Regenrückhaltebecken als Ersatzlebensräume für Kreuzkröte und
Transcrição
Regenrückhaltebecken als Ersatzlebensräume für Kreuzkröte und
45 Na tur- und Ar tenschutz NaturArtenschutz Detlef Münch Regenrückhaltebecken als Ersatzlebensräume für Kreuzkröte und Teichfrosch G emeinsam mit der Abteilung Wasserwirtschaft im Dortmunder Tiefbauamt (Stadtamt 66/3), der Unteren Landschaftsbehörde (ULB) des Dortmunder Umweltamtes, des Lippeverbandes (LV) und dem Bildungszentrum für die Entsorgungs- und Wasserwirtschaft (BEZ) engagiere ich mich als Amphibienschutzbeauftragter des DGHT-Landesverbandes NRW in den letzten Jahren verstärkt für den Schutz der in der Bundesartenschutzverordnung als vom Aussterben bedroht aufgeführten und in Dortmund stark gefährdeten Kreuzkröte Bufo calamita auf Industriebrachen ( MÜNCH 2001) und in Regenrückhaltebecken (M ÜNCH 2002). Hier stelle ich aus MÜNCH 2004 beispielhafte Maßnahmen vor und berichte über die allgemeine Bedeutung von Regenrückhaltebecken für die Herpetofauna unter besonderer Berücksichtigung der Kreuzkröte. Herpetologische Bedeutung von Regenrückhaltebecken In Dortmund sind zwölf Regenrückhaltebecken (RRB) untersucht worden, die naturnah gestaltet und nicht durch eine schlechte Wasserqualität be- Alle RRB wurden anfangs vom Teichfrosch besiedelt, 50% jeweils von Kreuzkröte, Grasfrosch und Teichmolch sowie 42% vom Bergmolch. Für die Kreuzkröte in Dortmund haben RRB eine herausragende Bedeutung, da sie neben Industriebra- Abb. 1. Die Kreuzkröte – Leitart für Pflege- und Biotopmanagement von RRB Abb. 2. Der Teichfrosch – Charakterart in dauerbespannten RRB einträchtigt sind. Die Untersuchungen fanden ein Jahr nach Errichtung sowie in den nachfolgenden Jahren statt. Darunter, nach aktueller herpetologischer Bedeutung aufgelistet, die RRB Scharnhorst, Pferdebachtal, Eichlinghofen, Feineisenstrasse, Hafen Achenbach, Halde Ellinghausen Süd, Menglinghausen, Gneisenau Süd sowie die heute weitgehend amphibienfreien RRB Rahmkebachtal, Roßbach Marten, Hauert und Nathebachtal. chen (20%) und Halden (20%) die wichtigsten (40%) oder sogar die letzten übrig gebliebenen Lebensräume für diese Art darstellen. Auch für die anderen vorkommenden Amphibienarten haben RRB besonders als Ersatzlaichgewässer eine große Bedeutung, die vergleichbar mit der eines größeren naturnah angelegten Gartenteiches ist. RRB können somit wichtige Ersatzlebensräume für Amphibien darstellen, deren Laichgewässer in einer Großstadt 13 (2005) Heft 1 Na tur- & Ar tenschutz NaturArtenschutz 46 Abb. 3. Aufschüttungen von Sand und Schotter in RRB schaffen vegetationsund nährstoffarme Landhabitate aufgrund mannigfaltiger Nutzungskonkurrenzen bekanntermaßen stark reduziert sind. Durch Verschlechterung der Wasserqualität mit Veralgung und Verschlammung sind heute allerdings 20% der vor einigen Jahren noch von Teichund Grasfrosch sowie Teich- und Bergmolch besiedelten RRB wieder amphibienfrei, während weitere 20% ihren Artenreichtum u.a. mit der Kreuzkröte nur durch Biotopmanagementmaßnahmen aufrecht erhalten konnten. Die in Dortmund begutachteten RRB lassen sich nach ihrer herpetologischen Bedeutung bezüglich des Artenreichtums, der Abundanzen und des Seltenheitsgrads (LÖBF 1999) der dort nachgewiesenen Amphibienarten beziehungsweise der aufgrund ähnlicher Habitatpräferenzen dort ebenfalls potenziell vorkommenden Arten in fünf herpetologische Wertkategorien einteilen: • RRB Typ I: temporäres, vegetationsarmes, sonnenexponiertes Gewässer (z.B. Pfütze, Lache, Blänke, Wagenspur, Tümpel, Graben). Charakterart: Kreuzkröte. Weitere potenzielle Arten: Gelbbauchunke, Wechselkröte, Geburtshelferkröte, Knoblauchkröte, Rotbauchunke. • RRB Typ II: perennierendes, eutrophes, sonnenexponiertes Gewässer (z.B. Teich, Graben, See). Charakterart: Grünfrösche (Teich-, See-, kleiner Wasserfrosch). Weitere Arten: Teichmolch, Fadenmolch (potenziell), Grasfrosch. Bei Vorhandensein submerser Vegetation potenziell möglich: Kammmolch. Bei Vorhandensein vertikaler Vegetationsstrukturen potenziell möglich: Laubfrosch. • RRB Typ III: perennierendes, eutrophes, schattiges Gewässer. Charakterart: Grasfrosch. Weitere Arten: Bergmolch, Erdkröte. • RRB Typ IV: temporäres, schattiges Gewässer. Charakterart: Keine. Weitere Arten: Keine. • RRB Typ V: hypertrophes, veralgtes und verschlammtes Gewässer. Charakterart: Keine. Weitere Arten: Keine. 13 (2005) Heft 1 Biozönotisches Leitartpotenzial der Kreuzkröte Die Kreuzkröte Bufo calamita (L AURENTI 1754) ist im Ballungsraum Ruhrgebiet in Ermangelung natürlicher Habitate eine urbanophile, synanthrope Art (SINSCH 1998). Für KORDGES (1994) ist sie gar eine Leitart des urban-industriellen Ballungsraumes im Ruhrgebiet, die Industrie- und Gewerbegebiete, (Groß-) Baustellen, Baulücken, Bauerwartungsland, Brachflächen, Deponiekörper, Halden und Bergsenkungsgebiete besiedelt und sich in den auf diesen Flächen befindlichen Tümpeln, Wasserlachen, Regenpfützen und wassergefüllten Wagenspuren reproduziert. Da diese Flächen im regionalen Strukturwandel des Ruhrgebietes zunehmend verbaut und durch Gewerbe wiedergenutzt werden, wird sich die Situation der Kreuzkröte, die derzeit in Nordrhein-Westfalen, im Ruhrgebiet und in Dortmund in der Roten Liste als gefährdet oder in letzterer Großstadt sogar als stark gefährdet eingestuft wird ( SCHLÜPMANN & G EIGER 1999) zukünftig dramatisch verschlechtern. Die Kreuzkröte ist nach G ÜNTHER (1996) ein typisches Faunenelement natürlicher Pionierstandorte. Da diese in der mitteleuropäischen Kulturlandschaft zu den gefährdetsten Biotoptypen überhaupt gehören, sollte es primäres Ziel des Naturschutzes sein, Sekundärformen dieser Pionierstandorte zu erhalten und zu entwickeln. Die Kreuzkröte könnte dabei in sinnvoller Weise als biozönotische Leitart für die Schaffung von in der Roten Liste NRW aufgeführten besonders gefährdeten oder sogar stark gefährdeten Biotoptypen (L ÖBF 1999) als Ersatzbiotope, die ihr allesamt als Lebensraum dienen, fungieren: Temporäre Kleingewässer, unbeschattete Gräben, vegetationsarme Sand-, Kies-, Schotterund Lehmflächen, Trockenmauern, Steinhaufen, Gesteinsschutthalden. Auch frühe Stadien von Industrie- und Bahnbrachen mit ihrer teilweise endemischen Flora nutzt sie in Ermangelung natürlicher Lebensräume als Sekundärhabitate. Von den 108 noch im Ruhrgebiet existierenden Pflanzengesellschaften sind lediglich sechs aktuell ungefährdet, aber knapp 50% von der Auslöschung oder Vernichtung bedroht, darunter auch folgende Pflanzengesellschaften (L ÖBF 1999), die allesamt auch der Kreuzkröte ihre Lebensgrundlage bieten: Halbnatürliche Magerbiotope, Halbtrocken- und Magerrasen, Feuchtwiesen. Die Kreuzkröte ist deshalb in hervorragender Weise geeignet als Leitart dieser 47 gefährdeten Biotoptypen und ihrer Pflanzengesellschaften zu dienen und so deren seltenen Biozönosen zum Erhalt oder zur Wiederansiedlung bei der ökologischen Entwicklung von Industriebrachen, bei der Renaturierung des Emschersystems ( MÜNCH 2000) oder bei der Gestaltung und Pflege von RRB zu verhelfen. Sie fungiert damit quasi als „pars pro totum“ für die stark gefährdeten Lebensgemeinschaften wechselfeuchter und vegetationsarmer, sonnenexponierter Biotope, wobei in ihren Laichgewässern genauso gut seltene Libellenarten vorkommen und ihr Landlebensraum von helio- und xerophilen Laufkäfern und anderen Insekten besiedelt wird. Auch SCHLÜPMANN (1995) sieht die Kreuzkröte für den Schutz, die Pflege und die Vernetzung von Abgrabungen und Stadtbrachen als Zielart oder als Zeigerart für Umweltqualitätsziele in der Landschaftsplanung (BRINKMANN 1994). Einfaches Biomonitoring der Kreuzkröte Da die Kreuzkröte nicht nur in allen Bundesländern in den Roten Listen aufgeführt, sondern auch in der Bundesartenschutzverordnung als „vom Aussterben bedrohte Art“ eingestuft ist, gehört sie zu den bedrohtesten und rechtlich durch den §20f des Bundesnaturschutzgesetzes am strengsten geschützten Tierarten in Deutschland. So ist es gesetzlich sogar verboten, Kreuzkröten „an ihren Wohnstätten durch Aufsuchen, Fotografieren, Filmen oder ähnliche Handlungen zu stören“. Für das Biomonitoring mit der Kreuzkröte ist deshalb eine Ausnahmegenehmigung erforderlich, die bei der Unteren Landschaftsbehörde zu beantragen ist und die in den meisten Fällen auch erteilt wird. Die Kreuzkröte ist auch vom Laien problemlos akustisch durch ihren charakteristischen Ruf nachzuweisen, kann in ihren Tagesverstecken leicht gefangen werden und ist abends in ihrem Laichgewässer gut sichtbar. Aufgrund ihrer einzigartigen Zeichnung mit einem gelblichen, schmalen Strich über dem Rücken (Kreuz), dem sie auch ihren deutschen Namen verdankt, ist sie von allen anderen Froschlurchen gut unterscheidbar und kann schnell einwandfrei identifiziert werden. Die Populationsgröße und die Populationsentwicklung kann durch Auszählen der gut sichtbaren Laichschnüre einwandfrei quantitativ und auch von unterschiedlichen Kartierern stets gut reproduzierbar bestimmt werden. Diese artspezifischen Eigenschaften prädestinieren die Kreuzkröte geradezu für das Biomonitoring der ökologischen Entwicklung von RRB. Funktionale Pflege von Regenrückhaltebecken dank der „Kalamitätenkröte“ Ein RRB wird nicht für den Artenschutz, sondern für die Stadtentwässerung und den Hochwasser- Na tur- und Ar tenschutz NaturArtenschutz schutz errichtet. Die Hochwasserschutzfunktion des Beckens muss allein schon aus rechtlichen Gründen jederzeit gewährleistet sein. Aus diesem Grunde werden beziehungsweise sollten RRB mindestens jährlich auf ihre Funtionsfähigkeit überprüft werden. Durch atmosphärischen Düngereintrag als nasse Deposition, durch eine vorhandene zum Beispiel aus einer landwirtschaftlichen Nutzung bedingten hohen Nährstoffgrundbelastung und besonders durch den aquatischen Nährstoffeintrag des in das Becken hineinfliessenden Oberflächenwassers kommt es zu einer Eutrophierung des gesamten RRB. Folge davon sind eine Verschlammung des Gewässers und durch die anthropogen forcierte Sukzession eine Verbuschung und das Aufkommen von Gehölzwuchs. Dadurch erfolgt eine Reduzierung des Stauraums und gegebenenfalls eine Behinderung des Regenüberlaufs und somit eine Abb. 4. Kreuzkrötenfreundlich von StA 66/ 3 gestaltete Regenrückhaltebecken mit temporären und perennierenden Kleingewässern und „Krötentunnel“ – aber Pflegemaßnahmen dringend erforderlich Gefährdung der Hochwasserschutzfunktion des Beckens. Daher sind regelmäßige, zumeist teure, Pflegearbeiten durch Mahd und Baumschnitt notwendig. Postuliert man jedoch die Kreuzkröte als biozönotische Leitart für den Erhalt der seltenen Pionierstandorte mit dem entsprechenden Biotopmanagenment, so können Pflegemaßnahmen außerordentlich preisgünstig werden. So hat SINSCH (1998) kurz und sehr treffend die Chancen und Risiken für das Überleben der Kreuzkröte zusammengefasst: „Jeder Eingriff, der lockere Böden freilegt, die Vegetation großflächig beseitigt und flache Gewässer entstehen lässt, schafft 13 (2005) Heft 1 Na tur- & Ar tenschutz NaturArtenschutz Lebensraum für die Kreuzkröte. Sowohl die natürliche Sukzession als auch das menschliche Bestreben ästhetisch schöne Landschaften mit einem hohen Ordnungsgrad zu schaffen, entziehen der Kreuzkröte die Lebensgrundlage.“ Die Schaffung von „Mondlandschaften“ und das Offenhalten des Stauraumes durch rigorose Pflegemaßnahmen oder präventiv durch lehmverdichteten beziehungsweise mit Schotter belegtem Beckenuntergrund prädestinieren die Kreuzkröte ebenfalls als funktionale Leitart nicht nur für die Gestaltung eines möglichst pflegeleichten RRB. sondern auch für die künftige kostengünstige Pflege des RRB. Abb. 5. Das Hochwassserrückhaltebecken vom Lippeverband in Dortmund-Scharnhorst nach der Pflegemaßnahme Die Kreuzkröte Bufo calamita (lat. „die im Röhricht lebende Kröte“) macht ihrem Namen als Kalamitätenkröte wirklich alle Ehre. Kalamität – ursprünglich für den Misswuchs von Getreide verwendet – bedeutet im übertragenen Sinn großes Unglück oder Katastrophe. Und in der Tat macht die Kreuzkröte Kalamitäten bezüglich ihrer Schutzmöglichkeiten und braucht Kalamitäten und Katastrophen wie Überschwemmungen, Erosionen und leichtaustrocknende Tümpel für ihr Überleben. Diese Verhältnisse treten naturgemäß besonders häufig in RRB auf, sodass es nicht verwundert, dass die RRB für die Kreuzkröte in Dortmund neben Industriebrachen und Halden ihre wichtigsten oder sogar ihre einzig übrig gebliebenen Lebensräume sind. Ist für fast alle Amphibienarten ein austrocknendes Gewässer eine Katastrophe, so sucht die Kreuzkröte gezielt solche konkurrenzlosen Laichablagemöglichkeiten auf, da sich in flachen, bis zu 40 °C warm werdenden Pfützen ihre Kaulquappen am besten und schnellsten entwickeln und diese hier keinem Prädatorendruck durch Fische, Schwimmkä13 (2005) Heft 1 48 fer oder Libellenlarven ausgesetzt sind. Solche natürlichen Lebensraumbedingungen finden sich heute nur noch in den wenigen, übrig gebliebenen Flussauenbereichen, sodass die Kreuzkröte auch in Bezug auf ihre Schutzmöglichkeiten zunehmend Kalamitäten macht. Vegetationsarme und besonders ganz vegetationsfreie Bereiche wie in Erosionsgebieten, Steinbrüchen, Kohlenhalden, Industriebrachen, Kiesgruben und Truppenübungsplätzen sind daher optimal für diese Art und ihr „Leben am Limit“. Und gerade letztere Biotope werden weniger häufig als Naturschutzgebiete ausgewiesen, sodass spezielle Biotopmanagementmaßnahmen für die Kreuzkröte am besten mit Panzern oder, wo diese nicht zur Verfügung stehen, mit Baggern und Planierraupen durchgeführt werden. Für die Gestaltung und spätere Pflege von RRB gilt daher: Die Erstausgestaltung des RRB bestimmt den zukünftigen Pflegeaufwand. Deshalb sollten, mit der Kreuzkröte als Lehrmeister, RRB schon vorab mit Stein- und Schotterschüttungen vegetations- und nährstoffarm gestaltet werden und die spätere Pflege abschnittsweise mit Planierraupen erfolgen, die die verbuschten Vegetationsbereiche einfach und auch relativ preisgünstig vollständig beseitigen. Biotopmanagement für RRB Bei Berücksichtigung einer Reihe von Regeln lassen sich Regenrückhaltebecken auch langfristig als Lebensraum für die Kreuzkröte und andere Amphibien erhalten: – Schaffung der Voraussetzung für die Ausbildung von Amphibienlaichgewässern, indem unterschiedliche Bodenvertiefungen verschiedene Wasserführungen ermöglichen, von der temporären Lache bis zum dauerhaft wasserführenden Kleingewässer mit ausgeprägter Flachwasserzone. Die zeitweise Überflutung kann eine Art natürlicher Auendynamik schaffen und ist für die seltenen Amphibienarten nur förderlich. – Keine Bepflanzung des Laichgewässers und kein Aussetzen von Organismen wie Fische oder Andere, da diese in den relativ kleinen Amphibienlaichgewässern Laich und Kaulquappen komplett dezimieren würden (ggf. durch Hinweisschilder verhindern). – Das komplette Becken sollte, wenn möglich, nicht bepflanzt werden. In den sonnenexponierten Bereichen beziehungsweise Böschungen sollte großflächig (mehrere 100 qm) nährstoffarmes Substrat wie Sand oder Schotter aufgebracht werden. Lediglich als Sichtschutz können an den Aussenrändern Schutzpflanzungen in Form von Hecken vorgenommen werden, wobei besonders auf die Ausbildung von Saumbiotopen geachtet werden sollte. 49 – Anlage von Überwinterungsräumen, indem 1 m hohe und 3 m breite Böschungen aus Grobschotter und Steinen mit Erdboden überdeckt werden, sodass hohlraumreiche, frostsichere Strukturen, die in den überschwemmungs- Na tur- und Ar tenschutz NaturArtenschutz – – Abb. 6. Regenrückhaltebecken in DortmundMenglinghausen-Süd – Pflegemaßnahmen erforderlich – – Abb. 7. Platz ist in der kleinsten Hütte. In diesem Regenüberlaufbecken leben etwa 30 Teichfrösche – Abb. 8. RRB für ein Gewerbegebiet, das von Kreuzkröte, Teichfrosch, Teichmolch und Ringelnatter besiedelt wird – negativ ist die dichte „grüne“ Umrandung des RRB sicheren Bereichen des RRB angelegt werden müssen, entstehen. Pro 100 qm Fläche mindestens je einen Stein-, Totholz- und Grasschnitthaufen als Sonnenund Eiablageplätze für Reptilien anlegen. Nach der Mahd den Grasschnitt weitestgehend entfernen und einen kleinen Teil als 1 m hohe Haufen zur Eiablage von Reptilien zusammenschichten. Zahlreiche Solitärsteine, Tothölzer und weitere horizontale Strukturen, z. B. Holzbretter, als Versteckmöglichkeiten auslegen. Steine und schräg in den Boden verankerte Holzpflöcke oder Äste dienen als Sonnenplätze für Reptilien. Ab- und Zulauf des RRB sollte mit 1 × 0,7 m weiten Kastenbetonprofilen gestaltet werden, um Tierwanderungen durch die Tunnel zu ermöglichen, Dabei ist es sinnvoll, durch Gitterroste für mehr Licht im Tunnel zu sorgen, um den Tieren nicht nur die Orientierung zu erleichtern, sondern auch die Akzeptanz der Tunnelanlage zu erhöhen. Die derzeit gesetzlich vorgeschriebenen Größen des Drosseldurchlasses sind nicht tiergerecht. Regelmäßige Pflege der Biotope gegen Verbuschung und Verwaldung durch Freischneiden bzw. nach der „Methode Truppenübungsplatz“ Einsatz von Baggern und Planierraupen, um abschnittsweise die verbuschten und verwaldeten Bereiche auszukoffern und so wieder vegetationslose, sonnenexponierte Strukturen entstehen zu lassen. Diese Maßnahmen sollten vornehmlich im Zeitraum von Oktober bis Anfang Februar durchgeführt werden, da die Amphibienaktivitäten klimatisch bedingt immer eher beginnen und länger bis in den Herbst andauern. Ein- bis zweijährige Mäharbeiten mit tierschutzgerechten Mähgeräten und naturverträglicher Mähtechnik (Doppelmesser- und Fingermähwerke) nur dann durchführen, wenn durch vorherige Sichtbeobachtung sichergestellt worden ist, das keinerlei Jungtieraktivitäten (häufig im Juni bis August) stattfinden. Optimal ist das Mähen an einem kühlen, nicht sonnigen Tag oder direkt zur Mittagshitze, da eventuell vorkommende Reptilien diese Witterungen meiden, sonst jedoch vornehmlich in den späten Vormittag- und Nachmittagstunden aktiv sind. Am besten sollte der Schnitt zur Schonung der Tiere am Boden möglichst hoch bei mindestens 78 cm erfolgen und kein „Rasiermesserschnitt“ durchgeführt werden. Gegebenenfalls Durchführung von speziellen Artenschutzmaßnahmen in Absprache mit den Naturschutzverbänden und Artenschutzbehörden in der Stadt- oder Kreisverwaltung und nach G ÜNTHER (1996). 13 (2005) Heft 1 Na tur- & Ar tenschutz NaturArtenschutz Danksagung Dank gebührt den Mitarbeitern im Tiefbauamt (66/3), im Umweltamt und beim Lippeverband, die sich stets für eine Verbesserung der Lebenssituation der Kreuzkröte und anderer Amphibienarten in den von ihn bewirtschafteten Regenrückhaltebecken engagiert haben. Literatur BRINKMANN , R. (1994): Artenschutz durch Landschaftsplanung – dargestellt am Beispiel der Kreuzkröte in Niedersachsen. – Berichte des Landesamtes für Umweltschutz Sachsen-Anhalt 14: 81-87. BUNDESAMT FÜR NATURSCHUTZ (Hrsg. 1998): Rote Liste gefährdeter Tiere Deutschlands. – Bonn . G ÜNTHER, R. (Hrsg. 1996): Die Amphibien und Reptilien Deutschlands. – Jena, Fischer, 825S. K ORDGES, T. (1994): Die Kreuzkröte als Leitart des urban-industriellen Ballungsraumes im Ruhrgebiet (NRW). – Berichte des Landesamtes für Umweltschutz Sachsen-Anhalt 14: 62-68. LÖBF (Hrsg. 1999): Rote Liste der gefährdeten Pflanzen und Tiere in Nordrhein-Westfalen. – Recklinghausen, Schriftenreihe der LÖBF 17: 1640. MÜNCH, D. (2000): Die Renaturierung des Emschersystems – Chancen und Risiken für den 50 Amphibienschutz im Ballungsraum des Ruhrgebietes. – KA-Wasserwirtschaft, Abwasser, Abfall 47(9) 1306-1310. — (2001): Gewerbeansiedlungen auf Industriebrachen – eine Chance für den Naturschutz? – Stadt und Grün 50 (10): 690-694. — (2002): Regenrückhaltebecken – wichtige Ersatzlebensräume für Amphibien und Reptilien im Ballungsraum. – KA Wasserwirtschaft, Abwasser, Abfall 49(4): 500-504. — (2004): Regenrückhaltebecken als Ersatzlebensräume für Amphibien und Reptilien. – Dortmund, synergen, 104 S. SCHLÜPMANN, M. ( 1995): Verbreitung, Ökologie und Schutz der Kreuzkröte im Hagener Raum. – Zeitschrift für Feldherpetologie 2: 55-84. SCHLÜPMANN, M. & A. GEIGER (1999): Rote Liste der in Nordrhein-Westfalen gefährdeten Kriechtiere (Reptilia) und Lurche (Amphibia). – Schriftreihe der L ÖBF 17: 375-404 SINSCH , U. (1998): Biologie und Ökologie der Kreuzkröte. – Bochum, Laurenti, 222 S. Autor DETLEF MÜNCH Landesverband NRW Postfach 500163, D-44201 Dortmund E-Mail: [email protected] Neuerscheinung Vermehrung von Geckos 270 Seiten, 157 Farbfotos auf Farbtafeln, 32 Zeichnungen und Diagramme, EUR 39,90 Das neue Buch zur Zucht von dem Gecko-Experten Herbert Rösler behandelt sehr detailliert alle Aspekte der Vermehrung der Geckos. Aus dem Inhalt: Geschlechtsbestimmung, Fortpflanzungsverhalten, Trächtigkeit, Eiablage, Möglichkeiten zur Erkennung der Eifertilität, Inkubation, Aufzucht, Fortpflanzungsstörungen, Fehler und Fehlerbeseitigung in der Zuchtpraxis u.v.m. ... Aus dem Vorwort: „Der hohe Anspruch des Autoren an sich selbst und an seine Leser sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass ... die beim „praktischen Züchter“ so beliebten kleinen wichtigen „Rezepte“ keinesfalls zu kurz gekommen sind, ...“ Prof. F. J. OBST Rohrstr. 22 D-63075 Offenbach Verlag Elke Köhler Tel. 069-86777-266 Fax: 069-86777-571 13 (2005) Heft 1