3. Arbeit und Arbeitsorganisation 3.1 Grundlagen 3.2 Historie der
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3. Arbeit und Arbeitsorganisation 3.1 Grundlagen 3.2 Historie der
Lehrstuhl Wirtschafts- und Industriesoziologie: LWIS 3. Arbeit und Arbeitsorganisation 3.1 Grundlagen 3.2 Historie der Erwerbsarbeit 3.3 Entwicklung von Produktionsarbeit 3.4 Dienstleistungsarbeit Lehrbuch Kap. 3 Hirsch-Kreinsen: Einführung in die Industriesoziologie, SoSe 2014, Kap. 3 1 Lehrstuhl Wirtschafts- und Industriesoziologie: LWIS Grundbegriffe Struktur der Vorlesung Arbeit und Arbeitsorganisation Mikroebene Unternehmen, Netzwerke Mesoebene Industrielle Beziehungen Management Arbeitsmarkt Hirsch-Kreinsen: Einführung in die Industriesoziologie, SoSe 2014, Kap. 3 Makroebene 2 Lehrstuhl Wirtschafts- und Industriesoziologie: LWIS 3.1 Grundlagen der Arbeitsorganisation Hirsch-Kreinsen: Einführung in die Industriesoziologie, SoSe 2014, Kap. 3 3 Lehrstuhl Wirtschafts- und Industriesoziologie: LWIS Fokus auf Arbeit als Erwerbsarbeit Ökonomisch ausgerichtete Arbeit Ihre Verteilung und Bezahlung regelt sich auf einem Markt (Arbeit als Ware) Arbeit in Form von Berufen Versus informelle, nicht-offizielle oder auch autonome Arbeit, Art der Erwerbsarbeit bestimmt Einkommen, Lebenschancen, Position in der Gesellschaft Hirsch-Kreinsen: Einführung in die Industriesoziologie, SoSe 2014, Kap. 3 4 Lehrstuhl Wirtschafts- und Industriesoziologie: LWIS Fokus auf Erwerbsarbeit als Lohnarbeit Erwerbsarbeit als abhängige Arbeit Austausch von Geld gegen Arbeitsvermögen Ausübung grundsätzlich fremdbestimmt Versus selbständige oder freiberufliche Tätigkeiten Hirsch-Kreinsen: Einführung in die Industriesoziologie, SoSe 2014, Kap. 3 5 Lehrstuhl Wirtschafts- und Industriesoziologie: LWIS Lohnarbeit in historischer Perspektive: • Sozialstrukturell: Arbeiterschaft • Beschäftigungsverhältnis: Grundkonflikt zwischen Kapital und Arbeit • Herstellung materieller Produkte: Industrieoder Produktionsarbeit Industrialisierung und eine besondere Lebens- und Arbeitshaltung - „Geist des Kapitalismus“ (M.Weber) Hirsch-Kreinsen: Einführung in die Industriesoziologie, SoSe 2014, Kap. 3 6 Lehrstuhl Wirtschafts- und Industriesoziologie: LWIS Formen von Lohnarbeit I • Sektorale Gliederung: - primär: Gewinnung von Rohstoffen; Land- und Forstwirtschaft, Fischerei, Energie- und Wasserversorgung sowie Bergbau - sekundär: verarbeitendes Gewerbe, Bauindustrie - tertiär: großer „Rest“ Gliederung der Unternehmen nach Schwerpunkt der Aktivität In Hinblick auf Tätigkeiten widersprüchlich; z.B. Finanzberater im Autowerk Hirsch-Kreinsen: Einführung in die Industriesoziologie, SoSe 2014, Kap. 3 7 Lehrstuhl Wirtschafts- und Industriesoziologie: LWIS Formen von Lohnarbeit II • Funktionale Gliederung nach Art des Produktes - Materiell: Produktionsarbeit, Fließbandmontage - Immateriell: Dienstleistungsarbeit, Bademeister, Finanzberaterin Dienstleistungen nur negativ bestimmt: Tätigkeiten, die sich nicht auf die Herstellung von Sachgütern richten Hirsch-Kreinsen: Einführung in die Industriesoziologie, SoSe 2014, Kap. 3 8 Lehrstuhl Wirtschafts- und Industriesoziologie: LWIS Beschäftigungsbeziehung • Beziehung zwischen Management und Arbeitnehmer • Verhältnis zwischen Kapital und Arbeit („Lohnarbeitsverhältnis“) Dauerproblem der Gestaltung des Arbeitsprozesses Hirsch-Kreinsen: Einführung in die Industriesoziologie, SoSe 2014, Kap. 3 9 Lehrstuhl Wirtschafts- und Industriesoziologie: LWIS Das Beschäftigungsverhältnis: grundlegend divergierende Interessen Management: Effizienz , Rentabilität, Unternehmenswert Beschäftigte: Beschäftigungssicherheit Einkommen, gute Arbeit Verhandlungsprozesse Interessenkompromisse / Gemeinsamkeiten Anweisung des Managements Gestaltung der Arbeit Hirsch-Kreinsen: Einführung in die Industriesoziologie, SoSe 2014, Kap. 3 10 Lehrstuhl Wirtschafts- und Industriesoziologie: LWIS Transformationsproblem (Marx) • Fiktiver Charakter der Ware Arbeitskraft (Polanyi) • Differenz zwischen Arbeitsvermögen und tatsächlicher Arbeitsleistung • Arbeit als „lebendige“ Arbeit • Flexibilitätserfordernis des Arbeitsprozesses „…der Unternehmer kauft die Katze im Sack…“ (Deutschmann) Hirsch-Kreinsen: Einführung in die Industriesoziologie, SoSe 2014, Kap. 3 11 Präzisierung Lehrstuhl Wirtschafts- und Industriesoziologie: LWIS • Konkrete Arbeitsleistung gekoppelt an die Person der Arbeitskraft Abhängigkeit von Affekten, Bedürfnissen und Interessen der Arbeitskraft • Oft hohe zeitliche und sachliche Flexibilitätserfordernisse Planungsprobleme • Störungsfreier Ablauf der Prozesse oft abhängig von spezifischen Qualifikationen und impliziten Erfahrungen der Arbeitskräfte „Zutun“ der Arbeitskräfte Hirsch-Kreinsen: Einführung in die Industriesoziologie, SoSe 2014, Kap. 3 12 Lehrstuhl Wirtschafts- und Industriesoziologie: LWIS Offenheit des Arbeitsvertrages Problem der ständigen Transformation von Arbeit in konkrete und alltägliche Arbeitsleistung Ständige Abstimmung von Interessendivergenzen Ex-ante schwer bestimmbare Flexibilitätserfordernisse an den Arbeitsprozess Rahmenregelungen der Arbeit: Einkommen, Position, Stellenbeschreibung etc. Hirsch-Kreinsen: Einführung in die Industriesoziologie, SoSe 2014, Kap. 3 13 Lehrstuhl Wirtschafts- und Industriesoziologie: LWIS Opportunismusproblem (Williamson) • Tendenz zur Leistungszurückhaltung: „Bremsen“ (Weber), „Sich-Drücken“ (Taylor) – „shirking“ • Tendenz zum Lohndrücken durch Arbeitgeber Wechselseitiges Kontrollproblem des Arbeitsprozesses Hirsch-Kreinsen: Einführung in die Industriesoziologie, SoSe 2014, Kap. 3 14 Lehrstuhl Wirtschafts- und Industriesoziologie: LWIS „Lösung“ der Strukturprobleme I Unternehmen als Herrschaftsverhältnis, d.h. Autorität und Direktionsrecht des Managements Herrschaft als Soziale Beziehung Voraussetzung: Legitimität, Anerkennung, Konsens und Einverständnis, Partizipation Hirsch-Kreinsen: Einführung in die Industriesoziologie, SoSe 2014, Kap. 3 15 Lehrstuhl Wirtschafts- und Industriesoziologie: LWIS „Lösung“ der Strukturprobleme II Voraussetzung: Freiwilligkeit, Leistungsbereitschaft, Motivation und „Zutun“ der Arbeitskräfte Nicht allein monetäre Anreize wichtig Wichtig vielmehr auch Konsens, Engagement und Eigeninteresse der Arbeitskräfte - generell gemeinsame Grundüberzeugungen innerhalb eines Unternehmens. Anerkennung und Status!!! Impliziter Arbeitsvertrag auf der Basis einer reziproken Beziehung zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer Hirsch-Kreinsen: Einführung in die Industriesoziologie, SoSe 2014, Kap. 3 16 Lehrstuhl Wirtschafts- und Industriesoziologie: LWIS „Lösung“ der Strukturprobleme III Gegebene Organisationsstruktur Stellendefinition Arbeitsanweisungen Festgeschriebene Regelung von Arbeitsabläufen Formelle sowie informelle Arbeitsorganisation Hirsch-Kreinsen: Einführung in die Industriesoziologie, SoSe 2014, Kap. 3 17 Lehrstuhl Wirtschafts- und Industriesoziologie: LWIS Adolph von Menzel (1815 – 1905): Eisenwalzwerk (1875); Schienenwalzwerk Königshütte Oberschlesien Hirsch-Kreinsen: Einführung in die Industriesoziologie, SoSe 2014, Kap. 3 18 Lehrstuhl Wirtschafts- und Industriesoziologie: LWIS Arbeitsorganisation I: • Arbeitsteilung: fachlich, funktional und hierarchisch • Arbeitsteilung erfordert Kooperation • Kooperation basiert auf Koordination: funktional-sachlich, zeitlich und personell Koordination setzt Autorität und Direktionsrecht (Herrschaft) voraus Hirsch-Kreinsen: Einführung in die Industriesoziologie, SoSe 2014, Kap. 3 19 Lehrstuhl Wirtschafts- und Industriesoziologie: LWIS Arbeitsorganisation II: • Qualifikation: funktional, extrafunktional • Ausbildung und Qualifizierung: beruflich, betrieblich, Grad der Spezialisierung • Personaleinsatz: zeitlich, sachlich Aktuelles Problem ist die zunehmende Flexibilisierung des Personaleinsatzes Hirsch-Kreinsen: Einführung in die Industriesoziologie, SoSe 2014, Kap. 3 20 Lehrstuhl Wirtschafts- und Industriesoziologie: LWIS Begriffe Qualifikation: Gesamtheit der individuellen Fähigkeiten, Fertigkeiten, Kenntnisse für bestimmte Aufgaben • Fähigkeiten: das gesamte Handlungspotential • Fertigkeiten: durch Übung entstanden • Kenntnisse: kognitives Wissen Funktionale Qualifikation: technisch-fachlich, prozessezifisch Extrafunktionale Qualifikation: Arbeitstugenden, generelle Schlüsselqualifikationen wie methodische und kommunikative Fähigkeiten Hirsch-Kreinsen: Einführung in die Industriesoziologie, SoSe 2014, Kap. 3 21 Lehrstuhl Wirtschafts- und Industriesoziologie: LWIS Arbeitsorganisation III: Leistungspolitik: widersprüchliches Verhältnis von: Vorgabe und Kontrolle von Leistungszielen durch das Management Autonomie, Motivation, Leistungsbereitschaft und „Mitdenken“ der Beschäftigten Instrumente: Lohn und Einkommen, Aufstieg, Zielvereinbarungen, akzeptierte Arbeitsbedingungen Hirsch-Kreinsen: Einführung in die Industriesoziologie, SoSe 2014, Kap. 3 22 Lehrstuhl Wirtschafts- und Industriesoziologie: LWIS Technik als intervenierender Faktor: Technik zentrales Rationalisierungsinstrument: Kontinuisierung und Beschleunigung der Produktion Standardisierung und Vereinfachung Automatisierung: Ersetzung menschlicher Arbeit Verhältnis von Technik und Arbeitsorganisation ist eine der zentralen industriesoziologischen Fragen Hirsch-Kreinsen: Einführung in die Industriesoziologie, SoSe 2014, Kap. 3 23 Lehrstuhl Wirtschafts- und Industriesoziologie: LWIS Typen von Arbeitssystemen Personalpolitk berufsorientiert betriebsorientiert Arbeitsteilung hoch gering Differenziertes System Polarisiertes System Flexibel differenziertes System Integratives System Hirsch-Kreinsen: Einführung in die Industriesoziologie, SoSe 2014, Kap. 3 24 Lehrstuhl Wirtschafts- und Industriesoziologie: LWIS Zu Personalpolitik • Betriebsorientiert: Auswahl und Einsatz des Personals orientiert an gegebener Arbeitsteilung • Berufsorientiert: Grad der Arbeitsteilung orientiert an verfügbaren Qualifikationen Hirsch-Kreinsen: Einführung in die Industriesoziologie, SoSe 2014, Kap. 3 25 Lehrstuhl Wirtschafts- und Industriesoziologie: LWIS Differenziertes System • Ausgeprägte funktionale und hierarchische Arbeitsteilung • Anlernung und gezielter Einsatz der Arbeitskräfte • Einzelarbeitsplätze und Abschottung • Voraussetzung standardisierte Prozesse Taylorisiertes Arbeitssystem, Fließband Hirsch-Kreinsen: Einführung in die Industriesoziologie, SoSe 2014, Kap. 3 26 Lehrstuhl Wirtschafts- und Industriesoziologie: LWIS Integratives System • Einsatz qualifizierten Personals für Segmente bzw. ganze Funktionsbereiche • Prinzip der Selbstorganisation und Eigensteuerung mit Rahmenvorgaben - Prinzip der „black box“ • Komplexe und flexible Prozesse Gruppenarbeit und selbstorganisierte Arbeitsformen Hirsch-Kreinsen: Einführung in die Industriesoziologie, SoSe 2014, Kap. 3 27 Lehrstuhl Wirtschafts- und Industriesoziologie: LWIS 3.2 Industrielle Arbeitsorganisation Hirsch-Kreinsen: Einführung in die Industriesoziologie, SoSe 2014, Kap. 3 28 Lehrstuhl Wirtschafts- und Industriesoziologie: LWIS Vorindustrieller Handwerksbetrieb Historische Entwicklung von Arbeit Manufaktur Industrielle Arbeitsorganisation 1850 Hirsch-Kreinsen: Einführung in die Industriesoziologie, SoSe 2014, Kap. 3 1900 29 Lehrstuhl Wirtschafts- und Industriesoziologie: LWIS Der vorindustrielle Handwerksbetrieb • soziale Differenzierung in Meister/Eigentümer, Geselle, Lehrling • geringe Arbeitsteilung, hohe Bedeutung von Erfahrungswissen • hohe Autonomie und Dispositionsspielräume Die Manufaktur • großbetriebliche Zusammenfassung handwerklicher Arbeit für die frühe Massenproduktion • Arbeitsteilung, aber keine Technik • Handwerker und Ungelernte (Frauen, Kinder) Ungleichzeitigkeit der Entwicklung: Handwerksbetriebe auch heute noch! Hirsch-Kreinsen: Einführung in die Industriesoziologie, SoSe 2014, Kap. 3 30 Lehrstuhl Wirtschafts- und Industriesoziologie: LWIS Industrielle Betriebs- und Arbeitsformen • Großbetrieb, Kapitalkonzentration und Massenproduktion • Standardisierung und Technisierung in der Metallverarbeitung • fortschreitende soziale Differenzierung: Management, kaufmännische Tätigkeiten, Ingenieure und Techniker, Meister, Arbeiter verschiedener Kategorien • Handarbeit in Maschinensystemen und Handarbeit mit Maschinensystemen Beginn der Industrialisierung: Beschäftigtenanteil in der Landwirtschaft unter 50% UK 1841 D 1871 USA 1880 Hirsch-Kreinsen: Einführung in die Industriesoziologie, SoSe 2014, Kap. 3 31 Lehrstuhl Wirtschafts- und Industriesoziologie: LWIS Taylorismus: Rationalisierungsprinzipien der großbetrieblichen Massenproduktion Frederick Winslow Taylor (Ingenieur, 1856 – 1915) The Principles of Scientific Management, new York 1911 Die Grundsätze wissenschaftlicher Betriebsführung, München 1913 Hirsch-Kreinsen: Einführung in die Industriesoziologie, SoSe 2014, Kap. 3 32 Lehrstuhl Wirtschafts- und Industriesoziologie: LWIS Die Prinzipien Taylors • Normierung der Aufgaben und Arbeitszeiten auf der Basis von Arbeits- und Zeitstudien • Auswahl der Arbeitskräfte nach Leistungsfähigkeit; Anlernung nach genauen Vorgaben • Individuelle Leistungsentlohnung auf der Basis eines definierten Arbeitspensums • Soziale Isolierung der Arbeitskräfte Strikte Anweisung und Kontrolle durch Vorgesetzte und Einrichtung eines zentralen Arbeitsbüros Hirsch-Kreinsen: Einführung in die Industriesoziologie, SoSe 2014, Kap. 3 33 Lehrstuhl Wirtschafts- und Industriesoziologie: LWIS „Taylorisierung“ der Produktionsarbeit Trennung von Planung und Ausführung bzw. Kopf- und Handarbeit Vorplanung und Kontrolle der Arbeit Zerlegung der ausführenden Arbeit in repetitive Teilarbeiten Dequalifizierung der Produktionsarbeit Arbeitskraft wird zum fungiblen Produktionsfaktor Hirsch-Kreinsen: Einführung in die Industriesoziologie, SoSe 2014, Kap. 3 34 Lehrstuhl Wirtschafts- und Industriesoziologie: LWIS Automobilindustrie als „taylorisierte“ Industrie • • • • • • • Massenfertigung standardisierter Produkte Hochintegrierte Fabrik Schaffung technisierter Teilprozesse Spezialisierung der Aufgaben Angelernte Arbeitskräfte Kontinuisierung des Prozesses: Fließband Zahlung überdurchschnittlicher Löhne: „fivedollar-day“ (1913) „Fordistische“ Massenproduktion Hirsch-Kreinsen: Einführung in die Industriesoziologie, SoSe 2014, Kap. 3 35 Lehrstuhl Wirtschafts- und Industriesoziologie: LWIS „Fordismus“ • Henry Ford, 1863 – 1947 • H. Ford: Mein Leben, mein Werk 1924 • Einführung der Fließbandfertigung 1913 zur Montage von Magnetzündern, • 1914 Montage des Modells T in Dearborn/Mi, River Rouge Vorläufer die Schlachthöfe in Chicago: „De-Montage-Bänder“ Hirsch-Kreinsen: Einführung in die Industriesoziologie, SoSe 2014, Kap. 3 36 Lehrstuhl Wirtschafts- und Industriesoziologie: LWIS „Disassembly“ Line, Slaughterhouse 1873, Cincinnati (Hounshell 1984) Hirsch-Kreinsen: Einführung in die Industriesoziologie, SoSe 2014, Kap. 3 37 Lehrstuhl Wirtschafts- und Industriesoziologie: LWIS Motorenmontage, Ford Highland Park 1913 (Hounshell 1984) Hirsch-Kreinsen: Einführung in die Industriesoziologie, SoSe 2014, Kap. 3 38 Lehrstuhl Wirtschafts- und Industriesoziologie: LWIS Ford Modell T – „Tin Lizzy“ bis 1972: meistverkaufte Automobil der Welt 1908 – 1927: USA - 15 Mio. Stück gebaut das erste Auto, das auf einem Fließband gefertigt wurde 1915 – 1925: Produktion nur in Schwarz Hirsch-Kreinsen: Einführung in die Industriesoziologie, SoSe 2014, Kap. 3 Lehrstuhl Wirtschafts- und Industriesoziologie: LWIS Modell T (Tin Lizzy) - PKW Fordson-Traktor Modell TT- LKW Ford Tf-c Panzerwagen Hirsch-Kreinsen: Einführung in die Industriesoziologie, SoSe 2014, Kap. 3 Lehrstuhl Wirtschafts- und Industriesoziologie: LWIS Produktivitätseffekte bei Ford • • • • 1914 1923/24 1912 1923/24 300.000 Autos/Jahr ca. 2 Mio Autos/Jahr 600$ pro Auto 290$ pro Auto • In Deutschland Opel 1924 erste Automobilfabrik mit Serienfertigung am Fließband; im Zeitraum von 1924 bis 1928 eine Verzehnfachung der Automobilproduktion auf knapp 43.000 Wagen pro Jahr Hirsch-Kreinsen: Einführung in die Industriesoziologie, SoSe 2014, Kap. 3 41 Lehrstuhl Wirtschafts- und Industriesoziologie: LWIS Das erste deutsche Fließband 1924 bei Opel in Rüsselsheim Hirsch-Kreinsen: Einführung in die Industriesoziologie, SoSe 2014, Kap. 3 42 Lehrstuhl Wirtschafts- und Industriesoziologie: LWIS Fordistische Massenproduktion in Deutschland ab ca. 1950 bis Mitte der 1970er Jahre = Wirtschaftswunder Hohe Wachstumsraten, 1955 BIPWachstum 10,5% Arbeitslosenquote 1965 ca. 0,7% Reallohnsteigerung zwischen 1950 und 1970 um das Zweieinhalbfache Ausgeglichener Staatshaushalt „Aufstiegsgesellschaft“ Hirsch-Kreinsen: Einführung in die Industriesoziologie, SoSe 2014, Kap. 3 43 Lehrstuhl Wirtschafts- und Industriesoziologie: LWIS 13,6 PS, 74 km/h Von 1955 – 1969 ca. 281.000 Stück produziert Symbol des frühen Wirtschaftswunders in Westdeutschland, ca. 1955 Hirsch-Kreinsen: Einführung in die Industriesoziologie, SoSe 2014, Kap. 3 44 Lehrstuhl Wirtschafts- und Industriesoziologie: LWIS Massenproduktion im Wirtschaftswunder , ca. 1955 Hirsch-Kreinsen: Einführung in die Industriesoziologie, SoSe 2014, Kap. 3 45 Lehrstuhl Wirtschafts- und Industriesoziologie: LWIS 1.000.000 Käfer, 1955 Hirsch-Kreinsen: Einführung in die Industriesoziologie, SoSe 2014, Kap. 3 46 Lehrstuhl Wirtschafts- und Industriesoziologie: LWIS Wolfsburg, 5. August 1955 Hirsch-Kreinsen: Einführung in die Industriesoziologie, SoSe 2014, Kap. 3 FAZ, 8.Mai 2013 47 Lehrstuhl Wirtschafts- und Industriesoziologie: LWIS Charlie Chaplin in his film Modern Times Hirsch-Kreinsen: Einführung in die Industriesoziologie, SoSe 2014, Kap. 3 48 Lehrstuhl Wirtschafts- und Industriesoziologie: LWIS „Taylorisierung“ der Produktionsarbeit Trennung von Planung und Ausführung bzw. Kopf- und Handarbeit Vorplanung und Kontrolle der Arbeit Zerlegung der ausführenden Arbeit in repetitive Teilarbeiten Dequalifizierung der Produktionsarbeit Arbeitskraft wird zum fungiblen Produktionsfaktor Hirsch-Kreinsen: Einführung in die Industriesoziologie, SoSe 2014, Kap. 3 49 Lehrstuhl Wirtschafts- und Industriesoziologie: LWIS Innerbetriebliche „Polarisierung“ der Arbeit Einerseits: Dequalifizierung der Produktionsarbeit Andererseits: massives Wachstum von Vorgesetztenpositionen (Meister, Obermeister etc.) und qualifizierten Extertenstäbe (Planer, Techniker. Ingenieure etc.) Aufstiegsmöglichkeiten und Verdienstchancen Hirsch-Kreinsen: Einführung in die Industriesoziologie, SoSe 2014, Kap. 3 50 Lehrstuhl Wirtschafts- und Industriesoziologie: LWIS Überbetriebliche „Polarisierung“ der Arbeit Einerseits: Taylorisierte Produktionsarbeit in Sektoren der Massenproduktion Andererseits: Erhalt qualifizierter Produktionsarbeit / Facharbeit in Sektoren der Investitionsgüterindustrie, kundenspezifische Einzel-/ Kleinserienfertigung Facharbeit funktionale Voraussetzung für taylorisierte Produktion Hirsch-Kreinsen: Einführung in die Industriesoziologie, SoSe 2014, Kap. 3 51 Lehrstuhl Wirtschafts- und Industriesoziologie: LWIS Wirtschaftswunder in D.,1950 -1975 Sozialstaatliche Politik •Stetig steigende Nachfrage nach industriellen Gütern •Steigende Löhne, •Sinkende Preise Facharbeit, Einzel-/Kleinserien •Erweiterung der Massenproduktion, Kostendegression •Mobilisierbarkeit von Arbeitskräften Hirsch-Kreinsen: Einführung in die Industriesoziologie, SoSe 2014, Kap. 3 52 Lehrstuhl Wirtschafts- und Industriesoziologie: LWIS Grenzen der Massenproduktion, seit Mitte der 1970er Jahre •Grenzen des Sozialstaates •Instabile Nachfrage, Marktsättigung, wachsende Konkurrenz •Stagnierende Löhne, •Arbeitslosigkeit •Anforderungen an Innovativität, Qualität, Produktvielfalt •Flexible Produktion, •Neue Produktionskonzepte Hirsch-Kreinsen: Einführung in die Industriesoziologie, SoSe 2014, Kap. 3 53 Lehrstuhl Wirtschafts- und Industriesoziologie: LWIS Neue Produktionskonzepte Re-Integration von planenden und ausführenden Arbeiten Steigerung von Autonomie und Verantwortung der Arbeitskräfte Erhöhung des Qualifikationsniveaus Integrative Arbeitssysteme, z.B. Gruppenarbeit Hirsch-Kreinsen: Einführung in die Industriesoziologie, SoSe 2014, Kap. 3 54 Lehrstuhl Wirtschafts- und Industriesoziologie: LWIS Ziele der neuen Produktionskonzepte Verbesserung der Qualität, Flexibilität und Innovativität der Arbeit Senkung von (tayloristischen) Overheadund Bürokratiekosten Durch Partizipation der Belegschaft steigendes Engagement bei der Arbeit These: Autonomie und Partizipation steigern Motivation und Leistungsbereitschaft Hirsch-Kreinsen: Einführung in die Industriesoziologie, SoSe 2014, Kap. 3 55 Lehrstuhl Wirtschafts- und Industriesoziologie: LWIS Innovative Arbeitsorganisation • • • • Jobenlargement, Jobenrichment Gruppenarbeit Integrative Arbeitssysteme Ganzheitliche Produktionssysteme Hirsch-Kreinsen: Einführung in die Industriesoziologie, SoSe 2014, Kap. 3 56 Lehrstuhl Wirtschafts- und Industriesoziologie: LWIS Prinzipien von Gruppenarbeit Wir - Gefühl zeitliche Dauer mehrere Personen Rollenverteilung Gemeinsame, aus mehreren Teilaufgaben bestehende Arbeitsaufgabe gemeinsame Spielregeln Unmittelbare Zusammenarbeit gemeinsame Werte gemeinsame Ziele Quelle: Antoni 1996 Hirsch-Kreinsen: Einführung in die Industriesoziologie, SoSe 2014, Kap. 3 57 Lehrstuhl Wirtschafts- und Industriesoziologie: LWIS Ganzheitliche Produktionssysteme Quelle: IG Metall, Gerst Hirsch-Kreinsen: Einführung in die Industriesoziologie, SoSe 2014, Kap. 3 58 Lehrstuhl Wirtschafts- und Industriesoziologie: LWIS Industrielle Arbeitsorganisation Flexibel differenziertes Arbeitssystem/ flexiblerTaylorismus Integratives Arbeitssystem/ ganzheitlich, „black box“ Standardisierte Produktion Komplexe Produktion, Kleine Serien Breites Spektrum unterschiedlicher Arbeitsformen Hirsch-Kreinsen: Einführung in die Industriesoziologie, SoSe 2014, Kap. 3 59 Lehrstuhl Wirtschafts- und Industriesoziologie: LWIS • Kern, Horst und Schumann, Michael: Ende der Arbeitsteilung? München 1984 • Piore, Michael J. und Sabel, Charles F.: Das Ende der Massenproduktion - Studie über die Requalifizierung der Arbeit und die Rückkehr der Ökonomie in die Gesellschaft, Berlin 1985 • Womack, J. P.; Jones, D. T.; Roos, D.: Die zweite Revolution in der Autoindustrie, Frankfurt/New York 1991 Hirsch-Kreinsen: Einführung in die Industriesoziologie, SoSe 2014, Kap. 3 60 Lehrstuhl Wirtschafts- und Industriesoziologie: LWIS 3.3 Dienstleistungsarbeit Hirsch-Kreinsen: Einführung in die Industriesoziologie, SoSe 2014, Kap. 3 61 Lehrstuhl Wirtschafts- und Industriesoziologie: LWIS Quelle: http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Fourastie.png Hirsch-Kreinsen: Einführung in die Industriesoziologie, SoSe 2014, Kap. 3 62 Lehrstuhl Wirtschafts- und Industriesoziologie: LWIS Erwerbstätige nach Wirtschaftsbereichen im Vergleich % 80 70 60 50 Primärer Sektor 40 Sekundärer Sektor 30 Tertiärer Sektor 20 10 0 1 1 2 2 2 2 2 1 1882 1925 1950 1970 1999 2006 2013 Quelle: 1 Statistisches Bundesamt: Datenreport 1999, S. 90 Quelle: 2 Statistisches Bundesamt, https://www.destatis.de/DE/ZahlenFakten/Indikatoren/LangeReihen/Arbeitsmarkt/lrerw013.html, März 2014 Hirsch-Kreinsen: Einführung in die Industriesoziologie, SoSe 2014, Kap. 3 63 Lehrstuhl Wirtschafts- und Industriesoziologie: LWIS Grundmerkmale von Dienstleistungsarbeit „Uno-actu“ und ständige Interaktion: Beispiel: Friseur Nichtlagerfähigkeit und Nichthaltbarkeit: Bspl. Handel, Konsum Immaterialität: Bspl. Bildung, Beratung, Finanzen Rationalisierungsbarrieren: Bspl. Teile der produktionsorientierten DL Hirsch-Kreinsen: Einführung in die Industriesoziologie, SoSe 2014, Kap. 3 64 Lehrstuhl Wirtschafts- und Industriesoziologie: LWIS Dienstleistungsgruppen Distributive DL: Handel, Verkehr, Nachrichtenübermittlung etc. Gesellschaftsorientierte, soziale DL: Gesundheit, Bildung, Kultur etc. Konsumorientierte DL: Gastgewerbe, Haushalte Produktionsorientierte DL: Finanzgewerbe, Beratung, IT, FuE etc. Sonstige DL: Exterritoriale Organisationen und Körperschaften (nach NACE Klassifikation) Hirsch-Kreinsen: Einführung in die Industriesoziologie, SoSe 2014, Kap. 3 65 Lehrstuhl Wirtschafts- und Industriesoziologie: LWIS Produktionsorientierte Dienste: Vorbereitung, Planung, Unterstützung, Sicherung industrieller Produktion Gewährleistungsarbeit in den verschiedensten Bereichen Gestaltungsprinzip oft Effektivität statt Effizienz Vielfach hohe Rationalisierungsbarrieren: Effizienz vs. Effektivität Hirsch-Kreinsen: Einführung in die Industriesoziologie, SoSe 2014, Kap. 3 66 Lehrstuhl Wirtschafts- und Industriesoziologie: LWIS Heterogene Entwicklungstrends der Dienstleistungsarbeit Breites Spektrum unterschiedlicher Arbeitsformen • Qualifizierte Arbeit z.B. an Kundenschnittstellen • Routinisierung und Taylorisierung z.B. in Büros • Konventionelle Arbeitsformen z.B. Verkauf Zusätzliche spezifische Entwicklungstrends • Überdurchschnittlicher Anteil von Frauenarbeit • Wachsende Bedeutung von Telearbeit • Steigender Anteil prekärer Beschäftigung Hirsch-Kreinsen: Einführung in die Industriesoziologie, SoSe 2014, Kap. 3 67 Lehrstuhl Wirtschafts- und Industriesoziologie: LWIS Hauptgründe für den Trend zur Dienstleistungsgesellschaft : • Grenzen der industriellen Entwicklung • Wachsende Nachfrage nach Dienstleistungen: „Hunger nach Tertiärem“ • Steigende Bedeutung von Wissen und „intelligenten“ Produkten „Grosse Hoffnung“ der sozialen und ökonomischen Entwicklung Hirsch-Kreinsen: Einführung in die Industriesoziologie, SoSe 2014, Kap. 3 68 Lehrstuhl Wirtschafts- und Industriesoziologie: LWIS Relativierungen • Wachstum des tertiären Sektors gekoppelt an die Entwicklung des sekundären Sektors: steigende Komplexität der Produktionsprozesse, wachsender Serviceanteil bei industriellen Produkten • Dienstleistungssektor teilweise statistisches Artefakt: Verringerung der Fertigungstiefe, Outsourcing im industriellen Sektor Hirsch-Kreinsen: Einführung in die Industriesoziologie, SoSe 2014, Kap. 3 69 Lehrstuhl Wirtschafts- und Industriesoziologie: LWIS Genereller Trend: Informationsarbeit Quelle: Dostal 2001, S. 55 Hirsch-Kreinsen: Einführung in die Industriesoziologie, SoSe 2014, Kap. 3 70 Lehrstuhl Wirtschafts- und Industriesoziologie: LWIS Genereller Trend: Wissensarbeit • Wissen gilt als zentrale Ressource wirtschaftlichen Handelns • Arbeit wird wissensintensiv • Qualifikationsniveau steigt generell • Wissen entwickelt sich dynamisch • Aber: sehr unterschiedliche Arbeitsformen Aufkommende Wissensgesellschaft Hirsch-Kreinsen: Einführung in die Industriesoziologie, SoSe 2014, Kap. 3 71 Lehrstuhl Wirtschafts- und Industriesoziologie: LWIS Ausgewählte Literatur • Häußermann, H.; Siebel, W. 1995: Dienstleistungsgesellschaften. Frankfurt/M. • Hirsch-Kreinsen, H. 2008: Lohnarbeit. In: Mauerer, A. (Hg.): Handbuch der Wirtschaftssoziologie, Wiesbaden, S. 268 – 290 • Minssen, Heiner 2012: Arbeit in der modernen Gesellschaft. Eine Einführung. Wiesbaden • Müller-Jentsch, W. 2003: Organisationssoziologie. Frankfurt/New York, Kap. 2 Hirsch-Kreinsen: Einführung in die Industriesoziologie, SoSe 2014, Kap. 3 72