IKK Promed aktuell.

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IKK Promed aktuell.
IKK Promed aktuell.
Informationen für Patientinnen mit Brustkrebs
Ausgabe Dezember 2014
Nebenwirkungen durch
Krafttraining bekämpfen
Die Bestrahlung nach einer Brustkrebs-OP führt bei vielen Patientinnen
zu den sogenannten Fatigue-Symptomen. Gezielter Sport hilft.
Das Deutsche Krebsforschungszentrum hat gemeinsam mit der Universitätsklinik in Heidelberg
einen Weg gefunden, die bleierne Erschöpfung
zu verringern, die vielen Krebspatienten noch
lange Zeit nach einer Bestrahlung zu schaffen
macht.
Wochen. Die Teilnehme­r innen machten den
Sport zweimal wöchentlich für jeweils eine
Stunde. Bei einem Vergleich mit anderen Betroffenen stellte sich heraus, dass die Übungen
dazu beitragen, Fatigue-Symptomen vorzubeugen und bestehende Probleme zu lindern.
Bislang waren wenige Möglichkeiten bekannt,
diese anhaltende Müdigkeit zu lindern, die meistens mit einer erheblichen Beeinträch­tigung der
Lebensqualität einhergeht. Die neue Studie macht
Hoffnung. Die Wissenschaftler verordneten den
Frauen schon während der Strahlentherapie ein
begleitendes Krafttraining von insgesamt zwölf
Gleichzeitig führte der Muskelaufbau dazu,
dass die Patientinnen im Alltag leistungs­fähiger
waren und ihre Lebensqualität als besser empfanden. Die Forscher empfehlen übrigens Krafttraining in der Gruppe, damit die Frauen sich
gegenseitig unterstützen und austauschen können. Auch das trage zum Wohlbefinden bei.
Wie sinnvoll ist ein Gentest?
Prominente Beispiele wie die vorbeugende Brust-Amputation der ­S chauspielerin Angelina Jolie haben die ­
sogenannten Brustkrebs-Gene BRCA1 und BRCA2 stärker in das Bewusstsein der Öffentlichkeit gerückt.
Mutationen in diesen Genen steigern das Risiko für Brustkrebs zwar erheblich. Sie treten jedoch relativ selten auf.
Vor allem Brustkrebs-Betroffene mit Kindern
stellen sich häufig die Frage, ob sie das Risiko
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für eine Krebserkrankung eventuell weitergegeben haben. Bei Brustkrebs handelt es
sich nur bei etwa fünf bis zehn Prozent der
Fälle um erbliche Erkrankungen. In den
betroffenen Familien tritt der Krebs in jeder
Generation und schon in jungen Jahren auf.
Bei wiederum einem Teil dieser Betroffenen
können Mutationen in den BRCA1- und
BRCA2-Genen nachgewiesen werden.
Darüber hinaus gibt es weitere verantwortliche Gene und ihre Veränderungen, die
bisher noch nicht bekannt sind und für
die deshalb noch keine Tests möglich sind.
Umgekehrt heißt das: 90 bis 95 Prozent der
Frauen müssen sich keine Sorgen darüber
machen, die Veran­lagung zu tragen.
Beraten lassen sollten sich Frauen, bei denen
folgende Voraussetzungen zutreffen:
D rei Frauen in der Familie haben bereits
eine Brustkrebs-Diagnose bekommen.
Eine Frau und ein Mann der Familie haben
Brustkrebs.
Zwei Frauen in der Familie haben bereits
Brustkrebs, eine davon ist jünger als 51 Jahre.
Eine Frau in der Familie ist vor dem
36. Lebensjahr erkrankt.
Eine Frau in der Familie ist beidseitig an Brustkrebs erkrankt und war bei Beginn jünger
als 51 Jahre.
Eine Frau in der Familie ist an Brustkrebs,
eine andere an Eierstockkrebs erkrankt oder
eine Frau leidet an beiden Erkrankungen.
Natürliches Aussehen
nach Brust-OP
Bei der Rekonstruktion der natürlichen Silhouette geht es nicht nur
um ästhetische Aspekte. Sie ist auch wichtig für das Selbstwertgefühl
und für eine gesunde Körperhaltung. Frauen können zwischen einer
Rekonstruktion per Silikon-Implantat oder Eigengewebe oder einer
Prothese wählen.
Als Eva Jansen (71) vor elf Jahren die rechte
Brust abgenommen wurde, war für sie klar,
dass sie eine Rekonstruktion wünschte.
„Ich wollte, dass meine Brust so natürlich
wie möglich wiederhergestellt wird“, sagt die
Kölnerin heute. Sie informierte sich über beide
Methoden.
Die Brust kann mit einem Silikonkissen wieder
aufgebaut werden. Es wird unter den großen
Brustmuskel geschoben, sodass sich die Brust
von außen natürlich anfühlt, weil das eigene
Gewebe oben liegt. Falls es die Verfassung der
Haut zulässt und keine Bestrahlung vorgesehen
ist, kann der Chirurg dafür schon bei der Amputation eine Silikonhülle einführen, die in der
darauffolgenden Zeit mit einer Kochsalzlösung
aufgefüllt wird, bis sich die Haut allmählich auf
die gewünschte Größe ausgedehnt hat und das
Kissen aufnehmen kann. Dafür ist ein weiterer
Eingriff notwendig.
Alternativ kann der Arzt körpereigenes Gewebe
verwenden. Dafür verschiebt er, vereinfacht
gesagt, entweder Gewebe aus dem Bauch­
bereich (Lappenplastik) oder er entnimmt es
von einer entfernteren Körperregion wie dem
Gesäß (freie Transplantation). Die Brust fühlt
sich mit körpereigenem Gewebe in der Regel
noch natürlicher an, dafür ist die Heilungs­
phase langwieriger.
Eva Jansen hatte sich für ein Silikonkissen entschieden. Zunächst war sie mit dem Ergebnis
durchaus zufrieden. Die rechte Brustwarze
rekonstruierten die Ärzte, indem sie die Hälfte
der linken Brustwarze verwendeten und den
Hof tätowierten. „Das Gefühl, wieder eine
eigene, echte Brust zu haben, tat mir gut“,
sagt sie. Beim Blick in den Spiegel erinnerten
schließlich nur noch die Narben an den Krebs.
Für Eva Jansen, die zum damaligen Zeitpunkt
alleine lebte, war es auch wichtig, dass ein
eventueller neuer Partner keine großen
Unterschiede bemerken würde. „Für viele
Frauen ist das bestimmt ein guter Weg“, sagt
sie heute. Sie selbst bereute die Operation
jedoch bald, denn es kam immer wieder zu
Problemen und Schmerzen in der Brust. „Ich
wollte nur noch meine Ruhe haben und nach
der schweren Zeit, zu der auch eine Chemotherapie gehörte, möglichst nicht mehr ins
Krankenhaus gehen.“ Sie entschied sich
schließlich dazu, das Silikon wieder entfernen
zu lassen. Seitdem trägt sie äußerlich eine
künstliche Brust – eine Prothese.
Auch bei einer Prothese gibt es verschiedene
Varianten. Direkt nach der Operation erhalten
die Frauen ein Modell zur Erstversorgung.
Es ist so weich, dass es die Wundheilung nicht
stört und die Haut nicht reizt. Die Patientinnen
verlassen die Klinik also mit einer normalen
Silhouette. Erst sechs bis acht Wochen nach
dem Eingriff beziehungsweise ein halbes Jahr
nach Abschluss der Strahlentherapie wird die
endgültige Prothese angepasst. Es gibt zahlreiche Formen und Größen, die sich auch im
Gewicht unterscheiden, um der natürlichen
Brust möglichst nahezukommen. Haltungsschäden durch eine veränderte Gewichtsver­
teilung am Oberkörper werden so vermieden.
Die Prothese besteht ebenfalls aus nach­gie­
bigem Silikon und wird zum Beispiel in einen
Spezial-BH mit Tasche eingelegt. Das verwendete Material stammt aus der Wundversorgung
und wird deshalb gut vertragen. „Ich habe die
Haftvariante gewählt“, sagt Eva Jansen. Sie liegt
direkt an der Haut und wird durch den BH nur
zusätzlich gestützt. Das Gewicht belastet hier
die Brustwand und hängt nicht am BH-Träger,
was die Schultern schont. Die entsprechenden
Büstenhalter haben einen erhöhten Mittelsteg,
sodass von außen nichts erkennbar ist. Das
Bewegungsverhalten der künstlichen Brust ist
sehr natürlich, sie wippt beim Gehen und wird
im Liegen flacher wie ein natürlicher Busen.
„Selbst im Schwimmbad fühle ich mich wohl,
weil nichts verrutscht und niemand etwas
merkt“, sagt Eva Jansen, die inzwischen auch
einen neuen Lebensgefährten hat. „Ich hatte
schon Angst davor, mich das erste Mal vor
ihm auszuziehen, obwohl er natürlich von der
Operation wusste“, sagt sie. Er aber nahm sie
in den Arm und fand sie wunderschön. Jansen
bricht die Stimme weg, während sie das erzählt. „Es hat, ehrlich gesagt, lange gedauert,
bis ich die Veränderungen meines Körpers
akzeptieren konnte.“ Die Reaktion ihres neuen
Freundes habe viel dazu beigetragen, dass sie
sich heute wieder attraktiv finde. „Inzwischen
betrachte ich meine Narbe wie die Falten in
meinem Gesicht. Das gehört zum Leben dazu.“
Prothesen, Spezial-BHs und -Badeanzüge
gelten als Hilfsmittel. Werden sie Ihnen
von Ihrem Arzt nach einer Amputation verordnet, übernimmt die IKK classic die entstehenden Kosten – auch für die Beratung
und Anpassung im Sanitätshaus. Für
Sie wird lediglich eine Zuzahlung von
10 Prozent je Hilfsmittel fällig, mindestens
5 und höchstens 10 Euro. Alle zwei Jahre
ist die Neuversorgung mit einer Prothese
möglich. Für die dafür notwendigen
Spezial-BHs gibt es zweimal im Jahr einen
Zuschuss von 40 Euro, der die Mehrkosten
für die Spezialwäsche ausgleicht. Die
Kosten für einen Spezial-Badeanzug werden mit 50 Euro bezuschusst, eine Neuversorgung ist alle drei Jahre möglich.
Spezial-BH für
Prothesen
(Quelle: Amoena)
IKK classic
Wie sage ich es meinem Kind?
Brustkrebs betrifft die gesamte
Familie. Eltern müssen sich früh
Gedanken darüber machen,
wie sie mit ihren Kindern über
die Krankheit sprechen.
Mama und Papa sind bedrückt, weinen oder
sind ungewöhnlich gereizt – selbst kleine
Kinder merken, dass etwas nicht in Ordnung
ist. Spätestens praktische Veränderungen wie
ein Krankenhausaufenthalt lassen sich dann
nicht mehr vor ihnen verheimlichen. Hinzu
kommt: In solch einer sensiblen Situation
spüren die Kleinen instinktiv, wenn die Eltern
sie anlügen. Zudem geht ein Stück Vertrauen
verloren, falls Versprechungen nicht eingehalten werden können.
Pädagogen empfehlen daher, mit Kindern altersgerecht, aber ehrlich umzugehen. E
­ rklären Sie
die Krankheit so, dass Ihr Kind sie verstehen
kann. Es reicht schon zu sagen, dass etwas in
der Mama wächst, was sie krank macht und raus
muss. Wenn es Ihnen selbst emotional möglich
ist, lassen Sie kindliche Neugierde zu – etwa
das Ertasten des Knotens. Beantworten Sie
Fragen nahe an der Wahrheit und gleichzeitig
schonend, denn Sie tun Ihrem Kind keinen
Gefallen, wenn es von größeren Einschnitten
in seinem Alltag überrascht wird.
Erklären Sie Ihrem Kind nur, wonach es fragt: So
kann es sein Tempo selbst bestimmen und wird
nicht überfordert. Lassen Sie sich gegebenen-
falls beraten, falls Sie den Eindruck haben, Ihr
Kind kommt nicht zurecht. Weinen, Bettnässen
oder Aggressivität können Anzeichen sein.
Parallel ist es wichtig, dass Ihr Kind viel Aufmerksamkeit und Zuwendung bekommt. Ständige
Bezugspersonen sind wichtig, auch wenn Krankenhausaufenthalte anstehen. Vielleicht können
Sie Großeltern oder enge Freunde einbeziehen.
Ihr Kind braucht Zeit und Raum für normale
Beschäftigungen, die nichts mit dem Krebs zu
tun haben, zum Beispiel Zoobesuche mit der
Patentante.
Jugendliche hingegen reagieren oft durch
ein distanziertes, aggressives Verhalten auf
eine Krebserkrankung der Mutter. Vergessen
Sie nicht, dass ein Teenager mit solch einer
Situation emotional schlicht überfordert ist.
Krebsberatungsstellen können psychologische
Unterstützung anbieten. Zudem hat die Orga­nisation Pink Ribbon Deutschland ein Projekt
gestartet, bei dem sich Jugendliche unterein­
ander austauschen können. Zu erreichen ist
es über die Plattform www.pinkribbondeutschland.de/kampagne/pink-kids.
Den richtigen Biss behalten
Eine Behandlung gegen Brustkrebs kann einige Nebenwirkungen
mit sich bringen, die unter anderem den Mundraum betreffen.
Deshalb ist eine gute Zahnpflege in dieser Zeit besonders wichtig.
Die Grundlage bildet die tägliche Zahnpflege:
mindestens zweimal am Tag gründliches Zähneputzen und Reinigung der Zahnzwischenräume
mit Zahnseide – bei größeren Zwischenräumen
auch mithilfe sogenannter Interdentalbürsten
mit einem schmalen, dünnen Kopf. So vermeiden
Sie Karies an den Seitenflächen und senken das
Risiko für Zahnfleischentzündungen erheblich.
Planen Sie zusätzlich im Laufe Ihrer Krebsbehandlung regelmäßige Kontrolluntersuchungen
beim Zahnarzt ein. Ihr Mundraum ist in dieser
Zeit besonders empfindlich und es ist wichtig,
dass eventuelle Probleme mit dem Zahnfleisch
oder Kariesherde möglichst umgehend behandelt werden.
Noch mehr Sorgfalt ist gefragt mit dem Beginn
einer eventuellen Chemotherapie. Sie beeinträchtigt auch die Schleimhäute im Mund, weswegen
es häufig zu Schmerzen kommt. Außerdem ent-
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zünden sich kleine Wunden relativ leicht. Gehen
Sie daher möglichst schonend mit Ihrem Zahnfleisch um, indem Sie aufs Rauchen und auf
Alkohol verzichten. Scharf gewürzte Gerichte
und grobkörnige Lebensmittel, die zu mechanischen Verletzungen führen könnten, sollten
ebenfalls vom Speiseplan gestrichen werden.
Kommt es trotz aller Sorgfalt zu Entzündungen,
helfen Salben, das Problem schnell in den Griff
zu bekommen. Lassen Sie sich von Ihrem Zahnarzt bei der Wahl der passenden Salbe beraten.
Am besten besprechen Sie dieses Thema vorab,
damit Sie bei Bedarf das passende Präparat
direkt vorrätig haben.
Gegen die Übelkeit bei einer Chemotherapie gibt
es recht wirksame Medikamente. Falls Sie sich
dennoch übergeben müssen, sollten Sie den
Mund danach gründlich ausspülen, damit die Magensäure Zähne und Zahnfleisch nicht angreift.
Einige Krebsmedikamente (Bisphosphonat) beeinträchtigen zudem die Stabilität des Kieferknochens. Falls Sie diese Wirkstoffe einnehmen,
müssen Sie Ihrem Zahnarzt das unbedingt mitteilen. Bei einer eventuell notwendigen Zahnentfernung muss er besonders vorsichtig vorgehen, damit keine Schäden entstehen. Falls
derartige Behandlungen ohnehin geplant sind,
sollten Sie unbedingt vor dem Start der Medikamenteneinnahme durchgeführt werden.
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