Kompendium Vernetzung - Deutsche TV
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Kompendium Vernetzung - Deutsche TV
Kompendium Vernetzung Eine Bestandsaufnahme der Deutschen TV-Plattform Inhalt Executive Summary Executive Summary Vorwort 1. Unsere Lebensbereiche sind längst digital geworden und die Vielfalt von CE-Endgeräten steigt stetig. Mit CE-Endgeräten sind Geräte der klassischen Unterhaltungselektronik, des PC-Umfeldes und der Telekommunikation gemeint. Gemeint sind also Produkte vom digitalen Fernsehgerät, über Notebook und Tablet bis hin zum Smartphone. Wurden diese Geräte in der Vergangenheit eher singulär betrieben, so ist in den letzten Jahren die Vernetzung untereinander gestiegen. Die Vernetzung dieser Geräte bringt für den Verbraucher neuen Benutzungskomfort und auch neue Applikationen. In diesem Kompendium wird der aktuelle Stand der Vernetzungstechnologien und Anwendungen dargestellt. Ausgehend von der technischen Beschreibung der Übertragungsstandards werden die vernetzten Geräte mit ihren Schnittstellen und darauf aufgesetzten Applikationen dargestellt. Es folgt eine Darstellung von einigen ausgewählten und typischen Vernetzungsszenarien, sowie technische Empfehlungen für Experten und Laien. Kompendium Vernetzung Deutsche TV-Plattform Arbeitsgruppe Mobile Mediennutzung der Deutschen TV-Plattform August 2014 Seite 2 2 4 Netze und Übertragungsverfahren 6 1.1 Leitungsgebundene Verfahren 6 1.1.1 1.1.2 1.1.3 1.1.4 1.1.5 Breitbandkabel DSL Glasfaser LAN PLC 6 9 12 14 16 1.2 Funkgestützte Verfahren 17 1.2.1 1.2.2 1.2.3 1.2.4 1.2.5 1.2.6 1.2.7 Satellit Mobilfunk DVB-T/T2 WLAN NFC Bluetooth ZigBee 17 19 19 20 22 24 26 1.3 Internet 27 1.4 DVB und IPTV 28 1.5 Cloud-Lösungen 31 Kompendium Vernetzung 2. Geräte, Schnittstellen und Applikationen Geräte 32 2.1.1 2.1.2 2.1.3 2.1.4 2.1.5 2.1.6 2.1.7 2.1.8 TV-Geräte und Set-Top-Boxen Heimkinosysteme Computer Digitalkameras Smartphones Spielekonsolen Home Gateways Home Server 33 34 34 35 35 35 34 35 2.2 Schnittstellen 3. Nutzungsmöglichkeiten und Empfehlungen 32 2.1 Deutsche TV-Plattform 3.1 60 Klassische DVB-orientierte Vernetzung 60 3.2 SAT>IP-orientierte Vernetzung 61 3.3 DSL-orientierte Vernetzung 62 3.4 Empfehlungen bei der Nutzung von WLAN 63 Empfehlungen bei der Nutzung von PLC 64 Empfehlungen für Netzstrukturen in Neubauten 64 36 3.5 2.2.1 Leitungsgebundene Schnittstellen · HDMI · USB · CI+ 2.2.2 Funkgestützte Schnittstellen · Miracast · Wireless Display (WiDi) · WHDI (Wireless Home Digital Interface) · WirelessHD (WiHD) · Wireless Gigabit (WiGig) 2.2.3 Protokolle und Spezifikationen · DLNA · Apple AirPlay · Google Chromcast 36 36 40 42 44 44 46 46 46 46 47 47 48 49 2.3 Applikationen 50 Glossar 68 2.3.1 2.3.2 2.3.3 2.3.4 2.3.5 2.3.6 2.3.7 2.3.8 2.3.9 2.3.10 Endgerätebezogene Applikationen Programmbezogene Applikationen Internet-Browser Second Screen Recording Remote Control Distribution Management Home Automation (Smart Home) Plattformunabhängige Rechteverwaltung Plattformunabhängige Navigation 50 50 51 53 53 54 54 55 58 59 Impressum 73 3.6 3.6.1 Politische Zielsetzungen für Deutschland 3.6.2 Möglichkeiten der Umsetzung 3.6.3 Fazit der Vorgehensweise bei Neubauten Herausgeber, Redaktion, Autoren, Haftung, Kontakt, Über uns Seite 3 65 65 67 Deutsche TV-Plattform Kompendium Vernetzung Vorwort Die DNA der digitalen Welt Immer mehr Lebensbereiche der Menschen werden digital. Das reicht von der Arbeit über die Freizeit bis zum Wohnen. Besonders moderne Kommunikation, Unterhaltung und Medienkonsum basieren auf Algorithmen. Ob beim Radiohören, Fernsehen, telefonieren oder Autofahren – immer öfter sind die Inhalte, ihre Übermittlung und die entsprechenden Geräte digital. Vom Mailen und Chatten (statt Briefeschreiben) oder dem Surfen im World Wide Web (WWW) ganz zu schweigen ... Allerdings würden diese parallelen Entwicklungen Insellösungen bleiben, gäbe es nicht die vielfältigen Formen der Vernetzung. Die Palette der Verknüpfungen reicht dabei von den großen Netzen, etwa den Rundfunkverbreitungswegen Satellit, Kabel, Antenne und breitbandiges Telefonnetz über die eher kleinzelligen Netze wie beim Mobilfunk bis zu Nahbereich-Lösungen wie WLAN, Powerline oder Bluetooth. Vernetzung ist nicht alles, aber ohne Vernetzung ist alles nichts, könnte man zugespitzt für die neue Alltagstechnik sagen. Seite 4 Dabei geht es nicht nur um Rundfunk – wie man bei einem Verein wie der Deutschen TV-Plattform vermuten könnte. Zwar liegt der Schwerpunkt auf Fernsehen sowie digitalem Bewegtbild, der Verteilung und Nutzung, aber längst überlappt sich dieser Medienbereich mit Telekommunikation/IT und der Haus-Heim-Technik. Waren vor Jahren USB-Anschlüsse eher ein PC-Privileg und HDMI-Buchsen eines der TV-Flachbildschirme, sind sie heute bei der jeweils anderen Geräteklasse selbstverständlich. Handyfotos auf den TV-Screen „zu wischen” und TV-Programme vom Fernseher auf das Tablet „zu ziehen” wird allmählich Alltag genauso wie Apps auf allen Bildschirmgeräten – inklusive Auto. Damit das alles reibungslos funktioniert braucht es definierte Verfahren, Spezifikationen und Standards inklusive entsprechender Schnittstellen und Applikationen. Sie bilden so zu sagen die DNA der digitalen Welt – wer deren Gene verstehen will, muss sie entschlüsseln. Zwar gibt es für jeden Teilbereich ausführliche technische Beschreibungen: Es fehlt jedoch oft der Zusammenhang. Genau dieser Aufgabe widmet sich die vorliegende Publikation der Deutschen TV-Plattform. In ihr haben die Experten des Projektteams Vernetzung all das zusammen getragen, was für einen kompletten Überblick der aktuellen Lage und für ein Verständnis der künftigen Trends notwendig ist. Ein Kapitel zu konkreten Nutzungsmöglichkeiten mit Empfehlungen für die Vernetzung rundet dieses Kompendium ab. Damit ist es nicht nur für Techniker und Fachjournalisten interessant, sondern sicher auch für interessierte Laien lesenswert. Kompendium Vernetzung Für die Deutsche TV-Plattform ist das Thema Vernetzung nicht neu. Erste Einblicke gab es schon beim 20. Symposium des Vereins Ende November 2011 in Berlin unter dem Titel „Integrierte Mediennutzung: Daheim und Unterwegs”. Ein halbes Jahr später entstand das Projektgruppe Vernetzung, um sich intensiver mit der Weiterentwicklung vorhandener und neuer Konzepte für drahtgebundene und drahtlose Vernetzung sowie störungsfreie Geräte-Kompatibilität zu beschäftigen. Diese erste Publikation ist zugleich mit der „Drohung” verbunden: Wir machen weiter – und freuen uns über aktive Mitstreiter bei der Erkundung und Vermessung der vernetzten Welt. Denn: Sie wird immer komplexer, was den Bedarf an Information und Aufklärung steigert. Deutsche TV-Plattform Prof. Dr.-Ing. Michael Silverberg (FH Köln, Foto links) Projektleiter „Vernetzung” der Arbeitsgruppe Mobile Mediennutzung der Deutschen TV-Plattform Dr. Helmut Stein (ISDM, Foto rechts) Leiter AG Mobile Mediennutzung und Vorstandsmitglied der Deutschen TV-Plattform Seite 5 Deutsche TV-Plattform Kompendium Vernetzung 1. Netze und Übertragungsverfahren 1.1 Leitungsgebundene Verfahren 1.1.1 Breitbandkabel 1.1.1.1 Einleitung Das Koaxialkabel wurde für die Übertragung von Signalen mit hohen Bandbreiten entwickelt und stellt deshalb den Urtyp des Breitbandkabels dar. Es verfügt über einen Wellenwiderstand, der frequenzunabhängig ist und über eine Dämpfung der Signale, die mit der Wurzel der Frequenz zunimmt. Hochwertige Koaxialkabel haben weiterhin ein exzellentes Schirmmaß von derzeit üblichen >90dB, d.h. es ist relativ unempfindlich gegenüber Signalen, die in das Kabel einstrahlen könnten und es strahlt selbst nur in sehr geringem Maße die übertragenen Signale nach außen ab. Für die Verteilung von terrestrisch empfangenen analogen TV-Signalen wurden Koaxialkabel zuerst eingesetzt. Mit dem Start von Kabelfernsehen in den 1980er Jahren wurden TV-Programme mit einer Gesamtbandbreite von ca. 300 MHz über Koaxialkabel im Haus verteilt. Mit Steige- Seite rung der Vielfalt an Angeboten wuchs auch das Interesse am Fernsehen und Kunden begannen ihr Haus oder ihre Wohnung mit mehreren Anschlussmöglichkeiten für Fernsehgeräte auszustatten. Zur Versorgung der einzelnen Mieter im Mietwohnungsbau wurden komplexere Hausverteilanlagen in Baumstruktur aufgebaut. Verstärker wurden notwendig, um die Dämpfungen der Koaxialkabel, Splitter und Antennendosen zu kompensieren. Solche Verstärker sind mit einer einstellbaren Pre-Emphase ausgestattet, um die frequenzabhängige Dämpfung der installierten Koaxialkabel zu reduzieren. In den 1990er Jahren ging man beim Neubau von Hausverteilanlagen auf eine sternförmige Struktur der Netze über, die eine bessere Entkopplung der einzelnen Antennendosen, aber auch einen Rückkanal ermöglichten. Ende der 1980er Jahre wurden auch die ersten Satelliten der Astra-DTH [direct to home]-Satellitenplattform und bald darauf auch die Eutelsat-DTH [direct to home]Plattform in die geostationäre Orbitposition gebracht. Satelliten-Individualempfang wurde durch die Vielfalt der TVAngebote sehr schnell attraktiv für die Nutzer und wiederum wurden Koaxialkabel verbaut, um die Signale von der Parabolantenne auf dem Dach in den Wohnraum zu den separaten Satellitenempfängern zu übertragen. In Mehrfamilienhäusern wurden Multi-Schalter eingesetzt, um die einzelnen Haushalte über Koaxialkabel mit analogen TV-Programmen der beiden unterschiedlichen Polari- 6 sationsebenen von Satellitensignalen zu versorgen. Im Allgemeinen können Koaxialkabel die Signale der Satelliten-Zwischenfrequenz (Sat-ZF) von 950 MHz bis 2.150 MHz meist ohne Verstärker innerhalb des Hauses transportieren. 1.1.1.2 Transport von DVB-Diensten (DVB-C -S, -T) 1993 wurden die DVB-Standards für DVBS und DVB-C entwickelt und sehr bald startete sowohl über Satellit als auch über Kabel das Digitale Fernsehen (Digital TV). Die Koaxialkabel der Hausverteilnetze mussten dazu sowohl für DVB-S als auch für DVB-C nicht ausgetauscht werden. Mit dem Wachsen der digitalen Angebote wurden die Koaxialkabel immer breitbandiger genutzt. Dazu war es beim Breitbandkabel notwendig, aktive Komponenten entsprechend aufzurüsten. Die anfangs verbauten Verstärker unterstützen den Frequenzbereich von 47 MHz bis 300 MHz und wurden in der zweiten Generation mit einer Bandbreite bis 470 MHz, dann bis 630 MHz und heute bis 862MHz ausgetauscht. Erste Verstärker mit einer Bandbreite von 1 GHz sind heute schon verfügbar. Bei der Hausverteilung von DVB-S Signalen erforderte die Ausweitung der Satelliten-Abwärtsstrecke breitere Frequenzbänder (10,7 GHz bis 12,75 GHz) und bei gleichzeitigem Empfang mehrerer Satelliten von verschiedenen Orbitpositionen die Nutzung mehrerer Koxialkabel zur Signalverteilung oder den Einsatz von MultiSchaltern. Mit der Einführung von DVB-T konnten die Koaxialkabel der Hausverteilnetze der terrestrisch versorgten Haushalte weiterhin verwendet werden. Kompendium Vernetzung 1.1.1.3 Transport von IP-Services (DOCSIS) Für das Breitbandkabel wurde in den USA von CableLabs in 1997 die DOCSIS-Technologie (ITU Rec J.112) entwickelt, die es ermöglicht, bi-direktionale Dienste unter Verwendung des IP-Protokolls über die vorhandenen Koaxialkabel-Infrastrukturen zu übertragen. Für die Übertragungsrichtung zum Kunden konnten die verfügbaren Modulationsverfahren von Digital TV (DVB-C in Europa) genutzt werden. Für Europa wurde daher das etwas modifizierte EuroDOCSIS-System entwickelt, das das für den Empfang in Europa übliche 8MHz-Kanalraster verwendet. Auf der Sendeseite verwendet DOCSIS das Cable Modem Termination System (CMTS). Diese Einheiten sind vergleichbar dem DSLAM bei DSL. Auf der Empfängerseite verarbeitet das Kabelmodem die Signale und liefert den Datenstrom. Die Markteinführung von DOCSIS gestaltete sich sehr erfolgreich, sodass der wachsenden Anforderung der Kabelkunden nach immer höheren Bitraten, die verbesserten und erweiterten Nachfolgetechnologien DOCSIS 1.1, 2.0 und 3.0 folgten. Mittlerweile ist DOCSIS 3.0 in Deutschland flächendeckend im Einsatz und mit modernen Kabelmodems können Bitraten von 200 Mbit/s und mehr angeboten werden. Eine Schlüsselfunktion von DOCSIS ist die Kanalbündelung [channelbonding], wodurch in einem Kabelmodem bis zu 16 Kabelkanäle mit einer Kapazität von je 50 Mbit/s zu einer IP-Pipe mit ca. 800 Mbit/s gebündelt werden können. Ende 2013 wurde der DOCSIS 3.1 Standard fertig, der OFDM-basiert ist und mit kompatiblen Kabelmodems der ersten Generation IP-Pipes mit max. 4 Gbit/s für den Abwärtsstrom [downstream] ermöglicht. Für die Einführung der bi-direktionalen IP-Kommunikation auf EuroDOCSIS-Basis mussten sowohl die Kabelnetze selbst, als auch die Hausverteilanlagen aufgerüstet werden. In Europa hat man sich beim Rückkanal entschieden, den Frequenzbereich von 5 MHz bis 65 MHz zu verwenden. In der Hausverteilanlage mussten die Hausverstärker durch rückkanalfähige Verstärker ersetzt werden. In solchen aufgerüsteten Netzen konnten natürlich die bisherigen Kanäle K1 und K2 nicht mehr für Fernsehen genutzt werden. Die Aufrüstung von größeren Hausverteilanlagen ist jedoch kritisch bezüglich der Einstrahlung von Störsignalen im Frequenzbereich des Rückkanals. Eine einzige Leckstelle kann theoretisch den Rückkanalbereich für alle Kunden in dem betroffenen Anschlussbereich unbrauchbar machen, da es sich beim Kabelnetz um ein „shared medium” handelt. In vielen Fällen wird daher schon in unmittelbare Nähe des Anschlusses des Kunden (Übergabepunkt) ein Kabelmodem installiert und dann der Rückkanal für die Verteilung der TV-Signale im Haus herausgefiltert. Bei Hausverteilanlagen mit guter Schirmung kann auch das gesamte Breitbandkabelsignal im Haus durch mehrere Kabelmodems verteilt werden. Mit DOCSIS 3.1 wird die Downstream-Kapazität substanziell erhöht, so dass davon auszugehen ist, dass auch der Bedarf an Upstream-Kapazität stark anwachsen wird. DOCSIS 3.1 bietet zwar auch im Upstream höchste Spektrumseffizienz mit OFDM, aber viele Kabelnetzbetreiber planen für eine Kapazität von 1 Gbit/s den Übergang zwischen Upstream und Downstream von heute 65 MHz auf ca. 200 MHz zu verschieben. 1.1.1.4 Verwendung der Broadcasting-Übertagungstechnik der zweiten Generation Ca. 10 Jahre nach dem Start von Digital TV auf der Basis der ersten Generation von Übertragungsverfahren, begann DVB mit der Entwicklung der zweiten Generation DVB-X2. Für die Übertragung über Breitbandkabel wurde das Modulationsverfahren von ‚Single Carrier QAM’ auf OFDM umgestellt. Dies geschah im Wesentlichen aus Gründen der Spektrumseffizienz und der Flexibilität von OFDM, das zudem seine Leistungsfähigkeit bei typischen Störungen im Koaxialkabel, wie Echos die durch nicht ideale Splitter oder Kabelübergänge erzeugt werden, ausspielen kann. OFDM kann Echos mit Laufzeiten innerhalb des Schutzintervalls [guard interval] (3,5 µs oder 7 µs), vollständig kompensieren. Über die Kanalschätzung auf Basis der gesendeten Pilotträger können Verzerrungen des Frequenzgangs innerhalb des Übertragungskanals korrigiert werden. Ein wesentlicher Mangel von DVB-C war es zudem, dass mit der Abschaltung der analogen TV-Programme der verbesserte verfügbare Störabstand nicht durch komplexere Modulationsarten für Digital TV mit Seite Deutsche TV-Plattform höherer Nutzlast [payload] genutzt werden konnte. DVB-C2 wird die digitale Downstream-Kapazität eines Kabelnetzes mit 100 MHz bis 862 MHz Bandbreite von heute ca. 5 Gbit/s auf 8 Gbit/s erhöhen. 1.1.1.5 Heimvernetzung über Koaxialkabel mit MoCA, Homeplug AV oder G.hn Aufgrund des Siegeszuges und der Popularität der universellen IP-basierten Endgeräte im Haushalt und der damit einhergehenden Mehrgerätenutzung wurde es erforderlich, diese mit dem zentralen Internet Access Point und den weiteren ebenfalls IP-basierten Endgeräten zu vernetzen. Dies stimulierte die Marktteilnehmer Technologien und Kommunikationsstandards zu entwickeln die sich die vorhandene Kabelinfrastruktur in Haus und Wohnung zu Nutze machte, um das Ziel der umfänglichen häuslichen Vernetzung zu erreichen. Da portable Endgeräte, welche lediglich über eine Wi-Fi Antenne verfügen ebenfalls an Popularität zunahmen, wurden diese leitungsgebunden Heimvernetzungstechnologien oft auch mit einer lokalen Wi-Fi-Komponente (Repeater) ausgestattet um ebenfalls eine vollumfängliche funkbasierte Heimvernetzung zu ermöglichen. Der Begriff und der Markt der „Heimvernetzung” waren damit geboren. Ein häufiger Anwendungsfall ist eine Konfiguration, bei welcher der Nutzer ein als Gateway fungierendes Endgerät einsetzt/besitzt, das sowohl Live-Content unmittelbar über IP an andere Geräte streamen kann, als auch intern gespeicherten Content einem anderen Endgerät über IP zur Verfügung stellen kann. In der Heimvernetzung kann Multimedia over Coax (MoCA) seine Leistungsmerkmale voll ausspielen. MoCA-kompatible Endgeräte bauen selbständig ein IPNetz untereinander auf, wobei ein Gerät die Masterfunktion übernimmt und die anderen Geräte (max. 16) entsprechend konfiguriert sind. Würde der Master ausfallen, dann übernimmt automatisch eines der anderen Geräte diese Rolle und baut das Netz wieder auf. 7 Kompendium Vernetzung Deutsche TV-Plattform Tabelle 1.1.1.5-1 Übersicht der gängigen Technologien zur Heimvernetzung MoCA (1.1) MoCA (2.0) 802.11n (3x3 MIMO) Homeplug AV IEEE P1901 G.hn Max PHY Rate (Mbps) 270 600 450 200 500 600 Max MAC Rate (Mbps) 175 400 300 100 250 400 95% Coverage (Mbps) * 135 400 10-40 30 40 250 Number of Simultaneous HD Streams 6 (20 Mbps) 20 (6 Mbps) 15 (20 Mbps) 50 (6 Mbps) 1 (20 Mbps) 5 (6 Mbps) 1 (20 Mbps) 4 (6 Mbps) 1 (20 Mbps) 6 (6 Mbps) 12 (20 Mbps) 40 (6 Mbps) Transmission Media Coax Coax Wireless Power line Power line Coax & Power line Latency (ms) 5 5 10-30 10-30 10-30 5 Standard Ratified 2007 2010 2007 2005 2010 2010 Bild 1.1.1.5-1 Mögliche Frequenzbelegungen für MoCA (800 – 1650 MHz) 1 5-42 Upstream CM 2 5-42 Upstream CM 3 5-42 Upstream CM 54-806/860 Off-Air/CATV MoCa 54-806/860 Off-Air/CATV MoCa … MoCa 950-2150 Satellite L-Band MoCa MoCa Mid RF 950-2150 Satellite L-Band Seite 8 Tabelle 1.1.1.5-1 zeigt eine Übersicht der gängigen Technologien und deren Eigenschaften welche heute im Bereich der Heimvernetzung zum Einsatz kommen. Alle MoCA-Geräte sind über einen logischen Steuerkanal mit einer Kapazität von ca. 1 Mbit/s miteinander verbunden. Zur Übertragung der eigentlichen Dienste zwischen den einzelnen Geräten stehen Nutzlast-Kanäle zur Verfügung. Auf der physikalischen Ebene verwendet MoCA, wie auch alle anderen modernen Übertragungssysteme das Modulationsverfahren OFDM. Die Übertragungskanäle können flexibel konfiguriert werden, abhängig von der Broadcastnutzung des Koaxialkabels. Dabei stehen die Frequenzbänder von 800 MHz bis 1650 MHz zur Verfügung. MoCA ist somit nicht nur für Kabelnetze interessant, sondern kann auch beim DTH-Empfang (z.B. Satellit, Terrestrischer Empfang) eingesetzt werden. Kompendium Vernetzung Digital Subscriber Line (DSL) (englisch für Digitaler Teilnehmeranschluss) bezeichnet eine Reihe von Übertragungsstandards der Bitübertragungsschicht, mit der Daten mit hohen Übertragungsraten über einfache Kupferdoppeladern, insbesondere die bereits verlegten Teilnehmeranschlussleitungen eines Telefonnetzes gesendet und empfangen werden können. DSL dient in der Regel dazu, Endkunden einen Breitband-Internetzugang über einen InternetZugangsserver zur Verfügung zu stellen. Die erzielbaren Übertragungsraten reichen bis 200 Mbit/s (unter Laborbedingungen sogar bis zu 1 Gbit/s). In der Praxis werden aufgrund der physikalischen Leitungsdämpfung der Telefonleitung und wegen der Gefahr gegenseitiger Störungen in den Kabelsträngen eines Leitungsbündels durch Übersprechen mit Zugangsbandbreiten von 6, 16, 25 und 50 Mbit/s geringere Transferraten angewandt, die jedoch deutlich höher als die von analogen Modem (Modulator/Demodulator)-Wählverbindungen (max. 56 kbit/s) oder ISDNVerbindungen (64 kbit/s und bei Kanalbündelung 128 kbit/s) liegen. DSL erfordert zwei Modems , eines beim Teilnehmer und eines in der Vermittlungsstelle des Anbieters. An der häufig Jahrzehnte alten Teilnehmeranschlussleitung müssen meist keine Änderungen vorgenommen werden. Die DSL-Technik nutzt die Tatsache, dass die herkömmliche ana- 15 10 5 0 M .0 AM AM AM AM AM IS3 k-QA -Q -Q -Q Hz k-Q Hz k-Q Hz CS 1 4k 16k 16k ,2 G 64 1,2 G 64 1,8 G DO 1 Bild 1.1.1.6-1 Denkbare Entwicklung der Downstream-Übertragungskapazität (in Gbit/s) eines HFC Kabel-Netzes unter Verwendung von höheren Modulationsarten und Erweiterung der Bandbreiten Vorstehendes Bild zeigt ein denkbares zukünftiges Szenario. Wegen der hohen Investition der Betreiber von Breitbandnetzen in die „letzte Meile” [last mile] und in die Hausverteiltechnik ist es kommerziell sehr attraktiv die Übertragungskapazitäten der Koaxialkabel voll auszuschöpfen und einen Austausch dieser Komponenten durch Glasfaser im unmittelbaren Anschlussbereich so lang wie möglich heraus zu zögern. Bild 1.1.2-1 Frequenznutzung bei DSL auf der Anschlussleitung Telefondienste analog digital 4B Downstream ISDN 2B Daten und Multimedia VDSL VDSL ADSL Upstream ISDN Upstream Downstream Seite 9 18 MHz 2 MHz 1,1 MHz 276 KHz 138 KHz 120 KHz Frequenz 80 KHz Obwohl für Neubauten alternative Verkabelungstechnologien wie Glasfaser oder Datenkabel (z. B. Cat7) durchaus von Interesse sind, ist das Koaxialkabel nach wie vor sehr attraktiv: Mit dem von fast allen modernen Übertragungssystemen verwendeten Modulationsverfahren OFDM können die physikalischen Eigenschaften dieses Mediums optimal ausgenutzt werden. Bei den hohen verfügbaren Störabständen sind heute schon höherwertigere Modulationsverfahren (z. B. 4096-QAM) in CATVSystemen nutzbar. Wenn ein Haus durch Glasfaser versorgt wird (RFoG) und nur noch die Hausverteilung über Koaxialkabel realisiert ist, können sogar Modulationsverfahren wie 16.384-QAM und sogar 65.536-QAM zum Einsatz kommen. In der Anwendung für die Hausverteilung von Breitbandkabel-Signalen beträgt die nutzbare Bandbreite derzeit meist 862 MHz. Aktive Elemente mit einer Bandbreite von 1 GHz sind heute schon verfügbar. Planungen der Netzbetreiber sehen als nächsten Schritt 1,2 GHz Bandbreite vor. Perspektivisch werden Bandbreiten von bis zu 2,4 GHz anvisiert, was für Koaxialkabel kein Problem darstellt. Kritisch sind allerdings hier die aktiven Elemente und die Notwendigkeit, dass viele passive Elemente wie Splitter und Antennendosen wegen der deutlichen Bandbreitenerweiterung ausgetauscht werden müssen. Koaxialkabel in einer digitalen Anwendung in Hausverteilanlagen kann durchaus Downstream-Kapazitäten von 20 Gbit/s und mehr ermöglichen. Digital Subscriber Line (DSL) 20 POTS Zusammenfassung 25 4 KHz 1.1.1.6 1.1.2 DSL Leistungsspektrum G.hn (ITU Rec G.9960 von 2009), auch als „Home Grid Standard” bezeichnet, ist eine weitere OFDM-basierter Lösung zur Übertragung von IP-basierten Diensten über Koaxialkabel im In-Haus-Bereich. G.hn ist ein Übertragungssystem, das neben der Anwendung über Koaxialkabel auch über Telefonleitungen (Twisted Pair) und über Stromkabel verwendet werden kann. Es verfügt über eine Brutto-Bitrate von maximal 1 Gbit/s. Die schon etwas länger im Markt befindliche Homeplug AV- Lösung ist ebenfalls über Koaxkabel, Telefonleitung und Stromkabel nutzbar. Deutsche TV-Plattform Deutsche TV-Plattform Kompendium Vernetzung Bild 1.1.2-2 DSL-Infrastruktur loge Telefonkommunikation (PSTN, umgangssprachlich auch POTS) im Kupferkabel nur Frequenzen bis 4 kHz beziehungsweise bei ISDN-basiertem digitalen Telefonverkehr nur Frequenzen bis maximal 120 kHz belegt. Die für den Massenmarkt eingesetzten DSL-Verfahren nutzen ein Frequenzband, das oberhalb dieser Frequenzbereiche liegt. Das Ein- und Auskoppeln der DSL-Signale erfolgt durch Einsatz von Frequenzfiltern, den sogenannten Splittern. Die Gegenstelle des Modems in der Vermittlungsstelle ist der Digital Subscriber Line Access Multiplexer (DSLAM). An ihm werden die Kupferdoppeladern der Teilnehmerleitungen angeschaltet. Jede Leitung ist so mit ihrer Modem-Gegenstelle verbunden. DSLAMs können mit 24 bis über 1000 Teilnehmer-Ports bestückt sein. Die unterschiedlichen DSL-Standards spezifizieren die Kommunikation zwischen dem DSL-Modem beim Teilnehmer und dem DSLAM. Dabei können die Verbindungsparameter wie Frequenz und Übertragungsraten für Down- und Upstream adaptiv ausgehandelt werden. Beim Rate Adaptive Mode (RAM) Betrieb wird die Übertragungsgeschwindigkeit an die Übertragungsqualität der Kabelverbindung angepasst. Modem und DSLAM handeln eine Datenrate aus, die nach unten durch eine definierte minimale Übertragungsrate (RAMmin) und nach oben durch den technisch möglichen Maximalwert (RAMmax) begrenzt ist. Als weiterer Parameter geht das Signal-zu-Rauschverhältnis (SNR) in die Aushandlung ein. Die am Anschluss erreichbare Datenrate wird entweder durch die maximale Datenrate oder durch Überschreiten des SNR bestimmt. Ist die erreichbare maximale Datenrate am Ende kleiner als (RAMmin), erfolgt keine Synchronisation. Seite Die auf OSI-Schicht 1 hergestellte Verbindung wird in der Regel durch Ethernet gesichert. Als Vermittlungsschicht dient üblicherweise IP. Eine authentifizierbare Verbindung zum Broadband Remote Access Server (BRAS) des Internet Service Providers (ISP) wird üblicherweise über das PPPoE [PPP over Ethernet]-Protokoll hergestellt. ADSL und SDSL Die heute in der Fläche eingesetzten DSLVarianten sind asymmetrische Übertragungsverfahren. Das bedeutet, dass der Downstream, also die Datenübertragung in Empfangsrichtung zum Teilnehmer um ein Vielfaches höher ist als der Upstream. Für Downloads steht also eine höhere Datenrate zur Verfügung als für Uploads. Für die häufigsten IP-Anwendungen stellt dieser Umstand kein Problem dar, da das Transfervolumen in Richtung Teilnehmer (Abruf von Webseiten, Video-Inhalten etc.) überwiegt und in Senderichtung in der Regel nur wenige Daten auftreten. Symmetrische DSL-Anschlüsse (SDSL) weisen hingegen identische Bandbreiten für den Up- und Downstream auf und bieten sich zur Datenanbindung kleiner und mittelgroßer Unternehmen als völlig ausreichend an. Von der Ende der 1980er Jahre in den USA entwickelten Technologie spielen ADSL (Asymmetric DSL) und VDSL (Very High Bit Rate DSL) heute die bedeutendste Rolle. Mit ADSL lassen sich in der Praxis in Empfangsrichtung (Downstream) Datenraten bis 6 Mbit/s erreichen. Mit der am gebräuchlichsten Weiterentwicklung ADSL2+ lassen sich unter sehr speziellen Rahmenbedingungen mit Einschränkungen der Kompatibilität unter Herstellern bis zu 25 Mbit/s im Downstream erreichen. In der 10 Regel wird ADSL2+ bis zu einer Datenrate von 16 Mbit/s betrieben um bezüglich der Modems herstellerübergreifend Anschlüsse bereitstellen zu können. Neue Geräte, die dem ANNEX J folgen, nutzen auch die für die Sprachkommunikation vorgesehenen Frequenzbänder und arbeiten ohne Splitter. Telefonie ist bei einem solchen Anschluss nur über VoIP [Voice-over-IP]-Technologien möglich. Durch den Einsatz der unteren Frequenz für den Uplink beträgt dessen Datenrate dann bis zu 2,3 Mbit/s., gegenüber 1Mbit/s bei „normalem” ADSL/ADSL2+. VDSL Die VDSL-Technologie nutzt weitere Frequenzbänder auf der Kupferdoppelader. Dabei unterscheidet man VDSL-Varianten nach der genutzten Signalbandbreite. Übliche Profile weisen 8, 12, 17 oder 30 MHz auf. VDSL2 ermöglicht Übertragungsraten von theoretisch bis zu 200 Mbit/s im Upund Downstream. Gegenwärtig werden Anschlüsse mit 25/50 Mbit/s Downstream und 5/10 Mbit/s Upstream vermarktet. Dazu wird ein Profil mit 17 MHz Signalbandbreite genutzt. DSL-Angebote für Privatkunden in Deutschland basieren heute in der Regel auf ADSL2+ und VDSL2. Der Stand der Technik und die kommenden DSL-Varianten haben gemeinsam, auf immer kürzer werdende Teilnehmeranschlussleitungen angewiesen zu sein, um diese Bandbreitenbereiche zu erschließen. Im Fokus steht daher, die Distanz zwischen dem Endpunkt des fortwährend ausgebauten Glasfasernetzes bzw. dem DSLAM und der TAE-Dose des Endkunden in wirtschaftlich sinnvollem Maß zu verkürzen. Ein vollständiges Ersetzen der bestehenden Kupfer-Telefonkabel durch Glasfaser bis zum Endkunden- Kompendium Vernetzung anschluss schied in der Vergangenheit aus Kostengründen, vor allem jedoch wegen der fehlenden Akzeptanz einer Neuverkabelung beim Endkunden als Option häufig aus. Auf der Strecke zwischen der örtlichen Vermittlungsstelle und dem Multifunktionsgehäuse (MFG) wird daher Kupferkabel sukzessive durch Glasfaserkabel ersetzt. Die Multifunktionsgehäuse werden so über das Ausbaugebiet verteilt, dass die Entfernung zwischen Teilnehmer und Multifunktionsgehäuse möglichst gering ist. Es gilt die Faustformel: Je näher der Teilnehmer am MFG wohnt, desto höher ist die erreichbare Datenrate. Im MFG ist Platz für bis zu 800 Internet-Anschlüsse. Hier wird das Signal vom Glasfaserkabel über einen DSLAM oder Multi Service Access Node (MSAN) auf die angeschaltete Kupferleitung angepasst. Bei VDSL2-Vectoring werden im DSLAM/ MSAN und im VDSL2-Vectoring-fähigen Modem durch eine spezielle Kanalkodierung die gegenseitigen Störungen benachbarter Übertragungsleitungen reduziert. Voraussetzung für die Optimierung ist, dass die Beschaltung eines kompletten Kabelbündels durch den gleichen DSLAM/ MSAN erfolgt, d.h. dieser erhält die Kontrolle über alle Einzelleitungen in einem Kabelstrang. Bei Vectoring werden die zu sendenden Signale auf den Nachbarleitungen analysiert und das eigentliche Sendesignal so vorverzerrt, dass die Störungen durch die Nachbarleitungen ausgelöscht werden. Das Nebensprechen wird also aktiv kompensiert, um die gegenseitige Beeinflussung zu reduzieren. Mit VDSL2-Vectoring ist es möglich, Geschwindigkeiten von bis zu 100 Mbit/s im Downstream und bis zu 40 Mbit/s im Deutsche TV-Plattform Upstream für eine größere Anzahl an Kunden als bisher bereitzustellen. Ausblick Die Verkürzung der Kupferleitung ist weiterhin entscheidend für den Erfolg, weshalb FTTC [fibre to the cabinet]- und FTTB [Fiber to the building]-Ansätze die Umsetzung von Glas auf Kupfer näher zum Teilnehmer bringen. Dies ist Voraussetzung für weitere Steigerungen der Übertragungsdatenrate, z.B. mittels DSL-Folgestandard G.fast. Über 250 Meter Kabellänge können hiermit in der Praxis bis zu 250 Mbit/s erreicht werden, unter idealen Bedingungen, also ohne Störeinflüsse durch benachbarte DSL-Signale sogar über 1 Gbit/s. G.fast ist zu Erzielung bestmöglicher Bandbreiten daher auch auf den Einsatz der VectoringTechnologie angewiesen. Vectoring Die Weiterentwicklung der DSL-Technologie ist durch die Minimierung des Übersprechens durch eine effektivere Festlegung der verwendeten Frequenzbänder gekennzeichnet. Vectoring ist eine neue Technologie, die eine bessere Übertragungsqualität von VDSL auf Kupferleitungen ermöglicht. Insbesondere in nicht abgeschirmten Kabelbündeln ist ein Aufkommen vieler VDSL-Teilnehmer aufgrund des die SNR reduzierenden Übersprechens problematisch. Die Vectoring Technologie berücksichtigt die individuellen Bedingungen einer Teilnehmeranschlussleitung und der im Kabelstrang benachbart geführten Kupferadern. Bild 1.1.2-3 Vectoring Durch Vectoring werden die elektromagnetischen Störungen ausgeglichen, die es zwischen den Kupferleitungen auf dem Weg in die Haushalte gibt. Das ermöglicht mit Geschwindigkeiten von bis zu 100 Mbit/s deutlich schnellere Datenübertragungen. Die Technik dafür wird in den Kabelverzweigungen installiert. Tabelle 1.1.2-1 Up- und Downstream-Bandbreiten der DSL-Technologien in der Praxis * Produktbandbreite der Telekom Marktprodukte POTS (analog) ISDN ADSL alt (Annex B) ADSL neu (Annex J) ADSL2+ VDSL2 25* Downlink 56 kbit/s 2 x 64 kbit/s bis 6 Mbit/s bis 16 Mbit/s bis 16 Mbit/s 16,1 – 25 Mbit/s 26,9 – 50 Mbit/s Uplink 56 kbit/s 2 x 64 kbit/s bis 1 Mbit/s bis 2,3 Mbit/s bis 1 Mbit/s bis 5 Mbit/s Seite 11 VDSL2 50* bis 10 Mbit/s Deutsche TV-Plattform 1.1.3 Glasfaser Die Backbone-Netze zwischen den Vermittlungsstellen werden schon seit geraumer Zeit praktisch ausschließlich mit Glasfaserkabeln aufgebaut. Neu ist nun, dass mit FTTH die Glasfaser auch bis in die Wohnung des Kunden führt, bzw. bei FTTB und FTTC zumindest fast bis dorthin: Bei FTTB führt die Faser bis zu einem Umsetzer (kurz ONU, „Optical Network Unit”) im Keller und bei FTTC bis zu einem Outdoor-DSLAM im Kabelverzweiger (KVz) am Straßenrand. Die vom herkömmlichen Telefonnetz bekannten dicken Kupferkabel mit Hunderten von Adernpaaren werden bei FTTH, FTTB und Kompendium Vernetzung fonnetz viel weniger Vermittlungsstellen benötigt werden, als für die kupfer-basierte Version. Zum Vergleich: In der herkömmlichen Kupfer-Technologie verhindern schon 2 bis 3 Kilometer lange Anschlussleitungen die Nutzung von hochbitratigem DSL, ab 5 Kilometer wird es echt kritisch. Ansonsten ähnelt ein Glasfaser-Anschlussnetz einem herkömmlichen Kupfer-Anschlussnetz: Die Hauptkabel werden auf oberirdische Verteilerkästen oder unterirdische Verteilermuffen geführt. Diese teilen ein Hauptkabel jeweils in viele Verteilerkabel. In letzteren sind die Fasern zur mechanischen Stabilisierung jeweils in dicke Kunststoffumhüllungen eingelegt, FTTC durch Glasfaserkabel ersetzt, in denen bis zu 1.000 Einzelfasern gebündelt sind. Da Glasfasern deutlich dünner als Kupfer-Doppeladern sind, sind die Hauptleitungen einer Glasfaservermittlungsstelle dennoch dünner als die Hauptleitungen einer herkömmlichen Vermittlungsstelle. Vor allem aber hilft ein weiterer Trick, die Zahl der Fasern drastisch zu reduzieren: Mit passiven optischen Splittern lassen sich bis zu 64 Wohneinheiten mit nur einer Faser anschließen! Diese FaserReduktion zusammen mit dem Umstand, dass Glasfaser-Anschlusskabel problemlos 10 bis 20 Kilometer lang sein dürfen, bewirkt, dass für ein glasfaser-basiertes Tele- Tabelle 1.1.3-1 FTTx-Angebote in Deutschland (Stand: Januar 2014, Preise in Euro) Name Technik Speed in Mbit/s Down Up Grundentgelt Einrichtung Telekom C&S Comfort Fiber 100 IP FTTH 100 50 54,95 k.A. Entertain Comfort Fiber 100 IP FTTH 100 50 64,95 k.A. Entertain Premium FTTH 100 50 9,95 k.A. Option Fiber 200 FTTH 200 100 5,00 / Mon. k.A. CityNet Doppel-Flat 25M FTTH 25 1,5 29,90 99,90 CityNet Doppel-Flat Premium 50M FTTH 50 2,5 39,90 99,90 CityNet Doppel-Flat Premium 100M FTTH 100 5,1 54,90 99,90 LWL mega FTTH 35 5 39,95 149,95 LWL mega + Option LWL Internet 50.000 FTTH 50 5 44,95 149,95 Surf & Fon-Flat 18 FTTH 18 1 29,90 49,80 Surf & Fon-Flat 50 FTTH 50 5 34,90 49,80 Surf & Fon-Flat 100 FTTH 100 10 44,90 49,80 NetCologne EweTel M-net Seite 12 Kompendium Vernetzung so dass die Verteilerkabel in Summe viel dicker sind als das Hauptkabel. Diese Verteilerkabel werden an den zu versorgenden Häusern entlang geführt, zum Beispiel unter dem Bürgersteig vergraben. An y-Verteilern werden einzelne Fasern aus dem Verteilerkabel ausgekoppelt, die dann direkt in ein Haus führen. Der Durchbruch in den Keller ist dabei nur sehr klein und wird wasser- und gasdicht ausgeführt. An dem y-Verteiler wird eine Faser aus dem Kabel ausgekoppelt Für die bereits erwähnten Splitter zur Versorgung vieler Wohnungen mit nur einer Faser gibt es mehrere Technologien. Favorisiert wird in Deutschland die passive Variante GPON [gigabit passive optical network]. „Passiv” MLZ in Mon. heißt, dass der Splitter keinerlei Stromversorgung benötigt. GPON bietet allen Teilnehmern, die an einer Faser hängen, eine gemeinsame Downlink-Bitrate von 2,5 Gbit/s. Einzelnen Kunden werden derzeit maximal 100 Mbit/s bis 200 Mbit/s zugewiesen. Die maximale Uplink-Bitrate ist bei GPON halb so groß wie die DownlinkBitrate und damit deutlich schneller als bei ADSL, wo diese typischerweise nur ein Zehntel der Downlink-Bitrate hat. Später kann auf XGPON hochgerüstet werden, was im Down- wie Uplink voraussichtlich vierfach schneller sein wird. Da FTTB-Netze keine Stromversorgung benötigen, ist die Lage der Splitter variabel. Um ein Mehrfamilienhaus mit zum Bei- Gesprächspreise Deutsche TV-Plattform spiel 20 Wohneinheiten zu versorgen, bietet es sich deshalb an, eine Faser von der Vermittlungsstelle bis in den Keller des Hauses zu führen und diese dort dann im Verhältnis 1:32 aufzuteilen. Vom Keller führen dann 20 Einzelfasern in die Wohnungen; 12 Ports wären noch frei und könnten später belegt werden, wenn zum Beispiel eine Wohnung geteilt wird oder zusätzliche Anlagen (etwa eine MobilfunkBasisstation auf dem Dach) mitversorgt werden sollen. Alle Wohnungen in diesem Beispiel führen über den Splitter auf eine Faser im Verteilerkabel und eine Faser im Hauptkabel und damit auch zum selben Port in der Vermittlungsstelle! Verfügbar Mob. Ausl. 24 0,19 ab 0,029 24 0,19 ab 0,029 24 0,19 ab 0,029 24 0,19 ab 0,029 24 0,19 ab 0,025 24 0,19 ab 0,025 24 0,19 ab 0,025 24 0,149 ab 0,123 24 0,149 ab 0,123 24 0,219 ab 0,069 24 0,219 ab 0,069 24 0,219 ab 0,069 Amberg, Aschaffenburg, Bad Homburg, Bergneustadt, Braunschweig, Bremerhaven, Brühl, Chemnitz, Frankenthal, Freising, Friedrichsdorf, Fürstenfeldbruck, Gummersbach, Hannover, Hennigsdorf, Ingolstadt, Kempten, Kiel, Koblenz, Kornwestheim, Lörrach, Mettmann, Neu-Isenburg, Oberursel, Offenburg, Potsdam, Rastatt, Stade in einigen Stadtteilen von Köln in Teilen von Breddenberg, Cuxhaven, Haselünne, Klausheide, Lohne, Oldenburg, Westerstede in den Großräumen München, Nürnberg und Augsburg und in vielen weiteren bayerischen Städten in Oberbayern, Franken, Schwaben, im Allgäu und der Oberpfalz. Seite 13 Deutsche TV-Plattform In einer Eigenheim-Siedlung wird man hingegen schon im Verteilerkasten splitten, beispielsweise im Verhältnis 1:16, so dass eine Faser aus der Vermittlungsstelle auf 16 Fasern im Verteilerkabel aufgeteilt wird, und damit auch in 16 Häuser führt. Im Haus kann dann nur noch im geringen Maß aufgesplittet werden, etwa 1:2 oder evtl. auch 1:4, falls überhaupt mehrere Anschlüsse benötigt werden. Alle Anschlüsse in diesen genannten 16 Häusern führen wiederum auf ein PON mit einer Faser im Hauptkabel und einem Port in der Vermittlungsstelle. FTTB- und FTTC-Netze werden hingegen in der Regel ohne Splitter aufgebaut: Eine Glasfaser versorgt hier ohnehin mehrere Kupfer-Ports. Mit Splitter könnten zudem schnell die maximal möglichen Bitraten von GPON überschritten werden. Zudem lässt sich ein splitterloses FTTBNetz später einfach auf FTTH hochrüsten, indem die nötigen Splitter im Keller nachgerüstet und die nötigen Fasern im Haus verlegt werden. Vorteile von Glasfaser-Lösungen Für den Nutzer ergibt sich durch den Breitband-Anschluss per Glasfaser via FTTH eine Reihe von Vorteilen, der unmittelbar wichtigste Punkt ist dabei die hohe Übertragungsgeschwindigkeit. Diese zieht aber eine ganze Reihe weiterer neuer Möglichkeiten nach sich, die mit den vorhandenen DSL-Anschlüssen nicht oder deutlich weniger komfortabel zu realisieren sind. Mehr Geschwindigkeit macht die parallele Nutzung verschiedener breitbandiger An- Kompendium Vernetzung wendungen möglich. Wer zum Beispiel einen großen Download durchführt, gleichzeitig IPTV nutzt und per VoIP telefonieren will, wird die bei FTTH gebotene Bandbreiten durchaus schätzen. Technisch ist zudem denkbar, gleiche Signale, die von unterschiedlichen Nutzern am selben PON angefordert werden, zusammenzufassen: Läuft in zwei Wohnungen derselbe IPTV-Kanal, muss dieser nur einmal übertragen werden. Insofern sind FTTH-Netze hervorragend für IPTV geeignet. Datenspeicher im Internet, etwa für Cloud-Dienste oder auch zur Datensicherung, sind aufgrund des schnellen Uplinks per Glasfaser deutlich komfortabler nutzbar. Für Netzbetreiber und auch Hauseigentümer ist eine solche Modernisierung der Infrastruktur außerdem eine Maßnahme der Zukunftssicherung und dient der Werterhaltung der Immobilie. Auch die Störanfälligkeit der Glasfaser-Leitungen ist gegenüber Kupfer-Leitungen wesentlich geringer. Sie können direkt neben allen Sorten Kupferkabel, auch Stromkabel und Hochspannungsleitungen, in dieselben Leerrohre gelegt werden, ohne dass sich elektromagnetische Störungen ergeben. Das erhöht die Betriebssicherheit und hilft die Ausbaukosten überschaubar zu halten. Positiv ist auch die Möglichkeit, die veralteten OPAL-Netze weiter nutzen zu können, der BreitbandAusbau in Deutschland kann so auch auf diese Weise vorangetrieben werden. 1.1.4 LAN Bei einem lokalen Netzwerk [local area network (LAN)] handelt es sich um eine Gruppe von Computern, die in einem lokal begrenzten Bereich miteinander verbunden sind, um miteinander kommunizieren und andere Ressourcen wie z. B. Drucker gemeinsam nutzen zu können. Daten werden in Form von Paketen gesendet. Für die Übertragung dieser Pakete können verschiedene Technologien genutzt werden. Die gängigste LAN-Technologie ist das Ethernet, das in dem IEEE802.3-Standard definiert ist. Weitere LANNetzwerktechnologien sind beispielsweise „Token-Ring” und „FDDI”, die heute allerdings kaum noch eine Bedeutung haben. Ethernet verwendet eine Sterntopologie, in der einzelne Knoten (Geräte) über aktive Netzwerkgeräte, wie beispielsweise Switches, miteinander vernetzt sind. Die Anzahl der vernetzten Geräte in einem LAN kann zwischen zwei und mehreren tausend betragen. Die Übertragung in einem leitungsgebundenen LAN erfolgt in der Regel über Twisted-Pair- oder Glasfaserkabel. Ein Twisted-Pair-Kabel besteht aus acht Adern, wobei jeweils zwei Adern miteinander verdrillt sind, so dass vier Adernpaare zur Verfügung stehen. Als Anschlusstechnologie werden RJ-45-Stecker und -Buchsen verwendet. Die maximale Länge eines Twisted-Pair-Segements beträgt 100 m, dass sich aus 90 m massiven und fest verlegten sowie 10 m flexiblen Kabel zusammensetzt. Glasfaserkabel können je nach Glasfasertyp hingegen eine maximale Länge von 10 km bis 70 km haben. Abhängig vom verwendeten Twisted-Pairoder Glasfaserkabeltyp betragen die Datenraten heutzutage zwischen 10 Mbit/s und 10 Gbit/s. Es ist eine Faustregel, ein Netzwerk immer so aufzubauen, dass es eine größere Kapazität hat als gegenwärtig erforderlich. Für ein zukunftssicheres Netzwerk ist es sinnvoll, es so einzurichten, dass nur 30% der Gesamtkapazität genutzt werden. Da inzwischen zunehmend mehr Anwendungen über Netzwerke ausgeführt werden, ist eine immer höhere Netzwerkleistung erforderlich. Während sich Netzwerk-Switches nach einigen Jahren leicht aktualisieren lassen, ist der Austausch von Kabeln meist ein aufwändiges Unterfangen. Seite 14 Kompendium Vernetzung Deutsche TV-Plattform Fast Ethernet Fast Ethernet ist ein Ethernet-Netzwerk, das Daten mit einer Datenrate von 100 Mbit/s übertragen kann. Für dieses Netzwerk können Twisted-Pair- oder Glasfaserkabel verwendet werden. Das ältere 10Mbit/s-Ethernet ist auch weiterhin im Einsatz, bietet aber für manche NetzwerkVideoanwendungen nicht die erforderliche Bandbreite. Die meisten Geräte, die über ein Netzwerk verbunden sind, z. B. Laptops oder Netzwerk-Kameras, sind mit einer 100BASE-TX/10BASE-T-EthernetSchnittstelle oder kurz „10/100-Schnittstelle” ausgestattet, die sowohl 10-Mbit/sEthernet als auch Fast Ethernet unterstützt. Der Twisted-Pair-Kabeltyp, der Fast Ethernet unterstützt, ist das Cat-5-Kabel. Gigabit Ethernet Gigabit Ethernet, für das ebenfalls ein Twisted-Pair- oder ein Glasfaserkabel verwendet werden kann, bietet Datenraten von 1 Gbit/s und wird immer häufiger verwendet. Man geht davon aus, dass es Fast Ethernet als Standard bald ablösen wird. Der für das Gigabit Ethernet erforderliche Twisted-Pair-Kabeltyp ist das Cat-5e-Kabel, in dem alle vier verdrillten Drahtpaare verwendet werden, um die hohen Datenraten zu ermöglichen. Für Netzwerk-Videosysteme werden Cat-5e- oder höherwertigere Kabel empfohlen. Die meisten Schnittstellen sind abwärtskompatibel mit dem 10-Mbit/s- und 100-Mbit/s-Ethernet und werden üblicherweise als „10/100/1000Schnittstellen” bezeichnet. Für Übertragungen über längere Distanzen können Glasfaserkabel verwendet werden, z. B. 1000BASE-SX (bis zu 550 m) und 1000BASE-LX (bis zu 550 m mit Multimode-Glasfasern oder 5.000 m mit Monomode-Glasfasern). 10-Gigabit-Ethernet Das 10-Gigabit-Ethernet ist die neueste Netzwerkgeneration. Es liefert Datenraten von 10 Gbit/s und es können Glasfaseroder Twisted-Pair-Kabel verwendet werden. 10GBASE-LX4, 10GBASE-ER und 10GBASE-SR können bei Verwendung von Glasfaserkabeln Distanzen von bis zu 10 km überwinden. Bei einer Twisted-PairLösung sind äußerst hochwertige Kabel erforderlich (Cat-6a oder Cat-7). 10-Gbit/sEthernet wird vor allem für das Backbone von High-End-Anwendungen verwendet. Switch Wenn nur zwei Geräte über ein TwistedPair-Kabel direkt miteinander kommunizieren müssen, kann ein so genanntes Crossover-Kabel verwendet werden. Dieses kreuzt das sendende Adernpaar an einem Ende des Kabels mit dem empfangenden Adernpaar am anderen Ende und umgekehrt. Für die Vernetzung mehrerer Geräte in einem LAN sind jedoch Funktionseinheiten wie beispielsweise Switches erforderlich. Bei deren Einsatz wird normales 1:1Netzwerkkabel anstelle von CrossoverKabeln verwendet. Die Hauptfunktion eines Switches besteht in der Weiterleitung von Daten von einem Gerät zu einem anderen im selben Netzwerk. Dies erfolgt auf effiziente Weise, da Daten direkt von einem Gerät an ein anderes geleitet werden können, ohne dass hiervon das gesamte Netzwerk belastet wird. Ein Switch registriert die MAC [media access control]-Adressen aller Geräte, die mit ihm verbunden sind. Jedes Netzwerkgerät hat eine eindeutige MAC-Adresse, die aus einer Folge von Ziffern und Buchstaben besteht, die der Hersteller vorgibt. Die Adresse steht meist auf dem Typenschild des Produktes. Wenn ein Switch Daten empfängt, leitet er diese nur an den Anschluss weiter, der mit dem Gerät verbunden ist, das die richtige MAC-Zieladresse aufweist. Die Leistung von Switches wird in der Regel in Anschluss-Anschluss-Raten als Datenpakete pro Sekunde und durch die Backbonekapazität als Zahl der Bits pro Sekunde angegeben. Hierbei gilt, dass ein Switch mit der größeren Zahl von Datenpakete pro Sekunde und Backbonekapazität eine höhere Leistungsfähigkeit aufweist. Des Weiteren wird ein Switch oftmals über die maximalen Datenraten der Seite Anschlüsse beschrieben. Ein 100-Mbit/sSwitch verfügt beispielsweise über mehrere Anschlüsse mit 100 Mbit/s, die Angabe bezieht sich also auf den einzelnen Anschluss. Ein Netzwerk-Switch unterstützt normalerweise mehrere verschiedene Datenraten gleichzeitig. Die gängigsten Datenraten sind 10 Mbit/s und 100 Mbit/s, bei denen sowohl das 10-Mbit/s-Ethernet als auch das Fast Ethernet unterstützt wird. Jedoch werden immer häufiger 10/100/1000er Datenraten für den Standard-Switch verwendet, die also je nach angeschlossenen Gerät 10-Mbit/s-Ethernet, Fast Ethernet und Gigabit Ethernet unterstützen. Ein Switch ermöglicht es zudem, dass ein angeschlossenes Gerät im Vollduplex-Modus arbeitet, d. h. gleichzeitig Daten senden und empfangen kann, was eine höhere Leistungsfähigkeit mit sich bringt. Alternativ kann auch im Halbduplex-Modus gearbeitet werden. Die Datenrate und der Übertragungsmodus zwischen einem Anschluss auf dem Switch und einem angeschlossenen Gerät werden üblicherweise durch automatische Aushandlung festgelegt, der so genannten Auto-NegotiationFunktion, wobei die höchste gemeinsame Datenrate und der beste Übertragungsmodus eingestellt werden. Switches können zusätzlich mit unterschiedlichen Eigenschaften oder Funktionen ausgestattet sein. Einige Switches bieten die Funktion eines Routers und werden in diesem Fall als Layer-3-Switche bezeichnet. Außerdem kann ein Switch Unterstützung für Power over Ethernet (PoE) bieten, d.h. Endgeräte mit Strom versorgen. Des Weiteren gibt es Switche mit QoS [quality of service]-Unterstützung, worüber eine priorisierte Datenweiterleitung erfolgen und festgelegt werden kann, wie viel Bandbreite den verschiedenen Anwendungen zur Verfügung steht. 15 Deutsche TV-Plattform 1.1.5 PLC Powerline Communications (PLC) [auch als Digital Powerline (DPL) bezeichnet] ist der Oberbegriff für die Übertragung von Daten über das Stromkabel. Dabei werden die Kabel für die Stromversorgung gleichzeitig auch für Datenübertragung genutzt. Das 230-V-Netz wird schon länger für die Datenkommunikation genutzt: • hausinterne Gegensprechanlagen • Babyphones • Einfache Fernsteuerungen oder vernetzte Industrie-Bussysteme mit Übertragungsgeschwindigkeiten von 300 bit/s bis 4,800 kbit/s. Diese Verfahren sind durch eine schmalbandige Nutzung des Stromversorgungsnetzes im unteren Frequenzbereich gekennzeichnet. Daneben gibt es aber auch Verfahren, die das Stromversorgungsnetz mit Bandbreiten bis zu 80 MHz nutzen und damit Brutto-Datenraten bis 500 Mbit/s erlauben. Solche Breitbandkonzepte lassen sich prinzipiell für die Zuführung in Wohnhäuser, als auch für die Breitbandverteilung innerhalb der Häuser nutzen. Energieversorger haben ihre Aktivitäten für eine Breitbandversorgung auf der sogenannten letzten Meile aus unterschiedlichen Gründen eingestellt, so dass eine Breitbandverteilung inzwischen nur innerhalb eines Hauses oder einer Wohnung relevant ist. Basierend auf den Standards IEEE 1901 und IEEE 1905.1 hat die HomePlug-Powerline-Alliance mit HomePlug AV eine Technik entwickelt, bei der verschiedene Generationen untereinander kompatibel sind. Die aktuelle Version ist HomePlug AV2. Diese nutzt den Frequenzbereich 2 MHz bis 68 MHz und erlaubt Brutto-Datenraten bis 500 Mbit/s. Die Modulation ist FFTOFDM-basiert. Die überbrückbaren Entfernungen reichen dabei im Idealfall bis zu 300 m. In realen Anwendungsszenarien werden dabei Netto-Datenraten von bis zu 150 Mbit/s erreicht. Kompendium Vernetzung HomePlug-Powerline eignet sich insbesondere dann, wenn eine Neuverkabelung aufgrund des Aufwands nicht in Frage kommt und alle anderen Vernetzungstechniken, wie WLAN oder 10BaseT über Telefonleitungen nicht zuverlässig funktionieren: • Einfache Vernetzung mehrerer PCs. • Internet-Zugang für einen oder mehrere PCs. • Erhöhung der Reichweite von WLAN durch Einstecken eines entsprechenden Adapters an jeder Steckdose. Potentielle Probleme Produkte Basierend auf HomePlug AV2 sind zahlreiche Produkte von verschiedenen Herstellern im Markt und je nach Spezifikation mit LAN- oder USB-Anschlüssen ausgestattet. Teilweise findet man Produkte mit integrierten Steckdosen und eingebauten Netzfiltern. Produkte mit WLAN-Funktionalität (2,4 und 5,8 GHz) sind ebenfalls verfügbar. Über die HomePlug AV2-Spezifikation ist eine Kompatibilität im Prinzip gegeben. Andere Standards Gigabit-Powerline In Gigabit-Powerline-Adaptern steckt die Technik des Chipentwicklers Gigle, der von der Firma Broadcom übernommen wurde. Die Gigle-Technik benutzt ein Frequenzband von 55 MHz bis 305 MHz und erreicht damit bis zu 900 Mbit/s brutto auf der Stromleitung. Obwohl man anhand dieser Brutto-Datenrate mehr erwarten dürfte, übertragen die Adapter mit der proprietären Gigle-Technik nur selten mehr als die HomePlug-AV2-Adapter. HD-PLC HD-PLC basiert, wie HomePlug, auf der Spezifikation IEEE 1901, nutzt aber für die Modulation eine Wavelet-OFDM. Diese von Panasonic entwickelte Variante wird hauptsächlich in Asien eingesetzt. ITU-T G.9960 Die ITU Arbeitsgruppe G.hn hat den internationalen Standard ITU-T G.9960/9961 kreiert. Dieser zielt auf eine breitbandige Seite Vernetzung im Heimbereich. Er wird vom Homegrid Forum gefördert und zertifiziert. Als Übertragungsmedien können neben Stromleitungen auch Twisted-Pair-Verkabelungen und Koax zum Einsatz kommen. Es wird ein Frequenzbereich von 1,8 MHz bis 80 MHz genutzt. Die Modulation ist ebenfalls OFDM-basiert. Die erreichbaren Brutto-Datenraten liegen bei max. einem Gbit/s. Dieser Standard hat aber zurzeit noch keine Marktrelevanz. 16 Das Stromnetz ist primär nicht für die Übertragung von Daten konzipiert. Daher treten die folgenden Probleme bei der Verwendung von Powerline-Adaptern auf: • Da Stromleitungen weder über eine Schirmung verfügen, noch einen konstanten Wellenwiderstand aufweisen, entsteht ein Übertragungsverhalten wie in einem Funkkanal. Zu starke Echos können zu einer Verringerung der übertragenen Datenrate oder zu einem Totalausfall führen. Unzulässig hohe Abstrahlungen der Modems können eine Stilllegung des PLC-Betriebs erfordern, wenn keine Installationsmaßnahmen dagegen getroffen werden. • Eine orts- oder zeitabhängige Variation des Dämpfungsverhaltens oder zu starke Dämpfungen haben primär einen maßgeblichen Einfluss auf die überbrückbare Entfernung. • Unterschiedliche Phasenführung in einzelnen des Hauses oder Bereichen der Wohnung lassen einen PLC-Betrieb in der Regel nicht zu, wenn nicht an geeigneten Stellen Phasenkoppler eingebaut werden. • Weitere Störungen, die den Betrieb beeinträchtigen oder unmöglich machen: · Ein/Ausschaltvorgänge mit induktiven Lasten · Schaltnetzteile z. B. in Monitoren oder TV-Geräten · Lampen-Dimmer • Eine unbekannte Netztopologie erschwert die Netzmodifikation (Einbau von Filtern oder Phasenkopplern) Kompendium Vernetzung Deutsche TV-Plattform 1.2 Funkgestützte Verfahren 1.2.1 Satellit Der Satellitenweg wird zurzeit im Wesentlichen für die Verbreitung von Rundfunkund Fernsehprogrammen genutzt. Bidirektionale Dienste, wie Internetanbindung, stellen bisher eher eine Nischenanwendung dar. Für eine Weiterverteilung der Rundfunk- und Fernsehsignale sind jüngst zwei Systemkonzepte entwickelt worden. Es handelt sich um „SAT > IP” der Firma SES Astra und „SmartLNB” der Firma Eutelsat. Bild 1.2.1-1 Das SAT > IP-Konzept LNB IP STB IF IP Network Device Mobile Device IP In-Home Digital Network IP Multiswitch SAT > IP Die von einer Außeneinheit empfangenen DVB-S/S2-Signale werden decodiert und in einen IP-Datenstrom konvertiert (Bild 1.2.1-1). Dabei kann diese DVB-IP-Konvertierung in einem speziellen LNB (IP-LNB) selbst, oder in einer nachgeschalteten IPEinheit (Multischalter, Konverter oder Master STB) erfolgen. Die Konvertierung realisiert die Umsetzung des DVB-S/S2-Layers in ein IP-Transport-Layer. Danach erfolgt eine konventionelle Weiterverteilung über ein IP-Netzwerk. Solche Netzwerke können auf den folgenden Übertragungstechnologien basieren: • • • • • • Ethernet Power Line Twisted Pair WLAN Glasfaser Koax Das System basiert auf dem Server-ClientKonzept und erlaubt eine netzwerkagnostische Verteilung der Signale. Die angeschlossenen Endgeräte müssen in der Lage sein, klassische IP-Signale zu verarbeiten. Das SAT > IP-Protokoll basiert auf den bekannten Protokollen wie IP, UpnP, RTSP und HTTP. Es wurde um die für den Satellitenempfang notwendigen Funktionalitäten erweitert. SAT > IP lässt sich ebenfalls in eine DLNA-Umgebung einbinden. Es ist in eine Media Plane und in eine Control Plane unterteilt. Standard LNB IP STB IF IP Network Device PC / Laptop IP In-Home Digital Network MASTER STB / PVR SAT > IP eignet sich für die Signalverteilung innerhalb eines Hauses, sowie auch größeren Wohnanlagen. Bild 1.2.1-2 SmartLNB im Überblick „sma rt LN DTH ( Ku) SmartLNB Der SmartLNB eröffnet Rundfunkanbietern die Möglichkeit, ihr eigenes Ökosystem für lineares und nichtlineares Fernsehen über Satellit zu betreiben. Im SmartLNB, eine neue Generation von LNBs,ist ein Empfänger für lineare Dienste und ein Sender für nichtlineare Dienste integriert. Zusammen mit entsprechenden Satellitenantennen bieten sich damit Möglichkeiten für neue Dienste im Bereich Connected-TV. Insbesondere Themen wie Zahlungstransaktionen, Abruf [on demand]-Dienste, Home Automation, HbbTV, Pay-per-View, Soziale Netzwerke, direkte Teilnahme an Live-Shows, Kundenmanagement und Messung von Zuschauerreichweiten ermöglichen dem Rundfunkanbieter neue Geschäftsfelder zu erschließen. Seite B“ re turn li nk (K a) Home area network 17 „smart LNB“ Deutsche TV-Plattform Kompendium Vernetzung Die langjährige Entwicklung des SmartLNB wurde durch Eutelsat initiiert und von der ESA und der EU-Kommission unterstützt. Sie basiert auf offenen Standards wie IP, DVB-S2, ETSI und S-MIM. Erste Prototypen des SmartLNB wurden in Zusammenarbeit mit den Firmen Temix, Clearo und MBI angefertigt. Serienprodukte werden von den Firmen Paradox Engineering und Ayecka Communication Systems entwickelt und im ersten Halbjahr 2014 zur Verfügung stehen. Bild 1.2.1-3 Heimvernetzung mit SmartLNB Der SmartLNB stellt einen Rückkanal von bis zu 100 kbit/s pro Nutzer im Ka-Band zur Verfügung. Es ist zusätzlich möglich, IP-Daten, die im DVB-S2 Multiplex übertragen werden, für Applikationen wie Multiscreen von IP-Video-Kanälen zu nutzen. Der transparente bi-direktionale IP-Link ist kompatibel mit vielen vorhandenen Applikationen und stellt zum ersten Mal in der Satellitenhistorie eine kostengünstige bidirektionale Datenverbindung für interaktives Fernsehen und M2M-Dienste zur Verfügung. Dies wurde durch den Einsatz von neuesten Technologien, dem bandbreiten-effizienten Protokoll „Advanced Spread Sprectrum Protocol” und der Verwendung von HTS [high throughput satellite] erreicht. Der SmartLNB kann in vorhandenen Multifeed-Anlagen, vorhandener Koaxialverteilung und vorhandenen Set-Top-Boxen mittels eines Splitters problemlos eingesetzt werden. Selbst zukünftige interaktive Set Top Boxen und Home Gateways werden in der Lage sein, durch die direkte Verbindung alle Vorteile des SmartLNBs zu nutzen. Seite 18 Dienste, die mit dem SmartLNB möglich sein werden: • Zahlungstransaktionen für den Zugang zu Abonnements, Sender-Paketen, usw. • Video-Angebote wie Video on Demand, Push Video on Demand, Pay per View usw. • Interaktives Fernsehen: HbbTV, Voting, Wetten usw. • Multiscreen-Anwendungen: Verteilung von IP-Videosignalen im lokalen Netzwerk • Sicherheit: Einsatz von DRM-Systemen, Austausch von Verschlüsselung-Codes • Soziale Netzwerke: Nutzung von sozialen Netzwerken wie Twitter, Facebook und weitere • Intelligente Kundenmanagementsysteme: Fehlersuche, Nutzerverhalten, Messungen von Nutzerreichweiten • Home Automation: Management von Anwendungen im Haushalt wie technische Geräte, Licht, Temperatur, Türen usw. • Datenerfassung: Sensoren-Netzwerke, SCADA usw. Bild 1.2.1-4 SmartLNB-Dienste Kompendium Vernetzung 1.2.2 Mobilfunk Mobilfunksysteme der 2. Generation (GSM) sind derzeit noch im Einsatz und arbeiten in den Frequenzbändern 900 MHz und 1800 MHz. Die erreichbaren Netto-Datenraten pro Teilnehmer sind mit ca. 12,8 kbit/s relativ gering und reichen nur für eine Sprachübertragung, bzw. Datenübermittlung mit geringem Volumen (SMS). Mobilfunksysteme der 3. Generation (UMTS) arbeiten in dem Frequenzbereich zwischen 1,9 GHz und 2,2 GHz. In der Basisversion des Standards wird dabei eine Datenrate von 384 kit/s pro Teilnehmer erreicht. Durch das ergänzende Verfahren HSDPA [high speed downlink packet access] werden im Downlink theoretisch 14,6 Mbit/s erreicht. In der Praxis sind Werte zwischen 7 Mbit/s und 10 Mit/s realistisch. Für den bei Interaktivität wichtigen Uplink wurde HSUPA [high speed uplink packet access] entwickelt. Die Bitrate liegt maximal bei 5,8 Mbit/s, in der Praxis sind es in der Regel etwa 1,5 Mbit/s. Mit LTE [long term evolution] wird die 4. Mobilfunkgeneration bezeichnet, die ab 2011 in Deutschland eingeführt wurde. Der wesentliche Unterschied zu den bisherigen Mobilfunksystemen besteht darin, dass LTE vollständig IP-basiert arbeitet, also die für das Internet verbindlich festgelegte paketorientierte Übertragungsstruktur verwendet. Für LTE sind der 800MHz-Bereich, der 1,8-GHz-Bereich und der 2,6-GHz-Bereich vorgesehen, wobei Bandbreiten im Downlink und Uplink von 1,4 MHz bis 20 MHz verarbeitet werden können. Dabei sind FDD [frequency division duplex] und TDD [time division duplex] möglich. LTE nutzt für den Downlink orthogonalen Frequenzmultiplex [orthogonal frequency division multiplex (OFDM)]. Die verfügbare Kanalbandbreite wird dabei in Unterträgern von 15 kHz Breite und Zeitschlitzen von 0,5 ms Dauer aufgeteilt. Damit ergeben sich aus 12 x 7 = 84 Elementen bestehende Ressource-Blöcke, deren Elemente mit QPSK, 16-QAM oder 64-QAM moduliert werden können. Das Verhältnis der bei LTE durch die Unterträger bedingten Kanäle zueinander wird als orthogonal bezeichnet, weil die Amplituden jedes Kanals auf der Mittenfrequenz seines Nachbarkanals exakt null beträgt. Damit ist sichergestellt, dass sich benach- barte Kanäle nicht gegenseitig beeinflussen können. Beim Uplink kommt bei LTE nicht OFDM, sondern das weniger rechenintensive Verfahren SC-FDMA [single carrier-frequency division multiplex access] zum Einsatz. LTE ist primär für Breitbandanwendungen konzipiert, wobei pro Funkzelle bis zu 100 Mbit/s zur Verfügung stehen können. Diese Datenrate wird auf die Anzahl der aktiven Nutzer in einer Funkzelle aufgeteilt Eine weitere Zunahme der Leistungsfähigkeit des Mobilfunks hinsichtlich der Breitbandigkeit soll durch LTE-A erreicht werden, wobei der Buchstabe A für „advanced” steht. Es handelt sich um ein Konzept, dass zu LTE abwärtskompatibel ist, jedoch folgende Verbesserungen bietet: • • • • Datenrate bis 1 Gbit/s pro Funkzelle Geringere Latenzzeit Höhere spektrale Effizienz Größere Zahl gleichzeitig aktiver Nutzer pro Funkzelle Die bisherigen LTE-Basisstationen können per Software-Update auf LTE-A umgerüstet werden. Die ersten Erprobungen von LTEA wurden bereits erfolgreich durchgeführt. Es ist aber auch bereits die Thematik „Beyond LTE” in Arbeit. Als Perspektive wird die fünfte Mobilfunkgeneration (5G) gesehen, bei der 10 Gbit/s bis 30 Gbit/s pro Funkzelle zur Verfügung stehen. Außerdem soll zusätzlich ein Broadcast-Modus auch Rundfunk, also Fernsehen (TV) und Hörfunk (Radio)) ermöglichen. Damit würden die Nutzer nur noch ein Endgerät für Broadcast und Broadband benötigen. Seite Deutsche TV-Plattform 1.2.3 DVB-T/T2 Digitale terrestrische Rundfunksysteme sind seit vielen Jahren weltweit Stand der Technik. Sie erlauben bei der entsprechenden Konfiguration der Signalparameter den portablen In-Haus-Empfang, bzw. den Mobilempfang. Bei einer Konfiguration der Systemparameter für den Empfang mit einer Dachantenne werden entsprechend höhere Übertragungsdatenraten erzielt. DVB-T2 stellt dabei die Weiterentwicklung von DVB-T dar. Durch eine effizientere Kanalcodierung und erweiterte Modulationskonstellationen wird bei DVB-T2 eine signifikant höhere Datenrate erreicht. Die folgende Tabelle zeigt den Vergleich von DVB-T und DVB-T2 bei portablem Empfang und bei Empfang mit einer Dachantenne dar. (vgl. Tabelle 1.2.3-1 und Tabelle 1.2.3-2) DVB-T und DVB-T2 werden heute nur zur Verbreitung von Rundfunk- und Fernsehinhalten genutzt. DVB-T2 erlaubt aufgrund der höheren übertragbaren Datenraten eine effiziente Verbreitung von HDTV-Inhalten. In Deutschland ist der Umstieg auf DVB-T2, gekoppelt mit der Videocodierung H.265 (HEVC), ab 2017 geplant. Smart Phones und Tablets sind derzeit noch nicht für den Empfang von DVB-T, bzw. DVB-T2 ausgelegt. Kompakte Transcoder erlauben jedoch durch die Signalumwandlung von DVB-T in WiFi den Empfang von DVB-T-Inhalten auf Smart Phones und Tablets. Wann solche Transcoder oder USB-Sticks für den Empfang von DVB-T2 zur Verfügung stehen, hängt von der Nachfrage ab, ebenso die Implementierung von DVB-T/T2 in die entsprechenden mobilen Endgeräte. Die Spezifikation von DVB-T2 beinhaltet sogenannt „future extensions frames”, die zur Übertragung von nicht-linearen Inhalten, IP-basiert und im Multicast/ Unicast-Mode genutzt werden könnten. Entsprechende Systemkonzepte, die auf einer Tower-Overlay-Sendenetzstruktur basieren, werden derzeit diskutiert. Damit könnten zum Mobilfunk ähnliche Angebote zur Verfügung stehen. Eine solche Realisierung hängt aber maßgeblich von der Frequenzpolitik und dem zukünftigen Zusammenspiel von Mobilfunk und Rundfunk ab und dürfte nicht vor 2025 relevant werden. 19 Deutsche TV-Plattform Kompendium Vernetzung 1.2.4 WLAN Tabelle 1.2.3-1 DVB-T versus DVB-T2 beim portablen Empfang Parameter DVB-T DVB-T2 Kanalbandbreite [MHz] 8 8 Modulation 16-QAM 256-QAM FFT-Länge 8k 16k Guard Intervall 1/4 1/8 Kanalcodierung 2/3 CC & RS 5/6 LDPC & BCH C/N [dB] 11,4 11,4 Netto-Datenrate [Mbit/s.] 13,3 19,9 Die schnurlose Datenverbindung WLAN [wireless local area network] wurde von dem Institute of Electrical and ElectronicsEngineers (IEEE) entwickelt. Der Standard IEEE802.11a war 1999 die erste eingesetzte Möglichkeit sich per Funknetzwerk (WiFI) mit anderen drahtlosen Geräten zu verbinden. Und das ist auch der größte Vorteil von WLAN, nämlich die Flexibilität. Das Verlegen von Kabeln entfällt. Man kann mit mobilen Geräten, wie ein Mobiltelefon oder Tablet, zum Beispiel überall in seinem Haus, im Internet surfen. Für ein Besitzer von mobilen Geräten ohne Ethernet-Schnittstelle (für die Kabelverbindung) ins eine drahtlose Verbindung unabdingbar. Tabelle 1.2.3-2 DVB-T versus DVB-T2 bei Empfang mit einer Dachantenne Parameter DVB-T DVB-T2 Kanalbandbreite [MHz] 8 8 Modulation 64-QAM 256-QAM FFT-Länge 2k 32k Guard Intervall 1/32 1/128 Kanalcodierung 2/3 CC & RS 3/5 LDPC & BCH C/N [dB] 16,5 17,2 Netto-Datenrate [Mbit/s.] 24,1 36,1 Tabelle 1.2.4-1 Heute verwendete WLAN-Standards WLAN Standard Einführung Datentransferrate Frequenzbereich Reichweite maximal Kompatibel mit Verbreitung IEEE802.11a 1999 Brutto = 54 Mbit/s Netto = 23 Mbit/s 5 GHz im Haus: 35m im Freien: 120m darf ohne 802.11h-Erweiterung nur im Indoorbereich genutzt werden wenig verbreitet IEEE802.11b 1999 Brutto = 11 Mbit/s Netto = 4,3 Mbit/s 2,4 GHz im Haus: 38m im Freien: 140m relativ weit verbreitet IEEE 802.11g 2003 Brutto = 54 Mbit/s Netto = 19 Mbit/s 2,4 GHz im Haus: 38m im Freien: 140m weit verbreitet IEEE 802.11n 2009 Brutto = 450 Mbit/s Netto = 240 Mbit/s 2,4 GHz und 5 GHz im Haus: 70m im Freien: 240m IEEE 802.11ac 2014 Brutto = 1,3 Gbit/s Netto = 450 Mbit/s 5 GHz im Haus: (<10m) im Freien: 40m Seite 20 802.11bund 802.11g-Netzen weit verbreitet ist im Kommen Kompendium Vernetzung Infrastruktur Deutsche TV-Plattform Reichweite und Übertragungsgeschwindigkeit Die Übertragung von Informationen zwischen zwei Geräten kann direkt im so genannten Ad-hoc-Modus oder im Infrastruktur-Modus mithilfe einer Basisstation (Access Point) erfolgen. Bild 1.2.4-1 Ad-hoc-Modus Bild 1.2.4-2 Infrastruktur-Modus Ad-hoc-Modus Infrastruktur-Modus Bei Ad-hoc-Netzen verbinden sich mobile Geräte wie Mobiltelefone, Tablet’s und Notebooks ohne feste Infrastruktur wie eine WLAN Basistation oder Switch (Wireless Access Point). Notebook 1 und Notebook 2 können nur direkt miteinander reden. Es findet keine Datenweiterleitung durch einen anderen Netzwerkteilnehmer, wie ein Router, statt. Ein Ad-hoc-Netz ist sehr schnell und ohne großen Aufwand betriebsbereit. Wie im Infrastruktur-Modus wird auch im Ad-hoc-Modus ein Netzwerkname und eine festgelegt Verschlüsselung genutzt, mit denen sich die einzelnen Netzwerteilnehmer identifizieren müssen. Jedoch gibt es keine Weiterleitung von Daten, sondern immer nur eine direkte Kommunikation unter den Endgeräten. Die Reichweite ist aufgrund der zwingenden Direktkommunikation zwischen den Endgeräten sehr begrenzt. Im Infrastruktur-Modus übernimmt der Router oder Access Point die Koordinierung des Datenverkehrs zwischen den mobilen, portablen und festen Endgeräten im Netzwerk. Er stellt die sogenannte Basisstation dar. Die WLAN-Kommunikation wird nur über den Router abgewickelt. Notebook 1 sendet seine Information zuerst zum WLAN-Router. Der Router sendet sie nun zu Notebook 2. Und wenn Notebook 2 was von Notebook 1 wissen will, dann gehen auch alle Daten über den WLANRouter. Kommt es jetzt zu einem Ausfall des Routers (Abschalten oder Stromausfall), dann ist die komplette Kette unterbrochen und es findet keine Netzwerkverkehr mehr statt. Seite Die Reichweite und Übertragungsgeschwindigkeit ist von der Beschaffenheit der Umgebung abhängig. Zum Beispiel ist im Freien die Reichweite viel größer als in einem Haus. Je weniger Hindernisse dämpfend wirkend im Weg sind, desto besser. Hindernisse sind zum Beispiel dicke Decken und Wände oder Elektrogeräte im Haus. Metall in Decken und Wänden wirkt besonders dämpfend. Auch verringernd wirkt sich eine große Anzahl von Teilnehmern im gleichen Netzwerk aus oder mehrere vorhandene WLAN Netzwerke, welche die gleichen Frequenzen benutzen. Derzeit ist hauptsächlich der 2,4-MHzBereich betroffen. So können sich zum Beispiel Nachbarn gegenseitig stören, wenn sie im 2,4-MHz-Bereich arbeiten. Hilfreich kann die Installation eines oder mehrerer WLAN-Access-Points oder WLAN-Repeatern für das gleiche WLAN sein. Beim Nachbar-WLAN mit der gleichen Frequenz hilft oft nur ein Wechsel auf einen anderen freien WLAN-Kanal. Trotz der von den Standards versprochenen Reichweiten gilt die Erfahrung, dass sich der WLAN-Router nicht zu weit entfernt vom schnurlosen Endgerät befinden sollte. Sicherheit und Installation In bestimmten Intervallen sendet der Router folgende Informationen an alle Geräte im Empfangsbereich: • Netzwerkname [service set identifier (SSID)] • Mögliche Übertragungsraten • Variante der Verschlüsselung Der WLAN-Client muss nun den Netzwerknamen und die Verschlüsselung kennen, um am Netzwerkverkehr teilzunehmen. Er muss immer über den Router oder Access-Point kommunizieren, um mit einem anderen WLAN-Netzwerknutzer Daten austauschen zu können. Die sicherste Variante der Verschlüsselung für WLAN-Besitzer ist die WPA2-Verschlüsselung, von WEP und WPA-Verschlüsselung ist dringend abzuraten, da diese beiden Varianten zu schwach verschlüsseln. Bei der Installation lässt sich die WPA2-Verschlüsselung mit einigen Einstellungen an Router und Betriebssystems des Endgerätes vornehmen. Allerdings müssen sowohl Router wie auch das 21 Deutsche TV-Plattform WLAN-Gerät diesen Modus unterstützen, was heute fast immer gegeben ist. Oft ist WPA2-Verschlüsselung bereits voreingestellt. Auch ist es wichtig ein sicheres Passwort zu wählen, da der Einsatz der WPA2Verschlüsselung alleine nicht ausreicht. Jedes WLAN sollte mit einem möglichst komplexen Passwort und Netzwerknamen (SSID) versehen sein. Zusätzliche Sicherheit bietet, die eindeutigen Identifikationsmerkmale jedes angeschlossenen WLAN-Gerätes (IP- und MACAdresse) im Router fest einzutragen. Der Router lässt dann keine Geräte zu, von denen er die IP- oder MAC-Adresse nicht kennt. Fremde WLAN-Geräte können sich dann trotz bekanntem/gehackten Passwort nicht in das WLAN einwählen. Die bei der Erstinstallation notwendigen Einstellungen sollte man nur mit Kabelverbindung durchführen. Das hierfür notwendige Kabel gehört zum Lieferumfang des Routers. Über die im Internet-Browser dargestellte Bedienoberfläche des Routers werden alle notwendigen Einstellungen vorgenommen. Diese Bedienoberfläche wird mit einer bestimmten IP Adresse erreicht, die zum Beispiel im Handbuch oder auf der Rückseite des Routers zu finden ist. Oft liegt dem Router auch eine vom Hersteller bereitgestellte Software bei, mit der sich die notwendigen Einstellungen vornehmen lassen. Sämtliche Einstellungen am Router sollten am besten über eine Kabelverbindung vorgenommen werden. Dann kann es nicht passieren, dass sich der Nutzer durch eine falsche Einstellung im Funknetz selbst aussperrt. Zudem empfiehlt es sich, sämtliche Einstellungen des Routers zu exportieren, damit sich jederzeit die richtige Konfiguration des Gerätes laden lässt. Kompendium Vernetzung 1.2.5 NFC NFC [near field communication] ist ein internationaler Übertragungsstandard zum kontaktlosen Austausch von Daten per Funktechnik über Entfrnungen von maximal 10 cm und einer Datenübertragungsrate von maximal 424 kbit/s. Bisher kommt diese Technik vor allem bei Lösungen für Micropayment (bargeldlose Zahlung kleiner Beträge) zum Einsatz. In Deutschland wird die Technik beispielsweise von den Sparkassen, unter dem Namen girogo, zur Zahlung von Summen bis zu 20 Euro angeboten und von der Deutschen Bahn in ihrem Touch&TravelSystem eingesetzt. Des Weiteren nutzen viele Universitäten und Fachhochschulen NFC-Chips in den Studentenausweisen für Micropayments. Die Übertragung erfolgt entweder passiv zu RFID-Tags oder aktiv zwischen zwei gleichwertigen Endgeräten. NFC soll den Austausch verschiedener Daten, wie zum Beispiel Telefonnummern, Bildern, MP3Dateien oder digitaler Berechtigungen zwischen zwei kurzzeitig ohne besondere Anmeldung gepaarten Geräten ermöglichen, die nahe aneinandergehalten werden, ohne dass es Fehler bei der wechselweisen Zuordnung der Paare gibt. Bei NFC erfolgt die Verbindung zwischen zwei Geräten über eine magnetische Kopplung, die durch entsprechende Spulen in den Endgeräten realisiert wird. Das Magnetfeld alterniert mit einer Frequenz von 13,56 MHz. Da es sich hier um ein Nahfeld handelt, beträgt die maximale Distanz ca. 10 cm. Im passiven Mode versorgt das Lesegerät den Tag über das aufgebaute Magnetfeld mit Energie. Lohnt sich ein Aufrüsten auf das schnelle WLAN ac (IEEE 802.11ac) Der neue Standard IEEE 802.11ac ist noch nicht endgültig verabschiedet. Trotzdem sind seit 2013 erste WLAN-Router nach diesem Standard verfügbar. Was fehlt ist die breite Unterstützung auf der Seite der WLANEndgeräte. Im Moment ist die Nutzung über Adapter-Sticks, Boxen oder Karten möglich. Außerdem haben das Apple MacBook Air, HTC One, Samsung Galaxy, Sony Xperia – jeweils Tablet und Smartphone und LG Nexus 5 Empfangsmodule eingebaut. Seite Im aktiven Mode besitzt das zweite Gerät ebenfalls eine Energiequelle. Die Datenübertragung ist in beiden Fällen bidirektional und erfolgt über eine ASK-Modulation des magnetischen Nahfeldes. Bei RFID erfolgt die Datenübertragung durch die Kopplung des elektromagnetischen Fernfeldes. Daher sind hierbei die verwendete Frequenz und auch die Reichweite größer. Die Tabelle 1.2.5-1 zeigt die verwendeten Datenraten und Leitungscodierungen. Aufgrund der geringen Reichweite ist NFC keine Konkurrenz zu Bluetooth oder WLAN zu. Es kann u.a. als Ersatz für Strichcodes eingesetzt werden, bei denen die Kapazitäten für die benötigten Datenmengen nicht mehr ausreichend sind. Vor allem wird NFC aber dort eingesetzt, wo zwei Geräte kryptografisch gesichert miteinander kommunizieren (etwa bei Bezahl-Anwendungen). Mit NFC können u. a. die folgenden Anwendungen realisiert werden: • Bargeldloser Zahlungsverkehr (girogo, Paypass, Visa payWave, Google Wallet etc.) • papierlose Eintrittskarten • Abrechnung von Beförderungsdienstleistungen (z. B. Touch and Travel) • Smart Posters • Online-Streaming oder Downloads • Zugangskontrolle • Steuerung des Smartphones durch im Handel verfügbare NFC-Tags (z. B. SmartTags von Sony, TecTiles von Samsung, oder universell einsetzbare BluewaveTags) • Online-Banking • schneller Aufbau von Bluetooth-Verbindungen • personenbezogene Voreinstellungen von Geräten Tabelle 1.2.5-1 Systemparameter von NFC Datenrate aktiver Mode passiver Mode 106 kbit/s modified Miller, 100 % ASK Manchester, 10 % ASK 212 kbit/s Manchester, 10 % ASK Manchester, 10 % ASK 424 kbit/s Manchester, 10 % ASK Manchester, 10 % ASK 22 Kompendium Vernetzung Deutsche TV-Plattform Bild 1.2.5-1 Prinzip von NFC NFC stammt aus dem Jahr 2002 und wurde von der ehemaligen Philips-Tochter NXP und Sony entwickelt. Dabei wurde auf Standards wie Bluetooth und RFID zurückgegriffen. Danach ergaben sich die Aktivitäten wie folgt • 2003: Genehmigung von NFC als ISO-IEC-Standard 18092 • 2004: Gründung des NFC-Forums durch NXP Semiconductors, Sony und Nokia • 2005: Weltweiter Test von NFC-Ticketing • 2007: RMV, VGF, Telekom und Nokia führen regional den NFC-Ticketservice ein • 2008: Touch & Travel wird auf der CeBIT gestartet • 2005 – 2008: Ausgabe der ersten NFCMobiltelefone • 2009: Mastercard gibt 61 mio. kontaktlose Kreditkarten aus, die an 153.000 Akzeptanzstellen weltweit zum Zahlen genutzt werden können. • 2010: Erste Pilotprojekte der Sparkassen mit kontaktlosen Geldkarten • 2011: Der neue Personalausweis der BRD ist NFC-kompatibel. Ausstattung aller EC-Karten der Sparkassen mit einer kontaktlosen Bezahlfunktion Technischer Vergleich NFC IrDa Bluetooth Reaktionszeit < 0,1 ms ca. 0,5 ms ca. 6 s Entfernungen < 0,1 m 1m 10 m Netztyp point-to-point point-to-point point-to-multipoint Bitraten 424 kbit/s 1 Mbit/s [coming] 115 kbit/s 721 kbit/s Modi active/active active/passive active/active active/active Anwendungen pay, get access, share, initiate, easy set up control and exchange data network for data exchange, headset Tabelle 1.2.5-2 Systemvergleich Near Field Communication (NFC) wird viele Produkte (NFC Chip, Micro SD Card, Integrated SIM, Reader & Middleware) und Anwendungen (Mobile Payment, Ticketing, Buchungen, Zugangskontrolle, Data Sharing, Infotainment, Werbung) revolutionieren. Seite Während 2011 erst 5% aller Mobiltelefone mit NFC ausgestattet waren, wird diese Zahl bis 2016 auf etwa 46 % ansteigen. Damit ist ein exponentielles Wachstum in den nächsten Jahren vorprogrammiert. Insbesondere in Asien wird es sehr hohe Wachstumsraten geben, gehören doch Länder wie Japan, China und Süd-Korea zu den frühesten Anwendern dieser Technologie. Der Markt für NFC-Anwendungen dürfte von etwa 8 Milliarden USD im Jahr 2011 auf etwa 35 Milliarden USD im Jahr 2016 ansteigen. Hierbei dürfte neben den Marktsegmenten des Ticketing und der Zugangskontrolle der Bereich der mobilen Bezahlungen das interessanteste Marktsegment sein. 23 Kompendium Vernetzung Deutsche TV-Plattform 1.2.6 Bluetooth Bluetooth ist ein in den 1990er-Jahren durch die Bluetooth Special Interest Group (SIG) entwickelter Industriestandard gemäß IEEE 802.15.1 für die Datenübertragung zwischen Geräten über kurze Distanz per Funktechnik (WPAN). Dabei sind verbindungslose sowie verbindungsbehaftete Übertragungen von Punkt zu Punkt und in Ad-hoc- oder Piconetzen möglich. Mit Bluetooth lassen sich bis zu 8 Geräte ohne Sichtverbindung aktiv miteinander verbinden (Piconet). Weitere 248 Geräte können sich anmelden, müssen aber passiv bleiben. Jedes dieser Geräte hat seine eigene individuelle 48-bit-Adresse, die weltweit einzigartig ist und zur Identifikation des Gerätes dient. Bluetooth benutzt das lizenzfreie ISMBand [industrial, scientific, medical] zwischen 2,402 GHz und 2,480 GHz. Damit stehen 79 je ein MHz breite Kanäle zu Verfügung. Weil das Frequenzband um 2,4 GHz auch von vielen anderen drahtlosen Übertragungsverfahren genutzt wird (z. B. WLAN nach IEEE 802.11), werden bei Bluetooth mittels Frequenzhopping (FHSS) die Kanäle mit 1600 Frequenzsprüngen in der Sekunde gewechselt. Die Stabilität von Bluetooth-Verbindungen erweist sich durch die häufigen Frequenzsprüngen und kleinen Datenpaketen als sehr hoch. Der Bruttodurchsatz einer BluetoothDatenübertragung in den Versionen 1.x beträgt 1 Mbit/s. Eine asymmetrische Bluetooth-Verbindung hat eine Netto-Datenrate von 723,2 kbit/s beim Download und 57,6 kbit/s beim Upload. Die symmetrische Verbindung überträgt 432,6 kbit/s in jede Richtung, gesamt also 865,2 kbit/s. Unter guten Bedingungen sind real bis 640 kbit/s für den Download erreichbar. Mit EDR (Enhanced Data Rate), ab den Versionen 2.x wird die Brutto-Datenrate auf bis zu 3 Mbit/s erhöht. So sind NettoDatenraten von bis zu 2 Mbit/s realsierbar. Ab den Versionen 3 ist zusätzlich ein High Speed Mode gemäß dem Standard IEEE 802.11g implementiert, der BruttoDatenraten von 54 Mbit/s zulässt. Seite Übertragungsgeschwindigkeit Brutto Netto Modulation Basic Rate 1 Mbit/s 723,2 kbit/s GFSK Enhanced Data Rate 2 Mbit/s 1446,2 kbit/s (π/4)-DQPSK 3 Mbit/s 2169,6 kbit/s 8DPSK Tabelle 1.2.6-1 Datenraten Ab Version 4 ist ein Low Energie Protokollstapel implementiert worden. Bluetooth definiert drei Leistungsklassen, die für die Reichweite hauptsächlich verantwortlich sind. Die Reichweite ist von der Sendeleistung und der Empfangsempfindlichkeit der Empfänger sowie der Empfangsantenne abhängig. Klasse maximale Sendeleistung Mindestreichweite bei Sichtverbindung 1 100 mW / 20 dBm 100 m 2 2,5 mW / 4 dBm 20 m 3 1 mW / 0 dBm 10 m Tabelle 1.2.6-2 Sendeleistungen und Reichweiten Bluetooth kennt drei Sicherheitsstufen. Für die Stufen Mittel und Hoch müssen Passwörter vergeben werden. Niedrig Die Geräte können sich untereinander erkennen und ohne Authentifizierung Verbindungen zueinander herstellen. Mittel Die Geräte können sich untereinander erkennen, aber ohne Authentifizierung keine Verbindung zueinander herstellen (Dienste-Authentifizierung). Hoch Die Geräte können sich untereinander nicht erkennen. Eine Verbindung ist nur mit einer Authentifizierung möglich (Verbindungs-Authentifizierung). Tabelle 1.2.6-3 Sicherheitsstufen 24 Kompendium Vernetzung Es werden zwei unterschiedliche physische Datenkanäle zur Verfügung gestellt. Die synchrone Datenübertragung ist zur Übertragung von Sprachdaten, mit einer Datenrate von 64 kbit/s gedacht. Dieses Verfahren heißt leitungsvermittelte oder synchrone Verbindung [synchronous connection-oriented (SCO)]. Die andere Übertragungsform ist die Paketvermittlung oder asynchrone Verbindung [asynchronous connectionless (ACL)], die ein speicherndes Verhalten des Übertragungsgerätes voraussetzt, wie bei der Internet-Technik. Alles außer Sprache wird über ACL übertragen, neben allen Arten von Daten insbesondere auch Musik. Der Aufbau einer Verbindung erfolgt immer unter der Protokollarchitektur nach Bluetooth V2.1. Bluetooth-Anwendungen am Computer • SCO-Audio: synchroner Headset-Betrieb (Skype, SIP usw.) • AV- oder A2DP-Audio: HiFi-Musikwiedergabe geeignet zum Anschluss eines oder mehrerer Kopfhörer • Mobiltelefon-Synchronisation (Kontakte, Musikdateien, mobiler Internet-Zugang, usw.) • HID: Eingabegeräte wie Maus und Tastatur • Motion Capturing: Übertragung von Bewegungsdaten an den Auswertungscomputer (z. B. Xsens MVN) Deutsche TV-Plattform Spielgeräte Die Spielzeugindustrie verwendet diese Technik, um Puppen und Spielzeugtiere untereinander kommunizieren und interagieren zu lassen. Auch die Controller der Nintendo Wii und der PlayStation 3 nutzen Bluetooth zur Kommunikation mit der Konsole. Kommunikation Bluetooth-Hotspots als Funkzelle ermöglichen einen schnurlosen Zugriff auf ein Netzwerk, wie das Internet oder ein Unternehmens-LAN. Industrie Es wurden Bluetooth basierende Industrieprodukte realisiert, die in verschiedensten Bereichen der Industrie eingesetzt werden, um kabellos zwischen verschiedenen Komponenten in Maschinen kommunizieren zu können. Haustechnik Im Bereich Hausautomation und Alarmsysteme gibt es Produkte, die Bluetooth 2.0 nutzen. Eine weitere Anwendung ist Bluetooth als Schlüssel, wofür jedes bluetoothfähige Gerät als Schlüssel eingesetzt werden kann. Es ist dann keine weitere Software auf den Geräten erforderlich. Medizintechnik Freisprechanlagen und Headsets Viele Autoradios fungieren als Freisprechanlage, indem sie das Mobiltelefon über Bluetooth einbinden, so dass auf die Installation spezieller Handy-Halterungen im Auto verzichtet werden kann. Über Bluetooth kann nicht nur ein Anruf entgegengenommen werden, sondern auch gewählt und navigiert werden. Sinnvolle Zusatzinformationen wie Nummer des Anrufenden bzw. dessen Namen werden ebenfalls vom Handy-Adressbuch per Bluetooth an das Autoradio übertragen. Auch Freisprechanlagen außerhalb des Autos funktionieren über Bluetooth. Headsets, die über Bluetooth verbunden werden, können oft über eine spezielle Taste am Kabel auch eingehende Anrufe entgegennehmen. In der Orthopädietechnik wird Bluetooth zur Einstellung moderner Arm- und Beinprothesen verwendet. Einstellungen wie Standphasendämpfung und Maximallast lassen sich per Bluetooth vornehmen. Hörgeräte in höheren Preisklassen sind ebenfalls mit Bluetooth-Empfängern erhältlich. Damit lassen sich die Signale von Mobiltelefonen und Audio-Geräten selektiv über einen Transponder ohne umgebungsbedingte Verzerrungen auf das Hörgerät übertragen. Der Transponder kommuniziert über Bluetooth und überträgt die Informationen in den Funkbereich der Hörgeräte. Bei einigen Insulinpumpen dient Bluetooth als Schnittstelle zur Kommunikation mit einem Blutzuckermessgerät, einer Fernbedienung oder einem Personalcomputer. Seite 25 Deutsche TV-Plattform 1.2.7 Zigbee ZigBee ist eine weitere Funktechnologie für Netzwerke, die hauptsächlich zur Vernetzung von Haushaltsgeräten und -komponenten entwickelt wurden. Die Aktivitäten begannen 1998 mit einer Arbeitgruppe des niederländischen Unternehmens Philips Electronics, die einen ersten Entwurf für eine derartige Funklösung unter dem Namen HomeRF-Lite vorstellte. Im Jahre 2001 wurde die IEEE-Arbeitsgruppe 802.15.4 gebildet, die fortan die Entwicklungen unter dem Namen Protocol for Universal Radio Links (PURL) fortführte. Ein Jahr später bildete sich, ähnlich wie bei WLAN, eine Herstellerallianz mit dem Namen ZigBee Alliance, die damit begann, die oberen Protokollschichten zu definieren. Der Begriff ZigBee leitet sich aus dem Tanz der Bienen ab, den sie vollführen, um damit ihren Artgenossen den Weg zu einer Nahrungsquelle zu weisen. Da dies einem Zickzack-Tanz ähnelt, ist dies, neben der englischen Übersetzung des Begriffes „Biene” ein Teil des so gebildeten Kunstwortes. Der genutzte Frequenzbereich liegt ebenfalls im lizenzfreien ISM-Band bei 2,4 GHz und konkurriert in diesem Bereich deshalb mit WLAN und Bluetooth. Da jedoch ZigBee mit dem Anspruch eines niedrigen Energieverbrauches entwickelt wurde, um ZigBee-Geräte beispielsweise auch batteriebetrieben zu implementieren, ist die Funknutzung ausgesprochen effizient und relativ störungsarm gegenüber möglicherweise konkurrierenden WLANund Bluetooth-Verbindungen. Kompendium Vernetzung Die grundsätzliche Idee hinter ZigBee steckt in der Art der Verarbeitung der zu übertragenden Daten. Denken Sie beispielsweise an einen Lichtschalter: Wenn Sie den Schalter betätigen, geht entweder das Licht an oder aus. Es ist also unnötig, vom Schalter direkt zu erfahren, ob der Schaltvorgang erfolgreich war oder nicht, denn die Reaktion des Schaltvorganges ist in der Regel unmittelbar nachprüfbar, in dem das Licht an- oder ausgeht. Genau diese Arbeitsweise von eher „dummen” Übertragungsvorgängen wie solchen Schaltvorgängen oder die regelmäßige Übertragung von Sensorwerten benötigen zum einen keine permanent geschaltete Funkverbindung und zum anderen auch nur wenig Interaktion; es ist in vielen Fällen schlicht nicht erforderlich, jede erfolgreiche Paketübertragung vom Empfänger quittiert zu bekommen. Ebenfalls bemerkenswert einfach ist der Protokollaufbau von ZigBee selbst: Es fehlt in der Sicherungsschicht die so genannte Logical Link Control (LLC), die dazu dient, dass höhere Schichten mit der MACSchicht kommunizieren können. Dieses Überspringen des Sicherungsprotokolls LLC (und damit eigentlich das bewusste Missachten der IEEE-802-Grundidee) dient ebenfalls einzig und allein dazu, den gesamten Protokollaufbau kompakter zu halten, die Verarbeitung zu vereinfachen und damit letztendlich auch Funkkapazitäten und Stromverbrauch so niedrig wie möglich zu halten. Weiter getrieben wird die Ressourcenschonung durch die Definition von zwei Geräteklassen: Geräte mit vollständigen Gerätefunktionen (Full Function Devices – FFD) und Geräte mit reduzierten Gerätefunktionen (Reduced Function Devices – RFD). Einziger Unterschied zwischen beiden Geräteklassen ist, dass RFD-Geräte nur zu FFD-Geräten Verbindung aufnehmen können, FFD-Geräte aber auch untereinander kommunizieren können. Daraus ergeben sich unterschiedliche Möglichkeiten zum Netzaufbau: • Stern-Topologie In einer sternförmigen Netzstruktur ist ein FFD-Gerät der zentrale Punkt des Netzes, an den alle anderen ZigBeeGeräte (egal ob RFD- oder FFD-Geräte) angebunden sind. Seite 26 • Dezentrale Topologie In einer dezentralen Netzstruktur gibt es eine Vermaschung, in der verschiedene ZigBee-Geräte untereinander verbunden sind. Da nur FFD-Geräte miteinander verbunden werden können, bilden diese Geräte das Kernnetz, an das dann eventuelle RFD-Geräte angeschlossen sind. Zentrale Verwaltungsaufgaben in einem ZigBee-Netzwerk übernimmt ein Gerät, in dem es als so genannter PAN [personal area network]-Coordinator fungiert. Ein PAN-Coordinator sendet ein so genanntes Beacon-Signal und ermöglicht so, dass im Netzwerk noch unbekannte ZigBee-Geräte durch dieses Signal Kontakt zum Netzwerk aufnehmen können, wenn Authentifizierung möglich ist. Beim Aufbau der Funkschnittstelle wurde bei ZigBee ebenfalls der Schwerpunkt darauf gelegt, bei einer möglichst geringen Sendeleistung eine hohe Störfestigkeit zu erreichen. Dies wird, ähnlich wie bei Bluetooth, mit einer Vielzahl von definierten Funkkanälen und einem Frequenzsprungverfahren realisiert. Im Gegensatz zu Bluetooth gibt es jedoch Verfeinerungen wie beispielsweise zugesicherte Kanalbereiche, die ZigBee-Geräte untereinander aushandeln können, sobald diese erkennen, dass bestimmte Kanäle nicht von anderen Geräten genutzt werden. Auch das spart letztendlich Strom. Kompendium Vernetzung Deutsche TV-Plattform 1.3 Internet Die Bezeichnung Internet ist die Kurzform von „interconnected networks” und bedeutet die wahlfreie Verbindung zwischen unabhängigen Computernetzen. Es handelt sich beim Internet im Prinzip um das Zusammenwirken einer sehr großen Zahl von Computern und Servern in einem weltumspannenden Netz. Es dient dem Austausch von Informationen und der Kommunikation. Jeder Computer eines Netzes kann dabei grundsätzlich mit jedem Computer eines anderen Netzes kommunizieren, wobei dies über definierte Protokolle erfolgt. Das wesentliche Merkmal des Internets ist die Verwendung des Transportprotokolls IP (internet protocol) in Verbindung mit einer einheitlich strukturierten Adressierung (IP-Adresse) jedes angeschlossenen Gerätes. Es gibt kein zentrales Netzmanagement, sondern lediglich die gezielte Übertragung von Datenpaketen auf Basis der im Kopfteil (header) angegebenen Adresse. Der Weg von Datenpaketen ist im Internet nicht vorbestimmbar, sie werden von Router zu Router weitergereicht und gelangen nicht unbedingt auf direktem Weg zum Zielcomputer, sondern stets auf dem Weg, für den Übertragungskapazität zu dem Zeitpunkt verfügbar ist. Abhängig vom Verkehrsaufkommen im Netz kann theoretisch jedes Datenpaket auf einem anderen Weg zum Ziel gelangen. Die Festlegung des Übertragungsweges im Internet wird als Routing bezeichnet. Jeder Netzknoten ist autonom und führt die Kommunikation zu den anderen Knoten gemäß definierter Routing-Prozeduren durch. Bild 1.3-1 Routing im Internet Folgende Informationen werden vom Internet-Protokoll erstellt oder ausgelesen: R S R R R R E R Routerbereich R Router S Sender E Empfänger Der große Erfolg des Internets erklärt sich aus den zahlreichen Diensten und Anwendungen, die jedoch alle eine einheitliche Protokollarchitektur für die Übertragung verwenden. Das entsprechende Schichtenmodell entspricht zwar dem OSI-Referenzmodell nicht in allen Details, es besteht jedoch eine gute Vergleichbarkeit. Bild 1.3-2 Schichten und Protokolle beim Internet OSI Protokolle Internet Anwendung SMTP FTP Darstellung HTTP Sitzung RTP/RTCP Transport TCP UDP Transport Netzwerk IP Internet • Quell-IP-Adresse: Identifiziert den Sender über seine IP-Adresse • Ziel-IP-Adresse: Identifiziert den Empfänger, also das Ziel • Protokoll: Informiert das Ziel, ob Datenpakete an TCP oder UDP weitergegeben werden sollen • Prüfsumme: Prüfvorgang, ob die Datenpakete unbeschädigt beim Ziel angekommen sind • „Lebenszeit” von IP-Datenpaketen [time to live (TTL)]): Angabe der Existenz eines IP-Datenpakets in Sekunden. Um Endlosläufe von Datenpaketen zu verhindern, wird TTL reduziert, wenn es in einem Router aufgehalten wird. Das IP ist für die folgenden wichtigen Aktivitäten zuständig: • Es bietet der darüber liegenden Schicht (TCP, UDP) einen ungesicherten, verbindungslosen Dienst an. • Es adressiert Computer. • Es fragmentiert Informationspakete. • Es führt das Routing durch, also den zielgerichteten Transport. Anwendung Sicherung Netzwerk Bitübertragung Die Basis für jede Übertragung stellt das bereits aufgezeigte Transportprotokoll IP dar. Es ist für die verbindungslose Datenübermittlung vom Sender zum Empfänger zuständig, wobei dies auch über mehrere Netze erfolgen kann. Eine Abhängigkeit vom verwendeten Übertragungsmedium besteht nicht. Seite Die Bestätigung empfangener Datenpakete erfolgt in einer höheren Schicht des Internet-Kommunikationsmodells. Die IP-Adresse besteht in der bisher noch überwiegend verwendeten Version 4 (IPv4) aus 32 bit. Inzwischen erfolgt der Übergang auf die Version 6 der IP-Adressierung. Jede IPv6-Adresse umfasst 128 bit und verfügt deshalb im Vergleich zu IPv4 über einen wesentlich größeren Adressvorrat. Sie ist für Multimedia besser geeignet und zu IPv4 abwärtskompatibel. 27 Deutsche TV-Plattform Nachfolgend sind die gegenüber IP höher liegenden Protokolle bezüglich ihrer Funktion tabellarisch aufgelistet: • TCP [transmission control protocol]: Ermöglicht verbindungsorientierte Datenübertragung als Punkt-zu-Punkt-Verbindung mit Datensicherung im VollduplexBetrieb, wenn kein Echtzeitbetrieb vorgesehen ist • UDP [user datagram protocol]: Ermöglicht ungesicherte, verbindungslose Datenübertragung in Echtzeit • RTP [realtime transfer protocol]: Dieses Protokoll setzt auf IP und UDP auf. Es sichert Echtzeitübertragungen, da es fehlende, doppelte oder in falscher Reihenfolge empfangene Datenpakete erkennt und entsprechende Korrekturmaßnahmen veranlasst. • RTCP [realtime control protocol]: Dieses Protokoll steuert den Datentransport in Verbindung mit der Funktionalität des RTP. Es überträgt außerdem Statusinformationen über die vom Sender verwendeten Daten- und Codierformate. • HTTP [hypertext transfer protocol]: Dieses Protokoll ist objektorientiert, stellt die Kommunikation zwischen Browsern und Servern im Internet sicher und ermöglicht Multimediakommunikation mit Sprüngen zu verschiedenen Datenquellen. Die Daten werden dabei in der „Markierungssprache” HTML [hypertext markup language] übertragen. • FTP [file transfer protocol]: Dieses Protokoll ermöglicht den bidirektionalen Datenaustausch unmittelbar zwischen zwei Computern und/oder Servern. • SMTP [simple mail transfer protocol]: Dieses Protokoll ist TCP/IP-basiert und ermöglicht die Übermittlung von EMails. Es besteht aus Kopfteil [header] und Rumpfteil [body] für die Nutzlast [payload]. Der Zusatz MIME [multipurpose internet mail extension] gestattet mehrere Kopfteile und mehrere Rumpfteile. Das ermöglicht den Versand verschiedenartiger Dokumente (z. B. Text, Grafik, Audio, Video) per E-Mail. Seite Kompendium Vernetzung 1.4 DVB und IPTV Digitaler Rundfunk [digital broadcasting] bedeutet die unidirektionale Übertragung digitaler Radio- und Fernsehprogramme über Satelliten, Kabelnetze oder terrestrische Sender in Echtzeit [realtime]. Damit sollen möglichst viele Teilnehmer gleichzeitig erreicht werden. Bei IP [internet protocol] handelt es sich dagegen um ein Transportprotokoll, dessen Nutzung im Internet verbindlich vereinbart ist. Im Gegensatz zum digitalen Rundfunk basiert das Internet auf individueller Datenübertragung zwischen zwei Stellen, was als Unicast bezeichnet wird. Dafür kommen als Rahmen [frame] bezeichnete Datenpakete zum Einsatz. Bei ihrem Empfang festgestellte Fehler lassen sich in der Regel durch wiederholte Übertragung der betroffenen Datenpakete kompensieren, was allerdings die Übertragungszeit für das jeweilige Dokument verlängert. Ein solches Verfahren ist beim digitalen Rundfunk nicht anwendbar, weil hier die Übertragung bekanntlich in Echtzeit erfolgt. Um die kontinuierliche Übertragung von Bild und Ton via IP gewährleisten zu können, wurden als Streaming bezeichnete Konzepte entwickelt, bei denen es sich im Prinzip um die intelligent gesteuerte Nutzung von Servern mit Pufferspeichern handelt, was die richtige Reihenfolge der Datenpakete ohne merkbare Unterbrechungen ermöglicht. Dafür ist stets ein entsprechender Prozessoraufwand erforderlich, was abhängig von der Verarbeitungsgeschwindigkeit stets ein zeitlich verzögertes Signal bewirkt. Neben der Übertragung von Rundfunkprogrammen via IP in Echtzeit, kann diese auch mit Zeitversatz [timeshift] auf Abruf erfolgen. Beim Direktempfang liegt lineares Fernsehen vor und es gilt die Bezeichnung IPTV, während bei der zeitversetzten Übertragung nicht-lineares Fernsehen gegeben ist. Da beide Varianten denselben Übertragungsmechanismus verwenden, brauchen für die weiteren Betrachtungen keine Unterscheidungen berücksichtigt werden. 28 Als ein erstes Zwischenergebnis lässt sich feststellen, dass digitaler Rundfunk nicht nur über digitale Rundfunknetze sondern auch über IP-basierte Netze (Kurzform: IPNetze) übertragen werden kann. Dabei ist es mit entsprechendem technischem Aufwand auch möglich, den gleichzeitigen Zugriff mehrerer Nutzer auf dasselbe oder unterschiedliche Programme zu realisieren. Dies erfolgt durch den Einsatz von Servern, Routern und Switches, die das ankommende Signal auf mehrere Ausgänge verteilen. Dadurch geht Unicast auf Multicast über, wobei durch geschickte Kaskadierung der angeführten Funktionseinheiten auch viele Teilnehmeranschlüsse gleichzeitig erreichbar sind. Digitaler Rundfunk wurde hauptsächlich durch die Standardisierung DVB [digital video broadcasting] ermöglicht, primär konzipiert für Fernsehen (TV), aber ebenso für Radio (Hörfunk) geeignet. Vergleichbar IP wird auch bei DVB mit Rahmen [frame] gearbeitet, es besteht jedoch keine Kompatibilität zwischen beiden Verfahren, weil DVB für die „Broadcasting (BC)-Welt” entwickelt wurde, während IP aus der Welt der Informationstechnik [information technology (IT)] stammt. In der Praxis gewinnt jedoch die Konvergenz zwischen BC und IP für den Nutzer immer größere Bedeutung. Deshalb stellt sich die Frage, welches Konzept er bevorzugen soll oder wie er beide zusammen optimal nutzen kann. Dabei ist folgende Situation zu berücksichtigen: • Einerseits steht digitaler Rundfunk als Satellitenfernsehen DVB-S/S2 [digital video broadcasting via satellite], Kabelfernsehen DVB-C [digital video broadcasting via cable network] oder Antennenfernsehen DVB-T [digital video broadcasting via terrestrial transmitter] zur Verfügung. • Andererseits arbeitet jeder einfache Internetanschluss, jedes leitungsgebundene lokale Datennetz [local area network (LAN)] und jedes funkgestützte lokale Datennetz [wireless local area network (WLAN)] IP-basiert. Kompendium Vernetzung In der Praxis stehen viele Programme über DVB und IP zur Verfügung. Dabei gibt es zwischen Rundfunknetzen und nichtöffentlichen IP-Netzen (z.B. DSL) bei der Signalqualität inzwischen keine merkbaren Unterschiede mehr, wenn die verfügbare Datenrate (= Bitrate) hinreichend groß ist. Es lässt sich also in beiden Fällen stets eine Dienstgüte [quality of service (QoS)] sicherstellen. Das gilt allerdings nur bedingt für Web-TV und Web-Radio, also über das öffentliche Internet übertragene Programme. Solange nur ein Endgerät beim Nutzer vorhanden ist, verläuft die Entscheidung zwischen DVB und IP meist relativ einfach. Interessant wird es allerdings, wenn mehrere Endgeräte in einem Haushalt versorgt und unterschiedliche Programme empfangen werden sollen. Es ist dann zu entscheiden, wie und auf welchem Weg Rundfunk empfangen und an die Teilnehmeranschlüsse verteilt werden soll. Dabei wäre zu berücksichtigen, dass die im Handel verfügbaren Fernsehgeräte üblicherweise für Satellit, Kabel und/oder Terrestrik ausgelegt sind, aber nur begrenzt auch für IPTV. Der Empfang von Rundfunkprogrammen und anderer Anwendungen über das Internet erfordert einen breitbandigen Internetanschluss. Das bedeutet 16 Mbit/s oder mehr, wenn auch nach den bisherigen europäischen Festlegungen schon zwei Mbit/s als Breitbandanschlüsse gelten. Die Empfangsgeräte müssen in diesem Fall allerdings IP-fähig sein, was zum Beispiel bei Smart-TV-Geräten gegeben ist. Die Entscheidung zwischen DVB und IP wird primär durch das vorhandene InHaus-Netz und die verfügbaren Endgeräte bestimmt. Grundsätzlich lassen sich folgende Varianten für die Verteilung von Fernsehprogrammen unterscheiden: • Verteilung ausschließlich als DVB • Gleichzeitige Verteilung als DVB und über IP • Verteilung ausschließlich über IP An dieser Stelle sei darauf hingewiesen, dass im Bedarfsfall eine Konvertierung von DVB in IP bzw. von IP in DVB erforderlich ist. Das bedeutet jedoch stets einen entsprechenden technischen Aufwand und stellt eine kostenrelevante Maßnahme dar (Bild 1.4-1). Deutsche TV-Plattform Bild 1.4-1 Netzvarianten zwischen DVB und IP Verteilung via DVB IPTV IPTV DVBIn-HausNetz DVB DVB DVBEmpfänger Verteilung via IPTV und DVB IPTV IPIn-HausNetz IPTVEmpfänger DVB DVBIn-HausNetz DVBEmpfänger Verteilung via IP IPTV DVB IPIn-HausNetz IPTV IPTVEmpfänger DVB Sollen Fernsehprogramme nur als DVB verteilt werden, dann müssen die IPStreams für jedes Programm in ein DVBSignal konvertiert und danach in einem Multiplex zusammengefasst werden. Eine separate Verteilung von DVB und IP ist nur möglich, wenn für beide Signalformen jeweils ein Verteilnetz zur Verfügung steht. Bei ausschließlicher Verteilung der Fernsehprogramme über IP ist ggf. ein für Internetanwendungen bereits vorhandenes lokales Datennetzes in der Wohnung oder im Haus nutzbar. Bei diesem kann es sich um die leitungsgebundene Version (LAN) oder die funkgestützte Version (WLAN) handeln. Viele Router unterstützen beide Seite Netzvarianten. Bei der aufgezeigten Form dieser Programmverbreitung ist es allerdings erforderlich, jedes DVB-Programm in einen IP-Stream umzusetzen. Der ausschließliche Einsatz von IP-Netzen in der Wohnung oder im Haus für die Verteilung der Fernsehprogramme bietet folgende Vorteile: • Diese Netze werden bereits für Internet-Anwendungen genutzt. • Für IPTV-Angebote sind keine gesonderten Maßnahmen erforderlich. 29 Deutsche TV-Plattform Kompendium Vernetzung IP-Netze sind wesentlich flexibler als die klassischen Kabelnetze in Koaxialtechnik, weil über WLAN neben der stationären auch die portable Nutzung möglich ist. Im vorstehend angeführten Fall wäre also lediglich die Konvertierung von DVB auf IP erforderlich, was die Umsetzung jedes DVB-Programms in einen IP-Stream bedeutet. Bei dieser Konstellation ist es allerdings erforderlich, dass die eingesetzten Endgeräte IP-fähig sind. Bei Smart-TV-Geräten liegt das systembedingt bereits vor, im Falle üblicher Fernsehempfänger für DVB müsste eine für IP geeignete Set-TopBox (STB) vorgeschaltet werden. An dieser Stelle sei auch angemerkt, dass Programme mit normaler Bildauflösung [standard definition television (SDTV)] und hoher Bildauflösung [high definition television (HDTV)] zwischen DVB und IPTV keine Unterschiede in der Qualität aufweisen. Als weiteres Zwischenergebnis lässt sich somit feststellen, dass die In-Haus-Verteilung von Fernsehprogrammen über IP grundsätzliche Vorteile bietet, weil die erforderliche Infrastruktur auch für alle Internetanwendungen genutzt werden kann, wobei über WLAN auch der Einsatz portabler Endgeräte möglich ist. Diese Variante erscheint deshalb bei neuen Installationen von Vorteil. Damit ist nach bisherigen Erkenntnissen Zukunftssicherheit gewährleistet. Die vorstehend aufgezeigte Art der Signalverteilung stellt einen Mehrwert für den Nutzer dar, da es sich um eine einheitliche Basis handelt, über die unterschiedliche Inhalte ohne gegenseitige Beeinflussung übertragen werden können. Zusammenfassend ist erkennbar, dass sich digitaler Rundfunk und IP nicht gegenseitig ausschließen, sondern von der Verbreitung her gesehen sogar ergänzen. Unter Berücksichtigung der unterschiedlichen Versorgungskonzepte von digitalem Rundfunk (Broadcast) und IP (Unicast/ Multicast) lassen sich aus Sicht der heutigen Gegebenheiten folgende Aussagen treffen: Seite 30 • Digitaler Rundfunk ist bezogen auf die Verbreitung von Radio- und Fernsehprogrammen aus wirtschaftlichen Gründen vorrangig für großflächige Versorgung geeignet. Theoretisch können dabei viele Nutzer (Teilnehmer) gleichzeitig auf ein großes Programmangebot zugreifen. Dies gilt neben Satellit und Kabel auch für die Terrestrik, bei der nicht nur stationärer, sondern auch portabler und mobiler Empfang möglich ist. • IP ist bezogen auf die Verbreitung von Radio- und Fernsehprogrammen aus technisch-betrieblicher Sicht eher für kleinflächige Versorgung (z.B. Wohnung, Haus, ...) geeignet, ermöglicht stationären und portablen Betrieb sowie den gleichzeitigen Zugriff auf mehrere IPStreams. FAZIT Radio- und Fernsehprogramme lassen sich nicht nur als DVB über Satellit, Kabel und Terrestrik übertragen, sondern in gleicher Qualität auch via IP über geeignete Leitungsnetze und/oder Funknetze. Da IP für alle Internetanwendungen verbindlich ist, wird die Versorgung mit digitalem Rundfunk auf Basis dieses Transportprotokolls zunehmen und damit mittelfristig die bisherigen Endgeräte für den Rundfunkempfang überflüssig machen. Aus technischer Sicht wäre der komplette Übergang des digitalen Rundfunks von Broadcast zu IP konsequent, aus wirtschaftlichen Gründen ist allerdings davon auszugehen, dass die Koexistenz von DVB und IP für die Rundfunkversorgung noch längere Zeit andauern wird. Die Migration der Fernsehprogramme von DVB zu IP stellt eine typische technische Evolution dar, deren Geschwindigkeit allerdings schwer vorhersagbar ist. Einen wesentlichen Unsicherheitsfaktor stellt die Akzeptanz der Nutzer dar. Diese hängt nämlich primär von seinem Gefühl ab, ob der Übergang von DVB auf IP für ihn einem Mehrwert darstellt. Kompendium Vernetzung Deutsche TV-Plattform 1.5 Cloud-Lösungen Cloud-Dienste halten seit etwa 10 Jahren, beginnend mit der Vermarktung und dem Abruf von Audio-Inhalten, Einzug in den Medienbereich. In der Kommunikationstechnik wird oft nach „Public Clouds” und „Private Clouds” unterschieden. Letztere werden vom Nutzer selbst betrieben und im Bereich der CE-Geräte meist lokal in Form der Heimvernetzung über einen zentralen Media-Server, der inzwischen bereits häufig im Fernsehgerät integriert ist, realisiert. Dieser Server kann oft zusätzlich über das Internet angesprochen, und damit auch unterwegs über mobile Geräte ein Zugriff auf Inhalte, eine Fernverwaltung, oder eine Freigabe von Fotos für Verwandte und Freunde realisiert werden. Public Clouds bieten ähnliche Funktionen mit dem wesentlichen Unterschied, dass die Inhalte und die Steuerung nicht mehr beim Nutzer zuhause, sondern bei einem Anbieter im Internet gespeichert und verarbeitet werden. Der Abruf dieser Inhalte erfolgt dann entweder zuhause oder unterwegs meist „just in time” über Streaming-Verfahren. Die Geschäftsmodelle reichen von Einstiegsvarianten mit einer vergleichsweise losen Kundenbindung (z.B. Youtube) bis hin zu ausgeprägten Subscription-Modellen mit differenzierten Bezahlvarianten einschließlich einem Digital Rights Management (DRM), das die Wiedergabe unter Umständen auf bestimmte Geräte oder Zeiträume einschränkt. Solche komplexen Systeme werden oft von Plattformbetreibern angeboten und bieten neben dem Zugriff auf eigene Mediatheken häufig einen „Remote Videorecorder”, der es dem Nutzer erlaubt, ferngesteuert einzelne Sendungen für seinen persönlichen Gebrauch aufzunehmen, ohne dabei ein Gerät in seinem Haushalt vorhalten zu müssen. Zusätzlich werden vermehrt hilfreiche Funktionen zur automatisierten Suche von Inhalten, deren automatischer Indizierung mit beispielsweise einer Personenerkennung in Fotos, oder Empfehlungssysteme integriert, die auch persönliche Vorlieben erkennen und berücksichtigen. In einer als „virtuelle Set-Top-Box” bezeichneten extremen Ausprägung wird das Endgerät zuhause auf einen Monitor mit A/V-Wiedergabe und einen InternetBrowser reduziert: alle Inhalte sind in der Cloud gespeichert oder werden live daraus als Stream wiedergegeben. Ebenso ist in diesem Fall die Bedienoberfläche ausschließlich über die von diesem Browser genutzten URL festgelegt. Cloud-Lösungen werden auch benutzt, um logische Vernetzungen zwischen Endgeräten eines Nutzers zu realisieren. Dabei sind z.B. der internetfähige Fernseher und das Mobiltelefon eines Nutzers über gespeicherte Cookies in einem zentralen Server in der Cloud personalisiert und als zueinander gehörig bekannt gemacht. Anschließend kann eine Interaktion auf einem Gerät die aus der Cloud gelieferten Inhalte auf einem weiteren Gerät verändern. Auf diese Weise ist es (ohne eine lokale Verbindung der Geräte im Heimnetz wie z.B. über Miracast oder Hersteller spezifische Lösungen) möglich, einen Fernseher von einem Mobilgerät eines anderen Herstellers zu steuern und die Darstellung von Inhalte oder Zusatzinformationen dynamisch durch Interaktion des Nutzers zwischen einem mobilen Second Screen und einem TV-Gerär, z.B. im Vollformat oder auch als Overlay, zu wechseln. Übergänge zwischen Private Clouds und Public Clouds lösen sich zunehmend auf. Endgerätehersteller, Lieferanten für Netzwerktechnik und Plattformbetreiber bieten neben den in die Geräte integrierten Funktionen oft zusätzlich auch hybride Lösungen mit einen Speicher oder Zusatzfunktionen in einer Public Cloud an. Cloud-Anwendungen werden in der IT zusätzlich nach den Begriffen „Infrastructure as a Service” ([IaaS], d. h. Speicherlösungen), „Platform as a Service” ([PaaS], d. h. ein universeller Server/CPU in der Cloud) und „Software as a Service” ([SaaS], d. h. komplette Anwendungssoftware) kategorisiert. Die Anwendungen im CEBereich liegen entsprechend dieser Kategorisierung bei IaaS und mit steigender Tendenz bei SaaS. Seite 31 Deutsche TV-Plattform Kompendium Vernetzung 2. Geräte, Schnittstellen und Applikationen 2.1 Geräte Die Vernetzung von CE-Endgeräten hat in den letzten Jahren zunehmend an Bedeutung gewonnen. Bestand die Vernetzung in der Vergangenheit aus dem simplen Verbinden von TV-Geräten, HiFi-Anlagen und Set-Top- Boxen über analoge Steckverbindungen, sind inzwischen HDMI, USB und WiFi dazugekommen. Auch hat die Anzahl der Endgeräte, die untereinander vernetzt werden können, stark zugenommen. Bild 2.1-1 zeigt hierzu eine exemplarische Auswahl von Endgeräten, die miteinander vernetzt werden können. Komponente/Schnittstellen Eigenschaft/Funktionen DVB-Tuner DVB-Multituner USB 2.0/3.0 • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • HDMI HDMI CEC, SIMPLINK WiFi CERTIFIED WiFi Ethernet DLNA MHL Bluetooth Miracast WiDi Airplay NFC Seite 32 Quelle für Life-TV-Übertragungen Quelle für Life-TV-Übertragungen Quelle und Senke für Apps, Fotos, AV-Inhalte, Musik Speichererweiterung Zubehöranschluss Quelle und Senke für AV-Inhalte Quelle und Senke für Steuersignale: CEC Austausch von Steuersignalen (bis zu 15 Geräte) kabellose Kommunikation & Steuerung kabellose Zuspielung von AV-Inhalten Klasse a, b, g und n sind weit verbreitet Klasse ac wächst zunehmend kabellose Direktkommunikation ohne Router WLAN-Quelle kabelgebundene Kommunikation & Steuerung kabelgebundene Zuspielung von AV-Inhalten 10 Mbit/s & 100 Mbit/s weit verbreitete Anwendung Quelle und Senke für Bilder, Videos und Musik Medienaustausch mit anderen Geräten Quelle und Senke für AV-Inhalte 5-V-Speisung Quelle und Senke für Steuersignale: CEC Quelle und Senke für Musik Daten- und Steuerungssignalaustausch funkgestützte Übertragung von AV-Inhalten Quelle für WiFi-Direktverbindung Pendant zu WiDi und AirPlay funkgestützte Übertragung von AV-Inhalten Quelle für WiFi-Direktverbindung Pendant zu Miracast und AirPlay funkgestützte Übertragung von AV-Inhalten Quelle für WiFi-Direktverbindung Pendant zu WiDi und Miracast schnelle & einfache Verbindung Sicherer Datenaustausch über kurze Distanzen Kompendium Vernetzung Bild 2.1-1.: Exemplarisches Vernetzungsszenario Deutsche TV-Plattform Tablet Smart Phone Streaming Box Notebook Playstation Receiver NAS-Server Nachfolgende Tabellen geben einen Überblick bezüglich der Systemkomponenten/ Schnittstellen und der Funktionen/Systemeigenschaften. Digitaler Bilderrahmen Komponenten / Schnittstellen IDTVs STBs / HDD-STBs DVD/Blu-ray Player/ Recorder DVB-Tuner ja ja nur bei Rekordern DVB-Multituner überwiegend eher selten nur bei Rekordern USB 2.0/3.0 ja ja ja HDMI ja ja ja HDMI CEC, SIMPLINK ja ja ja WiFi CERTIFIED ja ja ja WiFi ja ja ja Ethernet Netzwerk ja ja ja DLNA ja ja ja MHL ja nein nein Bluetooth ja ja ja Miracast ja nein nein WiDi ja nein nein Airplay ja nein nein NFC ja ja ja Set-Top-Box 2.1.1 TV-Geräte und Set-Top-Boxen Bei IDTVs, STBs/HDD-STBs, DVD- und Bluray Playern/Recordern können üblicherweise folgende Komponenten/Schnittstellen implementiert sein oder auch nicht: Sticks besitzen in der Regel eine USBSchnittstelle und dienen der Speichererweiterung, der Dateienüberspielung oder der Nachrüstung von DVB-Empfangsmodulen. Seite 33 Kompendium Vernetzung Deutsche TV-Plattform 2.1.2 Heimkinosysteme 2.1.3 Computer Heimkinosysteme und Beamer sind wie folgt ausgestattet: PCs, Notebooks und Tablets sind meist wie folgt ausgestattet: Komponenten/ Schnittstellen Heimkinosysteme Beamer Komponenten/ Schnittstellen PCs / Notebooks Tablets DVB-Tuner nein nein DVB-Tuner eher selten 1) eher selten 1) DVB-Multituner nein nein DVB-Multituner eher selten 1) eher selten 1) USB 2.0/3.0 ja ja USB 2.0/3.0 ja ja HDMI ja ja HDMI ja eher selten 2) HDMI CEC, SIMPLINK ja ja HDMI CEC, SIMPLINK ja ja WiFi CERTIFIED ja ja WiFi CERTIFIED ja ja WiFi ja nein WiFi nein ja Ethernet ja ja Ethernet ja nein DLNA ja ja DLNA ja ja MHL nein nein MHL nein ja Bluetooth ja nein Bluetooth ja ja Miracast nein nein Miracast nein nein WiDi nein nein WiDi nein ja Airplay ja nein Airplay nein ja NFC ja ja NFC ja ja 1) 2) 2.1.7 Home Gateways Home Gateways stellen den Knotenpunkt zwischen der Außenwelt und dem Heimnetz dar. Dieses soll am Beispiel der Fritz!Box erläutert werden. Diese gibt es in unterschiedlichen Varianten und es werden dabei, je nach Modellreihe, die folgenden Empfangstechniken unterstützt: • ADSL2+ • VDSL • Kabel (bis EuroDOCSIS 3.0) • LTE (800 MHz, 1,8 GHz, 2,6 GHz) Seite meist über Stick oder Modul meist über Adapter Für die Weiterverteilung im Wohnbereich stehen WLAN-Modems mit 2,4 GHz und 5,8 GHz zur Verfügung. Die neueren Produkte bieten meist eine Kombination aus WLAN-N, VoIP und DECT für schnurlose Telefone, sowie bei allen Modellen Datei- und Druckerserverfunktion in Verbindung mit einer Anschlussmöglichkeit für USB-Clients (Drucker, externe Festplatten, UMTS-Sticks u. ä.). Andere Geräte wie Scanner können über das Programm für den USB-Fernanschluss direkt an einen Windows-PC durchgereicht werden. 34 Auch Kabelnetzbetreiber wie Unitymedia bieten spezielle Boxen an, die über das Breitbandkabel angelieferte Daten empfangen, verarbeiten und weiterleiten können. Ausgehend von der Funktionalität einer DVB-Set-Top-Box sind weitergehende Funktionalitäten, wie Hard-DiskRecording, Multituner, Internetzugang und WLAN implementiert. Kompendium Vernetzung Deutsche TV-Plattform 2.1.4 Digitalkameras 2.1.5 Smartphones 2.1.6 Spielekonsolen Fotoapparate und Camcorder sind meist wie folgt ausgestattet: Smartphones sind meist wie folgt ausgestattet: Spielekonsolen (wie PlayStation 4, Wii U oder Xbox One), sind meist wie folgt ausgestattet: Komponenten / Schnittstellen Fotoapparate / Camcorder Komponenten / Schnittstellen Smartphones Komponenten/ Schnittstellen Spielekonsolen DVB-Tuner nein DVB-Tuner nein DVB-Tuner nein DVB-Multituner nein DVB-Multituner nein DVB-Multituner nein USB 2.0/3.0 USB 2.0 USB 2.0/3.0 ja USB 2.0/3.0 ja HDMI ja HDMI eher selten 1) HDMI ja HDMI CEC, SIMPLINK ja HDMI CEC, SIMPLINK ja HDMI CEC, SIMPLINK ja WiFi CERTIFIED ja WiFi CERTIFIED ja WiFi CERTIFIED ja WiFi ja WiFi ja WiFi nein Ethernet nein Ethernet nein Ethernet ja DLNA ja DLNA ja DLNA ja MHL ja MHL ja MHL nein Bluetooth ja Bluetooth ja Bluetooth ja Miracast nein Miracast nein Miracast nein WiDi nein WiDi ja WiDi nein Airplay nein Airplay ja Airplay nein NFC ja NFC ja NFC ja 1) 2.1.8 Home Server Home Server werden über ein lokales Netz (LAN/WLAN oder Powerline) oder USB mit einem oder mehreren Computern verbunden. Unabhängig von der Verbindungsart stellen Home Server unterschiedliche Dienste, wie z. B. Drucker und Datenspeicher (NAS) bereit und sichern das Heimnetz zum Internet hin durch eine Firewall ab oder machen es vom Internet aus erreichbar (z. B. durch Bereitstellung eines Webservers oder eines VPN-Zugangs). Immer häufiger übernehmen die Home meist über Adapter Server ebenfalls Aufgaben der Hausautomation, wie beispielsweise Licht- und Rolladensteuerungen, aber auch Überwachungsfunktionen. Des Weiteren übernehmen sie die Aufgaben der Abspeicherung und Zuspielung von AV-Inhalten und -Dateien auf IDTVs, Notebooks, Tablets, und andere Geräte. Seite 35 Deutsche TV-Plattform Kompendium Vernetzung 2.2 Schnittstellen 2.2.1 Leitungsgebundene Schnittstellen HDMI High Definition Multimedia Interface (HDMI) ist eine ab Mitte 2003 entwickelte Schnittstelle für die Übertragung digitaler Audio- und Video-Daten in der Unterhaltungselektronik. Sie vereinheitlicht existierende Verfahren, erhöht gegenüber diesen die Qualitätsmerkmale und bietet außerdem auch ein zusammenhängendes Kopierschutzkonzept (DRM). Die neueste HDMI-Version ist 2.0, jedoch werden HDMI-Produkte seit dem 1. Januar 2012 nicht mehr mit Versionsnummern gekennzeichnet. HDMI wurde von der Industrie für den Bereich der privat genutzten Unterhaltungselektronik entwickelt. Die HDMI-Gründer Hitachi, Matsushita Electric Industrial (Panasonic, National, Quasar), Philips, Silicon Image, Sony, Thomson und Toshiba begannen am 16. April 2002 gemeinsam, den neuen AV-Verbindungsstandard HDMI zu entwickeln. HDMI ist eine Weiterentwicklung von DVI und zu diesen abwärtskompatibel. Beide benutzen dieselbe Signalcodierung TMDS. HDMI 1.0 wurde so entworfen, dass es einen kleineren Stecker als für DVI aufweist. Außerdem sollte es die Funktionen von DVI um Audioübertragung, erweiterte Unterstützung für YCbCr und um eine nutzergesteuerte Funktion (Consumer Electronics Control) erweitern. Der Kopierschutz HDCP 1.1 (High-bandwidth Digital Content Protection), der in der HDMI-Spezifikation vorgesehen ist, wurde von Intel entwickelt. Er soll das Abgreifen des entschlüsselten Video- und Audiomaterials innerhalb der Verbindung zwischen Sender und Empfänger verhindern. Die in der nachfolgenden Tabelle aufgelisteten Versionen beschreiben die von der HDMI-Organisation vorgegebenen Spezifikationen, die an HDMI-verifizierte Geräte gestellt werden. Neue Spezifikationen werden in unregelmäßigen Abständen veröffentlicht. Darin enthalten sind Vorgaben an Eigenschaften der Endgeräte, Kabel und übermittelten Signale. Seite 36 Ab Version 1.3 ist HDMI in der Lage, Auflösungen oberhalb von 1920x1080 (HDTV 1080p60, also Full HD) und 1920x1200 anzusteuern. Mit dem Aufkommen von Monitoren, die bei einer Bildschirmdiagonale von 27 Zoll (598 mm x 336 mm) Auflösungen von 2560x1440 anbieten, ist das Ansteuern dieser Monitore mit der nativen Auflösung über HDMI möglich. Sowohl neuere Grafikkarten und On-Board-GrafikChipsätze, wie auch die Empfangsschaltkreise in den Monitoren sind dazu in der Lage. Das Problem ist, dass die Monitore als maximale Auflösung 1920x1080 aufweisen und die Grafikkartentreiber daher auch keine höheren Auflösungen anbieten. Werden modifizierte Windows-Treiber eingesetzt oder Grafiktreiber verwendet, die frei programmierbare Videotimings (ModeLine „2560x1440@60” 241.500 2560 2608 2640 2720 1440 1443 1448 1481 +hsync –vsync) erlauben, funktioniert die Nutzung der nativen Auflösung problemlos. Dieses Problem tritt insbesondere im Bereich der Notebooks auf (mit D-Sub- und HDMI-Ausgang, aber ohne DVI-DualLinkoder DisplayPort-Ausgang), da es oft die einzige Möglichkeit ist, diese Monitore ordentlich anzusteuern und es sich um ein reines Software- bzw. Firmware-Problem handelt. Gleiches gilt daher auch für die wesentlich selteneren 30-Zoll-Monitore mit einer Auflösung von 2560x1600 Bildpunkten. Ultra HDTV wird von HDMI ab der Version 2.0 unterstützt. Mit HDMI ist es optional möglich, Fernbedienungsfunktionen zu nutzen. Damit können Basisfunktionen mehrerer über HDMI-Kabel verbundener Komponenten über eine einzige Fernbedienung gesteuert werden. Das verwendete Protokoll heißt Consumer Electronics Control (CEC) und wurde vom analogen europäischen Standard AV-Link abgeleitet. Kompendium Vernetzung Deutsche TV-Plattform Tabelle 2.2.1-1 HDMI-Varianten im Überblick Version Einführung Max. Datenrate Max. Videoformat HDMI 1.0 Dez. 2002 Typ A: 3,96 Gbit/s. 1080p 60 Hz HDMI 1.1 Mai 2004 HDMI 1.2 Aug. 2005 Typ A: 3,96 Gbit/s. Typ B: 7,92 Gbit/s. HDMI 1.2a Dez. 2005 HDMI 1.3 Jun. 2006 HDMI 1.3 a/b/c Nov. 2006 HDMI 1.4 Mai 2009 Tonformate neben 8-Kanal PCM, Dolby Digital, DTS und MPEG Mär. 2010 HDMI 2.0 Sept. 2013 Steckertyp Sonstiges Typ A DVD-Audio Typ A, Typ B DVD-Audio; SACD CEC-Unterstützung, Prüfung Kabellängen Typ A/C 8,16 Gbit/s. 1440p 60 Hz DVD-Audio; SACD; Dolby Digital Plus; TrueHD; dts-HD 2160p 24 Hz; 1080p 24 Hz (3D) HDMI 1.4a Farbformate neben 24 bit RGB und YCrCb Deep Color RGB und YCrCb (30, 36, 48 bit) xvYCC-Farbraum (IEC 61966-2-4) Typ A, Typ C (Mini-HDMI) Deep Color RGB und YCrCb (30, 36, 48 Bit) xvYCC-Farbraum (IEC 61966-2-4) sYCC601, Adobe RGB, Adobe YCC601 Typ A, Typ C (Mini-HDMI), Typ D (Micro-HDMI) CEC-Unterstützung, Prüfung Kabellängen, Lip Sync Fehlerbereinigung der Spezifikation 1.3, 3D (bis 1080i, nur Abspielgeräte) 4k/2k-Auflösung, HDMI Ethernet Channel, Audio Return Channel, 3D (kein einheitlicher Standard) 3D-Übertragungsstandards (Side-by-Side, Horizontal und Top-and-Bottom), 3D-Standards (Frame Packing) für Filme 1080p/24 Hz und Spiele 720p/50 Hz bzw. 60 Hz Typ A/C/D 14,4 Gbit/s. 2160p 60 Hz; 1080p 48 Hz (3D) DVD-Audio; SACD; Dolby Digital Plus; TrueHD; dts-HD; 32 Kanal-Audio; 1536 kHz Abtastrate Typ A, Typ C (Mini-HDMI), Typ D (Micro-HDMI) Seite 37 Deutsche TV-Plattform Kompendium Vernetzung Tabelle 2.2.1-2 Funktionsunterstützung bei den HDMI-Varianten HDMI Version 1.0 1.1 1.2 1.2a 1.3 1.3a 1.3b 1.3b1 1.3c 1.4 1.4a 1.4b 2.0 sRGB ja ja ja ja ja ja YCrCb ja ja ja ja ja ja 8 channel LPCM, 192 kHz, 24-Bit audio capability ja ja ja ja ja ja Blu-ray Disc and HD DVD video and audio at full resolution ja ja ja ja ja ja Consumer Electronic Control (CEC) ja ja ja ja ja ja DVD-Audio support nein ja ja ja ja ja Super Audio CD (DSD) support nein nein ja ja ja ja Deep color nein nein nein ja ja ja xvYCC nein nein nein ja ja ja Auto Audio to video synchronization lip-sync nein nein nein ja ja ja Dolby TrueHD bitstream capable nein nein nein ja ja ja DTS-HD Master Audio bitstream capable nein nein nein ja ja ja Update list of CEC commands nein nein nein ja ja ja 3D over HDMI nein nein nein ja ja ja Ethernet Channel nein nein nein nein ja ja Audio return channel (ARC) nein nein nein nein ja ja 4k resolution support nein nein nein nein ja ja 4k 50/60p support nein nein nein nein nein ja 4k 3D support nein nein nein nein nein ja 32 Kanal Audio support nein nein nein nein nein ja 1536 kHz Audio support nein nein nein nein nein ja 1080p 3D HFR support nein nein nein nein nein ja 21:9 Cinemascope support nein nein nein nein nein ja Multi Stream Audio and Video support nein nein nein nein nein ja Seite 38 Kompendium Vernetzung Von der HDMI-Organisation sind bisher maximal 15 Meter lange Kabel vorgesehen. Vereinzelt sind allerdings auch Längen bis 20 Metern erhältlich, die aber nicht in allen Fällen problemlos funktionieren. Außerdem gibt es spezielle Kabel mit Lichtwellenleitern, die eine Länge bis zu 100 Metern erlauben. Lange Kabel müssen im Allgemeinen bessere Hochfrequenzeigenschaften aufweisen, um eine fehlerfreie Datenrückgewinnung im HDMIEmpfänger zu gewährleisten. Für eine fehlerfreie Übertragung sind die Kabelqualität, wie auch die Empfangseigenschaften des HDMI-Empfängers ausschlaggebend. Bei Kabellängen bis zu fünf Metern sind aufgrund der digitalen Übertragung auch minderqualitative Kabel gegebenenfalls ausreichend. Ab einer Kabellänge von ca. 10 Metern ist mit Übertragungsfehlern zu rechnen, die man durch qualitativ hochwertige Kabel reduzieren kann. Ob Fehler auftreten, lässt sich aufgrund der bei HDMI verwendeten TMDS-Kodierung sehr einfach an der resultierenden Bildqualität beurteilen. Das kann man durch farbiges „Aufblitzen” von Bildpunkten oder ganzer Zeilen erkennen. Bildrauschen im herkömmlichen Sinn oder Artefakte wie bei der analogen Datenübertragung lassen sich bei HDMI daher generell ausschließen, sofern der HDMI-Transmitter beziehungsweise der HDMI-Receiver die Videodatenauflösung nicht begrenzt (zum Beispiel 8-bit anstatt 12-bit Farbkomponentenauflösung im YCbCr 4:2:2-Format). Um die Datenrate für HDMI 1.3 weiter zu steigern, wurden zwei Kabelkategorien mit unterschiedlichen Hochfrequenzeigenschaften definiert. Ein Kategorie-1Kabel kann Pixelraten bis 74,25 MHz übertragen, ein Kategorie-2-Kabel bis zu 340 MHz. In HDMI 1.3 sind, um eine fehlerfreie Übertragung auch über längere Kabel sicherzustellen, erstmals sogar die Kabeleigenschaften wie Dämpfung, Signallaufzeitdifferenzen, Übersprechen und so weiter genauer festgelegt. Um der unvermeidbaren Kabeldämpfung entgegenzuwirken, ist bei HDMI 1.3 für Pixelraten über 165 MHz empfängerseits ein Kabelequalizer zur An- Deutsche TV-Plattform hebung der höherfrequenten Signalanteile vorgesehen. Mit Signalrepeatern (zum Beispiel in einem AV-Receiver) kann die Kabellänge verdoppelt werden. Für größere Entfernungen stehen „Extender” zur Verfügung, die das Signal wandeln und über Lichtwellenleiter übertragen. Mit entsprechenden Konvertern ist auch eine Wandlung nach HD-SDI und zurück möglich, wobei der Vorteil darin besteht, dass HD-SDI mit nur einem Koaxialkabel, das über BNC-Steckverbinder verfügt, auch größere Strecken überbrücken kann. Der Einsatz von SDIVerbindungen hat sich vor allem bei professionellen Anwendern bewährt. Kurze HDMI-Kabel bis 2 Meter sind für unter 7 € erhältlich, und auch billige Kabel übertragen über die kurze Strecke die maximale Auflösung (1080p in HDMI 1.1 beziehungsweise 1.2) meist verlustfrei. Kabel für HDMI 1.2 beziehungsweise 1.3 müssen Pixelfrequenzen bis 165 MHz beziehungsweise 340 MHz übertragen und benötigen dafür bessere Hochfrequenzeigenschaften. Durch entsprechende Kennzeichnung der HDMI-Kabel wird durch Angaben zum Kabeltyp die Wahl des richtigen Kabels erleichtert. Bei HDMI 1.1/1.2 sind zwei Steckertypen (Typ A und Typ B, etwa 4,5 mm x 13/21 mm Querschnitt) definiert. Für HDMI 1.3 wurde zusätzlich ein kleiner Stecker (Typ C bzw. Mini-Stecker, etwa 2,5 mm x 10,5 mm Querschnitt) für kompakte Geräte mit aufgenommen. In HDMI 1.4 wurden ein noch kleinerer Stecker Typ D (Micro-Stecker) definiert. Außerdem ist in den HDMI-1.4-Spezifikationen der SteckerTyp E definiert, der aber nicht bei 1.4-Kabeln zum Einsatz kommt, sondern nur bei HDMI-Standard-Automotive-Kabeln. Typ A, C und D basieren auf einer Single-Link-Verbindung, bei der drei TMDSSignalleitungspaare zur Verfügung stehen, Typ B erlaubt durch eine Dual-Link-Verbindung mit sechs TMDS-Signalleitungspaaren die doppelte Datenrate. Seite 39 Deutsche TV-Plattform USB Der Universal Serial Bus (USB) ist ein serielles Bussystem zur Verbindung von Computern mit externen Geräten. Mit USB ausgestattete Geräte oder Speichermedien (USB-Speichersticks) lassen sich im laufenden Betrieb miteinander verbinden (Hot Swapping), wobei angeschlossene Geräte sowie deren Eigenschaften automatisch erkannt werden. Vor der Einführung von USB gab es eine Vielzahl verschiedener Schnittstellentypen mit unterschiedlichen Steckern zum Anschluss von Zubehör und Peripheriegeräten an Heim- und Personal Computer. Fast alle diese Schnittstellenvarianten wurden durch das USB ersetzt, was erhebliche Vereinfachungen für Anwender mit sich brachte. Ursprünglich 1996 eingeführt, wurde im Jahr 2000 die heute noch meistverbreitete Version USB 2.0 spezifiziert, mit der deutlich höhere Datenübertragungsraten (480 Mbit/s.) möglich wurden. Die aktuelle, 2008 definierte Version 3.0, bietet eine BruttoDatenrate von bis zu 4 Gbit/s. USB ist ein serieller Bus, d. h. die einzelnen Bits eines Datenpaketes werden nacheinander übertragen. Die Datenübertragung erfolgt symmetrisch über zwei verdrillte Leitungen, wobei durch die eine Leitung das Datensignal und durch die andere das dazu jeweils invertierte Signal übertragen wird. Der Signalempfänger bildet die Differenzspannung beider Signale; der Spannungsunterschied zwischen 1- und 0-Pegeln ist dadurch doppelt so groß, eingestrahlte Störungen werden weitgehend eliminiert. Das erhöht die Übertragungssicherheit und unterdrückt Gleichtaktstörungen. Zwei weitere Leitungen dienen zur Stromversorgung der angeschlossenen Geräte. Durch die Verwendung von nur vier Adern in einer Leitung können diese dünner und billiger ausgeführt werden als bei parallelen Schnittstellen. Eine hohe Datenrate ist mit relativ geringem Aufwand zu erreichen, da nicht mehrere Signale mit identischem elektrischen und zeitlichen Verhalten übertragen werden müssen. Seite Kompendium Vernetzung Die USB-Spezifikation sieht einen zentralen Host-Controller (Master) vor, der die Koordination der angeschlossenen Peripherie-Geräte (den sog. Slave-Clients) übernimmt. Daran können bis zu 127 verschiedene Geräte angeschlossen werden. An einem USB-Port kann immer nur ein USB-Gerät angeschlossen werden. Sollen an einem Host mehrere Geräte angeschlossen werden, muss deshalb ein Verteiler (Hub) für deren Kopplung sorgen. Durch den Einsatz von Hubs entstehen Baumstrukturen, die alle im Host-Controller enden. USB eignet sich für viele Geräte, wie Massenspeicher (z. B. Festplatte), DVDLaufwerke, Drucker, Scanner, Webcams, Maus, Tastatur, aktive Lautsprecher, aber auch Dongles und sogar Grafikkarten und Monitore. Einige Geräte, zum Beispiel USB-Speichersticks, sind überhaupt erst mit USB entstanden. USB kann für Geräte mit geringem Stromverbrauch wie Mäuse, Telefone, Tastaturen, aber auch einige CISScanner oder manche 2,5-Zoll-Festplatten und externe Soundkarten die Stromversorgung übernehmen. Über USB können heute zahlreiche Gerätetypen angeschlossen werden, die vor der USB-Einführung über eine größere Zahl verschiedener Schnittstellentypen angebunden wurden. Bereits seit der Einführung der USB-2.0-Spezifikation sind relativ hohe Datenübertragungsraten möglich, dadurch wurde USB für den Anschluss weiterer Gerätearten wie Festplatten, TVSchnittstellen und Fotokameras geeignet. Neben dem Datenprotokoll spezifiziert der USB-Standard die bereitgestellte Spannung. Sie ist stabilisiert, liegt bei 5 V ±5 % und liefert eine Stromstärke von mindestens 100 mA. Auf diesem Standard basieren USB-Netzteile. Erst nach Freigabe durch den Host-Controller darf ein Gerät mehr als die obigen 100 mA, aber nicht mehr als 500 mA (bis USB 2.0) bzw. 900 mA (USB 3.0) Strom beziehen. Am Ausgang des USB-Host muss die Spannung zwischen 4,65 V und 5,25 V liegen, allerdings ist ein Spannungsabfall bis auf 4,40 V am Ende eines USB-Kabels zulässig, hinter einem passiven USB-Hub sind sogar 4,00 V erlaubt. Intern adressiert der USB-Controller die angeschlossenen Geräte mit einer sieben Bit langen Kennung, wodurch sich die 127 maximal anschließbaren Geräte ergeben. 40 Wenn an einem Port neue Geräte detektiert werden, schaltet der Host-Controller diesen ein und sendet dem angeschlossenen Gerät einen Reset, indem er beide Datenleitungen für mindesten 10 ms auf Massepotential legt.[9] Dadurch belegt das Gerät zunächst die Adresse 0 und bekommt dann vom Host eine eindeutige Adresse zugeteilt. Da immer nur ein Port mit noch nicht konfiguriertem Gerät aktiviert wird, kommt es zu keinen Adresskollisionen. Der Host-Controller fragt meist zuerst nach einem Device-Deskriptor, der unter anderem die Hersteller- und Produkt-ID enthält. Mit weiteren Deskriptoren teilt das Gerät mit, welche alternativen Konfigurationen es besitzt, in die es von seinem Gerätetreiber geschaltet werden kann. Bei einer Webcam könnten diese Alternativen etwa darin bestehen, ob die Kamera eingeschaltet ist oder ob nur das Mikrofon läuft. Für den Controller ist dabei relevant, dass die unterschiedlichen Konfigurationen auch einen unterschiedlichen Strombedarf mit sich bringen. Innerhalb einer Konfiguration kann das Gerät verschiedene Schnittstellen definieren, die jeweils über einen oder mehrere Endpunkte verfügen. Unterschiedlicher Bedarf an reservierter Datenrate wird über sogenannte Alternate Settings signalisiert. Ein Beispiel dafür ist eine Kamera (etwa eine Webcam), die Bilder in zwei verschiedenen Auflösungen senden kann. Das Alternate Setting 0 wird aktiviert, wenn ein Gerät keine Daten übertragen möchte und somit pausiert. Damit nicht für jedes Gerät ein eigener Treiber nötig ist, definiert der USB-Standard verschiedene Geräteklassen, die sich durch generische Treiber steuern lassen. Auf diese Weise sind USB-Tastaturen, -Mäuse, -Massenspeicher und andere Geräte mit ihren grundlegenden Funktionen sofort verwendbar, ohne dass zuvor die Installation eines spezifischen Treibers notwendig ist. Herstellerspezifische Erweiterungen (die dann einen eigenen Treiber erfordern) sind möglich. Die Information, zu welcher Kommunikations-Geräteklassen [communications device class (CDC)] ein Gerät zählt, kann im Device-Deskriptor (wenn das Gerät nur einer Klasse angehört) oder in einem Interface-Deskriptor (bei Geräten, die zu mehreren Klassen gehören) untergebracht werden. Kompendium Vernetzung Im November 2008 stellte das USB Implementers Forum, dem unter anderem die Unternehmen HP, Microsoft und Intel angehören, die Spezifikation für USB 3.0 vor. Im SuperSpeed-Modus wird eine BruttoBitrate von exakt 4 Gbit/s verwendet. Die höheren Datenraten werden im Wesentlichen durch höhere Frequenzen (ca. 8fach) auf den Datenleitungen möglich. Das stellt allerdings erheblich höhere Anforderungen an die Kabel. Weitere Gewinne sind durch das verbesserte USBProtokoll sowie durch die verwendete Vollduplex-Übertragung möglich. Die verwendeten Kabel enthalten neben den bisherigen Signal-Adernpaar (D+ und D–) und der Stromversorgung (GND, VBUS) zwei weitere Signal-Adernpaare (SSTX+ und SSTX–, SSRX+ und SSRX–) sowie eine zusätzliche Masseverbindung (GND). Deshalb sind für USB 3.0 sowohl neue Stecker am Host und an den angeschlossenen Geräten, als auch neue Kabel notwendig. Die Kabel sind auf Grund der gestiegenen Aderanzahl und der notwendigen besseren HF-Übertragungseigenschaften (ähnlich wie eSATA- oder CAT-5e/6-Kabel) dicker und weniger flexibel. Die Kompatibilität besteht in folgendem Sinne: • USB-3.0-Kabel können auf Grund der Anbauten nicht mit USB-2.0-Endgeräten benutzt werden – USB 3.0-Typ-B-Stecker sind nicht abwärtskompatibel. • USB-3.0-Kabel können an USB-2.0-Hosts benutzt werden, erfordern dann aber USB-3.0-Endgeräte. • USB-2.0-Kabel können an USB-3.0-Hosts benutzt werden. • USB-3.0-Endgeräte können an USB-2.0Hosts angeschlossen werden. Ggf. gibt es Probleme, wenn diese mehr als 500 mA Strom aufnehmen (USB 3.0 erlaubt bis zu 900 mA, USB 2.0 nur bis 500 mA). • USB-2.0-Endgeräte können an USB-3.0Hosts angeschlossen werden. USB-3.0-Übertragungen finden aber nur statt, wenn alle drei Komponenten (Host, Kabel, Endgerät) USB-3.0-tauglich sind. Ansonsten wird auf USB 2.0 heruntergeschaltet. Inzwischen sind auch ausgefallene Geräte auf den Markt gekommen, wie beispielsweise USB-Heizplatten, mit denen etwa eine Kaffeetasse über die USB-Schnittstelle warmgehalten werden kann. Daneben gibt es auch Hardware, wie USB-Lampen für Notebooks, um die Tastatur zu beleuchten, USB-Tastatur-Staubsauger, USB-Ventilatoren, USB-Weihnachtsbäume oder beheizbare USB-Handschuhe und USB-Pantoffeln. Des Weiteren ist ein Trend zu beobachten, USB als standardisierte Spannungsquelle einzusetzen. Namhafte Mobiltelefonhersteller haben sich darauf geeinigt, Micro-USB als Standard-Gerätebuchse für den Ladekontakt einzusetzen. Der USB-Standard sieht vor, dass Geräte zunächst im Low Power-Mode (100 mA oder 150 mA) starten und bei höherem Strombedarf diesen erst vom Host anfordern, bevor sie den normalen Modus schalten. Das können bei USB 2.0 bis zu weiteren 4x 100 mA, bei USB 3.0 bis zu weiteren 5 x 150 mA sein. Schlägt diese Anforderung fehl, muss sich das Gerät abschalten. Die meisten der vorgenannten Spielzeuge verwenden den USB-Anschluss jedoch ungefragt nur als Spannungsquelle und verstoßen gegen den USB-Standard, indem sie ohne Erlaubnis des Hosts mehr als 100 mA Strom beziehen. Das könnte im Extremfall den USB-Anschluss des Host beschädigen oder das Energiemanagement des Rechners durcheinanderbringen, was zu instabilem Verhalten führen kann. Sparsame 2,5”-Notebook-Festplatten können meist mit 2,5 W (500 mA) an einem 2.0-USB-Port mit Adapter betrieben werden, größere 3,5”-Festplatten jedoch nicht. Weiterhin gibt es sparsame NotebookCD/DVD/Bluray-Brenner, die am USB-Port betrieben werden können. Deren Stromaufnahme liegt jedoch insbesondere beim Brennen mit höheren Geschwindigkeiten mit teilweise permanent über 1000 mA weit außerhalb der USB-Spezifikation. Mittlerweile gibt es Netzteile, die an einer USB-A-Buchse oder einem Kabel mit Micro-USB-B-Stecker 5 V zur Verfügung stellen. Der verfügbare Strom liegt meist bei 1000 mA (allgemein zwischen 500 und Seite Deutsche TV-Plattform 2000 mA). Einfache Geräte stellen eine Spannungsquelle dar, bessere Geräte sind so gebaut, dass sie vom zu ladenden Gerät als Netzteil erkannt werden. Dabei gilt die USB-Battery Charging Specification als Referenz. Dies ist nicht mit dem Powermanagement zu verwechseln, das beim Enumeration-Prozess, also Anschließen an einen USB-Host, stattfindet). Wenn ein Gerät nicht an einem dafür gebauten Netzteil, sondern an einem USB-Host (z.B. PC / Notebook) geladen wird, werden Befehle bezüglich des Powermanagements während der Enumeration ausgetauscht. Letzteres ist notwendig, wenn das zu ladende Gerät sich exakt an den USB-Standard hält und nur den Strom entnimmt, der ihm genehmigt wurde. Ein bekannter Vertreter dafür ist das iPhone: Es erkennt, dass es an einem Netzteil geladen wird, wenn bestimmte Spannungspegel an den Datenleitungen anliegen. An einem Rechner wird stattdessen über das Powermanagement verhandelt, wie viel Strom das Gerät entnehmen darf. 41 Kompendium Vernetzung Deutsche TV-Plattform CI+ Common Interface (CI) ist eine Schnittstelle, die in DVB-Empfangsgeräten die Anbindung eines Entschlüsselungssystems [conditional access system (CAS)] erlaubt. Sie wurde 1997 vom DVB-Konsortium spezifiziert und basiert auf der PCMCIASchnittstelle. Die Idee dabei war, die Implementierung von CA-Systemen in Empfangsgeräten zu vermeiden, um so teure und langwierige Zertifizierungsprozesse (für die CA-Systeme) zu vermeiden. Ist ein Common Interface in einem Gerät implementiert, dann lassen sich unterschiedliche Entschlüsselungsmodule via CI in das Empfangsgerät einbinden, wodurch die Flexibilität der Endgeräte steigt. Da ein Common Interface-Modul die Datenströme unverschlüsselt in das Empfangsgerät zurückgibt, haben viele Netzund Plattformbetreiber, sowie Inhalteanbieter auf die Unterstützung des CI verzichtet. Nur wenige Pay TV-Operator, wie Canal Digital, haben die CI-Schnittstelle unterstützt, was dazu geführt hat, dass sich die Common Interface-Spezifikation (Version 1) in seiner ursprünglichen Form am Markt nicht erfolgreich durchgesetzt hat. Aus diesem Grund haben sich 2008 einige große Hersteller (Neotion, Panasonic, Philips, Samsung, Sony und SmarDTV) außerhalb des DVB-Konsortiums zusammengefunden, um die Funktionalität dieser Schnittstelle dahingehend weiterzuentwickeln, dass die Interessen der Inhalteanbieter, sowie Netz- und Plattformbetreiber ausreichend berücksichtigt werden. Dabei entstand CI+ in seiner aktuellen Version 1.3.1, das seit Mitte 2010 fast ausnahmslos von allen Endgeräteherstellern implementiert wird. Bei CI+ wird der im Modul entschlüsselte Datenstrom wieder (lokal) verschlüsselt in das Empfangsgerät zurückgeben und erst vor der Decodierung entschlüsselt. CI+ erlaubt es Programmanbietern, im Fernsehsignal zusätzlich Nutzungsinformationen [usage rules information (URI)] zu übertragen. Diese Anweisungen ermöglichen es den Inhalteanbietern, die Nutzung ihrer durch CI+ geschützten Inhalte auf CI+ -zertifizierten Endgeräten einzuschränken; sie bestimmen, ob und wie die jeweiligen Inhalte genutzt werden dürfen. Seite 42 Dabei können sie zum Beispiel für jede einzelne Sendung • die Aufzeichnung auf maximal 90 min beschränken (meist als „Time-Shiftonly” bezeichnet), • die Wiedergabe von Fernsehaufnahmen zeitlich begrenzen (allerdings enthält die aktuelle CI+Spezifikation Version 1.3 auch ein unbegrenztes Zugriffsrecht), • Fernsehaufnahmen unter Einsatz eines Geräteschlüssels an das jeweilige Aufnahmegerät binden (Aufnahmen CI+geschützter Inhalte können somit nicht auf anderen Geräten wiedergegeben werden), • festlegen, ob und in welcher Auflösung (evtl. Abwärtsskalierung auf SDTV) die Videoausgabe über den analogen Ausgang (z. B. SCART) erfolgen soll und ob diese mit einem Kopierschutz (Macrovision) versehen wird, wie etwa bei HDTV-Sendungen. Die CI+-Technologie beinhaltet noch weitere Änderungen gegenüber dem heutigen CI-1.0-Standard: • Mittels aktiviertem „Host Service Shunning” können Module, die auf dem alten DVB-CI-1.0 Standard beruhen, von der Entschlüsselung CI+ geschützter Services ausgeschlossen werden (Ist das Shunning nicht aktiv gesetzt, kann der jeweilige Service sowohl von einem geeigneten DVB-CI Modul oder einem geeigneten CI+ Modul entschlüsselt werden). • Die Ausgabe von HD-Signalen wird nur an HD ready-zertifizierten Geräten möglich sein, da nur diese eine durchgehende Verschlüsselung des Datenstroms bis zum Display via HDCP unterstützen. • Das vom „CI+-Konsortium” (CI Plus LLP) beauftragte Trustcenter kann CI+kompatible Geräte beim Anwender aus der Ferne außer Betrieb setzen (Revocation), wenn zum Beispiel festgestellt wird, dass ein Gerät den Kopierschutz kompromittiert. Kompendium Vernetzung Diese Einschränkungen betreffen vor allem DVB-Rekorder. Empfänger ohne Aufnahmefunktion sind von vielen der genannten Restriktionen nur teilweise betroffen. Mit der Version 1.4 wurde die ursprünglich von den Geräteherstellern entwickelte CI+-Schnittstelle erstmals zum offiziellen DVB-Standard. CI+ 1.4 wird einige funktionale Weiterentwicklungen im Vergleich zu den bisherigen Spezifikationen bieten. Auch der sogenannte CI+-Browser, die grafische Schnittstelle zwischen Modul und Empfangsgerät, wurde erweitert. Dieser bietet nun einige neue Funktionen und erlaubt beispielsweise Bild-in-Bild-Darstellungen. Zusätzlich ermöglicht CI+ 1.4 die Integration eines Wasserzeichens in aufgezeichneten Inhalten. Damit haben beispielsweise die Programmanbieter die Möglichkeit, die illegale Verwendung ihrer Inhalte zu verhindern. Eine der wichtigsten Neuerungen von CI+ 1.4 im Vergleich zu den Spezifikationen von Version 1.3.1 ist die Unterstützung von Multistreams. Dadurch unterstützt die Schnittstelle künftig mehr als nur einen Datenstrom. Das Feature soll vor allem für PVR- und EPG-Services wichtig werden, wo mehr als ein Datenstrom gleichzeitig übertragen und empfangen wird. Profitieren können hier unter anderem Besitzer von Geräten mit Twin-Tunern, die dann in der Lage wären, zwei Programme über eine CI+-Schnittstelle zu empfangen. Einer der größten Kritikpunkte an CI+ durch die Verbraucher war kurioserweise immer das Fehlen einer Vorspulsperre. Der Grund: Weil die Vorspulsperre fehlt und der Nutzer damit unter anderem die für die privaten Sender essentiell wichtigen Werbeblöcke bei einer Aufzeichnung in Sekundenschnelle überspringen könnte, wurden bislang sämtliche Sendungen über CI+ mit einer generellen Aufnahmesperre versehen. Wer also ein Pay-TV-Paket gebucht hat und bestimmte Filme nicht live verfolgen kann, schaut mit einem CI+Modul bislang tatsächlich „in die Röhre”. Hier hat das DVB-Projekt bei der Festlegung der Spezifikationen für CI+ 1.4 jedoch eine Veränderung angedacht. Die technischen Voraussetzungen für eine Vorspulsperre sind beim 1.4-Standard tatsächlich vorgesehenen. Diese könnten theoretisch dazu führen, dass die Aufnahmerestriktionen für CI+ in Zukunft fallen gelassen werden. Die zweite wichtige Neuerung umfasst eine verbesserte Übertragung von IP-basierten Streams und soll CI+ auch für IPTVAnbieter zunehmend interessant machen. Das bedeutet, dass über den neuen Standard nun alle Funktionen, die normalerweise in einer IPTV-Set-Top-Box integriert sind, jetzt auch von einem CI+-Modul übernommen werden können. Damit sind CI+-Module mit dem 1.4-Standard im Prinzip auch für die Entschlüsselung von OTT [over the top]-Angeboten nutzbar, wenn entsprechende Module im Markt verfügbar sind. So können in Zukunft beispielsweise auch verschlüsselte Mediatheken über das Modul decodiert werden. Weiterhin wurden die technischen Grundlagen dafür geschaffen, dass in Zukunft die Priorität von Apps verwaltet werden können. So können Applikationen vom CI+Modul gestartet werden. Die Frage, die sich dann ergibt, ist die, ob eine bestimmte App das Recht hat, den Bildschirm zu nutzen und beispielsweise das TV-Signal eines Senders zu überlagern. Deutsche TV-Plattform Im Februar 2014 sind bereits die kommerziellen Randbedingungen (Commercial Requirements) für die nächste CI+Generation vom DVB-Konsortium verabschiedet worden. Als wichtigste Neuerung ist hier der Wechsel zu einem kompakteren Formfaktor, basierend auf einer USB-Schnittstelle, zu nennen. Hier einige weitere Anforderungen, die bis Herbst 2014 in eine CI+ 2.0 Spezifikation münden sollen: • Unterstützung von USB 2.0 & USB 3.0, einschließlich des High Speed Modes der Version 3.0 • Möglichkeit zur Einfügung anderer Applikationen • Wahl eines Formfaktors, der eine nicht sichtbare Einfügung des CI+Modules erlaubt • Leistungsfähigkeit zur Verarbeitung von mindestens 6 UHDTV-Services • Erweiterte Service-Diagnose-Funktionen • Erweiterte Funktionalitäten zur Rechteverwaltung • High Level MMI • Erweiterte Funktionalitäten zu Standby Operations Die finale Entscheidung darüber, welche der neuen Leistungsmerkmale letztlich für CI+ 1.4 tatsächlich implementiert werden, liegt hier aber nun wieder beim CI Plus LLP. Erst dort wird letztlich bestimmt, welche der vom DVB-Projekt ausgearbeiteten Spezifikationen der jeweilige Hersteller eines Endgerätes am Ende auch implementieren muss. Seite 43 Deutsche TV-Plattform Kompendium Vernetzung 2.2.2 Funkgestützte Schnittstellen Tabelle 2.2.2-1 Überblick Display-Schnittstellen Überblick Display-Schnittstellen Wireless Display (WiDi) Miracast Organisation / Hersteller Intel Wi-Fi Alliance Internetadresse http://tinyurl.com/3zupjae wi-fi.org/miracast Frequenzband 2,4-GHz-Band und 5-GHz-Band 2,4-GHz-Band und 5-GHz-Band Reichweite bis 10 m, kein Sichtkontakt erforderlich bis 10 m, kein Sichtkontakt erforderlich Einsatzgebiet TV als drahtloser Notebook-Bildschirm TV als drahtloser Bildschirm für mobile Geräte Vorteile geringe Dämpfung geringe Dämpfung, gute Reichweite durch niedrige Frequenz Nachteile Latenz, evtl. Störung durch Nachbar-WLANs evtl. Störung durch Nachbar-WLANs Miracast Miracast ist seit 2012 ein offener Standard, entwickelt von der Wi-Fi Alliance. Dadurch ist Miracast eine Alternative zu Apples AirPlay und Intels Wireless Display (WiDi). Audio- und Video-Inhalte werden durch eine direkte drahtlose Verbindung (Peer-to-Peer) von einem mobilen Gerät zu HD-Bildschirmen übertragen. Beispiele hierfür: • Videos/Bilder von einem portablen/mobilen Endgerät (z. B. Tablet, Smartphone oder Laptop) auf einem Fernseher oder Monitor wiedergeben • Betrachten von Live-TV-Signalen einer Kabel- oder Satelliten-Set-Top-Box auf einem portablen/mobilen Endgerät (z. B. Tablet, Smartphone oder Laptop) • Teilen des Laptop- oder Tablet-Bildschirms (Präsentation) mit dem Konferenzraum-Videoprojektor in Echtzeit Weil die Wi-Fi Alliance Organisation ungefähr 600 Mitglieder umfasst, genießt Miracast eine breite Unterstützung durch die Industrie. Miracast wird von fast allen großen TV-Herstellern und Herstellern von portablen/mobilen Endgeräten (ab Andriod 4.2 oder höher) unterstützt. Leider wird oft nicht direkt von Miracast gespro- Seite 44 chen, die Hersteller verwenden häufig eigene Bezeichnungen für das integrierte Miracast. Nur mit Wi-Fi CERTIFIED Miracast-Geräten, zertifiziert durch die Wi-Fi Alliance, kann garantiert werden, dass diese Geräte auch mit anderen Wi-Fi CERTIFIED Miracast-Geräten ordnungsgemäß zusammenarbeiten, den neuesten Sicherheitsschutz verwenden und die beste Bedienfreundlichkeit aufweisen. Wi-Fi CERTIFIED Miracast-Geräte • müssen auch zertifiziert sein für Wi-Fi CERTIFIED n, Wi-Fi Protected Access 2 (WPA2), Wi-Fi Direct, Wi-Fi Multimedia (WMM) und Wi-Fi Protected Setup • verwenden Wi-Fi Direct, weshalb ein Zugang zu einem Wi-Fi-Netzwerk nicht erforderlich ist • sichern Interoperabilität mit anderen Marken • haben WPA2 Security integriert • unterstützen Premium-Inhalte • unterstützen vereinfachtes Auffinden und Setup Kompendium Vernetzung Deutsche TV-Plattform WHDI WirelessHD (WiHD) Wireless Gigabit (WiGig) WHDI Consortium WirelessHD Consortium Wireless Gigbit Alliance whdi.org wirelesshd.org wirelessgigabitalliance.org 5-GHz-Band 60-GHz-Band 60-GHz-Band bis 30 m, kein Sichtkontakt erforderlich bis 10 m indoor, Sichtverbindung erforderlich bis 10 m indoor, Sichtverbindung erforderlich vollwertiger HDMI-Kabel-Ersatz vollwertiger HDMI-Kabel-Ersatz vollwertiger HDMI-Kabel-Ersatz, Datenübertragung Latenz (1 ms), geringe Dämpfung, Multicast / 3D-Blu-ray / HD-Audio Latenz, sehr hohe Bandbreite (bis 7 Gbit/s), 3D-Blu-ray / HD-Audio Latenz, sehr hohe Bandbreite (bis 7 Gbit/s), 3D-Blu-ray / HD-Audio nur als externer Adapter geringe Reichweite geringe Reichweite Unterstützte Formate und Auflösungen: Tabelle 2.2.2-2 Unterstützte Formate und Auflösungen Bildschirm-Auflösungen Durch die Nutzung der vergleichsweise kleinen Funkfrequenzen des WLAN Standards n (2,4 GHz und 5 GHz) und der daraus resultierenden entsprechend geringen Übertragungsdämpfung ist eine Sichtverbindung zwischen Miracast-Sender und Miracast-Empfänger nicht zwingend erforderlich. Stören können zum Beispiel WLANs aus der Nachbarschaft, die mit überlappender Kanalbelegung die eigene Funkverbindung stören. Im meistgenutzten 2,4-GHz-Band bleibt kaum Platz zum Ausweichen, wohingegen das 5-GHz-Band im Moment noch erheblich mehr Spielraum bietet. 17 Formate von der Consumer Electronics Association (CEA) Von 640x480 Bildpunkte bis 1920x1080 Bildpunkte pro Bild und Bildwechselfrequenzen von 24 Hz bis 60 Hz 29 Formate von der Electronics Standard Association (VESA) Von 800x600 Bildpunkte bis 1920x1200 Bildpunkte pro Bild und Bildwechselfrequenzen von 30 Hz bis 60 Hz 12 Formate für portable/mobile Endgeräte wie Tablets, Smartphones und Laptops Von 640x360 Bildpunkte bis 960x540 Bildpunkte pro Bild und Bildwechselfrequenzen von 30 Hz bis 60 Hz Video Formate • HD Video nach ITU-T H.264 (Advanced Video Coding – AVC) mit Unterstützung von Constrained Baseline Profile (CPB) • Miracast spezifisches Format Constrained High Profile (CHP) Format Audio Formate obligatorisch LPCM 16bit, 48 kHz, zwei Kanäle optional LPCM 16bit, 44,1 kHz, zwei Kanäle, AAC und AC3 Seite 45 Deutsche TV-Plattform Wireless Display (WiDi) Die von Intel entwickelte und 2010 vorgestellte Lösung Wireless Display (WiDi) ermöglicht eine kabellosen HDMI-Verbindung. Als Sender benötigt man ein Gerät mit integriertem Intel WiDi-Sender, wie zum Beispiel ein Note- oder Ultrabook ab der vierten Generation mit Intel CORE I3, I5 oder I7 Prozessoren oder Smartphones bzw. Tablets mit integriertem Intel Prozessor. Als WiDi-Empfänger dient ein von Intel zertifiziertes Empfangsgerät. Dieses kann zum Beispiel ein Fernseher, ein Videoprojektor oder eine WiDi-Adapter-Box sein. Die neueste Intel WiDi-Software garantiert die vollständige Unterstützung für die drahtlose Verbreitung urheberrechtlich geschützte 1080p-Inhalte, wie zum Beispiel 2D/3D-Blu-rays. Intel WiDi bassiert auf der Wi-Fi Alliance Wi-Fi CERTIFIED Miracast Spezifikation. Somit hat Intel seinen zuerst proprietären WiDi-Standard zugunsten des offenen Standards Miracast aufgegeben. Die seit Oktober 2012 verfügbare WiDi-Treiber Version 3.5 unterstützt bereits das Senden an Miracast-Empfänger. Intel verspricht mit WiDi-Technologie schnelle und zuverlässige Verbindungen, geringe Latenzzeit bei der Bildschirm-Spiegelung (Screen-Mirroring), sehr gute Bildund Tonqualität und flüssige HDTV-Wiedergabe auf dem Wireless Display. Obwohl senderseitig das WLAN-Modul zur Übertragung genutzt wird, ist gleichzeitig Surfen im Internet möglich. Auf einem Intel WiDi-fähigen Computer mit Windows 8.0- und Windows 8.1-Betriebssystem benötigt man die Installation von Microsoft .NET Framework 3.5 und das Intel WiDiWidget. WiDi wurde auch um die Möglichkeit erweitert, den Bildschirminhalt an DLNAfähige Geräte zu senden. Da DLNA dafür nicht optimiert wurde, ergeben sich jedoch abhängig vom Netzwerk und den Verbindungen zwischen den Geräten, größere Latenzzeiten. Diese Verzögerungen bei Bild und Ton sind bei der Präsentation oder Wiedergabe von audiovisuellen Inhalten in der Regel hinnehmbar, nicht aber bei Spielen. Intel’s WiDi fehlt noch die breite Unterstützung , es gibt nur wenige direkte Empfänger oder WiDi-Adapter-Boxen und längst nicht alle Notebooks unterstützen die Funktion. Seite Kompendium Vernetzung Wireless Home Digital Interface (WHDI) Sieben Unternehmen aus der CE-Industrie, dem IT Bereich und dem professionellen Video-Bereich entwickelten Wireless Home Digital Interface (WHDI), um drahtlos HDTV Inhalte von beliebigen Geräten auf ein Display zu bringen. Sender können zum Beispiel Notebook, Smartphone, Set-Top-Box oder Blu-ray Player sein, Empfänger ist das HDTV-Display. Durch die Nutzung des lizenzfreien 5-GHz-Bands ist eine drahtlose Verbreitung von unkomprimierten HDTV (1080p) in Haus und Wohnung möglich (bis zu 30m). Wireless Home Digital Interface verspricht auch eine geringe Latenzzeit. Eine der Gründerfirmen bietet verschiedene Lösungen für den professionellen Studio-Bereich an. Seit Mitte 2013 sind keine Neuigkeiten zu Wireless Home Digital Interface verfügbar. WirelessHD (WiHD) Mit WirelessHD wurde 2008 von CE- und IT-Industrie eine Spezifikation für eine neue digitale Netzwerkschnittstelle zur drahtlosen Übertragung von HDTV-Inhalten definiert. Genutzt wird der weltweit lizenzfreie 60-Ghz-Bereich. Fernseher, HDDVD-und Blu-ray-Player, Set-Top-Boxen, Kameras, Spielekonsolen und andere Geräte aus dem Bereich der Unterhaltungselektronik sollen miteinander verbunden werden, um verlustfrei HDTV-Video, Mehrkanal-Audio und Daten für Consumer Electronics, PCs und tragbare Endgeräte drahtlos zu übertragen. Datenraten bis 10 Gbit/s bei maximal zehn Metern Entfernung (Sichtkontakt) sind zurzeit möglich. Die Kern-Technologie basierend auf dem 60-GHz Millimeterwellen-Frequenzband und ermöglicht theoretisch Datenraten bis 28 Gbit/s. Die Spezifikation unterstützt Inhalte-Verschlüsselung über Digital Transmission Content Protection (DTCP). Seit Anfang 2013 stehen keine Neuigkeiten über WirelessHD zur Verfügung. Wireless Gigabit (WiGig) Die Wireless Gigabit Alliance ist ein Verband mehrerer führender Halbleiter-, Kommunikations- und IT-Unternehmen. Die WiGig-Allianz kooperiert mit der WiFiAllianz, HDMI Licensing LLC und Video Electronics Standards Association (VESA). 46 Der von der Wireless Gigabit Alliance 2009 entwickelte Standard IEEE 802.11ad ermöglicht die Hochgeschwindigkeitskommunikation im lizenzfreien 60-GHz-Band. Eine Datenrate bis 7 Gbit/s ist damit über Gigabit-WLANs über kurze Entfernungen (Sichtverbindung) möglich und für Videound/oder Audio-Anwendungen gedacht. Der Standard soll die Fähigkeiten der bisherigen WLAN-Geräte ergänzen. WiGig Tri-Band-fähige Geräte werden in den 2GHz, 4-GHz, 5-GHz und 60-GHz-Bändern betrieben. Die Datenrate bis 7 Gbit/s ist fast fünfzigmal schneller als die zurzeit höchste Datenrate gemäß IEEE 802.11n. Auch die Übertragung von HDMI 2.0 wird unterstützt. Beim 60-GHz-Signal ist folgender Nachteil zu berücksichtigen: Es kann in der Regel Wände nicht durchdringen, sondern erfordert Sichtverbindung. Es verbreitet sich durch Reflexionen an Wänden, Decken, Böden und Objekten. Beim Verlassen des Raumes/bzw. der Sichtverbindung kann das Protokoll gewechselt werden, hin zu den unteren Bändern (2,4 GHz oder 5 GHz) und einer geringeren Datenrate. Kompendium Vernetzung Deutsche TV-Plattform 2.2.3 Protokolle und Spezifikationen DLNA DLNA Medienformate: Die Digital Living Network Alliance (DLNA) ist eine 2003 gegründete internationale Organisation von mehr als 250 Firmen aus den Bereichen EDV, Unterhaltungselektronik und Mobile Geräte. Das Ziel von DLNA war es, die Vernetzung und das Zusammenspiel von Elektronikgeräten zu standardisieren und so zu vereinfachen. Alle wichtigen Unternehmen sind vertreten, außer Apple, das eine andere Lösung anbietet (Apple AirPlay, siehe unten). Die aktuelle Fassung des DLNA-Standards ist die Version 1.5, die der Verband im März 2006 veröffentlicht hat. Mit DLNA ist es nun möglich, die verschiedenen DLNAGeräte einfach via LAN oder WLAN zu vernetzen. DLNA nutzt dazu den UPNP (Universal Plug and Play)-Standard, um die Geräte im Netzwerk zu finden, zu verbinden, deren Kommunikation miteinander zu ermöglichen und für Medieninhalte wie Musik, Filme und Fotos gemeinsame Formate zu unterstützen. Eine Zertifizierung ist notwendig, um das DLNA Logo zu erhalten. Die durch dieses Logo gekennzeichneten Geräte garantieren die Unterstützung folgender DLNA Medienformate. Tabelle 2.2.3-1 DLNA Medienformate Obligatorische Formate Optionale Formate Bilder JPEG GIF, TIFF and PNG Audio LPCM ➞ unkomprimiertes Audio (zweikanalig) MP3, WMA9, AC-3, AAC und ATRAC3plus Video MPEG-2 MPEG-1, MPEG-4 und WMV9 DLNA-zertifizierte Geräteklassen für das Heimnetzwerk: Heutzutage sind Player-Funktionen in vielen Fernsehgeräten mit Smart-TV-Features, Smartphones und Tablets eingebaut. Ältere Fernsehgeräte lassen sich mit Zusatzboxen wie DLNA-kompatiblen Mediaplayern, WebTV-Boxen oder Spielkonsolen nachrüsten. Als DLNA-Server fungiert in der Regel Computer, Smart-TV, Network Attached Storage (NAS) oder Spiele Konsolen. DLNASoftwarelösungen wie z.B. Twonky Media Server, Serviio Media Server oder Elgato EyeConnect stellen die DLNA-Funktionen auch auf Apple iOS Betriebssystemen, wie auch bei Windows, zur Verfügung. Tabelle 2.2.3-2 DLNA-zertifizierte Geräteklassen Geräteklassen im Heimnetzwerk Funktionen Beispiele Digital Media Server (DMS) DMS stellen DLNA-Medieninhalte zur Verfügung (als Netzlaufwerk) Network Attached Storage (NAS), Computer, Fernsehgerät Digital Media Player (DMP) DMP spielen übers Netzwerk zur Verfügung gestellte DLNA-Medien ab Fernsehgerät, Computer, Heimkino-Systeme, Smartphone, Tablet Digital Media Renderer (DMR) DMR spielen Medien ab, die über einen Digital Media Controller (CDMC) empfangen werden, der wiederum den Inhalt von einem Digital Media Server (DMS) holt Fernsehgerät, AV-Receiver, Digital Media Controller (DMC) DMC finden Inhalte auf Digital Media Servern (DMS) und spielen diese auf Digital Media Renderern (DMR) ab WiFi Digitalkamera, Smartphone, Tablet Digital Media Printer (DMPr) DMPr stellen Druckdienste im DLNA-Netzwerk zur Verfügung Netzwerk-Fotodrucker Seite 47 Deutsche TV-Plattform Kompendium Vernetzung Geräteklassen tragbare Geräte Funktionen Beispiele Mobile Digital Media Server (M-DMS) M-DMS speichern Inhalte und stellen diese Mobile Digital Media Playern (M-DMP), Digital Media Renderern (DMR) und Digital Media Printern (DMP) zur Verfügung Smartphone und portable Musik-Player Mobile Digital Media Player (M-DMP) M-DMP finden und spielen Inhalte von Digital Media Servern (DMS) oder Mobile Digital Media Servern (M-DMS) ab Media-Tablet, entworfen für das Konsumieren von Multimedia-Inhalten Mobile Digital Media Uploader (M-DMU) M-DMU können Daten auf einen Digital Media Server (DMS) oder Mobile Digital Media Server (M-DMS) hochladen Intelligentes Endgerät für Fernzugriff, z.B. Smartphone Mobile Digital Media Downloader (M-DMD) M-DMD finden und laden Daten von einem Digital Media (DMS) Server oder Mobile Digital Media Server (M-DMS) herunter Digital-Kamera, Smartphone Mobile Digital Media Controller (M-DMC) M-DMC finden Inhalte auf einen Digital Media Server (DMS) oder Mobile Digital Media Server (M-DMS) und senden sie an einen Digital Media Renderer (DMR) Portabler Musik-Player Tabelle 2.2.3-3 Geräteklassen für mobile Endgeräte Geräteklassen für mobile Endgeräte: Als kritisch angesehen muss, das DLNA die vorgeschriebenen Anforderungen an Endgeräte-Hersteller recht gering hält, sie müssen lediglich sicher stellen das drei vorgeschriebene Formate, JPG für Fotos, unkomprimiertes Audio (LPCM) und Videos im Kompressionsstandard MPEG-2, unterstützt werden. Diese geringe Anzahl an Formaten ist nicht mehr zeitgemäß. Die Unterstützung der optionalen Formate (siehe oben) ist zwingend notwendig. Beliebte Formate für Videos aus dem Netz werden nicht unterstützt. Musik liegt nur ganz selten im LPCM-Format vor, meist als MP3-Datei. Beim Einrichten eines DLNA Netzwerks ist also dringend darauf zu achten, dass die verschiedenen DLNA Geräte die vorgeschriebenen und optionalen Formate unterstützen. Einige Geräte unterstützen auch das sogenannte Transcoding. Dabei wandelt eine Software im Gerät die vorhandenen Dateien in Echtzeit in ein DLNA-unterstütztes Format um und sendet dieses dann als DLNA-kompatible Datei an das Wiedergabegerät. Auch kann es passieren das eigentlich selbstverständliche Funktionen nicht implementiert Seite oder nur unzureichend umgesetzt werden. Beispielsweise bei einem Zugriff von einem Fernseher auf ein Netzlaufwerk, wenn die Funktion des Vor- und Zurückspulens nicht möglich ist. Apple AirPlay Apple AirPlay wurde 2003, damals noch unter dem Namen AirTunes, erstmals der Öffentlichkeit präsentiert. Am Anfang war es nur möglich Audio-Inhalte zu streamen. Nach 2010 erweiterte Apple ihre Lösung um die Fähigkeit nicht nur Audio- und Videoinhalte zu streamen, man konnte nun auch den Bildschirminhalt eines portablen / mobilen Gerätes zu einem Display streamen (Live-Duplizierung). Airplay war der erste angewandte Standard um die Screen-Sharing-Funktionalität zu ermöglichen. Apple AirPlay ist eine von Apple entwickelte Mischung aus den Eigenschaften eines Interoperabilitätsstandards und Screen-Sharing-Funktionen, das von Herstellern für den Einbau in ihre Empfangsgeräte lizenziert werden kann. Das grundlegende Übertragungsprotokoll ist RAOP (remote audio access protocol), welches 48 von Apple entwickelt wurde und auf RTSP / RTP (real time streaming /transport protokoll) aufsetzt. Bei RAOP werden zwei Übertragungskanäle genutzt: • Ein Kanal zur Steuerung (Lautstärke, Vorwärts-/Rückwärts springen, Titel Informationen etc.) • Ein Kanal für die Daten. Nur von Apple lizensierte AirPlay-Komponenten können miteinander kommunizieren. Bei der Übertragung von Audio-Signalen erfolgt beim Sender immer eine Dekodierung des ursprünglichen Signals (z.B. MP3) und eine Neukodierung in das verlustfreie Apple Lossless Format. Dann wird das Audio -Signal mit einer Abtastfrequenz (sampling rate) von 44,1 kHz und einer Datenwortbreite von 16 bit an den Empfänger übertragen (egal ob per WLAN und LAN). Der Empfänger dekodiert das Apple Lossless Protokoll und gibt das Audio-Signal über den Digital Audio Converter (DAC) wieder. Kompendium Vernetzung Audio / Video-Inhalte werden im Heimnetzwerk via WiFi mit WLAN oder Kabel an andere Apple AirPlay-kompatible Geräte verteilt. Das Verbinden geschieht per „Plug and Play”, das heißt es muss nichts konfiguriert, programmiert oder installiert werden. Voraussetzung ist also das Vorhandensein eines AirPlay-Senders (z.B. die Software Apple iTunes auf einem PC oder Mac sowie allen iOS-basierten Geräte), eines Netzwerks (drahtlos oder per Kabel) und eines AirPlay-Empfängers (z.B. die Apple TV-Empfangsbox). Ein typisches Beispiel ist das Streamen von Video-, Audio- oder Foto-Dateien von einem Apple PC oder Mac sowie allen iOS-basierten Geräten (iOS Betriebssystem) mit Hilfe des Apple iTunes Programms via WLAN an die Apple TV-Empfangsbox und damit zum Fernseher. Windows-Nutzer können die kostenpflichtige Software AirParrot benutzen, um Inhalte an die Apple TV-Box zu streamen. Auch ist es möglich, mit Hilfe der kostenpflichtigen Windows Software AirServer die Apple TV-Empfangsbox zu ersetzen und von einem mobilen AppleGerät zu einem Microsoft Gerät zu streamen. Eine Besonderheit bei AirPlay ist die Möglichkeit, mehrere AirPlay-Empfänger auszuwählen und so die Musik in verschiedenen Räumen gleichzeitig wiederzugeben (Multiroom Audio). Dabei stellt AirPlay sicher, dass egal wie weit ein Raum vom Sender entfernt ist, die Musik immer absolut Synchron wiedergegeben wird. Viele HiFi- Komponenten-Hersteller unterstützen mittlerweile die AirPlay-Technologie in ihren Produkten. Bei Video, ebenso wie bei Audio, werden alle Formate unterstützt, die auch Apple iTunes unterstützt oder mit dem Apple Shop via iTunes gekauft wurden. Inhalte können auch aus der Apple Cloud abgerufen werden (z.B. Fotos). Eine andere Funktion ist die „Sync Screen”-Funktion, mit der man vom Apple Tablet, Music Player oder Smartphone mit Hilfe der Apple TV-Empfangsbox entweder den gesamten Bildschirminhalt des AppleGerätes (iOS Betriebssystem) auf dem Fernseher anzeigen kann oder bei Nutzung eines entsprechenden Spieles der Fernseher zur Anzeige zusätzlicher Dinge nutzbar ist. Google Chromecast Google Chromecast ist als Alternative zu Apple AirPlay gedacht. Google nutzt einen eigenen Streaming Media Adapter, über den Audio- und Videoinhalte aus dem Internet zum Fernseher oder einer anderen Videoanlage gestreamt werden können. Google nennt die Technologie Chromecast und den Adapter „Google Chromecast HDMI Streaming Media Player”. Der Stick wird einfach in einen Fernseher oder Bildschirm mit HDMI-Eingang gesteckt und über USB mit Strom versorgt. Er verbindet sich via WiFi mit dem WLAN. Beispielsweise YouTube, Spiele, Google Plus, Musik aus Play Music, Videos aus Play Movies, Netflix oder andere Applikationen sind schon für Google Chromecast optimiert worden und können genutzt werden. Für Tablet’s oder Smartphones werden Steuerungs-Applikationen für die Betriebssysteme Windows, Google Android und Apple iOS angeboten. Inhalte werden per Mobilgeräte-App ausgewählt und gesteuert. Zum Beispiel können Inhalte aus der Google Cloud (Online Speicher) geladen werden, z.B. über Google+. Eine zweite Möglichkeit Inhalte aufzurufen ist mit Hilfe von Notebooks und Desktop-Computern über den Google-Chrome-Browser möglich. Chrome dient dabei als Quelle. Es werden Inhalte direkt vom Computer an den Chromecast-Stick übertragen – der Browserinhalt wird auf den Fernseher gespiegelt. Auch in diesem Fall findet kein echtes Screen-Sharing statt, da nur der Inhalt des Browsers und nicht des gesamten Bildschirms übertragen wird. Zur Darstellung der Inhalte wird der Google Browser genutzt. Google Chromecast basiert intern auf den Protokollen Discover And Launch (DIAL) Protokol und Universal Plug and Play (UPnP). Seit Februar 2014 ist nun die Google Chromecast Entwicklungsumgebung (Software Development Kit) für Android, iOS und Chrome verfügbar, womit praktisch jeder Entwickler seine Apps Chromecast-kompatibel machen kann. Dadurch wird sich Anzahl an Applikationen deutlich erhöhen. Eine echte Alternative zu AirPlay ist Chromecast nicht unbedingt. So lässt sich derzeit kein Audio/Video-Signal vom Tablet oder Smartphone übertragen. Es werden lediglich die URL’s und Steuerinformationen (z.B. Pausierung, Lautstärkenänderung), sogenannte Commands, übertra- Seite Deutsche TV-Plattform gen. Display-Mirroring, also das Spiegeln des kompletten Inhalts ist (bisher) nicht möglich. Im Gegensatz zu Diensten wie Miracast oder AirPlay kann Chromecast nur aus der Cloud streamen. Im strengeren Sinne handelt es sich somit nicht um ein Streaming-Protokoll. Eine Fernbedienung für den HDMI-Adapter zur direkten Steuerung wird nicht angeboten, man braucht deshalb zur Steuerung immer den Chrome Browser oder die Mobilgeräte Applikation. 49 Deutsche TV-Plattform Kompendium Vernetzung 2.3 Applikationen 2.3.1 Endgerätebezogene Applikationen Der Zugang zu jedem Internetportal ist stets über die Eingabe der entsprechenden URL [universal ressource locator] möglich. Bei endgerätebezogenen Applikationen steht dem Nutzer ein Angebot von Internetportalen zur Verfügung, das vom jeweiligen Gerätehersteller zusammengestellt wurde. Diese Portale werden als Bildzeichen [icon] auf dem Bildschirm des TVGerätes signalisiert und können durch einfaches Anklicken mit der Fernbedienung aktiviert werden. Die Navigation in einem Portal erfolgt menugeführt mit Hilfe der auch als Richtungstasten bezeichneten Cursortasten (rechts, links, oben, unten), der OK-Taste, der vier Farbtasten (rot, grün, gelb, blau) und/oder der zehn Zifferntasten (0 … 9). Die Fernbedienung ist auch mit einem Smartphone oder Tablet realisierbar. Die Besonderheit der endgerätebezogenen Applikationen besteht darin, dass sie für die Darstellung auf dem Flachbildschirm des TV-Gerätes entsprechend aufbereitet werden. Das führt zu einer optimalen Bildqualität für den Betrachter. Art und Umfang des Angebots von Internetpotalen ist also bei endgerätebezogenen Applikationen unmittelbar vom jeweiligen Gerätehersteller abhängig. Diese Markenbindung muss vor dem Kauf eines TV-Gerätes berücksichtigt werden. In diesem Zusammenhang sei auch darauf hingewiesen, dass nicht alle Gerätehersteller bei ihren Produkten endgerätebezogene Applikationen anbieten. Eine andere Art von Applikationen ist bei HbbTV [hybrid broadcast broadband television] gegeben. Hier bieten die oft auch als Sender bezeichneten Programmveranstalter den vergleichbaren Zugang zu Internetportalen als programmbezogene Applikationen an. Diese sind dann mit allen für HbbTV ausgelegten TV-Geräten empfangbar, wenn das entsprechende Programm gewählt wurde. Es besteht also bei den programmbezogenen Applikationen keine Bindung an einen Gerätehersteller. Seite In der Regel weisen die Angebote der einzelnen Programmveranstalter durchaus Unterschiede auf. Bezüglich der endgerätebezogenen Applikationen ist anzumerken, dass einzelne Anwendungen unter Umständen auch als programmbezogene Applikation angeboten werden. Es gibt aber auch spezifische Anwendungen, die nur als endgerätebezogene Applikationen verfügbar sind. Insoweit können beide Arten der Applikationen für den Nutzer von Interesse sein. 2.3.2 Programmbezogene Applikationen Programmbezogene Applikationen sind im Umfeld des digitalen Fernsehens bereits seit Mitte der 1990er Jahre ein Thema. Wurden solche Applikationen anfangs noch mit Systemen wie OpenTV und später MHP realisiert und im Rundfunkkanal mitübertragen, beruhen heutige Systeme auf browserbasierten Lösungen, bei denen die Applikationen über das Internet übertragen werden. Dominierend im europäischen Markt ist hier der HbbTV-Standard (ETSI TS 102 796), dessen Markteinführung Ende 2009 begann. Der HbbTV-Standard definiert so wenig wie möglich neue technische Elemente, sondern greift im Wesentlichen auf bereits vorliegende technische Standards zurück. Konkret basiert HbbTV hauptsächlich auf den folgenden Standards: Der CE-HTML-Standard, der derzeit in einer Version vom Juli 2007 vorliegt, basiert auf den W3C-Internet-Standards und spezifiziert ein HTML-Profil für CE-Geräte. CE-HTML enthält allerdings keine Elemente, welche die Einbindung dieses Systems in eine DVB-Umgebung, wie sie beim digitalen Fernsehen gegeben ist, spezifizieren. Das leistet die Browser-Spezifikation des Open IPTV-Forums, die im Januar 2009 veröffentlicht wurde. Wichtige Zusatzfunktionen liefert schließlich der DVBStandard „Signalling and carriage of interactive applications and services in hybrid 50 broadcast/broadband environments” (ETSI TS 102 809). Dieser regelt, wie Applikationen, die von einem TV- oder Radioprogramm aus gestartet werden sollen, in den DVB-Multiplexen signalisiert werden. Eine der Applikationen, die einem Programm zugewiesen ist, kann in der AIT als sogenannte „Autostart-Applikation” gekennzeichnet werden. Diese Applikation startet dann automatisch beim Wechsel auf das betreffende Programm und zeichnet dort in der Regel einen „Red Button” auf den Bildschirm, der nach kurzer Zeit wieder verschwindet. Dieses Symbol soll dem Zuschauer signalisieren, dass er mit der roten Farbtaste auf der TV-Fernbedienung eine Zusatzapplikation starten kann. Weiterhin spezifiziert TS 102 809 die Übertragung von Applikationen über den DVB-Rundfunkkanal. Diese Option ist interessant für Geräte, die zwar über einen Browser verfügen, vom Endkunden aber nicht an einen Internetzugang angeschlossen werden. Die Datenmenge, die über den Rundfunkkanal übertragen werden kann, ist zwar insgesamt sehr limitiert, für einfache Dienste wie einen verbesserten Teletext jedoch ausreichend. Ebenfalls ist die Übertragung der Applikationen über den Rundfunkkanal möglich; hierfür wird der DSM-CC-Standard verwendet. Ebenso Teil des DSM-CC-Standards sind die „stream events”, mit denen kleine Datenpakete synchron zum TV-Programm im Rundfunkkanal mitgesendet werden können. Damit lassen sich zum Beispiel für interaktive Quizshows zeitgenau Fragen oder Antworten übertragen. Mit diesen technischen Rahmenbedingungen lassen sich nun eine Fülle verschiedener Konzepte für programmbegleitende Applikationen realisieren und es sind vielfältige Funktionen hinsichtlich der Interaktion zwischen Rundfunk und Applikationen möglich, wie die nachfolgenden Beispiele zeigen: Seit der IFA 2010 bieten alle vier großen Free-TV-Anbietergruppen ARD, ZDF, RTL und Pro7Sat1 HbbTV-Dienste an. Schwerpunkte bei den öffentlich-rechtlichen Anbietern sind vor allem die Mediatheken, Kompendium Vernetzung sowie verschiedene Teletext-Angebote und ein EPG. Auch eine neue, flexiblere Untertitelfunktion mittels DSM-CC Stream Events ist bereits in Betrieb. Bei den privaten Anbietern stehen bunt und multimedial überarbeitete Teletext-Varianten mit Fotos, Videoclips und interaktiver Werbung im Vordergrund; Pro7 und Sat.1 bieten auch bereits Spiele und Voting an. Auch zu TV-Werbespots werden seit längerem begleitende interaktive Applikationen angeboten. Für Pay-Applikationen wurde bereits eine Integration mit PayPal realisiert. Ein herausragendes Beispiel für die Leistungsfähigkeit von HbbTV zeigte sich bei den Olympischen Winterspielen 2014 in Sotschi mit der Integration von vier Live-Streams in eine Olympia-App bei den HbbTV-Angeboten von ARD und ZDF. Aber auch bei kleineren Programmveranstaltern wird HbbTV als eine wertvolle Ergänzungsmöglichkeit der programmlichen Aktivitäten gesehen: So sind mittlerweile u.a. Sport1, HSE24, QVC, Sonnenklar TV und Astro TV mit HbbTV-Angeboten präsent, die mehrheitlich auch Shopping-Funktionen beinhalten. Auffallend ist auch die wachsende Zahl von Lokal-TV-Sendern mit HbbTV-Angeboten. Insgesamt bieten über 70 Programmveranstalter in Deutschland HbbTV-Dienste an (Stand: September 2013). In Betrieb sind dabei auch Applikationen, mit denen Transaktionen, wie Buchungen oder Einkäufe, durchgeführt werden können. Fraglos werden solche Anwendungen in Zukunft vermehrt von Anbietern genutzt werden. Mittlerweile haben praktisch alle namhaften Hersteller Geräte mit HbbTV bereits im Markt – derzeit sind von über 50 Herstellern entsprechende Geräte verfügbar. Aufgrund dieser umfassenden Unterstützung von HbbTV seitens der Geräteindustrie ist bereits der überwiegende Teil der neu verkauften Fernsehgeräte mit HbbTV ausgestattet, sodass dieses System in den deutschen Haushalten zunehmend vertreten ist. 2.3.3 Internet-Browser Browser sind spezielle Programme zur Darstellung von Websites im World Wide Web (WWW) oder allgemein von Dokumenten und Daten. Neben HTML-Seiten können Browser verschiedene andere Arten von Dokumenten, wie zum Beispiel Bilder und PDF-Dokumente, anzeigen. Webbrowser stellen die Bedienoberfläche für Webanwendungen dar. Ursprünglich bezeichnete der aus dem Englischen entlehnte Begriff browsen am Computer lediglich das Nutzen von Navigationselementen (Vor, Zurück, Index etc.) zum Lesen von Texten bzw. Textdateien. Erweitert wurde dieser Begriff später durch das Aufkommen von Hypertext, bei dem man bestimmte als Querverweis (auch „Hyperlinks” genannt) wirkende Wörter auswählen kann, um zu einem anderen Text zu gelangen. Danach kamen dann Funktionen zur Anzeige von Bildern dazu und auch sogenannte verweis-sensitive Grafiken, bei denen man auf einer Computergrafik einen Bereich (zum Beispiel bei einer Weltkarte) anklickt und dadurch zu einer verlinkten Textseite (zum Beispiel über ein bestimmtes Land) gelangt. Des Weiteren existieren PDF-Browser zur Navigation und Recherche in PDF-Büchern, -Magazinen, -Abhandlungen etc., die auch Hyperlinks und audiovisuelle Medien enthalten können. Programme zum Verwalten von Inhalten auf Dateisystemen werden als Dateimanager bezeichnet. Der Großteil der Bedienoberfläche eines heutigen Webbrowsers wird in der Regel zur Anzeige von Inhalten genutzt. Diese können durch Eingabe in eine Adressleiste erreicht werden. Zudem besitzen Browser eine definierte Startseite, die beim Öffnen angezeigt wird und bei der es sich z. B. um ein Internetportal oder eine Internetsuchmaschine handeln kann. Daneben verfügen Browser über Schaltflächen, mit denen der Nutzer zu vorher besuchten Seiten sowie zur Startseite navigieren kann. Die URL einer Website kann als Lesezeichen gespeichert werden, um weitere Besuche dieser Webseite zu vereinfachen. Neuere Browser unterstützen meist Tabbed Browsing, was es ermöglicht, mehrere Seiten in verschiedenen Registerkarten zu öffnen. Neben diesen Basisfunktionen las- Seite Deutsche TV-Plattform sen sich Browser über Plug-ins häufig mit weiteren Funktionen ausstatten. Browser werden hauptsächlich auf Computern eingesetzt. Aber auch portable/mobile Endgeräte (Tablets, Smartphones) verfügen über Browsersoftware für den Zugriff auf das World Wide Web (WWW). Webbrowser beherrschen neben HTTP weitere Protokolle der Anwendungsschicht TCP/IP, zum Beispiel FTP. Einige Webbrowser haben auch Funktionen für E-Mail, Usenet oder BitTorrent. Andere decken diese Funktionen durch externe Programme ab. So werden heute manche Browser (wie Mozilla oder Opera) als Browser-Garnitur mit integrierten Funktionen für zum Beispiel E-Mail und Usenet ausgeliefert. Andere, wie Internet Explorer und Konqueror, sind kombinierte Browser und Dateimanager. In den letzten Jahren hat eine Gegenbewegung eingesetzt, die sich für Browser ohne solche Zusatzfunktionen einsetzt, wie zum Beispiel Galeon und Firefox. Diese können jedoch durch installierbare Erweiterungen angepasst werden, so dass weitere Funktionen mit dem Browser ausgeführt werden können. Beispielsweise kann Firefox nach Installation von ChatZilla am Internet Relay Chat teilnehmen. Es folgen Kurzbeschreibungen einiger marktrelevanter Browser, deren Auflistung jedoch keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt. 51 Deutsche TV-Plattform Google Chrome ist ein Webbrowser, der vom Unternehmen Google Inc. entwickelt wird und seit 2008 verfügbar ist. Zentrales Konzept ist die Aufteilung des Browsers in optische und auf Prozessebene getrennte Browser-Tabs. Google Chrome baut auf der HTML-Rendering-Engine WebKit auf, seit Version 28 kommt die WebKit-Abspaltung Blink zum Einsatz. Google Chrome ist ein integraler Bestandteil des Google Chrome OS, Googles auf Linux basierendem Betriebssystem für Netbooks. Zu Beginn gab es den Browser nur für Windows XP (ab SP2) und Windows Vista sowie später Windows 7. Seit Dezember 2009 waren Betaversionen für Linux und Mac OS X verfügbar, seit Version 5 (Mai 2010) gibt es auch stabile Versionen für diese Betriebssysteme. Am 7. Februar 2012 stellte Google die erste auf der Version 16.0 basierende Beta-Version von Chrome für Android zum Download bereit. Am 28. Juni 2012 folgte eine Version für iOSGeräte Chrome besteht aus drei Teilen. Der Browser selbst ist für die Steuerung der Software zuständig, der Renderer ist im Browser implementiert und stellt einen Subprozess wie zum Beispiel einen Reiter dar. Innerhalb des Renderers befindet sich WebKit. Chrome ist komponentenbasiert aufgebaut. Die Interprozesskommunikation arbeitet nachrichtenorientiert und benutzt Channeling. Der Internet Explorer ist ein Webbrowser des Softwareherstellers Microsoft für dessen Betriebssystem Windows. Seit Windows 95B ist der Internet Explorer fester Bestandteil dieser Betriebssysteme. Die aktuelle Version ist Internet Explorer 11. Der Internet Explorer 11 wurde auf der Entwicklerkonferenz Build 2013 erstmals vorgestellt und ist in Windows 8.1 verfügbar. Als neue Funktionen wurden aktualisierte Video-Streaming-Fähigkeiten sowie die Unterstützung von WebGL genannt. Am 6. November 2013 wurde Version 11 auch für Windows 7 und Windows Server 2008 R2 veröffentlicht. Des Weiteren besitzt er nun eine Leseansicht, die den Haupttext einer Internetseite vergleichbar einer eBook-Seite frei von Navigationselementen und Werbung separat anzeigen lässt. Hintergrund und Schriftgröße lassen sich für diese Ansicht gesondert definieren. Seite Kompendium Vernetzung Im Oktober 2012 hat Microsoft gemeinsam mit Xbox Music auch eine spezielle Variante des Internet Explorers für die Spielekonsole Xbox 360 vorgestellt. Er kann nicht nur per Controller oder Tastatur, sondern auch durch Gesten über Kinect bedient werden. Die erste Version des Internet Explorer für Xbox 360 basiert auf der Desktop-Version 9. Mozilla Firefox ist ein freier Webbrowser des Mozilla-Projektes. Er wurde im September 2002 veröffentlicht und gehörte im September 2013 mit einem weltweiten Marktanteil von etwa 18 Prozent zu den drei am häufigsten genutzten Webbrowsern. Ebenso wie die Mozilla Application Suite verwendet Firefox den Gecko-Renderer, ein programmübergreifendes Modul zur Darstellung von HTML-Seiten und die XML-basierte Beschreibungssprache XUL zur Gestaltung der grafischen Bedienoberfläche. Firefox kann durch Motive, welche die komplette Nutzerschnittstelle verändern können und durch Personas, die zwar gegenüber den Motiven in ihrem Funktionsumfang beschränkt, aber besonders leicht zu installieren und verwenden sind, optisch an den Geschmack des Nutzers angepasst werden. Mit Erweiterungen lassen sich zudem zahlreiche Funktionen, etwa Mausgesten, Werbeblocker oder Webentwickler-Werkzeuge, hinzugefügen. Seit Version 0.9 enthält Firefox ein neues Standardmotiv namens „Winstripe”, das „Qute” als Standardmotiv ersetzt, um so allen Versionen von Firefox ein einheitliches, allenfalls an die Gegebenheiten der jeweiligen Plattform angepasstes Erscheinungsbild zu verleihen. „Winstripe” basiert auf dem seit Version 0.8 unter Mac OS X eingesetztem „Pinstripe”-Motiv, das von Kevin Gerich und Stephen Horlander im Hinblick auf Vorgaben zur Nutzerschnittstelle Apple Human Interface Guidelines entwickelt wurde. Firefox unterstützt Tabbed Browsing, worunter man die Darstellung von mehreren, jeweils mit Tabs versehenen Webseiten innerhalb eines einzelnen Anwendungsfensters versteht. Außerdem ist es ab Firefox 4 möglich, über die Funktion Panorama Tabs zu gruppieren und diese Gruppen visuell darzustellen. 52 Des Weiteren wird RSS in Form von dynamischen Lesezeichen unterstützt. Diese aktualisieren sich beim Start des Browsers und verkörpern eine sich selbst aktualisierende Linkliste, die in einzelnen Ordnern organisiert wird. So sieht der Nutzer immer auf einen Blick aktuelle Einträge einer Nachrichtenseite oder eines Weblogs. Eine Anzeige der RSS-Daten in Form einer lesbaren Webseite ist seit Version 2.0 auch ohne zusätzliche Plug-ins möglich. Firefox wird gegenwärtig in 86 Sprachen angeboten, darunter auch Deutsch. Das Programm ist freie Software und wird unter GNU [general public license (GPL)] veröffentlicht. Für die kompilierten Installationspakete gilt die GPL jedoch aus Sicht der Mozilla Foundation nur eingeschränkt. Ab Version 3 wurde bei der Installation des Browsers der Nutzer aufgefordert, einer Nutzer-Lizenzvereinbarung (EULA) zuzustimmen. Nach massiver Kritik an diesem Vorgehen, insbesondere aus dem Linux-Lager, wurde die EULA durch eine „Lernen Sie Ihre Rechte kennen”-Informationsleiste ersetzt, die bei der ersten Installation eingeblendet wird. Diese kann auch über die Adresszeile durch Eingabe von about:rights aufgerufen werden. Um Suchvorgänge vereinfacht über die Adressleiste abzuwickeln, kann man Schlüsselwörter (Shortcuts) für das Suchen definieren. Die Schlüsselwortsuche ist eine leichte Abwandlung der Möglichkeit, Lesezeichen Shortcuts/Schlüsselworte zuzuweisen. Opera ist ein kostenloser Browser der norwegischen Firma Opera Software ASA. Er zeichnet sich durch die Vielzahl seiner Funktionen aus: Neben den eigentlichen Internetfunktionen bietet er ein integriertes E-Mail-Programm, Chatmodule, BitTorrent-Unterstützung und viele, oft einzigartige Funktionen an. Opera ist für eine Vielzahl von Betriebssystemen und Programmiersprachen verfügbar. Opera war einer der ersten Browser, die Tabs und einen Pop-up-Blocker fest integriert hatten. Nintendos Spielkonsole Wii und der Nintendo DS verwenden den OperaBrowser, um Internetdienstleistungen anzubieten. Ebenso setzen Sony, Loewe und bald auch Samsung bei der aufkommenden Verschmelzung von TV und Internet auf Opera. Kompendium Vernetzung Safari ist ein Browser des Unternehmens Apple. Er wurde im Januar 2003 veröffentlicht und ist seit Mac OS X Panther (10.3) der Standardbrowser, der den bis dahin genutzten Internet Explorer ersetzte. Der HTML-Rendering-Engine WebKit liegt die KHTML-Bibliothek des KDE-Projekts zugrunde, die von Apple an eigene Bedürfnisse angepasst und freien Entwicklern wieder als Open Source zur Verfügung gestellt wurde. Seit Juni 2007 ist mit Safari 3.0 auch eine Version für Windows verfügbar. Safari erfüllte als erster Browser den Acid3-Test. Mittlerweile liegt der Browser in der 6. Version vor. Diese erschien nicht mehr für Windows. Safari wird auch in einer mobilen Version unter iOS als Browser verwendet. Die nachfolgende Zusammenstellung zeigt die aktuellen Marktanteile der Browser in Deutschland: Chrome: Internet Explorer: Mozilla: Opera: Safari: 21,5 % 11,0 % 30,5 % 2,0 % 30,1 % 2.3.4 Second Screen Verstärkt werden auch weitere Bildschirmgeräte wie Tablets oder Smartphones mit dem TV-Bildschirm vernetzt – zumeist via Internetverbindung und installierter Apps. Sie übernehmen die Steuerung des TV-Geräts und auch PCs sowie Laptops können angeschlossen werden. Spezielle Apps der Inhalteanbieter und Applikationen Dritter nutzen den Rückkanal, um den Nutzer auf verschiedene Art einzubinden (Social TV). Neben der Gerätesteuerung über das zweite, portable Bildschirmgerät werden auch der Austausch und die Darstellung von Inhalten zwischen beiden Bildschirmen möglich. Der Abruf von Zusatzinformationen zum laufenden Programm, von Bewegtbild aus anderen Quellen oder des EPGs ist nicht mehr nur auf den großen TV-Bildschirm beschränkt, sondern auch über den vernetzten Zweit-Bildschirm möglich, der zudem unterwegs genutzt werden kann. Die weiterführenden Informationen sind dadurch nicht mehr an das TV-Gerät gebunden. Hierfür gibt es spe- zielle Apps der einzelnen TV-Sender oder direkt zu einzelnen TV-Sendungen. Hinzu kommt, dass Smartphone oder Tablet zur Programmierung des TV-Gerätes – auch von unterwegs – genutzt werden kann. Die Vernetzung der einzelnen Geräte untereinander führt zur Möglichkeit, dass die Bewegtbildinhalte über verschiedene Geräte verteilt und somit an unterschiedlichen Orten und in verschiedenen Situationen genutzt werden können. Diese Entwicklung zum „Multiroom-Viewing” führt auch zur Möglichkeit, dass der Nutzer an seinem TV-Gerät im Wohnzimmer die TVNutzung pausiert und an einem anderen Gerät im Haus zeitversetzt fortsetzt – ohne etwas zu verpassen. Aufgrund der Vernetzung der einzelnen Geräte über das Internet können Inhalte über verschiedene Geräte und somit an unterschiedlichen Orten und in verschiedenen Situationen auch unterwegs genutzt werden. Diese Entwicklung erweitert das „Multiroom-Viewing” zum „viewing everywhere” – dank CloudLösungen. In der Cloud („Wolke”) können Nutzer nicht nur ihre Programmpräferenzen hinterlegen und Aufzeichnung sowie Wiedergabe von TV-Inhalten außerhalb des eigenen Haushalts steuern. Hochladbar und damit unterwegs nutzbar sind auch eigene Fotos, Videos etc. Neu ist die von einigen Infrastrukturbetreibern und Geräteherstellern angebotene Steuerung und Programmierung der häuslichen TVGeräte über Cloud-Zugänge. 2.3.5 Recording Neben dem direkt empfangbaren Fernsehen [live television] spielt für die Nutzer das zeitversetzte Fernsehen [timeshift television] eine zunehmende Rolle. Dafür ist die Aufzeichnung [recording] der Inhalte [content] mit einem geeigneten Aufzeichnungsgerät [recorder] erforderlich. Es handelt sich dabei in der Praxis üblicherweise um Festplattenrecorder als Speichereinheiten. Diese können im TV-Gerät oder der Set-Top-Box (STB) integriert sein, aber ebenso als externe Geräte zur Verfügung stehen. Im Rahmen der immer stärkeren Vernetzung kann die Funktion auch von Servern im Heimnetz [home network] wahrgenommen werden. Außerdem ist der Trend erkennbar, für solche Speiche- Seite Deutsche TV-Plattform rung die Cloud zu nutzen, weil dann keine Beschränkungen für den Zugriff auf die Inhalte auftreten. Die Aufzeichnung gewünschter Programme erfordert primär eine richtige Vorgehensweise für den Start und den Stopp der Maßnahme. Den einfachsten Weg stellt dafür die unmittelbare Eingabe am Recorder dar. Dies kann manuell erfolgen, mit der üblichen Fernbedienung, aber ebenso mit dem Smartphone oder Tablet. Um diese Bedienvorgänge durchführen zu können, muss allerdings der Nutzer zu den entsprechenden Zeiten verfügbar sein und aktiv werden, was in der Regel wenig komfortabel ist. Die Programmierung der Start- und Stoppzeiten kann allerdings auch aus dem DVB-Signal generiert werden und zwar aus der EIT [event information table], weil diese im DVB-Signal mitübertragene Tabelle gemäß Standard auch die Start- und Stoppzeiten der Programme enthält. Diese Vorgabe wird allerdings in der Praxis nicht immer von allen Programmanbietern unterstützt, weshalb die Verwendung der EIT eine gewisse Unsicherheit aufweist. Die beste Lösung für die Programmierung stellt die Nutzung eines elektronischen Programmführers [electronic programme guide (EPG)] dar. Dieser kann vom Netzbetreiber stammen oder von Dritten über das Internet verfügbar gemacht werden. Im günstigsten Fall ist bei EPGs die automatische Aktualisierung der Start- und Stoppzeiten für die Programmbeiträge obligatorisch, so dass sich eine programmierte Aufzeichnung stets an den tatsächlichen Sendezeiten orientiert. Abschließend sei noch darauf hingewiesen, dass Aufnahmeeinrichtungen [recorder] typischerweise auch als Wiedergabeeinrichtungen [player] fungieren. 53 Deutsche TV-Plattform Kompendium Vernetzung Bild 2.3.6-1: Beispiel für eine Remote App für einen iDTV von Toshiba 2.3.6 Remote Control Remote-Apps sind Applikationen, die primär auf Tablets und Smartphones laufen und der Steuerung von anderen CE-Endgeräten dienen. Hier stehen IDTVs und Hard Disk Recorder im Vordergrund. Bild 2.3.6 (1) zeigt eine Remote App auf einem Tablet für einen Thoshiba-IDTV. Man sieht die grafische Nachbildung des Tastenfeldes. Die Bedienung erfolgt mit der Touch Screen-Technologie. 2.3.7 Distribution Management Distribution Apps leiten in der Regel Inhalte von stationären Geräten auf mobile Geräte weiter. Dadurch kann der Nutzer Programme weiter verfolgen, auch wenn er den unmittelbaren Bereich des stationären Endgerätes verlässt. Diese Applikationen können vom Inhalteanbieter abhängig oder unabhängig sein. Sind stationäre Empfangsgeräte mit einer WiFi-Funktion ausgestattet, dann können empfangene oder aufgezeichnete Inhalte an Tablets, Smartphones oder Notebooks weitergeleitet werden. Der Aktionsradius ist jedoch auf die Reichweite der WLAN-Verbindung beschränkt. Bei einigen Remote Apps ist diese Funktionalität bereits integriert. Im Folgenden sollen exemplarisch zwei Applikationen angegeben werden, die abhängig vom jeweiligen Plattformbetreiber sind. Die Darstellung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Mit SKY GO von SKY Deutschland/Österreich werden die entsprechenden Inhalte additiv über private WLAN-Netze und 3G-Mobilfunknetze zur Verfügung gestellt. Zurzeit werden die folgenden mobilen Endgeräte unterstützt: • Laptop / PC • iPad / Tablets • iPhone / Smartphone • iPod touch • Xbox 360 2.3.6-1 Übersicht Remote Control Apps Anbieter Grundig LG Loewe Panasonic Name der App TV Remote LG TV Remote Assist Media VIERA remote Größe in MByte 4,5 18,6 (iOS) 36,6 16,7 iOS ja ja ja ja Android ja ja (ab OS 2.2) nein ja Andere Betriebssysteme nein nein nein nein • Empfang und Anzeige von EPG-Daten • Empfang von TV-Streams oder TV-Aufnahmen • Streamen von Inhalten auf das TVGerät Optimiert für Tablet-PC nein ja ja ja Optimiert für Smartphone ja ja nein (geplant) ja Simuliert Fernbedienung ja ja ja ja Die nebenstehende Tabelle gibt einen exemplarischen Überblick bezüglich der Vielfalt der Funktionsumfänge. Die Tabelle erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Empfängt TV-Stream nein ja nein ja Empfängt TV-Aufnahmen nein nein nein ja Zeigt EPG-Daten an nein nein ja nein Streamt auf TV nein nein ja ja Der Funktionsumfang von Remote Apps ist weit gefächert. Er reicht von der simplen Nachbildung der Fernbedienung bis hin zu Realisierungen einer bidirektionalen Daten- und Inhalteübertragung. Einige Remote Apps sind in der Lage, die folgenden Zusatzfunktionen zu realisieren, wenn das zu steuernde Gerät über die dazu notwendige Funktionalität verfügt: Seite 54 Kompendium Vernetzung Durch die Inhalteverbreitung in den entsprechenden Mobilfunknetzen ergibt sich ein komfortabler Aktionsradius. Inzwischen gibt es auch eine eine App-Version für Andriod-Geräte. Die Applikation „Entertainment to go” der Deutschen Telekom basiert auf einer vergleichbaren Strategie. Die Inhalte von 40 TV-Sendern werden dabei über WLAN und mobil über 3G/LTE-Netze zur Verfügung gestellt. Dadurch ergibt sich der gleiche Aktionsradius wie bei SKY GO. 2.3.8 Home Automation (Smart Home) Smart Home dient als Oberbegriff für technische Verfahren und Systeme in Wohnungen und Häusern, in deren Mittelpunkt eine Erhöhung von Wohn- und Lebensqualität, Sicherheit und effizienter Energienutzung auf Basis vernetzter und fernsteuerbarer Geräte und Installationen sowie automatisierbarer Abläufe steht. Unter diesen Begriff fällt sowohl die Vernetzung von Haustechnik und Haushaltsgeräten (zum Beispiel Lampen, Jalousien, Heizung, aber auch Herd, Kühlschrank und Waschmaschine), als auch die Vernetzung von Komponenten der Unterhaltungselektronik (etwa die zentrale Speicherung und wohnungsweite, bzw. hausweite Nutzung von Video- und Audio-Inhalten). Die gesamte Thematik kann dabei in die folgenden Teilbereiche gegliedert werden: • • • • Hausautomation Smart Metering Haushaltsgeräte-Automation Vernetzte Unterhaltungselektronik Hausautomation Unter den Begriff Hausautomation fällt die Gesamtheit von Überwachungs-, Steuerungs-, Regel- und Optimierungseinrichtungen in privat genutzten Wohnungen und Häusern. Insbesondere bezieht sich der Begriff auf die Steuerung direkt mit dem Haus verbundener Einrichtungen, wie einer Alarmanlage, der Beleuchtung, der Jalousien, der Heizung und ähnlicher Komponenten. Mittels der Hausautomation ist es unter anderem möglich, Licht und Heizung zeitund bedarfsgerecht zu steuern, die Jalou- Deutsche TV-Plattform sien abhängig vom Lichteinfall heraufoder herunter zu fahren und komplexe Abläufe in programmierbare Szenarien zusammen zu fassen: So kann mittels Hausautomation beispielsweise Anwesenheit simuliert werden, indem die Steuerung nacheinander in mehreren Räumen das Licht, den Fernseher und andere von außen sicht- und hörbare Einrichtungen ein- und später wieder ausschaltet. Zur Hausautomation gehört auch die Fernsteuerbarkeit dieser Komponenten, entweder via Internet oder über das Telefonnetz. Als beispielhaftes Szenario sei das Einschalten der Heizung via Smartphone eine Stunde vor der Heimkehr genannt, sodass die bis dahin kalte Wohnung bei der Ankunft bereits angenehm warm ist, ohne dass während der Abwesenheit Energie verschwendet wurde. Tabelle 2.3.8-1 listet die Vielzahl der verwendeten Basistechnologien für die HausAutomation auf, die zum großen Teil inkompatibel zueinander sind. Die Tabelle 2.3.8-2 listet einige Anbieter mit den entsprechenden Produkten auf. Philips Samsung Sony TechniSat Toshiba MyRemote HD Samsung Smart View MediaRemote MyTechniSat-App TV Remote 31,3 41 (Android), 32,7 (iOS) 27,8 5,45 4,6 ja ja (ab OS 4.2) ja (4.0) ja ja ja ja (ab OS 2.2) ja ja ja nein nein nein nein nein ja Galaxy Tab 1/2, iPad nein ja ja ja Galaxy S2 / Note 10.1 ja ja ja ja ja ja ja ja ja, nur iOS ja (Dual View) nein ja (TechniPlus ISIO) nein nein nein nein ja (TechniPlus ISIO) nein ja, nur auf Tablet ja nein (nur als TV-App) ja nein ja ja ja geplant (MyTechniSat MultiPlay) nein Seite 55 Deutsche TV-Plattform Kompendium Vernetzung Tabelle 2.3.8-1 Übersicht zu Standards für die Hausautomation Technologie Übertragungsart Frequenzbereich (nur Funk) Verschlüsselung Proprietär ZigBee Pro Funk 2,4 GHz, 868 MHz (je nach Umsetzung) AES-128 Nein DigitalSTROM Stromleitung Keine Nein Z-Wave Funk 868 MHz Keine Nein EnOcean Funk 868 MHz Keine Nein HomeMatic Funk / Datenleitung 868 MHz Keine Ja KNX-RF Funk 868 MHz Keine Nein KNX-PL Stromleitung Keine Nein KNX-TP Datenleitung Keine Nein WLAN Funk 2,4 GHz, auch 5 GHz WPA, WPA2, WEP u. ä. Nein Bluetooth Funk 2,4 GHz AES-128 Nein io-homecontrol Funk 868 MHz bis 870 MHz AES-128 Ja Smart Metering Haushaltsgeräte-Automation Eng verwandt mit der Hausautomation ist das Smart Metering. Gemeint ist ein System, das über einen „intelligenten Zähler” verfügt, der den tatsächlichen Verbrauch von Strom, Wasser und oder Gas und die tatsächliche Nutzungszeit misst und in ein Kommunikationsnetz eingebunden ist. Aufgrund dieser Möglichkeit sollen dem Nutzer von der Tageszeit abhängige und ggf. günstigere Energiekosten angeboten werden, um damit dem Energieversorger im Gegenzug die Möglichkeit zu geben, die vorhandene Kraftwerkinfrastruktur besser nutzen zu können, sowie Investitionen für Spitzenlastausbau vermeiden oder zurückstellen zu können. Zugleich erhöht Smart Metering für den Nutzer die Transparenz, was den Energie- und Ressourceverbrauch betrifft und hilft ihm, verbrauchssenkende Maßnahmen zu ergreifen. Schon vor etwa zehn Jahren wagten einige Hersteller von Haushaltsgeräten den Versuch, ihre Produkte mit High-Tech auszustatten. So präsentierte Bosch bereits 2004 mit Cool Media einen Kühlschrank mit eingebautem LCD-TV. Ebenfalls in diesem Jahr prophezeite Siemens die Vernetzung von Geräten über das Internet und das Handy sowie die Steuerung mittels eines Tablets und war damit seiner Zeit weit voraus. Die Reaktion der Verbraucher war jedoch eher verhalten. Haushaltsroboter, deren erste Modelle ungefähr zur selben Zeit auf den Markt kamen, setzten sich dagegen langsam aber sicher durch und sind jetzt in vielen Variationen erhältlich. Im Zeitalter der Vernetzung sind intelligente Haushaltsgeräte nun wieder gefragt, wie einige Innovationen zeigen. Zwei der größten Hersteller weißer Ware waren mit dem Thema Smart Home auf der IFA 2013 präsent: Samsung und Miele. Samsung stellte eine vernetzte Küche vor, bei der alle Geräte über WLAN und diverse Apps steuerbar sind. Auch der Samsung Smart-TV kann zur Bedienung ge- Seite 56 nutzt werden. Ein Beispiel ist der Kühlschrank: Über einen eingebauten Touchscreen können alle eingekauften Speisen mit ihren Haltbarkeitsdaten eingegeben werden. So ist auf dem Bildschirm und über die App auch auf Smartphone und Tablet erkennbar, ob die Produkte noch verwertbar sind. Darüber hinaus kann man sich einen Einkaufszettel zusammenstellen, der sich ebenfalls an Smartphone und Co. senden lässt. In Deutschland dominiert Miele den Haushaltsgeräte-Markt. Schon seit 2011 bietet das Unternehmen unter dem Namen „Miele@home” vernetzte Funktionen bei seinen Geräten an. Auch hier gibt es Apps für das Smartphone. Mit InfoControlPlus kann man beispielsweise den Status seiner Geräte abrufen. Und mit Smart-Start aktivieren sich Geräte dann, wenn der Strompreis im Smart Grid gerade am günstigsten ist. Damit das Ganze funktioniert, muss entweder ein Gateway in bereits bestehende Hausbussysteme (etwa das KNX-System von Busch-Jaeger) installiert werden, der die Befehle weitergibt. Alternativ funktioniert auch ein Kommunikationsmodul, das ein Powerline unterstützt. Kompendium Vernetzung Tabelle 2.3.8-2 Anbieter und deren Produkte zur Hausautomation Anbieter, Produktname Produkte EUROiSTYLE, tapHOME Gateway Steckdosenschalter (Ein/Aus) Dimmbare Steckdose Smart Phone App „tapHOME Hausautomatisierung” Gigaset, Gigaset elements Gateway Türsensor Bewegungssensor Smart Phone App „Gigaset elements” REV Ritter, iComfort Gateway Steckdosenschalter (Ein/Aus) Smart Phone App „REV iComfort” RWE, RWE Smart Home Gateway Steckdosenschalter (Ein/Aus) Wandschalter (2 Tasten) Heizkörperthermostat Online-Portal Lokales Portal Mobiles Online-Portal Smart Phone App „RWE SmartHome” Telekom, QIVICON Gateway Steckdosenschalter (Ein/Aus) Heizkörperthermostat Rauchmelder Smart Phone App „Smart Home” XAVAX, MAX! Gateway Heizkörperthermostate Eco-Wandschalter (Wechsel Eco-Auto) Fensterkontakt MAX Desktop Software Webportal eSaver, iConnect Gateway Steckdosenschalter (Ein/Aus) Smart-App „eSaver Cloud” Seite Deutsche TV-Plattform Neben Miele sind auch andere Hersteller wie Siemens, Bosch oder Elektrolux im europäischen Branchenverband CECED [Conseil Européen de la Construction d’appareils Domestiques] vertreten. Sie einigten sich bereits vor zehn Jahren auf den Kommunikationsstandard für Haushaltsgeräte CHAIN, der auf KNX basiert. Allerdings war Miele lange Zeit der einzige Hersteller, der überhaupt vernetzte Geräte anbot. Vielleicht überraschte auch deshalb Miele auf der IFA 2013 mit einer Kehrtwende bei seiner Smart-Home-Politik. Künftig sollen die Geräte nicht mehr über Powerline, sondern über den offenen Funkstandard ZigBee miteinander kommunizieren. Der Grund für den Wechsel ist QIVICON, das mit diesem Standard arbeitet. Denn wie Samsung ist auch Miele Partner der Deutschen Telekom bei ihrer Smart-Home-Lösung. Die Vernetzung verschiedener Haushaltsgeräte untereinander ist auch das Ziel der EEBus Initiative. Sie ist hervorgegangen aus dem Förderprogramm „EEnergy” des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie. Primär arbeitet sie an einer Lösung, Stromverbraucher und -erzeuger intelligent zu vernetzen, um die Herausforderungen des Smart Grids zu meistern. So könnte etwa der Kühlschrank einen Kältespeicher aufbauen, wenn die Solaranlage meldet, dass Strom produziert wird. Dadurch würde das Stromnetz insgesamt entlastet und die produzierte Energie gleich wieder verbraucht. Als praktischer Nebeneffekt würden sich auch die Geräte untereinander vernetzen, und das über Herstellergrenzen hinweg. Um beim Beispiel des Herds und der Tür zu bleiben: Statt einfach alle Geräte auszuschalten, würde eine intelligente Tür automatisch registrieren, wenn der Herd beim Verlassen der Wohnung angelassen wurde, und sich etwa mit einer SMS auf das Smartphone melden. Ob der Herd angeschaltet bleibt oder nicht, entscheidet dann der Nutzer. Um das zu erreichen, arbeitet EEBus an einer „Middleware für Universal-Übersetzer zwischen existierenden Feldbus-Systemen”. Der Nachteil daran ist, dass es sich somit wieder um kabelbasierte Informationsübertragung handelt. Ein drahtloses System wie QIVICON könnte nur indirekt – über ein Funkbus-Gateway – eingebunden werden. 57 Deutsche TV-Plattform Generell wäre die EEBus-Lösung eher für Neubauten interessant, weniger für die Nachrüstung in Mietwohnungen. Primär geht es EEBUS aber vor allem um effiziente Energienutzung. Auch hier gibt es bereits passende Haushaltsgeräte. Diese erkennt man am „SG ready”-Zeichen. Es zeigt an, dass sich diese Geräte mit einem Smart Grid vernetzen lassen. Das heißt, dass sie sich automatisch anschalten, wenn der Strompreis im Tagesverlauf am günstigsten ist. Auch LG-Geräte mit Smart ThinQ sind schon bereit für Smart Grid. Doch es gibt sie bisher nur als Importe in Deutschland. 2.3.9 Plattformunabhängige Rechteverwaltung Eine plattformunabhängige Rechteverwaltung ist vergleichbar mit einer zentralen Datenbank, welche eine Rechteliste der erworbenen Medieninhalte verwaltet und auf den eigentlichen Speicherort beim Portalbetreiber verweist. Durch diese Trennung zwischen Rechteerwerb und dem eigentlichen Inhalt kann der Kunde sehr flexibel mit seinen gekauften Inhalten umgehen. Zukünftige Entwicklungen, wie ein neuer Rechteschutzmechanismus, verbesserte Videocodecs oder kommende interaktive Möglichkeiten, sind vom eigentlichen Rechteerwerb entkoppelt und können kontinuierlich automatisch angepasst werden. Kompendium Vernetzung UltraViolet UltraViolet wurde von einem über 85 Mitgliedsfirmen starken Konsortium namens Digital Entertainment Content Ecosystem (DECE) Ende 2013 in Deutschland gestartet. Es soll den Kunden beim Erwerb eines Download- bzw. Streaming-Produktes oder eines physikalischen Datenträgers (Blu-ray oder DVD) die Möglichkeit bieten, seinen legal erworbenen Medieninhalt zukunftssicher zu konsumieren. UltraViolet hat das Ziel, trotz aufwendiger DRM-Maßnahmen den Kunden bei der Nutzung so wenig Beschränkungen wie möglich aufzuerlegen. Jeder legal erworbene UltraViolet-Inhalt kann ungebunden offline/ online konsumiert werden. Grundgedanke bei UltraViolet ist, dass der Nutzer seine Rechte auf jedes Medium übertragen und entsprechend anpassen kann, z. B. seinen gekauften Blu-ray-Film auf ein Smartphone übertragen. Folgende Merkmale stehen dem Nutzer zur Verfügung: • Der Inhalt kann auf bis zu 12 registrierten Geräten angeschaut werden. (Über Softwareplayer auf Smartphone und PC sowie lizensierte Playerlösungen bei Smart-TV, Blu-ray Player und Streamingboxen) • Der Nutzer hat die Möglichkeit, seine Inhalte an 5 registrierte Familienmitglieder oder Freunde zu verleihen. • Jeder Inhalt kann auf 3 Geräten zeitgleich angezeigt werden. • Das Common File Format (CFF), welches eine Vielzahl an DRM-Lösungen (Google Widevine DRM, Marlin DRM, OMA CMLA-OMA v2, Microsoft PlayReady, Adobe Flash Access 2.0) beinhaltet, garantiert ein Abspielen aller heruntergeladenen Titel auf allen UltraVioletkompatiblen Geräten/Playern. • Inhalte können mindestens dreimal in festgelegten Qualitäten (SD in 854 x 640, HD in 1.920 x 1.080 Pixel) heruntergeladen werden. Seite 58 • Das Streamen der Inhalte ist im ersten Jahr der Registrierung kostenlos und kann unbeschränkt oft verwendet werden. Allerdings beschränkt sich dieser Dienst nur auf den eigentlichen Film. Zusatzdienste wie Mehrkanalton, Untertitel, Kommentare usw. werden nicht übertragen. Servicekosten sind nach dem ersten Jahr möglich. • Disc to Digital. Mit diesem bisher noch nicht sehr verbreiteten Dienst soll der Kunde die Möglichkeit haben, seine bereits gekauften DVD- oder Blu-rayInhalte in das Ultraviolet-Konto hinzuzufügen, um legale digitale Kopien für seine weiteren Geräte erstellen zu können. Durch das plattformübergreifende, zentrale UltraViolet-Benutzerkonto, welches nur die digitalen Rechte verwaltet (digital rights locker) und gewissermaßen mit einem Karteikartensystem verglichen werden kann, entsteht sowohl auf UltraVioletwie auf der Marktteilnehmer-Seite eine doppelte Struktur. So muss der Kunde seine gekauften Blu-ray-, DVD- oder Download-Produkte sowohl auf dem UltraViolet-Portal als auch auf dem Anbieterportal registrieren. Da der Kunde bisher von Konkurrenzprodukten gewohnt war, den ganzen Dienst und teilweise auch die Hardware von einem einzigen Anbieter zu bekommen, ist diese zweistufige Registrierung eine hohe Eintrittshürde. UltraViolet bietet auch keinen zentralen Player an, auf welchem der Kunde sämtliche gekaufte Inhalte anschauen kann. Da das UltraViolet-Portal die Rechte der Inhalte „nur” pflegt, verweist es beim eigentlichen Medienkonsum auf den jeweiligen Anbieter (digital media locker). Hat der Kunde zum Beispiel einen Titel bei Sony Pictures gekauft, wird er im UltraVioletPortal auf das Sony Pictures Portal verwiesen. Möchte er danach ein Produkt von Warner anschauen, muss er zurück ins UltaViolet-Portal und wird von dort auf Flixter verwiesen. Allerdings besteht die Möglichkeit, dass dank des plattformunabhängigen Modells die teilnehmenden Portale untereinander die Rechte austauschen können. Dieser entscheidende Mehrwert ist allerdings für alle Marktteilnehmer optional und wird bisher kaum unterstützt. Kompendium Vernetzung Weitere „Digital Copy”-Lösungen Neben UltraViolet gibt es für Kunden auch weitere Lösungen, seine legal erworbenen Inhalte als digitale Kopie auf den verschiedensten Geräten abzuspielen. Diese Lösungen werden jedoch von einzelnen Firmen angeboten und sind größtenteils nicht plattformübergreifend. a) iTunes Digital Copy Die zurzeit meist verwendete Lösung für legale digitale Kopien ist das System der Firma Apple: • iTunes Digital Copy Disc: Hier kann der Nutzer mit einem physikalischen Datenträger und einem Einlösecode den Inhalt von DVD oder Blu-ray, auch mehrmals, dem eigenen iTunes-Konto hinzufügen. • iTunes Digital Copy: Hier liegt nur ein Einlösecode bei, welcher den Inhalt einmalig in das iTunes-Konto importiert. Um die Inhalte abspielen zu können, benötigt der Kunde Zugriff auf die Apple eigene iTunes-Software und / oder ein iTunes-kompatibles Gerät. b) Disney Digital Copy Disney ist einer der letzten großen Medienkonzerne, welches sich für die Möglichkeit einer legalen Erstellung von digitalen Kopien entschloss. Allerdings trat Disney keines der oben vorgestellten Lösungen (UltraViolet oder Apple) bei, sondern entwickelte ein eigenes System namens Disney Digital Copy bzw. Disney Digital Copy+. Disney Digital Copy ist von der Anwendung vergleichbar mit dem Apple System und ermöglicht digitale Kopien durch die Kombination eines physikalischen Datenträgers sowie eines Einlösecodes für iTunes- oder Windows Media Video-Konten. Disney Digital Copy+ indes erlaubt das Streamen und Herunterladen des gekauften Inhaltes von Partnerplattformen durch einmalige Eingabe des Einlösecodes. Dieser Service hat pro Inhalt ein festes Verfallsdatum. 2.3.10 Plattformunabhängige Navigation Neue Formen der Navigation, also das Suchen und Finden von Inhalten, haben in den letzten Jahren bei CE-Geräten verstärkt Einzug gehalten – parallel zur Vernetzung der klassischen TV-Geräte. Reichten bisher externe Mittel wie Programmzeitschriften oder ein Tipp von Bekannten und geräteinterne Verfahren wie der Teletext von Sendern oder die Sender-/Favoritenlisten, sieht das mit dem Siegeszug von smartem Fernsehen ganz anders aus. Durch den hybriden Ansatz, dass diese TV-Flachbildschirme, DVD- bzw. Blu-rayPlayer/Recorder und Receiver neben dem Empfang von Rundfunksignalen auf den klassischen Wegen (Satellit, Kabel, Antenne oder DSL) auch mit dem Internet (per LAN oder WLAN) verbunden sind, erhöht sich die Vielfalt der nutzbaren TVProgramme und anderer Bewegtbildinhalte. Zur „Steuerung” der Zuschauer nutzen die Sender als Programmveranstalter nicht nur modernen Videotext im Standard „Hybrid Broadcast Broadband TV (HbbTV)”, in dem ihre sender- oder gruppenspezifischen elektronischen Programmführer (EPG) integriert sind. Auch Infrastrukturanbieter wie etwa Kabelnetzbetreiber und Pay-TV-Veranstalter wie Sky offerieren den TV-Zuschauern auf ihren Plattformen bestimmte Programmpakete und eine übergreifende Navigation die oft mit Empfehlungen verbunden ist. Zumeist sind die Programm-/Sendungslisten (auf SI-Datenbasis des DVB-Signals), angereichert mit redaktionell erstellten Tipps des jeweiligen Plattformbetreibers bzw. Programmveranstalters. Auch eine Vorsortierung von TVSendungen zusätzlich zu Datum / Zeit im jeweiligen Sendeschema nach formal-inhaltlichen Kriterien (Sport, Unterhaltung, Serie, Spielfilm) ist in EPGs und besonders in Mediatheken beim nicht-linearen TVKonsum üblich. Jenseits dieser Navigation innerhalb von Plattformen entwickelt sich aber immer stärker eine plattformunabhängige Steuerung. Selbst bislang „neutrale” Gerätehersteller haben ihre EPGs als Basisnavigation (basierend auf SI-Daten der TV-Programmveranstalter) inzwischen auf andere Be- Seite Deutsche TV-Plattform wegtbildinhalte (über den Web-Anschluss) ausgedehnt und oft auch mit Recommendation Engines (Empfehlungssystemen) in ihren smarten Geräte ergänzt. Rovi (Total Guide), watchmi, myTVLink und tvtv stehen als erfolgreiche Beispiele für diese Entwicklung. Dabei kommen verschiedene aus dem Internet und besonders bei ECommerce bekannte Verfahren zum Einsatz, wobei es auch Mischformen gibt. Inhaltebasiert: Kern der inhaltebasierten Filterung bei Medien-Empfehlungssystemen sind Metadaten und die Verschlagwortung aller Bewegtbildinhalte, so dass der Nutzer selbst Begriffe eingeben oder aus vorgegebenen Begriffen auswählen kann. Kollaborativ: Diese Art der Medien-Filterung funktioniert wie beim E-Commerce: Wer dieses gesehen hat, interessierte sich auch für jenes. Zum Teil automatisierterfolgt die Gruppenbildung über Social Networks – etwa durch Abgleich mit den Facebook-Gruppen oder Twitter-Followern des Nutzers. Verhaltensbasiert: Die Häufigkeit der Nutzung von bestimmten Bewegtbildinhalten bzw. TV-Sendungen durch einen Nutzer wird zur Grundlage für gefilterte Programmempfehlungen. Zum Teil kommen auch Bewertungsverfahren zum Einsatz, bei denen der Nutzer selbst Punkte vergeben oder Präferenzen angeben muss. Noch stärker als die Plattform-Navigation setzt die plattformunabhängige vielfältige Formen der Vernetzung voraus. Immer mehr Smart-TVs bieten ebenfalls Multiscreen-Verbindungen (etwa via Cloud) bzw. die Kopplung von First und Second Screen. Dabei kommen vereinzelt auch Vernetzungsverfahren wie Watermarking (unsichtbare Kennung von Inhalten) und Fingerprinting (Abgleich anhand von Inhalte-Teilen) zum Einsatz (vgl. 21. DTVPSymposium 2012). Zusammen mit Gesichts- und Spracherkennung sowie Gestensteuerung von Smart-TVs verstärkt das den Trend zur personalisierten Navigation (vgl. Broschüre „TV in der Zukunft”, Deutsche TV-Plattform 2013). Mitdenkende EPGs und lernende Suchmaschinen mit intuitiver Navigation sind wichtige Kriterien einer erfolgreichen TV-Zukunft. 59 Deutsche TV-Plattform Kompendium Vernetzung 3. Nutzungsmöglichkeiten und Empfehlungen Die Art und der Umfang von Vernetzungsstrukturen hängen von den Empfangswegen, den vorhandenen Infrastrukturen und der Anzahl der eingebundenen Endgeräte ab. In Folgenden werden drei mögliche Szenarien dargestellt und Empfehlungen für die Realisierung gegeben. Diese drei Szenarien erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. 3.1 Klassische DVB-orientierte Vernetzungsstruktur IDTV Blu-ray Player Diese Vernetzungsstruktur ist zu empfehlen, wenn: • die Vernetzung der Endgeräte nur in einem Raum erfolgen soll, • keine Breitbandanbindung mit deutlich mehr als 16 Mbit/s vorhanden ist und STB/PVR • die Zahl der zu vernetzenden Geräte klein ist Die Vernetzungsstruktur besitzt folgende Eigenschaften: Note Book Tablet Smart Phone Bild 3.1-1: Klassische DVB-orientierte Vernetzungsstruktur Seite DVB-S/S2/C/T WiFi HDMI USB Das Bild 3.1-1 zeigt eine klassische Struktur mit einem Empfang der Inhalte über Broadcastnetze (Satellit, Kabel, Terrestrik). Das räumliche Ausmaß der Vernetzung ist hier relativ gering und beschränkt sich meist auf einen Raum der Wohnung (z. B. Wohnzimmer). Der IDTV stellt die Zentraleinheit dar. Die mobilen Endgeräte (Tablet, Smartphone oder Notebook erfüllen Second Screen- Aufgaben oder tauschen Foto- und Videoinhalte aus. 60 • Für die Vernetzung ist kein Installationsaufwand erforderlich. DVB-S/S2-Signale oder DVB-C-Signale sind in der Regel im Wohnzimmer vorhanden. Im Falle einer terrestrischen In-Haus-Nutzung entfällt sogar die Antennenleitung. • Diese Vernetzung ist auch in ländlichen Gebieten realisierbar, wo keine breitbandigen IP-Netze zur Verfügung stehen. • Die Vernetzungsstruktur ist relativ einfach und damit auch kostengünstig. Kompendium Vernetzung Deutsche TV-Plattform 3.2 SAT>IP orientierte Vernetzungsstruktur Das Bild 3.2-1 stellt ein Szenario mit einer komplett IP-basierten Heimvernetzung dar. Die linearen (nicht IP-basierten) Inhalte werden dabei über den Satelliten zugeführt und in einen IP-Datenstrom konvertiert. Weitere (IP-basierte) Inhalte werden aus dem Internet dazu gefügt. Im Gegensatz zu der Struktur aus 3.1 ergibt sich jetzt ein Netzwerk, das sich über die ganze Wohnung erstrecken kann. Für die Verteilung der IP-Datenströme können folgenden Übertragungstechniken eingesetzt werden: • • • • • • Ethernet Power Line Twisted Pair WLAN Glasfaser Koax Diese Vernetzung ist zu empfehlen, wenn: • die Vernetzung der Endgeräte in der gesamten Wohnung erfolgen soll, • keine Breitbandanbindung mit deutlich mehr als 16 Mbit/sec. vorhanden ist und • die Zahl der zu vernetzenden Geräte groß ist Bild 3.2-1: IP-basierte Heimvernetzung Antenne IP NETWORK IP STB SAT>IP Server Smartphone WLAN Router Laptop PC Internet TV Die Vernetzungsstruktur besitzt die folgenden Eigenschaften: • Sie erfordert die Möglichkeit des Satellitenempfangs, was nicht in allen Wohnstrukturen gegeben ist. • Sie ist auch in ländlichen Gebieten realisierbar, in denen keine breitbandigen IP-Netze zur Verfügung stehen. • Das IP-basierte Netzwerk im Heimbereich muss in den meisten Fällen erst noch realisiert werden. Power Line und WLAN erfordern dabei zwar den geringsten Aufwand, jedoch sind in einigen Fällen die Nutzungsmöglichkeiten eingeschränkt. In den Kapiteln 3.4 und 3.5 wird darauf näher eingegangen. • Die Endgeräte müssen IP-fähig sein. • Lineare Broadcastangebote und Internetinhalte sind über den gleichen Transportweg verfügbar. Seite 61 Tablet Kompendium Vernetzung Deutsche TV-Plattform 3.3 DSL-orientierte Vernetzungsstruktur POTS Telefon TelekommunikationsAnschluss-Einheit (TAE) IGMP-fähige IEEE 802.11n Bridge HD-fähiger Festplattenrekorder Splitter Router/ Home Gateway Femto Router (UMTS) Powerline Adapter WLAN VoIP Telefon Legende OptoLAN Adapter Kabel/LAN Kabellos Powerline Zweitbox ohne Festplatte POF Bild 3.3-1: DSL-orientierte Vernetzungsstruktur Bild 3.3-1 zeigt eine DSL-orientierte Vernetzungsstruktur. Dabei werden sämtliche Inhalte (inklusive Telefondienste) über einen Netzanschluss zum Wohnbereich geführt. Sie stammen in der Regel von einem Festnetzanbieter (z. B. Deutsche Telekom). Es ist eine VDSL-Anbindung mit mindestens 50 Mbit/sec. erforderlich. Für die Realisierung des Heimnetzwerkes kommen folgenden Basistechnologien in Betracht: • • • • • Seite Ethernet Power Line Twisted Pair WLAN Glasfaser 62 Diese Vernetzungsstruktur ist zu empfehlen, wenn: • die Vernetzung der Endgeräte im gesamten Wohnbereich erfolgen soll, • eine Breitbandanbindung mit hoher Datenrate vorhanden ist (mindestens 50 Mbit/sec.), • die Zahl der zu vernetzenden Geräte groß ist und • die Einbindung von Telefondiensten erfolgen soll Kompendium Vernetzung Die Vernetzungsstruktur weist folgende Eigenschaften auf: • Sie erfordert die klassischen DVB-Transportwege (Satellit, Kabel, Terrestrik) nicht. • Sie ist in ländlichen Gebieten nicht realisierbar, da in der Regel dort breitbandigen IP-Netze nicht zur Verfügung stehen. • Das IP-basierte Netzwerk im Heimbereich muss in den meisten Fällen erst noch realisiert werden. Power Line und WLAN erfordern dabei zwar den geringsten Aufwand, jedoch sind in einigen Fällen die Nutzungsmöglichkeiten eingeschränkt. In den Kapiteln 3.4 und 3.5 wird darauf näher eingegangen. • Die Endgeräte mit Ausnahme des ISDNTelefons) müssen IP-fähig sein. • Lineare Broadcastangebote und Internetinhalte sind über den gleichen Transportweg verfügbar. Deutsche TV-Plattform 3.4 Empfehlungen bei der Nutzung von WLAN Funkgestützte Verbindungen haben den Vorteil eines relativ geringen Installationsaufwandes, denn es brauchen nur an den Endpunkten einer Übertragungsstrecke entsprechende Modems installiert zu werden. Gegenüber leitungsgebundenen Übertragungstechniken können jedoch die folgenden Probleme auftreten: • Das 5,8-GHz-Band bietet zwar ausreichende Frequenzressource, jedoch erlaubt die hohe Wanddämpfung ohne zusätzliche Maßnahmen meist nur eine Übertragung im gleichen Raum. • Das 2,4-GHz-Band eignet sich aufgrund seiner Ausbreitungsbedingungen für die Übertragung durch Wände und Decken, doch können folgende Probleme auftreten: · Störungen durch Mikrowellengeräte und medizinische Geräte · Störungen durch industrielle und private Funkfernsteuerungen · Störungen durch analoge Videomodems · Kanalkapazitätsprobleme durch die Anhäufung von WLAN-Modems, Smartphones, Notebooks und Tablets • Diese Effekte können dazu führen, dass: · kein Verbindungsaufbau zustande kommt · die Verbindung zeitweise unterbrochen ist · die Netto-Datenrate signifikant sinkt Wo immer es möglich ist, sollte deshalb auf eine leitungsgebundene Übertragung (mit Ausnahme PLC) zurückgegriffen werden. Kommt aus verschiedenen Gründen nur eine WLAN-Lösung in Betracht, dann können folgenden Empfehlungen zur Lösung möglicher Probleme beitragen: Seite Im gleichen Raum Da in diesem Fall keine Dämpfung durch Wände auftritt, empfiehlt sich die WLANVerbindung im 5,8-GHz-Bereich. Dieses Band stellt einen Frequenzbereich von ca. 200 MHz zur Verfügung und ist bisher nur wenig belegt. Es ist daher mit stabilen und ungestörten Verbindungen zu rechnen und die übertragbaren Netto-Datenraten sind entsprechen hoch. Im Einfamilienhaus / Reihenhaus In Einfamilienhäusern oder Reihenhäusern sind oftmals Verbindungen über mehrere Zimmer zu realisieren. Hierbei stellt die Wanddämpfung oftmals ein Problem dar, so dass kein Verbindungsaufbau entsteht. Der 2,4-GHz-Bereich hat hier den Vorteil der geringeren Wanddämpfung, so dass ein Verbindungsaufbau auch über ein bis zwei Stockwerke möglich ist. Im 2,4GHz-Bereich ist jedoch mit einer hohen Kanalbelegung durch benachbarte Nutzer zu rechnen, so dass Übertragungskanäle für die eigenen Daten nicht immer zur Verfügung stehen. Sind die Modems mit adaptiven Techniken (z. B. listening before talk) ausgestattet, dann kann zwar eine Datenübertragung stattfinden, jedoch reduziert sich die Netto-Datenrate. Dies kann beim Streaming von HD-Inhalten zu Problemen führen (Ruckeln, Bildausfall). In einem solchen Fall muss ein Wechsel in das 5,8-GHz-Band erfolgen. Die dabei möglicherweise auftretenden Probleme wegen der Wanddämpfungen können mit Repeatern gelöst werden. Dadurch erhöht sich allerdings der Bandbreitenbedarf. In großen Mietshäusern In diesem Fall ist mit einer großen Zahl von 2,4-GHz-Modems zu rechnen, da die Dämpfung über Stockwerke hinweg nicht ausreichend ist. Hier wird die Nutzung des 5,8-GHz-Bandes empfohlen. Probleme mit Wanddämpfungen müssen dann mit Repeatern kompensiert werden. Bei Nutzung dieses Bandes ist eine Entkoppelung über Stockwerke hinweg sichergestellt. 63 Deutsche TV-Plattform Kompendium Vernetzung 3.5 Empfehlungen bei der Nutzung von PLC Ein zufriedenstellender Betrieb eines PLCNetzwerkes kann nicht in jedem Fall garantiert werden. Im Folgenden sind einige Empfehlungen für die Behebung möglicher Probleme aufgelistet. Empfehlungen für Laien oder bei unbekannter Netztopolopie • PLC-Adapter direkt in der Wandsteckdose, ohne andere Verbraucher, betreiben. • Verlängerungskabel vermeiden. Empfehlungen für Fachkräfte • Bei wechselnder Phasenführung im Netz Phasenkoppler einbauen. • Bei Störungen durch benachbarte PLCStrukturen am Stromübergabepunkt Filter einbauen. • Festinstallierte Geräte mit Schaltnetzteilen oder Dimmern durch Filter entkoppeln. • Induktive Verbraucher durch Filter entkoppeln. • Möglichst wenige billige Ladegeräte oder Netzteile betreiben. Falls dies nicht vermeidbar ist, diese über aufsteckbare Filter betreiben. • Dimmer von portablen Geräten (z. B. Stehlampen) über aufsteckbare Filter betreiben. • Geräte mit Schaltnetzteilen (z. B. Monitore; TVs) über aufsteckbare Filter betreiben. Führen diese Maßnahmen zu keinem befriedigenden Ergebnis, dann ist auf eine andere Infrastruktur zu wechseln. 3.6 Empfehlungen für Netzstrukturen in Neubauten Bei Neubauten besteht von Anfang an die Möglichkeit, die „richtige” Verkabelung vorzusehen. Die vorangestellten Abschnitte zeigen jedoch eine Vielfalt von möglichen Varianten, die es einem schwer macht, das „richtige” Netz zu wählen. Auch werden sich die Techniken im Laufe der Jahre immer wieder ändern, so dass ein Hauptaugenmerk auf mögliche Anpassung und maximale Flexibilität bei den zu wählenden Netzstrukturen zu legen ist. Seite 64 Durch die Verschmelzung von Haus- und Mobildaten muss man bei den Neubauten auch die Garage in die Überlegungen mit einbeziehen. Der künftige Datenaustausch und das veränderte Nutzungsverhalten machen es notwendig, dass ein Heimnetz mit dem Fahrzeug eine Daten-verbindung aufbauen kann. Kompendium Vernetzung 3.6.1. Politische Zielsetzungen für Deutschland Gemäß der „Breitbandstrategie der Bundesregierung” von 2009 sollten bis spätestens Ende 2010 flächendeckend leistungsfähige Breitbandanschlüsse verfügbar sein. Später wurde dieses allgemeine Ziel konkretisiert: Bis 2014 sollten bereits für 75 Prozent der Haushalte Anschlüsse mit Übertragungsraten von mindestens 50 Mbit/s zur Verfügung stehen. Da dieses Ziel voraussichtlich nicht erreicht wird, legten CDU/CSU und SPD als Koalitionspartner der neuen Bundesregierung in ihrem Regierungsvertrag Ende 2013 fest, dass eine flächendeckende Grundversorgung mit mindestens 50 Mbit/s schnellen Internetzugängen für jeden Haushalt bis 2018 zu erreichen ist. Zur Umsetzung ist für Herbst 2014 eine Digitale Agenda als ressortübergreifendes Projekt der Bundesregierung geplant. Gemeinsam federführend sind das Bundes- 3.6.2. Möglichkeiten der Umsetzung ministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI), das Bundesministerium des Innern (BMI) sowie das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi). Außerdem gibt es die „Netzallianz Digitales Deutschland” des BMVI. Diese Datenrate ist nach Einschätzung von Experten perspektivisch und planerisch für Neubauten jedoch nicht ausreichend. Für Datenraten größer 50 Mbit/s stehen derzeit nur zwei Zubringertechnologien zur Verfügung, das Breitbandkabel (siehe Kap. 1.1.1) und die Glasfasertechnologie (siehe Kap.1.1.3). Bei der Planung von Neubauten im Bereich der Einfamilienhäuser können diese beiden Technologien in Betracht gezogen werden. Für Mehrfamilienhäuser ist die Glasfaser als Schnittstelle im Haus klar zu präferieren. Bild 3.6.1-1: Technologien für den Breitbandausbau HFC-Netze FTTC DOCSIS Datenrate DOCSIS 2.0 50 Mbit/s DOCSIS 3.0 bis 200 Mbit/s DOCSIS 3.1 bis 1 Gbit/s und mehr Opt. Node FTTB Opt. Node FTTH 1 Gbit/s und mehr Glasfaser Deutsche TV-Plattform Empfehlungen gehen in Richtung strukturierter Verkabelung, die auf Grundlage der Norm EN 50173-4 („Anwendungsneutrale Kommunikationskabelanlagen – Teil 4: Wohnungen”) auszuführen ist. Ein Ausführungsbeispiel zeigt Bild 3.6.2-1. Die strukturierte universelle Verkabelung nach EN 50173-4 basiert auf einem zentralen Verteiler pro Wohneinheit und einer sternförmigen Verkabelung zu den Teilnehmeranschlüssen. Dabei wird in jedem Raum mindestens eine Multimedia-Anschlussdose installiert (TARA = Telekommunikations-Anschluss+Rundfunk-Anschluss). Dies bedingt eine hybride Verkabelung mit Koaxialkabel (TV/Radio) und mindestens Cat 5e Twisted Pair Kupferkabel (LAN, Telefonie). Ferner berücksichtigt die EN 50173-4 auch die Kommunikation zur Steuerung, Regelung und Überwachung von Geräten im Haushalt und in der Hausinstallation. Außerdem werden auch Infrastrukturen mit Glasfaserkabel durch die EN 50173-4 abgedeckt. Der Wohnungssternpunkt ist der Knotenpunkt, an dem sämtliche Installationen für Radio, TV, Daten, Telefonie und Heimnetz zusammengeführt werden. Aus Gründen der Flexibilität und Zukunftssicherheit wird die Verlegung der Leitungen in Leerrohren mit ausreichendem Querschnitt empfohlen. In der EN 50173-4 wird auch auf zusätzlich erforderliche Normen verwiesen, wie beispielsweise die EN 50173-1 (Allgemeine Anforderungen zur anwendungsneutralen Verkabelung) oder die EN 50174 (Installation, Ausführung und Betrieb). Weiterhin sei für die Koaxialkabelinstallation noch auf die EN 60728-1 verwiesen (Schnittstellenwerte am Teilnehmeranschluss). Koaxialkabel mit DOCSIS Seite 65 Deutsche TV-Plattform Kompendium Vernetzung Leerohr TARA TV, Rundfunk WIFI DVB-S/S2/T/T2/C/C2 Zentrale Hausverwaltung TV-, Rundfunk-Verteilung, Internet, Router, Switch, Patchfeld … DOCSIS, LTE. DSL Bild 3.6.2-1 Anwendungsneutrale Verkabelung nach EN 50173-4 (Beispiel) Nachstehend sind einige praktische Hinweise zur anwendungsneutralen Verkabelung angeführt: • Bezüglich Sternverkabelung ist zumindest für größere Mehrfamilienhäuser eine differenzierte Betrachtung erforderlich, weil speziell dort die Verteilung von Rundfunksignalen aus dem Zubringerbereich (SAT, Kabel, Hausempfangsanlagen) in Baumstruktur vorteilhaft sein kann, um zu hohen Installationsaufwand zu vermeiden. Der Ausgangspunkt für eine Sternverkabelung einschließlich zentralem Verteiler ist dann erst in jeder einzelnen Wohnung. • Auf Glasfaserkabel basierende Heimvernetzungen konnten sich aus technischen und insbesondere wirtschaftlichen Gründen noch nicht im Markt durchsetzen. Hier ist auch mittelfristig noch kein Technologiewechsel absehbar. • Die bereits in Kap. 1.1.1.5 erwähnten Standards zur IP-Übertragung über Koaxialkabel (MoCA, Homeplug AV, IEEE 1901, G.hn...) ermöglichen Netto-Datenraten im Heimnetz von mindestens 200 Mbit/s (MoCA 2.0, IEEE1901 und G.hn). Damit sind auch Anwendungen mit sehr hohen Anforderungen an die erforderliche Über- Seite tragungskapazität im Heimnetz (wie z.B. Videostreaming) realisierbar, wenn auch Ethernet natürlich deutlich größere Datenraten unterstützt* (Zudem kann eine Koaxialverkabelung bei Verwendung von Klasse-A-Material als störungsfrei angesehen werden). Bild 3.6.2-2. zeigt ein Beispiel für eine Koax-Heimnetzlösung. Hier wird der Internet Router an den EthernetAnschluss eines SAT-Multischalters angeschlossen, welcher zusätzlich ein IP/KoaxModem enthält. Über IP/Koax Modems an den Teilnehmeranschlüssen stehen dann für IP-fähige Endgeräte, Internetdienste, sowie Inhalte von anderen Geräten aus dem Heimnetz (z.B. DLNA-Server für Medien) zur Verfügung. Trotz Zusatzkosten für IP/Koax-Modems kann die Gesamtinvestition deutlich unter der Investition einer komplett ausgeführte strukturierte Verkabelung liegen, was auch für die Planung von Heimnetzen in Neubauten berücksichtigt werden sollte. * heute kommerziell relevante Gigabit Ethernet Verbindungen stellen eine maximale Nettodatenrate von 800 Mbit/s zur Verfügung 66 • Heimvernetzung über WiFi oder das Stromnetz stellt trotz aktueller und künftig zu erwartender Fortschritte noch keine vollwertige Alternative zu Ethernet oder Koaxialverkabelung dar. WLAN und PLC können funktionsbedingt keine Mindestdatenrate im Heimnetz garantieren. Gründe hierfür sind beispielsweise Störsignale auf dem Stromnetz durch Schaltnetzteile und Dämpfungen zwischen verschiedenen Stromkreisen (Powerline). Außerdem spielen Dämpfungen durch Wände (z. B. beim WLAN im 5-GHz-Bereich) sowie das relativ schmale Spektrum im 2,4-GHz-Band, welches sich verschiedene Teilnehmer teilen müssen eine wichtige Rolle. Für Steuerung und Regelung von Haushaltsgeräten und Haustechnik wurden bislang überwiegend separate Bussysteme, wie z.B. KNX (EN 50090), verwendet. Solche Systeme sind sehr komplex und kostspielig – auch aufgrund des sehr hohen Installationsaufwands. Bei Sternverteilung entsprechend EN 50173-4 ist ausreichende Lehrrohrkapazität für diese Installation vorzuhalten. Bild 3.6.2-2 Multimedia-Installationen in Koaxnetzen Kompendium Vernetzung Deutsche TV-Plattform Leerrohr TARA TV, Rundfunk WIFI DVB-S/S2/T/T2/C/C2 Zentrale Hausverwaltung TV-, Rundfunk-Verteilung, Internet, Router, Switch, Patchfeld … DOCSIS, LTE. DSL Bild 3.6.2-3 Hausinstallation mit Steuerung und Überwachung von Geräten im Haushalt und in der Haustechnik durch Funksignale Zudem muss jedes zu steuernde oder zu überwachende Gerät in der Haustechnik (Schaltaktoren, Sensoren, ...) schon im Detail von vornherein mit eingeplant werden. Künftig werden jedoch vermehrt funkbasierte Verfahren für derartige Steuerungsaufgaben, sowohl in Bestands- als auch in Neubauten, zum Einsatz kommen (z. B. Z-Wave, EnOcean, Zigbee, DECT ULE und 6LoWPAN). Aktuell wird auch erwartet, dass der Durchbruch zu massenmarktfähigen Smart-Home-Lösungen erst mit solchen funkbasierten Verfahren erreicht werden kann. Die Reichweite solcher Funklösungen deckt bereits in den meisten Fällen typische Einfamilienhausszenarien ab, zur Reichweitensteigerung außerdem stehen preiswerte Repeater zur Verfügung. Zudem ermöglichen einige Standards (Zigbee, Z-Wave) Vernetzung zwischen Sensoren und Aktoren (Mesh-Technologie), was ebenfalls die Reichweite bei Bedarf erhöht. 3.6.3. Fazit der Vorgehensweise bei Neubauten Der wirtschaftliche Aufwand für eine vollständig strukturierte Verkabelung nach EN 50173-4 ist auch bei Neubauten je nach Architektur und Wohnungsgrundriss technisch oft nicht begründbar. Daher kann in vielen Fällen wie folgt vorgegangen werden: 1) Eine mögliche Installation konform zur EN 50173-4 sollte vorgehalten werden (Leerohrquerschnitte, Platz im zentralen Verteilerkasten für nachzurüstende Switche, Patchfelder, ... ). Die Installation einer vollständig strukturierten Verkabelung (Koaxkabel+Twisted Pair-Kabel, ... ) ist jedoch in vielen Fällen nicht erforderlich. 2) Stets vorzusehen ist eine Koaxialverkabelung, welche wie bereits vorstehend aufgezeigt bei entsprechender Güteklasse der verwendeten Materialen (z.B. Klasse A), ausreichend Bandbreite auch für interaktive Anwendungen im Heimnetz zur Verfügung stellt. Damit ist eine Koaxialverkabelung auch bei Neubauten in vielen Fällen ausreichend. 3) Für Geräte der Haustechnik und der Hausinstallation ist auch für Neubauten eine Anbindung über Funk nach Möglichkeit vorzuziehen. Dies bietet mehr Flexibilität bei Planung und späterer Erweiterung. 4) Weiter soll zukünftig die Garage mit einer Datenanbindung versorgt werden, die zusätzlich generisch realisiert sein sollte, um für alle zukünftigen Schnittstellen im Auto vorbereitet zu sein. Seite 67 Deutsche TV-Plattform Kompendium Vernetzung Glossar ADSL [asymmetrical digital subscriber line] CMTS [cable modem termination system] DSL-Anschluss mit unterschiedlichen Werten für den Downstream und Upstream In der Regel beträgt die Bitrate für den Upstream nur bis zu zwanzig Prozent des Wertes für den Downstream Auf der Sendeseite von Breitband-Kabelnetzen für die Realisierung bidirektionaler Datenübertragung erforderliche Funktionseinheit Crossover-Kabel Apple Airplay Anschlussleitung, bei der das sendende Adernpaar an einem Ende des Kabels mit dem empfangenden Adernpaar am anderen Ende des Kabels gekreuzt ist und umgekehrt Proprietäres System der Firma Apple für die Vernetzung und das Zusammenspiel von Elektronikgeräten. Für die Geräte ist eine Zertifizierung erforderlich Distribution Management Bluetooth Durch Applikationen mögliche Weiterleitung beliebiger Inhalte von stationären an mobile Geräte Durch IEEE 802.15.1 standardisiertes System für Datenkommunikation über kurze Distanzen per Funktechnik DLNA [Digital Living Network Alliance] Breitbandkabel Elektrisches Kabel, das eine große obere Grenzfrequenz aufweist. Ein typisches Beispiel dafür, ist das Koaxialkabel Standardisiertes System für die Vernetzung und das Zusammenspiel von Elektronikgeräten Es wird von mehr als 250 Firmen unterstützt Für die Geräte ist eine Zertifizierung erforderlich Browser Spezielle Programme zur Darstellung von Dokumenten, Daten oder Websites im Internet DOCSIS [data over cable service interface specification] Chrome Von der Firma Google entwickelter Webbrowser Standard für die bidirektionale Datenübertragung über Breitband-Kabelnetze CI [common interface] Downlink Abwärtsstrecke Standardisierte Schnittstelle bei DVB-Empfangsgeräten, mit der unterschiedliche CA-Module zum Einsatz kommen können Übertragungsstrecke aus dem Netz zum Nutzeranschluss Downstream Abwärts-Datenstrom CI+ [common interface plus] Datenübertragung aus dem Netz zum Nutzeranschluss Weiterentwicklung der Schnittstelle CI, bei der das im CAModul entschlüsselte Signal für den Weg in das Empfangsgerät wieder lokal verschlüsselt wird und damit Piraterie verhindert DSL [digital subscriber line] Cloud Es handelt sich um die Nutzung des Telefonnetzes für zusätzliche Datenübertragung neben der Grundfunktion Sprachkommunikation Speichermöglichkeit für Inhalte auf dezentralen Servern, auf die der Nutzer jederzeit und überall Zugriff hat Seite 68 Kompendium Vernetzung Deutsche TV-Plattform DSLAM [digital subscriber line access multiplexer] FTTH [fibre to the home] In der Vermittlungsstelle (Netzknoten) des Telefonnetzes für die Realisierung bidirektionaler Datenübertragung erforderliche Funktionseinheit Glasfaserverbindung bis zum Wohnungsübergabepunkt Die Übertragung zu den angeschlossenen Geräten erfolgt in der Wohnung über elektrische Leitungen DSL-Modem Gateway Auf der Teilnehmerseite des Telefonnetzes für die Realisierung bidirektionaler Datenübertragung erforderliche Funktionseinheit Technische Funktionseinheit, die unterschiedliche Netze miteinander verbinden und die dafür erforderlichen Anpassungen realisieren kann DTH [direct to home] G.hn Verfahren für IP-basierte Übertragung über Koaxialtechnik gemäß ITU Rec. G.9960 Direktempfang beim Nutzer (z. B. Satellitenprogramme) DVB-C [digital video broadcasting via cable] Gigabit Ethernet Variante des Ethernet für Datenraten bis 1 Gbit/s Digitales Kabelfernsehen Gigabit-Powerline DVB-S [digital video broadcasting via satellite] Proprietäres PLC-Konzept des Chipentwicklers Gigle Digitales Satellitenfernsehen Google Chromcast DVB-T [digital video broadcasting via terrestrial transmitters] Proprietäres System der Firma Google, mit dem über einen speziellen Adapter Audio- und Videoinhalte aus dem Internet zum Fernseher oder anderen Geräten gestreamt werden können Digitales Antennenfernsehen Ethernet GPON [gigabit passive optical network] Übertragungsstandard für lokale Datennetze (LAN) gemäß IEEE-802.3 Optisches Netz für Datenraten im Gbit/s-Bereich, deren Splitter keine Stromversorgung benötigen EuroDOCSIS Hausautomation An die technische Spezifikation europäischer Kabelnetze (z. B. Kanalraster, Pegel, ...) angepasster Standard DOCSIS Gesamtheit von Überwachungs-, Steuerungs-, Regel- und Optimierungseinrichtungen in privat genutzten Wohnungen Fast Ethernet Hausverteilung Variante des Ethernet für Datenraten bis 100 Mbit/s Netz zwischen dem Hausübergabepunkt und den TeilnehmerAnschlussdosen bei Breitband-Kabelnetzen FTP [file transfer protocol] HbbTV [hybrid broadcast broadband television] Internetprotokoll, das den unmittelbaren Datenaustausch zwischen zwei Computern, Servern ermöglicht FTTB [fibre to the building] Gemäß ETSI TS 102 796 standardisiertes System, mit dem Programmveranstalter neben ihren Programmen zusätzlich auch Anwendungen (Applikationen) aus dem Internet anbieten können Glasfaserverbindung bis zum Übergabepunkt im Haus/ Gebäude Danach erfolgt die Übertragung über Kupfer-Doppeladern HDCP [high bandwidth digital content protection] Schutzmechanismus, um das Abgreifen der durch das CAModul entschlüsselten Audio- und Videosignale zu verhindern FTTC [fibre to the curb] HDMI [high definition multimedia interface] Glasfaserverbindung bis zum letzten nutzerseitigen Kabelverzweiger Danach erfolgt die Übertragung über Kupfer-Doppeladern Standardisierte Schnittstelle für die Übertragung digitaler Audio- und Videodaten, insbesondere aus der Unterhaltungselektronik Seite 69 Deutsche TV-Plattform Kompendium Vernetzung HD-PLC IPv6 Auf IEEE 1901 basierendes PLC-Konzept, bei dem WaveletOFDM verwendet wird Aus 128 bit bestehende Internetadresse ISM-Band [industrial, scientific, medical] HDTV [high definition television] Frequenzbereiche, die ohne gesonderte Zulassung für funktechnische Anwendungen im industriellen, wissenschaftlichen, medizinischen und haushaltsnahen Umfeld genutzt werden dürfen Typische ISM-Bänder sind das 2,4-GHz-Band und das 5-GHzBand Digitales Fernsehen mit hoher Bildauflösung Home Automation Management technischer Anwendungen im Haushalt Home Gateway Kabelmodem Übergangspunkt zwischen dem Heimnetz und der außerhalb der Wohnung oder des Hauses liegenden Netze Auf der Empfängerseite von Breitband-Kabelnetzen beim Nutzer für die Realisierung bidirektionaler Datenübertragung erforderliche Funktionseinheit Das Gegenstück auf der Sendeseite ist die CMTS HomePlug AV Von der HomePlug-Powerline-Alliance auf Basis der Standards IEEE 1901 und IEEE 1905.1 entwickeltes PLC-Verfahren LAN [local area network] Home Server Stellen unterschiedliche Dienste in einem Heimnetz zur Verfügung Lokal begrenztes leitungsgebundenes Datennetz, das die Kommunikation der angeschlossenen Geräte untereinander ermöglicht, aber auch den Zugriff auf gemeinsame Ressourcen (z. B. Drucker) HSDPA [high speed downlink packet access] Erweiterung von UMTS auf eine Datenrate bis zu 14,6 Mbit/s beim Downlink LTE [long term evolution] HSUPA [high speed uplink packet access] Mobilfunksystem der 4. Generation Es arbeitet völlig IP-basiert und ermöglicht breitbandige Internetanschlüsse bis zu 100 Mbit/s Erweiterung von UMTS auf eine Datenrate bis zu 5,8 Mbit/s beim Uplink LTE-A [long term evolution-advanced] HTTP [hypertext transfer protocol] Weiterentwicklung von LTE für Dateraten bis zu 1 Gbit/s pro Funkzelle, geringe Latenzzeit und höhere spektrale Effizienz Internetprotokoll, das die Kommunikation zwischen Browsern und Servern im Internet sicherstellt Miracast Funkgestützte Schnittstelle, mit der Audio- und Videosignale von mobilen Geräten auf stationäre HD-Endgeräte übertragen werden können Die Reichweite beträgt bis zu 10 m, ein Sichtkontakt zwischen den Geräten ist nicht erforderlich Internet [interconnected networks] Zusammenwirken einer sehr großen Zahl von Computern in einem weltumspannenden Netz Internet Explorer MoCA [multimedia over coax] Von der Firma Microsoft entwickelter Webbrowser Verfahren für IP-basierte Übertragung über Netze in Koaxialtechnik IP [internet protocol] Mozilla Firefox Transportprotokoll für Verbindungen im Internet Vom Mozilla-Projekt entwickelter freier Webbrowser IPTV [internet protocol television] Multicast Über DSL-Netze verteiltes digitales Fernsehen Datenübertragung von einer zentralen Stelle an eine definierte Gruppe von Nutzern, wird auch als Punkt-zu-Multipunkt bezeichnet IPv4 Aus 32 bit bestehende Internetadresse Seite 70 Kompendium Vernetzung Deutsche TV-Plattform NAS [network attached server] RTCP [realtime control protocol] Zentrale Speichereinheit in einem Heimnetz Internetprotokoll, das in Verbindung mit RTP den Datentransport steuert NFC [near field communication] RTP [realtime transfer protocol] Standardisiertes System für kontaktlose Datenkommunikation über Entfernungen bis maximal 10 cm Die maximale Datenrate beträgt 424 kbit/s Internetprotokoll, das Echtzeitübertragungen absichert und im Bedarfsfall Korrekturmaßnahmen einleitet OFDM [orthogonal frequency division multiplex] Safari Von der Firma Apple entwickelter Webbrowser Mehr-Träger-Übertragungsverfahren, bei denen die Träger orthogonal zueinander sind und deshalb bei der jeweiligen Trägerfrequenz keine Anteile von den benachbarten Trägern auftreten Sat > IP [satellite over IP] Unmittelbare Konvertierung empfangener DVB-S/S2-Signale in IP-Datenströme Opera Von der norwegischen Firma Opera Software ARA entwickelter freier Webbrowser SDSL [symmetrical digital subscriber line] Phasenkoppler DSL-Anschluss mit gleichen Werten für den Downstream und Upstream Technische Funktionseinheiten in Stromnetzen, mit denen die drei Phasen derart miteinander verkoppelt werden, dass beliebige PLC-Anwendungen realisierbar sind SDTV [standard definition television] Digitales Fernsehen mit einfacher Bildauflösung PLC [powerline communications] Second Screen (Zweiter Bildschirm) Verfahren zur Nutzung des Stromnetzes in Wohnungen, Häusern und Gebäuden für Datenkommunikation Port Nutzung eines mobilen/portablen Gerätes mit Bildschirm für zusätzliche Informationen und interaktive Kommunikation bezogen auf das stationäre Endgerät Anschlussstelle bei optischen Splittern oder elektrischen Verteilern Smart Home Technische Verfahren und Systeme in Wohnungen, Häusern und Gebäuden zur komfortablen Steuerung dort eingesetzter Geräte Ziel ist es, die Wohn- und Lebensqualität zu erhöhen, die Effizienz der Energienutzung zu verbessern und mehr Sicherheit zu ermöglichen QAM Quadratur-Amplitudenmodulation QAM ist ein digitales Modulationsverfahren, realisiert durch eine Kombination aus Phasenumtastung und Amplitudenumtastung. Dadurch lassen sich vielfältige Zustände im Konstellationsdiagramm erreichen. Die Zahl vor der Bezeichnung QAM (z. B. 64-QAM) gibt an, wie viele unterschiedliche Zustände möglich sind. SmartLNB LNB als Kombination für Satelliten-Direktempfang im KuBand und Rückkanal zum Satelliten im Ka-Band Recording Aufzeichnung von Inhalten auf geeignete Speichereinheiten Smart Metering Remote Control Einsatz „intelligenter” Zähler für Strom, Wasser und/oder Gas, um den Energieverbrauch optimieren zu können Steuerung von CE-Geräten über Applikationen auf Tablets und Smartphones SMTP [simple mail transfer protocol] Routing Internetprotokoll, das die Übermittlung von e-Mails ermöglicht Festlegung des Übertragungsweges von Datenpaketen in Datennetzen (z. B. Internet) Seite 71 Deutsche TV-Plattform Kompendium Vernetzung Spektrumseffizienz VDSL [very high bitrate DSL] Angabe der pro Hertz Bandbreite übertragbare Bitrat Je größer dieser Wert, desto besser ist die Spektrumseffizienz Digitaler Teilnehmeranschluss im Telefonnetz mit bis zu 50 Mbit/s TARA [Telekommunikations-Anschluss/Rundfunk-Anschluss] Vectoring Multimedia-Anschlussdose für Telekommunikation und Rundfunk Technologie zur Erhöhung der Bitrate beim digitalen Teilnehmeranschluss im Telefonnetz bis zu 100 Mbit/s TCP [transmission control protocol] Vollduplex-Modus Gleichzeitiges Senden und Empfangen von Daten Internetprotokoll, das Punkt-zu-Punkt-Verbindungen mit Datensicherung ermöglicht, wenn keine Übertragung in Echtzeit vorgesehen ist Webbrowser Spezielle Programme zur Darstellung von Inhalten aus dem Internet Twisted Pair (TP) Verdrillte Zweidrahtleitung WHDI [wireless home digital interface] UDP [user datagram protocol] Funkgestützte Schnittstelle, mit der HD-Inhalte von beliebigen Geräten auf große Flachbildschirme gebracht werden können Internetprotokoll, das ungesicherte Datenübertragung in Echtzeit ermöglicht WiDi [wireless display] UltraViolet Plattformunabhängige Rechteverwaltung für vom Nutzer legal erworbener Inhalte, bei der eine Trennung zwischen Rechteerwerb und dem eigentlichen Inhalt gegeben ist Der Nutzer kann dabei seine Rechte auf jedes Medium übertragen Von der Firma Intel entwickelte kabellose HDMI-Verbindung Die Reichweite beträgt bis zu 10 m, ein Sichtkontakt ist nicht erforderlich Unicast Funkgestützte Schnittstelle für Audio- und Videoanwendungen gemäß Standard IEEE 802.11ad, die im 60-GHz-Band arbeitet und Datenraten bis 7 Gbit/s ermöglicht Es muss Sichtverbindung zwischen den beteiligten Geräten bestehen WiGig [wireless gigabit] Datenübertragung zwischen zwei Stellen, wird auch als Punktzu-Punkt-Verbindung bezeichnet Uplink Aufwärtsstrecke Übertragungsstrecke vom Nutzer in das Netz WLAN [wireless local area network] Upstream Aufwärts-Datenstrom Lokal begrenztes funkgestütztes Datennetz, in dem für WLAN ausgestattete Geräte miteinander kommunizieren können WLAN wird im angelsächsischen Sprachraum üblicherweise als WiFi [wireless fidelity] bezeichnet Datenübertragung vom Nutzeranschluss in das Netz URL [universal ressource locator] Zigbee Zugangsadresse für ein Internetportal Funkgestütztes Verfahren für die Vernetzung von Geräten, primär erfolgte die Entwicklung für Haushaltsgeräte USB [universal serial bus] 2,4-GHz-Band Serielles Bussystem zur Verbindung datentechnischer Geräte Mit der neuesten Version USB 3.0 sind Brutto-Datenraten bis zu 4 Gbit/s realisierbar Im Bereich 2,402 GHz und 2,480 GHz liegendes ISM-Band, das bei einem 1-MHz-Kanalraster 79 Kanäle aufweist 10-Gigabit-Ethernet Übersprechen Variante des Ethernet für Datenraten bis 10 Gbit/s Gegenseitige Beeinflussung von zwei oder mehr Leitungen in einem Kabelbündel Seite 72 Kompendium Vernetzung Deutsche TV-Plattform IMPRESSUM Herausgeber: Deutsche TV-Plattform e.V. www.tv-plattform.de Kontakt: Deutsche TV-Plattform Lyoner Str. 9, c/o ZVEI 60528 Frankfurt am Main [email protected] Tel.: 0049-69-6302-311 Fax: 0049-69-6302-361 www.tv-plattform.de/publikationen Redaktion: Michael Silverberg Ulrich Freyer im Auftrag der Deutschen TV-Plattform Haftung/ Liability: The information in this report were accurately and thoroughly researched and consolidated to the best of the knowledge and under neutral approach of our Working Group. 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Textbeiträge von: Sebastian Artymiak Michael Eckhardt Ralf Exler Ulrich Freyer Heinrich Haase Michael Heisenberg Rainer Kirchknopf Peter Koch Klaus Merkel Christoph Schaaf Rainer Schäfer Michael Silverberg Peter Willems Holger Wenk Über uns – Deutsche TV-Plattform Die Deutsche TV-Plattform ist ein Zusammenschluss von privaten und öffentlich-rechtlichen Sendern, Geräteherstellern, Infrastrukturbetreibern, Service- und Technik-Providern, Forschungsinstituten und Universitäten, Bundes- und Landesbehörden sowie anderen, mit den digitalen Medien befassten Unternehmen, Verbänden und Institutionen. Ziel des gemeinnützigen Vereins ist seit über 20 Jahren die Einführung von digitalen Technologien auf Grundlage offener Standards. In den Arbeits- und Projektgruppen der Deutschen TV-Plattform engagieren sich Vertreter aus nahezu allen Bereichen der Medienbranche und der Unterhaltungselektronik für wichtige Weichenstellungen bei Schwerpunktthemen des digitalen Rundfunks. 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