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Internet-Auktionen - Eine Übersicht für Online-Versteigerungen im Hardund Softwarebereich Claudia Schmidt, Christof Weinhardt, Ralph Horstmann1 Stichworte: Internet, Auktionen, Elektronische Märkte, Hard-/Software, Transaktionsphasen Zusammenfassung: Dieser Beitrag gibt einen Überblick zu Internet-Auktionen im Hard- und Softwaremarkt. Untersucht werden Internet-Auktionen in Bezug auf ihre Ausgestaltung in verschiedenen Phasen der Markttransaktion. Es zeigt sich, daß die Anbieter zwar die Potentiale von Internet-Auktionen erkennen, sich aber zur Zeit in Angebot und Leistung nur wenig differenzieren. Auctions on the Internet - a survey of online-auctions for hard- and software keywords: Internet, auctions, electronic markets, hard-/software, transaction phases abstract: This paper provides an overview of auctions on the Internet for hard- and software. An analysis of Internet-auctions has been made by looking at different transaction phases and their characteristics. It turns out that the auctioneers see the potentials of online-auctions but, at the moment, they only differ a little in their listings and appearance. 1 Dipl.-Wirt.-Math. Claudia Schmidt, Prof. Dr. Christof Weinhardt, Lehrstuhl für BWLWirtschaftsinformatik, Universität Gießen, Licher Str. 70, D-35394 Gießen, E-Mail: {cla udia.schmidt | christof.weinhardt}@wirtschaft.uni-giessen.de. Dipl.-Phys. Ralph Horstmann, FORWISS (Bayerisches Forschungszentrum für Wissensbasierte Systeme), Forschungsgruppe Wirtschaftsinformatik (Leiter Prof. Dr. Peter Mertens), Am Weic hselgarten 7, D-91058 Erlangen, E-Mail: [email protected]. 1 Internet-Auktionen - Eine Übersicht für Online-Versteigerungen im Hardund Softwarebereich 1 Einleitung Seit der Etablierung der ersten Internet-Auktionen im Jahre 1995 haben diese sich zu weit verbreiteten Allokationsmechanismen in Elektronischen Märkten entwickelt. Allein das Auktionshaus Onsale hat 1997 mit einem Umsatz von 115 Mio. US-$ fast 300% des Vorjahres-Umsatzes erzielt [CaSt98]. In mittlerweile Hunderten von Internet-Auktionshäusern werden so unterschiedliche Güter wie Flugtickets, Antiquitäten, Konkursmasse oder Hard- und Softwarekomponenten gehandelt. Die folgende Untersuchung beschränkt sich - wegen der Vielzahl der Internet-Auktionen - auf das Marktsegment Hard- und Softwarehandel, das sich aus folgenden Gründen als repräsentativ erweist: • Auktionen werden traditionell als Mechanismen zur Preisabstimmung eingesetzt, um eine ‘schnelle’ Allokation von Gütern mit starkem Preisverfall (z. B. auf Blumen- oder Fischmärkten bzw. für Hardware) durch einen leicht verständlichen Mechanismus zu gewährleisten. • Auktionen dienen der Allokation in ineffektiven Märkten mit seltenen Gütern (z. B. Sammlerstücken) oder stark nachgefragten Gütern (z. B. Neuerungen im Hard-/Softwarebereich) [Wrig97]. • Da Informationen auf elektronischem Weg ausgetauscht werden und die gehandelten Güter nicht ‘vor Ort’ in Augenschein genommen werden, sind standardisierte Güter wie z. B. Hard-/Software ein klassischer Markt für Internet-Auktionen [Klei97]. Eine Bestandsaufnahme von Auktionshäusern, die ausschließlich oder überwiegend mit Hard- und Software handeln, wird anhand der Auktionsliste Auctioninsiders [http://www.auctioninsiders.com] vorgenommen, die eine Suche nach der Art der gehandelten Güter zuläßt. Darüber hinaus wurden die Suchmaschinen bzw. Themenkataloge Lycos [http://www.lycos.com] und Yahoo [http://www.yahoo.com] eingesetzt. Tabelle 1 enthält eine Übersicht der Auktionshäuser mit zugehörigen URLs, die zum Stichtag, dem 1. Juni 1998, Auktionen anbieten bzw. ankündigen. In theoretischen Arbeiten werden Auktionen für Elektronische Märkte auf ihre Allokationswirkungen hin untersucht (vgl. z. B. [WeGo96], [GoSc98], [Sand96]). Dort zeigt sich, daß es entscheidend von der Wahl der jeweils gewählten Auktionsform abhängt, welche Anreize den Beteiligten geboten werden und wie das Auktionsergebnis ausfällt. Deshalb werden die Angebote der Auktionshäuser anhand der Phasen der Markttransaktion [PiRe96] untersucht. Der folgende Abschnitt 2 geht darauf ein, wie in der Informationsphase die Produktpräsentation im Internet unterstützt wird. Abschnitt 3 stellt im Rahmen der Vereinbarungsphase verschiedene Auktionsformen und ihre Spezifika im Inter2 net dar. Von der Abwicklungsphase mit dem eigentlichen Leistungsübergang (z. B. Lieferung), der nicht über das Internet erfolgt, wird hier abstrahiert. Abschließend faßt Abschnitt 4 die wichtigsten Ergebnisse zusammen. 2 Charakteristika der Produktpräsentation In diesem Abschnitt werden Kriterien vorgestellt, nach denen die gefundenen Auktions-Systeme bezüglich der Produktpräsentation einzuordnen sind. Eine Übersicht ist in Tabelle 2 (vgl. [BeKr97], [DaGo97]) zusammengestellt. Sie gibt Aufschluß über die vielen zusätzlichen Funktionen, die sich in Online-Auktionen im Vergleich zu normalen Auktionen realisieren lassen. 2.1 Zugangsarten Für den navigierenden Zugriff ist die Tiefe der Produktgruppenhierarchie ausschlaggebend. Je mehr Stufen existieren, desto übersichtlicher ist das Angebot strukturiert. Jedoch steigen gleichzeitig die Anforderungen an die Benutzerführung. Wenn die Strukturierung zu detailliert wird, dann muß der Kunde bereits Eigenschaften des Produkts angeben, bevor ihm eine Auswahl präsentiert wird (z. B. Interface einer Festplatte). Dieses Problem wird relativiert, wenn man jederzeit aus der Hierarchie zu der Liste der Produkte, die den bisher gegebenen Informationen entsprechen, navigieren kann. Für Benutzer, die überlegt nach einem Produkt suchen, bietet sich die Möglichkeit zu einer Volltextrecherche oder zu einer gezielten Suche über Produkt- und/oder Herstellernamen an. Dieses grundlegende Merkmal findet man meist schon auf der Homepage oder auf jeder Seite der Produktgruppenhierarchie. Nach der Auswahl einer Produktgruppe kann der Kunde eine Teilmenge der HardwareKomponenten durch eine eigenschaftsorientierte Suche spezifizieren, indem er Ausprägungen für ausgewählte Attribute angibt. Auf der Suche nach einer Festplatte läßt sich z. B. durch die Angabe einer Mindestkapazität die zuvor sehr große Auswahl auf eine überschaubare Menge verkleinern. Als weiteres Einsatzgebiet für diese Funktion können Vorgaben an das Produkt spezifiziert werden, um eine Zusammenarbeit mit dem vorhandenen Computer zu gewährleisten (z. B. Festplatte mit SCSIBus) oder gewünschte technische Details anzugeben (z. B. Grafikkarte mit S3 Chipsatz). In diesem Fall ist eigenschaftsorientierte Suchart eher für Spezialisten geeignet. Eine Variante, die dem Benutzer viel Arbeit erspart, ist die ähnlichkeitsorientierte Suche (‘find similar products’). Ausgehend von einem bestimmten Produkt werden dessen Merkmale in eine eigen- 3 schaftsorientierte Suche übernommen. Anschließend kann der Benutzer jeweils spezifizieren, ob die Eigenschaften genau übereinstimmen müssen oder ob eine Abweichung erlaubt ist. 2.2 Generelle Eigenschaften Aufgrund des großen Angebotes von Auktions-Systemen ist es wichtig zu erfahren, ob auch ein Versand nach Deutschland möglich ist, da die meisten US-amerikanischen keinen Zustellung nach Übersee anbieten. Zur Entscheidungsfindung vor dem Kauf recherchieren Anwender nach Produktinformationen. Als Mehrwertdienst können diese auf der Web-Site direkt präsentiert werden, oder man bietet Links zu einschlägigen Quellen wie den Herstellern oder den Online-Ausgaben diverser Fachzeitschriften. Letztere haben den Vorteil einer objektiveren Beurteilung, u. U. mit Vergleichstests oder Kaufberatungen. Aus Tabelle 2 wird deutlich, daß die untersuchten Systeme sich in diesem Punkt stark unterscheiden. Der Ablauf eines Kaufs besteht normalerweise zuerst aus der Auswahl eines geeigneten Produkts und anschließend aus der Suche nach dem passenden Angebot (der Wahl des Anbieters). Um den Kunden zu leiten, sollte diese Trennung von Produkt- und Angebotsdaten in der Anwendung abgebildet werden. Allerdings müssen auch Möglichkeiten zum Ausbrechen aus dem Schema vorhanden sein, z. B. wenn der Benutzer genau weiß, welches Produkt er erwerben möchte. Sind die Produkt- und Anbieterdatenbestände voneinander getrennt, so werden auch Inkonsistenzen (z. B. dasselbe Produkt mit unterschiedlichen Eigenschaften bei zwei verschiedenen Anbietern) vermieden. Der Benutzer hat bei den meisten Systemen die Möglichkeit, sich per E-Mail über neue Produkte und Sonderangebote informieren zu lassen. Dazu trägt er sich in eine Mailing-Liste ein, die in der Regel unabhängig von einer Registrierung als Kunde beim System ist. Abhängig vom Anbieter der Informationen erhält der Anwender dann regelmäßig oder nur bei Bedarf automatisch erzeugte Mitteilungen. Der Betreiber der Web-Site kann dadurch sein Angebot um einen Push-Dienst erweitern und die Abonnenten zu Besuchen animieren. Bei der Übermittlung von Daten über das Internet ist es möglich, daß Dritte ‘mithören’. Die gängigste Methode, um persönliche Informationen (z. B. Adresse, Kreditkartennummer) vor einem Mißbrauch zu schützen und eine sichere Verbindung zu gewährleisten, ist die Verwendung des Secure Sockets Layer (SSL)-Protokolls. Allerdings enthält das Protokoll noch keine Mechanismen zur Abwicklung von elektronischem Zahlungsverkehr, wie z. B. die Online-Überprüfung von Kreditkartennummern oder die Authentifizierung des Benutzers. 4 2.3 Sonderfunktionen In dieser Rubrik sind Eigenschaften aufgeführt, die nur in wenigen Anwendungen zu finden waren. Sie bieten dem Anwender einen Zusatznutzen, der die Web-Sites besonders hervorhebt. Als besonderen Kundenservice bieten manche Systeme die Möglichkeit zur Abfrage des Auftragsstatus . Man kann hier z. B. in Erfahrung bringen, ob die bestellte Ware schon ausgeliefert worden ist. Daß diese Anwendung attraktiv ist, zeigen die Abrufzahlen eines vergleichbaren Dienstes von United Parcel Service [http://www.ups.com]. Für den Fall, daß das gewünschte Produkt noch gar nicht im Angebot aufgeführt ist, kann ein Informationssystem vorgesehen sein. Hat z. B. ein Benutzer durch die Ankündigung in einer Fachzeitschrift von einer neuen Grafikkarte gehört, so kann er einen entsprechenden Informationswunsch anhand des Produktnamens absetzen und wird benachrichtigt, sobald diese in das Sortiment aufgenommen wird (‘keep an eye on an item’). Um den Status mehrerer Gebote innerhalb eines Systems abzufragen, muß ein Benutzer normalerweise jede Auktion einzeln anwählen und kann dort den aktuellen Stand ablesen. Als Erleichterung kann das System jedoch eine dynamisch generierte Seite anbieten, die individuell eine Zusammenfassung der Auktionen anzeigt, an denen der Anwender beteiligt ist. Darüber hinaus werden dort auch Links zu den Detailinformationen angeboten. Noch weitergehenden Kundenservice bietet z. B. Onsale, als eines der wenigen Systeme, mit einem ausgereiften Help-Desk-System. Je nach Kundenproblem muß in einer der vier Kategorien ‘zeitkritische Gebots- und Bestellungsangelegenheiten’, ‘Produktangelegenheiten’, ‘Ver- sandangelegenheiten’ und ‘Informationsanfragen’ das genaue Problem (u. a. Fehler bei der Gebotsabgabe, Adressenänderung, defektes Produkt) ausgewählt werden. Anschließend sind in einem speziellen Formular einige zusätzliche Angaben einzutragen und per SSL-gesicherter Verbindung zu verschicken. Daraufhin kann man sich jederzeit über den Status der eigenen Anfrage informieren und die Antworten von Onsale abrufen, die auch per E-Mail verschickt werden. 3 Charakteristika der Vereinbarungsphase Im folgenden werden Internet-Auktionen in Hinblick auf die Vereinbarungsphase charakterisiert. Dazu werden sie bezüglich der jeweils zugrundeliegenden Auktionsform und weiterer Spezifika untersucht, die in den folgenden Abschnitten erläutert werden. Tabelle 3 gibt schließlich einen Über- 5 blick über die Ausprägungen der diskutierten Kriterien in den Angeboten der einzelnen Auktionshäuser. 3.1 Auktionsformen im Internet In diesem Abschnitt werden zunächst grundlegende Auktionsformen vorgestellt (siehe z. B. [AfMi87]), um darauf aufbauend die im Internet existierenden Auktionsformen auf diese Grundformen zurückzuführen: Die ENGLISH AUCTION (EA) ist eine Auktionsform, in der die Bieter ihre Gebote so lange sukzessiv erhöhen, bis nur noch ein Bieter übrig bleibt. Dieser erhält den Zuschlag zum Preis des von ihm zuletzt genannten Gebots. Bei der DUTCH AUCTION (DA) gibt der Auktionator einen Startpreis bekannt, den er so lange senkt, bis der erste Bieter ein Gebot abgibt. Dieser erhält den Zuschlag zum Preis des von ihm genannten Gebots. In der FIRST PRICE SEALED BID AUCTION (FP) gibt jeder Bieter genau ein verdecktes Gebot ab. Den Zuschlag erhält der Bieter mit dem höchsten Gebot zum Preis des von ihm genannten Gebots. Die SECOND PRICE SEALED BID AUCTION oder auch VICKREY AUCTION (VA) [Vick61] unterscheidet sich von der FIRST PRICE SEALED BID AUCTION lediglich dadurch, daß der Bieter mit dem höchsten Gebot den Zuschlag zum Preis des zweithöchsten Gebots erhält. In einer DOUBLE AUCTION (DL) bieten sowohl Käufer (Gebote zum Kauf, sog. bids) als auch Verkäufer (Gebote zum Verkauf, sog. asks). Eine Transaktion kommt zustande, wenn das aktuell beste Gebot eines Käufers bzw. Verkäufers akzeptiert wird. Die Bezeichnung von Auktionen im Internet unterscheidet sich häufig von den in der Literatur verwendeten Termini. So wird die ENGLISH AUCTION z. B. auch als ‘Traditional Auction’ (durch die Auktionshäuser uBid und WebAuction), ‘Internet Auction’ (CyberSWAP) oder ‘Regular Auction’ (PC-Buyer) bezeichnet, die Dutch Auction z. B. auch als ‘Descending Auction’ (uBid) und die FIRST PRICE SEALED BID AUCTION auch als ‘Non-Published Auction’ (Encore EZ-Auction) oder ‘Silent Auction’ (uBid). Zum Teil werden durch den Namen Besonderheiten der Auktion zum Ausdruck gebracht. So spricht ProAuctions bei einer ENGLISH AUCTION, in der die Angabe von Reservationswerten (siehe unten) möglich ist, von einer ‘Reserve Auction’, Onsale von einer ‘Open Reserve Auction’. Zum Teil wird auch der direkte Verkauf (‘straight sale’) eines Objekts als Auktionsform aufgeführt, bei der ein Preis gegeben ist und der erste Bieter den Zuschlag erhält (z. B. bei Biddernet und Auction Sales Online). Neben der von der Literatur zur Auktionstheorie abweichenden Bezeichnung finden sich im Internet auch neue Ausprägungen von Auktionsformen. So bietet uBid eine sog. ‘Wall Street Auction’ (WS) an, die im wesentlichen einer hybriden ENGLISH AUCTION und DUTCH AUCTION entspricht: Wird der gegebene Mindestpreis überboten, findet eine ENGLISH AUCTION statt, anderenfalls wird der Preis gesenkt bis der Markt geräumt ist. 6 3.2 Spezifika der Auktionsformen Die Ausgestaltung von Internet-Auktionen wird im folgenden anhand der in den Spalten von Tabelle 3 aufgeführten Spezifika diskutiert. Einige der Auktionshäuser, z. B. Auktion Online und Online Exchange, ermöglichen es ihren Kunden (zusätzlich zur Teilnahme an Auktionen als Bieter) für eigene Objekte Auktionen zu initiieren. Man spricht dann von person-to-person-Auktionen. Der überwiegende Teil der Auktionshäuser hat jedoch ausgewählte Händler als Geschäftspartner und bietet ausschließlich Objekte dieser Händler an. Letztlich sichern Händler mit entsprechender Qualität der Ware und Verfügbarkeit der Güter die Reputation und Akzeptanz des Auktionshauses. Eine Ausnahme bildet das Auktionshaus Auction IT, bei dem der Benutzer seine Hard- oder Software 175 Händlern anbietet. In nahezu allen Auktionshäusern besteht die Möglichkeit, für mehrere, identische Güter zu bieten. Die Preissetzung der grundlegenden Auktionsformen erfolgt dann folgendermaßen: In der ENGLISH AUCTION und der FIRST PRICE SEALED BID AUCTION gehen m Objekte an die m höchsten Bieter zum Preis ihrer jeweiligen Gebote. In der VICKREY AUCTION werden m Objekte an die m höchsten Bieter zum Preis des (m+1) höchsten Gebotes verkauft (siehe auch [Vick61]). Bei der DUTCH AUCTION senkt der Auktionator den Startpreis, bis für m Objekte Gebote abgegeben wurden. Zum Teil besteht bei den Auktionshäusern die Möglichkeit, Reservationswerte zu spezifizieren: Der Kaufpreis, den ein Bieter für ein Objekt maximal zu zahlen bereit ist, wird als Maximalpreis bezeichnet. Aus Sicht des Verkäufers können Mindestpreise für die von ihnen angebotenen Objekte festgelegt werden. Diese Mindestpreise bilden eine Einstiegsbarriere für Bieter in dem Sinn, daß ausschließlich Bieter an der Auktion teilnehmen, deren Reservationswerte über dem Mindestpreis liegen (siehe z. B. [Kräk92]). Hier wurden Internet-Auktionen daraufhin untersucht (Tabelle 3), ob die Angabe von Maximal- bzw. Mindestpreisen (Reservationswerten) möglich ist. In den meisten Auktionen ist keine freie Gebotsabgabe möglich, d. h. Gebote können nicht in beliebiger Höhe abgegeben werden. Häufig müssen Gebote in fest vorgegebenen Intervallen, sogenannten ticks, erhöht werden. In Internet-Auktionen erhöht dies zwar die Kommunikationskosten, unterstützt aber Möglichkeiten der Automatisierung von Auktionen (z. B. durch den Einsatz von ‘bidagents’, siehe unten). Das Ende einer Auktion kann durch den Auktionator (z. B. CyberSWAP) oder durch den Anbieter (z. B. Haggle Online) initiiert werden. Zumeist schließt die Auktion jedoch zu einem fix vorgegebenen Zeitpunkt (eine Diskussion der Besonderheiten, die sich daraus für die Auktionsform ergeben, 7 findet man bei [BeSe96]). Als besonderes Reglement ergibt sich bei einem Teil der Auktionshäuser, daß Auktionen über diesen fixen Endzeitpunkt weitergeführt werden, bis für eine bestimmte Zeitspanne keine Gebote mehr eingehen. Für den Anbieter der Auktion ergibt sich so der Vorteil, daß die Gebote weiter steigen können. Informationen über den Status der Auktion erhalten Bieter über die Internetseite des Auktionshauses, auf der die aktuell höchsten Gebote (‘winning bids’) mit zumeist verschlüsselten Informationen der zugehörigen Bieter angegeben werden. Auktionshäuser offerieren darüber hinaus zwei unterschiedliche Arten der Unterstützung, um den Bieter über den Stand der Auktion zu informieren und ihm das wiederholte Abrufen der aktuellen Gebote zu ersparen. Zum einen generieren Gebotsassistenten eine E-Mail an Bieter, wenn diese überboten werden (‘alert-agents’). Zum anderen ist es bei einigen Anbietern möglich, persönliche Preislimits anzugeben. Gebotsassistenten bieten dann in festgelegten ticks im Namen des Kunden bis das angegebene Limit erreicht ist (‘bid-agents’). Die Nutzung von bid-agents ist aus Sicht des Verkäufers vorteilhaft, da Gebote automatisch steigen. Viele Auktionshäuser geben Auskunft darüber, nach welchen Kriterien der Zuschlag erteilt wird, wenn mehrere Gebote gleicher Höhe vorliegen. Priorität beim Zuschlag hat dann entweder Zeit (Z) (der Bieter, der das erste Gebot abgegeben hat, erhält den Zuschlag) oder Menge (M) (der Bieter, der für die größte Menge bietet, erhält den Zuschlag). Das Auktionshaus PCAuctioneer versucht, Anreize für die Nutzung seines bid-agent ‘Autobid’ zu setzen: Bei Geboten gleicher Höhe haben die Bieter Priorität, die den bid-agent nutzen. Sofern die Auktionshäuser Prioritäten angegeben haben, werden diese in Tabelle 3 aufgeführt. 4 Zusammenfassung Zusammenfassend läßt sich feststellen, daß die Anzahl und die Attraktivität der angebotenen Gegenstände den Erfolg bestimmt. Beispielsweise wird bei allen untersuchten Web-Sites die Produktauswahl nur rudimentär unterstützt. Es gibt nur einfache Suchfunktionen und ein direkter Vergleich von mehreren Produkten wird nicht angeboten. Durch die Implementierung von eigenschaftsorientierten oder sogar problembezogenen Ansätzen bei einem großem Produktspektrum besteht außerdem die Möglichkeit, auch Computer-Laien den Kauf von Hardware-Komponenten über eine Internet-Auktion zu ermöglichen und damit den angesprochenen Benutzerkreis zu vergrößern. Weitergehende Features, wie ein Produktvergleich oder eine Auftragsstatusinformation, sind nur selten anzutreffen. Dem Sicherheitsbedürfnis der Kunden genügen die meisten Server, da mit SSL eine 8 kostengünstige und leicht zu implementierende Methode vorhanden ist, um die Übertragung von privaten Daten zu verschlüsseln. Von 49 untersuchten Auktionshäusern, die insgesamt 55 Auktionsformen anbieten, setzt der überwiegende Teil (46 Auktionshäuser) ENGLISH AUCTIONs ein. Bezüglich der Auktionsspezifika läßt sich feststellen, daß der Großteil der Auktionshäuser die Bedeutung der (Konstanz der) Produktqualität und der damit zusammenhängenden Reputation erkannt hat und nur wenige person-to-personAuktionen existieren. Transaktionskosten werden durch das Setzen von Mindestpreisen reduziert. Ferner wird ein aus Sicht des Anbieters vorzeitiger Abbruch der Auktion häufig durch ein variables Auktionsende vermieden. Allerdings bleiben Automatisierungsmöglichkeiten, z. B. durch den Einsatz von ‘bid-agents’, weitgehend ungenutzt. Die Untersuchung zeigt, daß die meisten Auktionshäuser zwar die Potentiale von Internet-Auktionen erkennen, sich aber zur Zeit in Angebot und Leistung nur wenig differenzieren. 9 Literatur [AfMi87] McAffee, P. R..; McMillan, J.: Auctions and Bidding. In: Journal of Economic Literature 25 (1987), S. 699-738. [Bail96] Bailey, J. P.: The emergence of electronic market intermediaries. In: DeGross, J., Jarvenpaa, S., Srinivasan, A. (Hrsg.), Proceedings of the 17th International Conference on Information Systems, Cleveland/Ohio, USA 1996, S. 391-399. [BeKr97] Beckmann, M.; Kräkel, M.; Schauenberg, B.: Der deutsche Auktionsmarkt: Ergebnisse einer empirischen Studie, Zeitschrift für Betriebswirtschaft 67 (1997) 1, S. 41-65. [BeSe96] Beam, C.; Segev, A.; Shanthikumar, G. J.: Electronic Negotiations through Internet-based Auctions. CITM Working Paper 96-WP-1019, Fisher Center for Information Technology & Management, University of California 1996. [CaSt98] Cartexe, A. E.; Stepanek, M.: Good-bye to Fixed Pricing? In: Business Week, May 4 (1998), S. 59-64. [DaGo97] Damaschke, G.; Gottschalk, P.: Schnäppchenjagd im Internet, PC Professionell o. Jg. (1997) 8, S. 182-183. [GoSc98] Gomber, P.; Schmidt, C.; Weinhardt, Ch.: Auctions in Electronic Commerce - Efficiency versus Computational Tractability. In: Lee, J. K. et al. (Hrsg.): Proceedings of the International Conference on Electronic Commerce ‘98 (ICEC '98). Seoul, Korea, S. 43-48. [HoTi98] Horstmann, R.; Timm, U. J.; Mertens, P.: Concept and Realization of an Internet-based Infobroker for Hardware Components. In: Doukidis, J. G. et al. (Hrsg.), Proceedings of the 11th International Bled Electronic Commerce Conference: Electronic Commerce in the Information Society, Kranj, Slovenia 1998, S. 505-517. [Klei97] Klein, S.: Introduction to Electronic Auctions. In: International Journal of Electronic Markets 7 (1997) 4, S. 3-6. [Kräk92] Kräkel, M.: Auktionstheorie und interne Organisation. Wiesbaden 1992. [PiRe96] Picot, A.; Reichwald, R.; Wigand, R. T.: Die grenzenlose Unternehmung. Wiesbaden 1996. [Sand96] Sandholm, T.:. Limitations of the Vickrey Auction in computational multiagent systems. In: Conference Proceedings of the Second International Conference on Multi-Agent Systems (ICMAS96), Kyoto1996, S. 299-306. [Vick61] Vickrey, W.: Counterspeculation, Auctions, and Competitive Sealed Tender. In: Journal of Finance 16 (1961), S. 8-37. [WeGo96] Weinhardt, Ch.; Gomber, P.: Domänenunabhängige Koordinationsmechanismen für die dezentrale betriebliche Planung. In: IM Information Management, 11 (1996) 1, S. 6-16. 10 [Wrig97] Wrigley, C. D.: Design Criteria for Electronic Market Servers. In: International Journal of Electronic Markets 7 (1997) 4, S. 12-16. Auktionshaus: URL des Auktionshauses: 1. Affiliated Computer Auction www.remarketing.com/auction 2. American Discount Distributor www.addonline.com 3. Auction-One.com www.auction-one.com 4. Auction Depot www.auctiondepot.com 5. Auction IT www.auction-it.net 6. Auction Sales Online www.auction-sales.com 7. Auction Warehouse www.auctionwarehouse.com 8. Auction World www.a-world.com 9. AuctionBoard www.auctionboard.com 10. AuctionBoard Personal Edition www.worldport.com/ab/auction.cfm 11. AuctionGate www.auctiongate.com 12. AuctionMax www.auctionmax.com 13. AuctionX www.auctionx.com 14. Auktion Online www.auktion.com 15. AuktioNet www.auktionet.com 16. BID.COM www.internetliquidators.com 17. Biddernet www.biddernet.com 18. Bidnask.com www.bidnask.com 19. BidnBuy www.bidnbuy.com 20. Cool Auctions www.coolauctions.com 21. CyberSWAP www.cyberswap.com 22. DealDeal.com www.dealdeal.com 23. DigitalAuction www.digitalauction.com 24. eBay cayman.ebay.com/aw/index.html 25. Encore EZ-Auction www.encoreauction.com 26. FairAuction www.fairauction.com 27. FairMarket www.fairmarket.com 28. First Auction www.firstauction.com 29. GoingOnce www.goingonce.net 30. Haggle Online www.haggle.com 31. Hightech Auction www.hightech-auction.com 32. Infinite Auction www.sweetdeal.com 33. Insight Corp Auction www.insight.com/cgi-bin/bp/1702906736:2/web/auction.html 34. Interactive Auction Online www.iaoauction.com 35. JEM Computers Inc. www.jembasement.com 36. Klik-Klok www.klik-klok.com/auction.html 37. MediaSell www.mediasell.de 38. Online Auktionen Deutschland www.zuschlag.de 39. Online Exchange www.uce.com/Exchange 40. ONSALE www.onsale.com 41. PCAuctioneer www.pcauctioneer.com 42. PC-Buyer www.pc-buyer.com 43. Quixell www.quixell.com 44. SurplusAuction www.surplusauction.com 45. uBid www.ubid.com 46. USALE Auction www.usale-auction.com 47. USAuctions www.auctionsamerica.com 11 48. WebAuction www.webauction.com 49. www.Hardware.de www.hardware.de Tabelle 1: Auktionshäuser und ihre URLs 12 Help-Desk-System Gebotsstatus Information Keep an eye on an item Auftragsstatus Information Sichere Verbindung Mailing-Liste Trennung von Produkt- und Angebotsdaten Produktinformationen Versand nach Deutschland Find Similar Products 0 0 1 1 0 1 1 1 1 1 1 1 1 2 0 2 1 1 1 1 1 1 1 1 1 0 1 2 1 1 1 1 1 1 1 0 1 1 1 1 1 1 1 1 1 Eigenschaftsorientierte Suche Affiliated Computer Auction American Discount Distributor Auction-One.com Auction Depot Auction IT Auction Sales Online Auction Warehouse Inc. Auction World AuctionBoard AuctionBoard Personal Edition AuctionGate AuctionMax AuctionX Auktion Online AuktioNet BID.COM Biddernet Bidnask.com BidnBuy Cool Auctions CyberSWAP DealDeal.com DigitalAuction eBay Encore EZ-Auction FairAuction FairMarket First Auction GoingOnce Haggle Online Hightech Auction Infinite Auction Insight Corp Auction Interactive Auction Online JEM Computers Inc. Klik-Klok MediaSell Online Auktionen Deutschland Online Exchange ONSALE PCAuctioneer PC-Buyer Quixell SurplusAuction uBid Einfache Suche Tiefe der Kategoriehierarchie 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19. 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27. 28. 29. 30. 31. 32. 33. 34. 35. 36. 37. 38. 39. 40. 41. 42. 43. 44. 45. Auktionshaus v x x v a x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x v v v v v v v v v v v v v v v v v v v v x x x x x x v v v k v v k v v x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x v v v v v v v v v x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x 13 46. 47. 48. 49. USALE Auction USAuctions WebAuction www.Hardware.de 1 1 1 2 x v k x x x x x x x x x x x Tabelle 2: Präsentationsformen Legende Tabelle 2: zu `Produktinformationen`: k: keine oder nur spärliche Produktinformationen, e: einfache Produktinformationen, d. h. ausgewählte technische Eigenschaften, a: ausführliche Produktinformationen, d. h. Datenblatt mit Fließtext und Eigenschaften, evtl. Verweise auf Testberichte, v: verschieden; je nach Produkt von k bis a 14 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19. 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27. 28. 29. 30. 31. 32. 33. 34. 35. 36. 37. 38. 39. 40. 41. 42. 43. 44. 45. Affiliated Computer Auction American Discount Distributor Auction-One.com Auction Depot Auction IT Auction Sales Online Auction Warehouse Inc. Auction World AuctionBoard AuctionBoard Personal Edition AuctionGate AuctionMax AuctionX Auktion Online AuktioNet BID.COM Biddernet Bidnask.com BidnBuy Cool Auctions CyberSWAP DealDeal.com DigitalAuction eBay Encore EZ-Auction FairAuction FairMarket First Auction GoingOnce Haggle Online Hightech Auction Infinite Auction Insight Corp Auction Interactive Auction Online JEM Computers Inc. Klik-Klok MediaSell Online Auktionen Deutschland Online Exchange ONSALE PCAuctioneer PC-Buyer Quixell SurplusAuction uBid 46. USALE Auction 47. USAuctions 48. WebAuction x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x EA EA EA EA EA EA EA EA EA EA EA EA EA EA EA EA EA DL EA EA EA EA EA EA, VA EA, FP EA EA EA EA EA EA EA EA EA DA DA EA EA EA EA, VA EA EA EA EA EA, DA, FP, WS EA EA EA x (x) x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x t+ t+ t+ x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x Priorität Zuschlag bid-agent alert-agent x x x x x x t+ t t t t t+ t+ t t+ t+ t+ t t t t t t+ k. A. t t AH t+ t t t t t t t+ AB t t+ t+ t t k. A. t t t t t+ t+ t+ t+ x x Auktionsende ticks x x x x x x x x x x x x x x x -, x 1 x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x Mindestpreise Maximalpreise identische Güter person-to-person Auktionsform ausschließlich Hard-/Software Auktionshaus M Z x x x x x x x MZ Z ZM MZ MZ MZ MZ MZ x x x x x x x, - 2 Z MZ Z Z MZ MZ MZ MZ x M ZM ZM RND x x x x x x x MZ x MZ AB MZ MZ ZM MZ ZM M MZ 15 49. www.Hardware.de x EA x x x t+ x MZ Tabelle 3: Charakteristika der Vereinbarungsphase Legende Tabelle 3: zu `Auktionsform`: EA= English Auction, DA = Dutch Auction, FP = First Price Sealed Bid Auction, VA = Vickrey Auction, DL = Double Auction, WS = Wall Street Auction, zu `Auktionsende`: t = Auktion schließt zu fix vorgegebenem Zeitpunkt, t+ = Auktion schließt nach fixem Zeitpunkt, wenn über best. Zeitspanne kein Gebot mehr eingeht, AH = Auktionshaus schließt die Auktion, AB = Anbieter schließt die Auktion, k. A. = keine Angaben zu `Priorität Zuschlag`: M = Priorität Menge, Z = Priorität Zeit, RND = zufällige Auswahl, AB = Nutzung `Autobid` 1 EA: keine identischen Güter, VA: identische Güter, 2 EA: bid agent, VA: kein bid agent, 16