VI. Geschichte - JA Stargardt Autographenhandlung Berlin

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VI. Geschichte - JA Stargardt Autographenhandlung Berlin
VI. Geschichte
„mit eiserner Faust“
691 ANDRÁSSY, Gyula Graf, österreich-ungarischer Staatsmann; bis 1871 ungarischer
Ministerpräsident, 1823–1890. 2 e.Br.m.U. Budapest (1871) und 10.XI.1889. 9 S. gr.-8o.
Ungarisch. Der zweite Brief mit Ausschnitt.
(250.—)
An „Lieber Freund“, dem er über die politischen Verhältnisse in Ungarn berichtet.
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(1871.) „... Was Ungarn angeht und die dortigen Minister, so ist es vollkommen in Ordnung. Miklos Kiss
hat ein Bodenkredit-Institut mit dem Bankhaus Erlanger gegründet. Dafür wird ein Präsident gesucht;
der Betreffende soll im Lande populär und natürlich auch bekannt sein. Für ein höheres Gehalt ist der
Minister Horváth abgedankt und in der Bank Präsident geworden. Es wird jetzt ein neuer Minister
gesucht ...“ (Der Justizminister Balthasar Horváth war am 16. Mai 1871 zurückgetreten.)
„Die Wahl in Kroatien ist ein Übel dank Bendekovits Ungeschicklichkeiten. Ansonsten ist es doch
unbedenklich ... wenn sie die Union akzeptieren, ist es ein Gewinn, wenn nicht, werde ich sie mit
eiserner Faust ganz bestimmt zur Vernunft bringen.
Die Sache ist nur dort gefährlich, wo die Regierung nicht weiß, was sie will; wenn sie es jedoch weiß
und auch wagt, was nötig ist, dann ist die Gefahr nicht groß. Ernst ist die Gefahr nur bei dieser vollkommenen Kopflosigkeit, die hier in in- und auswärtigen Angelegenheiten herrscht. Ich befürchte,
dass früher oder später alle meine Anstrengungen nutzlos sein werden. Man kann höchstens die eine
Hälfte der Monarchie retten ...“ (Übersetzung).
1889, vor seiner Abreise nach San Remo. „... Sollte die Königin“ ( E l i s a b e t h ) „... sich nach meinem Wohlbefinden erkundigen, dann berichte das Wesentliche aus diesem Brief und lege mich Ihrer
Majestät zu Füßen ...“ (Übersetzung).
Beiliegend ein Briefschluss m.U. von Andrássy (o.O.u.D.) und ein e.Br.m.U. von Pál Bezerédy (1872).
692 ANHALT-DESSAU. – JOHANN GEORG II., Fürst, kurbrandenburgischer Generalfeldmarschall, Mitglied der Fruchtbringenden Gesellschaft; Schwager des Großen Kurfürsten,
1627–1693. Br.m.U.u.E. „EL. / Dienstwilliger Freundt / Johann Georg FzAnhalt“. Cölln
an der Spree 27.XII.1675. 1 S. folio. Mit papiergedecktem Siegel und Adresse. (150.—)
An Christoph Bernhard von Galen, Fürst-Bischof von Münster, dem er für Neujahrswünsche dankt.
„... wünschen gleichfalls daß Ew: Ld: unser zu ende lauffende Jahr in gesundheit, und wohlstande
vollenden, dergleichen glückseeligkeit auch mit dem neüen verneüern, und darin vielfolgende Zeiten
ferner erleben, undt zubringen mögen ...“
„die Entlarvung Wilsons“
693 BADEN, Max Prinz von, der letzte Kanzler des Kaiserreichs, 1867 – 1929. Br. m. U. u. E.
Salem 21.III.1921. 12⁄3 S. gr.-folio. Leicht gebräunt, Klammerspur.
(250.—)
An den Theologen und Sozialpädagogen Friedrich Siegmund-Schultze (1885–1969) mit dem Dank für
die „beiden letzten Nummern der ‘Eiche’“. – Siegmund-Schultze gab seit 1913 die ökumenische Vierteljahresschrift „Die Eiche“ heraus; sie war das Pendant zur englischen Zeitschrift der dortigen kirchlichen Friedensbewegung „The Peacemaker“.
„... Ich habe Ihre Artikel mit begeisterter Zustimmung gelesen und will das Meine dazu beitragen,
dass sie in der englischen Oeffentlichkeit zur Wirkung gelangen.
Ich lege Ihnen meine beiden letzten Aeusserungen bei, die ja in die gleiche Richtung führen wie Ihre
moralische Offensive: Erschütterung der feindlichen Unfehlbarkeitspose. Darf ich berichtigend und
aufklärend etwas zu der Notiz bemerken, in der Sie sich auf die Illusionspolitik der Oktoberregierung
beziehen. Ich habe diese Illusion nicht einen Augenblick geteilt; ich habe Hindenburg in einer schriftlich fixierten Verbalnote Ludendorff sagen lassen, es wäre viel besser, sich im Felde schlagen zu lassen, und habe Max Warburg dazu veranlasst, Ludendorffs Vertreter gegenüber die absolute Hoffnungslosigkeit der Politik, die auf Amerika baute, klar zu legen. Wenn Sie meine Aeusserungen aus
den Jahren 1917 und 18 lesen werden, werden Sie sehen, dass ich die Entlarvung Wilsons vor dem
deutschen Volk immer als eine wichtige Aufgabe angesehen habe. Allerdings schien die unerlässliche
Vorbedingung für das Gelingen dieser Aufgabe eine Kriegspolitik zu sein, die sich sinnloser Zerstörungen und Grausamkeiten enthielt. Hätten wir diese Kriegspolitik getrieben, und sie war nicht nur
Pflicht im Interesse der Herbeiführung eines Friedens, sondern auch vom rein militärischen Standpunkte aus, dann wäre die Entlarvung längst vor Oktober 1918 gelungen und Ludendorff hätte bei
seinem Waffenstillstandsangebot nicht die öffentliche Meinung hinter sich gehabt ...“
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694 BARTHÉLEMY, François Marquis de, französischer Staatsmann, Mitglied des Direktoriums, 1747 – 1830. E. Br. m. U. Paris 30.V.1 8 1 4 . 12⁄3 S. 4o. Tinte stellenweise ein wenig
durchschlagend.
(200.—)
An eine Exzellenz, bei der er sich für die „famille D’Aindre“ verwendet.
„... Cette famille tient à l’administration des postes depuis un grand nombre d’années et a toujours
joui de la confiance ... de M. le Duc et de Mad.e la Duchesse de Choiseul chez qui j’ai appris les
connoitre. je ne les ai jamais perdu de vue depuis cette époque ...“
Aus der Zeit der ersten Restauration; am 6. April hatte Napoleon zum ersten Mal abgedankt.
695* BASEL. – OTTO von Grandson, Fürstbischof von Basel, reg. 1306–1309. Urkunde. Basel ii.
Idus Junii (12.VI.)1307. 1 S. quer-gr.-folio. Pergament. Mit an roter Seidenschnur hängendem T h r o n s i e g e l .
(1.600.—)
Transsumierung einer vollständig wiedergegebenen Bulle Papst B e n e d i k t s X I . vom 2.IV.1304, in
der dem Erzbischof von Mainz und den Bischöfen von Bamberg und Konstanz aufgetragen wird, dafür
zu sorgen, daß die Franziskaner der „provintia Alemaniae“ in ihrem Recht, die Beichte zu hören,
nicht von Weltpriestern behindert werden.
Die Einleitungsworte lauten: „Otto dei gratia Basilensis Episcopus omnibus praesentium inspectoribus salutem in domino sempiternam. Noveritis nos Sanctissimi Patris domini Benedicti Papae XI Litteras non rasas, non abolitas, nec in aliqua sui parte viciatas, cum filo de Canape integro, ac bulla
vera vidisse, perspexisse, et perlegisse in haec verba ...“
Urkunde und Siegel sind von bester Erhaltung, nur die Umschrift des Siegels ist unbedeutend beschädigt. – Eine vollständige Umschrift liegt bei.
Bischof Otto von Grandson soll nach Iselin einen Mordanschlag auf den deutschen König Albrecht I.
geplant haben.
696* BATTENBERG. – Urkunde. O. O., „Freitags Bartholomei“ (24.VIII.) 1571. 1 S. querschmal-folio. Pergament. Leichte Wurmspuren.
(200.—)
Gerlach Widderstein, Bürger zu Biedenkopf, und seine Ehefrau Merga verkaufen „von wegen unser
anliegenden nothen“ ihren Anteil „an den Burgen Zehenden von Battenburgk ... So uns von den
Grumpeln uffererbt und zu theil gefallen ist“ an Ludwig Grebe, Bürger zu Battenberg, und dessen
Ehefrau Amalie.
697* BATTHYÁNY von Németújvár, Lajos Graf, erster Ministerpräsident Ungarns, 1807–1849
(erschossen). Urkunde m.U. Budapest 14.IX.1 8 4 8 . 1 S. gr.-4o (handschriftlich ausgefüllter Vordruck). Ungarisch. Kleine Randschäden hinterlegt, etwas fleckig.
(200.—)
Ernennung von József Krivácsy zum Oberleutnant in der Honvéd-Armee. – Mit Gegenzeichnung von
Erzherzog Stephan, Palatin von Ungarn.
Aus dem Revolutionsjahr. – Batthyány organisierte damals die Honvéd-Truppen zum Kampf gegen
Österreich.
698 BAYERN. – LUDWIG I. – THERESE, Königin, seine Gemahlin, geb. Prinzessin von Sachsen-Altenburg, 1792–1854. 3 (teilweise) e.Br.m.U. Berchtesgaden und München 19.VII.
1849 bis 19.VII.1851. 6 S. gr.-8o. Mit bekröntem Monogramm bzw. Wappenprägung am
Kopf. Kleine Rand- und Faltenschäden.
(180.—)
An ihren Sohn Prinz A d a l b e r t .
Berchtesgaden 19.VII.1849, mit Geburtstagswünschen. „... Vaters und mein gemeinschaftliches Angebinde, wirst Du wohl aus Pold’s Händen erhalten haben; möge es Dir Freude bereiten ...“
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Nr. 695
Otto von Grandson, Fürstbischof von Basel
1307
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(Bayern. – Königin Therese)
München 22.XI.1849. „... Ich bitte Dich bester Adalbert meinem Dir mündlich an unsere liebe Marie“
(ihre Schwiegertochter) „gegebenen Auftrag noch beyzufügen: daß wie ich an Max“ (ihren Sohn,
König Maximilian II.), „seiner vielen Geschäfte willen, keine Einladung ergehen ließe, ich aus andern
Gründen nicht den Muth hätte eine Solche an ihren trefflichen Vater“ (Prinz Wilhelm von Preußen)
„zu richten. Diese Gründe sind: daß derselbe ganz vor Kurzem unwohl gewesen und die Zimmer meines Gartenhauses (lange ungeheitzt) leicht nicht den gehörigen Grad von Wärme erreichen könnten,
um den Prinzen nicht einer neuen Erkältung auszusetzen. Nur wenn der hoffentlich um diese Stunde noch zu Nymphenburg anwesende Arzt, diese Furcht als ungegründet erklärte, bäte ich Marie
ihrem geliebten Vater zu sagen: daß sein Erscheinen, meine Freude nur erhöhen könnte ...“
Berchtesgaden 19.VII.1851, erneut mit Wünschen zum Geburtstag. „... Bedeutungsvoller denn je,
erscheint dießmal seine Wiederkehr. – Möge es eine frohe Vorbedeutung seyn ...“
699* — LUDWIG II., König, Freund Richard Wagners, 1845–1886. Br.m.U. Hohenschwangau
22.I.1881. 1 S. 4o. Mit umlaufendem Goldschnitt. Leicht gebräunt. Klebefilmreste auf der
leeren vierten Seite.
(400.—)
An seinen Vetter Prinz A l f o n s von Bayern, dem er zum Geburts- und Namenstag gratuliert.
„... Es gewährt Mir aufrichtige Freude, Euerer Königlichen Hoheit und Liebden zu diesem festlichen
Anlasse Meine innigsten Glück- und Segenswünsche zu senden ...“
700 — — Br. m. U. Elmau 26.VIII.1882. 2⁄3 S. gr.-4o. Dreiseitiger Goldschnitt. Minimal gebräunt.
(400.—)
An den Philosophen und Theologen Julius H a m b e r g e r, Schulrat in München, dem er Dank sagt für
Glückwünsche „aus Anlaß Meines Doppelfestes“, d.h. zu seinem Geburts- und Namenstag am 25. August.
„... Ueberzeugt von der Aufrichtigkeit der treu ergebenen Gefühle, denen Sie Ausdruck gegeben
haben, sage ich Ihnen für Ihre Zeilen Meinen besten Dank ...“
701 — NEUMARKT (Oberpfalz). – Urkunde des Pflegers und Landrichters Jörg Gareisen zu
Neumarkt. O. O., „am Erchtag [d.i. Dienstag] nach sannd Johanns tag“ (27.VI.) 1469.
1 S. imp.-4o. Pergament. Mit großer I-Initiale. Mit an Pergamentstreifen hängendem wohlerhaltenem Siegel.
(300.—)
Gerichtsurkunde über die Verhandlung einer Klage des Hanns Magnus Rautter zu Teising wegen
Grenzverletzungen durch den „Mair von perg, der dan dem heiligen gaist des spitals und gotzhaws
gein Braunauw zuegehört“. Die Klagerede und der bisherige Prozessverlauf sind ausführlich protokolliert; mit den Namen von mehr als 50 Zeugen.
In der Titulatur des Landrichters der Name seines „genedigen Herrn“, Herzog Ludwig IX. „der Reiche“
von Bayern.
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702 — STEINHÖRING (Oberbayern). – Urkunde des Caspar Hueber. O. O., „montag nach
dem Palmtag“ (24.III.) 1399. 1 S. quer-kl.-folio. Pergament. Mit 2 an Pergamentstreifen
hängenden wohlerhaltenen Siegeln in Wachsschalen.
(400.—)
Kaufbrief. Caspar Hueber verkauft seinem Vetter Magnus Rauter Höfe, Grundstücke und Zehnte zu
Schiltern, St. Christoph, Steinhöring u.a. Orten zum Preis von 80 „wolgewogn Ducaten und newr
ungrischen guldein“. – Neben Hueber siegelt Hektor Schönsteter. Mit den Namen von vier Zeugen.
703 — TEISENDORF (Oberbayern). – Urkunde des Zacharias Vogelsanger aus Raschenberg.
O.O., Samstag nach St. Michaelis (2.X.) 1372. 1 S. quer-kl.-folio. Pergament. Mit 2 an Pergamentstreifen hängenden Wachssiegeln (das erste mit kleinem Randdefekt).
(350.—)
Kaufbrief. Zacharias Vogelsanger verkauft Magnus Rauter seinen Hof zu Aubenheim, Lehen des
Bischofs und des Domkapitels zu Salzburg, zum Preis von 28 Pfund Regensburger Pfenning.
Als „fürpfant“ setzt der Verkäufer Höfe und Grundstücke in Griesacker, Oberteisendorf und
Raschenberg ein, „als des Lantzrecht ist, und der Grafscheft da es inne gelegen ist“. – Stellvertretend
für den Käufer siegeln Andres Zaunrüd und Walther Aycher, als Zeugen werden genannt Andres Pfäffinger, Johann Rampoltzhaymer und Heinrich Mosmüllner aus Weidenbach.
704 BELGIEN. – BAUDOUIN I., König, 1930–1993. Portraitphotographie, zusammen mit seiner Gemahlin, Königin F a b i o l a , geb. 1928, mit eigenh. Widmung des Königs und beider
e. Namenszug auf dem Untersatzkarton. 6.XII.1980. 23,9×19 cm, Größe der Darstellung
17,7 ×12,7 cm. In Purpur-Lederrahmen (leicht berieben) mit montierter Krone am Oberrand. In Orig.-Schatulle.
(180.—)
Halbfiguren nach links, stehend. Die Widmung für einen Hundertjährigen lautet: „Nos félicitations
à Monsieur Joseph Pire qui fête ses 100 ans“.
705 — ALBERT II., König, geb. 1934. Farbige Portraitphotographie, zusammen mit seiner
Gemahlin P a o l a , geb. 1937, mit eigenh. Widmung des Königs und beider e. Namenszug auf
dem Untersatzkarton. 20.X.1993. Ca. 25,5×18 cm, Größe der Darstellung ca. 16×11,7 cm.
Mit goldgeprägter Krone auf dem Passepartout. Unter Glas und Rahmen.
(150.—)
Kniestück, en face; der König sitzend, die Königin hinter ihm stehend. Die Widmung für eine Hundertjährige lautet: „Aan Mevrouw Irena Liebaut“. – Mit Begleitschreiben des kgl. Kabinetts.
706 BISMARCK, Otto Fürst von, Staatsmann; Kanzler des Deutschen Reiches und von Preußen,
1815–1898. Br.m.U. Berlin 20.X.1863. 1⁄3 S. gr.-4o. Leichte Randläsuren.
(180.—)
An den Regierungssekretär Schultze in Magdeburg, dem er für eine Schrift dankt.
„Ewr. Wohlgeboren gefällige Zuschrift ... habe ich erhalten und von der beigefügten Schrift als einem
Zeugniß patriotischer Gesinnung mit Interesse Kenntniß genommen.“
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(Bismarck)
„etwas wie einen organischen Steuerreform-Plan“
707 — Br.m.U. Friedrichsruh 16.IV.1882. 42⁄3 S. gr.-4o. Der Brieftext ist von Graf Herbert von
Bismarck, dem älteren Sohn des Kanzlers, geschrieben. Die erste und die letzte Seite etwas
staubfleckig.
(600.—)
Vertraulicher Brief an den preußischen Staatsminister und Stellvertreter des Reichskanzlers, Karl
Heinrich von B o e t t i c h e r, die Eröffnung der neuen Sitzungsperiode des Reichstags betreffend.
Bismarck spricht sich gegen die Eröffnung durch Kaiser Wilhelm I. aus, vielmehr solle eine ministerielle Eröffnungsrede an die „Allerhöchste Botschaft vom 17. November v.J.“ anknüpfen, in der der
Kaiser die Absicht einer S o z i a l g e s e t z g e b u n g formuliert hatte.
„... Ich habe in dem anliegenden Druck der Botschaft die Punkte angestrichen, welche sich eignen
bei der Eröffnung reassumirt zu werden. Zu dieser Wiederholung wird aber weder die Form einer
Botschaft noch einer Königlichen Rede anwendbar sein. Ich möchte vorschlagen, daß wir Seine Majestät um Erlaubniß bitten, die Eröffnung im Reichstagslokale selbst zu vollziehn und dies für alle diejenigen Fälle zur Regel machen, wo der Kaiser nicht persönlich eröffnet. Doch bitte ich hierüber
zunächst vertraulich mit unsern preußischen Kollegen und mit den Ministern der größern Bundesstaaten Rücksprache zu nehmen. Für lediglich ministerielle Eröffnung und bei der Wiederholung der
Ceremonie innerhalb eines Jahres den weißen Saal in Scene zu setzen, nutzt die Feierlichkeit auf die
Dauer ab ... Die Rede kann, wenn sie im Sitzungssaale gehalten wird, auch länger und deßhalb
geschäftsmäßiger und klarer gefaßt werden, als der gewöhnliche Styl der Thronreden es verträgt.
Der Inhalt der Eröffnungsrede sollte m.E. vorwiegend demselben Zwecke gewidmet sein, für welchen
wir das preußische Verwendungsgesetz eingebracht haben, d.h. verstärkte Gewißheit darüber zu
geben, zu welchen Zwecken ... wir Erhöhung der indirekten Einnahmen zunächst durch d a s
Ta b a k s M o n o p o l erstreben, dieselbe Argumentation ist, da man sie nicht breit genug treten
kann, in den Motiven der Tabaks-Vorlage gleichfalls zu reproduziren und zu variiren. Beide Aktenstücke sollten ... etwas wie einen organischen Steuerreform-Plan, über dessen Mangel noch immer
die Kritiker aller Fraktionen, auch der konservativen, klagen, zur Anschauung bringen, wenn wir
das in der Hauptsache auch nur in Gestalt der Exemplifikation auf Preußen werden leisten können.
Neben diesen wirthschaftlichen Reformen wird in allen Erklärungen die Konsolidation und Selbständigkeit der Reichsfinanzen der Erwähnung bedürfen ...“
Von dem Tabakmonopol erwartete Bismarck die Mittel für die Durchführung seiner Sozialreformen.
708* — Br.m.U. Friedrichsruh 11.IV.1891. 2⁄3 S. 4o. Auf Bütten (Wasserzeichen: sein Familienwappen).
(150.—)
Dank für „freundliche Glückwünsche und Geburtstagsgaben“ zu seinem 76. Geburtstag (am 1. April).
709* — BISMARCK, Wilhelm (Bill) Graf von, preußischer Staatsmann, der jüngere Sohn des
Kanzlers, 1852 – 1901. 4 e. Br. m. U. Hanau 29.VII. bis 23.XIII.1888. 9 S. gr.-8o. Leicht
gebräunt, 2 Briefe mit leichtem Wurmfraß an den Rändern.
(300.—)
Als Landrat in Hanau an einen Herrn von Schwartzkoppen mit der Bitte, bei der Beschaffung von
Münzen aus der kurzen Regierungszeit Kaiser Friedrichs III. für die Hanauer „Juwelier Industrie“
behilflich zu sein.
Beiliegend ein Brief eines Grafen von Bismarck-Schierstein, Schierstein 14.VII.1888, an „Durchlauchtigster Vetter“, vermutlich den Kanzler, mit einem Bericht aus England über den Mediziner
Morell M a c k e n z i e , der den am 15.VI.1888 verstorbenen Kaiser Friedrich III. behandelt hatte – „
... M. M. gilt in England für einen durch u. durch unehrlichen Arzt ...“
710 BRANDENBURG. – ALBRECHT ACHILLES, Kurfürst, 1414–1486. Urkunde. O.O. 1453.
1 S. quer-folio. Pergament. Ohne das Siegel. Leicht fleckig, Einriß in der Plica.
(300.—)
Lehnsbrief für Merten von Eyb über Höfe zu Niederoberbach, Kleinried und „leibenczeckl“, sämtlich Lehen „unser herschaft des Burggrafthums zu Nurmberg“.
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VI. Geschichte
Nr. 710
Kurfürst Albrecht Achilles von Brandenburg
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VI. Geschichte
(Brandenburg)
711 — JOACHIM FRIEDRICH, Kurfürst, 1546–1608. Br.m.U. „Joachim Friderich p. Manu
p[ro]pria s[ub]s[cripsi]t“. Schloß Wolmirstedt 4.XII.1595. 22⁄3 S. folio. Mit papiergedecktem Siegel und Adresse. Schwach gebräunt; Heftspuren.
(600.—)
Als Kurprinz von Brandenburg und Administrator des Erzstifts Magdeburg an P f a l z g r a f P h i l i p p L u d w i g zu Neuburg wegen ihrer gemeinsamen Verhandlungen mit Kaiser Rudolph II., wohl
im Zusammenhang mit dem sich abzeichnenden Jülich-Klevischen Erbfolgestreit, in dem der Kurprinz eine entschiedenere Haltung einnahm als sein Vater, Kurfürst Johann Georg.
„... Nuhn seindt wir zwar anfenglich der meinung gewesenn ..., Es hetten unsere allerseits Rethe, und
Gesandten, von Ihrer Kays. Maytt. Unsers allergnedigsten Hern p. Hoffe, nichtt abziehenn, Sondern dergestaldt Repliciren sollenn, Wie der Vest Hochgelart unser Canzler ... Wilhelm Rudolff
M e r k b a c h ... vor gutt angesehen, ... aber E[uer]L[iebden] Rethe, haben deßen bedenckenn getragenn, und sich dahin erclereth, Sie müßen vor allen Dingenn, ehe sie zu weitterer Replicirung schritten, E. L. ... underthenige Relation thun, und sich fernerer Resolution erhoelenn ...“
Am Kopf ein Vermerk der Neuburgischen Kanzlei betr. die Übersendung einer Abschrift des Briefes
an Pfalzgraf Johann I. zu Zweibrücken, den Bruder Philipp Ludwigs. Am Schluß die Titel des Kurprinzen: „Von Gottes gnaden Joachim Friederich, Postulirter Administrator des Primat und ErzStiffts Magdenburgk, Marggraf zu Brandenburgk, zu Preußen p. Herzogk p.“ – Joachim Friedrich
signierte gewöhnlich nur mit „manu propria“; die volle Namensunterschrift ist s e h r s e l t e n .
712 — FRIEDRICH WILHELM, der Große Kurfürst, 1620–1688. Br.m.U. (gedrucktes Rundschreiben mit eigenh. Unterschrift). Duisburg 12.XI.1646. 1 S. kl.-folio. Mit papiergedecktem Siegel und Adresse. Leicht gebräunt. Kleinere Papierschäden.
(250.—)
An Johann von Selbach, genannt Lohe („Johannen von Salbich genandt Loe“), mit dem Befehl, sich
am 8. Dezember des Jahres in Kleve einzufinden, „damit wir unsern Staat hieselbten nach nothturfft
recht ond wol fassen / und uns darunter unserer getrewer Landtstände nützlicher vorschläge / ond
ersprießlicher hülff zugebrauchen / den vielfaltigen Klagten ihre abhülffliche maß zugeben ...“
Der Kurfürst residierte nach seiner Hochzeit mit Luise Henriette von Oranien (7.XII.1646) mit Unterbrechungen bis 1653 in Kleve. Erst neun Jahre nach Amtsantritt (1.XII.1640), unter Zusicherung
umfangreicher Privilegien, gewährten ihm die Klevischen Stände die Landeshuldigung.
„pour bien de paix“
713 — JOACHIM ERNST, Markgraf von Brandenburg-Ansbach, 1583 – 1625, und Pfalzgraf
WOLFGANG WILHELM, Herzog von Neuburg und Jülich-Berg, 1578–1653. Gemeinsamer Brief mit beider Unterschrift. Düsseldorf 8.X.1609. 2 S. folio. Mit doppelter Siegelspur
und Adresse. Kleine Einschnitte, leicht gebräunt.
(1.600.—)
Vom Beginn des Jülich-Klevischen Erbfolgekriegs an König H e i n r i c h I V. von Frankreich, ihren
Verbündeten im Kampf gegen Kaiser Rudolf II., den sie um Beistand bitten.
„Sire / Ayans tousjours esperé qui’il reusciroit quelque fruist de la Legation de Mon.r le Prince D’Anhalt, dequoy mesmes nous avions eu quelques bonnes nouvelles la sepmaine derniere, Et que par l’entremise d’aucuns Nobles de ce pays qui se disent neutres l’on pourroit parvenir à un accomodement
et attendans aussi la response des Contes que nous avons envoyez vers V.M. et de là en Angleterre
ensemble la venue des Ambassadeurs des Rois, et Etats nos voisins et meilleurs amis:
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VI. Geschichte
Nr. 713
Gemeinsamer Brief des Markgrafen Joachim Ernst von BrandenburgAnsbach und Pfalzgraf Wolfgang Wilhelm von Neuburg
Düsseldorf 1609
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(Joachim Ernst und Wolfgang Wilhelm)
Nous n’avions à la verité jugé trop necessaire de notre levée pour en nous conformant à ladvis mesme
de V.M. ne donner subjet à L’Archiduc Leopold de nous tenir pour aggresseurs, l’ayans au reste traitté avec tout respect et attendu avec grande patience l’effect de sa premiere protestation qu’il n’estoit
venu que pour bien de paix. Mais ayans recognu que d’autres et plus puissants que luy, se meslent et
interessent en cest affaire, et qu’il est assisté du Con[s]eil des Chefs principaux des leurs dernieres
armees et des moyens d’Italie et d’Espaigne comme vraysemblablement nous en sommes advertis
mesmes que soubs un licentiement simulé ils augmentent leurs trouppes les font avancer vers Bergheim et autres lieux, menacent la ville de Duren si elle ne reçoit garnison / Et ceste nuit ont fait couler 300 hommes dans l’Abbaye de Sybourg, l’Abbé de laquelle à notre reçerche s’estoit declarée neutrale place forte et Importante de ce pays de Bergh. Il nous à esté force de haster notre pl[ein] levée
au nombre et ainsi que avons fait entendre à V.M. par celles que luy porte le S.r Badoere, à laquelle
nous adjousterons ceste priere bien humble et iterée qu’elle eust aggreable de nous departir de ses
meilleurs Con[s]eils et favoriser de son assistance, Et que a cest Effect elle face commandement à ses
Compagnies d’ordonnances et regiments des gens de pied de s’avancer un peu plus avant en la frontiere et autant que faire se pourra, emploiant votre faveur vers Mess.res les Estats“ (die Holländer),
„afin qu’ils en facent autant et que suyvant la priere que nous leur en venons de faire ils nous facent
part de leurs artilleries et munitions, qu’ils ont en abondance aux condicions que nous traitterons avec
eux, Aussi qu’il vous plaise, Sire, commander aux deux regiments François de se laisser emploier par
nous à notre premiere requisition ...“
Am 25. März des Jahres war Johann Wilhelm, der letzte Herzog von Jülich, Kleve und Berg, gestorben; seine Haupterben Kurfürst Johann Sigismund von Brandenburg und Pfalzgraf Wolfgang Wilhelm hatten sich im Dortmunder Rezess vom 10. Juni auf eine Gemeinschaftsregierung geeinigt. Dies
hatte Kaiser Rudolf II. zum Anlaß genommen, seine Truppen unter Erzherzog Leopold V. in das Herzogtum einmarschieren zu lassen.
714 BRÄNDSTRÖM, Elsa, verh. Ulich, schwedische Philanthropin, der „Engel von Sibirien“,
1888–1948. Br.m.U.u.E. „Ihre Elsa Brändström-Ulich“. Cambridge, Mass. 5.XII.1935.
1 S. gr.-4o. Kleiner Faltenriß.
(120.—)
An „Lieber Herr Werner“, der sich wegen einer Anstellung an sie gewandt hatte.
„... Meine Antwort erreicht Sie leider sehr verzögert, da sie den weiten Weg über den Ocean machen
muss. Im Januar 1933 begleitete ich meinen Mann, der eine Einladung als Gastprofessor an die Harvard-Universität hier hatte, nach Cambridge ...
... da Schweden ja nur ein recht kleines Land ist, so ist es natürlich ausserordentlich schwer für einen
Ausländer dort etwas zu finden. Sie können das gewiss verstehen ...“
715 BUNDESREPUBLIK. – ADENAUER, Konrad, christdemokratischer Politiker; der erste
Bundeskanzler, 1876–1967. Br.m.U. Rhöndorf 3.I.1946. 2⁄3 S. gr.-8o.
(200.—)
An (den Germanisten Friedrich von der Leyen) mit Neujahrswünschen.
„... Ihnen wünsche ich namentlich einen vollen Erfolg Ihrer unermüdlichen Arbeit. Wir freuen uns,
dass es Ihrem Schwiegersohne besser geht. Unser ältester Sohn ist jetzt zu unserer grossen Freude aus
der Gefangenschaft zurückgekehrt ...“
716 — BRANDT, Willy, sozialdemokratischer Politiker, Bundeskanzler; Friedens-Nobelpreisträger, 1913–1992. E.Br.m.U. „Willy Brandt“. „z. Zt. New York“ 24.III.1954. 11⁄4 S.
gr.-8o. Mit Briefkopf „Deutscher Bundestag“. Gelocht.
(300.—)
An den Architekten Martin Wagner (1885–1957) wegen eines Werkes über Ernst Reuter, für das er
sich „einige Aufzeichnungen über ihre Zusammenarbeit mit Reuter während der 20er Jahre“ erbittet.
344
VI. Geschichte
„... Ich hatte gehofft, Sie im Rahmen meiner Amerikareise aufsuchen und Ihnen die Grüsse von Frau
Hanna Reuter überbringen zu können. Nun hat es sich jedoch so ergeben, dass ich meine Reise vorzeitig abbrechen und übermorgen nach Deutschland zurückkehren muss. Was ich Ihnen vortragen
wollte, war dies: Im Einvernehmen mit Frau Reuter bin ich dabei, ein Buch über Ernst Reuter vorzubereiten, das sich im wesentlichen auf die Briefe, Artikel und Reden von E. R. stützen soll. Um zu
einem einigermassen klaren Bild zu gelangen, wird es aber erforderlich sein, auch ‘statements’ solcher Persönlichkeiten zu erbitten, die im Laufe der Jahre mit ihm zusammen gearbeitet haben und
ihn als Verwaltungsmann, Politiker und Menschen beurteilen können ...“
Wagner lebte seit 1938 in Cambridge, Mass., wo er eine Professur für Städtebau und Landesplanung
an der Harvard University inne hatte.
717 — HEUSS, Theodor, liberaler Politiker; der erste Bundespräsident, 1884–1963. Br.m.U.
Bad Godesberg 7.VIII.1950. 3⁄4 S. folio. Mit gedrucktem Briefkopf.
(200.—)
An den Kunsthistoriker Carl Georg H e i s e (1890–1979), Direktor der Hamburger Kunsthalle.
„... Der kleine Beitrag für das schöne Festbuch ist, wie Sie ja spürten, nicht abrupt geschrieben. Er
ist vor vielen Jahren einmal in der Frankfurter Zeitung erschienen, mir selber aber lieb geblieben
und ich möchte spüren dürfen, dass die Arbeit zwischen den anderen Stücken sich sehen lässt.
Meiner Frau ist Aschau ganz gut bekommen, aber eine spürbare Änderung des labilen Zustandes ist
nicht erreicht ...“
Theodor Heuss hatte das Bundespräsidentenamt seit September 1949 für zehn Jahre inne. Ihm folgte
im September 1959 Heinrich Lübke, ebenfalls für zehn Jahre.
718 — — 2 Br.m.U. Bonn 22.IV.1951 und 18.VIII.1952. 4 S. folio und gr.-4o. Mit gedruckten
Briefköpfen, ein Brief mit Trauerrand. Gelocht (der erste doppelt), der erste Brief geklammert und mit leichten Randläsuren, der zweite mit Klammerspuren.
(400.—)
An den Architekten Martin Wagner (1885–1957) in Cambridge, Mass.
1951, u. a. ausführlich über den Wiederaufbau in Deutschland, über die „Constructa“ in Hannover
und eine „Poelzig-Ausstellung“ in Krefeld.. „... Ihr Brief hat mir einige seelische Beschwernis
gebracht. Ich habe auf der einen Seite ein sehr deutliches Gefühl für Ihre innere Versorgtheit, die entstehen musste, als eine so aktive Natur, wie Sie es sind, aus der Unmittelbarkeit der Wirkung und Verantwortung herausgerissen wurde, zum anderen aber bin ich mir doch unsicher, ob die Abtönung
durchaus dem entspricht, was sich hier in Deutschland in den letzten 6 Jahren bezw. in den letzten 3
Jahren, seit der Boden nicht mehr ganz so sumpfig ist (Währungsschnitt), entwickelt hat ... Freilich
sind die organisatorischen Dinge ... erst jetzt in ihrer Festigung, was mit der totalen Zerschlagenheit
der ersten Jahre zusammenhängt, mit der langsam sich bildenden Länderautonomie, mit der Zonenteilung auch im Westen, die verschiedene geistige Atmosphären zu schaffen drohte ...
Nun fragen Sie, ob ich Ihnen ein Geleitwort schreiben kann ... Ich habe eine gewisse Scheu davor,
nicht nur um der Konsequenzen willen, sondern weil ich ein bisschen vermeiden möchte, in zuviel
verschiedenen Manegen als Kunstreiter aufzutreten ...“ – Beiliegend der Antwortbrief vom 8.V.1951.
1952, Dank für die „Teilnahme“ am Tod seiner Frau E l l y geb. Knapp. „... Sie ist monatelang krank
gelegen und hat viel leiden müssen. Aber sie hat den Tod bewußt und mit großer innerer Freiheit
erwartet ...“
719 — — Widmungsexemplar: „Vor der Bücherwand. Skizzen zu Dichtern und Dichtung“.
Tübingen, Rainer Wunderlich Verlag (1961). Orig.-Leinenband mit Schutzumschlag.
Außen geringe Gebrauchsspuren, innen tadellos.
(120.—)
Auf dem fliegenden Vorsatzblatt die Widmung „Dr. Heinrich L ü b k e / mit freundlichen Grüßen /
Stuttgart, Weihnacht 1961 / Theodor Heuss“.
345
VI. Geschichte
(Bundesrepublik)
„diese Stadt Berlin“
720 — REUTER, Ernst, sozialdemokratischer Politiker; der erste Regierende Bürgermeister
von Berlin, 1889–1953. Br.m.U. „Reuter“. Berlin 13.VIII.1948. 1 S. gr.-4o. Mit gedrucktem Briefkopf. Gelocht, leicht gebräunt.
(250.—)
An den Architekten Martin Wagner (1885–1957) in Cambridge, Mass., seinen alten Parteigenossen.
„... seit Jahr und Tag will ich an Sie schreiben. Ich halte mehr als einmal mit Ihnen Zwiesprache. Aber
ich habe, seitdem ich hier in Berlin bin, kaum ein Privatleben. Ich habe mit Ausnahme der letzten
Weihnachtsfeiertage nicht einen Tag wirklicher Ausspannung gehabt, und ich kann auch meiner Neigung zum Briefeschreiben nicht nachgehen. Sie werden sicher auch aus der amerikanischen Presse
spüren, daß diese Stadt Berlin eine besondere Rolle spielt und daß ihr Kampf und ihre Haltung ...
dazu beiträgt, die großen Auseinandersetzungen des Weltgeschehens zu beeinflussen. In allen diesen
Dingen stehe ich notgedrungenermaßen mittendrin und trage für manches tatsächlich eine größere
Verantwortung, als es nach außen scheinen mag. Seien Sie mir nicht böse, daß ich so stumm bin. Das,
was ich hier leisten muß, ist wichtiger, als alles andere.
... Wenn die Blockade zuende kommt, habe ich die Absicht, endlich einen tiefen Schlaf zu tun, und
dann hoffe ich, an neue bessere Arbeit gehen zu können ...“
721 BUSBECQ (Busbeck), Augier Ghislain de, flämischer Gelehrter und Diplomat; 1555 – 62
kaiserlicher Gesandter in Konstantinopel, 1522 – 1592. Schriftstück m. U. „Augerius de
Busbecke“. O.O. 14.VI.1568. 1 S. kl.-folio. Etwas beschnitten (die ersten Zeilen fehlen), am
linken Rand montiert.
(150.—)
Befehl an einen Rentmeister, seine Einnahmen unverzüglich abzurechnen.
„Hannsen Khisling hiemit Ernnstlich zu bevelchhen daz Er von seiner ... verrichten Ranntmaister
Ambts hanndlung ... Innen vier Wochen ... volkhumene Richtige Particular Raittung thue ...“
Sehr selten.
Beiliegend Autographen des kaiserlichen Generals Adam Joseph Gf. v. B e t h l e n (Br. m. U. u. E.,
1766, an einen Grafen v. Harrach), des Reichshofrats Claudius Gf. v. Collalto (Urkunde m.U. und
Ringsiegel, 1658), des Grafen Gerhard von Dernath (Br.m.U. 1759, an Maria Theresia) und ein Brief
eines Michael Alaghi an Kaiser Ferdinand II. (1629).
722 CAPRIVI, Leo Graf von, preußischer General, Reichskanzler; Nachfolger Bismarcks, 1831–
1899. E.Br.m.U. „Leo“. Berlin 20.II.1884. 4 S. 8o. Leicht fleckig.
(120.—)
An seine Kusine Anna mit Nachrichten aus dem Familienkreis.
„... Meine Gesundheit wird langsam wieder besser, indeß muß ich noch viel Vorsichtsmaßregeln brauchen und habe meine Kräfte noch nicht wieder ... Über Erichs Kinder habe ich mich bei ihrer Weihnachts-Anwesenheit gefreut ... Der Junge ist körperlich noch schwach. Ich suche ihn durch Belohnungen aller Art zu körperlichen Leistungen zu ermuthigen; seine Mutter unterstützt mich darin zu
wenig. Jetzt hat er sich auf den Segel-Sport geworfen u. schwärmt Marine. So wenig ich wünsche,
daß einer meiner Neffen diese Laufbahn ergreift, störe ich ihn nicht, weil das wenigstens männliche
Eigenschaften weckt ...“ – Caprivi war damals Chef der Admiralität.
Beiliegend ein weiterer e. Br.m. U., 1890, an General Alfred v. Rauch, mit dessen Empfangsvermerk.
„au milieu de la lutte“
723 CAVOUR, Camillo Graf Benso di, italienischer Staatsmann; der Einiger Italiens, 1810 –
1861. E.Br.m.U. O.O. 29.I. o.J. 1 S. gr.-8o.
(250.—)
An eine Dame, der er für „l’ouvrage de votre fils“ dankt. „... Au milieu de la lutte ardente que je dois
soutenir contre un parti qui pretend au monopole du patriotisme et de l’amour de la liberté, j’ai été
heureux d’entendre des paroles de sympathie et d’approbation venant d’un des plus illustres et des
plus inebranlables champions de la cause des veritables interets populaires ...“
Beiliegend 3 Briefe des italienischen Gesandten in Paris, Herzog von Gualtieri (1870/71).
346
VI. Geschichte
Nr. 725
Sir Winston Churchill
347
VI. Geschichte
724* CHOLTITZ, Dietrich von, General, Kommandant von Paris, das er durch Mißachtung des
Befehls Hitlers vor der Zerstörung bewahrte, 1894–1966. Br.m.U. Oldenburg 6.VI.1940.
1 S. 4o.
(200.—)
Als Bataillonskommandeur an Leopold Freiherrn von Ledebur, General der Infanterie, der ihm zur
Verleihung des Ritterkreuzes gratuliert hatte (Brief mit e. Unterschrift liegt bei).
„... Es ist mir eine grosse Ehre, dass ein General, der die Uniform unserer Infanterie trägt, so gütige
Worte für mein Bataillon gefunden hat ...
Wir sind jetzt in Oldenburg einige Tage, um restauriert zu werden. Dann geht es wieder in den nächsten
Tagen los. Wir werden uns Mühe geben ...“
Im beiliegenden Glückwunschschreiben Ledeburs heißt es: „... Das Ritterkreuz ehrt Sie und Ihr tapferes Bataillon für das zähe Standhalten in entscheidender Lage. Möge diese Ehrung ein Ansporn sein
zu weiteren Taten vor dem Feinde, denn des Krieges Ende dürfte noch in der Ferne liegen ...“
„not to be lightly sacrificed“
725* CHURCHILL, Sir Winston Spencer-, englischer Staatsmann, Premierminister, 1874–1965.
E.Br.m.U. „Winston S-C.“ (London) 26.IV. (wohl 1900). 1 S. gr.-8o. Mit geprägtem Briefkopf „105, Mount Street“. Minimaler Lichtrand.
(2.000.—)
Früher Brief an seinen Vetter, den Politiker Ivor Churchill Guest, Viscount Wimborne (1873–1939),
der im Frühjahr 1900 den Parlamentssitz für den Wahlkreis Plymouth gewann und bei den allgemeinen Wahlen im Herbst des Jahres verteidigte. Auch Churchill zog in diesem Jahr zum ersten Mal in
das Unterhaus ein.
„My dear Ivor, / Quite right! If you have any doubts about Plymouth and think I can be of any use,
please command me. But if you prepare a good case (the humble friendless man secured in the protection of the law w[hic]h is his right, w[hic]h his fathers won for him in the past – not to be lightly sacrificed to power, popularity or expediency) the constituency will always back up their own member ...“
In „105, Mount Street“ hatte Churchill von 1900 bis 1905 seine erste Junggesellenwohnung. – Als 1904
die Kontroverse um Schutzzölle oder Freihandel die Konservative Partei spaltete, wechselte Guest mit
Churchill zu den Liberalen.
Siehe die Abbildung auf Seite 347.
726* — Br.m.U. London 13.XI.1903. 2 S. 8o. Schwache Montagespuren.
(500.—)
An den Dichter Sir Henry N e w b o l t , damals Herausgeber der „Monthly Review“, in Veröffentlichungsfragen.
„... I am very much obliged to you for your courtesy in allowing ... a reprint of parts of my article in
the Oldham Standard.“ (Von 1900 bis 1904 hatte Churchill für die Industriestadt Oldham seinen
ersten Sitz im Unterhaus.)
„Will you read through the enclosed Ballads? I think they are extremely good and clever, and Captain Graham who has long been a friend of mine, has asked me to ‘place’ them for him ...“
727 DÄNEMARK, Könige von. – 6 Autographen.
(300.—)
Christian V. (Brieffragment m. U., Kopenhagen 1670) und seine Gemahlin Charlotte Amalie (e.Br.m.
U., Kopenhagen 1689, 21⁄2 S. 4o, mit Siegel und Adresse; an ihren Bruder Landgraf Karl von Hessen,
dem sie zur Eroberung von Mainz und Bonn gratuliert), Königin Anna Sophia (Brieffragment m.U.,
Kopenhagen 1730), Christian VII. (Br.m.U., Kopenhagen 1767, 11⁄2 S. 4o) sowie Christian VIII. (e.Br.
m. U., Neapel 1820, 1 S. 4o; an einen Kardinal) und seine zweite Gemahlin Karoline Amalie (e.Br.m.
U., Rom 1821, 3 S. 4o; an einen Kardinal).
348
VI. Geschichte
728 DDR. – PIECK, Wilhelm, der erste Staatspräsident, 1876 – 1960. Urkunde (handschriftlich ausgefüllter Vordruck in Blau und Gold) m.U. „W. Pieck“. Berlin 7.X.1959. 1 S. gr.folio. Mit großem roten Lacksiegel „Deutsche Demokratische Republik / Der Präsident“.
(250.—)
Verleihung des Ehrentitels „Hervorragender Wissenschaftler des Volkes“ an den Gynäkologen Robert
S c h r ö d e r (1884 – 1959).
729* DEUTSCHE KAISER, Könige von Preußen. – WILHELM I., 1797–1888. 4 e. Billetts m.U.
(Paraphen). (Baden-Baden) und o.O. (1877), 24.VI.1879, 26.V.1884 und o.D. 4 S. meist
quer-kl.-8o (auf Blatt-Abrissen). Meist Bleistift.
(350.—)
(Baden-Baden 1877.) „Der Kaiserin. / Die Kinder wollen noch hinausfahren u. mich mitnehmen. Ich
rathe daher das Dinér um 6 Uhr zu bestimmen.“
O.O. 24.VI.1879. „Herzliche Wünsche zum heutigen Tage. – Der Herzog v. Braunschweig ist in Wien
gefährlich erkrankt.“
(Baden-Baden, Oktober 1879.) Nachschrift zu einem Brief seiner Tochter, der Großherzogin Luise
von Baden. Er sei bereit, seine Abreise um einen Tag zu verschieben, „wenn sie“ (Fürstin Wied) „so
hier ankommt, daß ich den Abend noch abreisen kann.“
O.O. 26.V.1884. „Bitte um sofortige Rücksendung“.
Beiliegend ein e. Schriftstück seiner Tochter Luise – „Dies Zettelchen von ‘Papa’chen’ hat sich Frl.
Bachem für Sie vom Herze gerissen ...“
730 — — AUGUSTA, Kaiserin, geb. Prinzessin von Sachsen-Weimar, seine Gemahlin, 1811–
1890. Br.m.U. Berlin 24.I.1880. 11⁄3 S. 4o.
(120.—)
An den Bibliothekar Paul von Bojanowski, Herausgeber der „Weimarischen Zeitung“, dem sie für
einen Artikel über den „Vaterländischen Frauen-Verein“ dankt.
„... Es ruht ein besonderer Segen auf der gemeinnützigen, selbstverleugneten Thätigkeit der Frauen,
deren Solidarität auf dem Gebiete des Wohlthuens stets in Weimar gepflegt worden ist und die Zukunft
wird dieses Frauen Werks fortschreitend bedürfen ...“
Beiliegend ein Br.m. U. der Kaiserin Auguste Viktoria, der ersten Gemahlin Kaiser Wilhelms II., Berlin 2.II.1904, mit Umschlag; ebenfalls an v. Bojanowski, dem sie zu seinem Dienstjubiläum gratuliert.
Ferner beiliegend ein e. Adressblatt des Kronprinzen und späteren Kaisers Friedrich III.
731 — WILHELM II., 1858–1941. E.Br.m.U. „Wilhelm / Prinz von Preußen“. O.O. 29.VII.
1883. 1 S. gr.-8o. Mit bekröntem Monogramm.
(250.—)
An eine Hoheit mit dem Dank für die Glückwünsche zur Geburt seines Sohnes Prinz Eitel Friedrich.
„... Danke ich herzlichst und ergebenst im Namen meiner Frau und meinem Namen für die gnädigst
ausgesprochenen Glückwünsche, welche uns sehr gerührt haben. Mutter und Kind befinden sich
recht wohl ...“
732 — — E. Schriftstück m.U. An Bord der „Hohenzollern“ 15.VII.1898. 2⁄3 S. gr.-4o. Bleistift.
Auf einem Telegrammformular.
(300.—)
Telegramm an Kaiserin Auguste Viktoria in Kiel, von der jährlichen N o r d l a n d f a h r t . „Heute wieder schönes Sommerwetter bei steigendem Barometer. Blick auf Bergkette grossartig, aber alles mit
frischem Schnee bedeckt ...“
Beiliegend ein e. Albumblatt m. U., o. O.u.D. – „Allweg gut Zollre! / Wilhelm R.“ (Bleistift).
349
VI. Geschichte
(Deutsche Kaiser. – Wilhelm II.)
733 — — Portraitpostkarte mit eigenh. Namenszug und Datum auf der Bildseite. Doorn 1924.
Blaustift. Kanten und Ecken leicht bestoßen.
(180.—)
Portrait Wilhelms II. nach einem Gemälde des Hofmalers Alfred Schwarz.
Beiliegend ein eigenh. Namenszug des Kaisers (Abschnitt von einer Urkunde).
734 — — Bildpostkarte mit eigenh. Bezeichnung auf der Rückseite (Bleistift), o.O.u.D., 1⁄3 S.
quer-8o.
(150.—)
Die Bildseite zeigt den Kaiser mit Gefolge, wohl am Sognefjord in Norwegen.
„Norwg: Painter Hans Dahl, Sculptor Prof. Unger from Berlin & some gentlemen of my suite, at the
grave of Fritjof at Framnaes, where I shall erect his statue.“ – Geschrieben für (Lady Mary Montagu).
Kaiser Wilhelm II. ließ 1913 in Vangsnes am Sognefjord eine Kolossalstatue des Fritjof errichten, die
der Bildhauer Max Unger geschaffen hatte.
Beiliegend ein Schriftstück m. U. des Dichters Esaias Tegnér (1840, Fragment), der die Fritjof-Saga
bekanntgemacht hatte.
„aus tiefster Schmach“
735 — — HERMINE, seine zweite Gemahlin, geb. Prinzessin Reuß ä.L., 1887–1947. 3 Br.m.
U.(u.E.), der erste mit eigenh. Zusatz. Doorn 20.XII.1924, 13.XII.1926 und 17.XII.1933.
5 S. gr.-4o bis quer-8o. Mit bekrönter Initiale bzw. gedrucktem Wappen am Kopf. Ein wenig
unfrisch.
(200.—)
An (General) von Schwerin in Berlin, dem sie für Geburtstagsglückwünsche dankt.
13.XII.1926. „... Zum Weihnachtsfest sende ich Ihnen d e s K a i s e r s n e u e s B u c h , es ist sehr gut
und es wird Ihnen gefallen, zeigt es Ihn doch ganz als den edlen, guten Menschen, den ich nun schon
4 Jahre besser kenne, wie die Meisten ...“
17.XII.1933. „Brieftelegramm Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin“. „... Unser ganzes Denken
gilt dem geliebten Vaterlande und der gewaltigen Arbeit der Maenner, die es aus tiefster Schmach
gerissen haben! ...“
736 — 5 Autographen.
(180.—)
Friedrich III. (als Kronprinz. Vorderseite eines „Sparumschlags“ vom Auswärtigen Amt bzw. an dasselbe; 1878), Wilhelm II. (2; Schriftstück m.U. 1885 und Urkunde mit Blindsiegel u.U. 1906. Dazu 2
Porträtphotographien) und Kronprinzessin Cecilie (signierte Porträtphotographie).
Beiliegend die „185ste Depesche vom Kriegs-Schauplatz“, Versailles 26.I.1871, mit der Nachricht
Kaiser Wilhelms I. an Kaiserin Augusta, daß „die Friedens-Präliminarien unterzeichnet“ seien;
ferner beiliegend 2 e. Br.m. U. der Prinzessin Heinrich v. Preußen geb. Prinzessin von Hessen-Darmstadt (1916/17, auf Bildkarten „U-Bootsleute“).
737 DEUTSCHE STAATSMÄNNER. – 9 Autographen.
(350.—)
Reichskanzler Fürst Otto von Bismarck (Br.m.U., Friedrichsruh 1890) und sein älterer Sohn Herbert (e.Br.m.U., 1885), Reichskanzler Fürst Bernhard von Bülow (Billett m.U., 1907), Minister Graf
Ludwig von Bülow (2 e. Br.m. U., o.O. 1807), Generalintendant und Obersttruchseß Graf Friedrich
Wilhelm von Redern (e.Br.m.U., Berlin 1844), der westfälische Minister Wilhelm Friedrich von Roell
(Br.m.U., Amsterdam 1808), der Chef des Geh. Zivilkabinetts Rudolf von Valentini (Br.m.U., Großes
Hauptquartier 1917) und der westfälische Minister Graf Gustav Anton von Wolffradt (Br. m. U.,
Kassel 1812).
350
VI. Geschichte
Nr. 738
Andrea Doria
351
VI. Geschichte
„como passa la cosa“
738 DORIA, Andrea, Doge von Genua, italienischer Condottiere, Admiral und Staatsmann, 1468–
1560. Br.m.U. Genua 5.VIII.1531. 1 S. folio. Mit papiergedecktem Siegel und Adresse.
Schwach fleckig. Adreßblatt mit schmalem Falzrest.
(2.000.—)
An Francesco II. Sforza, Herzog von Mailand, an den er seinen Verhandlungsführer Giovanni Antonio Ferrerio entsendet.
„... M[esser] Gio: Antonio Ferrerio exhibitore della presente se ne ritorna a V[ostra] Ex[cellentissima] con quella ressolutione che di qua s’e potuta havere. Et per che piu largamente a bocca li fara
intendere como passa la cosa, remettendomi a Sua rellatione, non mi allargaro in altro con questa ...“
S e h r s e l t e n . – Siehe die Abbildung auf Seite 351.
739 DREISSIGJÄHRIGER KRIEG. – BERNHARD, Herzog von Sachsen-Weimar, protestantischer Feldherr, der „Austrucknende“ der Fruchtbringenden Gesellschaft, 1604–1639. Br.
m. U. „Haubtquartier Hirschfeldt“ 29.VIII.1631. 2⁄3 S. folio. Mit Ringsiegel und Adresse
(„Cito“). Leicht fleckig, kleine Randläsuren teilweise hinterlegt.
(350.—)
An den Juristen Jakob Schröter (1570–1645) in Meiningen, den Kanzler der Grafschaft Henneberg,
dem er für die Nachricht von einer „versamblung und anziehung ezlichen Kriegsvolckß“ dankt.
„...Also wolten wier auch nicht unterlaßen solche müchewaltung hinwiederumb gegen euch in gnaden künfftigk zu recompensiren, Und begehren hiermit gnädigk, Ihr wollet ferner also Continuiren,
und was ihr von einem und andern orth in erfahrung bringet, Unß eylendt bey tagk und nacht ...
anhero unterthänigk berichten ...“
Einen Monat nach der Schlacht bei Werben (am 28. Juli) geschrieben, nach der König Gustav Adolf
von Schweden den Herzog wegen seiner Verdienste zum Oberst seines Leibregiments zu Pferde
ernannt hatte. – S e h r s e l t e n .
740 — CHRISTIAN der Jüngere, Herzog von Braunschweig-Wolfenbüttel, protestantischer
Feldherr, „der tolle Halberstädter“, 1599 – 1626. Br. m. U. Hauptquartier Hohenhameln
31.III.1626. 2⁄3 S. folio. Mit Siegelspur und Adresse. Etwas gebräunt.
(300.—)
An Bürgermeister und Rat der Stadt Braunschweig wegen 3000 Pfund Brot, die die Bauern der umliegenden Dörfer nicht liefern könnten, da ihre Pferde „uber seite gebracht“ hätten.
„... Besinnen Derhalben An Euch In gnaden, Ihr wollet Uns zu sonder Hohem gefallen die 3000
Broth durch ewre untergebende Bauers Leute Im Eichgerichte Anhero laßen uberfahren / und Euch
Je nicht deßhalb befurchten, Daß Ihnen die Pferde sollen durch die unserigen Außgespannet werden,
Sondern vielmehr Euch versichert haltet, Die behueffige Wagen unnd Pferde sicher hinwieder durch
Convoy begleiten zu laßen, auch zugleich die bahre bezahlung wollen abstatten ...“
Aus dem Dänisch-niedersächsischen Krieg. Herzog Christian stellte damals zur Unterstützung des
dänischen Königs Christian IV. neue Truppen auf, doch bevor er aktiv am Kriegsgeschehen teilnehmen konnte, starb er am 16. Juni in Wolfenbüttel.
741* — (GEORG, Herzog von Braunschweig-Lüneburg, schwedischer General, 1582–1641.) –
ANNA ELEONORE, seine Gemahlin, geb. Landgräfin von Hessen-Darmstadt, 1601–1659.
8 Urkunden m.U. Schloss Herzberg 14.VII.1646 bis 27.III.1647. 8 S. quer-folio. Mit Trauersiegeln. Teilweise etwas fleckig, 2 mit kleineren Defekten.
(200.—)
Pässe für ihre nach Eisleben, Fulda, Hannover, Lauenburg und Wildungen entsandten Boten.
„... Als ersuchen wir alle unnd Jede Hohe unnd Niedrige Kriegs officirer, sampt der Gemeinen Soldatesca zue Roß unndt Fueß, auch sonsten männiglichen günstig und gnädig, Denselben aller örten
frey sicher, Ungehindert pasz- und repasziren zu laßen, auch allen guten Willen undt Vorschub zuerweisen ...“ (25.VII.1646). – Vier Pässe sind ohne besondere Nennung der „Soldatesca“ an alle Personen „Jedermänniglichen Standes“ gerichtet.
352
VI. Geschichte
„la surete du Ringraf“
742 — LA VALETTE, Louis de Nogaret d’Epernon de, französischer Feldherr, Kardinal, 1593–
1639. E.Br.m.U. „Au Camp de luneville“ 1.IX.1636. 1 S. folio. Mit Adresse. Leicht gebräunt,
kleiner Einriss unterlegt.
(180.—)
An H e r z o g B e r n h a r d von Sachsen-Weimar, der zusammen mit ihm den Oberbefehl über die
französisch-deutschen Truppen im Elsaß und in Lothringen innehatte. Die Bitte Bernhards, Musketiere zur Sicherung einer Ortschaft abzustellen, habe ihn leider zu spät erreicht.
„... si vous meussiez dit hier que vous eussiez desire des mousquetaires auiourdhuy je vous en eusse
envoye mais a lheure quil est cest une chose impossible touttes les troupes estant parties du matin les
ordres estant donnes des hier au soir. pour ce qui est de la surete du Ringraf je crois quelle sera entiere
car il ny a point de trouppes dans le pais. si vous prenes la peine de me mander de vos nouvelles ce
soir a Bayon et de me faire scavoir ce que vous desireres je ne manqueray pas de vous servir selon
mon pouvoir ...“
Eigenhändig s e h r s e l t e n .
743 — TILLY, Johann Tserclaes Graf von, Feldherr; Oberbefehlshaber des ligistischen und,
nach Wallensteins Sturz, des kaiserlichen Heeres, 1559–1632. Br.m.U. Höxter 9.VI.1628.
11⁄4 S. folio. Mit papiergedecktem Siegel und Adresse.
(400.—)
An Bürgermeister und Rat der Stadt Hildesheim, die er zur Zahlung einer Kontribution auffordert,
andernfalls eine Garnison in die Stadt gelegt werde.
„... Dieweillen aber die begehrte Summa gelds anderß nit dann vor eine Contribution zu underhaltung unsers Khriegsvolckhs angesehen war ... unnd wür ausser dessen mit euch anderst nicht zu
tractiren ... haben, So gedenckhen wür ... uf den ferners ufziehenden widersezigen fahl ... euch eine
würckhliche Guarnison einzulegen ...“
Aus der Sammlung Künzel.
„notre cher disparu“
744* DREYFUS, Alfred, französischer Offizier; das unschuldige Opfer der „Affaire Dreyfus“,
die eine innenpolitische Krise in Frankreich auslöste, 1859–1935. E. Billett auf seiner Visitenkarte. Paris o.D. 1 S. quer-32o.
(600.—)
Wohl an M a d a m e Z o l a mit Neujahrswünschen.
„Nous venons, comme tous les ans, à cette date désormais historique, vous envoyer l’expression de
nos souvenirs qui vont avec une tendresse ému et une reconnaissance infinie vers notre cher disparu
et l’assurance de nos sentiments affectueux et dévoués.“
Émile Zola hatte durch seinen Artikel „J’accuse“ entscheidend zur Rehabilitierung von Alfred Dreyfus beigetragen.
353
VI. Geschichte
745 EGER. – Urkunde des Vorstehers Johannes Perl und mehrerer Mitbrüder des Franziskanerklosters. (Eger) „Am Montag nativitatis Marie“ (12.IX.) 1463. 1 S. quer-kl.-folio. Pergament. Ohne die Siegel. Kleine Randschäden, Tinte stellenweise etwas blaß, ein wenig
unfrisch.
(180.—)
Offener „Briff“ an alle, die „In sehn horen oder leßen“, denen kundgetan wird, daß für Hans Grettl,
„mitpurger ztu Eger“, der dem Kloster einen „newen silberen uberguldeten kelch“ gestiftet habe, und
für seine Nachkommen „Jerliche ewige pitantzien“ gehalten werden, „den nechsten tag noch Sande
Matheus tag des abentz ... und des morgens dornoch mit singender Sellmesße“.
746 EUGEN, Prinz von Savoyen, Reichsgeneralfeldmarschall, der „edle Ritter“, 1663–1736.
Br.m.U. „Eugene de Savoye“. Wien 19.I.1718. 1 S. folio. Fleckig, kleiner Ausriß am Oberrand.
(400.—)
An Graf (François Hyacinthe) von Lannoy, der für seinen Sohn Albert (1689–1752) um das Amt eines
Kanonikers in Gent gebeten hatte.
„... La nomination à la Prevoté de Gand depends des graces de S[a] M[ajesté] I[mperiale] et
Cat[holi]que“ (Kaiser Karl VI.). „J’attends les informations qu’on a demandé de Monsr. le Marquis
de Prié pour ensuite contribuer à l’avantage de Monsr. Votre fils le comte Albert de Lannoy Chanoin
de la meme Cathedrale ...“ – Die Bewerbung war erfolgreich.
747 FELDMARSCHÄLLE und GENERALE. – 6 Autographen, meist e.Br.m.U.
(400.—)
Hermann von Eichhorn (e. adressierter Briefumschlag, „Feldpost“ 1916), Wilhelm Heye (Berlin-Lichterfelde 1930), Paul von Hindenburg (abgeschnittener Briefschluß m.U.), Karl Litzmann (e. Postkarte
m.U., Neuglobsow 1911), Helmuth Graf von Moltke (Berlin 1887) und Hans von Seeckt (e. Vermerk m.
U., Bleistift, auf einem an ihn gerichteten Brief, Berlin 1931).
Beliegend ein Schriftstück m. U. von Admiral Mark Kerr („1930. 1931“). Ferner beiliegend eine
gedruckte „Reise-Erlaubnis“ vom Arbeiter- und Soldatenrat Lübeck, 1919; ein handschriftliches
Schriftstück des Arbeiter- und Soldatenrates Marburg, 1918; sowie 2 gedruckte Quartierzettel
(„Anweisung auf Einquartirung“ und „Invitation de logement“) m. U. des Platzkommandanten v.
Schlieben, St. Quentin 1815.
748 FOUCHÉ, Joseph, Herzog von Otranto, Revolutionär, Polizeiminister Napoleons I. und der
Bourbonen, 1759–1820. Br.m.U. „Fouché“. Paris 7. Fructidor an 7 (25.VIII.1799). 11⁄3 S. 4o.
Mit Holzschnitt-Vignette im gedruckten Briefkopf („Police Générale de la République“). Minimale Läsuren am linken Rand, verso Montagespuren und Sammlungsstempel.
(200.—)
Als Polizeiminister an Kriegsminister Jean-Baptiste B e r n a d o t t e , den späteren König Karl XIV.
Johann von Schweden, mit der Bitte, sein Augenmerk auf den verdächtigen General Spitat zu lenken,
„qu’on me signale comme incapable sous bien des rapports, de préserver la partie du Département
des Bouches du Rhône, confiée à son commandement, des périls qui menachent ces contrées; et qu’on
dénome en outre comme ne fréquentant que les ennemis déclarés de la République“.
Wenige Wochen vor dem von Fouché unterstützten Staatsstreich vom 18. Brumaire geschrieben, der
Napoleon Bonaparte an die Macht brachte.
749 — Br.m.U. „Fouché“. Paris 27. Fructidor an 13 (14.IX.1805). 1 S. folio. Mit KupferstichVignette im gedruckten Briefkopf.
(180.—)
Als Polizeiminister Napoleons I. an Kriegsminister Marschall B e r t h i e r, den er davon unterrichtet,
daß der Kaiser dem englischen Kriegsgefangenen Henry Seymour erlaubt habe, nach Venedig zu gehen.
„... Les renseignem[ent]s que j’ai sur cet Etranger lui sont favorables, mais je pense que c’est à vous
à determiner les formalités qu’il doit remplir avant son départ ...“
354
VI. Geschichte
750 FRANKREICH. – RENATUS, der Gute, Herzog von Anjou, Titularkönig von Neapel, Herzog von Bar und Lothringen; der gebildetste Fürst seiner Zeit, 1409–1480. Urkunde in seinem Namen. Neufchâteau 19.III.1432. 1 S. quer-gr.-8o. Mit Siegelspur. Alt montiert, leicht
beschnitten; Faltenschäden, etwas wasserfleckig.
(400.—)
Als Herzog von Bar und Lothringen erlassene Anweisung an den Bürgermeister von Neufchâteau
(„mayeur de nuefchastel“), den Geistlichen der Kirche von Mirecourt („Religieux ... de leglise de
mirecoult“) eine Rente aus dem Wegezoll von Neufchâteau („Rente sur notre peage du nuefchastel“)
zu zahlen.
Im Vorjahr war der Herzog in der Schlacht bei Bulgnéville zwar besiegt worden, wurde aber 1434 von
Kaiser Sigismund mit Lothringen belehnt.
Siehe die Abbildung auf Seite 357.
751* — KATHARINA von Medici, Königin, Gemahlin König Heinrichs II., 1519–1589. Urkunde
m.U. „Caterine“ (Fragment). Paris o.J. 1 S. quer-gr.4o. Pergament. Etwas fleckig; Zeilenenden abgeschnitten.
(200.—)
Zahlungsanweisung. – Beiliegend ein Br.m.U. (Sekretär) König Ludwigs XIV., Fontainebleau 16.IX.
1646; mit montiertem fremdem Siegel.
752 — KARL IX., König; befahl die Ermordung der Hugenotten in der „Bartholomäusnacht“,
1550 – 1574. Br. m. U. Paris 17.I.1563. Mit Siegelspur und Adresse. Etwas gebräunt und
fleckig, Heftlöcher am linken Rand.
(400.—)
Vom Ende des ersten Hugenottenkriegs an Jacques de Goyon, Graf von M a t i g n o n (1525–1597),
„lieutenant au gouvernement de Normandye“, den er von seiner Anordnung unterrichtet, den
Pariser Bürgern ihre Waffen (mit Ausnahme der Pistolen und Arkebusen, die er für seine Soldaten
benötige) zurückzugeben. Dies bedeute allerdings nicht, daß Bürger anderer Städte ein Gleiches
erwarten könnten.
„... Jay pour beaucoup de considerations accorde aux prevost des marchans eschevins et principaulx
habitans de ceste ville chefs de maisons de leur faire rendre leurs armes quilz ont mises et deposees en
lhotel de ville par mon ordonnance et commandement, Excepte les pistolles pistolletz et hacguebuz que
Jay reservees pour mon service et ordonne estre mises en mon arcenal. Et pource quil pourroyt advenir que les habitans des villes de mon pais de Normandye tirans la chose en exemple pour eulx demanderoient que pareille restitutions leur feust faicte de leur armes ... Je veulx bien vous faire entendre
que mon intention nest point duser de ceste faveur envers autre ville de mon Royaume quelle quelle
soyt si ce ne sont celles de frontiere ...“
Mit Gegenzeichnung des Gelehrten Gilles Bourdin (1515–1570), Procureur Général beim Pariser Parlament. – Mit dem Edikt von Amboise vom 19.III.1563, das den Protestanten an bestimmte Orte
gebundene Religionsausübung zusicherte, ging der erste Hugenottenkrieg zu Ende.
753 — (LUDWIG XIII., 1601–1643.) – GASTON, „fils de France“, Herzog von Orléans, sein
Bruder; Anführer des Hochadels im Kampf gegen Richelieu und Mazarin, 1608 – 1660.
Urkunde m.U. Chantilly 1.III.1627. 1 S. quer-folio. Pergament. Etwas fleckig, stellenweise ein wenig blaß; Klammerspuren. Ohne das Siegel.
(350.—)
Ernennung des Marquis Tainturier zum „chef d’armes“ der Stadt Troyes.
Beiliegend ein Br.m. U. des Herzogs Louis de Vendôme, Enkel König Heinrichs IV. (1660, an General
Marquis de Villa in Turin, mit einem militärischen Bericht) und ein e.Br.m.U. von Louise Françoise
de Bourbon, Tochter Ludwigs XIV. und der Madame de Montespan (1732, an Kardinal de Fleury).
355
VI. Geschichte
(Frankreich)
754* — LUDWIG XVI., König, 1754 – 1793 (hingerichtet). Br. m. U. (Sekretär). Reims 12.VI.
1775. 11⁄3 S. gr.-folio (handschriftlich ausgefüllter Vordruck). Mit Adresse. Siegeleinschnitte,
leicht gebräunt.
(400.—)
An den Feldmarschall Graf von Mathan, Gouverneur von Caen, mit der Aufforderung, an einem
Dankgottesdienst anläßlich seiner – am Vortag vollzogenen – K r ö n u n g teilzunehmen.
„... je donne ordre aux Archevêques et Evêques de mon Royaume de faire chanter le Te Deum dans
toutes les Eglises de leurs diocèses; et je vous fais cette Lettre pour vous dire que mon intention est que
vous assistiez à celui qui sera chanté dans la principale Eglise de la ville où vous commandez, que vous
invitiez les Officieux de Justice et autres de s’y trouver, que vous fassiez tirer le canon ...“
755 — KARL X., der letzte König aus dem Haus Bourbon, als Graf von Artois Führer der Emigranten, 1757–1836. Urkunde m.U. Paris, „en notre Chateau des Tuileries“ 18.I.1826. 1 S.
folio. Gedruckter Kopf. Leicht fleckig, kleine Randeinrisse.
(250.—)
Auf Vorschlag des Kriegsministers Herzog von Clermont-Tonnerre ernennt der König zwei „Elèves de
l’Ecole Polytechnique“ zu Unterleutnants. – Mit Gegenzeichnung des Kriegsministers.
Beiliegend ein Randvermerk m.U. „Charles Philippe“ auf der Supplik eines Mitglieds der Ehrenlegion
(1816) sowie Autographen seines Sohnes Ludwig Anton, Herzog von Angoulême (e. Schriftstück m.U.
1819, an den Kriegsminister), der Prinzessin Charlotte von Rohan, der Geliebten des Herzogs von Enghien (e.Br.m.U., o.D.) und der Prinzessin Johanna Rohan geb. Prinzessin Auersperg (e.Br.m.U., 1897).
756* — CONDÉ, Louis V. Joseph, Prinz von, Herzog von Bourbon, französischer General; einer
der Führer der Emigranten, 1736–1818. E.Br.m.U. „Louis Joseph de Bourbon“. Koblenz
24.VII.1792. 12⁄3 S. 4o. Leicht fleckig, minimale Randschäden.
(300.—)
Vom Beginn des Ersten Koalitionskrieges; als General der Emigrantenarmee an eine Kgl. Hoheit, die
er zu einem Treffen nach Mannheim bittet.
„... C’est en sortant d’une conference avec S. M. Prussienne“ (König Friedrich Wilhelm II.), „le Duc de
Brunswik“ (Herzog Karl Wilhelm Ferdinand von Braunschweig), „et les P[rin]ces francois, que je prie
Votre altesse, de m’accorder, comme cela a été convenu, un rendez-vous à Manheim le 27 de ce mois, à
l’heure qui lui conviendra; si cela ne la derangeoit pas, que ce fût à 9 h. du matin à telle auberge qu’il
lui plaira m’indiquer, cela me conviendroit mieux, pour que je pense retourner à Kreutznach, mais je
la supplie de ne pas se gêner; je lui observe seulement, qu’il a été dit dans la conference, qu’il etoit très
interessant ...“
Am folgenden Tag proklamierte der Herzog von Braunschweig das Manifest von Koblenz; am 28. Juli
begannen die verbündeten Armeen den Marsch auf Paris.
Sehr selten.
757* — VENDÔME, Philippe Herzog von, Urenkel Heinrichs IV. und der Gabrielle d’Estrée,
General, 1655–1727. Schriftstück m.U. Im Feldlager vor Barcelona 31.VII.1697. 1 S. quergr.-8o. Pergament. Kleine Löcher, etwas unfrisch.
(150.—)
Aus der Zeit der Belagerung von Barcelona. – Quittung über 1709 Livres „pour nos appointement
pendant le second mois de campagne de la presente année ..., en qualité de Lieutenant general servant à l’armée de Catalogne“. – Rückseitig eine weitere Quittung m.U. des Herzogs.
Ende August des Jahres wurde Barcelona von den Truppen unter dem Oberbefehl seines Bruders,
Herzog Ludwig Joseph, eingenommen.
356
VI. Geschichte
Nr. 750
Renatus von Anjou
357
VI. Geschichte
(Frankreich)
758 — STAATSMÄNNER und DIPLOMATEN. – 13 Autographen.
(300.—)
François Claude, Marquis von Bouillé, der Fluchthelfer Ludwigs XVI. (Clermont 1790), MartinMichel-Charles Gudin, Herzog von Gaëta (Paris 1808, als Finanzminister), Louis Guillaume Otto,
Graf von Mosley (Wien 1812, als Botschafter an den Minister Cessac), Raymond Poincaré (e.Br.m.
U., 1909, an den Generalsekretär der „Alliance République Democratique“), Kardinal Melchior de
Polignac (Br.m. U., 1716), Jacques Géau, Marquis von Reverseaux, Botschafter in Wien (4 e.Br.m.
U., 1897 – 1907), Hercule de Serre (Hamburg 1813), Emmanuel Joseph Sieyès (eigenh. Visitenkarte
als Botschafter in Berlin), Archambaud-Joseph de Talleyrand-Périgord, jüngerer Bruder des Außenministers (e. Br.m. U., o.D.) und Alexandre Angélique de Talleyrand-Périgord (Paris 1814, an den
Vicomte von Montmorency).
759* FRANZÖSISCHE REVOLUTION. – DESMOULINS, Lucile, geborene Duplessis, Frau des
Revolutionärs Camille D., 1770–1794 (guillotiniert). Eigenh. Gedichtmanuskript. 8 S. 8o.
Geheftet. Etwas unfrisch, rückseitig Montagespur am Rand. Zwei kleine Stempel am Kopf.
(300.—)
Elf Gedichte über die Liebe: „la poêtique de l’amour“, „l’amour l’innocence et le plaisir apologue“, „les
baisers“, „la veritable généalogie de l’amour“, „à melite“, „la mauvaise nuit“, „au mantelet de zulme“,
„billet d’invitation“, „l’amour et l’amitié“, „le calcul impossible ou les baisers de dorat“ und „ma vie“.
Georg Büchner machte Lucile Desmoulins zur Heldin seines Dramas „Dantons Tod“.
760* FRÖBEL, Julius, liberaler Publizist und Politiker; 1848 Vertreter der demokratischen Linken in der Frankfurter Nationalversammlung, in Wien zum Tode verurteilt, begnadigt und
nach Amerika emigriert, 1805 – 1893. E. Br. m. U. „Onkel Julius“. A l g i e r 28.XII.1888.
4 S. gr.-8o.
(150.—)
An seine Nichte Elise Fröbel, der er Autographen für ihre Sammlung sendet, darunter „Frau Cosima
von Bulow, früher Gemahlin des Klaviervirtuosen Bulow, dann Frau Richard Wagners“ und „Unterschrift, eigenhändige, des Königs Ludwig II von Bayern“.
„...Deinen Wunsch, die Schriftzüge Bismarcks zu erhalten, kann ich nicht erfüllen. Jedenfalls könnte
ich nur die Unterschrift abgeben; da aber auch von dieser der Werth eines Schreibens abhängt, so ist
mir auch die Mittheilung einer bloßen Namensschrift nicht möglich ...“
Fröbel war seit 1876 deutscher Konsul in Algier.
761 FÜRSTEN. – 13 Autographen, meist e.Br.m.U.
(300.—)
Kaiser Wilhelm II. (Urkunde m.U., Urville 1910), die Könige Friedrich Wilhelm IV. (Br.m.U., Sanssouci 1853, mit blauem Umschlag) und Wilhelm I. von Preußen (Br.m.U., Berlin 1866), Herzog Bernhard von Sachsen-Meiningen (Meiningen 1871, an Hofmarschall von Stein) sowie Fürst Chlodwig von
Hohenlohe (7; Aussee, Paris und Berlin 1874–1879), Graf Leopold Wilhelm zu Königsegg (Schriftstück
m.U., Ebersdorf 1682) und Fürst von Radolin (e. Billett m.U. auf seiner Visitenkarte, Paris 1907).
762 — 11 Autographen, überwiegend e.Br.m.U.
(200.—)
Meist an P r i n z L u d w i g F e r d i n a n d von Bayern bzw. dessen Gemahlin, Prinzessin Maria de la
Paz gerichtete Briefe von Großherzogin Luise von Baden (2, Baden-Baden 1899 und o. D.), König
Ludwig III. von Bayern (Wildenwart 1921), Prinzessin Sophie Charlotte von Bayern (3, Mentlberg
1890 – 1893), Ludwig Ferdinand von Orléans, Herzog von Montpensier (Rom 1931) und Königin Amalie von Portugal (4; Nymphenburg, Lissabon und Paço da Pena 1892–1909).
Beiliegend 5 e. Br.m. U. des Schriftstellers Göran Björkman (Upsala und Stockholm 1892–1897) und
ein e. Br.m. U. des Malers Philip Alexius de László (Paris 1922) an dieselben Adressaten.
358
VI. Geschichte
763 — 6 Autographen, überwiegend Urkunden m.U.
(250.—)
Großherzog Ludwig III. von Hessen-Darmstadt (Darmstadt 1872), Großherzog Friedrich Franz (3;
Schwerin 1868, 1892 und 1913) und Herzog Johann Albrecht (Schwerin 1899) von MecklenburgSchwerin sowie Herzog Ernst II. von Sachsen-Altenburg (e.Br.m.U., Hummelshain 1893).
764 FÜRSTENBERG, Joseph Maria Benedikt, Fürst zu, 1758–1796. Urkunde m.U. Donaueschingen 12.XII.1791. 22 S. folio. Pergament. Mit ganzseitiger Wappenmalerei in Gold,
Silber und Farben. Die erste Seite mit den Titeln des Fürsten kalligraphisch gestaltet und mit
getuschter Bordüre. Wohlerhaltener Purpur-Samtband mit Goldschnitt, Leimpapier-Vorsätzen, blau-weißen seidenen Verschlussbändern und an farbiger Seidenkordel hängendem
Siegel in Silber-Kapsel. Stellenweise leicht fleckig; die Malerei frisch.
(400.—)
A d e l s - u n d Wa p p e n b r i e f für den fürstenbergischen Bevollmächtigten in Prag, Joseph Pulpan,
mit dem Prädikat „von Feldstein“. – Eingangs sind Auszüge aus der Urkunde Kaiser Ferdinands III.
vom 10.XI.1642 inseriert, mit der dieser dem Grafen Friedrich Rudolf zu Fürstenberg und dessen
Nachkommen das Große Palatinat verliehen hatte mit dem Recht zur Nobilitierung von „Personen, so
adelicher guter Sitten, Tugenden und Vernunft halber darzu tauglich, würdig, auch vermöglich sind“.
765 GÄRTNEREI. – Urkunde m.U. des gräflich Fünfkirchenschen Hofgärtners Joseph Langhans. „zier Garten Haus zu Steinebrun im Schloße Fünfkirchen“ 1.III.1824. 1 S. quer-gr.folio. Pergament. Mit an grünem Seidenband hängendem Siegel in Messingkapsel. (200.—)
Lehrbrief für den Gärtner Jakob Prinz aus Kaunersdorf (Kreis Korneuburg, Niederösterreich), der
bei ihm drei Jahre lang „Unterricht in der Löblichen Gärtnerey Kunst ... genommen“ habe.
Am Kopf des kalligraphisch gestalteten Lehrbriefs das Wappen des Grafen Otto von Fünfkirchen, die
Seitenränder und die Plica sind mit figürlichen und landschaftlichen Motiven reich dekoriert.
766 GEISTLICHE FÜRSTEN. – FRANZ, Graf von Hatzfeld, Fürstbischof von Würzburg und
Bamberg, 1596 – 1642. Urkunde. O. O. 29.I.1636. 1 S. quer-gr.-4o. Pergament. Etwas
fleckig. Mit an Pergamentstreifen hängendem Siegel (verdrückt) in Holzkapsel. (200.—)
Lehnsbrief für Hanns Dietrich von Steinau gen. Steinrück über „ein Burckhgutth zu Kißingen, in der
Burckh und ein Hof darvor gelegen, Item drey morgen Weingarten am Berg der Beyberich genant“ u.a.
767* GENERALE und ADMIRALE sowie einige Staatsmänner. – 21 Autographen (meist Aktenstücke). Teilweise mit Randläsuren und etwas fleckig.
(400.—)
Die Generalfeldmarschälle Edwin Frhr. v. Manteuffel (2, 1863 und 1869), Helmuth Graf v. Moltke (sign.
Portraitradierung und 2 e. Namenszüge, 1871 u.o.D.), Prinz Albrecht von Preußen (1880) und Herzog
Albrecht von Württemberg (1912, „Geheim“), der Generalfeldzeugmeister Prinz Carl von Preußen
(1843) und die Generale und Admirale v. d. Goltz (1873), Georg v. Müller (1917), v. Podbielski (2, 1873
und 1877; das zweite auf einem an ihn gerichteten Schreiben des Kriegsministeriums m.U. des späteren
Reichskanzlers v. Caprivi) und v. Stosch (1874; auf einem an ihn gerichteten Schreiben m.U. des späteren Großherzogs Ludwig von Hessen, mit e. Anmerkungen des Generals v. Podbielski), ferner die späteren Reichskanzler v. Bethmann-Hollweg (1911) und v. Caprivi (2, 1876 als Abteilungschef im Kriegsministerium und 1884 als Chef der Admiralität), sowie die Reichs- bzw. preußischen Minister Bernhard
v. Bülow, Friedrich Albrecht Graf zu Eulenburg, Robert v. Puttkamer, Gustav v. Rauch und Otto Graf
zu Stolberg-Wernigerode.
359
VI. Geschichte
„die revolutionäre Seuche“
768 GENTZ, Friedrich von, Staatsmann und politischer Schriftsteller; Berater Metternichs,
(800.—)
1764– 1832. E.Br.m.U. O.O. 12.III.1823. 13⁄4 S. gr.-4o. Einriß alt repariert.
An den Historiker und politischen Publizisten Joseph von H o r m a y r, dem er für einen Artikel über
die Überführung der Gebeine Andreas H o f e r s in die Hofkirche zu Innsbruck dankt.
„... Ich wüßte ... nicht das Geringste darin zu ändern. Es giebt einen Punkt, aber einen sehr wenig
bedeutenden, in welchem ich viel strenger bin als Sie; ich citire ungern Verse (Sie haben eine besondre Neigung dazu) die nicht vom ersten Schrot und Korn sind. Weißenbachs Strophen, obgleich uncorrekt und etwas gemein, laße ich doch gelten, weil sie charakteristisch sind, und hier eine gute Wirkung thun. Aber Theodor K ö r n e r – den ich überhaupt nicht sehr liebe, und der gewiß wohl gethan
hat, so früh zu sterben – entbehre ich recht gern.
Ich reisete im vergangnen Oktober zum erstenmahl durch Tyrol; und, trotz meiner alten Passion für
Salzburg, kan ich Ihnen versichern, daß jenes Land von mancher Seite einen noch größern Eindruck
auf mich machte. Mit bitterm Gram hörte ich ... die politische Denkart der Tyroler habe sich allerdings seit 4 oder 5 Jahren etwas deteriorirt, die revolutionäre Seuche habe auch dies edle Volk nicht
ganz verschont. Gerade in Botzen kamen mir hierüber die bedenklichsten Data zu! Wenn das wahr
ist, so haben die Schurken, welche die Württembergischen Zeitungen schreiben, oder welche in der
Bayerschen Deputirten-Kammer sprechen, sich nicht einmal das traurige Verdienst daran zuzuschreiben. Wenn es wahr ist, wenn auch Tyrol theilweise verderbt werden konnte, so haben es Andre
zu verantworten, die ich nicht anklagen mag ...“
Auf der 4. Seite eine e. Notiz m. U. Hormayrs vom 9.II.1830. – Nach seinem Zerwürfnis mit Metternich folgte Hormayr 1827 einem Ruf König Ludwigs I. nach München.
769 — E.Br.m.U. O.O.u.D. 3⁄4 S. 8o. Mit Ringsiegel und Adresse. Schwach fleckig.
(400.—)
An Frau von Maltzahn geb. Comtesse de Bray wegen einer unerwarteten Einladung, die er nicht ausschlagen könne.
„Noch ehe ich heute Ihr Haus verließ, erhielt ich beyliegenden Zettel. Was sagen Sie dazu? Kan man
solchen procédés widerstehen? Ich zittre, daß diese Einladung mich um einen Akt der Iphigenie bringen könnte; aber annehmen muß ich sie ... verdammen Sie meine unaussprechliche Eitelkeit nicht zu
strenge.“ – Der „Zettel“ liegt nicht mehr bei.
770 — E.Br.m.U. „Gz“. O.O.u.D. 1 S. kl.-4o.
(350.—)
„Ich hatte gestern Abend eine kleine Thee- und Spiel-Partie bey mir.
Von der Teutschen [?] Post besitze ich kein Blatt, nicht einmal den Spectateur. Es wurde alles beym
Fürsten“ ( M e t t e r n i c h ) „gelesen; was aber nachher daraus geworden, weiß ich nicht ...“
Beiliegend sein lithogr. Portrait (sporfleckig).
771 GNEISENAU, August Graf Neidhardt von, preußischer Feldmarschall, 1760–1831. 2 e.Br.m.
U. „G.“ bzw. „GrNvGneisenau“. Berlin 26.XI.1818 und 3.IX.1819. Je 1 S. gr.-4o und gr.-8o.
Mit Siegelresten und Adressen. Leicht gebräunt, Faltenrisse mit Klebefilm unterlegt. (300.—)
An seine Schwester Sophie Drenkhan in Berlin bzw. Brieg.
26.XI.1819. „... Da ich ungewiß bin, ob Du heute oder morgen nach Potsdam fahren wolltest, so frage
ich dieserhalb an, um zu wissen, zu welcher Zeit meine Pferde in Bereitschaft seyn sollen. Einen leichten Wagen aber habe ich nicht, und es würde daher an den Deinigen angespannt werden müssen ...“
3.IX.1819. Kondolenz zum Tod ihres Mannes, des Baumeisters Drenkhan. „... Aber Dein Schmerz ist
auch gerecht, denn Du hast einen seltnen Ehegatten verloren, von dem ich nur beklagen muß, daß
ich seine Bekanntschaft nicht früher gemacht habe ...“
Beiliegend 2 e. Br. m. U. seiner Frau Karoline geb. Freiin von Kottwitz, Erdmannsdorf 2.I.1820
(defekt) und 30.VIII.1831; der letztere über den Tod Gneisenaus, der am 23. August einem Schlaganfall erlegen sei (allgemein ist Cholera als Todesursache überliefert).
360
VI. Geschichte
Nr. 768
Friedrich von Gentz
361
VI. Geschichte
772 GRIECHENLAND. – GEORG I., König, a.d.H. Holstein-Glücksburg, 1845–1913. Br.m.U.
Athen 23.I./4.II.1888. 12⁄3 S. 4o.
(150.—)
An Herzog Georg II. von Sachsen-Meiningen, dem er zum Tod seiner Mutter Herzogin Marie geb.
Prinzessin von Hessen-Kassel kondoliert.
Beiliegend ein e. Billett m. U. Georgs I. an einen Fürsten, ein signierter Portraitdruck seines Enkels
König Georg II., sowie 2 e.Br.m.U. des Prinzen Peter von Griechenland und Dänemark (1965/66) und
eine e. Ansichtskarte m. U. der Prinzessin Alice geb. Prinzessin von Battenberg an Großherzog Ernst
Ludwig von Hessen (1904; Randläsuren).
773 GROSSBRITANNIEN. – HENRIETTE MARIE, Königin, Gemahlin König Karls I., Tochter
Heinrichs IV. von Frankreich, 1609–1669. E.Br.m.U. O.O.u.D. (1631). 3⁄4 S. 4o. Mit Siegelrest und Adresse sowie dreifachem Trockenabdruck ihres Ringsiegels auf der Textseite. Unbedeutende Randschäden.
(600.—)
„A Mon cousin / Monsieur le cardinal de r i c h e l i e u “; Empfehlungsschreiben für den nach Frankreich reisenden Sieur de St. Antoine.
„Mon cousin ayant seu par le sieur de St Antoyne quil sennaloit en France je ne lay veu ... lesser partir sans laconpagner de sette lettre pour vous prier de le vouloir favoriser en se quil ora besoing pour
ses afers[.] il sest toujours temoygne sy bon francois que je suis obligee de le vous recommander ...“
Eigenhändig s e h r s e l t e n .
774* — (JAKOB [III.], Thronprätendent, „the Old Pretender“, 1688–1766.) – MARIA CLEMENTINE, seine Gemahlin, Enkelin König Johanns III. Sobieski von Polen, 1702–1735. Schriftstück m.U. „Clementine R“. Rom 15.XII.1729. 2⁄3 S. kl.-folio. Mit schönem Lacksiegel
(Allianzwappen). Kleine Randläsuren, linker Rand unterlegt.
(500.—)
Anweisung an die „Messieurs Les Paieurs des Rentes de L’Hôtel de Ville de Paris“, dem Notar
Perichon auf ihre Rechnung 40 125 Pfund auszuzahlen, die väterliche Apanage für das erste Halbjahr 1730, „à nous cedées par M. Le Prince Jacques Louis, Prince Royal du Royaume de Pologne et
de Lithuanie Notre Tres Cher Pere“.
1725 hatte Maria Clementine ihren Gemahl wegen Ehebruchs verlassen und war ins Kloster St. Cecilia gegangen; Papst Clemens XII. ließ den Leichnam der frommen Prinzessin im Petersdom beisetzen.
Aus der Sammlung des Herzogs Karl Eduard von Sachsen-Coburg-Gotha. – S e h r s e l t e n .
„if there is any stir in Ireland“
775 HANNOVER. – ERNST AUGUST II., König, Herzog von Cumberland, Sohn König
Georgs III. von Großbritannien; führte durch seinen Verfassungsbruch die Vertreibung der
„Göttinger Sieben“ herbei, 1771–1851. E.Br.m.U. Winchester 2.XII.(1806?). 2 S. 4o. Mit
Goldschnitt.
(250.—)
Als Herzog von Cumberland an einen Vertrauten („Dear Clarke“).
„... I am afraid it will be utterly impossible for me to come up to town for the next Board ... do you
therefore explain to that Board what are my sentiments respecting all these arrangements ...
PS. Do write to Giffard to know if my picture is arrived? and also to know if there is any stir in Ireland about the Catholics ...“
Der Hauptmann John Giffard war einer der Initiatoren des 1796 gegründeten Oranierordens, dessen
Großmeister Ernst August 1807 wurde.
362
VI. Geschichte
Nr. 773
Königin Henriette Marie
363
VI. Geschichte
(Hannover. – Ernst August II.)
776* — — E. Schriftstück m.U. auf einem Briefumschlag. 1830. 3⁄4 S. quer-kl.-8o. Etwas staubfleckig, kleine Einrisse.
(300.—)
„These enclosed little parcels delivered to me by Sir Wathen Waller at Kew July 12th 1830 / Ernest“.
Der Umschlag enthält 2 e. Schriftstücke m. U. von Sir Wathen Waller, Page König Georgs IV. von
Großbritannien, der in den Morgenstunden des 26. Juni 1830 gestorben war.
1) „The last Mark on Paper ever made by His Majesty King George 4th with his Pencil to explain a
Point in Conversation on Friday Even[in]g June 25th 1830“ (auf der Rückseite eine Bleistiftskizze).
2) „An Account of the last few Hours of the Life of His Majesty King George the 4th / for / His Royal
Highness / the Duke of Cumberland“, 31⁄4 S. 8o, in dem Waller die letzten Worte des Königs überliefert: „... His Majesty then pressed the Hand of Sir Wathen Waller which still remained in his, more
strongly than usual & ...distinctly exclaimed ‘My Boy this is Death’ & then closed his Eyes ...“
777* — — Br. m. U. Hannover 27.IX.1845. 1 S. folio. Mit gedrucktem Briefkopf. Etwas gebräunt.
(250.—)
An seinen Hofprediger, dem er für Glückwünsche zur Geburt seines Enkels, des späteren Kronprinzen Ernst August, dankt.
„... Der Herr hat unsere heißesten Wünsche, die Hoffnungen Unserer getreuen Unterthanen mit
segensreicher Erfüllung gekrönt ...“
Beiliegend ein Br.m.U. des Kronprinzen und späteren Königs Georg V., Hannover 30.IX.1845, aus
gleichem Anlaß, sowie weitere „Acta betr. die kirchliche Feier bei der Geburt Sr. Königlichen Hoheit
des Erbprinzen / 1845“: die Entwürfe der Glückwunschschreiben des Hofpredigers, 3 Briefe des Kultusministeriums und die Drucke der vom Ministerium aus diesem Anlass angeordneten Gebete.
Ferner beiliegend ein Umschlag „Acta betr. die Confirmation Sr. Königlichen Hoheit des Kronprinzen Ernst August“, darin ein Brief des Oberhofmarschalls Karl Ernst von Malortie an den Oberkonsistorialrat Gerhard U h l h o r n (1.V.1864).
778* — ERNST AUGUST, Herzog von Braunschweig, Enkel Georgs V., des letzten Königs von
Hannover, preußischer General, 1887 – 1953. Eigenh. Manuskript, mehrfach signiert
(Paraphe). 1903. 49 (+ 16 leere) S. 4o. Halbleinenband der Zeit mit Titelschildchen von
fremder Hand. Einband etwas berieben, Bindung gelockert.
(180.—)
„Prüfungsarbeiten Prinz Ernst August / 22.VI.1903“. – Von seinen Lehrern korrigierte und benotete Schularbeiten in den Fächern Latein, Französisch, Deutsch (2 Aufsätze, u.a. über „Die Kraniche
des Ibykus“), Englisch, Geometrie und Geographie.
779 HARDENBERG, Karl August Fürst von, preußischer Staatsmann, 1750–1822. E.Br.m.U.
Glienicke 22.IV.1822. 1⁄2 S. 4o. Kleiner Randeinriß, verso Montagespuren.
(150.—)
An einen Herrn, den er nach Neuhardenberg einlädt. – Hardenberg ließ damals den Schloßpark von
Joseph Peter Lenné unter Mitwirkung des Fürsten von Pückler-Muskau sowie des englischen Landschaftsarchitekten John Addey Repton umgestalten.
„Der Herr Repton wird am Donnerstag zu Neu Hardenberg Sich einfinden und ich selbst denke auch
dort zu seyn. Es würde mir sehr angenehm seyn, wenn Ew. Wohlgeb. es möglich machen könnten alsdann auch dort zu seyn ...“
Beiliegend ein allegorischer Kupferstich mit Hardenbergs Büste im Zentrum, betitelt „Das dankbare
Preußen“ (quer-4o, montiert); ferner beiliegend 2 gedruckte Einladungen für den Staatsmann Friedrich August von Hardenberg (1700–1768).
364
VI. Geschichte
„wenn Jeder seine Pflicht thut“
780* HERZL, Theodor, Schriftsteller; Begründer des Zionismus, 1860–1904. Br. (hektographierter Schreibmaschinentext) m. U. „Herzl“. Wien 21.II.1901. 1 S. gr.-4o. Schwach fleckig.
Gelocht.
(1.200.—)
„Circular Nr. 8.“ – Als Obmann des internen Aktionskomitees an einen Gesinnungsgenossen, die Vergabe
der Anteilsscheine des Jewish Colonial Trust in London betreffend. Die 250.000 Anteilsscheine wurden
zu je 1 Britischen Pfund ausgegeben und sollten die Einwanderung in Palästina fianzieren helfen.
„... Ein Circular, welches wir heute an die Vertrauensmänner hinausgehen liessen, steht in scheinbarem Widerspruch mit unserer streng vertraulichen Mittheilung vom 23. Januar d. J. ... Zur Aufklärung müssen wir Ihnen sagen, dass bei der Board-Sitzung in London, welcher der Vorsitzende des
Aufsichtsrates vor wenigen Tagen beiwohnte, die baldige Erreichung des Barminimums von 250000
Pfund sich als höchst wahrscheinlich herausstellte. Wenn es nun nicht notwendig ist, das Actionsfähigkeitsminimum durch einen eigenen Generalversammlungsbeschluss auf 200000 Pfund herabzusetzen, ist es offenbar im Interesse der Sache gelegen, dass wir eine solche Aenderung nicht vornehmen ... weil die Hoffnung besteht, dass die Actionsfähigkeit mit 250 000 Pfund, wenn Jeder seine
Pflicht thut, noch rascher zu erreichen sein wird ...“
Mitunterzeichnet von Oser Kokesch (1859 – 1905) als Schriftführer des Komitees. – Auf dem im
Dezember 1901 in Basel stattfindenden 5. Zionistischen Kongreß berichtete Herzl von seinen Verhandlungen mit der türkischen Regierung über den Kauf eines Teiles von Palästina.
„die Aulim-Sache“
781* — BIRNBAUM, Nathan, österreichischer Publizist, in jungen Jahren Freund Theodor
Herzls, wandte sich später dem orthodoxen Judentum zu; prägte die Begriffe „Zionismus“
und „Ostjudentum“, 1864–1937. 50 Autographen: 40 e.Br.m.U., 4 Br.m.U., 5 e. Postkarten m. U. und 1 typographierte Postkarte m. U. Berlin, Karlsbad, Scheveningen u. o. O.
17.IV.1928 bis 19.IX.1933. Über 85 S. zum größten Teil gr.-4o und die Karten. Auf seinem
Briefpapier. Schwach gebräunt. Teilweise mit kleinen (vereinzelt größeren) Läsuren. Mit 39
Umschlägen.
(1.600.—)
Inhaltsreiche Brieffolge an Margarete Cohn, die Ehefrau des Königsberger Physiologen Rudolf Cohn,
die sich von Birnbaums Lehren angezogen fühlte und sich ebenfalls der Orthodoxie zuwandte. – Insbesondere über Birnbaums Idee der „Aulim“ („die Aufsteigenden“), einer Art Ordensbewegung innerhalb des orthodoxen Judentums.
Hier einige repräsentative Auszüge:
Berlin 20.V.1928. „... Sie vermuten ganz richtig: die Aulim-Sache gibt mir viel zu schaffen. Es ist ein
schwerer Kampf mit der Unzulänglichkeit, die in der Orthodoxie jetzt den Ton angibt. / Für die jeweilige Einreihung der Vorstellungen unter die volkstümlichen und gerechten kann ich Ihnen natürlich
keinen Fingerzeig geben. Man muss für die unzähligen möglichen Fälle die Fähigkeit der Entscheidung selbst mitbringen. Im Übrigen gibt es den fraglichen Unterschied in allen Weltanschauungslagern. Es ist eben der Unterschied der menschlichen Qualitäten. / Es freut mich für Sie, dass Sie durch
meine Arbeiten einigermaßen gefördert wurden ...
Was Ihren Wunsch, ich möge Ihnen für Ihre Situation angemessene Lektüre noch außer meinen
Schriften nennen, betrifft, so muss ich sagen, dass ich nichts weiß, was ich Ihnen mit Nachdruck empfehlen könnte. Gutes Weltanschauliches ist ja sehr rar in der Orthodoxie ... Und der berühmte Klassiker der Orthodoxie ... Samson Rafael H i r s c h ? ‘Den man gelesen haben muss.’ Ich glaube nicht,
dass er Ihnen imponieren wird, obwohl aus seinen unverdaulichen Büchern eine gewisse Größe (nebst
einer gewissen Unausstehlichkeit) hervorgeht ... Lesbarer sind seine ‘Dreizehn Briefe’ ...“
Berlin 19.IX.1928. „... Ich kämpfe einen schweren Kampf, fast allein, gegen Bequemlichkeit,
Schwerfälligkeit, Temperament- und Schwunglosigkeit und gegen bewussten Widerstand aus allerlei principiellen und privaten Gründen. Wenn Sie mein ‘Im Dienste der Verheißung’ und mein AulimReferat aufmerksam gelesen haben, so wissen Sie ja, was ich will ... Von einer mehr praktischen
365
VI. Geschichte
(Herzl. – Nathan Birnbaum)
Tätigkeit, von einem gemeinsamen sich-Einleben in ein überlieferungstreues Judentum von neuem
Typ kann leider noch nicht die Rede sein. Die beiden Gruppen Berlin und Hamburg sind noch keine
eigentlichen Aulim-Gruppen. Man könnte sie bestenfalls als Aulim-Kandidaten-Gruppen bezeichnen.
– Am meisten leidet die Sache an ihrer Unbekanntheit ...“
Berlin 2.X.1929. „... Von dem Kongress der A g u d a s J i s r o e l habe ich nichts Positves erwartet
und ich bin daher nicht enttäuscht. Für mich wars abgesehen davon, dass ich bei der Eröffnungssitzung etwas sagen konnte, was ich gerne hauptsächlich der nichtjüdischen Welt, sagen wollte, nur
wichtig, dass aus Anlass des Kongresses Aulim-Konferenzen stattfanden, durch die ich in der AulimSache ziemlich viel weiter kam ...“
(Berlin, nach dem 1.VI.1930.) Mit einer „Nachschrift“ über die „Errichtung eines Universitäts-Lehrstuhles für Jiddisch“ wohl in Königsberg. „... Die Sache wäre in dem Augenblick spruchreif, da das
Geld dazu vorhanden wäre ... Nun gibt es für Jiddisch in Deutschland und Österreich oder besser in
ganz Europa nur einen allgemein gebildeten philologischen Fachmann, der auch als solcher schon
anerkannt ist und das ist mein ältester Sohn, Dr. Salomo Birnbaum in Hamburg ... Es handelt sich
nun darum, dass mein Sohn wenn es soweit ist, nicht zugunsten irgend eines nichtfachmännischen
Protektionskindes übergangen, bezw. dass gleich bei der Sammlung der Gelder für den Lehrstuhl an
ihn ... gedacht werde ...“ – Salomo Birnbaum hatte bereits 1922 in Hamburg den ersten westeuropäischen Lehrauftrag für Jiddisch erhalten.
Berlin 12.I.1931. „... Warum sollten Frauen noch nicht Mitglieder der Aulim-Gemeinschaft werden
können? Die wichtigste Voraussetzung einer ... Aulim-Arbeit besteht ja jetzt auch für Männer noch
nicht. Es gibt nämlich keine Gruppen ... Also bleibt nur die Erfüllung der Pflichten, die man als Einzelstehender erfüllen kann. Natürlich nützt hiebei eine besondere Aktivität. Aber die Aktivitäten sind
bei uns auch nicht so im Überfluss und, wenn Sie Ihr Denken und Schreiben ausnützen, sind Sie auch
nicht so unaktiv ... / Ich freue mich also sehr, Sie bald als unser Mitglied begrüßen zu können ...“
Berlin 29.IX.1932. „... Ihr früheres Jammern ... galt mehr Ihrer Unentschlossenheit und später wohl
auch Ihrer religiösen Nichtbeschäftigtheit. Jetzt aber hat sich dieses letztere Gefühl zur religiösen
Einsamkeit verdichtet ... Früher durfte ich lächeln, jetzt nicht. Denn mir gehts im Grunde, trotzdem
ich nicht unbeschäftigt bin oder vielleicht gerade deshalb nicht besser. Wer den Trott ablehnt, ist allein
auf weiter Flur ... Es ist nicht so leicht für einen deutsch-jüdischen Menschen, in’s Ostjudentum vorzudringen oder besser gesagt, bis zu seinen positiven Eigenschaften vorzustoßen. Und selbst dann,
wenn es gelingt, bleibt sehr viel Enttäuschung und Betroffenheit zurück. Man muss auch wissen, dass
die Ostjuden in den letzten Jahrzehnten von Stufe zu Stufe gesunken sind – sowohl was das seelische
Wissen der breiten Masse als die Vorzüglichkeit einzelner Erlesener betrifft ...“
Scheveningen 19.IX.1933. A u s d e m E x i l . „... Zu Ihrer Übersiedlung nach Palästina wünschen
wir Ihnen viel Glück ... Ich hoffe, dass Ihnen allen die Berufsumstellung gelingen wird ... / Wir können nach Palästina schon deshalb nicht kommen, weil meine Frau keine Seereise machen darf.
Außerdem gibt es ja für mich auch Arbeit in Europa ... Führende Personen sind es nicht, an die ich
Sie empfehlen kann. Am meisten käme noch der hebr. Schriftsteller Radler-Feldmann (‘Raw Benjamin’), Redakteur von ‘Hahed’ in Betracht ...
Es wird Sie wohl auch interessieren ..., dass mein ältester Sohn, früher in Hamburg, mit Familie
nach London und mein zweiter Sohn, früher in Berlin, mit Familie hieher übersiedelt ist. Mein Jüngster ist weiter in Wien.“
782* HESSEN-KASSEL. – AMALIE ELISABETH, Landgräfin, Gemahlin Wilhelms V., geb.
Gräfin von Hanau-Münzenberg, 1602–1651. E.Br.m.U. Kassel 10./20.I.1647. 2 S. 4o. Mit
umlaufendem Schwarzschnitt. Mit Ringsiegel und Adresse. Ein wenig fleckig. (1.600.—)
An den Fürstbischof von Würzburg, Johann Philipp Graf von Schönborn, den sie um Unterstützung
ihrer Sukzessionsansprüche auf die Grafschaft Hanau bittet.
„... Die hoche affection, so EL. gegen Mich undt meinen geliebten Sohn in viele Wege verspüren lassen, macht mir umb so viel mehr Hoffnung dz EL. meinem dienstlichem suchen wegen der Hanawischen Lehen, statt geben ... Eß betrift einen fall, welcher sich vielleicht Nimermehr begeben mag, und
gönne Ich nicht allein den Jezigen H: Graffen zu Hanaw, Meinen Fr. Lieben Vettern, Langes Leben,
von Herzen, sondern dz auch deren Manstamb ... biß zur Ewigkeitt floriren möge: Demnach Ich aber
auß dem Gräfflichen Hauß Hanaw Münzenbergk entsprossen, undt einmahl mit beyderseits gutem
366
VI. Geschichte
Willen, Rath undt Vorbedacht zu Uffhebung aller differentien ein Vergleich wegen künfftiger Succession getroffen, so werden EL. Mich verhoffentlich Nicht verdencken, daß was dazu gehörig Ich vor
ablegung Meiner Vormundtschafft zur perfection undt richtigkeitt so viel müglich zu bringen Mir ufs
fleysigste angelegen seyn lasse ...“
Seit dem Tod Wilhelms V. 1637 hatte Amalie Elisabeth (bis 1650) die Regentschaft für ihren minderjährigen Sohn Wilhelm VI. inne. – 1642 war die hanau-münzenbergische Linie ausgestorben und ihr
Territorium an Hanau-Lichtenberg übergegangen; für den (1736 eingetretenen) Fall des Aussterbens
auch dieser Linie hatte sich die Landgräfin den Anspruch Hessen-Kassels auf den Hanau-Münzenberger Landesteil ausbedungen.
Eigenhändig s e h r s e l t e n .
783 — KARL, Landgraf, 1654–1730. Br.m.U.u.E. Kassel 28.II.1705. 33⁄4 S. folio. Kleine Randläsuren, etwas gebräunt und fleckig.
(120.—)
An den Statthalter des Kurfürstentums Sachsen, Fürst Anton Egon zu Fürstenberg, wegen der Belehnung des kursächsischen Oberstleutnants Karl von Werther mit hersfeldischen Lehnsgütern zu Grüningen in Thüringen, die der Landgraf – als Fürst von Hersfeld – zuvor wegen Verfehlungen der damit
belehnten Familie von Zengen eingezogen hatte.
Beiliegend ein Br. m. U. des Herzogs Karl Wilhelm Ferdinand von Braunschweig-Wolfenbüttel, die
Ernennung eines „Landreuters“ betreffend (1782; defekt).
784* — — Br. m. U. u. E. Kassel 23.VI./4.VII.1729. 21⁄2 S. 4o. Mit Goldschnitt. Kleine Löcher
durch Tintenfraß.
(200.—)
An seinen Sohn, König F r i e d r i c h I . von Schweden, der ihm mitgeteilt hatte, daß er seinen für dieses Jahr geplanten Besuch Kassels verschieben müsse.
„... Es hatt mich diese unvermuthete nachricht umb da mehr bestürtzet, alß wofern Ewer Königl.
Mayt. und Lbd. von mir so sehnlich verlangte Herauskunfft wieder biß in das künfftige Jahr ausgesetzt bleiben solte, ich so zu sagen alle Hoffnung, Dieselbe jemahlen wieder zu sehen, mir zu meinem
grösesten leydwesen vergehen laßen müste ... Ich lebe der Hoffnung, es werden Dieselbe mir diese
grose Freude annoch gönnen ...“
Empfehlungsformel und Unterschrift in zittriger Altershand. – Am Fuß der ersten Seite alte Sammlernotizen.
785 HINDENBURG, Paul von, preußischer Feldmarschall, Reichspräsident, 1847 – 1934.
Schriftstück m.U. Oldenburg, April 1894. 31⁄2 S. folio. Schwach gebräunt, Riß in der Bugfalte.
(200.—)
Von Hindenburg als Kommandeur des Oldenburgischen Infanterie-Regiments Nr. 91 unterzeichnete
Ausfertigung einer „Anweisung für die Stellung von Preisaufgaben und deren Lösung durch Offiziere
der Kavallerie“ im Rahmen des Wettbewerbs um einen von Kaiser Wilhelm II. gestifteten „Ehrenpreis“.
Beiliegend eine Urkunde m. U., Berlin 8.IX.1932, 3 S. gr.-folio; „Bestallung für den Gesandtschaftsrat Otto von Stahl als Konsul des Deutschen Reichs in Bergen für die Westküste von Norwegen“.
786 — 2 eigenh. Schriftstücke m.U. „H“ (zweimal). (Oldenburg) 19.XII.(1895). Je 3 S. gr.-folio.
Mit eigenh. Streichungen und Zusätzen. Kleine Einrisse (Heftspuren), etwas braunfleckig.
(250.—)
Je ein Entwurf für ein „Kriegsspiel“, bezeichnet „Nord“ und „Süd“.
Mit der vorgegebenen Ausgangsposition: „Eine Süd-Armee überschreitet von der Linie JosephstadtKöniginhof-Hohenelbe aus die Sudeten. / Eine Nord-Armee wird bei Liegnitz und mit den Hauptkräften bei Breslau versammelt“.
Beiliegend eine signierte Photographie Hindenburgs (Postkartenformat).
367
VI. Geschichte
(Hindenburg)
„in diesen gewaltigen Kämpfen“
787 — E.Br.m.U. (Hauptquartier Ost) 18.VII.1915. 4 S. gr.-8o.
(400.—)
An (Major a.D. Franz Frhr.) von S e e l , seinen alten Kriegskameraden, dessen Sohn Wilhelm, Leutnant im 3. Garde-Regiment zu Fuß, am 8. September bei Morains-le-Petit gefallen war.
„... Vielen Dank für Ihren Brief, den ich bei der Rückkehr vom Schlachtfelde um Przasnysz in meinem
Quartier vorfand. Sprechen Sie nur immer mir gegenüber Ihre Empfindungen und Ihren Kummer aus;
Sie finden bei mir volles Verständniß und treues Mitgefühl. Es ist schwer, daß Sie die Ruhestätte Ihres
lieben Sohnes nicht wissen, aber ich weiß aus eigener Anschauung, wie wenig in diesen gewaltigen
Kämpfen von einem planmäßigen Aufräumen des Schlachtfeldes durch die Sanitätstruppen die Rede
sein kann. Sie theilen mit Ihrer Unkenntniß der nähern Umstände leider das Schicksal so Vieler ...
Draußen steht es ja Gott sei Dank überall gut. Ich hoffe, daß die laufenden Operationen uns dem Frieden ein gutes Stück näher bringen werden. Eisernes Durchhalten wird das Uebrige thun. Ob dann
das gute Ende einige Wochen oder Monate eher oder später eintritt, spielt in dem gewaltigen Ringen
keine besondere Rolle. Ein Volk, das sich in schwerer Zeit so bewährt wie das unserige, geht nicht zu
Grunde! ...“
788 HIPPEL, Theodor Gottlieb von, preußischer Staatsmann; verfaßte den von König Friedrich
Wilhelm III. 1813 erlassenen Aufruf „An mein Volk“, 1775–1843. E.Br.m.U. Marienwerder 9.IV.1817. 11⁄4 S. 4o. Leichte Randläsuren, etwas gebräunt.
(150.—)
An einen Berliner Buchhändler, Büchersendungen betreffend.
„... Von Goethe haben Sie mir nur die Theile 5, 6, 7 und 8, also nur 4 Bände geschickt. Die ersten zweie
fehlen mir, wie ich dies nicht nur durch den Augenschein, sondern auch durch mein Wort und das
Zeugniß von Doctor Seidel verbürgen kann. Ich sehe also der gefälligen Übersendung der fehlenden
Theile entgegen.
Wenn Klübers Buch über den Wiener Congress (ich weiß den Titel nicht genau) zu haben ist, bitte ich
um selbiges.
Zu welchem Preise sind Schillers Schriften außer dem Theater, das ich besitze, und sind sie allein zu
haben? ...“
789* HOGAN, Michael, irischer Seefahrer, Kaufmann und Diplomat, 1766–1833. Schriftstück
m.U. Valparaiso 9.VI.1825. 2⁄3 S. folio. Spanisch. Auf Stempelpapier mit chilenischem Prägesiegel und Gebührenstempel.
(250.—)
Von Hogan als amerikanischem Konsul in Valparaiso unterzeichnete Zahlungsanweisung über 788
Peseten an die chilenische Zollbehörde, als Transitgebühr für eine Ladung Mehl. Mitunterzeichnet
von dem englischen Agenten Agustin Livingstone. – In blaßroter Tinte ein quer über den Text geschriebener englischer Vermerk; die Unterschriften mit der gleichen Tinte durchstrichen.
Hogan war 1795 Kapitän des britischen Gefangenentransporters „Marquis Cornwallis“, auf dem
während der Überfahrt von Irland nach Australien eine Meuterei ausbrach.
790 HOLSTEIN, Herzoge von. – 10 Autographen.
(500.—)
Haus Sonderburg-Augustenburg: Friedrich Christian II. (e.Br.m.U., Kopenhagen 1809) und seine
Gemahlin Luise Auguste (e. Br.m.U., o.O.u.D.),
Haus Sonderburg-Beck, später Glücksburg: Friedrich (e.Br.m.U., Charlottental 1800), Wilhelm (e.
Br.m. U., Rendsburg 1826) und Albert (e.Br.m.U., Frankfurt 1910),
Haus Sonderburg-Glücksburg: Christian (Br.m.U.u.E., Glücksburg 1668),
Haus Sonderburg-Plön: Joachim Ernst I. (Br.m.U.e.E., Plön 1668) und August (Br.m.U., o.O.u.D.)
und Haus Gottorp: Friedrich III. (Br.m.U.u.E., Gottorp 1643) und Christian Albrecht (Br.m.U.u.
E., Hamburg 1684, mit Umschlg). – Beiliegend ein Br.m.U.u.E. der Herzogin Albertine Friederike,
der Gemahlin Christian Augusts (Hamburg 1731).
368
VI. Geschichte
791 HOLSTEIN, Friedrich von, Diplomat; die „Graue Eminenz“, 1837–1909. E.Br.m.U. (Berlin)
9.IV.1884. 32⁄3 S. gr.-8o. Minimal fleckig.
(250.—)
An Hauptmann Adolf von Bülow, den späteren General und Flügeladjutanten Kaiser Wilhelms II.,
dem er zur Verlobung gratuliert; ferner über B i s m a r c k .
„... Unter der Hand habe ich ermittelt, daß der Reichskanzler meistens zwischen 31⁄2 u. 51⁄2 reitet, an
den Tagen wo er nicht badet. Er badet den 10. 12. 14. d.M. etc., immer einen Tag um den andern,
reitet also – bei gutem Wetter – den 11. 13. 15. u.s.w. – natürlich ohne Garantie.
Bei der Fürstin Bismarck ist jetzt von Tag zu Tag eine stetige kleine Besserung zu constatiren, bei welcher die Anwesenheit von Bill als seelisches Moment wohl nicht ohne Einfluß ist ...“
792 HOORN, Philipp II. von Montmorency-Nivelle, Graf von, niederländischer Admiral und
Staatsmann, 1522–1568 (mit Egmont enthauptet). Schriftstück m.U. Brüssel 15.VIII.1557.
1 S. folio. Niederländisch. Leicht fleckig, minimale Faltenschäden.
(400.—)
Schuldbrief („obligatie“) für „Godaert van Bocholt Heere van Grevenbroich en tot Wachtendonk“
über ein Darlehen von 4130 Gulden.
Sehr selten.
793 ITALIEN. – MARGARETE, Königin, Gemahlin König Umbertos I., Tochter des Herzogs
Ferdinand von Genua, 1851 – 1926. 3 e. Br. m. U. Rom 29.XI.1887, 2.I.1889 und 28.XII.
1894. 13 S. gr.-4o bis gr.-8o. 2 Briefköpfe mit großen heraldischen Darstellungen. Einige
minimale Faltenrisse.
(250.—)
An eine Cousine, wohl Prinzessin Maria de la Paz, Gemahlin des Prinzen Ludwig Ferdinand von Bayern.
1887. „... Je suis très heureuse que mes photographies T’aient plu ...“ – Mit einer aquarellierten Rose
auf Seite 1.
1889. „... Cette année passé ... donne l’idée de ces mondes qui finissent dans l’espace et la nouvelle
semble s’avancer pleine de secrets bons ou mauvais! Esperons que les bons 4 montrent bientot, et que
cette date mémorable de 1889 n’apporte que la paix à la terre! ... Nous avons deux théatres de musique cette année assez bons tous les deux; nous avons eut l’Orphee de Gluck très bien chanté quelle belle
musique si noble et grandiose! ...“
1894. „... Je sais qu’Isabelle“ (Herzogin von Genua, ihre Schwägerin, die Schwester des Prinzen
Ludwig Ferdinand von Bayern) „se porte bien. Nous de la famille et dans le pays aussi, sommes très
contents de sa grossesse, c’est si joli de voir se continuer la vie dans la famille et cette petite feuille nouvelle ... me fait tout de plaisir! Tous désirent une petite fille! ...“ – Am 10. März des folgenden Jahres
kam Prinz Philibert, der zweite Sohn ihres Bruders, des Herzogs Thomas von Genua, zur Welt.
794 ITALIENISCHE FÜRSTEN. – 8 Autographen.
(300.—)
König Umberto II. (e. Namenszug auf gedr. Weihnachtskarte, o.J.), König Ferdinand I. beider Sizilien (Br.m. U. u. E., Mondragone 1817) und Königin Maria Luisa von Etrurien geb. Infantin von Spanien (e. Br.m. U., Nizza 21.II.1810 – „qua si da per certo che l’Imperatore Napoleone sposi presto la
figlia del imperatore d’austria“),
die Herzoge und Herzoginnen von Parma Louise Elisabeth geb. Infantin von Spanien (Urkunde m.
U., Colorno 1754), Karl II. (e. Br.m. U., Weißtropp 1848, nach seiner Flucht an einen österreichischen Feldmarschall) und seine Gemahlin Maria Teresa geb. Prinzessin von Savoyen (Br.m.U.u.E.,
Lucca 1845) sowie Maria von Portugal, die Gemahlin Alexander Farneses (e.Br.m.U., Piacenza o.J.,
an ihren Schwiegervater Ottavio Farnese, Herzog von Parma) und Maria Vittoria Gonzaga, Herzogin
von Guastalla (Br.m. U., Mantua 1653).
369
VI. Geschichte
795 JAGD. – Urkunde m.U. des Johannes Leuthen, Oberjäger des Freiherrn Ferdinand Karl
von Ulm auf Erbach. Werenwag 12.II.1779. 1 S. quer-gr.-folio. Pergament. Etwas feuchtfleckig, winzige Löcher in den Falten. Mit Leuthens Siegel neben seiner Unterschrift sowie
dem an langem grünem Seidenband hängenden Siegel der Kanzlei zu Werenwag in gedrechselter Holzkapsel.
(250.—)
Lehrbrief für Leo Deckel aus Jungingen, der bei ihm „Drey Jahr nacheinander dem alten Herkommen nach, das kleine Waydwerck erlernet“ habe.
796 KLAUSEN (Südtirol). – Privaturkunde. (Klausen) „am nächsten mitich nach sant michels
tag“ (6.X.) 1428. 1 S. quer-kl.-folio. Pergament. Leicht fleckig. Mit an Pergamentstreifen
hängendem wohlerhaltenem Siegel in dicker Wachsschale.
(200.—)
Kaufbrief. – Hans Gärwer (?) verkauft Lienhart von Bassenberg einen „järlichen und Ewigen zins“
von fünf Pfund „meran münß“ aus seiner Mühle, „genant die mül an der platten“. – Mit den Namen
mehrerer Zeugen.
797 KLEIST VON NOLLENDORF, Friedrich Graf, preußischer Feldmarschall, 1762 – 1823.
Br. m. U. Anizy-le-Château 5.III.1814. 1 S. folio, halbspaltig beschrieben. Grünliches
Papier. Mit Siegel und Adresse. Ausriß an der Siegelstelle.
(250.—)
An P r i n z A u g u s t von Preußen, den Kommandierenden General der Artillerie, bei dem er sich für
den Hauptmann von Tuchsen, den späteren General, verwendet, der sich bei einer Beförderung übergangen fühlte.
„... Es ist mir nun zwar nicht genau bekannt, ... ob ... der p. v. Tuchsen der nächste zum Major sey;
ich begründe daher meine Verwendung ... nur darauf, daß mir der p. v. Tuchsen als ein braver und
achtungswerther Officier bekannt ist ...“
Auf der Rückseite das eigenh. A n t w o r t s c h r e i b e n des Prinzen. Er habe „bereits Se. Maj. den
König gebeten ..., allen den Capitains, welchen der Major Willmann von der Garde-Artillerie für den
Augenblick vorgezogen ist, nach ihrer erfolgten Beförderung zum Major ihre frühere Reihenfolge zu
geben ...“ – Tuchsen, der 1808 Adjutant Prinz Augusts gewesen war, wurde sechs Wochen später zum
Major befördert.
798 KOLBE von Wartenberg, Johann Casimir Graf, preußischer Staatsmann; der „Bessere“
der Fruchtbringenden Gesellschaft, 1643 – 1712. E. Br. m. U. O. O. 21.VIII.1693. 3 S. 4o.
Minimal braunfleckig.
(250.—)
Kondolenzschreiben an „Monseigneur“, wohl Fürst Heinrich Kasimir II. von Nassau-Dietz. – Am 17.
August war dessen Schwiegervater, Fürst Johann Georg II. von Anhalt-Dessau gestorben.
„... Comme ie suis censible en vous ce qui peut arriver à votre ... Ilustre Maison, ie vins Luy tesmoigner la part que ie prends de la perte qu’elle vient de faire ... le Prince d’anhalt son beau pere glorieuse memoire, v[otre] A[ltesse] a perdu beaucoup, & son alt[esse] Elect[ora]le mon Maistre pas
moins, & qu’il le regrete ceste beaucoup, non seulement la dit alt[esse] Ele[ctorale] mais toutte pays,
mais que falire contre la volonte de Dieu qui dirige les Chosses selon la bone volonté ...“
Aus der Sammlung Künzel.
799* KOSSUTH, Lajos von, Führer der ungarischen Unabhängigkeitsbewegung von 1848/49,
1802–1894. E.Br.m.U. O.O. (London) 6.XI.1857. 1 S. 8o.
(120.—)
Aus der Emigration an eine befreundete Dame auf dem europäischen Festland mit der Bitte, ihm bei
einer Geldangelegenheit behilflich zu sein.
„... Herzlichsten Danck für die Mitteilung, des rückgeschlossen Ausweises.
370
VI. Geschichte
Nr. 800
Friedrich Alfred Krupp
371
VI. Geschichte
(Kossuth)
Da der Ankauf hierorts zu vermitteln ist, will ich Sie damit nicht belästigen, sondern werde ich es
durch einen City broker direct von Frankfurt bringen lassen, und werde mir blos die freyheit nehmen
Sie zu bitten, uns anstatt der angerathenen Ausgleich fünftel Looses, ein Eszterházy Loos von Wien
bringen lassen zu wollen ...“
800* KRUPP, Friedrich Alfred, Großindustrieller, 1854–1902. E.Br.m.U. Berlin 29.VIII.1896.
2 S. 4o. Auf seinem Briefpapier. Leicht gebräunt. Gelocht.
(800.—)
An den Direktor einer Schiffsbaugesellschaft, die einen Erwerb der Kieler Germaniawerft erwogen,
dann aber verworfen hatte. – Die Germaniawerft war seit 1882 im Besitz der Maschinenbau AG „Germania“ in Berlin und wurde 1896 von Krupp aufgekauft.
„... Ich weiß, daß Ihre Gesellschaft auf den Erwerb der ‘Germania’ reflectirte und daß und aus welchen
Gründen sich das geplante Geschäft zerschlug. Deshalb wird es Sie ganz besonders interessiren, zu
erfahren, daß in neuster Zeit an mich der Antrag gelangte, dem Erwerbe der ‘Germania’ näher zu treten. Ich habe diesen Antrag nicht von der Hand gewiesen, so sehr ich mich zunächst dagegen sträubte,
meine umfangreichen Werke durch Hinzunehmen einer Schiffswerft zu vergrößern. Schließlich aber
mußte ich anerkennen, daß meine französische und englische Concurrenz, indem sie complet armirte
Kriegsschiffe liefert, die Stellung meiner Fabrik bei den Marinen ausländischer Staaten mehr und mehr
gefährdet und daß solcher Zustand auch auf das Verhältniß meiner Fabrik zu den maßgebenden
Kreisen der Landarmee der betreffenden Staaten nicht ohne schädigende Rückwirkung sein würde.
Diese Erkenntniß hat mich veranlaßt, dem Erwerbe der ‘Germania’ näher zu treten und wenn ich
Ihnen hiervon noch vor dem Perfectwerden des Geschäfts Kenntniß gebe, so thue ich dies, weil ich von
vorn herein dem Eindruck v[o]rbeugen will, als ob die Absicht, mit Ihrer Fabrik und den übrigen deutschen Schiffsbauanstalten in Wettbewerb zu treten, die Triebfeder meines Vorgehens gewesen wäre.
Ich muß Angesichts meiner persönlichen Beziehungen zu Ihnen großen Werth darauf legen, daß hirüber kein Mißverständniß bestehe, und werden Sie mich außerordentlich verbinden, wenn Sie von diesem Gesichtspunkt aus meine Mittheilung auffassen wollten ...“
Die Germaniawerft produzierte als erste deutsche Werft U-Boote in größerem Umfang; im Zweiten
Weltkrieg wurde sie zu einem der bedeutendsten Auftragnehmer der Kriegsmarine.
Siehe die Abbildung auf Seite 371.
„die Kriegsgeschichte des Weltkrieges“
801* LUDENDORFF, Erich, preußischer General und Politiker; 1914 Generalstabschef Hindenburgs, 1916 Erster Generalquartiermeister, 1865–1937. Eigenh. Manuskript. (1920.)
(600.—)
101⁄2 S. folio. Konzeptpapier.
„ K r i e g s g e s c h i c h t l i c h e S t u d i e n u n d K r i t i k “ . – Vollständige, stark korrigierte Satzvorlage des im „Militär-Wochenblatt“, 105. Jg. (1920) Nr. 23f. erschienenen Aufsatzes.
„... Der Wert kriegsgeschichtlichen Studiums für die Ausbildung des Offiziers steht unumstritten fest.
Friedrich der Große, Generalfeldmarschall Graf v. Moltke und Graf v. Schlieffen betrieben es und
haben immer wieder auf seine Bedeutung hingewiesen ... Das kriegsgeschichtliche Studium braucht
jetzt nicht weit zurückzugreifen. Es hat den Weltkrieg! Die früheren Kriege sollte es nur in ihren
großen strategischen, wo es, wie in den Befreiungskriegen, gegeben, auch in ihren volkspsychologischen Zusammenhängen darstellen und die Bedeutung des Willens in der Person Friedrichs des
Großen, des Glaubens an das Vaterland in den hehren Gestalten Steins, Scharnhorst’s, Blüchers und
Gneisenaus und folgerichtiger Politik in dem Zeitalter des verehrungswürdigen Kaisers Wilhelm I.
und Bismarcks klarzulegen versuchen. Den Weltkrieg aber hat das kriegsgeschichtliche Studium bis
ins einzelne zu durchdringen ... Den Weltkrieg führten nicht mehr allein die Streitkräfte zu Lande
und zu Wasser, sondern die Völker mit all ihren Hilfsmitteln und vorhandenen Energien. Darum wird
die Kriegsgeschichte des Weltkrieges zu einer allgemeinen Geschichte, zur Weltgeschichte ... Das Studium solcher Kriegsgeschichte darf nicht dem Offizier und einzelnen Liebhabern vorbehalten sein,
sondern jeder Deutsche, ob Mann oder Frau, hat es zu treiben, um mit seiner Hilfe die nationale und
politische Bildung zu erlangen, die die anderen Völker besaßen – und die sie zum Siege geführt hat ...“
Zwischen den Zeilen etliche als Lesehilfen gedachte Bleistiftnotizen von fremder Hand. Der an mehreren Stellen vom Manuskript abweichende Erstdruck liegt bei.
372
VI. Geschichte
802 LUFTFAHRT. – BALBO, Italo, italienischer Flieger und Staatsmann; 1922 militärischer
Organisator des „Marsches auf Rom“, 1896–1940. Portraitphotographie mit e. Namenszug auf dem Unterrand. Postkartenformat.
(150.—)
Brustbild in Uniform, Profil nach links.
803 — BEINHORN, Elly, verheiratete Rosemeyer, Flugpionierin; umrundete als erste Frau
1932 die Welt, führte etliche Rekordflüge durch, 1907–2007. Widmungsexemplar: „Alleinflug. Mein Leben“. München, Langen Müller 1978. 376 S. Gr.-8o. Hellbrauner Leinenband
mit Schutzumschlag.
(120.—)
Auf dem Schmutztitel die eigenh. Widmung: „Herrn Karl-Heinz Rempp / weiterhin / Hals- + Beinbruch! / Elly Beinhorn. / Aero 85 / 30. März / Friedrichshafen.“
804* — LINDBERGH, Charles Augustus, amerikanischer Flieger, überquerte mit der „Spirit of
St. Louis“ 1927 den Atlantik zum ersten Mal in west-östlicher Richtung, 1902–1974. Photographie mit e. Namenszug „C.A. Lindberg“. Wohl Paris, Mai 1927. 6×8,4 cm.
(400.—)
Die Aufnahme, wohl anläßlich der Feierlichkeiten zur Atlantiküberquerung in Paris aufgenommen,
zeigt Lindbergh, wie er einem Auto entsteigt und von einem uniformierten Offiziellen begrüßt wird.
805 — ZEPPELIN, Ferdinand Graf von, General der Kavallerie, Erfinder des lenkbaren starren Großluftschiffs, 1838–1917. Br.m.U. Friedrichshafen 29.X.1908. 3⁄4 S. gr.-4o. Mit Eingangsstempel. Kleine Rand- und Faltenschäden, leicht gebräunt.
(350.—)
An Landrat Friedrich von Busse in Delitzsch.
„... Wie ich aus Ihrem gefälligen Schreiben ... ersehen durfte, hat der Kreis Delitzsch einen hohen
Betrag für den nationalen Luftschiffbaufonds gespendet.
Es ist mir ein aufrichtiges Bedürfnis, Ihnen zu versichern, dass dieser Beweis von Vertrauen in mein
Werk, den die Bewohner Ihres Kreises mir durch Ihre Sammlung gegeben haben, mir zu hoher Ehre
gereicht ...“ – Am Kopf ist die Summe von „6774,06 M“ notiert.
Nachdem am 5. August bei Echterdingen LZ 4 durch eine Gasexplosion zerstört worden war, kam es zu
spontanen Spenden, die Zeppelin die Fortführung seines Werkes ermöglichten. In diesem Jahr war nach
mehreren erfolgreichen Fahrten Zeppelins drittes Luftschiff von der Militärverwaltung gekauft worden.
373
VI. Geschichte
„geleret gnug“
806 LUTHER, Martin, Reformator, 1483–1546. E.Br.m.U. „Martinüs Luther“. Wittenberg,
„Dinstag nach Luce“ (20.X.) 1523. 1⁄2 S. quer-4o. Mit papiergedecktem Siegel („ML“ über der
Luther-Rose) und Adresse. Rechter Rand unterlegt, Adresse etwas fleckig.
(40.000.—)
An Bürgermeister und Rat der Stadt Zerbst, denen er einen Prediger empfiehlt.
„Gnad und fride ynn Christo. Ersamen weysen lieben herrn. Ich sende hie brieffs zeyger den Magister so zu Jutterbock prediger ist geweßen, umb welchen yhr myr newlich habt geschrieben. Mugen
E.w. weytter mit yhm handelln, denn er bisher an vielen orten versucht und geleret gnug ist. Befelh
den selben E.w. ynn gottes gnaden. Was ich aber thuen kan, bynn ich willig und bereytt / Hie mit Gott
befolhen / Zu Vittemberg am dinstag nach Luce 1523“.
Der Empfohlene, Johann Groner aus Sachsenhausen, war Prediger in Oschatz, Leisnig und Jüterbog,
von wo er durch Erzbischof Albrecht von Mainz und Bischof Dietrich von Brandenburg vertrieben
wurde. Durch Luthers Empfehlung kam er nach Zerbst, wo er 1524 Pfarrer zu St. Nikolai wurde.
– Frontispiz –
Kritische Luther-Ausgabe Weimar 1933 (Briefwechsel Band III. Nr. 677); nach einer Abschrift
gedruckt.
P r a c h t v o l l e s A u t o g r a p h . – So früh s e h r s e l t e n .
„nach Langfuhr“
807 MACKENSEN, August von, preußischer Feldmarschall, 1849 – 1945. E. Br. m. U. Danzig
(80.—)
20.I.1912. 4 S. gr.-8o. Mit geprägter Initiale im Briefkopf.
An einen Offizier („Mein lieber Stangen“) mit tröstlichen Worten für den Ruhestand.
„... Die Stunde Ihres Abschieds aus dem aktiven Dienst hat geschlagen. Sie ereilt jeden Soldaten u.
stört manchen das Gleichgewicht. Wer sich selbst etwas zu geben vermag, wird weniger hiervon
betroffen ...“
Beiliegend eine gedruckte Dankeskarte für Geburtstagswünsche m.U. (Poststempel: Köln-Hannover
Bahnpost, 1927).
808 MANSTEIN, Erich von Lewinski, gen. von M., Generalfeldmarschall, 1887–1973. Typoskript (teilweise Durchschlag) mit zahlreichen eigenh. Korrekturen. Titel + 410 S. meist
folio. In 2 eigenh. beschrifteten (leicht defekten) Heftern.
(1.200.—)
„‘ S k i z z e n u n d S c h a t t e n r i s s e ’ / Erlebnisse und Gedanken eines Soldaten / I. Teil / ‘Zwischen
den Weltkriegen’“ – Der vollständige erste Teil von Mansteins Autobiographie bis zum Jahr 1939 („Die
Entlassung des Generaloberst Frhr. v. Fritsch“), mit dessen Ausarbeitung er im Frühjahr 1945 in
Achterberg – nach der Entbindung von seinem Kommando – begonnen hatte, und den er in englischer
Haft abschloß.
374
VI. Geschichte
Anhängend die beiden ersten Kapitel eines geplanten zweiten Teils.
Beiliegend die Kapitel I bis VI (pag. 1 – 174) in anderer Fassung, ebenfalls mit eigenh. Korrekturen
sowie mit redaktionellen Korrekturen von fremder Hand. – Ferner beiliegend eine Mappe mit „Material zu ‘Skizzen und Schattenrisse’“, darin eine Inhaltsübersicht zu dem geplanten Gesamtwerk, Ausarbeitungen a.d.J. 1945 (53 S. Typoskriptdurchschlag), Briefe der Generale Blumentritt (3; 1953-55)
und Hitzfeld (1953) sowie weitere Korrespondenzen und Notizen.
„mangelnde ‘Zivilkourage’ gegenüber Hitler“
809 — E.Br.m.U. Great Haywood, „Military Hospital (P.o.W.)“ 5.X.1947. 11⁄4 S. schmal-folio,
eng beschrieben. Mit Adresse (Faltbrief). Mit mehrsprachigem Aufdruck „Kriegsgefangenenpost“. Kleinerer Faltenriß.
(250.—)
Während eines Lazarettaufenthalts in der Kriegsgefangenschaft an Dorothea von Loesch in Achterberg, eine in seiner Familie lebende junge Verwandte.
„... Sonst geht es mir hier sehr gut ... Allerdings ist man ziemlich allein. B r a u c h i t s c h war ja nie
sehr mein Fall, vor allem nicht seit seiner Haltung als O[ber] B[efehlshaber] d[es] H[eeres]. Und
sonst sind hier keine Bekannten ... Von vielen allerdings war man, je länger je mehr doch recht enttäuscht. Egoismus und ein wenig schönes Streben sich in ein günstiges Licht zu setzen spielten doch
bei manchem eine rechte Rolle. Man wirft uns Generalen ja immer mangelnde ‘Zivilkourage’ gegenüber Hitler vor. Nun von dieser Eigenschaft habe ich bei vielen Leuten, die auf uns jetzt schimpfen,
heute und früher sehr viel weniger entdecken können, als ich selbst zu haben glaube ... Hoffentlich
habt Ihr Euch über Imhoffs Nachricht btr. N ü r n b e r g nicht zu sehr gesorgt. Ich glaube noch nicht
daran. Wenn dort im übrigen wirklich Recht gesprochen wird, dann könnte es bei mir nur mit einem
Freispruch endigen ... Mich beschäftigt viel das Problem der künftigen Gesellschaftsordnung ... Man
kann das Rad nicht in das Zeitalter des liberalen individuellen Denkens zurückdrehen. Anderseits
ist das Kollektiv-Dasein in jeder Form abscheulich ...“
810 (—) 50 an ihn gerichtete Briefe aus den Jahren 1941–1943. Teilweise ein wenig fleckig, vereinzelt kleine Randläsuren; meist gelocht. – Umfangreiche Beilagen.
(800.—)
Überwiegend Glückwünsche zur „Verleihung des Eichenlaubes zum Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes“
(1943) von Soldaten, offiziellen Stellen und Privatpersonen; darunter die Feldmarschälle und Generale
Hans Behlendorff (eigenh.), Ernst Busch (eigenh.; 9.X.1941, 3 1/2 S. folio), Maximilian Fretter-Pico
(eigenh.), Erich Friderici, Wilhelm List (eigenh.), Walter Model (eigenh.; 2.VII.1942, Glückwünsche zur
„Beförderung zum Feldmarschall“), Hermann Ochsner (eigenh.), Gerd von Rundstedt (20.XI.1942,
Kondolenz zum Tod seines älteren Sohnes Gero v.M.), Hugo Sperrle und Otto Wöhler (eigenh.).
Beiliegend Durchschläge von 28 Antwortbriefen m.U. v. Mansteins, 2 eigenh. Entwürfe zu Fernschreiben (u. a. an Goebbels, nach dem Tod seines Sohnes), ca. 80 Fernschreiben und Funksprüche von
oder an v. Manstein, darunter 3 Telegramme Hitlers und eine Antwort v. Mansteins;
ferner beiliegend ein Brief des Generals Max Bork (2.IV.1943, als Chef des Generalstabs der 6. Armee)
an General Model, ein Befehl m. U. des Generals Theodor Busse (16.III.1943), zahlreiche Wetterberichte der Heeresgruppe Süd (März/April 1943) u.a.
811* MARLBOROUGH, John Churchill, Herzog von, englischer Feldherr und Staatsmann, 1650–
1722. E.Br.m.U. London 23.II.1705. 1 S. 4o. Etwas gebräunt und leicht fleckig. Verso Montagespuren.
(800.—)
An König F r i e d r i c h I . von Preußen, dem er zum Tod seiner Gemahlin Sophie Charlotte (am
1. Februar) kondoliert.
„Je n’ay osé approcher Vostre Majesté dans l’extremité de Sa douleur, mais Je la suplie d’agreer que
Je ne tarde plus a luy marquer combien Je suis penetré de Sa juste affliction par l’interéts que Je
prends en tout ce qui la regard, Je fais des veues au bon Dieu pour qu’il veuille par Sa divine bonté
assister Vostre Maj[esté] a suporter un si grande malheur ...“
Siehe die Abbildung auf Seite 377.
375
VI. Geschichte
812 MECKLENBURG-SCHWERIN. – FRIEDRICH I., Herzog, regierte zu Grabow, 1638 –
1688. E. Br. m. U. Grabow 12.IV.1678. 2 S. 4o. Mit schönem Siegel und Adresse. Leicht
gebräunt, Spuren alter Heftung.
(200.—)
An den (kurbrandenburgischen Diplomaten Christoph Caspar) von Blumenthal („Monsieur mon tres
cher Amÿ“).
„... j’ay beaucoup d’obligation à vostre bonté et encor plus a vos voeux, dont je vous remercie tres
affectionement ... il n’y a rien ... que je regrette tellement, si non que l’estat d’a present m’a pas donné
le loisir de jouir de vostre presence ... je remets ce bonheur à un temps ou j’espere que vos affaires
vous permetterons de toucher a ces quartiers cy et me donnerons l’honneur de vostre entretien ...“
Aus der Sammlung Rötger, mit dessen Beschriftung in rötlicher Tinte am Kopf.
813 — FRIEDRICH FRANZ I., der erste Großherzog, 1756–1837. Br.m.U. „Vestung Schwerin“
22.V.1818. 3⁄4 S. folio. Mit papiergedecktem Siegel und (teilweise abgeschnittener) Adresse.
(120.—)
An den preußischen Kammerherrn Grafen von Hohenthal zu Hohenprießnitz, der als Mit-Vormund
des Sohnes des (preußischen Diplomaten Constans Philipp Wilhelm?) Freiherrn von Jacobi-Kloest
um eine „Berichtigung der Remuneration des Verstorbenen“ nachgesucht hatte.
Der Großherzog bewilligt eine Nachzahlung von 1000 Louisd’or und erklärt: „Man hat sich diesseits nicht
auf Procente einlaßen können; und hofft, diese Remuneration werde annehmlich gefunden werden, da
der Verstorbene kein Banquier gewesen ist, und eine jährliche fixe Pension von Uns genoßen hat ...“
814 — GÄSTEBUCH der Herzogin Marie Antoinette („Manette“) von Mecklenburg-Schwerin
(1884–1944). Mit ca. 4000 Namenszügen aus den Jahren 1902 bis (1925). Über 290 S. (teilweise ein wenig fleckig, eine Ecke abgerissen). Gr.-4o. Brauner Lederband mit Goldprägung
(berieben und bestoßen).
(600.—)
Reichhaltiges Gästebuch, mit Eintragungen meist adeliger Persönlichkeiten aus Politik, Diplomatie,
Militärwesen, Wirtschaft und Kultur, darunter einige mehrfach – ein farbiges Spiegelbild der Gesellschaft vom Beginn des 20. Jahrhunderts.
Eingetragen haben sich Mitglieder der Fürstenhäuser von Hohenzollern, Holstein, Mecklenburg und
Oldenburg,
Reichskanzler Fürst Bülow, Gertrud von Lefort (mehrfach), der Adjutant Paul von Lettow-Vorbeck,
der Flügeladjutant Gustav von Neumann-Cosel und der Diplomat Oswald Frhr. von Richthofen sowie
Vertreter der gräflichen, freiherrlichen und adeligen Häuser Arnim, Bassewitz, Baudissin, Bentinck,
Bernstorff, Bismarck, Blücher, Blumenthal, Bothmer, Brandenstein, Brockdorff, Bülow, Bylandt,
Campe, Flotow, Groeben, Hahn, Hanstein, Hardenberg, Haeseler, Hoffmann von Waldau, Ingenheim, Jordan, Kalckstein, Kanitz, Keyserlingk, Kielmannsegg, Königsmarck, Lynar, Maltzan, Mandelsloh, Marschall, Nettelbladt, Ohlendorff, Oertzen, Platen-Hallermund, Plessen, Radetzky, Rantzau, Rauch, Richthofen, Schimmelpennick, Schlieffen, Schulenburg, Schwerin-Wolfshagen, Sydow,
Veltheim, Voß, Waldersee, Wedel, Wolzogen, Yorck von Wartenburg und Zeppelin.
Die Herzogin hielt sich häufig in der Villa Bellevue in Bled auf, wo sie am 26. Oktober 1944 verstarb.
Im Ersten Weltkrieg war sie als Krankenschwester in verschiedenen Lazaretten tätig.
815 — Herzoge und Großherzoge von. 5 Autographen.
(400.—)
Karl Leopold (Br.m. U., Danzig 1724, 8 S. folio), Paul Friedrich (Br.m.U., Schwerin 1838, 1 S. folio,
mit Umschlag), Friedrich Franz II. (Br. m. U., Schwerin 1855, 1 S. folio), Friedrich Franz III.
(e.Briefkarte m. U., o. O. u. D., 2 S. quer–12o) und Friedrich Franz IV. (e.Br.m.U., Rostock 21.IV.
1918, 2 S. gr.-4o, mit Umschlag).
Beiliegend ein e.Br.m.U. der Herzogin Luise, Gemahlin des Herzogs Friedrich Franz I. (Ludwigslust
1807, 2 S. gr.-4o) und ein Schriftstück m.U. des Herzogs Paul Friedrich Wilhelm (o.O.u.D., 1⁄2 S. gr.-8o).
376
VI. Geschichte
Nr. 811
Herzog von Marlborough
377
VI. Geschichte
816 MECKLENBURG-STRELITZ, Herzoge von. – 2 Autographen.
(250.—)
o
Adolph Friedrich II. (e. Br.m. U. Schönberg 6.X.1704, 1 S. 4 ; an „Monsieur le President“, „nach
überstandenem bösen Wetter“) und Adolph Friedrich III. (Br.m.U., Neustrelitz 16.IX.1708, 4 S. 4o;
„Begnadigung“ zu Brandmarkung und lebenslänglicher Zwangsarbeit).
Beiliegend ein Br. m. U. der Herzogin Katharina, Großfürstin von Rußland, der Gemahlin Herzog
Georgs (St. Petersburg 1880, 11⁄2 S. gr.-4o, das A t t e n t a t auf Kaiser Alexander II. betreffend).
„hoc secundum coniugium non est iure contractum“
817* MELANCHTHON, Philipp, Humanist und Reformator, Freund und Mitarbeiter Luthers,
1497–1560. E.Br.m.U. „philippus“. (Wittenberg 19.III.) 1530. 1 S. folio. Mit Siegelspur und
Adresse. Kleinere Rand- und Faltenschäden hinterlegt; linker Rand etwas beschnitten.
(4.000.—)
An Johannes Weber, Pfarrer zu Neustadt an der Orla, den er für dessen Entscheidung in einer Ehesache lobt und weitergehenden Rat erteilt: die Ehe des Georg (Jüngkling) mit (Else Moser) sei ungültig und er müsse sich von ihr trennen, solange das Schicksal von deren erstem Mann ungeklärt sei.
Allerdings dürfe Jüngkling vorläufig keine neue Ehe eingehen und er solle die Frau zurück bekommen,
falls der erste Mann gestorben sei.
„S[alutem] D[ico] / Bene facis, quod con[s]tanter attingis controversias matrimoniales. De negocio
d. georgii sic sencio[:] Quod illud matrimonium contractum, cum mulier incerta esset de vita, ac
voluntate viri prioris, qui ipsa consenciente abiit, sit irritum. Est igitur liber georgius. Sed movet me
scandali racio, ne statim concedam ei ducere aliam uxorem. Agendum prius est per magistratus, cum
illa muliere, aut per nos cum amicis mulieris, ut res exploretur de vita prioris mariti certo. Si ipsa
mulier volet abire ad priorem maritum, non detineas eam, quia hoc secundum coniugium non est iure
contractum. Habes meam sentenciam, quam te rogo, ut ita modereris, ne plus offensionum ex hac re
oriatur ...“
Mit einer Nachschrift: „Prohibebis etiam, ne georgius et illa mulier, re inexplorata, redeant ad se
mutuo. Sed si consentit virum esse mortuum, scandali caussa, velim georgium hanc mulierem
re[tin]ere.“
Zum Hintergrund vgl. Luthers Briefwechsel Band 5, Anm. zu Nr. 1494: Else Moser war mit dem Büchsenmeister Hieronymus Malter verheiratet, der in Diensten König Ludwigs gekämpft und 1526 in der
Schlacht bei Mohacz in türkische Gefangenschaft geraten war. Ein Brief Malters, in dem er seine Frau
auffordert, zu ihm ins Gefangenenlager in Ungarn zu kommen, traf erst 1529 ein, kurz nachdem diese
eine neue Ehe mit dem Pfarrer Georg Jüngkling eingegangen war. Zu klären war nun, ob der erste
Ehemann noch lebe.
„Melanchthons Briefwechsel“, hrsg. von Heinz Scheible (MBW), Band 4, Nr. 878.
818* METTERNICH, Clemens Wenzel Lothar Fürst von, österreichischer Staatsmann, 1773–
1859. Br.m.U.u.E. „ganz ergebener Diener und Vetter CvMetternich“. Wien 6.XI.1827.
1 S. folio. Leicht gebräunt, zwei kleine Löcher.
(200.—)
An einen Fürsten, dem er seine Vermählung mit Antonie von Leykam (1806–1829), der Tochter des
Diplomaten Christoph Ambros Freiherrn von Leykam, bekanntgibt.
„... Ich erfülle die mir angenehme Pflicht ... die geziemende Nachricht zu geben, daß meine eheliche
Verbindung mit dem Fräulein Marie Antonie von Leykam Gräfin von Beilstein, Tochter des Freiherrn
Ambros von Leykam, am 5ten November durch priesterliche Einsegnung vollzogen worden ist ...“
Metternich war in erster Ehe mit Eleonore Gräfin Kaunitz (1775–1825), der Enkelin des Staatskanzlers Wenzel Anton Fürst von Kaunitz-Rittberg, verheiratet gewesen.
378
VI. Geschichte
Nr. 817
Philipp Melanchthon
379
VI. Geschichte
819 MÖLLENDORFF, Wichard von, preußischer Generalfeldmarschall; Gouverneur von Berlin, 1724–1816. Br.m.U. Berlin 1.VII.1800. 3⁄4 S. 4o.
(180.—)
An König Friedrich Wilhelm III. bei Übersendung der „Monathlichen Listen der Berlinschen Guarnison“. „... Der Abgang und Zuwachs ist darinnen angeführet, nach deren Abzug, verbleibet der
überzählige Ausländer Stamm bey denen Grenadir Battallions noch 43 und bey deren Musquetier
Battallions noch 53, folglich in Summa 96 Mann.
Bey dem mir gnädigst anvertrautem Regiment bittet der Lieut. von Viereck um 6 Wochen Urlaub nach
dem Mecklemburgschen. Der Lieut. von Langen um 6 Wochen nach Schwedisch Pommern, der Lieut
von Borck um 6 Wochen nach hinter Pommern und der Lieut. von Calemberg um 6 Wochen nach der
Niederlausitz.“
„way to Berlin“
820* MONTGOMERY, Bernard Law, Viscount of Montgomery of Alamein, britischer Feldmarschall, 1887–1976. Br.m.U. „B. L. Montgomery / General / Eigth Army“. (Feldpost, Italien)
27.X.1943. 1 S. gr.-8o. Schwach gebräunt. Etwas stockfleckig. Mit Umschlag.
(250.—)
An eine Miss Billing in Selsdon vom dortigen „Dance Club“, der sich zur Aufgabe gemacht hatte, britische Soldaten im Kriegseinsatz mit Zigaretten und anderen Annehmlichkeiten zu versorgen.
„... The 50,000 Cigarettes sent to me by your Club have been thoroughly appreciated by men in this
Army. My men will smoke them way to Berlin ...“
Beiliegend eine signierte Portraitphotographie („Official War Office Photograph“). Die Aufnahme
zeigt Montgomery in Uniform während einer Unterhaltung mit einem Zivilisten.
821* NAPOLEON I., Kaiser der Franzosen, 1769 – 1821. Br. m. U. „Bonaparte“. Bologna 15.
Messidor an 4 (3.VII.1796). 19 ×15,5 cm. Allseitig scharf beschnitten. An den Ecken montiert.
(300.—)
Als Oberbefehlshaber der Italien-Armee an André-François Miot, den Gesandten der Republik Florenz.
„Vous trouverez cijoint ... une notte des personnes dont il est nécessaire que vous demandiez sur le
champ à Rome, en conséquence de l’armistice, leur liberté.“
822* — E. Randbemerkung m. U. „accordé Napole“, Fontainebleau 3.XI.1807, auf einem an
ihn gerichteten Bericht m.U. des Kriegsministers Clarke, späteren Herzogs von Feltre vom
29.X.1807, 1 S. 4o. (Unterrand beschnitten). Am Unterrand einige störende Tintenstriche
aus späterer Zeit.
(400.—)
Der Kaiser genehmigt das Ausscheiden eines Offiziers der Artillerie aus der Armee wegen familiärer
Gründe. Der Offizier („Declosets“) hatte ursprünglich nicht geglaubt, den Dienst „avant la fin de la
Guerre du Continent“ quittieren zu müssen.
Beiliegend ein eigenh. Schriftstück seines Bruders L u c i e n aus späterer Zeit.
823 — JÉRÔME Bonaparte, König von Westfalen, jüngster Bruder Napoleons I., 1784–1860.
Br. m. U. „Jerome“. Triest 21.II.1823. 11⁄2 S. kl.-4o. Leicht fleckig. Kleine Papierläsuren.
(200.—)
An den französischen Techniker Philippe Henri de G i r a r d , den Erfinder der Flachsspinnerei,
sowie an dessen Arbeitgeber („Messieurs Schaefer“), Spinnereibesitzer in der Nähe von Wien, über
„la nouvelle Organisation pour les b a t e a u x à Va p e u r “ .
„... je vous fais connoitre par la présente que je vous enverrai sous deux jours le dit projet approuvé; mais pour ne pas perdre de tems vous pouvez agir comme si vous l’aviez. Pour indemniser Mr
Girard du Sejour qu’il sera obligé de faire à Vienne pour réceuillir les actions, je donne l’ordre à Mr
de Gail de lui passer la Somme de Fl 3. – par jour en supposant que cela ne durera pas plus de 3 ou 4
Semaines ...“
380
VI. Geschichte
824* NAPOLEON III., Kaiser der Franzosen, 1808–1873. Br.m.U. „Louis Napoléon“. Elysée
19.VI.1852. 1 S. schmal-gr.-8o. Bläuliches Papier. Minimal beschnitten.
(250.—)
An Comtesse de Salis, die sich bei ihm wegen einer neuen E i s e n b a h n l i n i e für den Unternehmer
David Holmes verwendet hatte.
„... Vous n’aviez pas de précautions à prendre pour m’écrire et vous ne pouvez douter de l’intéret que
je suis disposé à porter aux personnes qui vous en inspirent. Vous me demandez pour Mr David Holmes
la préférence sur ses concurrents au sujet de l’une des nouvelles lignes de chemin de fer à concéder. Je
n’oublierai pas, soyez en persuadée, la recommandation dont il est l’objet de votre part ...“
825 — E.Br.m.U. F... 14.VI.1860. 2⁄3 S. gr.-8o. Leicht fleckig, Brandschaden an einer Ecke ohne
Textberührung.
(180.—)
An die Schriftstellerin Hortense C o r n u (1812–1870), sein und seiner Mutter Hortense Patenkind.
„Je n’ai que le tems ma chere Madame Cornu de vous remercier et de vous dire que j’approuve fort
tout ce que M. A... a arreté.
Croyez à mon sincère amitié / Napoléon“.
826 NASSAU. – ADOLF, der letzte Herzog, 1890 erster Großherzog von Luxemburg, 1817 –
1905. Br.m.U.u.E. Biebrich 7.V.1857. 1 S. folio. Mit gesiegeltem Umschlag.
(150.—)
Als regierender Herzog von Nassau an Ferdinand II., König beider Sizilien, dem er zur Geburt seines
Sohnes Prinz Gennaro gratuliert.
Albrecht und Isabella
827 NIEDERLANDE. – ALBRECHT (Albert) VII., Erzherzog, Bruder Kaiser Rudolfs II., Souveräner Regent der Spanischen Niederlande; zuvor Kardinal, Vizekönig von Portugal, Primas
von Spanien und Großinquisitor, 1559–1621, und ISABELLA, seine Gemahlin, geb. Infantin
von Spanien, Tochter König Philipps II., 1566–1633. Brief mit beider Unterschrift. Brüssel
24.XI.1606. 2⁄3 S. folio. Mit schönem papiergedecktem Siegel und Adresse.
(350.—)
„Les Archiducqz“ laden die Vertreter der Stadt Hesdin zur Ständeversammlung der Grafschaft Artois
nach Arras. Aus der Zeit der Kämpfe gegen Moritz von Oranien.
„... Nous vous ordonnons d’envoyer voz deputez en nostre ville d’arras precisement le xe Jour de
Decembre prochain, pour le lendemain avecq les trois Estatz de nostre pays et Conté d’Arthois, y
convocquez audite Jour, [v]oyr et entendre ce que de nostre part, par le President de nostre Conseil
provincial Illecq leur sera proposé, Et y prendre par ensemble une bonne, briefve et fructueuse Resolution.“ – Darunter ein besiegelter Vermerk im Namen der Stadt Hesdin.
„un Cas inoui et nouveau sous le soleil“
828 — WILHELM IV. Friso, Prinz von Nassau-Oranien, (1747) Erbstatthalter, 1711–1751. E.
Br.m.U. „Prince d’orange“. Leeuwarden 14.I.1741. 3 S. 4o. Mit Goldschnitt. Ein Eckchen
abgerissen.
(300.—)
Als Statthalter und Generalkapitän der Provinz Friesland an einen Fürsten („Altesse“), vor dem er
sich rechtfertigt für die Inhaftierung eines ausfällig gewordenen Gardeleutnants („Munnichausen“),
der vor den Generalstaaten Beschwerde über ihn führen wollte.
„... j’ai Resolu ... d’attendre La Grand Diette pour voir sil aura L’impudence de porter ses pretendues
plaintes aux Etats, Ce qui sera un Cas inoui et nouveau sous le soleil qu’un petit officier se plaigne de
son Capt. Genl. aux Etats, qui ont demandé Le Commandement et Le Soin de tout le Militaire au
Gouverneur, et aux deputéz de la province ...“ Autographen dieses früh verstorbenen Statthalters sind
s e l t e n . – Aus der Sammlung Rötger; mit dessen Beschriftung in rötlicher Tinte am Kopf.
Beiliegend ein Br.m. U. seines Sohnes Wilhelm V., Den Haag 22.VIII.1783.
381
VI. Geschichte
(Niederlande)
„zum Schreien superbe“
829 — LUISE, Prinzessin von Oranien-Nassau, Gemahlin des Prinzen Friedrich, geb. Prinzessin von Preußen, 1808 – 1870. 13 e. Br. m. U. (Paraphe oder Abschlußschleife) und 3
e. Br. o. U. (Schlussblätter fehlen). Den Haag, „Huis de Paauw“, „Auf dem Rhein in
Koblenz“, Potsdam, Ludwigslust und Berlin 12.I.1840 bis 31.XII.1859. 68 S. (gr.-)8o, in feiner Schrift eng beschrieben. Teilweise unfrisch, vereinzelt kleine Läsuren.
(1.600.—)
Bedeutende Brieffolge an ihre älteste S c h w e s t e r C h a r l o t t e , die Gemahlin Kaiser Nikolaus’ I.
von Rußland, der sie innig verbunden war.
In den Briefen aus den Niederlanden schildert sie das idyllische Leben in „unserem Häuschen“ (dem
1838 von Prinz Friedrich erworbenen und nach dem Umbau 1840 bezogenen Gutshaus Paauw), wo
sie der Last der gesellschaftlichen Verpflichtungen am Hof enthoben war, und berichtet Neuigkeiten
aus dem Königshaus. Die von Besuchen der preußischen Heimat geschriebenen Briefe geben ausführlich Nachricht von den Geschwistern und der weiteren Familie.
Wiederholt erwähnt werden u.a. ihre Brüder König Friedrich Wilhelm IV. („Butt“), der spätere Kaiser
Wilhelm I., die Prinzen Carl und Albrecht („Abert“, auch „Abat“) und dessen (1849 von ihm geschiedene) Gemahlin Prinzessin Marianne („ach wenn Gott Beider Herzen erweichen wollte“), ihre
Schwester Alexandrine („Adira“, auch „Alex“, u.a. 1842 nach dem frühen Tod ihres Gemahls, des
Großherzogs Paul Friedrich von Mecklenburg) und deren Tochter Prinzessin Luise („Wiwi“, im
Zusammenhang mit ihrer für das Familiengespräch sorgenden Verbindung mit dem Fürsten Hugo von
Windisch-Graetz), ihre Schwägerin, Königin Elisabeth von Preußen geb. Prinzessin von Bayern
(„Elis“), ihr Neffe, der spätere Kaiser Friedrich III. („Fritz W.“), der Gemahl und der Sohn der
Adressatin, die Kaiser Nikolaus I. und Alexander II. von Russland, die niederländischen Könige
Wilhelm I. (ihr Schwiegervater), Wilhelm II. („Wilhelm O.“) und Wilhelm III. („der kleine Wilhelm O.“)
und auch etliche Hofdamen.
Paauw 1.VII.1840. Nach der Rückkehr von der Beisetzung des Vaters, König Friedrich Wilhelm III.
von Preußen. „... es vergeht kein Tag wo ich nicht im stillen Kämmerlein einen Wein Acceß habe ...
jetzt fühlt man erst ... wie er mit unserem ganzen Leben ... verwebt war ...“
Potsdam 28.V.1842. Sie war mit der Eisenbahn angereist. „... Diese Art in Berlin anzukommen war
zu sonderbar. Wilh[elm] u. Abert empfingen mich gleich mit der Nachricht daß den andern Tag gr.
Parade in B. u. den folgenden in Potsdam sein würde ... Die Parade hier war zum Schreien superbe, Wilh. sagte: Papa würde gewiß zufrieden gewesen sein, Butt ... hatte gewiß die Parade für mich
aufgehoben – ach wenn er nur nicht die Uniformen ändern läßt! Ich hatte bei beiden Paraden das
Armband mit Papas Bild an, wie ein Talisman ...“
Paauw 29.XI. / Haag 1.XII.1845. „... klingt der Name Haag nicht wie die alte Hagen? Als Kind hatte
ich eine Art Scheu vor den visiten der alten Hagen, – der Haag macht mir heut ungefähr denselben
Eindruck ...“
Potsdam 7.XI.1849. Über einen Familienzwist mit den weimarischen Verwandten („wie wüthend man
in Weimar auf uns ist“), über die Feier des 18. Geburtstages des Prinzen Friedrich Wilhelm (dem späteren Kaiser) und die „Enthüllung v[on] Papas Denkmal im Thiergarten ... Er ist im Überrock dargestellt, das ist freilich nicht sehr günstig, aber es ist doch recht ähnlich u. edel, u. ich begreife den
Wunsch der Leute ihn so dargestellt zu sehen, wie sie ihn am meisten gesehn ...“
Haag 18.XII.1851. Nach dem Staatsstreich Louis Napoleons (am 2. Dezember). „... Die Pariser Begebenheiten bilden noch immer das Tages Gespräch, ich möchte den Kaiser“ (Nikolaus I.) „über das alles
hören. Die Greuel in den départements sollen ganz an die schrecklichen Jahre 92 u. 93 erinnern ...“
Beiliegend 4 Briefe der Prinzessin an andere Empfängerinnen, darunter ihre Schwägerin, Königin
Elisabeth von Preußen („Geliebte Elis“; Fragment) sowie ein „Mémoire“ von fremder Hand.
830 — WILHELMINA, Königin, 1880–1962. E.Br.m.U. Den Haag 16.XII.1895. 4 S. kl.-4o.
Mit goldgeprägtem Briefkopf. Schwach fleckig.
(350.—)
Reizender Brief der fünfzehnjährigen Königin an Julie (Liotard, ihr ehemaliges Hoffräulein).
382
VI. Geschichte
„... Faites-vous des préparatifs pour Noël? Comment se porte le cache nez que vous étiez en train de
faire au Loo, est-il devenu plus large? Je n’ai plus d’espoire que nous pourrons patiner cet hiver, je
suppose qu’à Paris le temps est aussi très humide et chaud ...
J’ai recommencé mes leçons de danse, je les aimes bien comme je m’amuse beaucoup en dansant avec
mon amie. Mes leçons d’algèbre me plaisent aussi ...“
831 — Könige. 4 Autographen.
(500.—)
o
König Wilhelm I. als Prinz von Oranien (Br.m.U., Berlin 1809, 1 ?? S. 4 ), Wilhelm II. als Prinz von
Oranien (e. Br.m. U., o. O. u. D., 3 S. 8o) und als König (Schriftstück m.U., den Haag 1843, 1⁄2 S. 4o)
und Königin Sophie, Gemahlin Wilhelms III. (e.Br.m.U., „Dimanche“ o.J., 2 S. kl.-8o; „Napoléon
est arrivé hier au soir“).
832 NIEMÖLLER, Martin, evangelischer Theologe; 1933 Gründer des „Pfarrernotbundes“,
aus dem die „Bekennende Kirche“ hervorging, 1892 – 1984. Br. m. U. Wiesbaden 21.VI.
1948. 3⁄4 S. folio. Mit gedrucktem Briefkopf. Leicht gebräunt, gelocht. In (defektem) Heftordner.
(350.—)
An den Juristen Karl Salm in Freiburg i.Br., der sich mit dem von Niemöller mitverfassten „Wort des
Bruderrates der Evangelischen Kirche in Deutschland zum politischen Weg unseres Volkes“ (Flugblätter der Bekennenden Kirche Nr. 9/10; liegt bei) auseinandergesetzt hatte.
„... Sachlich habe ich bloss das Eine zu sagen: Wenn Sie ... schreiben: ‘Sie messen also mit zweierlei
Mass’, so haben Sie damit vollkommen Recht. Ich bin der Überzeugung, dass ich mich in meiner Verantwortung mit einem anderen Mass zu messen habe als Andere in ihrer Verantwortung. Ich weiss
auch – und das habe ich als preussischer und deutscher Offizier gelernt, ... dass es richtig ist, wenn
man es mit den Masstäben derartig hält. Ob das in Ihre Rechtskonzeption passt oder nicht, kann mich
in dieser grundlegenden Lebensgewissheit nicht irremachen.
Im Übrigen glaube ich, dass wir gar nicht theologisch-christlich auseinander sind. Ich bin nie Barthianer gewesen ... und habe mit Karl Barth erhebliche Auseinandersetzungen wegen seines politischen
Urteils über den Weg von Friedrich dem Großen zu Bismarck gehabt. Allerdings sehe ich Bismarck
ganz wesentlich anders als Sie ...“
Beigeheftet der Durchschlag des oben erwähnten Briefes von Salm (Freiburg i.Br. 21.V.1948) sowie
diverse Schriftstücke aus dem Jahr 1948, darunter ein e. Briefentwurf m.U. von Karl Salm an Niemöller, 2 Br.m.U. von Pfarrer Hermann Diem an Salm (Ebersbach), 2 Durchschläge von Briefen von Salm
an Diem sowie ein Durchschlag des Typoskripts „Der Antibolschewismus als Frage an die Kirche“ von
Hermann Diem.
833 NUGENT, Laval Graf, österreichischer Feldmarschall irischer Herkunft; leitete 1813 den
Feldzug gegen Eugène Beauharnais, 1777–1862. E.Br.m.U. Triest 11.XI.1842. 1 S. gr.-4o.
Bläuliches Papier. Mit schön gesiegeltem, e. adressiertem Umschlag.
(80.—)
An den Staatsminister Franz von Ottenfels-Gschwind in Wien, dem er den Versicherungsunternehmer
Elio Morpurgo empfiehlt.
„... Il est un des Directeurs du Lloyd, et va à Vienne en affaires ... je prends la liberté de prier Votre
Excellence de vouloir bien le proteger, tant directement, qu’auprès du P r i n c e ...“ (Metternich).
Nugent überwachte damals die Befestigungsarbeiten in Triest.
383
VI. Geschichte
Die Verteidigungsschrift für Jud Süß Oppenheimer
834 (OPPENHEIMER, Joseph Süß, „Jud Süß“, Kaufmann; Hoffaktor und Geheimer Finanzrat des Herzogs Karl Alexander von Württemberg, um 1698/99 – 1738, hingerichtet.) –
Manuskript m.U. seines Pflichtverteidigers vor dem württembergischen Kriminalgericht,
Michael Andreas M ö g l i n g , Stuttgart, „Mens. Septembr. et Octobr. 1737“, und einer
nochmals unterschriebenen Nachschrift, Stuttgart 11.XI.1737. Titel + 488 S. folio (244 fol.
Bll.). Halbpergamentband der Zeit mit Buntpapierbezug und handschriftlichem Titelschild. Einband etwas berieben und bestoßen; neu aufgebunden, Rücken erneuert. Die
Handschrift, von ganz vereinzelten Flecken abgesehen, bemerkenswert frisch. In moderner
Kassette. – Beilagen.
(16.000.—)
„An Ein Hochansehentlich Peinliches Inquisitions-Gericht / Rechtliche DefensionsSchrifft / Rem / Jud
Joseph Süs Oppenheimer / Inquisiten / P[unc]to Imputat[ionis] Divers[orum] Crimin[um]“. – Die
vollständige offizielle Verteidigungsschrift für den schwerer Verbrechen angeklagten Finanzberater
Herzog Karl Alexanders von Württemberg.
Am Schluß von Mögling zweifach eigenhändig datiert und als „ex officio constitutus Defensor“ unterzeichnet; auf dem Titelblatt der Eingangsvermerk des Gerichts vom 12.XI.1737. Ausführliche Stellungnahmen zu zehn Anklagepunkten, die die Verteidigung (mit einer Ausnahme) als „Theils ungegründet,
theils unerwießen“ zurückweist. Die Oppenheimer zur Last gelegten „Hauptverbrechen“ bestanden u.
a. in der „Bemeisterung der Cassen“, der verfassungswidrigen, da die Rechte der Stände verletzenden
Einrichtung eines „Gratial und Fiscalat Ammts“, der Errichtung von Monopolen, dem „Mißbrauch des
Juris Recipiendi Iudaeos“ (durch Ansiedelung ausländischer jüdischer Familien in Stuttgart und Ludwigsburg), Münzverbrechen und „Hurerey“.
Die Verteidigung legt dar, daß Oppenheimer nicht, wie von der Anklage behauptet, als ein Bankrotteur nach Württemberg gekommen sei, wo er dann „der samtlichen Cassen sich bemeistert“ (1v) habe;
vielmehr hätten gerade seine guten Vermögensumstände den damaligen Erbprinzen bewogen, ihn „auf
des Isaac Simon von Landau Recommendation“ (7r) in seine Dienste aufzunehmen, ohne daß Oppenheimer sich aufgedrängt hätte. Später, als Karl Alexander bei seinem Regierungsantritt (1733) ein völlig zerrüttetes Kameralwesen vorgefunden habe („dergestalten zu Grund gerichtet ..., daß man öffters S[erenissi]mo die Tafel nicht hat decken ... können“, 20r), habe Oppenheimer „durch seinen
Vorschuß“ (ebda.) ausgeholfen und im übrigen den Herzog in seinem Bemühen unterstützt, „dero
Chatoul Revenüen zu vergrößern“ (94r). Wenn dabei „wieder die Landes-Verfaßung“ (155r) verstoßen worden sei, dürfe dies nicht Oppenheimer angelastet werden, der „nichts ohne S[erenissi]mi
Gnädigsten special Befehl gethan“ (52r) habe; schuldig seien vielmehr die Minister, da sie „fast durchgängig lauter Landes-Kinder geweßen, welche die Lands-Geseze, Verordnungen, Compactata und
Privilegia beßer als Inquisit verstanden haben“ (3r). Auf den Vorwurf des Münzverbrechens, nämlich daß Oppenheimer „an der Zerrüttung in dem MünzWesen schuld gewesen seye“ (200r), erwidert
die Verteidigung, daß der Angeklagte lediglich als „ein bloßer Livrant“ (ebda.) das Gold und Silber
sowie „die beste Machinen“ beschafft habe, die Prägung der Münzen aber in die Verantwortung der
„beaydigten Officianten“ (220v) gefallen sei. Sollte jedoch an seinen Lieferverträgen mit dem Herzog
etwas auszusetzen sein, gehöre dies vor ein Zivil- und nicht vor ein Strafgericht. Ein gleiches gelte für
Vorwürfe im Zusammenhang mit seinem „Jubelen Handel“, in dem er den Herzog – ein „Kenner der
Jubelen“ (69r) – mitnichten hintergangen habe.
Die Argumentation der Verteidigung stützt sich insgesamt darauf, daß Oppenheimer stets als ein „vor
das Fürstliche Interesse sich aufopfernder Diener“ (1r) gehandelt habe und nun „zu seiner äußersten
Bestürzung wahrnehmen“ müsse, „daß ihme nicht nur allein alle Serenissimi defuncti Handlungen,
sondern auch der Fürstlichen Räthen und Landes-Kinder gemachte Einrichtungen imputiret ... werden“ (1v); in Wahrheit sei er nie mit „Regierungs Sachen“, sondern immer nur mit „Negotien“ (14v)
befaßt gewesen und habe „in ... nichts die Feder selbst geführet“ (238r). Wie es sich für einen guten
384
VI. Geschichte
Bedienten gezieme, habe Oppenheimer sich nach dem „Humeur“ seines Herrn richten müssen, und
dies um so mehr, als der Herzog „Land bekannter maßen dergestalten schnell geweßen, daß, wann
nicht alles nach Höchst Dero Willen augenblicklich, wie eine Militarische Ordre ohne Wiederrede
außgeführt worden ... Höchst dieselbe in dem höchsten Grad ungnädig worden, so daß kein Mittel
ware, darwieder zu streben“ (9v). Auch führt die Verteidigung an, daß Oppenheimer, nachdem er
„einen außerordentlichen großen Haß und Feindschafft wieder die Juden in diesen Landen wahrgenommen“ (23r), wiederholt um seine Demission gebeten habe, doch habe „S[erenissim]us ihme Inquisiten vielfältig ... drohen laßen, daß wenn er fort gehe, Sie ihm nachsezen, und ihn Vogelfrey wollen
machen laßen“ (24r).
Lediglich im letzten Anklagepunkt „wegen seines Vitae privatae und verübter Hurerey“ bekennt sich
Oppenheimer schuldig und räumt ein, mit mehreren ledigen Frauen „und zweyen von seinen Mägden
sich fleischlich vermischet zu haben“ (233v/234r), bittet aber um ein mildes Urteil in diesem Punkt,
„zumahlen S[erenissim]us Inquisiten durch Herr General von Remching, daß Höchstdieselbe ihme
Maitressen genug erlauben, haben versichern laßen“ (ebda.).
Nach dem plötzlichen Tod des Herzogs am 12. März 1737 wurde mit dem allgemein verhaßten „Jud Süß“
kurzer Prozeß gemacht; das unvermeidliche Todesurteil wurde am 4. Februar 1738 unter schauerlichsten Umständen auf dem Stuttgarter Galgenberg vollstreckt. – Rechtsmittel wurden dem Angeklagten
verwehrt, die von ihm gewünschten ausländischen (kurpfälzischen) Anwälte vom Gericht nicht zugelassen. Als Pflichtverteidiger wurde der Tübinger Jurist Mögling bestellt, der seine Aufgabe allerdings
durchaus ernst genommen zu haben scheint, wie seine ebenso umfangreiche wie präzise – mit vielen Verweisen auf Aktenstücke und die juristische Literatur – argumentierendeVerteidigungsschrift belegt.
Ein bedeutendes, bisher unveröffentlichtes Dokument aus einem der spektakulärsten Kriminalprozesse der deutschen Geschichte.
Beiliegend mehrere wohl aus der Zeit des Prozesses stammende Schriftstücke in einem zeitgenössischen Umschlag „Acta den Juden Süß angehend“; darin ein Schmähgedicht auf Oppenheimer, betitelt „Süßisches Ultimatum“ („diese Schlang und Saug-Vampyr“; 12⁄3 S. 4o), mit einem (anonymen)
Begleitschreiben vom 1.II.1738 auf demselben Bogen („... Süß ist vorgestern von Asperg anhero auf
das Herren-Hauß gebracht. Gestern ihm par deputés aus dem judicio Criminali ankündiget worden,
daß er sterben muß aber noch nicht auf welche Art. Er wird aber künfftigen Dienstag als den 4ten
Febr. an d. 2ten etage des eisernen Galgen so gehangen werden, daß man um ihn herum ein eisern
Käffig schmiedet, um diesen Vogel zu immerwährendem Spectacle und Abscheu ... zu asserviren ...“,
2 S. 4o), ein „Oster Mährlein über die Württb. inhafftirte Süßianer“, ein „GrabLied Bey BeErdigung
Sr. Süßischen LandPestilenz u. seiner mit Consorten abzusingen“ (zus. 1 S. folio), die Abschrift eines
Briefes des Herzogs Karl Alexander vom 31.XII.1736 (2 S. 4o), eine Aufstellung der Gelder, die Oppenheimer „von Stätt und Ämbtern, Beamten und andern Personen“ erpreßt habe, in summa 240.936
Gulden und 481⁄2 Kreuzer (17 S. folio), ein Bericht über den Verkauf des Tabakmonopols im Jahr 1736,
an dem sich Oppenheimer bereichert habe (111⁄2 S. folio), u.a.
835 ORLÉANS. – 7 Autographen von Fürsten des Hauses, meist e.Br.m.U.
(300.—)
Louis Philippe, König der Franzosen (3; 2 e.Br.m.U. und 1 Br.m.U., 1817, 1826 und o.D., u.a. mit
der Bestellung des 2. Bandes „des Tableaux de la Suisse de Laborde“ und in einer Angelegenheit der
Ehrenlegion), seine Gemahlin Marie Amélie Therèse geb. Prinzessin Beider Sizilien (e.Br.m.U., Claremont House 1852, an Lord Amherst), sein zweiter Sohn Louis, Herzog von Nemours (e.Br.m.U.,
Boulogne 1833, an seine Mutter, mit Reiseeindrücken), seine Schwester Eugénie Adelaide (e.Br.m.U.,
St. Cloud 1840) und sein Enkel Gaston, Graf von Eu (e.Br.m.U., Laranjeiras 1865, südamerikanische Karten betreffend).
836 ÖSTERREICH. – FERDINAND I., Kaiser, dankte 1848 ab, 1793 – 1875. Br. m. U. u. E.
Wien 3.IV.1835. 11⁄2 S. 4o. Mit Trauerrand. Kleine Einrisse in der Bugfalte.
(250.—)
An (Königin Christine von Sizilien, die Schwester seiner Mutter), die er vom Tod des Erzherzogs Anton
unterrichtet.
„... Il a plu à la divine Providence de M’enlever hier à neuf heures et demi du soir après une courte
maladie inflammatoire Mon très cher Oncle, Son Altesse Impériale l’Archiduc Antoine, Grand Maitre
de l’Ordre Teutonique ...“
Einen Monat nach seiner Thronbesteigung geschrieben.
385
VI. Geschichte
(Österreich. – Ferdinand I.)
837 — — Br.m.U. „Ferdinando“. Schönbrunn 10.VIII.1839. 1⁄2 S. 4o. Lateinisch.
(200.—)
An eine Eminez, der er zur Erhebung in den Kardinalsstand gratuliert.
„für die nach Holstein bestimmten Truppen“
838 — FRANZ JOSEPH I., Kaiser, 1830–1916. E. Schriftstück m.U. (Paraphe). O.O. (19.X.
1863). 22⁄3 S. gr.-8o. Etwas gebräunt, minimale Faltenrisse. Tinte schwach durchschlagend.
(400.—)
An einen Vertrauten mit Anweisungen für den Kriegsminister Graf Degenfeld-Schonburg wegen seines künftigen Etats.
„Ich wünsche bei der morgigen Audienz des Kriegsministers seine Ansicht respective Bericht über folgende Punkte:
Ist mit dem Herrenhause alles festgestellt, um von demselben eine Wiederherstellung des Armee Budgets in denjenigen Punkten mit Sicherheit erwarten zu können, wo es von dem Kriegsminister
gewünscht wird?
Hat Graf Degenfeld Gelegenheit gefunden es unzweideutig auszusprechen, daß an dem Ordinarium
von 92 Millionen keine Abstriche gemacht werden, sondern alle Reduktionen auf das Extraordinarium geschoben werden? ...
Ist die Ergänzung an Pferden auf den Friedensstand derjenigen Batterien ..., die ihre Pferde für die
nach Holstein bestimmten Truppen abgegeben haben, angeordnet?
Sind die Vorarbeiten für die angeordnete Umwandlung der Stände der Fußtruppen so weit fertig, daß
die Maßregel baldigst durchgeführt werden kann?
Sind die hiezu erforderlichen Einleitungen in soferne sie Waffen, Ausrüstungsgegenstände und Monturen betreffen bereits im Gange?
Ist mit Sicherheit darauf zu rechnen, daß die neue Artillerie-Organisation ... in der früher bezeichneten Zeit durchgeführt sein wird?“
Einen Monat später, am 20. Januar 1864, brach der Deutsch-dänische Krieg aus.
839 — — Br.m.U. Troppau 24.X.1866. 11⁄3 S. gr.-4o (Doppelblatt). Mit geprägtem Wappen am
Kopf. Minimale Faltenrisse. Auf der vierten Seite ein gelöschter Vermerk.
(250.—)
An den schlesischen Landespräsidenten August Ritter von Merkl, zum Abschied aus Schlesien
geschrieben.
„... Ich bin in mein Herzogthum, zu Meinem lieben treuen Volke von Schlesien gekommen, um ihm
persönlich für sein ruhmwürdiges edles Benehmen in schwer bedrängter Zeit zu danken. Bei Meinem
Scheiden aus dem Mir so theueren Lande drängt es Mich, die dankbare Anerkennung mit um so
gerührterem Herzen zu wiederholen, als Ich während Meiner kurzen Anwesenheit neuerdings die
sprechendsten Beweise der Treue und Anhänglichkeit, und jener patriotischen Gesinnung erhalten
habe, die in dem innigen Verbande aller Länder und Völker Oesterreichs, in seiner Größe und Macht,
die einzige Grundlage der Wohlfahrt des engeren Vaterlandes erblickt.“
Am 3. Oktober war mit dem Frieden von Wien der Deutsch-dänische Krieg beendet worden.
840 — — Eigenh. Vermerk m. U. (Paraphe), o. O. u. D., auf einer „A[ller]u[nterthänigsten]
Meldung“ des Obersthofmeisters Fürst Konstantin Hohenlohe-Schillingsfürst, o. O. (um
1873), 1 S. folio.
(180.—)
Der Obersthofmeister ersucht auf seine Meldung um eine Entscheidung: „Soeben meldet sich Maler
L e n b a c h bei mir. Er bittet a[ller]u[nterthänigst] um zwei Sitzungen. / Ich bitte um die allerhöchsten Befehle.“
Der Kaiser entscheidet: „Ich habe vor nächster Woche keine Zeit und bitte mich Montag wieder zu
erinnern.“
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VI. Geschichte
Nr. 838
Kaiser Franz Joseph I.
387
VI. Geschichte
(Österreich. – Franz Joseph I.)
841 — — Urkunde m.U. Wien 13.X.1909. 7 S. folio. Pergament. Mit ganzseitiger Wa p p e n m a l e r e i in Gold, Silber und Farben (sign. „F. Junginger“). Text kalligraphisch gestaltet
in Schwarz, Blau, Rot und Gold, die erste Seite mit den lithogr. Wappen des Kaisers und
einer Darstellung der Austria, die übrigen Seiten mit lithogr. Bordüren. Wohlerhaltener
Purpur-Samtband mit seidenen Spiegeln, goldgeprägtem Wappen auf dem Vorderdeckel
und an goldener Kordel hängendem großem Wachssiegel in vergoldeter Messingkapsel
(leichte Korrosionsspuren).
(600.—)
Pracht-Urkunde: Erhebung in den Grafenstand für den Haus- und Außenminister Alois Freiherrn
L e x a v o n A e h r e n t h a l . – Mit Gegenzeichnung des Innenministers Guido Frhr. v. Haerdtl.
842 OSTFRIESLAND. – (BENTINCK, Charlotte Sophie Reichsgräfin von, Gemahlin des Reichsgrafen William von B. zu Rhoon, Pendrecht und Terrington, Präsident des Rates der Staaten
von Holland und Westfriesland; Erbtochter des Grafen Anton II. von Aldenburg, Herrin der
Erbherrschaften Knyphausen und Varel; Vertraute Voltaires, eine der interessantesten Fürstinnen des 18. Jahrhunderts, 1715–1800.) – 52 an sie gerichtete Briefe (meist Br.m.U.u.E.)
überwiegend von Angehörigen deutscher Fürstenhäuser. Durchweg aus dem Dezember 1770.
Zusammen über 100 S. folio und 4o. Vielfach mit Adressen und (prachtvollen) Siegeln.
(800.—)
Durchweg Kondolenzbriefe zum Tod ihrer Mutter, der Gräfin Wilhelmine Maria von Aldenburg geb.
Prinzessin von Hessen-Homburg, die am 25.XI.1770 zu Varel verstorben war. – Gräfin Bentinck, die
in persönlichem und brieflichem Kontakt mit vielen bedeutenden Zeitgenossen stand, lebte seit 1767
in Hamburg, Jungfernstieg Nr. 3.
Darunter die – vielfach regierenden – Fürsten und Fürstinnen Friedrich August von Anhalt-Zerbst,
Karl Friedrich und Caroline von Baden, Karl I. und August Wilhelm von Braunschweig-Bevern
(preuß. Gen. d. Inf.), Charlotte Amalie von Dänemark, Ludwig IX. und Georg von Hessen-Darmstadt, Friedrich V. von Hessen-Homburg (Hölderlins Brotgeber), Friedrich II. von Hessen-Kassel,
Wilhelm von Hessen-Philippsthal, Konstantin von Hessen-Rotenburg und fünf weitere hessische
Fürsten und Fürstinnen, Ludwig von Hohenlohe-Bartenstein, Friedrich Christian von Holstein-Sonderburg-Augustenburg (Schillers Wohltäter) und sein Bruder Emil August, Friedrich von Mecklenburg-Schwerin, Charlotte Amalie von Sachsen-Meiningen sowie Friedrich und Wilhelm zu Schaumburg-Lippe,
fernerWilhelm von Ahlefeld (Kopenhagen), Fürst Colloredo (Wien), Christian Friedrich von Derschau (Regierungspräsident in Aurich), zwei Mitglieder der Familie Danneskiold-Laurwig (Kopenhagen), Graf Hane (Leer; eigenh.), Juliane Sophie Gräfin Holck geb. Gräfin von Danneskiold-Laurwig
(Eckernförde), Carl Philipp Freiherr zu Inn- und Knyphausen (Lütetsburg; eigenh.), Georga Margarethe (eigenhändig) und Karl I. zu Leiningen-Westerburg, Rochus Friedrich Graf zu Lynar (Lübbenau) und drei Mitglieder der Familie von Wedell (Appenrade, Boller und Ewenburg).
Beiliegend ein e. Briefentwurf der Gräfin Bentinck an eine hochgestellte Persönlichkeit am dänischen
Königshof (Dezember 1770).
Das Konvolut ist auch durch die unterschiedlichen Kondolenztexte sowie die verschiedenen Titulaturen und Schlußformeln höchst bemerkenswert.
843 PÄPSTE. – BONIFAZ IX., vormals Pietro Tomacelli, reg. 1389–1404. Bulle. Rom, „apud
Sanctum Petrum“, „7. Idus Aprilis Pontificatus nostri Anno Quarto“ (7.IV.1393). 1 S. quergr.-folio. Pergament. Kleinere Moderschäden (geringe Textverluste). Ohne das Siegel.
(350.—)
Bestätigung der Privilegien des 1163 gegründeten Klosters des Ritterordens vom Heiligen Grab zu
Jerusalem in Miechów in der Diözese Krakau.
Aus der Zeit des S c h i s m a s . – S e h r s e l t e n .
388
VI. Geschichte
844 — CLEMENS X., vormals Emilio Altieri, 1590 – 1670 – 1676. Bulle. Rom, Idibus Julii
(15.VII.) 1672. 1 S. quer-gr.-folio. Pergament. Etwas braunfleckig, kleine Wurmspuren.
An rot-gelber Seidenschnur anhängend ein nicht zu dieser Urkunde gehörendes Bleisiegel
des Papstes Pius IV.
(120.—)
Heiratsdispens für ein Brautpaar, dem die Ehe wegen zu naher Verwandtschaft verboten war.
845 — INNOZENZ XII., vormals Antonio Pignatelli, verbot den Nepotismus, 1615 – 1691 –
1700. Bulle. Rom, Nonis Decembris (5.XII.) 1691. 1 S. quer-kl.-folio. Pergament. Kleines
Loch. An rot-gelber Seidenschnur anhängend ein nicht zu dieser Urkunde gehörendes Bleisiegel des Papstes Pius VII.
(120.—)
An den Generalvikar des Bischofs von Trient. Heiratsdispens für ein Brautpaar, dem die Ehe wegen
zu naher Verwandtschaft verboten war. – Aus dem ersten Jahr seines Pontifikats.
846 — CLEMENS XII., vormals Lorenzo Corsini; öffnete die Kapitolinischen Sammlungen für
das Publikum und begründete damit das erste öffentliche Museum der Welt, 1652–1730–
1740. Breve. Rom 21.XI.1737. 1 S. quer-schmal-folio. Pergament. Mit Spuren des Fischerring-Siegels. Leicht fleckig.
(200.—)
A b l a s s b r i e f . – Verkündung eines Ablasses für alle Christen („vere poenitentibus et confessis“), die
am Geburtstag Johannes des Täufers die ihm gewidmete Kapelle „prope Oppidum Schtargstad Reginorhadecensis Diocesis“ (wohl Starkstadt in der Diözese Königgrätz) aufsuchen, um für die Eintracht
der Christenheit und die Ausrottung der Häresie zu beten.
847 — BENEDIKT XIV., vormals Prospero Lambertini, Förderer der Naturwissenschaften,
„Papst der Gelehrten“ (Maupertuis), 1675–1740–1758. Br.m.U.u.E. und dreizeiligem e.
Zusatz. Ancona 13.VII.1729. 2 S. kl.-folio. Schwach fleckig.
(300.—)
Als Erzbischof von Ancona an die Marchesa Eleonora Bentivoglio Albergati in Bologna, bei Übersendung von Kopien der Briefe, die er „sopra il noto affare“ geschrieben habe.
„... Il P[ad]re Generale de’ Domenicani ... risponde nella maniera che V[ostra] S[ignoria] Ill[ustrissi]ma vedrà nella sua lettera, che pure Le trasmetto ...“
Aus dem eigenhändigen Zusatz: „... Scriverò altresi al Sig. Cardinale Suo Zio, che non s’impegni in
cosa nessuna col Sig.r C. Pirro ...“
Bei dem erwähnten Oheim der Adressatin handelt es sich um den Apostolischen Nuntius in Paris, Kardinal Cornelio Bentivoglio. – Eine vollständige Abschrift liegt bei.
848 — — Br.m.U.u.E. Bologna 22.XII.1738. 1 S. folio. Leicht fleckig.
(150.—)
Als Kardinal-Erzbischof von Bologna an Giancarlo Antonelli in Tigliole, dessen Glückwünsche zum
Weihnachtsfest er erwidert.
389
VI. Geschichte
(Päpste)
849 — PIUS VI., vormals Gian Angelo Braschi; erlebte die Aufhebung des Kirchenstaates
(1798) und starb in französischer Gefangenschaft, 1717–1775–1799. Breve. Rom, „apud
S. Petrum“ 18.IV.1785. 1 S. quer-gr.-folio. Pergament. Mit Rest des Fischerring-Siegels und
Adresse. 2 Nagellöcher.
(150.—)
Zulassung zur Priesterweihe für den Kleriker Vincenzo Chiricozzi.
850 — GREGOR XVI., vormals Bartolomeo Alberto Cappellari, 1765–1831–1846. Br.m.U.
„Gregorius PP. XVI.“ Rom 9.VII.1831. 3⁄4 S. gr.-4o. Lateinisch. Mit Siegel (verdrückt) und
Adresse. Etwas fleckig.
(300.—)
An den päpstlichen Protonotar Cajetan Zenobius Contri in San Giminiano, dessen Glückwünsche zur
Papstwahl er erst jetzt, nach der Niederschlagung der Carbonari-Unruhen („maximis ex nefaria
impiorum hominum conspiratione curis angeremur“), entgegennehmen könne.
Die Unruhen, die seine Wahl am 2. Februar überschattet hatten, waren durch das Eingreifen österreichischer Truppen vorübergehend unterdrückt worden.
851 — — Bulle. Rom, 3. Idus Julii (13.VII.) 1831. 1 S. quer-imp.-folio. Pergament. Mit kalligraphiertem Namenszug am Kopf. Ohne das Siegel.
(180.—)
Verleihung einer Pfründe von 10 Goldgulden („decem florenum auri“) an Giuseppe Pellati, „prepositus secularis“ der Kirche Sta. Maria Maioris in Valenzia (Diözese Alessandria, Piemont). – Drei
Monate nach seiner Wahl zum Papst (am 2.II.1831) ausgestellt.
852 — PIUS IX., vormals Giovanni Maria Mastai-Ferretti, verkündete die Dogmen der päpstlichen Unfehlbarkeit und der unbefleckten Empfängnis, 2000 seliggesprochen, 1792–1846–
1878. Br.m.U.u.E. „Servitor vero / G.M. Card. Mastai“. Imola 23.XII.1842. 1 S. folio. Mit
Siegel und Adresse.
(200.—)
Als Bischof von Imola an den Advokaten Lorenzo Liverani in Rom, dessen Glückwünsche zum Weihnachtsfest er erwidert.
853 — PIUS X., vormals Giuseppe Sarto, 1954 heiliggesprochen, 1835–1903–1914. Portraitphotographie mit e. Segensspruch m. U. auf dem Untersatzkarton. O. O. u. D. Ca. 31,8 ×
24 cm, Größe der Darstellung ca. 21×15,9 cm. Aufnahme leicht oxydiert und mit kleinen
Schabstellen, Unterlage leicht fleckig.
(200.—)
Ganzbild en face, die Rechte zum Segen erhoben; darunter der eigenhändige Segensspruch „Deus sit
tibi propitius et clemens / Pius PP. X“.
854 — PAUL VI., vormals Giovanni Battista Montini, 1897 – 1963 – 1978. Br. m. U. „† GB.
Card. Montini / Arciv[escovo]“. Mailand 26.V.1961. 1 S. gr.-4o. Mit Kardinalswappen in
Rotdruck am Kopf. Ränder schwach gebräunt, Nadelspuren.
(300.—)
Als Kardinal-Erzbischof von Mailand an den italienischen Ministerpräsidenten Amintore F a n f a n i ,
bei dem er sich für die Auszahlung der eingefrorenen staatlichen Zuschüsse für die kirchliche Einrichtung „Pro Juventute“ einsetzt.
„... pregandoLa di dare disposizione affinchè siano eseguiti i pagamenti, sospesi dal 30 settembre
1959, dovuti alla Fondazione stessa dal Ministero della Sanità, per l’ammontare, mi dicono, per oltre
un milliardo di lire ...“ – Am Kopf ein dreizeiliger Bearbeitungsvermerk (Bleistift).
390
VI. Geschichte
855 — JOHANNES PAUL II., vormals Karol Wojtyla, 1920–1978-2005. Portraitdruck mit e.
Namenszug auf der Rückseite. Mit Umschlag; Poststempel: Krakau 29.XI.1969. (200.—)
Brustbild als Kardinal und Erzbischof von Krakau.
856* PFALZ. – FRIEDRICH III., der Fromme, Kurfürst a.d.H. Simmern; trat vom Luthertum
zum Calvinismus über, 1515 – 1576. Br. m. U. Heidelberg 31.VII.1571. 11⁄3 S. folio. Mit
papiergedecktem Siegel und Adresse. Rechter Rand mit leichten Feuchtigkeitsschäden.
(400.—)
An seinen Sohn, den späteren Kurfürsten Ludwig VI., damals Statthalter der Oberpfalz in Amberg,
mit Anweisungen „Inn der Chambischen sachen“, nämlich dem Streit mit Herzog A l b r e c h t V. von
Bayern um die Grenze zwischen dem (pfälzischen) Amt Cham und dem (bayerischen) Amt Kötzting.
„... Wollen Unnß darauff verstehen, er, soviel an Ime ist, ... an trewem vleiß nichts erwinden lassenn
werdt, unnd als eben dise tag unser freundlicher lieber vetter unnd bruder, herzog Albrecht p. hierunder anmhanung gethan, Wir auch sein L[iebden] darauf wider beantworttet ...“
Sehr selten.
857* — LUDWIG VI., Kurfürst, Sohn Friedrichs III., 1539–1583. Br.m.U. Heidelberg 12.XI.
1580. 2 S. folio. Mit Siegelspur und Adresse.
(400.—)
A n K a i s e r R u d o l f I I . , bei dem er sich für den Grafen Hermann Adam zu Solms, Domkapitular zu Köln und zu Straßburg, einsetzt. Der Graf bitte, ihn mit der Präpositur zu Frankfurt a.M. zu
bedenken, die „weiland sein Vatter seeliger von auch weiland E. Key. Matt. geliebsten Herrn Vattern
... Keyser Ferdinando p. und Keyser Maximiliano dem andern p.“ erhalten, und die zuletzt sein verstorbener Bruder Reinhard inne gehabt habe. – Mit Erwähnung des Gegenkandidaten Philipp Kratz
von Scharfenstein, Domkapitular zu Mainz.
Sehr selten.
858* — FRIEDRICH IV., Kurfürst, Sohn Ludwigs VI., 1574–1610. Br.m.U. „Friderich Pfaltzgrave Churfurst“. Heidelberg 6.II.1593. 4 S. folio. Kleine Faltenrisse. Mit Siegelrest und
Adresse auf dem Umschlag.
(350.—)
An den Reichskammerrichter Eberhard von Dienheim, Fürstbischof von Speyer, dem er den Fall des
Kirchendieners Kroll in (Kaisers-)Lautern vorträgt, dessen Ehefrau von ihrem inzwischen verstorbenen Stiefvater um ihr „ererbt Patrimonium“ betrogen worden sei. Da die – als Landesherren der
Beklagten zuständigen – Grafen von Sayn untätig blieben und der Kläger schon „ettlich unndt viel
Jar“ vertröstet werde, „ist demnach ahn Euch unnser freundlich, günstig, und gnedig gesinnen, Ihme
Supplicirenden Crollio uff diesen Unnsern bericht zu erlangung ... unverzüglichen Rechtens, mit ertheilung gepettener Promotorialium, oder was sich sonsten ... von Rechtswegen diesfalls äignet ...
verhülfflich zuerscheinen ...“ – Erwähnt seinen „gewesenen Vormundt, Herrn Johann Casimir
Pfaltzgraven &c“.
Sehr selten.
391
VI. Geschichte
(Pfalz)
859* — KARL I. LUDWIG, Kurfürst, Sohn des „Winterkönigs“, Vater der „Liselotte“, 1617–
1680. Br.m.U.u.E. „EL Dienstwilliger trewer Vetter Und gevatter allzeit / Carl Ludwig“
sowie vierzeiliger e. Nachschrift. Friedrichsburg 30.XI.1678. 2 S. folio. Leicht gebräunt,
Unterrand beschnitten. Kleiner Sammlungsstempel.
(300.—)
An einen Fürsten, dem er zur Geburt eines Sohnes gratuliert.
Die eigenhändige Nachschrift lautet: „Mit E[uer] L[iebden] permission wolte ich hiemit auch meine
dienstf[ällige] congratulation bey dero Gemahlin L[iebden] abgelegt haben.“
„vertrewlich“
860 — WOLFGANG, Pfalzgraf von Zweibrücken und Neuburg; Verbündeter der Hugenotten,
1526–1569. Br.m.U. Zweibrücken 29.X.1568. 2⁄3 S. folio. Leicht gebräunt, kleine Randläsuren.
(300.—)
Wohl an einen Unterhändler („Wolgeborner lieber getrewer“); Beglaubigungsschreiben für seinen
Gesandten Ruprecht S c h w e b e l .
„... Wir haben ... unnsern Kammerschreiber zu Zwaipruckh ... Ruprecht Schwebeln zu dir abgeferttiget, unsern wegen sachen bey dir inn der Person vertrewlich antzupringen ..., wie du mundtlichen vonn
ihme vernehmen würst. Gnedig gesinnendt, wollest ime dißmahls gleich uns selbs glauben zustellen ...“
An diesem Tag unterzeichneten die Führer der Hugenotten, der Prinz von Condé und der Admiral de
Coligny, den im September mit dem Pfalzgrafen ausgehandelten Vertrag über die Bereitstellung seines Unterstützungsheeres.
Sehr selten.
861* POLITIKER, Diplomaten, Gelehrte u.a. – 40 e. Albumblätter. Erste Hälfte 20. Jahrhundert. 38 S. gr.-folio (einheitliche Karton-Bögen).
(500.—)
Die Sammlung enthält vielfach längere Sentenzen und steht wohl mit dem V ö l k e r b u n d in Zusammenhang.
Darunter Juliette Adam (e. Namenszug unter einer ganzseitigen Portraitzeichnung), Walter Breisky,
Viktor Dankl von Krásnik, Hans Driesch, Konstantin Dumba, Auguste Forel (e. Namenszug unter
einer ganzseitigen Portraitzeichnung), Richard Freund, Hellmut von Gerlach, Leopold von Hoesch,
Max Hoffinger, Erich Koch-Weser, Maxime von Krassny-Krassien, Alexander von Krobatin, Richard
Lewinsohn, Paul Löbe, Albert von Mensdorff, Carl Mertens, Andreas Michalakopoulos (e. Namenszug unter einer ganzseitigen Portraitzeichnung), Richard Reich, Fritz Röttcher, Johann Schober,
Walther Schücking, Ignaz Seipel, Ernst Streeruwitz, Josef Strzygowski, Ernst Trendelenburg, Carl
Vaugoin, Hermann Vries de Heekelingen, Hans Wehberg, Heinrich Wieland und Ernst Ziehm.
Beiliegend je 1 e. Albumblatt (folio) von Wilhelm K i e n z l sowie des österreichischen Industriellen
Arthur Krupp.
392
VI. Geschichte
Nr. 862
Urkunde des Markgrafen Ludwig I. von Brandenburg
und der Herzoge von Pommern
a.d.J. 1327
393
VI. Geschichte
862 POMMERN. – Urkunde von 5 Bevollmächtigten („dedinghes lude“) des Markgrafen Ludwig
I. von Brandenburg und der Herzoge von Pommern. O.O., „an sunte Gregorius avende“
(11.III.) 1327. 1 S. kl.-folio. Pergament. Von den ursprünglich 5 Siegeln sind die beiden
ersten fast vollständig, das fünfte zu einem großen Teil erhalten (Fehlstellen sachgerecht
ergänzt); von den beiden übrigen Siegeln sind nur Reste der Presseln erhalten. (6.000.—)
Graf Hermann von Naugard und die Ritter Nikolaus von Pansin, Dietrich Block, Ludwig von Wedel
und Borke als Bevollmächtigte des Markgrafen von Brandenburg und der Herzoge von Pommern
erklären, daß ihre Verhandlungen in Stargard über das strittige Lehnsverhältnis Pommerns zu Brandenburg zu keinem Ergebnis geführt hätten, weshalb sie den Streit dem Hochmeister des Deutschen
Ordens in Preußen („homester van Prucen“) zur Entscheidung vorlegten.
Ein Streitpunkt war der Heimfall des Landes Lippehne an das Bistum Kammin nach dem Aussterben
der brandenburgischen Askanier (1320) und der Belehnung des Wittelsbachers Ludwig I. mit der
Mark. „... Vortmer de biscop van Kamin unde des stichtes unde der herthoghen man, de spreken
uppe dat lant tu Leppene, dat hadden se deme markgreven vorkopht bi sineme levende, nu he dot is
unde ervelos vorstorven is, nu dunkit eme dat eyn recht sin, dat it eme weder anghestorven se. Nu
spreken de Markeschen alsus dar weder, dat dat lant tu Lippene kophte de markgreve rechtliken
unde redeliken, unde heft it vorghulden, unde spreken also, dat hit scholde hebben van deme rike.
Dar spreken si weder van der herteghen weghene also unde des stichtes, si scholden it van dem goteshuse hebben ...“
1329 brach der Pommersch-brandenburgische Krieg aus, der 1333 mit dem Frieden von Lippehne
beendet wurde; 1338 erlangte Herzog Barnim III. die Anerkennung der Reichsunmittelbarkeit Pommern-Stettins durch Kaiser Ludwig IV.
Pommersches Urkundenbuch Band 7 Nr. 4292. – So bedeutende Urkunden des frühen 14. Jahrhunderts in deutscher Sprache sind v o n g r ö ß t e r S e l t e n h e i t .
Siehe die Abbildung auf Seite 393.
863 PORTUGAL. – Könige und Königinnen. 6 Autographen, meist Br.m.U.
(250.—)
Die Königinnen Maria I. (1778, an Kardinal Bonaccorsi) und Maria II. da Gloria (e. Billett m.U., an
ihren Minister, den Herzog von P a l m e l l a , mit Vermerk von dessen Hand), König Ludwig I. (2; 1866
an den coburgischen Sekretär Adam Seitz, den er zum Kommandeur des Christus-Ordens ernennt;
1887 an Kardinal M e l c h e r s ), seine Gemahlin Maria Pia geb. Prinzessin von Italien (1889, an denselben) und König Karl I. (e. Br.m.U., 1886, als Kronprinz an den Gesandten im Vatikan, Martens
Ferrao, seinen ehemaligen Lehrer, dem er den Tod seines Großvaters, Herzog Ferdinand von Sachsen-Coburg-Gotha, anzeigt).
„wegen der orangischen Leüthe“
864 PREUSSEN. – FRIEDRICH I., der erste König, als Friedrich III. letzter Kurfürst von Brandenburg, 1657–1713. Br.m.U. Schönhausen 25.VIII.1704. 2 S. folio. Mit papiergedecktem
Siegel und Adresse. Kleine Rand- und Faltenschäden, etwas braunfleckig.
(350.—)
An die „Commissarios, wegen dem Etablissement der orangischen Refugyrten“ (Regest). – Im Vorjahr waren die Protestanten aus dem Fürstentum Orange ausgewiesen worden. König Friedrich I.
hatte sich bereiterklärt, sie in Brandenburg aufzunehmen.
„... Uns ist gebührend vorgetragen worden, was Ihr wegen der orangischen Leüthe, so zu Aschersleben établiret werden sollen, in Eüerem Memorial ... vorgestellet. Weilen nun so schlechte apparentz,
daß das vorhabende établissement zu gedachtem Aschersleben glücklich reussiren werde, so wirdt am
allerbesten seyn, daß Euerem Vorschlag nach diese Leüthe von Aschersleben weg, und nach Unserer
Stadt Burg hingebracht und daselbst établiret werden mögen: weshalb Ihr dan auch ohne Zeit-Verlust die Anstalt zu machen, daß solches je eher je lieber geschehen ... möge ...“
Mit Gegenzeichnung des Präsidenten des Berliner Konsistoriums, Daniel Ludolf Frhrn. von Danckelman. – Die „Commissarios“ waren die Hof-, Kammer-, Ober-Gerichts- und Legationsräte sowie Obristen, Sekretäre und Archivare Otto Carges, Hermann Cochius, Jean Drouet, Charles de la Grivillière,
Charles Baron de Lubières und Carl Gustav Merian sowie der Prediger Charles Petit.
Beiliegend die offizielle zeitgenössische französische Übersetzung (1 S. folio).
394
VI. Geschichte
865 — FRIEDRICH WILHELM I., der „Soldatenkönig“, 1688–1740. Br.m.U. Berlin 26.VI.
1714. 11⁄2 S. folio. Mit papiergedecktem Siegel und Adresse. Kleine Randschäden und Einschnitte, etwas angestaubt.
(300.—)
An den Hof- und altmärkischen Quartalsgerichtsrat sowie Ober-Appellationsgerichtsrat Johann Wolfgang Bewert wegen „einiger Orangeois, die aus S[eine]r Königl[ichen] M[ajestä]t Landen sollen wegziehen wollen“ (Regest).
„... So haben Wir allerg[nä]d[ig]st gut gefunden, weilen Euch dieser Leute Zustandt und über einund anderes führende Klagten am besten bekant, Ihr auch ohnedem deshalb bereits gewiße Commission habt, Euch darneben noch diese absonderlich aufzutragen, daß Ihr nemblich mit Zuziehung einiger anderer dazu bequehmer Subjectorum Teutscher oder frantzösischer Nation, die Ihr Selbst,
Eures Gefallens dazu erwehlen könnet, und die Wir nicht weniger als Euch dazu hiedurch absonderlich authorisiret haben wollen, diese Sache unverzüglich vornehmet, und Euch gesambter Handt auf
das genaueste erkundiget, ob unter ermelten Orangois Einige vorhanden, die Unsere Lande verlaßen
und davon ziehen wollen, auf welchen Fall den derselben dazu habende Uhrsachen und führende
Beschwerden genau examiniret werden müßen, umb ... sofort zu remediren ...“
Bewert wurde 1716 Direktor des Französischen Obergerichts in Berlin.
Beiliegend eine gedruckte Urkunde m. U. von Prinz Eitel Friedrich von Preußen (Potsdam 1923).
„die Veränderlichkeit der menschlichen Freundschafft“
866 — — Br.m.U. „FWilhelm“. Potsdam 12.II.1736. 1 S. gr.-4o. Heftspuren am linken Rand,
etwas gebräunt.
(800.—)
A n s e i n e n S o h n , den späteren König Friedrich II., dem er auf „Euer Schreiben vom 8ten dieses“
Monats antwortet.
Er sei mit dem Kronprinzen „völlig ... einig in denen Gedanken so Ihr über die Veränderlichkeit der
menschlichen Freundschafft bey veränderlichen Umständen heget. Das present so Ihr mir von dem
schönen Muscat-Wein gemacht, ist mir recht angenehm gewesen, und habe Ich schon angefangen,
Eurer gesundheit Mich dabey zu erinnern. Ich bin allezeit mit ersinnlichster Liebe / Mein Lieber Sohn
/ Euer Sehr wohl affectionirter und getreuer Vater ...“
867 — — Urkunde m.U. „FrWilhelm“. Berlin 30.I.1737. 2 S. folio. Mit papiergedecktem Siegel
(etwas durchschlagend) über schwarz-weißer Seidenschnur. Leicht fleckig. Stempelpapier.
(300.—)
„Bestallung zum Professore Theologiä Extraordinario bey der Theologischen Facultät zu Halle vor
den Adjunctum Johann George Knappe“ (Regest).
Der Theologe Johann Georg Knapp (1705–1771) war von 1769 bis 1771 Direktor der Franckeschen
Stiftungen in Halle.
Mit Gegenzeichnung von Samuel Freiherrn von Cocceji.
395
VI. Geschichte
(Preußen)
„ein fauler und Schlamplichter Kerel“
868 — FRIEDRICH II., der Große, König, 1712–1786. Eigenh. Randvermerk m.U. „Fch“ unter
einer Eingabe des Leitenden Ministers des II. Departements des Generaldirektoriums und
Präsidenten der kurmärkischen Kriegs- und Domänenkammer, Franz Wilhelm von Happe,
Berlin 29.I.1742, 1 S. gr.-folio. Leichte Randläsuren, am Rand leicht wasserfleckig.
(1.600.—)
Der Minister teilt mit: „Die reformirte Kirche zu Braunsberg unterm Amte Ruppin ist dergestalt
baufällig, daß der Gottes-Dienst darinn ohne Lebens Gefahr nicht mehr gehalten werden kann, sondern der Prediger solchen in seinem Hauße verrichten muß.
Dahero dann die Churmärksche Krieges- und Domainen-Cammer von einer daselbst unumgänglich
zu erbauenden neuen Kirche nebst einem kleinen Thurm, den Riß und Anschlag des Bau-Directoris
Kemmeter übergeben, nach welchem die dazu erforderliche Kosten ohne die, von der Gemeinde dazu
zu verrichtende Spann- und Hand-Dienste, sich auf 579 rthlr ... belauffen, welche gedachte Cammer
... aus der Extraordinarien Casse allergnädigst zu accordiren bittet.“ – Mit Gegenzeichnung u.a. von
Friedrich August von Boden, Leitender Minister des III. Departements des Generaldirektoriums.
Der König vermerkt am Rand: „Kempter ist ein fauler und Schlamplichter Kerel / es sol ein ander
Baumeister den anschlach machen / 800 f Sol albrecht tzahlen“.
Der kurmärkische Baudirektor Johann Gottfried Kemmeter (gest. 1748) war von König Friedrich Wilhelm I. mit dem Umbau des Schlosses Rheinsberg beauftragt worden. Vollendet wurde der Bau jedoch
durch Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff, der zum engen Freundeskreis Friedrichs des Großen
gehörte.
869* — — Br. m. U. „Fch“. Berlin 18.IX.1742. 1 S. folio. Etwas braunfleckig, kleine Defekte
teilweise repariert.
(250.—)
An die Regierung zu Halberstadt, die er von der Ernennung des Johann Friedrich Koch „zu Unserm
dortigen Regierungs-Rath“ unterrichtet.
870 — — Br.m.U. „Frch“. Potsdam 16.I.1747. 1⁄2 S. 4o. Minimal gebräunt und fleckig. (350.—)
„An den Regierungs-Praesident v Vlotho zu Magdeburg“, der ihm den Tod eines Beamten gemeldet
hatte.
Es sei „der Regierungs Rath Morgenstern, welcher von dortiger Regierung nach Stettin mit deputiret worden, durch einen unglücklichen fall daselbst ums Leben gekommen ... Es thut Mir solches um
so mehr leid, da Ihr demselben das Zeugniß eines geschickten, fleißigen und redlichen Mannes gebet.
Ich werde aber dafür sorgen, daß in deßen Platz ein ander tüchtiges Subjectum wieder bestellet werden möge ...“
Der König unterzeichnet mit schwungvollem großem Namenszug.
396
VI. Geschichte
Nr. 868
Friedrich der Große
397
VI. Geschichte
(Preußen. – Friedrich der Große)
„nous autres charlatans“
871 — — E.Br.m.U. „Federic“. (Potsdam) 10.IV.(1747). 1⁄2 S. 4o. Leicht gebräunt und fleckig.
(6.000.—)
An Pierre Louis Moreau de M a u p e r t u i s , den Präsidenten der Berliner Akademie, den er mit dem
Orden P o u r l e m é r i t e auszeichnet und dem er seine „Denkwürdigkeiten zur Geschichte des Hauses Brandenburg“ sendet.
„Vous resevréz par cette Lettres trois choses d’un Genre bien diferent, L’une c’est de Cette monoye à
laquelle la Vanité des hommes à donnée le Cours, et dont nous autres charlatans nous servons pour
aquitér des Servisses resseux, c’est une fumée dont l’orgueil se nourit, et comme cet alliment n’a nule
substence / Les peintres ont Imaginéz que l’orgeuil devoit etre maigre et decharné, de la Vient qu’ils
personifient Cette passion sous une figure desechée et de Spectre; L’autre Chose que je Vous envoye
regarde le Benefice de Votre frere et Vous pouvéz Voir que Monsieur Boyér est en fait de Civilité tel
que Vous le Conoiséz en fait d’Education; La troissieme Pièce que je Vous donne est un Morceau accademique par lequel je suplie à la paresse des Dargens, francheviles et peloutiérs. C’est L’Histoire de
quelque petite Insecte qui rampe sur la Surface de ce Globe que Vous mesuréz; une piece de Cette
Nature est pour un Géometre de Votre Ordre, comme grisgris pour un Turene; mais sachéz que n’est
pas Geometre qui Veut, que Vos Equations Algebriques m’epouvantent, que Votre Calcul Integral me
paroit Impenetrable, et que pour allér à Athenne il faut se sentir des Dispositions attiques ...“
Seit längerem von Friedrich dem Großen berufen, hatte Maupertuis im vergangenen Jahr das Amt des
Präsidenten der Berliner Akademie angetreten. – Im Jahre 1736 hatte er im Auftrag König Ludwigs
XV. eine Expedition nach Lappland unternommen; es sollten – zeitgleich mit der Expedition unter La
Condamine, Bouguer und Godin im heutigen Ecuador – genaue Gradmessungen vorgenommen werden, um Newtons Annahme, daß die Pole der Erde abgeplattet seien, zu bestätigen. Sein Werk „Sur
la figure de la terre“ war 1738 in Paris erschienen.
„die Bäckers zu Potsdam“
872 — — Br.m.U. „Fch“. Berlin 30.XII.1753. 1 S. 4o. Gebräunt; ringsum etwas beschnitten.
(400.—)
An Oberst Wolf Friedrich von R e t z o w, den späteren General, der die Oberaufsicht über die Verpflegung und die Magazine der preußischen Armee innehatte.
„... Nachdem die mehreste derer Bäckers zu Potsdam ... gebethen haben, daß ihnen zu ihrer conservation ... einiges Getrayde zum verbacken aus Meinen Magazinen vor Bezahlung überlaßen werden möchte ... So ... ist Mein Wille, daß wann die Bäckers zu Potsdam nicht allein recht gutes wohl
ausgebackenes Brodt backen, sondern auch den Verkauff des Brodtes an dortige Garnison vor so billige Preyße stellen wollen, als wie ohngefehr diese solches jetzo aus Meiner dort angelegten Bäckerey
haben kann, alsdann die dort von Mir ad interim angelegte Bäckerey vor dortige Garnison wiederum aufhören ... und denen Bäckern hingegen den Verkauff des Brodtes überlaßen, zu gleich auch
ihnen einiges Getrayde zur Beyhülfe aus den Magazinen gegen die geordnete Preyße verkauffet werden soll ...“
873 — — 2 Br. m. U. Potsdam 16.VI.1767 und Berlin 23.XII.1773. Je 1⁄3 S. 4o. Ein Brief mit
Trauerrand.
(500.—)
An Generalmajor Graf von Lottum.
1767. „... Ich habe Eueren Brieff vom 9. dieses erhalten, und danke Ich Euch für die darinn, über
das Sujet des Chevalier de la Vayssiere, Mir gegebene Eclaircissements ...“ 1773. „... Ich habe mit
Eurem Berichte vom 24ten dieses die beyden Seelen Listen von der hiesigen Garnison erhalten, und
Euch darauf zu vermelden nicht unterlaßen wollen, daß Ich mit dem darin verzeichneten Plus gantz
wohl zufrieden gewesen ...“
874 — — Br.m.U. „Fedéric“. Potsdam 15.XI.1769. 1⁄4 S. 4o. Minimale Faltenrisse.
Der König bedankt sich für die Übersendung von „beaux fruits d’Espagne“.
398
(250.—)
VI. Geschichte
Nr. 871
Friedrich der Große
399
VI. Geschichte
(Preußen. – Friedrich der Grüße)
875 — — Urkunde m.U „Frdch“. Berlin 30.XII.1777. 2 S. folio. Mit schönem papiergedecktem
Siegel über schwarz-weißer Seidenschnur. Siegel schwach durchschlagend. Auf Stempelpapier.
(500.—)
„Bestallung als Professor Theologiae extraordinarius für den Magister George Christian Knapp“
(Regeste).
Knapp, der Sohn des Hallenser Theologen und Direktors der Franckeschen Stiftungen Johann Georg
K., gilt als letzter Vertreter des Hallischen Pietismus; er trat 1785 ebenfalls in das Direktorium der
Stiftungen ein.
Die Urkunde ist gegengezeichnet vom preußischen Großkanzler Karl Abraham Freiherrn von Zedlitz.
876* — — E.Br.m.U. O.O.u.D. 1⁄3 S. 4o.
(1.200.—)
Charmanter Brief an eine Fürstin.
„Ma chere Niesse / Je prens la liberté de Vous envoyér une pettite marque de mon souvenir, je Souhaite qu’Elle puisse Vous estre agreable et que Vous ne jugiéz pas par cette bagattelle de Sentimens et de
l’estime avec laquelle je suis / Ma chere Niesse / Votre fidelle Oncle / Federic“.
877 — — ELISABETH CHRISTINE, Königin, seine Gemahlin, geb. Prinzessin von Braunschweig-Wolfenbüttel, 1715 – 1797. E. Br. m. U. „Elisabeht“. Berlin (2.I.?)1748. 3⁄4 S. 4o.
Respektblatt abgetrennt.
(500.—)
An eine Fürstin mit Neujahrswünschen.
„Ma chère Cousiene / Bien obliegée des Vos Bons Suhaits Pour le Rennouvelment de l’Anne j’y suis des
Plus sensieble et soyez Persuadée je ne fait pas moins des Voeux Pour Votre Conetentemens et sante ...“
878 — — — Urkunde m.U. Berlin 25.IX.1795. 1⁄2 S. gr.-folio. Mit prachtvollem Trauersiegel
(bekröntes Allianzwappen). Minimal gebräunt.
(200.—)
„Decharge“ für ihren Oberhofmeister Louis von Dorville von seinen früheren Funktionen als ihr Hofmarschall.
Dorville war ihrem 1793 verstorbenen Oberhofmeister Johann Ernst von Voß im Amt gefolgt.
879 — — HEINRICH, Prinz, sein Bruder und Heerführer, 1726–1802. Br.m.U. Rheinsberg
7.V.1787. 1⁄4 S. 4o. Mit Trauerrand. Minimale Heftspuren am linken Rand.
(150.—)
An den Kupferstecher Daniel B e r g e r.
„J’ai reçu ... cent épreuves de la planche que vous avés faites du Portrait de Madame la Marquise de
Sabran. J’y trouve réunie tout ce qui constitue une belle gravure, et je me fais un plaisir de vous en
témoigner mon entière satisfaction ...“
Aus der Sammlung Rötger; mit dessen Signatur in rötlicher Tinte.
400
VI. Geschichte
Nr. 883
Friedrich Wilhelm IV.
401
VI. Geschichte
(Preußen. – Friedrich der Große)
880 — — (FERDINAND, Prinz, jüngster Bruder Friedrichs des Großen, 1730 – 1813.) –
LUISE, Prinzessin, seine Gemahlin, geb. Markgräfin von Brandenburg-Schwedt; Mutter
des Prinzen Louis Ferdinand, 1738 – 1820. E. Br. m. U. Berlin 25.XII.1771. 1 S. kl.-4o.
(200.—)
An eine Königliche Hoheit mit dem Dank für Glückwünsche zur Geburt ihres Sohnes Prinz Heinrich.
„... Je viens de reçevoir La Lettre de Votre Altesse par la qu’elle elle me Témoigne Linteret qu’elles
prens à mon heureuse accouchément dun fils, et les voeux qu’elle fait pour le changément donnée qui
lun comme lautre me pénêtre de la plus parfaite Réçonnoissance ...“
Beiliegend ein Br.m. U. u. E. von Prinzessin Luise Amalie von Preußen geb. Prinzessin von Braunschweig-Wolfenbüttel, Berlin 1772, an ihre Schwester Prinzessin Therese, Äbtissin von Gandersheim.
881 — FRIEDRICH WILHELM II., König, 1744–1797. Br.m.U. „FWilhelm“. Berlin 10.II.1797.
1
⁄4 S. 4o. Trauerrand. Zwei kleine Flecken.
(200.—)
„An den Lieutenant der Garde du Corps, Grafen v. Schack“.
„Ich erteile Euch hiermit die ... nachgesuchte Erlaubnis zur Heirath mit der geschiednen von Wittke, gebohrnen von Retzow ...“
882 — FRIEDRICH WILHELM III., König, 1770–1840. Urkunde m.U. Potsdam 16.IV.1825.
2
⁄3 S. folio. Mit schönem rotem Lacksiegel. Leichte Randläsuren.
(300.—)
Verleihung des „rothen Adler-Ordens zweiter Klasse mit Eichenlaub“ an den Hallenser Theologen
Georg Christian Knapp.
Knapp, der Sohn des Direktors der Franckeschen Stiftungen in Halle, Johann Georg Knapp, hatte
sich ein Leben lang um die Universität Halle verdient gemacht und war 1785 ebenfalls in das Direktorium der Franckeschen Stiftungen eingetreten.
Beiliegend 3 Schriftstücke preußischer Beamter, die Karriere des Theologen Georg Christian Knapp
betreffend, darunter ein Br. m. U. vom Justizminister und Leiter der geistlichen Angelegenheiten
Johann Christof von W ö l l n e r (Berlin 1794); der König befiehlt ihm mitzuteilen, „wie Ihr Eure ...
Collegii dogmatici gemeint habt; ... ob Ihr ... mehr auf das Historische, als auf den eigentlichen Vortrag der dogmatum nach ihrem Inhalt bey Eurem Unterricht sehen wollet? ...“
„la mort prochaine de mon pauvre frère“
883 — FRIEDRICH WILHELM IV., König, 1795 – 1861. E. Br. m. U. Potsdam, „Sans souci“
6.XI.1843. 13⁄4 S. 4o. Etwas fleckig, winzige Löcher.
(600.—)
An König (Wilhelm I. der Niederlande, 1840 abgedankt) mit der Bitte, eine geplante Reise nach Berlin zu verschieben, da sein Bruder Prinz Albrecht – der Schwiegersohn des Adressaten – gefährlich
an Gelbsucht erkrankt sei und die Aufregung eines Besuchs nicht verkrafte.
„... Mon pauvre frere Albert est revenu très malade d’un voyage à Blankenbourg est [sic!] OberWesel. La jaunisse et une inflammation du foi. Ce sont déclarés avec des vomissement & une attenuation de forces qui mettent ses jours en danger. Il faut que j’avoue à Votre Majesté, que Votre lettre &
la nouvelle de Votre prochaine arrivée, ont été d’une influence pernicieuse sur la maladie.
M. de Manteuffel vient d’arriver de Berlin pour me dire au nom de Médecin de mon frère, que si l’on
ne réussissoit pas à le tranquilliser sur ce point, une fièvre nerveuse & typheuse étoit inévitable et que
le manque de forces fessient prévoir avec certitude un dénouement fatal – je le dis en pleurant – la
mort prochaine de mon pauvre frère ...
Votre Majesté pardonnera aux angoisses de mon coeur de frère, si je Vous supplie par ces lignes
d’abandonner Votre projêt de voyage à Berlin jusqu’à l’entier rétablissement du pauvre Albert ...“
Siehe die Abbildung auf Seite 401.
402
VI. Geschichte
Nr. 884
Wilhelm I.
403
VI. Geschichte
(Preußen)
Die März-Revolution
884 — WILHELM I., König, 1871 deutscher Kaiser, 1797–1888. Eigenh. Manuskript. (1848.)
32⁄3 S. gr.-4o. Grünliches Papier. Tinte etwas durchschlagend. Kleine Rand- und Papierschäden.
(1.600.—)
Bericht des Prinzen Wilhelm über die Ereignisse am Vormittag des 1 8 . M ä r z i n B e r l i n . – Der
Prinz hatte sich zusammen mit seinem Bruder König Friedrich Wilhelm IV. und sämtlichen Ministern
in dieser kritischen Zeit im Stadtschloß aufgehalten.
„Nachdem der König die Deput[irten] des Berliner Magistrats empfangen hatte; u. ihnen auf ihre
Anrede erwidert hatte, daß ihre Wünsche bereits vor ihrem Erscheinen vollzogen worden seien, verlas der unmittelst erschienene M[ini]st[er] v. Bodelschwingh den 6 noch zurückgebliebenen Deputirten, das Manifest welches mit Begeisterung vernommen wurde. Dieselben verfügten sich zu dem an
dem Portal No 1 zahlreich versammelten Publikum, um ihm den Inhalt des Manifestes vorzulesen.
Vielfaches Hoch! erscholl. S[ein]e Majestät erschien auf [dem Balkon]: wurde mit enthusiasti[schem]
Vivat begrüßt. Darauf erschien der M[ini]st[er] v Bodelschwingh u. erklärte vom Balkon, daß
S[ein]e M[aje]st[ät] zu arbeiten hätte u. das Publikum ersuchte sich zurückzuziehen, wodurch dasselbe seine Liebe zum König beweisen möge. Darauf erscholl 1⁄2 Stunde lang verworrenes Geschrei,
Hoch, Militär zurück. S[ein]e Majestät erschien zum 2ten mal auf dem Balcon von 1000fachen Vivats
begrüßt. Auf Allerh[öchsten] Befehl gingen nun die Minister v. Bodel[schwingh]: Gr[a]f Arnim: der
Gouverneur an das Portal um S[eine]r Majestät Befehl zu überbringen, daß nun das Publikum sich
zurückziehen solle. Dies geschah indessen nicht, das Schreien u. Lärmen wurde immer stärker, so daß
S[eine] M[aje]stät beschlossen, daß nunmehr mit allem Ernst der Platz zu räumen sei jedoch die
Cavalerie mit eingestecktem Säbel. Dies geschah. Am 3ten oder 4ten Haus des SchloßPlatzes zwischen der breiten Straße u. der Brücke, ging ein InfanterieZug ... vor, als aus den Mannschaften in
der Mitte des in Reihe formirten Zuges, ein Gewehr los ging, gleich darauf ein 2tes worauf unter den
vordersten Mannschaften, ein Mann anschlug, glaubend es sei das Feuer befohlen u. schoß; Niemand
wurde getroffen. Der Platz wurde sofort durch Infanterie u. Cavalerie geräumt. Die Aufregung verbreitete sich aber unter das Publikum in Folge der Schüsse u. wurde auf alle mögliche Art auf das
Gehessigste genährt, u. selbst durch die Schutz Comission, die mit ihren Stäben die Truppen aufhalten wollte, obgleich diese keinen Gebrauch von ihren Waffen machten.“
Prinz Wilhelm, der bereits im Vorfeld der Ereignisse für entschiedenes militärisches Eingreifen eingetreten war („Kartätschenprinz“), wurde vom König nach dem Abzug der Truppen am 19. März
unverzüglich zu Königin Viktoria nach London beordert, um den Konflikt zu entschärfen.
Siehe die Abbildung auf Seite 403.
885 — — E. Br. m. U. „Guillaume“. Berlin 26.III.1858. 2⁄3 S. 4o. Mit Goldschnitt. Leicht gebräunt.
(350.—)
An einen Fürsten, der sich nach seinem Wohlbefinden erkundigt hatte.
„Une indisposition assez longue ma empeché Monsieur de repondre plus tôt à vôtre obligente lettre,
Vous pouvéz être persouadé que je suis sensible à la part que vous marqué prendre à ma Santé et
conservation / je souhaiterai qu’elle puise vous être de quelque utilité / vous pouvez contér qu’en tout
occasion ou je pourai vous convaincre de mon estime et amitie je m’en ferai un plaisir ...“
886* — — E. Schriftstück. O.O.u.D. 1 S. quer-gr.-4o. Mit schönem Lacksiegel. Leicht fleckig,
verso Klammerspur.
(250.—)
„Sparumschlag“ an Bismarck.
Die ursprüngliche, von Bismarck eigenhändig geschriebene Adresse „An des Königs Majestät“ hat
der König eigenhändig abgeändert („An“ in „Von“) und ergänzt: „an den MinisterPräsidenten / eigenhändig“. – Über Bismarcks Siegel das des Königs.
404
VI. Geschichte
„Ce poids“
887 — — AUGUSTA, seine Gemahlin, geb. Prinzessin von Sachsen-Weimar, Enkelin Carl
Augusts, 1811–1890. E.Br.m.U. (Paraphe). Babelsberg 12.VII. 1 8 4 9 . 21⁄2 S. gr.-8o. Mit
bekröntem Monogramm. Faltenriß (zum Teil hinterlegt).
(120.—)
An eine Marquise, der sie für ihre Anteilnahme am Wohlergehen ihres Gemahls dankt. Der spätere
Kaiser Wilhelm I. leitete damals die Niederschlagung des B a d i s c h e n A u f s t a n d e s .
„... Le souvenir que vous nous marquez au Prince et à moi, à l’occasion du danger auquel il a été
exposé, n’a pu que nous faire plaisir.
Puisse votre feu morale vous aider à porter ce que Dieu a fait poser sur l’époque actuelle! Ce poids
est généralement senti par ceux qui comprennent le temps et qui en souffrent.“
888 — FRIEDRICH WILHELM, Kronprinz, 1888 als Friedrich III. deutscher Kaiser und
König von P., 1831–1888. E.Br.m.U. (Berlin) 14.XII.1866. 3 S. gr.-8o. Mit Wappenprägung
am Kopf. Kleine Randeinrisse, schwach fleckig.
(250.—)
An eine Tante, der er für tröstende Worte zum fünften Todestag seines Schwiegervaters, des Prinzgemahls Albert, dankt.
„... Victoria und ich sind tief gerührt durch Deine theuren mitfühlenden Worte ... u. beauftragt mich
meine Frau Dir dieses noch ganz besonders auszudrücken.
Sie war heute nach Potsdam, in die Friedens-Kirche gefahren, wohin ich sie leider nicht begleiten
konnte, da ein langes conseil beim König mich hier festhielt. Ein Tag wie der heutige rührt viele Wunden wieder auf, die nur leise schlummern, und ist der Gedanke an so Viele Liebe die uns der Tod in
den 9 Jahren unserer Ehe geraubt, ein unendlich bewegender. Morgen sollen wir einem größeren
Diner bei den M.M.“ (Majestäten) „beiwohnen das frühestens um 7 Uhr aus sein wird. Um 8 Uhr
Abends habe ich wieder eine Sitzung meines MilitairComités, – muß also abermals um Aufschub meines Besuchs bitten ...“
Beiliegend 2 Portraitphotographien.
889 — — VIKTORIA, seine Gemahlin, geb. Prinzessin von Großbritannien, 1840–1901. E.Br.
mit Schlußstrich anstelle der Unterschrift. Luzern 11.IX.1868. 2 S. gr.-8o. Mit einer Ansicht
der „Pension Wallis“ am Kopf. Trauerrand. Tinte leicht durchschlagend. Leichte Randläsuren.
(150.—)
An einen Bediensteten mit der Bitte um Zusendung aller Rechnungen von „den verschiedenen
Holzwaaren, – Photographien und anderen Ansichten die ich in Luzern kaufte“.
„... Ich möchte noch etwas dazu bestellen – nämlich einige Photographien v[on] den höchst
eigenthümlichen Brücken ...“
Beiliegend ein weiterer e.Br.m.U. (Paraphe) von Kaiserin Viktoria, Osborne 1878, die Hochzeit ihrer
Tochter Charlotte mit Herzog Bernhard von Sachsen-Meiningen am 18. Februar d. J. in Potsdam
betreffend, u. a.
890 — WILHELM, Prinz, 1888 als Wilhelm II. deutscher Kaiser und König von P., 1859–1941.
Portraitphotographie mit eigenh. Namenszug und Datum „Prinz Wilhelm 1869“ auf dem
Untersatzkarton. Visitformat. Etwas blaß, leichte Kratzspuren.
(400.—)
Der 10jährige Prinz Wilhelm in Offiziersuniform; stehend. – Er war damals Leutnant im 1. GardeRegiment zu Fuß.
405
VI. Geschichte
(Preußen)
891 — KÖNIGE und Prinzen. – 4 Autographen.
(200.—)
Königin Friederike, zweite Gemahlin Friedrich Wilhelms II. (Br.m.U., Potsdam 1786), Prinz August
(Br.m. U., Hauptquartier 1815) und König Friedrich Wilhelm IV. (2 Br.m.U., Berlin 1843 und 1850).
– Beiliegend 3 Autographen von zwei Fürsten von Hohenzollern-Sigmaringen: Johann (Schriftstück
m. U., München 1620) und Karl Anton (2 Br.m.U., Düsseldorf 1858).
892 — GENERALFELDMARSCHÄLLE. – 6 Autographen, darunter 3 e.Br.m.U.
(300.—)
Prinz Friedrich Karl von Preußen (e. Namenszug „F. K. Grf. Hohenstein“, Marienbad 1884), Karl
von Bülow (Br.m. U., St. Quentin 1915), August von Mackensen (Berlin 1892), Edwin Frhr. von Manteuffel (Straßburg 1879, an König Karl von Württemberg), Wichard von Möllendorff (Schriftstück m.
U., Berlin 1804) und Friedrich Heinrich Ernst Gf. von Wrangel (Berlin 1869, wohl an Prinz Friedrich
Karl).
893 PROUDHON, Pierre Joseph, französischer Sozialist und Staatstheoretiker; prägte den
modernen Begriff des Anarchismus, 1809–1865. E.Br.m.U. (Paris) o.D. 2⁄3 S. gr.-8o.
(120.—)
An Marc Lucien Bouteville wegen einer Besprechung.
„... Il s’agit de prendre une décision sérieuse au sujet de notre Histoire, et comme je présume que je
pourrai avoir encore besoin de votre collaboration, il s’agit de bien la déterminer.
Je dois donner demain réponse à MM. Bouvard et Monnier ...“
894 PUTBUS, Erdmann Freiherr von, 1576 – 1622, und seine Gemahlin Sabine Hedwig geb.
Gräfin von Eberstein, 1579–1631. Gemeinsame Urkunde mit beider Unterschrift. Wildenbruch 2.IX.1620. 6 S. folio. Mit 3 papiergedeckten Siegeln über schwarz-gelber Seidenschnur. Leichte Randläsuren, Heftung gelockert.
(150.—)
Hypothekenbrief: Die Eheleute bürgen mit all ihrem „Haab und Guet“ gegenüber Volkmar Wolf zu
Putbus, der seinerseits für eine Schuld ihres Sohnes Philipp Ludwig über 4000 Reichstaler gebürgt
hatte.
Als Zeuge unterschreibt und siegelt der Jurist Laurentius Bollhagen.
895 REINHARD, Hans von, Schweizer Staatsmann, 1755 – 1835. Zweifacher Beglaubigungsvermerk m.U. „Hs.v. Reinhard / Staatsschrbr“ und papiergedecktem Stadtsiegel, Zürich
4.VIII.1794, unter einer Urkunde des Dekans Eßlinger zu Embrach vom 1.VIII.1794, 2 S.
quer-4o.
(180.—)
Von Reinhard als „ordentlich bestellter und Geschworner Staatsschreiber“ beglaubigter Taufschein
für den ehemaligen Schweizergardisten Gerold Weidmann aus Embrach. – Darunter ein Beglaubigungsvermerk m. U. des französischen Gesandten François B a r t h é l e m y , Baden 18. Thermidor
an 2, mit schönem Lacksiegel.
896 REINHARD, Karl Friedrich Graf, französischer Staatsmann und Diplomat deutscher Herkunft, Pair von Frankreich; Freund Goethes, 1761–1837. E.Br.m.U. „Reinhard“. Frankfurt a.M. 7.IX.1818. 1 S. gr.-4o. Kleine Einrisse, etwas gebräunt.
(250.—)
Als Gesandter an „Monsieur le Chevalier“ wegen der Beförderung eines Briefes an die Erbprinzessin
Elisabeth von Hessen-Homburg.
406
VI. Geschichte
„... Je me suis empressé de m’acquitter de la commission dont vous m’avés fait l’honneur de me charger de la part de Madémoiselle d’Orléans.
Les suites d’un accis de goutte m’ayant empêché d’aller porter moi-même la lettre de Son Altesse Serénissime à Madame la Princesse héréditaire de Hesse-Hombourg, je l’ai remise au Chargé d’Affaires de
Mgr. le Landgrave à Francfort, en le priant d’exprimer mon regret de ce qu’il ne m’était pas possible
de remplir ce devoir en personne, et en effrant mes services pour la transmission de la réponse ...“
897 (RICHELIEU, Armand Jean du Plessis, Herzog von, Kardinal, französischer Staatsmann,
1585–1642.) – PLESSIS, Nicole du, verehel. Marquise de Maillé-Brézé, seine Schwester,
† 1635. E.Br.o.U. 1 S. schmal-4o. Mit Siegel und Adresse. Eine Ecke fleckig.
(200.—)
„A Madame / Madame de richelieu“, ihre Schwägerin Marie geb. Guyot de Charmeaux. „Ma chere
soeur / Je nay du temps que pour vous dire trois parolles quy bien fort veritables vous tesmoigneront
toujours que Je suis La soeur toute A vous Je vous Assure de Cela sans Aucunne Ceremonnie ...“
Die jüngste Schwester des Kardinals war mit Urbain de Maillé, Marquis de Brézé, Marschall von
Frankreich, verheiratet; ihre Tochter Claire Clémence wurde 1641 im Alter von 14 Jahren mit dem
„Großen Condé“ verehelicht.
Aus den Sammlungen Alfred Morrison und Robert Schuman (mit einem von diesem beschrifteten
Umschlag).
898* RÖMISCH-DEUTSCHE KAISER. – KARL V., als Karl I. König von Spanien, 1500–1558.
Br. m. U. „Carolus“. Brüssel 16.IX.1521. 1 S. quer-folio. Mit Siegelspur und Adresse.
Leicht fleckig. Von fremder Hand beziffert und datiert.
(600.—)
An Wolfgang Graf von Oettingen, Mitglied des Schwäbischen Bundes, mit Nachrichten über Hans
Thomas von A b s b e r g , den „Schrecken Frankens“. Der gefürchtete Raubritter hatte im Jahr zuvor
seinen Vetter Joachim Graf von Oettingen bei einem Überfall tödlich verwundet und war daraufhin
vom Kaiser mit der Reichsacht belegt worden.
„... Wir haben unnserm getrewen lieben Johann Ferennberger unserm Secretarj bevolhen, ettwas
von unnsern wegen mit dir zureden, beruerennd Hanns Thoman von Absperg, wie du von Im vernemen wirdest, Begeren demnach an dich mit ganntzem vleys und Ernnst, du wellest Im dißmals genntzlich glauben und dich darynn gutwillig und dermassen hallten und erzaigen, als unnser sonder genedigs vertrawen zu dir steet ...“
899 — — Br.m.U. „yo el rey“. Valladolid 26.III.1542. 11⁄2 S. folio. Mit papiergedecktem Siegel
(leicht lädiert) und Adresse. Leicht gebräunt und fleckig, minimal beschnitten. (400.—)
An den Rat und Prokurator des Königreiches Mallorca, Francisco Burgues, der ihm über Vorfälle bei
der Erhebung der „ropa y hazienda“ berichtet hatte, die sein Missfallen erregt hätten.
„... vos mandamos que en lo que toca a la dicha cobranca de la dicha roppa y hazienda vos en nuestro nombre tomeys a vuestra cognicion todo aquello de que no se hallaré dueno cierto que donde le
hay bien sabeys que toca al conocimiento del virrey y si a caso por esta contencion que ha sucedido
entre vosotros haviesse venido parte dello en manos de algunas personas particulares se de orden
para que se cobre y reparta como dicho tenemos hasta tanto que por nos otra cosa se provea ...“
407
VI. Geschichte
(Römisch-deutsche Kaiser. – Karl V.)
„lafayre de ma fille“
900 — — ELEONORE von Österreich, seine ältere Schwester, Königin von Portugal, später von
Frankreich, 1498–1558. E.Br.m.U. „Vostre treshumble et tresobeysante seur Eleonore“.
O.O.u.D. 1 S. folio. Mit papiergedecktem Siegel und Adresse. Leicht fleckig und beschnitten, kleine Löcher (Verlust eines Buchstabens).
(2.500.—)
Wohl aus der Zeit ihrer Ehe mit König Franz I. von Frankreich a n i h r e n B r u d e r K a i s e r
K a r l V. („A lampereur“), dem sie ihre Sorge um die Zukunft ihrer 1521 geborenen einzigen Tochter Marie ausdrückt.
„Monseigneur de puys la dernyere lettre que je vous ay escrypte Jey prye vostre ambassadeur vous
fayre antandre byen au lonc ce de quoy de puys me suys avyzee de lafayre de ma fylle vous suplyant
treshumblement Monseigneur le vouloyr croyre comme moy mesmes et y mettre ordre le plus tou que
vostre mageste poura car yllest nesayserre pour vostre servyce et mon byen et ayant confyance que
vostre mageste ara tous jours regart a se quy me touche comme ma volonte le vous meryte ...“
Nach dem Tod ihres ersten Gemahls, König Emanuels von Portugal, mußte Eleonore an den Hof ihres
Bruders gehen und ihre wenige Monate alte Tochter in Portugal zurücklassen; erst kurz vor ihrem Tod
kam es zu einem Wiedersehen von Mutter und Tochter. – Als Folge des „Damenfriedens von Cambrai“
1529 verheiratete Kaiser Karl V. seine Schwester mit König Franz I. von Frankreich, jedoch ohne
damit einen dauerhaften Frieden zu erreichen.
Vo n g r ö ß t e r S e l t e n h e i t .
901 — FERDINAND I., Bruder und Nachfolger Kaiser Karls V., 1503–1564. Urkunde m.U.
(Wiener) Neustadt 7.VIII.1522. 1 S. quer-folio. Pergament. Ohne Siegel.
(200.—)
Grundbrief für Johann von Canstein über ein Haus „in unnser Stat Newenstat am Egkh gegen unnser Burg ober gelegen“ für seine Verdienste als „Trabant“ Kaiser Maximilians.
Wenige Tage später ließ der junge Erzherzog im Blutgericht von Wiener Neustadt oppositionelle Ständemitglieder hinrichten. Die Stadt kam unter direkte kaiserliche Kontrolle. – S e h r s e l t e n so früh.
902 — — Br. m. U. Deutsch-Brod 5.IV.1528. 21⁄2 S. folio. Mit Siegelspur und Adresse. Kleine
Randläsuren.
(200.—)
Als König von Böhmen an die Regierung seiner niederösterreichischen Länder, die sich im Zusammenhang mit der Erbschaft einer Ordensfrau über die Beschneidung ihrer Kompetenzen in der „Wyenischen newen ordnung der ordenspersonen“ beschwert hatte („daz Euch bemelt unnser gethan declaracion zu verclainung unnd spot raiche“).
„... So ist auch unnser mainung nit, daz ... Ir Euch unnser ordnung zu interpretieren unnderstannden ... (daz nyemannds als unns solch ordnungen zuinterpretiern pillichen zuesteet) ... Demnach ...
zweifelt unns auch nit ... Ir werden Euch als getrew unnderthanen, Rat unnd Diener, in den furfallenden sachen Eur verwaltungen auch der pillichait nach wissen zu halten ...“
Gegen Zigeuner und Wiedertäufer
903 — — Br.m.U. Augsburg 15.VI.1548. 2⁄3 S. imp.-4o. Mit papiergedecktem Siegel und Adresse.
Leicht fleckig, kleine Faltenrisse; Unterrand beschnitten.
(350.—)
Vom „geharnischten Reichstag“ zu Augsburg an die niederösterreichische Regierung, deren Erlaß
gegen Zigeuner und Widertäufer er „mit gnedigem gefallen“ billige.
„... Und dieweil sich die Widerthauffer, under den Bakhith Petern ziechen, haben wir verordnung
gethan, bey unser hungerischen Canzlei, das dem Bakhith und der hungerischen Regierung ... befolchen werde, die Widerthauffer ... hinweg zeschaffen, unnd nindert under khomen zelassen ...“
Auf dem Reichstag von 1547/48 hatte Kaiser Karl das „Augsburger Interim“ durchgesetzt, mit dem
die Einheit der Kirche wiederhergestellt werden sollte.
408
VI. Geschichte
Nr. 900
Eleonore von Österreich
409
VI. Geschichte
(Römisch-deutsche Kaiser. – Ferdinand I.)
904 — — Urkunde m. U. Wien 13.VIII.1563. 1 S. quer-imp.-folio. Pergament. Etwas staubfleckig, kleine Fraßstellen in der Plica; ohne das Siegel.
(300.—)
Adelsbestätigung für die Brüder und Vettern We l c z e r („Welszer“) mit dem Prädikat „von und zu
Eberstain“, das „inen ... von weillennd Kaiser Fridrichen“ verliehen worden sei.
Mit Gegenzeichnung des Reichsvizekanzlers Johann Baptist Weber (1526–1584).
905 — MAXIMILIAN II., 1527 – 1576. Br. m. U. Wien 5.VIII.1568. 11⁄2 S. folio. Mit Siegelrest
und Adresse. Blätter an der Bugfalte getrennt.
(180.—)
An seine Regierung der niederösterreichischen Länder. Der Kaiser teilt mit, dass er dem Verkauf der
Mühle zu Ybbs, „Mittermüll genannt“, durch den Sohn „unnsers geweßenen Camer Furier Weillennd
Petern Stroppa ... von gnaden wegen“ seinen lehensherrlichen Konsens erteilt.
906 — RUDOLF II., 1552–1612. Br.m.U. Prag 3.III.1601. 11⁄2 S. folio. Mit papiergedecktem
Siegel und Adresse. Kleine Rand- und Faltenschäden, stärker braunfleckig.
(120.—)
An seinen Bruder Erzherzog M a t t h i a s , den späteren Kaiser und damaligen Statthalter von Oberund Niederösterreich.
„... Welchermassen Wir durch St. Johanns Orden GroßPriorn in Behaim, Matheus Leopolden Popl
von Lobkowiz, umb gnedigiste erthailung unser Interceßion an die Landtstendt unsers Erzherzogthumbs Österreich unter der Ennß, wegen der Commenda Meilberg SteurAusstandts, gehorsamist
ersuecht worden, Das haben E. L. hieneben mit mehrerm zuvernemmen ... Weyln dann ermelter
GroßPrior sich erpietet, die ausstendige Hauptsumma alßbaldt zubezalen, unnd allain umb nachlaß
der Intereße und schäden bittet, So haben Wir E.L. solch Suppliciren zueferttigen wollen, Mit dem
freundlichen gesinnen, E. L. wollen es gedachten Stenden also commendiern, Damit der Orden diser
unser Interceßion, seinem verhoffen nach, würcklich geniessen muge ...“
Beiliegend eine Urkunde m. U. von Jeremias Tyroll, dem Diener Kaiser Rudolfs II. (Prag 1602).
„grössere weitleufftigkaiten“
907* — MATTHIAS, 1557–1619. Br.m.U.u.E. „gehorsamer bruder / Matthias“. Regensburg
10.V.1603. 11⁄2 S. folio. Mit papiergedecktem Siegel und Adresse. Etwas gebräunt. Leichte
Randläsuren, kleine Defekte ausgebessert.
(400.—)
Wohl als Statthalter in Österreich an K a i s e r R u d o l f I I . , seinen Bruder, wegen der von den
Gesandten der Stadt Braunschweig dem Reichstag „sambt zwayen Intercessionibus von den Hansa
Stetten“ übergebenen „Beschwerschrifft“.
Er habe den Braunschweigern bedeutet, der Reichstag könne über ihr Anliegen nicht verhandeln,
„ehe und zuvor Eur M[ajestä]t solche Schrifften zugeffertigt, und von derselben bescheidt darüber
erholet“ worden sei, diese aber hätten inzwischen ihre Klageschrift der kurmainzischen und der kurpfälzischen Kanzlei zugestellt, und nun seien „leicht grössere weitleufftigkaiten“ zu befürchten, da
die Herzoge von Braunschweig gegen die Klageschrift der Stadt „allerlay einwenden“ würden.
908 — FERDINAND II., 1578 – 1637. Urkunde m. U. Wien 17.II.1625. 1 S. quer-imp.-folio.
Pergament. Mit schönem papiergedecktem Siegel.
(250.—)
Patent als Wirklicher Kaiserlicher und Königlicher Rat für den Juristen Wilhelm Maximilian von
Endern, „so sich unlengst mit unnser gnedigsten Zuelaßung in Unnserm Erb Königreich Behemb,
und dem Craiß Elnbogen durch erkauffung des Ritterguetts Ober Khodaw Seßhafft gemacht“.
410
VI. Geschichte
909 — (FERDINAND III., 1608–1657.) – LEOPOLD WILHELM, Erzherzog von Österreich,
Bruder Ferdinands III.; Hoch- und Deutschmeister, Statthalter der Niederlande, übernahm 1639 den Oberbefehl über die kaiserliche Armee, 1614 – 1662. Br. m. U. Brüssel
4.IV.1651. 1 S. folio. Mit papiergedecktem Siegel und Adresse. Einrisse hinterlegt, beschnitten.
(150.—)
Als Statthalter der Niederlande an Baron von Eschlebeck, Grand Bailli von Gent, wegen eines „renouvellement dans la loy de la ville de Gand“.
„... Vous recommandant sur tout d’avoir soing que Ceulx que denommerez ne soyent aulcunement Infectez, notez, ou Suspectez de quelque Erreur; Secte, ou Heresie, ainsi bons chrestiens, et Catholiques ...“
910 — LEOPOLD I., 1640–1705. Br.m.U.u.E. Wien 19.I.1701. 2⁄3 S. folio. Mit Siegelrest und
Adresse.
(200.—)
An Herzog Maximilian Philipp von Bayern, Landgraf von Leuchtenberg, dem er für Weihnachts- und
Neujahrswünsche dankt.
„... also wünsche hinwiderumb, daß auch Euer L[ie]bden dieses angefangene, und viel nachkohmende jahr in beständiger gesundtheit ganz vergnügt zurückhlegen mögen ...“
911 — (JOSEPH I., 1678–1711.) – AMALIA WILHELMINE, seine Gemahlin, geb. Prinzessin
von Braunschweig-Lüneburg, 1673 – 1742. Br. m. U. „Amalia“. Wien 25.VIII.1725. 3⁄4 S.
folio. Lateinisch. Mit Siegelspur und Adresse. Etwas fleckig, leichter Tintenfraß unterlegt,
kleiner Randeinriß.
(120.—)
Glückwunschschreiben an den Kanoniker Ferdinand Karl Graf von Lodron in Trient.
912 — KARL VI., als Karl III. auch König von Spanien, 1685 – 1740. Br. m. U. Königgrätz
15.VIII.1728. 21⁄3 S. folio. Mit (zerteiltem) papiergedecktem Siegel und Adresse. Leicht
gebräunt.
(150.—)
An den Landeshauptmann, den Kanzler und die Räte des kgl. Tribunals der Markgrafschaft Böhmen
in Brünn, die er davon unterrichtet, dass er den Arzt Andreas Bernhard Panenka mit dem Prädikat
„von Weißenburg“ in den Adelsstand erhoben habe. Es sei dies geschehen „in gnädigster Ansehung
der von seinen Vor-Eltern in Kriegs-Vorfallenheiten, wie auch von Ihme Selbsten mittelst des in Unserem Erb-Marggraffthumb Mähren im Ollmützer Creyß durch Neünundzwantzig Jahr obhabenden
Landes Physicats dem Publico geleisteten ... Diensten“.
913 — FRANZ I., Gemahl Maria Theresias, Begründer des Hauses Habsburg-Lothringen, 1708–
1765. Br.m.U. Wien 19.VIII.1760. 11⁄4 S. folio. Mit papiergedecktem Siegel über schwarzgelber Heftschnur und Adresse. Ränder etwas staubfleckig.
(200.—)
An Bürgermeister und Rat der Reichsstadt Weyl (Weil der Stadt) mit dem Befehl, „Unsere Kayserl.
Patentes“ gegen die trotz Verbot von dem Grafen von Neuwied geprägten Münzen bekannt zu machen
und auf ihre Befolgung zu achten.
Bereits 1758 war eine Neuwiedsche „Heckenmünze“ auf kaiserlichen Befehl zerstört worden.
411
VI. Geschichte
(Römisch-deutsche Kaiser. – Franz I.)
Der letzte Brief des Kaisers?
914 — — E.Br.m.U. (Innsbruck) 18.(VIII.1765). 1 S. 4o. Winziges Loch durch Tintenfraß. Mit
eigenh. adressiertem, schön gesiegeltem Umschlag.
(1.600.—)
Am Tag seines Todes an seinen ältesten Sohn, den späteren Kaiser Joseph II., in einem an dessen zweite
Gemahlin Maria Josefa („a la Raine“) adressierten Umschlag. Am Kopf ein e i g e n h ä n d i g e r Ve r m e r k s e i n e r W i t w e M a r i a T h e r e s i a : „lettre ecrite a l’Imp: Josephe a 6 heure du soir le jour
du deces.“
„ce 18 / je vous done aveque plesir pare ma chere fillien que notre voyage et enfen fixe pour le 2: 7bre
com tou jour mes com l’Emp[eratrice?] ne va plus a Pozen cela abrege le chemen et com elle ma lese
la Direquesion du Retour ye tout dispose que jespere cil narive rien de nouvos de vous anbrase le: 6:
au souar je ne que le tan de vous dire cesi et de vous assure que ci javet plutau pu fayre des disposition je seret venu plus tau: gras a Dieu aveque leopol“ (sein zweiter Sohn, der spätere Kaiser Leopold
II., hatte am 5. August Prinzessin Maria Ludovika in Innsbruck geheiratet) „cela vas bocoup mieu et
jespere quil se retablira mes ille a ette asse mal et ille et encors faible a Dieu pardone que yecri si peux
mes cenet que tare que ye pu vous ecrire cesi je vous enbras ancore pare ecrit mes dans 20 jour jes
pere le fayre en realite a Dieu / francois“.
(„ce 18 / je vous donne avec plaisir par ma chère fille que notre voyage est enfin fixé pour le 2ème 7bre
comme toujours. Mais comme l’Impératrice[?] ne va plus à Pozen cela abrège le chemin et comme elle
m’a laissé la direction du retour, j’ai tout disposé que j’espère s’il n’arrive rien de nouveau de vous
embrasser le 6ème au soir. Je n’ai que le temps de vous dire ceci et de vous assurer que si j’avais plutôt pu faire des dispositions je serais venu plutôt; grace à Dieu avec Leopold cela va beaucoup mieux
et j’espère qu’il se retablira mais il a été assez mal et il est encore faible. Adieu, pardonnez que j’ecris
si peu mais ce n’est que tard que j’ai pu vous écrire ceci. Je vous embrasse encore par écrit, mais dans
20 jours j’espère le faire en réalité. Adieu / François.“)
915 — — MARIA THERESIA, seine Gemahlin, Tochter Kaiser Karls VI., 1717–1780. Br.m.U.
„Maria Theresia“. Wien 25.X.1756. 3 S. folio. Mit Adresse und papiergedecktem Siegel. Etwas
gebräunt. Kleine Rand- und Faltenschäden, Unterrand minimal beschnitten.
(200.—)
An das mährische Königliche Tribunal in Brünn mit der Anordnung, den Schwestern „Maria Anna
Verwittibten von Degen, und Maria Theresia Verwittibten Truchses Gräffin zu Waldburg, beyden
gebohrenen von Trzebitzky“, das Erbe ihrer Mutter, „ohngeachtet die Supplicantinen der K: Landtaffel nicht fähig seynd“, auszuzahlen.
916 — — — Schrifststück m.U. Wien 9.II.1757. 1⁄2 S. folio. Lateinisch. Ein wenig fleckig.
(150.—)
An „Nobilis sincere Dilecte“, mit der Versicherung ihrer Huld („Gratia ac Benevolentia“).
917 — — — Br.m.U. Wien 19.XII.1763. 1 S. folio. Lateinisch.
(180.—)
An einen Magistrat, dem sie die Wahl des Matthias Ignaz Bukovay in den Senat anempfiehlt.
918 — — — Urkunde m.U. Wien 29.I.1780. 1 S. imp.-folio. Pergament. Etwas fleckig. Ohne
das Siegel (schwarz-gelbe Siegelschnur vorhanden).
(200.—)
Verleihung des Inkolatsrechts („Ius Incolatus“) an den in den Ritterstand erhobenen Franz Kölbel
von Löwengrimm, „Salz-Amts-Gegenhandler zu Deütschbrod“.
Mit Gegenzeichnung des böhmischen Oberst-Hofkanzlers Heinrich Kajetan Graf v. Bluemegen.
412
VI. Geschichte
Nr. 914
Kaiser Franz I.
Innsbruck 18.VIII.1765
413
VI. Geschichte
(Römisch-deutsche Kaiser. – Maria Theresia)
919 — — — E. Billett (4 Zeilen) m.U. (Paraphe). O.O.u.D. 1 S. quer-kl.-8o.
(200.—)
„Dem brieff von grechtler mögte gerne zuruck haben ...“ – Gemeint ist wohl der Proviant-Oberkriegskommissar Johann Georg Frhr. v. Grechtler.
920 — LEOPOLD II., 1747–1792. Br.m.U. Wien 25.III.1790. 11⁄4 S. gr.-folio. Mit Trauerrand.
Mit papiergedecktem Siegel und Adresse. Leicht fleckig, Adreßblatt an der Siegelstelle
defekt.
(150.—)
An Johann Wenzel Fürst von P a a r, den „obersten Erbland Postmeister in Unserm Erzherzogthum
Oesterreich unter und ob der Enns“, den er zu der am 6. April in Wien stattfindenden „Erbhuldigung“
lädt.
„... So befehlen Wir dir hiemit gnädigst, daß du an obbestimmten Tage dich persönlich hier in Wien
einfinden, und dein Erbamt wirklich versehen ... sollst ...“
Mit dem Tod seines Bruders Kaiser Joseph II. am 20. Februar hatte Leopold die Regierung in den
österreichischen Ländern angetreten; am 30. September des Jahres wurde er in Frankfurt a.M. zum
Kaiser gewählt und am 9. Oktober gekrönt.
921 — FRANZ II., der letzte römisch-deutsche Kaiser, als Franz I. erster Kaiser von Österreich, Schwiegervater Napoleons I., 1768 – 1835. Br. m. U. Wien 22.I.1802. 1 S. imp.-4o.
Lateinisch. Mit papiergedecktem Siegel (leichter Wurmfraß) und Adresse. Leicht fleckig,
kleine Faltenrisse; Sammlerstempel auf der Adreßseite.
(150.—)
An Franz Graf von K o l o w r a t - L i e b s t e i n s k y, den er zu der von der schweren Not des Krieges
(„Gravi Belli Necessitate“) veranlaßten, auf den 2. Mai 1802 nach Preßburg einberufenen Ständeversammlung („Generalem Conventum“) des Königreichs Ungarn lädt.
Beiliegend ein Schriftstück m.U. des Kaisers in Ordensangelegenheiten (Wien 1800; scharf beschnitten).
414
VI. Geschichte
Nr. 922
Kaiser Franz II.
415
VI. Geschichte
(Römisch-deutsche Kaiser. – Franz II.)
922 — — E. Br. m. U. „Deinen besten Freund und Bruder Franz“. Baden 4.IX.1803. 1 S. 4o
(Fragment).
(150.—)
Schlußblatt eines längeren Briefes. „... wenn du Hilfe brauchst so suche sie vielmehr bey mir als wo
immer anderst wo wenn ich es nur thuen kann, sie gewiß ohne bosen Folgen dir zu Theil werden wird.
Erhalte mir übrigens immer deine Freundschaft und Liebe ...“
Siehe die Abbildung auf Seite 415.
923 — Kaiser, Könige und Erzherzoge. – 24 Autographen, Urkunden m.U. und Br.m.U. 16.
Jahrhundert. Verschiedene, zum Teil stärkere Mängel und Defekte.
(500.—)
Die Kaiser Ferdinand I. (6, Prag 1534 bis 1545 und 1562), Maximilian II. (1573), Rudolf II. (5, Prag
1589 bis 1606) und Matthias („Türnaue“ 1594; an Kaiser Rudolf II.) sowie König Wladislaw V. von
Böhmen (6, Prag 1502 bis 1508) und Erzherzog Ferdinand, Landesherr von Tirol (5, Prag und Komotau 1560 bis 1563).
Beiliegend 9 Autographen von Adligen: Graf von Bucquoi (Prag 1768), Joachim von Gersdorff (e.Br.
m. U., Dresden 1554, an Erzherzog Ferdinand), Jan Humpolecky (e. Schriftstück m.U., 1573), Carl
Krinecký z Ronova (Rozdálovice 1554), Adam Rícansk ý z Rícany (e.Br.m.U., Rícany 1550), Peter
von Rosenberg (Prag 1574), Wolfgang Siegmund Rumpf zum Wülroß (2, Prag 1594/95) und Hannes
von Schaffgotsch und Hans von Oppersdorff (gemeinsamer Brief, Kreppelhof 1550).
924* ROMMEL, Erwin, Generalfeldmarschall, 1891–1944 (von Hitler zum Selbstmord gezwungen). E.Br.m.U. „Erwin“. O.O. 11.IV.1916. 1 S. 8o, auf der Rückseite einer Ansichtskarte.
(500.—)
An eine Tante, geschrieben als Oberleutnant beim Württembergischen Gebirgsbataillon, mit dem er
am Stellungskrieg in den Vogesen teilnahm. – Die umseitige Photographie zeigt eine Gruppe französischer Kriegsgefangener.
„... gegenwärtig gibt es sehr viel Arbeit, ich komme kaum zum Schreiben. Auf dem Bildchen siehst Du
unsre neusten Gefangenen, 21 Mann, bei einer nächtlichen Unternehmnung brachte sie eine aus allen
Komp[anien] des Bat[aillons] zusammengesetzte Patrouille ... ein. Meine 4 dabei beteiligten Leute
bekamen zwei Tage darauf das eiserne Kreuz. Die Freude kannst Du Dir denken ...“
Beiliegend 4 e. Ansichtskarten m. U. „Erwin“, Poststempel: 23.VIII.1911 bis 27.XII.1926; Danksagungen, Glückwünsche und Grüße an Verwandte in Reutlingen. Ferner beiliegend ein e. adressierter
Feldpostumschlag (München 1943) u.a.
925 — Schriftstück m.U. (kräftiger Bleistift). (Nordafrika,) „H[aupt]Qu[artier]“ 18.IX.1941.
2 S. folio. Gelocht.
(300.—)
„Verleihungsliste Nr. 1 für die Verleihung des Kriegsverdienstkreuzes 2. Klasse mit Schwertern“ an
sechs Gefreite und Obergefreite des Artillerieregiments 115. – Rommel unterschreibt als „General der
Panzertruppen und Befehlshaber der Panzergruppe Afrika“.
926 — Portraitphotographie mit eigenh. Namenszug „Rommel“ (Bleistift) auf der Bildseite.
O.O., nach dem 22.VI.1942. Postkarte des Film-Foto-Verlags, Berlin, Nr. R 206. (250.—)
Brustbild nach halblinks. – Rommel in der Uniform des Generalfeldmarschalls (mit Tropenhelm), mit
Pour le Mérite, Ritterkreuz mit Eichenlaub und Schwertern und einem italienischen Halsorden. – Am
22. Juni 1942 war Rommel zum Generalfeldmarschall ernannt worden.
Beiliegend ein e. Albumblatt m. U. (Aumühle o.D.) und eine sign. Portraitpostkarte (1975, in Uniform) von Großadmiral Dönitz.
416
VI. Geschichte
Nr. 927
Kaiser Alexander II.
417
VI. Geschichte
927 RUSSLAND. – ALEXANDER II., Kaiser, 1818–1881 (ermordet). E.Br.m.U. „Dein für
immer“ (Übersetzung). O.O. 9./21.II.1869. 4 S. gr.-8o. Französisch und russisch. (1.600.—)
Inniger Liebesbrief an Fürstin Jekaterina Dolgorukaja (1847–1922), seine junge Geliebte, die er nur
einen Monat nach dem Tod seiner Gemahlin, der Kaiserin Maria Alexandrowna, am 6. Juli 1880 morganatisch heiratete. Der Kaiser erhob sie zur Fürstin Jurjewskaja.
„Ce n’est qu’en rentrant de la messe, dans ce moment, que j’ai reçu ta chère lettre de ce matin, qui
m’a rendu à la vie, car ce retard m’avait mis dans tous les états et j’étais assailli par toutes les idées
possibles. Mais je suis désolé que tu aies ... passé une nuit blanche ... Oh! mon Dieu! pourquoi ne puisje pas volé moi même auprès de toi, pour ne jamais te quitter et ne vivre que pour toi. C’est le cri de
mon coeur et le sujet de toutes mes prières ...
A 4 h. après midi. J’ai du te quitter tantôt pour aller à la parade et faire mes visites de Dimanche et
me voila rentré de la promenade content que nos rencontres nous aient reussi et d’avoir eu la bonne
surprise de te rencontrer encore une 3me fois en voiture ... A minuit 3⁄4 h. Ce n’est qu’à minuit 1⁄2, que
je suis revenu du spectacle français, où j’ai manqué m’endormir, mais avant de me coucher je veux
te dire, ... que je me sens tout imprégné de notre bonne soirée et que malgré la fatigue ... j’ai pourtant joui jusqu’au délire, de nos bingerles. N’oublie pas ce que je t’ai dit tantôt: que je me sens heureux et fier et relevé à mes propres yeux de n’appartenir ... qu’à toi seule ...“
Siehe die Abbildung auf Seite 417.
928* SACHSEN. – JOHANN GEORG II., Kurfürst, 1613–1680. Br.m.U.u.E. „Des Herrn GenneralFeltmarschalgen / Freundtwilliger / Johann Georg Churfürst“. Dresden 24.IV.1674.
1 S. folio. Leicht gebräunt. Mit papiergedecktem Siegel und Adresse.
(200.—)
An den kaiserlichen Generalfeldmarschall Herzog von B o u r n o n v i l l e .
Empfehlungsbrief für Gottfried von Helldorf, „welcher sich von Jugendt auf für einen Soldaten
gebrauchen laßen, und noch iüngstmahls Lieutenantsstelle vertretten“ habe und nun in kaiserliche
Dienste treten wolle.
929 — FRIEDRICH AUGUST III., der letzte König, 1865 – 1932. Zum Teil eigenh. Br. m. U.
Sibyllenort 3.X.1920. 1 S. 4o.
(300.—)
An eine Exzellenz, der er „die Verlobung meiner 2. Tochter Maria Alix mit dem Prinzen Franz Joseph
von Hohenzollern“ mitteilt. – Beiliegend seine Portraitphotographie mit e. Namenszug auf der Rückseite.
Ferner beiliegend 3 Autographen des Kronprinzen Georg: 1 e.Br.m.U., Mittelsteina 20.I.1931, an
seinen Freund Meysenbug, dem er mitteilt, daß er „wieder im Reich“ sei, „endlich in der Nähe der
Heimat – nach so vielen Jahren“, 1 Br. m. U., Freiburg i.Br. 5.X.1923, an Generaloberst Hans v.
Kirchbach, dem er zur Goldenen Hochzeit gratuliert (verso Antwortentwurf), und 1 sign. Portraitphotographie.
930 — Könige und Herzoge. – 9 Autographen.
(350.—)
Herzog Georg „der Bärtige“ (e. Namenszug als Albumblatt: „Jorg Herzog zu Sachssen / 1531“), König
Friedrich August I. (Schriftstück m.U. und Lacksiegel, Dresden 1799) und die Herzoge Wilhelm I. (2
Br.m. U., Torgau 1593 und Weimar 1596) und Joseph (Br.m.U., Altenburg 1843) von Sachsen-Altenburg, Johann Wilhelm von Sachsen-Eisenach (Br.m.U., Eisenach 1702), Friedrich II. von SachsenGotha (Friedenstein 1706), Friedrich von Sachsen-Hildburghausen (Br.m.U., Hildburghausen 1795)
und Georg II. von Sachsen-Meiningen, der „Theaterherzog“ (e.Br.m.U. 1902, Bleistift).
418
VI. Geschichte
931* SACHSEN-WEIMAR. – JOHANN WILHELM, der erste Herzog, 1530 – 1572. Br. m. U.
Heidelberg 10.IX.1560. 1 1/3 S. folio. Gebräunt.
(300.—)
Vom Hof seines Schwiegervaters, des Kurfürsten Friedrich III. von der Pfalz, an die Regierung in
Weimar, der er mitteilt, daß sich seine Rückkehr weiter verzögere.
„... So konnen wir euch doch abermals ... nicht bergen, Das unns vonn dem Hochgebornen Fursten,
unserm freundlichen Lieben vettern, Schwagern unnd vater, Herren Friderich Pfalzgravenn bey
Rein, unnd Churfursten, &c. ... freundtlich angezeigt, unnd vormeldet worden, worumb S.L. denn
bestimpten Heimfardtstags ... weitter zu prorogirenn, freundtlich gebethen ...“
Am 15. Juni des Jahres hatte Johann Wilhelm die Prinzessin Dorothea Susanne von der Pfalz geheiratet. – S e h r s e l t e n .
Beiliegend ein Br.m.U. seiner Witwe Dorothea Susanne, Weimar 29.IV.1584, mit papiergedecktem Siegel und Adresse; an den Schösser zu Ichtershausen, der ihr Vieh für eine Nacht versorgen lassen solle.
St. Louis, 15. April 1848
932 ST. LOUIS (Missouri). – Einblattdruck: „Massenversammlung der Deutschen von St. Louis,
Missouri. Gehalten am 15. April 1 8 4 8 “. 2 S. gr.-4o. Schwach fleckig, kleine Randeinrisse.
(150.—)
„... Aller Augen sind im gegenwärtigen Augenblicke von hier aus auf Europa gerichtet, und die Frage,
welche Folgen die große Februar-Revolution Frankreichs zunächst auch auf die übrigen civilisirten
Nationen Europas haben und äussern werde, beschäftigt mit ängstlicher Spannung und hoffnungsvoller Erwartung Aller Gemüther ...
Es lebe das freie vereinigte Deutschland! / Es lebe die deutsche Republik!!! ...“
Beiliegend ein weiterer Einblattdruck: „Offenes Schreiben und freie Erklärung an meine Mitbürger
in den Vereinigten Staaten“, gez. L.A. Wollenweber. (1848.) 1 S. kl.-folio.
933 SCHARNHORST, Gerhard von, preußischer General; Begründer der allgemeinen Wehrpflicht, 1755 – 1813. E. Br. m. U. Berlin 4.I.1810. 2⁄3 S. folio. Mit Siegelrest und Adresse.
Leicht gebräunt. Etwas fleckig. Mit Seide überzogen.
(250.—)
An seine Schwester Wilhelmine Müller in Blumenau, die mit einem dortigen Mühlenpächter verheiratet war.
„... ich schreibe dies zwar auf dem Bette, aber ich bin Gott lob bald hergestellt; ich freue mich Eurer
Gesundheit und ich hoffe Euch alle noch ein mal diesen Sommer zu sehen. Ich war Nahe am Rande
des Grabes“ (Scharnhorst hatte seit Monaten an einer Kopfrose gelitten), „ich habe mich aber noch
ein mal durch geschlagen. Ich muß künftigen Sommer nach Drieburg – Gott, welch ein unglückliches
Jahr war für uns das verfloßene – Nur die Heirath von Julchen“ (seine Tochter Julie hatte 1809 Graf
Friedrich zu Dohna-Schlobitten geheiratet) „das Einzige erfreuliche – dein dich innigst ewig liebender Bruder / Scharnhorst ...
Küsse und umarme deine Kinder in meinem Namen – Ich liebe sie als von unserm Geblüt unbeschreiblich“.
Die Geschwister hatten im Jahr zuvor zwei Brüder verloren: Heinrich, der bei der Schlacht von
Wagram tödlich verwundet worden war, und Wilhelm, der an einer Lungenentzündung gestorben war.
419
VI. Geschichte
934 SCHAUMBURG-LIPPE. – WILHELM, der letzte reg. Fürst, holte 1750 Christian Friedrich Bach (den „Bückeburger Bach“) als Kammermusiker und 1771 Johann Gottfried Herder als Oberhofprediger nach Bückeburg, im Verkehr mit Moses Mendelssohn (der ihn „die
feinste griechische Seele in einem rauhen westfälischen Körper“ nannte); portugiesischer
Generalissimus, Erbauer der Festung Wilhelmstein im Steinhuder Meer, Lehrmeister
Scharnhorsts, 1724 – 1777. E. Br. m. U. „Spissings-Hohl in der Grafschaft Schaumburg“
31.VII.1776. 1 S. gr.-folio. Mit Trauerrand.
(250.—)
An eine „Durchlauchtigste Fürstin“ – wohl die Prinzessin Luise Ferdinande von Anhalt-Köthen (zu
Pless) –, die ihm aus Anlaß des Todes seiner Gemahlin Marie Barbara Eleonore (am 16. Juni) einen
von dieser an Luise Ferdinandes Schwester, die Gräfin Auguste Friederike zu Isenburg, gerichteten
Brief übersandt hatte, um ihn mit dessen frommem Inhalt zu trösten.
„... Hofnung u. dankbares Vertrauen in Der Allmächtigen Weißheit u. Güte welche eben gedachte nun
mehr in diesem Leben von mir getrennte unschätzbare Gattin das Daseyn ... gegeben, dessen Verlust
Ich in ihr beweine, sind aber auch allerdings Kräftige Quellen, Stärkung u. Beruhigung bey diesem
sonst unerträglich herben trauer-Fall zu schöpfen ...“
Sehr selten.
Die Bückeburger „Landesmutter“ (Herder)
935 — — MARIE BARBARA ELEONORE, seine „schöne und sanftmüthige“, „mit fast romanhafter Zärtlichkeit“ (ADB) geliebte Gemahlin, geb. Gräfin zur Lippe-Biesterfeld, 1744 –
1776. 74 e. Br. m. U. Meist Bückeburg, auch aus Baum, Biesterfeld, Dhrene, Hameln,
Klitschdorf, Papenburg u.a.O. 12.XI.1761 bis 25.V.1775. Ca. 250 meist eng beschriebene
S. gr.-8o, 4o und gr.-4o. Mit 10 meist gesiegelten Adressen. Einige kleine Einrisse und Randdefekte; im ganzen tadellos erhalten. – Mit zahlreichen Beilagen.
(6.000.—)
An dieselbe, ihre vertraute Freundin und Verwandte. Besonders in den vor ihrer Hochzeit (1765)
geschriebenen Briefen überwiegen geistliche Betrachtungen die sehr ausführlichen Hof- und Familiennachrichten – vor allem über Angehörige der Familien Anhalt, Bentheim, Castell, Hohenlohe, Isenburg, Lippe, Reuß, Schönburg, Solms, Stolberg, Waldeck und Wittgenstein – und sonstigen Mitteilungen auch über das (geistes-)geschichtliche Geschehen dieser Zeit.
Dhrene 30.VIII.1763. „... Du willst wißen ob ich von den B l a t t e r n marquirt worden. Fast gar
nicht, einige kleine Narben habe über die Augen sonst sieht mans mir kaum an; Du wirst es selbst am
Besten beurtheilen können, wann ich gehupt und gesprungen Dich aus dem Wagen hole ...“
Klitschdorf 3.I.1764. „... Meine Liebe Schwester ... bittet Dich sehr Ihr doch das Gute Z a h n p u l v e r oder Zahn Latwerge was es war, davon Ihr der Solmsen in Dhern gesagt ... zu schicken, oder
das Recept davon, gegen baare Bezahlung ...“
Klitschdorf 21.I.1764. „... Nun muß Dir auch wohl etwas von unsre hiesigen Nova erzählen ... Der
Churfürst“ (von Sachsen) „will Lutherisch werden, und ... soll in Leipzig studieren wollen ... Neulich
hat sich in Dreßden ein artiger Casus begeben, der mich fast hertzhaft gemacht. Ein Gespenst mit
vielen Ketten und raßeln ist herum gangen u. hat die Wachen erschreckt die nicht mehr da bleiben wollen, Printz Xaver befiehlt man solle drauf zuschlagen. Es geschieht: und das Gespenst schreyt erbärmlich Jesus, Marie, und Joseph, man greifts und entkleidets, und siehe es ist ein Mönch ...“
Neuhof 30.XI.1764. „... kann Dir heute zum Preise des Herrn melden, daß Briefe von meinem jüngsten Bruder“ (ihr Zwillingsbruder Graf Ferdinand Johann Benjamin, portugiesischer Obrist, gest.
1772) „selbst aus London eingelaufen, darin Er seine Retour meldet ingl: daß Sie Gott auf der See
gantz besonders bewahrt, maßen sich ein solch Ungewitter u. Contrairer Wind erhoben, daß Sie statt
nach Engelland zu kommen, gegen Americka verschlagen worden, doch aber ... endlich glücklich in
London ankommen. Beym AbschiedsAudientz im Portugall ist mein Bruder in eine neben Stube
geführt worden, da Ihm der erste Minister“ (Pombal) „im Namen des Königs“ (Josef) „einen Magnifique Brillanten Ring überreicht, wovon der Stein sehr groß wäre, und nachdem Er mit dem Bückeburger“ (Graf Wilhelm von Schaumburg-Lippe, mit dem sie am 12.XI.1765 vermählt wurde) „wieder
in Ihr Logis retournirt sind, solchem seine Presente auch gebracht. Von denen Canonen die Er bekommen wiegt jede 32 Zentner ...“
Bückeburg 24.X.1767. „... ich habe bis daher noch immer die erwünschtesten Nachrichten von meinen lieben Herrn“ (ihrem Gemahl). „Er ... hat seine Tour zu Lande gemacht durch Franckreich und
Spanien; in Franckreich hat Er den Duc De Broglio ... wie auch den Marschall Richelieu gesprochen
welche Ihm insgesamt sehr viel Höflichkeiten erzeigt haben. Am 17ten Septbr: hat Er in Portugall eintreffen wollen ...“ – Wilhelm hatte schon 1762 im Krieg gegen Spanien als Generalissimus gedient.
420
VI. Geschichte
Baum 13.VI.1768. „... Verwichene Woche kamen Se. M: von Preußen“ ( F r i e d r i c h d e r G r o ß e )
„nebst den KronPrintzen u. beyden Printzen von Braunschweig durch unsere Gegend, Mein Herr hat
Ihnen in Hagenburg und zu Bilefeld aufgewartet, und der König war gantz außerordentlich aufgeräumt und gnädig; den 17ten werden der König von Loo zurück nach Minden kommen ... auch ist
der König von Dännemarck seit dem 8ten in Hannover ...“
Bückeburg 15.V.1770. „... Mein Bruder Wilhelm hat sich endlich am 18ten vorigen Monats zu Cölln
mit seiner Meinertshagen verheirahtet nachdem Sie vorher vom Kayser im ReichsGrafStand erhoben worden. Sie hat überall ein gutes Lob als eine Tugendsame artige und vernünftige Person Gott
gebe nur daß Sie vergnügt mit einander leben, so hat mein Bruder im zeitlichen ein ziemlich großes
Glück gemacht, denn Ihr Vermögen ist wenigstens ... eine Million viele wollen gar 2 behaupten ...“
Hameln 19.VII.1773, nach ihrer Rückkehr aus Pyrmont, wo sie von Georg Heinrich Z i m m e r m a n n
behandelt worden war. „... Unserm Verehrungswürdigen Zimmermann tausend Ergebenes, ich bin innig
froh über seine Bekandtschaft, und Er hat mein Zutrauen gewiß gantz. Wann ich nun nicht ... gesund
werde, da ich in den Händen Eines Zimmermanns und Herders bin, so ist es meine Schuld ...“
Baum 23.VII.1773. Zimmermann hatte ihr die Führung eines (med.) Tagebuchs aufgegeben. „... wie
mach ich eigentlich meine Sache, muß es eine Art Diarium von jedem Tage seyn? ... – und noch eine
aufrichtige Frage – wie kann man Ihm wohl seine Erkentlichkeit zeigen? nimt Er Geld? u. wie darf
man Ihm bieten? ... Hr. Zimmermann schien sich zu verwundern daß ich die Reise nach A[a]chen
gescheut – ich habe Ihm keine rechte Ursach gesagt – in Wahrheit weiß ich auch keine andere, als aufrichtig zu reden weil ich die sogenannte große Welt scheue ...“ Sie habe keine Hoffnung, nochmals nach
Pyrmont zu kommen – „so sehr man auch die Bekanndtschaft Eines M e n d e l s s o h n wünscht...
Anbey übersende 2 C a n t a t e n ...“ (v o n C h r i s t o p h F r i e d r i c h B a c h , dem „Bückeburger“,
der damals u. a. die „Pfingst-“ und die „Michaels-Kantate“ sowie die Kantaten „Michaels Sieg“ und
„Himmelfahrts-Musik“ komponierte); „mich haben Sie ungemein entzückt ... Der Autor nennt sich
nicht und i c h d a r f i h n n i c h t n e n n e n ob ich Ihn gleich sehr gut kenne, und Er mir sehr Lieb
ist ... Solten Sie den Autor errahten, so bitte sehr Ihn doch gegen Niemand zu nennen. Weil es seinen
Zwecken wornach Er noch mehr im Verborgenen als laut strebt entgegen wäre.“ (Die Texte der Kantaten stammten von H e r d e r, der sich mit Chr. F. Bach befreundet hatte). „Soviel kann ich gewiß
Behaupten daß diese Gemälde mit vollen und lauteren Empfindungen des Hertzens gemalet sind ...“
– „Lavaters Liedern“ habe sie „nicht habhaft werden“ können. „Was sagen Sie Dazu? Die zweyte
Printzeß von Darmstadt – von denen 3 hingereisten – ist in Rußland gewählt – u. Oldenburg und Holstein werden gegeneinander getauscht, die Nachricht soll gantz zuverläßig seyn ...“ (Katharina die
Große hatte unter drei deutschen Prinzessinnen Wilhelmine von Hessen-Darmstadt als Gemahlin für
ihren Sohn Paul ausgewählt.)
Bückeburg 1.VIII.1773. Ihr Gemahl könne nicht zu Besuch kommen, „so sehr Er auch Hn. M e n d e l s s o h n Bekandschaft wünsche“. „... Mendelssohn Gegenwart gönne ich Ihnen, und da ich Ihre
Freude über Ihn sehr wohl begreife – so freue ich mich mit – ob ich schon des Glücks der Gegenwart
und Unterhaltungen dieses seltnen dieses Eintzigen nicht theilhaft werden kann ... Mich dünket ich
kenne Ihn gantz ich habe sein Portrait und seine Correspondentz mit unsern unvergeßlichen Abbt“
(der philosophische Schriftsteller Thomas A. war 1767 in Bückeburg gestorben) „das Beydes mir
unendlich viel sagt ... Daß d i e C a n t a t e n gefallen freuet mich unendlich – die Musik dazu ist
schon unter der Feder zum Abschreiben, und ich bitte zu befehlen wohin ich ... sie senden soll nach
Büdingen oder Wernigerode?“
Bückeburg 4.XII.1773. „...Unser vortreflicher mir immer lieber werdender H e r d e r sagte am Sontag, über Joh 1 1 – 14 ... gantz himlische Erklärungen über V[ers] 4–13 – sehr dringend für mich ...“
Es folgen längere Zitate aus Herders Predigt. „... ich kann Gott ewig nicht genug danken der Ihn uns
her gesandt, auch spricht Er gewiß nicht so obenhin, aus blos gelehrten Kopf sondern aus gantzem
Gefühl des Hertzens – Er ist u. bleibt ein Eintziger – Auch hat mich Gott an Ihm und seiner gleichfalls
vorzüglich zu schätzenden Frau Freunde finden lassen, die mich über meine Verluste sehr trösten,
und mir gleichsam neuen LebensMuth mittheilen ...“
Zimmermann gefalle ihr „noch immer so gut, da Er bey allen seinem Scharfsin und Verstand so ehrlich zu Werke geht ... Zweymahl in Absicht der inoculation unsers Kindes hat Er uns Ihm auf die
Weise verbunden. Meine itzige Cour besteht in gewißen Pillen die ich den gantzen Winter mit Selter
Waßer nehmen soll – einem gewißen visceral Elixir nach jeder Mahlzeit, ... Kräuter Säckel in roth
Wein am Leib zu legen, von Mintze Wermuth Roßmarin –, u. habe ich solche mit 8 Blutigel an die
Waden anfangen müßen ...“
Bückeburg 12.III.1774. Zimmermann sei „in einer Niedergeschlagenheit die einem das Hertz bricht.
Unser Eintziger Herder hat Ihn vor einiger Zeit in Hannover kennen lernen, Er war unendlich froh
u. gerührt über diese Bekandschaft. Zimmermann war Ihm [eine] gefundene Perle in Hannover, u.
reicher Gewinn seiner Reise.
421
VI. Geschichte
(Schaumburg-Lippe. – Marie Barbara Eleonore)
Unser Herder wird mir auch alle Tage lieber je mehr ich Ihn höre, O! soltest Du Ihn in dieser LeidensZeit hören! Gottlob daß es doch noch Weise gibt die sich des Evangelii Jesu nicht schämen ...“
(Bückeburg) 18.VI.1774. In einem ergreifenden Briefmanuskript schildert die Fürstin äußerlich sehr
gefaßt die letzten Stunden und den Tod ihrer einzigen Tochter Emilie.
Bückeburg 26.I.1775. „...Vermuthlich halten Sie das Hannöverische Magazin es ist im vorigen Jahr
vom 28ten Novbr. Ein Aufsatz darinn W i e d i e A l t e n d e n To d g e b i l d e t ? ... Der Autor davon
ist unser lieber Herder, der von Tage zu Tage in allem Guten steigt ...“ (Herders Aufsatz war schon
1774 bei Schlüter in Hannover erschienen.)
„Von Herrn Zimmermann habe seit Novbr. auch keinen Brief, soviel indeß durch H[er]d[er] höre ist
Er wohl. Er ist sehr vor ein gewißes Buch D i e L e i d e n d e s j u n g e n W e r t h e r s eingenommen. Er hat es mir sehr angepriesen, und wird es Dir gewiß auch recommendiren, ich habe Ihm aber
mit aller Aufrichtigkeit bekandt daß es mir bey aller Schönheit u. Wahrheit u. Edlem Hertz daß darin
spricht – nicht gefalle – und ich denke es wird Dir auch nicht gefallen, ich sehe wenigstens den Nutzen nicht solche Geschichten also zu verewigen, und zur puren Unterhaltung Ein solches Büchel!
bleibt es doch immer gefährlich. Oft schläft vieles im Menschen und ein solcher unzeitiger Wecker –
weckt Ruhe Unschuld Arbeit Seeligkeit auf immer weg – Eine Vorstellung Edler Überwindung, über
diese Geschichte, dünkt mich würde von Wahrem Nutzen für unsere Jugend in dieser Empfindsamen
Periode gewesen seyn – aber dieser Zweck ... ist in Werther unwürdig ausgeführt – doch wo gerath
ich hin? ...“
Am 16.VI.1776 folgte die Fürstin ihrer zwei Jahre zuvor verstorbenen Tochter; ihr trostloser Mann
starb am 10.IX.1777.
Drei Briefe mit eigenh. Nachschriften von ihrem ältesten Bruder, dem reg. Grafen Karl Ernst Casimir
zur Lippe, und den Gräfinnen Solms geb. Lippe und Wittgenstein. Beiliegend 6 zum Teil eigenh. Briefbeilagen (Sprüche, Gedichte usw.), dabei Kopien von H e r d e r s Gedicht „Ein kleiner lichter Funke
kam ...“ sowie von Herders „Gebet am Grabmahle Ihro Erlauchten der weil[an]d regierenden Gräfin
von Schaumburg-Lippe. Zum Baum ..., gehalten den 7ten September 1776“ (5 eng beschr. S. 8o),
ferner zahlreiche zeitgenöss. Kopien von Briefen der Gräfin und von Persönlichkeiten aus ihrer Verwandtschaft (ca. 120 S. 4o und 8o) und ein „Extract aus des Superintendent H e r d e r s Schreiben dd.
Bückeburg 22. Jun. 1776“ („Die Nachricht vom Hinscheiden unserer ewig geliebtesten Fürstin und
Landesmutter ...“) in zwei Ausfertigungen.
936 SCHÖNBERG, Caspar von, frz. Gaspard de Schomberg, aus Sachsen stammender französischer General in den Hugenottenkriegen, Mitglied des Staatsrats; überzeugte König Heinrich IV. vom Übertritt zum Katholizismus, 1540–1599. Urkunde m.U. „Schonberg“ (dreifach). „Au chastel du seigneur de Beaumont“ 18.VIII.1598. 8 S. (+ 11⁄2 S. Nachträge)
gr.-folio. Geheftet. Kleine Faltenrisse; die erste Seite ein wenig angestaubt.
(200.—)
Im Namen König Heinrichs IV. von dem Ersten Präsidenten des Pariser Parlaments, Achille de H a r l a y, Seigneur de Beaumont (1536–1616) ausgestellter und unterschriebener gerichtlicher Kaufbrief
über Herrschaften in der Picardie, die Schönberg („Messire Caspard de Schomberg conte de Nantueil
conseiller du roy“ etc.) an Imbert de Diesbach (1560–1632), „gentilhomme bourgeois et du conseil de
la ville et canton de Berne“, verkauft.
937 SOWJETUNION. – BULGANIN, Nikolai Alexandrowitsch, Staatsmann; 1955 Ministerpräsident, Marschall der Sowjetunion, 1895 – 1975. Farbige Portraitzeichnung (Rötel über
Blei), von Bulganin unten rechts signiert „N. Bulganin“ (kyrillisch) und datiert „27/XI. 55“.
Ca. 35,7 ×27 cm. Auf Pappe montiert. Ein wenig fleckig.
(150.—)
Großformatiges Portrait, Brustbild nach halbrechts.
In diesem Jahr wurde Bulganin Vorsitzender des Ministerrates der UdSSR. 1957 beteiligte er sich an
einem Putschversuch gegen Chruschtschow, worauf er 1958 als Ministerpräsident abgelöst wurde.
422
VI. Geschichte
„Je ne quitte jamais Prinkipo“
938 — TROTZKI, Leo, eigentlich Bronstein, russischer Revolutionär; Organisator der Roten
Armee, von Stalin verbannt, 1879–1940 (ermordet). Br.m.U. Prinkipo 15.XI.1929. 2⁄3 S.
gr.-4o. Gelocht; etwas knittrig, kleine Randeinrisse.
(600.—)
An E m i l L u d w i g , den er nach Prinkipo einlädt.
„... Ma femme et moi serons tout à fait heureux de faire votre connaissance et celle de votre femme.
Je ne quitte jamais Prinkipo, je suis donc tout à fait prêt à vous recevoir n’importe quel jour. Veuillez
cependant avoir l’amabilité de m’annoncer votre visite la veille, afin que je ne m’absente pas pour une
promenade ...“
Aus dem ersten Jahr seines Exils.
939 SPANIEN. – ISABELLA II., Königin, älteste Tochter König Ferdinands VII., verzichtete
1870, 1830–1904. 3 e.Br.m.U. Fontenay-Trésigny 9.X.1878, Lequeitio 21.VIII.1883 und
San Sebastian („Ayete“) 21.VIII.1886. 19 S. gr.- 8o. Spanisch. Mit bekrönter Namensprägung am Kopf. Zwei Briefe mit breitem Trauerrand. Teilweise kleine Faltenrisse. (300.—)
An ihre Tochter Infantin Maria del Pilar bzw. ihren Schwiegersohn Prinz Ludwig Ferdinand von
Bayern mit Glückwünschen zu deren Namenstagen am 12. Oktober bzw. am 25. August. FontenayTrésigny 9.X.1878, an Maria del Pilar. „... Se acerca el dia de tu Santo, fiesta de Nuestra S[eño]ra
del Pilar y mi corazon ... te felicites ... espero probarte algun día, que viniese tu Madre ...“
1883, an Ludwig Ferdinand. „... Veo por la carta de Paz que pensais este Otoño hacer un viajito ... á
tu buena hermana Isabel la Duquesa de Genova, y despues viniendo á España ... / Mucho me he alegrado que el Rey“ ( A l f o n s X I I . ) „mi amado hijo te haga conferido la Dignidad de Santiago! ...“
1886, ebenso. „... Que los tengas felices años y que los celebres durante muchisimos años, en la compañia de nuestra amadisima Paz y de tus hermosos hijos Fernando y Adalberto ... y en la compañia
de tu buena Madre de tus hermanos todos ...“
Beiliegend ein e. Br.m. U. ihrer Tochter Infantin Isabella an ihren Schwager Prinz Ludwig Ferdinand
von Bayern, ebenfalls mit Glückwünschen zum Namenstag (San Ildefonso 1886), und 13 e.Br.m.U.
der Herzogin Louise von Montpensier geb. Infantin von Spanien an Prinzessin Maria de la Paz (Madrid und andere Orte, 1886 – 1891).
940 — ALFONS XII., König, 1857–1885. E.Br.m.U. „Alfonso“. Luzern 11.X.1871. 2 S. gr.-8o.
Mit bekröntem geprägtem Namenszug am Kopf.
(200.—)
An seine Mutter, Königin Isabella II., der er von seiner Reise in die Schweiz mit seiner Schwester Isabella und deren Gemahl, Prinz Gaetano von Bourbon-Sizilien, berichtet.
„... Como te lo decía en mi carta de antes de ayer, fuimos al Rigi ..., fuimos en vapor hasta Vitznau de
allí en el famoso camino de hierro, que me ha admirado, pues sube una custa que es una escalera, hasta
la mitad de la montaña, y de allí hasta arriba todos á pie y Isabel á caballo, la bajada fué del mismo
modo y por los mismos sitios. Ayer ví el Arsenal, el Hotel de Ville, la Igelsia de los Jesuitas , el leon que
es magnifico, el museo alpino, el panorma, la casa de fieras, el circo de velocipedos y el de caballos ...“
Beiliegend ein Telegramm von Prinz Alfons an seine Mutter, Rom 1877, sowie 3 e.Br.m.U. seiner (späteren) Gemahlin, Königin Maria Christina geb. Erzherzogin von Österreich an ihren Schwager Prinz
Ludwig Ferdinand von Bayern und seine Gemahlin Prinzessin Maria de la Paz, San Sebastian und
(Madrid) 1890 bis 1893, und ein e. Billett m.U. an Prinz Ferdinand Maria von Bayern, o.O.u.D.
423
VI. Geschichte
941 STAATSMÄNNER und Politiker. – Über 70 Autographen, Br.m.U. und Grußkarten m.U.
Vielfach mit den Umschlägen.
(600.—)
An Gerald Götting, den Vorsitzenden der CDU in Ost-Berlin, vielfach mit Neujahrswünschen. – Darunter Prinz Claus der Niederlande (4), Pjotr Andrejewitsch Abrassimow (3), Giulio Andreotti (12),
Hamid Reza Assefi, Jacques Chirac (3), Maurice Couve de Murville, Józef Cyrankiewicz, Józef Czyrek (2), Jan Dobraczynski (2), Edgar Faure (4), Leopold Figl, James William Fulbright, Stanislaw
Gucwa (5), Klaus Gysi, Henryk Jablonski, Urho Kekkonen (2), Rudolf Kirchbach (2), Rudolf Kirchschläger (2), Alfred Maleta, Adam Malik (2), Alois Mock (4), Aziz Nesin, Achille Peretti (3), Alain
Poher (5), Julius Raab, Nelson A. Rockefeller, James Roosevelt, Fred Sinowatz, Sergej Tjulpanow (2),
Östen Undén und Kurt Waldheim (3). - Viele der Grußkarten sind aufwändig gestaltet.
Beiliegend ein Br.m. U. der Kosmonautin Walentina Tereschkowa (Moskau 1987).
942 — 4 Autographen.
(150.—)
August Bebel (e. Postkarte m. U., Schöneberg 1906), Johann Ludwig von Jordan (e.Br.m.U., Berlin
1837), Johann Matthias von Landsberg (Sichtvermerk m.U. unter einer Urkunde, Münster 1801) und
Friedrich von Rönne (e. Br.m. U., Washington 1842).
„die Kreditnot“
943 STRESEMANN, Gustav, Staatsmann, Friedens-Nobelpreisträger; 1923 Reichskanzler,
1878–1929. Br.m.U. Berlin 7.IV.1924. 2 S. gr.-4o. Mit gedrucktem Briefkopf „Dr. Gustav
Stresemann / Mitglied des Reichstags“. Lochung ausgerissen. Leicht gebräunt.
(300.—)
An Bruno Borchardt, Generaldirektor der Polyphon-Werke in Berlin, den er um eine Spende für die
Deutsche Volkspartei bittet.
„... Die bevorstehende Reichstagswahl ist von grundlegender Bedeutung für die Weiterentwicklung
unserer politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse. Ohne die ausgleichende nationale, zielbewusste,
aber auf das Realpolitische eingestellte Politik der Deutschen Volkspartei wären wir in Deutschland
schon in den letzten Jahren schwersten Erschütterungen ausgesetzt gewesen. Eine Stärkung der
extremen Richtungen in Deutschland wäre aus innen- und aussenpolitischen Gründen in höchstem
Maße bedenklich. Ich glaube mich mit Ihnen in der Auffassung darüber einig, daß eine starke Deutsche Volkspartei aus den Wahlen hervorgehen und daß alles getan werden muß, um dieses Ziel zu
erreichen. Die Zeit der Inflation hat unsere Organisation sehr geschwächt ... Ich weiss, wie ausserordentlich schwer gegenwärtig die Geldverhältnisse sind und wie schwer die Kreditnot namentlich
auch auf unserer Wirtschaft lastet. Die Entscheidung aber, um die es geht, veranlasst mich, Sie zu
bitten, nicht unter dem Gesichtspunkt der gegenwärtigen schwierigen Situation, sondern unter dem
Gesichtspunkt der zukünftigen Entwicklung auch Ihrerseits in dem schweren Kampfe zu helfen, vor
dem wir stehen ...“
Beiliegend ein weiterer Br.m. U. Stresemanns, Berlin 3.III.1924, an denselben Adressaten; Dank für
ein Grammophon, sowie ein gedrucktes Billett m.U. von Käte Stresemann, Dank für die Kondolenz
zum Tod ihres Mannes (Berlin, Oktober 1929).
944 — Br.m.U. Berlin 4.V.1927. 1 S. gr.-4o. Mit gedrucktem Briefkopf „Dr. Gustav Stresemann /
Reichsminister des Auswärtigen“. Faltenriß (ausgebessert).
(150.—)
An seinen Logenbruder, den Juristen Stephan Kekulé von Stradonitz, der ihm einen Aufsatz übersandt
hatte: „... ‘Zwei Degen und ein Schwert Friedrichs des Großen’. Ihre Schlüsse, betreffend die Geschichte der drei Schwerter, scheinen mir durchaus bündig zu sein, insbesondere auch hinsichtlich des sogenannten Freimaurerschwertes. Ich sehe der Zusendung Ihres Aufsatzes im Bundesblatt mit Interesse
entgegen ...“ Kekulé war Großarchivar des Bundesblatts der Großloge „Zu den Drei Weltkugeln“.
Beiliegend eine e. Portraitpostkarte m.U., (San Remo) 5.III.1928 (Eingangsstempel), an den Journalisten Max Reiner von der Vossischen Zeitung in Berlin. „Von den letzten Tagen meines hiesigen Aufenthaltes ...“ Die Aufnahme zeigt Stresemann zusammen mit drei weiteren Herren auf der Strandpromende von San Remo.
424
VI. Geschichte
945 TALLEYRAND, Charles Maurice, Herzog von T., Fürst von Benevent und Herzog von
Dino, französischer Staatsmann, Außenminister Napoleons I., 1754 – 1838. Br. m. U. „Le
p[rin]ce de talleyrand“. Paris 10.V.1837. 1 S. 4o. Faltenrisse hinterlegt.
(180.—)
An Baron de Villeneuve, Präfekten des Departements „de l’Indre“, dessen Gesuch an den Generaldirektor der Brücken und Chausseen er befürwortet habe – „quoiqu’après la demande faite par un
administrateur aussi éclairé et aussi consideré que vous l’êtes, Monsieur le Baron, ma recommandation doive être un bien faible secours.“
946* WEIMAR. – Deutsche Handschrift auf Papier. 1594/95. Titel + 108 S. folio. Fexibler roter
Pergamentband der Zeit mit handschriftlichem Signaturschildchen. Einband mit kleinem
Einriß, ein wenig berieben, Vorsätze leicht defekt; Papier etwas gebräunt und feuchtfleckig.
(600.—)
Das Rechnungsbuch der Stadt Weimar für das Rechnungsjahr 1594/95 – „Jarrechnung uber Einname und Ausgabe des gemein Castens alhir zu Weinmar, durch Abraham gertner, Caspar Koch, und
Andres Winter, Itziger Zeit Verordnete Vorsteher, Angefangen Michaelis Anno 1594 und Widerum
Michaelis Anno 1595 beschlossenn.“
Als Einnahmen sind verzeichnet Kapitalerträge (Schuldner sind u.a. die fürstliche Rentkammer und
der Rat zu Erfurt), Erträge aus Getreideverkäufen, Spenden für die Erhaltung der Friedhöfe (u.a.
vom Apotheker Ambrosius Hurer für den Kirchhof St. Jakob), „ErbZinssen“, Lehngelder, „Donation geld“ des Herzogs Friedrich Wilhelm I., Regent von Kursachsen, u.a.; insgesamt, inklusive „aller
ausstehenden Capitalen“, 15.152 Taler, 18 Groschen, 6 Pfennig, 1 Heller.
Die aufgezeichneten Ausgaben nehmen wesentlich mehr Raum ein, da selbst kleinste Posten einzeln
aufgeführt sind („ii g. vor i schlüssel und schild zu des Superintend. hinterhause“, „6 g. vor i bauholtz zu d. schweins Koben“, etc.; teilweise mit den Namen der Handwerker).
An erster Stelle der Ausgaben stehen die Besoldungen des Superintendenten Anton P r o b u s (1537
–1613), der Diakone Martin R u t i l i u s (der Liederdichter, 1550–1618) und Johannes M a j o r (später Prof. theol. in Jena, 1564 – 1654), des Rektors Johannes Wolff, des Konrektors Nikolaus Roht und
des Kantors Wolfgang Zirckel; es folgen Ausgaben u.a. „Vor besserung in der Pfar“, „zur besserung
der beiden Caplanen heuser“, für Arbeiten am Kirchen- und am Schulgebäude sowie „Ausgab Geld
vor brott den armen Leuten“ (mit den Namen der Empfänger) und „Ausgab Geld den Frembden
armen Leuten gegeben“ (hierzu eine zehn Seiten umfassende Liste von Namen mit Angabe der Herkunft („aus d. Pfaltz vertrieben“, „beschedigter Kriegsmann so in Unger gewest“, „v. bischof v.
Würtzburg vertrieben“, „v. den Calvinisten vertrieben“ etc.).
947 WELLINGTON, Arthur Wellesley, Herzog von, englischer Feldherr, Premierminister, 1769–
1852. E.Br.m.U. London 23.IV.1847. 1⁄2 S. 8o.
(300.—)
An Sir Robert P e e l , den ehemaligen Premierminister.
„My dear Peel I have received your Note of yesterday; and will attend you tomorrow with great satisfaction ...“
Beiliegend ein Brief Wellingtons von der Hand eines Sekretärs an Lord Lifford (London 1837).
948* WIDERSTAND. – WITZLEBEN, Erwin von, Generalfeldmarschall; beteiligt am Umsturzversuch des 20. Juli, 1881 – 1944 (hingerichtet). Br. m. U. „A[rmee] H[aupt]qu[artier]“
23.VII.1940. 1⁄2 S. folio. Mit gedrucktem Briefkopf „Der Oberbefehlshaber / der 1. Armee“.
Minimal fleckig. Am Oberrand schwache Klammerspuren.
(200.—)
„Sehr verehrter Herr Präsident! / Für Ihre freundlichen Glückwünsche zu meiner Beförderung sage
ich Ihnen meinen herzlichen Dank ...“ – Nach Abschluß des Frankreich-Feldzuges war Witzleben
vier Tage zuvor zum Generalfeldmarschall befördert worden.
425
VI. Geschichte
(Widerstand)
„die einzige Möglichkeit diese Zeit zu überdauern“
949 — YORCK von Wartenburg, Paul Graf, Diplomat, Offizier der Wehrmacht im Zweiten
Weltkrieg; Vertreter der Bekennenden Kirche, nach dem Attentat vom 20. Juli 1944 im KZ
Sachsenhausen interniert, Bruder des 1944 hingerichteten Grafen Peter Y. v. W., 1902 –
2002. 2 e.Br.m.U. „YW“. Buchwald und o.O. 5. und 27.XII.1942. 5 S. folio und kl.-4o.
Gelocht, ein Brief mit Randläsuren.
(300.—)
Inhaltsreiche Briefe an den Mediziner und Phonetiker Eberhard Zwirner (1899–1984), einen Anhänger der Bekennenden Kirche, die einen tiefen Einblick in seine Anschauungen gewähren.
Buchwald 5. Dezember, über den 80. Geburtstag von Gerhart Hauptmann. „... Der Mann ist eine
befreiende Persönlichkeit, ein Mensch, der durch sein Sein beglückt. Er ist weise ... Er erfüllt mit Ehrfurcht, und wenn Sie seinem Charme und seiner Wirkung nachgehn, so liegt sie vielleicht an der
Unmittelbarkeit und dem absoluten Ernste, mit denen er, einem Kinde gleich, jeder ‘Kleinigkeit’ folgt.
Ja vielleicht kennt er unsere Größenordnung nicht. Und dann: diese Liebenswürdigkeit, dieser Reichtum an Ideen ...
Aus Warschau höre ich kein Wort mehr, obwohl ich öfter schrieb. Ich bin in Sorge. Nun es gibt keine
andere Form des Lebensgefühles mehr. Einsamkeiten und Wüsteneien schließen Einen ein, und nur
die unmittelbare Gegenwart des Todes wirkt wie ein linderndes Gift. Die Freunde sind schon alle
dahin, wir werden nicht vergessen werden ... Ich werde immer dumpfer und dabei irgendwo gesteigert wacher, doch geht mich alles nicht mehr eigentlich an ...“
O. O. 27. Dezember. „... Es freut mich Sie in der Stille zu wissen; es ist die einzige Möglichkeit diese
Zeit zu überdauern, wenn man nicht in der vordersten Linie steht. Entweder die Gefahr oder die Stille, in jeder anderen Lage muß man wahnsinnig werden. Gestern telephonierte ich mit dem Vater
Oberndorff. Die Stimme hat mich sehr beglückt, denn mir selbst unbewußt ist die Hälfte meines
Wesens doch immer auf den Straßen Rußlands. Von diesem Lande werde ich wohl nie so ganz los kommen, auch wenn ich die Kameraden nicht mehr in Gefahr weiß ... Die meinen sind alle tot bis auf zwei
... Nur eines ist zu sagen: das Tötensollen ist unerträglich und das Daheimsitzen ist es auch. Man muß
es sich aber abgewöhnen etwas zu wünschen, auch das Handeln ist zweifelhaft trotz aller Ihrer Argumente. ‘Überstehen ist alles’ sagt Rilke und hat damit wohl recht ...“
Beiliegend 2 Briefe von Major von Schickfus an Zwirner (Breslau 1942/43).
950 WIEN. – STAMMBUCH-KASSETTE eines Kunstliebhabers aus Wien. Mit 33 Eintragungen überwiegend aus Wien aus den Jahren 1854 bis 1887. Mit einer Aquarellmalerei (sign.
Franz Steinfeld, Flusslandschaft) und einer Ölmalerei (sign. „J.W.“, Landschaftsdarstellung, Ecken defekt). 36 S. meist quer-gr.-8o. Einige Blätter montiert. Dunkelrote HalblederKassette der Zeit mit vier goldfarbenen Beschlägen auf dem Vorderdeckel (dunkelroter
Samt) und bezogenem Vorsatz.
(1.600.—)
Eingetragen haben sich u. a. die Dichter und Schriftsteller Eduard von Bauernfeld, Ignaz Franz
Castelli,
F r a n z G r i l l p a r z e r („Was man den Kindern thut / Ist doppelt gut; / Weil im Erfolg, den Jeder
sieht / Man ihre Ältern miterzieht“), Friedrich Halm, Paul Maria Lacroma, Heinrich Laube, Betty
Paoli, Otto Prechtler und Moritz Gottlieb Saphir, die Gelehrten Helene von Druskowitz, Carl Helm,
Ernst Pauer und Johann Emanuel Veith, der Komponist J. Hoven (eigentlich Johann Vesque von Püttlingen, fünftaktiges Notenzitat mit dem unterlegten Text „und wäre nicht das Bißchen Liebe, so gäb’
es nirgends einen Halt“), die Sänger Alois Ander und Emil Götze, die Schauspieler Marie BayerBürck, Carl und Elisabeth Fichtner, Amalie Haizinger, Stella Hohenfels (e. Namenszug), Carl von La
Roche, Carl Lucas, Louise Neumann, Carl und Julie Rettich, Mathilde Wildauer, Charlotte Wolter
und Zerline Würzburg (verh. Gabillon) sowie die Tänzerin Fanny Elßler (Fragment).
Eingeklebt ein e. Namenszug von Kaiser Franz Joseph I., beiliegend ein e.Br.m.U. von Ignaz Franz
Castelli an eine Dame (Wien 1864).
426
VI. Geschichte
951 WISSMANN, Hermann von, Afrikaforscher und Kolonialpolitiker; 1895/96 Gouverneur
von Deutsch-Ostafrika, 1853–1905. E. Schriftstück m.U. O.O.u.D. 3⁄4 S. quer-gr.-8o. Kleiner Faltenriß, leicht knitrrig.
(300.—)
„Herr Dr. P e t e r s kommt zu einer wichtigen Unterredung mit mir, im Einverständniß mit Herrn
Admiral Deinhard von Sansibar nach Bagamoio.“
Darunter der eigenh. Vermerk m. U. des Kolonialpolitikers Carl Peters: „Bitte, an meiner Stelle, da
ich verhindert bin, Herrn Oscar Borchert die Ueberfahrt gütigst zu gestatten.“
Admiral Karl August Deinhard leitete 1888 als Chef des Kreuzergeschwaders die Blockade in DeutschOstafrika bei der Unterdrückung des „Buschiri-Aufstandes“; er starb am 4. Oktober 1892 in Wilhelmshaven an Malaria.
952* WORONZOW, Alexander Romanowitsch Graf, russischer Diplomat und Staatsmann; 1802
Reichskanzler, 1741–1805. Br.m.U. St. Petersburg 1.X.1803. 3 S. folio. Russisch. Faltenschäden, leicht braunfleckig.
(150.—)
Als Außenminister an den Archäologen und Philologen Andrej Jakowlewitsch Graf Italinskij (1743–
1827), seit dem Vorjahr russischer Botschafter in Konstantinopel. Er habe seine Berichte erhalten,
wonach ihm der Sultan (Selim III.) zum Zeichen seiner besonderen Zufriedenheit einen Orden verleihen wolle.
„... Ich beeile mich, Ihnen die Glückwünsche des Monarchen“ (Zar Alexander I.) „zu übermitteln,
und ich selbst gratuliere Ihnen, gnädiger Herr, aufrichtig zu dem außerordentlichen Beweis der Auszeichnung ...“ (Übersetzung).
953 YORCK VON WARTENBURG, Ludwig Graf, preußischer Feldmarschall, 1759 – 1830.
Br.m.U. Königsberg 7.III.1812. 1 S. kl.-4o. Leicht beschnitten.
(200.—)
Wohl an den Hauptmann H. v. Wedel in Königsberg mit der Bitte, ihm „wo möglich heute Abend oder
spätestens Morgen frühe die versprochenen ausführlichen Notitzen Ihrer Reise gefälligst zu überschicken ...“
Aus der Sammlung Rötger; am Kopf dessen Beschriftung in rötlicher Tinte.
Beiliegend ein e.Br.m.U. des Freikorpsführers Hans Becker (der „Schwarze Becker“), Wingen 1828;
defekt. – Aus der Sammlung Künzel.
Voranzeige
Autographenauktion in Basel
am 21. und 22. Oktober 2011
Der reich illustrierte Katalog wird Mitte September erscheinen
Moirandat Company AG
Rittergasse 33
CH-4051 Basel
Tel. 061-273 36 65
Fax 061-273 36 69
[email protected]
J. A. Stargardt
Xantener Strasse 6
D-10707 Berlin
Tel. 030-8822542
Fax 030-8822466
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