almaDas Alumni-Magazin der Universität St.Gallen

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almaDas Alumni-Magazin der Universität St.Gallen
alma
Das Alumni-Magazin der Universität St.Gallen
«Was erwartet uns an der HSG?»: Studienanfänger(innen) mit Mentor
2/2000
EDITORIAL
Peter Hogenkamp,
Geschäftsführer Alumni-Büro
Nach gut zwei Jahren als Geschäftsführer des
Alumni-Büros übergebe ich den Stab in einigen
Wochen an eine Nachfolgerin oder einen
Nachfolger (die oder der leider namentlich noch
nicht bekannt ist, vgl. das Stelleninserat auf S. 16).
Am Anfang, ich gebe es zu, stand etwas Naivität:
zu machen: wieso soll man es nicht versuchen?
Denn sobald eine kritische Masse erreicht ist,
spielt ein hochwillkommener Schneeballeffekt,
bei dem die Mitglieder sich gegenseitig auffordern, ihre Daten zu aktualisieren. Im Vergleich
mit anderen Alumni-Organisationen konnten
wir beobachten, dass dies an der HSG besonders
gut funktioniert. Mit dem zweimal veröffentlichten Who’s Who, den neu lancierten alma (1998)
und Who’s New (1999) und den in aller Welt
entstandenen Alumni-Clubs konnten wir das
Zusammengehörigkeitsgefühl noch verstärken.
«Eine Adressdatenbank aufbauen, das kann doch
nicht so schwierig sein. Alle Ehemaligen haben
eine Privat- und eine Geschäftsadresse und sie
können sagen, ob sie im Who’s Who verzeichnet
sein wollen. Dann stellt man das Ganze noch ins
Internet, natürlich passwortgeschützt, und fertig.
Dauert ein halbes Jahr, danach können wir wei- n den letzten beiden Jahren ist es uns wohl
tere Projekte angehen.»
gelungen, unseren Verein aus seinem Dornröschenschlaf zu wecken und ihn in die europäieider hielt diese Illusion nicht lange; die klei- sche Spitzengruppe zu führen, zumindest was die
nen Gemeinheiten des Datenbankalltags holten Infrastruktur angeht. Sehr gefreut hat uns dabei
uns schnell ein: Ehemalige wollen Mitglieder Ihr grosser Zuspruch, liebe Ehemalige, und dasein oder nicht (aber die Nicht-Mitglieder wol- mit meine ich nicht nur die Hunderte von
len wir nicht ausschliessen), sie wollen die Zuschriften, Mails und Anrufen, sondern auch
Korrespondenz an die Privat- oder an die Ge- den schweigenden Zuspruch Tausender, die ihre
schäftsadresse, per Post oder per E-Mail, wollen Fragebögen retourniert, sich ins AlumniWeb einim Who’s Who verzeichnet sein, aber nicht im geloggt und nicht zuletzt ihren Mitgliedsbeitrag
Internet (oder umgekehrt), wollen die alma bezahlt haben.Vielen Dank!
nicht, weil der Ehemann oder die Ehefrau schon
eine bekommt, aber doch gern zwei Exemplare
ir haben gemeinsam ein gutes Stück zurückdes Who’s Who - die Liste liesse sich fortsetzen, gelegt, aber eigentlich sollte es jetzt erst richtig
entsprechend erweiterten wir unsere Datenbank, losgehen. Es bleibt viel zu tun. Ich wünsche
und die Anzahl Felder wuchs auf über 70.
meinen Nachfolgern alles Gute!
I
L
W
Zu viele Umtriebe für ein paar Adressen? Das mag
sein, aber solange die Informatik uns mit vertretbarem Aufwand helfen kann, es (fast) jedem recht
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INHALT
Hochschulverein sucht neuen Namen 4
Originalton
29
Florian Schweitzer
UniReport
5
Start-Up
Wintersemester 1999/2000
30
mythos.de
Impressum
9
Würdigung
11
Rolf Dubs
NDU
33
Publikationen
35
Direkte Demokratie und Ökonomie
Würdigung
12
Theodor Leuenberger
Nachhaltige Blasen an der Börse
13
Jahrgangssponsoring
18
Institute im Porträt
20
AC-Ball
36
HSG-Alumni Boston
37
HSG-Alumni Paris
38
Aus dem Alumni-Büro
39
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Forschungsinstitut für Absatz
und Handel
Vereine im Porträt
22
START
Ehemalige im Porträt
25
Walter Kielholz
3
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HSG AKTUELL
St.Galler Hochschulverein
sucht neuen Namen
Von Wolfram Martel
Vorgeschichte: Unsere Alma Mater wurde Universität - aber wir haben noch an der letzten Hauptversammlung 1999 mit den neuen Statuten beschlossen, beim
konservativen Namen «St.Galler Hochschulverein» zu bleiben. Selbst die
Ehemaligen der Universität Zürich sind noch in ihrem «Hochschulverein» zusammengeschlossen!
Nun hat sich aber unsere Universität nicht nur einen neuen Namen
gegeben. Auch Vision und Leitbild wurden angepasst, die Lehre wird
grundlegend neu ausgerichtet. Und uns betrifft jetzt, dass am Dies 2000
der Rektor zudem ein völlig neues Erscheinungsbild vorstellen wird,
obligatorisch für alle Institutionen.
Fest steht: Alle Namen werden zusammen mit einem neuen, noch vertraulichen Logo und dem Oberbegriff Universität St.Gallen dargestellt.
Aber dazu passt unser Name nicht mehr - meint der Vorstand des HSV:
St. Galler Hochschulverein
Neues
Logo
Universität St. Gallen
Wir bitten sehr prompt um eure Vorschläge. Bereits gefallen sind zum Beispiel:
Alumni Association
Alumni HSG (so «retten» wir das HSG noch ein wenig in die Zukunft)
Hochschulverein (ohne «St.Galler»)
... gesucht sind also weitere Ideen!
Der Vorstand wird an seiner Sitzung vom 11. April 2000 eure Ideen sichten und an der
Hauptversammlung Antrag stellen. Herzlichen Dank für all eure Anregungen, die bitte
ans Alumni-Büro direkt einzureichen sind, per E-Mail an [email protected] oder per
Fax an +41 71 2243011
4
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Unireport Wintersemester 1999/2000
Das Wintersemester 1999/2000 war an
der Universität St. Gallen von wichtigen
strategischen Entscheiden von Senat
und Universitätsrat geprägt: Verabschiedung von Vision 2005 und Leitbild
sowie grundsätzliche Zustimmung zur
«Neukonzeption Lehre» (vgl. Bericht in
der Nummer 1/2000 von «alma»).
Von Roger Tinner
Rund 140 Personen – so viele wie noch
nie – nahmen am diesjährigen Dozierendenseminar der Universität St. Gallen zum Thema «Neukonzeption der
Lehre» in Wildhaus teil. Dabei ging es
darum, ein gemeinsames Problemverständnis für die Neukonzeption zu entwickeln und erste inhaltliche Skizzen
für deren einzelne Gefässe zu entwerfen. «Wir haben die Ziele dieses Seminars erreicht, in unserem gemeinsamen
Verständnis der Neukonzeption einen
grossen Schritt vorwärts zu kommen
und gleichzeitig durch geselliges Zusammensein den HSG-Geist zu stärken», fasste Rektor Professor Dr. Peter
Gomez am Sonntagmittag das anderthalbtägige Seminar zusammen.
Als «Marktplatz der Möglichkeiten»
war das Seminar angekündigt: Am gewohnten Ort (Hotel Acker in Wildhaus) und zur gewohnten Zeit (zweites
Januar-Wochenende) traf sich eine ungewöhnlich grosse Zahl von Dozierenden, ergänzt um Vertreter des Universitätsrats und der Studentenschaft, zur
Diskussion der Neukonzeption. Trotz
Freiwilligkeit des Besuchs orientierten
sich die HSG-Dozentinnen und -Dozenten an der Leitlinie des Reformprozesses: «Alle tragen Verantwortung,
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alle gestalten mit, alle finden ihren
Platz.» In seiner Einleitung strukturierte der Rektor das Seminar anhand von
fünf Fragen: Warum wollen wir die
HSG-Lehre grundlegend neu gestalten? Wohin wollen wir – wie schaffen
wir uns ein eigenständiges Profil? Wie
gestalten wir iterativ Struktur und Inhalt der neuen Lehre? Wie bleiben wir
zielstrebig und doch lernfähig? Wie
verankern wir das Erreichte?
Die Wichtigkeit des Prozesses unterstrich in Wildhaus die Anwesenheit eines externen Coaches. Professor Dr.
Paul Innerhofer, nach einer Universitätslaufbahn heute als selbständiger
Prozessberater tätig, übernahm diese
Aufgabe und stellte der Dozentenschaft
in seinem Fazit ein sehr gutes Zeugnis
aus: «Es zeigt sich der Wille für eine
Weiterentwicklung.» Gleichzeitig mache die sorgfältige Führung des Entwicklungsprozesses aber auch wachsamer für damit verbundene Risiken:
«Mit der Reform bekommen wir ein
innovatives Ausbildungskonzept, wir
bezahlen dafür aber auch mit einigem,
Gruppendiskussion zur «Neukonzeption
Lehre» am Dozierendenseminar
was uns lieb geworden ist.» Ein attraktives Programm für die Begleitpersonen, die gemeinsame Besinnung
mit den Universitätsseelsorgern Pater
Walther Gaemperle und Dr. Frank
Jehle (musikalisch umrahmt von drei
Mitgliedern des Universitätsorchesters)
sowie das lockere Ambiente eines Hotels im Wintersport-Ort Wildhaus sorgten für eine ausserordentlich kollegiale
Stimmung.
Wichtige Grundsatz-Entscheide zur
Neukonzeption der Lehre
Die Resultate des Seminars – die von
grundsätzlichen Stellungnahmen und
Anregungen bis hin zu schon relativ
konkreten Skizzen von einzelne Masterprogrammen reichten – flossen in
die Beratungen des Senats ein, der an
zwei Sitzungen folgende Grundsatzentscheide fällte, an denen sich die
weiteren Arbeiten orientieren: Das Studium an der HSG gliedert sich in drei
Stufen und drei Säulen. Die erste Stufe
dauert zwei Semester (Assessment-Stufe). Für alle Studierenden gelten einheitliche Regeln für das Bestehen dieser Stufe. Wer sie bestanden hat, ist zu
jedem weiteren Studiengang an der
HSG zugelassen. Für die zweite Stufe
gilt eine Regelstudienzeit von vier Semestern. Sie wird mit einem Bachelor
abgeschlossen. Die dritte Stufe hat eine
Regelstudienzeit von drei Semestern.
Besondere Masterprogramme, z.B. solche, die zu zwei Abschlüssen führen,
können eine längere Studienzeit (vier
Semester) vorsehen. Sie wird mit einem Master abgeschlossen, der dem Li-
5
UNIREPORT
Das Wintersemester 1999/2000 ist das
bisherige Rekordsemester, was die Zahl der
immatrikulierten Studierenden betrifft.
zentiat entspricht. Die für die Stufen
zwei und drei vorgesehene Regelstudienzeit ist nicht die für entsprechende
Prüfungen vorausgesetzte minimale
Studienzeit. Das Studium gliedert sich
in die drei Säulen Kontaktstudium,
Selbststudium sowie «Reflexion und
Training». In der nächsten «alma»Augabe werden wir noch ausführlicher
über diese Entscheide informieren.
Höchste Studierendenzahl,
rund 1100 Frauen an der HSG
6
Im Wintersemester 1999/2000 waren
an der Universität St. Gallen 4553 Studierende immatrikuliert: Das sind 8
mehr als im Vorjahr (4545), womit sich
die Zahl nach dem starken Zuwachs im
Vorjahr (über 300 Immatrikulierte
mehr als 1998) auf dem hohen Niveau
zumindest für diesmal stabilisiert hat.
Die Zahl der Erstsemestrigen beträgt
788 (Vorjahr 893), der Frauenanteil insgesamt rund 24,1 Prozent (Vorjahr 23
Prozent).
Die neue Zahl bedeutet wiederum
einen Höchstwert von Immatrikulierten, der in der Grundstufe weiterhin
Video-Übertragungen von Vorlesungen
in andere Hörsäle nötig macht. In der
Grundstufe (1. bis 4. Semester) sind
nun 1957 Studentinnen und Studenten
eingeschrieben (Vorjahr 2044), auf der
Lizentiatsstufe (5. bis 8. Semester) sind
es 1772 (Vorjahr 1661).Auf der Doktorandenstufe sind 824 Studierende (Vorjahr 840) zu verzeichnen.
Die kontinuierliche Zunahme des
Frauenanteils während der letzten Jahre
hat sich erneut fortgesetzt: Von den
derzeit eingeschriebenen 4553 Personen sind 1097 (Vorjahr 1047) oder 24
Prozent Frauen (Vorjahr: 23 Prozent).
Auf der Grundstufe (bis zur zweiten
Vordiplom-Prüfung) beträgt der Anteil
27,3 Prozent (vorher 25,2), auf der Lizentiatsstufe rund 23,9 Prozent (Vorjahr 23,7) und in der Doktorandenstufe rund 16,9 Prozent (Vorjahr 16,4
Prozent). Am höchsten ist der Frauenanteil bei den Jus-Studierenden auf
der Lizentiatsstufe, wo er 33,9 Prozent
beträgt. Bei den Erstsemestrigen liegt
der Anteil an Frauen bei 28,3 Prozent.
In der Statistik der Herkunftskantone
der Studierenden liegt Zürich (553)
knapp vor dem Standort- und Trägerschaftskanton St. Gallen (552). Ebenfalls
jeweils über 100 Studierende stammen
aus den Kantonen Bern (394), Aargau
(258), Luzern (229), Thurgau (168),
Graubünden (147), Basel-Stadt (120)
und Solothurn (114). Die grössten
Gruppen bei den ausländischen Studierenden, deren Anteil gesetzlich auf 25
Prozent aller Immatrikulierten beschränkt ist, stellen weiterhin die
deutschsprachigen Nachbarländer der
Schweiz (Deutschland 744, Österreich
75, Fürstentum Liechtenstein 36); insgesamt sind Studentinnen und Studenten aus 56 Nationen an der HSG immatrikuliert.
Nur marginale Verschiebungen sind
gegenüber den Vorjahren in den Anteilen der Lehrgänge und Studienrichtungen zu verzeichnen: Von den insgesamt
4553 HSG-Studierenden befinden sich
43 Prozent in der Grundstufe, 38,9
Prozent in der Lizentiatsstufe und 18,1
Prozent sind Doktorandinnen und
Doktoranden. Von den Studierenden
der Lizentiatsstufe haben über 67 Prozent den wirtschaftswissenschaftlichen
Lehrgang gewählt. Innerhalb des Lehrgangs Wirtschaftswissenschaften belegen zwei Drittel der Student(inn)en
Betriebswirtschaft, rund 17 Prozent
Volkswirtschaft und gut 14 Prozent Informations- und Technologiemanagement. Rund 20 Prozent der Studierenden auf der Lizentiatsstufe streben den
juristischen Abschluss an; die Lehrgänge Wirtschaftspädagogik und Staatswissenschaften belegen 2 bzw. gut 5 Prozent der Studierenden.
Promotionsfeier: «Abschied von
der Loyalität?»
67 Doktor(inn)en und 263 Diplomand(inn)en erhielten zum Semesterauftakt an der Promotionsfeier ihre Urkunden. Rektor Professor Dr. Peter
Gomez sprach in seiner Promotionsrede zum Thema «Abschied von der
Loyalität?». Er fragte die Absolvent(inn)en zu Beginn seiner Ansprache, wie oft sie wohl in den ersten zehn
Jahren nach ihrem Abschluss die Stelle
wechseln würden. «Job Hopping» gelte
heute als Nachweis eigener Dynamik
und Flexibilität. Welchen Platz hat da
noch die Loyalität zum Arbeitgeber?
Ausgehend von einer Begriffsdefinition
(«Achtung vor den Interessen anderer,
Vertragstreue», aber auch «Anständigkeit und Redlichkeit»), ging er auf verschiedene Arten von Loyalität ein und
zeigte an aktuellen Beispielen neue
Formen auf: die Loyalität zu einer Berufsgruppe oder gegenüber sich selber
als «Professional»: «So versteht sich
mancher
Investmentbanker
der
‹Champions League› seinem Berufsstande zugehörig, und es spielt ihm keine Rolle, ob er bei der Credit Suisse
oder bei Goldman Sachs arbeitet.»
Zwar scheine es, dass im Zeitalter
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UNIREPORT
eines ausgeprägten Shareholder-ValueDenkens Loyalität nicht mehr gefragt
sei. Für Unternehmen sind Mitarbeiter
oft «Manövriermasse», diese wiederum
setzen sich ab, sobald sie etwas Attraktiveres in Aussicht haben. Es gebe aber
auch ermutigende Entwicklungen,
hielt Professor Gomez vor den HSGAbgängerinnen und -Abgängern fest:
«Verschiedenste Untersuchungen beweisen, dass diejenigen Unternehmen
den höchsten Shareholder Value erzielen, die sich nicht nur am Aktionär,
sondern an allen Anspruchsgruppen
und besonders an den Mitarbeitern
orientieren.» Natürlich könne heute
keine Garantie mehr für eine lebenslange Anstellung abgegeben werden,
aber: «Die erfolgreichsten Unternehmen demonstrieren ihre Loyalität
durch eine konsequente Förderung
ihrer Mitarbeiter. Dann sind diese auch
bereit», so der HSG-Rektor, «selber
Risiken einzugehen, und dies ist eine
unabdingbare Voraussetzung für Innovation und Weiterentwicklung des Unternehmens.»
Die Loyalität des Mitarbeiters - der
in Anlehnung an Kennedy nicht nur
fragen solle, was das Unternehmen für
ihn tue, sondern was er für sein Unternehmen tun könne - bedeute Verantwortung zu suchen, zu antizipieren, eigene Ideen zu entwickeln, Verbesserungsvorschläge einzubringen, lernen
zu wollen und sich als Teammitglied zu
verstehen. Diese Loyalität habe aber
dort ihre Grenzen, wo sich Geben und
Nehmen nicht mehr entsprächen. Bleibe die Gegenleistung des Unternehmens aus, so sei es durchaus nicht illoyal, die Konsequenzen zu ziehen und
die Firma zu wechseln. Der Rektor, der
die Absolvent(inn)en als loyale Alumni
auch in Zukunft mit der Universität
verbunden sieht, gab abschliessend zu
bedenken: «Häufiger Stellenwechsel ist
nicht nur ein Zeichen von Dynamik,
sondern auch dafür, dass man eigentlich
nie richtig beweisen muss, dass man eine Aufgabe auch wirklich zu Ende
führen kann.»
Abschlüsse in Zahlen
An der von der HSG-Big Band musikalisch umrahmten Promotionsfeier
wurden 58 Lizentiat(inn)en zu Dokalma 2/2000
Professor Dr. Peter Glotz, ständiger Gastprofessor für Medien und Gesellschaft
tor(inn)en der Wirtschaftswissenschaften (Dr.oec.), 3 Lizentiat(inn)en zu
Doktor(inn)en der Staatswissenschaften
(Dr.rer.publ.) und 6 Lizentiaten zu
Doktoren der Rechtswissenschaft (Dr.
iur.) promoviert. Den Peter-Werhahn
Preis erhielt Dr. Christoph Lechner,
den Walther-Hug-Preis erhielten Dr.
Maja Domenica Jösler und Dr. Daniel
Schär.
Von den insgesamt 263 Lizentiaten
sind 202 wirtschaftswissenschaftliche
Diplome (158 Betriebswirtschaft, 20
Volkswirtschaft, 24 Informations- und
Technologiemanagement), 11 staatswissenschaftliche Diplome, 9 Handelslehrer-Diplome und 41 juristische Diplome.
Peter Glotz ständiger Gastprofessor
Professor Dr. Peter Glotz, vorher Rektor der Universität Erfurt, übernimmt
an der Universität St. Gallen als ständiger Gastprofessor den neuen Lehrstuhl
für Medien und Gesellschaft im Institut
für Medien- und Kommunikationsmanagement (MCM-HSG). Der Senat hat
ihn auf den 1. Januar 2000 in diese
Funktion gewählt. Professor Peter
Glotz, geboren in Eger, studierte Zeitungswissenschaften, Philosophie, Germanistik und Soziologie in München
und Wien und promovierte 1968 an
der Universität München zum Dr.phil.
Zwischen 1964 und 1970 arbeitete er
als wissenschaftlicher Assistent am Institut für Zeitungswissenschaft an der
Universität München, von 1970 bis
1972 als Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft für Kommunikationsforschung in München. Gleichzeitig war
er Mitglied des Bayerischen Landtages.
Von 1972 bis 1977 und von 1983 bis
1996 war er Mitglied des Deutschen
Bundestags, von 1974 bis 1977 zudem
Parlamentarischer Staatssekretär beim
Bundesminister für Bildung und Wissenschaft.Von 1977 bis 1981 war er Senator für Wissenschaft und Forschung
in Berlin, von 1981 bis 1987 Bundesgeschäftsführer der SPD und ab 1995
bildungs- und forschungspolitischer
Sprecher der SPD: 1996 schied er aus
allen politischen Ämtern aus und nahm
die Berufung zum Rektor und Professor für Kommunikationswissenschaft
an der Universität Erfurt an.
Bereits 1991 hatte er eine Gastprofessur
an der Marquette University in Milwaukee (Wisconsin, USA) inne, 1993
wurde er Honorarprofessor für Medienökologie und Kommunikationskultur an der Universität München.
Professor Glotz war während seiner
Laufbahn in massgeblichen Funktionen
in der Medienbranche tätig, unter anderem als Mitglied der Rundfunkräte
des Bayerischen Rundfunks und des
Deutschlandfunks, Vorsitzender der
Medienkommission der SPD, Mitherausgeber des Mediendienstes Funkreport, Kommentator des Südwestfunks
Baden Baden und Chefredaktor der
Zeitschrift Neue Gesellschaft (seit
1983). Seine Publikationsliste umfasst
über 150 Titel, er ist Mitglied zahlreicher renommierter Gesellschaften und
Kommissionen.
An der Universität St. Gallen betreut
Professor Glotz innerhalb des 1998 neu
gegründeten Instituts für Medien- und
Kommunikationsmanagement (MCMHSG) den Lehrstuhlbereich Medien
und Gesellschaft, der unter anderem einen englischsprachigen NachdiplomStudiengang in Kommunikationsmanagement (voraussichtlich ab dem Jahr
2001) anbieten wird. Mit der Wahl des
hervorragend qualifizierten Medienfachmanns Professor Glotz hat die
HSG die Direktion des MCM-Instituts
nun vervollständigt und die Fachkompetenz dieses bedeutenden Kompetenzzentrums im Bereich Medien- und
Kommunikationsmanagement nochmals verstärkt.
7
UNIREPORT
Neuer Titularprofessor
Dr.-Kausch-Preis verliehen
Der Senat hat Dr. Peter H. Athanas auf
den 1. März 2000 zum Titularprofessor
ernannt. Peter H. Athanas, neuer Titularprofessor für Steuerrecht, schloss sein
wirtschaftsjuristisches Studium an der
HSG 1979 mit dem Lizentiat ab und
promovierte 1988 mit der Arbeit «Die
Steuerausscheidung bei interkantonalen Fabrikationsunternehmungen» zum
Doktor der Wirtschaftswissenschaften.
Neben seiner Haupttätigkeit im Beratungsunternehmen Arthur Andersen,
wo er heute Partner und Mitglied des
Verwaltungsrates ist, ist er immer wissenschaftlich tätig geblieben. So ist er
Autor zahlreicher Publikationen und
unter anderem Mitherausgeber des
Kommentars zum Schweizerischen
Steuerrecht. Er erfüllt Lehraufträge an
der Universität Zürich und an der
Universität St. Gallen (seit 1990), wo er
auch dem Geschäftsleitenden Ausschuss des Instituts für Finanzwirtschaft und Finanzrecht (IFF-HSG) angehört.
«Für seine Verdienste um die Verbesserung der Rechnungslegung, besonders
der Konzernrechnungslegung, und die
Kommentierung des Bilanzrechtes» erhielt am Dienstag, 11. Januar 2000,
Professor Dr. Karlheinz Küting, Saarbrücken, den Dr.-Kausch-Preis 1999
an der Universität St. Gallen. Zweck
des mit 75 000 Franken dotierten Preises ist die Förderung der Forschung
und Praxis auf dem Gebiet des finanziellen und betrieblichen Rechnungswesens der Unternehmungen. «Karlheinz
Küting hat sich grosse Verdienste um
die sachgemässe Einführung der Bilanzreform in Deutschland und die
Umsetzung der EU-Richtlinien erworben», erklärte Professor Dr. Carl
Helbling, Präsident der Jury und des
Kuratoriums, in seiner Laudatio.
Karlheinz Küting, 1944 geboren, absolvierte zunächst eine Ausbildung zum
Industriekaufmann, bevor er die Höhere Wirtschaftsfachschule in Dortmund
und anschliessend das Studium der
Wirtschaftswissenschaften in Bochum
1970 mit dem Titel eines DiplomÖkonomen abschloss. 1973 promovierte er zum Dr.rer.oec. an der RuhrUniversität Bochum. Von 1973 bis
1981 war er wissenschaftlicher Assistent
in Duisburg, wo er sich 1979 habilitierte. 1981 übernahm er eine Professur in
Kaiserslautern und 1983 wurde er zum
Professor für Betriebswirtschaftslehre,
insbesondere Wirtschaftsprüfung, an
der Universität des Saarlandes, ernannt.
Drei neue Privatdozenten
8
Aufgrund ihrer Habilitationen wurden
ebenfalls auf diesen Zeitpunkt vom Senat der Universität St. Gallen Dr. Andreas Grüner, Dr. Norbert Klingebiel
und Dr. Steffen Spies zu Privatdozenten für Betriebswirtschaftslehre ernannt.
Dr. Andreas Grüner, an der HSG
tätig als ständiger Dozent, wurde vom
Senat der Universität St. Gallen zum
Privatdozenten für Betriebswirtschaftslehre mit besonderer Berücksichtigung
des Finanz- und Rechnungswesens ernannt. Seine Habilitationsschrift trägt
den Titel «Zur Theorie der Unternehmenssteuerung – Die Entwicklung eines prozessorientierten ControllingKonzeptes zur Steuerung von Unternehmen der auftragsbezogenen Einzelfertigung, dargestellt am Beispiel der
Schiffbauindustrie».
Dr. Norbert Klingebiel, tätig als Professor an der Fachhochschule Gelsenkirchen, wurde zum Privatdozenten für
Betriebswirtschaftslehre mit besonderer Berücksichtigung des Controlling/Rechnungswesens ernannt. Er
widmete seine Habilitationsschrift dem
Professor Dr. Peter Athanas,Titularprofessor für Steuerrecht
Thema «Integriertes Performance
Measurement».
Dr. Steffen Spies, beruflich tätig in
der Automobilindustrie, wurde zum
Privatdozenten für Betriebswirtschaftslehre mit besonderer Berücksichtigung
des Marketing ernannt. Seine Habiliationsschrift trägt den Titel «Variantenoptimale Gestaltung des Leistungsangebots – Differenziertes Leistungsmanagement am Beispiel der Automobilindustrie».
Der Preisträger, Professor Dr. Karlheinz
Küting (links), zusammen mit Professor
Dr. Carl Helbling (rechts), Präsident der
Jury und HSG-Rektor Professor Dr. Peter
Gomez (Mitte).
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UNIREPORT
Seit 1992 leitet er das Institut für Wirtschaftsprüfung an derselben Universität. Karlheinz Kütings wissenschaftliches Werk umfasst gegen 400 Publikationen, davon 33 selbständige Titel, in
denen er sich insbesondere mit folgenden Themen befasst: Konzernrechnungslegung, Einzelabschluss, Bilanzund Erfolgsanalyse, internationale
Rechnungslegung, Bilanzreform und
Bilanzpolitik. Hervorzuheben sind insbesondere die umfangreichen Werke
«Handbuch der Rechnungslegung»
und das «Handbuch der Konzernrechnungslegung» (beide gemeinsam mit
Claus-Peter Weber), die in kurzer Zeit
zu Standardwerken in Deutschland geworden sind.
In seiner Festrede sprach Professor
Küting zum Thema «Perspektiven der
externen Rechnungslegung – auf dem
Wege zu einem umfassenden BusinessReporting» und er vertrat die Ansicht,
dass sich bis zum Jahr 2010 – neben
weiteren Einzelprognosen (etwa jener,
dass die finanzielle Berichterstattung
zulasten einer nicht finanziellen Berichterstattung an Bedeutung verlieren
werde) folgende Haupttrends im
Rechnungswesen zeigen werden:
1. Der Bedeutungsverlust nationaler
Normengeber zur Rechnungslegung wird sich fortsetzen.
2. Die international anerkannten Normensysteme zur Rechnungslegung
werden mittelfristig das Erscheinungsbild der externen Rechnungslegung prägen. Einzelabschluss und Steuerbilanz werden
vom Gesetzgeber nicht dauerhaft
immunisiert werden können.
3. Die externe Rechnungslegung wird
zukünftig verstärkt auch im Internet bzw. in digitalisierter Form
stattfinden.
4. Das externe Rechnungswesen wird
vollständig in ein umfassendes Management-Informations-System integriert sein und hierin eine bedeutende Rolle, insbesondere auch für
interne Zwecke, spielen.
5. Die Erkenntnis, dass den Möglichkeiten zu einer Konvergenz von internem und externem Rechnungswesen enge Grenzen gesetzt sind,
wird Bestand haben.
6. Der «Konzerngedanke» und der
Konzernabschluss haben bereits in
alma 2/2000
den vergangenen Jahren den Einzelabschluss in den Hintergrund gedrängt. Diese Entwicklung wird
sich fortsetzen und vielleicht auch
die Besteuerung erfassen.
7. Es wird zu einer Annäherung des
Rechnungswesens von öffentlichen
und privaten Unternehmen kommen.
Nobelpreisträger an der HSG
Mehrere Wochen weilte Professor
James M. Buchanan, Nobelpreisträger
für Wirtschaftswissenschaften, an der
Universität St. Gallen und er nahm den
Friedrich-August-von-Hayek-Gastlehrstuhl ein, den die St. Galler Stiftung
für Internationale Studien,Trägerin des
ISC-Management-Symposiums, gestiftet hatte. Er hielt Seminare und auch
zwei öffentliche Vorträge. James M.
Buchanan ist seit 1969 Direktor des
von ihm gegründeten Center for Study
of Public Choice, zuerst am Virginia
Polytechnic Institute und seit 1983 an
der George Mason University. James
M. Buchanan hat eine grosse Zahl von
Ehrungen erhalten. Im Vordergrund
steht der Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften, den er 1986 erhielt. Professor James M. Buchanan ist der wichtigste Vertreter der ökonomischen Theorie der Verfassung (Constitutional
Economics) und Mitbegründer der Public-Choice-Theorie. Mit seinen Arbeiten hat er wesentlich zur Fundierung einer liberalen marktwirtschaftlichen Ordnungstheorie beigetragen.
Ebenfalls im Wintersemester weilten
der deutsche Bundespräsident Johannes
Rau (im Rahmen von «Start», vgl. separaten Bericht) und Dr. Hans Meyer,
Präsident des Direktoriums der
Schweizerischen Nationalbank, für Vorträge an der HSG.
Ihre Antrittsvorlesungen hielten PD
Dr. Mathias Binswanger, PD Dr. Dirk
Solte und PD Dr. Bernhard Katzy, ihre
Abschiedsvorlesungen Professor Dr.
Dres h.c. Rolf Dubs und Professor Dr.
Theodor Leuenberger (vgl.Würdigungen).
n
alma
Das Alumni-Magazin der Universität
St. Gallen (bis 1997: «St.Galler Hochschulnachrichten»)
ISSN 1422-5980
3. Jahrgang, Nr. 2/2000
Auflage: 15 000 Exemplare
Erscheinungsweise: alle 3 Monate
Herausgeber: St. Galler Hochschulverein
und Rektorat der Universität St. Gallen
Verlagsleitung: Peter Hogenkamp
Chefredaktion: Roger Tinner
Beiträge in dieser Ausgabe:
Markus Felber, Philipp Hagen, Peter
Hogenkamp, Pascal Koller, Nicole
Schiessl, Heidi Steiger, Roger Tinner
Titelbild: Regina Kühne
Fotos: Regina Kühne
Gestaltung: Norbert Völkle
Druck: Zollikofer AG, St.Gallen
Redaktion:
alma, c/o Universität St. Gallen
Dufourstrasse 50
9000 St. Gallen
Telefon +41 71 224 22 26
Telefax +4171 224 28 15
e-mail: [email protected]
Vertrieb/Anzeigen/Adressänderungen:
Alumni-Büro HSG
Dufourstrasse 50
9000 St.Gallen
Telefon +41 71 224 30 10
Telefax +41 71 224 30 11
E-Mail: [email protected]
Anzeigenpreise: auf Anfrage
Nachdruck, auch auszugsweise, ist nur
mit Genehmigung der Herausgeber bzw.
der Redaktion gestattet. Für unverlangt
zugestellte Manuskripte wird keine
Gewähr übernommen.
9
RUHESTAND
Professor Dr. Dres. h.c. Rolf Dubs
tritt in den Ruhestand
Die HSG 30 Jahre mitgeprägt
Professor Dr. Dres. h.c. Rolf Dubs,
alt Rektor und Ordinarius für Wirtschaftspädagogik, trat nach 30-jähriger
Tätigkeit an der HSG in den Ruhestand. Rektor Professor Dr. Peter Gomez würdigt sein Werk und Wirken.
Rolf Dubs, am 2. Februar 1935 als
Bürger von Affoltern am Albis geboren,
absolvierte nach der Maturität ab 1954
das Studium an der damaligen Handelshochschule St. Gallen, das er 1960
als diplomierter Handelslehrer (mag.
oec.) abschloss. Zwischen 1962 und
1972 unterrichtete er als Hauptlehrer
für Wirtschaftsfächer an der Kantonsschule St. Gallen und er widmete
sich gleichzeitig der Forschung: 1965
doktorierte er an der HSG, 1967 habilitierte er sich für das Fach Wirtschaftspädagogik mit einer Arbeit zum
Thema «Das Wirtschaftsgymnasium».
Ab 1969 wirkte er als Professor für
Wirtschaftspädagogik an der HSG,
zunächst als Extraordinarius, ab 1971 als
Ordinarius. Seit 1972 ist er Direktor
des von ihm gegründeten Instituts für
Wirtschaftspädagogik (IWP-HSG), von
1980 bis 1982 führte er als Vorstand die
Betriebswirtschaftliche Abteilung; 1986
gründete er das Nachdiplom-Studium
für Unternehmungsführung (NDUHSG), dem er bis 1990 – und später
noch einmal interimistisch – als Direktor vorstand. Ebenfalls zwischen 1986
und 1990 war er Prorektor der HSG,
ehe er von 1990 bis 1993 das Amt
des Rektorsausübte. Bis heute präsidiert er mehrere Geschäftsleitende
Ausschüsse von HSG-Instituten. In
der schweizerischen Hochschulpolitik
nahm er ebenfalls wichtige Funktionen
wahr, etwa als Präsident der Weiterbildungskommission der Schweizerischen
Hochschulkonferenz oder als Delegierter des Bundesrates für die neu geschaffenen Fachhochschulen. Überhaupt
war sein Rat in bildungspolitischen
Fragen im In- und Ausland sehr gefragt, sodass ihm zahlreiche Beratungsmandate übertragen wurden. Als Wisalma 2/2000
Professor Dr. Dres. h.c. Rolf Dubs
senschafter entwickelte er eine überaus
rege Publikationstätigkeit, deren Bogen
von der Pädagogik über Betriebswirtschaft bis hin zu allgemeinen politischen und gesellschaftlichen Themen
reicht. Mit zahlreichen Lehrbüchern
hat er die inhaltliche Ausbildung an
Mittel- und Hochschulen mitgeprägt
und die Lehrerinnen und Lehrer nahmen seine breite Vortrags- und Weiterbildungstätigkeit dankbar in Anspruch.
Seine Verdienste als Wissenschafter fanden ihre verdiente Ehrung in zwei Ehrendoktoraten der Wirtschaftsuniversität Wien (1992) und Wirtschaftsuniversität Budapest (1993).
Rolf Dubs ist aber trotz seiner wissenschaftlichen Reputation kein Pädagogik-Theoretiker, sondern ein Hochschullehrer und Pädagoge, wie es ihn –
jedenfalls an Universitäten – viel zu
selten gibt: Aus einer breiten praktischen Erfahrung schöpfend, wissenschaftlich fundiert und dennoch in
verständlicher Sprache hat er unzähligen Generationen von Studierenden
der HSG, Seminarteilnehmern und
Nachdiplom-Absolvent(inn)en die verschiedensten betriebswirtschaftlichen
Themen nahe gebracht. Dass er auch
als bestandener und international anerkannter Professor immer in den unteren Semestern unterrichtete, war für
die Universität St. Gallen und ihre Studierenden ein Glücksfall.
Auch als Rektor hat er seine Lehrtätigkeit nie unterbrochen, obwohl er
wichtige Vorhaben wie die Studienreform zu Beginn der 90er-Jahre mit viel
Elan umsetzte, eine Reform des Doktorandenstudiums einleitete und die
Einbindung der Universität in internationale Programme – insbesondere die
Community of European Management
Schools (CEMS) – vorantrieb. Im Mittelpunkt seines Rektorats aber standen
die Studierenden, denen er mit einer
«Politik der offenen Tür» immer zugänglich war und deren Ausbildung
sein ganzes Engagement galt. Als ihr
unermüdlicher «erster Botschafter» hat
er die HSG in der Region wie im Inund Ausland aktiv und wirkungsvoll
vertreten. «Sein» Institut für Wirtschaftspädagogik machte er gemeinsam
mit einem treuen Mitarbeiterstab zu
einer ersten Adresse (wirtschafts-)
pädagogischer Forschung und Bildung.
Trotz dieser zahlreichen verantwortungsvollen Funktionen übernahm Rolf
Dubs immer auch in der Wirtschaftspraxis, in Politik und Militär wichtige
Aufgaben: als Mitglied und Präsident
zahlreicher Verwaltungsräte, als Mitglied
des st. gallischen Grossen Rates (1972
bis 1988) und als Offizier der Schweizer Armee, zuletzt im höchsten «Miliz»-Grad eines Brigadiers und Kommandanten einer Festungsbrigade.
Rolf Dubs war – und ist! – eine aussergewöhnliche Führungspersönlichkeit, die weit über die HSG hinaus
Spuren hinterlassen und in allen seinen
Ämtern und Funktionen prägend gewirkt hat. Seine natürliche Autorität
und seine fachliche wie menschliche
Kompetenz liessen (und lassen) ihn dabei dem «Normalbürger» genauso gerecht werden wie Führungskräften in
Politik oder Wirtschaft. Die Universität
St. Gallen verdankt Rolf Dubs ausserordentlich viel und lässt ihn nur ungern
in den Ruhestand «ziehen».
11
RUHESTAND
Professor Dr. Theodor Leuenberger
tritt in den Ruhestand
Blick für Ostasien geöffnet
12
Auf Ende des Wintersemesters
1999/2000 tritt Professor Dr. Theodor
Leuenberger, Ordinarius für Wirtschaftsgeschichte und Technologiepolitik, nach dreissigjähriger Tätigkeit an
der HSG in den Ruhestand. Im Folgenden würdigt Professor Dr. Gebhard
Kirchgässner, Vorstand der Volkswirtschaftlichen Abteilung, sein Werk und
Wirken an der Universität St. Gallen.
Theodor Leuenberger wurde am
22. Januar 1935 geboren und studierte
ab 1954 an der Universität Basel Geschichte, Philosophie und Ökonomie.
Er schloss diese Studien im Jahr 1960
mit dem Doktorat ab. Thema seiner
Dissertation war «Johannes von Müller
und das Christentum». Ab 1962 arbeitete er an der Evangelischen Akademie
Bad Boll, bevor er 1965 ein Jahr als
Visiting Scholar am Ostasien-Institut
der Harvard Universität verbrachte.Von
1966 bis 1969 war er Assistenzprofessor
an der Internationalen Universität in
Tokio und anschliessend Gastprofessor
an der ETH Zürich. Er erhielt dann
den Ruf an die HSG, wo er im Jahr
1970 seine Lehrtätigkeit aufnahm und
der er bis heute treu blieb. Hier war
er unter anderem von 1991 bis 1993
Vorstand der Volkswirtschaftlichen Abteilung.
Neben seiner Lehrtätigkeit an der
HSG hatte Theodor Leuenberger von
1972 bis 1975 einen Lehrauftrag an der
Universität Zürich und er war im Jahr
1977 Gastprofessor an der Universität
Bochum. Seit einiger Zeit lehrt er
auch an der Stockholm School of
Economics. Diese Tätigkeit wird er
auch nach seiner Emeritierung an der
HSG weiterführen und er wird zudem
ab dem Jahr 2001 eine längerfristige
Gastprofessur an der Universität in
Tokio wahrnehmen.
Die Forschungs- und Lehrinteressen
von Theodor Leuenberger gingen
schon bald über den Bereich einer eng
verstandenen und vor allem zurückblickenden Wirtschaftsgeschichte hin-
Professor Dr.Theodor Leuenberger
aus. Es war ihm immer ein Anliegen,
sein historisches Wissen für heutige
Probleme und für die Gestaltung der
Zukunft nutzbar zu machen. Dementsprechend schliesst die Denomination
seines Lehrstuhls auch die Technologiepolitik ein. So war es nur konsequent,
dass er von 1979 bis 1982 ein Forschungsprojekt des Club of Rome zum
Thema «World Disorder and the Future of Enterprise» leitete, dass er von
1989 bis 1991 Direktor des Instituts
für Technologiemanagement unserer
Universität war und dass er eine gemeinsame Vorlesung über «Innovation,
Venture Capital und Arbeitsplätze» an
der ETH Zürich und der Universität
St. Gallen initiierte.Vor allem aber faszinierte ihn schon sehr früh Ostasien
mit seinem enormen wirtschaftlichen
und technologischen Potenzial. Dies
zeigt sich zum einen im Aufbau eines
eigenen Kulturfachs «Ostasienkunde»
an unserer Universität, welches bei den
Studierenden grossen Anklang fand.
Zum anderen hat er in den Jahren 1984
bis 1989 mehrere China-Missionen für
das Entwicklungs-Programm der Vereinten Nationen (UNDP) durchgeführt, war er von 1986 bis 1989 Chief
Consultant am Asia Pacific Center in
Köln und wirkte an der Gründung der
Swiss Asia Foundation mit.
Durch seine Engagements erschloss er
sich ein Netz internationaler Beziehungen. So war er im Auftrag
der Evangelischen Kirche Deutschland
Mitglied des Weltkirchenrats und er
nahm im Herbst 1999 in Tokio gemeinsam mit dem deutschen Altbundeskanzler Helmut Schmidt an einem Symposium zum Thema «The New Global Financial Challenge: Euro, Yen and
Dollar» teil. Diese Beziehungen machte
er auch für die HSG nutzbar, indem er
nicht nur viele Asienexperten regelmässig nach St.Gallen zum Vortrag einlud,
sondern durch seinen Kontakt zu Professor Yawata z.B. auch die Zusammenarbeit unserer Universität mit der Sophia-Universität in Tokio förderte.
Die drei wesentlichen Säulen seines
wissenschaftlichen Wirkens, die Berücksichtigung der historischen Perspektive, in die Zukunft weisende
technologische Entwicklungen sowie
die Dynamik des ostasiatischen Raumes schlagen sich auch in seinem
Schrifttum nieder. So schrieb er nicht
nur über «Chinas Durchbruch in das
zwanzigste Jahrhundert» (1971), sondern zum Beispiel auch über «Bürokratisierung und Modernisierung der Gesellschaft» (1975), den «Innovationswettbewerb zwischen Europa, den
USA und Japan, dargestellt am Beispiel
der Halbleiter- und Pharmaindustrie»
(1985) und er verfasste ein «Plädoyer
für ein grösseres Europa: Perspektiven
für eine wirtschaftliche und politische
Integration von Ost- und Westeuropa»
(1992).
Professor Theodor Leuenberger darf
in der Gewissheit in den Ruhestand
treten, der HSG den Blick für Ostasien
geöffnet zu haben. Damit hat er Wesentliches für sie geleistet. Er hat unserer Universität ein Feld erschlossen,
dessen Bedeutung in Zukunft noch zunehmen wird. Die Universität St. Gallen dankt ihm dafür von Herzen und
wünscht ihm weiterhin eine erfolgreiche Lehr- und Forschungstätigkeit.
alma 2/2000
Von Mathias Binswanger
Seit Beginn der 80er-Jahre boomen
die Börsen in den USA, aber auch in
den meisten westeuropäischen Ländern. Kurzzeitige Kurseinbrüche wie
der Mini-Crash 1987 oder der als dramatisch empfundene Rückgang im
Herbst 1998 haben diesem schon mehr
als 15 Jahre dauernden Trend bis heute
keinen Abbruch getan.Trotzdem taucht
immer wieder die bange Frage auf, ob
die Börsenkurse eigentlich noch etwas
mit der realen Wirtschaft zu tun haben.
Einer, der regelmässig in der Öffentlichkeit über dieses Thema nachdenkt,
ist der amerikanische Notenbankchef
Alan Greenspan. Letztmals tat er das am
14. Januar dieses Jahres und er kam dabei zu folgender Schlussfolgerung: Die
gegenwärtige Situation ist vielleicht
nur eine der vielen euphorischen
Spekulationsblasen in der Menschheitsgeschichte. Und die endeten bekanntlich alle mit einem Crash. Müssen wir
also bald mit dem Platzen einer Blase
an den Börsen rechnen und werden
sich die mit harter Spekulationsarbeit
verdienten Vermögen wieder in nichts
auflösen?
Zunächst gilt es einmal abzuklären,
ob die heutigen Börsenkurse tatsächlich durch spekulative Blasen in die
Höhe katapultiert wurden. Von einer
spekulativen Blase spricht man, wenn
sich die Höhe des Börsenkurses nicht
mehr mit Gewinnerwartungen in den
Unternehmen begründen lässt. In diesem Fall lassen sich die Börsenkurse gedanklich in zwei Komponenten zergliedern: erstens den Fundamentalwert
und zweitens die spekulative Blase. Im
Gegensatz zum Fundamentalwert ist
die Entwicklung der spekulativen Blase
nicht von den Gewinnerwartungen
und damit der realwirtschaftlichen
Entwicklung abhängig. Die Blase lebt
einzig und allein vom Glauben der
Investoren, die Aktien stets zu einem
noch höheren Kurs wieder verkaufen
zu können. Und wenn alle das glauben,
dann finden sich auch stets neue
Investoren, welche bereit sind, die
Aktien zu einem noch höheren Kurs
zu erwerben, was der Blase ein stetiges Wachstum beschert. Verlieren die
Investoren allerdings ihren Glauben,
dann kommt es zum Crash und die
Börsenkurse schrumpfen wieder auf
alma 2/2000
Nachhaltige Blasen
an der Börse?
ihre Fundamentalwerte.
In der Praxis ist es allerdings nicht
leicht zu entscheiden, ob die heute
beobachteten Börsenkurse tatsächlich
eine Blase enthalten. Betrachten wir
einmal die amerikanische Börse, wo
fast die Hälfte des gesamten Aktienkapitals der Welt investiert ist, dann stellen sich etwa folgende Fragen: Haben
sich die Gewinnaussichten der grossen
Konzerne in den 90er-Jahren dermassen verbessert, dass sich damit eine Vervierfachung des Dow Jones Industrial
Index seit 1989 begründen lässt? Hat
die technologische Entwicklung so rasante Fortschritte gemacht, dass damit
die Verzehnfachung des technologielastigen Nasdaq Composite Index im
gleichen Zeitraum erklärt werden
kann? Und befinden sich traditionelle
Börsenkennziffern wie Kurs-/GewinnVerhältnisse und Kurs-/DividendenVerhältnisse auf historischen Höchstständen, weil die zukünftigen Gewinne, die sich im gegenwärtigen Kurs
widerspiegeln, viel höher sein werden
als die gegenwärtigen Gewinne? Wenn
solche Fragen vorbehaltlos mit Ja beantwortet werden könnten, dann gäbe
es zurzeit keine spekulative Blase und
die Börsenkurse wären fundamental
gerechtfertigt.
Insbesondere bei Banken und anderen Finanzdienstleistern finden sich
optimistische Finanzexperten, welche
davon ausgehen, dass die heutigen Kurse tatsächlich fundamental gerechtfertigt sind. Das erstaunt nicht weiter,
denn ein erwarteter zukünftiger Kursanstieg aufgrund wirtschaftlicher Stärke
kommt als Verkaufsargument für Aktienfonds einfach besser an als eine
spekulative Blase. Denn die könnte ja
platzen, und das wirkt sich auf potenzielle Anleger abschreckend aus. Im Wesentlichen führen die Optimisten drei
Argumente ins Feld, weshalb die heutigen Kurse nicht überhöht seien: Erstens, und das ist das wichtigste Argument, zeichne sich der Übergang zu ei-
ner «New Economy» ab, in der die
Produktivität der Wirtschaft in bisher
nie gekanntem Mass zunehme. Ursache
seien die neuen Informationstechnologien und das Internet, die uns Dinge
wie E-Commerce, E-Banking, EBooks und zuletzt auch virtuelle Unternehmen bescherten. Der Anstieg der
Börsenkurse seit den 80er-Jahren, insbesondere bei den Technologiewerten,
wäre dann nur eine Vorwegnahme der
grossartigen wirtschaftlichen Zukunft,
die uns erwartet.
Als Zweites argumentieren die Blasenverneiner auch mit den Risikoprämien an der Börse. Anleger erkennen
zunehmend, so lautet die Argumentation, dass bei langfristiger Betrachtung
Aktienanlagen gar nicht viel riskanter
sind als Anlagen in staatliche Obligationen (in den USA:Treasury Bonds). Die
Anlieger hätten demnach bisher das
Risiko an der Börse «irrational» überschätzt, was dazu führte, dass die Kurse
in der Vergangenheit zu tief waren.
Denn die Höhe der Risikoprämie entscheidet, wie stark die zukünftigen erwarteten Gewinne abdiskontiert werden, und damit über die Höhe des
Börsenkurses. So erzielte man in den
USA im Zeitraum von 1946 bis 1997
an der Börse im Durchschnitt eine reale Rendite von 7.5 Prozent während
Bonds lächerliche 1.1 Prozent abwarfen, obwohl sich die Risiken der Anlagen kaum unterschieden. Seit den
80er-Jahren seien die Anleger jedoch
zunehmend vernünftiger geworden
und sie hätten die Risikoprämien der
Realität angepasst, so dass die Börsenkurse jetzt endlich den «richtigen»
Fundamentalwerten entsprächen.
Und schliesslich gibt es noch ein
drittes Argument, welches insbesondere die Rekordhöhe des Kurs-/Dividenden-Verhältnisses erklären soll. Unternehmen würden es vermehrt vorziehen, so heisst es, die Aktionäre nicht
über die Auszahlung von Dividenden,
sondern durch den Rückkauf eigener
13
ANTRITTSVORLESUNG
Aktien am erwirtschafteten Gewinn
partizipieren zu lassen. Der Grund
dafür sei in erster Linie bei der relativ
starken Besteuerung von Dividenden
zu suchen, was Aktienrückkäufe vorteilhafter machte. Und als angenehmer
Nebeneffekt würden die Börsenkurse
durch Aktienrückkäufe noch zusätzlich
in die Höhe getrieben.
Was ist von diesen Argumenten zu
halten? Das zuletzt erwähnte Argument
reicht als Erklärung sicher nicht aus,
denn selbst wenn man die veränderte
Auszahlungspolitik der Unternehmen
mit einbezieht, bleibt das Kurs-/Dividenden-Verhältnis auf Rekordhöhe.
Das erste und das zweite Argument
hingegen lassen sich unmittelbar weder
beweisen noch widerlegen. Fundamentalwerte lassen sich nicht beobachten,
sondern hängen von den Erwartungen
der Investoren über die wirtschaftliche
Zukunft ab. Für Technofreaks, die an
ein zukünftiges Informationstechnologie-Paradies glauben, sind die gegenwärtigen Aktienkurse keineswegs überhöht, während kritischere Geister diese
Meinung als eine reine Illusion abtun.
Die gegenwärtig zur Verfügung stehenden Informationen über die zukünftige
Wirtschaftsentwicklung lassen sich eben
ganz unterschiedlich interpretieren und
so ergeben sich für «Bullen» andere
Fundamentalwerte als für «Bären». Das
gilt auch für die Risikoprämien, da das
zukünftige Risiko von Aktienanlagen
nicht von allen Anlegern gleich eingeschätzt wird, obwohl sie alle dieselben
Informationen zur Verfügung haben.
Preis-/Dividenden-Verhältnis in den USA
Müssen wir also die Frage, ob wir es
gegenwärtig mit einer spekulativen
Blase zu tun haben, offen lassen? Nicht
ganz. Denn wenn ein Aktienkurs seinem Fundamentalwert entspricht, müsste er in einem bestimmten Zusammenhang zur realwirtschaftlichen Entwicklung stehen, der sich empirisch
überprüfen lässt. Das lässt sich an folgendem Beispiel verdeutlichen: Wird
bekannt, dass Novartis (es könnte auch
Roche sein) die Entwicklung eines
neuen, erfolg–versprechenden Medikaments plant und dass die bisherigen
Tests zu Optimismus Anlass geben,
dann wirkt sich das unmittelbar nach
Bekanntwerden der Nachricht positiv
auf den Aktienkurs der Novartis AG
aus. Es wird aber ziemlich Zeit vergehen, bis das Medikament tatsächlich
produziert, auf den Markt gebracht und
verkauft worden ist so wie die Produktions- und Verkaufszahlen bzw. die
Gewinne bei Novartis effektiv steigen.
Der sofort gestiegene Aktienkurs von
Novartis läuft dann der «realwirtschaftlichen Entwicklung» des NovartisKonzerns voraus. Das gilt aber nicht
nur für Novartis, sondern für alle Aktiengesellschaften eines Landes, weshalb
auf gesamtwirtschaftlicher Ebene die
Börsenkurse (ausgedrückt durch einen
Aktienindex) ein der realwirtschaftlichen Entwicklung vorauslaufender Indikator sein sollten, solange die Börsenkurse durch die Fundamentalwerte der
Aktiengesellschaften bestimmt sind.
Oder genauer ausgedrückt: Schwankungen der Wachstumsraten des Bruttoinlandprodukts oder der industriellen
Produktion müssen mit vergangenen
60
Schwankungen der Aktienrenditen
korrelieren.
Und tatsächlich haben sie das bis vor
kurzem auch getan. So haben langfristige Analysen bestätigt, dass die Börse
in den USA im Zeitraum von 1889 bis
1980 der realwirtschaftlichen Entwicklung stets vorausgelaufen ist. Wie eigene Untersuchungen zu diesem Thema
vermuten lassen, ist damit aber seit den
frühen 80er-Jahren Schluss.* Seither
können weder die Schwankungen der
Wachstumsrate des Bruttoinlandprodukts noch die Schwankungen der
Wachstumsrate der industriellen Produktion mit der Börsenentwicklung in
Zusammenhang gebracht werden. Dieses Ergebnis gibt uns einen Hinweis
darauf, dass die heutigen Börsenkurse
wohl von spekulativen Blasen dominiert werden und tatsächlich ihren
Fundamentalwert übersteigen.
Was bedeutet das nun für die Zukunft der Börse? Schauen wir zunächst
einmal, ob wir etwas aus der Geschichte lernen können, und werfen wir einen Blick zurück auf einige historische
Blasenepisoden. Und tatsächlich lässt
sich eine grosse Gemeinsamkeit erkennen: Alle früheren Blasen sind spätestens nach einigen Jahren geplatzt. Eine
bittere Erfahrung, die viele Spekulanten über mehrere Jahrhunderte hinweg
machen mussten. Pioniere auf diesem
Gebiet waren die Holländer im Amsterdam der 40er-Jahre des 17. Jahrhunderts. Dort entzündete sich das SpekuVerhältnis des Werts der an den
amerikanischen Börsen kotierten Aktien
zum BIP der USA
1.8
1.6
50
1.4
40
1.2
1.0
30
0.8
20
0.6
10
0.4
1880
alma 2/2000
1900
1920
1940
1960
1980
55
60
65
70
75
80
85
90
95
15
ANTRITTSVORLESUNG
lationsfieber an einigen neu aus dem
Vorderen Orient importierten seltenen
Tulpenzwiebeln, die innerhalb kurzer
Zeit zu reinen Spekulationsobjekten
wurden. Zwiebeln, die bis anhin kaum
einen Wert besassen, waren im Jahre
1636 plötzlich so viel wert wie «ein
neuer Wagen, zwei Pferde und noch
das Geschirr dazu». Bereits ein Jahr später endete die «Tulpenmanie» in einem
Crash, denn die Tulpenzwiebelinvestoren hatten ihren Glauben an stets steigende Tulpenzwiebelpreise verloren.
Die Blase war geplatzt und der Preis
der Tulpenzwiebeln entsprach wieder
ihrem Fundamentalwert, der bekanntlich nicht allzu hoch ist.An der holländischen Wirtschaft ging der Crash auch
nicht spurlos vorbei, denn viele Spekulanten hatten die Zwiebeln auf Kredit
gekauft und konnten diesen anschliessend nicht mehr zurückzahlen, da sie
bankrott waren. Alles Phänomene, wie
man sie auch aus späteren Blasenepisoden kennt. Erwähnt seien hier nur
die berühmtesten Beispiele: das Platzen
des Mississippi-Bubble in Paris im Jahre
1720, das Auffliegen des «Südseeschwindels» in London im Jahre 1720,
bei dem Sir Isaac Newton den grössten
Teil seines Vermögens verlor, der Börsencrash in New York im Jahre 1929,
der Zusammenbruch der japanischen
Börsenkurse im Jahre 1990 and last,
but not least der Einbruch der Börsenkurse in den südostasiatischen Ländern
Ende 1997.
Im Vergleich zu den erwähnten Blasen ist die heutigen Blase in den USA
und in Westeuropa jedoch auffällig
langlebig. Aufgrund der historischen
Erfahrung müsste sie nämlich längst
geplatzt sein. Doch darauf haben wir
bis jetzt (zum Glück) vergeblich gewartet. Die gegenwärtige Blase entwickelte
sich Mitte der 80er-Jahre, als einige
amerikanische Firmen darauf kamen,
dass es profitabler sei, bereits bestehende Firmen aufzukaufen, statt in neue
Anlagen und Maschinen zu investieren.
Das führte zu der grossen «Mergers &
Acquisitions-Welle» der 80er-Jahre,
welche die Börsenkurse zu neuen
Höhenflügen veranlasste. Bereits im
Oktober 1987 schien jedoch alles vorbei zu sein. Ein Mini-Crash erschütterte
das Vertrauen der Anleger, doch nicht für
lange. Seit den 90er-Jahren geht der
alma 2/2000
Börsenboom mit noch grösserer Dynamik weiter und die Aktienkurse eilen
von Rekord zu Rekord. Wir erleben
zurzeit eine «nachhaltige Blase» - die erste der Wirtschaftsgeschichte -, die in Bezug auf ihre Dauer längst alle historischen Blasen in den Schatten gestellt hat.
Was unterscheidet aber die nachhaltige Blase von heute von den kurzlebigen Blasen von früher? Eine genauere
Analyse der verschiedenen Blasenepisoden führt zu folgenden Schlussfolgerungen: Erstens platzen alle Blasen, die
zu schnell wachsen. Börsenkurse, die
sich in nur einem Jahr vervielfachen,
wirken schnell unglaubwürdig, wie etwa die Entwicklung der Börse Ende
der 20er-Jahre in New York und in Japan Ende der 80er-Jahre aufzeigte.Verglichen damit wächst die heutige Blase
langsam und ohne allzu grosse Aufmerksamkeit zu erregen. Zweitens darf
die Höhe des Fundamentalwerts eines
Spekulationsobjekts nicht zu offensichtlich sein. So ist der Fundamentalwert von Tulpenzwiebeln leicht abschätzbar, was dazu führte, dass die
Preise im Jahre 1637 relativ rasch als
«überhöht» erkannt wurden. In solchen
Situationen verlieren die Investoren ihr
Vertrauen und die Blasen platzen nach
relativ kurzer Zeit. Ganz anders ist das
bei den heutigen Börsenkursen. Wie
schon erwähnt, gibt es genügend Experten, welche die Existenz einer Blase
bezweifeln, und niemand weiss, wie
hoch der Fundamentalwert der Aktien
tatsächlich ist. Und Blasen, die nicht
unmittelbar als solche erkennbar sind,
gedeihen immer besonders gut.
Drittens tragen die Unternehmen
selbst zum Platzen der Blase bei, wenn
sie versuchen, von den hohen Aktienpreisen zu profitieren, indem sie sich
durch die Herausgabe zusätzlicher Aktien billig Kapital beschaffen. Die Preise
eines Gutes (in diesem Fall Aktien),
dessen Angebot ständig erhöht wird,
beginnen nämlich schnell zu sinken
und das verkraftet selbst die stärkste
Blase nicht. Sowohl amerikanische Unternehmen Ende der 20er-Jahre als
auch japanische Unternehmen Ende
der 80er-Jahre begingen diese «Sünde»
und leisteten damit ihren eigenen Beitrag zum Börsencrash.Während des gegenwärtigen Aktienbooms verhielten
sich die amerikanischen Unternehmen
hingegen bis jetzt sehr blasenfreundlich, indem sie tendenziell sogar das
Angebot an Aktien durch Aktienrückkäufe verringerten. Viertens führen
mangelndes Risikomanagement bei
den Banken, Vetternwirtschaft und
Korruption zum schnellen Tod einer
Blase, wie die südostasiatischen Länder
Ende 1997 schmerzlich erfahren mussten. Blasen können nur in hoch entwickelten Finanzsystemen überleben,
in denen das Vertrauen in die Banken
gross ist, bzw. die Märkte liquid und
Risikodiversifikationsmöglichkeiten
zahlreich sind.
Fünftens können Blasen nicht nachhaltig gedeihen, wenn im Hintergrund
kein potenter «Lender of last Resort»
das Vertrauen in das Finanzsystem eines
Landes stützt. Als Lender of last Resort
agiert die Zentralbank eines Landes,
wenn sie bereit ist, den Banken notfalls
unbeschränkt zusätzliches Geld zur Verfügung zu stellen, sobald der Zusammenbruch des Finanzsystems droht. Im
Jahre 1987 hat die amerikanische Zentralbank erfolgreich demonstriert, wie
schnell das Vertrauen durch eine solche
Massnahme wieder hergestellt werden
kann. Im Jahr 1929 hatte sie sich hingegen geweigert, ihre Lender-of-last-Resort-Funktion wahrzunehmen und damit der Blase jede weitere Lebenschance genommen. Einen potenten Lender
of last Resort besitzen allerdings nur
Industrieländer, denn eine Zentralbank,
die notfalls zusätzliche Baht oder Ringgit drucken kann, nützt überhaupt
nichts. In solchen Situationen sind harte Devisen gefragt, die ausschliesslich
die Zentralbanken in den Industrieländern schaffen können.
Seien sie also beruhigt! Obwohl wir
es gegenwärtig mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit mit einer
spekulativen Blase zu tun haben, muss
diese in nächster Zeit nicht platzen.
Zwar kann es immer wieder mal abwärts gehen wie etwa 1987 oder Ende
1998, aber der grosse Crash wird
nicht kommen, solange die skizzierten
Grundlagen für ein «nachhaltiges Blasenmanagement» von Politik und Wirtschaft weiterhin beachtet werden.
* Stock Markets, Speculative Bubbles and Economic Growth, erschienen 1999 bei Edward Elgar
17
Jahrgangssponsoring –
made by Studentenschaft
Hochschulpolitik und Dienstleistungen
sind die zentralen Säulen der Vorstandsarbeit. Das Jahrgangssponsoring
ist als besonderer Service für die Studierenden ein wichtiger Teil davon. Nur
ganz wenige von Ihnen sind zu Ihrer
Studienzeit hier an der HSG in den Genuss des Jahrgangssponsoring gekommen, denn gerade erst letztes Jahr
schloss der von PricewaterhouseCoopers gesponserte Jahrgang der «Class
of 1998» ab. Was haben Sie verpasst?
18
Das Sponsoring eines gesamten Studienjahrgangs, welches seit fünf Jahren
praktiziert wird, hat sich zu einer Partnerschaft zwischen Studentenschaft
und den Unternehmungen entwickelt.
Gegenwärtig werden die Studierenden
durch Swiss Re, PricewaterhouseCoopers, Novartis, Merrill Lynch und Roland Berger unterstützt. Das Konzept
«Jahrgangssponsoring» basiert auf dem
Gedanken, dass eine Unternehmung
die Studierenden eines Jahrgangs durch
ihr gesamtes Studium begleitet, d.h. jeder Jahrgang steht vom ersten Semester
bis zum Studienabschluss nach vier Jahren unter dem Patronat derselben Unternehmung. Die Unternehmung tritt
nicht nur als Sponsorin mit materiellen
Dingen auf, sondern auch als persönliche Partnerin der Studierenden.
Gerade diese «persönliche Partnerschaft» wird gegenwärtig ausgebaut
und der Vorstand der Studentenschaft
arbeitet gemeinsam mit den Firmen an
einem Mentorenprogramm, in dem
Mitarbeiter aus der Praxis als Coaches
von Studierenden auftreten werden
Grundsätzlich durchläuft das Jahrgangssponsoring immer wieder bestimmte Phasen. Es beginnt im ersten
Jahr mit einer Förderung des «Socialising» der neuen Studierenden und des
gegenseitigen Sich-kennen-Lernens.
Im zweiten Jahr beginnt dann eine verstärkte inhaltliche Zusammenarbeit. Es
finden Gastvorträge statt oder es wird
eine Unterstützung bei der Auswahl
von Praktikumsstellen angeboten. Im
Hauptstudium schliesslich wird diese
intensiviert, kann man doch bei den
anstehenden Diplomarbeiten, Workshops oder «case studies» gemeinsam an
Problemstellungen arbeiten.
Im letzten Jahr, in der Endphase des
Sponsorship, findet zu Beginn eine
«Woche des Jahrgangssponsors» statt.
Hier beginnt für die Studierenden der
eigentliche Recruiting-Prozess. Geplant ist eine Woche, während der sich
das Unternehmen in Plenarveranstaltungen präsentiert und den Studierenden die Möglichkeit gibt, zu diskutieren und Probleme zu bearbeiten, um
dabei Arbeit und Mitarbeiter der Unternehmung kennen zu lernen.
Damit Sie einen Eindruck von den
zahlreichen Aktivitäten bekommen,
zeichnen wir ein Bild der aktuellen
Tätigkeiten. Beginnen wir mit dem jetzigen ersten Semester, der
«Class of 2003»
Was haben heute die Studierenden
von diesem Projekt? Schon im Sommer hatten wir unsere zukünftigen
Kommilitonen angeschrieben und sie
mit ersten Informationen versorgt.
Dieses Mailing wurde begleitet von einem Brief des Alumnus Walter B. Kielholz, CEO Swiss Re. Dann, am ersten
Tag des neuen Semesters, startete das
Mentorenprogramm. Dieses sechs Jahre
alte Programm wird durch den Jahrgangssponsor finanziell und ideell un-
terstützt. Sechs Studierende werden
von einem Studierenden aus den oberen Semestern betreut. Er führt in die
Infra- sowie die informelle Struktur
der HSG ein, zeigt seinen Mentees
St. Gallen und zusammen geht man
beispielsweise auf Beizentour oder man
geniesst gemeinsam ein selbst zubereitetes Dinner. Darüber hinaus ist der
Mentor ein ständiger Ansprechpartner,
auf den die Studierenden auch noch
einmal zur Prüfungszeit zukommen
können. Zum ersten Mal wurde dieses
Jahr das Mentorenprogramm mit einem besonderen Abend für die Mentorinnen und Mentoren abgerundet: Alle
Mentoren wurden zu einer Theateraufführung und einem anschliessenden
Essen eingeladen. Noch bevor man seine Mentoren findet, hat man gewöhnlich sein Erstsemesterpackage abgeholt.
Dieser Rucksack, der ebenfalls vom
Jahrgangssponsor gestellt wird, ist gefühlt mit vielem Nützlichen - Prüfungsadäquatem Taschenrechner, TShirt, Schreibutensilien, Fertigmahlzeiten...
28. Oktober 1999,Vereinsinformationsbörse. Seit einigen Jahren organisiert der Vorstand im Foyer des Bibliotheksgebäudes eine Messe, an der sich
die Initiativen und Vereine den neuen
Studierenden vorstellen und um neue
Mitglieder werben, teilweise konkurrieren. Dieses Jahr präsentierten sich
über 40 Vereine der Universität und
erstmals auch der Jahrgangssponsor des
ersten Semesters.
Sie fand in der Diskothek Palace in
St. Gallen statt. Sie war stimmungsvoll
und gefüllt mit Erstsemestrigen und
Mentoren, die ausgelassen feierten. Es
war die Party der «Class of 2003», organisiert von der Studentenschaft und
dem Jahrgangssponsor.
Der CEO dieses Jahrgangssponsors,
Walter B. Kielholz, kam im November
persönlich an die Universität, um «seinen» Jahrgang zu begrüssen und Einblicke in das Rückversicherungsgealma 2/2000
JAHRGANGSSPONSORING
schäft zu geben. Aber er vermittelte
noch viel mehr:Walter B. Kielholz demonstrierte in persona, dass man als
HSG-Absolvent in verantwortungsvolle Positionen kommen und, das vor allem, menschlich bleiben kann.
Im Anschluss an die Rede verloste
Swiss Re noch eine Aktie der Unternehmung; gefragt war der Aktienkurs
vom 11.11.1999 um 11.00 Uhr, die
Kursschätzung musste spätestens sieben
Tage zuvor abgegeben worden sein.
Zwei Studierende schätzten den richtigen Kurs; Stichentscheid. Ein Gewinner und doch zwei Sieger: Swiss Re
vergab spontan zwei Aktien.
«Class of 2002»
Zum ersten Mal im vergangenen
Sommer hat die «Class of 2002» erlebt,
was es heisst, in St. Gallen für ein
Vordiplom zu lernen. Um die zehnwöchige Bewährungsprobe mit Optimismus in Angriff zu nehmen, schenkte
der Jahrgangssponsor PricewaterhouseCoopers (PwC) seiner «Class of 2002»
zum Durchhalten je eine Kaffeetasse
und den dazugehörenden Kaffe. Kurz
vor den Prüfungen bekamen die Studierenden eine Ermutigungskarte zugesandt. An diesem Beispiel wird die
Idee des Jahrgangssponsoring deutlich:
Zum einen werden die Studierenden
materiell unterstützt - viel wichtiger
aber ist der Aufbau einer persönlichen
Beziehung zwischen dem Jahrgang und
seinem Jahrgangssponsor. Begünstigt
wird diese persönliche Beziehung
durch HSG-Alumni, die «ihrer» Universität etwas von dem zurückgeben
wollen, was sie bekommen haben. So
ist das persönliche Engagement von
Urs Landolf, Partner von PwC in
Zürich, ein wesentlicher Motor des
ganzen Projektes «Jahrgangssponsoring». Durch ihn ermöglicht worden
sind Social Events wie beispielsweise
die PwC-Party oder zahlreiche Formen der inhaltlichen Zusammenarbeit
in den verschiedensten Projekten der
Studentenschaft. Neben START, dem
Buddy System, ist dieser Jahrgangssponsor bei der «EduAction - team
challenge 2000» Corporate Partner. Im
Laufe der Partnerschaft hat sich Urs
Landolf nie gescheut, neue Wege gemeinsam mit der Studentenschaft einalma 2/2000
zuschlagen, um an der Qualität und
dem Renommee unserer Universität
zu arbeiten. Für ein solches Engagement sind wir Studierenden, Ihnen,
den HSG-Alumni und unseren Jahrgangssponsoren in Dank verbunden.
«Class of 2001»
Am 18. November 1999 lud der
Jahrgangssponsor der «Class of 2001»
rund 50 Studierende nach Basel zum
Novartis Day ein. Die neugierigen Teilnehmenden erhielten die Gelegenheit,
Fakten über das Umfeld von Novartis
und die Tätigkeitsbereiche dieses global
tätigen Konzerns kennen zu lernen.
Wie wichtig es ist, Einblicke in ein
Unternehmen zu ermöglichen, zeigte
sich in der Diskussion über den Wandel
von der chemischen Industrie zu Life
Sciences und zurSpezialitätenchemie,
der sich in der Realität schneller vollzog, als sich das Bild änderte, das die
Studierenden von Novartis haben.
Doch auch die Teilnehmenden wurden
an diesem Tag gefordert. In mehreren
Gruppenarbeiten, unter anderem zusammen mit Spitzenmanagern der Unternehmung, wurden Fragen zur Positionierung von Novartis, zu deren Stärken und Schwächen sowie zu den aktuellen Herausforderungen diskutiert.
Dass die Neugier der Studierenden
noch nicht gestillt ist, zeigten die vielen
offen gebliebenen Fragen am Ende der
Entdeckungsreise in die Praxis.Aus den
Ergebnissen des Workshop wurden die
«key topics» abgeleitet, welche im sechsten Semester an einem zweiten Novartis Day weiterverfolgt werden. Ein
Life-Sciences-Konzept, der Zusammenhang zwischen Produktenamen
und Firmennamen, die externe Kommunikation, Customer Focus und Synergien sind Themen, welche Novartis
auch in der Zukunft mit neugierigen
Studierenden der «Class of 2001» bearbeiten wird.
dinierte hierfür exklusive Firmenpräsentationen, Möglichkeiten zur Durchführung von Interviews und Social
Events im Vorfeld der breit angelegten
Recruiting-Messe Forum-HSG, welche alljährlich professionell von AIESEC St. Gallen organisiert wird. Im Verlauf der Partnerschaft hat Merrill Lynch
mehrfach gezeigt, dass nicht nur das
«return on investment» die Idee des
Jahrgangssponsoring vorantreibt. So hat
Merrill Lynch beispielsweise sein damaliges drittes und viertes Semester direkt in der Qualität der Lehre unterstützt.Aufgrund der steigenden Studierendenzahlen werden insbesondere
Übungsgruppen zu gross, um eine angemessene Interaktion unter den vielen
Studierenden zu ermöglichen.Aus diesem Grund hat Merrill Lynch seinem
Jahrgang Dozenten und zusätzliche
Englischkurse finanziert, sodass in kleinen Gruppen auf dieses Pflichtfach hin
gelernt werden konnte. Dies macht
mehrfach Sinn: Die Studierenden geniessen eine bessere Ausbildung, die angespannte Finanzsituation der Universität wird ansatzweise entschärft und
«English as corporate language at Merrill Lynch» ist das verbindende Element
zwischen Jahrgangssponsor und Studierenden.
Wir hoffen, Sie haben uns gerne auf
dieser Tour d’Horizon durch das Projekt «Jahrgangssponsoring» begleitet. Es
ist gegenwärtig vieles an unserer Universität in Bewegung geraten. Wir leisten unseren Beitrag zur Neuorientierung der Universität St. Gallen und
werden Sie als Alumni unserer Universität demnächst ebenfalls hierzu einladen. Jahrgangssponsoring, Coachingprogramme und der intensive Einbezug
der HSG-Alumni sind Bausteine einer
neuen Universität St. Gallen.
Martin Karow,
VP Sozial des Vorstandes 99/00
Florian Schweitzer,
Präsident des Vorstandes 99/00
«Class of 2000»
Die «Class of 2000» wird im Herbst
2000 zur Lic.-Prüfung antreten. In dieser letzten Phase des Studiums geniesst
gegenwärtig der Jahrgangssponsor
Merrill Lynch Privilegien im CampusRecruiting. Die Studentenschaft koor-
n
19
FAH-HSG:
Immer aus der Sicht des Kunden
Professoren Dr. Christian Belz (links) und
Dr.Torsten Tomczak (Mitte) am letzten
Fachdialog für Marketing, an welchem die
Institutsmitarbeiter jährlich mit Führungskräften die neuen Herausforderungen der
Marketingpraxis und Forschungsergebnisse
diskutieren.
Ob Höchsttechnologien oder
Konsumgüter – das Forschungsinstitut
für Absatz und Handel (FAH) stellt
marktbezogene Fragen und sucht die
Antworten darauf.
Von Heidi Steiger
20
Wer glaubt, an einem alteingesessenen
Institut der HSG, welches 1967 von
Prof. Dr. Heinz Weinhold-Stünzi gegründet wurde, könne man sich auf
seinen Pfründen ausruhen, wird am
FAH jäh eines Besseren belehrt. Das
Forschungsinstitut für Absatz und Handel finanziert sich zum allergrössten
Teil selber, und dies mit rund 45 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Das
Geld fliesst via Seminare für Führungskräfte und Kooperationsprojekte mit
Unternehmungen herein. Und aus der
gleichen Quelle holt man sich gleich
auch Inputs für die Forschung. Den
Umsatz will man dort erzielen, wo die
inhaltliche Arbeit geleistet wird. Und
diese wiederum findet in den fünf
Kompetenzzentren des Instituts statt:
Industriegütermarketing, Nanomarketing, Internationale Handelsdynamik,
Distribution und Kooperation, Marketingplanung und -controlling.
Die zwei bestehenden Lehrstühle
am FAH von Prof. Dr. Christian Belz
und Prof. Dr.Torsten Tomczak werden
auf Anfang April ergänzt durch den von
der Migros gestifteten Gottlieb-Duttweiler-Lehrstuhl für Internationales
Handelsmanagement (s. alma 2/1999)
unter Prof. Dr.Thomas Rudolph.
Marketing für Kleinststrukturen
Das neueste Forschungsfeld des FAH
lässt sich im Bereich «Höchsttechnologie-Marketing» ansiedeln. Die sogenannte Nanotechnologie befasst sich
mit Kleinststrukturen, welche tausendfach kleiner sind als die heute bereits
beherrschten Mikrostrukturen. Mit solchen nanoskaligen Strukturen im
Grössenbereich von Molekülen und
Atomen schätzt man irgendwann in
der Lage zu sein, ganz neue Produkteigenschaften und Fertigungsqualitäten
zu erschliessen. Man stelle sich beispielsweise Oberflächen vor, welche
nicht mehr gereinigt werden müssen,
weil aufgrund der Oberflächenbeschaffenheit kein Schmutz darauf haften
bleibt. Das FAH leistet im Bereich dieser neuen Schrittmachertechnologie
einen Beitrag für deren marktbezogene
alma 2/2000
AUS DEN INSTITUTEN
Beurteilung. Unter der Leitung von
Dr. Michael Reinhold wird ein neues
Kompetenzzentrum Nanomarketing
aufgebaut. Die Zusammenarbeit mit
Forschern der ETH und dem KTI des
Bundes spielt dabei eine wichtige Rolle.
Ein weiterer Schwerpunkt der aktuellen Forschungstätigkeit des FAH fällt
unter das Stichwort Globalisierung. Das
«Global Account Management» befasst
sich damit, wie globale Anbieter mit
globalen Kunden zusammenarbeiten.
Interessant sind beispielweise Fragen
zur internationalen Preisharmonisierung, denn globale Kunden orientieren
sich oft an den international günstigsten Angeboten. Für Anbieter schlagen
preisliche Anpassungen sehr rasch auf
Erträge und Umsätze durch.
Natürlich gehört ein wesentliches
Augenmerk der Marketing-Forschung
auch dem E-Commerce. Man beschäftigt sich hier weniger mit der technologischen als vielmehr mit der Kundensichtweise. Im E-Commerce bestimmt das Kundenverhalten die Geschwindigkeit. Nur was die Kundin
oder der Kunde auch wirklich annimmt, kann sich durchsetzen. Für das
Unternehmen selber stellt sich die Frage, wie diese neue Vertriebsform optimal in das bestehende Distributionssystem integriert werden kann. Es besteht
die Gefahr von Abgrenzungsproblemen
und Konflikten aufgrund von Sortimentsunterschieden.
Partnerschaftskonzept für Studierende
Im Bereich der Lehre ist das Fach Marketing in alle Stufen integriert. Auf der
Lizentiatsstufe wird eine Vertiefungsrichtung Marketing angeboten, welche
derzeit von ungefähr 55 Studierenden
belegt wird. Auf Praxisbezug wird dabei grosses Gewicht gelegt. Es hat sich
gezeigt, dass von bisherigen Absolventinnen und Absolventen der grösste Teil
nach dem Studium dem marktbezogenen Bereich treu geblieben ist.
Seit zwei Jahren besteht ein Partnerschaftskonzept zwischen Studierenden
und Unternehmen: Teams aus jeweils
drei bis fünf Studierenden werden
während des zwei Jahre dauernden Lizentiatsstudiums von einem Partnerunternehmen begleitet. Zu diesen Partalma 2/2000
Stoffes im Vordergrund. Dazu werden
überwiegend Referate mit Fallstudien
und begleitenden Workshops eingesetzt. Ergänzend werden Diskussionsabende und Kamingespräche angeboten. In der letzten Phase, der Nachbereitung, wird der Stoff anhand eines
Fachkompendiums mit Vortragsunterlagen vertieft und gezielt für das eigene
Unternehmen umgesetzt.
Publikationstätigkeit
Prof. Dr.Thomas Rudolph, Inhaber des
neuen Gottlieb-Duttweiler-Lehrstuhls für
Internationales Handelsmanagement
nern gehören unter anderen Compaq,
Zürich, Unilever und Swisscom. Mit
diesem Konzept können verschiedene
Ziele gemeinsam verfolgt werden: Erstens ergibt sich die dauernde Verknüpfung zwischen der Theorie und ihrer
Anwendung in einem konkreten Fall
und die Studierenden haben die Möglichkeit, über längere Zeit mit
Führungskräften zusammenzuarbeiten.
Zweitens soll Sozialkompetenz gefördert werden durch die Verpflichtung
und Verantwortlichkeit der Studierenden gegenüber einem dauernden Partner.
Für Praxisleute bietet das FAH ein
reichhaltiges Weiterbildungsangebot.
Dieses ist eher an längerfristigen und
ausführlicheren Seminaren orientiert
und richtet sich an marktbezogene
Führungskräfte. Inhaltliche Themen
sind Verkaufsmanagement, Kommunikationsmanagement, Einkaufsmanagement, System-Marketing oder ECommerce. In den Seminaren wird ein
dreiphasiges Lernkonzept verfolgt. Jede
Teilnehmerin und jeder Teilnehmer initiiert auch in der eigenen Unternehmung ein Projekt, welches während des
ganzen Seminars betreut wird. Die erste Phase, die Vorbereitung, dient der
Einstimmung auf die jeweilige Seminarwoche.Vorbereitungsunterlagen helfen, sich auf den Stoff einzustellen und
eigene Interessen zu definieren. In der
Seminarphase steht die Vermittlung des
Ungewöhnlich ist der hohe Stellenwert
der Publikationstätigkeit des FAH. Mit
dem Verlag THEXIS verfügt das Institut
über einen eigenen Verlag für Fachpublikationen im Marketing. Dazu gehört
insbesondere die gleichnamige Fachzeitschrift, welche bereits im 17. Jahrgang erscheint. Die THEXIS widmet
sich in jeder Ausgabe einem bestimmten Thema aus dem Bereich des Marketing; die neuesten beiden Hefte tragen die Titel «Direct Marketing im
Handel» und «Product Life Cycle
Management».Weiter werden im Verlag
Fachbücher und Fachberichte herausgegeben. Diese Publikationen sollen
den Transfer von Ergebnissen in Forschung und Anwendung fördern, um
Herausforderungen in Marketing- und
Handelsmanagement erfolgreich zu bewältigen. Das gesamte Publikationsangebot des FAH kann über verschiedene Leistungspakete abonniert werden.
S
teckbrief des Forschungsinstituts für Absatz und Handel
(FAH-HSG)
Tätigkeit/Kompetenzzentren:
Industriegütermarketing,
Nanomarketing, Internationale
Handelsdynamik, Distribution und
Kooperation, Marketingplanung
und -controlling
Gründungsjahr: 1967
Präsident: Prof. Dr. Heinz Hauser
Direktion: Prof. Dr. Christian Belz,
Prof. Dr.Torsten Tomczak
MitarbeiterInnen: 45
Adresse: Bodanstrasse 8,
9000 St. Gallen,
Telefon 072 224 28 20,
Fax 071 224 28 57,
Internet: www.fah.unisg.ch
21
START – the spirit of venture
START – das Wort steht für studentischen Unternehmergeist an der HSG. Am
jährlich stattfindenden Forum treffen
sich jeweils rund 100 studentische Teilnehmer und ebenso viele erfolgreiche
Unternehmer zum Gedankenaustausch,
wobei START die Aktivitäten im letzten
Jahr darüber hinaus ausgebaut hat.
Von Nicole Schiessl
An dieser Stelle sind in den vorangegangenen alma-Ausgaben jeweils Vereine an der HSG vorgestellt worden.
Teilnehmerinnen und Teilnehmer
beim abendlichen «STARTgeflüster»
START gehört streng genommen
nicht dazu, da es sich um ein Projekt
von Studentenschaft und AIESEC
St. Gallen handelt. START ist seit der
Gründung im Sommer 1996 aber so
eigenständig und erfolgreich geworden, dass es innerhalb der Studentenschaft vereinsähnliche Strukturen angenommen hat und daher auch wie ein
Verein vorgestellt werden soll.
START - das ist zum einen das jährlich stattfindende Unternehmensgründungsforum. Rund 100 studentische
Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus
Universitäten der Schweiz, Deutschlands und Österreichs versammeln sich
auf Schloss Wolfsberg in Ermatingen
am Bodensee, um Vorträge zu hören, an
Workshops mitzuarbeiten und das Gespräch mit anderen UnternehmerGeistern zu pflegen. Gelehrt und gelernt wird an diesen Tagen das Unternehmertum, ein Thema, das im klassischen BWL-Lehrplan der Schweizer
Universitäten (noch) kaum Platz findet.
Dass die Herausforderung «Selbstständigkeit» offenbar reizt, zeigen die stets
zahlreichen Bewerbungen für eine Teilnahme am START-Forum. Erfolgreiche und prominente Referenten bürgen um qualitativ hoch stehendes Wissen, welches an die Teilnehmer weitergegeben wird. Der ehemalige Geschäftsführer von RTL, Helmut Thoma, der Gründer und Inhaber von «Otto’s Warenposten», Otto Ineichen, Ulrich Geilinger von der Bank Vontobel,
der ehemalige baden-württembergische Ministerpräsident Lothar Späth
und Helmut Haussmann, Bundeswirtschaftsminister a.D., das sind nur einige
der prominenten Namen auf den Referentenlisten der bisherigen vier
START-Foren. Gekrönt wird diese Liste der prominenten START-Redner
vom amtierenden deutschen Bundespräsidenten Johannes Rau, der dem
diesjährigen Forum einen Besuch abstattete und sich vor rund 1000 anwesenden Studierenden mit dem Fern-
22
alma 2/2000
STUDENTISCHE VEREINE IM PORTÄT
sehjournalisten Otto C. Honegger über
das Unternehmertum unterhielt. Rau
bestärkte die jungen Zuhörer, sich auf
ihrem Lebensweg für die unternehmerische Selbstständigkeit zu entscheiden.
Die spezielle Atmosphäre der
START-Foren macht indes bei weitem
nicht nur die Liste der Prominenten
aus, sondern vor allem auch diejenige
der vielen erfolgreichen Unternehmer,
welche den Forumsteilnehmern von
ihren Anfängen und Erfahrungen erzählen und so für viele ein Vorbild darstellen.
as START-Team erreicht
man unter folgender Adresse:
D
Studentenschaft St. Gallen
Varnbüelstrasse 19
9000 St. Gallen
Tel. 071 224 21 95
Fax 071 224 25 13
E-Mail [email protected]
Weitere Informationen
finden Sie unter
www.start.ch
oder auch unter
www.dynamicventures.ch
Ein Jahr intensive Vorbereitung
Die Vorbereitung des Forums läuft
mittlerweile über das ganze Jahr. Rund
20 Studierende der HSG und der ETH
in Zürich, mit welcher eine immer enger werdende Zusammenarbeit gepflegt wird, kümmern sich darum, dass
die Veranstaltungen erfolgreich ablaufen. Alles ehrenamtlich, versteht sich.
Was motiviert einen HSG-Studierenden, sich derart intensiv um ein Projekt
zu kümmern? Mit Worten ist dies wohl
kaum zu erklären, und man versteht es
eigentlich nur, wenn man im Büro der
STARTler weilt und miterlebt, wie da
in einem Team gearbeitet wird. Hermann Arnold, Mitbegründer von
START, erklärt sich die Motivation vor
allem durch die sehr spannende und
abwechslungsreiche Arbeit, welche bei
START geleistet werde. Man lerne interessante Leute kennen und könne
aufgrund der flachen «Hierarchie» im
START-Team viele eigene Ideen einbringen und so selber den Unternehmergeist pflegen.
START breitet sich aus
Zahlreiche namhafte Sponsoren haben sich in den vergangenen Jahren bereit erklärt, die Idee des Gründungsforums zu unterstützen. So kommt es,
dass das Non-Profit-Unternehmen jedes Jahr einen Gewinn verzeichnen
kann, der in neue Projekte reinvestiert
wird. So wurde beispielsweise anlässlich
des Forums 2000 zum ersten Mal die
Messe DYNAMICventures durchgeführt. Zahlreiche junge Unternehmen
nutzten den Anlass, sich zu präsentieren
und wichtige Kontakte zu knüpfen; die
alma 2/2000
Forumsteilnehmer und weitere interessierte Studierende hatten Gelegenheit,
sich bei den Unternehmen um ein
Praktikum oder einen Job zu bewerben.
START breitet sich aber auch mehr
und mehr in der Lehre an der HSG
aus. Mittlerweile gibt es an der HSG
einen eigenen Wahlblock «Unternehmertum», in den START Ideen einbringt. «STARTkick» sorgt dafür, dass
die Unternehmer-Idee immer wieder
in den Alltag der Studierenden eingebracht wird. Kreative Köpfe sollen begeistert werden für die Idee der Selbstständigkeit und von Vorbildern lernen
können. Im November letzten Jahres
haben beispielsweise bereits Erstsemestrige Businesspläne erstellt, welche von
professionellen Venture-Capital-Experten beurteilt worden sind. Ausserdem
finden Vorträge und Workshops zu
Themen statt, die für potenzielle studentische Gründer relevant sind.
Wer ein Unternehmen gründet, bekommt von START zahlreiche Hilfestellungen. Mit «STARTkit» kann sich
der Jungunternehmer beispielsweise bei
der Gründungsfinanzierung, beim Aufbau der betriebswirtschaftlichen Software oder beim Lösen der Kommunikationsprobleme helfen lassen.
Ziel von START sei es, dass an der
HSG und auch an anderen Universitäten Unternehmer ausgebildet würden,
erklärt Hermann Arnold. Er betont
aber, dass dann nicht unbedingt jeder
Unternehmer auch ein eigenes Unternehmen gründen solle und wolle, denn
auch Grossunternehmen bräuchten
Unternehmergeist.
START – an der HSG, an der ETH und
bald an jeder Universität?
Die immer enger werdende Zusammenarbeit zwischen der HSG und der
ETH Zürich hat in diesem Jahr dazu
geführt, dass unmittelbar im Anschluss
an das HSG-Forum in Zürich die Tagung STARTbiotech stattgefunden
hat, an der sich die Teilnehmer über die
Unternehmensgründung im biologisch-technologischen Bereich Gedanken gemacht haben. Demnächst sollen
Veranstaltungen unter dem Dach von
START St. Gallen auch an der EPFL in
Lausanne und an der Universität in
München durchgeführt werden. Das
nächste HSG-START-Forum findet
vom 14. bis 16. Januar 2001 wieder auf
Schloss Wolfsberg in Ermatingen am
Bodensee statt.
Wissensmanagement
Am Institut für Medien- und Kommunikationsmanagement (mcm institute) betreibt das Kompetenzzentrum Enterprise Knowledge
Meduum (EKM) seit fünf Jahren Forschung im Bereich Wissensmanagement. Als kostenfreien
Dienst für die Knowledge Management Community und für interessierte HSG-Absolventen bietet
es nun auf der NetAcedemy
(www.netacademy.org oder direkt
unter www.knowledgemedia.org)
ein Expertenverzeichnis für diesen
Bereich an.
Das EKM hat ausserdem vor kurzem die führenden Software-Lösungen für den Bereich Knowledge
Management evaluiert und stellt die
Resultate dieser Vergleichstests nun
in einer Studie zur Verfügung
Kontakt:
Dr. Martin J. Eppler
Leiter des Kompetenzzentrums
Enterprise Knowledge Medium
(CC EKM), mcm institute,
Müller-Friedberg-Strasse 8
9000 St.Gallen
[email protected]
23
EHEMALIGE IM PORTRÄT
Die Kunst, mit Risiken umzugehen
Walter B. Kielholz, CEO der Swiss Re
Walter B. Kielholz, lic.oec.HSG H’1975
Von Beat Felber
«Die Sicherheitsbesessenheit ist gerade in der Schweiz gesellschaftlich sehr verbreitet. Der Eindruck, sich gegen alles
und jedes Risiko versichern zu können, ist wahnsinnig und
fördert eine Versicherungsmentalität, die schlimm ist, weil sie
suggeriert, dass einem überhaupt nichts mehr passieren kann:
Man geht im beruflichen wie im privaten Leben überhaupt
keine Risiken mehr ein und dann kommen die grossen Unzufriedenheiten. Im Leben muss man Risiken eingehen.»
Punkt. Schluss. Stille.
Walter B. Kielholz lehnt sich in seinen schwarzen Ledersessel zurück, lächelt, studiert genüsslich und mit typisch verschmitztem Blick die Wirkung seiner provokativen Worte auf
sein Gegenüber, wartet ein paar Sekunden und fügt dann
bei: «Ich hingegen will das Risiko nicht vermeiden, sondern
nur kalkulierbar machen. Deswegen arbeite ich auch hier.»
Wenn beim CEO des weltweit zweitgrössten Rückversicherers das Stichwort Risiko fällt, muss dieser selbstverständlich nicht lange nachdenken. Der Mann weiss, wovon er
alma 2/2000
spricht. Zu lange arbeitet er in der Branche, zu leidenschaftlich befasst er sich tagtäglich mit Risiken rund um den
Erdball, zu erfolgreich managt er «seinen» Betrieb, dessen
Kunden jährlich immerhin über 18 Milliarden Bruttoprämieneinnahmen einzahlen, um Risiken abzudecken: sei dies
für die Haftpflicht von pharmazeutischen Produkten, für Risiken von Atomindustrieanlagen, Satellitengeschäften oder
Umweltkatastrophen.
Und bei ihm ganz persönlich? Ist Walter B. Kielholz ein
risikofreudiger Mensch? «Eigentlich bin ich eher risikoscheu.
Ich würde zum Beispiel nie Bungee-Jumpen. Ich erhalte keine Kicks aus diesen neuen, trendigen Adventure-Sportarten.
Hingegen habe ich, wie erwähnt, das kalkulierte Risiko sehr
gerne», sagt der 49-jährige Stadtzürcher.Tatsächlich zieht sich
dieses kalkulierte Risiko bei näherer Betrachtung mindestens
seit seinem Studium an der HSG wie ein roter Faden durch
sein Leben. Denn schon damals, während seiner Studienzeit
in St. Gallen, ging er durchaus Risiken ein, indem er nämlich
«oft und gerne», wie er sagt, abwesend war: «Ich war kein eifriger Student, war viel unterwegs.»
25
EHEMALIGE IM PORTRÄT
«Doktorieren?
Das hätte gerade noch gefehlt!»
Im Winter zog es ihn in die Alpen
zum Skifahren, im Sommer auf das
Wasser, wo er wettkampfmässig Regatten segelte und gar eine Zeit lang der
Schweizer Segel-Nationalmannschaft
angehörte. Daneben arbeitete er als
Assistent des Direktors des Schweizerischen Studentenreisedienstes (SSR),
und schliesslich «verlor» er auch noch
ein Jahr im Militär, wo er es bis zum
Hauptmann brachte. «Deshalb», sagt
Walter B. Kielholz heute rückblickend
und schmunzelnd, «war ich nur teilzeitlich in St.Gallen...».
Was allerdings nicht heisst, dass er
sein Studium hinauszögerte oder weniger engagiert gewesen wäre. Als
Mitglied des Vorstands der Studentenschaft und im Vorstand des ISC setzte
er sich aktiv für studentische Anliegen
ein. In dieser Entourage fand er, was
er auch heute noch am meisten an
seiner Studienzeit schätzt: «Natürlich
wurden wir fachlich sehr gut ausgebilWalter Kielholz: «Ich möchte, dass unser
Unternehmen das innovativste der Branche
bleibt.»
det. Fast wichtiger als die eigentliche
Wissensvermittlung ist jedoch, dass ich
in St.Gallen das soziale Rüstzeug mitkriegte, die Horizonterweiterung, dieses Neugierig machen für Problemlösungen oder Entwicklungen, dieses
Klima der Internationalität, den spannenden Mix in der Studentenschaft Menschen mit verschiedensten Hintergründen, ehrgeizige, verschrobene, interessante Menschen - dies alles finde
ich noch heute eigentlich fast das Wertvollste an meiner Studienzeit.» Im
Frühling 1976, nach sechs Jahren Betriebswirtschaftslehre, schloss Walter B.
Kielholz sein Studium in Finanz- und
Rechnungswesen mit dem Lizentiat ab.
«Ein guter Abschluss», findet er, «für so
wenig, wie ich präsent war. Ich hätte
sogar doktorieren können.» Und warum, bitte, tat er es nicht? «Ja, das hätte
gerade noch gefehlt!», lacht Walter B.
Kielholz in seiner geraden und offenen
Art heraus, auf Grund deren ihm einst
sein Vater eine Diplomatische Karriere
aus dem Kopf schlug. «Nein, nein, ich
hatte es satt, wollte nicht mehr studieren und hatte genügend Zeit in Schulund Studierzimmern verbracht.»
Machen hiess also die Devise und
nicht philosophieren. Das ist eine Ei-
genschaft, die ihn auch heute noch
prägt. So heuerte er denn nach einem
Abendessen mit seinem künftigen
Schwiegervater eher zufällig bei der
General Reinsurance Corporation an,
für die er in den folgenden Jahr in den
USA, in Grossbritannien und Italien
tätig war, bevor er Marketingaufgaben
im Bereich Europa betreute. 1986
wechselte er zur Schweizerischen Kreditanstalt, wo er in der Abteilung Multinational Services die Gesamtkundenbetreuung im Geschäft mit grossen Versicherungskonzernen übernahm. Dazwischen baute er zusammen mit
seiner Gattin eine Galerie für moderne
Druckgrafiken auf.
Gegenwind als Herausforderung
Anfang 1989 schliesslich nahm
Walter B. Kielholz’ Karriere bei der
Schweizer Rück unaufhaltsam ihren
Anfang. Die Übernahme von Grossrisiken, die Internationalität und die globale Dimension des Geschäfts behagt
ihm sichtlich. Begonnen hatte er als
Leiter des Länderbereichs Japan und
Ferner Osten auf, wo er zuständig war
für die Marketing-Koordination in diesen Märkten sowie für die Zeichnung
26
alma 2/2000
EHEMALIGE IM PORTRÄT
des Property-Casualty-Geschäfts. Anfang 1992 wurde ihm zusätzlich die
Verantwortung für das Rückversicherungs-Geschäft des Stammhauses in
den USA und in Grossbritannien übertragen. Im Januar 1993 wurde er Mitglied der Geschäftsleitung der Schweizer Rück in Zürich. Seit April 1995 ist
er Mitglied des Geschäftsleitungs-Ausschusses und Leiter des Bereichs Alternative Risk Transfer. Seit 1997 ist er
Präsident der Geschäftsleitung der
Schweizer Rück und er führt das Unternehmen mit seinen beinahe 9000
Mitarbeitern als CEO. Und an der Generalversammlung vom 26. Juni 1998
haben ihn schliesslich die Aktionäre in
den Verwaltungsrat der Swiss Re gewählt, welcher ihn gleichentags zum
Delegierten des Verwaltungsrates ernannte.
Klar, dass es dabei an risikoreichen
Herausforderungen nicht fehlt. «Die
grösste Herausforderung besteht wohl
in der wahnsinnig schnellen Veränderung, in der Beschleunigung im politischen, aber vor allem auch im wirtschaftlichen Leben», räsoniert Walter B.
Kielholz. Epochale Veränderungen gingen früher viel langsamer vor sich.
Heute gehe das innert Monaten:
«Trends kommen und gehen mit äusserst rasanter Geschwindigkeit und
ebenso rasch gilt es zu entscheiden.Wer
beispielsweise das E-Business verpasst
oder wer nicht ständig überall aufpasst,
ist schnell einmal weg vom Fenster.»
Deshalb auch sieht Walter B. Kielholz seine Aufgabe weniger in einer
chefzentrierten Führung als vielmehr
darin, Leute um sich zu scharen, die einer Fussballelf gleich - eine gute
Equipe formen. Darin brauche es Stürmer genauso wie Liberos, Goalies und
Verteidiger, eine Elf, meint er, die einem erlaubt, ein Spielfeld und viele der
möglichen Situationen darauf abzudecken. Dass er dabei auch mal Gegenwind in Kauf nehmen muss, wie beispielsweise während der vergangenen
zwei Jahre, als er mit grossem Engagement die manchmal harzende Expansion der Swiss Re in den USA vorantrieb, ist sich Walter B. Kielholz nicht
zuletzt durch seine langjährige Erfahrung als erfolgreicher Regatten-Segler
bewusst und er ist es auch gewohnt.
Und wie auf der Segeljacht, einem
alma 2/2000
Hobby, dem er auch heute noch regelmässig frönt, fühlt er sich durch die
Herausforderung eher angestachelt als
behindert. «Natürlich geht es nicht immer, wie man will, aber Änderungen
und das Eingreifen bergen halt tatsächlich immer Risiken in sich, deren Verantwortung übernommen werden
muss, und das mache ich auch gerne»,
sagt Walter B. Kielholz, der fast eine
Woche im Monat das überaus wichtige
USA-Geschäft am amerikanischen
Swiss Re-Sitz, eine Autostunde von
New York entfernt, betreut.
Innovationsfördernde
Zusammenarbeit mit «Class of 2003»
Was seine zukünftige Karriere betrifft, gibt er sich wie immer pragmatisch: «25 Jahre werde ich sicher nicht
mehr hier sein - so lange einem Unternehmen vorzustehen ist ungesund.
Zehn Jahre sind da schon realistischer.
Ich möchte, dass unser Unternehmen
ganz einfach das innovativste der Branche bleibt, ob als weltweite Nummer
eins oder zwei, spielt dabei eigentlich
keine Rolle.»
Genau diese Innovationskraft ist es
denn auch, die ihn und seine Firma
vergangenes Jahr wieder zurück an die
HSG führte. Die Motivation für das
Engagement der Swiss Re beim Jahrgangssponsoring (siehe entsprechender
Artikel in dieser Ausgabe) für die «Class
of 2003» sieht er nämlich unter anderem in eben dieser innovationsfördernden Zusammenarbeit zwischen Studenten und Unternehmen: «Ein grosser
Teil unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind Hochschulabsolventen
und ich will Zugang zu den besten.
Durch das Jahrgangssponsoring ist dies
gewährleistet. Zudem wollen wir aber
mit verschiedensten Massnahmen ganz
einfach an den Hochschulen präsent
sein: Da herrscht ein Klima der Inspiration, der Internationalität, der Innovation.» Genau diejenigen Faktoren also,
die Walter B. Kielholz einst wie heute
von einem HSG-Studium überzeugen.
Und genau deswegen findet er auch
die Ansätze der Studienreform spannend. «Eigentlich nichts Revolutionäres», sagt Walter B. Kielholz , «denn sie
beinhaltet genau diese Neugier auf das
Neue, auf Probleme, dieses weltoffene
Swiss Re
Die Schweizerische Rückversicherungs-Gesellschaft wurde 1863 in
Zürich gegründet. Heute gehört
die Swiss Re-Gruppe mit Bruttoprämieneinnahmen von rund 18
Milliarden Franken und rund
9000 Mitarbeitern zu den weltweit führenden und finanzstärksten
Rückversicherern. Swiss Re ist
an über 70 Stützpunkten in mehr
als 30 Ländern präsent.
Swiss Re ist ein an der Schweizer
Börse kotiertes Unternehmen.
Kunden-, Shareholder-Orientierung und Ökologie sind wesentliche Elemente der Unternehmensstrategie. Ihre Verantwortung gegenüber der Gesellschaft und den
Kunden nimmt Swiss Re wahr,
indem sie die Erkenntnisse aus ihrer
vielfältigen Forschungs- und Entwicklungstätigkeit weitergibt. Dies
geschieht durch Markt- und Schadenanalysen, Publikationen, Mitwirkung im Risikodialog sowie
durch das Engagement in Fragen
des Umwelt- und Klimaschutzes,
zum Beispiel mit der Unterzeichnung der Erklärung der Versicherungswirtschaft zum Einsatz für die
Umwelt im Rahmen des Umweltprogramms der Vereinten Nationen
(UNEP).
Milieu, die ich nach wie vor am wichtigsten finde, jedenfalls viel wichtiger,
als eindimensionale Fachspezialisten
auszubilden.»
n
27
ORIGINALTON
Florian Schweitzer, Präsident der Studentenschaft 1999/2000
Ein Campus – wofür?
Education is EduAction» lautet die vor zwei
Jahren von der Studentenschaft der Universität
St. Gallen formulierte Vision. Heute befindet sich
unsere HSG im Wandel – ein günstiger
Augenblick für gute Ideen.
Welche Merkmale sollen die Absolventinnen
und Absolventen von morgen auszeichnen? Auf
diese Frage hin haben uns zahlreiche Alumni
eine klare Antwort gegeben: Sozialkompetenz!
Abgesehen davon, dass nun offensichtlich wissenschaftliche Fähigkeiten und Internationalität
in der Wirtschaftswelt gar kein Thema mehr sind
– sie sind vielmehr Voraussetzung – stellt sich die
Frage, wie der weite Begriff «Sozialkompetenz»
an einer Universität «erlernt» werden kann. Dies
vor allem vor dem Hintergrund, dass das
Selbststudium mit Blick auf die neuen Medien
zunehmen wird.
Heute schon finden wir an der HSG mindestens zwei Welten vor: Während in den
Vorlesungssälen Passivität vorherrscht, engagiert
sich etwa ein Zehntel der Studierenden in studentischen Initiativen. Einen eigenen Bedarf
decken diese Studierenden damit selbst – sie
üben sich in der Wirtschaft.Wie in Laboratorien
organisieren sie Konferenzen, Messen und dergleichen mehr. Was hier stattfindet, wird durch
keine – durch das Internet global tätige – amerikanische Top-Universität ersetzt werden können:
Es ist die Übung in und an der Realität sowie das
Spannen von aktiven Netzwerken.
Während ich dies schreibe, erfahre ich, dass
mein Kommilitone Marius Klauser sich vor
knapp drei Wochen selbständig gemacht hat.
Kennengelernt habe ich ihn als Präsidenten des
Rhetorik-Centers.Aus dieser «Labor-Erfahrung»
hat er nun mit zwei weiteren Kollegen die Ecom
Effective Communications GmbH gegründet,
welche die an der Universität erprobten
Kommunikationstrainings «draussen in der
Praxis» mit weiteren Dienstleistungen anbietet.
Ist das Gründen einer Unternehmung nicht eine
BWL-Übung par excellence? Könnte nicht eine
von Marius Klauser geleitete Sitzung mit Alumni
und Dozenten als Verwaltungsräte eine Prüfung
sein? Die inhaltliche Zusammenarbeit, welche
die Studentenschaft Stück für Stück mit den vier
Jahrgangssponsoren vorantreibt, soll in Zukunft
allen interessierten Ehemaligen die Möglichkeit
bieten, mit den Studierenden an Praxisobjekten
zu arbeiten. Alumni und Dozierende werden für
Studierende zu Coaches. Uns Studierenden ist
dabei bewusst, dass die Interaktion mit Ihnen
keine Selbstverständlichkeit ist, denn sie nagt am
wertvollen Gut Zeit. Ist die Zeit für eine unternehmerische HSG wieder gekommen?
29
alma 2/2000
START UP
Lizentiat, Doktorat, McKinsey – Spielzeugladen
HSG-Absolvent Dr. Oliver Lederle gründet Online-Kaufhaus myToys.de
Das Management-Team von myToys.de:
Die drei Gründer um Oliver Lederle (oben
links) haben sich Verstärkung geholt.
Von Philipp Hagen
30
Auf den ersten Blick scheint es wie die Story vom Berater,
der, egal womit, endlich selbst viel Geld verdienen will, wenn
Oliver Lederle sagt: «Die Entscheidung, ein e-commerce-Business zu gründen,kam zuerst.Wir haben dann 20 bis 30 mögliche Konzepte evaluiert und daraus am Ende eines ausgewählt.» Doch ein zweiter Blick lohnt sich,denn ausser Berater
war Lederle schon lange auch Unternehmer – und Spielzeugliebhaber.
Oliver Lederle, in «soliden Verhältnissen» («Ich bin nicht im
Rolls Royce zur Aufnahmeprüfung gefahren worden») in
Ulm aufgewachsen, begann sein HSG-Studium 1988. In
Wirtschaftsmagazinen wie Capital oder Handelsblatt, die er
seit seinem fünfzehnten Lebensjahr studierte, weil er sich mit
Aktien beschäftigte, hatte er regelmässig von der Hochschule
gelesen. Seine erste Firmengründung hatte er damals auch
schon hinter sich: Mit 18 Jahren gründete er eine Werbeagentur,die sich bald auf Prospektverteilung spezialisierte und
heute, mehr als zehn Jahre später und längst verkauft, rund eine Million Kunden beliefert.
Die Studienzeit verlief zumindest typisch,was die bei den Studierenden hoch im Kurs stehenden Praktika angeht: Seit der
ersten Station bei McKinsey im Zwischenjahr kehrte er immer wieder dorthin zurück, sodass er schon über zwei Jahre
für die Unternehmensberatung gearbeitet hatte, bevor er später voll einstieg.
Nach dem Lizentiat im Herbst 1993 kam die erste etwas ungewöhnliche Wendung: Lederle übernahm zusammen mit
seiner Frau Daniela den kleinen, in finanziellen Schwierigkeiten steckenden Teddybärenhersteller Grisly Spielwaren
GmbH. Sie machte damit ihr Hobby zum Beruf. Er übte, was
er bereits gelernt hatte:Turn-around-Management. Die Firma wird nach wie vor von seiner Frau geführt und ist heute
wieder «klein, aber fein» (www.grisly.de). Mit Lederles Doktorat zum Thema «Kapazitätsmanagement in Bankfilialen»
hatte das Teddy-Projekt dennoch wenig zu tun. Nach daher
etwas verspätetem Abschluss der Dissertation im Frühling
1997 stand vollamtlich McKinsey auf dem Programm, auch
wenn die Teddyfirma weiterlief.«So war ich während der Woche Berater und am Wochenende Unternehmer. Die Nähe
zur Spielzeugindustrie mit den regelmässigen Besuchen zum
alma 2/2000
START UP
Beispiel der Spielwarenmesse kommt
mir heute zugute», sagt Oliver Lederle.
An der HSG Teamarbeit gelernt
Auf die Frage nach dem entscheidenden
Vorteil der St. Galler Ausbildung zögert
er nicht lange: «Teamarbeit. Ich habe
dort gelernt, im Team zu arbeiten, bei
Seminararbeiten,für Präsentationen,sogar beim Lernen für Prüfungen, was ja
eigentlich eine typische Einzelkämpfersache ist.» Auch, sich intensiv in ein
Thema einzuarbeiten und es dann vor
allem gut verkaufen zu können, sei gut
gelehrt worden.
Über die HSG fällt er daher ein ähnliches Urteil wie viele Kommilitonen:
«Sicher deutlich besser als anderswo,
aber es wird auch nur mit Wasser gekocht. Je nachdem, mit welchen Erwartungen man – gerade nach der Ausländerzulassungsprüfung – herkomme,
könne man von «begeistert» bis
«enttäuscht» alles sein. Letzteres war er
wohl nicht,denn:«Auch wenn die Konkurrenz heute grösser ist, würde ich jederzeit wieder nach St. Gallen gehen.»
Am schönsten scheint ihm die viele Zeit
in Erinnerung geblieben zu sein, die er
damals hatte, vor allem wohl im Vergleich zu heute. In seiner Studienzeit
wurde die HSG in einer studentischen
Publikation einmal als «Freizeitcamp
mit Uni-Anschluss» bezeichnet, erinnert er sich. Dass das wenigstens zeitweise so ist, kann er bestätigen:
«Während der Studienzeit habe ich segeln gelernt; danach bin ich nie wieder
dazu gekommen.»
«Schwierigkeit, den goldenen Käfig
McKinsey zu verlassen...»
Was waren die Gründe, sich nach Jahren
der «Wochenend-Selbsrständigkeit» endgültig für diesen Weg zu entscheiden?
Bei McKinsey war Oliver Lederle zwei
Jahre im bereich e-commerce tätig, wobei er betont, dass nicht etwa nur Konzepte geschmiedetwurden,sondern auch
viel «schlüsselfertig» umgesetzt wurde.
«Insofern war es gar nicht viel anders,als
wenn man es selbst gemacht hätte. Da
wächst natürlich der Reiz, es wirklich
zu probieren. Zudem ist die Situation
heute günstig wie nie:Einerseits kommt
man sehr einfach an Kapital,andererseits
alma 2/2000
Zwischen Tigerente und Tinky Winky machen «intelligente, schnell lernende Mitarbeiter» die myToys-Kunden
hat man zwar schon gewisse Risiken zu
tragen, man fällt aber nicht sehr tief,
wenn es nicht klappt.» Auf die Frage
nach dem grössten Hindernis hat er
schnell eine Antwort: «Den goldenen
Käfig McKinsey zu verlassen...»
Nachdem, wie eingangs erwähnt,
zunächst diverse Konzepte zur Disposition gestanden hatten, entschieden sich
Lederle und seine damals zwei Partner
Oliver Beste (ebenfalls Ex-McKinsey)
und Florian Forstmann (bis dahin Booz,
Allen & Hamilton) schliesslich für den
Online-Spielzeughandel. «Das lag sicherlich an meiner Vergangenheit, aber
auch am sympathischen Produkt.
Schlussendlich gibt es aber bei einer solchen Entscheidung am Ende sowieso
keine ‹Hard Facts› mehr.» Und vor allem sei das Tempo entscheidend: «Wenn
heute 100 Leute eine Idee haben, dann
fangen zehn an, sehr ernsthaft darüber
nachzudenken, und drei legen schliesslich los – daher muss man schnell sein.
Lieber die drittbeste Idee nehmen, aber
schneller sein als die beiden anderen.»
Stürmisches Wachstum vor Weihnachten
Die Gründung der myToys.de GmbH
fand schliesslich am 26. August 1999
statt und das Postulat der Schnelligkeit
wurde erfüllt: Bereits nach sieben Wochen ging man am 14. Oktober 1999
«online». Und es ging gleich richtig los:
In den ersten sechs Wochen wurde der
geplante Umsatz bereits um mehr als
das Doppelte übertroffen. Zu diesem
auch für die Gründer überraschenden
Anschnellen der Bestellzahlen hat wohl
nicht unerheblich die Beteiligung der
Pro-Sieben-Gruppe im Austausch mit
Medialeistungen beigetragen. Deren
Tochterunternehmen Media-Gruppe
Schweiz hält 10 Prozent an der Firma,
dafür liefen Werbespots auf Pro Sieben
und Kabel 1. Die Bestellungen haben
sich dadurch verfünffacht.
Ist diese Fernsehwerbung also das Geheimnis des Erfolgs? Auf diese Frage
antwortet Lederle wieder ganz als Berater: «Es braucht drei Dinge: erstens
‹Customer Attraction› – die haben wir
durch ein gutes Marketing und tatsächlich auch durch unseren Deal mit Pro
Sieben. Wenn die Surfer dann bei uns
angekommen sind, kommt es auf eine
hohe ‹Conversion Rate› an, d.h. einen
hohen Anteil an Surfern, aus denen Besteller werden. Das schaffen wir vor allem durch eine gute Technik, vor allem
durch einfache Bedienung der Webseiten. Und schliesslich gilt es, eine hohe
‹Retention Rate› zu erreichen,das heisst, überzeugte Käufer sollen wieder zu
uns kommen.»
Das scheint bisher gut zu funktionieren.
Vor Weihnachten gingen plötzlich fünfmal so viele Bestellungen ein wie geplant (2000 Päckchen am Tag statt 400).
Angesichts solcher Zahlen packte jeder
in der Einpacknachtschicht mit an,auch
die Gründer. Für jemanden aus seiner
Zunft etwas überraschend plädiert Le-
31
START UP
Die Informatik-Abteilung von myToys.de
in der «geräumten» Nachbarwohnung.
derle nämlich gegen Outsourcing beispielsweise des Versands: «Ein Kontraktlogistiker hört beim Faktor drei auf und
sagt: ‹Sorry, laut Vertrag garantieren wir
nur die Abwicklung bis 300%.› Wir dagegen sind auf die Strasse gegangen und
haben Leute angesprochen, ob sie nicht
einpacken helfen wollen.»
Dazu passt eine andere Geschichte: Im
stürmischen Wachstum des Weihnachtsgeschäfts wurden auch schnell
die Räumlichkeiten knapp. Die
Informatikabteilung zog aus dem Büro
zunächst ins Lager, dort wurde es aber
auch schnell zu klein. Also sprach man
die Mieter einer Nachbarwohnung an,
von denen man wusste, dass sie sowieso
irgendwann ausziehen wollten, ob sie
das nicht vorziehen wollten. Ergebnis:
Nach drei Tagen konnte die Informatik
in die Wohnung einziehen. «Alles eine
Frage des Incentive», kommentiert Lederle diesen Vorgang trocken.
32
Wer heute online shoppen geht, trifft in
vielen Bereichen – Bücher, CDs, Auktionen, Meinungen – auf Websites, die
sich kaum voneinander unterscheiden.
Und natürlich haben die Gründer von
myToys.de gewusst, dass sie bei dieser
nahe liegenden Idee,die zudem in Amerika als eToys bereits sehr erfolgreich ist,
mit Konkurrenz rechnen müssen.
stellen.Auch hier sei es wichtig, «schnell
lernende, intelligente Menschen – wir
haben fast nur Studenten» zu beschäftigen, die wiederum nah an der Technik
sind, um ein ständiges Feedback zu gewährleisten.
Wer ist unter Gleichen gleicher?
Expansion geplant, HSGler willkommen
Und tatsächlich:Die Niedrigpreisgarantie, den versandkostenfreien Versand,
den «Keine-Fragen-Umtausch» – Dinge, die myToys.de als erster anbot, wie
Lederle betont,die aber aus anderen Bereichen durchaus schon bekannt waren
– findet man überall. Wie will sich
myToys.de differenzieren und das jetzige Momentum in Zukunft beibehalten?
Oliver Lederle ist überzeugt, dass es gilt,
die Kunden nicht nur zufrieden zu stellen,sondern zu begeistern:«Wer bei uns
zum ersten Mal bestellt und die Ware
schon am nächsten Tag bekommt,der ist
hellauf begeistert – viele schreiben uns
gleich eine E-Mail.Wieso sollten sie danach wechseln? Und wenn wir das
zweimal schaffen, haben wir eine Kundenbeziehung fürs Leben.» Weiterhin
sei eine gute telefonische Beratung sehr
wichtig, wenn Kunden anrufen und
Fragen zu Produkten oder zur Website
Wie sieht die Zukunft von myToys.de
aus? Fast muss man die Punkte gar nicht
einzeln wiedergeben: Natürlich erwartet man im Heimmarkt in den nächsten
Jahren ein exponentielles Wachstum,
natürlich will man aber auch ins europäische Ausland expandieren. Natürlich will man selbstständig bleiben,
auch wenn der grosse amerikanische
Konkurrent eToys demnächst nach
Deutschland kommen dürfte. Und
natürlich ist ein Börsengang geplant.
Und schliesslich gilt auch für myToys,
was alle erfolgreichen Start-ups berichten:Wie schnell man in Zukunft wachsen kann, wird am ehesten dadurch bestimmt,wie viele gute Leute man finden
wird.
Insofern würde Oliver Lederle sich
freuen, wenn dieser Artikel von einigen
Studierenden auch als Stelleninserat verstanden würde. Die Expansion wartet.
alma 2/2000
NDU-ALUMNI
Erfolgreicher Studienabschluss
des NDU 13
Am 21. Januar wurde der Kurs
NDU 13 mit einer festlichen Diplomfeier im von Santiago Calatrava neu gestalteten Pfalzkeller der St.Galler Regierung abgeschlossen. 44 Teilnehmerinnen und Teilnehmer konnten ihre
Diplome Executive MBA HSG von
Herrn Rektor Peter Gomez und
Herrn Professor Jürg Manella entgegennehmen. Wir gratulieren auch in
der alma allen Absolventinnen und Absolventen herzlich und freuen uns,
wenn wir Sie auch nach Abschluss
Ihres Nach-Diplomstudiums in Ihrer
beruflichen Weiterentwicklung mit unserem breiten Angebot an Management-Weiterbildung unterstützen können.
Der Abschluss des Kurses NDU 13
ist für das NDU insofern ein besonderer Meilenstein, als mit diesem Kurs
auch der erste Zyklus mit zwei Kursen
pro Jahr abgeschlossen worden ist. Im
Vorfeld der Ausdehnung des Kursangebotes des NDU von einem auf zwei
Kurse jährlich waren nicht nur positive
Stimmen zu vernehmen. Einerseits bedeutet die Doppelführung immer eine
Zusatzbelastung für unsere bewährten
NDU-Dozenten. Andererseits wurden
Regierungsrat Hans-Ulrich Stöckling bei
seiner Festansprache im Pfalzkeller
alma 2/2000
unter anderem von Seiten der Absolventinnen und Absolventen Befürchtungen geäussert, dass eine Doppelführung der Kurse zu einer «Verwässerung» des Diploms «Executive MBA
HSG» führen könne. Mit dem Kurs
NDU 13 konnte nun aber endgültig
der Beweis erbracht werden, dass die
Doppelführung zu keiner Qualitätsreduktion der einzelnen Module geführt
hat. Es muss heute sogar anerkannt
werden, dass durch die Erhöhung der
Frequenz sehr viel schneller und gezielter auf Veränderungen hingearbeitet worden ist, da das nächste Modul
nicht erst in einem Jahr wieder zur
Durchführung gelangt. Die Qualität
wurde durch die intensive Auseinandersetzung der Dozenten mit ihren
Kursmodulen eindeutig noch einmal
gesteigert. Zudem ist vom Markt her
eine enormer Druck entstanden, mehr
als nur die bescheidenen 45 Studienplätze pro Kalenderjahr zuzulassen. Eine rigorose Selektion der Kursteilnehmer ist sicherlich eine unabdingbare
Voraussetzung für die Sicherstellung
qualitativ hochstehender Diskussionen
und Problemlösungen im Kurs. Wir
sind aber als Universität auch verpflichtet, als fairer Partner der Wirtschaft im
Bereich der Nach-Diplomstudiengänge aufzutreten, und fairer Partner heisst
auch, bei einer immer noch zunehmenden Nachfrage eine adäquate Anzahl Studienplätze zur Verfügung zu
stellen. Dieser Forderung sind wir
durch die Doppelführung sicherlich
gerecht worden.
Gion-André Pallecchi
Studienleiter NDU-HSG
Reisebericht:
Ein NDU-Kurs in Südafrika
Nach einer zweijährigen Studienzeit
und einem nicht einfachen Entscheidungsprozess bezüglich des StudienReiseziels war es so weit: die EMBAs
des Kurses 13 trafen sich am Montag
morgen, den 10. Januar, gut gelaunt in
Kloten, um in Richtung Südafrika aufzubrechen.
Die erste Station der Reise stand
ganz im Zeichen der wirtschaftlichen
und politischen Situation Südafrikas.
Durch die guten Kontakte von Bob
Oehler, Präsident der Wirtschaftskammer Schweiz-Südafrika und unser Reisebegleiter vor Ort, erwarteten uns
hochrangige Referenten aus Wirtschaft
und Politik. Der Vorstand der Südafrikanisch-Schweizerischen Industrie- und
Handelskammer, Hans Georg Bosch,
hielt ein Referat über die Probleme
beim Ausbau des Telekommunikationsnetzes in Südafrika. Der nächste Referent war Fredy Ruest,Vorsitzender des
«Swiss Business Council» und Direktor
der IMS (Industrial Machinery Supplies) Ltd., eines Baukonzerns für mechanische und chemische Industrie.
Der im Anschluss referierende Auslandskorrespondent der NZZ, Werner
Vogt, sprach zum Genuss aller Zuhörer
höchst eloquent über seine Aufgabenbereiche und Funktionen. Abschliessend ging Pio Eggstein, Direktor und
Verwaltungsrat diverser Unternehmungen, auf die Chancen und Risiken
33
NDU-ALUMNI
34
Schweizer Unternehmungen unter der
britischen, «Afrikaaner»- und ANCHerrschafts-Macht ein, wobei er durch
seinen grossen Erfahrungsschatz die
wirtschaftlichen Entwicklungen Südafrikas während der letzten 50 Jahre
nachzeichnete.
In allen Referaten und in den
anschliessenden Diskussionen wurde
deutlich, wie gross die Differenzen
zwischen den unterschiedlich entwickelten Teilen Südafrikas sind. Zum
einen operieren die Unternehmungen
mit den modernsten Technologien und
Methoden, zum anderen haben die
meisten Einwohner nicht einmal das
Nötigste zum Leben. Die Probleme, die
Südafrika beim Aufeinanderprallen der
ersten und der dritten Welt zu bewältigen hat, wurden am Nachmittag noch
deutlicher: Nach einem Referat zum
Thema «Aufbau, Aufgaben und
Schwierigkeiten von städtischen Agglomerationen am Beispiel von Sandton» von Bürgermeister Justice Ngidi
unternahmen wir unter seiner Leitung
eine Besichtigung eines Krankenhauses
und Bildungszentrums in Alexandra,
das durch die schwere Überschwemmungskatastrophe in den letzten Wochen auch in unseren Medien eine
traurige Bekanntheit erlangt hat. Das
aus einfachsten Blechhütten bestehende Township Alexandra liegt zwei Kilometer von Sandton entfernt, ebenfalls
im Regierungsbezirk von Justice. Für
unsere Denk- und Problemlösungskategorien scheint der Spagat, den der
wie die vorhergehenden Referenten
gut gelaunte Bürgermeister beim Nivellieren dieser Extreme machen muss,
eine schier unlösbare Aufgabe.
Am nächsten Tag stand der Besuch
des BMW-Werks South Africa auf
dem Programm. Nach der Einführung
durch den Managing Director Ian Robinson und den Technischen Leiter
Thomas Blumel in die Besonderheiten
des Standortes Südafrika für einen international orientierten Automobilkonzern legten wir weisse Kittel an
und besichtigten das Werk. Hier konnte
man sich gleich von einer Besonderheit
dieses Werkes überzeugen: Trotz modernsten Produktionstechnologien hält
sich hier der an anderen Standorten
voranschreitende Ersatz der Arbeiter
Campus der Universität Stellenbosch in
wunderschöner Umgebung
durch Roboter aufgrund des niedrigen
Lohnniveaus in Grenzen. Hier bemerkt
man umgehend, dass die Schaffung
und Erhaltung von Arbeitsplätzen im
Regierungsprogramm von Präsident
Mbeki höchste Priorität hat.
Das nächste Reiseziel war Kapstadt.
Von dort fuhren wir zur zweitältesten,
von Europäern gegründeten Ortschaft
in Südafrika:, nach Stellenbosch, zu
einem Besuch der Universität, die aus
dem 1866 gegründeten Stellenbosch
Gymnasium hervorgegangen ist und
heute 150 Fachbereiche, 12 Fakultäten, 40 Forschungseinrichtungen und
19 000 Studenten zählt. Prof. Wille
Esterhuyse hielt einen äusserst fundierten Vortrag über die politische Landschaft, Kolonialisierung und Unabhängigkeit Afrikas. Nach der Gegenüberstellung von Südafrikas Liabilities
(Inkompetenzen, Verbrechen, Arbeitslosigkeit, Aids, politische Unterdrückung der Weissen [!] seit 1994 und sozioökonomische Ungleichheiten) und
Assets (Versöhnungsbestrebungen in der
Bevölkerung, internationaler Goodwill, «black empowerment», Infrastruktur, Gewerkschaften, «women power»)
räumte er der Zukunft Südafrikas eine
70 bis 75%ige Erfolgschance ein, aus
dem momentanen Transformationsprozess gestärkt herauszukommen.
Am vorletzten Tag fuhren wir zum
Bürokomplex der Mediengruppe Naspers, die mit 32 Regionalzeitungen, diversen Magazinen, Sonntagszeitungen,
Fernsehen und eigener Druckerei die
grösste Südafrikas ist. CEO Toon
Vosloo berichtete von den neuesten
Projekten, unter anderen von einer Internetinitiative und einer Schulbuchaktion, bei der der Verlag den Schulen
kostenlos Bücher zur Verfügung stellen
will. Einen fulminanten Abschluss bildeten der Vortrag und die anschliessende Diskussion mit Niel van Heerden,
CEO der South Africa Foundation.
Wie Prof. Esterhuyse sieht auch er die
politischen und wirtschaftlichen Entwicklungen des Landes eher positiv:
Der Rassismus nehme ab, die Wirtschaft orientiere sich mehr an marktwirtschaftlichen Gesichtspunkten und
der ANC entwickle sich in der Regierung mit den Kommunisten und den
Gewerkschaften zu einer Mitte-Partei.
Insgesamt bekamen wir einen sehr
fundierten, vielseitig ausgerichteten
Einblick in ein Land, das von extremen
Gegensätzen wie erste Welt - dritte
Welt, Reich - Arm, Freiheit - Gleichheit, Gemeinschaft - Kompetenz sowie
Schwarz - Weiss geprägt ist und darum
kämpfen muss, von diesen zentrifugalen Kräften nicht auseinandergerissen
zu werden. Allein von der positiven
Einstellung, mit der die meisten Betroffenen, seien es Politiker,Wirtschaftsleute oder die Bevölkerung, an diese Aufgabe herangehen, konnten wir enorm
profitieren. Falls Südafrika in einem
Punkt der europäischen Mentalität um
Jahrzehnte voraus ist, dann in der sachlichen und adäquaten Wertung ökonomischer und politischer Probleme.
Anna-Katharina Kloeckner,
Kursleiterin NDU 13
alma 2/2000
PUBLIKATIONEN
Direkte Demokratie
und Ökonomie
Die direkte Demokratie führt im Durchschnitt zu ökonomisch wie politisch
effizienteren Lösungen: Dieses Fazit
zieht die neue Publikation «Die direkte
Demokratie: modern, erfolgreich,
entwicklungs- und exportfähig» von drei
Wirtschaftswissenschaftlern der
Universität St. Gallen.
Das im Verlag Helbing & Lichtenhahn
erschienene Buch* ist ein Gemeinschaftswerk von drei Ökonomen, die
an der Universität St. Gallen lehren:
Professor Dr. Gebhard Kirchgässner ist
Ordinarius für Volkswirtschaftslehre
und Ökonometrie sowie Direktor des
Instituts für Aussenwirtschaft und Angewandte Wirtschaftsforschung (SIAWHSG), Dr. Lars P. Feld ist Nachwuchsdozent für Volkswirtschaftslehre und
Dr. Marcel R. Savioz wirkt als Lehrbeauftragter für Ökonometrie.
Ausbau oder Einschränkung der
direkten Demokratie?
Soll die direkte Demokratie in der
Schweiz ausgebaut oder eingeschränkt
werden? Die vorliegende Arbeit versucht auf diese Frage eine Antwort zu
geben, indem die heute in der Schweiz
vorgebrachten Reformvorschläge vor
dem Hintergrund der Erfahrungen in
der Schweiz und den Vereinigten Staaten, aber auch der Weimarer Republik
diskutiert werden. Es wird gezeigt, dass
die vorliegende empirische Evidenz
eher für als gegen die direkte Demokratie spricht; im Vergleich zu rein repräsentativen Systemen führt sie im
Durchschnitt zu ökonomisch wie politisch effizienteren Lösungen. Daher
alma 2/2000
sollte man bei der anstehenden Reform der Volksrechte eher an eine Ausweitung dieser Rechte denken, z.B.
durch Einführung des Finanzreferendums auf Bundesebene, als an eine Einschränkung.
Das positive Urteil über die direkte
Demokratie ergibt sich aus der systematischen Auswertung einer ganzen
Reihe von Untersuchungen, die in den
vergangenen Jahrzehnten, insbesondere
in jüngster Zeit durchgeführt wurden
und in denen am Beispiel der Kantone
und Gemeinden der Schweiz, aber
auch der amerikanischen Bundesstaaten systematische Vergleiche zwischen
den Ergebnissen der direkten und jenen der (rein) repräsentativen Demokratie angestellt wurden. Dabei schnitt
die direkte Demokratie in aller Regel
besser ab. Aufgrund der Ergebnisse der
wissenschaftlichen Untersuchungen
sind daher die Rufe nach Einschränkung oder gar Abschaffung der Volksrechte kaum gerechtfertigt.Alt Bundesrat Koller schreibt dazu in seinem Geleitwort: «Es ist erfreulich, dass sich jetzt
auch eine vertiefte wissenschaftliche
Diskussion der direkten Demokratie in
der Schweiz und anderswo entwickelt.
Sie leistet damit einen wichtigen Beitrag zur politisch notwendigen Reform
der Volksrechte mit dem Ziel, diese
auch im nächsten Jahrhundert funktionsfähig, wertvoll und erfolgreich zu
erhalten.»
* Gebhard Kirchgässner / Lars P. Feld /
Marcel R. Savioz: Die direkte Demokratie:
modern, erfolgreich, entwicklungs- und
exportfähig. Mit einem Geleitwort von alt
Bundesrat Prof. Dr. Arnold Koller.
Bern/München: Helbing & Lichtenhahn/Vahlen, 1999, 238 + XIV Seiten,
Preis: 39 Franken / 47 DM.
n
Walter Adolf Jöhr:
Ausgewählte Schriften
Walter Adolf Jöhr, als Rektor (1957
bis 1963) wie als Wissenschafter
(Professor für Volkswirtschaftslehre
ab 1944) eine prägende Figur in
der über hundertjährigen Geschichte der HSG, steht für eine
wertorientierte Ökonomie, die
nicht nur technokratische Probleme lösen will, sondern «im Licht
einer politischen Ethik» ihre Verantwortung wahrnimmt. Unter
dem Titel «Ökonomie im Lichte
der politischen Ethik» legen Hans
Christoph Binswanger, Gerhard
Schwarz und Klaus Schweinsberg
als Herausgeber ausgewählte
Schriften Jöhrs im Verlag Mohr
Siebeck vor.
In diesem Band sind Walter Adolf
Jöhrs ordnungspolitische Positionen versammelt. Jöhr bekennt sich
eindeutig zur Marktwirtschaft, aber
mit Einschränkungen, die hinsichtlich der Akzeptanz der marktwirtschaftlichen Ordnung notwendig
sind. Durch den «Sieg» der Marktwirtschaft nach dem Fall der Mauer und die dadurch nötig gewordene Neuorientierung der Marktwirtschaft in Bezug auf die Globalisierung haben seine Überlegungen
neue und besondere Aktualität gewonnen. In diesem Zusammenhang sind Jöhrs Ausführungen zur
Konzentration in der Wirtschaft,
zur Notwendigkeit einer Stärkung
der Konkurrenz sowie zur sozialen
und ökologischen Einbettung der
Marktwirtschaft von besonders
weit reichender Bedeutung.
Für Alumni und Studierende der
Universität St. Gallen bietet der
Verlag eine Sonderausgabe (solides
Paperback) an, die zum Preis von
67 Franken im Alumni-Büro
(Telefon +41 71 224 30 10, e-mail:
[email protected]) bestellt werden
kann. Nur im Buchhandel dagegen
ist die Leinenausgabe zum Preis
von 126 Franken erhältlich (vgl.
auch Beilage in der Mitte dieses
Heftes).
35
Erfolg für das zweite
AC-Alumni-Ball-Wochenende
36
Nach dem Riesenerfolg des ersten ACAlumni-Balls im Januar 1998 hatte sich
der Vorstand des Ausländer - Clubs an
der Universität St. Gallen (AC) entschieden, diesen Event fest in den Veranstaltungskalender des derzeit mitgliederstärksten Vereins aufzunehmen. Alle
zwei Jahre soll nun Studierenden und
vor allem Ehemaligen die Möglichkeit
gegeben werden, an einem Wochenende im Frühjahr an schöne Studentenund AC-Abende anzuknüpfen. Da sich
die Adressdatei der AC-Alumni seit
dem ersten Ball kontinuierlich vergrössert hatte - mehr als 800 Ehemalige
ACler konnten bis dato mit Hilfe des
Alumni-Büros der HSG in die Ehemaligen-Datenbank aufgenommen werden -, war sich der Vorstand des AC mit
seinem Präsidenten Donald Brenninkmeijer von Beginn an bewusst, dass die
Teilnehmerzahl des ersten Balls in diesem Jahr übertroffen werden würde.
Nachdem im Oktober Anmeldungen
in die ganze Welt und an Ehemalige,
deren Abschluss an der HSG zwischen
einem und fünfundvierzig Jahren zurücklag, versandt worden waren, trafen
bereits unmittelbar danach erste Anmeldungen in St. Gallen ein. Das Programm sah neben dem Höhepunkt des
Wochenendes, dem Ball am Samstagabend, auch noch einen gemeinsamen
Ausflug ins Appenzell und einen
gemütlichen Brunch am Sonntagmorgen vor. Für den Tag der Ankunft der
meisten Teilnehmer war durch den AC
für Freitag die für alle ehemaligen und
aktiven St. Galler wohl bekannte Seeger-Bar reserviert worden. Dieser
Abend stimmte die ca. 60 anwesenden
Gäste bereits auf ein lustiges und geselliges Wochenende ein und so manch
anwesender Student konnte sich schon
hier von der besonderen Stimmung, die
ein solches Wiedertreffen ehemaliger
Studienfreunde schafft, anstecken lassen. Der Rektor, Prof. Dr. Peter Gomez,
informierte die Anwesenden in einer
kurzen Ansprache über die aktuelle Si-
Strahlende Gesichter am
AC-Alumni-Ball-Wochenende
tuation der Universität und nutzte er
daraufhin selbst die Gelegenheit, sich
mit Kollegen seiner eigenen Studentenzeit über vergangene Tage in
St. Gallen zu unterhalten. Am Samstag
hiess es für ca. 65 Ehemalige ACler,
festes Schuhwerk und einen warmen
Mantel anzuziehen, um für den Ausflug
zum Restaurant Hoher Hirschberg im
Appenzell mit anschliessenden Schlitteln gerüstet zu sein. Zwar hätte sich
der eine oder andere während des Hinund Rückwegs statt heftigem Sturm
und zwischenzeitlichem Schneeregen
ein wenig mehr Sonne gewünscht, aber
so war es allen Teilnehmern zumindest
möglich, für den abendlichen Ball
genügend Sauerstoff aufzunehmen.
Nachdem der Aufenthalt im «Hohen
Hirschberg» bei Suppe und Glühwein
durch ein Trio original Appenzeller
Musikanten begleitet worden war,
konnte der Rückweg von einigen mit
Schlitten in Rekordzeit zurückgelegt
werden. Auf diese Weise war sichergestellt, dass alle Ausflügler pünktlich in
ihr jeweiliges Hotel zurückkehren
konnten, um sich auf den Ballabend
vorzubereiten. Um 19.30 Uhr war es
schliesslich so weit: Die ersten Ballgäste
wurden im Hotel Ekkehard durch den
AC-Vorstand begrüsst und bereits nach
wenigen Minuten war ein Grossteil der
230 angemeldeten Gäste, darunter 60
Studenten, im Ballsaal eingetroffen. Der
weite Verlauf des Abends war geprägt
von gutem Essen und Wein, häufigen
unerwarteten Wiedertreffen und viel
Tanz. Dabei blieb der rege Kontakt und
Austausch zwischen Ehemaligen und
Studenten nicht aus, und so war es kein
seltenes Bild, Studenten und Ehemalige
gemeinsam tanzend beobachten zu
können. Polizeistunde und die Mahnung zweier Ordnungshüter in Kauf
nehmend, blieben viele Alumni und
Studenten bis zur letzten Minute und
sie konnten so nach einem letzten Tanz
um ca. 4 Uhr erschöpft, aber glücklich
auf einen gelungenen zweiten AC-Alumni-Ball zurückblicken. Am nächsten
Morgen hatte der Vorstand abschliessend zu einem Brunch - von einigen
auch Katerfrühstück genannt - in einer
Studentenwohnung im «Gattergetto»
eingeladen, wo bei Kaffee, Spiegelei
und Bürli die Ereignisse des vorigen
Abends ausgetauscht werden konnten.
Nachdem sich nachmittags auch die
letzten noch verbliebenen Gäste verabschiedet hatten, konnten sich schliesslich die zurückgebliebenen ACler von
den Strapazen erholen und in froher
Erwartung auf das nächste Ballwochenende im Januar 2002 in die neue Woche starten.
Philipp Strepp
AC-Vorstand Alumni
alma 2/2000
ALUMNI-CLUBS
HSG Alumni-Club
in Boston gegründet
In den letzten Monaten formierte
sich in Boston ein weiterer
Alumni-Club. In diesem Beitrag weise
werden dessen Zielsetzungen und
formiert) und mit anderen HSG-Absolventen auf. Da diese Treffen nicht
nur mit viel Spass, sondern auch mit
sehr viel Nützlichem verbunden waren, beschlossen wir schliesslich die
Gründung des HSG-Alumni-Club.
Dabei bleiben wir folgenden Zielsetzungen verbunden:
Ergebnisse einer kurzen Umfrage unter
den ca. 20 Gründungsmitgliedern
a) Drehscheibe für HSGler, die entweder temporär oder fix in Boston oder
in Neuengland sind.
bezüglich Boston und ihren Überraschungen vorgestellt.
Von (Dr.) Maxi von Zedtwitz unter
Mithilfe von HSG-Alumni in Boston
Längst überfällig erscheint die Gründung des Alumni-Club in Boston,
wenn man bedenkt, dass sich Boston als
«the Hub of the Universe» sieht – wie
man sich unschwer anhand der Plakette
vor Filene’s Basement in Downtown
Crossing überzeugen kann. Obwohl
die eine oder andere Institution in Boston tatsächlich Weltruf geniesst, war
dieses eher narzisstische Weltbild allerdings nicht der Auslöser für die ersten
Treffen unter HSGlern in Boston. Der
HSG-Alumni-Club ist das Verdienst
von Patrick Härtsch, der im Rahmen
seiner Dissertation den grösseren Teil
des Jahres 1999 in Boston verbrachte.
Er erkannte, dass die meisten HSGler
recht unkoordiniert nach Boston entlassen werden. Er wollte den Gedankenaustausch zum einen unter diesen
HSGlern und zum anderen zwischen
HSGlern und anderen SNF-Stipendianten fördern. So traf man sich zuerst
im kleinen, privaten Kreis, der sich aber
schnell vergrösserte.
Diese Tradition wurde weitergeführt, auch nachdem Patrick zurück in
die Schweiz gegangen war. Wir nahmen auch vermehrt Kontakte mit ExETHlern auf (hier durch den ASFIT
alma 2/2000
b) Förderung des Wissens- und Erfahrungsaustauschs zwischen HSGlern und anderen (in erster Linie
akademischen) Expatriates aus der
Schweiz.
c) Anlaufstation und Einlebungshilfe
für neue Aufenthalter von der HSG.
Ich habe eine kleine Umfrage unter
den Bostoner Alumni durchgeführt,
deren Ergebnisse ich hier wiedergeben
möchte. Sie betrifft die wesentlichen
Überraschungen, die den Neuankömmling in Boston erwarten, sowie einige
Einsichten, die einige Alumni im Laufe
ihres Aufenthaltes hier gesammelt haben und an ihre Kollegen in der
Schweiz bzw. in Europa weiterleiten
möchten.
• Die meisten HSG-Alumni planen
einen Aufenthalt von einem bis
zwei zu Jahren. Damit hören die
Gemeinsamkeiten auf: Ein Drittel
forscht an Hochschulen und ein
weiteres Drittel arbeitet in der Industrie. Das letzte Drittel studiert
am MIT, an der HBS oder an der
Kennedy School of Government
und überholt damit beispielsweise
Bill Gates, der Harvard vorzeitig
verlassen hat. Die Studenten unter
uns wandeln aber auch in den Fussstapfen von Lukas Mühlemann,
der ebenfalls hier studiert hat.
• Die erste Überraschung erfolgt
wohl bei der Wohnungssuche:
Zum einen sind die Mietpreise
aussergewöhnlich hoch – zweitausend Franken für eine Ein-Zimmer-Wohnung sind Standard –
zum andern ist der Wohnungsmarkt sehr effizient und man findet
innerhalb weniger Tage etwas Passendes und zieht auch praktisch sofort ein. Wer heimisches Mobiliar
sucht, muss bis nach New York ins
nächste Ikea Geschäft fahren, weniger Anspruchsvolle gehen zum
MIT Exchange und kaufen für
wenig Geld ausgeleierte Studentenmöbel.
• Die nächste Überraschung betrifft
die Verköstigung und Kulinarisches.
(ob diese Prävalenz auch auf andere Alumni-Clubs zutrifft?) Es fällt
den Bostoner Alumni unangenehm auf, dass Bars und Clubs
abends schon recht früh schliessen.
An diese Einschränkung muss man
sich wohl oder übel gewöhnen –
ich hoffe aber, dass man die kürzere Verweildauer nicht mit erhöhtem Konsum zu kompensieren
versucht! Durch die Umstellung
auf neue Essgewohnheiten (z.B.
fettarme Lobster) besteht die Gefahr einer Gewichtszunahme, deren Prägnanz mir in Einzelfällen
bestätigt worden ist. Auch sind
Milchbehälter und Wasserflaschen
in Vier-Liter-Containern gewöhnungsbedürftig. (Der Müll wird
übrigens vorbildlich getrennt gesammelt.)
• Das Autofahren in Boston wird
momentan stark durch den «Big
Dig» (www.bigdig.com) geprägt.
Damit bezeichnet die Stadtregierung ein Unterfangen, ganz Boston bis auf eine Tiefe von 30 Metern komplett umzugraben. Bei
der Gelegenheit wird natürlich der
Verkehr etwas beeinträchtigt, und
dies führt angesichts der sprichwörtlichen Rüpelhaftigkeit der
37
ALUMNI-CLUBS
Bostoner Autofahrer zu Drive-orlet-die-Verhältnissen.
• Das Einleben in die amerikanische
Arbeitskultur erfordert auch eine
gewisse Anpassung: Einerseits sind
die Mitarbeiter sehr offen, initiativ
und erfolgsorientiert, andererseits
legen sie häufig mehr Wert auf
Freizeit als wir in der Schweiz! «Da
muss man manchmal schon einen
Gang zurückschalten», so sagt ein
Alumnus. Einen anderen Alumnus
überrascht die geringe ServiceOrientierung, ganz im Gegensatz
zu dem Bild, das man sich von den
USA in der Schweiz macht.
• Ein Schlusswort an die HSG: Unsere Alumni schätzen zwar die qualitativ hochwertige Ausbildung an
der HSG, wünschen sich dort aber
im Nachhinein einen praxisbezogeneren oder wenigstens stärker
auf den Case-Study-Ansatz ausgerichteten Unterricht. Gelobt werden ausserdem die hervorragende
RAS-Ferneinwahl und die LotusNotes-Infrastruktur.
Boston liegt auf halbem Weg zwischen
Europa und den USA: sowohl geografisch als auch kulturell. Boston ist nicht
in Kalifornien! Ein Flug nach England
dauert etwas gleich lang wie nach Los
Angeles. Boston ist sicherlich die europäischste Grossstadt in den USA, ein
ideales Sprungbrett für HSGler nach
Amerika, und dafür will sich unser Alumni-Club hier auch einsetzen.
Kontaktadresse
Dr.oec. Maxi von Zedtwitz
[email protected]
+1 617 4415557 / +1 617 2908255
n
38
Erstes Alumni
Treffen in Paris
Von Barbara Runser
Am 21. 10. 1999 fand das erste Treffen
der Pariser Alumni im Restaurant Tante
Marguerite hinter der Nationalversammlung statt. Dank elektronischem
Auszug aus dem Who’s who, der mir
vom Alumni-Büro zugestellt wurde,
konnten rund 30 Adressen ausfindig
gemacht werden, wovon sich auch 20
Ehemalige zurückmeldeten und sich
schlussendlich trotz Pariser Hektik und
«Grèves» 11 Leute trafen. Eine vielfältige Gruppe jeden Alters in den verschiedensten Branchen tätig, stellte sich
gegenseitig vor und es kristallisierte
sich heraus, dass die jüngeren AlumniGenerationen eher im Finanz- und
Dienstleistungssektor sich betätigen,
während der Industriesektor eher das
Steckenpferd der reiferen Generationen
war. Auch schien die deutsche Sprache
(alle waren entweder zweisprachig oder
Doppelbürger) als entscheidendes Kriterium der Standortwahl und als Erfolgsfaktor im Vordergrund zu stehen,
um so mehr, als der Name HSG erst
sich zu etablieren anfängt inmitten der
noch überragenden Mehrheit der
«Grandes Ecoles». Sehr viel Beachtung
und Wert wurde im Gespräch den kulturellen Eigenheiten (Frankreichs oder
Paris’) beigemessen, sowohl im Geschäftsleben wie auch im Alltag: Hervorgehoben wurde insbesondere die
lockere und feinfühlendere Art mit den
Menschen umzugehen. Und natürlich
kam immer wieder die Faszination der
Stadt auf, die trotz Hektik und Verkehrschaos eine unverwechselbare Lebensqualität bietet.
Ein kleiner «Questionnaire» über
mögliche Tätigkeiten und Interessengebiete, den ich zum Abschluss verteilte,
ergab, dass die pariser Alumni das Bedürfnis äusserten, sich regelmässig einem Stamm alle zwei bis drei Monate
sowie zu treffen an Vorträgen über berufs-, branchen- oder kulturspezifi-
schen Themen teilzunehmen: Die
Mehrheit der Anwesenden erklärte sich
auch bereit beim organisieren zu helfen. Da ich selbst vor kurzem in die
Schweiz zurückkehrte, möchte ich die
Alumni die ich damals getroffenen habe, aufrufen, doch bald ein zweites
Meeting zu organisieren, um auch diejenigen zu treffen, die an diesem ersten
Abend absagen mussten. Ein Update
der Adressen jener Leute, die sich bei
mir meldeten, liegt im Alumni-Büro
vor. Weiterhin viel Spass und Erfolg in
der «Capitale» wünscht euch Barbara
Runser.
alma 2/2000
HOCHSCHULVEREIN / ALUMNI-BÜRO
Aus Hochschulverein
und Alumni-Büro
Erstes Alumni-Treffen in Hamburg
Über 45 Hamburger Ex-HSGler trafen
sich am 25.1.00 am Fischmarkt im
Kreuzfahrtcenter. Raetke Müller sponserte die Einführungscocktails und hielt
einen spannenden Vortrag, der tiefen
Einblick in die Weltmeere und das internationale Containergeschäft erlaubte. Ein fröhliches und anregendes Dinner (natürlich Fisch und Rösti!) brachte
HSG-Jahrgänge der letzten 30 Jahre zusammen: Karriere, Business-Themen,
Systemansatz und Gatterstrasse haben
gezeigt, dass unsere gemeinsame OstSchweizer Vergangenheit ein wertvolles
Sprungbrett am HamburgerTor zur Welt
bleibt! – Wer für dieses Treffen nicht angeschrieben wurde und das nächste
Springen (Ende 2000) an der Waterkant
nicht missen will:bitte E-Mail an Nicky
Peters,[email protected]
UniBall 2000 – Diamants d'une nuit
Am 3. Juni ab 20 Uhr ist es wieder so
weit: Der UniBall mit dem diesjährigen
Motto «Diamants d'une nuit» findet
wiederum in den Olma-Hallen statt.
Die erwarteten über tausend Besucherinnen und Besucher werden wieder eine unvergessliche Nacht erleben.
Natürlich ist auch dieses Jahr wieder für
Ehemaligen-Forum
am Freitag, 2. Juni 2000, im WBZ Holzweid
e-Business – eine Herausforderung
für Wirtschaft und Verwaltung
Präsentationen und Gruppendiskussionen
zu Themen wie:
- e-Business-Strategien
- e-Commerce Start-up
- Running an e-Business
- Von der e-Information zum e-Commerce
- e-Commerce und Logistik
- Marketing für das e-Business
- e-Procurement
- e-Roadmapping
- e-Learning-Projekte
- Internetgestütztes Personalmanagement
- e-Commerce in der Bank- und
Versicherungswirtschaft
- e-Government
etc.
Auskünfte und Detailprogramme erhalten Sie bei
Weiterbildungsseminare HSG
Holzweid, 9010 St. Gallen
Tel. 071 224 25 70, Fax 071 224 25 69
Internet: www.wbs.unisg.ch; e-mail: [email protected]
die Ehemaligen ein Platz in der Alumni-Lounge reserviert. Lassen Sie sich
kulinarisch verwöhnen, entweder im
Hauptballsaal bei französischer Küche,
im orientalischen Restaurant bei asiatischen Gerichten oder im Café Veneziano bei Dolce und Kaffee. Seien Sie dabei, wenn der Rohdiamant Universität
St. Gallen geschliffen wird. Machen Sie
den UniBall zum krönenden Abschluss
des Dies academicus. Und wer weiss,
vielleicht können Sie als glücklicher
Gewinner des Tombola-Hauptpreises in
einem Audi TT nach Hause fahren!
Alle Ehemaligen werden schriftlich eingeladen – Informationen unter +41 71
224 21 72 oder www.uniball.ch.
HOCHSCHULVEREIN / ALUMNI-BÜRO
Fotodatenbank online
Die angekündigte Fotodatenbank
der Alumni und Alumnae ist ab sofort
online.Über 1200 Ehemalige haben bereits ihr Foto eingesandt; zusammen mit
den Absolventinnen und Absolventen
aus dreimal «Who's New» starten wir also mit über 2000 Fotos.
Fotos können weiterhin eingesandt
werden, konventionell oder elektronisch (an [email protected]). Durch das
seit einem Jahr vom Verein zusammen
mit der Studentenschaft herausgegebene Who's New der Absolventinnen und
Absolventen ist sichergestellt, dass wir
die Fotos der neuen Ehemaligen jeweils
geliefert bekommen – darüber hinaus
sollte sich die Datenbank sukzessive füllen. Wir werden Nachfassaktionen jeweils mit dem Versand der Einladung
Who's Who im Oktober durchführen.
Vorstandswahlen des
St. Galler Hochschulvereins
Die Generalversammlung am 2. Juni
2000 (18.30 Uhr, Weiterbildungszentrum Holzweid) wird ein neues Präsidium und einen neuen Vorstand für die
Wahlperiode von 2000 bis 2003
wählen. Die Nominierung der Kandidatinnen und Kandidaten zuhanden der
GV erfolgt in der Vorstandssitzung vom
11.April 2000.
Wer sich für ein Vorstandsamt interessiert, wende sich bitte an das AlumniBüro oder direkt an den Vizepräsidenten,Wolfram Martel.
Ende Juni werden wir in alma 3/2000
über die neu- und wieder gewählten
Vorstandsmitglieder informieren.
Kalender 2. Quartal 2000
10. April 2000
Beginn Sommersemester
Promotionsfeiern, «Lizball»
NDU-Stamm Zürich: ab 18.30
Uhr im Caveau, Seefeldstrasse 40,
Zürich
19. April 2000
HSG Alumni Club Zug: StammMeeting ab 19.00 Uhr, Ort wird
noch bekannt gegeben.
25. April 2000
HSG Alumni Club Zürich:Vortrag
und Nachtessen. Ferry Brühwiler,
Feuerwerker, wird uns in die Geheimnisse der farbenfrohen und
knalligen Kunst einweihen. Einladungen und Details folgen.
3. Mai 2000
Alumni-Club HSG Frankfurt am
Main: Mittagstisch, Restaurant
Mövenpick, Am Opernplatz 2,
Frankfurt am Main, 12.00 Uhr.
Anmeldungen an peter.jacubowsky
@alumni.unisg.ch, Tel. +49 6051
17966.
8. Mai 2000
NDU-Stamm Zürich: ab 18.30
Uhr im Caveau, Seefeldstrasse 40,
Zürich
18. Mai 2000
HSG Alumni Club Zug: LunchMeeting im Parkhotel in Zug,
12.00–14.00 Uhr. Anmeldung bis
16.Mai an [email protected] oder Fax 041 728 31 44
Clubmanagement vereinfacht
40
Die Leiter der Alumni-Clubs,denen wir
die vielen Termine verdanken, die jeweils auf dieser Seite angekündigt werden, unterstützen wir jeweils durch
Lieferung «tagesaktueller» Adressen,
Mailadressen, Etiketten etc. aus der
Alumni-Datenbank. In Zukunft können diese Daten vom autorisierten
«Club- manager» in einem Online-Formular beantragt und kurze Zeit später
komfortabel heruntergeladen werden.
26. Mai 2000
3. Ostschweizerischer Stawi-Treff:
Gemütlicher Abend im Restaurant
Schäflisegg ob Teufen AR. Apéro
18.00 Uhr, Nachtessen 19.30 Uhr.
HSG Alumni Basel: Lunch mit
Gastreferat von Dr.Rolf W.Schweizer (CEO Clariant) zum Thema
«Erfolgsfaktoren zum Zustandekommen eines Mergers». 12-14
Uhr, Hotel Basel.Anmeldungen an
[email protected],
da beschränkte Platzzahl.
27. Mai 2000
the auditors: Generalversammlung.
Einladungen werden versandt.
30. Mai 2000
HSG Alumni Club Zürich:Vortrag
und Nachtessen. Harry Hofmann,
Bijoutier, spricht über edle Steine.
Einladungen und Details folgen.
2. Juni 2000
tagsüber: Ehemaligenforum zum
Thema «e-Business» (s. Seite 39)
abends: ab 18.30 Uhr Generalversammlung des St. Galler Hochschulvereins, anschliessend Nachtessen
3. Juni 2000
tagsüber: Dies academicus mit Festakt und Bankett (HSG, Olma)
abends: UniBall «Diamants d’une
nuit»
bis 4.
4. Juni
Juni 2000
2000
2. bis
Alumni-Wochenende «25
«25 Jahre
Alumni-Wochenende
Jahre
Liz». Schriftliche
Einladungen
Liz.Schriftliche
Einladungen
an die
an alle «Jubilare»
folgen.
«Jubilare»
folgen Ende
März.
12. Juni 2000
NDU-Stamm Zürich: ab 18.30
Uhr im Caveau, Seefeldstrasse 40,
Zürich
21. Juni 2000
HSG Alumni Club Zug: StammMeeting ab 19.00 Uhr, Ort wird
noch bekannt gegeben
30. Juni 2000
Alumni-Club HSG Frankfurt am
Main:Vortrag mit anschliessendem
Umtrunk. Es referiert alt Rektor
Prof. Hans Siegwart. Details folgen.
[email protected],
Telefon +49 6051 17966.
alma 2/2000

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