An die Besucherinnen und Besucher des Films

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An die Besucherinnen und Besucher des Films
An die
Besucherinnen und Besucher des Films
„Im Tal der Wölfe – Palästina“ (Kurtlar vadisi – Filistin)
Stuttgart, 2. Februar 2011
Sehr geehrte Damen und Herren,
der türkische Held Polat Alemdar verfolgt den israelischen Offizier, der die Enterung der Marvi
Marmara am 31.5.2010 leitete, bis in die Westbank. Blindwütig ballert sich Aldemar beginnend am
ersten Checkpoint in Israel durch die palästinensischen Gebiete. Als Super-Invader eilt er den
leidenden Palästinenserinnen und Palästinensern zu Hilfe.
Im Film werden die Ereignisse auf der Marvi Marmara verdreht. Die israelischen Soldaten ergriffen
erst Maßnahmen, nachdem sie von der Schiffsbesatzung brutal attackiert worden waren. Das Schiff
Mavi Marmara war mit der Absicht unterwegs, die Seeblockade des Gaza-Streifens zu
durchbrechen. Der Weg für Waffenlieferungen an die Hamas sollte frei gemacht werden.
Wer ist die Hamas?
Die Hamas ist eine islamistische Terror-Organisation. Ihr Ziel ist, möglichst viele Juden zu töten und
den Staat Israel zu zerstören (Hamas-Charta: http://www.usahm.info/Dokumente/Hamasdeu.htm).
Allein im letzten Jahr feuerte sie aus Gaza 238 Raketen auf israelische Städte und Dörfer. Wie
moralisch ist es, den Weg für Waffenlieferungen an eine solche Terrorbande freizukämpfen?
Ist ein Leben unter ihrer Fuchtel wirklich erstrebenswert?
Im letzten Sommer hat der oberste Richter Gazas weiblichen Anwälten befohlen, Kopftücher zu
tragen, um sicher zu gehen, dass Frauen sich gemäß dem islamischen Gesetz kleiden, das von
ihnen verlangt, sich in der Öffentlichkeit zu verhüllen und locker sitzende Gewänder zu tragen, die
nur ihre Hände und Füße zeigen. Der Unterschied zwischen verordnetem Dresscode und freiwilligem
Tragen eines Kopftuchs macht hier die Unterdrückung der Frau aus.
Seit die Hamas an die Macht gekommen ist, patrouillieren Sittenwächter an den Stränden von Gaza,
um dafür zu sorgen, dass sowohl Frauen als auch Männer angemessen bedeckt sind, wobei sie
Frauen ermahnen und sogar verhaften, die nicht in Ganzkörper-Badeanzügen ins Wasser gehen. Im
April 2010 hat die Hamas das erste große Hip-Hop-Konzert in Gaza abgebrochen. Ein HamasPolizist sagte, dass die Tanzweisen „unmoralisch“ seien.
Wenn das wirklich die Art „freies Gaza“ ist, die die Aktivisten auf der Mavi Marmara wollen, muss
man sich fragen, was die wahre Absicht der Free-Gaza-Bewegung ist. Der 21jährige Jihad Rostom
erzählte der BBC im März 2010: „Die Hamas will sich dem Volk aufzwingen. Sie wollen, dass die
Leute ihnen gehorchen, das ist ihr Schutz. Sie haben das Ansehen des Islam zerstört, indem sie
sagen, wir tun dies wegen der Religion.“
Terror gegen Juden …
Juden zu töten ist cool und macht Spaß, das ist die zentrale Botschaft des Films. Die Szenen von
tödlich getroffenen israelischen Soldaten, die nach hinten wegkippen, brennen sich den
Zuschauenden durch hundertfache Wiederholung ins Hirn. Israelis in Uniform sind Juden. So viel wie
möglich Juden zu töten, - das will der Filmheld, ebenso wie die Hamas. Das ist Antisemitismus pur.
… hilft das den Menschen in Kairo und Gaza?
Auf den Straßen von Kairo, Aman, Tunis und Gaza (Manifest gegen Unterdrückung, Gaza Youth
Break Out www.zeit.de/politik/ausland/2011-01/gaza-manifest) fordern die Menschen Pressefreiheit,
Internetzugang, Meinungsfreiheit und Jobs. Aufrufe, Juden zu töten, helfen ihnen nicht weiter.
Judenhassende Organisationen wie die Hamas zu unterstützen, schadet den Menschen in den
arabischen Staaten. Was sie brauchen ist Hilfe beim Aufbau von Demokratie, rechtstaatlichen
Sicherheiten, Pressefreiheit und Gleichstellung der Frauen.
Warum fliehen die Palästinenserinnen und Palästinenser nicht aus Israel?
Wir sind die Opfer, erklären palästinensische Frauenfiguren im Film. Und der türkische Held
verteidige sie gegen die bösen Israelis.
In Israel leben 1,4 Millionen arabische Menschen. Sie haben die gleichen Rechte wie die jüdischen
BürgerInnen. Wenn die Juden wirklich das Böse schlechthin wären und die PalästinenserInnen so
leiden müssten, wie der Film suggeriert, warum leben dann Millionen Araber immer noch in Israel?
Warum sind sie nicht schon längst nach Gaza oder Jordanien geflohen?
Eine Umfrage des Nahostforschers David Pollock im November 2010 ergab, dass lediglich 30% der
270.000 Araber in Ostjerusalem das Leben in einem palästinensischen Staat vorziehen würden. Die
Mehrheit zieht ein Leben in Israel vor. 35% erklärten gar, dass sie bereit wären, die israelische
Staatsangehörigkeit anzunehmen. 54% beabsichtigen keinen Umzug in palästinensische Gebiete,
falls ihr Wohnviertel Israel zugeschlagen werden sollte.
Israelische Panzer, die sich durch enge Gassen zwängen und alles niederwalzen, was sich ihnen in
den Weg stellt, - dieses Bild zeichnet der Film vom Westjordanland im Jahre 2010. Im wirklichen
Leben ist es in den letzten Jahren in der Westbank relativ ruhig gewesen. Es herrscht wirtschaftliche
Hochkonjunktur. Was also sollen die Horrorbilder?
Eine „Welle des Hasses"
sieht der türkische Filmkritiker Deniz Tansi auf sein Land zu schwappen: „Schon die Serie trägt dazu
bei, jeden Tag den Antisemitismus in der Türkei etwas mehr unters Volk zu mischen“. Der
nationalistische und gewaltverherrlichende Tonfall, gemischt mit islamischer Nostalgie über die guten
alten Zeiten des Osmanischen Reiches, in dem es noch keine vermeintlich imperialistischen
Fremdkörper, keine Zionisten und keine Amerikaner gab, passe nicht in diese Zeit, in der sich die
Türkei eigentlich demokratisieren und der Welt öffnen wolle, so Tansi. „Wozu brauchen wir dann
noch Nachrichten, wenn wir Verschwörungstheorien und Polat Alemdar haben", schreibt der Kritiker.
http://www.spiegel.de/kultur/kino/0,1518,729243,00.html
Wir empfehlen Ihnen, sich einen andern Film anzuschauen. Antisemitismus abzulehnen, ist Pflicht für
alle, die im Land der Täter leben.
Mit freundlichen Grüßen
Deutsch-Israelische Gesellschaft AG Stuttgart und mittlerer Neckar
www.dig-stuttgart.net
V.i.S.d.P.: B. Illi, Keplerstr. 34, 73760 Ostfildern.