DIE SIE SEHEN SOLLTEN, BEVOR DAS LEBEN VORBEI IST
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DIE SIE SEHEN SOLLTEN, BEVOR DAS LEBEN VORBEI IST
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Für Studenten, für kritische Filmnarren, für enthusiastische Fans und für Leser, die sich einfach daran erfreuen, unvergessliche Erinnerungen an große Filme Revue passieren zu lassen …“ THE WAVE CHANNEL GUIDE Dekade des neuen Jahrtausends ohne den LeftfieldPop von „Toxic” oder „Crazy”? Diese Musik ist ein Spiegel ihrer Zeit, sie reflektiert die Gesellschaft („A Change Is Gonna Come”, „The Message”), markiert unsere persönlichen Höhen („God Only Knows”) und Tiefen („Hurt”) auf der emotionalen Landkarte - und hat uns von „Saturday Night Fish Fry” bis Saturday Night Fever einfach geholfen, unsere Probleme zu vergessen und metallica Air One Kelly Watch the stars mGmt the Human League massive Attack unfinished sympathy depeche mode everything Counts army of Me björk Salt-N-Pepa the Clash Prince & the revolution the Specials Push It Auswahl der großartigsten Aufnahmen, die je gemacht wurden. Jeder Eintrag dieses wunderbaren Kompendiums erzählt die Geschichte eines großen Songs: Wovon ließ sich der Songschreiber inspirieren, warum hat der Song nichts von seiner Faszination oasis Live Forever You send Me Time to Pretend being boiled Lou reed Walk on the Wild side London Calling Purple rain ghost Town eingebüßt, welche Musik hat er seinerseits beeinflußt und welche Coverversion sollte man sich anhören? Nebenbei schnappen Sie jede Menge interessante Yé Ké Yé Ké Wire Outdoor Miner Kuriositäten auf: Was hat Lead Belly mit Lonnie Ash Donegan und Black Betty zu tun? Wessen Grabstein Kung Fu Cut Your hair Pavement boys Don’t Cry the Cure Jerry Lee Lewis great balls of Fire ain’t got No; I got Life Nina Simone elton John iron maiden the beach boys Franz Ferdinand motörhead Jimi Hendrix Gary Numan elvis Presley bob dylan beck rocket Man The Trooper god Only Knows LMS ZÜRICH on-olms.com inspirierte Phil Spector zu seinem ersten Hit? Und wann tat sich Christina Aguilera mit The Moon People 283-01153-6 3 011536 on-olms.com zusammen? Lesen Sie weiter und finden Sie’s raus! Jane birkin & Serge Gainsbourg Je t’aime … moi non plus Schlagen Sie dieses Mammut-Buch an einer beliebigen Seite auf, und Sie finden die wichtigsten Daten über einen Film plus einige Fakten, die Sie vielleicht überraschen werden. Sammeln Sie DVD’s und Videos, so sollte es unbedingt in Ihrem Regal stehen! „Eine echte Empfehlung für jeden Filmfreund“ KINO & CO Joni Mitchell zu Amy Winehouse haben talentierte Songwriter Musik geschrieben, die zu einem festen eine Nacht lang durchzutanzen. Sam Cooke mory Kanté ★ e Ausg 1001 Songs bahnt sich einen Weg durch beinahe Sade Inklusive Register, geordnet nach Genres (wie Krimi, Western, Science Fiction), Index der Filme und einem Verzeichnis nach Filmregisseuren. AB eu hundert Jahre Musik und präsentiert eine inspirierende smooth Operator ★ Frutti” und cHound Dog”, die Siebziger ohne Hymnen david bowie 1001 sONgs Peaches Freak scene 1001 Filme, ausgewählt und besprochen von 58 international renommierten Filmkritikern, ergeben eine Jahrhundertchronik des Films. Bestandteil unseres Lebens geworden ist. Was wären talking Heads Once in a Lifetime the Stranglers dinosaur Jr. ★ die Fünfziger ohne die wilde Begeisterung von „Tutti DIe sIe hÖreN sOLLTeN, beVOr Das LebeN VOrbeI IsT s wie zurück zur Musik! e Jam ★ Schlagen Sie dieses Mammut-Buch an einer beliebigen Seite auf, und Sie finden die wichtigsten Daten über einen Film plus einige Fakten, die Sie vielleicht überraschen werden. Sammeln Sie DVD’s und Videos, so sollte es unbedingt in Ihrem Regal stehen! Filme Die bunte Geschichte der Pop-Musik steht auf einem heartbeats ie Smith bis Gnarls Barkley, von drive-in Filmkritikern, ergeben eine Jahrhundertchronik des Films. 8. Fundament aus Song-Klassikern. Von Tin Pan Alley the Knife hren Sie, was diese Songs so groß med scissor ★ 1001 Filme, ausgewählt und besprochen von 58 international renommierten 1001 zu Brill Building, von Bob Dylan zu Kurt Cobain und the Who My generation DIe sIe hÖreN sOLLTeN, beVOr Das LebeN VOrbeI IsT chte, zeitloses Songwriting und – KINO & CO ★ Inklusive Register, geordnet nach Genres (wie Krimi, Western, Science Fiction), In dieser R eihe bereits liefer ba r : & rakim „Eine echte Empfehlung für jeden Filmfreund“ n Steven Jay Schneider promoviert derzeit an der Harvard University und an der New York University (Tisch School of the Arts) in den Fächern Philosophie und Film. Er ist Autor der Bücher Designing Fear: An Aesthetics of Cinematic Horror (Routledge), Herausgeber von The Horror Film and Psychoanalysis: Freuds Worst Nightmares (Cambridge University Press) und Fear Without Frontiers: Horror Cinema Across the Globe (FAB Press) sowie Mitherausgeber von Understanding Film Genres (McGraw-Hill), Horror International (Wayne State University Press) und Underground U.S.A.: Filmmaking Beyond the Hollywood Canon (Wallflower Press). Sie lieben Musik? Musik ist Ihr Leben? Dann busta rhymes Woo-hah!! got You all in Check Take Me Out ace of spades VOrWOrT VON toNy ViSCoNti Voodoo Child (slight return) Cars suspicious Minds subterranean homesick blues brauchen Sie 1001 Songs, bevor Ihr Leben vorbei ist! Loser herausgeber robert dimery E D I T I O N O L M S w w w. e d i t i o n - o l m s . c o m ISBN 978-3-283-01153-6 ISBN 978-3-283-00543-6 Z Ü R I C H ISBN 978-3-283-01155-0 ISBN 978-3-283-01119-2 ISBN 978-3-283-01154-3 Steven jay Schneider (hrSg.) Ausgewählt und vorgestellt von 58 internAtionAlen Filmkritikern ISBN 978-3-283-01156-7 steven JAY sChneider Elizabeth Taylor, 1956 ISBN 978-3-283-01114-7 E D I T I O N ISBN 978-3-283-01113-0 O L M S w w w. e d i t i o n - o l m s . c o m ISBN 978-3-283-01154-3 ISBN 978-3-283-00544-3 Z Ü R I C H EDITION OLMS ZÜRICH www.edition-olms.com 9 783283 011543 www.edition-olms.com 1001 FiLMe die sie sehen sollten, Bevor dAs leBen vorBei ist „Falls Sie immer wieder ins Grübeln darüber geraten, was Sie in den Video- oder DVD-Player einlegen wollen: Kaufen Sie dieses Buch!“ THE STAR „Wer gern ins Kino geht wird in dieser Sammlung Inspiration und Information finden … Die besten Filme aller Zeiten – endlich in einem Band.“ TREFFPUNKT KINO „Besonders DVD-Sammler sollten das Nachschlagewerk unbedingt im Regal stehen haben.“ DVD MAGAZIN Umschlagvorderseite: Jeff Bridges in „TRUE GRIT“, 2010, © ddp images Buchrücken: Natalie Portman in „BLACK SWAN“, 2010, © Cross Creek Pictures / The Kobal Collection Umschlagrückseite: Liz Taylor © Rue des Archives/Collection CSFF E D I T I O N O L M S w w w. e d i t i o n - o l m s . c o m Z Ü R I C H USA (Warner Bros.) 152 min Farbe Regie: Christopher Nolan Produzent: Christopher Nolan, Charles Roven, Emma Thomas Drehbuch: Christopher Nolan, Jonathan Nolan, David S. Goyer Kamera: Wally Pfister Musik: Hans Zimmer, James Newton Howard Darsteller: Christian Bale, Michael Caine, Heath Ledger, Gary Oldman, Aaron Eckhart, Maggie Gyllenhaal, Morgan Freeman Oscar: Heath Ledger (Nebendarsteller), Richard King (Tonschnitt) Oscar Nominierung: Nathan Crowley, Peter Lando (Ausstattung), Wally Pfister (Kamera), Lee Smith (Schnitt), John Caglione, Jr., Conor O’Sullivan (Make-up), Lora Hirschberg, Gary Rizzo, Ed Novick (Ton), Nick Davis, Chris Corbould, Timothy Webber, Paul J. Franklin (Visuelle Effekte) THE DARK KNIGHT (2008) Mit dem langen, düsteren Hollywood-Blockbuster The Dark Knight schuf Regisseur Christopher Nolan das Sequel zu seinem Batman Begins (2005). Es wurde mit Spannung erwartet, da man sich vom Skript (verfaßt von Nolan und seinem Bruder), den hochkarätigen Schauspielern und dem Set viel erwartete, und ist der fesselndste und beunruhigendste der Batman-Filme bislang – aber auch der interessanteste, was die Figuren und die emotionale Tiefe betrifft. Christian Bale kehrt als Millionär Bruce Wayne/Superheld Batman zurück und fällt dem diabolischen Joker (Heath Ledger) in die Hände, gemeinsam mit Bezirksstaatsanwalt Harvey Dent (Eckhart), der Staatsanwältin Rachel Dawes (Gyllenhaal) und Commissioner Gordon (Oldman). Als psychopathischer, hochintelligenter Bösewicht liefert Ledger eine brillante Leistung, die den Oscar posthum als bester Nebendarsteller mehr als verdient hat. Michael Caine und Morgan Freeman treten als Alfred und Lucius Fox auf, zwei Boten einer alten Welt, in der das Böse noch kalkulierbar war. Die Story, die in einem finster glänzenden Chicago angesiedelt ist, kreist um die Frage, wie es dazu kommen kann, daß das Böse eskaliert und das Gute besudelt oder mißverstanden wird. In diesem raffinierten, emotional und moralisch komplexen Film sieht sich Batman vor die Frage gestellt, mit der seine Figur schon immer zu kämpfen hatte: Wie kann ein Hüter der Ordnung sich seine Moral bewahren? Das Beste an The Dark Knight ist, daß der Film dem Publikum nie zuviel zumutet. Er gönnt ihm immer wieder die nötigen Erholungspausen in Form von Action, Stunts und Spielereien wie dem Batpod. KK So finster die Nacht Låt den rätte komma in (2008) Auf den ersten Blick hängt sich der schwedische Vampirfilm So finster die Nacht an den Trend der prüden Blutsauger-Romanzen an: Sexuelle Begierden werden gründlich unterdrückt. Natürlich hilft es da, daß die Protagonisten – der blonde, engelsgleiche Oskar (Kåre Hedebrand) und seine neue Nachbarin, das rätselhafte Vampirmädchen Eli (Lina Leandersson), erst zwölf sind. Oskar wird von seinen Klassenkameraden schikaniert, und obwohl er von Vergeltung träumt und „Schrei wie ein Schwein“ flüstert, während er an einem Baum vor seiner Wohnsiedlung seine Rachephantasien ausagiert, bleibt er passiv. Eli bringt ihm bei, wie man sich wehrt: „Werde ein wenig wie ich“, rät sie ihm, aber das hat üble Folgen. Zum Schluß retten ihn Elis übermenschliche Kräfte nach einem schockierenden Blutbad, und der Engel und seine teuflische Beschützerin verlassen gemeinsam den Ort des Schreckens. Eine spröde weiße Farbpalette, durchsetzt von roten Akzenten, dominiert den Film und gibt ihm eine frostig-verträumte Atmosphäre. Die Isolation der Figuren wird durch keine sozialen Netzwerke gelindert, denn wir befinden uns Anfang der 1980er Jahre. In diese Konstellation kommt die dunkle, grüblerische Eli als – willkommener? – Gast. Der Originaltitel (Laß den Richtigen ein) spielt auf die Vampir-Mythologie an, wonach Vampire von ihren Opfern eingeladen werden müssen. Oskar weigert sich zunächst; erst nachdem Eli fast verblutet, gibt er nach. So stellt dieser Film auch die unbequeme Frage, ob Gastfreundschaft wirklich bedeutet, daß man das Schlechte immer zusammen mit dem Guten akzeptieren muß. EM Schweden (EFTI, Sandrew Metronome, Filmpool Nord, SVT, WAG, Canal+, The Chimney Pot, Fido Film AB, Ljudligan) 115 min Farbe Sprache: Schwedisch Regie: Tomas Alfredson Produzent: Carl Molinder, John Nordling Drehbuch: John Ajvide Lindqvist, from his novel Kamera: Hoyte Von Hoytema Musik: Johan Söderqvist Darsteller: Kåre Hedebrant, Lina Leandersson, Per Ragnar, Henrik Dahl, Karin Bergquist, Peter Carlberg, Ika Nord, Mikael Rahm BAFTA Nominierung: Carl Molinder, John Nordling, Tomas Alfredson (bester nicht-englischsprachiger Film) 929 USA (Voltage Pictures, Grosvenor Park Media, FCEF, First Light Production, Kingsgate Films) 131 min Farbe Regie: Kathryn Bigelow Produzent: Kathryn Bigelow, Mark Boal, Nicolas Chartier, Greg Shapiro Drehbuch: Mark Boal Kamera: Barry Ackroyd Musik: Marco Beltrami, Buck Sanders Darsteller: Jeremy Renner, Anthony Mackie, Brian Geraghty, Guy Pearce, Ralph Fiennes, David Morse, Evangeline Lilly, Christian Camargo, Suhail Aldabbahc, Christopher Sayegh, Nabil Koni, Sam Spruell, Sam Redford, Feisal Sadoun, Barrie Rice, Imad Dadudi Oscar: Kathryn Bigelow (Regie), Kathryn Bigelow, Mark Boal, Nicholas Chartier, Greg Shapiro (Bester Film), Mark Boal (Drehbuch), Bob Murawski, Chris Ennis (Schnitt), Paul N. J. Ottosson, Ray Beckett (Ton), Paul N. J. Ottosson (Tonschnitt) Oscar Nominierung: Jeremy Renner (Darsteller), Barry Ackroyd (Kamera), Marco Beltrami, Buck Sanders (Musik) Tödliches Kommando – The Hurt Locker The Hurt Locker (2008) Tödliches Kommando – The Hurt Locker ist bislang Kathryn Bigelows gelungenster Film. Wie District 9, Inglorious Basterds und Avatar (von Bigelows Ex-Mann und Ex-Mitarbeiter James Cameron) greift Tödliches Kommando das Motiv des „guten Krieges“ wieder auf, nach dem das Publikum verlangte, nachdem triste Kriegsfilme wie Machtlos, Stop-Loss oder Von Löwen und Lämmern die Kinos über Jahre hinweg leergefegt hatten. 2010 schrieb Bigelow Filmgeschichte, als sie als erste Regisseurin einen Oscar gewann – nur drei weibliche Regisseure waren überhaupt je nominiert worden. Daß Bigelow von Gewalt und unserem Umgang mit ihr fasziniert ist, zeigt sie hier auf besonders raffinierte und emotional packende Weise. Action im Film ist aufregend, hat sie immer erklärt, und das Leben derjenigen, die mit der Gefahr leben, fasziniert sie am meisten. Mit dem verläßlichen Drehbuchautor und Ex-Journalisten Mark Boal an ihrer Seite, hat sie einen fast unerträglich spannenden Film gedreht, in dem Jeremy Renner (Dahmer) als Staff Sergeant William James zeigen kann, was er drauf hat. Vor dem Hintergrund des Irakkrieges zieht uns der Film mitten in das Chaos eines Bombenräumkommandos der US-Armee und eine Reihe extrem realistisch inszenierter Einsätze. Bigelow konzentriert sich dabei auf die Charaktere, ohne politisch Partei zu ergreifen oder zu polemisieren. Einige sparsam eingestreute biographische Details begleiten die Eskalation der Action-Sequenzen: nicht das Wesen des Krieges wird vorgeführt, sondern das Wesen des Kriegers. Ihre Sucht nach Gefahr, Heldentum und Adrenalin macht die Soldaten in Friedenszeiten zu beschädigten, unglücklichen Männern – in riskanten Situationen dagegen funktionieren sie mit schrecklicher Präzision. Der Krieg mag „die Hölle“ sein, für William James ist er fast ein Paradies. Neben Renner überzeugen Anthony Mackie als J. T. Sanborn, Brian Geraghty als Owen Eldridge und Guy Pearce als Matt Thompson. Renners Sergeant James, der sich in den unmöglichsten Situationen immer neuen Herausforderungen stellt und so zum archetypischen „Filmhelden“ wird, ist am Schluß des Films fast selbst eine Droge. Dank Kathryn Bigelow erkennen wir am Ende, daß Held und Verrückter durchaus in ein- und demselben Menschen stecken können. JP Avatar (2009) Mit Avatar hat ein meisterhafter Regisseur seine Karriere gekrönt; zehn Jahre Arbeit und hunderte Millionen Dollar haben sich wahrlich ausgezahlt. Auch wenn der Film in bezug auf Charaktere und Story sicher kein Klassiker wie Vom Winde verweht ist, spürt man eine ähnliche Ambitioniertheit und visionäre Kraft. Nur Griffith, DeMille, Lucas oder Spielberg erreichten solche cineastischen Höhen mit derart episch angelegten Geschichten und begeisterten damit auch noch das große Publikum. Wie seine großen Vorgänger legt Cameron die Latte des technisch Machbaren wieder ein ganzes Stück höher. Die Geschichte ist schon tausend Mal erzählt worden, in Filmen wie Der schmale Grat oder Der mit dem Wolf tanzt, aber sie ist schließlich auch ein zeitloser Stoff: Ein Soldat sucht im Kriegsgeschehen nach innerem Frieden und findet ihn, indem er sich mit den bekämpften Eingeborenen solidarisiert und im Zusammenleben mit ihnen zu einer natürlicheren, liebevolleren Existenz findet. Beim Kampf der Kulturen gerät er zwischen die Fronten und kämpft gegen seine früheren Verbündeten – die Gierigen, die Dummen – die Weißen. Der gelähmte Jack Sully kann sich mit Hilfe allerneuester Technologie in einem künstlich generierten „Avatar“Körper auf dem Mond Pandora frei bewegen. Auch Cameron bedient sich der modernsten Technik, um sein Publikum in die Fauna und Flora einer neuen Welt zu versetzen, ganz wie King Kong (1933), Krieg der Sterne (1977) und Jurassic Park (1993). Und wie diese drei Filme wird der heute umjubelte Kassenschlager Avatar, der alle Rekorde brach, eines schönen Tages antiquiert wirken. JP USA / Großbritannien (Twentieth Century-Fox Film Corporation, Dune Entertainment, Giant Studios, Ingenious Film Partners, Lightstorm Entertainment) 162 min Farbe Regie: James Cameron Produzent: James Cameron, Jon Landau, Colin Wilson, Laeta Kalogridis, Janace Tashjian Drehbuch: James Cameron Kamera: Mauro Fiore Musik: James Horner Darsteller: Sam Worthington, Zoe Saldana, Sigourney Weaver, Stephen Lang, Joel Moore, Giovanni Ribsi, Michelle Rodriguez, Laz Alonso Oscar: Rick Carter, Robert Stromberg, Kim Sinclair (Szenenbild), Mauro Fiore (Kamera), Joe Letteri, Stephen Rosenbaum, Richard Baneham, Andy Jones (Visuelle Effekte) Oscar Nominierung: James Cameron (Regie), James Horner (Musik) 931 USA / Neuseeland / Kanada / Südafrika (TriStar Pictures, Block / Hanson, WingNut Films) 112 min Farbe Sprache: English / Nyanja / Afrikaans / Zulu / Xhosa / Sotho Regie: Neill Blomkamp Produzent: Peter Jackson, Carolynne Cunningham Drehbuch: Neill Blomkamp, Terri Tatchell Kamera: Trent Opaloch Musik: Clinton Shorter Darsteller: Sharlto Copley, Jason Cope, David James, Eugene Khumbanyiwa, Mandla Gaduka, Vanessa Haywood, Louis Minnaar, John Sumner Oscar Nominierung: Julian Clarke (Schnitt), Peter Jackson, Carolynne Cunningham (Bester Film), Neill Blomkamp, Terri Tatchell (Drehbuch), Dan Kaufman, Peter Muyzers, Robert Habros, Matt Aitken (Spezialeffekte) USA / Deutschland (Warner Bros., Legendary Pictures, Green Hat Films, IFP Westcoast Erste, IFP Westcoast) 100 min Farbe Regie: Todd Phillips Produzent: Daniel Goldberg, Todd Phillips Drehbuch: Jon Lucas, Scott Moore Kamera: Lawrence Sher Musik: Christophe Beck Darsteller: Bradley Cooper, Ed Helms, Zach Galifianakis, Justin Bartha, Heather Graham, Sasha Barrese, Jeffrey Tambor, Ken Jeong, Rachael Harris, Mike Tyson, Mike Epps 932 District 9 (2009) Die Idee zu dem viel beachteten Kritikererfolg District 9 beruht auf Ereignissen, die sich zur Zeit der Apartheid im District 6 von Cape Town/Johannesburg abspielten. Im Zentrum stehen die Themen Fremdenfeindlichkeit und Rassentrennung. Der Sci-Fi-Thriller erzählt die Geschichte eines Raumschiffs, das über Südafrika stoppt. Als eine Gruppe Menschen in das Alien-Fahrzeug vordringt, findet sie Hunderte unterernährter Aliens oder „Schaben“. Sie werden in einem heruntergekommenen Flüchtlingslager untergebracht, dem District 9, und an Kontakt zu der übrigen Bevölkerung gehindert. Zwanzig Jahre später ist das Lager so überfüllt, daß die Regierung unruhig wird und den Plan faßt, die Aliens unter der Leitung des gutmütigen Wikus Van de Merwe (Sharlto Copley) umzusiedeln. Der dokumentarische Stil suggeriert Authentizität und bewirkt, daß man als Zuschauer Mitgefühl mit der Not der Außerirdischen entwickelt. Die Anteilnahme wächst, als Sympathieträger Wikus sich an einer Flüssigkeit infiziert und selbst zum Alien mutiert. District 9 ist eine intelligente Politsatire, in der Gefühl, Humor und mitreißende Spezialeffekte einen unwiderstehlichen Mix ergeben. Die Aliens wurden von Weta Workshops designt, ihr charakteristischer insektoider Look stammt von der kanadischen Firma Image Engines. Laut Regisseur Neill Blomkamp mußten sie insektenähnlich aussehen, aber auch Zweibeiner sein, denn „unsere psychische Struktur erlaubt es uns leider nicht, ehrliches Mitgefühl mit etwas zu empfinden, das kein Gesicht und keine anthropomorphe Gestalt hat.“ SJS Hangover The Hangover (2009) In Hangover, Todd Phillipps brillanter und umwerfend komischer moderner Screwball-Comedy, fährt Bräutigam Doug (Justin Bartha) mit seinen Kumpeln Phil (Bradley Cooper), Stu (Ed Helms) und seinem vorbestraften Schwager Alan (Zach Galifianakis) im Mercedes Cabrio des zukünftigen Schwiegervaters nach Las Vegas zum zünftigen Junggesellenabschied. Die vier mieten sich in Caesar‘s Palace ein, trinken schon mal einen auf dem Hoteldach, die Sauftour kann beginnen … Schnitt zum Morgen danach. Doug ist verschwunden, im Bad hockt ein Tiger, im Schrank liegt ein Baby, durch die Suite rennt ein Huhn und Stu fehlt ein Schneidezahn. Als das verkaterte Trio nach Doug suchen will, bringt ihnen ein Hotelpage die Schlüssel für einen Polizeiwagen. Man fühlt sich unwillkürlich an Leoparden küßt man nicht erinnert, aber nicht lange, denn wir befinden uns eindeutig im dritten Jahrtausend: Der Filmriß verdankt sich einer Dosis Rohypnol, die Alan am Abend versehentlich auf dem Dach in den Schnaps gemischt hat. Die Suche nach der verlorenen Nacht führt durch eine Reihe von rasanten, derben, gewalttätigen und aberwitzigen Storytwists, und nebenbei streut Phillipps auch noch Bedenkenswertes zum Thema Ehe, Sex, Drogen und Klassenschranken ein. Am Ende ist die soziale Ordnung wiederhergestellt und eine wiedergefundene Digitalkamera füllt für uns, während der Abspann läuft, die weißen Flecken der Nacht. ST Kabinett auSSer Kontrolle (2009) In the Loop In seiner tiefschwarzen Politkomödie Kabinett außer Kontrolle nimmt der britische Regisseur und Drehbuchautor Armando Iannucci, Urheber der TV-Serie The Thick of it, mit pointiertem Humor die heutige Politikerkaste aufs Korn. Hintergrund der Satire ist die Irak-Invasion und das Engagement der Briten und Amerikaner. Die Story setzt ein, als der unbedarfte Minister Simon Foster (Tom Hollander) in London in einem Radio-Interview sagt, Krieg im Nahen Osten sei „unvermeidbar“ – Anlaß zu einer verbalen Schlacht zwischen Befürwortern und Gegnern eines Militäreinsatzes. Britische Diplomaten jetten nach Washington, um sich mit den amerikanischen Verbündeten zu beraten. Foster ist gezwungen, seine Aussage zu erläutern und verkompliziert die Situation nur noch mehr. Sämtliche Regierungsebenen fallen über ihn her und versuchen, ihren Vorteil aus der Sache zu schlagen. Foster, von seinen Beratern (Chris Addison, Gina McKee) an der Nase herumgeführt und vom Kommunikationsdirektor des Premiers (Peter Capaldi) massiv eingeschüchtert, muß schließlich notgedrungen einen Konflikt unterstützen, den US-Politiker angezettelt haben. Zwar wird der Irak-Einmarsch nie erwähnt, doch die Fiktion ist leicht durchschaubar: Ein US-Präsident wirbt selbstbewußt für den Krieg im Nahen Osten und drängt Großbritannien und die UNO zur Schützenhilfe. Der Film setzt auf deftigen Wortwitz, aber dem Zuschauer bleibt oft genug das Lachen im Halse stecken, denn vieles kommt ihm nur allzu bekannt vor. Untergebene intrigieren gegen ihre Vorgesetzten, Dokumente werden der Presse zugespielt, jeder kocht sein eigenes Süppchen. Sämtliche Darsteller, vom fluchenden Spin-Doktor (Capaldi) bis zum gerissenen General (James Gandolfini), dürften sich nach Herzenslust ausagieren. Der Film ist kein Dr. Strangelove (1964), aber Iannuccis temporeicher Dialog und die phantastischen Darsteller machen Kabinett außer Kontrolle zu einer der besten Politsatiren aller Zeiten. SJS Großbritannien (BBC Films, UK Film Council, Aramid Entertainment) 106 min Farbe Regie: Armando Iannucci Produzent: Adam Tandy, Kevin Loader Drehbuch: Jesse Armstrong, Simon Blackwell, Armando Iannucci, Tony Roche Kamera: Jamie Cairney Musik: Adem Ilhan Darsteller: Peter Capaldi, Chris Addison, James Gandolfini, James Smith, Mimi Kennedy, Steve Coogan, Tom Hollander, Gina McKee, Samantha Harrington, Eve Matheson, Will Smith Oscar Nominierung: Jesse Armstrong, Simon Blackwell, Armando Iannucci, Tony Roche (Bestes adaptiertes Drehbuch) 933 Österreich / Deutschland / Frankreich / Italien (X-Filme Creative Pool, Wega Film, Les Films du Losange, Lucky Red, Canal+) 144 min Farbe Sprache: Deutsch / Italienisch / Polnisch / Latein Regie: Michael Haneke Produzent: Stefan Arndt, Veit Heiduschka, Michael Katz, Margaret Ménégoz, Andrea Occhipinti Drehbuch: Michael Haneke Kamera: Christian Berger Darsteller: Christian Friedel, Ernst Jacobi, Leonie Benesch, Ulrich Tukur, Ursina Lardi, Fion Mutert, Michael Kranz, Burghart Klaußner, Steffi Kühnert, Maria-Victoria Dragus, Leonard Proxauf, Levin Henning Oscar Nominierung: Christian Berger (Kamera), Deutschland (Bester fremdsprachiger Film) Film Festival Cannes: Michael Haneke (Goldene Palme) 934 Das weiSSe Band (2009) Etwas stimmt nicht im Dorf Eichwald. Auf dem Himweg stolpert das Pferd des Arztes über einen tückisch plazierten Draht. Wer hat ihn quer über den Weg gespannt? Dieses und viele andere Rätsel lassen dem Dorflehrer keine Ruhe, er erzählt sie uns rückblickend aus der Erinnerung. Wir haben das Jahr 1914, der Lehrer hat gerade seine zukünftige Frau kennengelernt. Bei all seiner Freude über diese glückliche Fügung muß er sich jedoch einer unerträglichen Wahrheit stellen: Es gibt eine Erklärung für die seltsamen Vorfälle in Eichwald, und er allein kennt die wahre Geschichte. Das weiße Band, Hanekes Beitrag zur Entstehungsgeschichte des Nationalsozialismus, ist ein großartiger, opulenter und beklemmend gut konstruierter Film, in Farbe gedreht und dann auf Schwarzweiß umgewandelt und nachbearbeitet. Der geniale Geschichtenerzähler Haneke hat sein Publikum auch früher schon gerne provoziert, mit Genres wie dem Horrorfilm und dem Psychodrama, bevor er diese brillante historische Parabel schuf. Haneke siedelt die Handlung in Deutschland vor dem 1. Weltkrieg an, um ein brisantes Thema zu behandeln: den Terrorismus. Das Böse hat eine Wurzel, und diese erscheint in Gestalt von Entmachtung, Terror, Sadismus, Schmerz und Unterdrückung, symbolisiert durch das weiße Band, das die ungehorsamen Kinder des Pfarrers als Stigma tragen müssen. Scham und Leid veranlassen sie und die anderen Dorfkinder zu schrecklichen, unvorstellbaren Taten. Sind sie miteinander im Bunde? ST Inglorious Basterds (2009) Inglorious Basterds ist ein neues Meisterwerk des Regisseurs Quentin Tarantino, und ein extrem nervenzermürbendes dazu. Ein echter „Tarantino“, unterhaltsam und skandalös, und sehr wahrscheinlich sein größter Film. Inglorious Basterds ist eine revisionistische Darstellung des 2. Weltkriegs und bietet ausgesprochen komische, aber auch herzzerreißende Momente. Der Plot ist schnell erzählt: Eine Gruppe US-Soldaten, angeführt von Lieutenant Aldo Raine (Brad Pitt) mordet mit Schußwaffen, Knüppeln und Messern alle NaziSoldaten, die ihnen in die Quere kommt. Zeitgleich plant eine junge Jüdin, deren Familie vor ihren Augen ermordet wurde, mit Hilfe ihres afrikanischen Lovers und ihres geliebten Filmtheaters in Paris einen Anschlag auf Hitler und sein Kabinett. Die beiden Handlungsstränge kulminieren in einem Finale, das zu den brutalsten und temporeichsten der Filmgeschichte gehört. Ein unbestreitbarer Höhepunkt ist die geniale, mehrsprachige Performance von Christoph Waltz: er spielt den komplexen, sadistischen Nazi und „Judenjäger“ Hans Landa, der mit unheimlichem Gespür versteckte Juden aufstöbert und umbringt. Inglorious Basterds ist aber mehr als ein endloses Schlachtfest. Dafür sorgt schon die anfangs eher langsame Gangart, die spätere Grausamkeiten um so schockierender macht. Der Film ist mit so viel Liebe zum Detail inszeniert, daß manchmal die einfachsten Gegenstände die Emotionen hochpeitschen: eine Zigarette, die in einen Kuchen gedrückt wird; das bleiche Gesicht eines gefangenen SS-Offiziers vor einem fast schmerzhaft blauen Himmel. Hunderte dieser ganz bewußt gesetzten Details machen den Film zu einem Kunstwerk, das wohl jeder genießen kann. Filmfreak Tarantino liefert uns einen Film, in dem – wie passend – das Kino den Krieg gewinnt. CP USA / Deutschland (Universal Pictures, The Weinstein Company, A Band Apart, Zehnte Babelsberg, Visiona Romantica) 153 min Farbe Regie: Quentin Tarantino Produzent: Lawrence Bender Drehbuch: Quentin Tarantino Kamera: Robert Richardson Darsteller: Brad Pitt, Mélanie Laurent, Christoph Waltz, Eli Roth, Michael Fassbender, Diane Kruger, Daniel Brühl, Til Schweiger, Gedeon Burkhard, Jacky Ido, B. J. Novak Oscar: Christoph Waltz (Nebendarsteller) Oscar Nominierung: Robert Richardson (Kamera), Quentin Tarantino (Regie) Großbritannien (BBC Films, UK Film Council, Limelight Communication, ContentFilm, Kasander Film Company) 123 min Farbe Regie: Andrea Arnold Produzent: Kees Kasander, Nick Laws, Lisette Kelder, Chrristine Langan, Nick Laws, David M. Thompson, Paul Tijbits Drehbuch: Andrea Arnold Kamera: Robbie Ryan Darsteller: Katie Jarvis, Kierston Wareing, Michael Fassbender, Rebecca Griffiths, Harry Treadaway, Carrie-Ann Savill, Toyin Ogidi, Grant Wild, Sarah Boyes, Charlotte Collins, Kristy Smith, Chelsea Chase Film Festival Cannes: Andrea Arnold (Großer Preis der Jury; Nominierung Goldene Palme) BAFTA: Kees Kasander, Nick Laws, Andrea Arnold (herausragender britischer Film) 936 Fish Tank (2009) Nicht lange nach ihrem prämierten Kurzfilm Wasp (2003) und ihrem Spielfilmdebut Red Road (das 2006 in Cannes den Preis der Jury erhielt) hat sich Andrea Arnold mit Fish Tank als eine der aufregendsten zeitgenössischen Regisseurinnen etabliert. Wie in Wasp konzentriert sich Arnold auf eine Familie, die trotz desolater ökonomischer Verhältnissen versucht, ihren Zusammenhalt zu wahren. Die Kamera folgt mit einer beharrlichen Unmittelbarkeit, die an die Filme von Jean-Pierre und Luc Dardenne erinnert, dem alltäglichen Frust der pubertierenden 15jährigen Mia (Katie Jarvis). Im ewigen Clinch mit ihrer triebhaften Mutter und der mißgelaunten Schwester, stürmt Mia trotzig durch ihr Wohnviertel, provoziert gleichaltrige Mädchen, stiehlt Geld, um sich Alkohol zu kaufen und läuft Sozialarbeitern davon, die sie in eine Unterkunft für gefährdete Jugendliche stecken wollen. Nur im Rausch und beim Tanzen erlebt sie flüchtige Momente des Glücks. Als Mias Mutter (Kierston Wareing) ihren neuen Freund Connor (Michael Fassbender) mit nach Hause bringt, wird Mias Leben immer klaustrophobischer und komplizierter. Mias Beziehung zu Connor, in dem sie zunächst eine Vaterfigur sieht, wird zu einem der dominierenden Motive des Films. Doch im Mittelpunkt steht letztlich Mias Suche nach der eigenen Identität. Ein Talent-Scout vermittelt dem Mädchen die Chance zum Vortanzen, und sie sieht sich schon auf dem Weg zum Ruhm. Daneben freundet sie sich mit Billy (Harry Treadaway) an, einem jungen Mann, der sie erwischt, als sie ein sterbendes Pferd befreien will. Doch die brüchige soziale und familiäre Stabilität ist bedroht, als Mia spürt, daß sie sich zu Connor, der seine Verführungskünste spielen läßt, hingezogen fühlt, und argwöhnt, daß der Liebhaber ihrer Mutter womöglich ein noch dunkleres Geheimnis hat. Das berührende Coming-of-AgeDrama profitiert von der großartigen Kameraführung und beeindruckenden Beleuchtungsmagie des begabten Robbie Ryan und hat vom großen Publikum wie von der Kritik viel Lob eingeheimst. Neben dem Preis der Jury in Cannes erhielt Andrea Arnold auch den Preis für den besten britischen Film der BAFTA Awards. JM Monsters (2010) Nicht die Invasion der Außerirdischen steht hier im Vordergrund, sondern ein fesselndes Beziehungsdrama mit politischen Untertönen. Regisseur und Drehbuchautor Gareth Edwards drehte Monsters mit nicht einmal 500.000 Dollar. Der Plot beginnt sechs Jahre nach einem Absturz einer Nasa-Sonde über Zentralamerika, nach dem Spuren außerirdischen Lebens auftauchen. Mexiko wird zur „infizierten Zone“ erklärt und Fotojournalist Andrew Kaulder (Scoot McNairy) muß Sam Wynden (Whitney Able), die Tochter seines Chefs, sicher durch feindliches Terrain geleiten. Andrew ärgert sich über die zusätzliche Verantwortung und Sam weiß nicht, ob sie überhaupt in die Staaten zurück will. Unterwegs zwingen Probleme die beiden, als illegale Immigranten zu reisen. Die Zeit drängt, denn überall werden die Grenzen dicht gemacht, damit die Invasion sich nicht auch auf die USA ausdehnt. Zwar sind die Aliens eine allgegenwärtige Bedrohung, aber man bekommt sie selten zu sehen, und für die angespannte Atmosphäre sorgt eher das schießwütige US-Militär. Parallelen zur Jagd auf Immigranten an der Grenze zwischen USA und Mexiko liegen nahe und zerren zusätzlich an den Nerven. Besonders wirkungsvoll gelingt Edwards die drückende Atmosphäre der Sperrzone. Alle Locations sind authentisch, viele Statisten wußten nicht, daß ein Film gedreht wurde und die Crew war so klein, daß sie in einen einzigen Van paßte. Diese Details, aber auch Edwards‘ Verzicht auf die üblichen Alien-SchockerZutaten, geben diesem Mini-Budget-Erstling seine enorme Intensität. SJS Von Menschen und Göttern (2010) Des Hommes et des Dieux „Ihr seid Götter, Söhne des Höchsten, aber auch ihr seid sterblich, wie die Menschen, und ihr werdet zugrunde gehen. Alle!“ Mit diesen Worten beginnt Xavier Beauvois‘ Film, die Geschichte von acht Trappistenmönchen, die in einer vorwiegend muslimischen Umgebung in Algerien leben. Das kommerziell erfolgreiche, von Kritikern hochgelobte Drama beruht auf einer wahren Begebenheit, der Verschleppung und Ermordung von Mönchen im Algerien des Jahres 2006. Das kleine Kloster dient auch als Krankenstation, und die Mönche versorgen ihre muslimischen Nachbarn nicht nur mit Medizin und mitfühlenden Ratschlägen, sondern nehmen auch an ihrem Leben teil. Erst durch einen Terroristenangriff wird deutlich, daß die Mönche nicht bei allen willkommen sind. Sie weigern sich zu fliehen, zur Freude der Dorfbewohner, und verzichten sogar auf bewaffneten Schutz. Der Film stellt die Frage, wie man auf Gewaltandrohung reagieren soll, und versucht, Toleranz und Offenheit in schlichten Bildern zu fassen. Er erzählt eine geradlinige, berührende Geschichte von Klosterbrüdern, die nicht nur an ihre Religion glauben, sondern auch an die Menschen. Beauvois läßt dem Drama viel Zeit, sich zu entfalten, jede Sensationsgier ist ihm fremd. Seine wirkungsvollste Szene ist das „Letzte Abendmahl“, bei dem die Mönche noch einmal zusammensitzen und „Schwanensee“ hören. Die Kamera verharrt auf den Gesichtern der Männer – ein Moment der Stille, der lange im Gedächtnis bleibt. SJS Großbritannien (Vertigo Films) 94 min Farbe Sprache: Englisch / Spanish Regie: Gareth Edwards Produzent: Allan Niblo, James Richardson Drehbuch: Gareth Edwards Kamera: Gareth Edwards Musik: Jon Hopkins Darsteller: Whitney Able, Scoot McNairy BAFTA Nominierung: Gareth Edwards (herausragendes Debüt) Frankreich (Why Not Productions, Armada Films, France 3 Cinéma, France Télévision, Canal+, CinéCinéma, Centre National de la Cinématographie) 122 min Farbe Sprache: Französisch / Arabisch Regie: Xavier Beauvois Produzent: Pascal Caucheteux, Etienne Comar Drehbuch: Xavier Beauvois, Etienne Comar Kamera: Caroline Champetier Darsteller: Lambert Wilson, Michael Lonsdale, Olivier Rabourdin, Philippe Laudenbach, Jacques Herlin, Loïc Pichon, Xavier Maly, Jean-Marie Frin, Abdelhafid Metalsi, Sabrina Ouazani, Abdallah Moundy, Olivier Perrier, Farid Larbi, Adel Bencheri Film Festival Cannes: Xavier Beauvois (Großer Preis der Jury) 937 USA (Fox Searchlight Pictures, Protozoa Pictures, Phoenix Pictures, Cross Creek Pictures) 108 min Farbe Sprache: Englisch / Französisch Regie: Darren Aronofsky Produzent: Scott Franklin, Mike Medavoy, Arnold Messer, Brian Oliver Drehbuch: Mark Heyman, Andres Heinz, John McLaughlin Kamera: Matthew Libatique Musik: Clint Mansell Darsteller: Natalie Portman, Vincent Cassel, Mila Kunis, Barbara Hershey, Winona Ryder, Benjamin Millepied, Ksenia Solo, Kristina Anapau, Janet Montgomery, Sebastian Stan, Toby Hemingway, Sergio Torrado Oscar: Natalie Portman (Beste Hauptdarstellerin) Oscar Nominierung: Darren Aronofsky (Regie), Matthew Libatique (Kamera), Mike Medavoy, Brian Oliver, Scott Franklin (Bester Film), Andrew Weisblum (Schnitt) Black Swan (2010) Darren Aronofskys preisgekrönter Psycho-Thriller ist das Porträt einer von zerstörerischem Ehrgeiz getriebenen jungen Frau und der Transformation, die das Streben nach Erfolg ihr abverlangt. Balletttänzerin Nina (Natalie Portman in Höchstform) ringt in einer Produktion von Schwanensee mit der ersehnten Doppelrolle: ihre Zerbrechlichkeit macht sie zur Idealbesetzung für den weißen Schwan, doch Ballettmeister Thomas (Vincent Cassel) bezweifelt, daß sie die Sinnlichkeit und die dunklen Seiten des schwarzen Schwans verkörpern kann. Auf dem Weg zur perfekten Premiere kämpft Nina gegen ihre Rivalin (Mila Kunis), ihre dominante Mutter (Barbara Hershey) und die Dämonen in ihrem Inneren. Aronofskys düstere Vision legt nahe, daß es keine wahre Größe ohne Kontakt zu den dunkleren Seiten der Existenz geben kann, und er verdeutlicht diese Sicht durch eine subjektive Perspektive, die an Polanskis Rosemary’s Baby (1968) erinnert. Die Grenzen zwischen Realität und Wahn verwischen sich zunehmend, als Nina immer mehr in eine Zwischenwelt abdriftet. Ihre Verletzungen (gebrochene Zehe, Ausschlag) werden zu schmerzhaften Symptomen einer echten Störung, und die Bilder aus ihrem Unterbewußten überwältigen sie mehr und mehr. Sie riskiert Seele und Gesundheit, um zu den gefährlichen Bereichen vorzudringen, die unter der unschuldig-mädchenhaften Oberfläche lauern. Aronofsky kombiniert das Drehbuch (Mark Heyman, Andres Heinz und John McLaughlin) mit Tschaikowskys Originalballett zu einer Art Filmoper. Benjamin Millepied begeistert als Choreograph, vor allem in der Eröffnungs- und der Schlußsequenz, die uns mitten in die fieberhafte Atmosphäre von Schwanensee katapultieren. Dem Film fehlt zwar der ehrliche innere Dialog seines Gegenstücks The Wrestler (2008), aber das Nebeneinander von Seelenqual und Horrorelementen läßt kaum einen Zuschauer kalt. SJS clone edges Großbritannien (Film4, Wild Bunch, Optimum Releasing, Warp Films) 97 min Farbe Regie: Christopher Morris Produzent: Mark Herbert, Derrin Schlesinger Drehbuch: Christopher Morris, Jesse Armstrong, Sam Bain Kamera: Lol Crawley Darsteller: Riz Ahmed, Arsher Ali, Nigel Lindsay, Kayvan Novak, Adeel Akhtar, Craig Parkinson, Preeya Kalidas, Alex MacQueen, Mohammad Aqil BAFTA: Christopher Morris (herausragendes Debüt) USA (Columbia Pictures, Relativity Media, Trigger Street Productions) 120 min Farbe Regie: David Fincher Produzent: Scott Rudin, Dana Brunetti, Michael De Luca, Ceán Chaffin Drehbuch: Aaron Sorkin Kamera: Jeff Cronenweth Musik: Trent Reznor, Atticus Ross Darsteller: Jesse Eisenberg, Andrew Garfield, Justin Timberlake, Brenda Song, Armie Hammer, Max Minghella, Rashida Jones, Joseph Mazzello, Rooney Mara Oscars: Aaron Sorkin (adaptiertes Dreh buch), Trent Reznor, Atticus Ross (Film musik), Kirk Baxter, Angus Wall (Schnitt) Oscar Nominierung: Jesse Eisenberg (Hauptdarsteller), David Fincher (Regie), Scott Rudin, Dana Brunetti, Michael De Luca, Ceán Chaffin (Bester Film), Jeff Cronenweth (Kamera), Ren Klyce, David Parker, Michael Semanick, Mark Weingarten (Tonschnitt) 940 Four Lions (2010) Christopher Morris‘ urkomische Terroristenkomödie ist weniger ein Kommentar zum derzeitigen politischen Klima als eine Satire auf ein tabuisiertes Sujet. Nach einem mißlungenen Trip in ein Trainingslager in Pakistan kehren Omar (Riz Ahmed) und sein vertrottelter Freund Waj (Kayvan Novak) nach Großbritannien zurück, um sich in der Terrorszene einen Namen zu machen. Die Frage ist nur – wie? Ein Bombenanschlag auf eine Moschee, der den Jihad auslöst? Ein Anschlag auf eine örtliche Apotheke? Beide Ideen werden verworfen. Am Ende beschließen die Kumpane, sich beim London-Marathon selbst in die Luft zu jagen, denn damit ist ihnen eine breite Wirkung gewiß. Die Vorbereitungen verlaufen planlos und die vier Möchtegern-Terroristen können sich nicht einigen, wogegen sich ihre unklare Wut richten soll. Sie haben kein Interesse am Koran, aber kein Problem mit grotesken „Drohvideos“, auf denen sie mit Spielzeugwaffen den Jihad predigen. Eines der komischen Highlights ist zweifellos Barry (Nigel Lindsay), ein weißer Konvertit, der fanatischste von allen und ganz bestimmt der irrste. Doch wie bei allen Komödien über durchgeknallte Typen geht natürlich alles schief. Die vier überlegen es sich im letzten Moment anders und zünden dann doch Sekunden später aus Versehen ihre Bomben. Am Ende bekommen alle, was sie wollten: ein Selbstmordattentat. Der Film ist ironisch durch und durch; über pure Idiotie muß man eben lachen, auch wenn das Thema selbst ernst ist. Morris zeigt, daß auch extrem gefährliche Leute nicht unbedingt intelligent und gut organisiert sein müssen. SJS The Social Network (2010) Über 175 Millionen Menschen loggen sich täglich in Facebook ein, und so wundert es nicht, daß ein Film über die Anfänge dieses Zeitphänomens ein riesiger Hit wurde. Überraschend ist eher, wie gut der Film ist. Das Drehbuch von Aaron Sorkin ist von brutaler Komik und macht deutlich, wie viel Geltungssucht und Narzissmus in unseren „Profilen“ steckt. Deprimierend ist der Film überdies. Hauptfigur Mark Zuckerberg (Jesse Eisenberg) ist der größte Egomane von allen. Als seine Freundin ihn abserviert, zieht er in seinem Blog über sie her und hat dann die Idee, eine Website einzurichten, auf der männliche Studenten die Attraktivität ihrer Kommilitoninnen bewerten können. Seine Computerkenntnisse, die Popularität seiner Website und das Geld seines besten Freunds Eduardo Saverin (Andrew Garfield) verhelfen ihm zu der bis heute beliebtesten Plattform für soziale Netzwerke. Eisenberg agiert hervorragend, aber auch seine Co-Stars überzeugen. Garfield porträtiert Saverin mit herzzerreißender Verletzlichkeit, Justin Timberlake verkörpert gekonnt die Arroganz von Napster-Gründer Sean Parker, und Armie Hammer glänzt in der Doppelrolle der Winklevoss-Zwillinge. Regisseur David Fincher setzt Sorkins flottes Drehbuch visuell beeindruckend und mit Subtilität um, und das Ergebnis ist eine endlose Debatte um die Fragen, wer was getan hat und wer in wessen Schuld steht. Bei der letzten Einstellung – Zuckerberg allein vor seinem Computer – fragt man sich unwillkürlich: hat Facebook uns mehr miteinander in Kontakt gebracht oder einsamer gemacht? SJS Inception (2010) Regisseur und Drehbuchautor Christopher Nolan ist ein überragender Filmarchitekt und Inception ist ein Wunder an komplexer Realitätskonstruktion. Dom Cobb (Leonardo DiCaprio) und sein Partner Arthur (Joseph Gordon-Levitt) sind Industriespione, auf „Extraktion“ spezialisiert, die Kunst, für gut zahlende Auftraggeber aus dem Unterbewußten geheimste Träume und Ideen zu stehlen. Hacker sind nicht mehr gefragt, inzwischen ist der empfindliche menschliche Geist zur Zielscheibe von Angriffen geworden. Cobb, der unter dem Vorwurf der Spionage aus den USA ausgewiesen wurde, hat keinen größeren Wunsch, als zu seinen Kindern zurückkehren zu können. Als Saito (Ken Watanabe) ihm dies in Aussicht stellt, wenn er für ihn einen Job erledigt, kann ihn nichts mehr aufhalten. Der Job ist diesmal ein ganz anderer: nicht eine Extraktion, sondern eine „Inception“. Ein Gedanke soll so tief eingepflanzt werden, daß der Empfänger ihn für einen eigenen hält. Cobb stellt ein Team zusammen, das in Robert Fisher Jr.‘s Kopf eindringen soll, um ihm eine für seinen Boß extrem lukrative Idee einzusetzen. Cobbs Team stößt in Fishers Unbewußtem jedoch auf Hindernisse und jeder ringt mit seinen eigenen Dämonen. Cobb verfolgen Erscheinungen seiner toten Frau (Marion Cotillard), die ihn dazu verführen will, bei ihr in der Traumwelt zu bleiben. Inception funktioniert auf vielen Ebenen. Schon der Grundgedanke ist erstaunlich originell, aber der Film ist zudem noch ein überzeugender Action-Thriller, ein packendes emotionales Drama und ein Abstieg in die verborgensten Winkel unseres Verstandes. So bewundert man beim ersten Sehen vielleicht die Oberflächenästhetik und die hervorragenden Akteure und entdeckt erst beim zweiten oder dritten Mal den intellektuellen Tiefgang. Gegen Inception als Popcorn-Kino ist nichts einzuwenden, aber es sind die weniger offensichtlichen verzwickten Mindgames, die dem Film einen Platz in der Filmgeschichte sichern werden. SJS USA/Großbritannien (Warner Bros. Pictures, Legendary Pictures, Syncopy) 148 min Farbe Regie: Christopher Nolan Produzent: Christopher Nolan, Emma Thomas Drehbuch: Christopher Nolan Kamera: Wally Pfister Musik: Hans Zimmer Darsteller: Leonardo DiCaprio, Ken Watanabe, Joseph Gordon-Levitt, Marion Cotillard, Ellen Page, Cillian Murphy, Tom Hardy, Dileep Rao, Tom Berenger, Michael Caine Oscars: Wally Pfister (Kamera), Chris Corbould, Andrew Lockley, Pete Bebb, Paul J. Franklin (Spezialeffekte), Richard King (Tonschnitt), Lora Hirschberg, Gary Rizzo, Ed Novick (Ton) Oscar Nominierung: Christopher Nolan, Emma Thomas (Bester Film), Christopher Nolan (adaptiertes Drehbuch), Hans Zimmer (Filmmusik), Guy Hendrix Dyas, Larry Dias, Douglas A. Mowat (Szenenbild) BAFTA: Spezialeffekte, Guy Hendrix Dyas, Larry Dias, Douglas A. Mowat (Produktionsdesign) 941 Großbritannien / Australien / USA (Bedlam Productions) 118 min Farbe Regie: Tom Hooper Produzent: Iain Canning, Emile Sherman, Gareth Unwin, Geoffrey Rush Drehbuch: David Seidler Kamera: Danny Cohen Musik: Alexandre Desplat Darsteller: Colin Firth, Geoffrey Rush, Helena Bonham Carter, Guy Pearce, Timothy Spall, Derek Jacobi, Jennifer Ehle, Michael Gambon Oscars: Tom Hooper (Regie), Colin Firth (Hauptdarsteller), Iain Canning, Emile Sherman, Gareth Unwin (Bester Film), David Seidler (Drehbuch) Oscar Nominierung: Helena Bonham Carter (Nebendarstellerin), Geoffrey Rush (Nebendarsteller), Eve Stewart, Judy Farr (Szenenbild), Danny Cohen (Kamera), Jenny Beavan (Kostüme), Tariq Anwar (Schnitt), Alexandre Desplat (Filmmusik), Paul Hamblin, Martin Jensen, John Midgley (Ton) The King‘s Speech (2010) Es gibt Filme, die als mögliche Oscar-Kandidaten gehandelt werden, sobald sie in die Kinos kommen. Tom Hoopers The King‘s Speech gehört dazu. Das Drama um einen britischen Monarchen mit einem peinlichen Sprachfehler (Colin Firth) ist genau das, was Hollywood liebt, und die prominente Cast ist das Sahnehäubchen. Firth spielt George VI., der seit seiner Kindheit unter schwerem Stottern leidet und schon mehrfach erfolglos von Sprachtherapeuten behandelt wurde. Seine Frau Elizabeth (Helena Bonham Carter) stellt ihm den Sprachtherapeuten und Gelegenheitsschauspieler Lionel Logue (Geoffrey Rush) vor. Zuerst machen Logues unorthodoxe Methoden den König wütend und verlegen, doch bald werden die beiden Freunde – für immer, wie sich später herausstellt – und der König macht Fortschritte. Seine größte Bewährungsprobe ist eine Radioansprache am Vorabend des 2. Weltkriegs, in der er die britische Widerstandskraft und Stärke herausstreichen muß und nicht zuletzt den Willen, Hitler um jeden Preis zu besiegen. Obwohl David Seidler ein eher nüchternes Drehbuch geliefert hat, ist der Film die ideale Bühne für außergewöhnliche Darsteller. Colin Firth glänzt als schüchterner, verklemmter Monarch und findet sein großartiges Gegenstück in Geoffrey Rush als unverblümt selbstbewußter australischer Sprachtherapeut. Man merkt beiden den Spaß am Dreh deutlich an. Rush kann in seiner Rolle stärker aufdrehen, doch letztlich stiehlt Firth ihm die Schau, als er am Ende seine triumphale Rede hält. Hooper tat gut daran, sich auf die Beziehung der beiden Männer zu konzentrieren und allen königlichen Pomp beiseite zu lassen. Die Zuschauer dürfen – das ist Hoopers humanistischer Ansatz – George VI. als Bertie erleben, als einen Mann, der Hilfe braucht, und nicht als königliche Ikone. SJS True Grit (2010) Nachdem sie schon in No Country for Old Men (2007) mit Westernkonventionen geflirtet hatten, drehten die Coen-Brüder mit True Grit ihren ersten klassischen Western. Charles Portis‘ Roman wurde zwar schon einmal verfilmt, aber die Coens hielten sich an den Originalroman und nicht an den Film, der John Wayne einen Oscar einbrachte. True Grit folgt der Geschichte der 14Jährigen willensstarken und patenten Mattie Ross (Hailee Steinfeld), die die Ermordung ihres Vaters durch den berüchtigten Tom Chaney (Josh Brolin) rächen will und dazu jemanden braucht, der sie in das unwegsame Gelände führt, in das der Gesuchte geflüchtet ist. Sie engagiert Cogburn (Jeff Bridges), einen gescheiterten alten Trunkenbold, einen Mann mit „echtem Schneid“. Den beiden schließt sich LaBeouf (Matt Damon) an, ein Texas Ranger, der Chaney aus anderen Gründen auf den Fersen ist. Die Coens, denen man oft ihren allzu kühlen Blick vorwarf, bringen in Matties Geschichte echte Gefühle zum Vorschein. Die Entschlossenheit, mit der das Mädchen sein Pferd durch den Fluß treibt, weckt mehr als Bewunderung. Aber auch der typische Coen-Humor kommt nicht zu kurz: man muß sich dazu nur Damons exzentrische Frisur ansehen. Liebhaber klassischer Westernklischees werden die Kleidung der Protagonisten, die Bibelzitate und den unvermeidlichen Showdown lieben. Roger Deakins Kamera fängt die schroffe Felsenlandschaft des Choctaw Territory sehr schön ein, und Carter Burwells Musik spielt mit geistlichen Liedern und Reminiszenzen an Die Nacht des Jägers (1955). Aus religiöser Symbolik und Westernheftchenromantik basteln die Coens eine Hymne auf das gute alte Geschichtenerzählen und wahren Mut. So wird ein Westernabenteuer am Ende zu einer Reise in die Vergangenheit. SW USA (Paramount Pictures, Skydance Productions, Scott Rudin Productions, Mike Zoss Productions) 110 min Farbe Regie: Ethan Coen, Joel Coen Produzent: Ethan Coen, Joel Coen, Scott Rudin Drehbuch: Ethan Coen, Joel Coen, Charles Portis Kamera: Roger Deakins Musik: Carter Burwell Darsteller: Jeff Bridges, Matt Damon, Josh Brolin, Hailee Steinfeld, Barry Pepper, Paul Rae, Elizabeth Marvel, Ed Corbin Oscar Nominierung: Ethan Coen, Joel Coen (Regie), Ethan Coen, Joel Coen, Scott Rudin (Bester Film), Jeff Bridges (Hauptdarsteller), Hailee Steinfeld (Nebendarstellerin), Ethan Coen, Joel Coen (Drehbuch), Jess Gonchor, Nancy Haigh (Szenenbild), Roger Deakins (Kamera), Mary Zophres (Kostüme), Skip Lievsay, Craig Berkey (Tonschnitt), Skip Lievsay, Craig Berkey, Greg Orloff, Peter F. Kurland (Ton) 943 8. aktualisierte Auflage! Steven J. Schneider (Hrsg.) 1001 FILME Die Sie sehen sollten, bevor das Leben vorbei ist. Die besten Filme aller Zeiten, ausgewählt und vorgestellt von führenden Filmkritikern. Übersetzung a.d. Englischen von Maja Ueberle-Pfaff. 8. aktualisierte Ausgabe. 960 Seiten mit 800 z.T. farbigen Fotos. Brosch. im Format 16 x 21 cm. ISBN 978-3-283-01154-3 € (D) 29,95/€ (A) 30,80/sFr. 49,90 Erscheint im September 2011 H „Wer gern ins Kino geht wird in dieser H „Besonders DVD-Sammler sollten das Nach- schlagewerk unbedingt im Regal stehen haben!“ – DVD MAGAZIN Bereits lieferbar: Die Zeit ist reif für einen furchtlosen Ritt durch die Kultur des Genre-Films! Steven J. Schneider (Hrsg.) 101 KULTFILME Steven J. Schneider (Hrsg.) 101 GANGSTERFILME Steven J. 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