Regenrückhaltebecken als Ersatzlebensräume für Kreuzkröte und

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Regenrückhaltebecken als Ersatzlebensräume für Kreuzkröte und
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Detlef Münch
Regenrückhaltebecken als Ersatzlebensräume
für Kreuzkröte und Teichfrosch
G
emeinsam mit der Abteilung Wasserwirtschaft im Dortmunder Tiefbauamt (Stadtamt 66/3), der Unteren Landschaftsbehörde (ULB) des Dortmunder Umweltamtes, des Lippeverbandes (LV) und dem Bildungszentrum für die Entsorgungs- und Wasserwirtschaft (BEZ) engagiere ich mich
als Amphibienschutzbeauftragter des DGHT-Landesverbandes NRW in den
letzten Jahren verstärkt für den Schutz der in der Bundesartenschutzverordnung als vom Aussterben bedroht aufgeführten und in Dortmund stark gefährdeten Kreuzkröte Bufo calamita auf Industriebrachen ( MÜNCH 2001) und in
Regenrückhaltebecken (M ÜNCH 2002). Hier stelle ich aus MÜNCH 2004 beispielhafte Maßnahmen vor und berichte über die allgemeine Bedeutung von
Regenrückhaltebecken für die Herpetofauna unter besonderer Berücksichtigung der Kreuzkröte.
Herpetologische Bedeutung von Regenrückhaltebecken
In Dortmund sind zwölf Regenrückhaltebecken
(RRB) untersucht worden, die naturnah gestaltet
und nicht durch eine schlechte Wasserqualität be-
Alle RRB wurden anfangs vom Teichfrosch
besiedelt, 50% jeweils von Kreuzkröte, Grasfrosch
und Teichmolch sowie 42% vom Bergmolch. Für
die Kreuzkröte in Dortmund haben RRB eine herausragende Bedeutung, da sie neben Industriebra-
Abb. 1. Die Kreuzkröte – Leitart für
Pflege- und Biotopmanagement von RRB
Abb. 2. Der Teichfrosch – Charakterart in
dauerbespannten RRB
einträchtigt sind. Die Untersuchungen fanden ein
Jahr nach Errichtung sowie in den nachfolgenden
Jahren statt. Darunter, nach aktueller herpetologischer Bedeutung aufgelistet, die RRB Scharnhorst,
Pferdebachtal, Eichlinghofen, Feineisenstrasse,
Hafen Achenbach, Halde Ellinghausen Süd, Menglinghausen, Gneisenau Süd sowie die heute weitgehend amphibienfreien RRB Rahmkebachtal, Roßbach Marten, Hauert und Nathebachtal.
chen (20%) und Halden (20%) die wichtigsten
(40%) oder sogar die letzten übrig gebliebenen
Lebensräume für diese Art darstellen. Auch für die
anderen vorkommenden Amphibienarten haben
RRB besonders als Ersatzlaichgewässer eine große
Bedeutung, die vergleichbar mit der eines größeren
naturnah angelegten Gartenteiches ist. RRB können
somit wichtige Ersatzlebensräume für Amphibien
darstellen, deren Laichgewässer in einer Großstadt
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Abb. 3. Aufschüttungen von Sand und
Schotter in RRB schaffen vegetationsund nährstoffarme Landhabitate
aufgrund mannigfaltiger Nutzungskonkurrenzen
bekanntermaßen stark reduziert sind.
Durch Verschlechterung der Wasserqualität mit
Veralgung und Verschlammung sind heute allerdings 20% der vor einigen Jahren noch von Teichund Grasfrosch sowie Teich- und Bergmolch besiedelten RRB wieder amphibienfrei, während
weitere 20% ihren Artenreichtum u.a. mit der Kreuzkröte nur durch Biotopmanagementmaßnahmen
aufrecht erhalten konnten.
Die in Dortmund begutachteten RRB lassen sich
nach ihrer herpetologischen Bedeutung bezüglich
des Artenreichtums, der Abundanzen und des Seltenheitsgrads (LÖBF 1999) der dort nachgewiesenen
Amphibienarten beziehungsweise der aufgrund ähnlicher Habitatpräferenzen dort ebenfalls potenziell
vorkommenden Arten in fünf herpetologische Wertkategorien einteilen:
• RRB Typ I: temporäres, vegetationsarmes, sonnenexponiertes Gewässer (z.B. Pfütze, Lache, Blänke, Wagenspur, Tümpel, Graben). Charakterart:
Kreuzkröte. Weitere potenzielle Arten: Gelbbauchunke, Wechselkröte, Geburtshelferkröte, Knoblauchkröte, Rotbauchunke.
• RRB Typ II: perennierendes, eutrophes, sonnenexponiertes Gewässer (z.B. Teich, Graben, See).
Charakterart: Grünfrösche (Teich-, See-, kleiner
Wasserfrosch). Weitere Arten: Teichmolch, Fadenmolch (potenziell), Grasfrosch. Bei Vorhandensein
submerser Vegetation potenziell möglich: Kammmolch. Bei Vorhandensein vertikaler Vegetationsstrukturen potenziell möglich: Laubfrosch.
• RRB Typ III: perennierendes, eutrophes, schattiges Gewässer. Charakterart: Grasfrosch. Weitere
Arten: Bergmolch, Erdkröte.
• RRB Typ IV: temporäres, schattiges Gewässer.
Charakterart: Keine. Weitere Arten: Keine.
• RRB Typ V: hypertrophes, veralgtes und verschlammtes Gewässer. Charakterart: Keine. Weitere Arten: Keine.
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Biozönotisches Leitartpotenzial der
Kreuzkröte
Die Kreuzkröte Bufo calamita (L AURENTI 1754)
ist im Ballungsraum Ruhrgebiet in Ermangelung
natürlicher Habitate eine urbanophile, synanthrope
Art (SINSCH 1998). Für KORDGES (1994) ist sie gar
eine Leitart des urban-industriellen Ballungsraumes im Ruhrgebiet, die Industrie- und Gewerbegebiete, (Groß-) Baustellen, Baulücken, Bauerwartungsland, Brachflächen, Deponiekörper, Halden
und Bergsenkungsgebiete besiedelt und sich in den
auf diesen Flächen befindlichen Tümpeln, Wasserlachen, Regenpfützen und wassergefüllten Wagenspuren reproduziert.
Da diese Flächen im regionalen Strukturwandel
des Ruhrgebietes zunehmend verbaut und durch
Gewerbe wiedergenutzt werden, wird sich die Situation der Kreuzkröte, die derzeit in Nordrhein-Westfalen, im Ruhrgebiet und in Dortmund in der Roten
Liste als gefährdet oder in letzterer Großstadt sogar
als stark gefährdet eingestuft wird ( SCHLÜPMANN &
G EIGER 1999) zukünftig dramatisch verschlechtern.
Die Kreuzkröte ist nach G ÜNTHER (1996) ein
typisches Faunenelement natürlicher Pionierstandorte. Da diese in der mitteleuropäischen Kulturlandschaft zu den gefährdetsten Biotoptypen überhaupt
gehören, sollte es primäres Ziel des Naturschutzes
sein, Sekundärformen dieser Pionierstandorte zu
erhalten und zu entwickeln. Die Kreuzkröte könnte
dabei in sinnvoller Weise als biozönotische Leitart
für die Schaffung von in der Roten Liste NRW
aufgeführten besonders gefährdeten oder sogar stark
gefährdeten Biotoptypen (L ÖBF 1999) als Ersatzbiotope, die ihr allesamt als Lebensraum dienen,
fungieren: Temporäre Kleingewässer, unbeschattete Gräben, vegetationsarme Sand-, Kies-, Schotterund Lehmflächen, Trockenmauern, Steinhaufen, Gesteinsschutthalden. Auch frühe Stadien von Industrie- und Bahnbrachen mit ihrer teilweise endemischen Flora nutzt sie in Ermangelung natürlicher
Lebensräume als Sekundärhabitate.
Von den 108 noch im Ruhrgebiet existierenden
Pflanzengesellschaften sind lediglich sechs aktuell
ungefährdet, aber knapp 50% von der Auslöschung
oder Vernichtung bedroht, darunter auch folgende
Pflanzengesellschaften (L ÖBF 1999), die allesamt
auch der Kreuzkröte ihre Lebensgrundlage bieten:
Halbnatürliche Magerbiotope, Halbtrocken- und Magerrasen, Feuchtwiesen. Die Kreuzkröte ist deshalb
in hervorragender Weise geeignet als Leitart dieser
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gefährdeten Biotoptypen und ihrer Pflanzengesellschaften zu dienen und so deren seltenen Biozönosen zum Erhalt oder zur Wiederansiedlung bei der
ökologischen Entwicklung von Industriebrachen,
bei der Renaturierung des Emschersystems ( MÜNCH
2000) oder bei der Gestaltung und Pflege von RRB
zu verhelfen. Sie fungiert damit quasi als „pars pro
totum“ für die stark gefährdeten Lebensgemeinschaften wechselfeuchter und vegetationsarmer,
sonnenexponierter Biotope, wobei in ihren Laichgewässern genauso gut seltene Libellenarten vorkommen und ihr Landlebensraum von helio- und
xerophilen Laufkäfern und anderen Insekten besiedelt wird. Auch SCHLÜPMANN (1995) sieht die Kreuzkröte für den Schutz, die Pflege und die Vernetzung
von Abgrabungen und Stadtbrachen als Zielart oder
als Zeigerart für Umweltqualitätsziele in der Landschaftsplanung (BRINKMANN 1994).
Einfaches Biomonitoring der Kreuzkröte
Da die Kreuzkröte nicht nur in allen Bundesländern in den Roten Listen aufgeführt, sondern auch
in der Bundesartenschutzverordnung als „vom
Aussterben bedrohte Art“ eingestuft ist, gehört sie
zu den bedrohtesten und rechtlich durch den §20f
des Bundesnaturschutzgesetzes am strengsten geschützten Tierarten in Deutschland. So ist es gesetzlich sogar verboten, Kreuzkröten „an ihren
Wohnstätten durch Aufsuchen, Fotografieren, Filmen oder ähnliche Handlungen zu stören“. Für das
Biomonitoring mit der Kreuzkröte ist deshalb eine
Ausnahmegenehmigung erforderlich, die bei der
Unteren Landschaftsbehörde zu beantragen ist und
die in den meisten Fällen auch erteilt wird.
Die Kreuzkröte ist auch vom Laien problemlos
akustisch durch ihren charakteristischen Ruf nachzuweisen, kann in ihren Tagesverstecken leicht
gefangen werden und ist abends in ihrem Laichgewässer gut sichtbar. Aufgrund ihrer einzigartigen
Zeichnung mit einem gelblichen, schmalen Strich
über dem Rücken (Kreuz), dem sie auch ihren
deutschen Namen verdankt, ist sie von allen anderen Froschlurchen gut unterscheidbar und kann
schnell einwandfrei identifiziert werden. Die Populationsgröße und die Populationsentwicklung kann
durch Auszählen der gut sichtbaren Laichschnüre
einwandfrei quantitativ und auch von unterschiedlichen Kartierern stets gut reproduzierbar bestimmt
werden. Diese artspezifischen Eigenschaften prädestinieren die Kreuzkröte geradezu für das Biomonitoring der ökologischen Entwicklung von RRB.
Funktionale Pflege von Regenrückhaltebecken dank der „Kalamitätenkröte“
Ein RRB wird nicht für den Artenschutz, sondern für die Stadtentwässerung und den Hochwasser-
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schutz errichtet. Die Hochwasserschutzfunktion des
Beckens muss allein schon aus rechtlichen Gründen jederzeit gewährleistet sein. Aus diesem Grunde werden beziehungsweise sollten RRB mindestens
jährlich auf ihre Funtionsfähigkeit überprüft werden. Durch atmosphärischen Düngereintrag als nasse
Deposition, durch eine vorhandene zum Beispiel
aus einer landwirtschaftlichen Nutzung bedingten
hohen Nährstoffgrundbelastung und besonders
durch den aquatischen Nährstoffeintrag des in das
Becken hineinfliessenden Oberflächenwassers
kommt es zu einer Eutrophierung des gesamten
RRB. Folge davon sind eine Verschlammung des
Gewässers und durch die anthropogen forcierte
Sukzession eine Verbuschung und das Aufkommen von Gehölzwuchs. Dadurch erfolgt eine Reduzierung des Stauraums und gegebenenfalls eine
Behinderung des Regenüberlaufs und somit eine
Abb. 4. Kreuzkrötenfreundlich von StA 66/
3 gestaltete Regenrückhaltebecken mit
temporären und perennierenden Kleingewässern und „Krötentunnel“ – aber
Pflegemaßnahmen dringend erforderlich
Gefährdung der Hochwasserschutzfunktion des Beckens. Daher sind regelmäßige, zumeist teure, Pflegearbeiten durch Mahd und Baumschnitt notwendig. Postuliert man jedoch die Kreuzkröte als biozönotische Leitart für den Erhalt der seltenen Pionierstandorte mit dem entsprechenden Biotopmanagenment, so können Pflegemaßnahmen außerordentlich preisgünstig werden.
So hat SINSCH (1998) kurz und sehr treffend die
Chancen und Risiken für das Überleben der Kreuzkröte zusammengefasst: „Jeder Eingriff, der lockere Böden freilegt, die Vegetation großflächig beseitigt und flache Gewässer entstehen lässt, schafft
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Lebensraum für die Kreuzkröte. Sowohl die natürliche Sukzession als auch das menschliche Bestreben ästhetisch schöne Landschaften mit einem hohen
Ordnungsgrad zu schaffen, entziehen der Kreuzkröte die Lebensgrundlage.“
Die Schaffung von „Mondlandschaften“ und
das Offenhalten des Stauraumes durch rigorose
Pflegemaßnahmen oder präventiv durch lehmverdichteten beziehungsweise mit Schotter belegtem
Beckenuntergrund prädestinieren die Kreuzkröte
ebenfalls als funktionale Leitart nicht nur für die
Gestaltung eines möglichst pflegeleichten RRB.
sondern auch für die künftige kostengünstige Pflege des RRB.
Abb. 5. Das Hochwassserrückhaltebecken
vom Lippeverband in Dortmund-Scharnhorst nach der Pflegemaßnahme
Die Kreuzkröte Bufo calamita (lat. „die im Röhricht lebende Kröte“) macht ihrem Namen als Kalamitätenkröte wirklich alle Ehre. Kalamität – ursprünglich für den Misswuchs von Getreide verwendet – bedeutet im übertragenen Sinn großes Unglück oder Katastrophe. Und in der Tat macht die
Kreuzkröte Kalamitäten bezüglich ihrer Schutzmöglichkeiten und braucht Kalamitäten und Katastrophen wie Überschwemmungen, Erosionen und
leichtaustrocknende Tümpel für ihr Überleben. Diese
Verhältnisse treten naturgemäß besonders häufig in
RRB auf, sodass es nicht verwundert, dass die
RRB für die Kreuzkröte in Dortmund neben Industriebrachen und Halden ihre wichtigsten oder sogar
ihre einzig übrig gebliebenen Lebensräume sind.
Ist für fast alle Amphibienarten ein austrocknendes Gewässer eine Katastrophe, so sucht die Kreuzkröte gezielt solche konkurrenzlosen Laichablagemöglichkeiten auf, da sich in flachen, bis zu 40 °C
warm werdenden Pfützen ihre Kaulquappen am
besten und schnellsten entwickeln und diese hier
keinem Prädatorendruck durch Fische, Schwimmkä13 (2005) Heft 1
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fer oder Libellenlarven ausgesetzt sind. Solche
natürlichen Lebensraumbedingungen finden sich
heute nur noch in den wenigen, übrig gebliebenen
Flussauenbereichen, sodass die Kreuzkröte auch in
Bezug auf ihre Schutzmöglichkeiten zunehmend
Kalamitäten macht. Vegetationsarme und besonders
ganz vegetationsfreie Bereiche wie in Erosionsgebieten, Steinbrüchen, Kohlenhalden, Industriebrachen,
Kiesgruben und Truppenübungsplätzen sind daher
optimal für diese Art und ihr „Leben am Limit“.
Und gerade letztere Biotope werden weniger häufig
als Naturschutzgebiete ausgewiesen, sodass spezielle Biotopmanagementmaßnahmen für die Kreuzkröte am besten mit Panzern oder, wo diese nicht
zur Verfügung stehen, mit Baggern und Planierraupen durchgeführt werden. Für die Gestaltung
und spätere Pflege von RRB gilt daher: Die Erstausgestaltung des RRB bestimmt den zukünftigen Pflegeaufwand. Deshalb sollten, mit der
Kreuzkröte als Lehrmeister, RRB schon vorab mit
Stein- und Schotterschüttungen vegetations- und
nährstoffarm gestaltet werden und die spätere Pflege abschnittsweise mit Planierraupen erfolgen, die
die verbuschten Vegetationsbereiche einfach und
auch relativ preisgünstig vollständig beseitigen.
Biotopmanagement für RRB
Bei Berücksichtigung einer Reihe von Regeln
lassen sich Regenrückhaltebecken auch langfristig
als Lebensraum für die Kreuzkröte und andere
Amphibien erhalten:
– Schaffung der Voraussetzung für die Ausbildung von Amphibienlaichgewässern, indem unterschiedliche Bodenvertiefungen verschiedene
Wasserführungen ermöglichen, von der temporären Lache bis zum dauerhaft wasserführenden
Kleingewässer mit ausgeprägter Flachwasserzone. Die zeitweise Überflutung kann eine Art
natürlicher Auendynamik schaffen und ist für
die seltenen Amphibienarten nur förderlich.
– Keine Bepflanzung des Laichgewässers und
kein Aussetzen von Organismen wie Fische
oder Andere, da diese in den relativ kleinen
Amphibienlaichgewässern Laich und Kaulquappen komplett dezimieren würden (ggf. durch
Hinweisschilder verhindern).
– Das komplette Becken sollte, wenn möglich,
nicht bepflanzt werden. In den sonnenexponierten
Bereichen beziehungsweise Böschungen sollte
großflächig (mehrere 100 qm) nährstoffarmes
Substrat wie Sand oder Schotter aufgebracht
werden. Lediglich als Sichtschutz können an
den Aussenrändern Schutzpflanzungen in Form
von Hecken vorgenommen werden, wobei
besonders auf die Ausbildung von Saumbiotopen
geachtet werden sollte.
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– Anlage von Überwinterungsräumen, indem 1 m
hohe und 3 m breite Böschungen aus Grobschotter und Steinen mit Erdboden überdeckt
werden, sodass hohlraumreiche, frostsichere
Strukturen, die in den überschwemmungs-
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–
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Abb. 6. Regenrückhaltebecken in DortmundMenglinghausen-Süd – Pflegemaßnahmen
erforderlich
–
–
Abb. 7. Platz ist in der kleinsten Hütte. In
diesem Regenüberlaufbecken leben etwa
30 Teichfrösche
–
Abb. 8. RRB für ein Gewerbegebiet, das von
Kreuzkröte, Teichfrosch, Teichmolch und
Ringelnatter besiedelt wird – negativ ist die
dichte „grüne“ Umrandung des RRB
sicheren Bereichen des RRB angelegt werden
müssen, entstehen.
Pro 100 qm Fläche mindestens je einen Stein-,
Totholz- und Grasschnitthaufen als Sonnenund Eiablageplätze für Reptilien anlegen. Nach
der Mahd den Grasschnitt weitestgehend entfernen und einen kleinen Teil als 1 m hohe Haufen
zur Eiablage von Reptilien zusammenschichten.
Zahlreiche Solitärsteine, Tothölzer und weitere
horizontale Strukturen, z. B. Holzbretter, als
Versteckmöglichkeiten auslegen. Steine und
schräg in den Boden verankerte Holzpflöcke
oder Äste dienen als Sonnenplätze für Reptilien.
Ab- und Zulauf des RRB sollte mit 1 × 0,7 m
weiten Kastenbetonprofilen gestaltet werden, um
Tierwanderungen durch die Tunnel zu ermöglichen, Dabei ist es sinnvoll, durch Gitterroste für
mehr Licht im Tunnel zu sorgen, um den Tieren
nicht nur die Orientierung zu erleichtern, sondern auch die Akzeptanz der Tunnelanlage zu
erhöhen. Die derzeit gesetzlich vorgeschriebenen Größen des Drosseldurchlasses sind nicht
tiergerecht.
Regelmäßige Pflege der Biotope gegen Verbuschung und Verwaldung durch Freischneiden
bzw. nach der „Methode Truppenübungsplatz“
Einsatz von Baggern und Planierraupen, um
abschnittsweise die verbuschten und verwaldeten
Bereiche auszukoffern und so wieder vegetationslose, sonnenexponierte Strukturen entstehen zu lassen. Diese Maßnahmen sollten vornehmlich im Zeitraum von Oktober bis Anfang
Februar durchgeführt werden, da die Amphibienaktivitäten klimatisch bedingt immer eher beginnen und länger bis in den Herbst andauern.
Ein- bis zweijährige Mäharbeiten mit tierschutzgerechten Mähgeräten und naturverträglicher
Mähtechnik (Doppelmesser- und Fingermähwerke) nur dann durchführen, wenn durch vorherige Sichtbeobachtung sichergestellt worden
ist, das keinerlei Jungtieraktivitäten (häufig im
Juni bis August) stattfinden. Optimal ist das
Mähen an einem kühlen, nicht sonnigen Tag
oder direkt zur Mittagshitze, da eventuell vorkommende Reptilien diese Witterungen meiden,
sonst jedoch vornehmlich in den späten Vormittag- und Nachmittagstunden aktiv sind. Am
besten sollte der Schnitt zur Schonung der Tiere
am Boden möglichst hoch bei mindestens 78 cm erfolgen und kein „Rasiermesserschnitt“
durchgeführt werden.
Gegebenenfalls Durchführung von speziellen
Artenschutzmaßnahmen in Absprache mit den
Naturschutzverbänden und Artenschutzbehörden
in der Stadt- oder Kreisverwaltung und nach
G ÜNTHER (1996).
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Danksagung
Dank gebührt den Mitarbeitern im Tiefbauamt
(66/3), im Umweltamt und beim Lippeverband, die
sich stets für eine Verbesserung der Lebenssituation der Kreuzkröte und anderer Amphibienarten in
den von ihn bewirtschafteten Regenrückhaltebecken engagiert haben.
Literatur
BRINKMANN , R. (1994): Artenschutz durch Landschaftsplanung – dargestellt am Beispiel der
Kreuzkröte in Niedersachsen. – Berichte des
Landesamtes für Umweltschutz Sachsen-Anhalt
14: 81-87.
BUNDESAMT FÜR NATURSCHUTZ (Hrsg. 1998): Rote
Liste gefährdeter Tiere Deutschlands. – Bonn .
G ÜNTHER, R. (Hrsg. 1996): Die Amphibien und
Reptilien Deutschlands. – Jena, Fischer, 825S.
K ORDGES, T. (1994): Die Kreuzkröte als Leitart des
urban-industriellen Ballungsraumes im Ruhrgebiet (NRW). – Berichte des Landesamtes für
Umweltschutz Sachsen-Anhalt 14: 62-68.
LÖBF (Hrsg. 1999): Rote Liste der gefährdeten
Pflanzen und Tiere in Nordrhein-Westfalen. –
Recklinghausen, Schriftenreihe der LÖBF 17: 1640.
MÜNCH, D. (2000): Die Renaturierung des Emschersystems – Chancen und Risiken für den
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Amphibienschutz im Ballungsraum des Ruhrgebietes. – KA-Wasserwirtschaft, Abwasser, Abfall 47(9) 1306-1310.
— (2001): Gewerbeansiedlungen auf Industriebrachen – eine Chance für den Naturschutz? – Stadt
und Grün 50 (10): 690-694.
— (2002): Regenrückhaltebecken – wichtige Ersatzlebensräume für Amphibien und Reptilien
im Ballungsraum. – KA Wasserwirtschaft, Abwasser, Abfall 49(4): 500-504.
— (2004): Regenrückhaltebecken als Ersatzlebensräume für Amphibien und Reptilien. – Dortmund, synergen, 104 S.
SCHLÜPMANN, M. ( 1995): Verbreitung, Ökologie
und Schutz der Kreuzkröte im Hagener Raum.
– Zeitschrift für Feldherpetologie 2: 55-84.
SCHLÜPMANN, M. & A. GEIGER (1999): Rote Liste
der in Nordrhein-Westfalen gefährdeten Kriechtiere (Reptilia) und Lurche (Amphibia). – Schriftreihe der L ÖBF 17: 375-404
SINSCH , U. (1998): Biologie und Ökologie der
Kreuzkröte. – Bochum, Laurenti, 222 S.
Autor
DETLEF MÜNCH
Landesverband NRW
Postfach 500163, D-44201 Dortmund
E-Mail: [email protected]
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u.v.m. ...
Aus dem Vorwort: „Der hohe Anspruch des Autoren an sich
selbst und an seine Leser sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass ... die beim „praktischen Züchter“ so beliebten
kleinen wichtigen „Rezepte“ keinesfalls zu kurz gekommen
sind, ...“
Prof. F. J. OBST
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