CADFEM Users Meeting 2008, Darmstadt, 2.12
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CADFEM Users Meeting 2008, Darmstadt, 2.12
Einsatz der FEM in der Zahnprothetik Dr. Holger von Both 1, Christoph Müller 2 1 Wieland Dental + Technik GmbH & Co. KG, 75179 Pforzheim 2 CADFEM GmbH, 85567 Grafing Summary The production of dental prothesis has been carried out by manual processes for centuries. New dental materials like technical ceramics and automated CAD/CAM-technologies have been introduced to the market during the last 10 to 15 years. A lot of dentists and dental technicians are very conservative with the consequence that market penetration with promising new technologies and materials takes time. Dentists and dental technician do not have long-term experiences with new materials like zirconia and CAD/CAM-technologies. A result of that is the possiblility that materials and technologies are wrongly used. The current approach offers a highly automated tool for finite element analysis of dental prothesis to the dental technician so that a strenght optimized design of the patient work can be carried out. This ensures a better ethetic and longlife behavior of the hole dental prosthesis. To validate the approach dental frameworks were manufactured out of zirconia and were fractured using the 3-point bending test afterwards. The results of the bending test were compared with the finite element simulation. Keywords Dental technology, finite element simulation of dental prothesis, dental CAD/CAM-technology ANSYS Conference & 26th CADFEM Users’ Meeting 2008 October 22-24, 2008 darmstadtium wissenschaft | kongresse, Darmstadt, Germany 1. Einleitung Zahntechnische Arbeiten werden seit Jahrhunderten durch manuelle und häufig sehr zeitaufwendig Prozesse gefertigt. Neue Werkstoffe, wie z.B. Hochleistungskeramiken aus Zirkonoxid, und automatisierte CAD/CAM-Fertigungsverfahren wurden erst in den letzten 10 bis 15 Jahren im Markt eingeführt. Zahnärzte und Zahntechniker sind häufig sehr konservativ bzgl. des Einsatzes neuer Werkstoffe und Technologien, so dass diese Neuerungen erst verstärkt in den letzten Jahren Einzug in den zahntechnischen Alltag erhalten. Der typische Verfahrensablauf einer mittels CAD/CAM-Technologie gefertigten zahntechnischen Arbeit aus der Hochleistungskeramik Zirkonoxid ist in Bild 1 dargestellt: Bild 1: Typischer Ablauf einer mittels CAD/CAM-Technik gefertigten zahntechnischen Arbeit. Der Zahnarzt beschleift beim Patienten den zu erneuernden Zahn und fertigt anschließend einen Abdruck an. Der Abdruck wird dann im Dentallabor in ein Gipsmodell invertiert, welches anschließend üblicherweise mit einem Laserscanner digitalisiert wird. Basierend auf den Scandaten wird in einer dentalen CAD-Software die zahntechnische Arbeit modelliert und auf ein CAM-Modul übertragen. Hier wird die digitale CAD-Konstruktion mit dem Werkstoff verbunden und es werden die Fräsbahnen für die Fertigung berechnet. Die Restauration wird anschließend z.B. aus angesintertem Zirkonoxid gefräst und dann in einem Hochtemperaturofen, zur Erlangung der mechanischen Festigkeit, gesintert. Nun liegt beispielsweise eine zahntechnischen Brücke vor, also die Unterkonstruktion, welche nachfolgend manuell mit einer Glaskeramik verblendet wird. Die fertiggestellt Arbeit wird zum Zahnarzt geschickt und von diesem im Patientenmund zementiert. Das Design der zahntechnischen Arbeit erfolgt vom Zahntechniker in der CAD-Software üblicherweise aufgrund von Erfahrungswerten und vorwiegend nach ästhetischen Gesichtspunkten. Belastungs- und festigkeitsoptimierte Randbedingungen werden normalerweise nicht beachtet und mit neueren Werkstoffen, wie z.B. bei Zirkonoxid, liegen häufig noch weniger Erfahrungen vor. Aus diesem Grund bietet sich die finite Elemente Analyse von zahntechnischen Arbeiten an, so dass der Zahntechniker ein Handwerkzeug erhält, welches ihn bei der täglichen Arbeit unterstützt und entlastet. Die vorliegende Arbeit zeigt die Entwicklung einer auf zahntechnische Bedingungen und Anforderungen zugeschnittene Anwendungssoftware, welche die finite Elemente Analyse von zahntechnischen Arbeiten ermöglicht. Darüber hinaus werden die simulierten Ergebnisse mit 3-PunktBiegeversuchen von CAD/CAM-gefertigten Arbeiten aus Zirkonoxid verglichen. ANSYS Conference & 26th CADFEM Users’ Meeting 2008 October 22-24, 2008 darmstadtium wissenschaft | kongresse, Darmstadt, Germany 2. Experimentelle Vorgehensweise 2.1 Programmtechnische Realisierung der finite Element Analyse von zahntechnischen Arbeiten Zur programmtechnischen Realisierung der finite Elemente Analyse von zahntechnischen Arbeiten wurde eine Schnittstelle entwickelt, welche die Ausgabedaten der dentalen CAD-Software so aufbereitet, dass diese für die FEM Analyse optimiert vernetzt werden. Im nächsten Anwendungsschritt sind vom Benutzer die Randbedingungen zu definieren, so dass anschließend, ohne weitere Benutzerinteraktion, die FEM-Berechnung durchgeführt wird. Das Bild 2 veranschaulicht die dentale Anwendungssoftware im Prozessschritt der Definition der Randbedingungen. Bild 2: Definition der Randbedingungen in der dentalen Anwendungssoftware. Das Bild 3 zeigt die Ergebnisse der FEM-Analyse und veranschaulicht die Belastungssituation in der zahntechnischen Arbeit. Zur Validierung der Ergebnisse, wurde eine idealisierte Geometrie verwendet, welche vergleichbar mit einer zahntechnischen Situation im Backenzahnbereich ist. Hier treten die höchsten Kaukräfte und damit größten Belastungssituationen auf. Bild 3: Darstellung der FEM-Analyse in dentaler Anwendungssoftware. ANSYS Conference & 26th CADFEM Users’ Meeting 2008 October 22-24, 2008 darmstadtium wissenschaft | kongresse, Darmstadt, Germany 2.2 3-Punkt-Biegeversuche von idealisierten zahntechnischen Arbeiten Zur Validierung der FEM-Analysen wurden unter Verwendung eines dentalen CAD/CAM-Systems (ZENO® Tec System, Wieland Dental+Technik GmbH & Co. KG, Deutschland) Prüfkörper aus der Hochleistungskeramik Zirkonoxid (ZENO® Zr Disc, Wieland Dental+Technik GmbH & Co. KG, Deutschland) gefertigt. Die Prüfkörper wurden, wie in Bild 4 dargestellt, auf metallische Kegelstümpfe aufgesetzt und mit einer Universalprüfmaschine (Zwick BTC-FR010TN.A50, Ulm, Deutschland) mit 1 mm/min im 3-PunktBiegeversuch bis zum Bruch belastet. Bild 4: Idealisierte Prüfkörper aus Zirkonoxid im 3-Punkt-Biegeversuch (vor und nach Belastung). Die Abbildung 5 zeigt die Ergebnisse des Biegeversuches und es ist festzustellen, dass die 12 Prüfkörper bei einer Kraft von 392 N ± 35 N gebrochen sind. Die minimale Bruchkraft Fmin beträgt 345 N. Die genaue Analyse der Probekörper zeigt, dass der Rissursprung sich bei allen Proben an der dem Pressstempel abgewandten Seite, also der Unterseite, befindet. Bild 5: Ergebnisse der idealisierten Prüfkörper aus Zirkonoxid im 3-Punkt-Biegeversuch. Die Auswertung der Biegeversuche ergibt gemäß der bei keramischen Werkstoffen üblicherweise angewendeten Wahrscheinlichkeitsrechung von Weibul eine charakteristische Bruchlast F0 von 408 N sowie ein Weibulmodul von 12 [1]. ANSYS Conference & 26th CADFEM Users’ Meeting 2008 October 22-24, 2008 darmstadtium wissenschaft | kongresse, Darmstadt, Germany 2.3 FEM-Simulation des 3-Punkt-Biegeversuches Der 3-Punktbiegeversuch wurde mit ANSYS für die Belastungssituation Fmin mit 345 N sowie der charakteristischen Bruchlast von 408 N nachgestellt. Bild 6 zeigt die Simulationsergebnisse der zahntechnischen Situation und es ist bei einer Kraft Fmin von 345 N festzustellen, dass die Maximalspannung 727 MPa beträgt [2]. Bei der charakteristischen Bruchlast F0 von 408 N ergibt sich eine Maximalspannung von 847 MPa. Bild 6: FEM-Simulationsergebnisse bei der Kraft Fmin von 345 N. 3. Diskussion Der direkte Vergleich des 3-Punkt-Biegeversuches mit der FEM-Simulation verdeutlicht, dass die ermittelten Maximalspannungen geringer sind als typische Festigkeitswerte von Zirkonoxid (1000 MPa). Erwartungsgemäß müssten die berechneten Werte größer als 1000 MPa sein. Dies hat zur Folge, dass die Randbedingungen der FEM-Simulation und die Aufbereitung der Geometriedaten für diesen Anwendungsfall weiter optimiert werden müssen. Desweiteren zeigt der direkte Vergleich von Simulation zu Bruchversuch, dass die Stelle des Rissursprunges mit der Stelle der Maximalspannung übereinstimmt. 4. Zusammenfassung Die vorliegenden Ergebnisse zeigen, dass es interessante Einsatzfelder für die finite Elemente Analyse in der Zahntechnik gibt. Langjährige zahntechnische und ästhetische Erfahrungen eines Zahntechnikers können zukünftig geschickt mit der FEM-Simulation kombiniert werden, so dass eine festigkeitsoptimierte Gestaltung der zahntechnischen Arbeiten möglich wird. Dies wird zur Folge haben, dass die Restaurationen graziler und damit noch ästhetischer gestaltet werden können ohne an Qualität und mechanischer Sicherheitsreserve zu verlieren. Dies ist ein großer Vorteil für alle am Herstellungsprozess beteiligten Partner und vor Allem für den Patienten, der eine noch ästhetischere Arbeit erhält, die dem natürlichen Zahn immer ähnlicher wird. 5. References [1] DIN EN ISO 6872 (Juli 2006) [2] Master Thesis „Finite Elemente Analyse und bruchstatistische Auswertung dentaler Brücken“, Felix Stroscher, Technische Universität München, Mai 2008 ANSYS Conference & 26th CADFEM Users’ Meeting 2008 October 22-24, 2008 darmstadtium wissenschaft | kongresse, Darmstadt, Germany