PDF - IG Urserental

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PDF - IG Urserental
Freitag, 29. November 2013 / Nr. 276
AndermAtt
Neue LuzerNer zeituNg
Neue urNer zeituNg
Neue Schwyzer zeituNg
Dossier
Neue ObwaLdNer zeituNg
Neue NidwaLdNer zeituNg
45
Neue zuger zeituNg
Hat sich ein Penthouse im neuen Hotel gekauft: der ägyptische Investor Samih Sawiris vor The Chedi in Andermatt.
Bild Manuela Jans
Samih Sawiris, können Sie sich erinnern, wann Sie das erste Mal von
diesem Dorf namens Andermatt gehört haben?
Samih Sawiris: Das war vor etwa acht
Jahren. Der Kontakt war zu Stande gekommen durch den früheren Schweizer
Botschafter in Ägypten, Raimund Kunz,
ein Luzerner übrigens. Er war im Rahmen
seiner Karriere gerade ins VBS als Direktor für Sicherheitspolitik befördert worden. Dort hatte er das Dossier Andermatt
auf dem Tisch, da sich die Armee zurückzog und Arbeitsplätze verloren gingen.
Man hatte es in Andermatt zu lange
versäumt, sich touristisch zu profilieren.
Da kam er auf die Idee, mich zu kontaktieren, da er mich und mein Ferienresort
El Gouna am Roten Meer kannte.
Und Sie waren sofort dabei?
Sawiris: Ich fand es zuerst einmal amüsant, dass die Schweiz einen Berater für
touristische Fragen aus Afrika holte. Das
war der Grund, weshalb ich mich darauf
überhaupt eingelassen hatte. Damals war
noch nicht die Rede davon, dass ich in
Andermatt ein Resort entwickeln könnte.
Man wollte einfach meine Meinung zur
touristischen Zukunft Andermatts hören.
Und was war Ihre Meinung?
Sawiris: Ich fand die Ausgangslage interessant und viel versprechend. Aber ich
sagte auch klar, dass es grosse Investitionen brauche und viel Land, um den
internationalen Tourismus hier entwickeln zu können. Notwendig sei eine
kritische Masse an Angeboten, damit es
funktionieren könne. Dann ging ich wieder. Einige Monate später wurde ich erneut kontaktiert. Man erklärte meine Idee
zwar als etwas wahnsinnig, aber wenn
ich es machen wolle, dann bitte sehr.
Nun haben Sie bis heute 400 Millionen Franken in Andermatt investiert.
Wenn Sie zurückblicken: Gibt es Dinge, die Sie anders machen würden?
Sawiris: Nein. Die Fehler, die wir gemacht
haben, waren kaum zu vermeiden. Oder
wir hätten dafür andere Fehler gemacht.
Das ist normal bei einem so grossen Geschäft. Man stellt zum Beispiel ungeeignete Leute ein, oder man bestellt beim
falschen Zulieferer. Solche Fehler erkennt
eben erst mit der Zeit.
Sie sind also zufrieden, wie es läuft?
«Sie fanden meine
Idee wahnsinnig»
In einer Woche wird das Hotel The Chedi eröffnet. Damit hat der ägyptische
Investor Samih Sawiris (56) mit seinem Ferienresort in Andermatt eine
erste Etappe erreicht. In diesem Dossier lesen Sie über den Mut der
Urner, wie Andermatt profitiert, wie es mit dem Skigebiet
weitergeht und wer das Hotel prägen wird.
InTErvIEW roMAn SCHEnkEl
[email protected]
Sawiris: Ja. Es ist zwar eine teure Sache
für mich. Aber das ist halt so bei einem
Projekt, das in einer Zeit entsteht, wo die
Welt nicht mitspielt. Hätten wir in Andermatt vor zwölf Jahren begonnen, hätte
viel schneller und mit deutlich weniger
Geld aus meiner eigenen Tasche gebaut
werden können. Wir hätten auch mehr
Wohnungen verkauft. Es herrschte ja
damals eine ganz andere Dynamik auf
dem Weltmarkt. Die Banken hätten gebettelt, uns Kredite gewähren zu dürfen.
Wie verkaufen sich denn die Wohnungen zurzeit?
Sawiris: Jetzt läuft es deutlich besser als
in den letzten Jahren. Die grundsätzlichen
Fragen der Skiverbindung und der Zweitwohnungsinitiative sind geklärt, die Lage
in Ägypten hat keinen Einfluss auf das
Projekt in Andermatt, die Eröffnung des
Hotels Chedi steht vor der Tür. Wir haben
gezeigt, dass wir das Projekt auch unter
schwierigen Bedingungen und mit eigenen Geldern vorantreiben können. Dies
alles hat Sicherheit gegeben, und die
Verkaufszahlen sind nun höher.
Wird die Eröffnung des «Chedi» einen
weiteren Schub geben?
Sawiris: Davon gehe ich aus. Traditionell
sind unsere Käufer zuerst Gäste unserer
Hotels. Sie machen vielleicht zwei-, dreimal
im selben Resort Ferien, es gefällt ihnen
gut, dann sagen sie sich: «Lass uns hier
eine Wohnung kaufen.» Ich bin überzeugt,
dass auch zufriedene «Chedi»-Hotelgäste
Wohnungen in Andermatt kaufen werden.
Wie meinen Sie mit übererfüllt?
Sawiris: Ich habe nicht gedacht, dass es
so toll wird. Ich war am Anfang nicht sehr
oft dabei. Zum Glück, muss ich heute
sagen.
Wer sind die Käufer?
Sawiris: Interessanterweise kommt rund
die Hälfte aus der Schweiz. Die andere
Hälfte ist ganz bunt, die Käufer kommen
aus fast der ganzen Welt, mit Schwergewicht Europa. Das freut mich. Wir wollen
hier oben ein internationales Publikum
begrüssen können. Wir möchten nicht,
dass es heisst, Andermatt sei eine italienische oder eine deutsche oder eine
russische oder was immer für eine Destination.
Zum Glück?
Sawiris: Weil ich wahrscheinlich die Wahl
der ausgesprochen teuren Materialien
und die vielen teuren Spielereien wegen
der schwierigen finanziellen Lage nicht
geduldet hätte. Ich hätte sie wohl alle
gestrichen. Jetzt, wo es fertig ist, freue ich
mich aber enorm. Ich bin sehr stolz auf
das neue Hotel.
Sie selber haben auch gekauft?
Sawiris: Ja, ich hatte Angst, dass es plötzlich nichts mehr gibt und ich später ein
teures Chalet kaufen muss. Ich habe ein
Penthouse im Hotel Chedi gekauft. Meinen Bruder Nassef habe ich übrigens zum
Kauf einer Villa überredet.
Und für Sie persönlich, was bedeutet
die Hoteleröffnung für Sie?
Sawiris: Ich freue mich, dass wir diesen
enormen Meilenstein ohne Abstriche erreichen. Meine Erwartungen bezüglich
des Hotels sind übererfüllt.
Was gefällt Ihnen denn am besten?
Sawiris: Alles gefällt mir! Das «Chedi» ist
das schönste Hotel in den Alpen, das ich
kenne.
Ihr Projekt wurde oft und hart kritisiert. Was möchten Sie Ihren Kritikern
sagen?
Sawiris: Welcome to Switzerland! (lacht)
Die Schweizer sind dafür bekannt, sehr
kritisch zu sein – vor allem auch gegenüber sich selber. Vielleicht kommt der
Erfolg des Modells Schweiz daher: nie mit
dem Erreichten zufrieden sein. Ich komme aus einem Land, wo jeder der Meinung ist, wir Ägypter seien die Besten.
Aber seit den Pyramiden haben wir ja
eigentlich nichts Grossartiges mehr geleistet. Spass beiseite: Wer hier in der
Schweiz arbeitet, muss es sich gefallen
lassen, dass einen die Leute immer und
immer wieder kritisieren. Man darf das
nicht persönlich nehmen.
Aber nun können Sie Ihren Kritikern
schon sagen: Schaut her, ich habe es
geschafft.
Sawiris: Wer nur aufs Kritisieren aus ist,
findet immer etwas Neues – mit Sicherheit! Da mache ich mir keine Illusionen.
Am Dienstag haben Sie der Bevölkerung mitgeteilt, dass der Bau des
Hallenbads vorgezogen wird. Wieso
war Ihnen das so wichtig?
Sawiris: Die vor einem Jahr angekündigte Verschiebung hatte mir sehr wehgetan.
Versprechen sind einzuhalten. Als wir vor
einem Jahr den Bau verschoben, wollten
wir auf Nummer sicher gehen. Die Lage
war unsicher geworden. Jetzt hat sich die
Situation geändert, warum also unnötig
warten? Ich will unbedingt, dass der Bau
des Hallenbads schon 2014 beginnt und
wir spätestens Ende 2016 damit fertig sein
werden. Ich hoffe, wir schaffen das. Meinen Leuten habe ich es klar gesagt.
Wegen der Verzögerung haben Sie
den Transport fürs Schulschwimmen
übernommen und die Eintritte ins
Hallenbad Altdorf für die Bevölkerung
bezahlt. Wird das rege genutzt?
Sawiris: Nein, das Hin- und Herfahren ist
für die Leute zu umständlich. Der Bevölkerung im Urserntal bringt letztlich
nur ein Schwimmbad in Andermatt etwas.
Das Angebot mit Altdorf kam aber
gut an. Sie wissen schon, wie man
die Leute für sich gewinnt.
Sawiris: Ich weiss nur, dass man immer
fair sein muss. Es heisst doch: Ein Mann,
ein Wort. Ich stehe zu meinen Verpflichtungen. Der nun vorgezogene Bau des
Schwimmbads ist eine Verpflichtung für
mich. Das ist nicht eine Grosszügigkeit
oder Geste, um die Leute «zu gewinnen».
Das Hallenbad und das Hotel Radisson Blu werden 2014 durch ein JointVenture zwischen Andermatt Swiss
Alps und dem belgischen Baukonzern
Fortsetzung auf Seite 46
Freitag, 29. November 2013 / Nr. 276
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Dossier
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«Ich bin glücklich, da zu arbeiten»
fortsetzung von Seite 45
«Sie fanden meine
Idee wahnsinnig »
Besix gebaut. Bei Besix ist Ihr Bruder Nassef Sawiris Vizepräsident.
Es scheint, in Andermatt gehe es
nur dank dem Geld der Familie
Sawiris vorwärts.
Sawiris: Richtig. Aber es ist mein Geld,
das investiert wird. Mein Bruder tut
eigentlich nicht viel. Seine Gesellschaft
engagiert sich nicht in Andermatt, um
mir zu helfen. Es war ein Entscheid
des Managements, das in der Schweiz
Fuss fassen will.
Eröffnung Die Mitarbeiter
des Hotels The Chedi fiebern
der Eröffnung entgegen.
Ein Bar-Chef, eine Rezeptionistin, eine Personalfrau und
ein Ski-Butler berichten.
Maschinen piepsen und knattern,
Bauarbeiter eilen durch die Gänge, Hotelangestellte diskutieren angeregt in der
Lobby. Im Hotel The Chedi laufen unter
Hochdruck die letzten Vorbereitungen.
Es liegt erwartungsvolle Spannung in
der Luft, vermischt mit einer gehörigen
Portion Vorfreude. Die lang geplante
Eröffnung ist nur noch wenige Tage
entfernt. Und die Zeit drängt. Schliesslich soll sich das neue 5-Sterne-plusHotel auch so präsentieren, wie es sich
SvEN AREGGER
[email protected]
für ein Haus seiner Klasse gebührt:
luxuriös, chic, herausgeputzt. Da wird
nichts dem Zufall überlassen.
Das «Chedi» ist das Flaggschiff des
Tourismusresorts in Andermatt. Ein gewaltiger Bau mit 106 Residenzen, 50
Hotelzimmern und 13 Penthouses. Ein
Wellnessbereich gehört ebenso dazu wie
eine Weinbibliothek, eine ZigarrenLounge, zwei Restaurants und verschie-
dene Bars. Noch werden keine Medienleute ins Hotel geführt, deshalb gibt es
auch noch keine Bilder von innen. Am
Sonntag aber ist die einheimische Bevölkerung des Urserntals eingeladen,
das Hotel zu besichtigen. Rund 1500
Personen haben sich angemeldet. Am
6. Dezember wird das Hotel offiziell
eröffnet. 140 Mitarbeiter sind vom Betreiber GHM (General Hotels Management) bisher engagiert worden, 25 davon
kommen aus dem Kanton Uri.
1500 Besucher sind angemeldet
Entscheidend für Orascom ist vor
allem Ägypten. Politisch scheint
sich die Lage etwas beruhigt zu
haben?
Sawiris: Ägypten hat jetzt stark an
Stabilität gewonnen. Seit Jahrzehnten
standen die Ägypter nie mehr so geeint hinter den Institutionen wie Armee, Polizei, Justiz, aber auch Medien
usw. Dagegen können die etwa 3
Prozent Muslimbrüder nichts ausrichten. Sie sind zwar sehr laut und
erhalten im Westen viel Medienecho,
aber gegen 97 Prozent der Bevölkerung haben sie keine Chance. Und
das wissen sie.
Wirtschaftlich liegt aber noch vieles im Argen: Ihr Bruder Naguib
Sawiris warnte vor kurzem vor dem
totalen Zusammenbruch Ägyptens.
Sawiris: Die wirtschaftliche Lage hat
sich seit der Revolution nicht verbessert. Es fehlen Investoren und damit
Arbeitsplätze. Es fehlt zudem eine
Regierung, die auch langfristig entscheiden kann. Die derzeitige Regierung ist ja nur eine Übergangsregierung, bis die Verfassung steht und
wieder gewählt werden kann. Das ist
der Punkt, den mein Bruder angesprochen hat. Ägypten kann es sich nicht
leisten, noch über ein Jahr zu warten,
bis das Land wieder eine handlungsfähige Regierung hat. Es braucht jetzt
sofort Impulse für die Wirtschaft.
Wie engagieren Sie sich?
Sawiris: Ich persönlich investiere jetzt
50 Millionen Dollar in 1000 neue Schulen in Ägypten. Das hilft den Kindern
und schafft viele Arbeitsplätze.
Bilder Manuela Jans
Nicht aus den Schwierigkeiten heraus kommt Orascom, die zu 49
Prozent an Andermatt Swiss Alps
beteiligt ist. Die Neunmonatszahlen
sind erneut schlechter ausgefallen.
Wie schlimm ist die Situation?
Sawiris: Die Situation ist ernst, aber
stabilisiert. Wir haben ein grosses Sparprogramm eingeführt, die Früchte werden später zum Tragen kommen.
Johan granvik, 28
Eliane russi, 23
Thomas Imholz, 23
Deborah Arnold, 26
Bar-Chef
Front Office Agent
Ski-Butler
Human Resources
Von der 08/15-Beiz bis zum Luxustempel: Johan Granvik kennt sich aus
in der Welt der Hotels, Bars und Restaurants. Er arbeitete in New York, in
Schweden und Ägypten. «Es war eine
tolle Zeit mit vielen wertvollen Erfahrungen. Doch irgendwann vermisste ich
die Berge», erzählt der schwedische
Staatsbürger, der in Altdorf aufgewachsen ist und die Hotelmanagementschule
abgeschlossen hat. Jetzt ist er zurück
in den Bergen, zurück in Uri, wo seine
Freunde und Familie leben. Im «Chedi»
leitet er eine Après-Ski-Bar, die Hotelgästen, Tagestouristen und Einheimischen offensteht. «Hier soll man sich
auch im Skidress wohl fühlen», sagt
Granvik. Als Barmanager ist er zuständig für Personal, Bestellungen und Livemusik. Zudem hilft er im Service mit.
Besonders freut er sich, dass er an der
Eröffnung von «The Chedi» hautnah
beteiligt ist: «Eine einmalige Sache.»
Für die Andermatterin geht ein Traum
in Erfüllung. Von Anfang hat sie die
Entwicklung des Tourismusresorts und
vor allem des Hotels The Chedi interessiert mitverfolgt. Sie sagte zu ihrer
Mutter: «Hier möchte ich mal arbeiten.» Als es schliesslich klappte, war
die Freude riesig. Und zwar auch deshalb, weil die gelernte Restaurationsfachfrau nun eine geeignete Stelle in
ihrer Heimat gefunden hat. «Jetzt muss
ich nicht mehr auswärts arbeiten, was
mir sehr gelegen kommt.» Bei ihrer
Tätigkeit an der Rezeption – Check-in,
Check-out, Reservierungen, Telefondienst – legt sie Wert auf ein gutes
Auftreten und Know-how. «Ich kann
noch vieles lernen», sagt Eliane Russi.
Von ihren Mitarbeitern ist sie schon
mal begeistert. «Es sind viele Junge
darunter, auch Einheimische. Und alle
fiebern gespannt der Hoteleröffnung
entgegen.»
Der gelernte Detailhandelsfachmann
aus Bürglen macht sein Hobby zum
Beruf. Als passionierter Skifahrer flitzt
er oft selber den Berg runter. Jetzt vermittelt er seine Leidenschaft den Hotelgästen aus aller Welt. Thomas Imholz
wird als Ski-Butler die Gäste rund um
den Wintersport beraten. Er lagert, vermietet und verkauft Ausrüstungen, informiert über die Schneeverhältnisse
und gibt Tipps zur Region. «Unser
Rundumservice ist in dieser Form einzigartig in Europa», sagt der junge
Mann, der zuletzt in einem Andermatter
Sportgeschäft gearbeitet hat und
nebenberuflich die Tourismusfachschule besucht. Für ihn ist es wichtig, eine
Beziehung zu den Gästen aufzubauen.
Dazu gehört auch das Bewusstsein um
die kulturellen Unterschiede. «Ein ägyptischer Gast tickt anders als einer aus
Russland. Das will ich im Umgang mit
den Menschen berücksichtigen.»
«Ich bin sehr dankbar und glücklich,
dass ich in diesem Hotel eine Stelle
gefunden habe», sagt die Altdorferin,
die eine KV-Lehre absolvierte und später Berufserfahrungen in Luzern und
Altdorf machte. In Andermatt ist sie
nun erstmals im Personalbereich tätig.
Der Stellenantritt war im Juli. «Hier
kann ich jeden Tag etwas Neues lernen
und habe mit verschiedenen Kulturen
zu tun. Darin liegt ein grosser Reiz»,
sagt Deborah Arnold. Unter anderem
kümmert sie sich um Vorstellungsgespräche, Bewilligungen und Arbeitsverträge. Auch Hotelführungen, die zu
Betriebsbeginn angeboten werden,
stehen auf ihrer Liste. «Die Arbeit ist
vielfältig, spannend und auch anspruchsvoll. Sie macht mir jetzt schon
grossen Spass.» Deborah Arnold sieht
im Projekt von Samih Sawiris «eine
grosse Chance», dem Tourismus im
Urserntal neuen Schwung zu verleihen.
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Netzwerk / WLAN
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Dossier
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Skiarena Andermatt-Sedrun
Gotthardpass
Furka
Oberalp
Hospental
Golfplatz
The Chedi Andermatt
Bahnhof
Apartmenthäuser
Radisson Blu Hotel
RE
US
S
Villen
Quelle: Andermatt Swiss Alps AG / Bearbeitung: Janina Noser
Das Resort von Sawiris (Vordergrund) neben dem Dorf Andermatt (Hintergrund): So soll das Feriendorf am Schluss aussehen.
Der Zufall schwemmt Millionen ins Tal
Geschichte Die Armee baut
Arbeitsplätze ab, die Urschner
wandern ab, die Perspektiven
sind schlecht: Per Zufall stösst
man da auf Samih Sawiris, der
dem Kanton neues Leben gibt.
BrUno ArnoLD
[email protected]
«Es tönt wie ein Märchen aus 1001
Nacht, nimmt aber konkrete Formen an:
Samih Sawiris will in Andermatt ein
touristisches Grossprojekt verwirklichen»: Es war unsere Zeitung, die das
Vorhaben des ägyptischen Milliardärs
am 3. Dezember 2005 publik machte.
Mit der Eröffnung des 5-Sterne-SuperiorHotels The Chedi Andermatt erreicht
das «Märchen» am 6. Dezember 2013
einen ersten Meilenstein. Das Ziel: Auf
einer Fläche von 1,4 Millionen m2 soll
das Ferienresort dereinst sechs Hotels
im 4- und 5-Sterne-Bereich, 490 Apartments in 42 Gebäuden, rund 25 Villen,
Kongresseinrichtungen sowie eine
Schwimmhalle und einen 18-Loch-Golfplatz umfassen. Bis heute hat die Bauherrin, die Andermatt Swiss Alps (ASA),
ein Tochterunternehmer von Sawiris’
Firma Orascom Hotels and Development (OHD), rund 400 Millionen Franken investiert. Der grösste Teil ist für
den Bau des «Chedi», der ersten zwei
Apartmenthäuser, des Golfplatzes und
der Infrastrukturarbeiten ausgegeben
worden. Das vorgesehene Gesamt-Investitionsvolumen beträgt 1,8 Milliarden
Franken. Zudem sollen rund 130 Millionen Franken investiert werden, um
den Gästen zwischen Andermatt, dem
Oberalppass und Sedrun das grösste
zusammenhängende Skigebiet in der
Zentralschweiz zur Verfügung zu stellen.
Botschafter stellt Kontakt her
Rückblick: Der Kontakt zu Sawiris wird
im Herbst 2004 aufgegleist – rein zufällig. Der damalige Urner Sicherheitsdirektor und heutige Landammann und
Finanzdirektor Josef Dittli kommt in
Altdorf mit dem ehemaligen Schweizer
Botschafter in Ägypten, Raimund Kunz,
ins Gespräch. Dittli schildert ihm die
wirtschaftliche Situation in Uri, den
Verlust von Bundesarbeitsplätzen, die
Abwanderung, die Steuerhölle. Das touristische Potenzial des Kantons Uri sei
zwar riesig, aber es fehle an finanzkräftigen Investoren. Kunz bringt den Namen von Samih Sawiris ins Gespräch.
Er verspricht, den Ägypter zu kontaktieren und sich wieder zu melden. Ende
Dezember 2004 informiert er Dittli über
Sawiris’ grundsätzliches Interesse, im
strategisch ideal gelegenen Gebiet an
der europäischen Nord-Süd-Achse zu
investieren. Für die erste Zusammenkunft mit Sawiris bildet sich unter dem
Vorsitz von Dittli eine Arbeitsgruppe,
der neben Behördenmitgliedern auch
Vertreter der Urner Wirtschaft angehören. Das mit Spannung erwartete «Starttreffen» findet am 22. Februar 2005 in
Andermatt statt. «Dieser Abend war
matchentscheidend», ist Dittli heute
noch überzeugt. Bald einmal lässt Sawiris seine Gesprächspartner wissen, dass
Orascom mindestens 1 Million m2 Land
brauche, um die definitive Planung des
Ferienresorts ins Auge zu fassen. «Ruft
mich an, wenn ihr das Land habt!»
Verpflichtungskredit von 450 000 Franken. Jetzt kann der ganze Planungs- und
Bewilligungsprozess definitiv anlaufen.
Nur wenige kritische stimmen
Der grösste Teil der Bevölkerung des
Urserntals steht Sawiris’ Vorhaben von
Anfang an positiv gegenüber. «Das Projekt ist wichtig für die Zukunft des Urserntals, ja des ganzen Kantons Uri»,
meint etwa der damalige Andermatter
Gemeindepräsident Hansueli Kumli im
Dezember 2005. Sein Hospentaler Amtskollege Armin Müller bläst ins gleiche
Horn: «Wir brauchen dieses Projekt und
wären wirklich froh, wenn Sawiris hier
investieren würde.» Beide versprechen
sich von den Plänen des ägyptischen
Investors einen Aufschwung – für den
ganzen Kanton Uri.
Widerstand kommt anfänglich vor
allem aus Kreisen der Landwirtschaft.
Denn die Armee-Parzellen reichen nicht,
Sawiris braucht auch Land, das von
Bund erteilt grünes Licht
Das Problem: Sawiris will genau dort
bauen, wo die Armee ihren Waffenplatz
hat. Jetzt nutzt der ehemalige Berufsoffizier Dittli sein Armee-Netzwerk. Er
kann im August 2005 beim damaligen
VBS-Vorsteher, Bundesrat Samuel
Schmid, vorsprechen. Bereits im September lässt er die Urner Regierung
wissen, dass der Bund grundsätzlich
bereit sei, den Waffenplatz abzutreten.
Der Kanton Uri setzt im Januar 2006 auf
kantonaler Ebene eine besondere Projektorganisation und zusätzlich ein Projektteam ein. Dieses hat den Auftrag,
das Richtplanverfahren und sämtliche
weiteren planungsrechtlichen Verfahren
auf kantonaler Ebene vorzubereiten und
durchzuführen sowie die Bauherrschaft
und die Standortgemeinde bis zum Abschluss des Projekts fachlich zu unterstützen. Dafür spricht der Urner Landrat im März 2006 einstimmig einen
«Andermatt strahlt
heute in neuer
Pracht.»
H e i D i Z ’ g r Ag g e n , U r n e r
J U St i Z D i r e Kto r i n
Urschner Bauern bewirtschaftet wird.
Der Regierungsrat beauftragt Volkswirtschaftsdirektor Isidor Baumann und das
Amt für Landwirtschaft, den betroffenen
Bauern bei ihren Landerwerbsverhandlungen mit dem Investor die erforderliche Beratung zu leisten. Mit Erfolg. Im
Juni 2008 ist der Landerwerb abgeschlossen.
Zu den grundsätzlichen Gegnern der
ersten Stunde gehört Dorfarzt Andreas
von Schulthess: In Leserbriefen erzürnt
er sich über die «Profitgier» des Investors, oder er bemängelt Sawiris’ «zynisches Verhalten» gegenüber den Bauern.
Schulthess malt ein düsteres Zukunftsbild. Er sieht «eine skrupellose Zerstörung Andermatts» kommen.
Alter Glanz kehrt zurück
Die Urner Justizdirektorin Heidi
Z’graggen hat das Projekt von Anfang
an federführend mitbegleitet. «Das Tourismusprojekt und die Erneuerung der
Skianlagen sind von vitaler Bedeutung
für den gesamten Gotthardraum und
den Kanton Uri», betonte sie von Anfang
an. Ihr Fazit nach acht Jahren fällt äusserst positiv aus: «Das Projekt hat bereits
ausserordentlich positive volkswirtschaftliche Effekte und neue Arbeitsplätze erwirkt. Auch haben Private im
positiven Sog des Projekts Investitionen
im Urserntal und im Urner Oberland
erbracht, die ohne das Projekt wohl
kaum verwirklicht worden wären. Andermatt strahlt heute in neuer Pracht.
Behörden, Bevölkerung und Bauherrschaft dürfen stolz sein auf Uri und das
Erreichte.» Mit der «Chedi»-Eröffnung
schliesse Andermatt wieder an die Zeit
der Luxushotellerie des 19. Jahrhunderts
an. Der volkswirtschaftliche Nutzen auf
Einkommen, Beschäftigung und (über-)
regionale Wertschöpfung werde weiter
wachsen. Als grosse Herausforderung
sieht Z’graggen die Umfeldentwicklung.
«Es geht um die Frage, wie diese Entwicklungen beispielsweise auf den Wohnungsmarkt und die Umwelt gesteuert
werden können, sodass sie zum Nutzen
der Bevölkerung und auf die Umgebung
und Umwelt sein werden.»
Und was würde sie heute anders machen? «Mit frühzeitigem Erkennen von
allfälligen Schwierigkeiten oder Widerständen, also mit einer Art Frühwarnsystem, hätten einige Herausforderungen vielleicht früher angegangen werden
können.» Die Bedeutung der frühzeitigen, transparenten und dauernden
Kommunikation könne man nie hoch
genug einschätzen. «In einem so grossen
Projekt sind aber auch die historische
Gunst der Stunde und eine Portion
Glück nicht zu unterschätzen. All das
kann man aber nicht planen.»
Die Chronologie
" Dezember 2005: Sawiris informiert die Bevölkerung in der Mehrzweckhalle Andermatt über das geplante touristische Grossprojekt.
" August 2006: Das VBS ist bereit,
der Korporation Ursern 735 000 m2
Land für 10 Mio. Franken zu veräussern. Die Korporation kauft im
Auftrag von Sawiris und wird dem
Investor die Grundstücke der Armee
zum gleichen Preis weiterverkaufen.
" September 2006: Der Bundesrat
befreit Orascom von der Bewilligungspflicht gemäss Lex Koller.
" Januar 2007: Der Bundesrat genehmigt die Richtplananpassung
Urserntal.
" Mai 2007: Die Urner Regierung
genehmigt die Teilzonenpläne Tourismusresort der Gemeinden Andermatt und Hospental.
" Juni 2008: Nach teilweise zähen
Verhandlungen mit den Landwirten
ist der Landerwerb für das Tourismusresort abgeschlossen.
" Dezember 2008: Die Regierung
genehmigt die Quartiergestaltungspläne zum Tourismusresort.
" Juni 2009: Die Baukommission
Andermatt erteilt die Baubewilligung
für das Podium und den 18-LochGolfplatz.
" August 2010: Sawiris nimmt die
Grundsteinlegung für den Bau des
Hotels The Chedi Andermatt vor.
" November 2012: Das Uvek genehmigt die Richtplananpassung für
die Skiinfrastrukturanlagen Urserntal–Oberalp.
" Juni 2013: Uri und Graubünden
erklären, dass sie sich zusammen
mit dem Bund an der Förderung
der Skiarena Andermatt–Gemsstock–
Oberalp–Sedrun mit total 48 Millionen Franken beteiligen.
" Juni 2013: Die Urner Regierung
genehmigt die Teilzonenplanung
Skiinfrastrukturen Andermatt.
" Dezember 2013: Das Hotel The
Chedi Andermatt wird eröffnet.
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Das in den Schweizer Alpen bislang
einmalige Projekt zeichnet sich
durch zeitgenössisches, asiatisch
inspiriertes Design des belgischen
Stararchitekten Jean-Michel Gathy
aus.
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Durch die perfekte verkehrstechnische Anbindung bietet sich Andermatt für nationale und internationale
Käufer an.
Zwei gesetzliche Ausnahmeregelungen machen das Projekt für Investoren
interessant: die Befreiung von der Lex
Koller erlaubt den An- und Verkauf
auch für Nicht-Schweizer, die von der
Zweitwohnungsinitiative schränkt
den Anteil an Ferienimmobilien der
The Chedi Residences Andermatt
grundsätzlich nicht ein.
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Freitag, 29. November 2013 / Nr. 276
Neue Luzerner Zeitung Neue Urner Zeitung Neue Schwyzer Zeitung Neue Obwaldner Zeitung Neue Nidwaldner Zeitung Neue Zuger Zeitung
Dossier
49
oben links: Carina Jörg, Kauffrau. oben rechts: Heidi Danioth, Kioskbetreiberin. Unten links: Andreas von Schulthess, Arzt. Unten rechts: Max Simmen, Schreiner.
Bilder Manuela Jans
«Wir haben den Lotto-Sechser geholt»
Bewohner Euphorie, Angst, Zuversicht? Eine
Woche vor Eröffnung des «Chedi» zeigt sich: Profitiert haben die Andermatter in jedem Fall. Und sie
wissen genau, wem sie das zu verdanken haben.
SimonE HinnEn
[email protected]
Andermatt am vergangenen Dienstag,
der Wind fegt über die Dächer, das
Thermometer zeigt Minusgrade. Wer
kann, bleibt an der Wärme. Für einen
solch unwirtlichen Morgen sind unverhältnismässig viele Passanten auf der
Strasse. Bei den allermeisten handelt es
sich um Bauarbeiter, die kurz vor dem
Mittag zielstrebig auf Restaurants zusteuern. Stark frequentiert sind auch die
schneebedeckten Strassen. Ein Grossteil
der Fahrzeuge gehört Handwerkern.
Man grüsst sich aus dem Auto. Viele
scheinen sich zu kennen.
Das also ist Andermatt kurz vor der
Eröffnung des Fünfsternehotels Chedi.
Es herrscht Betriebsamkeit – auch vor
dem Luxushotel, wo weisse Zelte den
Blick auf den Eingang verhüllen.
«Junge haben Perspektiven»
Auch Carina Jörg (19) stapft raschen
Schrittes durch den Schnee. Die Kauffrau hat nur positive Worte für den
ägyptischen Investor Samih Sawiris.
«Endlich geht etwas im Dorf», sagt sie.
Carina Jörg ist eine der wenigen, die
sich eine Lehrstelle in Andermatt ergattern konnten. Ein Grossteil ihrer
Kollegen arbeite unten im Tal und
komme nur fürs Wochenende nach
Hause. Mit der Eröffnung des «Chedi»
und all der anderen Projekte werde
langfristig in die Zukunft Andermatts
investiert. «Plötzlich haben auch wir
Junge wieder Perspektiven», sagt sie und
erzählt, dass sie einige im Freundeskreis
habe, die dank dem ägyptischen Investor in Andermatt eine Stelle gefunden
hätten. Auch ihre Eltern haben profitiert.
Die beiden führen ein Restaurant – und
«haben dieses seit dem Baustart des
‹Chedi› gut gefüllt».
Nicht alle im Dorf mit 1400 Einwohnern geben so bereitwillig Auskunft wie
Carina Jörg. Viele winken ab, sobald die
Rede auf das «Chedi» kommt. Wieso das
so ist, darüber lässt sich nur mutmassen.
Ist die Euphorie etwa doch nicht so
gross, wie gemeinhin gesagt wird? Oder
haben die Andermatter schlichtweg die
Medienvertreter satt?
Das war zwingend nötig
Einer, der nur anonym reden will, ist
ein älterer Herr, der sagt: Andermatt
habe diese Grossinvestition zwingend
nötig. Die Gemeinde sei am Serbeln
gewesen, die Zukunftsperspektiven
schlecht, beinahe so wie damals, als der
Gotthard-Eisenbahntunnel anno 1882
den Andermattern einen Teil ihres Broterwerbs nahm. Dies, weil der Reiseverkehr in den Süden mit Pferd und Wagen
abrupt wegbrach. Nicht wenige Andermatter mussten sich damals anderswo
nach einer Arbeit umsehen. Zum Glück
kam später bei reichen Engländern das
Reisen in die Schweiz in Mode; entsprechend profitierte die Gemeinde von
ihrer ruhigen und doch gut erreichbaren
Lage. Ab 1886 baute das Schweizer
Militär den Gotthard zur Festung aus.
Soldaten füllten abends die Gaststätten,
die Wirte lebten gut. Inzwischen haben
sich diese ebenfalls grossmehrheitlich
aus Andermatt zurückgezogen. «Heute
gibt es nicht einmal mehr eine RS», sagt
der ältere Herr. Und nun ist Samih
Sawiris da. «Gott sei Dank», sagt er.
Dankbar scheint ein Grossteil der
Bevölkerung zu sein. So auch Heidi
Danioth (64), die gemeinsam mit ihrem
Mann den Kioskbetrieb Bazar Danioth
betreibt. Sie hat glänzende Augen, wenn
sie vom ägyptischen Investor spricht.
Auf der Ladentheke fällt eine auf schwarzem Papier in Gold gedruckte Einladung
auf. Samih Sawiris lädt die Bevölkerung
zur Eröffnung des «Chedi» ein – eine
Woche vor dem offiziellen Eröffnungstermin. «Das ist typisch für ihn», sagt
Heidi Danioth. «Mit dieser Einladung
will er uns dafür danke sagen, dass wir
zu ihm gehalten haben.» Sawiris habe
stets sein Wort gehalten, sagt sie. Jeder
in Andermatt habe in irgendeiner Weise von seinem Grossprojekt profitiert
und werde dies auch in Zukunft tun.
Ausschliesslich lobende Worte findet
auch Max Simmen (50), der in Andermatt die Dorfschreinerei führt. «Ich
konnte aufgrund der tollen Auftragssituation zusätzliche Mitarbeiter einstellen und Lehrstellen schaffen», sagt
der umtriebige Handwerker. Grossteils
sei dies Sawiris zu verdanken. «Sein
Engagement in Andermatt ist, als hätten
wir den Lotto-Sechser geholt. Wir Urschner glauben wieder an die Zukunft, und
darum wird im Tal investiert.»
«ein eindringling»
Ganz anders sieht das Dorfarzt Andreas von Schulthess. Der gebürtige Zürcher lebt seit mehreren Jahrzehnten
gemeinsam mit seiner Frau in Andermatt. Wirklich wohl habe er sich in
Andermatt nie gefühlt, sagt er. Er sei
stets ein bisschen ein Fremder geblieben. Nun kehrt er dem Dorf im kommenden Jahr den Rücken. Von Schulthess (65) zieht mit seiner Frau ins
bündnerische Calancatal, wo er einen
zweiten Wohnsitz hat. Sawiris betrachtet
er als Eindringling, der das Dorf entfremde. Darüber reden mag er nicht
mehr. Zu oft war er schon in der Zeitung,
ganz zum Leidwesen seiner Frau, die
findet, ihr Mann exponiere sich zu sehr.
Von Schulthess gehört zu den wenigen
bekannten Skeptikern im Dorf. «Die
allermeisten getrauen sich gar nicht,
sich negativ zu äussern», sagt er und
möchte lieber auf das Notspital in
Andermatt zu sprechen kommen, das
voraussichtlich 2015 schliessen wird.
Etwas, das er als Katastrophe betrachtet.
«Tendenziell werden sich künftig mehr
Skigäste auf den Pisten befinden, entsprechend werden Skiunfälle zunehmen.
Wie soll die Betreuung der Verunfallten
ausreichend sichergestellt sein, wenn
wir auf das Notspital verzichten müssen?», fragt er und bedauert seinen
Nachfolger. Dieser heisst Michael
Schmid, kommt aus Zürich und arbeitet
derzeit im Permanence Medical Center
Luzern. Michael Schmid sagt: «Es muss
dringend eine Notlösung gefunden werden bis zur Fertigstellung des Gesundheitszentrums, das voraussichtlich Ende
2015 betriebsbereit sein wird.»
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kontingentiert, «es het solang‘s het»
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Viersterne-Hotels
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und Ermässigungen in Museen und Restaurants
• ein SBB-Change-Gutschein im Wert von 10 Euro
je gebuchtes Zimmer
• ausführliche Reiseunterlagen inkl. Reisehandbuch
Preise pro Person
mit AboPass, Basis Doppelzimmer:
Hotel Sanpi Mailand****
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Freitag, 29. November 2013 / Nr. 276
Dossier
Neue Luzerner Zeitung Neue Urner Zeitung Neue Schwyzer Zeitung Neue Obwaldner Zeitung Neue Nidwaldner Zeitung Neue Zuger Zeitung
51
Per Buckelpiste zum Schneeparadies
Grafik Skigebiet Andermatt
Gemsstock
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Chastelhorn
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St.-Gotthard-Pass
2091 m
Schijenstock Schneehüener2888 m
stock, 2773 m
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Geissberg
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2015 m
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Fels
Gurschen
2212 m
Andermatt
1444 m
bestehende Skilifte
bewilligte Skilift-Projekte
Matterhorn-Gotthard-Bahn
Quelle: A. Rohweder / Grafik: Janina Noser
Skigebiet Ende 2015 soll das grösste Zentralschweizer
Skigebiet seine Pisten öffnen. Der Weg dahin ist geprägt
von Machtkämpfen und Unsicherheiten.
RobERt KnobEl
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«Nur 1,5 Stunden von Zürich und
Mailand entfernt»: Mit diesem Slogan
will Samih Sawiris seinen Gästen aus
Übersee zeigen, dass sie auch in den
Urner Bergen die Annehmlichkeiten von
Kultur und Shopping nicht zu missen
brauchen. In der Realität müsste man
nach Mailand wohl noch eine Stunde
dazurechnen – oder man bleibt gleich
in Andermatt. Samih Sawiris hat bereits
beim Vorstellen seiner Resort-Pläne klargemacht, wie sich die künftigen Gäste
in Andermatt die Zeit vertreiben sollen:
Golfspielen im Sommer, Skifahren im
Winter. Wie das Andermatter Skigebiet
fit für die Sawiris-Zukunft gemacht werden sollte, war indes lange unklar.
international statt lokal
Klar war zunächst lediglich, dass die
Skigebiete von Andermatt und Sedrun
zusammengeschlossen werden sollten.
Anfänglich war von einem Investitionsvolumen von 200 Millionen Franken die
Rede. Zahlen sollten dies neben Sawiris’
Firma Orascom auch die öffentliche
Hand sowie der schwedische SkigebietsBetreiber Skistar, der in Andermatt einsteigen wollte. 2012 wurde das Projekt
erstmals redimensioniert: Für noch 130
Millionen Franken sollte die neue «Ski-
arena Andermatt-Sedrun» entstehen.
Dazu gehörten 130 Pistenkilometer, 18
Bahnen und 4 Restaurants. Nach zähen
Verhandlungen mit Umweltorganisationen wurde das Projekt nochmals kleiner:
Die Pistenkilometer wurden um 15 und
die Zahl der Bahnen um 4 reduziert.
In einem ersten Schritt sollte Sawiris’
Orascom Holding die Bergbahnen der
beiden Skigebiete übernehmen. Im Juli
2012 gaben die Aktionäre der Andermatt-Gotthard-Sportbahnen sowie der
Sedrun-Bergbahnen grünes Licht für die
Übernahme. Die Firma Skistar blieb am
Projekt beteiligt, allerdings nicht mehr
als Investorin, sondern nur noch als
Betreiberin des künftigen Skigebiets. Mit
den Schweden hatte der «Sonderfall
Andermatt» jedenfalls die Skipisten erreicht: Während herkömmliche Schweizer Skigebiete in den Händen von einheimischen Aktiengesellschaften oder
Korporationen liegen, setzt Sawiris auch
hier auf eine internationale Ausrichtung.
köpferollen und Machtwechsel
Dass dies nicht ohne Misstöne vonstatten gehen konnte, ist klar. Nach der
Übernahme trat der gesamte Verwaltungsrat der Andermatt-Gotthard-Sportbahnen (AGS) zurück – unter ihnen
auch Verwaltungsratspräsident Franz
Steinegger. Er machte dem Schweden
Bo Halvardsson Platz. Der technische
Direktor von Skistar wurde nicht nur in
Andermatt, sondern auch in Sedrun als
Verwaltungsratspräsident eingesetzt.
Dieses Amt wird zudem künftig nicht
mehr von der Generalversammlung,
sondern vom Verwaltungsrat selber bestimmt. Die Differenzen zwischen dem
alten Verwaltungsrat und den Interessen
von Orascom und Skistar waren zahlreich. So plädierte Steinegger stets für
ein etappenweises Vorgehen, bei dem
zuerst die bestehenden Anlagen erneuert, bevor neue gebaut werden. Dies,
damit die ersten Gäste des neuen Hotels
«nur 1,5 Stunden von
Zürich und Mailand
entfernt.»
W E R b E t E x t f ü R DAS
f E R i E n R E S o Rt A n D E R M Att
Chedi zumindest schon einen Vorgeschmack auf das neue Skigebiet erhalten.
Jetzt, kurz vor Eröffnung des Hotels, ist
aber noch keine einzige Schraube der
insgesamt 14 neuen Bahnen und Lifte
montiert. Das erste Projekt der neuen
Skiarena, die Sesselbahn Oberalp–
Piz Calmut, kann statt wie vorgesehen
Ende 2013 frühestens im nächsten Frühling gebaut werden. Grund: Die Konzession des Bundes steht noch aus.
Anspruchsvoller als gedacht gestaltet
sich auch die Projektierung der neuen
Gondelbahn von Andermatt Richtung
Nätschen-Gütsch. Die Bahn soll die
Skifahrer direkt vom Andermatter Bahnhof ins Skigebiet bringen. Um wieder
zur Talstation zurückfahren zu können,
müssen die Wintersportler die Hauptstrasse und die Bahnlinie queren – vermutlich in einem Tunnel, der noch
gebaut werden muss. Steineggers Vorschlag wäre gewesen, die Talstation
einfach 100 Meter vom Bahnhof entfernt,
auf der anderen Strassenseite, zu bauen.
kritik wegen schwarzer Piste
Überhaupt kann Franz Steinegger
nicht verstehen, weshalb der Zusammenschluss der Skigebiete Andermatt
und Sedrun derart forciert wird. «Die
Verbindung nach Sedrun ist teilweise
schwarze Piste. Diese können nur geübte Skifahrer und wohl eine Minderheit
der Resort-Gäste überhaupt benutzen.»
Dabei hätte Andermatt mit dem Gemsstock bereits heute ein Aushängeschild
für geübte Skifahrer. «Doch am Gemsstock wird nur zurückhaltend investiert»,
sagt Franz Steinegger. Auch werde in
Andermatt zunehmend der einseitige
Einfluss von Sedrun beim Betrieb der
Skianlagen und beim Projekt moniert.
Unterschiedliche Ansichten über die
Vorgehensweise sind aber nicht die einzigen Hindernisse auf dem Weg zu
einem neuen Gross-Skigebiet. Auch die
Firma Skistar, welche heute Skigebiete
in Schweden und Norwegen betreibt,
gibt sich sehr zögerlich gegenüber einer
Expansion in die Schweizer Alpen. Dass
Skistar die neue Skiarena betreiben wird,
steht inzwischen zwar fest. Ob sich die
Firma auch finanziell beteiligen wird,
lässt sie aber offen. Skistar will erst dann
über ein finanzielles Engagement entscheiden, wenn die erste Baubewilligung
vorliegt. In Schweden, so befand ein
launischer Bo Halvardsson einmal
gegenüber unserer Zeitung, erhalte man
eine Bewilligung dreimal schneller. Tatsächlich zeigte sich das Bundesamt für
Verkehr (BAV) etwas überfordert angesichts der Dimensionen des Projekts.
Wie kompliziert die Abläufe auch bei
Skistar selber sind, zeigt sich am Beispiel
unserer Interviewanfrage für diesen Artikel. Die Fragen wurden am Montag
schriftlich eingereicht, nahmen den Weg
über alle Instanzen bis in die schwedische Konzernzentrale. Gestern dann der
Bescheid: Eine Antwort sei innert gewünschter Frist nicht möglich.
Sawiris hält geldbeutel griffbereit
Sollte sich Skistar weiter zieren und
von einem finanziellen Engagement
absehen, hält Samih Sawiris seinen
Geldbeutel griffbereit: «20 bis 30 Millionen» könnte er für diesen Fall lockermachen, sagte der ägyptische Investor
im vergangenen Oktober. Läuft ab jetzt
alles nach Plan, kann das neue Skigebiet
im kommenden Winter teilweise eröffnet werden – rechtzeitig auf die Fertigstellung der Ferienwohnungen im Resort. Im Dezember 2015 soll das grösste Zentralschweizer Skigebiet vollständig
realisiert sein – genau zehn Jahre, nachdem die Andermatter den Namen Sawiris zum ersten Mal hörten.
Teurere Wohnungen in Andermatt – Hospental profitiert
UrSerntal Alles blickt nach dem Golfplatz handelte, der 2016 offiziell eröffnet wird, oder ob es um besAndermatt. Doch was ist mit
sere Anbindungen von Hospental an
Hospental und Realp? Gehören Andermatt im Winter für die Skigäste
ging: Hospental gehörte selten zu den
die beiden Gemeinden zu den Gewinnern.
Verlierern im tal?
Die bevölkerung wächst wieder
Es muss wie ein Schlag ins Gesicht
der Hospentaler gewesen sein. Quasi
aus den Zeitungen mussten sie im vergangenen Januar vernehmen, dass das
im Jahr 2008 stillgelegte Winterhorn
oberhalb von Hospental unter Landschaftsschutz gestellt wird. Obschon
keine der verhandelnden Parteien von
einem Gegengeschäft reden wollte, zogen die Umweltverbände und der SAC
im Gegenzug ihre Beschwerden gegen
das Skigebiet Urserntal-Oberalp-Sedrun
zurück.
Es war nicht das erste Mal, dass sich
Hospental im Zuge des Grossprojektes
rund um den ägyptischen Investor Samih Sawiris etwas gar stiefmütterlich
behandelt fühlte. Egal, ob es sich um
Verhandlungen im Zusammenhang mit
Die Gemeinde zählt heute 220 Personen, das sind mehr als noch vor kurzem.
Trotzdem macht man sich Gedanken
über die Zukunft. Jetzt umso mehr, als
in der Nachbargemeinde mit der ganz
grossen Kelle angerührt wird.
Seit einem Jahr ist der 43-jährige
Andreas Schmid Gemeindepräsident
von Hospental. Seither scheint Hospental aus seinem Dornröschenschlaf aufzuwachen. Dazu beitragen dürfte unter
anderem der Umstand, dass Hospental
Zuwachs aus Andermatt erhält. «Wir
haben zunehmend mehr Anfragen von
Familien, die nach geeignetem Wohnraum suchen», sagt Schmid. Der Grund:
Im Zuge des Grossprojektes rund um
Samih Sawiris stiegen in den Jahren
2010 bis 2012 die Preise für Eigentumswohnungen in Andermatt. Seither stagnieren sie laut dem Immobilien-
Beratungsunternehmen Wüest & Partner
auf einem für den Kanton Uri «verhältnismässig hohen Niveau». Dies wirkt
sich auch auf die Mietpreise aus. «Vor
allem Familien können sich die teureren
Wohnungen teils nicht mehr leisten»,
sagt Andreas Schmid.
Die Gemeinde Hospental nimmt die
Familien gerne auf. Leere Wohnungen
hat es derzeit (noch) genug. Und eine
grössere Dorfbevölkerung hat diverse
Vorteile. Politische Ämter lassen sich
einfacher besetzen. Willkommen sind
auch die Steuern, die Zuzüger ausrichten müssen. Und nicht zuletzt kann –
sobald wieder mehr Kinder im Dorf
sind – der Schulbetrieb im Dorf aufrechterhalten werden. Derzeit sieht es ganz
danach aus, als müsste die Schule geschlossen werden. Neun Kinder besuchen aktuell die Primarschule in Hospental. Ab kommendem Schuljahr sind
es drei weniger, weil diese nach Andermatt an die Oberstufe gehen werden.
Wasser als Zünglein an der Waage
Andreas Schmid ist ein umtriebiger
Gemeindepräsident. Der Vater von zwei
Kindern und Betreiber eines Restaurants
in Hospental gibt sich kämpferisch,
wenn es um die Zukunft seiner Gemeinde geht. Im kommenden Jahr stehen gleich mehrere Verhandlungen an,
bei denen Hospental plötzlich das Zünglein an der Waage spielen könnte. Unter
anderem geht es um Andermatts Wasserreserven. Noch sind diese genügend
gross. Werden sämtliche Projekte realisiert, die angedacht sind, dürfte Andermatt jedoch in naher Zukunft auch auf
Wasser aus Hospental angewiesen sein.
«Wir bieten in jedem Fall Hand, um das
Grossprojekt in Andermatt voranzubringen und nicht zu gefährden», sagt
Andreas Schmid. «Doch Hospental
kommt in Bezug auf das Wasser sicher
an erster Stelle», fügt er an.
Die Hospentaler haben gelernt; sie
werden sich bei künftigen Verhandlungen geschickter einbringen und allenfalls Forderungen stellen: sei es, wenn
es um eine bessere Skibus-Verbindung
nach Andermatt geht oder aber um eine
Tunnelgalerie zwischen Hospental und
Realp, die im Winter die Zufahrt nach
Andermatt sichern soll. Eine solche
wurde kürzlich vom Kantonsrat abgelehnt. Doch geschlagen geben will man
Realp hat investiert
WohnUngen sh. Realp verzeichnet seit Jahren wieder Bevölkerungszuwachs. Die aktuelle Bevölkerungszahl stieg um rund ein Dutzend auf
153 an. Grund für den Zuwachs sind
die neu erstellen 42 Wohnungen in
unmittelbarer Nähe zum Bahnhof.
Grossmehrheitlich sind diese im
Eigentum erworben worden. Bei der
Käuferschaft handelt es sich um
einen Mix zwischen Personen aus
dem Urserntal, aber auch vom Urner
Talboden, aus der übrigen Schweiz
und aus dem Ausland. Ein Teil der
Wohnungen wird als Ferienwohnungen genutzt, andere werden laut
Gemeindeschreiber Karl Cathry das
ganze Jahr bewohnt.
sich deshalb noch lange nicht. Genauso
wenig, was das Winterhorn anbelangt.
Auch dort sei das letzte Wort noch nicht
gesprochen, sagt Schmid.
SiMonE HinnEn
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