TDF-Geschäftsbericht 2009/2010

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TDF-Geschäftsbericht 2009/2010
TERRE DES FEMMES
Menschenrechte für die Frau e.V.
Geschäftsbericht 2009/2010
TERRE DES FEMMES
Menschenrechte für die Frau e.V.
Inhalt
1. EINFÜHRUNG..................................................................................................................3
2. ÖFFENTLICHKEITS- UND LOBBYARBEIT ................................................................3
2.1. ÜBERBLICK ÖFFENTLICHKEITS- UND LOBBYARBEIT ....................................................3
2.1.1. Fahnenaktion ........................................................................................................6
2.2.2. Filmfest „FrauenWelten“ ......................................................................................7
2.2.3. Netzwerke .............................................................................................................8
2.2. ÖFFENTLICHKEITSARBEIT ZU SCHWERPUNKTTHEMEN .................................................9
2.2.1. Arbeit gegen weibliche Genitalverstümmelung (FGM) ...........................................9
2.2.2. Arbeit gegen Ehrverbrechen ................................................................................11
2.2.3. Arbeit gegen Häusliche Gewalt............................................................................13
2.2.3. Einzelfallhilfe/ Eilaktionen....................................................................................15
2.2.5. Frauenhandel und Zwangsprostitution ................................................................18
2.2.6. Weitere Themen...................................................................................................18
3. FÖRDERPROJEKTE .....................................................................................................21
4. FINANZEN UND FUNDRAISING.................................................................................22
4.1. FINANZEN ..................................................................................................................22
4.2. FUNDRAISING ............................................................................................................23
4.2.1. Firmensponsoring...............................................................................................23
4.2.2. Handytüten..........................................................................................................25
4.2.3. Prominente UnterstützerInnen.............................................................................25
4.2.4. Vermächtnisse.....................................................................................................26
5. ORGANISATIONSENTWICKLUNG...........................................................................26
5.1. M ITGLIEDER ..............................................................................................................28
5.2. VORSTAND .................................................................................................................29
5.3. EHRENAMTLICHE .......................................................................................................30
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TERRE DES FEMMES
Menschenrechte für die Frau e.V.
5.4. BUNDESGESCHÄFTSSTELLE .......................................................................................30
5.5. BERLIN-B ÜRO ...........................................................................................................32
5.6. STIFTUNG ...................................................................................................................33
6. AUSBLICK .....................................................................................................................34
1. Einführung
TERRE DES FEMMES (TDF) wurde 1981 als Verein gegründet, um sich für die Menschenrechte von Frauen und Mädchen weltweit stark zu machen. Nach dem Motto „gleichberechtigt, selbstbestimmt und frei“ gelingt es TERRE DES FEMMES vor allem durch engagierte
Lobby- und Öffentlichkeitsarbeit auf geschlechtsspezifische Menschenrechtsverletzungen
aufmerksam zu machen und Verbesserungen durchzusetzen.
Der Verein wird getragen von aktiven Mitgliedern sowie FörderInnen. In Tübingen und Berlin
gibt es hauptamtliche Mitarbeiterinnen, die zum einen als Referentinnen inhaltlich zu den
Schwerpunktthemen Gewalt im Namen der Ehre, Genitalverstümmelung, Häusliche Gewalt
und Frauenhandel tätig sind und zum anderen im Bereich der Verwaltung für einen reibungslosen Ablauf von Vertrieb, Spendenbescheinigungen, Abonnements. usw. sorgen. Weiterhin gehören eine Beratungsstelle und eine Dokumentationsstelle/ Archiv zum Arbeitsspektrum von
TERRE DES FEMMES.
Mit diesem Jahresbericht möchten wir Rechenschaft ablegen über unsere Tätigkeiten und Finanzen und größtmögliche Transparenz erreichen. Während es in dem gesondert erhältlichen
Finanzbericht genaue Aufstellungen und Analysen der Einnahmen und Ausgaben gibt, konzentrieren wir uns hier auf eine detaillierte Darstellung unserer Aktivitäten. Wir sind erfreut zu
sehen, wie der Umfang des Berichts zunimmt und wie wir in fast allen Bereichen Steigerungen
und Zuwachs feststellen können. Dieses macht uns Mut, den eingeschlagenen Weg als unabhängige Lobby für Frauen und Mädchen fortzusetzen – wir danken für alle Unterstützung und
hoffen, dass wir gemeinsam noch Vieles bewirken können!
2. Öffentlichkeits- und Lobbyarbeit
2.1. Überblick Öffentlichkeits- und Lobbyarbeit
TERRE DES FEMMES macht auf vielen Wegen darauf aufmerksam, dass die Menschenrechte
von Frauen und Mädchen in vielen Bereichen nicht gewahrt oder mit Füßen getreten werden.
Wir informieren die breite Öffentlichkeit, Medien, PolitikerInnen und verschiedene Zielgruppen durch Publikationen, Flyer, unsere Homepage, Ausstellungen, Pressemitteilungen und konferenzen, Filmvorführungen, Vorträge, Infostände, Newsletter, Zeitschrift und sonstige
Veranstaltungen.
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Menschenrechte für die Frau e.V.
Zentrales Organ unserer Öffentlichkeitsarbeit ist die Homepage www.frauenrechte.de. Im
Jahr 2009 gab es 912.857 BesucherInnen der Seite (2008: 729.893), auch die ersten Zahlen für
2010 liegen über denen derselben Zeit im Vorjahr. Das Interesse ist besonders groß im Oktober
und November. Auch bei den Seitenaufrufen (Klicks) gab es wieder Zuwachs, es wurden 6,5%
mehr Seiten als in 2008 aufgerufen, insgesamt 2.256.296 Seiten. Die BesucherInnen finden die
Homepage vor allem über Suchmaschinen, aber auch über Wikipedia und über die Fanseite von
Sibel Kekilli. Die Hälfte allerdings kommt über direkten Zugriff auf unsere Seite.
TERRE DES FEMMES ist von zahlreichen Organisationen und Einzelpersonen verlinkt und
in vielen Datenbanken und Internet-Portalen aufgelistet. Auch wir selber pflegen eine umfangreiche Linkliste mit interessanten Webseiten zu Frauen-/ Menschenrechten. Wir werden die
Homepage weiter als zentrales Medium in unserer Außenkommunikation einsetzen. In den
nächsten Wochen wird der Relaunch fertig sein und wir freuen uns, die komplett überarbeitete
Seite der Öffentlichkeit vorzustellen!
Auf YouTube sind wir mit mehreren Kurzfilmen vertreten (Spot gegen FGM, Velotaxi in Berlin, Filmfest Trailer). Bei Facebook gibt es ein TERRE DES FEMMES-Profil sowie eine
Gruppe mit 527 Mitgliedern (Stand: März 2010). Bald kommt eine eigene Fan-Page hinzu.
Seit zwei Jahren verschickt TERRE DES FEMMES einen eigenen Newsletter an rund 4000
Interessierte. In 2009 gab es fünf Ausgaben, in 2010 bisher zwei. Wir informieren darin über
interessante Veranstaltungen und Initiativen von TERRE DES FEMMES, rufen zu Aktionen
auf und stellen Bücher vor. Alle erschienenen Ausgaben können im Newsletterarchiv auf der
Homepage eingesehen werden.
Ebenfalls digital versenden wir unsere Pressemitteilungen, die wir unregelmäßig zu jeweils
aktuellen Themen über unseren großen eigenen Verteiler verschicken. In Jahr 2009 haben wir
uns 31-mal in der Form geäußert, z. B. zu Genitalverstümmelung, zum Tag gegen Menschenhandel, zum Fall Rudi Assauer, privaten Schusswaffen und Jungfrauenwahn. Dazu wurden
dreimal Presseeinladungen verschickt. Im Bedarfsfall können wir auch auf eigene Regionalverteiler zurückgreifen.
Doch es gibt auch noch zahlreiche Printmedien bei TERRE DES FEMMES. So kooperieren
wir mit der österreichischen Zeitschrift „Frauensolidarität“ und gestalten darin vier Seiten im
redaktionellen Teil. In der Mitte der vierteljährlich erscheinenden Publikation wird der Einleger
„glasklar“ beigeheftet, in dem wir über die Arbeit und Menschen bei TERRE DES FEMMES
berichten. Es gibt derzeit 754 AbonnentInnen der Zeitschrift. Leider gab es 2009 insgesamt
102 Kündigungen bei nur 44 NeuabonnentInnen, also eine Minusbilanz von 58 AbonnentInnen. Wir erstellen außerdem Broschüren, Unterrichtsmappen und Informationsflyer. Die Gesamtauflage an Flyern betrug 2009 137.490 Exemplare. An über 30 000 Haushalte versenden
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wir im Frühjahr, Herbst und zu Weihnachten Informations- und Spendenbriefe. Hinzu kommen kleinere zielgruppenspezifische Aussendungen.
Seit 1995 gibt es die TERRE DES FEMMES-Planerin, einen Buchkalender im DIN-A5Format mit Portraits engagierter Frauen. Sie erschien für 2009 mit einer Auflage von 2.200
Exemplaren für Deutschland und 500 für die Schweiz (letztere wird es aufgrund des geringen
Erfolges nicht wieder geben). Die Auflage in 2010 wurde auf 2000 reduziert. Nachdem fünf
Jahre der Preis gehalten werden konnte, wird es 2011 eine kleine Erhöhung um einen Euro geben.
Genau dokumentiert wird im hauseigenen Archiv, was über TERRE DES FEMMES gedruckt
und gesendet wird. So wurden 2009 571 Belege erfasst, in denen TDF bzw. die Vereinsaktivitäten erwähnt werden oder es Interviews gibt u.a. aus Brigitte, tina, Bild online, Spiegel.
Allerdings gehen wir von einer viel höheren Zahl von Nennungen aus, da wir keinen
Ausschnittdienst beschäftigen und vor allem die im Internet erscheinenden Artikel und
Hinweise archivieren. Aktionstage wie der 6. Februar (Anti-FGM-Tag) oder der 25.
November (gegen Gewalt an Frauen), der Internationale Frauentag am 8. März, doch auch
einzelne Ereignisse oder spektakuläre Urteile wie z. B. des obersten türkischen Berufungsgerichts, der eine Ehe annulierte, weil die Frau angeblich zum Zeitpunkt der Eheschließung keine
Jungfrau mehr gewesen sein soll, sorgen für eine verstärkte Nennung in den Medien. In der
Dokumentationsstelle werden ständig Artikel zu Frauenrechtsverletzungen in aller Welt
archiviert. Es gibt nach Ländern und Themen sortierte Ordner und eine Literaturdatenbank mit
über 7500 verschlagworteten Titeln. Außerdem werden digitale Fotos und Dokumente erfasst.
Vor allem TERRE DES FEMMES-Mitarbeiterinnen, JournalistInnen, NROs, SchülerInnen
und StudentInnen erbitten Informationen aus der Dokumentationsstelle. Die Beantwortung der
Anfragen ist täglicher Bestandteil der Arbeit. Die Dokumentationsstelle hat das Siegel der
Zeitschriftendatenbank der Staatsbibliothek aus Berlin und ist seit sechs Jahren Mitglied bei
ida, dem Dachverband deutschsprachiger Frauen- und Lesbenarchive.
Täglich erreichen uns Anfragen nach Referentinnen und Einladungen zu Fachgesprächen,
Konferenzen, Empfängen, Vorträgen und Seminaren. Wir bemühen uns, vertreten zu sein,
indem wir eng mit ehrenamtlich Aktiven1 und freiberuflichen Referentinnen
zusammenarbeiten. So gibt es Vorträge, Workshops und Infotische bei Veranstaltungen wie
dem Kirchentag in Bremen, der Frauenbörse Trier, auf dem Flohmarkt in Bremen oder
Stadtfest
Auf
mehreren
in Bremen.
Wegen erreichen wir gezielt junge Menschen und konnten sie über Menschenrechtsverletzungen an Frauen aufklären, z. B. im Rahmen von Weiterbildungstagen des FSJ
(Freiwilliges Soziales Jahr) oder bei Schulveranstaltungen.
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Es ist uns bewusst, dass der Begriff „Ehren“amt problematisch ist. „Ehre“ dient oft als Rechtfertigung für
Verbrechen und Menschenrechtsverletzungen. Leider haben wir noch keine Alternative.
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Bei repräsentativen Terminen wie Empfängen von Parteien, Preisverleihungen und Spendenübergaben nahmen zumeist Vorstandsfrauen teil und nutzten sie, um wichtige Kontakte zu
knüpfen und zu pflegen.
Erfolgreich touren unsere drei Ausstellungen „Tatmotiv Ehre“, „Ohne Glanz und Glamour –
Frauenhandel und Zwangsprostitution im Zeitalter der Globalisierung“ und „Sie versprachen
mir ein herrliches Fest“ (zu FGM) durch Deutschland. Die ersten beiden wurden 2009 in je
sechs Städten gezeigt, die letzte in fünfzehn Orten, meist für zwei, manchmal für vier Wochen.
Die Organisation von Ausleihe, Transport, Versicherung etc. regelt Regina Kalthegener als
Honorarkraft.
Die Kontakte zur PolitikerInnen auf Landesebenen, in Bund und auch EU sind für TERRE
DES FEMMES zentral, um auf unsere Anliegen und Forderungen hinzuweisen. Bei persönlichen Begegnungen, zu denen Besuche in unseren Büros in Tübingen und Berlin gehören (MdB
Mechthild Rawert in Berlin, MdEP Franziska Brantner in Tübingen) als auch umgekehrt
(TDF-Vertreterinnen bei MdBs Ingrid Fischbach, Christine Lambrecht, Caren Marks, Dorothee Bär, Jerzy Montag, Sibylle Laurischk), dringen wir auf entsprechende Gesetzesänderungen, Initiativen und Präventionsmaßnahmen.
2.1.1. Fahnenaktion
Ein besonderes Highlight der Öffentlichkeitsarbeit ist alljährlich seit 2001 die Fahnenaktion.
Zum Gedenktag NEIN zu Gewalt an Frauen, dem 25. November, wurden 2009 über 5000
Fahnen in mehr als 850 Städten und Gemeinden gehisst. Bereits zum zweiten Mail beteiligten
sich alle im Bundestag vertretenen Parteien. Es gab einen TERRE DES FEMMESInformationsstand im Auswärtigen Amt, das Ministerium für Verbraucherschutz hisste in
Berlin und Bonn.
Auch auf
Landesebene wurden
Zeichen gesetzt, z.
B. vom Bayerischen
Landtag, dem
Hamburger Senat
und dem
Regierungspräsidium
Stuttgart. Erstmals
war auch eine
Botschaft beteiligt:
Die amerikanische
Vertretung am
Potsdamer Platz
„zeigte Flagge“ (siehe Foto).
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Die Resonanz war insgesamt großartig: Zahlreiche Bestellungen im Vorfeld gingen beim TDFVertrieb ein, über 400 deutschsprachige Fahnen und Banner wurden verschickt, dazu gab es
Bestellungen für Fahnen in Türkisch, Spanisch, Englisch, Französisch, Russisch und Polnisch
sowie Sonderanfertigungen, u. a. eine 7x5m Riesenfahne für Leipzig. Es gab etliche
Medienanfragen und Berichte und die 312 Einträge auf der Google Map, mit der wir wieder
alle uns bekannten Veranstaltungen zu dem Gedenktag bis Spanien und Honduras
dokumentierten, erforderten eine zweite Seite (2009: 197 Orte). Vereinsvertreterinnen waren
im Großeinsatz, absolvierten etliche Termine und gaben Interviews.
2.2.2. Filmfest „FrauenWelten“
Vom 19. bis zum 25. November fand 2009 das neunte Frauenfilmfest „FrauenWelten“ von
TERRE DES FEMMES in Tübingen statt. Die 56 Filme erhielten viel Resonanz und Zuspruch von insgesamt 2500 ZuschauerInnen, besonders der Themenfokus „Matriarchat – heute?“. Mit der Frauenrechtsaktivistin Leymah Gbowee war eine wahre Erbin des Matriarchats
zu Gast und brachte den Kampf für Menschenrechte von Frauen in Afrika ZuschauerInnen,
SchülerInnen und dem TDF-Team nahe. Erstmals wurde der Ehrenpreis für „Mutiges Engagement für Menschenrechte von Frauen“ verliehen. Die Preisträgerinnen waren Leymah Gbowee aus Liberia und Hana Makhmalbaf. Die 21jährige iranische Regisseurin widmete ihren
Ehrenpreis Amir Entezam, der seit 25 Jahren politischer Gefangener ist und dessen Widerstand ermöglicht, dass die heutige Generation im Iran über Freiheit überhaupt nachdenken
kann.
An Helga Reidemeister, Dozentin an der Filmakademie Ludwigsburg, konnte die frisch erstellte DVD-Edition „The Mirror of Samira Makhmalbaf“ über die Filmarbeit von Samira Makhmalbaf (iranische Regisseurin und Schwester von Hana) übergeben werden. Sie wird Filmschulen und -akademien auf der ganzen Welt zur Verfügung gestellt, um das Thema „Menschenrechte von Frauen“ in der internationalen Filmarbeit tiefer zu verankern.
Außerdem wurde beim Filmfest in Tübingen eine Fortbildung für Städtegruppen von TERRE
DES FEMMES angeboten, die kleinere Filmtage in ihrer Stadt organisieren wollen. Zusammen
mit der Leiterin unseres Schwesternfestivals „FrauenWelten“ in Wien wurden sie in den Ablauf des Filmfestes in den verschiedenen Kinos eingebunden und hatten Gelegenheit, in einem
Workshop über ihre Erfahrungen und die besten Strategien zur Ausrichtung von Filmtagen zu
reflektieren.
Für den pakistanischen Film „Die Schuld, eine Frau zu sein“, der 2009 im Rahmen des Rundreisefestivals „über Macht“ der Gesellschafterinitiative in 120 deutschen Städten gezeigt wurde, war TDF Kooperationspartnerin und war in mehreren Städten mit einer Referentin für
Publikumsgespräch und Diskussion vertreten.
2.2.3. Film- und Verlagskooperationen
Nach den erfolgreichen Kooperationen zu den Filmen „Trade“, „Anonyma“ und „Effi Briest“
haben wir wieder zwei Filme als wichtige Frauenrechtsmedien unterstützt.
Im Herbst 2009 startete die Verfilmung von Waris Diries Autobiografie „Wüstenblume“. TDF
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ist Kooperationspartner, bewarb den Film im Voraus und animierte Interessierte, Hintergrundinformationen einzuholen. Zu
Vorschauen, zum Kinostart im
September und zur Spielzeit des Films
waren TDF-Städtegruppen und Aktive
mit Filmgesprächen und Infotischen in
zahlreichen Kinos präsent. Von der
Bundesgeschäftsstelle wurden in
großen Mengen Flyer und weitere
Informationsmaterialien zu FGM
verschickt.
Auf der 60. Berlinale fand die
Weltpremiere des Films „Die Fremde“ statt. TDF-Botschafterin gegen Ehrverbrechen Sibel
Kekilli spielt darin die Hauptrolle, die türkischstämmige Umay. Sie kämpft um ein selbstbestimmtes Leben und gegen ihre patriarchal denkende Familie. In Kooperation mit dem Filmverleih Majestics veranstalteten wir in verschiedenen deutschen Städten Previews am internationalen Frauentag. Viele Städtegruppen beteiligten sich an den Vorschauen und informierten auch
zum offiziellen Kinostart am 11. März die KinobesucherInnen zur Arbeit von TERRE DES
FEMMES gegen Ehrverbrechen.
2009 gab es im Unterschied zu den Vorjahren nur ein neues Buchprojekt, bei dem TDF beteiligt war: Das Ehrenmordopfer Aylin, die die Messerstiche ihre Mannes nur knapp überlebte
und sich mit uns an die Öffentlichkeit gewandt hatte, hat nun ihre Erfahrungen in einem Buch
beschrieben „Ich schrie um mein Leben – Ehrenmord mitten in Deutschland“. Die Buchvorstellungen werden in Zusammenarbeit vom Verlag Fackelträger und TDF als politische Diskussionen durchgeführt (im Bild die TeilnehmerInnen der Veranstaltung in München: Moderator Dr. Dieter Hess, Landtagsabgeordnete Claudia Stamm, Aylin Korkmaz, Christa Stolle).
2.2.4. Netzwerke
TERRE DES FEMMES ist in verschiedenen Dachverbänden und Organisationen Mitglied, um
gemeinsam mit anderen noch wirkungsvoller zu agieren. Zumeist vertreten ehrenamtlich tätige
Frauen TERRE DES FEMMES in den verschiedenen Gremien wie beispielsweise
- im KOK (Koordinierungskreis gegen Frauenhandel und Gewalt an Frauen im Migrationsprozess),
- im Forum Menschenrechte und dessen Arbeitsgruppen
bei ECPAT, der Arbeitsgemeinschaft zum Schutz der Kinder vor sexueller Ausbeutung
- in der CCC (Clean Clothes Campaign/ Kampagne für ‚saubere‘ Kleidung),
- im Regionalbündnis Baden-Württemberg gegen Zwangsprostitution und Frauenhandel.
- Umfangreiche themenspezifische Vernetzungsarbeit findet auch in den inhaltlichen Bereichen
Genitalverstümmelung, Häusliche Gewalt und Ehrverbrechen statt.
- Christa Stolle und Ulrike Mann sind Initiatorinnen eines Netzwerkes „Führungsfrauen in
NGOs“, welches seit der Gründung im Mai 2005 einmal pro Jahr zusammentrifft.
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- Christa Stolle ist beim Fundraising-Expertentreff Stuttgart vernetzt.
2.2. Öffentlichkeitsarbeit zu Schwerpunktthemen
Seit vielen Jahren arbeiten wir zu den Themen Weibliche Genitalverstümmelung, Ehrverbrechen, Frauenhandel, Häusliche Gewalt, Soziale Rechte und leisten Einzelfallhilfe. Hierfür gibt
es hauptamtliche Referentinnen, zum Teil auch Arbeitsgruppen und ehrenamtliche Expertinnen. Durch die nachhaltige Beschäftigung haben wir uns tiefes Wissen und Erfahrung zu diesen
Gebieten erworben. Die Qualität unserer Arbeit wird geschätzt und wir erhalten zahlreiche
Anfragen als Expertinnen an bestimmten Anlässen teilzunehmen oder Artikel und Statements
abzugeben.
2.2.1. Arbeit gegen weibliche Genitalverstümmelung (FGM)
Am 24. November 2008 startete die zweijährige bundesweite TDF-Kampagne „KEIN
SCHNITT INS LEBEN!“ In Deutschland leben mindestens 20.000 betroffene Frauen, über
5000 Mädchen sind gefährdet, heimlich in Deutschland oder im Heimatland der Eltern genitalverstümmelt zu werden.
TERRE DES FEMMES fordert daher, dass
- ÄrztInnen, Hebammen, ErzieherInnen und LehrerInnen in ihrer Ausbildung zum Thema „weibliche Genitalverstümmelung“ geschult werden.
- deutschlandweit mehr Beratungsangebote für Betroffene geschaffen werden.
- die ärztlichen Vorsorgeuntersuchungen für alle Kinder verpflichtend werden
- Genitalverstümmelung ein eigener Straftatbestand wird.
Teil der Kampagne ist die Wanderausstellung „Sie versprachen mir ein herrliches Fest...“. Mit
20 Präsentationsfahnen (Roll Ups) geht sie auf die Hintergründe von FGM ein und stellt mutige AktivistInnen vor. Die Ausstellung kann bundesweit entliehen werden und war 2009 in 15
deutschen Städten zu sehen. Begleitet wurde die Ausstellung häufig von einem umfangreichen
Rahmenprogramm.
Zum 6. Februar 2010, dem internationalen Tag „Null Toleranz gegen Genitalverstümmelung“
startete TDF zusammen mit dem Familienplanungszentrum Balance in Berlin eine Unterschriftenaktion. In einem Aufruf wird Bundesgesundheitsminister Dr. Rösler wird aufgefordert, Maßnahmen zu ergreifen, dass FGM in den medizinischen Diagnoseschlüssel in
Deutschland und das Abrechnungssystem der Krankenkassen aufgenommen wird. In der Vergangenheit gab es immer wieder Probleme bei der Abrechnung umfassender Beratungsgespräche und medizinischer Behandlungen für betroffene Frauen in Deutschland. Die Aktion geht
noch bis Ende Mai 2010 und kann auch online unter www.frauenrechte.de unterstützt werden.
Mit Unterstützung der InWEnt gGmbH konnte TERRE DES FEMMES 2009 die entwicklungspolitische Bildungsarbeit zum Thema FGM an Schulen intensivieren:
- TERRE DES FEMMES erarbeitete Unterrichtsvorschläge für Lehrkräfte, die mit ihren
SchülerInnen die TDF-Wanderausstellung „Sie versprachen mir ein herrliches Fest...“ besuchen möchten.
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Außerdem fand für TDF-Frauen, die Vorträge zum Thema FGM halten, in Frankfurt eine
Fortbildung statt. Thema: „Was sollte ich als Referentin beachten, wenn ich mit SchülerInnen das Thema FGM behandle?“ Es nahmen 23 Frauen an der Fortbildung teil. Referentinnnen waren Heidemarie Grobe, Soziologin und ehemalige Lehrerin und Renate Bernhard,
Journalistin und Filmemacherin.
- In einem Briefmailing an über 800 Schulen bundesweit machte TDF auf ihre entwicklungspolitische Bildungsarbeit zu FGM an Schulen aufmerksam.
Am 25. November luden TDF, das Beratungszentrum „Balance“ und die Integrationsbeauftragte von Tempelhof-Schöneberg Gün Tank ins Rathaus Schöneberg zu einem Fachgespräch
über FGM in Deutschland ein. Auf dem Podium waren Hadja Kaba, vom Verein „Mama Afrika“, Sybill Schulz vom Familienplanungszentrum Balance, Irmingard Schewe-Gerigk, Vorstandsvorsitzende von TDF und Mechthild Rawert, MdB, SPD. Moderiert wurde das Gespräch von der Journalistin und Filmemacherin Renate Bernhard.
Die weiteren Hauptaktivitäten im Referat FGM (Female Genital Mutilation) waren 2009 neben täglichen Anfragen von InteressentInnen (darunter viele SchülerInnen und LehrerInnen) die
folgenden:
- Am 6. Februar 2009 wurden in Sierra Leone vier Journalistinnen von FGMBefürworterinnen verschleppt. Eine der Journalistinnen wurde gedemütigt, indem sie nackt
durch die Straßen der Stadt Kenema gehen musste. Die Journalistin hatte sich zuvor anlässlich
des 6. Februar im Radio zum Thema Genitalverstümmelung geäußert und damit ein gesellschaftliches Tabu gebrochen. Anfang März startete TERRE DES FEMMES eine Protestaktion über den Eilaktionsverteiler. In Protestmails wurden der Präsident sowie der Botschafter in
Bonn aufgefordert, den Vorfall aufzuklären und in Sierra Leone endlich aktiv gegen Genitalverstümmelung vorzugehen. Innerhalb weniger Tage beteiligten sich über 1000 Menschen an der
Aktion, was mit dazu führte, dass es nun in Sierra Leone ein Gesetz gibt, das Genitalverstümmelungen an unter 18-Jährigen verbietet.
- Zahlreiche TDF-Städtegruppen beteiligten sich wieder an der TDF-Bücheraktion zum 6.
Februar, dem internationalen Tag „Null Toleranz gegen FGM“. Erstmalig wurde die Aktion
mit Hinweisen auf den Homepages von verschiedenen Buchverlagen unterstützt. Es gab von
den Städtegruppen initiierte Büchertische und Schaufenster u. a. in Konstanz, Hamburg,
Münster und Tübingen. Auch TDF Schweiz unterstützte die Aktion dieses Jahr zum ersten
Mal. In der gesamten Schweiz beteiligten sich auf Anregung von TDF Schweiz über zwanzig
Buchhandlungen und Bibliotheken.
- Auf einer gemeinsamen Pressekonferenz am 4.2.2010 stellte Waris Dirie
zusammen mit der Agentur Heymann
Brandt de Gelmini in Berlin ihre neue
Kampagne „STOP FGM NOW!“ vor (s.
Foto, im Bild rechts die TDFVorstandsvorsitzende Schewe-Gerigk).
TDF unterstützt die Kampagne, die die
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Anstrengungen verschiedener Organisationen für ein Ende von FGM bündeln möchte. TDF
wurde von der TDF-Vorstandsvorsitzenden Irmingard Schewe-Gerigk vertreten, die insbesondere auf die aktuelle TDF-Unterschriftenaktion hinwies. Mehr unter www.stop-fgm-now.com
- Der Bundesrat nahm im Februar 2010 die Initiative der Länder Baden-Württemberg und Hessen für eine Änderung des Strafrechts bei FGM an. Der Gesetzentwurf sieht vor, einen eigenen Straftatbestand FGM zu schaffen, FGM in den Katalog der Auslandsstraftaten aufzunehmen und die Verjährung auch beim neu geschaffenen Straftatbestand FGM bis zum 18.
Lebensjahr ruhen zu lassen (wie bei der Misshandlung Schutzbefohlener). TDF unterstützte
den Gesetzentwurf mit Pressemitteilungen und in einer ausführlichen Stellungnahme. Nun ist
es am Deutschen Bundestag, darüber zu entscheiden.
- Der Bundestag stärkte die Rechte von Opfern weiblicher Genitalverstümmelung und Kindesmisshandlung. Mit dem Ruhen der Verjährung bis zum Erreichen der Volljährigkeit in Fällen der Misshandlung Schutzbefohlener ist in Zukunft eine Strafverfolgung bis zum 28. Lebensjahr der Betroffenen möglich. Misshandlungen in den ersten acht Lebensjahren eines Kindes waren bisher verjährt, bevor die Opfer volljährig waren – und die TäterInnen somit häufig
geschützt. Zuvor hatte die Große Koalition einen Gruppenantrag von 91 ParlamentarierInnen
verschiedener Fraktionen abgelehnt, der unter anderem vorsah, weibliche Genitalverstümmelung als schwere Körperverletzung einzustufen und in den Katalog der Auslandsstraftaten
aufzunehmen. TERRE DES FEMMES sieht das Ruhen-Lassen der Verjährung als Teilerfolg,
fordert jedoch weitere Schritte zur Verhinderung weiblicher Genitalverstümmelung und für
mehr Rechtsklarheit.
- Wie bereits im Jahr zuvor reichte TERRE DES FEMMES auch 2009 beim DaphneProgramm der Europäischen Kommission einen Antrag für eine europaweite Onlinedatenbank mit Kontakten zu Beratungsstellen, ÄrztInnen und Organisationen ein. Der Antrag wurde erneut abgelehnt.
- In einem Briefmailing an knapp 22.000 Adressen bundesweit rief TDF Mitte September
zum Engagement gegen Genitalverstümmelung auf, denn: Jedes Mädchen zählt!
2.2.2. Arbeit gegen Ehrverbrechen
Auch im letzten Jahr haben wir uns wieder für Mädchen und Frauen eingesetzt, die von
Zwangsverheiratung oder Gewalt im Namen der Ehre bedroht oder betroffen waren. In unserer
Arbeit in politischen Gremien und bei Vernetzungstreffen geben wir diesen Frauen eine Stimme.
Im Juli 2009 startete unser Internetportal www.zwangsheirat.de und hatte seither über
40.000 BesucherInnen. Dank der Unterstützung durch den Europäischen Integrationsfonds
und der Body Shop Foundation existiert damit erstmals eine Webseite, die gebündelt Informationen für Laien und Fachpublikum zum Thema Gewalt im Namen der Ehre anbietet und
Beratungsmöglichkeiten für Betroffene aufzeigt. Neben einer Datenbank mit ExpertInnen, die
für Vorträge oder Fortbildungen zur Verfügung stehen, enthält sie auch ein Austauschforum
für Fachkräfte z. B. für MitarbeiterInnen verschiedener Beratungsstellen. Zusätzlich bietet die
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TERRE DES FEMMES
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Seite einen Newsletterservice. Das Portal steht vor allem im Zeichen einer zukünftigen besseren Vernetzung der verschiedenen AkteurInnen auf dem Gebiet, die letztendlich auch den betroffenen Mädchen und Frauen zu Gute kommen wird. Wir werden die Seite weiter ausbauen
und über aktuelle Entwicklungen zum Thema informieren.
Wie schon im letzten Jahr arbeiten wir verstärkt innerhalb eines Forschungsteam an der wissenschaftlichen Untersuchung zum Umfang und Ausmaß von Zwangsverheiratung in
Deutschland, die vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend in Auftrag
gegeben wurde. Im Frühjahr 2009 wurden dazu mehr als 1.500 Beratungsstellen in Deutschland angeschrieben. Ende des Jahres 2010 sollen die Ergebnisse zur Veröffentlichung bereit
stehen.
Im Bereich Gewalt im Namen der Ehre haben wir uns schon seit letztem Jahr auf das Thema
„Mythos Jungfräulichkeit“ und Hymenrekonstruktionen konzentriert. Dazu haben wir eine
Berliner Arbeitsgruppe mitgegründet. Neben einem Fachgespräch im Frühjahr 2009 arbeitet
die Arbeitsgruppe an der Veröffentlichung einer Broschüre sowie eines Flyers für Jugendliche.
Im Juni 2009 gab es im Berliner Familienplanungszentrum „Balance“ ein Salongespräch „Jungfrauenwahn – von der Wiederherstellung der Unschuld?!“.
TERRE DES FEMMES unterstützte Aylin Korkmaz 2009 während des Gerichtsverfahrens
gegen ihren Ex-Ehemann, der für den „Ehrenmord“anschlag an ihr verurteilt wurde. Aylins
Buch „Ich schrie um mein Leben“ wurde jetzt vom Fackelträger Verlag veröffentlicht. In Kooperation mit TERRE DES FEMMES stellt Aylin seit März 2010 ihr Buch in verschiedenen
deutschen Städten vor und diskutiert mit ExpertInnen zum Thema Gewalt im Namen der Ehre.
Am15. Mai 2008 wurde Morsal Obeidi von ihrem Bruder auf offener Straße erstochen. Zum
Gedenken an sie und an Gülsüm Semin, die am 2. März 2009 von ihrem Bruder ermordet wurde, riefen TDF und peri e. V. am 16. Mai in Stuttgart zu einem Protestmarsch auf. Zum 5.
Todestag von Hatun Sürücü, einem weiteren „Ehrenmord“opfer, veranstaltete TERRE DES
FEMMES am 7. Februar eine Gedenkveranstaltung in Berlin Tempelhof (erstmals zusammen
mit dem Türkischen Bund Berlin/Brandenburg). Viele Menschen folgten unserer Einladung und
legten im Gedenken an den „Ehrenmord“ Blumen am Gedenkstein nieder.
Die Geschichte von Hatun Sürücü findet sich wieder im aktuellen Film mit der TDF Botschafterin und Schauspielerin Sibel Kekilli „Die Fremde“, der am 11. März bundesweit anlief. TDF
gestaltete am 8. März Previews mit Publikumsgesprächen in sieben ausgewählten Städten. In
Hamburg stellte sich Sibel Kekilli den Fragen der ZuschauerInnen und in Berlin war die Regisseurin Feo Aladag dabei.
Erneut wurde im Bundesrat ein Gesetzesantrag für einen Straftatbestand gegen Zwangsheirat
verabschiedet. TERRE DES FEMMES führte im Vorfeld Gespräche mit einigen PolitikerInnen damit der Antrag dieses Mal auch im Bundestag eine Mehrheit findet und eine Gesetzesänderung erfolgt. Gleichzeitig fordern wir in dem Zusammenhang weiterhin konkrete Präventi12
TERRE DES FEMMES
Menschenrechte für die Frau e.V.
onsmaßnahmen zum Schutz gefährdeter Mädchen und Frauen, insbesondere eine Verbesserung
des Rückkehrrechts bei so genannten „Ferienverheiratungen“.
Auch in diesem Jahr waren wir wieder auf zahlreichen Veranstaltungen, Podiumsdiskussionen,
Fortbildungen und Pressekonferenzen mit Fachbeiträgen vertreten. Beispielsweise arbeiten
TERRE DES FEMMES-VertreterInnen im Beirat des Jungenprojekts gegen Ehrverbrechen
„Heroes“ mit, sind Mitglied im Arbeitskreis Zwangsheirat Berlin, im Landesforum Zwangsheirat Baden-Württemberg oder der Bundesfachkonferenz Zwangsheirat.
Ein Blick in die Zukunft: Dank der Zusage des Europäischen Integrationsfonds werden wir im
April ein Pilotprojekt in Baden-Württemberg starten. Um die Zusammenarbeit der Behörden
zur Unterstützung von Betroffenen von Ehrverbrechen zu verbessern werden wir verschiedene
MultiplikatorInnenworkshops durchführen. Die gewonnenen Ergebnisse werden dann anderen
Bundesländern zur Verfügung gestellt.
2.2.3. Arbeit gegen Häusliche Gewalt2
Im Zentrum der Arbeit des Referats stand weiterhin die vielfältige Arbeit zur Workplace Policy.
Es kann über weitere Erfolge bei der Einbindung von ArbeitgeberInnen in die Bekämpfung von
Häuslicher Gewalt berichtet werden. TERRE DES FEMMES hat auf diesem Feld ein Alleinstellungsmerkmal in Deutschland erreicht, das heißt, wir sind unseres Wissens die erste und
einzige NGO, die dieses Thema vorantreibt. Immer mehr Betriebe und auch Verwaltungen
beteiligen sich an dem Konzept der Workplace Policy, der Selbstverpflichtung von ArbeitgeberInnen, sich gegen Häusliche Gewalt zu positionieren und betroffenen Mitarbeiterinnen zur
Seite zu stehen. Große Berliner Bezirksämter, wie beispielsweise Reinickendorf und Charlottenburg/Wilmersdorf, die gemeinsam 4000 MitarbeiterInnen beschäftigen, oder auch Deutschlands größte Krankenkasse Barmer/ GEK nehmen das Thema in ihren Unternehmen ernst und
lassen ihrer Selbstverpflichtung Taten folgen. Die Allianz wächst stetig. Neben den genannten
setzen sich auch folgende Verwaltungen und Betriebe mit einer Workplace Policy gegen Häusliche Gewalt ein: THE BODY SHOP, Rösch GmbH (Tübingen), Kaiser’s Tengelmann (BerlinBrandenburg), BSR ( Berliner Stadtreinigung) BVG ( Berliner Verkehrsgesellschaft) und Bezirksamt Pankow.
Das Referat Häusliche Gewalt war zu einer ExpertInnenanhörung in der Hamburgischen Bürgerschaft zur Vorstellung des Konzepts zur Workplace Policy eingeladen. Wir sind optimistisch, dass die Workplace Policy sich nun Stück für Stück bundesweit etablieren wird. Demnächst gibt das Referat auf Einladung der Stadt Mainz einen Workshop zur Workplace Policy
(WPP).
Mit Unterstützung der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Technologie und Frauen in Berlin
erstellen wir eine wissenschaftliche Studie zu den ersten Ansätzen und Erfolgen der Umset2
Der Begriff wird von uns groß geschrieben, um zu verdeutlichen, dass es sich um einen Fachbegriff handelt, der
allgemein als Kurzversion für „Gewalt im sozialen Nahbereich“ verwendet wird.
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TERRE DES FEMMES
Menschenrechte für die Frau e.V.
zungen der WPP (Arbeitstitel: „Eine Evaluationsstudie über die Enführung von Workplace
Policy Maßnahmen in Berliner Unternehmen und Verwaltungen“). Die Studie enthält sowohl
qualitative als auch quantitative Befragungen. Gegenwärtig werten wir die Fragebögen aus. Mit
dieser Studie können wir endlich auch auf deutsche Daten zurückgreifen und schließen somit
eine wissenschaftliche Lücke zu dem angelsächsischen Raum, die bisher auf dem Gebiet der
empirischen Untersuchung zu diesem Thema bestand. TDF wird die Ergebnisse der Studie auf
dem 15. Deutschen Präventionstag am 10. und11. Mai in Berlin mit einem Projektspot vorstellen.
Des Weiteren hat das Referat Häusliche Gewalt in Kooperation mit der Senatsverwaltung für
Wirtschaft, Technologie und Frauen in Berlin, der Landesarbeitsgemeinschaft der bezirklichen
Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten und der Hotline der Berliner Initiative gegen Gewalt
an Frauen zum Fachtag mit dem Titel: „ Das Private ist betrieblich - Unternehmen sagen NEIN
zu Häuslicher Gewalt“ am 23.11.2009 eingeladen.
Beim Ministerium für Familie, Jugend, Frauen und Seniorinnen haben wir einen Finanzantrag
zur Finanzierung einer Koordinierungsstelle zur Workplace Policy beantragt. Die Landesarbeitsgemeinschaft der bezirklichen Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten hat eine Eingabe
für ihre Bundeskonferenz verfasst, in der sie das Familienministerium auffordern, das Konzept
der Workplace Policy zu unterstützen und TDF für die Verbreitung des Konzepts finanziell
zu unterstützen.
Neben diesem Kernthema beschäftigte sich das Referat weiterhin kritisch mit der FGGReform (Reform des Verfahrens in Familiensachen und in den Angelegenheiten der freiwilligen
Gerichtsbarkeit), die am 1.9.2009 in Kraft getreten ist. Hierzu hatten wir im Vorfeld zu einer
Unterschriftenaktion aufgerufen, um auf die Lücken der Neuregelungen in Fällen von Häuslicher Gewalt hinzuweisen und verbesserten Schutz von Frauen und Kindern in Fällen von
Häuslicher Gewalt zu fordern. Im Rahmen eines offiziellen Gesprächs, das am 20.4.2009 im
Justizministerium stattfand, überbrachten wir der Justizministerin Brigitte Zypries die Unterschriften. Stellvertretend nahm Lutz Diwell, Staatssekretär des Bundesjustizministeriums, die
Unterschriftenlisten von Christa Stolle entgegen (auf dem Bild rechts neben Christa Stolle Referentin Serap Altinisik und
Anna Lena Göttsche, damalige
Vorstandsvorsitzende, links
Frauenhausmitarbeiterin Angela
Braun und ZIF-Mitarbeiterin
Christina Aman). Wir forderten,
dass den Tätern das Sorge- und
Umgangsrecht –zumindest
vorübergehend – entzogen wird,
da sie durch ihr gewalttätiges
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TERRE DES FEMMES
Menschenrechte für die Frau e.V.
Verhalten vorerst ihre Erziehungsberechtigung verwirkt haben.
Aufgrund unserer Öffentlichkeitsarbeit zur neuen FGG-Reform haben viele Betroffene und
auch Anwältinnen uns kontaktiert, um im Fall des FamFG §78 die Öffentlichkeit zu sensibilisieren. Denn in Umgangs- und Gewaltschutzverfahren wird wirtschaftlich schwächer gestellten Frauen kein anwaltlicher Beistand mehr über die Verfahrenskostenhilfe garantiert. Der Gesetzgeber sieht also keine Beiordnung eines anwaltlichen Beistandes mehr vor. Damit wird
unserer Meinung nach zusätzlich die Rechtschutzgleichheit ausgehebelt. TDF hat sich mit
dieser Sorge und Tipps zum Umgang mit solchen Fällen gezielt mit über 2000 E-Mails an zuständige Berufsgruppen, wie z. B. AnwältInnen, Sozial- und Jugendamtsleitungen und Frauenhausmitarbeiterinnen gewandt. Erfreulicherweise haben wir bereits großen Zuspruch auf
unser E-Mailing erhalten. Wir werden diese Ungerechtigkeit weiter im Auge behalten und notfalls auch eine Klage vor dem Bundesverfassungsgericht anstrengen.
Das Jugendmusiktheaterstück „Du bist unschlagbar“, welches 2006 mit unserer finanziellen
und personellen Hilfe durch das Spielwerktheater Augsburg entwickelt wurde und Jugendliche
stark machen soll gegen Häusliche Gewalt, tourt weiter erfolgreich durch Deutschland. Bisher
wurden mit über 60 Aufführungen rund 9000 SchülerInnen erreicht. Das Referat hat in der
Jugendpräventionsarbeit zu Häuslicher Gewalt somit einen Bedarf gedeckt. Wir setzen uns
weiterhin dafür ein, dass mehr Sensibilisierungs- und Aufklärungsarbeit zu Häuslicher Gewalt
in den Schulen gewährleistet wird.
Seit Jahren fordert TERRE DES FEMMES eine pauschale Finanzierung von Frauenhäusern,
um den von Gewalt betroffenen Frauen und Kindern die notwendige, kompetente und sofortige Hilfe anbieten zu können. Diese Forderung hat endlich den Weg in den Bundestag geschafft.
Sowohl die vorherige Regierung als auch die Koalition von CDU, CSU und FDP lassen überprüfen, ob nicht der Bund die Rahmen setzen muss, damit von Gewalt betroffene Frauen und
Kinder auf der Flucht nirgendwo in Deutschland vor verschlossenen Frauenhaustüren stehen
müssen. Wir beobachten diese Entwicklung weiter und drängen alle Parteien ihr Versprechen
der Überprüfung sobald als möglich abzuschließen.
Des Weiteren unterstützen wir die Landesarbeitsgemeinschaft Autonomer Frauenhäuser in
NRW in ihren Forderungen, dass Unterkünfte und qualifizierte Unterstützung für betroffene
Frauen kostenlos und bedarfsgerecht zur Verfügung stehen müssen und forderten sowohl das
Bundesland NRW als auch die Bundesregierung auf, sich diesem Vorhaben anzuschließen.
TDF ist auch auf diesem Gebiet eine gern gesehene Expertin und als solche zum Beispiel von
Bündnis 90/ Die Grünen des niedersächsischen Landtags als Expertin als Expertin zu einer
Anhörung empfangen worden.
2.2.3. Einzelfallhilfe/ Eilaktionen
Im Jahre 2009 haben sich 368 Frauen und Mädchen (Anzahl Erstkontakte) an die Einzelfallhilfe von TERRE DES FEMMES gewandt. Seit Herbst kümmert sich dort eine erfahrene Sozial15
TERRE DES FEMMES
Menschenrechte für die Frau e.V.
pädagogin um Anfragen von Betroffenen oder Kontaktpersonen dieser. Mit bundesweiter
telefonischer Beratung wollen wir den Frauen und Mädchen ermöglichen, sich unbürokratisch
Hilfe zu holen. Ebenso ist die E-Mail eine Form der Kontaktaufnahme ohne große Hemmschwelle, welche viele Betroffene wählen.
43% der Frauen und Mädchen, die in 2009 um Hilfe baten, waren betroffen von Gewalt im
Namen der Ehre, davon wiederum 29% von drohender oder vollzogener Zwangsheirat. Meist
entstand der Erstkontakt durch Dritte. Diese Kontaktpersonen stammen aus dem sozialen
Umfeld der Betroffenen, es sind z. B. LehrerInnen, FreundInnen, Bekannte und nicht selten
auch der/die heimliche PartnerIn.
Die Einzelfallhilfe von TERRE DES FEMMES ist vor allem eine Erstberatungsstelle. In einigen Fällen sind wir die erste Fachberatungsstelle, an die sich Betroffene wenden. Wir unterstützen Mädchen und Frauen dabei, eine Entscheidung zu treffen. Ihre schwierige Lage äußert
sich meist in einer ambivalenten Haltung. Einerseits lieben sie ihre Familien, auf der anderen
Seite aber streben sie nach einem selbstbestimmten Leben. Sie in diesem Prozess sensibel zu
begleiten ist Ziel der Beratung. Die Gefährdungslage mit ihnen zu besprechen ist ebenso von
höchster Bedeutung, denn viele der Betroffenen sind von Mord bedroht.
Entscheiden sich die Frauen und Mädchen zur Flucht aus der Familie, können wir konkret
nach Unterbringungsmöglichkeiten suchen und sie an geeignete Stellen weiter verweisen. Hierzu kooperieren wir mit unterschiedlichen Behörden und Einrichtungen wie z. B. dem Jugendamt, der Polizei und anderen Fachberatungsstellen. Nach jahrelangen Sensibilisierungsmaß16
TERRE DES FEMMES
Menschenrechte für die Frau e.V.
nahmen trägt die Arbeit langsam Früchte, so dass es Institutionen gibt, die sehr umsichtig sind
und im Sinne der Betroffenen handeln und entscheiden. Dennoch stellen wir immer wieder
fest, dass es weiterhin Polizeidienststellen und andere Behörden gibt, welche die Gefahren
nicht ernst nehmen. Hier versuchen wir uns im Sinne der Betroffenen für ihre Rechte stark zu
machen.
Manchmal beraten wir die Frauen und Mädchen auch noch, nachdem sie in einer Einrichtung
leben, indem wir sie u. a. bei der Anonymisierung und Namensänderung unterstützen.
Vor und nach den Ferien gehen häufig Anrufe von LehrerInnen bei uns ein, die Ihre Schülerinnen vermissen. In diesen Fällen versuchen wir, die jungen Frauen wieder nach Deutschland zu
bringen. Dies gelingt aber selten. Viele der Mädchen haben nicht die deutsche Staatsbürgerschaft, so dass die deutschen Botschaften nicht helfen können.
In der Beratungsstelle werden auch Frauen unterstützt, die aus frauenspezifischen Gründen in
Deutschland um Asyl bitten. Wir verfassen Stellungnahmen, die im Rahmen ihres Asylverfahrens zu Geltung kommen und helfen, die Abschiebung zu verhindern.
Viele der Anfragen gehen auch von anderen Beratungsstellen bei uns ein. Hierdurch wird deutlich, dass die MitarbeiterInnen der Regeleinrichtungen für die Themen Zwangsheirat und GNE
sensibilisiert sind, dass aber weiter Aufklärungsbedarf besteht.
Wir möchten uns weiter für Betroffene stark machen und ihnen maßgeschneiderte Hilfe für
ihre spezifische Situation anbieten.
In 2009 wurden drei Eilaktionen über den 2720 Menschen umfassenden Verteiler gestartet.
Die erste Aktion betraf Sierra Leone und ist unter 2.2.1. beschrieben. Bei der nächsten Eilaktion wurden die E-Mail-EmpfängerInnen aufgefordert, sich an einer Petition zu beteiligen, die
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Menschenrechte für die Frau e.V.
von aavaz.org initiiert wurde und das Ziel hatte, die sexualisierte Gewalt gegen Frauen in Guinea zu beenden.
Eine weitere Eilaktion wurde von TDF im Dezember, anlässlich des Tags der Menschenrechte,
gestartet. Die neue UNIFEM-Kampagne ‚Say NO - Unite, End violence against women’
wurde bekannt gemacht. In der Kampagne geht es zum einen darum Menschen zu animieren,
die mit ihrem Namen die Kampagne unterstützen, und zum anderen werden Aktionen und
Veranstaltungen für Frauenrechte dokumentiert und verbreitet.
2.2.5. Frauenhandel und Zwangsprostitution
Zu diesem Schwerpunktthema wird momentan bei TERRE DES FEMMES vor allem von ehrenamtlich tätigen Frauen Arbeit geleistet, die Referentin Sibylle Schreiber hat fünf Wochenstunden hierfür. Bisherige Finanzanträge zur Personalaufstockung des Themenbereichs waren
nicht erfolgreich. Die Referentin ist im KOK vernetzt und hat 2009 an zwei internationalen
Konferenzen zum Thema teilgenommen.
TERRE DES FEMMES protestierte als Teil eines Aktionsbündnisses gegen so genannte
„Flatratebordelle“ in Baden-Württemberg und unterstützte eine Unterschriftenaktion für das
Verbot einer entwürdigenden „Sex-Flatrate“ und ihrer Werbung sowie für den Schutz der
Menschenwürde im Prostitutionsgesetz. Es wurde auch ein öffentlicher Brief an die Bundeskanzlerin, an Bundes- und LandesministerInnen verschickt.
Im letzten Jahr traf sich die ehrenamtliche TDF-Arbeitsgruppe „Frauenhandel und Migration“
im September und erneut im Januar 2010. Schwerpunktthema der Treffen war die Erstellung
eines neuen Positionspapiers „Frauen- und Mädchenhandel zum Zweck der sexuellen Ausbeutung“. Darüber hinaus nutzten wir den europäischen Tag gegen Menschenhandel am 18. Oktober, um einen verbesserten Opferschutz für die Betroffenen von Frauenhandel einzufordern.
TERRE DES FEMMES ist Mitglied des bundesweiten Koordinierungskreises gegen Frauenhandel und Gewalt an Frauen im Migrationsprozess e.V. (KOK) und regelmäßig bei den Treffen vertreten.
Seit 2005 verleiht TERRE DES FEMMES die Ausstellung „Ohne Glanz und Glamour –
Frauenhandel und Zwangsprostitution im Zeitalter der Globalisierung“.
2.2.6. Weitere Themen
Auch wenn es keine hauptamtliche Referentin für den Bereich Soziale Rechte von Textilarbeiterinnen gibt, ist das Thema präsent. Dr. Gisela Burckhardt vertritt uns in dem Netzwerk
„Kampagne für Saubere Kleidung“ (Clean Clothes Campaign) und wir unterstützen die dort
erarbeiteten Kampagnen und Aktionen, in dem wir die Materialien verteilen, auf unserer Homepage und über Verteiler darauf hinweisen. So riefen wir im Dezember 2009 zur Beteiligung
an der Grundlohnkampagne für Asien auf. Wir bewarben die Kampagne gegen die Einkaufspolitik von KiK, Aldi und Lidl, bei der am Ende einige Tausend Postkarten medienwirksam an
die Firmenzentralen von KiK und Lidl übergeben wurde. Mehrere TDF-Städtegruppen haben
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Menschenrechte für die Frau e.V.
das Angebot der CCC für Multiplikatorinnen-Trainings zu Discountern wahrgenommen und
so vieles zur Thematik, zur Vernetzung und zu Aktionsformen lernen können.
Auch in der Tabakindustrie sind die Arbeitsbedingungen für Frauen, die den Großteil der Feldarbeit leisten, ausbeuterisch. Die Ausstellung „Big Tobacco: Profits and Lies“ zeigt die Zusammenhänge von Handel, Armut und Umweltzerstörung. Sie wurde von der Kampagne
Rauchzeichen! (www.unfairtobacco.org) erstellt und von TERRE DES FEMMES gefördert, in
dem wir den Druck einer Schautafel über die Arbeitsbedingungen von Frauen finanzierten.
Am 23. September 2009 wurde im Roten
Rathaus das Berliner „Bündnis gegen
Homophobie“ gegründet. Als Erstunterzeichner
haben sich in dem Bündnis 24 relevante
gesellschaftliche Organisationen, Institutionen
und Unternehmen zusammengetan, um ein klares
Zeichen zu setzen gegen
Homosexuellenfeindlichkeit, Diskriminierung und
Gewalt. Christa Stolle unterschrieb den Aufruf
„Anerkennung und Respekt für
gleichgeschlechtliche Lebensweisen“ in der
LSVD-Zentrale und verfasste ein Statement für
die LSVD-Homepage. Sie nimmt außerdem als
Mitglied an den Kuratoriumssitzungen der
Hirschfeld-Eddy-Stiftung teil.
Gemeinsam mit der EU-Abgeordneten Franziska
Brantner äußerten wir uns am 8. März 2010 zum
Thema „Politik für Frauen in der EU - Die spanische Ratspräsidentschaft als Chance?". Wir
unterstützen die progressiven Vorhaben des spanischen Ratspräsidenten Zapatero. Allerdings
scheiterte er schon an dem Versuch, Gewalt in der Ehe EU-weit zu sanktionieren. Nur in 12
Mitgliedsstaaten ist Vergewaltigung in der Ehe bisher strafbar. Auch in Deutschland gilt sie
erst seit 1997 nicht mehr als Privatsache.
Am 20. Juli 2009 luden wir in Berlin zu einer Informationsveranstaltung über das AntiVergewaltigungskondom RAPE-AXE, „ein Kondom zum Schutz vor Vergewaltigung“, das in
Südafrika entwickelt wurde. Schätzungen zufolge wird derzeit nur jede neunte Vergewaltigung
in Südafrika zur Anzeige gebracht, wobei jährlich über 50.000 Vergewaltigungen polizeilich
registriert werden. Auch ohne Dunkelziffer hat Südafrika damit eine der höchsten Vergewaltigungsraten auf der Welt. Die interessierten Teilnehmerinnen und Teilnehmer stellten während
der Veranstaltung zahlreiche wichtige und berechtigte Fragen zu dem Produkt Rape-Axe. Es
gab eine große Medienresonanz.
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Ende März 2009 legte TDF Protest gegen eine Entscheidung des OLG Saarbrücken ein. Die
Rechtsprechung bezog sich auf einen Fall, bei dem eine Frau nach Alkoholkonsum von einem
Mann in dessen Wohnung vergewaltigt wurde. Das Saarländische Oberlandesgericht (OLG)
Saarbrücken hob die Entscheidung des Landgerichtes Saarbrücken über die Schmerzensgeldzahlung einer vergewaltigten Frau teilweise auf mit der Begründung, sie habe sich „aus freier Entscheidung in eine für sie verfängliche Situation“ begeben. Wir baten das OLG um eine Stellungnahme und gaben eine Pressemitteilung dazu heraus, woraufhin es mehrere Berichte mit
Interviews gab.
Im Januar 2010 unterstützte TDF die Erklärung zum Abschluss der Londoner AfghanistanKonferenz des bundesweiten Vernetzungstreffens „10 Jahre UN Resolution 1325“. Rund ein
Dutzend Organisationen fordern in dieser Erklärung die Bundesregierung dazu auf, dafür zu
sorgen, dass die Menschenrechte der afghanischen Frauen und Mädchen nicht erneut geopfert
werden. Angesichts der von Nato und Regierung Karsai angestrebten Übereinkunft mit den
Taliban erscheint den Unterzeichnenden diese Gefahr als sehr real.
Außerdem riefen wir zu einer Unterschriftenaktion für die Entschädigung von Frauen auf, die
im Zweiten Weltkrieg als so genannte „Trostfrauen“ von japanischen Militärs zur Prostitution
gezwungen wurden.
Im Mai 2009 organisierte die Bundesgeschäftsstelle zusammen mit der amnesty internationalHochschulgruppe Tübingen die Veranstaltung „Kamerun – Mundtot, aber nicht mutlos“ in
Tübingen mit der Menschenrechtlerin Madeleine Afité, die Erschreckendes aus ihrer Heimat
berichtete. Junge Mädchen und Frauen werden auf grausame Weise an Genitalien und Brüsten
verstümmelt, als Haussklavinnen ohne Rechte ausgebeutet, zur Prostitution als letzten Überlebensweg gezwungen, ohne ihre Einwilligung an wesentlich ältere Männer verheiratet und als
Witwen von ihren Schwiegerfamilien verstoßen.
Die iranische Autorin und Aktivistin Mina Ahadi kam im Dezember 2009 auf Einladung von
TDF nach Tübingen. Bei der Lesung „Ich habe abgeschworen“ berichtete sie über ihr Leben
und die aktuelle Situation im Iran und sprach mit TDF-Vertreterin Collin Schubert über Integration und den Islam. Die Situation von Frauen im Iran war auch Thema einer Demonstration
in Berlin, an der sich TDF beteiligte. Wir unterstützten im Februar 2010 den Aufruf der
Gruppe „Gender Equality for Iran“.
Ein weiterer Aufruf, den wir unterzeichneten, forderte „die Entscheidungsfreiheit der Frauen
über ihren Körper und ihre Lebensplanung" und entstand anlässlich einer Demonstration selbst ernannter, christlich-fundamentalistisch orientierter „LebensschützerInnen“, die Ende
September 2009 einen Schweigemarsch mit „1000 Kreuzen für das Leben“ antraten. TDFVertreterinnen waren auf der Gegendemonstration in Berlin präsent.
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Auch die Gewalt gegen Frauen in Lateinamerika beschäftigt uns weiterhin. Irene Jung und
Vorstandsmitglied Judith Conrads vertraten TDF am 3. Juni 2009 beim Ministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung im Workshop „Bekämpfung von Gewalt gegen
Frauen in Lateinamerika“ bei der Diskussion der Interventionsbereiche und Kooperationsmöglichkeiten der Neuvorhaben des Ministeriums. Judith Conrads vertrat am 2. März 2009 bei
einem Empfang in der Guatemaltekischen Botschaft vor der Vorsitzenden der Guatemaltekischen Menschenrechtskommission TDF-Forderungen zum Kampf gegen die Frauenmorde in
dem mittelamerikanischen Land.
Im Juni 2011 findet in Deutschland die Fußballweltmeisterschaft der Frauen statt. Wir sehen
anlässlich dieses Großevents eine große Chance, junge Frauen aus Familien mit Migrationshintergrund zu erreichen und zu stärken. Eine Zusammenarbeit mit dem DFB lehnte dieser zugunsten von lokalen Initiativen für Kinder ab. Nun bereiten wir eine eigene Kampagne vor, die
z. B. interkulturelle Busfahrten zu Austragungsorten und den Besuch von Wettkämpfen sowie
Freundschaftsspiele und Aktionen vor den Stadien beinhaltet.
3. Förderprojekte
Der Fokus liegt bei TERRE DES FEMMES nicht auf Entwicklungszusammenarbeit. Dennoch
fördern wir ausgewählte Frauenselbsthilfeprojekte, die von ehrenamtlichen Projektkoordinatorinnen vorgeschlagen und betreut werden. Es gibt keinen fixen Projektetat, sondern die für
die Projekte bestimmten Spenden werden von uns weitergeleitet. Im Jahr 2009 wurden knapp
60.000 € ( Vorjahr: 52.300 €) für die Projekte in Afghanistan, Burkina Faso, Sierra Leone,
Weißrussland, Israel, Algerien und Indien gespendet. Auf der Vereinshomepage, bei Mitfrauenversammlungen und bei AG-Treffen berichten die Koordinatorinnen von den Entwicklungen
im geförderten Projekt, das sie möglichst einmal pro Jahr besuchen.
Auf der letzen Mitfrauenversammlung wurden Projektkriterien verabschiedet, diese wurden
vom Vorstand ergänzt und liegen nun in Endfassung vor. Diese gelten nun als verbindliche
Voraussetzungen für eine Förderung durch TERRE DES FEMMES.
Durch die aktuelle Kampagne und das große öffentliche Interesse am Thema besteht große
Nachfrage nach unseren beiden Projekten gegen Genitalverstümmelung. Neu aufgenommen
wurde im letzten Jahr das Projekt AIM (Amazonian Initiative Movement) in Sierra Leone.
Dort sind etwa 90 Prozent der Mädchen und Frauen an ihren Genitalien verstümmelt. TERRE
DES FEMMES finanziert aus einer projektgebundenen Erbschaft den Bau eines Schutzhauses.
AIM ist eine kleine Organisation mit 20 MitarbeiterInnen und zahlreichen ehrenamtlich Engagierten.
Das zweite TERRE DES FEMMES-Projekt gegen Genitalverstümmelung ist Bangr-Nooma
(„Es gibt nichts Besseres als Wissen“) in Burkina Faso. Im Sommer 2009 gab es dort verhee21
TERRE DES FEMMES
Menschenrechte für die Frau e.V.
rende Überschwemmungen. Da die Regierung mit der Katastrophe überfordert war, leisteten
Organisationen wie Bangr Nooma erste Hilfe. Hierfür erbaten die Frauen dringend Unterstützung, weswegen wir einen gesonderten Spendenaufruf über unseren Newsletter verbreiteten.
Zur Betreuung eines Förderprojektes gehört jeweils auch eine hauptamtliche Ansprechpartnerin aus der TDF-Geschäftsstelle, die für einen reibungslosen Informationsfluss, den Druck der
Flyer und den Dank an SpenderInnen sorgt sowie in Konflikten vermittelt. Es ist uns darum
schwerlich möglich, weitere Förderprojekte aufzunehmen. Allerdings erreichen uns viele Anfragen, in denen die Beantragenden davon ausgehen, dass ein fester Etat für die Projektförderung zur Verfügung steht.
4. Finanzen und Fundraising
4.1. Finanzen
In 2009 betrug das TDF-Haushaltsvolumen 1.490.616,50€ mit Gesamteinnahmen in Höhe von
1.634.570,01€ (Vorjahr 1.234.989€). Dies sind fast 430.000€ mehr als erwartet. In der Einnahmensumme sind treuhänderische Beträge in Höhe von 143.953,51€ enthalten.
Die Spendensumme hat sich gegenüber dem Vorjahr um mehr als 30.000€ auf 532.894,72€
erhöht. Auch hier wurde der Haushaltsplan übertroffen. Wir führen den Anstieg auf unsere
gewachsene Bekanntheit und die Wertschätzung unserer Arbeit zurück. Besonders erfolgreich
war wie sonst das große Spendenmailing im November (177.158€). Das Herbstmailing zu
FGM erbrachte 41.854€.
Es gab zusätzlich zu o.g. Summe eine große Spende in Höhe von knapp 200.000€, die wir für
die Finanzierung des Gesamtumzugs der Bundesgeschäftsstelle nach Berlin verwenden werden. Aus Vermächtnissen erhielten wir 25.000€ und Erlöse aus früheren Erbschaften betrugen
53.287,38€. Solche Einnahmen sind nicht planbar, im Jahr zuvor gab es keinerlei Einnahmen
aus Vermächtnissen. Wir sind dankbar, wenn TDF testamentarisch bedacht wird. Zur Information versenden wir eine eigens erstellte Broschüre.
Die Einnahmen durch Mitgliedsbeiträge wuchsen um über 12.000€ auf 274.482,30€. Dies ergab sich auch durch eine Beitragserhöhung. Die Fördermitgliedschaft wird laut Beschluss der
MV 2009 nicht mehr angeboten. Es besteht nun stattdessen die Möglichkeit volles Mitglied
(nur Frauen) zu werden oder als FörderIn mit einer Dauerspende TDF zu unterstützen.
Wir erhielten Bußgeldzuweisungen in Höhe von 26.840€ (Vorjahr: 13.050€), dabei war allerdings eine Einzelzuweisung in Höhe von 20.000€.
Der erzielte Überschuss von 179.423,79€ wird angelegt und dient als Rücklage für einnahmeschwache Zeiten wie die Sommermonate sowie als Zusatzfinanzierung für den Berlinumzug.
Außerdem sollen mit den Mitteln Aktivitäten zur Frauenfußball-WM 2011 bestritten werden.
Gelder, die kurzfristig nicht benötigt werden, deponieren wir auf Geldmarktkonten und konnten so über Kursdifferenzen und Zinsen 6.510,42€ einnehmen (Vorjahr 3.374€). Dies ist überaus positiv, da wir in 2008 und 2009 unerfreuliche Einbußen bei den Erträgen aus dem
Stiftungskapital durch die Finanzkrise hatten (2009: 7.603,89€, 2008: 7.750,17€).
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Wir bemühen uns um umsichtiges Wirtschaften mit den uns anvertrauten Geldern, die nicht
direkt für Kampagnen, Aktionen etc. benötigt werden. Dabei ist uns ethisches Investment ein
großes Anliegen. So sind die Gelder der Stiftung in Eurorentenfonds bei der Bank für Sozialwirtschaft angelegt. In 2009 haben wir drei Konten bei der Ethikbank eröffnet: Ein Tagesgeldkonto und zwei Spendenkonten.
4.2. Fundraising
Fundraising ist bei TERRE DES FEMMES eine Querschnittsaufgabe, alle Mitarbeitenden sind
um die Finanzierung ihrer Vorhaben und das Einwerben von Spenden bemüht. Die Referentinnen führen dazu Mailings durch und schreiben Anträge an Vergabestellen wie Landes-, Bundes- und EU-Institutionen und Stiftungen. Die bewilligten Zuschüsse sind neben Spenden und
Mitgliedsbeiträgen tragende Säulen der Finanzierung unserer Arbeit. Ziel ist es, den Anteil der
Zuschüsse auf 20 Prozent unseres Budgets zu erhöhen. Bisher liegt er bei knapp 10 Prozent.
Zum Fundraising gibt es ein eigenes Büroteam, welches sich monatlich trifft und u. a. für den
Mailing-Fahrplan zuständig ist, bisherige Aktionen evaluiert, neue Ideen bespricht und in die
Wege leitet.
Häufig führen Menschen Benefiz-Aktionen für uns durch, sei es, dass sich Jubilare von ihren
Gästen eine Spende an uns zum Geburtstag wünschen, Angehörige von Verstorbenen um eine
Kranzspende zu unseren Gunsten bitten, AktivistInnen für uns Kuchen verkaufen oder uns
die Einnahmen eines Frauenfestes oder Konzertes gespendet werden. Ende Mai 2009 wurde
von der HypoVereinsbank für 700€ beim „Ladies German Open“ Golfturnier ein Collier versteigert. Die Bank erhöhte die Spendensumme auf insgesamt 1700€. Christa Stolle nahm die
Spende entgegen und stellte TERRE DES FEMMES in einem kurzen Beitrag vor. Die kfdGruppe der St. Ludgerus-Gemeinde Herten sammelte anlässlich ihres 100-jährigen Gemeindejubiläums 2.250€ Spenden für TDF.
Die Künstlerinnen ANA & ANDA unterstützen TDF mit einer Umsatzbeteiligung von 1€ pro
verkaufter CD "Neustart! Zwölf musikalische Visionen" und 6 % pro verkauftem Download
(www.ANAundANDA.de). Die Autorin Sonja Tolevski-Wiegand lässt uns 1€ pro verkauftem
Exemplar ihres Rhetorik-Buches „Jeder kann reden! Das Trainingsbuch zum Erfolg“ zukommen.
Einige Bereiche des Fundraising möchten wir nachfolgend ausführlicher darstellen.
4.2.1. Firmensponsoring
Des öfteren melden sich Unternehmen verschiedenster Branchen bei uns und möchten die Arbeit von TERRE DES FEMMES mit größeren Summen oder durch eine Kooperation unterstützen. Dieses „Social Sponsoring“ kann für beide Seiten sehr vorteilhaft sein, dennoch sind
wir als Menschenrechtsorganisation sehr darauf bedacht, dass die Produkte von KooperationspartnerInnen ethisch korrekt produziert werden.
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MANN UND SCHRÖDER
Seit dem 1. August 2009 gibt es eine Zusammenarbeit mit
der Kosmetikfirma Mann&Schröder, die zur Einführung
ihrer Produktlinie mit Naturkosmetik „natuderm botanics“
gestartet ist. Es wurde eine eigene Internetseite erstellt, die
neben den Produkten die Arbeit von TDF anhand von drei
Schwerpunktthemen vorstellt und unter dem Motto
„Augen sind die Fenster der Seele“ zum Hinschauen
auffordert (www.natuderm-botanics.de). Als Aktionsprodukte sind eine Augenpflegecreme erhältlich, von
der TDF je 1€ erhält, sowie ein Pflegeset, auf dem ein
Portrait von Christa Stolle mit Statement abgedruckt ist.
Unabhängig vom Verkauf dieser Produkte erhält TDF
jährlich eine feste Fördersumme.
MARC CAIN
Die Modefirma Marc Cain mit Sitz in Bodelshausen nahe Tübingen startete im November
2009 eine Charity-Aktion, bei der eine limitierte Anzahl von T-Shirts in zwei eigens entworfenen Designs zugunsten von TERRE DES FEMMES verkauft wurden. In ausgewählten
Marc Cain Stores in Deutschland und Europa wurden die T-Shirts für drei Monate für 39€
pro Stück verkauft, wovon 10€ Spende für TDF waren. In allen Shops wurden Flyer ausgelegt, in denen außerhalb Deutschlands eigens in großer Menge von uns nachgedruckte, aktualisierte englischsprachige.
FRAUEN UNTERWEGS
Frauen unterwegs – Frauen Reisen (www.frauenunterwegs.de) konnte in 2009 das 25-jährige
Firmenjubiläum feiern. Die Geschäftsführerinnen entschieden sich, im Jubiläumsjahr 1€ pro
gebuchter Reise TERRE DES FEMMES zukommen zu lassen. Außerdem schalteten sie eine
Freianzeige für TDF.
HEYMANN BRANDT DE GELMINI
Die Berliner Werbeagentur (vormals Heymann Schnell) hat für uns bereits 2007 die preisgekrönte Kampagne „Gewalt gegen Frauen ist Alltag“ konzipiert und umgesetzt. Auch bei den
Materialien für die derzeitige Schwerpunktkampagne „KEIN SCHNITT INS LEBEN!“ war
die Agentur ein verlässlicher Partner und entwickelte neben einem eindringlichen Spot auch das
Kampagnenplakat. Anlässlich des Kinostarts von „Wüstenblume“ wurde die Kampagne
„STOP FGM NOW!“ initiiert (s. 2.2.1.).
BANNERWERBUNG
Zu Weihnachten 2009 schrieben wir 2108 Firmen an mit der Bitte, unser Banner auf ihre Homepage zu setzen und somit für uns zu werben. 24 meldeten sich zurück. Einige kamen dieser
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Bitte nach, andere boten anderweitige Unterstützung an (z. B. Newsletterartikel beim Verlag
DASHÖFER, Treffen mit Ethikbankvorstand, Formatierung Skycraperformat von EnBausa).
Bei diesen haben wir uns nach Weihnachten bedankt und gebeten, das Banner noch eine Weile
stehen zu lassen.
4.2.2. Handytüten
Wer die Arbeit von TDF unterstützen und etwas für die Umwelt tun möchte, kann seit Ende
2006 alte Handys in die vorbereiteten Tüten stecken und in den Briefkasten werfen. Die Handys landen bei der Firma zonzoo (zuvor: TalkGreener), die sie recycelt. Kann das Handy wiederverkauft werden, geht der Großteil des Verkaufserlöses an TERRE DES FEMMES. Nachschub an Handytüten kann in der Geschäftsstelle bestellt werden. Der Waschbär-Versand legte
im April 2009 in seinen Paketen 10.000 Tüten bei, auch der Kunstgewerbeversand Nature and
Art verschickt sie. Im Jahr 2009 wurden 13.654 Handys gespendet (2008: 10.665), der Erlös
betrug 2.032,45€. Finanziell ist die Aktion für TERRE DES FEMMES jedoch nicht erfolgreich, da die Produktionskosten der Handytüten zunächst abgezahlt werden müssen. Aber wir
haben etliche neue InteressentInnen über die Aktion gewinnen können und trugen zum Umweltschutz bei. Unter diesen verlosten wir wieder eine Reise zum TDF-Filmfest. Die Gewinnerin kam aus dem Rhein-Main-Gebiet und hat das Kinobesuch-Wochenende in Tübingen mit
ihrem Mann sehr genossen.
4.2.3. Prominente UnterstützerInnen
Ebenso wie Firmen melden sich auch Prominente aus allen Bereichen bei uns und bieten Unterstützung an. Wir prüfen auch hier genau, ob eine Zusammenarbeit passt. Auch wir gehen
auf Frauen und Männer zu, die uns als BotschafterInnen geeignet erscheinen. Die so entstehenden Kooperationen sind oft sehr vielfältig und bieten beiden Seiten Einblicke in neue Bereiche. Auf unserer Homepage geben prominente Unterstützerinnen ihr Statement ab, warum sie
die Arbeit von TERRE DES FEMMES wichtig finden.
Gabrielle Scharnitzky, bekannt aus den Serien „Sturm
der Liebe“ und „Verliebt in Berlin“, trat für uns kräftig
in Pedale: Teil des Preises „M Marketing Award“, den
TDF für die Dachkampagne der Agentur Heymann
Brandt de Gelmini erhielt, war die Beschriftung eines
Berliner Velotaxis für zwei Monate. Mit Motiv und
Schriftzug gegen Häusliche Gewalt ausgestattet, bestritt
Frau Scharnitzky ab dem Brandenburger Tor im Beisein
von Presse und TDF-Referentin Serap Altinisik die
Jungfernfahrt. Das vergnügliche Ereignis ist im Film
festgehalten und auf unserer Homepage bzw. bei YouTube zu finden.
Für eine Freianzeigenaktion unterstützten uns Nina Hoss, Sibel Kekilli, Roger Willemsen und
wiederum Frau Scharnitzky. Eine PR-Expertin konzipierte die Motive und brachte sie bei auflagenstarken Printmedien zum Abdruck (IN – Das Starmagazin, Healthy Living, Emotion).
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Zum Filmstart von „Die Fremde“ wurde noch einmal die Anzeige mit Sibel Kekilli gesondert
bei den zuvor angefragten Medien beworben und erschien in zahlreichen Kino- und Veranstaltungsmagazinen.
Die Rocksängerin Doro verkaufte bei ihren Konzerten in 2009 ein eigens entworfenes CharityT-Shirt, das eine aufsteigende Taube zeigt. An den Merchandising-Ständen wurden dazu TDFFlyer ausgelegt.
4.2.4. Vermächtnisse
Mit einer umfangreichen Broschüre informieren wir Interessierte über Nachlassregelungen und
regen an, TERRE DES FEMMES testamentarisch zu bedenken. Dieses ist bereits einige Male
erfolgt, wobei der Verkauf ererbter Immobilien zum Teil sehr schwierig war. Unsere geerbten
Immobilien in Nümbrecht und Bremen sind nun veräußert, in Nümbrecht weit unter Wert.
5. Organisationsentwicklung
Das Organigramm auf der folgenden Seite stellt den strukturellen Aufbau von TERRE DES
FEMMES dar. Die jährliche Mitgliederversammlung, zu der alle knapp 2400 stimmberechtigten Mitglieder eingeladen werden, wählt alle zwei Jahre ehrenamtliche Vorstandsfrauen. Die
Geschäftsführerin ist qua Amt im Vorstand vertreten. Der Vorstand ist das verantwortliche
Leitungsgremium des Verbandes und bedient sich der Expertise der hauptamtlichen Mitarbeiterinnen in den Büro in Tübingen und Berlin. Daneben sind ehrenamtliche Gruppen und einzelne Aktive bei TERRE DES FEMMES engagiert.
5.1. Mitglieder
TERRE DES FEMMES ist ein eingetragener gemeinnütziger Verein und hatte Ende 2009 2220
stimmberechtigte Mitglieder und rund 1260 FörderInnen (zuvor Fördermitglieder und DauerspenderInnen genannt). Es sind in 2009 202 neue Mitglieder hinzugekommen (2008: 212 Zugänge) und 210 haben gekündigt oder wurden gelöscht (2008: 197 Abgänge). Spitzenmonat der
Neuzugänge war der Februar (22), die meisten Kündigungen erfolgten im Januar (26). Die
meisten neuen Mitglieder gelangten zu TDF über die Medien (21%), die TDFÖffentlichkeitsarbeit (20%) oder das Internet (17%), einige über persönliche Kontakte und
andere Organisationen, manche auch über ein Praktikum, die Universität oder Schule. Mehr als
die Hälfte der genannten Gründe bei Kündigungen betreffen finanzielle Gründe und die Hälfte
der Kündigenden verabschiedeten sich mit positiven Bemerkungen für die Zukunft von TERRE DES FEMMES. Die FörderInnen gelangten 2009 vor allem durch die Medien (42%) und
das Internet (25%) zu TERRE DES FEMMES.
Wenn viele Menschen mit einer Mitgliedschaft oder als FörderIn ihr Interesse an Frauenrechtsthemen bekunden und den Forderungen von TERRE DES FEMMES Nachdruck verleihen, gibt uns dies mehr politisches Gewicht. Auch finanziell sind diese fest einplanbaren Beiträge eine wichtige Basis für die Arbeit des Vereins. Andererseits wird auch in den Mitglieder-
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und FörderInnenservice investiert: Eine eigene Kraft ist für die Verwaltung und alle Fragen
rund um die
Mitgliedschaft zuständig. Diese war in 2009 stark mit den Umstellungen hinsichtlich Mitgliedschaft/ FörderIn und Beitragsstruktur beschäftigt. Für alle Mitglieder gibt es die Zeitschrift
„Frauensolidarität“ viermal jährlich frei Haus und Rabatte auf alle TERRE DES FEMMESProdukte. Selbstverständlich stehen sämtliche Mitarbeiterinnen für inhaltliche Fragen zur Verfügung.
Mit der interaktiven Werbeaktion „TERRE DES FEMMES füllt ein Stadion für Frauenrechte“
auf unserer Homepage, erstellt im Hinblick auf die Frauenfußball-WM im nächsten Jahr, hoffen wir weitere UnterstützerInnen zu gewinnen.
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nen in den Büro in Tübingen und Berlin.
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5.2. Vorstand
Neben der geschäftsführenden Vorstandsfrau gibt es noch vier gewählte. Auf der MV 2009
wurden Irmingard Schewe-Gerigk (zu dem Zeitpunkt noch Mitglied des Bundestages), Ingrid
Lee (Fremdsprachenkorrespondentin,
Gründerin der Städtegruppe Marburg),
Julia Pfeiffer (Juristin, promoviert
derzeit in Völkerrecht) und Judith
Conrads (Politikwissenschaftlerin,
Geschäftsführerin beim Bund für
Soziale Verteidigung) in den Vorstand
gewählt. Die fünf Frauen treffen sich zu
vier bis fünf Sitzungen jährlich, sind
zweimal im Jahr bei Mitarbeiterinnensitzungen dabei und halten über EMails und Telefonkonferenzen engen
Kontakt hinsichtlich aller wichtigen Belange des Vereins. Dabei arbeiten sie sehr selbstständig
mit viel eigener Recherchearbeit, da kaum professionelle Zuarbeit wie in großen Verbänden
geleistet werden kann.
Die Vorstandsfrauen sind nicht nur bei schwierigen inhaltlichen Fragen und in Personalangelegenheiten präsent, sondern vertreten den Verein auch als Repräsentantinnen und Referentinnen
bei zahlreichen Gelegenheiten. Die Vorstandsvorsitzende Irmingard Schewe-Gerigk vertrat
TERRE DES FEMMES u.a. bei der Pressekonferenz zur „Stop FGM now!“ Kampagne,
beim ecpat-Vernetzungstreffen, und gab zahlreiche Interviews, unter anderem live bei „heute“
in den Mittagsnachrichten zum Frauentag 2010. Durch ihre guten Kontakte zu Berliner PolitikerInnen konnten wir viele erfolgreiche Lobbytermine durchführen.
Julia Pfeiffer als Juristin kümmerte sich um die komplizierte Rechtslage bei einem Grundstück
auf der griechischen Insel Lefkada, das über eine Zustiftung in den Besitz von TDF gelangt ist.
Zu einem schwierigen patentrechtlichen Problem korrespondiert sie mit Markenrechtsanwälten in Paris.
Für Finanzen und den Kontakt zu den TDF-Arbeitsgruppen war im Vorstand Ingrid Lee zuständig. Sie war auch in der Städtegruppe Marburg und der AG Migration und Frauenhandel
aktiv. Für TDF nahm sie an der1. Hessischen Integrationskonferenz im Hessischen Landtag in
Wiesbaden teil. Diese Gelegenheit nutzte sie, um in einem Gespräch den Justiz- und Integrationsminister Uwe Hahn über die Initiative „Die Kiezmütter“ in Berlin zu informieren und ihm
zur Nachahmung für Hessen zu empfehlen.
Judith Conrads vertrat TDF zu verschiedenen Anlässen, u. a. zu einem Fachgespräch in der
Guatemaltekischen Botschaft, hielt Vorträge und gab ein dpa-Interview zum Internationalen
Frauentag. Daneben hielt sie Kontakt zu den Städtegruppen und zu TDF Schweiz und plante
den diesjährigen Städtegruppen- und Aktiventag mit.
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5.3. Ehrenamtliche
Insgesamt engagieren sich deutschlandweit mittlerweile 28 Städtegruppen von Stralsund bis
Konstanz für die Ziele von TERRE DES FEMMES. Städtegruppen und Einzelaktivistinnen
machen durch lokale Aktionen und Veranstaltungen auf die Schwerpunktthemen von TDF
aufmerksam. Dazu werden aber auch regionale und aktuelle passende Themen aufgenommen,
z. B. die Frauenrechtsverletzungen im Iran, Protest gegen Kürzungen bei Frauenhäusern oder
den Bau von Großbordellen.
Die Städtegruppe Jena hat sich in 2009 aufgelöst, dafür fanden sich in Oldenburg und im
Rhein-Sieg-Kreis Aktive neu zu einer Städtegruppe zusammen. In letzter Zeit gab es vermehrt
Anfragen von Männern, die sich mit der Rolle des Mannes hinsichtlich Frauenrechtsverletzungen auseinandersetzen und sich bei TDF engagieren möchten. Die Städtegruppen und Arbeitsgruppen sind frei in der Entscheidung, Männer als aktive Unterstützer aufzunehmen. Es gibt
einen digitalen „Städtegruppenleitfaden“, der die wichtigsten Fragen rund um die SG-Arbeit
beantwortet und Aktionsmöglichkeiten aufzeigt.
In mehreren Städten gibt es Ableger des TDF-Filmfestes „FrauenWelten“. Die Organisatorinnen und solche, die es werden wollen, konnten sich im November in Tübingen bei einem
Workshop hierzu austauschen (s. 2.2.2.). Auch im Rahmen der Mitgliederversammlung 2010
gibt es einen Tag, der komplett für Städtegruppenthemen reserviert ist und Gelegenheit zum
Erfahrungsaustausch bietet. Auf der TERRE DES FEMMES-Homepage gibt es einen Mitgliederbereich mit einem Forum. Leider wird das Angebot wenig genutzt.
Die Aktivenbetreuerin ist im Berliner Büro tätig. Zur dortigen Städtegruppe pflegt sie engen
Kontakt mit gemeinsamen Aktionen (z. B. Teilnahme an der Gegendemo zu den „LebensschützerInnen“) und durch Treffen.
Auch in den drei Arbeitsgruppen bei TDF „Religion und Frauenrechte“, „Migration und Frauenhandel“ und „Genitalverstümmelung“ sind viele Frauen (und ein Mann) aktiv. Jede AG
trifft sich zweimal jährlich und wird ehrenamtlich koordiniert. Die dort geleistete inhaltliche
Arbeit ist für viele Positionen und Aktionen grundlegend. Die Expertise der TDF-Aktiven
wird vielfach nachgefragt und so sind viele als Referentinnen bei Konferenzen, Fachtagungen,
Workshops, Thementagen an Schulen und anderen Veranstaltungen vertreten. Ohne dieses
breite und oft sehr intensive ehrenamtliche Engagement wäre TERRE DES FEMMES längst
nicht so bekannt und hätte nicht die Stellung in der Öffentlichkeit, die TDF heute einnimmt.
5.4. Bundesgeschäftsstelle
Die Bundesgeschäftsstelle mit Sitz in Tübingen wurde 1990 eingerichtet, zunächst mit einer
ABM-Stelle. Inzwischen gibt es neun Vollzeitangestellte (plus zwei in Berlin), drei in Teilzeit
mit 20 bis 30 Stunden (plus eine in Berlin), einen Minijob, zwei studentische Hilfskräfte und
eine Auszubildende sowie zwei feste freiberufliche Mitarbeiterinnen (eine davon als Ausstellungskoordinatorin in Berlin). In verschiedenen Bereichen wirkt Collin Schubert ehrenamtlich
mit. Außerdem gibt es Unterstützung von neun Praktikantinnen. In 2009 haben insgesamt 40
Frauen ein drei- bis sechsmonatiges Praktikum bei TDF absolviert. Viele bleiben darüber hinaus dem Verein verbunden, z. B. durch eine Mitgliedschaft, durch Beteiligung am Online30
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Netzwerk ehemaliger Praktikantinnen oder durch aktives Engagement z. B. im Vorstand oder
in Arbeitsgruppen.
Vor allem durch den nahenden Gesamtumzug der Bundesgeschäftsstelle nach Berlin im Sommer 2011, aber auch durch Einrichtung neuer Stellen gibt es derzeit einige personelle Veränderungen, die eine große Herausforderung sind und Umstrukturierungen mit sich bringen. Von
Vorstand und Betriebsrat wurde ein Sozialplan für die Mitarbeiterinnen erarbeitet. Die logistischen Vorbereitungen wie die Raumsuche in Berlin laufen intensiv, es gibt einige interessante
Mietobjekte zur Auswahl.
In der Bundesgeschäftsstelle als hauptamtlich besetzter Zentrale des Vereins gehen täglich
zahlreiche Anfragen von z. B. Vereinszugehörigen, JourrnalistInnen, SchülerInnen, Gewaltopfern und anderen Verbänden ein. Alle Mitarbeiterinnen sind um einen raschen und freundlichen
Service bemüht und werden dabei durch moderne Kommunikationsmittel und Technologien
unterstützt. Hierzu zählen die umfangreiche Datenbank, der Online-Terminkalender, die Video-Konferenz-Funktion sowie ein Beamer mit Leinwand. Ein Dienstleistungsrechner mit angeschlossenem Scanner und externem Brenner unterstützt die Mitarbeiterinnen bei der täglichen Arbeit zusätzlich. Über einen VPN-Tunnel können die Berliner Mitarbeiterinnen auf den
Server und die Datenbank in Tübingen zugreifen. Für einen störungsfreien Zugriff aus Berlin
wurde ein neuer leistungsfähiger Router installiert.
Um den IT-Standards gerecht zu werden, wurde ein neuer Server mit aktuellem Serverbetriebssystem installiert. So konnten wir auch unser wichtiges Datenbankupdate mit Neuerungen und Änderungen realisieren. Auf dem ausgedienten Server läuft nun unser digitales Fotoarchiv. Um kleinere Mailings auch im Hause drucken zu können, haben wir unsere alten Drucker
durch zwei sehr leistungsstarke Drucker ersetzt. Hohe Kosten für externe Druckereien bei
kleinen Mailings können so vermieden werden.
Betreut werden die Hard- und Software sowie die restliche Technik von Verwaltungsmitarbeiterinnen, die auch für den Vertrieb, Abonnements, Buchhaltung, Spendeneinzüge, das Erstellen
von Spendenbescheinigungen, den Mitgliederservice, die Praktikumsbewerbungen, die Organisation der Mitgliederversammlung und vieles mehr zuständig sind.
Der Vertrieb verschickt Bestellungen für Flyer, Bücher, Zeitschriften etc. (Verkaufsschlager
sind die Fahnen, s. 2.1.) per Post und Paketdienst. Allein über den Paketdienst wurden 2009
580 Pakete ausgeliefert, davon 379 in den Monaten September bis Dezember. Die meisten
Bestellungen erreichen uns über den Online-Shop. In 2009 waren 1482 Personen und Institutionen bei uns KundInnen. Unterrichtsmappen und andere Materialien zu FGM sind die am
häufigsten bestellten Artikel.
Damit die bürointernen Abläufe auch mit dem Büro in Berlin reibungslos funktionieren, ist der
Informationsfluss entsprechend organisiert. Es gibt eine monatliche Bürositzung und eine 14tägige Referentinnensitzung, an denen die Berlinerinnen meist per iChat virtuell teilnehmen.
Spezielle Büroteams bearbeiten einzelne Bereiche wie Fundraising, interne Kommunikation,
die Datenbank TOPIX und das Qualitätsmanagement. Von sämtlichen Sitzungen werden Pro31
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tokolle erstellt. Lediglich die Gesprächsinhalte der monatlichen Sitzungen des Betriebsrates
mit der Geschäftsführung werden nicht bekannt gegeben.
Aus dem Bereich Qualitätsmanagement ist zu berichten, dass das Projektteam eine Zertifizierung erwägt, um die Standards nach außen sichtbar zu machen. Allerdings ist der Prozess aufwändig und teuer, es muss auch zwischen verschiedenen Systemen (z. B. ISO, EQzert) gewählt werden.
Jede Mitarbeiterin versucht anhand einer detaillierten Jahresplanung, ihre Aufgaben und Vorhaben optimal zu organisieren. Alle Bereiche, die nicht in der Verwaltung angesiedelt und keinem Referat zugeordnet sind, werden von der Geschäftsführung mit 1,5 Stellen und zwei Praktikantinnen bearbeitet. Dies umfasst v. a. die allgemeine Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, die
Kontakte mit Prominenten, die Betreuung der Kooperationen, die Betreuung der Stiftung und
Vermächtnisse, das Thema Soziale Rechte sowie zahlreiche Einzelprojekte, die zu wichtig
sind, als dass sie mangels Personal nicht durchgeführt werden. Auch die Zusammenarbeit mit
TERRE DES FEMMES Schweiz und der dortigen Geschäftsstelle in Bern wird von der Geschäftsführung mit dem restlichen Vorstand betreut. Leider nicht funktioniert hat der Jobtausch, den wir einer Lebensmittelunternehmerin angeboten hatte, damit jede Geschäftsführerin einmal in die Welt der anderen schnuppern kann.
Für alle Mitarbeiterinnen gibt es mehrmals jährlich Fortbildungen, in 2009 mit einem Experten
der Datenbankfirma TOPIX zur verbesserten Nutzung sowie mit MitarbeiterInnen von der
Initiative ProDialog zu den Themen Beschwerdemanagement, Database und NGOs im Internet.
5.5. Berlin-Büro
Seit Sommer 2008 gibt es ein zusätzliches TERRE DES FEMMES-Büro in Berlin Schöneberg.
Seit der Eröffnung erfahren wir viel Resonanz und Akzeptanz. Die dort tätigen Referentinnen
Serap Altinisik (Häusliche Gewalt, Aktivenbetreuung), Sibylle Schreiber (Frauenhandel, Ehrverbrechen) und seit Ende Januar 2010 Myria Böhmecke (Ehrverbrechen, halbtags) nehmen
neben ihrer inhaltlichen Arbeit zahlreiche Lobbytermine wahr, sie besuchen Konferenzen und
Arbeitsgruppen, nehmen an Ausschussanhörungen teil und erhalten Besuche im Büro von
MultiplikatorInnen, politischen EntscheidungsträgerInnen, KooperationspartnerInnen, MedienvertreterInnen und Ehrenamtlichen. Jede der beiden Vollzeitmitarbeiterinnen hat im
Schnitt mindestens einen wöchentlichen Termin im Bereich Lobby- und Öffentlichkeitsarbeit,
davon 2/3 außerhalb des Büros. Unter anderem ist TDF in Berlin vertreten im Forum Menschenrechte. Als Vertreterin nahm u.a. Regina Kalthegener an einem Gespräch mit dem Außenminister teil. Weitere Netzwerkaktivitäten betreffen den AK Zwangsheirat Berlin (NGOs
und PolitikerInnen), den Beirat des Jugendprojektes gegen Gewalt im Namen der Ehre „Heroes“, die AG Hymen innerhalb des Nationalen Netzwerks Frauen und Gesundheit, das „Adhoc-Bund-Länder-Treffen zur Erarbeitung einer Handreichung zu Zwangsheirat für Lehrkräfte“, den Runden Tisch gegen FGM Berlin-Brandenburg, KOK, die AG der Senatsverwaltung
zur „Workplace Policy sowie die UN-Konvention 1325.
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Der enge Kontakt zur Politik wird über Gespräche bei gegenseitigen Besuchen, Begegnungen
bei Empfängen und anderen Gelegenheiten gepflegt. Auch mit der Presse haben die Berliner
Mitarbeiterinnen viel zu tun: Beispielsweise gab es Fernsehbeiträge in „Frau TV“, auf „arte“
und im Radio Fritz. Auch Print- und Online-Medien führten Interviews mit den Berliner Mitarbeiterinnen durch (z. B. tina, Brigitte, Bild online).
Die drei festen Mitarbeiterinnen erhalten Unterstützung von Praktikantinnen und Honorarkräften. Wenn im kommenden Sommer die komplette Geschäftsstelle nach Berlin zieht, werden auch die Berliner Mitarbeiterinnen ihren Arbeitsort innerhalb Berlins noch mal wechseln
müssen, damit wieder alle unter einem Dach arbeiten können. Die Erfolge der Lobby- und Öffentlichkeitsarbeit durch die Präsenz in der Hauptstadt lassen uns zuversichtlich auf diesen
neuen Abschnitt in der Vereinsgeschichte blicken.
5.6. Stiftung
Bei der TERRE DES FEMMES-Stiftung handelt es sich um eine reine Förderstiftung für den
Verein, d. h. alle Erträge, die aus dem fest angelegten Stiftungskapital von 249.000€ entstehen,
kommen komplett dem Verein TDF zugute. Sie liegen bei jährlich rund 8000€. Der Vorstand
ist derselbe, die Verwaltungsausgaben rund um die Stiftung werden von der Vereinsverwaltung
erledigt.
In 2009 gab es keine Zustiftung, trotz 18 Anfragen (in 2010 bisher drei). Darunter sind jedoch
immer wieder Menschen, die auf Förderung ihrer eigenen Projekte hoffen.
Die derzeit sechzehn StifterInnen (zwei weitere sind verstorben) laden wir zu einem jährlichen
Treffen mit Christa Stolle und einer weiteren Vorstandsfrau. Das Stifterinnentreffen 2009 fand
erstmals in den Berliner TDF-Räumen statt. Es gab einen regen Austausch und Diskussion,
wie für die Stiftung besser geworben werden könnte. Eine Stifterin will eine Präsentation
erstellen, eine andere hat bei InteressentInnen telefonisch nachgehakt und Frauen aus der Wirtschaft angeschrieben, was leider keine Resonanz brachte.
Die TERRE DES FEMMES-Stiftung ist seit 2007 Mitglied im Bundesverband Deutscher Stiftungen, der einen jährlichen Stiftungstag mit umfangreichem Programm veranstaltet. Anfang
Mai 2009 fand er in Hannover statt und ermöglichte wieder Austausch und Vernetzung. Für
TDF nahm Christa Stolle mit den Stifterinnen Annemarie Hoffmann sowie z. T. Ulfa von den
Steinen teil. Sie präsentierten die Stiftung mit einem neuen Roll-up bei der Kooperationsbörse
und nahmen an verschiedenen Arbeitskreisen teil. Für das neue Netzwerk „Frauen und Stiftungen“ gibt es 120 Interessierte. TDF bemüht sich, auch frauenpolitische Inhalte hineinzutragen. Am 1.3.2010 nahm Christa Stolle an einem weiteren Treffen dieses Forums in Berlin teil.
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6. Ausblick
Im kommenden Jahr wird TERRE DES FEMMES 30. Bis wir diesen runden Geburtstag feiern
können, ist noch viel zu tun. Im November 2010 wird die Geschäftsstelle 20 Jahre alt und die
Geschäftsführerin ihr 20-jähriges Betriebsjubiläum begehen, im Frühjahr 2011 wird es eine
Abschiedsveranstaltung und eine letzte MV in Tübingen geben, bevor im Sommer mit dem
Gesamtumzug der Bundesgeschäftsstelle eine der wohl größten Herausforderungen der Vereinsgeschichte bevorsteht. Wir sind froh, für diesen Wandel finanzielle Grundlagen geschaffen
zu haben. Es wird leider Mitarbeiterinnen geben, die nicht mit nach Berlin ziehen, was
menschliche und fachliche Verluste bedeutet. Rechtzeitig müssen Nachfolgerinnen gefunden
und eingearbeitet werden.
TDF ist in Tübingen gut vernetzt und angesehen. Jedoch haben wir nach den bisherigen Erfahrung mit der Außenstelle Berlin keine Angst, dort „unterzugehen“. Im Gegenteil: Die freundliche Aufnahme lässt uns auf gute Zusammenarbeit mit Politik, Medien anderen Verbänden,
Stiftungen und Initiativen hoffen.
TERRE DES FEMMES bleibt weiterhin nicht nur im Südwesten, sondern quer durch die Republik mit Städtegruppen und zahlreichen ehrenamtlich Aktiven vertreten.
Allen, die sich haupt- und ehrenamtlich den Frauenrechten verschrieben haben, möchte ich
herzlich für ihren Einsatz danken. Dieser Bericht hat hoffentlich deutlich gemacht, dass sich
der Einsatz lohnt!
Bildnachweise:
S. 6: Cheryl Perretti,
S. 8: Alessandra Schellnegger,
S. 10: Agentur Heymann Brandt de Gelmini,
S. 19: LSVD, S. 24: Mann & Schröder,
S. 25: Mathias Bartsch,
alle anderen: TERRE DES FEMMES e.V.
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