Abtauchen - blickfein.com by christian schlamann
Transcrição
Abtauchen - blickfein.com by christian schlamann
BESSER FOTOGRAFIEREN // Unterwasserfotografie Abtauchen – Fotografieren unter Wasser Die Unterwasserfotografie ist eine ganz spezielle Art der Fotografie. Denn unter Wasser regieren völlig andere Foto-Regeln als an Land. Lesen Sie hier die besten Tipps, um das schönste Farbenspiel und gestochen scharfe Aufnahmen zu erhalten. 66 © Christian Schlamann 67 BESSER FOTOGRAFIEREN // Unterwasserfotografie VON DRAGANA MIMIĆ D as erste wage Interesse an der Unterwasserfotografie wird meistens durch eine Fernreise in tropische Gefilde geweckt. Die vielumschwärmte Unterwasserwelt wartet nur darauf, fotografisch von Ihnen festgehalten zu werden. Dabei zählt das Abtauchen in diese Parallelwelt zu den ganz großen Abenteuern im Leben. Wer zumindest schon einmal schnorcheln war, egal ob im Roten Meer oder der Karibik, weiß, worüber wir sprechen. Stellen Sie sich vor, Sie gleiten in 29 Grad warmes Wasser und gehen eine Symbiose mit der Welt unter dem Meeresspiegel ein. Sie werden Teil dieser entspannten Stille und die Meeresbewohner scheinen im Schneckentempo völlig losgelöst an Ihnen vorbei zu schweben. Doch möchte © Stefan Horvath 68 man diese Idylle fotografieren, sieht man sich plötzlich mit einigen Problemen konfrontiert. Die Fotos zeigen einfach nicht die natürliche Schönheit der Fische, das kunterbunte Farbenspiel der Korallen oder das Glitzern der Sonnenstrahlen auf dem Meeresgrund. Doch warum ist das so? Ganz einfach: Unter Wasser herrschen andere physikalische Gesetzmäßigkeiten in Sachen Lichtbrechung und dergleichen als über Wasser. Um Ihnen den Einstieg in die Unterwasserfotografie zu ebnen, geben wir Ihnen wichtige Tipps mit auf den ersten Foto-Tauchgang – Erfolgserlebnis garantiert. Und um eine Orientierung zu erhalten, welche Kamera die persönlichen Zielsetzungen erfüllt, stellen wir unterschiedliche Kameramodelle vor, die Sie für die Fotografie unter Wasser brauchen. Blubb, blubb, blubb… Kameras, die baden gehen Kameras sind mittlerweile ständige Begleiter, selbst in den außergewöhnlichsten Lebenslagen. So auch beim Tauchen in 30 Metern Tiefe oder mehr. Die Hersteller bieten von der Kompakten über Spiegellose bis hin zu DSLRs mitsamt speziellem Zubehör eine ganze Palette an unterschiedlichen, für die Unterwasserfotografie geeigneten Systemen an. Doch welche Kamera die richtige ist, hängt von den persönlichen fotografischen Zielen ab. Für Erlebnisaufnahmen beim Schnorcheln oder Tauchen von etwa fünf bis zehn Metern Tiefe, beziehungsweise für das Hineinschnuppern in die Unterwasserfotografie, reichen wasserdichte Kompakte, die sogenannten Outdoor-Kameras, zuerst einmal vollkommen aus. Dabei bietet die neueste Generation dieser Kameras bereits im moderaten Preisniveau eine gute Abbildungsleistung. Ausgestattet mit optischem Zoom vom Weitwinkel- bis zum Telebereich und speziellen Unterwasser-Modi steht dem Fotografen bereits eine Fülle an Optionen zur Verfügung. Je nach Modell und Ausstattung lassen sich wichtige Einstellungen wie Blende oder Belichtungszeit manuell einstellen. Achten Sie darauf, dass die „EdelKompakte“ dann auch unbedingt im RAW-Format fotografieren kann. Wer unter Wasser seiner Kreativität freien Lauf lassen und herumexperimentieren möchte, der wird mit so einem Modell definitiv länger Spaß haben. Für optimale Bildergebnisse sollten Sie, da externe Blitzgeräte nicht anzuschließen sind, auf sehr gute bis ideale Foto-Bedingungen mit viel Lichteinfall, klarem und ruhigem Wasser sowie geringer Tauchtiefe von bis zu vier Metern achten. Outdoor-Kameras sind extrem widerstandsfähig, vertragen Minusgrade und überstehen den Fall aus ein bis zwei Metern Höhe auf Steinboden © Stefan Horvath klaglos. Sie sind also auch für die ersten Fotoversuche Ihrer Kinder geeignet. Ausgestattet mit Tiefenmesser, speziellem Zubehör wie Blitzgeräten GPS und Höhenmeter sind es außerund Lampensystemen an. Die Anbiedem wahre Survival-Fotogeräte für ter bestücken ihre Kameras mit zualle Fälle. Die Kameras kann man mit sätzlichen Unterwasser-Programmen einem zusätzlichen Gehäuse weiter wie „Schnorcheln“, „Tauchen“ oder upgraden und so auch auf „Externer Blitz“, sind aber ebenso Tauchgängen von bis zu 40 auch über Wasser zu nutMeter Tiefe nutzen. Am zen. Außerdem wird die Ende des Artikels stellen Konstruktion für eine beswir Ihnen drei Vertreter sere Bedienung unter Wasdieser Kameragruppe, die ser so einfach wie möglich Sony TX30, FUJIFILM Figehalten. Mit Amphibienka© Panasonic nePix XP 70 und Panasonic meras wie etwa der Reefmaster Lumix DMC-FT5, im Kurzporträt von Sealife kann bis zu 60 Metern vor. ohne zusätzliches Gehäuse getaucht werden. Aller© Fujifilm dings können diese ModelFür Einsteiger… le mit einer Auflösung von … eignen sich aber auch die etwa 10 Millionen Pixeln sogenannten Amphibienkanicht an die Bildqualität meras. Diese Kameras sind der meisten Kompakten, geschlossene Systeme mit geschweige denn an Sysfest verbundenem Unterwastem- oder Spiegelreflexkameras sergehäuse. So haben sich heranreichen. Die Preise belaufen Marken wie etwa Sea & Sea (www. sich je nach Ausstattung um die 250 seaandsea.com) und Sealife (www. Euro. Kleiner Tipp: Schauen Sie sich subgear.de) ganz konkret auf das Foauch in Foren und im tografieren unter Wasser Kleinanzeigenmarkt von spezialisiert. Sie bieten Tauchzeitschriften um. auch komplette Sets besteHier werden oft Unterhend aus Kamera und Unwasserkameras zu günsterwassergehäuse sowie tigen Preisen angeboten. SÄUBERUNG UND PFLEGE Legen Sie das Kameragehäuse und insbesondere auch die Outdoor-Kamera sofort nach dem Einsatz in Salzwasser für einen halbe Stunde in ein Süßwasserbad, um die Salzrückstände aufzulösen. Denn es dürfen sich beim Trocknen keine Salzkristalle bilden, die sonst mit der Zeit die einzelnen Rädchen und Funktionstasten blockieren könnten. Bevor Sie das Gehäuse aus dem Bad nehmen, drücken Sie jede Taste mehrmals. Trocknen Sie dann das Gehäuse gut ab und entnehmen Sie die Kamera. Als Nächstes sollten Sie die Dichtungsringe herausnehmen und säubern. Wischen Sie mit einem fusselfreien Tuch die Nut aus. Auf einem Bootsausflug sollten Sie unbedingt genügend Leitungswasser mitnehmen, um das Kameragehäuse zumindest gut abspülen zu können. Wickeln Sie die Kamera in ein mit Leitungswasser getränktes Tuch ein. Das Gehäuse muss bis zur endgültigen Reinigung unbedingt immer feucht bleiben, damit sich keine Salzkristalle bilden können. Systemkameras auf dem Vormarsch Systemkameras feiern im Bereich der Unterwasserfotografie gerade einen Triumpf über Spiegelreflexkameras. Das liegt vor allem an der kompakteren Form, wodurch Unterwassergehäuse nicht so voluminös ausfallen. Eine Sonderrolle in diesem Segment © Sony 69 BESSER FOTOGRAFIEREN // Unterwasserfotografie nimmt die Nikon 1 AW1 ein. Diese Systemkamera ist nämlich die weltweit erste und bislang einzige UnterwasserKamera mit Wechselobjektiven. Will heißen, die AW1 benötigt bis zu 15 Meter Tauchtiefe kein zusätzliches Unterwassergehäuse. Diese Kamera könnte zum Geheimtipp unter den Unterwasserfotografen avancieren, allerdings ist sie so neu, dass wir bislang noch keinen ausführlichen Test durchführen konnten – aber wir bleiben dran. Ein Kurzporträt lesen Sie auf Seite 76. © Nikon Unterwassergehäuse für Ihre Digitalkamera Eine von engagierten Unterwasserfotografen gern genutzte Variante sind spezielle Unterwassergehäuse für die bereits vorhandenen Kameras. Hier gibt es zwei empfehlenswerte und interessante Angebote auf dem Markt. Erstens die massiven Unterwassergehäuse aus stabilem Kunststoff, die in erster Linie die Vollprofis ansprechen. Denn das Gehäuse kostet schnell mal das Doppelte der Kamera selbst. Für ein Gehäuse zur Nikon D800 legen Sie beispielsweise gerne je nach Anbieter bis zu 3.000 Euro auf den Ladentisch. Dieser Preis ist zum einen auf die relativ geringe Stückzahl und zum anderen auf die aufwändige und damit kostspielige Produktion der mechanischen Wunderwerke zurückzuführen. Da lohnt sich die Anschaffung erst, wenn man sehr regelmäßig und auf professionellem Niveau unter Wasser shootet. Auf www.uw-fotopartner.de finden Sie unter anderem eine ausführliche Übersicht zu erhältlichen Gehäusen und Accessoires. Besitzer einer Olympus OM-D E-M1 sind da fein raus. Olympus bietet mit dem Profi-Unterwassergehäuse PT-EP11 für knapp 1.200 Euro selbst eine Lösung an. Anscheinend hat der Hersteller ein Herz für die Unterwasserfotografie, denn auch für viele weitere Modelle offeriert er individuelle Tauchgehäuse. © ccccccccc © Nauticam © Olympus Machen Sie allerdings erste Schritte in der Unterwasserfotografie, sollten Sie sich die zweite Variante genauer anschauen. Eine 70 VERWENDUNG EINES UNTERWASSERGEHÄUSES Bevor Sie mitsamt Kamera ins kühle Nass springen, sollten Sie, wie auch vor jeder Foto-Tour an Land, den Akku und die Kapazität der Speicherkarte überprüfen. Fetten Sie außerdem den Dichtungsring des Kameragehäuses unbedingt ein (nicht vor jedem Tauchgang nötig) und überprüfen Sie die Dichtungsringe auf Verunreinigungen. Das ist besonders wichtig. Denn selbst ein Haar oder Sandkorn kann bereits dazu führen, dass Wasser in das Gehäuse eindringt. Schließen Sie das Gehäuse zunächst ohne Kamera und legen Sie es einigen Minuten in ein gefülltes Waschbecken oder eine Badewanne, um die Dichtigkeit zu überprüfen. Trocknen Sie das Gehäuse anschließend ab und überprüfen Sie, ob Wasser eingedrungen ist. Sollte beim Öffnen ein Wassertropfen in das Innere des Gehäuses gelangen, wischen Sie es unbedingt trocken, sonst kann es von innen leichter beschlagen. Wenn das Unterwassergehäuse dicht ist, setzen Sie außerdem ein Silikagel-Päckchen in die dafür vorgesehene Aussparung, bevor Sie die Kamera einsetzen und das Gehäuse wieder schließen. weitaus günstigere Alternative sind nämlich Gehäuse aus stabiler Spezialfolie und integrierter Planglasscheibe (damit die optische Qualität nicht leidet), zum Beispiel von ewa-marine. com. Der Hersteller bietet für eine Vielzahl aktueller, aber auch älterer Kameras entsprechende Gehäuse an, die je nach Ausführung bis zu einer Tauchtiefe von 50 Metern absolut dicht sind. Für den in vielen Kameras serienmäßig angebotenen Zusatzblitz ist meist praktischerweise eine Ausbuchtung im Gehäuse eingebaut. Die Preisrange reicht von 45 Euro für Kompaktkameras bis zu 350 Euro für große DSLRs. © ewa-marine Fotografieren unter Wasser geht anders Machen Sie sich darauf gefasst, dass die ersten Unterwasserfotos meist für die Tonne sind. In den meisten Fällen werden Sie nämlich nur die Schwanzflosse auf Ihren Fischbildern oder graue, leblose Unterwasserlandschaften sehen. Kurz: Absolut nicht das, was Sie in Wahrheit gesehen haben oder festhalten möchten. Schuld daran sind die physikalischen Gesetzmäßigkeiten unter Wasser (siehe Zusammenfassung im Infokasten). Zuerst einmal sei gesagt, dass Unterwasseraufnahmen in einem Medium gemacht werden, für das die Fotoausrüstung ursprünglich gar nicht konzipiert wurde. Außerdem verhalten sich Licht und Farben unter Wasser anders als an Land. Erfahrungen in der Landschafts- oder Porträtfotografie helfen da wenig weiter. Unterwasserfotografen kämpfen vor allem um ausreichend Licht und um die natürliche Abbildung des Farbenspiels. Je tiefer Sie tauchen, desto dunkler und farbloser wird es. Dabei ist insbesondere die Farbe Rot ein ausgesprochener Problemfall. Denn diese spektrale Farbe wird bereits nach einem Lichtweg von fünf Metern nahezu komplett ausgelöscht. Daher brauchen Sie, je nach Trübung des Wassers, ab einer Tauchtiefe von etwa vier Metern unbedingt eine zusätzliche Lichtquelle, um die Farbenpracht wieder sichtbar zu machen. Dabei ist eine Tauchlampe nicht so ideal wie ein Aufhellblitz, hilft beim Fokussieren des Motivs und ist immer noch besser als kein zusätzliches Licht. Um Farbe zum Leuchten zu bringen, brauchen Sie ein externes Blitzgerät. Vom kamerainternen Blitz raten wir aber strikt ab. Blitze haben im Wasser nur eine beschränkt effektive Reichweite von etwa einem Meter. Hinzu kommt das interne Blitze aufgrund der Positionierung an der Kamera herumschwirrende Schwebeteilchen in trübem Wasser frontal anleuchten, was das Bild schlicht und ergreifend unbrauchbar macht. Verwenden Sie den internen Blitz deshalb nur in sehr klarem Wasser und um beispielsweise Korallen auszuleuchten. Profis verwenden spezielle Amphibienblitze oder Systemblitze mit Unterwassergehäuse, die © Stefan Horvath 71 BESSER FOTOGRAFIEREN // Unterwasserfotografie © Stefan Horvath © Christian Schlamann 72 eine weit höhere Reichweite besitzen, jedoch auch ziemlich teuer sind. Um Farben besser abbilden zu können, verwenden einige Fotografen spezielle Farbfilter. So können Rotund Orangefilter das rote Farbspektrum je nach Tauchtiefe und Helligkeit auch ohne Blitzen wieder zum Vorschein bringen. Diese Filterscheiben werden mithilfe eines Adapterrings auf dem Gehäuseport befestigt (www.magic-filters.com). Viele Kompaktkameras haben eine sehr kleine Naheinstellgrenze. Manchmal sogar bis ein Zentimeter vor das Objektiv. Diese Möglichkeit sollten Sie nutzen und kleine Motive wie etwa Nacktschnecken fotografieren. Dafür können Sie den MakroModus anwählen, der meist durch eine „Blume“ symbolisiert wird. In der Praxis hat sich ein Motivabstand von zehn Zentimetern zum Frontglas des Unterwassergehäuses als noch beherrschbare minimale Blitzdistanz erwiesen, wenn der interne Kamerablitz doch zum Einsatz kommen sollte. Eng mit der Regel, möglichst nah an das Objekt der Begierde heranzugehen, ist der Grundsatz der Formatfüllung verbunden. Gerade bei weitwinkligen Aufnahmen und bei der Wahl des Zoomausschnitts ist es wichtig, das Bild im Sucher formatfüllend zu gestalten, um die erwünschte Bildwirkung zu erhalten. Besonders wichtig: Licht wird im dichteren Medium Wasser nicht nur stärker absorbiert, sondern auch stärker gebrochen als in der Luft. Diesem Brechungsgesetz unterliegend verlängert sich die Brennweites des Objektivs scheinbar um den Faktor 1,33. Das heißt also, dass ein 100mm-Objektiv scheinbar eine Brennweite von 133mm besitzt und der Blickwinkel entsprechend enger ausfällt. Welche Einstellungen sind die richtigen? Was kann Ihre Kamera, welches Segment haben Sie sich ausgesucht und welche Eingriffe lässt sie zu? Selbstverständlich ist der Vollautomatikmodus die einfachste Art Bilder zu machen, doch für richtig gute Unterwasseraufnahmen ist dieser Modus nicht zu gebrauchen. Wie bereits erwähnt, stehen mit jedem Meter Tauchtiefe immer weniger Licht und Farbkontraste zur Verfügung. Die Kamera würde dementsprechend eine zu lange Belichtungszeit und ei- DIE PHYSIKALISCHEN GRUNDGESETZE UNTER WASSER 1. Extinsion Die Filterwirkung des Wassers wird Extinsion genannt. Dabei werden nicht nur die Farben ausgebleicht, sondern auch die Lichtenergie in Abhängigkeit der Tiefe reduziert. Ein wahrer Problemfall ist dabei die Farbe Rot, die bereits nach einem Lichtweg von fünf Metern nahezu komplett absorbiert wird und bestenfalls als Braunton auf dem Bild erscheint. Deshalb sind tauchende Fotografen so gut wie immer mit einer Lichtquelle in Form einer Lampe oder eines Blitzgerätes unter Wasser zu sehen. 2. Brechungsgesetz Schauen Sie unter Wasser durch eine Tauchermaske, erscheint die Umgebung etwa ein Drittel größer und ein Viertel näher. Diese Wirkung entsteht durch das Planglas und auch Kameras unterliegen diesem Brechungsgesetz. Dadurch verlängert sich die Brennweite eines Objektivs scheinbar um den Faktor 1,33. Aus einem 100mm Objektiv wird dann also eines mit einer Brennweite von 133mm und entsprechend reduziertem Bildwinkel. Die automatische Scharfeinstellung stellt immer auf das scheinbar nähere Motiv ein. Beim Blitzen ist zu berücksichtigen, dass das Licht aber immer den realen geometrischen Weg bis zum Motiv zurücklegt, also ein Viertel oder 25 % weiter als die scheinbare Motiventfernung. Hierdurch kann es zur ungewollten Unterbelichtung kommen. Ein Objekt in ein Meter Entfernung sieht die Kamera so, als ob es sich in 75 cm Entfernung befinden würde. 3. Lichtweg Das Lichtweg-Gesetzt lautet, dass stets der geometrische Weg der Lichtstrahlen vom Ausgangspunkt der Lichtquelle zum Motiv und von dort zur Kameras zu beachten ist. Das Gesetzt ist dabei unabhängig davon, ob Unterwasseraufnahmen mit Tageslicht, Fotoleuchten oder Blitzlicht gemacht werden. Wenn Sie beispielsweise in einem Meter Tiefe ohne Kunstlicht ein in 0,5 Meter Entfernung von Ihnen entferntes Motiv fotografieren, beträgt der Lichtweg 1,5 Meter. Also ein Meter von der Wasseroberfläche zum Motiv und von dort 0,5 Meter zum Bildsensor. Wenn Sonnenlicht in Wasser eindringt, werden seine Spektralfarben mit zunehmender Tiefe absorbiert, wie bereits erwähnt die Rottöne zuerst. Was für die Tiefe gilt, hat auch Gültigkeit in horizontaler Richtung. Die Farbe Rot kann sowohl in einem Meter Tiefe als auch dicht unter der Wasseroberfläche in einem Meter Entfernung nur noch zu 30 % wahrgenommen werden. Farbabsorbtion in Meter • Rot verliert sich nach etwa fünf Metern • Orange ist bis etwa zehn Meter sichtbar • Gelb verschwindet ab etwa 30 Metern • Grün hält sich bis etwa 40 Meter • Blau ist bis zu 50 Meter sichtbar nen zu hohen ISO-Wert anwählen, was zu verrauschten und verwackelten Bildern führt. So gut wie alle Outdoor-Kameras bieten im Szene-Modus mindestens ein Aufnahmeprogramm für Unterwasseraufnahmen an. Die Kamera arbeitet dann meistens im erweiterten Automatikmodus, in dem Belichtungszeit und Blendenwahl nicht individuell angepasst werden können. Wird der Unterwasser-Modus eingestellt, verstärkt die Kamera außerdem automatisch den Rotanteil im Bild, was allerdings erst ab einer Tauchtiefe von drei bis zehn Metern Wellenlänge Rot 650-780 nm Orange 585-650 nm Gelb 575-585 nm Grün 490-575 nm Blau 380-490 nm 5m 15 m 30 m 50 m Unterwasser - Absorption des Farbspektrums 60 m und sehr klarem Wasser sinnvoll ist. Setzen Sie bei diesem Modus keine zusätzlichen Lichtquellen ein, da der Rotanteil sonst zu dominant wird. Bietet Ihnen die Kamera die Möglichkeit in den Belichtungsprozess einzugreifen, ist die Einstellung „S“ (Shutter/Verschlusszeit) für bewegte Motive am sinnvollsten. In diesem Modus geben Sie die Belichtungszeit vor, die Kamera entscheidet, welche Blende notwendig ist. Bei bewegten Motiven sollten Sie allerdings darauf achten, dass die Belichtungszeit niemals unter 1/80 Sekunde sinkt. Ideal sind Werte zwischen 1/100 und 1/250 Se- 73 BESSER FOTOGRAFIEREN // Unterwasserfotografie tografie kunden, um scharfe Bilder bei bewegten Motiven unter Wasser zu erhalten. Sonst kann es zu Unschärfe und Wischeffekten kommen. Bei sich schnell bewegenden Motiven ist es oft schwierig, den richtigen Auslösezeitpunkt zu erwischen. Hilfreich ist in diesem Fall die Serienbildfunktion der Kamera. Es entsteht zwar viel Ausschuss, jedoch steigt die Chance auf ein brauchbares Foto. Um scharfe Bilder zu erhalten, sollte nicht nur die Belichtungszeit so kurz wie möglich gehalten werden, es hilft auch tatsächlich etwas, wenn man im Moment des Auslösens den Atem anhält. Natürlich sollten Sie auch versuchen eine relativ stabile Position einzunehmen. Aber: Achten Sie auf die Unterwasserwelt. Soll heißen, treten Sie nicht auf Korallen, die sonst leicht abbrechen können oder Seesterne, die sich auf dem Meeresgrund tummeln. Bewegen Sie sich also so behutsam wie möglich. Eine ganze Reihe von Tauchschulen bietet spezielle Tauchkurse mit dem Schwerpunkt umweltbewusstes Tauchen an. Sollten Sie ernsthaft mit dem Gedanken spielen, das Thema Unterwasserfotografie zu Ihrem Steckenpferd zu machen, sollten Sie einen Fotokurs bei Profis belegen. Eine Liste von Tauchverbänden finden Sie beispielsweise unter www.idiving.de. Für ruhende oder sehr langsame Motive wählen Sie mit der Zeitautomatik eine Blende, die eine Verschlusszeit von maximal 1/15 und minimal 1/60 Sekunde bestätigt. Die Wahl der hierfür richtigen Blende, beziehungsweise die Entscheidung über die Kombination der dazu passenden Blende, hängt ganz von den Lichtverhältnissen und Wünschen des Fotografen ab. Gerade im Makrobereich ist eine ausreichende Schärfentiefe nötig, die erst mit sehr kleinen Blenden, also großen Blendenwerten, erreicht werden kann. Idealerweise bietet Ihnen die Kamera die Möglichkeit, die Einstellung für den Weißabgleich manuell vorzunehmen. So werden grün- oder blaustichige Aufnahmen verhindert. Allerdings müssen Sie den Abgleich mit jeder Veränderung der Tiefen- und damit Lichtverhältnisse erneut durchführen. Wenn sich der Weißabgleich an Ihrer Kamera nicht manuell einstellen lässt, probieren Sie die verschiedenen Vorgaben wie „Tageslicht“ oder „Bewölkung“ aus, bis Sie das perfekte Ergebnis finden. Wenn Sie im RAW-Format fotografieren – und das sollten Sie unbedingt – können Sie diesen Problemen geschickt aus dem Weg gehen. Denn am heimischen Computer können Sie alles korrigieren: Farbtemperatur, Farbsättigung, Retusche von Schwebeteilchen und dergleichen. Aber vergessen Sie eines nicht: Haben Sie Spaß am Fotografieren und entspannen Sie sich. Schließlich sind Sie doch im Urlaub. Und wenn Sie mit drei bis vier wunderbaren Unterwasseraufnahmen nach Hause kommen, reicht das doch allemal, um das Fotografenherz glücklich zu machen. Oder? Setzen Sie sich am besten gleich nach Ihrem Urlaub an die Bildbearbeitung, so haben Sie die Eindrücke noch frisch in Erinnerung und die perfekte Nachbearbeitung fällt Ihnen leichter. Auf den Seiten 108/109 demonstrieren wir eine beispielhafte Bearbeitung einer Unterwasseraufnahme in Photoshop. Übung macht den Meister Bevor Sie sich also mit Ihrer Kamera ins kühle Nass stürzen und voller Vorfreude die Unterwasserwelt an Ihrem Urlaubsort ablichten, sollten Sie diese Regeln verinnerlichen. Üben Sie bevor es zur ersten Tauchexkursion geht 74 © Christian Schlamann im Schwimmbad und probieren Sie verschiedene Kameraeinstellungen und Modi aus. Außerdem sollten Sie auch Routine im Umgang mit der Kamera unter Wasser erlernen. Denn den richtigen Knopf zu finden, ist mit dem Kopf im Wasser gar nicht so einfach. Nehmen Sie sich für die ersten Versuche im Meer nicht gleich Großes vor: Üben Sie zunächst mit eher langsamen Motiven. Neben bunten Korallen und Wasserpflanzen bieten sich auch die putzigen weiß-orange gestreiften und nicht so scheuen Anemonenfische oder Schnecken an, die absolut perfekte Übungsmodelle darstellen. Eine Frage des Stils Auch bei der Unterwasserfotografie gilt es, einige ästhetische Grundsätze zu beachten. Versuchen Sie Fische entweder seitlich oder sogar frontal zu fotografieren, niemals von hinten. Fische sind Fluchttiere. Nehmen Sie sich deshalb Zeit und lassen sich langsam auf das Tier oder den Schwarm zutreiben. Machen Sie keine hektischen Bewegungen, sonst nimmt der Fisch schnell Reißaus. Grundsätzlich sollten Sie versuchen, die Augen der Fische mit auf das Bild zu bekommen und diese scharf abzubilden. Die meisten guten Bilder, die eine interessante Perspektive und schöne Lichtspiele zeigen, werden in Höhe des Tieres, wenn nicht sogar leicht nach oben fotografiert. Das bringt schöne Effekte, wenn die Sonne günstig steht. Anders als in anderen Bereichen der Fotografie, machen Sie die besten Bilder unter Wasser, wenn die Sonne um die Mittagszeit vom wolkenlosen Himmel strahlt. Idealerweise herrscht außerdem Windstille, sodass das Wasser möglichst klar und ruhig ist. Bei Pflanzen und Korallen lohnt es sich außerdem, den meist blauen oder grünen Hintergrund als Bildelement mit einzubauen. Was die Bildgestaltung angeht, gibt es keine festen Regeln – ein gutes Bild ist Geschmackssache. Gestalterisch betrachtet gibt es, wie auch an Land, Richtsätze, an denen man sich orientieren kann. Dazu zählt beispielsweise der Goldenen Schnitt, der vom menschlichen Auge als ästhetisch und harmonisch wahrgenommen wird. Außerdem können Diagonale, Parallelen, Linien sowie ovale und kreisrunde Bildelemente für besonders interessante Bildeindrücke sorgen. Beim Aqua-Fototeam GmbH in Naugold finden Sie Produkte rund um die Unterwasserfotografie – egal ob als Einsteiger oder als Profi. Erfahrene Routiniers bieten eine kompetente Beratung zu Produkten wie Unterwassergehäusen, Action-Cams oder Blitzen, Lampen und weiterem Zubehör. Aber auch in Sachen Foto-Tipps aus der Praxis wird Ihnen weitergeholfen. Email: [email protected] www.uw-fotopartner.de Aqua-Fototeam GmbH - Ihr UW-Fotopartner Hoher-Baum-Weg 1 D-72202 Nagold Tel.: 07452-600558-0 75