«Sochi 2014» - Swiss Olympic

Transcrição

«Sochi 2014» - Swiss Olympic
Olympic Spirit Magazine
«Sochi 2014»
98 Entscheidungen
in 16 Tagen
Erste Winterspiele
in Russland
Schweizer Vorfreude
auf «Sochi 2014»
Gian Gilli,
Chef de Mission «Sochi 2014»
Inhalt
Auf nach
Russland!
Bald schaut die ganze Welt nach Russland, wo zwischen dem 7. und 23. Februar
2014 die Olympischen Winterspiele stattfinden werden. Das grosse Land ist stolz,
erstmals überhaupt Gastgeber für die
Winterolympioniken zu sein. Und das
­russische Organisationskomitee wird der
Welt ausgezeichnete Spiele präsentieren,
da bin ich mir sicher.
Olympische Spiele sind ein riesiges Schaufenster für den Sport: In Sotschi werden
mehr als 5500 Athletinnen und Athleten
aus rund 80 Nationen um olympische
Medaillen kämpfen. 12 000 Medienschaffende werden über die 98 Medaillenentscheidungen berichten. Und Milliarden
von Fans werden rund um den Globus vor
dem Bildschirm mitfiebern, wenn ihre
Vorbilder am Start sind.
Für die Schweizer Delegation rechnen wir
mit ungefähr 150 Athletinnen und Athleten,
unseren Stars aus dem Wintersport. Sie beherrschen ihre Disziplin, egal ob auf Schnee
oder Eis. Für ihren Traum, in Sotschi Edelmetall zu gewinnen, arbeiten sie seit
Bild: © Photopress / Alexandra Wey
Jahren leidenschaftlich und kompromisslos. Ihr Umfeld unterstützt sie dabei, und
das nicht minder passioniert.
Für den Erfolg wird es ab und zu ein Quäntchen Glück brauchen. Neben dem absoluten Willen, Höchstleistungen zu erbringen,
erwarte ich von unseren Athletinnen und
Athleten auch, dass sie ihren Konkurrenten
gegenüber Fairness und Respekt entgegenbringen.
Mit sechs Siegen gewann die Schweiz 2010
in Vancouver so viele Goldmedaillen wie
noch nie zuvor an Winterspielen. Wir setzen alles daran, dass «Sochi 2014» für das
Swiss Olympic Team mindestens ebenso
goldig wird.
In diesem Sinne: Hopp Schwiiz!
Gian Gilli, Chef de Mission «Sochi 2014»
4Die Sportwelt blickt nach Russland
8 Winterspiele unter Palmen
12 Добро пожаловать в Сочи
14Ohne Schienen läuft nichts
16 «Grüne» Spiele in Sotschi
19Olympic Solidarity
20 Fünf olympische Symbole
22 Global Dignity
24 «Sochi 2014»: das Poster
26 Alles neu, alles nah
28Herausfordernde Organisation
31Die Spiele sind das Grösste
32 Schlag auf Schlag: der Zeitplan
33 «Hot. Cool. Yours.»
34 «Sochi 2014» in Zahlen
36 Schweizer Vorfreude
38Typisch Russland
41Comic
42 Paralympische Winterspiele
45Gewinne tolle Preise
46Auflösungen/Impressum
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Olympic Spirit Magazine «Sochi 2014» | 3
Ein Wahrzeichen von Russland:
der Rote Platz in Moskau
Die
Sportwelt
blickt nach
Russland
Gleich dreimal wird Russland in den kommenden vier
Jahren im Fokus der sportinteressierten Weltöffentlichkeit stehen:
2014 Olympische Winterspiele, 2016 Eishockey-WM,
2018 Fussball-WM. Grund genug, das flächenmässig grösste
Land der Erde genauer kennenzulernen.
4 | Olympic Spirit Magazine «Sochi 2014»
Nicolas Bideau, Chef Präsenz Schweiz und
Direktor des House of Switzerland in Sotschi
«Ich bin gespannt,
wie Russland erstmals als
Gastgeberland die
Olympischen Winterspiele
präsentieren wird!»
Mit gut 17 Millionen Quadratkilometern
Fläche ist Russland 413 Mal grösser als die
Schweiz und in etwa so gross wie ganz
Europa und Australien zusammen. Oder
anders gesagt: Russland umfasst rund elf
Prozent der Weltlandoberfläche. Dabei
gehören ein Viertel der Fläche des Landes
zu Europa und – getrennt durch das Uralgebirge – rund drei Viertel zu Asien.
Tundra und Taiga
Ein grosser Teil der Staatsfläche von Russland liegt nördlich des Polarkreises und
damit in kühlen bis kalten Klimazonen,
die von der Tundra und der Taiga geprägt
werden. Die Tundra ist eine baumfreie
Kältesteppe, die Taiga die nördlichste
Vege­
tationszone, in der es Wälder gibt.
Diese unwirtlichen Gegenden sind entsprechend dünn von Menschen besiedelt.
Die Bevölkerungszahl Russlands ist deshalb mit 144 Millionen Einwohnern nur
etwa 18 Mal grösser als die der Schweiz.
Was die Bevölkerungsdichte betrifft, liegt
die Schweiz vorne: In Russland leben nur
etwa acht Einwohner auf einem Quadratkilometer. In der Schweiz sind es gut 24
Mal mehr, nämlich 194.
Bilder: © Bart Slingerland (Seite 4), zvg (Statement), © TUBS / Wikimedia Commons (Grafik)
Russische Föderation
Gründung: 1992
Nationalfeiertag:12. Juni
Fläche: 17 075 400 km²
Einwohner: 144 Millionen
Bevölkerung: 80 % Russen,
20 % Angehörige von
100 weiteren Völkern
Hauptsprache: Russisch
Hauptstadt: Moskau
Währung: Rubel
Olympic Spirit Magazine «Sochi 2014» | 5
Etwa drei Viertel der Bevölkerung Russlands sind Russen. Daneben leben im Land
aber noch rund 160 andere Völker. Deshalb
gibt es neben Russisch als Amtssprache
noch über hundert weitere Sprachen im
Land. Das macht Russland zu einem Staat
der Vielfalt.
Waräger und Zaren
Es ist nicht einfach, einen derart grossen
und vielfältigen Staat wie Russland zu
regieren. Diese Vielfalt hängt stark mit
seiner Geschichte zusammen, die im
9. Jahrhundert beginnt. Der warägische
Fürst Rjurik gilt als Gründer des russischen
Staates. Die Waräger, ein nordisch-skan­
dinavisches Volk, trieben Fernhandel von
der Ostsee bis ans Schwarze Meer. Sie
dehnten ihren Einfluss im heutigen russischen Gebiet zwischen Nowgorod und
Kiew aus und bildeten 862 ein Fürstentum,
das Kiewer Rus genannt wurde. Damit
wurde der Name Russlands vorgeprägt.
Eine mongolische Invasion trennte den
Kiewer Rus im 13. Jahrhundert vom west­
lichen Europa ab. Kiew verlor seine führen­
de Stellung im heutigen russischen Raum.
Die Gegenwehr gegen die mongolische
Herrschaft ging von Moskau aus.
In dieser Zeit begann die Herrschaft der
Zaren. Der erste eigentliche russische Herrscher war Ivan III. Er konnte sich 1462
Russlands Hauptstadt Moskau
ist die grösste Stadt Europas.
6 | Olympic Spirit Magazine «Sochi 2014»
gegen die Mongolen durchsetzen und das
russische Zarenreich begründen. Ivan III.
nannte sich «russischer Grossfürst und
Zar». Mit eiserner Hand regierten er und
die auf ihn folgenden Zaren das Land bis
ins 20. Jahrhundert. Die bekanntesten von
ihnen sind Ivan IV. («der Schreckliche»),
Peter I. («Peter der Grosse»), Katharina II.
(«Katharina die Grosse»), Alexander II. und
Nikolaus II. Das russische Zarenreich entwickelte sich ab dem 16. Jahrhundert
zu einer europäischen Grossmacht und
­dehnte sich zunehmend gegen Osten bis
nach Wladiwostok aus.
Russlands Präsident Wladimir Putin
Kommunisten und Glasnost
Mit der Niederlage im russisch-japanischen Krieg 1904/05 und dem verlustreichen Scheitern im Ersten Weltkrieg verlor
Russland seine Stellung als europäische
Grossmacht. Im Verlauf des Jahres 1916
wurde das Land militärisch praktisch
kampfunfähig. Viele Soldaten desertieren.
Beinahe täglich kam es in Sankt Petersburg
und anderen Städten zu Streiks und
Demonstrationen, bis im Februar 1917 Zar
Nikolaus II. abgesetzt wurde.
Im selben Jahr kam es zur Oktoberrevolu­
tion, in der die kommunistische Partei die
alleinige Führung übernahm und diese in
einem äusserst blutigen Bürgerkrieg bis
1922 durchsetzte. An der Spitze des nun
Sowjetunion genannten Staates stand
Wladimir Iljitsch Lenin. Nach seinem Tod
1924 übernahm Josef Stalin die Macht. Mit
grausamen «Säuberungsaktionen» schaltete er seine politischen Gegner aus und
machte sich zum Diktator in der kommunistischen Partei und damit in der Sowjetunion. Die Bürger des Landes verloren
weitgehend ihre Meinungs- und politische
Entscheidungsfreiheit.
Im Zweiten Weltkrieg gehörte die Sowjetunion mit den USA und Grossbritannien zu
den Alliierten, die das nationalsozialistische Deutschland bekämpften. Die Sowjet­
union hatte im Krieg grosse Verluste und
viele Opfer zu beklagen, hatte aber einen
grossen Anteil am Sieg der Alliierten.
Nach dem Zweiten Weltkrieg verschärften
sich die schon während des Krieges auf­
gekommenen Spannungen zwischen der
kommunistischen Sowjetunion und dem
kapitalistischen Westen, vor allem der USA:
Es herrschte nun bis 1989/90 der «Kalte
Krieg», in dem sich der kommunistische
Block unter Führung der Sowjetunion und
der kapitalistische Westen unter der Führung der USA um die Vorherrschaft in der
Welt stritten.
Das änderte sich auch nach dem Tod
Stalins 1953 nicht. Erst als 1985 Michail
Gorbatschow die Führung der kommunistischen Partei und damit des Landes übernahm, wurden die verhärteten Fronten
zwischen Ost und West aufgeweicht. Der
Kalte Krieg hatte einen militärischen
Rüstungswettlauf verursacht, der die Sowjetunion nahe an den Bankrott führte.
Big 5
Russland gehört mit den USA, China, Frankreich und England zu den
ständigen Mitgliedern des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen
(UNO) und gilt deswegen als einer der wichtigsten Staaten der Welt.
Bilder: © Keystone / Robert Harding/Yadid Levy (Seite 6), © kremlin.ru
Gorbatschow setzte deshalb international
auf Gespräche und Rüstungsabbau. National beschwor er «Glasnost», die politische
Öffnung, die auch das Recht auf freie
Meinungsäusserung wieder gewährte.
Aber auch die Reformen konnten die
Sowjetunion nicht retten. Sie zerbrach
Ende 1991. Staaten wie etwa die baltischen
Staaten, die Ukraine oder Kasachstan spalteten sich ab, zurück blieb die Russische
Föderation – das Russland, wie wir es
heute kennen.
Putin und die Spiele
Michail Gorbatschow und sein Nachfolger
Boris Jelzin, der erste demokratisch gewählte Präsident Russlands, konnten nicht
verhindern, dass sich Russland am Ende
des 20. Jahrhunderts in der Misere befand:
zerrüttete staatliche Institutionen, eine
verarmte Bevölkerung und ein Mangel an
internationalem Einfluss. Als Nachfolger
Jelzins wurde im Jahr 2000 Wladimir Putin
Präsident Russlands. Dieser trat das Amt
mit dem Ziel an, Russland wieder zur
Weltmacht zu führen. Dazu passt die
­
Durchführung der Olympischen Winterspiele 2014. Der russische Präsident kann
damit zeigen, dass sein Land in der Lage
ist, einen Sportanlass mit weltweiter Ausstrahlung perfekt durchzuführen. Als Putin
anlässlich der Vergabe der Olympischen
Winterspiele 2014 garantierte, die Spiele
reibungslos und auf höchstem Niveau zu
veranstalten, ging es ihm nicht ­zuletzt um
das Ansehen Russlands in der ganzen Welt.
Olympic Spirit Magazine «Sochi 2014» | 7
Winterspiele
unter
Palmen
Zum ersten Mal finden 2014 Olympische
Winterspiele in Russland statt. Gastgeber ist die
Kaukasus-Stadt Sotschi am Schwarzen Meer,
in der dank des subtropischen Klimas sogar Palmen
den Winter unbeschadet überstehen. Nicht nur
deshalb galt die Wahl von Sotschi als Überraschung.
Sotschi – die Olympiastadt
zwischen Schwarzem Meer
und kaukasischem Gebirge
8 | Olympic Spirit Magazine «Sochi 2014»
Traditionellerweise tritt das Internationale
Olympische Komitee (IOC) sieben Jahre
vor der Durchführung der betreffenden
Olympischen Spiele zusammen, um den
Austragungsort zu wählen. Dies, damit dem
Gewinner ausreichend Vorbereitungszeit
bleibt.
Sotschi als Aussenseiter
Sieben Städte bewarben sich beim IOC um die
Ausrichtung der Olympischen Winterspiele
2014. Die Bewerbungen von Almaty / Kasachstan, Bordschomi / Georgien, Jaca / Spanien
und Sofia / Bulgarien wurden im Juni 2006
nicht für die Endauswahl zugelassen.
So hatten denn die IOC-Mitglieder am
4. Juli 2007 in Guatemala-Stadt die Wahl
zwischen Salzburg / Österreich, Pyeongchang / Südkorea und Sotschi / Russland.
Dabei ging Sotschi als Aussenseiter ins
Rennen, weil eine Kommission zuvor die
Kandidaturen von Pyeongchang und Salzburg als exzellent beurteilte, diejenige von
Sotschi aber «nur» als sehr gut. Sotschi
drohte damit nach der erfolglosen Be­
werbung für die Spiele im Jahr 2002 das
erneute­ Scheitern.
Deshalb warf Russlands Präsident Wladimir
Putin in der abschliessenden Präsentation
von Sotschi vor der entscheidenden Wahl
noch einmal alles in die Waagschale und
reiste persönlich nach Guatemala-Stadt.
Putin garantierte im Rahmen einer äusserst
aufwändigen Präsentation – mit der Salzburg und Pyeongchang schon rein finanziell
nicht mithalten konnten – unter anderem
Kostendeckung durch den Staat sowie
sichere und reibungslose Spiele. Zudem gab
er den 103 versammelten IOC-Mitgliedern
indirekt zu verstehen, dass eine erneute
Ablehnung von Sotschi als Affront gegen die
Weltmacht Russland betrachtet werden
müsste.
Bilder: © Keystone / Ria Novosti / Sergey Subbotin
Wintersportort Krasnaja Poljana
Putins Erfolg
Putins Auftritt zeigte Wirkung: Salzburg
scheiterte bereits im ersten Wahlgang mit
25 Stimmen, während Pyeongchang die
meisten Stimmen erhielt. Im zweiten
Wahl­gang unterlag Pyeongchang dann mit
47 zu 51 Stimmen gegen Sotschi. Damit
stand fest: 2014 werden erstmals Olympische Winterspiele in Russland und in einer
subtropischen Stadt am Meer durchgeführt.
Mit der Wahl von Sotschi fanden jene Stimmen zu wenig Gehör, die an der russischen
Bewerbung den nachhaltigen Umgang mit
der Natur bemängelten. Zudem wurde
auch kritisiert, dass praktisch alle Sport­
anlagen neu erstellt und eine beträchtliche
Zahl von Menschen umgesiedelt werden
müssten.
Kaukasus im Fokus
Mit der Wahl von Sotschi finden erstmals
Olympische Winterspiele im Kaukasus statt.
Der Kaukasus ist ein etwa 1100 Kilometer
langes Hochgebirge in Eurasien. Das
Gebirge zwischen dem Schwarzen Meer
und dem Kaspischen Meer befindet sich
heute auf den Staatsgebieten von Russland, Georgien, der Türkei, Armenien und
Aserbaidschan. Schon seit Jahrhunderten
ist der Kaukasus immer wieder Schauplatz
Sotschi und Gross-Sotschi
Wenn man von Sotschi spricht, muss man unterscheiden zwischen der
Stadt Sotschi und der Verwaltungseinheit Gross-Sotschi, die sich
von Magri bis Adler über 145 Kilometer der Schwarzmeer-Küste entlang
zieht und vier Stadtkreise umfasst. In Sotschi-Adler werden 2014 alle
olympischen Eissportarten ausgetragen. Zu Gross-Sotschi gehören
aber auch der 45 Kilometer nördlich gelegene Wintersportort Krasnaja
Poljana und dessen kleines Nachbardorf Esto-Sadok. Dort werden alle
olympischen Schnee- und Eiskanalwettbewerbe stattfinden.
Olympic Spirit Magazine «Sochi 2014» | 9
Urlauber am Strand von Sotschi
Multikulturelles Sotschi
Die Stadt Sotschi zählt rund 350 000
Bewohner, in der Verwaltungseinheit
Gross-Sotschi sind es knapp 440 000.
Die Bevölkerung Sotschis ist heute­
multikulturell und setzt sich aus
Angehörigen zahlreicher Volksgruppen
zusammen. Bei der Volkszählung 2002
lebten in Sotschi neben Russen (67,5 %
der Bevölkerung) unter anderem
Armenier (20,2 %), Ukrainer (3,7 %),
Georgier (2,4 %), Tscherkessen (1,2 %),
Griechen (1 %), Weissrussen (0,7 %),
Tataren (0,5 %) sowie Angehörige
zahlreicher weiterer Minderheiten,
darunter Aserbaidschaner, Abchasen,
Osseten und Deutsche (zumeist
­Russlanddeutsche).
politischer, mitunter auch kriegerischer
Auseinandersetzungen.
Die Region um Sotschi wurde 1832 von den
Russen erobert. Sie gründeten an der Mündung des heutigen Flusses Sotschi eine
Siedlung und begannen, die in der Region
ansässigen Tscherkessen in die Ebenen
nördlich des Kaukasus umzusiedeln – mit
dem Resultat, dass die Küstenregion um
Sotschi zwischenzeitlich verödete. Denn
viele Tscherkessen zogen es vor, stattdessen
in die Türkei auszuwandern.
Erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts entstanden neben den militärischen Posten
Russlands neue Siedlungen durch die
­Ansiedlung von Russen, Deutschen, Armeniern, Weissrussen, Ukrainern, Esten und
Moldawiern. Für Aufschwung sorgte der
Bau der Strasse entlang der Schwarzmeerküste, die die Region Sotschi mit dem wirtschaftlichen Leben Russlands verband.
Dario Cologna, Langlauf
«Die Teilnahme an Olympischen
Spielen ist für jeden Sportler
das Highlight der Karriere.»
10 | Olympic Spirit Magazine «Sochi 2014»
Die «kaukasische Riviera»
Ende des 19. Jahrhunderts entdeckten
­Wissenschaftler in der Nähe von Sotschi
schwefelhaltige Quellen. Damit begann
Sotschis Erfolgsgeschichte als Kurort. Bereits 1902 badeten die ersten Gäste im
Quellwasser. 1903 wurde das erste Badehaus eröffnet. Sechs Jahre später nahm die
Hotelpension «Kaukasische Riviera» im
Zen­
trum von Sotschi mit einer kleinen
­Badeanstalt den Betrieb auf. Der Hotel­
name war natürlich angelehnt an die
schon damals bei Touristen beliebte fran­­zö­
sische Riviera. Übrigens: Sotschi befindet
sich auf gleicher geografischer Höhe wie die
südfranzösische Mittelmeer-Stadt Nizza!
Nach der Bekämpfung der Malaria 1919
wuchs Sotschi zum führenden Kurort der
Sowjetunion. Einen Unterbruch in dieser
Entwicklung gab es im Zweiten Weltkrieg,
als die Stadt als grosse Lazarettstation genutzt wurde. Mehr als eine halbe Million
Soldaten kurierten hier ihre Verletzungen
aus.
Nach dem Krieg wurde in Sotschi der
­Tourismusbetrieb wieder aufgenommen. Es
wurden gezielt Neubauten von Sanatorien,
Hotels und Kureinrichtungen realisiert.
Heute besuchen jährlich etwa vier Millionen Touristen und Kurgäste vor allem aus
Russland und den Ostblockstaaten den
Kurort. Sie geniessen das subtropisch warme Klima mit Durchschnittstemperaturen
um 5 °C im Winter und 23 °C im Sommer,
dazu die prächtigen Strände am Schwarzen
Meer und den Blick auf die schneebedeckten Berge.
Bilder: © Keystone / Ria Novosti / Michael Mordasov, © Keystone (Statement)
Das Buchstabenlabyrinth
Welche sieben Volksgruppen leben
neben den Russen auch in Sotschi?
Um es herauszufinden, müssen die Buchstaben
einer jeden Zeile in die richtige Reihenfolge
gebracht werden.
Infos dazu findest du auf Seite 10.
Das Koordinatensystem
Y
Welche Fläche umfasst
die Russische Föderation?
Die Anweisungen des
Koordinatensystems helfen dir,
die richtige Zahl zu ermitteln.
Der erste Wert bezieht sich immer
auf die X-Achse:
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Ein orthodoxer Priester segnet
Osterkuchen und bemalte Eier.
Добро
пожаловать
в
Сочи
«Willkommen in Sotschi» heisst der Titel übersetzt –
geschrieben in kyrillischer Schrift. Russland hat aber
nicht nur eine andere Sprache und Schrift als wir,
sondern auch viele Sitten, Bräuche und Verhaltensweisen,
die anders sind als bei uns.
12 | Olympic Spirit Magazine «Sochi 2014»
Bilder: © Keystone (Hauptbild und Statement), © Keystone / Chromorange / Tipsimages / Luis Castaneda (Seite 13 oben)
er Schrift
Dein Name in kyrillisch
me in kyrillischer Schrift
Wie sieht wohl dein Na
e
Auf dieser Internetseit
aus? Finde es heraus!
en
sch
illi
kyr
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kannst du alle 33 Buchs
sische Aussprache
rus
Alphabets lernen, die
hen russischen Wörtern
anhören und mit einfac
salphabet.com
üben: www.russische
Briefkasten in Russland
Alte Bräuche werden in Russland ganz besonders gepflegt. Dazu gehören natürlich
die religiösen Feste – von der Taufe bis zur
Hochzeit, vom Weihnachtssingen bis zum
Osterfest. Diese religiösen Feste sind eng
verbunden mit der Russisch-Orthodoxen
Kirche, einer christlichen Kirche, die nach
dem Niedergang der Sowjetunion seit gut
zwanzig Jahren eine Renaissance erlebt
und heute wieder etwa 100 Millionen Mitglieder zählt – das sind rund zwei Drittel
der russischen Bevölkerung.
Das Fest der Feste
Aus den religiösen Festen ragt eines ganz
besonders heraus: Pascha, das Osterfest! Es
gilt in Russland als «das Fest der Feste».
Ostern in Russland wird mit verschiedenen
Riten und Bräuchen gefeiert: Nachtwachen,­
Prozessionen rund um die Kirchen, dem
Färben von Eiern und dem Backen von runden Osterbroten.
In Russland ist es besonders üblich, anderen zu diesem Fest zu gratulieren. Dieses
«Christosowanije» ist in Russland ein so
verbreiteter Brauch, dass selbst die NichtGläubigen ihn hin und wieder praktizieren.
Er besteht aus drei Küssen auf die Wangen,
einem religiösen Gruss und dem anschlies­
senden Austausch von gefärbten Eiern.
Treffpunkt Sauna
Zu den vielen weltlichen Bräuchen in
­Russland gehört der Besuch der Banja, der
russischen Sauna. Bis zu Beginn des 20.
Jahrhunderts war ihr Besuch für die Russen
fixer Bestandteil des Alltags. Heute ist dies
eher zur Freizeitaktivität oder zum Fitnessund Wellness-Element geworden. Dabei ist
die Banja nach wie vor einer der besten
Wege, Freunde und Geschäftspartner zu
treffen und mit ihnen zu plaudern.
Die Hauptbestandteile der russischen B
­ anja
sind der Dampf, ein Bündel aus Birkenoder Eichenzweigen, duftender Tee mit
Kräutern, Kwass oder Bier und der Filzhut
Altneujahr am 13. Januar
Bis 1918 galt in Russland der so genannte Julianische Kalender, der gegenüber
dem in Europa gebräuchlichen Gregorianischen Kalender um 13 Tage nachgeht.
Seit 1918 lebt auch Russland nach dem Gregorianischen Kalender. Am 13. Januar
feierte man jedoch weiterhin das Altneujahr, das auch nach 1918 lange Zeit als
«echtes» Neujahr galt. Allmählich gewöhnte man sich an den neuen Kalender
– die Tradition, Altneujahr am 13. Januar zu feiern, blieb jedoch erhalten.
auf dem Kopf. Von
jeher und bis heute
glaubt man in Russland
an die Heilkraft der Banja,
die als gutes Mittel zur
Vorbeugung von Erkältungskrankheiten gilt und zudem
körperliche und seelische
Entspannung und Stressabbau
ermöglichen soll.
Schimpfwörter sind tabu
Neben den religiösen und weltlichen
Bräuchen gibt es in Russland auch viele
Sitten und Verhaltensweisen, die sich von
den unseren unterscheiden. So wird zum
Beispiel die Verwendung von Schimpf­
wörtern in der Öffentlichkeit als obszön
empfunden. Seit April 2013 gibt es gar ein
Gesetz, das den Gebrauch von Schimpfwörtern in Fernsehen, Zeitungen und
Radio verbietet. Wer dagegen verstösst,
muss mit einer Geldstrafe von umgerechnet bis zu 5000 Euro rechnen.
In Russland ist es auch allgemein üblich,
dem Gesprächspartner Fragen privater
Natur­zu stellen, über die Familie, das Einkommen, Hobbys, Gesundheit und Arbeit.
Der Fragende erwartet darauf eine ehrliche
und lockere Antwort.
Sarah Meier,
ehemalige Eiskunstläuferin
«Die Eissportarten
haben in Russland eine
grosse Tradition.
Deshalb freue ich mich,
die Spiele in Sotschi
mitzuverfolgen!»
Olympic Spirit Magazine «Sochi 2014» | 13
Ohne Schienen
läuft nichts
Natürlich gibt es auch Autos, Flugzeuge
und Schiffe, das wichtigste Verkehrsmittel
für den Personen- und Gütertransport in
Russland ist aber die Eisenbahn.
Ein «Schwälbchen» kommt:
Lastotschka in Sotschi
14 | Olympic Spirit Magazine «Sochi 2014»
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Elektrischtkas und Ma
Umgebung
sslands sind mit ihrer
Alle grösseren Städte Ru
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es meistens nicht.
Es ist nicht einfach, im flächengrössten
Land der Erde ein gut funktionierendes
Verkehrs- und Transportnetz zu installieren
und zu betreiben. Im Russland des 20.
Jahrhunderts setzte die Sowjetregierung
auf die Eisenbahn. Der Gütertransport auf
der Strasse wurde aufgrund der hohen
Bau- und Instandhaltungskosten für das
Strassennetz vernachlässigt, zumal die
meisten Fernstrassen im Winter wegen
Schnee und Eisglätte sowieso nur schwer
befahrbar sind. Kommt hinzu, dass sich
viele Russen auch heute noch kein Auto
leisten können.
Die Paradestrecke
Das russische Schienennetz umfasst heute
rund 85 500 Kilometer und weist den
stärksten Frachtverkehr der Welt auf.
Paradestrecke ist die zwischen 1891 und
­
1916 gebaute Verbindung von Moskau nach
Wladiwostok am Pazifik. Sie ist die wichtigste Verkehrsachse Russlands und gleichzeitig mit 9288 Kilometern die längste
Eisenbahnstrecke der Welt. Auf ihr verkehrt
die legendäre Transsibirische Eisenbahn.
Der Bau der Strecke war eine Pionierleistung, weil zum Beispiel im Winter Tem­
peraturen bis minus 50 °C herrschten, der
Boden in der warmen Jahreszeit schlammig
wurde und unzählige Brücken und Tunnels
gebaut werden mussten. Die Transsibirische Eisenbahn ist vor allem für den Gütertransport wichtig. Die Gesamtzeit für die
Fahrt Moskau – Wladiwostok beträgt 143
Stunden und 32 Minuten – also ziemlich
genau sechs Tage.
Neben Schiene und Strasse ist auch der
Wasserweg für Russlands Transportwesen
von enormer Bedeutung. Die russische
Marschrutkas gehören zum Verkehrsbild in den russischen Städten.
Handelsflotte gehört zu den grössten der
Welt. Die wichtigste inländische Wasserstrasse ist die Wolga. Über sie läuft mehr als
die Hälfte der Binnenschifffahrt des Landes.
Bevorzugung von Sotschi
Wegen der Olympischen Winterspiele kommen Sotschi und die Schwarzmeerregion zu
einer in Russland einzigartigen Bevorzugung in der Entwicklung der Verkehrsinfrastruktur. Von den Gesamtkosten für die
Olympischen Winterspiele entfallen etwa
60 Prozent auf die Entwicklung des Eisenbahn-, Strassen- und Luftverkehrs.
Der aufwändige Ausbau des Flughafens in
Sotschi-Adler und die Erneuerung der
Flughäfen in Krasnodar und Anapa lassen
erwarten, dass die Veranstalter den An-
drang der Gäste bewältigen können, die
mit dem Flugzeug zu den Olympischen
Winterspielen reisen werden.
Im Rahmen der Verbesserung der Eisenbahnverbindung nach Moskau wird die
Schwarzmeerlinie zwischen Sotschi und
Tuapse für Schnellbahnen zur Doppelspur
ausgebaut. Zudem wird die Stadt Sotschi
mittels einer durch das Tal der Mazesta
führenden Autobahn und einer lokalen
Umfahrungsstrasse vom Durchgangsverkehr stark entlastet.
Zusammen mit einem neuen Konzept für
den öffentlichen Busverkehr wird das Zentrum von Sotschi beinahe frei von privatem
Verkehr. Dies bewerten die Bewohner von
Sotschi als positive Auswirkung der Olympischen Spiele.
Fanny Smith, Skicross
«Je kürzer die Wege
zu den Wettkampfstätten,
desto angenehmer für
uns Sportler.»
Bilder: © Sochi2014.com (Seite 14), © [email protected] (oben), © Keystone (Statement)
Olympic Spirit Magazine «Sochi 2014» | 15
«Grüne»
Spiele in
Sotschi
Russland hat zugesichert, dass die Olympischen
Spiele 2014 in Sotschi die «grünsten» sein werden, die
je stattgefunden haben. Umweltschützer kritisieren aber
die Nachhaltigkeit und die ökologische Verträglichkeit
der Winterspiele am Schwarzen Meer.
16 | Olympic Spirit Magazine «Sochi 2014»
Bilder: © Keystone, zvg (Statement)
Sotschi ist umgeben von Naturschutzgebieten: Nordwestlich der Stadt befindet sich
der Sotschi Nationalpark und östlich daran
angrenzend das Kaukasus Naturreservat,
ein Unesco-Welterbe. Östlich von Sotschi
befindet sich das Ritsa Nature Reserve.
Aufgrund der verschiedenen Klimazonen
und Höhenstufen auf engem Raum wird
die Region als besonders wertvoll in Bezug
auf die biologische Artenvielfalt betrachtet.
Kritik von Umweltschützern
Allgemein kritisieren Umweltorganisationen, dass durch den Bau von Infrastrukturen für Sotschi 2014 gesetzlich geschützte
sensible und einzigartige Ökosysteme wie
Nationalparks und Biosphärenreservate
Schaden nehmen und teilweise vollständig
zerstört wurden. Die getroffenen Kompensationsmassnahmen seien unzureichend.
Der WWF kritisierte, dass die gesamte Vorbereitung für Sotschi 2014 mit einer Verwässerung der Umweltgesetze verbunden
war. Ferner sei es zu repressiven Mass­
nahmen gegenüber Umweltschützern und
Journalisten gekommen. Der starke Zeitdruck habe die Bereitschaft der lokalen
Behörden verringert, sich mit Interessengruppen auf ehrliche Verhandlungen über
ökologische Bedenken einzulassen.
Ein kritischer Punkt bildet zum Beispiel die
neue, 48 Kilometer lange Schnellstrasse
vom Olympiapark am Meer zu den Austragungsorten in den Bergen, entlang des
Flusses Msymta, der durch Bauschutt
verschmutzt wurde. Auch wegen massiver
Abholzungen sei das Ökosystem in diesem
Tal zerstört worden, klagt die Ökowacht
Nordkaukasus. Die zahlreichen illegalen
Mülldeponien, auf denen Abfälle von den
Olympia-Baustellen abgeladen werden,
bereiten den Umweltschützern ebenfalls
Sorgen.
Befürworter kontern
Der Kritik von Seiten der Umweltschützer
halten die Befürworter entgegen, dass für
«Sochi 2014» in kürzester Zeit eine riesige
Entwicklung nachgeholt wurde, die sich
andernorts über Generationen vollzogen
habe. Die Umweltbilanz der gigantischen
Infrastrukturbauten in zum Teil unberührter Natur sei enorm. Zudem könne die Situation nicht mit dem infrastrukturmässig
bestens erschlossenen Alpenraum verglichen werden. In der Region von Sotschi
gebe es beispielsweise noch riesige Gebiete
völlig unberührter Natur.
Stichwort Zwangsenteignung
Bei der Realisierung eines Grossprojekts wie Olympischer Winterspiele
sind Zwangsenteignungen praktisch unumgänglich. Laut Human Rights
Watch hat die russische Regierung mindestens 400 Gebäude abgerissen
und 1500 Hausbesitzer oder Familien zwangsumgesiedelt, um die
Infrastruktur für «Sochi 2014» zu errichten. Mitarbeiter der Schweizer
Botschaft in Russland berichten, dass die allermeisten Enteigneten
offenbar materiell korrekt entschädigt worden und mit der Kompensation
zufrieden seien. Es gebe aber auch Härtefälle.
Fakt ist: Gemeinsam mit UNEP (United
Nations Environment Programme) hat das
Organisationskomitee von «Sochi 2014» ein
Aktionsplan mit 17 Projekten zur Minimierung negativer Umweltwirkungen ausgearbeitet, der über drei Jahre laufen soll. Dazu
gehören die Zertifizierung von «Sochi 2014»
durch die internationale Umweltmanagementnorm ISO 14001, das Programm «Zero
Waste Games» und die Reduktion und
Kompensation von CO2. Die Baufirmen
mussten eine Erklärung unterzeichnen,
welche sie zur Restauration des Ökosystems
entlang des Flusses Msymta verpflichtet.
Zudem gibt es verschiedene Initiativen zum
Schutz der Biodiversität in der Region und
insgesamt fast 90 vorgeschlagene Projekte,
um die negativen Auswirkungen von «Sochi 2014» zu minimieren.
Ivo Damaso, OK-Präsident Engadin Skimarathon
«Es ist eine Herausforderung,
solche Grossveranstaltungen
möglichst
umweltschonend
zu gestalten!»
Olympic Spirit Magazine «Sochi 2014» | 17
8
Sudoku
Anstelle der Zahlen von 1 bis 9 werden bei
diesem Sudoku die Zahlen von 1 bis 12
eingesetzt.
9
11 4
9
12 6
7
4
11 9
5
4
3
11
10
1
3
11
10
1 12
5
8
4
6
8 11
3
4
2
12
2
4
4
1
1
5
1
7
5
12
3
2
6
7
6
3
5
9
7
12 9
8
Wie lang ist die längste
Eisenbahnstrecke der Welt?
Die Kilometerzahl erhältst du, wenn
du die Zahlen der gelb unterlegten Felder
zeilenweise von oben nach unten abliest.
12
8
2
1
9
Rundweg
2
2 2 2
3
2 2
3
2
2
3
2 2
3
2 3 2
3
1
1
2 2
2 3
1 1 0 2 2
2
2
1
1
2
2 2 3
0 3
2
2
1 3 1
3
3
1
Zeichne entlang der gepunkteten Linien einen
geschlossenen Weg ein, wobei nicht alle Gitterpunkte
durchlaufen werden müssen. Die Zahlen in den Feldern
geben an, wie viele der benachbarten Kanten für den
Weg verwendet werden. Der Weg darf sich nicht selbst
kreuzen oder berühren.
18 | Olympic Spirit Magazine «Sochi 2014»
6
Sikaku
Unterteile das Diagramm entlang der Gitterlinien
in rechteckige Gebiete, so dass jedes Gebiet genau
eine Zahl enthält, welche angibt, aus wie vielen
Feldern das Gebiet besteht.
Olympic Solidarity
bietet
Chancen
Egal aus welchem Land: Wenn hoffnungsvolle
Sportler aus finanziellen Gründen an der
Weiterentwicklung zu scheitern drohen, dann
hilft Olympic Solidarity. Zum Beispiel dem
für Jamaika startenden Skicrosser Errol Kerr.
Was für ein Moment für Jamaika: An den
letzten Olympischen Winterspielen 2010 im
kanadischen Vancouver trug Skicrosser
Errol Kerr bei der Eröffnungsfeier die Fahne
seines Landes – als erster Jamaikaner überhaupt, der in einer Skidisziplin an den Start
ging!
Der Stolz auf sein Mutterland war dem
damals 23-Jährigen beim Einmarsch der
Nationen anzusehen. Und seine Leistung
im Olympia-Wettkampf durfte sich auch
sehen lassen: Errol Kerr schaffte es bis ins
Viertelfinale und erreichte schliesslich den
neunten Platz unter 33 Teilnehmern.
Olympische Solidarität
Möglich gemacht hat diesen Erfolg vor
allem auch Olympic Solidarity. Ziel dieser
Institution des Olympischen Komitees (IOC)
mit Sitz in Lausanne ist es, die internationale Sportentwicklung und die Solidarität
innerhalb der olympischen Familie zu
fördern.
Konkret heisst dies, dass Olympic Solidarity
auf finanzieller, technischer und administrativer Ebene nationale olympische Komitees unterstützt, die am meisten auf Hilfe
angewiesen sind. Dank dieser Unterstützung können herausragende Sporttalente
in Sportarten gefördert werden, für die in
diesen Ländern bis anhin keine geeignete
Basis bestand.
Die Programme umfassen die Ausbildung
der Trainer, die Fortbildung von Offiziellen,
den Aufbau von nationalen Sportstrukturen
und die Verknüpfung mit internationalen
Partnern. Damit fördert Olympic Solidarity
die olympische Idee der Gemeinschaft, in
der jeder jedem hilft. Die OlympicSolidarity-Programme werden mit
den Erlösen aus den Fernsehrechten finanziert, die man
für die Übertragung der
Olympischen Spiele an
TV-Unternehmen verkauft.
Erfolgreiche «Exoten»
Aus den Förderprogrammen von
Olympic Solidarity gehen immer
wieder Sportler hervor, die auch an
Olympischen Spielen mit ihren
Leistungen für Schlagzeilen sorgen.
Zum Beispiel: Als erste brasilianische Judoka gewann Sarah Menezes
an den Sommerspielen in London
2012 Gold für ihr Heimatland.
Errol Kerr
Bilder: © Keystone
Olympic Spirit Magazine «Sochi 2014» | 19
5
olympische
Symbole
Die Bedeutung und die Werte der olympischen Bewegung
werden durch Symbole vermittelt. Mithilfe von
Symbolen lassen sich Botschaften auf einfache und direkte
Weise verbreiten. Ausserdem verleihen die
bekannten olympischen Symbole den Olympischen
Spielen und der olympischen Bewegung eine Identität.
Fünf Beispiele.
Das olympische Motto …
... heisst «schneller, höher, weiter»
(im lateinischen Original «citius,
altius, fortius»). Die drei Begriffe
sollen den Sportler ermutigen, im
Wettkampf sein Bestes zu geben.
Gemäss dem olympischen Kredo ist
das Wichtigste im Leben nicht der
Triumph, sondern der Wettkampf.
Gut und fair kämpfen bedeutet
mehr als siegen.
Die olympische Hymne …
... wurde vom Griechen Spyros Samara komponiert und an
den ersten Olympischen Spielen der Neuzeit 1896 in Athen
gespielt. 1958 wurde sie vom Internationalen Olympischen
Komitee zur offiziellen Hymne erklärt. Seit den Olympischen Sommerspielen 1964 in Tokio wird die Hymne bei
allen Olympischen Spielen zweimal gespielt: an der Eröffnungsfeier beim Hissen der olympischen Flagge und an
der Schlussfeier beim Einholen der Flagge.
Wendy Holdener, Ski alpin
«Für mich ist es
eine Ehre, Teil der
olympischen
Bewegung zu sein.»
20 | Olympic Spirit Magazine «Sochi 2014»
Die olympischen Ringe …
... stehen sinnbildlich für die fünf Kontinente. Sie greifen ineinander, um die weltweite
Verbreitung der olympischen Idee und das
Zusammenkommen von Sportlern aus der
ganzen Welt hervorzuheben. Auf der olympischen Flagge erscheinen die Ringe auf
weissem Grund. Die so kombinierten sechs
Farben (blau, gelb, schwarz, grün, rot und
weiss) repräsentieren die Nationalflaggen
aller Nationen. Der verbreitete Glaube, dass
jede Farbe einem Kontinent zugeordnet
werden kann, ist also falsch.
Der olympische Eid …
... wird an der Eröffnungsfeier
von einem Sportler des Gast­
geberlandes gesprochen. Der Eid
verpflichtet zum Fairplay und
lautet: «Im Namen aller Athleten gelobe ich, dass wir an den
Olympischen Spielen teilnehmen und dabei die gültigen
Regeln respektieren und befolgen, und uns dabei einem
Sport ohne Doping und ohne
Drogen verpflichten, im wahren
Geist der Sportlichkeit, für den
Ruhm des Sports und die Ehre
unserer Mannschaft.»
Bilder: © Keystone, © Sochi2014.com (Mitte rechts)
Das olympische Feuer …
... hat seinen Ursprung in Olympia in Griechen­
land. Es erinnert damit an die antiken Wurzeln­
der Olympischen Spiele der Neuzeit. Mehrere
Monate vor den Olympischen Spielen wird das
Feuer an der olympischen Geburtsstätte mithilfe der Sonne und eines Parabolspiegels
entzündet. Das Feuer wird anschliessend ins
Land, in dem die Spiele stattfinden, transpor­
tiert. Braucht es dazu ein Flugzeug, wird das Feuer in einer
Sicherheitslampe aufbewahrt. Nach der ­Ankunft wird es in
einem Fackellauf durch die verschiedenen Regionen des
Gastgeberlandes getragen. Unterwegs kündigt das Feuer die
Olympischen Spiele an und rückt gleichzeitig die Kultur und
Traditionen der durchquerten G
­ ebiete ins Licht. Während
der Spiele brennt es als Zeichen des Friedens und der Verbundenheit aller Völker der Erde im Olympiastadion.
Olympic Spirit Magazine «Sochi 2014» | 21
«Jeder Mensch
ein
hat
Recht
auf Würde»
Christian Wenk war Spitzensportler, als ihn ein Trainingsunfall in
den Rollstuhl zwang. Heute ist er unter anderem Botschafter
für «Global Dignity», der weltweiten Initiative für Menschenwürde.
Im Interview spricht er über dieses Engagement.
22 | Olympic Spirit Magazine «Sochi 2014»
Bilder : © Jorma Bork / Pixelio, zvg (Seite 23)
Christian Wenk
Christian Wenk, was bedeutet
für Sie Menschenwürde?
«Würde bedeutet, dass jeder Mensch über
sein Leben selber bestimmen darf und
­darin von der Gesellschaft respektiert wird.
Würde bedeutet Toleranz, Respekt und
Achtung, um nur einige wenige Begriffe zu
nennen.»
Wie wurden Sie auf
Global Dignity aufmerksam?
«Aufgrund meiner Behinderung bin ich seit
Jahren konfrontiert mit dem Thema ‹Inte­
gration› und der Tatsache, von der Gesellschaft wegen meiner Einschränkung immer
wieder ausgeschlossen zu werden. Ich bin
also schon lange sensibilisiert, was diese
Art von ‹Ungerechtigkeit› angeht. Und ich
bin als Person öffentlichen Interesses
mittlerweile längst so etwas wie ein Botschafter geworden für Menschen mit Behinderung. Als ich schliesslich beim World
Economic Forum in Davos erstmals von der
Initiative ‹Global Dignity› hörte, war ich
sofort fasziniert. Denn die Initiative möchte
nichts anderes als das, was ich mir selber
so sehr wünsche: die Gleichberechtigung
aller Menschen auf dieser Welt. Das würde
zum Beispiel bedeuten, dass sie die
glei­
chen minimalen Bedingungen und
Chancen haben, eine Ausbildung zu geniessen und ihre Träume zu verwirklichen,
und vor allem eben auch, dass sie über das
eigene Leben bestimmen können. Global
Dignity erreicht heute in rund 50 Ländern
jedes Jahr eine siebenstellige Zahl von
jungen Menschen.»
Sie leiten Global Dignity in der
Schweiz. Warum haben Sie diese
Aufgabe übernommen?
«Neben der persönlichen Betroffenheit
spielten auch andere Gedanken eine Rolle:
Ich beobachte immer wieder, wie sehr
Ausgrenzung, Nötigung oder Erniedrigung
auch bei uns in der Schweiz passieren – an
Schulen genauso wie in Familien, am
Arbeitsplatz oder im Verein. In jedem Alter,
immer wieder und
auch in ganz kleinen Dingen, die oft
unbewusst gesche­
hen. Wer hat schon
bewusst über Fragen nachgedacht wie zum
Beispiel, was die Rolle des Täters ist oder
die Rolle des Opfers? Oder wer hat sich
schon einmal gefragt, was ein würdevoller
Umgang mit sich selber bedeuten würde?
Achten und sorgen wir uns wirklich genü-
war im Jahr 2000 Schwe
izer Meister im Duathlon
und die Nummer 4 de
Weltrangliste. Nach ein
r
em schweren Trainingsun
fall in demselben Jahr
in Japan kämpfte sich
der leidenschaftliche Spo
rtler im Rollstuhl zurück
ins Leben. Mit Erfolg:
Christian Wenk ist heute
Ob
erarzt in der Notfallstati
Hirslanden Klinik St. An
on
na in Luzern, dazu als
be
gn
adeter Musiker ein
gefragter Konzertpianist
und als Nationaltraine
r Handbike mit dem Spo
weiterhin eng verbund
rt
en. Darüber hinaus en
gag
iert er sich ehrenamtlic
in verschiedenen wohlt
h
ätigen Organisationen
wie Global Dignity.
Christian Wenk ist auch
Mitglied des Ethik-Beira
ts von Swiss Olympic.
Mehr über Christian We
nk: www.christianwe
nk.ch
Mehr über Global Dignit
y: www.globaldignity
.org
Mehr über die olympisc
hen Werte: www.swiss
olympic.ch - Ethik
Christian Wenk (rechts
) mit
den Gründern und Län
gend um uns selber in einer Gesellschaft,
in der nur die Leistung zählt? Ich bin Botschafter von Global Dignity geworden, um
solche Fragen laut zu stellen und konkrete
Antworten darauf zu finden. Mit dem Ziel,
dass wir lernen, selber Verantwor­tung zu
übernehmen, bewusst zu handeln und
verletzende Ungerechtigkeiten zu vermeiden.»
Was sind Ihre Hauptaufgaben als
Botschafter von Global Dignity?
«Ich bin verantwortlich für die Umsetzung
der Ziele der Initiative in der Schweiz. Das
heisst, wir wollen möglichst viele junge
Menschen im Alter von zehn bis 17 Jahren
erreichen, damit sie aktiv darüber nachdenken, was Würde
bedeutet, wo sie in
der eigenen Würde
verletzt werden oder
andere in ihrer Würde
verletzen könnten. Wir möchten, dass sie
einen würdevollen Umgang mit anderen,
aber auch mit sich selber pflegen. Junge
Menschen verstehen besonders gut, worum
es geht. Und sie sind unsere Zukunft. Dazu
führen wir beispielsweise die sogenannten
«Würde bedeutet Toleranz,
Respekt und Achtung.»
dervertretern von Glo
bal Dignity
‹Global Dignity Days› in Schulen durch, wo
wir mit den jungen Menschen direkt ins
Gespräch kommen.»
Glauben Sie an das Gute im Menschen?
«Oh ja, auf jeden Fall. Respekt, Toleranz,
Achtung und Wille zur Integration sind
lernbar. Wir müssen den Fokus ändern,
zum Beispiel uns bewusst werden, welche
Möglichkeiten statt Gefahren in anderen
Menschen schlummern. Die Gesellschaft
profitiert von der Verschiedenartigkeit der
Menschen, sogar wirtschaftlich gesehen.
Das bestfunktionierende System ist das mit
der vollständigen Integration aller Teilnehmer. An diese Idealform werden wir uns
annähern. Das ist es, was ich glaube.»
Wie sind Sie heute
mit dem Sport verbunden?
«Ich fahre Handbike, um gesund und fit zu
bleiben, die Natur zu spüren, den Kopf zu
lüften oder auch einfach mal abzuschalten.
Ich stecke mir einzelne ehrgeizige Ziele, um
dann konsequent dranbleiben zu müssen.
Ich tue dies, weil ich weiss, dass es mir
guttut.»
Olympic Spirit Magazine «Sochi 2014» | 23
Alles
neu,
alles
nah
Erstmals in der Geschichte Olympischer Winterspiele mussten
für «Sochi 2014» alle Wettkampfstätten neu errichtet werden. Das
birgt auch Vorteile: In Sotschi werden Winterspiele der kurzen
Wege realisiert. Darauf wird immer wieder mit Stolz hingewiesen.
Es gibt 2014 drei Athletendörfer, zwei in
den Bergen, eines an der Küste. Auf
der Imeretinskaja-Ebene in Sotschi-Adler
werden sich alle Eisstadien befinden. Die
Athleten können bequem zu Fuss zu den
Wettkampfstätten gehen.
Im Gebirge oberhalb von Krasnaja Poljana
stehen die zwei olympischen Dörfer für die
Athleten, die an den Wettbewerben auf
Schnee und im Eiskanal teilnehmen. Auch
hier sind die Wege zu den Wettkampfstätten kurz und mit einem speziellen Shuttleservice gut zurückzulegen.
Spezielle Strassen und Spuren
Alle, die sich aus den vielen Hotels
von Sotschi und Umgebung zu
den Wettkampforten bege-
Das Olympiastadion
«Adler-Arena» in Sotschi
26 | Olympic Spirit Magazine «Sochi 2014»
ben wollen, werden mit den Schnellbahnen­
und Busshuttles ihre Zielgebiete innerhalb
von etwa vierzig Minuten erreichen können. Innerhalb weiterer zwanzig Minuten
sollten sie dann zu den von ihnen an­ge­
strebten Wettkampfstätten gelangen können.
Für den Transport der Offiziellen und Athleten, aber auch für die Busse, in denen
Zuschauer transportiert werden, sind im
Strassenverkehr spezielle Spuren reserviert.
Zwischen Sotschi-Adler und Krasnaja Pol-
jana wird der olympische Verkehr auf der
neuen Schnellstrasse abgewickelt, während der lokale Verkehr die alte Strasse
benutzen muss. Die alte Strasse hat fünf
Anschlusspunkte an die neue Schnell­
strasse, die aber während der Spiele nicht
benutzt werden können, um den raschen
«olympischen Transport» zu gewährleisten.
Der gegenüberliegende Lageplan zeigt
dir die olympischen Sportstätten und die
Distanzen.
Bild: © Sochi2014.com
Olympic Spirit Magazine «Sochi 2014» | 27
Susanne Böhlen
«Ich kann
auch mal fünf
gerade sein lassen»
Als «Leiterin Olympic Team Support» kümmert
sich Susanne Böhlen bereits zum vierten Mal um die gesamte
Logistik und Organisation für das Swiss Olympic Team. Im
Interview erzählt sie, welche Herausforderungen
«Sochi 2014» mit sich bringt und warum unsere Athletinnen
und Athleten in Russland nicht nur Kaviar essen werden.
28 | Olympic Spirit Magazine «Sochi 2014»
«Ich trug Sotschi schon während ‹Vancouver 2010› im Hinterkopf»
Susanne Böhlen, Sie sind «Leiterin
Olympic Team Support». Was gibt es im
Hinblick auf «Sochi 2014» alles zu tun?
«Ich kümmere mich um alles, was ein Athlet in der Vorbereitung und während der
Olympischen Spiele abseits der Wettkämpfe
braucht. Er will zum Beispiel im Vorfeld
darüber informiert werden, wer wofür zuständig ist und welche Bedingungen er in
Russland vorfinden wird. Er braucht die
offizielle Kleiderkollektion in der richtigen
Grösse, er muss wissen, wie sein Material
nach Sotschi kommt und wo er unter­
gebracht sein wird, wie er von A nach B
gelangt, wo er trainieren kann und was es
zu essen gibt.»
Russischen Salat und Kaviar?
«Der Einfluss des Gastgeberlandes ist begrenzt, weil vieles vom IOC vorgegeben ist.
Etwa wie viele Kleiderbügel in einem Zimmer vorhanden sein müssen, wie breit das
Bett zu sein hat und dass es eine Nachttischlampe braucht. Auch das Essen wird
weitgehend von IOC-Standards bestimmt.
Die Athletinnen und Athleten werden also
in etwa dasselbe essen können wie 2010 in
Vancouver.»
Die meisten Wettkampfstätten und
Unterkünfte wurden für die Winterspiele
neu gebaut. Werden nun alle Schweizer
in luxuriösen Neubauten wohnen?
«Solche Neubauten gibt es in der Tat. Aber
die Tatsache, dass vieles bis vor Kurzem
noch gar nicht stand, stellte uns vor eine
organisatorische Herausforderung: Wollen
wir zum Beispiel Reservezimmer ausserhalb
des ‹Olympic Village› in einer top­modernen
Unterkunft buchen, die noch gar nicht gebaut ist, also die Katze im Sack kaufen?
Oder wollen wir auf der sicheren Seite sein
und ein älteres Hotel reservieren, das vielleicht etwas weiter weg liegt, aber das wir
zumindest vorgängig besichtigen können?
Ganz nach dem Motto: Lieber den Spatz in
der Hand als die Taube auf dem Dach.»
Und wofür haben Sie sich entschieden?
«Ich bin zuversichtlich, dass uns eine gute
Mischung gelungen ist. Russland ist sehr
stolz, die Winterspiele austragen zu dürfen
und die Organisatoren arbeiten profes­sio­
Wann haben Sie mit den Vorbereitungen
für «Sochi 2014» begonnen?
«Ich trug Sotschi schon während ‹Vancouver 2010› im Hinterkopf. Ich überlegte mir,
was man das nächste Mal besser machen
könnte und was in Russland anders sein
wird als in Kanada. Im Herbst 2010 besuchten wir erstmals die Stadt am Schwarzen
Meer, um uns vor Ort ein Bild zu machen.
Damals war allerdings abgesehen von
­immensen Baustellen noch nicht viel zu
sehen.»
«Wir müssen vieles sehr
kurzfristig erledigen»
Bilder: © Swiss Olympic
nell. Ich mache mir daher keine Sorgen,
sondern freue mich auf Sotschi.»
Zwischen Sommer- und Winterspielen
liegen jeweils nur eineinhalb Jahre.
Bedeutet dies besonderen Stress?
«Ja, auch weil unsere Delegation im Winter
jeweils grösser ist als im Sommer. 2010 in
Vancouver hatten wir 146 akkreditierte
­Athletinnen und Athleten, an den Sommer­
spielen 2012 in London waren es 102. Für
‹Sochi 2014› rechnen wir mit einer ähn­
lichen Delegationsgrösse wie 2010.»
Aber für Winterspiele müssen weder
Pferde noch Segelboote transportiert
werden. Macht dies die Organisation
einfacher?
«Die grosse Herausforderung ist es, dass wir
vieles sehr kurzfristig erledigen müssen. In
einigen Sportarten finden die Selektionen
erst gegen Ende Januar statt. Erst dann
wissen wir definitiv, wie viele Schweizer
am Start sind. Und die Bobfahrer zum
Beispiel haben am 26. Januar das letzte
Weltcuprennen, am 4. Februar bereits ein
erstes Training auf der Olympiabahn. Es
bleibt also wenig Zeit, um alle erforder­
lichen Papiere zu organisieren, die Bobs zu
verladen und sie nach Sotschi zu bringen.»
Mögen Sie knappe Fristen
und Ungewissheiten?
«Mir gefällt es, flexibel zu bleiben, mich
immer wieder auf Neues einzustellen und
auf Ungewisses einzulassen. Mit zunehmender Erfahrung gewinnt man an Ver­
trauen, dass am Ende alles irgendwie klappen wird. Nach Peking, Vancouver und
London ist dies ja bereits meine vierte
Olympiamission. Ich bin lockerer geworden, weil ich weiss, was wichtig und was
weniger wichtig ist. Mittlerweile kann ich
auch mal fünf gerade sein lassen.»
Olympic Spirit Magazine «Sochi 2014» | 29
Buchstabensuche
Leuchttürme
Wie wird der Kaviar in Russland genannt?
Streiche alle Buchstaben, die mehrmals
vorhanden sind, durch. Die restlichen vier
müssen dann nur noch in die richtige
Reihenfolge gebracht werden, damit du das
Wort ablesen kannst.
Zeichne in einige der Felder Schiffe so ein, dass kein
Schiff ein anderes Schiff oder einen Leuchtturm berührt,
auch nicht diagonal. Die Zahlen in den Leuchttürmen
geben an, wie viele Schiffe von diesem aus in waagerechter
und senkrechter Richtung gesehen werden können.
Dabei stört es nicht, wenn zwischen dem Schiff und dem
Leuchtturm ein weiteres Schiff oder ein anderer
Leuchtturm steht. Alle Schiffe werden von mindestens
einem Leuchtturm gesehen.
5
1
5
2
3
1
2
3
2
30 | Olympic Spirit Magazine «Sochi 2014»
2
Bilder: © tropenhaus-frutigen.ch
«Olympische
Spiele
sind das
Grösste! »
Der ehemalige Schweizer Skisprung-Nationaltrainer Berni Schödler
kennt das einzigartige Gefühl, das Olympische Spiele auslösen.
Und er kennt die russische Sportler-Mentalität von seiner zweijährigen
Trainertätigkeit im Land des Olympia-Gastgebers 2014.
Berni Schödler, was war für Sie
die grösste Herausforderung bei der
täglichen Arbeit in Russland?
«Das Schönste war ganz klar die Arbeit mit
den Athleten. Ich durfte einige wirklich
tolle russische Sportler kennen lernen, mit
welchen es viel Spass gemacht hat, an und
neben der Schanze zu arbeiten. Spannend
und herausfordernd war der Umgang mit
den Funktionären und mit sportpolitischen
Themen. Die Herangehensweise an organisatorische Themen oder auch in der Führung und Begleitung von Athleten war doch
um einiges fordernder, als ich es kannte.»
Welche Bedeutung hat der
Sport für russische Athleten?
«Russische Skispringer sind sehr erfolgshungrig und stolz, ihr Land auf den Schanzen zu vertreten. Gerade an Olympischen
Spielen ist dies sehr stark zu spüren. Für
mich neu waren die Einsatzzeiten der Aktiven: Ich betreute Athleten, die sich im
Frühling von den Familien verabschiedeten
und bis Ende Winter nur noch zwei, drei
Tage zuhause waren. Das zeigt, mit welchen Entbehrungen diese Springer ihrem
Sport nachgehen. Die russischen Athleten
sind zudem Soldaten und an Universitäten
eingeschrieben. Sport ist in Russland eine
echte Aufstiegsmöglichkeit in der Gesellschaft.»
Was bedeuten für Sie persön­lich
die Olympischen Spiele?
«Wenn man an Olympische Spiele reist mit
dem Wissen, alles gemacht zu haben, um
einen Erfolg zu realisieren, sind die Spiele
das Grösste im Leben eines Trainers. Wettkämpfe, Organisation, olympisches Dorf
und das Kennenlernen verschiedener
Menschen und Kulturen innerhalb von
­
zwei Wochen sind schlichtweg genial.
Wenn dann noch Erfolge und emotionale
Momen­
te der Athleten dazukommen,
­haben die Olympischen Spiele einen bleibenden Wert im Leben.»
Berni Schödler
war während zehn Jah
ren als
Schweizer Skisprung-Na
tionaltrainer
tätig. Der Bündner wa
r massgeblich
an den Erfolgen von Sim
on Ammann
und Andreas Küttel be
teiligt. Im
Frühling 2007 übernah
m er in
Russ­land für zwei Jah
re das Amt des
Skisprung-Trainers. He
ute ist Schödler
wieder in der Schweiz
für Swiss-Ski
als Disziplinen-Chef Ski
springen und
nordische Kombinatio
n tätig.
Berni Schödler
Bild: © Keystone
Olympic Spirit Magazine «Sochi 2014» | 31
Schlag
auf Schlag
Die Eröffnungsfeier am Freitag, 7. Februar, wird bestimmt
stimmungsvoll. Doch dann geht an den Olympischen
Winterspielen 2014 in Sotschi die Post ab: In den gut zwei
Wochen bis zur Schlussfeier am Sonntag, 23. Februar,
werden 98 Goldmedaillen vergeben!
n Winterspiele 2014
Zeitplan der Olympische 11. 12. 13. 14. 15. 16.
Februar
7.
8.
9.
10.
17.
18.
19.
20.
21.
22.
G
23.
11
Eröffnung
3
Biathlon
2
Bobsport
2
Curling
5
Eishockey
12
Eiskunstlauf
Eisschnelllauf
10
4
Freestyle-Skiing
Rennrodeln
8
2
Shorttrack
10
Skeleton
12
Ski Alpin
4
Skilanglauf
Skispringen
3
Nordische
Kombination
Snowboard
Abschluss
8
5
–
Entscheidungen
ngen
= Medaillenentscheidu
32 | Olympic Spirit Magazine «Sochi 2014»
10
5
8
6
6
6
7
5
6
5
8
6
7
7
3
98
«Hot. Cool. Yours.»
«Heiss. Cool. Deins.» lautet das offizielle Motto
der Olympischen Winterspiele in Sotschi. Um dem
Grossanlass weltweit ein unverwechselbares
«Gesicht» zu verleihen, braucht es aber noch mehr.
Logo und Maskottchen sind weitere wesentliche
Instrumente, um die Olympischen Spiele
weltweit zu vermarkten.
Internetadresse als Logo, die
Domain sochi2014.ru.
Im Logo steckt viel Symbolik.
Die Zeilen «sochi» und «2014»
in blauer Farbe sind so angeordnet, dass sie sich spiegeln, wie die
Gipfel des Kaukasus im Schwarzen
Meer vor Sotschi. Zudem soll die Internetadresse im Logo die digitale Genera­
tion ansprechen und dazu beitragen, dass
die Fans auf der ganzen Welt auch im
Internet miteinander kommunizieren.
Drei Maskottchen
Beeindruckende 24 048 Vorschläge gingen
im Rahmen eines international ausgeschriebenen Wettbewerbs für das Mas-
OK-Präsident Dmitri Tschernitschenko betonte bei der Bekanntgabe des offiziellen
Mottos für «Sochi 2014» dessen Sinn. «Hot»
stehe für die Leidenschaft des Sports.
«Cool» beziehe sich auf die Jahreszeit der
Winterspiele in Sotschi – und ganz allgemein darauf, wie sich Russland der Welt
präsentieren wolle. «Yours» drücke aus,
dass Sotschi Olympische Spiele durchführen
möchte, mit denen sich jedermann identifizieren könne.
Internetadresse als Logo
Am 1. Dezember 2009 wurde in Moskau das
offizielle Logo von «Sochi 2014» präsentiert.
Es wurde von einer internationalen Agentur
und einem Expertenrat des Organisationskomitees geschaffen und zeigt erstmals
in der Geschichte Olympischer Spiele eine
Bilder: © Russian Post
Die drei Maskottchen von «Sochi 2014»
zieren auch russische Briefmarken.
kottchen der Spiele in Sotschi ein. Eine
Expertenjury wählte zehn davon in die
­engere Auswahl. Im Februar 2011 konnte
das Publikum im russischen Fernsehen abstimmen. Das Resultat: Der Leopard (28
Prozent der Stimmen), der Eisbär (18 Prozent) und der Hase (16 Prozent) sind die
offiziellen Maskottchen von «Sochi 2014».
Russlands Präsident Wladimir Putin zeigte
sich insbesondere über den Leoparden
erfreut: «Er ist ein starkes, schnelles und
schönes Tier, das einst im Kaukasus beheimatet war und jetzt in der Region wieder
angesiedelt werden soll.»
Olympic Spirit Magazine «Sochi 2014» | 33
«Sochi 2014»
in
Zahlen
21
Olympische Winterspiele gab es schon. In
Sotschi finden also die 22. Winterspiele
statt. Die ersten Winterspiele wurden
1924 in Chamonix / Frankreich durchgeführt. Zwei­mal
war auch die Schweiz Gastgeberin: 1928 und 1948,
beide Male in St. Moritz.
Eröffnungsfeier
1928 in St. Moritz
16
Tage dauern die Olympischen Winterspiele in Sotschi. Sie beginnen
am Freitag, 7. Februar 2014, mit der
Eröffnungsfeier im «Fisht Olympic Stadium»,
dem offiziellen Olympiastadion der Spiele. Am
Sonntag, 23. Februar 2014, finden an gleicher
Stätte die Schlussfeierlichkeiten statt. Drei Milliarden Zuschauer wird der nach den Olympischen Sommerspielen zweitgrösste Sportanlass
der Welt vor den Bildschirm locken.
129
Olympic Park in Sotschi
34 | Olympic Spirit Magazine «Sochi 2014»
Medaillen gewann die Schweiz
bisher an Olympischen Winterspielen – 46 Mal Gold, 37
Mal Silber und 46 Mal Bronze. Damit belegt
unser Land Rang 8 in der ewigen Bestenliste
der Winterspiele. Erfolgreichste Schweizer
Einzelsportler sind Skispringer Simon Ammann
(Bild) mit viermal Gold bei den Männern und
Skirennfahrerin Vreni Schneider mit dreimal
Gold und je einmal Silber und Bronze bei den
Frauen.
98
Medaillensätze in sieben olympischen
Sportarten werden in «Sochi 2014» vergeben. Über 5500 Athleten kämpfen
um das Edelmetall, beobachtet von 12 000 Medienschaffenden vor Ort. Rund 25 000 Freiwillige – sogenannte Volunteers – stehen im Hintergrund für
den reibungslosen Ablauf der Spiele im Einsatz.
Bigna Windmüller
12
Gian Gilli, Chef de Mission «Sochi 2014»
«Die Qualität der olympischen
Infrastrukturen in Sotschi
ist von höchstem Niveau.»
8
Goldmedaillen gewann der bisher erfolgreichste
Athlet an Olympischen Winterspielen.
Es ist der norwegische Langläufer
Bjørn Dæhlie (Bild), der zwischen 1992
und 1998 neben achtmal Gold noch
viermal Silber eroberte. Auch die
erfolgreichste Frau kommt aus
dem Langlauflager: Die ­Russin
Ljubow Iwanowna ­Jegorowa
gewann 1992 und 1994 ins­
gesamt sechs Gold- und drei
Silbermedaillen.
Bilder: © Keystone
spektakuläre Disziplinen stehen
in «Sochi 2014» erstmals auf dem
Wettkampfprogramm Olympischer
Winterspiele: die Mixed-Staffel im Biathlon,
Ski-Halfpipe (Frauen und Männer), Ski-­
Slopestyle (Frauen und Männer), Skispringen
für Frauen, Snowboard-Slopestyle (Frauen
und Männer), Snowboard-Parallelslalom
(Frauen und Männer), der Teamwettkampf
im Eiskunstlaufen und der Teamwettkampf
im Rodeln.
10
Tage dauern die 11. Winter-Paralympics,
die vom 7. bis 16. März 2014 ebenfalls
in Sotschi stattfinden. Vor vier Jahren
in Vancouver nahmen mehr als 500 Athleten aus
44 Nationen an den Olympischen Spielen
für Menschen mit Behinderung teil. Ähnliche
Zahlen sind für Sotschi zu erwarten. An den
Paralympics stehen über 60 Bewerbe in den fünf
Sportarten Biathlon, Rollstuhlcurling, SchlittenEishockey, Ski Alpin und Ski Nordisch auf dem
Programm.
Olympic Spirit Magazine «Sochi 2014» | 35
Selina Gasparin
«Ich kenne das
kyrillische
Alphabet»
Selina Gasparin ist die älteste von drei Schwestern und gegenwärtig
die beste Schweizer Biathletin. Im Interview spricht die 29-jährige
Engadinerin nicht nur über ihre Beziehung zu ihren Schwestern,
sondern auch über jene zu Berta – ihrem Gewehr. Ausserdem verrät
sie, warum sie in Russland keinen Kulturschock hat.
36 | Olympic Spirit Magazine «Sochi 2014»
Selina, was kommt dir
in den Sinn, wenn du
an «Sochi 2014» denkst?
«Sotschi ist schon lange
täglich präsent. Olympische
Spiele sind ein Lebensziel
für die meisten Sportler, auch
für mich. Dieses Ziel motiviert
mich, wenn morgens der Wecker
klingelt. Es spornt mich an, im
Training nochmals einen Zacken
zuzulegen, selbst wenn mir bereits
alles wehtut. Nachdem ich schon 2010
in Vancouver dabei war, möchte ich
mich unbedingt wieder qualifizieren –
und wenn möglich in die Diplomränge
laufen. Mit mehreren Top-10-Plätzen seit
2010 ist mein Ehrgeiz selbstverständlich
gestiegen.»
Du bist seit rund zwei Jahren mit dem
russischen Langläufer Ilja Tschernussow
zusammen. Ihr habt euch im Trainingslager in der Schweiz kennengelernt.
Warst du auch schon in Russland?
«Ja, ich habe mit ihm seine Familie besucht­
und mag das Land. Viele Russinnen und
Russen wirken auf den ersten Blick eher
verschlossen. Aber wenn man sie besser
kennt, sind sie sehr herzlich und gastfreundlich. Ist man zu Besuch, wird man
vorzüglich bewirtet – es wird viel Essen
aufgetischt, das Meiste ist selbstgemacht
und schmeckt lecker. Meine Leibspeise in
Russland ist eine Art Ravioli, die man mit
ganz unterschiedlichen Dingen füllen
kann.»
«Wir drei sind ein
eingeschworenes Team»
Hast du bereits Russisch gelernt?
«Ich bin daran. Ich kenne das kyrillische
Alphabet und kann mich auch schon ein
kleines bisschen verständigen.»
Du wärst also bestens
auf «Sochi 2014» vorbereitet.
«Einen Kulturschock habe ich jedenfalls
nicht zu befürchten, weil mir das Land
schon ziemlich vertraut ist. Ich nehme seit
2005 ja auch regelmässig an Weltcuprennen in Russland teil.»
Deine zwei jüngeren Schwestern Elisa
und Aita sind ebenfalls auf dem Weg an
die Biathlon-Weltspitze. Als Trio erregt
ihr die Aufmerksamkeit der Medien.
«Ja, als wir letzte Saison erstmals im
­Weltcup alle drei im selben Team antraten,
war dies eine Weltpremiere. Wir waren
daraufhin zum Beispiel schon bei Kurt
­
Aesch­bacher zu Gast. Auch ausserhalb der
Schweiz interessiert man sich für uns. Vergangenen März schafften wir es sogar ins
ZDF, nachdem wir drei an der WM in Tschechien gestartet und 13. geworden waren,
zusammen mit Patricia Jost. Nun hoffen wir
natürlich, uns für Sotschi qualifizieren zu
können. Allerdings müssen wir dazu unter
den besten zehn Nationen sein.»
«Die Russen sind sehr
herzlich und gastfreundlich»
Steckbrief
Gibt es unter euch Konkurrenzkämpfe?
«Im Moment ist die Hierarchie noch klar,
daher gibt es eigentlich nichts zu zanken.
Als Älteste kann ich meinen Schwestern
vieles mit auf den Weg geben, das tue ich
sehr gerne. Ausserdem können wir verschiedene Aufgaben rund um den Sport
und das viele Reisen aufteilen, da wir
einen­Grossteil des Jahres zusammen
unter­wegs sind. Und wenn wir gemeinsam
in der Staffel starten, sind wir auch auf der
Loipe ein Team. Das ist schon speziell.»
Zu einer Staffel gehören vier.
Hat es die Vierte im Bund schwer
mit drei Schwestern?
«Eine Teamkollegin sagte einmal, sie habe
sich von den Gasparins adoptieren lassen,
damit sie mitlaufen dürfe. Nein, im Ernst:
Wir drei sind zwar ein eingeschworenes
Team, nehmen aber gerne eine Vierte herzlich bei uns auf.»
Warst du als Älteste die Erste,
die mit dem Biathlon-Sport begann?
«Ja, ich stieg 2004 – also mit 20 – vom
Langlaufen auf Biathlon um. Elisa und Aita,
knapp acht und zehn Jahre jünger als ich,
sind dann sozusagen in meinem Windschatten gefolgt.»
Gibt es Leute in eurem Umfeld, die
ein Problem damit haben, dass ihr eine
Schiesssportart betreibt?
«Als Elisa und ich Aita zu ihrer Firmung
ein Gewehr schenkten, machten ein paar
unse­rer Verwandten grosse Augen. Es ist
schon nicht eben das übliche Geschenk zu
diesem Anlass. Aber sonst geniessen wir in
der Familie grosse Unterstützung. Meine
Waffe ist ja ein Sportgerät und hat nichts
mit Mord und Totschlag zu tun. Ich arbeite
so intensiv mit meinem Gewehr, dass es
sich fast wie ein Teil von mir anfühlt und
ich eine Art persönliche Beziehung zu ihm
aufgebaut habe. Es heisst übrigens Berta.»
Warum Berta?
«Einfach so, es steckt keine bestimmte
Geschichte dahinter. Ich wusste einfach
­
­eines Tages: Das ist Berta.»
Name: Selina Gasparin
Geburtstag: 3. April 1984
Wohnort: S-chanf (GR)
Beruf: Grenzwächterin
Erfolge SaisonVier Top-10-Platzierungen im Weltcup (19. Schlussrang im
2012/2013:
Gesamtweltcup), Schweizer Meisterin im Sprint und Massenstart
Bilder: zVg
Olympic Spirit Magazine «Sochi 2014» | 37
Typisch
russisch
Teure Fischeier
Sotschi liegt am Schwarzen Meer. Und aus dem Schwarzen
Meer kommt eine Spezialität, für die Russland welt­
berühmt ist: der Kaviar. Das sind die gereinigten und gesalzenen Eier verschiedener Störarten. Der Stör lebt in
Russland nicht nur im Schwarzen Meer, sondern auch im
Kaspischen Meer. Kaviar essen vor allem die Reichen,
denn ein Kilogramm kostet mitunter mehr als 6000 Franken! Die teuren Fisch­
eier belasten nicht nur das
Portemonnaie, sondern erhitzen auch die Gemüter:
Umweltschützer be­klagen, dass für die Gewinnung von Kaviar die Meere überfischt würden.
Deshalb hat zum Beispiel Deutschland ein Importverbot von Kaviar aus Russland verhängt.
Perfekte Hocke
In Russland wird gern getanzt. Während es bei vielen
traditionellen Volkstänzen eher gemächlich zugeht,
hat es der weltbekannte Kasatschok in sich: Wenn die
Tänzer in die Knie gehen, die Arme vor der Brust kreuzen und dann ihre Wechselsprünge zwischen angewinkelten und ausgestreckten Beinen machen, dann
schauen selbst unsere Ski-Abfahrtsasse genau hin. Der
Kasatschok ist ein Tanz aus der Hocke heraus, der
ordentlich in die Oberschenkel fährt. Die Tänzer treten
meist paarweise auf, oft in einer Art Wettstreit mit
nahezu artistischen Einlagen. Definitiv die Lauberhorn-Abfahrt auf dem Tanzparkett!
38 | Olympic Spirit Magazine «Sochi 2014»
Drei Saiten
Sie ist aus Holz gebaut wie unsere Gitarre, aber sie hat nur drei Saiten,
und auf diesen wird unverkennbar russische Volksmusik gespielt: die
Balalaika! Auffällig ist ihre Form: Die Balalaika hat einen dreieckigen
Resonanz­körper und ein sehr kleines Schallloch. Das Zupfinstrument
war jahrhundertelang ein beliebtes Instrument in Russland, besonders bei den Gauklern. In ihren Liedern nahmen sie gerne den Zaren,
die russische Kirche und die Gesellschaft aufs Korn. Aus diesem Grund
war das Balalaikaspiel wiederholt verboten worden. Heute gilt die
Balalaika in Russland als vollwertiges Instrument, das ähnlich wie die
Gitarre auch an Hoch­schulen studiert werden kann.
Lustige Kartoffeln
Der Geschichte nach hat sich Fürst
Wladimir Krasnoje Solnischko um das
Jahr 988 nicht sofort für den christlichen Glauben entschieden. Historiker
behaupten, er habe sein Land zuerst
muslimisch aufbauen wollen, um sein
Volk vom Heidentum abzulenken.
Gesandten aus dem Osten sei es auch
beinahe gelungen, ihn zu diesem
Schritt zu bewegen. Kaum habe der
Fürst jedoch verstanden, dass der
Koran das Trinken verbietet, habe er
die Botschafter vom Hof geschickt. «Die
Lustigkeit Russlands ist das Trinken»,
soll er gesagt und sich entschlossen
haben, seinem Volk diese Freude nicht
zu nehmen. So gehört der traditionelle
Kartoffelschnaps Wodka auch heute
noch zu Russland. Hat man das Mass
allerdings nicht, kann der Konsum ein
gefährliches Vergnügen sein. Der Alkohol ist mitunter auch ein Grund für die
tiefe ­Lebenserwartung vor allem vieler
männlicher Russen.
Bilder: © Keystone
Olympic Spirit Magazine «Sochi 2014» | 39
Hochhäuser
2
4
Trage in jedes Feld ein Hochhaus der Höhe 1 bis 5 so ein,
dass in jeder Zeile und jeder Spalte jede mögliche Höhe genau
einmal vorkommt. Die Zahlen am Rand geben jeweils an, wie
viele Häuser in der entsprechenden Zeile oder Spalte aus der
entsprechenden Richtung gesehen werden können; niedrigere
Hochhäuser werden dabei von höheren verdeckt.
3
3
1 5
3
3
Nummernpfeile
Schreibe in jeden Pfeil eine Ziffer, und zwar so,
dass jede Zahl die Anzahl der verschiedenen Ziffern,
auf die dieser Pfeil zeigt, angibt. Bei Pfeilen, die
in mehrere Richtungen zeigen, werden alle Ziffern
in allen diesen Pfeilen betrachtet.
4 9
VergleichsSudoku
5
8
2
3
Trage die Ziffern so in das Diagramm ein, dass in jeder
Zeile, jeder Spalte und jedem fett umrandeten Gebiet jede
der Ziffern von 1 bis 9 genau einmal vorkommt.
Die Kleinerzeichen zwischen den Feldern geben an, in
welchem der beiden Feldern die kleinere Ziffer steht.
1
40 | Olympic Spirit Magazine «Sochi 2014»
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4 5
9
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3
Leopard, Eisbär und Hase:
Die drei Sotschi-Maskottchen
im olympischen Einsatz!
Olympic Spirit Magazine «Sochi 2014» | 41
Sotschi
setzt
auf Integration
Am 7. März 2014 beginnen in Sotschi die paralympischen Winterspiele.
Schon jetzt steht fest: Die elften Winter-Paralympics sollen für ganz
Russland Vorbildfunktion haben, um die Integration von Menschen mit
Behinderung nachhaltig zu fördern.
Fünfzig Länder
Die Paralympics von Sotschi sind die
elften Winterspiele im paralympischen Sport. Rund 550 Athletinnen
und Athleten aus rund 50 Ländern
werden in Russland erwartet.
Die ersten Paralympics fanden 1976
im schwedischen Örnsköldsvik statt.
Damals wurden zwei Sportarten
ausgetragen: Ski alpin und Ski nordisch. 250 Athletinnen und Athleten
aus 16 Nationen nahmen teil.
In Sotschi werden alle für die Paralympics wesentlichen Bereiche sogenannt
«barrierefrei» und behindertengerecht
sein. Es wird also keine Hindernisse
beim Transportwesen geben – sei das
auf dem Flughafen, in Bahnhöfen, an
Bushaltestellen oder in Parkings. Dasselbe gilt auch für die Zugänge zu den
Sportstätten und Stadien.
Der sehbehinderte Skirennfahrer Hugo Thomas
aus Lausanne mit seiner Führerin Luana Bergamin
Fünf Sportarten
Die fünf paralympischen Sportarten in Sotschi sind: Biathlon, Ice
Sledge Hockey (Eishockey auf einem Schlitten für Gehbehinderte und
­Querschnittgelähmte), Rollstuhl-Curling, Ski alpin und Ski nordisch. Als
Teil der Sportart Ski alpin starten 2014 erstmals auch paralympische
Snowboarder.
In den drei Schneesportarten Biathlon, Ski alpin und Ski nordisch starten
die Athletinnen und Athleten in den drei Kategorien stehend, sitzend
und sehbeeinträchtigt/blind. Die beiden Eissportarten Ice Sledge Hockey
und Rollstuhl-Curling werden vor allem von Athletinnen und Athleten
betrieben, die den unteren Teil ihres Körpers nur eingeschränkt oder gar
nicht bewegen können – also beispielsweise Querschnittgelähmte.
42 | Olympic Spirit Magazine «Sochi 2014»
Bruno Huber aus
Bazenheid im
Langlauf sitzend
Zwei Medaillentrümpfe
An den Paralympics 2010 im kanadischen Vancouver gewann Christoph Kunz aus Reichenbach
Gold in der Abfahrt und Silber im Riesenslalom.
Michael Brügger aus Plasselb holte Silber in der
Abfahrt. Kommt nichts dazwischen, werden
diese beiden Ausnahmekönner auch in Sotschi
die Pisten runterjagen und hoffentlich für
Schweizer Jubel sorgen.
Übrigens: Im ewigen Medaillenspiegel aller
para­lympischen Winterspiele belegt die Schweiz
den ausgezeichneten siebten Rang. Insgesamt
gewannen Schweizer Athletinnen und Athleten
49 Gold-, 55 Silber- und 48 Bronzemedaillen.
Christoph Kunz (links) und Michael Brügger
Zwei Maskottchen
Die Maskottchen der elften WinterParalympics in Sotschi heissen
«Snezhinka» (Schneeflocke) und
«Luchik» (Lichtstreif). Zusammen
symbolisieren die beiden Harmonie und Kontrast, das Sonnenlicht
im Schnee und nicht zuletzt die
Freundschaft.
Die Maskottchen
Snezhinka und Luchik
Eine nationale Organisation
Swiss Paralympic ist die nationale Organisation für paralympischen Spitzensport.
Sie wird getragen durch PLUSPORT (Dachorganisation des Behindertensports mit
12 000 Mitgliedern, gegründet 1960) und die Schweizer Paraplegiker-Vereinigung
(gegründet 1980, mit Rollstuhlsport Schweiz als Dachorganisation von 26 regionalen Rollstuhlsport-Clubs).
Bilder: © Swiss Paralympic, © Sochi2014.com (Maskottchen)
Olympic Spirit Magazine «Sochi 2014» | 43
Vergleichsbild
Das rechte Bild unterscheidet sich
vom linken
durch 8 Veränderungen. Wer kann
sie entdecken?
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Schwärze einige der leeren Felder so, dass alle schwarzen
Felder waagerecht und senkrecht zusammenhängen
und kein 2×2-Bereich komplett geschwärzt ist. Felder mit
Zahlen dürfen nicht geschwärzt werden. Die Zahlen geben
an, wie viele der jeweiligen waagerecht, senkrecht
und diagonal benachbarten Felder geschwärzt sind: Jede
Zahl entspricht einer Gruppe aus waagerecht und senkrecht
zusammenhängenden Schwarzfeldern, mehrere Gruppen
sind dabei durch ein oder mehrere weisse Felder getrennt.
Position und Reihenfolge der Zahlen in einem Feld spielen
dabei keine Rolle.
Olympic-
Spirit-
Wettbewerb
Wenn du alle drei Fragen richtig beantwortest,
nimmst du an der Verlosung teil und kannst tolle Preise
von Swiss Olympic gewinnen!
Die Fragen kannst du direkt beantworten auf
www.swissolympic.ch/olympicspirit
1.
2.
3.
Welche Tiere stellen die Maskottchen der Spiele in Sotschi dar?
• Gepard, Schildkröte, Adler
• Leopard, Eisbär, Hase
• Tiger, Braunbär, Hirsch
Wie heisst das Hochgebirge, in dem die
Olympischen Winterspiele 2014 stattfinden?
• Kaukasus
• Anden
• Himalaya
Für was stehen die fünf olympischen Ringe?
• für die fünf grössten olympischen Sportarten
• für die unterschiedlichen Hautfarben der Menschen
• für die fünf Kontinente
1. Preis:
Swiss-Olympic-Sporttasche
2. Preis:
Swiss-Olympic-Rucksack
3. Preis:
Swiss-Olympic-Notizbuch
«Sochi 2014»
Über den Wettbewerb wird keine Korrespondenz geführt.
Die Gewinner werden persönlich benachrichtigt.
Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
Alle Angaben werden nur für interne Zwecke verwendet.
Teilnahmeschluss ist der 7. Februar 2014.
Olympic Spirit Magazine «Sochi 2014» | 45
Rätselauflösungen
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TATAREN
GEORGIER
UKRAINER
ARMENIER
GRIECHEN
WEISSRUSSEN
TSCHERKESSEN
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17 075 400 km2
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IKRA
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Impressum
3. Jahrgang
Ausgabe September 2013
Auflage: 30 000 Expl. Deutsch,
5000 Expl. Französisch
Herausgeberin:
© Swiss Olympic,
Ethik und Ausbildung,
Haus des Sports,
3000 Bern 22,
[email protected],
www.swissolympic.ch
In Zusammenarbeit mit:
Streit Marketing & Verlag,
Claudia Streit, Bischofszell,
[email protected]
Anzeigenleitung:
Claudia Streit
Chefredaktion / Koordination:
Peter Büchel, Sabrina Hofer
Autoren:
Peter Büchel, Barbara Kohler,
Martina Gasner, Simon
Freiburghaus, Paul Stauffer
Layout & Druckvorstufe:
heussercrea ag, St. Gallen,
www.heussercrea.ch
Rätsel: Kanzlit.de
46 | Olympic Spirit Magazine «Sochi 2014»
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Druck:
Stämpfli Publikationen AG, Bern
Gedruckt in der Schweiz auf Charisma Silk,
einem total chlor­freien Papier (TCF),
bevorzugt mit Recyclingpapier.
Bilder:
© Keystone (Titelseite und Poster Seiten 24 / 25)
© schlorian.ch (Cartoons Seite 41)
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· Born to Run – action-geladenes
Jump&Run-Spiel der Extraklasse
· Endloser Spielspass mit wöchentlich
neuen Rennstrecken
· Internationaler Wettbewerb gegen andere
«Roof Runners»
· Trainingsmodus zur Verbesserung
der Lauf-Skills
Bist du bereit, in die International
Roof Running League einzusteigen?
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Swiss Olympic
Ethik und Ausbildung
Haus des Sports
Talgutzentrum 27
3063 Ittigen b. Bern
Postfach 606
3022 Bern 22
Tel.: +41 (0)31 359 71 39
Fax: +41 (0)31 359 71 71
[email protected]
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