Pneumatische Lösungen für Wassertechnik
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Pneumatische Lösungen für Wassertechnik
REALISIERUNG UND OPTIMIERUNG P&A ENGINEERING & ANLAGENBAU Pneumatische Lösungen für Wassertechnik China begegnet instabiler Stromversorgung mit Pneumatik Wasseraufbereitung ist neben der Abwassertechnik einer der Kernbereiche der Prozessautomation. B.02 In China werden Wasserströme immer mehr durch Pneumatik geregelt. Die klassische Disziplin der Elektrik wird so mehr und mehr verdrängt und gleichzeitig ergänzt. In Europa hingegen ist die Akzeptanz pneumatischer Lösungen derzeit noch gering. GÜNTER ÖXLER Z ur Herstellung eines Autos benötigt man etwa 120.000 l Wasser, über 500 l Wasser sind für die Produktion eines Chips notwendig. Von der Chemie/Petrochemie über die Papier-, Lebensmittel- und Biotechnologie bis zur kommunalen Wasser/Abwasseraufbereitung ist die Wasseraufbereitung eine zentrale Querschnittsfunktionen in der Prozessautomatisierung. Land des Lächelns und Wachstums A U T O R E N In China wird die klassische Antriebs- und Steuerungsdisziplin der Elektrik mehr und mehr von der Pneumatik ersetzt und ergänzt. In Verbindung mit dem kontinuierlichen Wirtschaftswachstum von 9,5 Prozent deutet sich an, wie viel Potenzial an verlässlicher Prozesstechnik in der Volksrepublik noch besteht. Seit Anfang der neunziger Jah- GÜNTER ÖXLER Sales Coordinator Process Industry [email protected] Festo AG & Co. KG Ruiterstraße 82 D-73734 Esslingen Fon: 0711/347-2981 Fax: 0711/347-542981 P&A KOMPENDIUM 2004 Abb.1:Ansicht des Wasserwerkes Shaoxin / China re etabliert sich die Prozessautomation im Land des Lächelns. Rasant wird westliches Wissen und Know-how importiert und auf eigene Gegebenheiten und Voraussetzungen angepasst. Eine gewichtige Rolle spielt dabei die Öffnungspolitik des Landes, das sich seit seinem Wirtschaftsreformprogramm von 1978 schrittweise für die Marktwirtschaft geöffnet hat, aber nach wie vor eisern am Kommunismus festhält. Privatwirtschaftlich gesehen, gibt es in der Papier- und Pharmaindustrie, Lebensmittelherstellung sowie der Wasserver- und -entsorgung eine deutliche Tendenz in Richtung automatisierte Anlagen und Prozesse. Im Vordergrund stehen rentable Anlagen, deren Neuinvestitionen immer in Relation zum Aufwand an Wartung/Instandhaltung mit möglichst wenig Personal und manueller Bedienung gesetzt werden. In den 60er Jahren begann in Deutschland die Standardisierung von Abläufen mit einfachen Auf/Zu-Stellgliedern und Armaturen, aus denen sich Regelglieder entwickelten, die wiederum an die Prozessleitsysteme angebunden werden konnten. Es entstanden Elektroantriebe, die für größere Drehmomente und mehrfache Umdrehungen angewendet wurden und somit prädestiniert waren für größere Prozessventile in der kommunalen Wasserversorgung. Parallel sind pneumatische Schwenkantriebe meist in 90°-Ausführung für die kleineren Antriebslösungen mit Auf/Zu-Funktion und geringen Drehmomen- ten eingesetzt worden, die in der Chemie zum Tragen kamen. In China haben durch die späte Öffnung des Landes beide Technologien ihren Einzug gefunden. Die Vorteile beider Konzepte finden sich heute in allen Bereichen der Prozessautomatisierung wieder. Instabile Stromversorgung In weiten Gegenden der Volksrepublik China ist die Stromversorgung instabil, so dass sämtliche automatisierte Anlagen von Zeit zu Zeit still stehen und entsprechende Prozesse lahmgelegt werden. Kostspielige Notstromaggregate sorgen für Abhilfe, jedoch eröffnen sich mit alternativen Konzepten wie der Pneumatik ganz neue Chancen. Die Pneumatik hat im Gegensatz zu der herkömmlichen, elektrischen Lösung einige Vorzüge, zu denen ein nachweislich reduziertes Investitionsvolumen, weitaus geringere installierte Leistung, Überlastsicherheit sowie Fail-/Safe-Funktionen gehören. Selbst bei einem Stromausfall kann der laufende Betrieb einer Anlage durch einfaches Zwischenschalten von Niederspannungs-Akkumulatoren gewährleistet werden. Über Druckluftspeicher in Kombination mit Rückstellfedern bieten pneumatische Lösungen jede Sicherheitsposition von Prozessgliedern und -ventilen. Selbst bei Ausfall der Steuerspannung lässt sich jede Position des Prozessven- 117 P&A ENGINEERING & ANLAGENBAU Abb.2:Einbaubeispiele für Prozessventile mit Pneumatik REALISIERUNG UND OPTIMIERUNG Abb.3:Einbaubeispiele im Wasserwerk :Beijing No.9 B.02 tils anfahren oder sperren. Prozesse laufen auch dann weiter, wenn die Spannung unterbrochen wird. In einer Kläranlage ist bei Stromausfall der Zulauf nicht mehr kontrollierbar, was unmittelbar zu einer Überflutung der Becken führt. Die Konsequenz ist ein Totalausfall des Klärwerks und das Belebungsbecken benötig enorme Zeit zur Regeneration. Nicht viel anders verhält es sich in einem Havariebecken eines Chemieunternehmens, das im Notfall die Gefahr des Ablaufs in ein Gewässer nicht bannen kann – meist mit schweren ökologischen und materiellen Folgen. Installation, Inbetriebnahme und Wartung können bei der Pneumatik ohne Fachkenntnisse durchgeführt werden. Fachkräfte mit speziellen Kenntnissen der Elektrik/Elektronik werden nicht gebraucht, da die Technologie selbsterklärend ist. Ein nicht zu unterschätzender Aspekt ist zudem die weltweite Verfügbarkeit von pneumatischen Standardkomponenten inklusive der Ersatzteile, deren Beschaffung gerade in China ein entscheidender Zeitfaktor ist. Oberste Maxime für Anlagenbauer und Planer ist neben dem Kostenaspekt die Betriebssicherheit und einfache Wartung. Darüber hinaus müssen Schnittstellen verfügbar sein, die die Pneumatik schon von der Chemie her kennt und einheitlich genormt hat. Endlagenabtastung und Ansteuerung über Prozessregler sind hier standardisiert und werden von vielen Herstellern angeboten. Bezüglich der Auswahl von Komponenten und der Verfügbarkeit von Soft- und Hardware ist dies ein klarer Vorteil im Vergleich zur Elektrik/Elektronik. Ein Großteil des Einsparpotenzials pneumatischer Lösungen liegt im Steuerungsteil. Starkstromverteilungen und Schützschaltungen sind nicht erforderlich und viele Ein-/ Ausgänge von Steuerungen werden durch den Wegfall von Steuerelementen der Elektroantriebe (Drehmomentschalter, Wicklungs- und Phasenüberwachung sowie Temperaturschal- 118 ter) überflüssig. Erhebliche Anteile der herkömmlichen Schaltschrankarchitektur sind durch die Ventilinseltechnologie substituierbar, was dann wiederum ein übergreifendes Denken zwischen der maschinentechnischen und elektrischen Ausrüstung bedingt. Marktsituation in China Derzeitig stellt sich der Markt von Prozessventil-Herstellern recht bunt dar: Qualität und Technik ist in allen Ausprägungen vertreten, wobei die ausländischen Hersteller von Antrieben – sowohl pneumatisch als auch elektrisch – momentan nur eine untergeordnete Rolle spielen. Der chinesische Armaturenmarkt setzt sich aus mehr als 700 lokalen und einer Vielzahl ausländischer Hersteller zusammen. Zukunftschancen bieten sich demjenigen, der neben einem System-Konzept auch die passende Serviceleistung anbieten kann. In erster Linie ist es der Kundennutzen, der Wettbewerbsvorteile schafft, gepaart mit Wirtschaftlichkeit und Funktionalität. Der Erfolg der Pneumatik basiert auf dem einfachen Verständnis, die schnell für eine beherrschbare Technologie sorgt. Ein schnell erworbenes Basiswissen ist zudem für die investitionssichere Planung wichtig, vor allem, wenn die Pneumatik noch ausbaufähig und gleichzeitig offen für elektrische Schnittstellen sein soll. Ein überdurchschnittliches Wachstum zeichnet die Märkte Biotechnologie, Umwelttechnologien, Wasser und Abwasser, regenerative Energien, Gentechnik und Stammzellen in China aus. Prognostiziert werden über 150 Mrd. US-Dollar für die Bereiche Umwelt, regenerative Energien und Wasser – Tendenz steigend. Die Biotechnologie wächst mit über 20 Prozent, 200 Unternehmen sind an der Börse gelistet. Umwelt und Wasser wachsen mit über 15 Prozent, 50 Unternehmen agieren an der Börse, 200 weitere sind auf der Warteliste. Noch stärker zeigen sich die regenerativen Energien (17,5 Prozent Wachstum mit 120 Unternehmen an der Börse). Insgesamt gesehen betrug 2002 der Umsatz über 40 Mrd. US-Dollar. Für 2006 werden über 75 Mrd. US-Dollar erwartet. Die gesamte Umweltindustrie wird in China mit über 100 Mrd. Dollar gefördert. Der Umweltschutz nimmt im Rahmen des zehnten Fünfjahresplans eine Vorzugsstellung ein. Die chinesische Regierung investiert RMB 700 Mrd. in den Umweltschutz, dies entspricht einer Steigerung von 94.4 Prozent gegenüber dem neunten Fünfjahresplan. Vor allem der Zielmarkt ‚Kommunales Wasser und Abwasser‘ ist in China nicht zu vernachlässigen: Zwei Drittel der 668 Städte Chinas leiden unter fehlenden Wasserressourcen. Die Wasserverschmutzung verschärft die Lage zusehends. In den kommenden zehn Jahren werden in die Abwasserbehandlung 36 Mrd. US-Dollar investiert. Man verspricht sich damit einen erheblichen Einfluss auf die Industrie und das Wirtschaftswachstum. Ende 2000 gab es nur 430 Abwasserreinigungsanlagen. Der Anteil der Abwasserreinigung liegt damit bei 23,7 Prozent. Bis 2010 müssen 90 Prozent aller Städte mit einem Abwasserrohrleitungsnetz ausgerüstet werden. Die Analyse der Wasserindustrie in China zeigt eindeutig, dass die kommenden zehn Jahre bis 2012 eine Spitze der Investitionen in der Abwasserbehandlung in China bringen. Beitrag als PDF per ,more@click‘: more@click-Code PA4B0207 > www.pua24.net