Fliegen in Südafrika in der Sommersaison 2014/15

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Fliegen in Südafrika in der Sommersaison 2014/15
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Fliegen in Südafrika in der Sommersaison 2014/15
Reisebericht von Thomas Grimm
Prolog
„Peter, schickst du deinen Nimbus in diesem Jahr wieder nach Gariep?“ Meine Frage kurz nach Jahreswechsel 2013/14 traf Peter Wartig offensichtlich ziemlich unvorbereitet. Nach kurzer innerlicher
Sammlung hörte ich Satzfetzen wie: “Mal sehen. Wenn genügend Leute zusammen kommen. Muss
ich mal mit meiner Atze* sprechen. Hab die letzten Male keine guten Erfahrungen gemacht. Fahre
eigentlich lieber nach Lienz zum Fliegen. “ Das hörte sich ziemlich vage und ein wenig unmotiviert an
aber der Stachel war, wie sich zeigen sollte, gesetzt.
Die Mail von Torsten Klette im Mai bestätigte dann, dass sich weitere Südafrikafahrer gefunden hatten, die auf der südlichen Halbkugel in der Sommersaison 2014/15 im Segelflugzentrum Gariep Dam,
Republik Südafrika, Free State Orange County** mehr oder minder lange ihrem Hobby, dem Streckensegelflug, nachgehen wollten. Offensichtlich hatte Peter seinen inneren Schweinehund und natürlich den Miteigner des Nimbus 3 DT, seine Atze nämlich, überzeugt, dass es gute Gründe gäbe, das
Flugzeug mal wieder nach Südafrika zu verschicken.
Das wie immer nervende Telefon riss mich aus meinem Dämmerzustand vor dem Fernseher. Einen
leisen Fluch vor mich hinmurmelnd, weil es das Programm wieder einmal nicht geschafft hatte, mich
mittels sinnvoller Themen wach zu halten (und nicht etwa, weil ich aus meinem wohlverdienten
Nachmittagsschlummer gerissen worden wäre), suchte ich das Handy unter einem Stapel Zeitungen
hervor, drückte auf Annahme und hörte im selben Augenblick die Stimme von Torsten: „Thomas,
hast Du schon gebucht?“ Die Frage ließ mich endgültig aus dem Halbschlaf erwachen. Natürlich, es
war erst Mitte Juni, hatte ich meine Flüge noch nicht gebucht, eigentlich wollte ich das wieder Jan
Schroeder, der bei unserer ersten Tour 2005 nach Gariep auch dabei gewesen war und einem Reisebüro vorstand, das alles überlassen, wie schon die etlichen Male vorher, war aber bis dato nicht dazu
gekommen (hatte es schlicht verpennt). „ Nein? Dann pass auf! Lufthansa bietet nur für kurze Zeit
sehr preiswerte Flüge mit dem A 380 nach Südafrika an. Ich glaube, das gilt nur in dieser Woche.
Schau mal ins Net, und such dir was Passendes aus. Ich möchte wieder 90 Tage*** unten bleiben,
auch wegen der Family von Lana**** und will Ende Januar den Nimbus mit verpacken, damit er auf
die Rückreise geschickt werden kann. Ich rechne das mal zurück und melde mich wieder, vielleicht
können wir ja gemeinsam fliegen.“ Zwei Tage später, diesmal erwartet, kam der Anruf: „Also, wir
müssten am 05.11.14 fliegen, dann sind wir am 06.11.14 in Johannesburg und fahren mit dem Auto
gemeinsam nach Gariep. Der Container mit den Flugzeugen müsste dann schon vor Ort sein, rechne
nochmal 2 Tage mit Auspacken und Zusammenstecken (Demontage der im Container verstauten
Flugzeuge und anschließendes Aufrüsten derselben), das reicht auch für die Akklimatisierung. “ Zu
meinem Leidwesen hatte mich die Offerten der von mir angesprochenen Reisebüros diesmal nicht
überzeugt, deshalb suchte ich mir die Flüge selber im Net zusammen. Der Hinflug war ziemlich einfach, von Berlin mit A 319 nach Frankfurt/Main, von dort mit A 380 nach Johannesburg, Ankunft am
06.11.14 um 09:40 Uhr Oliver R. Tambo International Airport.
*Atze, Keule = Berliner Mundart für Bruder
** In der Halbwüste Karoo, Gariep Dam wird als im Herzen der Karoo gelegen in Prospekten beworben
*** In der Republik Südafrika gilt ein Touristenvisum 90 Tage
**** Lana ist Torstens Ehefrau und in Südafrika geboren, beide leben in Deutschland aber Lanas gesamte Familie arbeitet und lebt in
Südafrika
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Die Rückreise wollte ich eigentlich schon am Sonntag, den 14.12.14 machen, Lufthansa bot aber erst
wieder zwei Tage später die preiswerten Flüge an, deshalb orientierte ich um und buchte von Bloemfontein für den 16.12.14 mit South African Airways nach Johannesburg. Da siegte die Bequemlichkeit
in mir, da ich nicht den halben Tag die Karoo mit dem Auto durchtoben wollte, um von Gariep nach
Johannesburg zu gelangen. Inlandsflüge auf Kurzstrecken werden in Südafrika zumeist mit einer De
Havilland Dash 8 durchgeführt, eine gemütliche Turboprop-Maschine, die in rund 7000 m Höhe ihre
Bahnen zieht.
Foto: Th. Grimm, Dash 8 der South African Air-
ways (SA Express) auf dem Flugplatz von Bloemfontein, Aufnahme vom Januar 2012
Den Anschlussflug von Johannesburg über
Frankfurt nach Berlin überließ ich wieder Lufthansa. Der Anruf bei Torsten bestätigte, dass auch bei
ihm alles bestens geklappt hätte, wir also gemeinsam nach Südafrika fliegen würden.
Mit einer weiteren Mail von Torsten bestätigte sich erneut, dass es immer gut ist, wenn jemand die
örtliche Entwicklung fest im Blick hat. Offensichtlich hatte sich in Südafrika einiges seit meinem letzten Besuch geändert. Damals konnte man noch mit der gute alten Eurocard (Maestro) und dem Euro
perfekt über die Runden kommen, beides wurde sowohl von Banken als auch von einschlägigen Geschäften akzeptiert. Das ist wohl seit 2013 nicht mehr so! Alles muss mit Rand* bezahlt werden und
die Automaten und Geschäfte akzeptieren nur noch VISA Card, American Express oder Diners Club.
Gut zu wissen! Die Prepaid Telefonkarten sollten gleich bei der Ankunft in Johannesburg in Form
eines Starter-Kits gekauft werden. Das hatten wir die Male zuvor bereits auch so gehandhabt, vor
allem deshalb, weil die Verkäufer schon daran gewöhnt waren, den ungeschickten Touris die Karten
auch gleich in das Handy zu würgen, um es danach zum Arbeiten zu bewegen. Ach so, mit dem Begriff „Handy“ können die nichts, aber auch gar nichts anfangen, hier wird das Mobiltelefon Cellular
oder kurz Cell genannt. Der Begriff „Handy“ hört sich zwar englisch an, hat aber mit der englischen
Sprache nichts zu tun. Und besondere Achtung, um nochmal auf den Hin- und Rückflug zurückzukommen, auf das Gewicht des Gepäcks! Alles über 20 kg ergibt satte Nachzahlungen!
Mittlerweile hatten wir auch den Termin für das Einpacken der Segelflugzeuge auf dem Flugplatz
Roitzschjora von Gert Kalisch erhalten. Am Sonntag, den 21.09.2014 sollte es stattfinden und ich bot
Peter gleich an, dabei mithelfen zu wollen. Mit Torsten gemeinsam wären wir zu dritt vor Ort, war
von Peter zu erfahren, was für das Laden und Montieren völlig ausreichend schien. Am Sonnabend
rief mich Peter abends an: „Also, wir wollen um 09:00 Uhr in Roitzschjora sein und treffen uns deshalb gegen 07:00 Uhr bei mir. Wir müssen ja nicht alle mit dem eigenen Auto fahren, da tun wir
gleich was Gutes für die Umwelt. Torsten benötigt sicher erst mal einen Kaffee, so dass wir gegen
07:30 Uhr aufbrechen. Alles klar?“ Gleich darauf bimmelte erneut das Handy, Stoni war dran: „ Also,
ich habe mit Gert Kalisch telefoniert, ich darf eine Tasche mit in den Container stellen, wann
*Rand= Landeswährung in der Republik Südafrika, nicht zu verwechseln mit den „Krüger-Rand“
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trefft Ihr euch? Um 7? O.k., ich telefoniere noch mit Peter, ich hoffe seine Festnetznummer ist noch
die Alte.“ (Peter Wartig ist kürzlich umgezogen, natürlich war es nicht mehr die gleiche Nummer)
Allerdings ändern sich Handynummern bei einem Umzug kaum, was für ein Glück für alle, in diesem
Fall für Stoni! Bei näherer Betrachtung der angegebenen Uhrzeiten, geriet mein Weltbild (aus der
Sicht eines Rentners betrachtet) kurzzeitig ins Wanken. Wenn ich um 07:00 Uhr bei Peter in Großbeeren sein wollte, dann brauchte ich durch ganz Berlin zumindest eine Stunde Fahrzeit, los müsste
ich demnach um 06:00 Uhr. Ja, Morgentoilette, Anziehen und Frühstück sollten auch noch halbwegs
in den Griff bekommen werden also musste der Wecker spätestens gegen 05:30 Uhr losrattern.
05:30 Uhr am Sonntag als Rentner? Geht’s noch? Ich brech ins Essen, äh, in die Knie! Was habe ich
mir nur dabei gedacht?
Dass der Wecker nicht das geringste Mitleid verspüren würde, war ja klar! Aber dass das Wetter sich
ebenfalls verschwören würde, war einfach ungeheuerlich! Verregnetes Grau in Grau und eine milchige Dunkelheit zeichneten diesen Sonntagmorgen aus. Da hat man doch sofort Lust auf eine weitere Runde Schlaf! Na gut, es könnte natürlich auch schlimmer kommen, also auf in den Tag. Durch
Berlin ging es recht zügig und durch die plastische Beschreibung, die Peter mir am Vortag zuteil hatte
werden lassen, fand ich auch sein Häuschen recht schnell, vor allem deshalb, weil ein mir bekannter
Segelflugzeugtransporthänger mit dem Gariep – Aufkleber davor stand. Torsten war offensichtlich
kurz vor mir eingetrudelt und Peter war noch beim Anziehen. Juju, sein Sohn Julius, war auch mit
Anziehen beschäftigt, saß dabei auf dem Fußboden und machte irgendetwas, was zwar nicht nach
Anziehen aussah aber zumindest etwas mit den Sachen zu tun hatte, die seine Mutter ihm bereitgelegt hatte. Auf meine Frage, ob er ausgeschlafen hätte, erfolgte ein zögerliches Nicken, auf die Nachfrage: „oder Schlaf abgebrochen?“ war das Nicken, zwar immer noch von Stummheit und nur spaltbreit geöffneten Augen begleitet, deutlich lebhafter. Dem ging´s also auch nicht besser als mir, nur
ich hatte schon meinen Frieden mit diesem „Sonntag“ geschlossen. Mit einem freundlichen Lächeln
im Gesicht* reichte Heike, Peters Frau, jedem Ankömmling eine Tasse Kaffee und daraufhin sah die
Welt schon viel freundlicher aus, hatte nicht der Nieselregen auch gleich aufgehört? Das war eine
gute Gelegenheit, Peters Garten und den Pool zu inspizieren, der lt. Hausherrenerklärung mit einer
stärkeren Pumpe und einem größeren Filter ausgestattet wurde, was wiederum Torsten zu Gute
kam, der die ausgebauten Aggregate für den Pool von Lanas Familie in Gariep gleich mit auf die Reise
im Flugzeugcontainer schicken wollte.(Da er selbst 3 Monate in dem Pool sitzen würde, war sicher
auch ein ganz klein wenig Eigennutz dabei) Mittlerweile war auch Werner Steinbrecher (Stoni) eingetrudelt, um seine Tasche und die Angeln mitzuschicken. Dass er nicht, wie die anderen Jahre vorher auch, zum Einpacken mitkommen konnte lag daran, dass er als Segelfluglehrer vom Dienst am
Flugplatz EDCF in Friedersdorf für diesen Sonntag eingeteilt war. Dass wegen des Wetters selbst die
Krähen in Friedersdorf nur zu Fuß laufen würden, war uns dabei allen klar. Aber so ist der Deutsche
eben, Dienst ist Dienst, das würde einem, sagen wir mal, Spanier** nie passieren und einem Südafrikaner*** schon gar nicht, die hätten den Flugbetrieb mi Sicherheit aus dem Bett heraus abgesagt.
*Heike ist von Beruf Stewardess (neudeutsch Flugbegleiterin), im Verlauf dieser Ausbildung wird einem offensichtlich ein stetes Lächeln
ins Gesicht gezaubert, was auch den fiesesten Anmachversuchen betrunkener, renitenter oder arroganter Flugpassagiere problemlos
widersteht. Da kann, was zu Hause passiert, schon gar nichts erschüttern, selbst am Sonntagmorgen um 07:00 Uhr, mit drei Fremden,
einem herumwuselnden Mann und einem quengelndem Sohn, der unbedingt die Socken von gestern anziehen will, im Wohnzimmer
**Ist nicht rassistisch gemeint, sondern drückt eine Lebensmentalität aus, die das Leben nicht bitter ernst nimmt. Manifestiert wird das
durch die spanische Vokabel „mañana”, die zunächst mal mit “morgen” übersetzt wird. Mehrfach ausgesprochen bedeutet es aber auch
“morgen ist auch noch ein Tag; es wird schon; nun mal langsam mit den jungen Pferden; kommst du heute nicht, kommst du morgen;, es
wird nicht alles so heiß gegessen, wie es gekocht wird; usw.”
***Ist ebenfalls nicht rassistisch gemeint, sondern eher eine Hommage an die pragmatische Herangehensweise, wie die täglichen Dinge
des Lebens auf dem Afrikanischen Kontinent angegangen und gemeistert werden
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Mit nur einem Auto fahren war ein frommer Wunsch, der sich rasend schnell in Wohlgefallen auflöste, nachdem alle Koffer, Kisten, Taschen, Aggregate, Tüten und Angelruten zur Verladung zusammengestellt waren. Also, die Hinterachse von Peters Zugfahrzeug sah schon ziemlich belastet aus,
noch waren nicht alle Kisten etc. verstaut und der Hänger musste auch noch ran. Mit 2 Autos hatten
wir dann die Gemengelage fest im Griff und pünktlich um 06.30 Uhr ging der Konvoi auf Reisen. Die
Fahrt über die Autobahn war, ob der max. 100 km/h, die Peter mit dem Hänger fahren durfte, relativ
eintönig, Peter mit Juju vorne weg, Torsten und ich immer hinterher. Unterwegs öffnete der Himmel
alle Schleusen, was unsere Stimmung auf einen neuen Tiefpunkt sinken ließ. Es war also doch noch
schlimmer gekommen und zu allem Überfluss war kurz hinter Bitterfeld/Wolfen, wir waren in der
Zwischenzeit von der Autobahn runter, die bekannte Straße zu Ende. Der Neubau einer Brücke
zwang zur Improvisation, die inmitten eines kleinen Dorfes endete, wo dankenswerterweise eine
asphaltierte Kehre unseren Konvoi aufnahm. Die aus dem Fenster des Führungsfahrzeuges zu vernehmenden Sätze: „ So ein Mist! Ich hab mich total verfranzt! Fahrt ihr mal voraus“ ließen darauf
schließen, dass auch beste Navigationshilfen kläglich versagen, wenn sie nicht mit den erforderlichen
neuesten Daten versorgt werden. Apple und Samsung sei Dank, die Fährte wurde umgehend wieder
aufgenommen, nur dass diesmal Peter nach kurzer Zeit auffiel, das beide Hochpräzisionsgeräte uns
wieder zu der gesperrten Brücke zurück führen würden, was offensichtlich mit wenig Sinn behaftet
war. Also jetzt erstmal anhalten und die Lage genau sondiert. Die geöffnete Karte auf Torstens Handy
zeigte dann einen anderen Weg auf und ein Anruf bei Gert Kalisch bestätigte, dass dieser zum Ziel
führen würde. Der Rest war triste Regenfahrt auf engen Landstraßen unterster Kategorie, an deren
Ende sich Peter noch eine Ecke seines Hängers an der Hauswand zur Einfahrt auf die Flugplatzstraße
abschrammte. Wir waren, ob unserer leichten navigatorischen Verwirrung, selbstverständlich die
letzten, die den Weg gefunden hatten, alle anderen waren schon da, der Container bereits geöffnet
und die Truppe, trotz nicht gerade berauschendem Wetters, sah arbeitswillig aus.
Zunächst mal eine Begrüßung im Nieselregen mit Gert und Norbert Kalisch, unserem Berliner Präsi
Klaus Engelhardt, der seinen Sohn Rolf als Verstärkung mitgebracht hatte und dem man seine „Begeisterung“, bei diesem Wetter zu verladen, schon von weitem ansah, Fritz (Fritze) Meyer und unserem Berliner LAL, Rudolf Krahn, der energiegeladen, gesund und braungebrannt aus dem französischen Puimoisson zurück war. Zunächst konnten sich alle Akteure, die bei der letzten Verladung dabei gewesen waren, ganz genau erinnern, wie damals verladen wurde. Dass das zu keinem annehmbaren Ergebnis führen würde, wurde nach einer viertel Stunde intensivsten Meinungsaustausches
ebenso klar wie die Tatsache, dass mehrere Alphamännchen auf einem Haufen kein in sich gefestigtes Rudel bilden könnten. Irgendwann riss Norbert der Geduldsfaden, er übertönte die Diskussion
mit der pragmatischen Anweisung: „Peter, dein rechtes Mittelstück, jetzt!“
Foto: T. Klette, mit der Verladung der Flächenmittelstücke des von uns betreuten Nimbus 3 DT, D-KPWG, wurde die Containerbestückung auf der linken Seite
begonnen, Peter in Erwartung der herbeistürzenden Helfer in der Pose eines Arbeiterstandbildes
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Peter rief mich und Torsten zum Hänger, das Nieseln hatte in der Zwischenzeit aufgehört. Zu dritt
schleppten wir das Mittelstück (mir kam dabei immer wieder der Begriff „Betonstück“, früher für das
Flächenmittelstücks des polnischen Seglers „Pirat“ gebrauchte Synonym, in den Sinn) in den Container. Urplötzlich drehte es sich aufgrund einer mir unergründlichen Schwerpunktlage in unseren Händen und ohne unser wissentliches Zutun um 180°. Diese Stellung sollte zwar die endgültige Einbaulage sein, woher das Mittelstück das aber wusste, bleibt für immer ein Mysterium dieses Sonntags.
Zumindest waren wir so klug nicht loszulassen und danach zu erklären, dass das genau so gewollt
war. Danach lief es besser, wenngleich in der Folge immer mal wieder kurzzeitig Führungsansprüche
aufflammten, die aber kurzerhand, jetzt in trauter Gemeinsamkeit von Gert und Norbert, mal spöttisch, mal rigoros, in der Entstehungsphase abgewürgt oder kommentiert wurden. Zunächst wurden
die Wände des Containers mit den Flugzeugflächen zugepflastert.
Foto: T. Klette,
Mittelstücke links und rechts an den hinteren Containerwänden fest verankert, im Vordergrund sind die Halterungen für die Höhenleitwerke zu sehen, Klaus (rot), Norbert (weiß) und Peter (blau) überprüfen die Verschraubungen (Die schon eingestellte Riesentasche hat uns die ganze Zeit über bei der Montage genervt)
Danach kamen die Rümpfe von Nimbus und Duo gleich unterhalb der an der Wand befestigten Flächenteile und dann, obendrüber sozusagen, wurden die Restflächen aufgehängt. Das sieht zwar recht
abenteuerlich aus, hat sich aber über die Jahre bestens bewährt.
Foto: T. Klette,
Rümpfe sind am Boden verankert, Flächen sind auf dem Querträger verbolzt und in Spannbandaufhängungen
(2. ist nicht zu sehen) vertäut. Mit Abstandshaltern werden zum Schluss die Seitenschwingungen verhindert
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Da in diesem Jahr nur 4 Segler den Weg nach Gariep antraten, musste nicht ganz so eng, wie in den
Vorjahren gestaut werden. In der Mitte brauchten jetzt nur noch die restlichen Flächen aufgehängt
werden, vorher noch die Höhenleitwerke und zum guten Schluss die beiden verbliebenen Rümpfe.
Für diese mussten aber neue Befestigungspunkte geschaffen werden, was mit dem vorhandenem
Equipment problemlos gelang.
Foto: T. Klette,
Alle Flugzeuge sind verpackt, nur noch die Abstandshalter zwischen den Flächen sind noch zu positionieren und
zu fixieren, rechts und links sieht man Winglets in montiertem Zustand an der Wand. Anhand der freien Flächenhalterungen an den roten Trägern erkennt man, dass durchaus noch zwei Flugzeuge Platz gehabt hätten
Petra, Gerts Ehefrau, hatte mit den fleißigen Handwerkern offensichtlich Mitleid und brachte Kaffee
und Gebäck, was dazu führte, dass ich ruckartig alleine an den Befestigungen der Flächen weiterschraubte, da alle anderen den willkommenen Anlass suchten, eine kleine Pause einlegen zu können.
Der Fairness halber muss aber vermerkt werden, dass auch ich meine Tasse Kaffee und Gebäck zum
Knabbern abbekam und als ich dann pausierte, arbeiteten die anderen wieder. Jetzt war es an der
Zeit, Norbert und Gert hatten die Flächen seitlich fixiert, die vielen Kisten, Taschen, Zubehörteile,
Angeln und was es noch alles zu transportieren gab, so zu verstauen, dass sie während des Transports kein unerwünschtes Eigenleben entwickeln konnten, vor allem nicht in der Nähe der Flugzeuge
oder deren Teile. Auch hier haben die Erfahrungen der letzten Jahre wunderbar gegriffen.
Foto: T. Klette,
Kisten und Taschen mehrfach vertäut, wegrutschen unmöglich. Links ist nochmal die Bodenbefestigung eines
Rumpfes zu sehen sowie die Aufkantung vor den Rädern des Rumpfwagens. Mittig die Befestigung hinten
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Bevor der hintere Teil des Containers gegenüber den Flugzeugen abgeschottet wurde, erging die
ernste Nachfrage an alle vor dem Container versammelten, ob alle Teile richtig fest angeschraubt
und verzurrt worden seien. Da Gegenteiliges nicht ruchbar wurde, klappten Gert und Norbert eine
Faltwand aus Aluminiumbohlen von der Decke herunter und legten danach eine ebenfalls faltbare
Auflage aus Alu-Bohlen in Höhe der Mitte des Containers auf links und rechts an der Wand angebrachten Traversen auf, so dass ein nach hinten geschlossener aber nach außen offener Stauraum
entstand. Die Öffnung nach vorne (also zur Containertür hin) wurde mit einem Gitter gegen das
Herausfallen von Staugut gesichert und auf einfache aber beinahe geniale Weise war Platz für sperrige Güter und Flugzeugzubehör von denen ich nie gedacht hätte, dass sie so in dem Container verstaut hätten werden können, ohne über die Dauer des Transports Schaden anzurichten.
Foto: T. Klette,
Flugzeugzubehör für ein Flugzeug, das Ganze mal 4 und noch viel mehr Krimskrams muss verstaut werden
Im Endzustand der Containerverladung sah es dann relativ wirr im Stauraum aus aber alles hatte
seinen Platz gefunden. Die Abdeckmatratze zum Schutze der Leitwerke war leider schon anderweitig
verbaut worden! Sie schützte nun den Nimbus 3 DT gegen den Ventus 2C.
Foto: T. Klette,
Rumpfkullerchen, Flächenräder, Flächenständer, Deichseln, Kanister, Wasserschläuche, Flächenhalter und
Werkzeugkisten, alles muss und kommt mit. Oben sind die eingebauten Leitwerke zu sehen
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Um einen Einblick zu erhalten, wie ein Container mit noch mehr Flugzeugen an Bord aussieht, hatte
Gert netterweise den Nachbarcontainer, der vor dem unseren gepackt worden war, geöffnet.
Foto: T. Klette,
Nachbarcontainer(mittig)geöffnet, es sollen 6 Flugzeuge drin sein und offensichtlich haben die auch mehr mitzunehmen. Juju (grün) inspiziert unseren Container ein letztes Mal, Peter (schwarz) ist mit sich und der Welt
zufrieden, Thomas (braun) kann sich nur durch Abstützen , Horst Schlemmer würde sagen: „Er hat Rücken“,
mit Mühe senkrecht halten und will nur noch nach Hause, das Lächeln wirkt ein bisschen gequält*
Nach einer allumfassenden Verabschiedung, um Petra auf Wiedersehen zu sagen, musste ich, trotz
müder Beine und schmerzenden Rückens bis in den Clubraum rennen, ging es dann endlich alleine,
Torsten fuhr jetzt mit Peter mit, nach Berlin retour. Auf der Autobahn tummelten sich alle Linksfahrer dieses Sonntagnachmittags vor mir aber wegen des Regens fuhren die nicht mehr als 120 km/h,
linke Spur von dreien, versteht sich. Die meisten mit einem B am Anfang des Nummernschildes, diese
diskogeschwächten Berliner U-Bahnfahrer! Na gut, aufregen hatte eh´ keinen Zweck!
Um halb Sechs trudelte ich wieder bei meiner Frau ein, ein ereignisreicher Tag neigte sich seinem
Abend entgegen und mein Körper gierte seit zwei Stunden nach einer warmen Dusche, dieses nass
kalte Wetter behagte mir aber so ganz und gar nicht.
Auf Nachfrage teilte später dann auch Peter, der noch einen kleinen Disput mit dem Hausbesitzer,
dessen Wand vom Hänger in Mitleidenschaft gezogen worden war, auszutragen hatte, mit, dass die
Gespräche weitestgehend harmonisch verlaufen und dass alle beizeiten gut nach Hause gekommen
wären. Wer sagt´s denn!
Auftrag erfüllt! Flugzeuge auf dem Weg! Gariep, wir kommen! What a beautiful day.
*und war es auch [Anm. d. V.]

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