kunden eingehen. Buhalis und Zoge (vgl. 2007, S.495) meinen hierzu: “[…] traditional suppliers and intermediaries have lost market share and have had to change their business model dramatically to survive“. Aus diesem Grund führt Kommunikationsmöglichkeiten die bei Entwicklung allen dieser beteiligten neuen touristischen InformationsAkteuren in und der Wahrnehmung der jeweiligen Aufgabe im Distributionsprozess zu einem radikalen Wandel (vgl. Pechlaner / Tschurtschenthaler / von Trott 2002, S. 5). Die Leistungsträger versuchen daher, sich diesem Wandel mit einer Änderung der Geschäftsmodelle und Verkaufsprozesse anzupassen. Im folgenden Textabschnitt wird nun auf die Informations- und Reservierungssysteme eingegangen. Diese IRS stellen Internetportale dar, welche zu dem dominierenden Buchungsstellen im Web zählen. Hier wird auf die Entwicklung dieser Systeme und ihre 29 3. Die online Buchung: Entwicklung und gegenwärtige Prozesse Funktionsweise eingegangen, bevor im Absatz 3.3. einige Plattformen und Systeme beispielshaft vorgestellt werden. 3.2. Informations- und Reservierungssysteme (IRS) im Tourismus „Directly travel information and booking capabilities are now directly available to the consumer as never before” (Sheldon 1997, S.34). Wie diese Aussage verdeutlicht, hat die Entwicklung und Entstehung neuer Informationsund Kommunikationsmedien und besonders des Internets allgemein in den letzten Jahren – wie bereits mehrfach erörtert – die komplette Tourismusindustrie revolutioniert. So ergibt sich für den Kunden ein komplett neuer Distributionsweg, welcher in direkter Konkurrenz zu den traditionellen Vertriebswegen steht. Durch die immer wichtigere/größere Bedeutung des Internets entstehen neue Businessmodelle und innovative Distributionskanäle, die von der Tourismusindustrie verwendet werden, um verschiedene Produkte zu vertreiben (vgl. Axinte 2009, S. 17). Ein dadurch neu entstandenes Vertriebsmedium, welches auch den eigentlichen Untersuchungsgegenstand dieser Arbeit darstellt, ist das Informations- und Reservierungssystem (IRS). In der einschlägigen Literatur wird meist von Computer Reservierungssystemen (CRS) gesprochen, weshalb dieser Begriff im Laufe der Arbeit ebenfalls verwendet wird. Informations- und Reservierungssysteme und Computer Reservierungssysteme können synonym betrachtet werden und werden in ihrem Aufbau und in ihrer Funktionsweise nicht konträr zueinander angesehen. Informations- und Reservierungssysteme sind Computer – Reservierungssysteme. 3.2.1. Entwicklungsphasen der Computer – Reservierungssysteme Den eigentlichen Ausgangspunkt von computergesteuerten Reservierungssystemen bildeten die reinen Platzreservierungs- und Verwaltungssysteme der amerikanischen Airlines (vgl. Rudolph 2002, S. 38). So konnte laut Axinte (vgl. 2009, S.18) die Einführung der ersten Computer Reservierungssysteme auf die frühen 1970er Jahre gelegt werden und im Nachlauf konnten vier weitere Entwicklungsschritte identifiziert werden, in denen das System immer weiter ausreifte. Auch Echtermeyer (vgl. 1998, S. 7ff) spricht nach der Einführung des Systems in den 1970er Jahren in Amerika von verschiedenen Entwicklungsstufen. Nach der Entwicklung des ersten elektronischen Systems fand als nächste Stufe der Ausbau zu einem leistungs- und marktfähigen IRS statt, welches in seiner damaligen Entwicklungsstufe bereits für Managementaufgaben verwendet werden konnte. In dessen Anschluss folgte der Ausbau des Systems, das daraufhin bereits für die Distribution im nationalen amerikanischen Raum und für strategische Entscheidungsfindungen verwendet 30 3. Die online Buchung: Entwicklung und gegenwärtige Prozesse werden konnte. Somit wurde die Funktionalität der klassischen CRS mit diesem Schritt vorangetrieben. War der eigentliche Zweck dieser Systeme lediglich die Reservierung von Sitzplätzen bei den verschiedenen Fluggesellschaften, konnte die Funktionalität des Systems nun auf die Information und den Vertrieb des Produkts ausgeweitet werden (vgl. Echtermeyer 1998, S. 10). Ab 1990 gelang schließlich die Expansion in den europäischen Raum und somit zu einem globalen Reservierungssystem. So ist das Computer – Reservierungssystem heute weltweit verfügbar und bietet Informations- und Reservierungsfunktionen, die der Kunde sofort online einsehen und abschließen kann. Anfangs waren Platzreservierung, die CRS heute lediglich können mit Hilfsmittel Hilfe und dieser dienten Systeme beispielsweise Produkte von der den Endkonsumenten direkt gebucht werden, womit die Systeme im direkten Konkurrenzkampf mit den klassischen Distributionskanälen stehen. Die im Laufe der letzten 50Jahre zu globalen Distributionssystemen angewachsenen Reservierungssysteme dominieren heute mit verschiedenen weltweit verfügbaren Produkten von unterschiedlichsten globalen Anbietern den Markt. Die unterschiedlichen Arten der verfügbaren Reservierungssysteme werden im Laufe der Arbeit vorgestellt. Globale Distributionssysteme (GDS), welche zweifellos als Marktführer angesehen werden können, werden von unterschiedlichen Systemen betrieben. So gelten Sabre, Gemini, Galileo, Amadeus, Worldsplan und Abactus als die Systeme mit der größten Marktanteilen weltweit (vgl. Freyer 2007, S.552). 3.2.2. Definition, Aufbau und Funktion der Reservierungssysteme Seit der Entstehung der neuen Distributionskanäle hat sich ihre Funktionsbreite stetig erweitert. Heute dienen globale Computer Reservierungssysteme sowohl als Informationsund Kommunikationsmedium als auch als Reservierungs- und Vertriebstool (vgl. Echtermeyer 1997, S. 5). Über die Information zu verschiedenen Produkten hinaus können diese von den Konsumenten reserviert oder direkt gekauft werden. In diesem Fall dient das System nun als Reservierungstool oder sogar als Vertriebsmedium. Übernehmen die CRS die Reservierungs- oder Vertriebsaufgabe, können sie wiederum als direkte Konkurrenten für Reisevermittler und Reiseveranstalter agieren und tangieren/beeinflussen deren zukünftige Rolle. Anfänglich dienten die Systeme lediglich der Verwaltung von freien Plätzen. Durch die Aufgabenauslagerung im Laufe der Entwicklung übernehmen diese Computersysteme durch ihre Vertriebsmöglichkeiten allerdings immer mehr die Verkaufsaufgabe der klassischen Intermediäre (vgl. Freyer 2007, S. 518). 31 3. Die online Buchung: Entwicklung und gegenwärtige Prozesse Kategorisierung der Reservierungssysteme Mundt (vgl. 2006, S. 404f) spricht von verschiedenen Arten und entsprechend unterschiedlichen Aufgaben. Isolierte Hotelreservierungssysteme beispielsweise reservieren und vertreiben Produkte von lediglich einem einzelnen Haus. Dieses System wird also privat bedient und dient der besseren Übersichtlichkeit und der Zeitersparnis. Reservierungssysteme eines Tourismusortes haben alle Hotelkontingente dieses Ortes in ihrem isolierten System und vertreiben diese an die Konsumenten. Regionale Reservierungssysteme vertreiben alle freigegebenen Unterkünfte und Zusatzleistungen ihres Einzugsgebietes. In diese Kategorie fällt das elektronische Vertriebssystem des Tourismusverband Ostbayern, welches in dieser Arbeit konkret untersucht und evaluiert wird. Interne Reservierungssysteme vertreiben lediglich die Produkte eines einzelnen Unternehmens, während man über öffentliche Reservierungssysteme die Verfügbarkeit vieler verschiedener Leistungsanbieter aufrufen und buchen kann. Globale Distributionssysteme (GDS) sind dabei die größten Systembetreiber. Über solche GDS sind weltweite Angebote der verschiedensten Leistungsträger verfügbar und können aufgerufen, betrachtet und gebucht werden. Diese Systeme stellen den wichtigsten Onlinevertriebsweg im Tourismus heutzutage dar (vgl. Mundt 2006, S.404). Wie bereits erwähnt, zählen hierbei die Softwarehersteller von Sabre, Galileo und Amadeus zu denen, die den Weltmarkt dominieren. Nach einer Studie der Forrester Research Group (vgl. Harteveldt et al, 2001; z.n.: Dabas / Manaktola 2007, S. 389) sind GDS – besonders für die Leistungsträger im Hotelsektor – der wichtigste Kanal zum Vertrieb der eigenen Produkte und werden es auch auf lange Sicht gesehen bleiben. Anders als klassische Informations- und Reservierungssysteme, welche die von den Leistungsträgern zur Verfügung gestellten Kontingente für den potenziellen Gast ordnen und buchbar machen, agiert die Metasuchmaschine. So sendet die Metasuchmaschine die Suchanfrage an verschiedene große Plattformen weiter und erhält ein passendes Ergebnis zurück. Die besten Resultate filtert die Metasuchmaschine heraus und das, ohne selbst über eine Datenbank verfügen zu müssen (vgl. Rossell 2009, S.28). Die Metasuchmaschine vergleicht also verschiedene Informations- und Reservierungssysteme und zeigt dem Benutzer den günstigsten Preis an. So muss der Kunde nicht in vielen verschiedenen Systemen nach dem billigsten Preis suchen, sondern kann diese Preise über die Metasuche vergleichen. Beispiele hierfür sind Swoodoo, Tripadvisor oder Trivago. Die Vorteile hierfür sind schnell ersichtlich: durch die automatische Suchanfrage spart der Kunde eine Menge Zeit ein, da er nicht jede Plattform einzeln durchforstet. Durch die Suchanfrage selbst wird der günstigste Preis ermittelt, was natürlich eine Kostenreduktion zur Folge hat. Laut Swoodoo-CEO Dr. Christian Saller sind Preisunterschiede für ein und dasselbe Hotel bei den 32 3. Die online Buchung: Entwicklung und gegenwärtige Prozesse unterschiedlichen Anbietern wie HRS, Booking, oder anderen Plattformen sehr hoch. Saller ist sich daher sicher, dass sich durch die Anwendungen von Metasuchen für den Kunden durchschnittlich 30% der Kosten pro Buchung sparen lassen (vgl. Hegenauer 2009). Anders als Informations- und Reservierungssysteme nehmen Metasuchmaschinen allerdings keine Buchungen entgegen. Sie sind keine Anbieter von Reiseprodukten, sondern leiten eine Anfrage direkt an diese weiter. Betreiber von Metasuchmaschinen fungieren somit – ähnlich wie die Reisebüros - als Vermittler von Reiseprodukten und nicht an Anbieter (vgl. Dake 2010). Aufbau und Funktionsweise Computer Reservierungssysteme sind also „elektronische Medien zum Vertrieb von Reiseleistungen, die den Benutzer über Leistungen, Preise und Vakanzen informieren und ihm den Kauf (Buchung, Reservierung) über ein Terminal ermöglichen“ (vgl. Freyer 2007, S. 519). Damit dieser Informations- und Buchungsfluss zustande kommt, muss zuerst jeder Leistungsträger seine Produkte in das System einspeisen, was natürlich auf freiwilliger Basis stattfindet. Der Leistungsträger teilt also seine Kontingente und Auslastungen dem System mit, welche im Anschluss daran vom Leistungsträger nach jeder Buchung aktualisiert und auf dem aktuellen Stand gehalten werden. Um die Produkte in einem System darstellen zu lassen, fallen für die jeweiligen Leistungsträger Gebühren an, die an den Betreiber des CRS zu entrichten sind (vgl. Echtermeyer 1998, S. 5). Zudem fällt für den Leistungsträger nach jedem erfolgreich abgesetzten Produkt eine Provisionszahlung an den Betreiber an. Die angebotene Produktvielfalt von Informations- und Reservierungssystemen breitet sich immer weiter aus. Waren solche Systeme zu Beginn in der Hand der Airlines, werden heute auch Produkte für den Transport auf dem Boden, wie Bahnreisen und Autovermietungen, Übernachtungen in Hotels und anderen Unterkunftsarten, oder ganze Pauschalreisen vertrieben (vgl. Axinte 2009, S.19). Durch die fortlaufende Pflege und Wartung von verfügbaren Kontingenten werden in den Systemen immer die aktuell freien Plätze in den verschiedenen Orten dargestellt. Diese werden auch nach unterschiedlichen Kriterien, wie Qualität, Umfang oder Preis, aufgelistet (vgl. Freyer 2007, 519). Heute kann der Endkonsument mittels elektronischer Systeme zwei wesentliche Funktionen, die er für seine Produktentscheidung benötigt, kombinieren. Zum einen zeigt das CRS seinen Kunden relevante Informationen, wie Preis, Verfügbarkeit und alle weiteren reiserelevanten Daten zu jedem momentan verfügbaren Angebot an (vgl. Echtermeyer 1998, S.26). Hier werden alle Produkte und Angebote von Leistungsträgern, welche ihre Kapazitäten dem Vertriebssystem überspielt haben und Gebühren zahlen, aufgelistet. Zum anderen sind all diese Angebote über die Buchungsfunktion ebenso direkt reservier- und 33 3. Die online Buchung: Entwicklung und gegenwärtige Prozesse buchbar. Wird von einem Kunden ein Angebot gebucht, wird diese Buchung sofort mit den verfügbaren Kapazitäten dieses Angebots verrechnet und ist für weitere Kunden sofort sichtbar. Eine Anfrage von Kunden hinsichtlich freier Platzkontingente ist somit hinfällig. Informations- und Reservierungssysteme stellen somit für den Kunden einen guten Weg dar, sich über verfügbare Produkte zu informieren und diese auch direkt zu buchen. Auch für die Leistungsanbieter sind die CRS ein idealer Kanal, die eigenen Kapazitäten einzustellen und Vakanzen zu füllen. Da die eigenen Kapazitäten nur zu Beginn in das System eingegeben und im Anschluss nach jeder Buchung lediglich aktualisiert werden müssen, stellt dieser Weg für die Leistungsanbieter eine Ersparnis von Zeit und Personalkosten dar. Zudem können durch die Reichweite und die wachsende Relevanz dieser Systeme theoretisch potenzielle Kunden weltweit erreicht und angesprochen werden. Kosten, die für die Leistungsträger anfallen, sind hierbei die Gebührenentrichtung an das System und die Provisionszahlungen für jede Buchung, welche mit Hilfe dieses Systems generiert wurde. Im Jahr 2000 konnten weltweit 30 Millionen Hotelbuchungen mit Hilfe solcher Systeme erfolgen (vgl. Iordache / Voiculet 2010, S.84). Hotelbuchungen stellen allerdings neben anderen touristischen Teilleistungen nur einen kleinen Ausschnitt aus der Produktpalette der CRS dar, weshalb die absolute Zahl sicherlich noch um einiges höher liegt. In der Destinationsregion Alpen ist die Einbindung von Produkten in die online Präsenz laut Analysen am fortgeschrittensten (vgl. Pechlaner / Tschurtschenthalen / van Trott 2002, S. 8), wobei besonders der österreichische Reisemarkt in seinen online Marketingaktivitäten als weltweiter Benchmark gilt. Allerdings stellt die Einführung eines eigenen regionalen Informations- und Reservierungssystems nur unter bestimmten Voraussetzungen eine zu verfolgende Strategie dar. Auch wenn durch eine Nichtexistenz dieses Systems den Verlust von potenziellen Kunden bedeuten kann, muss eine kritische Masse durch ebensolches erreicht werden, um die Kosten in jeglicher Hinsicht zu kompensieren. Ist das Kunden- und Marketingpotenzial in einem entsprechenden Einzugsgebiet nicht ausreichend, können durch das Ausbleiben von Kundenkontakten diese nicht gedeckt werden (vgl. Pechlaner / Tschurtschenthalen / van Trott 2002, S. 19). Durch Kooperationen unterschiedlicher Leistungsträger oder die Aufnahme von möglichst vielen Produkten verschiedener Betriebe kann der Aufbau einer kritischen Masse erfolgen. So kann ein Informations- und Reservierungssystem, welches Produkte aus einem geographisch weiter gefasstem Einzugsgebiet anbietet, eine quantitativ höhere Masse erreichen als ein isoliertes Hotelreservierungssystem oder ein System für einen bestimmten Destinationsort. Inwieweit das elektronische Vertriebssystem des Tourismusverband Ostbayern,, welches eben die Produkte in der Region Ostbayern in 34 3. Die online Buchung: Entwicklung und gegenwärtige Prozesse seinem System komprimiert anbietet, diese kritische Masse erreicht – oder übertrifft – wird im Laufe dieser Arbeit aufgezeigt. 3.3. Beispiele für IR Systeme und -Plattformen Nachdem die Informations- und Reservierungssysteme in ihrer Charakteristik und Aufbauweise dargestellt wurden, wird im Folgenden auf verschiedene Systeme und Plattformen eingegangen. Die österreichische Tourismusplattform TIScover wurde 2008 von dem deutschen Hotel Reserveration Service (HRS) übernommen, weshalb diese beiden Unternehmen in einem Teilkapitel zusammengefasst präsentiert werden. 3.3.1. Tiscover und HRS Am Beispiel des österreichischen Unternehmens wird zudem der allgemeine Informationsund Buchungsprozess der CRS beschrieben. Bei der Beschreibung weiterer Informationssysteme werden lediglich Abweichungen von diesem allgemeinen Prozess hervorgehoben. Das Urlaubsportal Tiscover „Tiscover mit Hauptsitz in Innsbruck, Tirol, wurde 1991 als TIS GmbH gegründet und entwickelte das erste elektronische Tourismus Informations-System Österreichs […] und beschäftigt derzeit rund 80 Angestellte und 40 freie Mitarbeiter“ (Tiscover, 2012). Heute ist Tiscover ein Anbieter vor allem für Destinationen, Marketingverbünde und Unterkünfte und gilt weltweit als eines der erfolgreichsten Urlaubsportale. Tiscover bietet Produkte im Alpenraum in den Destinationen Österreich, der Schweiz, Deutschland und Italien für die unterschiedlichsten touristischen Themengebiete wie Wellness, Sport, Familienurlaub oder Winterurlaub an. Aufgrund seiner geographischen Beschränkung auf den Alpenraum mit einem verfügbaren Angebot aus vier verschiedenen Destinationsländern fällt die Plattform des Unternehmens Tiscover unter die Kategorie der regionalen Vertriebsportale. Auch wenn das Produktkontingent regionalspezifisch beschränkt ist, haben natürlich die Kunden und User weltweit Zugriff auf diese Seite und können ihre Reise über Tiscover buchen. Momentan kann das Unternehmen auf über 25.000 Unterkünfte in allen Kategorien zurückgreifen. Zudem bietet Tiscover umfangreiche Informationen „zu über 2.000 Urlaubsregionen und -orten, rund 800 Skigebieten und 700 Badeseen“ an (vgl. Tiscover 2012). Informationen zu den verschiedenen Produkten sind auf der Plattform also sowohl qualitativ als auch quantitativ erkennbar. 35 3. Die online Buchung: Entwicklung und gegenwärtige Prozesse Auch der Aufbau, das Design und die Handhabung der Website sind klar und einfach gehalten (siehe Abbildung 11). Die verfügbaren Produkte sind in verschiedene Kategorien eingeteilt. Somit hat der Kunde die Möglichkeit, seine Auswahl hinsichtlich der Unterkunft, der Destination oder der Saisonalität zu buchen. Des Weiteren sind Last Minute Angebote verfügbar. Über die Buchungsleiste können das Urlaubsziel, das Reisedatum, die Anzahl der Reisenden und die gewünschte Unterkunftsart gewählt werden. Abbildung 11: Aufbau der Webseite Tiscover (Tiscover, 2012). Nachdem der Kunde seine reiserelevanten Daten in das System eingegeben hat, erstellt Tiscover eine Verfügbarkeitsliste mit allen Unterkünften, welche in der angegebenen Reisezeit als vakant gelten und auch die übrigen Kriterien des Kunden erfüllen können (siehe Abbildung 12). Abbildung 12: Verfügbarkeitsliste einer Suchanfrage auf Tiscover (Tiscover, 2012). 36 3. Die online Buchung: Entwicklung und gegenwärtige Prozesse Die Liste mit in diesem Fall 117 freien Hotels kann nach verschiedenen Kriterien wie Preis, der Entfernung zu einem bestimmten Point of Interest, oder nach den Bewertungen von anderen Kunden geordnet werden. Neben der Übersicht in der Liste, können die verfügbaren Unterkünfte auch mit Hilfe der Kartenansicht lokalisiert und somit die beste Lage ausgewählt werden. Im Anschluss hat der potenzielle Kunde eine Übersicht mit den Hotels, die am ehesten seinem Geschmack zusagen werden. Hat sich der Kunde für eine bestimmte Unterkunft entschieden, beginnt der eigentliche Buchungsprozess (siehe Abbildung 13). Nachdem er das Zimmer gewählt hat, wird er aufgefordert, alle relevanten persönlichen Daten einzugeben. Tiscover bietet für alle auf der Homepage gebuchten Leistungen einen gratis Stornoschutz- oder eine Komplettversicherung für 5€ an. Der Gratis Stornoschutz deckt hierbei 80% der anfallenden Stornogebühren ab. Darüber hinaus fallen keine weiteren Buchungskosten an und die Buchungsbestätigung wird nach erfolgreichem Abschluss des Distributionsprozesses an die angegebene Kontaktadresse versendet. Die tatsächlichen Kosten für das gebuchte Produkt werden in der Regel nach dem Aufenthalt in der Unterkunft entrichtet. Des Weiteren wird von Tiscover mit einer sicheren SSL Datenübertragung geworben, womit der Aspekt der finanziellen und persönlichen Sicherheit umfangreich gewährleitet wird. Abbildung 13: Buchungsprozess auf Tiscover (Tiscover, 2012). Der Buchungsablauf auf der Seite ist einfach und schnell möglich, womit der Kunde auch an Transaktionskosten spart. Zudem bietet das Unternehmen seinen Kunden eine umfangreiche Beratung via Telefon, Fax und Email Kontakt an, und die Webseite ist mit über verschiedene weitere Plattformen stark vernetzt. Tiscover versorgt über eine Million zufriedener Kunden, was für den Erfolg dieses Systems spricht (vgl. Tiscover 2012). 37 3. Die online Buchung: Entwicklung und gegenwärtige Prozesse HRS – Hotel Reservation Service Auf der internationalen Tourismusbörse 2008 in Berlin gaben die Eigentümer der Konzerne HRS und die Tirol Werbung – bis zu diesem Zeitpunkt Mehrteilseigner des Unternehmens Tiscover – die Übernahme der österreichischen Firma durch das deutsche Haus bekannt (vgl. Presseportal 2008). Somit hält HRS nun 97% der Anteile und baut seine führende Position als Marktführer im online Reservierungssektor weiter aus. Das Unternehmen HRS wurde 1972 von Robert Ragge als Einzelunternehmen in Köln gegründet. Seit 40 Jahren baut das Unternehmen seine Reichweite und seinen Einfluss aus. Es umfasst heute bereits circa 700 Mitarbeiter und kann somit als eines der erfolgreichsten Hotelreservierungssysteme in Europa angesehen werden (vgl. HRS 2012). Seit 2002 wurden auch weitere HRS Filialen außerhalb der Geschäftsstelle in Köln eröffnet, sodass heute auch Unternehmenssitze in Städten wie London, Shanghai, Singapur und Moskau anzutreffen sind. Im Gegensatz zum Unternehmen Tiscover, dessen Produkte und Angebote sich auf die Destinationsregion um die Alpen ausrichten, bietet HRS über 250.000 Hotels in über 180 verschiedenen Ländern an und zählt somit zweifelsohne zu den global agierenden Reservierungssystemen. In der Konsequenz ist auch die Reichweite – und die Kundenanzahl des deutschen Systems quantitativ um einiges höher. Im Durschnitt kann das Hotel Reservation Service etwa 11 Millionen Zugriffe pro Monat verzeichnen. Über Privatreisende hinaus buchen mehr als 30.000 Unternehmen ihre unternehmensinternen Reisen über dieses System. Auch im Jahre 2012 konnte die Firma HRS wieder viele Auszeichnungen verzeichnen (vgl. HRS 2012). Der Informations- und Reservierungsprozess bei Tiscover und HRS unterscheiden sich nur marginal voneinander. Auch die Homepage der deutschen Firma ist professionell und leicht verständlich aufgebaut und liefert umfangreiche Zusatzinformationen. Die angebotenen Dienstleistungen können nach Regionen und verschiedenen Urlaubsthemen geordnet und angezeigt werden. Zudem gibt es eine Seite für das Geschäftsreisesegment. Hier werden ebenfalls die einzelnen Tagungs- und Firmenprodukte aufgezeigt und mit verschiedenen Vorteilen und Sparangeboten beworben. Durch diese Aktionen ist offensichtlich, dass der Geschäftstourismus für das Unternehmen eine wichtige Rolle spielt, und dass auf diesen bei der Bewerbung explizit eingegangen wird. Zudem bietet HRS, realisierbar durch die Kooperation mit Sixt und Avis, die Möglichkeit, Mietwagen für den Aufenthalt in einer Destination optimal zu der Unterkunft hinzu zu buchen. Damit wird dem Kunden eine weitere Dienstleistung im touristischen Gesamtprodukt zur 38 3. Die online Buchung: Entwicklung und gegenwärtige Prozesse Verfügung gestellt. Zusätzlich offeriert das System einen Dienst, durch welchen es dem Kunden möglich ist, die günstigste Anreisemethode zu seiner gebuchten Unterkunft zu ermitteln. Hier kann er die Preise einer Bahn-, einer PKW-, oder einer Fluganreise miteinander vergleichen und im Anschluss die preiswerteste auswählen. Darüber hinaus bietet HRS mit der Applikation für das Smartphone die Möglichkeit, über mobile Endgeräte auf das aktuelle Angebot zurückzugreifen. Die Basisdienste Information und Buchung sind auch mittels Smartphone verfügbar und durch den Ortungsdienst können die nächstgelegensten Unterkünfte direkt angezeigt und gebucht werden. Das Hotel Reservation Service ist ein global agierendes und erfolgreiches Informations- und Reservierungssystem, was auch durch seinen Auftritt und den Aufbau der Homepage offensichtlich wird. Durch seine Zusatzleistungen hebt es sich nicht nur aufgrund seiner quantitativen Produkt- und Angebotspalette von regional operierenden Systemen wie Tiscover ab, sondern auch aufgrund der umfassenderen Servicebereitstellung. Tiscover und HRS stellen somit Buchungsplattformen auf zwei verschiedenen Ebenen dar, womit keinesfalls der generelle Qualitätsaspekt gemeint ist. 3.3.2. Die Feratel media technologies AG Hans Hlebayna gründete im Jahre 1978 die Wein – Hlebayna GmbH, aus der im Jahre 1989 die heute bekannte Feratel Media Technologies AG hervorging (vgl. Feratel Milestones 2012). Heute umfasst das Unternehmen 160 Mitarbeiter auf europaweit verteilten Standorten. Dabei bietet das Unternehmen Dienstleistungen über das Vertriebssystem hinaus an und konzentriert sich im touristischen Segment auf drei Dienstleistungen: das eigentliche Informations- und Reservierungssystem, die Telekommunikation und den Bereich der Medien (vgl. Fertal 2012). Im Telekommunikationsbereich gilt Feratel als Erfinder des Panoramafernsehens. Mittlerweile umfasst das Angebot des Unternehmens mehr als 400 Kamerastandorte, welche Panoramabilder und Wetterdaten des jeweiligen Stützpunktes liefern. Über die Installation der Kamera, bis hin zur Datenübertragung und der eigentlichen Abspielung des Materials deckt Feratel dabei das gesamte Leistungsspektrum ab (vgl. Feratel 2012). Die Livebilder der jeweiligen Standorte können von den Gästen auf der Homepage aufgerufen werden und vermitteln einen ersten Eindruck der gewählten Destination (siehe Abbildung 14). So kann sich der Gast einerseits durch die Wetterstation über das aktuelle Wetter und im Winter über die Schneegegebenheiten im Skigebiet informieren. Andererseits lassen die Panoramalivebilder einen ersten Einblick auf die momentanen/aktuellen Gegebenheiten in 39 3. Die online Buchung: Entwicklung und gegenwärtige Prozesse der Destination zu. Mit Hilfe dieses Services kann der Gast seine persönlich favorisierte Region auswählen. Abbildung 14: Live Panoramavideo der Stadt Brügge (Feratel, 2012). Im Bereich des Mediensegments arbeitet Feratel mit dem zur Firmengruppe gehörenden Unternehmen Sitour zusammen. Sitour verbindet dabei seit mehr als 40 Jahren Information und Kommunikation. Im Informationsbereich erarbeitet das Unternehmen mit seinen Kunden – größtenteils handelt es sich hierbei um Skigebiete – Lösungen, um ein sicheres Bergerlebnis für den Kunden zu garantieren. Dies geschieht durch Pistenmarkierungen, Skisysteme, Tafeln et cetera. Auf diesen Informationsflächen wird die Werbung der Partner des Unternehmens kommuniziert, was eine hohe Wahrnehmungsrate garantieren dürfte (vgl. Sitour 2012). So ist Sitour mittlerweile Partner von über 1000 Skigebieten auf drei verschiedenen Kontinenten und gehört somit zur Weltspitze in dieser Branche. Das eigentliche Informations- und Reservierungssystem von Feratel unterscheidet sich nicht sonderlich von anderen Systemen wie HRS oder Booking. Feratel bietet auf der eigenen Homepage Hotels in neun verschiedenen Ländern in Süd- und Osteuropa an. Hier kann der Kunde über den gewohnten Buchungsprozess verschiedene Angaben zu seiner Reise machen, aufgrund derer ihm eine Liste mit den verfügbaren Unterkünften gemacht wird. Hat der Gast die für ihn passende Unterkunft gefunden, bucht er diese auf der Seite und bezahlt die Rechnung direkt vor Ort. Rund 3600 Destinationen in Mittel- und Osteuropa umfasst das von Feratel entwickelte Softwaresystem. Hierbei greifen die Regionen sowohl auf das Informations- und Reservierungssystem als auch auf die Panoramakameras im Telekommunikationsbereich 40 3. Die online Buchung: Entwicklung und gegenwärtige Prozesse zurück. Zudem nutzen über 130 online Portale Livebilder aus dem Telekommunikationsbereich, um das eigene Portal zu ergänzen (vgl. Feratel 2012). 3.3.3. Die Metasuchmaschine im Tourismus - Beispiel Trivago Neben den klassischen Informations- und Reservierungsplattformen und deren Systemen sind Metasuchmaschinen ein weiterer innovativer Weg für Kunden, sich über essentielle Reisebausteine zu informieren und diese zu buchen. Bei den bereits vorgestellten Plattformen haben die touristischen Leistungsträger die Möglichkeit, ihre Kontingente in die Systeme einzugeben. Diese Produkte werden dann auf der Homepage der Unternehmen aufgeführt und können vom Kunden zu einem bestimmten Preis gebucht werden. Für diese Dienstleistung entrichtet die gebuchte Unterkunft eine Provisionszahlung an das Unternehmen, über welches die Buchung abgewickelt wurde. Die Metasuchmaschinen schlagen hier nun einen anderen Weg ein. Im Gegensatz zu den vorgestellten Informations- und Reservierungsplattformen filtern Metasuchmaschinen parallel Informationen aus den verschiedensten Suchmaschinen heraus (vgl. Koch 2012, S.46). Online User sparen auf diesen Weg Zeit und Kosten, da die Metasuchmaschine alle relevanten Plattformen vergleicht und den günstigsten Preis anzeigt. Im Tourismus spielen diese Metasuchmaschinen mittlerweile eine wichtige Rolle. Die Trivago GmbH wurde 2005 in Düsseldorf gegründet und hat sich bis heute zur größten Hotelsuchmaschine weltweit entwickelt. Monatlich vertrauen so 18 Millionen User auf die Webseite als Ausgangspunkt für ihre Reiserecherchen. Mittlerweile verfügt das Unternehmen Trivago über 145 Partnerwebseiten, wie Beispielsweise HRS, dessen Angebote sie ebenfalls durchsucht. In diesen 145 Partnerwebseiten kann Trivago auf über 600.000 Hotels zurückgreifen (vgl. Trivago 2013). Die Anzahl der Partnerwebseiten ist für den Kunden nicht unwichtig, wenn er auf einer Metasuchmaschine wie Trivago auf der Suche nach dem günstigsten Preis ist. So kann Trivago nur die Portale durchsuchen und vergleichen, welche an das Unternehmen angeschlossen sind (vgl. Hegenauer 2010). Für die Kunden gilt somit: je mehr Partnerwebseiten an einer Metasuchmaschine angeschlossen sind und je weiter daraus folgend deren Reichweite ist, desto größer stehen die Chancen für Benutzer, tatsächlich den günstigsten Preis zu finden. Eine Garantie dafür gibt es allerdings nie. Im Gegensatz zu Buchungsplattformen wie HRS fungieren Trivago und Co allerdings nicht als Anbieter von Reisen, sondern nehmen, ähnlich wie Reisebüros, die Position des Vermittlers ein. Nachdem der Kunde die Ergebnisse seiner Suchanfrage erhalten hat, leitet Trivago den User auf die Partnerwebseite, dessen Angebot vom Gast präferiert wird, weiter. 41 3. Die online Buchung: Entwicklung und gegenwärtige Prozesse Für den Kunden entstehen hierbei keine Zusatzkosten. Metasuchmaschinen finanzieren sich durch Werbeanzeigen und Vermittlerprovisionen, die sie von den Partnerwebseiten bekommen, wenn der Suchende die Reise bucht (vgl. Dake 2010). 42 II Empirische Untersuchungen II Empirische Untersuchung Nach der Darstellung der theoretischen Grundlagen stellt der zweite Teil der Arbeit die konkrete empirische Untersuchung vor. Hierzu wird zunächst das Konzept der Untersuchung vorgestellt, nach welchem die empirische Forschung durchgeführt wurde. Daraufhin wird der Tourismusverband Ostbayern mit seinen Aufgaben und die von ihm repräsentierte Destinationsregion vorgestellt, ehe die eigentlichen Ergebnisse der Untersuchung aufgezeigt werden. Den Abschluss bilden Implikationen und zukünftige Ziele für den TVO. 4. Das empirische Untersuchungsdesign Im praktischen Teil der Arbeit wird nun das neue online Vertriebssystem des Tourismusverband Ostbayern, welches seit dem Frühjahr 2011 auf dem Markt ist, evaluiert und gemessen. In diesem Kapitel wird das Untersuchungsdesign vorgestellt und aufgezeigt, durch welchen Prozess der Kriterienkatalog, mit dessen Hilfe das System in seinem wirtschaftlichen Aspekt gemessen wird, erarbeitet worden ist. Weitere Ziele des TVO hinsichtlich des TOMAS Vertriebssystems sind mit Hilfe von Experteninterviews und Datenanalysen verschiedener Geschäftsberichte evaluiert worden. Das Vorgehen, das bei den einzelnen Untersuchungsschritten angewendet wurde, wird nun vorgestellt. 4.1. Systematische Literaturrecherche Zu Beginn der praktischen Untersuchung wird eine systematische Literaturrecherche anhand verschiedener Begriffskombinationen durchgeführt. Dadurch kann ein erster Blick über die in der Arbeit behandelten Themenkomplexe geschaffen und aufgezeigt werden, in welchem Stadium sich der momentane Stand der Forschung befindet. Die systematische Literaturrecherche stellt in der im Methodenkanon ein effizientes Instrument dar, wichtige Schlüsselaspekte zu identifizieren, welche im folgenden Verlauf der Untersuchung weiter verwendet und gleichzeitig als transparente Beweisgrundlage herangezogen werden können (vgl. Tranfield / Denyer / Smart 2003, S.208). Auch nach Pittaway und Cope (vgl 2007, S. 480) ist die Recherche und Interpretation einer großen Anzahl von Quellen bei der Literaturrecherche zwar subjektiver Natur, aufgrund ihrer Transparenz nach der Recherche allerdings gründlicher und somit schwerer zu wiederlegen. Deshalb stellt sie eine effektive Methode dar und wird auch als Teil dieser praktischen Arbeit verfolgt. Für die systematische Literaturrecherche werden die Datenbanken Business Source Complete, Wiso, Springerlink und Emerald Management mit Hilfe der Lizenz der 43 4. Das empirische Untersuchungsdesign Katholischen – Universität Eichstätt durchsucht. Diese vier Datenbanken werden als die Referenz-Aufsatzdatenbanken im Bereich der Wirtschaftswissenschaften angesehen. Um eine größere Trefferanzahl zu generieren, wird die Literaturrecherche in englischer Sprache durchgeführt. Insgesamt werden die Datenbanken nach acht verschiedenen Stichwortkombinationen durchsucht und die Ergebnisse notiert (siehe Tabelle 1). Bei den jeweiligen Treffern werden zuerst der Titel und das Abstract des jeweiligen Artikels analysiert. Handelt es sich nach dieser ersten Durchsicht um einen relevanten Artikel, wird im Anschluss der Volltext recherchiert. Erscheint derselbe Artikel bei mehreren Stichwortanfragen, wird dieser nur bei der ersten Anfrage beachtet. Somit reduziert sich die Anzahl der relevanten Treffer im Laufe der durchgeführten Suchanfragen automatisch, bis durch eine Suchanfrage keine relevanten Treffer mehr generiert werden können. Tabelle 1: Ergebnisse der systematischen Literaturrecherche (eigene Darstellung 2012). Zudem werden in einem weiteren Schritt 31 Ausgaben des Journals „Information Technologie & Tourism“ und 11 Ausgaben des Journals „Information and Communication Technologies in Tourism“ aus lokalen Beständen der Universität Eichstätt analysiert und in die systematische Literaturrecherche mit einbezogen (siehe Tabelle 2). 44 4. Das empirische Untersuchungsdesign Tabelle 2: Ergebnisse der Recherche aus lokalen Beständen (eigene Darstellung 2012). Ergebnis der Literaturrecherche sind 34 Artikel aus den verschiedenen Datenbanken, welche für die weitere Analyse herangezogen werden. Diese sind namentlich im Anhang der Arbeit beigefügt. Insgesamt ist das Thema rund um die Einsatzmöglichkeiten der Reservierungsund Informationssysteme für Tourismusorganisationen natürlich umfassend beleuchtet. Literatur mit bestimmten Kriterien, die zu einer Erfolgsmessung dieser Systeme herangezogen werden kann, ist allerdings lediglich marginal verfügbar. Auch Artikel hinsichtlich der Forschungsfrage, welche Faktoren über den wirtschaftlichen Erfolg dieser Systeme entscheiden, sind nur spärlich publiziert. Nach Morosan und Jeong (vgl. 2006, S. 397) gibt es trotz der Existenz von tausenden von Tourismuswebseiten keinen gängigen Standard, um den wirtschaftlichen Erfolg dieser zu messen. “A review of the literature available failed to reveal any generally accepted techniques that could be used to assess / evaluate the electronic channel of distribution” (vgl. O`Connor / Frew, 2000, S. 178). Diese beiden Aussagen zeigen deutlich, dass – auch aufgrund der Wichtigkeit einer allgemein gängigen Erfolgsmessung – dringend Nachholbedarf gegeben ist. Auch Law und Bai (vgl. 2006, S.6) sprechen sich deshalb dafür aus, dass höher standardisierte Lösungsansätze und Kriterien zur Bewertung dieser Systeme entwickelt werden müssen. Durch eine Entwicklung solcher Standards wäre es in Zukunft möglich, diese Systeme transparent zu messen und einheitliche Implikationen zu ihrer Verbesserung aufzuzeigen. Ziel der Literaturrecherche in der vorliegenden Arbeit war es, durch die relevanten Artikel Kriterien für die Messung des wirtschaftlichen Teilaspektes zu generieren (siehe Tabelle 3). Dieser Kriterienkatalog beinhaltet weitere Unterkriterien in jedem dieser acht Themenblöcke, die im Anhang dieser Arbeit ausführlich dargestellt sind. 45 4. Das empirische Untersuchungsdesign Tabelle 3: Evaluierte Kriterien (eigene Darstellung 2012) Durch die Recherche und Verifizierung der gefundenen Themenschwerpunkte in verschiedenen Schritten wird ein transparenter, nachvollziehbarer und schwer zu widerlegender Weg der Generierung von Kriterien geschaffen. Ziel dieser Vorgehensweise ist es, der Nichtexistenz von standardisierten Methoden und Kriterien für die wirtschaftliche Evaluierung solcher Systeme, die auch von Fachleuten kritisiert wird, entgegenzuwirken. 4.2. Qualitative Experteninterviews Das Hauptanliegen problemzentrierter Interviews, die als Untersuchungsmethode hierbei verwendet wurden, ist eine offene – lediglich halbstrukturierte – Befragung. Dadurch wird dem Befragten die Möglichkeit gegeben, seine Gedanken frei zu äußern, weiter auszuholen und dadurch neue Erkenntnisse im zentrierten Themenkomplex zu generieren (vgl. Mayring 2002, S. 67). Der besondere Gewinn solcher Gesprächssituationen resultiert aus der Eigenwahrnehmung der für diese Interviews ausgewählten Personen: sie werden nämlich gebeten, eine Expertise zum Themengebiet abzugeben.(vgl. Flick 2007, S. 214). Somit findet ein Gespräch zwischen einem Experten, nämlich dem Befragten, und einem Quasi-Experten, dem Befragenden statt. Durch das Wissen beider Parteien kann so ein Gespräch auf Augenhöhe stattfinden, wodurch neue Erkenntnisse gewonnen werden (vgl. Pfadenhauer 2005, S. 127). Der strukturierte Interviewleitfaden hilft dem Fragesteller dabei, eine gewisse Ordnung im Gespräch zu erhalten und essentielle Fragebausteine nicht unter den Tisch fallen zu lassen. So kann ein Gespräch, welches sich zu weit vom eigentlichen Thema 46 4. Das empirische Untersuchungsdesign entfernt hat, mittels der Leitfragenhilfe wieder in die spezifische Bahn zurückgebracht werden. 4.2.1. mit Experten zur IRS Thematik Drei qualitative Interviews mit Geschäftsführern und Angestellten von Tourismusverbänden und der freien Wirtschaft wurden über den Schwerpunkt der Informations- und Reservierungssysteme geführt. Die Interviews dauerten zwischen 30 und 90 Minuten. Insgesamt wurden 160 Minuten Datenmaterial analysiert. Ziel dieser Interviews war zum einen die Verifizierung der zuvor generierten Kriterien für die Evaluierung des wirtschaftlichen Teilbereiches. Zum anderen sollte die allgemeine Relevanz dieser Systeme besser erfasst werden können. Zudem sollen weitere Ziele, welche der Tourismusverband Ostbayern durch die Adaption dieses Systems verfolgt, evaluiert werden. Sie sind um ein Vielfaches komplexer und lassen sich nicht allein auf den ökonomischen Erfolg beschränken. Sie wurden aus den Ergebnissen der Experteninterviews des Tourismusverband Ostbayern abgeleitet und aufgestellt. 4.2.2. mit touristischen Betrieben in der Region Zudem wurden 10 qualitative Interviews mit touristischen Betrieben geführt. Einen Großteil dieser befragten Hotelbetriebe stellten dabei Klein- und Mittelständische im Familienbetrieb dar. Allerdings wurde darauf geachtet, dass alle befragten Betriebe die Grenze der 9 zur Verfügung stehenden Betten übertrafen. Diese Grenze wird auch in der Literatur und den – später vorgestellten – evaluierten Datensätzen verwendet. Hierbei wurden 5 Hotels in der Stadt Deggendorf befragt, 5 Interviews wurden mit Hotels im Markt Bodenmais, der zum Landkreis Regen gehört, geführt. Die Dauer der Interviews reichte von 15 bis 32 Minuten. Insgesamt wurden hier 194 Minuten Datenmaterial analysiert. Das Hauptanliegen dieser Interviews wiederum war es zu erfahren, in wie weit die Besitzer der Unternehmen beim Vertrieb der Zimmer auf Informations- und Reservierungssysteme zurückgreifen, beziehungsweise inwiefern Kenntnisse in diesem Bereich überhaupt vorhanden sind. Zudem war es auch ein Ziel zu erfahren, wie viele Betriebe über das TOMAS Vertriebssystem des TVO aufgeklärt waren und über dessen Existenz Bescheid wussten. Die Ergebnisse dieser Interviews finden sich zum größten Teil in den Implikationen für den Tourismusverband Ostbayern wieder. 4.3. Datenanalyse Die eigentliche Evaluierung des Systems fand mit der Hilfe von verschiedenen Datensätzen, die teilweise vom Tourismusverband Ostbayern zur Verfügung gestellt wurden, statt. Die 47 4. Das empirische Untersuchungsdesign Messung des wirtschaftlichen Zieles wurde dabei anhand der zuvor generierten Kriterien vorgenommen. Weitere Ziele, welche durch die Interviews generiert worden sind, wurden durch die Analyse von Geschäftsberichten, Jahresberichten, den verschiedenen Webseiten und mit den zur Verfügung gestellten Zahlen und Fakten zu dem System vorgenommen. 4.4. Analysetool MaxQDA ® Für die Analyse und Auswertung der Interviews wurde auf die Software MaxQDA 11 ® zurückgegriffen. Mit Hilfe dieser Software wurden die zuvor transkribierten Interviews in einem ersten Schritt codiert. Durch das Zuordnen der einzelnen Textstellen in jeweils unterschiedliche Codes sind diese im Anschluss den jeweiligen Codethemen zugeordnet und somit leicht auffindbar und vergleichbar (vgl. Thiele 2007, S. 138). Die eigenständigen Codes können namentlich individuell gewählt werden und die jeweilige Textpassage eines Interviews kann durch Markierung in jede verfügbare Codekategorie verschoben werden. Hierbei kann eine Textpassage auch mehreren verschiedenen Kategorien zugeordnet werden. Jedem Codethema können auch unterschiedliche Subcodes – also Unterpunkte – zugeordnet werden (MaxQDA ® 2012). Die codierten Texteinheiten aller Interviews werden dabei in einem einzelnen Codesystem dargestellt. 1036 Textpassagen wurden hierbei 16 verschiedenen Codehauptfeldern und 121 Subcodes zugeordnet (siehe Abbildung 15). Die jeweiligen Subcodes der einzelnen Überkategorien sind in der Abbildung aus Gründen der Übersichtlichkeit lediglich für den Hauptcode „touristische Trends“ angezeigt. Die Subcodes der anderen Kategorien werden im Laufe der Arbeit – sofern es den Ergebnissen dienlich ist – im jeweiligen Auswertungsschritt vorgestellt. Nach der Codierung der einzelnen Textpassagen und der Zuordnung in das in Abbildung 15 dargestellte Codesystem wurden diese ausgewertet. Die Auswertung und die daraus folgenden Resultate werden in den einzelnen Abschnitten dieser Arbeit vorgestellt. Die verschiedenen Codes mit deren beinhaltenden Textpassagen wurden in diesem Schritt mit Hilfe von Analysetools wie dem „retrieval tool für Codings ®“ miteinander verglichen. Hierbei wurden die einzelnen Codes auf Zusammenhänge und deren Überschneidung und Überlappung überprüft. Zudem wurden die Ergebnisse mit Hilfe von MAXMaps ® grafisch aufbereitet und die Konfigurationen aufgezeigt. Diese werden jeweils durch passende Zitate unterstützt. 48 4. Das empirische Untersuchungsdesign Abbildung 15: Erarbeitetes Codesystem (eigene Darstellung in MaxQDA 11 ® 2013). 49 5. Erfolgsmessung des elektronischen Vertriebssystems des TVO 5. Erfolgsmessung des elektronischen Vertriebssystems des TVO Im Folgenden werden nun die eigentlichen Ergebnisse aus der empirischen Untersuchung dargestellt. Hierzu werden zuerst Zahlen und Fakten zum Tourismus in der Region Ostbayern vorgestellt, während darauffolgend der Tourismusverband mit seinen gegenwärtigen Hauptaufgaben aufgezeigt wird. Nach dieser Vorstellung kommt die Arbeit auf die Ziele des TVO hinsichtlich des Vertriebssystems und auf die Evaluierung dieser Ziele zu sprechen. 5.1. Zahlen zum Tourismus in der Region Ostbayern Die Region Ostbayern setzt sich aus den bayrischen Bezirken Niederbayern und Ostbayern zusammen. Die größten Attraktionen im Raum bieten die Landschaftsgebiete Bayerischer Wald, Oberpfälzer Wald, Bayerische Jura und das Bayerische Golf & Thermenland. Des Weiteren stellen auch die Städte der Region Amberg, Landshut, Passau, Regensburg, Straubing und Weiden i.d.OPf. Tourismusattraktionen für die Gäste dar (siehe Abbildung 16). Abbildung 16: Die Destination Ostbayern (eigene Darstellung 2013, ArcGIS 10.0. Datenbasis: geofabrik). 50 5. Erfolgsmessung des elektronischen Vertriebssystems des TVO Die folgenden Statistiken schlüsseln die Zahlen nach Ankünften, Übernachtungen und prozentualen Veränderungen in den unterschiedlichen Landschaftsgebieten auf. Somit können die attraktivsten Teilregionen und Reisemotive der Gäste festgestellt werden. Falls im Laufe der Ausführungen nicht abweichende Quellen genannt werden, stammen die aufgezeigten Zahlen aus den vom Tourismusverband Ostbayern zur Verfügung gestellten Datenmaterialien (TVO, 2012). Die quantitativen Angaben, sowie alle Prozentzahlen wurden auf eine Stelle nach dem Komma gerundet. Die Gästeankünfte in der Region Ostbayern sind zwischen den Jahren 2010 und 2011 um 4,9% auf 4,7 Millionen gestiegen. Niederbayern wird hierbei mit 2,9 Millionen Ankünften und einem Anstieg von 4,7% zum Vorjahr von den Gästen öfter besucht als die Oberpfalz. Die Oberpfalz verzeichnet einen Anstieg der Ankunftszahlen um 5,1% im Vergleich zum Vorjahr auf 1,8 Millionen. Ein geringeres Plus zum Vorjahr wurde bei den Übernachtungszahlen (siehe Abbildung 17) registriert. Hier wurde in der gesamten Region ein Plus von 1,5% im Vergleich zum Vorjahr erreicht. Insgesamt fielen bei den Übernachtungen im Jahr 2011 11,4 Millionen der 17,5 Millionen Übernachtungen auf den Bezirk Niederbayern, was in etwa 70% der Gesamtübernachtungen betrifft. Da die Gästeankünfte einen Anstieg von 4,9% aufweisen, die Übernachtungszahlen allerdings lediglich einen Anstieg von 1,5%, kann auch im Raum Ostbayern vom Trend zu immer kürzeren Urlaubsreisen gesprochen werden. Dies kommt auch beim Blick auf die durchschnittliche Verweildauer in der Region zum Ausdruck: So beträgt die Aufenthaltsdauer der Gäste im Raum Ostbayern 3,6 Tage, was in den Bereich der Kurzreisen spielt/fällt. Die Aufenthaltsdauer der Gäste hat sich im Zeitraum von 2006 bis 2011 um 8% verringert. Allerdings liegt der Wert über dem bayerischen Durchschnitt von 2,7 Tagen. Insgesamt gesehen befindet sich die Grenzregion Ostbayern, wie schon die Jahre zuvor, touristisch gesehen im Vormarsch, was besonders durch die Gästeankünfte und die Übernachtungszahlen zum Ausdruck kommt. Bayern liegt bei den Inlandsreisen der deutschen Urlauber sowohl bei den Haupturlaubsreisen mit 6%, als auch bei den Kurzreisen mit 12% aller Reisen im Vergleich zu anderen Bundesländern an der Spitze (vgl. DRV 2011, S. 3). 51 5. Erfolgsmessung des elektronischen Vertriebssystems des TVO 18.000.000 16.000.000 14.000.000 12.000.000 10.000.000 2010 8.000.000 2011 6.000.000 4.000.000 2.000.000 0 Niederbayern Oberpfalz Ostbayern Abbildung 17: Übernachtungszahlen in der Region im Vergleich (eigene Darstellung, Datenbasis: TVO 2012) Werden die Übernachtungszahlen der Region Ostbayern nun auf die einzelnen Landschaftsgebiete übertragen, fällt auf, dass der bayerische Wald und das bayerische Golfund Thermenland am meisten profitieren (siehe Abbildung 18). Insgesamt verzeichnet der Bayerische Wald Zahlen von 7,1 Millionen mit einer positiven Veränderung von 3,0%, das Bayerische Golf- und Thermenland 5,5 Millionen mit einem Wachstum von 0,4% zum Vorjahr. Auch die durchschnittliche Verweildauer der Gäste ist in den Gebieten des Bayerischen Waldes (4,3 Tage) und des Bayerischen Golf- und Thermenlandes (5,1 Tage) höher als in anderen Gebieten und der Region Ostbayern allgemein. Dieser Umstand ist besonders auf die Heilbäder und Kurorte in diesen Landschaftsgebieten zurückzuführen, wo die Aufenthaltsdauer meist länger ist. In den Kreisfreien Städten, wie Regensburg, Landshut oder Straubing wird eine Aufenthaltsdauer von 1,8 Tagen registriert. Dies kann auf das typische Städtereisen Segment zurückgeführt werden. Die Gäste halten sich über das Wochenende für eine, oder zwei Nächte in der Stadt auf, um diese zu besuchen. Insgesamt liegt auch bei der Betrachtung nach Landschaftsgebieten die Veränderung der Ankünfte zum Vorjahr deutlich über den Veränderungen hinsichtlich der Übernachtungszahlen. Die größte positive Entwicklung konnte aber das Gebiet der Bayerischen Jura mit einem Zuwachs von 7,4% in den Übernachtungszahlen im Vergleich zum Jahr 2010 verzeichnen. 52 5. Erfolgsmessung des elektronischen Vertriebssystems des TVO 8.000.000 7.000.000 6.000.000 5.000.000 4.000.000 Ankünfte 3.000.000 Übernachtugen 2.000.000 1.000.000 0 Bayerischer Oberpfälzer Bayerischer Golf- und Kreisfreie Wald Wald Jura Thermenland Städte Abbildung 18: Ankünfte und Übernachtungen im Jahr 2011 nach Landschaftsgebieten unterteilt (eigene Darstellung, Datenbasis: TVO 2012) Werden die wichtigsten ausländischen Quellmärkte für Übernachtungen im ostbayrischen Raum betrachtet, können hier besonders die Niederlande, Österreich und die USA genannt werden (siehe Abbildung 19). Insgesamt registrierte die Region Ostbayern 2011 1,3 Millionen ausländische Gästeübernachtungen, was einem Plus von 5,8% entspricht. Wird dieser Wert allerdings mit den Gesamtübernachtungen von 17,5 Millionen im Raum verglichen, kann festgehalten werden, dass 93% der Übernachtungen von einheimischen Touristen unternommen werden. Die Niederlande gelten als wichtigster ausländischer Quellmarkt, sie sind allerdings lediglich für 1,7% aller Übernachtungen im Jahr verantwortlich. So ist der Raum Ostbayern zweifelsohne in erster Linie für deutsche Urlauber interessant; ausländische Touristen sind in der Region nur marginal anzutreffen. Hervorzuheben ist allerdings die wachsende Bedeutung der Destination? für den osteuropäischen Raum. So wird die Region Ostbayern besonders für Touristen aus Ländern wie Ungarn, Polen, oder Tschechien immer attraktiver und quantitativ öfter bereist. Der Anstieg von ungarischen Gästen bezüglich der Übernachtungszahlen betrug 60,1% Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Im gleichen Zeitraum wuchs die Anzahl der Übernachtungen mit tschechischen Gästen um 29,1% und der mit polnischen Gästen um 54,4%. Im Jahr 2012 betrugen die Übernachtungszahlen durch Touristen dieser Länder 140.000. Dies bedeutet einen Anstieg von fast 50% im Vergleich zum Jahr 2011, wo diese Zahl 95.000 aufwies. 53 5. Erfolgsmessung des elektronischen Vertriebssystems des TVO ausländische Quellmärkte Niederlande Österreich USA Italien GB Schweiz Ungarn Frankreich Belgien Tschechien Polen Japan sonstige Abbildung 19: Die wichtigsten ausländischen Quellmärkte hinsichtlich der Übernachtungszahlen im Raum Ostbayern (eigene Darstellung, Datenbasis: TVO 2012) Zuletzt ist noch die Frage der saisonalen Auslastung eine spannende. Hier sind die quantitativ meisten Übernachtungen in den Sommermonaten von Juni bis September zu verzeichnen (siehe Abbildung 20). Auffallend ist allerdings, dass die Saisonalität im Raum Ostbayern nicht so stark wie in anderen Urlaubsdestinationen ausfällt. Dies liegt primär an den Reisemotiven für die Region. So sind Leitgedanken wie Städtereisen, Kulturangebote und Sportarten wie Radfahren, Wandern oder Trekking natürlich besonders in den Sommermonaten auszuführen, weshalb in diesen Monaten eine größere Reiseaktivität vorherrscht. Ein großes Thema, wenn nicht das Größte, der Region ist allerdings das Reisemotiv der Wellness und Gesundheit. So können Wellnessoasen, Heilbäder und Kurorte rund um das Jahr besucht werden. Oftmals werden solche Urlaube auch bevorzugt im Winter geplant, um der kalten Jahreszeit zu entgehen. Heil- und Kurorte konnten im letzten Jahr 4,3 Millionen Gästeübernachtungen verzeichnen. Dies entspricht fast 25% der Gesamtübernachtungen in der Region. Zudem ist auch der Winterurlaub dank Destinationen wie dem Bayerischen Wald oder dem Oberpfälzer Wald stark verbreitet. Skifahren, Snowboardfahren und alle anderen Aktivitäten sind dank der Berge ein attraktives Urlaubsmotiv im Winter. 54 5. Erfolgsmessung des elektronischen Vertriebssystems des TVO 2500000 2000000 1500000 Niederbayern 1000000 Oberpfalz Ostbayern 500000 0 Abbildung 20: Übernachtungen in den Regionen nach Monaten (eigene Darstellung, Datenbasis: TVO 2012) Festzuhalten bleibt, dass Bayern das „führende Urlaubs- und Reiseland in der Bundesrepublik Deutschland“ (Bayern Tourismusmarketing 2013) darstellt. Hier ist natürlich in erster Linie Oberbayern mit München, dem Alpenvorland und der Seenregion zu nennen. Aber auch die Region Ostbayern, mit ihren Regierungsbezirken Niederbayern und Oberpfalz, ist touristisch gesehen durchaus als Attraktion zu nennen. Die Übernachtungszahlen betragen über das gesamte Jahr 2011 gesehen 17,5 Millionen und sind in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen. Besonders das Wintersportangebot in den Bergen und der Gesundheitstourismus mit Wellness-, Heilbäder- und Kurortangeboten sprechen für die Destination. Zudem ziehen Städte wie Regensburg, Passau, Landshut oder auch Straubing mit ihrem Kultur- und Shoppingangebot weitere Touristen an.. Spannend zu verfolgen ist auch die steigende Relevanz der Region im osteuropäischen Raum. Länder wie Ungarn, Russland, oder Polen haben den ostbayrischen Raum in den letzten Jahren schätzen gelernt und besuchen diesen immer öfter/häufiger. Diese Entwicklung weiter zu verfolgen, wird spannend bleiben. Insgesamt wird der Raum allerdings nach wie vor von einheimischen Touristen dominiert, was sich auch in der nahen Zukunft vermutlich nicht ändern wird. 5.2. Der Tourismusverband Ostbayern und seine Aufgaben Der Tourismusverband Ostbayern e.V. ist einer der vier großen Regionalverbände in Bayern unter dem Dach der Bayern Tourismus GmbH. Der Tourismusverband Allgäu / bayrisch Schwaben, der Tourismusverband Oberbayern und der Tourismusverband Franken sind die drei anderen Regionalverbände (vgl. Interview 3). Der Tourismusverband Ostbayern hat 55 5. Erfolgsmessung des elektronischen Vertriebssystems des TVO seinen Hauptsitz in Regensburg und beschäftigt 13 Mitarbeiter. Im folgenden Abschnitt werden nun die Hauptaufgaben des TVO vorgestellt und mit einigen laufenden Projekten belegt. Hier muss zuerst ein Blick auf die Umsatzaktivitäten des Tourismusverband Ostbayern geworfen werden. Aus den Aktivitätsbemühungen und Ausgaben des TVO lassen sich zudem Rückschlüsse auf die Hauptaufgaben des Verbandes ziehen. Die Einnahmen des Tourismusverbandes betrugen im Jahr 2011 4,1 Millionen €. Diese setzen sich zum größten Teil aus Maßnahmen des EU Förderprogrammes zusammen. So wurde der Verband mit 1,2 Millionen € aus EU-Fördermitteln und mit 1,6 Millionen € aus Co-Finanzierungsprogrammen bezuschusst. 650.000 € wurden durch Leistungen von Mitgliedern erwirtschaftet, 460.000€ durch Landesmittel und 90.000€ durch weitere Einnahmen und Erträge. Weitere 50.000€ konnten durch Erträge aus Ergebnisabführungsverträgen erzielt werden. Aus diesen Teileinnahmen wurden die Gesamteinnahmen des TVO für das Jahr 2011 erwirtschaftet. Die Ausgaben beliefen sich zu 500.000€ für Werbemaßnahmen, die mit Landesmitteln und Eigenmitteln finanziert wurden. 700.000€ entfielen auf die Kosten in der Geschäftsstelle – aufgeteilt in Personalkosten, Weiterbildungsmaßnahmen, Abschreibungen, Raumkosten, Werbe- und Reisekosten und dem sonstigen laufenden Geschäftsbetrieb. Die Einnahmen aus Sondermaßnahmen durch die EU Förderprogramme wurden zum größten Teil wieder für verschiedene Aktivitäten in diesem Programm aufgewendet (siehe Abbildung 21). Hier spielt besonders das Marketing in vielerlei Bereichen eine wichtige Rolle. Die Ausrichtung der Marketingaktivitäten hin zur online Präsenz als Reaktion auf die zunehmende Dominanz des Internet ist auffallend. Die flächendeckende Einführung des online Buchungssystems, dessen Erfolg anhand der vom TVO aufgestellten Ziele nun evaluiert wird, stellt ein Teilprogramm des EU-Förderprogrammes dar. Zudem gibt es einige Programme, welche die einzelnen Landschaftsgebiete betreffen. Messeauftritte, Produktentwicklungsprogramme und Grenzüberschreitende Kooperationen mit Tschechien und Österreich sind weitere Bausteine des EU-Förderprogrammes. Insgesamt wurde im Jahr 2011 ein Jahresüberschuss von 70.000€ erzielt. 56 5. Erfolgsmessung des elektronischen Vertriebssystems des TVO Abbildung 21: Aktivitäten des TVO innerhalb des EU – Förderprogrammes (eigene Darstellung, Datenmaterial TVO 2012). Den größten Anteil der Aufgaben übernimmt die Marketingfunktion des Tourismusverbandes mit 70% - 75%. Hier spielen sowohl das Destinationsmarketing der einzelnen Landschaftsgebiete und der grenzüberschreitenden Projekte als auch das Themen- und Produktmarketing eine Rolle. Auch das online Marketing – und allgemein die online Aufgaben – haben sich in den letzten Jahren vermehrt und nehmen mittlerweile einen nicht unerheblichen Teil des Aufgabenspektrums ein. Seit einigen Jahren hat sich zudem die Vertriebsfunktion in der Aufgabenpalette des Verbandes mit den eigenen Plattformen und Webseiten etabliert und hat sich seit dem Jahr 2011 mit der Einführung der online Buchung verfestigt (vgl. Interview 2). Zudem bleiben traditionelle Aufgaben wie die Beratung – als klassische Dienstleistung – die Öffentlichkeitsarbeit, Messeauftritte und sonstige Lobbyaufgaben weiterhin im täglichen Geschäft des Tourismusverbandes zu erledigen (vgl. Interview 3). 57 5. Erfolgsmessung des elektronischen Vertriebssystems des TVO 5.2.1. Die Aufgabe des Destinationsmarketings Auch trotz der Präsenz neuer Informations- und Kommunikationsmedien rund um das Internet haben Tourismusverbände nach wie vor den Auftrag, für die Inspiration der eigenen Destination zu sorgen (vgl. Interview 3). Den Customer Journey zu analysieren und die Marketingaktivitäten darauf auszurichten und dadurch dem potenziellen Gast Informationen über die Destination zu vermitteln, ist weiterhin eine Hauptaufgabe regionaler Tourismusorganisationen. Für das Image der Region ist der Verband mitverantwortlich. Durch die Aktivitäten des TVO im Destinationsmarketing, im Zuge dessen die einzelnen Landschaftsgebiete und Städte der Region beworben werden, wird dieser Imageaspekt ausgeführt. Im Destinationsmarketing mit dem Fokus auf den Bayerischen Wald wurde vom TVO in der ersten Projektphase von 2007 bis 2009 eine Dachmarkenstrategie mit dem Slogan „der Bayerische Wald. Erfrischend natürlich“ (vgl. TVO 2012) entwickelt und umgesetzt. In diesem Schritt musste versucht werden, unter der Dachmarkenstrategie der Destination Bayerischer Wald verschiedene Themen und Werte auszumachen, für die die Region beim Gast stehen sollte. Diese wurden in das Destinationsmarketing aufgenommen. Im ersten Schritt müssen Werte evaluiert werden, für die die Region Bayrischer Wald steht und die sie einzigartig machen (vgl. Pechlaner / Fischer / Hammann 2009, S. 13). Dabei geht es in erster Linie darum, die eigenen Kernkompetenzen auszuschöpfen und sich daraus einen gewissen USP (unique selling proposition) zu erarbeiten. Hier spielen naturgegebene- und kulturelle Werte eine wichtige Rolle. Daraufhin müssen Themen für die Region, anhand derer der Gast diese erkennen kann, erarbeitet werden. Erkennt der Gast seine eigenen Vorstellungen für eine Region bei der Informationssuche wird er sofort dahingehend angesprochen. Im Jahr 2011 übernachteten 1,7 Millionen Gäste in der Destinationsregion, was7,1 Millionen Übernachtungen entsprach. Diese Entwicklung zeigt erste Erfolge der Marketingoffensive im bayerischen Wald auf. Ähnlich verhält es sich mit dem Bayerischen Golf- und Thermenland, unter welchem Namen Teile von Niederbayern und das bayerische Thermenland seit März 2008 gemeinsam beworben werden. Auch hier wurde in den verschiedenen Teilschritten der Etablierung versucht, gemeinsame Werte und Themen für die Region herauszufiltern. So sollen die Best Ager mit dem Aspekt des Gesundheits- und Wellnessurlaubes begeistert werden. Dementsprechend sind die wichtigsten evaluierten Themen des bayerischen Golf- und Thermenlandes Gesundheit, Golf, Radfahren und Kultur. Mittlerweile wird diese Region regional und überregional erfolgreich beworben und weist hierbei hohe Reichweiten auf. 58 5. Erfolgsmessung des elektronischen Vertriebssystems des TVO Grenzüberschreitende Marketingkooperationen bilden Maßnahmen, um die regionalen und lokalen Bereiche in den Grenzregionen einheitlich zu vermarkten und die Kooperation zwischen den Ländern zu verbessern. Hier ist die Kooperation zwischen dem Bayerischen Wald und dem tschechischen Nationalpark Sumava im Böhmerwald und die Marketingkooperation Ostbayern – Oberösterreich zu nennen. In diesem Bereich führt der TVO als Leaderpartner zusammen mit Oberösterreich Tourismus ein INTERREG (interregional) Projekt durch. Im Rahmen dieser Programme fördert die europäische Union Projekte, die zum Abbau von Disparitäten beitragen und zum länderübergreifenden Zusammenhalt führen (vgl. INTERREG 2013). Durch verschiedene Marketingmaßnahmen in den Destinationen soll die Wettbewerbsfähigkeit der beiden Tourismusregionen verbessert und eine nachhaltige Entwicklung sichergestellt werden. 5.2.2. Produktentwicklung und Themenmarketing Zusammen mit dem Destinationsmarketing ist das Themenmarketing, in welchem auch die Entwicklung von innovativen Produkten einen Bereich einnimmt, ein weiterer wichtiger Baustein, um den Gast auf die eigene Region aufmerksam zu machen. Auch im Hinblick auf den im Kapitel 2.4. vorgestellten Marketingfunnel spielt der durchgehende Marketingwirkungsprozess zunehmend eine zentrale Rolle. So muss nicht nur die Destination durch eingängige Slogans und charakteristische Werte aus der Masse herausstechen. Diese beworbene Destination muss gleichzeitig auch durch passende Themen, eine geeignete Produktentwicklung und mit Hilfe von interessanten Angeboten die im Marketingfunnel aufgezeigte Erzeugung von Interesse und Aufmerksamkeit beim Kunden hervorrufen. So ist es extrem wichtig, dass sich die verantwortlichen Verbände im Klaren sind, wie der gesamte Marketingprozess gestaltet und abgewickelt werden muss (vgl. Bieger / Laesser / Beritelli 2011, S.16). Der Marketingfunnel stellt hier eine zu verfolgende Strategie dar, in der über das eigentliche Marketing hinaus auch die Analyse aktueller Trends und Angebote und die Entwicklung neuer Produkte eine wichtige Rolle spielen. In der bereits beschriebenen Marketingoffensive im Bayerischen Wald wird in einer zweiten Projektphase genau dies versucht. Hier haben die innovative Produktentwicklung und auch die Weiterentwicklung bereits existierender Produkte einen hohen Stellenwert im Aufgabengebiet. Nach Pechlaner / Fischer / Hammann (vgl. 2009, S.13) muss hierbei in einem dritten Schritt der strategischen Produktentwicklung versucht werden, Produkte zu finden, welche die Region attraktiv machen und auch für den potenziellen Feriengast verlockend erscheinen. Hierbei müssen die Produkte auf den zuvor festgelegten Werten und Themen der Region definiert werden, um in ein einheitliches Destinationskonzept eingebettet werden zu können. Abschließend müssen attraktive Angebote erstellt werden, um, wie zuvor 59 5. Erfolgsmessung des elektronischen Vertriebssystems des TVO beschrieben, Interesse und Aufmerksamkeit beim Touristen wecken zu können. Hier stellt sich die Frage, welche Angebotsform für die Destination am sinnvollsten erscheint und welches Preis / Leistungsverhältnis gewünscht wird. Dieser Schritt hängt auch stark vom Kundensegment ab, das durch die definierten Produkte und Angebote angesprochen und in die Region gelockt werden soll. 5.2.3. Lobbyaufgaben Einen weiteren Aufgabenbereich des TVO stellt die Lobbyarbeit dar. Hier ist es die Aufgabe des Verbandes, die Interessen der touristischen Leistungsträger und Mitglieder nachzukommen. Zudem sind auch die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit von zentraler Bedeutung in diesem Aufgabensegment (vgl. Interview 2). Bei der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit geht es natürlich in erster Linie darum, dass der Verband in der breiten Öffentlichkeit in einem guten Licht steht, und dass das Aufgabenspektrum erfolgreich kommuniziert wird. Diese Aktion kann in etwa auch mit dem eigenen Marketing des Vertriebs gleichgestellt werden. Ziel ist es, dem Forum durch eine gute Außendarstellung die Relevanz des Verbandes in der heutigen Zeit näherzubringen. Dies geschieht durch eine angemessene Presse- und Messearbeit. Der TVO kooperiert hier mit verschiedenen Rundfunksendern, erarbeitet Imagefilme für die bayrischen Fernsehstationen und publiziert Informationen für Journalisten und Redaktionen. Zudem ist der TVO bei den wichtigsten touristischen Messen im Inland vertreten. Zudem ist die Interessensvertretung der Mitglieder und touristischen Leistungsträger in der Region von Bedeutung). Auch hier hat der Verband die Chance, sich durch engagierte Interessensvertretung in der Politik bei den Verbandsmitgliedern zu profilieren und in seinem Ansehen und in seiner Wertigkeit für die Leistungsträger zu wachsen. Wie bereits in Kapitel 2.4. beschrieben, haben regionale Tourismusorganisationen mit einer starken Abhängigkeit von den verschiedenen politischen Instanzen zu kämpfen, womit die Genehmigung verschiedener Prozesse einen langwierigen Weg darstellt. Besonders für den TVO, in dessen Verantwortungsgebiet Regionen zweier Bezirke fallen, sind diese Aktivitäten ebenfalls mit viel Mühe verbunden. 5.2.4. Dienstleistungsfunktion Jeder TV fungiert als Dienstleister für seine Mitglieder, aber auch für die Kunden. Dienstleistungen hierbei können beispielsweise Aufgaben wie die Informationsweitergabe, die Betreuung, aber auch die Beratung und die Schulung von Leistungsträgerm sein (vgl. Muskat 2007, S.21). Diese Dienstleistungsaufgaben können größtenteils zu den klassischen Aufgaben gezählt werden, die ein regionaler Verband schon immer ausführt. Zugleich 60 5. Erfolgsmessung des elektronischen Vertriebssystems des TVO werden dem potenziellen Gast Anfragen an die Destination in jeglicher Hinsicht beantwortet, womit der Gast über seinen Aufenthalt informiert und über individuell favorisierte Urlaubsbausteine beraten wird. Befindet sich der Kunde in der Destination, kann der TV auch die Dienstleitung der Gästebetreuung übernehmen. Auch seinen aktiven Mitgliedern muss der Verband beratend und betreuend zur Seite stehen. Hierbei wird den Leistungsträgern bei Fragen in und um die täglichen Arbeit unterstützend zur Seite gestanden. Besonders bei den neuen Aktivitäten rund um das Internet, welche folgend noch aufgeführt werden, besteht oftmals noch Unkenntnis bei den verschiedenen Betrieben. Hier muss der Verband versuchen, den Unternehmen mit Rat und Tat zur Seite zu stehen und ihnen diverse Funktionsaspekte näher zu bringen. Oftmals werden hier auch Schulungen und Lehrgänge angeboten, zu denen sich die unterschiedlichen Leistungsträger anmelden können Insgesamt kann der Dienstleistungsaspekt der regionalen Verbände ein sehr vielfältiger sein. Die genauen Aufgaben sind hier nicht strikt voneinander zu trennen, vielmehr muss auf das individuelle Bedürfnis sowohl auf Gäste-, als auch auf Betriebsseite eingegangen werden. 5.2.5. Online Projekte Wie bereits mehrfach in der Arbeit diskutiert, hatte und hat die Entwicklung und wachsende Dominanz der neuen Informations- und Kommunikationstechnologien einen massiven Einfluss auf die Aufgabenbereiche und auch auf die Relevanz der einzelnen touristischen Akteure. Dementsprechend müssen sich betroffene Akteure in ihren Aufgabenwahrnehmungen teilweise extrem flexibel zeigen, um auch in der Zukunft eine Daseinsberechtigung aufweisen zu können. Gleichermaßen haben sich die Aufgabenstellungen eines Verbandes in den letzten Jahren massiv verändert (vgl. Interview 3). Auch der TVO setzt dahinhingehend vermehrt auf online Projekte und internetbasierte Aufgaben. Besonders die verschiedenen Marketingaktivitäten werden seit einigen Jahren konzentriert im online Bereich durchgeführt. Seit 2009 betreibt der TVO das WebTV Portal www.meinurlaub.tv. Auf diesem Web Portal kann sich der User vor seiner Reise in die Region Videos zu den verschiedensten Attraktionspunkten der Destination ansehen (vgl. mein Urlaub 2013). Das Videomaterial erfasst an dieser Stelle nicht nur die verschiedenen Landschaftsgebiete, Städte und Gemeinden der Region. Jeder Gastgeber hat die Möglichkeit, einen Film über seinen Betrieb in die Videoliste aufnehmen zu lassen. Das Portal kann im Jahr auf 2,6 Millionen Userzugriffe und 12.622 Ablaufstunden verzeichnen. 61 5. Erfolgsmessung des elektronischen Vertriebssystems des TVO Auf diese Weise schafft der TVO die Inspiration beim Kunden, die in seiner Folge in ein wachsendes Interesse beim Gast münden soll (siehe Abbildung 22). Abbildung 22: Videoclip zur Destination Bodenmais auf dem WebTV Portal (Mein Urlaub.tv 2013) Zudem wurde ein Geoportal auf der Basis von internetgestützten Daten entwickelt, um dem Benutzer die Möglichkeit zu geben, die verschiedenen Highlights interaktiv in der Region zu verorten. Hier kann der Gast alle eingebundenen Gastgeber, Gastronomiebetriebe, Veranstaltungshinweise und weiteren Sehenswürdigkeiten geographisch verorten. Des Weiteren setzt der Tourismusverband auf Web 2.0 Plattformen rund um die Themen Twitter, Facebook und die verschiedensten Reiseportale für den eigenen Markenauftritt, aber auch für den der Gäste.. 5.2.6. Vertriebsfunktion Spätestens mit der am 28. Februar 2011 gestarteten online Buchung hat der TVO nun auch die Vertriebsfunktion übernommen. Begonnen hat das Projekt mit 40 teilnehmenden Betrieben in Bad Birnbach. In der Folge wurde das Projekt auf den gesamten Raum Ostbayern ausgeweitet. Bei der Buchungsplattform wird dabei auf das TOMAS Vertriebssystem zurückgegriffen. Wie bei den bereits vorgestellten Informations- und Reservierungsplattformen profitieren auch hier sowohl der Gast als auch der Gastgeber von diesem neuen Buchungstool. Hiermit haben alle Betriebe in der Region nun die Möglichkeit, ihre Gästekontingente in das online Buchungssystem einzustellen. Auf der Seite des TVO hat der Gast neuerdings die Gelegenheit, sich über alle in das Buchungssystem integrierten 62 5. Erfolgsmessung des elektronischen Vertriebssystems des TVO Betriebe zu informieren und diese direkt über die Homepage zu buchen (siehe Abbildung 23). Abbildung 23: Buchungsplattform des Tourismusverband Ostbayern (TVO 2013b). Zudem funktioniert das Buchungssystem des TVO als Channel Manager (vgl. Interview 1). Das heißt, dass alle Kontingente, die ein Betrieb in der Region in das TOMAS System einstellt, automatisch an alle weiteren angeschlossenen Plattformen weitergeleitet werden. Momentan sind in etwa 70 verschiedene regionale und überregionale Vertriebskanäle an das System angeschlossen. Durch die Weitergabe der Kontingente an regionale Seiten wie bayerischer-wald.de und bayerisches-golf-und-thermenland.de, aber auch an überregionale Plattformen wie BestFewo, Booking oder Holidayinsider und an die regionalen Ortsseiten lässt sich für die Gastgeber eine hohe Reichweite ihrer Kontingente erzielen. Die eigenen Kontingente muss der jeweilige Betrieb dabei nur in das System des TVO eingeben und dort bei Buchungseingängen oder sonstigen Veränderungen aktualisieren. Die aktualisieren Daten werden wiederum an die angeschlossenen Plattformen weitergeleitet und sind auf all diesen ebenfalls buchbar. Der TVO verlangt für Buchungen, welche über diese Seiten generiert werden, einen Provisionssatz von 12%. Zudem hat der Betrieb die Möglichkeit, online Buchung auf die eigene Webseite 63 einzubauen. Hier fallen dann 2€ 5. Erfolgsmessung des elektronischen Vertriebssystems des TVO Bearbeitungsgebühr im Falle einer Buchung über die eigene Homepage an. Der Provisionssatz wird nicht berechnet. Die Ziele des TVO, anhand derer der Erfolg des Vertriebssystems evaluiert wird, sind dabei vielfältig. Ein Hauptziel ist dabei, möglichst vielen Betrieben die online Buchbarkeit näher zu bringen vgl. Interview 2). So ist die Präsenz auf dem online Reisemarkt in der heutigen Zeit ein beinahe unverzichtbarer Schritt, um auch in der Zukunft gewisse/notwendige Buchungen und Auslastungszahlen zu garantieren. Ein weiteres Ziel ist es natürlich auch, dass das Projekt des online Buchungssystems kostendeckend arbeiten kann. Hier müssen in erster Linie so viele Buchungen generiert werden, dass die Kosten, welche das System verursacht, gedeckt werden können. Zudem sollen nicht nur die Betriebe, sondern überhaupt die Mitglieder in der Region, also auch die verschiedenen Orte und Landkreise, mit in die Thematik der online Buchung eingebunden werden. Auch ist es ein Vorhaben des TVO weitere Vertriebskanäle an das eigene System anzuschließen, um wiederum die Reichweite der Gästekontingente erhöhen zu können (vgl. Interview 2). Ein letztes Ziel wäre wohl, das Image und das Ansehen des TV zu stärken. Wie bereits mehrfach beschrieben, müssen sich auch regionale Verbände durch die Entwicklung neuer Medien anderen Aufgabengebieten zuwenden und sich eine neue Rolle im Distributions-Prozess aneignen (vgl. Interview 1). Somit stellt ein Ziel auch dar, das eigene Image zu verbessern und durch die Einbindung verschiedener Mitglieder und Betriebe in der Relevanz bei diesen zu steigen. Daraus folgen auch Aspekte wie eine nachhaltige Daseinsberechtigung und Jobgarantien des Verbandes. 5.3. Evaluierung des Systems hinsichtlich der aufgezeigten Ziele In diesem Schritt werden nun die einzelnen Ziele, welche der TVO mit der Einführung des TOMAS Vertriebssystems verfolgt, evaluiert. Die Hauptziele wurden durch die Auswertung der Interviews, die Recherche aktuell relevanter Literatur und durch die Auswertung des gegenwärtig vorhandenen Datenmaterials – Geschäftsberichte, Buchungsübersichten und Jahreszahlen – identifiziert und mit dem Analyseprogramm MaxQDA 11 ® grafisch aufbereitet. Die Hauptrelevanzen, auf welche auch der Fokus gelegt werden sollte, sind allerdings mit Hilfe des zugrundeliegenden Untersuchungsdesigns zufriedenstellend aufgedeckt. Wie in der Abbildung dargestellt, hängen die jeweiligen Ziele oftmals voneinander ab und beeinflussen sich gegenseitig. So können durch verschiedene Aktionen des TVO mehrere Haupt- und Teilziele verfolgt und auf diese eingewirkt werden (siehe Abbildung 24). Auch die wirtschaftliche Betrachtungsweise kann nicht isoliert von den weiteren Intentionen bewertet werden. Der wirtschaftliche Dieser wirtschaftliche Aspekt wird mittels der im Laufe der Arbeit aufgezeigten evaluierten Kriterien – resultierend aus der systematischen Literaturrecherche 64 5. Erfolgsmessung des elektronischen Vertriebssystems des TVO – gemessen. Zudem fließen selbstverständlich auch Zahlen zu den Kosten und Einnahmen des Systems in die Evaluierung mit ein. Die weiteren Bestrebungen des TVO werden durch die Analyse der vorliegenden Zahlen, Berichte und Statistiken evaluiert. Des Weiteren werden zentrale Buchungsseiten des TVO in die Analyse mit einbezogen. Hier muss noch angemerkt werden, dass die Zahlen hinsichtlich der generierten Buchungen und der Unterkunftsbetriebe, welche in Folge der Einführung des Vertriebssystems online buchbar sind, Überschneidungen aufweisen können. Oftmals wird ein Betrieb oder eine getätigte Buchung oder Ähnliches zwei unterschiedlichen Landschaftsgebieten – beispielsweise sowohl dem bayerischen Golf- und Thermen als auch dem Bayerischen Wald – gutgeschrieben, was eine Doppelzählung bewirkt. Diese Doppelzählungen fallen allerdings nur bei Betrieben an, welche nicht zwangsläufig einem einzigen Gebiet zugeordnet werden können. Dieser Tatbestand/Sachlage tritt demnach nur in einigen wenigen Fällen auf. Das Datenmaterial der Grafiken und alle anderen Zahlen und Fakten in diesem Kapitel stammen – wenn nicht anders gekennzeichnet – aus den Unterlagen hinsichtlich der Buchungszahlen, welche vom TVO zur Verfügung gestellt wurden (vgl. TVO 2013). Abbildung 24: Zielsystem des TVO (eigene Darstellung in MaxQDA 11 ® 2013). 5.3.1. Die online Buchbarkeit der Betriebe Das selbstpostulierte Hauptziel des TVO ist es, einer möglichst großen Anzahl von Betrieben die Thematik der online Buchung näher zu bringen. Das Folgeziel besteht darin, diese Betriebe auch online buchbar zu machen (vgl. Interview 2). In diesem Schritt müssen also 65 5. Erfolgsmessung des elektronischen Vertriebssystems des TVO die einzelnen Betriebe für den Bereich der online Buchung sensibilisiert werden. Viele kleinere Betriebe in der Region werden noch als Familienbetrieb geführt, bei denen die Pächter oftmals in diesem Bereich des Marketings wenig aufgeklärt sind. Diesen Betrieben und ihren Verantwortlichen muss die absolute Relevanz des online Marketings und auch der online Buchbarkeit aufgezeigt werden. Wird nun die zugrundeliegende Aktion der Überzeugungsarbeit bei den Betrieben betrachtet, wird schnell klar, dass dies eine der schwierigsten Aufgaben überhaupt darstellt. In dieser Aktion muss dem Betrieb klar gemacht werden, dass er sich in das Buchungssystem des TVO einpflegen soll (vgl. Interview 1). Hierzu müssen den Verantwortlichen, welche in diesem Bereich keine Kenntnisse besitzen, das online Marketing und die online Buchung generell aufgezeigt werden. Den Betrieben müssen die Vorteile des Systems nahegebracht werden, was in erster Linie mit eindrucksvollen Buchungszahlen erreicht werden kann. Auch die verbandsinternen Webseiten spielen hier natürlich eine große Rolle. Je mehr Buchungen über die eigenen internen Webseiten generiert werden können, desto eher wird eine etwaige Überzeugungsarbeit in ihrem Resultat auch von Erfolg gekrönt sein. Ist diese Informations- und Überzeugungsarbeit erfolgreich geleistet worden, muss den Verantwortlichen des Betriebes die Funktionalität dieses Systems auch erklärt werden. Wie stelle ich meine Kontingente erstmals in das System ein? Wie kann ich weitere Informationen wie Preis, Verfügbarkeit und weitere Bekanntmachungen meinen Kontingenten zuordnen? Wie aktualisiere und pflege ich meine Bestände nach einer erfolgreichen Buchung? Dem Kunden müssen all diese Fragen beantwortet und ihm dabei geholfen werden mit dem Ziel, dass dieser seine Kontingentswartung daraufhin alleine/selbstständig durchführen kann. Diese Aktion benötigt viele geschulte Fachkräfte, welche die Aufklärungsarbeit leisten können. Die Gastgeber müssen informiert, individuell betreut und geschult werden. All diese Aufgaben benötigen einen hohen Personalaufwand. Wird dieses Szenario betrachtet, überlappen sich die Ausführungen mit dem Zielthema der neuen Rollenfindung, welche in die Unterziele der allgemeinen Existenzberechtigung des TVO und der Steigerung der Relevanz bei den Leistungsträgern mündet. Daher wird dieser Punkt in dem Ziel der Rollenfindung weiter aufbereitet. Zunächst soll jedoch das Hauptziel der online Buchbarkeit weiter zur Darstellung kommen. Eine möglichst große Anzahl von Leistungserbringern sollte sich diesem System anschließen. Wie bereits der rote Faden dieser Arbeit mehrfach aufgezeigt hat, hat sich das Informations- und Buchungsverhalten der Kunden in den letzten Jahren massiv verändert. Daher muss auf die Neigungen und Wünsche der Gäste eingegangen werden, um im 66 5. Erfolgsmessung des elektronischen Vertriebssystems des TVO Wettkampf um Übernachtungsgäste nicht auf der Strecke zu bleiben. Somit müssen auch die Beherbergungsbetriebe diesen Weg mitgehen, auch weil die Reise in die elektronische Kommunikation und Buchung in den nächsten Jahres weiter zunehmen wird (vgl. Interview 3). Die aktuellen Kundenbedürfnisse sind eben nicht von statischer, sondern von dynamischer Natur, weshalb jeder touristische Akteur auf die sich verändernden Bedingungen reagieren muss. Auch aufgrund der Berücksichtigung dieser Tatsache ist das Hauptziel des TVO sicherlich ein zu verfolgendes. Dieses Hauptziel soll nach eigenen Aussagen in das Resultat münden, dass mindestens 50% der in der Region Ostbayern gegenwärtigen Betriebe online buchbar gemacht werden sollen (vgl. Interview 2). Gegenwärtig haben sich 710 Betriebe dem online Buchungssystem des Tourismusverband Ostbayern angeschlossen. Geht man von einer Anzahl von 3500 Betrieben mit 9 oder mehr Betten im Raum Ostbayern aus, wird hier bereits eine Quote von 20% erreicht. Da dieses System erst im März 2011 eingeführt wurde, kann dieser Wert durchaus bereits als Erfolg gelten. Wird hier allerdings betrachtet, welche Übernachtungsbetriebe ihre Kontingente in dieses System eingetragen haben, fällt auf, dass ein weiteres Mal größtenteils Betriebe aus dem Bayerischen Wald und dem Bayerischen Golf und Thermenland teilnehmen (siehe Abbildung 25). Auch die daraus resultierenden Buchungen konnten größtenteils in diesen Landschaftsgebieten verzeichnet werden. Von den insgesamt 710 Betrieben in der Region, welche ihre Kontingente zum Zeitpunkt Januar 2013 in das TOMAS Vertriebssystem eingepflegt haben, sind 499 im Bayerischen Wald und 153 im Bayerischen Golf und Thermenland ansässig. Besonders Betrieben im Bayerischen Jura, welcher in seiner touristischen Relevanz in den letzten Jahren stark zugelegt hat, sollte hier also die online Buchung nachdrücklich vermittelt werden. 67 5. Erfolgsmessung des elektronischen Vertriebssystems des TVO 4500 4000 3500 3000 2500 2000 online Betriebe 1500 Buchungen im System 1000 500 0 Bayerischer Bayerisches Oberpfälzer Bayerischer Wald Golf- und Wald Jura Thermenland Gesamt Abbildung 25: Online Betriebe und Buchungen unterteilt nach Landschaftsgebieten (eigene Darstellung, Datenbasis: TVO 2013). Allerdings darf dabei nicht nur auf die absolute Anzahl der Betriebe, welche sich diesem System angeschlossen haben, abgestellt werden. Vielmehr ist die Anzahl der aktiven Mitglieder beziehungsweise der aktiven Betriebe von Bedeutung. So ist ein Übernachtungsbetrieb, nur weil er seine Kontingente einmalig in das Vertriebssystem eingegeben hat und damit als geworbenes Mitglied anerkannt wird, nicht automatisch in der Folgezeit für die Kunden buchbar. Die Verantwortlichen müssen also ihre Preise und ihre freien Kontingente stets auf dem aktuellen Stand halten. Anderenfalls hat deren Präsenz in einem Informations- und Reservierungssystem keine weitreichende Bedeutung. Aus diesem Grund wurde vom TVO eine Stichprobe von 263 Betrieben untersucht und überprüft. Diese 263 überprüften Betriebe wurden dabei mit 100% deklariert (siehe Tabelle 4). Ziel dieser Stichprobenuntersuchung war es, aus den daraus gewonnenen Ergebnissen auf den Pflegestand der gesamten Betriebe schließen zu können beziehungsweise diesen abschätzen zu können. Die Erkenntnis aus den Untersuchungen hat demzufolge ergeben, dass über die Hälfte aller Betriebe, welche Teil des TOMAS Vertriebssystems sind, ihre Auskünfte nicht hinreichend bekanntmachen und infolgedessen nicht buchbar sind. 57% aller Betriebe kommen also ihrer Aufklärungspflicht gegenüber den Kunden nicht nach, womit deren Kontingente für den potenziellen Gast in der Folge nicht buchbar sind. Eine Mehrzahl dieser Betriebe aktualisiert weder die momentan vakanten Kontingente, noch die Preise. Die Vermutung liegt nahe, dass diese 30% den Kanal lediglich zu Beginn einmal eingepflegt haben und sich seither nicht mehr um die Wartung gekümmert haben. 21% der Betriebe machen keine Kontingentangaben, 6% keine Preisangaben. Aus diesen drei Kategorien 68 5. Erfolgsmessung des elektronischen Vertriebssystems des TVO setzen sich die 150 Betriebe, welche nicht gepflegt und dadurch nicht buchbar sind, zusammen. Tabelle 4: Schätzungen über den aktuellen Pflegestand der Betriebe (eigene Darstellung, Datenbasis: TVO 2013) Wird diese Schätzung nun auf die Gesamtanzahl der 710 Betriebe hochgerechnet, sind lediglich 305 Betriebe gepflegt und buchbar. Die übrigen 405 Betriebe werden unvollständig gewartet und sind daher für den Gast auch nicht belegbar. Aktive Mitglieder sind somit nicht 20% aller Betriebe im Raum Ostbayern, sondern lediglich 9%. Dies wird auch deutlich, wenn ein Gast seine individuelle Suchanfrage startet (TVO 2013b). Um diesen Sachverhalt ebenfalls zu überprüfen wurden – im Zuge dieser Zielevaluierung – auf der Informations- und Reservierungsseite 12 Suchanfragen gestartet. Jedes Mal beinhaltete die Suchanfrage ein Doppelzimmer für die letzten Wochen in einem Monat im Zeitraum von Januar 2013 bis Dezember 2013. Die maximale Anzahl freier Unterkünfte konnte hierbei für die Zeit vom 25. März bis 31. März gefunden werden – nämlich 273. Abbildung 26 zeigt beispielsweise eine für den gesuchten Zeitraum vakante Unterkunft an. Hier sind die momentanen/aktuellen Kapazitäten und ein entsprechender Preis für 6 Übernachtungen für 2 Personen inklusive Frühstück offeriert. Weiterhin werden Informationen zu der Zimmerausstattung aufgeführt. In keinem anderen Monat – auch nicht zum Ende des Jahres – konnte eine Liste mit einer größeren Quantität an freien Unterkünften generiert werden. Zudem tauchten in den Listen mit freien Beherbergungsbetrieben bei den unterschiedlichen Suchanfragen oftmals identische Hotels auf, was die Vermutung nahe liegt, dass eine große Anzahl der übrigen nicht gepflegt wird und somit zu keinem Zeitraum verfügbar ist. 69 5. Erfolgsmessung des elektronischen Vertriebssystems des TVO Abbildung 26: Freies Hotel für die Suchanfrage vom 25.03.2013 - 31.03.2013 (TVO 2013b). Wie bereits angesprochen kommt es nicht nur auf die Anzahl der Betriebe im System an. Wird die Suchanfrage offener gehalten und „Reisedatum unbekannt“ ausgewählt, wird eine Liste von 662 verfügbaren Unterkünften angezeigt. Da hier das Reisedatum nicht eingegrenzt wurde, werden auch die Unterkünfte, welche ihre Kontingente nicht pflegen angezeigt. Wird das Produkt einer dieser Unterkünfte aufgerufen, ist dieses laut IRS allerdings an jedem Tag im Jahr 2013 restlos ausgebucht (siehe Abbildung 27). Bei einer telefonischen Anfrage ist dem allerdings nicht so. Auf die Nachfrage, weshalb dies im System des TVO nicht angezeigt wird, sprechen die Besitzer von Fehlern im System. Aus diesem Grund könnten freie Vakanzen nicht angezeigt werden. Festzuhalten bleibt, dass in dieser Ferienwohnung die nötigen Informationen nicht laufend aktualisiert werden. Eine Buchung von Seiten der Kunden ist resultierend daraus über diesem Weg also nicht möglich. Zu einem gleichen Resultat kommt es bei vielen weiteren gefundenen Treffern mit der Suchanfrage „Reisedatum unbekannt“. 70 5. Erfolgsmessung des elektronischen Vertriebssystems des TVO Abbildung 27: Suchanfrage mit unbekanntem Reisedatum (TVO 2013b) Festzuhalten bleibt, dass es eben nicht nur auf die Zahl der Betriebe ankommt, welche sich in diesem System angemeldet haben. Um ein vieles wichtiger ist die aktive Einbindung dieser Mitglieder. Betriebe, die sich zumindest schon einmal in dem System eingepflegt haben, sind mit dem Thema der online Buchung bereits vertraut. Die Bedeutung dieses Vermarktungskanals müsste diesem Segment bereits bekannt sein. Ziel darf es also nicht nur sein, Inhaber von Betriebe für den Bereich des online Vertriebs zu sensibilisieren und diese in das System einzupflegen In der Folge muss auch erreicht werden, dass diese Betriebe aktive Mitglieder bleiben und ihre Kontingente und Preise ständig auf dem einem aktuellen Stand halten. Ein weiteres Ziel im Bereich der aktiven Einbindung der Betriebe stellt die Anbindung weiterer Vertriebssysteme, beziehungsweise Internetplattformen dar. Dies impliziert nicht nur die Anbindung von lokalen Orts- und Landkreisseiten, sondern auch die Kooperation mit dritten Partnern. Hier spielen beispielsweise überregionale Onlineplattformen wie BestFewo eine große Rolle. Auch diese überregionalen Seiten sollen in Zukunft quantitativ zunehmen (vgl. Interview 2). So ist es das Ziel, dass sich sowohl weitere Seiten des öffentlichen Tourismus, als auch überregionale Onlineplattformen an das TOMAS Vertriebssystem des TVO anschließen und somit die Reichweite des Systems weiterhin auszubauen. Zum Untersuchungszeitpunkt im Januar 2013 sind bereits über 70 angeschlossene Orts- und Regionalseiten des öffentlichen Tourismus an das elektronische Vertriebssystem angeschlossen. Mit den Plattformen BestFewo, Holidayinsider, Casamundo, eDomizil, 71 5. Erfolgsmessung des elektronischen Vertriebssystems des TVO Bayern.by und Booking sind darüber hinaus eine Reihe von essentiellen/führenden externen Buchungsplattformen angeschlossen. Weiterhin können diese externen Buchungsplattformen wiederum auf eigene Partnernetzwerke zurückgreifen. Auch auf diesen Partnerseiten werden die Betriebe, welche ihre Kontingente im System des TVO eingeben, dargestellt. Das selbstgesetzte Ziel des TVO ist es hierbei also, die Anzahl angeschlossener Plattformen zu vergrößern. Dadurch, dass das Vertriebssystem eben auch als Channel Manager fungiert, kann die Reichweite der dargestellten Betriebe durch jede weitere Plattform, die zusätzlich angeschlossen wird, vergrößert werden. Dementsprechend wird das TOMAS Vertriebssystem für die Gastgeber mit jeder weiteren Plattform, die sich dem Netzwerk anschließt, attraktiver. Der Gastgeber und dessen Kontingente werden auf jeder dieser Plattformen zusätzlich sichtbar und können von Kunden in der Folge gebucht werden. Mit dem Schritt, weitere Plattformen anzuschließen und somit die Reichweite auszubauen, verfolgt der TVO in gewisser Weise nach wie vor das Ziel, weitere Betriebe dazu zu bewegen, in das online Buchungssystem einzutreten. Der Ausbau der Reichweite stellt somit eine treffende Strategie dar, den Gastgebern in der Region einen Eintritt so attraktiv wie möglich zu präsentieren. Insgesamt befindet sich das Vertriebssystem nach wie vor in der Anfangsphase. Werden die Jahre 2011 und 2012 miteinander verglichen, kann sowohl ein stetiger Anstieg der Betriebe, welche sich für die online Buchung entschieden haben, als auch ein Anstieg angeschlossener Vertriebsplattformen verzeichnet werden. Wie bereits in diesem Kapitel erörtert, müssen die Betriebe, welche sich einmal für das System entschieden haben, auch dazu gebracht werden, dieses in der Folgezeit aktiv zu pflegen. 5.3.2. Wirtschaftliche Tragfähigkeit Hier soll in der Evaluierungsphase nun der wirtschaftliche Aspekt betrachtet werden. Das Ziel hierbei ist es, dass sich das System in naher Zukunft kostendeckend tragen soll. Der Break Even Point soll erreicht werden (vgl. Interview 2). Wird der Kostenfaktor, welcher durch das Vertriebssystem entsteht, differenziert, setzt dieser sich aus den Systemkosten, den Personalkosten und den Vertriebskosten zusammen. Die Systemkosten sind lediglich bei der Einführung des selbigen im Jahre 2011 zu errichten gewesen. Diese Kosten betrugen 15.000€ und setzten sich aus der Parametrisierung, der Konzeption, der Projektleitung und der Konfiguration des Systems zusammen. Zudem wurden erste Schulungen vorgenommen. Die Personalkosten belaufen sich momentan auf 90.000€ brutto, was zwei Festanstellungen im TVO entspricht. Stellt sich der wirtschaftliche 72 5. Erfolgsmessung des elektronischen Vertriebssystems des TVO Erfolg – was eine Steigerung der Buchungszahlen und der buchbaren Betriebe impliziert – ein, steigen folgerichtig auch die Quantität der Festanstellungen und somit der Personalkosten. Zudem sind Vertriebskosten für das System zu entrichten. Diese setzen sich zum einen aus Hosting und Hotline Kosten in einer Höhe von 12.500€ zusammen. Zum anderen wird eine Transaktionsgebühr für jede einzelne Buchung fällig. Diese beträgt pro Buchung 3% des Gesamtpreises – maximal jedoch 1€ pro Buchung. Bei einem Gesamtpreis von über 33,33€ ist also eine Transaktionsgebühr von 1€ fällig. Bei jeder Buchung unter diesem Wert werden die Kosten in Höhe von 3% des jeweiligen Betrages fällig. Die Mindesttransaktionen betragen allerdings 7.500€ pro Jahr. Diese Summe muss zwangsläufig aufgebracht werden, auch wenn die Gesamtheit der Buchungen unter diesem Wert liegt. Werden mehr Buchungen getätigt, müssen die 7.500€ plus die jeweilige getätigte Summe mobilisiert werden. Wird also von Buchungen ausgegangen, welche den Betrag von 33,33€ überschreiten, müssen bis zu einer Buchungsanzahl von 7500 Stück die Mindesttransaktionskosten von 7.500€ getragen werden. Für jede Buchung, welche die Quantität von 7500 übertrifft, müssen weiterhin die aufgezeigten Transaktionsgebühren errichtet werden. Diese betragen wiederrum maximal 1€ pro Buchung. Im momentanen Entwicklungsstadium des Vertriebssystems ist dieser Punkt, ab welchem die Mindesttransaktionskosten überstiegen werden, noch nicht erreicht. Somit betrugen die gesamten Systemkosten für das Jahr 2012 insgesamt 110.000€ - zusammengesetzt aus 90.000€ Personalkosten, 7500€ Mindesttransaktionskosten und 12.500€ Hosting und Hotline. Im Jahr 2011 waren ebenfalls die Systemkosten in Höhe von 15.000€ einmalig aufzubringen, so dass die Gesamtkosten für das System 2011 125.000€ betrugen. Um damit wiederum auf das Ziel der Kostendeckung des Systems zurückzukommen, soll dieses spätestens nach drei Jahren realisiert werden (vgl. Interview 2). In der jetzigen Entwicklungsphase wird dieses Projekt des TVO von verschiedenen Co- Finanzierungsprogrammen bezuschusst. Soll also eine Kostendeckung erreicht werden, müssten zum jetzigen Zeitpunkt die anfallenden Kosten von 110.000€ durch Provisionszahlungen der Betriebe ausgeglichen werden. Sollte das System allerdings den erwünschten Erfolg erreichen, müssen zwangläufig weitere Stellen besetzt werden. Die Personalkosten – und somit die absoluten Systemkosten – würden ein weiteres Mal ansteigen. 73 5. Erfolgsmessung des elektronischen Vertriebssystems des TVO Werden nun die Provisionseinnahmen seit der Einführung des Systems betrachtet, kann hier ein gewaltiger prozentualer Anstieg festgestellt werden. Dies ist natürlich auch dem Fakt geschuldet, dass das System zu Beginn mit wenigen akquirierten Betrieben gestartet ist und sich diese Anzahl erst im Laufe der Zeit gesteigert hat – und sich weiterhin steigern wird. So konnten im Jahr 2012 65.180€ an Provisionsgeldern erzielt werden (siehe Tabelle 5). Insgesamt wurden 729.564€ umgesetzt. Werden diese Zahlen mit dem Anfangsjahr 2011 verglichen, kann bei den Umsatzzahlen eine Steigerung von über 580%- und bei den Provisionseinnahmen eine Steigerung von 492% festgestellt werden. Natürlich gingen im Jahr 2011 nur 10 Monaten in die Wertung ein. Nichtsdestotrotz ist ein Anstieg klar zu erkennen. Tabelle 5: Höhe der Umsätze und Provisionen seit der Einführung des Systems (eigene Darstellung, Datenbasis: TVO 2013). Der kontinuierliche Anstieg der Zahlen über die Jahreszeiten hinweg verfestigt diesen Trend. So sind die Einnahmen in den Wintermonaten 2012 höher als in den Sommermonaten 2011. Auch die kalten Monate im November und Dezember 2012 übersteigen die Zahlen des Frühjahrs 2012. Diese Tatsache spricht dafür, dass die Anzahl der Betriebe, welche über das Internet buchbar sind – und demzufolge auch die Buchungen und Umsätze – kontinuierlich Anstieg. Eine saisonale Schwankung ist hier noch nicht zu erkennen, vielmehr ein kontinuierlicher Anstieg. Wie bereits zuvor aufgezeigt, sind mittlerweile 710 Betriebe online, wobei Schätzungen zufolge lediglich 305 dieser Betriebe auch online buchbar sind. Trotz 74 5. Erfolgsmessung des elektronischen Vertriebssystems des TVO alledem ist ein steter Anstieg der Umsätze und Provisionen seit Beginn des Systems zweifelsohne zu erkennen. Der verfolgte Break Even Point ist mit einem Defizit von knapp 55.000€ allerdings bei weitem nicht erreicht. Um die wirtschaftliche Deckung des Systems zu erlangen, müssen die Provisionseinnahmen eben die Systemkosten decken. Um die Provisionseinnahmen zu erhöhen, muss in einem ersten Schritt, wie zuvor beschrieben, den Betrieben in der Region das Thema der online Buchung näher gebracht werden. Die Verantwortlichen in den Betrieben müssen also erkennen, wie wichtig die online Präsenz in der heutigen Zeit ist. Daraufhin muss ihnen das System und die kontinuierliche Pflege desselbigen erklärt werden. Zudem muss ebenfalls erreicht werden, dass die Betriebe ihre Kontingente nicht nur einmalig in das System schalten, sondern in der Folgezeit auch laufend aktualisieren und sich somit für den Kunden buchbar darstellen. Durch die Steigerung der Betriebe im System steigen zwangsläufig auch die damit generierten Buchungen – und somit die Provisionseinnahmen für den Verband. Wie gesagt, ist hierbei allerdings nicht die Steigerung der Betriebe, welche sich in das System einpflegen, von primärer Bedeutung. Viel wichtiger ist die Steigerung der aktiven Betriebe. Die Betriebe, welche sich lediglich anmelden und daraufhin ihre Daten nicht aktualisieren, können nicht gebucht werden und sind somit auch nicht von Bedeutung. Nach der Vorstellung momentaner Umsätze und Provisionen soll nun auf die absoluten Buchungszahlen, welche daraus resultieren, eingegangen werden. Auch hier wird ein Vergleich der Jahre 2011 und 2012 herangezogen. Im Jahr 2012 sind dabei knapp über 4000 Buchungen gemeldet (siehe Abbildung 28). Vergleicht man diese Zahl mit den 650 Buchungen im Jahr 2011, kann auch hinsichtlich dieses Bereiches der Anstieg von 615% als großer Erfolg verbucht werden. Anders als im Jahr 2011, als eine stetiger Anstieg der Buchungszahlen über das Jahr hinweg zu beobachten war, kann im Jahr 2012 bereits eine saisonale Schwankung ausgemacht werden. Das höhere Level der Buchungszahlen Ende des Jahres 2012 im Vergleich zu Beginn des Jahres spricht nach wie vor für eine Zunahme der Betriebe, die sich dem System im Laufe des Jahres angeschlossen haben. Die saisonale Schwankung zeigt allerdings, dass der prozentuale Anstieg nicht mehr das Niveau der Anfangszeit erreichen kann. Demnach konnte der kontinuierliche Anstieg der buchbaren Betriebe, und somit der Buchungen, die gegebene saisonale Schwankung ausgleichen. Im Jahr 2012 ist dies nicht mehr zwangsläufig der Fall. Zwar gleicht ein Anstieg weiterhin die Schwankungen während der Jahreszeiten beinahe aus, diese sind aber trotzdem sichtbar. 75 5. Erfolgsmessung des elektronischen Vertriebssystems des TVO 700 600 500 400 2011 300 2012 200 100 0 Abbildung 28: Absolute Buchungszahlen im Jahresverlauf 2011 und 2012 (eigene Darstellung, Datenbasis: TVO 2013). Mindestens ebenso bedeutsam wie die Frage bezüglich der Quantität der generierten Buchungen ist die Frage nach den Plattformen, über welche der Kunde seine Buchung abgewickelt hat. Dies ist natürlich primär über die internen Orts- und Regionalseiten des öffentlichen Tourismus möglich. Wie bereits erläutert, fungiert das System des TVO darüber hinaus als Channel Manger. So werden die Produkte der eigenen Betriebe auch auf den Seiten externer Vertriebsplattformen, wie Booking, Casamundo, oder Holidayinsider, angeboten. Zuletzt kann jeder Betrieb, der seine Kontingente in dem System pflegt und sich online buchbar darstellt, das Buchungstool auf der eigenen Homepage einbinden. In diesem Fall sind auch online Buchungen auf der eigenen Homepage möglich. Werden nun die Buchungsentwicklungen auf den internen Seiten, den externen Buchungsportalen und den betriebseigenen Homepages miteinander verglichen, fällt auf, dass die öffentlichen Regionalund Ortseiten die meisten Buchungen generieren konnten (siehe Abbildung 29). Gleichzeitig zeigt sich aber, dass die Bedeutung der externen Vertriebsplattformen verglichen mit den internen Seiten immer mehr zunimmt. Besonders in den Monaten seit Oktober 2012 können die externen Vertriebsplattformen beinahe identische Buchungszahlen wie die internen Plattformen generieren. Der Hauptgrund in dieser Entwicklung dürfte wohl der Tatsache geschuldet sein, dass die Anzahl der externen Buchungsplattformen, welche an das System angeschlossen werden, stetig zunimmt. 76 5. Erfolgsmessung des elektronischen Vertriebssystems des TVO 400 350 300 250 200 eigene Homepage 150 Vertriebspartner interne Seiten 100 50 0 Abbildung 29: Buchungen über die verschiedenen Vertriebskanäle im Jahresverlauf 2012 (eigene Darstellung, Datenbasis: TVO 2013). Dies manifestiert sich zusätzlich in der Tatsache, dass der zuvor aufgezeigte prozentuale Umsatzanstieg von 580% den Anstieg der Provisionseinnahmen von 492% bei weitem übersteigt. Dies ist dem Fakt geschuldet, dass der TVO bei Buchungen über externe Partnerplattformen lediglich einen Teil der 12%igen Provision einnimmt, da der Großteil an die externen Plattformen wie Booking, HRS und Co abgetreten wird (vgl. Interview 1). So hat der TVO mit den gewerblichen Plattformen verschiedene Kooperationsverträge, bei welchen unterschiedliche Provisionszahlungen vereinbart sind. Hier können teilweise 3% der Provision selbst behalten werden, manchmal muss allerdings auch der gesamte Satz abgegeben werden. So entspricht der Provisionssatz, den der TVO abgeben muss, der Stärke und Dominanz der jeweiligen Partnerplattform. Im Gegensatz dazu müssen auf den eigenen öffentlichen Seiten keine Provisionssätze abgegeben werden (vgl. Interview 1). Daher profitiert der Verband natürlich in einem größeren Ausmaß davon, wenn die Buchungen über die eigenen internen Buchungsplattformen generiert werden. Demgemäß sollte es auf jeden Fall ein weiteres Ziel darstellen, die eigene Webseite zu pushen, um auf dieser quantitativ höhere Buchungskontingente erzielen zu können. Eine weitere Folge besteht darin, dass Betriebe in der Region vermehrt auf das System aufmerksam gemacht werden. Kann die eigenen Vertriebsplattformen eine große Anzahl von Buchungen verzeichnen, so kann das System bei den Übernachtungsbetrieben punkten und der TVO hat ein weiteres Überzeugungskriterium. Je mehr Buchungen ein System über die eigenen Plattformen generieren kann, desto attraktiver erscheint es auch in den Augen der 77 5. Erfolgsmessung des elektronischen Vertriebssystems des TVO teilnehmenden Unternehmen. Dies kann in der Folge wiederrum dazu führen, dass ein Betrieb sich eher für das System entscheidet und seine Kontingente in diesem vermarktet. Nachdem Ausführungen hinsichtlich der Provisionszahlen, der generierten Buchungen und der unterschiedlichen Buchungsformen aufgezeigt wurde, soll nun der Blick auf den bereits erwähnten Kriterienkatalog geworfen werden. Um Übersichtlichkeit zu gewährleisten, wird dieser in Tabelle 6 ein weiteres Mal dargestellt. Die in der systematischen Literaturrecherche generierten Attribute wirken sich langfristig auf den wirtschaftlichen Erfolg eines IRS aus und beeinflussen diesen positiv. Werden nun die verschiedenen Faktoren betrachtet, kann festgestellt werden, dass bereits viele dieser Punkte in dem momentanen Stand des Systems vorzufinden sind. Tabelle 6: Evaluierte Kriterien (eigene Darstellung 2012). Das Erreichen einer kritischen Masse an Kunden ist durch den Fakt, dass das System des TVO als Channel Manager fungiert und die Kontingente angeschlossener Betriebe auf allen Partnerseiten ebenfalls buchbar sind, gegeben. So können die Produkte zweifelsohne von vielen Usern aufgerufen und gebucht werden. Theoretisch kann diese also eine ausreichende Masse an Buchungen generieren. Demzufolge ist auch der Bekanntheitsgrad gegeben. Potenzielle Gäste haben über zahlreiche interne und externe Plattformen die Möglichkeit, auf die angebotenen Produkte zurückzugreifen. Die Bekanntheit der großen externen Plattformen ist hierbei hinreichend gegeben. Nur die internen Plattformen können in ihrem Bekanntheitsgrad gesteigert und vom TVO gepuscht werden. Dies führt zum einen wiederum dazu, dass User vermehrt auf diese Seiten aufmerksam gemacht werden und über diesen Weg Buchungen abwickeln. In der Folge sind dann eben auch Betriebe eher dazu bereit, sich dem System anzuschließen, wenn dieses auf starke interne Seiten zurückgreifen kann. 78 5. Erfolgsmessung des elektronischen Vertriebssystems des TVO Wie bereits aufgezeigt, ist die Informations- und Preisgestaltung noch in vielen Fällen unzureichend. Viele Betriebe pflegen ihre eigenen Kontingente nicht. Oftmals werden die momentanen Vakanzen nicht aktualisiert, Informationen zu den Zimmern werden nicht ausgeschrieben, oder Preisangaben werden nicht offeriert. All dies führt zum einen dazu, dass der Betrieb nicht buchbar gemacht wird. Zudem wird der Sympathiewert des Systems infolgedessen negativ beeinflusst. Findet ein potenzieller Kunde bei seiner Suche lediglich Produkte von Betrieben, die ständig ausgebucht oder unzureichend deklariert sind, wird er diesen Anfrageschritt sicherlich nicht allzu oft wiederholen und auf andere Plattformen zurückgreifen. Angesichts dieser Sachlage herrscht also Handlungsbedarf. Die Leistungsträger müssen hierbei ihrer Informationspflicht dem Konsumenten gegenüber nachkommen Die Kontingente müssen aktualisiert und auf dem laufenden Stand gehalten werden. Informationen zu den Produkten – auch hinsichtlich des Preises – müssen mitgeteilt werden. Wie bereits die Schätzungen des TVO aufgezeigt haben, sind zum gegenwärtigen Zeitpunkt lediglich 47% der angeschlossenen Betriebe auch buchbar. Somit kommen über die Hälfte der Betriebe ihrer Aufklärungspflicht gegenüber den Kunden nicht nach. Diese aktuelle Situation ist nicht weiterhin tragbar und muss auf jeden Fall verbessert werden. Hier sollte der TVO Informationspflicht die angeschlossenen nachzukommen. Die Betriebe nachdrücklich momentane Situation ermuntern, ihrer beeinflusst den wirtschaftlichen Erfolg des Systems negativ. Nicht nur, weil nicht gepflegte Kontingente nicht gebucht werden können, sondern auch, weil Konsumenten auf zufriedenstellendere Buchungsmöglichkeiten zurückgreifen werden. Hinsichtlich des Kriterienkatalogs bezieht sich der Aspekt des Vertrauens und der Sicherheit auf die Zahlungsabwicklung. Diese ist hier selbstredend zufriedenstellend gelöst. Wie bei den meisten IRS bucht der Kunde sein Produkt direkt in diesem System, die Kosten dafür sind erst bei seiner Ankunft in dem jeweiligen Betrieb zu errichten. Erweitert man diesen Aspekt allerdings um die allgemeine Komponente, wird der Vertrauensaspekt durch die gerade eben beschriebene Situation wiederum negativ beeinflusst. Können Kunden lediglich auf eine Vielzahl von wenig bis gar nicht gepflegten Kontingenten zugreifen, wird das Vertrauen in die offerierten Betriebe sicherlich nicht steigen. Der Aufbau und die Struktur der einzelnen Seiten sind wiederum zufriedenstellend erfüllt. Aspekte wie eine kundengerechte Navigation, leicht zu verstehende Prozessschritte, das generelle Design und ansprechende Bilder der Betriebe – sofern sie aktualisiert und buchbar sind – sind gegeben. Die Seiten sind in mehreren Sprachen aufrufbar und somit auch für ausländische Gäste leicht zu bedienen. Aufgrund der Tatsache, dass die Betriebe auch auf großen externen Seiten mit internationalem Publikum offeriert werden, stellt dies eine unabdingbare Notwendigkeit dar. 79 5. Erfolgsmessung des elektronischen Vertriebssystems des TVO Die Betreuung bezieht sich in diesem Kriterienkatalog wiederum primär auf die Kundenseite. Diese ist hier natürlich ebenfalls anzutreffen. So hat der Kunde auf den jeweiligen Buchungsseiten die Möglichkeit via Telefon, Email, oder durch online bereitgestellte Formulare mit den Kundenberatern in Kontakt zu treten. So können den Konsumenten umgehend die notwenigen Fragen beantwortet werden. Auch wenn der Supportaspekt für die Betriebe betrachtet wird, ist dieser – wenn auch in einem kleinen Maß – anzutreffen. Wie bereits aufgezeigt, sind beim TVO momentan zwei Angestellte für das Projekt des elektronischen Vertriebssystems verantwortlich. Diese beiden Angestellten fungieren in ihrem Aufgabenspektrum als Kundenberater nach zwei Seiten. So können sich auch die Verantwortlichen der Betriebe mit Fragen hinsichtlich des Vertriebssystems telefonisch an diese Mitarbeiter wenden (vgl. Interview 2). Eigene individuelle Kundenbetreuer sind allerdings im TVO noch nicht etabliert, weil das System in seinem aktuellen Stand und auch der Vertrieb generell natürlich noch zu klein sind. Dementgegen haben große Buchungsplattformen wie HRS, oder Booking eigene Kundenbetreuer, welche auf die Hotels individuell zugehen, mit diesen reden und Verträge abschließen. In der Folge sind diese Betreuer auch bei Fragen für die Betriebe zu erreichen (vgl. Interview 1). So müssen die unterschiedlichen Betriebe in dieser Hinsicht eigentlich komplett an die Hand genommen werden, damit diesen besonders in der Anfangszeit individuell geholfen werden kann (vgl. Interview 12). In einer momentanen Form mit zwei für das Projekt verantwortlichen Personen ist dies selbstredend nicht durchführbar. Um eine größere Anzahl an Betriebe auch aktiv buchbar zu machen und diese individuell an die Hand nehmen zu können, wäre dies allerdings ein notwendiger Schritt. Zuletzt stellt sich noch die Frage hinsichtlich der Vernetzung des Systems im Internet. Eine erste Verlinkung ist hier bereits mit dem Fakt geschaffen, dass viele Partnernetzwerke und Plattformen an das elektronische Vertriebssystem des TVO angeschlossen sind. Die Linksetzung und Aufrufbarkeit ist also auch über die Plattformen hinweg durchführbar. Auch eine gute Linksetzung durch die verschiedenen social media Plattformen des Tourismusverbandes, aber auch der Homepages der Gastgeber ist gegeben. Auch das intelligente Setzen des Contents bewirkt eine Listung in den vorderen Bereichen von Suchmaschinen. Insgesamt kann der wirtschaftliche Erfolg zu seinem jetzigen Zeitpunkt als noch nicht erreicht angesehen werden, das Potenzial einer längerfristigen Konsolidierung ist allerdings möglich. Innerhalb eines Jahres konnten sowohl die Umsatzgenerierung als auch die daraus resultierenden Provisionsgewinne rapide gesteigert werden. So können bereits im ersten vollständigen Abrechnungsjahr knapp 60% der anfallenden Kosten für das System durch die Provisionseinnahmen abgedeckt werden. Die zukünftige Entwicklung hängt natürlich 80 5. Erfolgsmessung des elektronischen Vertriebssystems des TVO erheblich von den Betrieben ab, die sich für das System entscheiden. Je mehr Betriebe in der Zukunft buchbar sind, desto mehr Buchungen werden auch erzielt werden. Die Kundenanfragen für die Region sind sicherlich gegeben, lediglich das Angebot muss präsent gemacht werden. So müssen die Betriebe auch aktiv am Informationsprozess teilnehmen und ihre Produkte laufend auf dem aktuellen Stand halten. Implikationen für den TVO, wie sich die Bekanntheit und der Erfolg des Systems weiter verbessern können, und was vor allem von Seiten des TVO gemacht werden kann, um Betriebe dazu zu bringen, die eigenen Kontingente in das System einzupflegen, werden in Kapitel 6 aufgezeigt. Im Folgenden wird nun das Ziel der neuen Rollenfindung kurz angerissen. 5.3.3. Rollenfindung Mit der Rollenfindung wird eine bereits oftmals diskutierte Thematik aufgegriffen. Durch das sich mit dem Aufkommen des Internets verändernde Informations- und Buchungsverhalten der Konsumenten sind viele touristische Akteure in ihrer traditionellen Aufbau- und Funktionsweise auf lange Frist gesehen nicht mehr von Bedeutung. Dies gilt nicht nur für Tourismusorganisationen, sondern in erster Linie auch für Reisebüros und mit Abstrichen auch für Reiseveranstalter, welche sich durch eine gezielte Produktentwicklung immer an den aktuellen Bedürfnissen und Wünschen der Kunden orientieren. So sind durch diese Veränderungen viele langjährige Aufgabengebiete mittlerweile überholt und überflüssig geworden. So müssen sich auch Tourismusverbände von langjährigen Territorialaufgaben loslösen und vermehrt die Produkt- und Vermarktungsposition der Destination ausüben. So versucht auch der TVO eine neue Rolle zu finden und eine wichtige und funktionelle Aufgabe zu übernehmen. Diese Aufgabe hatte ein TV mit der Informations- und Interessensvertretung jahrelang erfolgreich inne. Mit der Entwicklung neuer Informationsund Kommunikationstechnologien – auch in Kombination mit der daraus resultierenden Veränderung im Kundensegment – ist dem Verband diese Rolle verloren gegangen. Somit befindet sich die traditionelle Tourismusorganisation momentan irgendwo im Niemandsland und versucht gegenwärtig eine neue Rolle auszuführen (vgl. Interview 1). Nach Bieger / Laesser / Beritelli (vgl. 2011, S. 18) dürfen Tourismusorganisationen aufgrund der aufgezeigten Sachlage allerdings nicht vorschnell zerstört oder transformiert werden. Trotzdem müssen die Organisationen auch in der Zukunft einen funktionellen Wert aufweisen, um auch ihre Notwendigkeit und damit ihre Existenz sichern zu können. Somit stellt sich wieder die Frage, welche Möglichkeiten einem TV damit offen stehen. Wie bereits angedeutet wurde, sind Tourismusverbände nach wie vor primär dafür da, Gäste von 81 5. Erfolgsmessung des elektronischen Vertriebssystems des TVO der eigenen Destination zu überzeugen und für eine Vorinspiration zu sorgen (vgl. Interview 3). Dieser Inspirationsaspekt mit der Bewerbung der eigenen Marke stellt somit eine legitime Aufgabe für die Zukunft dar. Einige Verbände sehen sich auch als Netzwerkakteure und versuchen für die Destination Kontakte in vielen Bereichen zu knüpfen, womit auch die Lobbyarbeit durchaus eine nützliche Funktion darstellt. Auch die Perspektive, lediglich als Dienstleistungsunternehmen tätig zu sein, kann eine zu verfolgende Strategie darstellen (vgl. Interview 1). Hier müssen verschiedene Dienstleistungen gefunden werden, welche die verschiedenen Leistungsträger in der Region beziehen möchten. Somit steigt der Verband wiederum in seiner Relevanz bei diesen und ist nur schwer zu ersetzen. Um ein weiteres Mal auf den nach Bieger / Laesser / Beritelli (vgl. 2011, S.13) beschriebenen „Marketingfunnel“ einzugehen ist die Priorisierung eines durchgehenden Marketings in der Zukunft von essentieller Bedeutung. Der Markt und seine sich verändernden Bedingungen müssen analysiert, die Produktentwicklung darauf ausgerichtet und die daraus resultierenden Produkte gezielt vermarktet werden. Auch dieser Schritt mündet ein weiteres Mal in der Inspiration der Kunden. Wird nun das Aufgabenspektrum des Tourismusverband Ostbayern betrachtet, schlägt dieser mit der Einführung des elektronischen Vertriebssystems den Weg in Richtung Vertrieb ein und versucht somit auch in der Zukunft eine Art Vertriebsfunktion auszufüllen. Natürlich spielt das Marketing nach wie vor eine dominante Rolle, aber durch die Vertriebsfunktion konnte eine weitere auszuführende Rolle gefunden und adaptiert werden. Wird das in Abbildung 24 aufgezeigte Zielsystem hinsichtlich des TOMAS IRS interpretiert, wird durch die Einführung der Vertriebsplattform auch das Ziel der Steigerung der Relevanz und Rollenfindung verfolgt. All dies fließt im Endeffekt mit dem Wunsch nach einer Existenzberechtigung zusammen Bieger / Laesser / Beritelli (vgl. 2011, S.18) sprechen von einem funktionellen Wert, den eine Organisation erfüllen muss, um die Existenz zu sichern und für die verschiedenen Akteure von Bedeutung zu sein. Dies ist das Ziel des TVO. Mit der Einführung des Systems und der Bindung möglichst vieler Betriebe an dieses stellt der Tourismusverband eine gewisse Dienstleistung den verschiedenen Leistungsträgern zur Verfügung. Dadurch, dass die verschiedenen Betriebe ihre Daten in das System einpflegen, steigt auch die Relevanz des Verbandes bei den Betrieben (vgl. Interview 1). Je mehr Betriebe in der Folge mit diesem System zufrieden sind und je mehr Betriebe sich für das System entscheiden, desto legitimer erscheint auch die Daseinsberechtigung des Verbandes. Das Vertriebssystem stellt selbstredend eine adäquate Möglichkeit für die Betriebe dar, ihre Produkte zu vertreiben. Der Verband fungiert lediglich als Dienstleister, welcher dieses System zur Verfügung stellt. Der Verband hat das Know - How, um den interessierten Betrieben bei der Einrichtung und weiteren Fragen unterstützend zur Seite zu 82 5. Erfolgsmessung des elektronischen Vertriebssystems des TVO stehen. Der Verband steigt somit in der Relevanz. In gewisser Weise sind die Betriebe auch vom Verband abhängig. Durch die individuelle Betreuung, welche die verschiedenen Leistungsträger benötigen, stellt er nicht nur eine Jobgarantie aus. Vielmehr müssen, sofern sich der Erfolg des Systems einstellt und weitere Betriebe sich diesem anschließen, weitere Arbeitskräfte eingestellt werden. Der Verband führt verschiedene Funktionen aus, welche seine Berechtigung auch in der Politik und vor den verantwortlichen Gremien rechtfertigt. Kurzum: der Verband weist durch die bereitgestellten Dienstleistungen einen funktionellen Wert auf. Natürlich muss sich ein jedes Unternehmen an die sich verändernden Bedürfnisse orientieren und seine eigenen Aufgabenprozesse darauf ausrichten. Es ist somit ein logischer Schritt, dass sich auch der TVO neuen Herausforderungen und Aufgaben stellt. Ein Unternehmen, welches auf seinen eigenen Aufgaben verharrt und keine Änderungen zulässt, wird längerfristig nicht überleben können. Auch außerhalb der touristischen Branche, ist dieser Schritt auch in jeder anderen Brache zu beobachten. Diesen Wechsel hat der Verband nun mit der Einführung des Systems vollzogen. Des Weiteren stellt es für die verschiedenen Betriebe, welche ihre Kontingente in das System einpflegen, natürlich in keiner Weise einen Nachteil dar. Die Darstellung der eigenen Produkte im Internet und die Buchbarkeit über verschiedene IRS stellt mit den heutigen Buchungstrends fast schon eine Grundvoraussetzung dar. Der Tourismusverband hilft den Betrieben dabei, diese Grundvoraussetzung in die Tat umzusetzen. Werden nun alle vorgestellten Faktoren voneinander getrennt – aber auch im Ganzen – bewertet, kann die Einführung des Systems durchaus als Erfolg evaluiert werden. Natürlich befindet sich das System nach wie vor in seiner Anfangsphase und natürlich müssen weitere Dinge verbessert und durchgeführt werden, um auch längerfristig von Erfolg sprechen zu können. Werden allerdings die Entwicklungen der Betriebe, welche sich dem System anschließen, die generierten Buchungen und die daraus resultierenden steigenden Umsatzund Provisionszahlen zensiert, so kann bereits in diesem Stadium durchaus von Erfolg gesprochen werden. Auch in der Zukunft muss versucht werden, viele Betriebe durch geeignete Strategien für die online Buchung zu sensibilisieren. Die Priorität muss allerdings darin liegen, diesen Betrieben auch klar zu machen, dass sie die eigenen Kontingente und Preise aktualisieren müssen. Wird dieser Schritt nicht vollzogen, haben alle vorhergegangenen Prozessschritte keine Wirkung und müssen als nichtig angesehen werden. 83 6. Handlungsempfehlungen und Ausblick: Langfristige Erfolgsaussichten 6. Handlungsempfehlungen und Ausblick: Langfristige Erfolgsaussichten Im Folgenden sollen nun noch einige Implikationen für den TVO gegeben werden, die einen längerfristigen Erfolg hinsichtlich des Vertriebssystems positiv beeinflussen können. Diese Darstellung wird hierbei in zwei separaten Teilen vorgenommen. Der erste Teil der Handlungsempfehlungen wurde hierbei aus den geführten Interviews mit den in der Region ansässigen Betrieben gezogen. Diese Empfehlungen beziehen sich größtenteils auf Aufklärungsarbeit und Maßnahmen, durch die das System weiteren Leistungsträgern näher gebracht werden kann. Der zweite Teil greift einige Handlungsempfehlungen auf, mit welchen die allgemein dargestellte Produktpallette im IRS für den Kunden attraktiver gestaltet werden kann. 6.1. Implikationen zur Anwerbung weiterer Betriebe Wird zuerst auf die Implikationen eingegangen, mit deren Hilfe weitere Betriebe von den Vorteilen des Systems überzeugt werden sollen, fällt ein weiteres Mal auf, dass die Kundenbetreuung in vielerlei unterschiedlichen Bereichen einen zentralen Punkt darstellt (siehe Abbildung 30). Abbildung 30: Darstellung der evaluierten Implikationen für den TVO (eigene Darstellung in MaxQDA 11 ® 2013). 84 6. Handlungsempfehlungen und Ausblick: Langfristige Erfolgsaussichten 6.1.1. Performance der eigenen Webseiten Auch die Performance der eigenen Webseite soll hier ein weiteres Mal als essentielle Handlungsempfehlung dargelegt werden. Zum einen können somit die eigenen Provisionssätze ein höheres Level erreichen, da diese nicht mit dritten Partnern geteilt werden müssen (vgl. Interview 2). Zum anderen sind die eigenen Webseiten auch aus Kundenperspektive ein zentrales Thema. Das eigene Buchungssystem steht und fällt mit den eigenen Webseiten (vgl. Interview 1). Wenn auf den eigenen Webseiten die Buchungsmaschine wirkungsvoll dargestellt werden und sich Buchungen über diese internen Seiten generieren lassen, dann werden die einzelnen Leistungsträger auch vermehrt dazu bereit sein, die eigenen Kontingente in das System einzupflegen. Für die Betriebe liegt ein zentraler Vorteil sicherlich im geringen Provisionssatz von 12% - verglichen mit anderen Buchungssystemen. Dieser Vorteil muss vom TVO auch ausgespielt und beworben werden. 6.1.2. Hemmnisse überwinden Weitere Handlungsempfehlungen stehen – wie bereits bei der Betrachtung des Zielsystems – in einem engen Zusammenhang zueinander. Wird das in Abbildung 29 dargestellte System analysiert, kann als eine große Handlungsempfehlung abgeleitet werden, dass zuerst die Hemmnisse, welche auf der Seite der Leistungsträger herrschen, überwunden werden müssen. Diese Hemmnisse können auf vielerlei Art und Weise bezwungen werden. In erster Linie muss in diesem Bereich eine enorme Aufklärungsarbeit geleistet werden. Der Verband muss auf die Betriebe zugehen, ihnen von der Existenz dieses IRS erzählen und den Nutzen und seine Bedienung erklären. „Ja gut, wer das halt ist. Dass da jemand auf mich zukommen würde und mir das sauber erklären würde. Das machst halt du jetzt, so richtig hab ich davon noch nichts gehört.“ (Interview 6). „Also wenn ich dazu was sagen darf, dann hat der Verband das offensichtlich versäumt das schnell und druckvoll durchzubringen“ (Interview 5). Auch wenn die Betriebe ihre Kontingente in das System eingepflegt haben, bleibt den Verantwortlichen oftmals nur die Möglichkeit auf familiäre Hilfe zurückzugreifen, da sie selbst nicht in der Lage sind, die anfallenden Herausforderungen zu meistern. Und ich habe Gott sei Dank einen Schwiegersohn, der das macht. Ich müsste da auch sagen: kann ich nicht (Interview 12). 85 6. Handlungsempfehlungen und Ausblick: Langfristige Erfolgsaussichten Meine Tochter hat sich das schon mal angeschaut, weil sie für mich eigentlich alles macht. Marketing und alles, was sich sonst so um das Hotel dreht. Und sie kennt das (Interview 8). Wissen sie: die Eigentümer haben oft mal nicht so viel Ahnung von diesen neuen Sachen. Und ich kann mir vorstellen, dass das im bayerischen Wald genauso abläuft (Interview 7). Diese Aussagen unterstreichen, wie viele Betriebe hinsichtlich dieses Themas auf sich alleine gestellt sind. Die eigene junge Verwandtschaft ist hierbei oftmals die einzige Anlaufstation, um mit der Kontingentpflege zurechtzukommen. Durch das Arbeiten zusammen mit den eigenen Kindern herrscht manchmal auch eine „learning by doing“ Mentalität vor. In diesem Szenario fungieren die eigenen Verwandten in einer gewissen Art als Kundenbetreuer. Hat allerdings keine Ansprechperson einen Wohnsitz in der unmittelbaren Nähe des Betriebs, sind die Verantwortlichen auf sich allein gestellt. Nun soll ein genauerer Blick auf die verschiedenen Hemmnisse geworfen werden, welche Betriebe davon abhalten, die eigenen Kontingente in das Vertriebssystem einzupflegen (siehe Abbildung 31). Werden diese einzelnen Gründe, die einen Betrieb davon abhalten eigene Kontingente online zu schalten, separat betrachtet, dann fällt auf, dass diese gesammelt dargestellt wiederum ein Zeichen der Unwissenheit darstellen. Die Hemmnisse „Hotel zum Verkauf“, „Keine Lust“, „Gleichgültigkeit“ und „Hotel als Nebenerwerb“ stellen allesamt gewissermaßen Ausreden dar, um sich mit diesem Bereich der online Buchung nicht länger beschäftigen zu müssen. Diese Ausreden münden wiederum in die Tatsache, dass bei den Betrieben, welche als Familienbetrieb von einer älteren Generation geführt werden, keine Kenntnis in diesem Bereich vorliegt. „Da habe ich mich einfach noch nicht genug damit beschäftigt. Aber ich bin zufrieden so, wie es jetzt ist“ (Interview 11). „Viele Fische verderben den Brei. So wissen wir was da ist. Und so werden wir dann auch gebucht. Wenn Leute über das Internet buchen, das machen wir nicht. Das möchten wir auch nicht“ (Interview 10). „Viele Betriebe laufen auch einfach nur noch nebenher“ (Interview 8). „Wir müssen jetzt wieder alles umstellen, wegen den ganzen Hotelplanern. Der da jetzt drin ist im Internet. Das musste wieder dazu gemacht werden. Und das tue ich mir nicht mehr an mit meinen 72 Jahren“ (Interview 9). 86 6. Handlungsempfehlungen und Ausblick: Langfristige Erfolgsaussichten Abbildung 31: Hemmnisse von Seiten der Leistungsträger (eigene Abbildung in MaxQDA 11 ® 2013). Diese Aussagen belegen des Weiteren das fortgeschrittene Alter, welche bei den Leistungsträgern in diesem Raum vorherrscht. Diese Generation ist ohne das Internet aufgewachsen und der Großteil hat sich auch nach dem Aufkommen dieses Mediums nicht damit beschäftigt. Diese Unwissenheit im online Bereich wird eben oftmals auch mit Gleichgültigkeit und der allgemeinen Zufriedenheit mit dem aktuellen Stand der Situation überspielt. Natürlich sind viele Betriebe tatsächlich mit der momentanen Situation zufrieden und betrachten das Hotelgewerbe als Nebenverdienst zur Rente. Sie stecken allerdings auch kein Geld in die Ausstattung der Zimmer, weshalb im ostbayerischen Raum oftmals auch vom Innovationsstau gesprochen wird. Dienlich für eine Entwicklung hinsichtlich der Tourismuszahlen, die eine Destination erzielen möchte, ist dieses Phänomen mit Sicherheit nicht. Die aufgezeigte Unwissenheit und die Gleichgültigkeit gegenüber diesem Thema mündet oftmals auch in der Angst, den Gast, der seine Kontingente über das Internet bucht, enttäuschen zu müssen. Oftmals kommt ein Gast mit anderen Erwartungen in ein Hotel in der Region, die der jeweilige Betrieb während des Aufenthaltes dann nicht erfüllen kann. Viele Verantwortliche gehen schlicht und ergreifend davon aus, dass das eigene Hotel für die Darstellung in einem IRS nicht geeignet ist. Zudem haben die Hotelbesitzer mit den Gästen, welche ihr Zimmer über das Internet buchen, vor der Anreise keinen Kontakt. Auch dieser 87 6. Handlungsempfehlungen und Ausblick: Langfristige Erfolgsaussichten Umstand ist für einige Mitarbeiter ein Grund, nicht auf die online Buchung zu setzen. Auch die Angst vor der Überbuchung kann in diesen Bereich eine Rolle spielen. „Sonst kriegen sie Anfragen, die sie gar nicht haben wollen. Oder Buchungen, die sie gar nicht haben wollen. Das ist mir alles schon passiert“ (Interview 12). „Die buchen einfach. Wir sehen die davor dann ja auch nicht. Die buchen, und dann kommen sie. Und wenn ihnen das nicht passt, dann haben wir das Problem“ (Interview 5). „Und für mich ist das was ganz was schlimmes, wenn ich dem Gast, immer wenn er bei mir anruft sagen muss: ich bin belegt, ich bin belegt. Das tut mir Leid“ (Interview 8). „Dann sind die Leute, die Ruhe suchen, bei uns nicht gut aufgehoben. Die sollen in den Wald gehen, in irgendein Hotel Waldfrieden oder so. Oder Waldruhe. Oder keine Ahnung. So ein Haus sind wir aber nicht“ (Interview 5). Auch diese Aussagen sprechen wiederum für die fehlende Kenntnis und Unwissenheit in diesem Bereich. So ist natürlich jedes Hotel für die Darstellung in einem IRS geeignet. Durch eine passende Bekanntmachung der Hotellage und der angebotenen Kontingente kann sich der Gast vor der Buchung über diese informieren. Somit wird auch nur der Gast angesprochen, welcher sich mit den angebotenen Produkten identifizieren kann. Aktive Betriebe, welche ihre Kontingentauslastung täglich und nach jeder erfolgreichen Buchung aktualisieren, sind von der Gefahr der Überbuchung geschützt. Und das Risikoschwieriger Gästen ist in diesem Gewerbe wohl eine zu ertragende. Vor diesen Gästen ist ein Betrieb allerdings in gleichem Maße betroffen, wenn der Gast telefonisch, über ein Reisebüro, oder über die örtliche Tourismusinformation ein Zimmer bucht. Einen letzten großen Bereich stellen die Aussagen über volle Kontingente und die allgemeine gute Lage des eigenen Betriebs dar. Dies betrifft größtenteils Hotels in den Städten, welche ihre Kontingente mit Pendlern und einmaligen Nächtigungen füllen können. Diese gute Lage und die vollen Kontingente scheinen die Ansicht zu bestätigen, dass für den eigenen Betrieb keine Notwendigkeit besteht, auf dieses neuartige Marketingtool zurückzugreifen. Oftmals wird damit argumentiert, dass der zu betreibende Aufwand in keiner Relation zum zu erwartenden Nutzen stehe. „Mehr brauch ich nicht. Weil wenn ich … Wissen sie warum? Ich hätte es schon gemacht, aber ich bin zu 98% ausgebucht. Das ganze Jahr“ (Interview 8). 88 6. Handlungsempfehlungen und Ausblick: Langfristige Erfolgsaussichten „Manchmal stehen mal Zimmer leer, aber das lohnt sich nicht diese Zimmer im Internet überall anzubieten. Da habe ich viel mehr Aufwand, nur um das eine Zimmer wegzukriegen“ (Interview 8). „Diese Woche bin ich bis auf 2 Tage restlos ausgebucht. Und da muss ich mich an solchen Sachen momentan noch gar nicht bedienen“ (Interview 4). Auch diese Aussagen implizieren ein weiteres Mal eine gewisse Unwissenheit, aber auch eine Art der Gleichgültigkeit. Natürlich kann ein Betrieb, welcher größtenteils ausgebucht ist, oder über keine hohe Anzahl an Bettenkontingenten verfügt, nicht viele Kontingente in ein IRS stellen und viele Buchungen erwarten. Die absolute Mehrheit von Hotels hat allerdings immer wieder einmal freie Kapazitäten, welche gefüllt werden können. Auch die Betriebe in der Region sprechen von vollen Kapazitäten, andererseits ist immer einmal wieder ein Zimmer frei. Und das IRS bietet hier eine gute Möglichkeit, diese Restkontingente zum Verkauf darzustellen. Mit der entsprechenden Freigabe von Kontingenten lassen sich nur die Zimmer zur Verfügung stellen, welche an den entsprechenden Tagen auch tatsächlich vakant sind. Sollten tatsächlich einmal alle Zimmer im Laufe eines Monats ausgebucht sein, ist das gut für den Betrieb und die entsprechende Unterkunft wird als belegt gekennzeichnet. Einen Nachteil wiederfährt dem entsprechenden Betrieb dadurch nicht, da ja lediglich für eine generierte Buchung Provisionskosten anfallen. Die Offerte selbst zieht keine weiteren Kosten nach sich. . Die dargestellten Hemmnisse in einem Betrieb bewirken, dass dieser in seiner jetzigen Situation nicht bereit ist – oder auch nicht in der Lage ist – seine eigenen Kontingente in das System einzupflegen. In einem ersten Schritt muss der TVO also versuchen, die verschiedenen Hemmnisse, welche in den Betrieben vorherrschen, zu überwinden. Hier muss Aufklärungsarbeit geleistet werden und der Unwissenheit in dem entsprechenden Gebiet entgegengewirkt werden. Viele weitere Betriebe wären sicherlich bereit, Kontingente in das System zu stellen, wenn ihnen die Existenz des Systems, die einzelnen Vorteile für den Betrieb und exakte Anleitungen zur Bedienung und Pflege der Kontingente erklärt werden würden. 6.1.3. Betreuung der einzelnen Betriebe Die Betreuung der einzelnen Betriebe ist nach der Überwindung der jeweiligen Hemmnisse als unverzichtbarer Folge-Schritt zu werten. Im Prozess der Betreuung sind die jeweiligen Betriebe prinzipiell dazu bereit, in der Zukunft die eigenen Kontingente online zu schalten – oder haben es bereits gemacht. Die Betriebe sind sich über die eigentlichen Vorteile, welche das System ihrer Meinung nach mit sich bringt, im Klaren (siehe Abbildung 32). Wenn in 89 6. Handlungsempfehlungen und Ausblick: Langfristige Erfolgsaussichten einem vorherigen Schritt den Hemmnissen entgegengewirkt wurde, müssen genau diese Betriebe in ihrer Folgezeit auch betreut und an die Hand genommen werden. Auf dieser Weise angeleitet, schätzen Betriebe in der Region durchaus die Präsenz im online Bereich.. Abbildung 32: Vorteile eines IRS aus der Sicht der Betriebe (eigene Darstellung in MaxQDA 11 ® 2013). „Also ich erwarte davon, dass wir weniger Arbeit haben. Dass es einfacher ist“ (Interview 5). „Wir haben 25 Zimmer und wenn man die alle vermarktet, ist das schon viel Arbeit. Ich kann mir schon vorstellen, dass mir das erleichtert“ (Interview 4). „Dass das ein bisschen zügiger geht, dass wir auch eine geringere Aufmerksamkeit an den Tag legen müssen. Also nicht hier den ganzen Tag 5 Mal gucken müssen, ob Mails oder ein Fax eingegangen ist“ (Interview 5). „Aber die Leute finden das im Internet auf solchen Seiten schon schneller“ (Interview 6). „Aber ich denke schon, dass sich das gut für uns entwickeln wird. Deswegen habe ich ja auch gesagt, dass ich das mache“ (Interview 12). Eine prinzipielle Vorstellung über die Annehmlichkeiten hinsichtlich des Systems und die Eventualitäten der Profitsteigerung – nicht nur aus wirtschaftlicher Perspektive betrachtet – sind also auf jeden Fall vorhanden. Oftmals herrscht hingegen lediglich eine geringe Vorahnung vor. Auch die notwendigen Fähigkeiten, das System angemessen bedienen zu können, werden sich selbst nicht zugesprochen. In der Folge sind viele Betriebe, auch wenn 90 6. Handlungsempfehlungen und Ausblick: Langfristige Erfolgsaussichten sie über die Chancen hinsichtlich der online Buchungen Bescheid wissen, nicht bereit, ihren eigenen Betrieb auf diese Schiene zu lenken. Selbstredend soll hier nicht der Eindruck werden, dass alle Betriebe in der Region im Bereich der online Buchbarkeit überfordert sind und sich nicht in der Lage sehen, die eigenen Kontingente zu verwalten. Ohne jeden Zweifel gibt es auch Unterkünfte, welche das IRS des Verbandes bereits in ihr tägliches Leben adaptiert haben, ihre Kontingente verwalten und ihre eigenen Gewinne dementsprechend daraus ziehen. Hierbei handelt es sich um die 305 aktiven Betriebe, welche in der Evaluation des Zielsystems oftmals angesprochen wurden. Hinsichtlich dieser Betriebe gibt es in dieser Sektion jedoch keine zwangsläufigen Implikationen aufzustellen, da diese bereits erfolgreich in das System adaptiert wurden. Aus diesem Grund wird dieser Bereich in diesem Kapitel auch nicht weiter aufgeführt. Vielmehr muss es das zukünftige Ziel sein, weitere Betriebe zu schulen. Werden hier noch einmal die verschiedenen Einstellungen und Auffassungen der Betriebe hinsichtlich der online Buchung und des IRS des Verbandes im Speziellen betrachtet, können unterschiedliche Segmente festgestellt werden: Wie in Punkt 6.1.2. dargestellt, gibt es viele Eigentümer und Verantwortliche in den Betrieben, die wenig bis gar keine Kenntnisse haben. Diese Unwissenheit drückt sich in Hemmnissen unterschiedlicher Art aus, die sie darin hindern, Bezug zu diesem Bereich aufzunehmen. Diese Barrieren müssen überwunden werden. Ob die Betriebe daraufhin bereit sind, ihre Zimmer online buchbar zu machen ist eine andere Frage. Schätzungsweise 305 Betriebe haben das System in ihr tägliches Marketing übernommen und nutzen das IRS, um ihre Kontingente zu vertreiben. Diese Gruppe stellt das zweite Segment dar. Viele weitere Betriebe haben ihre Kontingente bereits in das System eingetragen und sind theoretisch buchbar. Sie wurden bereits über die Vorteile des Systems aufgeklärt und haben diese auch angenommen. Aus unterschiedlichen Gründen – auch hier dürfte primär wieder die Unkenntnis mit dem Umgang des Systems den Ausschlag geben – werden allerdings die Kontingente in den Betrieben nicht gewartet und können somit von den Gästen auch nicht gebucht werden. Die letzte Gruppe hat die Vorteile und Möglichkeiten, welche dieses innovative Marketingtool mit sich bringt verstanden. Prinzipiell würde sich diese Gruppe auch dazu bereit erklären, die eigenen Kontingente in das System einzupflegen. Ähnlich den Betriebe, die sich zwar im System befinden, aber ihre Kontingenten nicht ausreichend aktualisieren, fühlt sich auch dieses Kundensegment nicht in der Lage, diesen Schritt auszuführen. Diese Unsicherheit hält einen Großteil der Betriebe davon ab, diese Methode zu verwenden. Insbesondere diese beiden Gruppen müssen durch eine passende Kundenbetreuung angesprochen und unterwiesen werden. 91 6. Handlungsempfehlungen und Ausblick: Langfristige Erfolgsaussichten „Aber wenn das von Vorteil ist, dann kann ich mir das schon vorstellen im nächsten Jahr. Eventuell eben im nächsten Jahr, aber da muss ich dann erst mal schauen“ (Interview 4). „Ja das weiß ich nicht. Das muss ich mir einmal anschauen und dann die Überlegung bei uns im Haus machen“ (Interview 5). „Also ich könnte mir das schon vorstellen zu nutzen, wenn es die gewissen Vorteile mit sich bringen würde“ (Interview 6). So gehen viele Betriebe mit einer Vorsicht an dieses Thema heran, um nichts falsch zu machen. Sicherlich herrscht hierbei bei einigen Personen auch eine gewisse Sorge , sich bei einem Dienstleister wie dem Tourismusverband Ostbayern sich der Unwissenheit zu entblößen. Genau an diesem Punkt hat der TVO allerdings anzusetzen. Die Unwissenheit und die Angst hinsichtlich dieses Themas müssen verringert werden. Hier müssen die verantwortlichen Personen durch individuelle Betreuung, durch Schulungen, durch Seminare und andere Hilfestellungen an die Hand genommen werden. Auch laut Aussagen des TVO sind bei einer Mehrheit der Betriebe in der Region im online Buchungsbereich so gut wie keine Kenntnisse vorhanden (vgl. Interview 2). Besonders bei kleinen Familienbetrieben ist diese Situation fraglos in den meisten Fällen anzutreffen. „Also eigentlich müssten die Vermieter komplett an die Hand genommen werden. Speziell für ihre Sachen. Dass da geholfen wird. Aber das ist unmöglich das zu machen“ (Interview 12). Exakt durch dieses Zitat lässt sich auch die allgemeine Problematik feststellen. Natürlich würde es den besten Erfolg erzielen, wenn jeder einzelne Betrieb auf eine individuelle Betreuungsperson zurückgreifen könnte. Für einen kleinen Verband, wie ihn der Tourismusverband Ostbayern darstellt, ist dies allerdings in seiner aktuellen Präsenz nicht möglich. Das niederländische IRS Unternehmen Booking beispielsweise betreut die eigenen Leute extrem gut/sorgfältig. Hier werden Supportangestellte zu den jeweiligen Betrieben geschickt, welche die Verantwortlichen in den Unterkünften bei allen notwendigen Fragen rund um die Datenpflege unterstützen (vgl. Interview 1). Hier können sich die Verantwortlichen eines Betriebs bei Fragen an die Supporthotline des Unternehmens wenden. Von Booking angestellte Kundenberater helfen daraufhin bei Fragen rund um das Thema der online Buchbarkeit. Im Endeffekt muss der Tourismusverband genauso verfahren, um die einzelnen Betriebe im System zu halten beziehungsweise um weitere Betriebe für das System zu akquirieren. Für den Tourismusverband in seiner jetzigen Größe ist dies allerdings nicht durchführbar. Momentan sind zwei Angestellte für den Bereich des elektronischen Vertriebssystems zuständig. Selbstredend sind diese Angestellten in ihrem Aufgabenbereich auch für die 92 6. Handlungsempfehlungen und Ausblick: Langfristige Erfolgsaussichten Betreuung der einzelnen Betriebe verantwortlich. Für die Unterkünfte stellen die Mitarbeiter des TVO einen persönlichen Ansprechpartner dar. Sie können telefonisch erreicht werden und sind wiederum für Fragen rund um das System für die Kunden da. Zudem wurde für die Gastgeber in der Region ein Informationsportal (www.bayern-reisen-service.de/infos-onlinebuchung/) eingerichtet. Auf dieser Seite können sich die Gastgeber über alle essentiellen Fragen hinsichtlich der Teilnahme am Buchungssystem informieren. Des Weiteren werden im Zuge des eFitness ® Projektes verschiedene Kurse rund um das Thema der Vermarktung über die neuen Medien angeboten. Hier gibt es Seminare und Schulungen zu verschiedenen online Themen, zur Erstellung von Internetauftritten für die einzelnen Beherbergungsbetriebe und verschiedene Analyse- und Beratungsangebote (vgl. TVO 2012). Wird die momentane Anzahl der involvierten Angestellten im Verband zu Grunde gelegt, können die Aktivitäten in der Betreuung und Schulung bereits als fortgeschritten angesehen werden. Insgesamt müsste aber hier ein deutlich höheres Niveau erzielt werden. Wie in dieser Passage beschrieben, müssen die einzelnen Unterkunftsbetriebe in unterschiedlichen Arbeitsschritten an die Hand genommen werden. Vielen Betrieben muss der allgemeine Sinn der online Buchbarkeit erklärt werden. Hemmnisse und Ängste hinsichtlich dieses Themas müssen aus dem Weg geschafft werden/abgebaut werden. Die Vorteile, welche ein Buchungstool dieser Art mit sich bringt, müssen den Betrieben präsentiert werden. Insgesamt muss den Unterkunftsbetreibern die allgemeine Relevanz aufgezeigt werden. Und auch wenn die Aufklärungsarbeit erfolgreich geleistet wurde, müssen die Betriebe in der Folgezeit ständig betreut werden. Die die Kontingenteingabe, die Kontingentfreigabe und die sich immer wieder wiederholende Datenpflege müssen hier erst erlernt werden. Dies kann einen längeren Prozess darstellen. Um all diese Aufklärungs- Beratungs- und Schulungsmaßnahmen für jeden Betrieb zufriedenstellend anbieten zu können, reichen zwei Mitarbeiter in diesem Segment nicht aus. 6.2. Kooperation, Innovation und Qualität für eine attraktivere Produktbreite Das Eingehen von Kooperationen zwischen verschiedenen Unternehmen wird als „… freiwillige Form der Zusammenarbeit zwischen zwei oder mehr rechtlich und wirtschaftlich weitgehend selbstständigen Unternehmen, bei der zum Zweck einer besseren Zielerreichung der Beteiligten bestimmte Funktionen realisiert werden“ (Balling 1997, S. 8), angesehen. Die Zielsetzungen einer Kooperation als Unternehmensstrategie können hierbei verschiedenartiger Natur sein: mit Hilfe mehrerer beteiligter Unternehmen lassen sich viele neue Ideen generieren und die Prozessentwicklungen werden oftmals vereinfacht. Zudem lässt sich nach außen hin die Unternehmensposition verstärkt darstellen, da sie ein breiteres Spektrum abdeckt (vgl. Bär 2006. S. 63). 93 6. Handlungsempfehlungen und Ausblick: Langfristige Erfolgsaussichten Eine Optimierung der Außendarstellung der Plattform sollte das primär zu verfolgendes Ziel sein. Die Kooperation mit anderen Leistungsträgern ist hierbei eine gute Strategie, um auf ein breiteres Produktspektrum zurückgreifen zu können. Da der Kunde in der heutigen Zeit immer leichter auf eine quantitativ höhere Anzahl an Informationsquellen zugreifen kann, erwartet dieser für sein Geld, dass seine Erwartungen auch erfüllt werden. Zudem gibt es eine immer größere Anzahl von Leistungsträgern, welche sich im direkten Konkurrenzkampf um die Gunst der Konsumenten befinden. Durch diesen gewachsenen Wettbewerb hat eine Verschiebung vom Produzenten hin zum Konsumentenmarkt zweifellos stattgefunden (vgl. Pfohl 2001, S. 65). Angesichts dieses enormen Konkurrenzdrucks werden auch Innovationen immer wichtiger – jedoch müssen auch diese Innovationen innovativ sein (vgl. Schützinger 2005, S. 399). Das Eingehen von erfolgreichen Kooperationen zwischen unterschiedlichen Unternehmen kann also durchaus auch als Innovationsstrategie aufgefasst werden. Durch das Schaffen Innovationen kann dem Gast eben eine bessere Produktqualität angeboten werden. Nicht ohne Grund spricht auch Müller (vgl. 2005, S. 403ff) von Qualität, die durch Innovation erlangt wird, aber gleichzeitig von einer Innovation durch die Schaffung besserer Qualität. Die Hauptstrategien in den Bereichen Kooperation, Qualität und Innovation, welche alle zu einer verbesserten Außendarstellung und damit einer gesteigerten Wertigkeit im Konkurrenzkampf führen, sind in gewisser Weise auch voneinander abhängig und beeinflussen sich. Generell kann von verschiedenen Kooperationsformen gesprochen werden (vgl. Pechlaner 2003, S. 85ff). So wird zum Beispiel zwischen vertikaler und horizontaler Kooperation unterschieden. Bei einer vertikalen Kooperation schließen sich Akteure entlang der touristischen Wertekette zusammen, während sich bei einer horizontalen Kooperation Akteure der gleichen Produktionsebene vereinigen. Bei diagonalen Kooperationen schließen sich Akteure unterschiedlicher Branchen zusammen (siehe Abbildung 33). Die Ziele stimmen allerdings bei allen Kooperationsarten überein. Durch eine breitere Produktvielfalt kann sich die/eine Destination auf dem Markt breiter aufstellen und wird für den Touristen attraktiver. Abbildung 33: Dienstleistungskette im Tourismus (eigene Darstellung, nach Bieger / Beritelli 2012, S.59). Wird nun das IRS der Hamburg Tourismus GmbH als Benchmark zur Betrachtung herangezogen, kann hierbei von einer vertikalen Kooperationsform als Strategie gesprochen werden (vgl. Hamburg Tourismus 2013). Durch Kooperationen zwischen unterschiedlichen Betrieben entlang der Wertekette kann auf der Plattform für den Kunden ein breiteres – und 94 6. Handlungsempfehlungen und Ausblick: Langfristige Erfolgsaussichten somit für ein Teilsegment aller Reisenden auch ein attraktiveres – Produkt angeboten werden (siehe Abbildung 34). So können auf der Seite natürlich weiterhin auch touristische Einzelbausteine wie Übernachtungen in den verschiedenen Hotels, verschiedene Anreisemöglichkeiten oder Tickets für Musicals oder sonstige Attraktionsprogramme gebucht werden. Darüber hinaus werden allerdings – als Resultat der eingegangenen Kooperationen – touristische Packages zur Verfügung gestellt. Diese Packages beinhalten hierbei Leistungen der unterschiedlichen Unternehmungen, welche Teil der eingegangenen Kooperationen sind. Größtenteils handelt es sich hierbei um Reiseleistungen, welche die Anund Abfahrt, die Übernachtung, den Transport innerhalb der Destination, unterschiedliche Aktivitäten und die Unterhaltungsgestaltung betreffen. Abbildung 34: Angebotene Produktpalette in Hamburg (Hamburg Tourism 2013). Aufgrund dieser eingegangenen Kooperationen lassen sich also für den Gast verschiedene Pakete, die unterschiedliche Leistungen entlang der Wertekette beinhalten, zur Verfügung stellen. Die Hamburg Tourismus GmbH fungiert hier also in gewisser Weise als Reiseveranstalter und bietet die unterschiedlichen Teilleistungen als ein Sammelpaket an. Für den interessierten Kunden bedeutet dies, ähnlich wie bei einer Beanspruchung einer Pauschalreise, weniger Aufwand bei der Buchung der eigenen Reise. Ich musste mich um nichts kümmern! Feines Hotel, ICE Anreise, super Musical – und das zu einen Spitzenpreis. Da merkt man, daß hier echte Hamburg Spezialisten am Werk sind“ (Zufriedene Kundin – Hamburg Tourismus). Werden hier nun die unterschiedlichen angebotenen Packages betrachtet, fällt auf, dass diese größtenteils Kernthematiken beinhalten, für welche Hamburg typisch ist (siehe Abbildung 35). Beispielsweise wird eine Übernachtung in einem Hotel zusammen mit dem 95 6. Handlungsempfehlungen und Ausblick: Langfristige Erfolgsaussichten Eintritt für das Musical König der Löwen angeboten. Zudem ist eine Hamburg Card, mit welcher die freie Fahrt mit Bus und Bahn und eine Ermäßigung bei weiteren Partnerunternehmen gewährleistet werden, angeboten. Abbildung 35: Angebotenes Reisepaket in Hamburg (Hamburg Tourism 2013). Bei einem weiteren Reisepaket wird zusammen mit der zweimalige Übernachtung in einem Hotel ein dreistündiger Segeltörn angeboten (siehe Abbildung 36). Zudem beinhaltet das Package die Verpflegung an Bord während des gesamten Törns. So stellt die Thematik rund um die See und Schifffahrt eine absolute Kernkompetenz in der Stadt Hamburg dar. Viele Personen verbinden die Destinationsregion Hamburg mit diesen Highlights. Mit der Bereitstellung eines solchen Produktes gelingt es der Destination, eine breite Interessentengruppe anzusprechen und für eine Inanspruchnahme dieses Angebotes zu begeistern. Die Hamburg Tourismus GmbH geht hier also nicht nur willkürlich Kooperationen ein, um ein breiteres Produkt anbieten zu können, sondern achtet gezielt darauf, mit den eingegangenen Kooperationen genau diese Reiseleistungen, welche der Gast mit der Destination Hamburg in Verbindung bringt, anzubieten. Ziel muss also sein, die jeweiligen Kernkompetenzen und Alleinstellungsmerkale einer Destination in die verschiedenen Produktpakete zu integrieren. 96 6. Handlungsempfehlungen und Ausblick: Langfristige Erfolgsaussichten Abbildung 36: Angebotenes Reiseprodukt in Hamburg (Hamburg Tourism 2013). Will ein interessierter User nun dieses Reisepaket in Anspruch nehmen und buchen, hat er auch hier wieder die Wahl zwischen unterschiedlichen Hotels (siehe Abbildung 37). Auch bei den unterschiedlichen Reisepaketen werden dem Kunden wieder alle vakanten Hotels, die sich für die Darstellung der eigenen Kontingente im IRS entschieden haben, angeboten. Der Gesamtpreis des Gesamtpakets hängt im Anschluss natürlich von der gewählten Unterkunftsart ab. Der „ab Preis“ bei der Offerte des jeweiligen Packages entspricht hierbei dem günstigsten Hotel. Abbildung 37: Liste der zur Verfügung stehenden Unterkünfte (Hamburg Tourism 2013). Anders als auf der Tourismus Seite der Destination Hamburg, wird auf den internen Vertriebsseiten des Tourismusverband Ostbayern mit der Buchung von vakanten Unterkünften lediglich eine touristische Einzelleistung angeboten. Ähnlich wie in Hamburg hat allerdings auch der TVO die Chance, durch die Zusammenarbeit mit weiteren 97 6. Handlungsempfehlungen und Ausblick: Langfristige Erfolgsaussichten Dienstleistern Packages zu offerieren. Hier würde zum einen die Relevanz des Verbandes weiter steigen, zum anderen könnten für den Kunden aber auch attraktivere Angebote geschnürt werden. Dabei können Leistungsträger der Transportbranche, verschiedene Restaurants aber auch verschiedene Unterhaltungs- und Attraktionspunkte mit in das Angebot aufgenommen werden. Ähnlich wie in Hamburg muss bei diesem Schritt unbedingt darauf geachtet werden, dass diese Kooperationen nicht willkürlich geschlossen werden und in der Folge in ein beliebiges Package Angebot münden. Noch vor der Schließung einzelner Kooperationen mit den verschiedenen Leistungsträgern muss sich der TVO der Kernkompetenzen und Kernprodukte, für welche die Region Ostbayern steht, bewusst werden. Diese beiden Schritte sind mit dem Werte- und Themenbereich des Prozesses der strategischen Produktentwicklung gleichzusetzen (siehe Abbildung 38). In einem ersten Schritt müssen hier also Werte, die für die Region stehen und die sie einzigartig machen, identifiziert und isoliert werden. Darauf müssen die Themen, an denen auch der Kunde die Region erkennt, evaluiert werden. Erst im Anschluss können auf Basis dieser Werte und Themen passende Produkte für die Region entwickelt werden. Abbildung 38: Prozess der strategischen Produktentwicklung (Pechlaner / Fischer / Hammann 2009, S. 13). Wird nun versucht, erste Kernprodukte und Themen zu finden, die für die Region Ostbayern typisch sind, können zum einen die Kultur und die Stadt genannt werden. Der Städte- und Kulturtourismus ist in Bayern, und in der Tourismusbrache allgemein, am boomen (vgl. Hopfinger 2007, S. 53 / S.103). Dieser Kultur- und Städtetourismus ist besonders in den Städten Regensburg, Landshut und Passau zweifelsohne zu realisieren. Alle Städte 98 6. Handlungsempfehlungen und Ausblick: Langfristige Erfolgsaussichten verfügen über eine über die Grenzen Bayerns hinaus bekannte große und malerische Altstadt. Verschiede Attraktionspunkte in der Stadt, wie der Dom in Regensburg oder der Backsteinturm in Landshut, bilden charakteristische Akzente dieser Städte. Somit können verschiedene Stadttouren und Eintritte für Kirchen, Museen und sonstige touristisch relevante Bauwerke in das angebotene Produkt im IRS aufgenommen werden. Bei Rundfahrten in der Region ist darüber hinaus die Einbindung verschiedener Transportmöglichkeiten im Package essentiell. Restaurant- und Shoppingbesuche würden eine Städtereise abrunden. Auch der Wellness- und Gesundheitstourismus haben in den letzten Jahren eine starke Entwicklung erfahren und zählen mittlerweile zu den beliebtesten Reisemotiven von Urlaubern (vgl. Steinbach 2007, S. 177ff). Besonders die Gruppe der Best Ager wird in diesem Bereich angesprochen. Wie bereits in der Arbeit aufgezeigt wurde, können Wellness und Gesundheit mit den unterschiedlichen Thermenlandschaften, Heilbädern und Kurorten zweifellos als Kernprodukt im Raum Ostbayern festgemacht werden. Besonders das bayerische Golf- und Thermenland steht für Gesundheit, Wellness und Erholung. Eine Kooperation mit den verschiedenen Thermenlandschaften, Wellnesszentren, aber auch mit Golfclubs und -anlagen können hier zweifelsohne eingegangen werden. Im Winter zählen sicherlich auch alle Ski- und Snowboardaktivitäten zu den Kernprodukten im ostbayerischen Raum. Hier spielt besonders der bayerische Wald eine wichtige Rolle. So können Kooperationen mit unterschiedlichen Skigebieten geschlossen werden und in der Folge Skipässe, Unterkünfte direkt am Hang, aber auch Verpflegungen während des Aufenthaltes angeboten werden. Auch die Verknüpfung mit dem Wellness- und Gesundheitsaspekt spielt im Winter eine wichtige Rolle. Im Sommer können die Outdooraktivitäten auf das Wandern und Radfahren übertragen werden. Auch hier bietet sich die Möglichkeit, Zusammenarbeiten mit diversen Partnern im Verleih-, Ausrüstungs- und Guidesektor einzugehen. Insgesamt können also zahlreiche Themen für den Raum Ostbayern gefunden werden. Eine Kooperation hinsichtlich dieser Kernprodukte wird sicherlich der Attraktivität der angebotenen Produkte dienlich sein. Natürlich soll hierbei auch nicht das Ziel sein, die Produktbreite einer Destination wie Hamburg zu übertreffen. Als Benchmark, um selbst einige attraktive touristische Pakete anbieten zu können, lässt sich die Destination Hamburg allerdings gut verwenden. 99 6. Handlungsempfehlungen und Ausblick: Langfristige Erfolgsaussichten 6.3. Fazit, Restriktionen und Ausblick Ziel der vorliegenden Masterarbeit war es zum einen, die Aufgabenänderung der an den unterschiedlichen Distributionsprozessen involvierten Akteure aufzuzeigen. Eine fortlaufende Existenzberechtigung, die durch funktionelle Dienstleistungen für die unterschiedlichen Akteure erreicht wird, kann nur durch permanente innovative Geschäftsprozesse garantiert werden. Nur durch weitreichende Veränderungen im eigenen Aufgabenbereich und der Adaption des Internets in die eigene Unternehmensphilosophie kann sich hier eine Steigerung der Relevanz generieren lassen. Ein weiteres Ziel dieser Arbeit stellte die Evaluierung des Projektes der online Buchung dar. Die Einführung der online Buchung – und somit die Adaption der Vertriebsfunktion des TVO – kann hierbei zweifelsohne als eine weitreichende Veränderung des eigenen Aufgabenbereiches gewertet werden. Dieses Fallbeispiel kann deshalb exemplarisch für die sich vollziehenden Veränderungen in den unterschiedlichen Distributionsprozessen angesehen werden. Für den TVO bedeutet die Einführung des Systems eine Steigerung der eigenen Relevanz im allgemeinen Kontext und die daraus folgende Existenzberechtigung. Die aufgezeigten Implikationen sollen die langfristigen Erfolgschancen des Projektes – auch im Hinblick auf die Erfüllung der eigens deklarierten Ziele – garantieren. Im Laufe der Arbeit wurden einige Einschränkungen im Hinblick auf die Validität und Objektivität der Ergebnisse gemacht, welche zum Teil freiwillig, zum anderen Teil aber auch zwangsläufig hingenommen werden mussten. Die Interviewpartner mit beteiligten Personen zur IRS Thematik, aber auch die Interviews mit verschiedenen Betrieben in der Region wurden allesamt nicht zufällig, sondern willkürlich ausgewählt. Die Auswahl der Interviewpartner erfolgte zumeist hinsichtlich terminlicher und räumlicher Überschneidung. Für zukünftige Studien, auch im Hinblick auf eine genauere Reliabilität der Ergebnisse, sollte eine zufällige Auswahl der Interviewpartner präferiert werden. Diese zufällige Auswahl von Gesprächspartner kann wiederum durch verschiedene methodische Verfahren erzielt werden. Ein breiteres Ergebnisspektrum wäre sicherlich bei einem Einbezug der Nachfrageseite in die empirische Untersuchung zu erwarten gewesen. In der praktischen Untersuchung wurde aus Zeitgründen lediglich auf die Angebotsseite eingegangen. Hierbei konnte evaluiert werden, inwieweit Betriebe Kenntnisse hinsichtlich der IRS Thematik aufweisen, welche Erfahrungen sie in diesem Bereich selbst haben und in welchem Umfang sie die online Buchung in ihrem eigenen Betrieb nutzen. Ebenfalls interessant wäre sicherlich die Betrachtung der Kundensicht. Hier hätten ebenfalls Ergebnisse hinsichtlich des aktuell präferierten Buchungsverhaltens, des individuellen Buchungsablaufes, aber auch die 100 6. Handlungsempfehlungen und Ausblick: Langfristige Erfolgsaussichten Wünsche der Kunden in Bezug auf ein Buchungsportal in Erfahrung gebracht werden können. Aus diesen Ergebnissen hätten in der Folge wiederum Implikationen hinsichtlich des Aufbaus der Seite, der angebotenen Betreuung und sonstiger Bausteine erstellt werden können. Eine Betrachtung der Angebots- und der Kundenseite hätte allerdings sowohl den zeitlichen, als auch den inhaltlichen Rahmen dieser Arbeit überstrapaziert. Somit musste der Betrachtungsschwerpunkt auf eine Partei gelegt werden. Die Analyse der Kundenseite bleibt jedoch ein Forschungsdesiderat für das Thema Tourismusentwicklung. Das Auswertungstool MaxQDA ® ist für Analyse- und Interpretationsaufgaben in der qualitativen Forschung sicherlich ein geeignetes Instrument. Durch das Codieren der einzelnen Interviewpassagen und durch die Zuordnung dieser in die verschiedenen Codes und Subcodes lässt sich eine gewisse Objektivität der Ergebnisse realisieren. Nach der Zuordnung der einzelnen Textpassagen können bei den unterschiedlichen Auswertungstools die Ergebnisse nur noch bedingt beeinflusst werden, da das Datenmaterial bereits in seinem Endstadion vorliegt. Einer inhaltlichen Interpretation durch den Forscher kann somit also größtenteils entgegengewirkt werden. Ein gewisser subjektiver Einfluss bleibt allerdings nichtsdestotrotz bestehen. In erster Linie bei der Benennung der einzelnen Codes, denen im Anschluss die jeweiligen Textpassagen zugeordnet werden, kann der Forscher erheblichen Einfluss nehmen. Größtenteils kann der ungerechtfertigten Subjektivität durch den Einbezug dieser Analysesoftware zufriedenstellend entgegengewirkt werden. Für zukünftige Forschungen können in dem Programm über die verwendeten Auswertungstools „retrieval tool für Codings ®“ und „MaxMAPS ®“ noch weitere Auswertungs- und Interpretationsverfahren hinzugezogen werden. Mit der Auswertungssoftware GABEK ® lassen sich die Ergebnisse und dessen Zusammenhänge noch genauer identifizieren. Für die vorliegende Arbeit – bei der bei der Evaluierung der Ziele größtenteils auf die Analyse des verfügbaren Datenmaterials zurückgegriffen wurde – wäre dieser Schritt allerdings unnötig gewesen. Zuletzt kann die relativ kurze Zeit zwischen der Einführung des TOMAS Buchungssystem und der Erstellung dieser Arbeit angemerkt werden. Das System wurde mit einem Pilotprojekt im März 2011 in Bad Birnbach ins Leben gerufen. Die Erfolgsmessung hinsichtlich der evaluierten Ziele mit seinen Zukunftsprognosen wurde im Dezember 2012 und Januar 2013 vorgenommen. Bei der momentanen Erfolgsmessung kann hierbei also auf eine Existenz des Systems von nicht einmal zwei Jahren zurückgeblickt werden. Die Evaluierung des Projektes wurde also innerhalb dieses Zeitraumes vorgenommen. Inwiefern sich diese kurzfristige Entwicklung auch auf lange Frist gesehen halten kann, kann in dieser Arbeit nur auf Vermutungen basierend interpretiert/geschätzt werden. Zum jetzigen Zeitpunkt der Entwicklung, bei welchen noch nicht der Break Even Point erreicht ist, kann von einer 101 6. Handlungsempfehlungen und Ausblick: Langfristige Erfolgsaussichten weiteren Wachstumsperiode der online Buchung ausgegangen werden. Eine weitere Erfolgsevaluierung des Systems in fünf bis zehn Jahren wäre sicherlich ein spannendes Forschungsthema. 102 Literaturverzeichnis Literaturverzeichnis Adam, Richard (2006): Kernkompetenzen als Grundlage für integrierte Standortstrategien – ein Modell für Bayern am Beispiel Tourismus, in: Pechlaner, Harald / Fischer, Elisabeth / Hammann, – Eva Maria (Hrsg.): Standortwettbewerb und Tourismus. Regionale Erfolgsstrategien, Berlin, S. 117 – 126. Adjouri, Nicholas / Büttner, Tobias (2008): Marken auf Reisen. 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XX Eidesstattliche Versicherung Eidesstattliche Versicherung Hiermit versichere ich an Eides statt, dass ich die vorliegende Arbeit selbstständig und ohne fremdes Einwirken verfasst habe. Lediglich die in der Arbeit angegebenen Hilfsmittel wurden während der Verfassung herangezogen. Sämtliche Stellen der Arbeit, welche in ihrem Wortlaut oder Sinn anderen Arbeiten entnommen wurden, sind im Text und im Literaturverzeichnis kenntlich gemacht. Ich bin mir bewusst, dass eine unwahre Behauptung rechtliche Folgen haben wird. Eichstätt, 20. März 2013 ___________________ Andreas Zilker XXI Anhang Anhang Anhang 1: Ergebnisliste der systematischen Literaturrecherche: Autor Bigne / Aldas / Luisa Titel B2B services: IT adoption in travel agency supply chains Antecedent of perceived playfulness: an exploratory study on users acceptance of general information-searching Web sites Use of Problematic Integration Theory in Destination Online Promotional Activities: The Case of Australia.com in the United States Market Assessing the consumer's choice of purchase channel in the tourism sector: Evidence from Spain Perceptions of marketing managers of the effectiveness of the internet Salesperson roles: area online retailers meeting customer expectations? Web-based national tourism promotion in the Mediterranean area Website Development and Evaluations in Tourism: A Retrospective Analysis Online airface reservation system: a study of Asian based and north American based travel web sites Jahr 2008 Lee / Morrison A comparative study of web site performance 2010 Lee / Cai / O'Leary WWW.Branding.States.US: An analysis of brandbuilding the US state tourism websites Development, distribution and evaluation of online tourism services in China International hotel revenue management: Web-performance effectiveness modelling – research comparative A Conceptual Framework of Persuasive Architecture of Tourism Websites: Propositions and Implications Understanding Travelers’ Adoption of Hotel Reservation Web sites The antecedents of customer satisfaction with online travel services: a conceptual model Evaluating electronic channels of distribution in the hotel sector. A Delphi study 2006 Emerald Management BSC 2004 Springerlink 2012 WISO 2007 Springerlink 2006 Emerald Management Emerald Management Chung / Tan Hee / Mills Izquierdo-Yusta, / Martínez-Ruiz Jung / Butler Kim / Stoel Kozak / Bigné / Andreu Law / Bai Law / Leung Lu / Lu Maier Morosan / Fesenmaier Morosan / Jeong Nusair / Kandampully O`Connor / Frew XXII 2004 Datenbank Emerald Management Springerlink 2005 Springerlink 2011 Emerald Management 2000 Emerald Management Emerald Management Springerlink 2005 2005 2006 2002 2008 2000 Emerald Management BSC Springerlink Anhang Pan / Fesenmaier A typology of tourism-related web sites: Its theoretical background and implications 2000 Emerald Management Saade / Bahli The impact of cognitive absorption on perceived usefulness and perceived ease of use in on-line learning: an extension of the technology acceptance model An integrated approach to measure web site effectiveness in the European hotel industry E-satisfaction: an initial examination 2005 Springerlink 2004 BSC 2000 Success factors of European hotel web sites The economics of organization: the transaction cost approach Interface metaphors and their roles in travel related websites 2002 Emerald Management Emerald Management Springerlink 2004 Emerald Management It's all about attitude: revisiting the technology acceptance model, Decision Support Systems Predicting the use of web-based information systems: Selfefficacy, enjoyment, learning goal orientation, and the technology acceptance model Explaining Online Purchase Planning Experiences with Recommender Websites 2004 Springerlink 2003 Springerlink 2005 Emerald Management Scharl / Wöber / Bauer Szymanski / Hise Wober / Scharl / Taudes Williamsons Xiang / Fesenmaier, Yang / Yoo Yi / Hwang Zins / Bauernfeind XXIII 1981 Anhang Anhang 2: Evaluierter Kriterienkatalog inklusive Unterkriterien Erreichen einer kritischen Masse (Pechlaner / Tschurtschenthaler / van Trott, 2002) Bekanntheitsgrad Merchandising (Szymanski / Hise, 2000) Good branding and marketing of the service (Lee / Cai / O`Leary, 2006) Marketing of products and service (O`Connor / Frew, 2000) Informationen Information & Promotion about the destination (Hee Han / Mills, 2005) Relevant and needed information (Hee Han / Mills, 2005) Information about region and culture (Kozak / Bigne, 2005) Good product information in general (Kim, 2005) No lack of information and uncertainty (Williamsons, 1981) Quality, usability and credibility of information (Morosan / Fesenmaier, 2007) Perceived usefulness (Yang & Yoo, 2004) “Provide useful and basic information is one of the most important factors (Jung / Butler, 2000) Preisgestaltung Low transaction cost (Pilar, 2004) Good price in general (Hee Han / Mills, 2005) Price attractiveness (Kim, 2005) Low costs (Product und transaction cost) (Williamsons, 1981) Cheap deals, price information (Morosan / Jeong, 2006) Availability of online booking (Lu / Lu, 2002) Peyment method (Kim, 2005) Vertrauen und Sicherheit (Yi / Hwang, 2003) Trust (Pilar, 2004) Reduction of risk (Pilar, 2004) Financial security (Szymanski / Hise, 2000) Security have to be developed (Morosan / Jeong, 2006) Aufbau und Struktur XXIV Anhang Quality (Pilar, 2004) Available in several languages (Szymanski / Hise, 2000) Site design (Kim, 2005 / Szymanski / Hise, 2000) Technical and skill barriers (Wöber et al., 2002) Easy to use, easy navigation (Saade / Bahli, 2005) Layout, ads, color and motion (Holt, 2002) Good introduction (Lu / Lu, 2002) Nice pictures (Lu / Lu, 2002) Convenience (Szymanski / Hise, 2000) Free of effort (Chung, Tan, 2004) System quality in general (Law / Leung, 2002) Betreuung After sale service (Kim, 2005) Good buyer seller interaction (Bigne, 2008) Customer service (Szymanski / Hise, 2000) Overview and possibility of evaluation (Yi /Hwang, 2003) Communication between different users (Pan / Fesenmaier, 2000) Purchase result (Szymanski / Hise, 2000) Consistency (Xiang / Fesenmaier, 2004) Vernetzung Other web site links (Pilar, 2004) Content (Maier, 2012) Reach (Maier, 2012) Intelligenter Content (Pechlaner / Tschurtschentaler / van Trott, 2002) Linked and dynamic (Lu / Lu, 2002) XXV