JERUSALEM
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JERUSALEM
WS 1 13.12.15 13. DEZEMBER 2015 BELICHTERFREIGABE: -- ZEIT::: BELICHTER: FARBE: WSBE-VP3 EHRGEIZ KULTURERBE Bürgermeister Nir Barkat über den Imagewechsel seiner Stadt Seite II Kunst und Kulinarik inspirieren sich gegenseitig Seite III SONDERAUSGABE SONNTAG, 13. DEZEMBER 2015 JERUSALEM BEWEGEND PA/ DPA/JIM HOLLANDER; PA / PHOTOSHOT Hauptstadt der Gegensätze Die L1 hat vieles verändert. Sie ist die einzige Linie der Straßenbahn. Die „Jerusalem Light Rail“ verbindet seit August 2011 den Herzl-Berg mit dem Stadtteil Pisgat Ze’ev. Da die 13,8 Kilometer lange Strecke mit 23 Haltestellen durch jüdische und arabische Viertel führt, gab es im Vorfeld wütende Proteste der Palästinenser. Tatsache ist, dass dieses Verkehrsmittel allen Bevölkerungsgruppen nützt. Einfach und preiswert erreicht man mit der Light Rail auch die meisten Sehenswürdigkeiten. Da die früher so stark befahrene Yafo Street seit Verlegung der BahnSchienen für Autos und Busse gesperrt ist, kann man dort heute wunderbar spazieren. Überhaupt hat die Stadtverwaltung einiges für Fußgänger getan. So schlendert man von der seit jeher fast autofreien Altstadt über die neue schicke Einkaufsmeile Malmilla ins lebendige Viertel Nachalat Shiv’a mit seinen vielen Läden und Gaststätten. Weitere umweltfreundliche Bewegungsmöglichkeiten, Fahrräder oder Segway, kann man mieten. Taxis sind in Israel günstiger als bei uns. Beim Erkunden der Altstadt hilft die von der Jerusalem Development Authority herausgegebene App „Jerusalem Old City Tours.“ usi Spiritualität und Lebenslust sind kein Widerspruch - zumindest nicht in Jerusalem. Das ganze Jahr über locken Kulturevents wie das „Light Festival“ oder „Sacred Music“ (kl. Foto) Jerusalem ist viel mehr als Tradition und Geschichte, Religion und Politik. Wer die Heilige Stadt besucht, findet eine moderne und lebendige Metropole, die nicht nur Einheimische inspiriert ANZEIGE «§ª·£¶§¥£¸§²ª¸£·¶¢ State of Israel Ministry for Jerusalem and Diaspora Affairs lagemauer, Grabeskirche und Via Dolorosa, Al-Aksa-Moschee und Felsendom: Diese Plätze zählen zu Jerusalems wichtigsten Sehenswürdigkeiten. Drei Weltreligionen, Judentum, Christentum und Islam, haben hier ihre heiligen Stätten. Aber diese moderne, belebte Stadt ist mehr als man glaubt, im wahrsten Sinne des Wortes. JERUSALEM DEVELOPMENT AUTHORITY K VON UWE SAUERWEIN Herbst in Jerusalem: Die Stadt ist in Alarmbereitschaft. Es gab Tote und Verletzte durch Messerattacken. Trotzdem besuchen fast 20.000 Menschen, Einheimische sowie Gäste aus dem In- und Ausland, das „Open House Festival“. Drei Tage lang bestaunen sie architektonische Schätze in West- wie in Ost-Jerusalem. Beim Besuch von historischen Gebäuden, Designer-Lofts, Synagogen, Kirchen und Gärten, im Gespräch mit Bewohnern, Bauherren und Architekten kommt man Jerusalem ein Stück näher. Wer den Charakter der „Stadt des Friedens“ kennenlernen will, setzt sich am besten zuerst in ein Straßencafé. Und betrachtet eine Weile die unterschiedlichsten Leute. Den Hippster oder die junge Soldatin. Den äthiopischen Mönch und den russischen Popen. Die züchtig verhüllte Palästinenserin neben ihrem westlich gekleideten Mann. Strenggläubige Haredim, mal mit, mal ohne Schläfenlocken, mit Hut oder nur mit Kippa, mal ganz in Schwarz, mal in weißem HippieLook gewandet. Die Liste ließe sich schier endlos fortsetzen, so viele Traditionen und Lebensformen gibt es in Jerusalem. Oft sind sie rigoros voneinander getrennt, selbst innerhalb der eigenen Religion. Und kommunizieren doch fast täglich miteinander. Knapp 900.000 Menschen leben hier. Juden stellen die größte Bevölkerungsgruppe, gefolgt von Muslimen und Christen. Die am häufigsten gesprochenen Sprachen sind Hebräisch und Arabisch, die meisten Einwohner beherrschen Englisch, viele Französisch oder Russisch. Jerusalem ist die Hauptstadt Israels. Aber selbst befreundete Länder erkennen dies nicht offiziell an, ihre Botschaften befinden sich in Tel Aviv. Laut Teilungsplan von 1947 sollte die Stadt der Uno unterstellt werden. Aus der geplanten Internationalisierung Jerusalems wurde nichts. Denn unmittelbar nach Gründung des Staates Israel ??/WAMS/WSBE-VP3 13.12.15/1/ST1 CCI Es gibt keinen besseren Ort, um sich mit der Komplexität der Menschheit zu beschäftigen Itay Mautner, Direktor „Jerusalem Season of Culture“ 1948 griffen die arabischen Nachbarländer an. Jordanische Truppen eroberten die Altstadt mit dem jüdischen Viertel, dessen Bewohner fliehen mussten. Der Westteil Jerusalems fiel unter israelische Kontrolle. Nach dem Sechstagekrieg 1967 annektierte Israel Groß-Jerusalem. Der Status der 380.000 Bewohner OstJerusalems ist kompliziert. Viele haben einen jordanischen Pass, genießen jedoch die gleichen staatsbürgerlichen Rechte wie die Israelis. „In dieser Stadt ist alles politisch. Du kannst dich hier nicht bewegen, nicht mal atmen, ohne politisch zu sein“, erzählt Itay Mautner, künstlerischer Direktor von „Jerusalem Season of Culture“. Diese gemeinnützige Organisation nähert sich der Geschichte der Stadt, inklusive ihres Konfliktpotenzials, über Kunst und Kultur. „Wenn du Kunst machen willst, die sich mit der Komplexität der Menschheit beschäftigt, gibt es keinen besseren Ort.“ Sechs Festivals hat „Jerusalem Season of Culture“ in diesem Jahr veranstaltet. Das wichtigste war „Sacred Music“. Anders als der Titel vermuten lässt, wurde nicht einfach Sakralmusik verschiedener Religionen präsentiert. „Dies ist die heiligste Stadt der Welt“, so Itay Mautner. „Aber leider ist es in der Geschichte oft die Religion gewesen, welche die Leute voneinander trennte.“ Es geht um Dialog, um Akzeptanz, eine gemeinsame Sprache. So wie bei Mark Eliyahu und seinem Maquam-Ensemble: Israelische, arabische, aserbaidschanische, türkische und indische Künstler fanden über die orientalische Kunstmusik zueinander. Veranstaltungen wie diese bieten Gelegenheit, nicht nur Kulturen, sondern auch den Menschen direkt zu begegnen. Selbst für Israelis erschließen sich dabei unbekannte Lebenswelten, wenn sie streng religiöse Haushalte oder ein arabisches Viertel aufsuchen. So beim „In House“-Festival, das Künstler und Publikum in privaten Häusern versammelte. Auch 2016 laden wieder zahlreiche Festivals nach Jerusalem. Zu Kunst und Klassik, wie beim von Elena Bashkirova geleiteten Chamber Music Festival. Zum Jerusalem Marathon, der an vielen Sehenswürdigkeiten vorbeiführt. Zu kulinarischen Events wie dem Bier- oder dem Wein-Festival. Verdis „Rigoletto“ kann man überall auf der Welt erleben. Aber nicht vor einer Kulisse, wie sie der Sultan’s Pool beim Opern-Festival bietet. Die 3000-jährige Geschichte Jerusalems steckt tief im Bewusstsein der Menschen. Wichtigste archäologische Stätte ist die Davidsstadt. Südlich des Tempelbergs liegt sie, auf von arabischer Seite beanspruchtem Gebiet. Vor wenigen Wochen stießen Wissenschaftler auf Spuren einer riesigen Makkabäer-Festung. Gerade hier wird einem bewusst, dass man diese Stadt nicht einfach besichtigt. Jerusalem verändert die Seele. Die Stadt hat ehrgeizige Ziele, gerade beim Bau neuer Hotels. Israel, das mit Terror-Gefahr umzugehen gelernt hat, gilt als sicherstes Reiseland in Nahost. Trotzdem sollte man sich über aktuelle Reisewarnungen des Auswärtigen Amtes (www.auswaertiges-amt.de) informieren. In diesem Sinne: „Bruchim habaim“, willkommen in Jerusalem. Mehr Infos unter www.welt.de/jerusalem /iTravelJerusalem.de meinereisenachjerusalem.de Meine Reise nach JERUSALEM Mit dem ŝƚLJƌĞĂŬ'ƵƚƐĐŚĞŝŶŚĞŌ Jerusalem, die Heilige Stadt der drei Weltreligionen, lädt Sie ein, Geschichte zu erfahren, Kulturen zu entdecken, Museen zu erkunden, Festivals zu erleben und kulinarische Köstlichkeiten zu genießen. itraveljerusalem, die touristische Vertretung der Stadt Jerusalem, bietet Ihnen jetzt die Möglichkeit, Ihre Reise nach Jerusalem mit einem der Angebote unserer Veranstalterpartner auf eine ganz besondere Art und Weise zu erleben. Buchen Sie jetzt mindestens vier Nächte in Jerusalem bei einem unserer Partner und profitieren Sie von einem Gutscheinheft mit einem Wert von über 150 €. Besuchen Sie uns auf meinereisenachjerusalem.de und finden Sie das für Sie passende Angebot! Für weitere Fragen erreichen Sie die deutsche Vertretung von itraveljerusalem von Montag bis Freitag von 9:00h bis 17:30h unter dĞů͘ϬϮϭϬϰʹϵϱϮϰϭϮϵŽĚĞƌƵŶƚĞƌĚĞƌĞŵĂŝůũĞƌƵƐĂůĞŵΛƚƌĂǀĞůŵĂƌŬĞƟŶŐ͘ĚĞ Abgezeichnet von: Abgezeichnet von: Abgezeichnet von: Abgezeichnet von: Chef vom Dienst Artdirector Textchef Chefredaktion 5% 25% 50% 75% 95% WS 2 13.12.15 13. DEZEMBER 2015 BELICHTERFREIGABE: -- ZEIT::: BELICHTER: FARBE: WSBE-VP3 II JERUSALEM W E LT A M S O N N TA G N R . 5 0 13 . D E Z E M B E R 2 015 Besucher des Museums über Jerusalems Geschichte im Davidsturm erkunden per Smartphone und Tablet die umliegenden historischen Gebäude der Altstadt. Auf und rund um die Zitadelle finden viele Kultur- und Sportveranstaltungen statt erushalayim Tatzliyach (Jerusalem, du wirst erfolgreich sein), hieß die Partei, die Nir Barkat gründete, um 2003 in die Politik einzusteigen. Im Rennen um das Amt des Jerusalemer Bürgermeisters musste sich der säkulare Barkat damals noch seinem religiösen Rivalen Uri Lupolianski geschlagen geben. Im Oktober 2008 gewann er dann die Wahl. Ein Erfolg, den er 2013, erneut gegen die religiöse Konkurrenz, wiederholen konnte. Barkat, 1959 in Jerusalem geboren und Vater dreier Töchter, agiert im Rathaus ähnlich couragiert wie als Chef seines erfolgreichen Software-Unternehmens, das ihn zum wohlhabenden Mann machte. Uwe Sauerwein sprach mit dem früheren Fallschirmjäger, dem selbst Kritiker bescheinigen, in der Stadt viel bewegt zu haben. Aber die „Stadt des Friedens“, wie Jerusalem übersetzt heißt, hat doch selten Frieden erlebt! Die Christen kamen 1000 Jahre später, die Muslime 1600 Jahre. Jerusalem ist der gemeinsame Nenner der Weltreligionen ebenso wie für die Demokratie, wie wir sie heute kennen. Denn die Menschen waren unterschiedlich, aber sie wurde gleich behandelt in der Stadt, mehr als irgendwo sonst. Wenn etwas in unserer Stadt Erfolg hatte, in religiöser, sozialer, wirtschaftlicher Hinsicht, wurde es auch weltweit zum Standard. Was in Jerusalem funktioniert, klappt auch anderswo. Mit dem Sabbath hat es angefangen. Alles. Wenn Ihnen dieses Modell aus der „Diese Stadt funktioniert nur ungeteilt“ Millionen Besucher jährlich, jetzt sind es vier Millionen. Bürgermeister Nir Barkat über den Imagewandel Jerusalems und seine ehrgeizigen Pläne für die Entwicklung der Stadt Vergangenheit bewusst ist, verstehen Sie auch die Zukunft. Die Stadt ist Reiseziel für Pilger aus der ganzen Welt. Seit der Wiedervereinigung 1967 betritt man eine Stadt, in der Respekt herrscht. Das hat in 2000 Jahren keiner der mehr als 14 Eroberer geschafft. Heute ist Jerusalem wieder Mittelpunkt aller monotheistischen Religionen. Es ist der heiligste Platz der Welt. Mit einer Religions-, Bewegungs-, Redeund Wahlfreiheit, wie wir sie nie kannten in den 2000 Jahren, in denen die Stadt dieser Funktion beraubt war. Was gibt es dann noch zu verbessern? Wir wollen die Stadt noch mehr öffnen für Menschen aus aller Welt. Die Stadt soll der Welt Nutzen bringen. Die heiligen Stätten, die Ausgrabungen, die Geschichte, gemeinsam mit Kultur und Sport. Mein Ziel ist es, den Tourismus anwachsen zu lassen. Vorher kamen nur zwei ANZEIGE Dan Hotels Israel Das erscheint wenig angesichts der Bekanntheit dieser Stadt. Zwischen Potenzial und den tatsächlichen Quoten klafft eine Riesenlücke. Ich habe die Besucherzahl von jährlich zehn Millionen ins Visier genommen. Laut Reisemagazin „Travel + Leisure“ gehört Jerusalem zu den weltweit zehn besten Städten für Reisende. Das ist ein schöner Fortschritt. Aber wir verfolgen hartnäckig das Ziel, die Besucher von unserer Mischung aus Religion, Kultur und Kreativität zu überzeugen. Jeder, egal welcher Religion er angehört, kann alle heiligen Stätten besuchen. Wirklich jeder? Gibt es da nicht doch Einschränkungen? Tatsächlich gibt eine einzige Einschränkung: wenn Juden auf den Tempelberg zu den islamischen Stätten wollen. Das ist erlaubt, aber beschränkt. Aber Christen und Muslime dürfen alle Plätze aufsuchen. Wir wissen, dass 99 Prozent aller Besucher unserer Stadt als glückliche Menschen nach Hause fahren. Aber wir entwickeln noch ganz andere Attraktionen, zum Beispiel Marathonläufe. Oder Opern-Aufführungen. Und Formel-1-Rennen. Richtig, das war ein Riesenerfolg. Wenn ich im Ausland bin, dann reißen die Leute beim Stichwort Jerusalem die Augen auf und sagen: Wow, da war ich noch nie! Die Betonung liegt auf „noch“. Vier Milliarden Menschen auf der Welt würden gern wenigstens einmal im Leben in die Heilige Stadt kommen. Und wenn sie dann hier sind, können sie sehen, wo Propheten und Könige lebten und wirkten. Sie können ie Start-up-Szene Jerusalems wächst rasant. Ihr Nervenzentrum befindet sich direkt am stillgelegten alten Bahnhof, der die Stadt zwischen 1892 und 1998 mit Jaffa am Mittelmeer verband. Heute zieht die „First Station“ als Drehscheibe für Freizeit, Kultur, Gastronomie und Sport viele Besucher an. In zwei historischen Gebäuden ist das JVP Media Quarter untergebracht. Es beherbergt mehr als 200 Jungunternehmen sowie kulturelle und soziale Organisationen. Ingenieure, Abenteurer, Künstler, Geschichtenerzähler, Investoren, Weltverbesserer: Sie alle laufen sich in den Höfen und Fluren dieses Gründerzentrums über den Weg, 24 Stunden täglich. Ein Knotenpunkt der Ideen. Das 2003 eröffnete Media Quarter geht auf die Initiative von Erel Margalit zurück. Er sitzt als Abgeordneter der Arbeitspartei in der Knesset. 1993 gründete er Jerusalem Venture Partners (JVP). Dieser Risikokapitalfond hat bislang mehr als 120 Firmen in Israel, Europa, Asien und den USA aufgebaut. „Jerusalem zählt heute weltweit zu den interessantesten Städten für Gründer“, sagt Pnina Ben Ami, Marketingdirektorin bei JVP. „Das liegt an der engen Anbindung der Szene an Universitäten, Hochschulen, die örtliche Industrie, Kultureinrichtungen und die Gastronomie.“ So gehören zum Media Quarter eine Radio- D Wo Genuss eine Lebensart ist Traumhafte Strände, spannende Ziele, endlose Sonne Entdecken Sie die ständigen Vergnügen des Urlaubs in einem Dan Hotel. Ob es sich um unser legendäres King David Hotel in Jerusalem, oder um eines unserer Badeorthotels am Mittelmeer oder am Roten Meer handelt, ist jedes Dan Hotel ein einzigartiges Urlaubsziel, das die Stimmung seiner Umgebung reflektiert. Die Vielfalt an Lagen unserer Hotels bietet Ihnen unzählige Möglichkeiten, die Schönheit, die Geschichte und die Vielfalt Israels zu erleben. In den Dan Hotels werden Sie außerordentliche Zuvorkommenheit und hochwertigen Service genießen, die jedem Etat angepasst sind. Für Information & Buchungen setzen Sie sich mit Ihrem Reisebüro in Verbindung oder rufen Sie ISRAEL:”Call Dan” Reservierung Center: + 972 3 5202552 Gebührenfrei aus Grossbritannien, Deutschland, Frankreich, Belgien: 00-800-326-46835 King David, Jerusalem | Dan Tel Aviv | Dan Carmel, Haifa | Dan Jerusalem | Dan Eilat Dan Accadia, Herzliya-on-Sea | Dan Caesarea | Dan Panorama Tel Aviv | Dan Panorama Haifa Dan Panorama Jerusalem | Dan Panorama Eilat | Dan Boutique, Jerusalem Connect with us on Dan Hotels Israel www.danhotels.com Die Beste Zeit Ihres Lebens ??/WAMS/WSBE-VP3 13.12.15/1/ST2 CCI Bürgermeister Nir Barkat hat sich zum Ziel gesetzt, jährlich zehn Millionen Touristen nach Jerusalem zu locken. Dafür wird unter anderem viel Geld und Energie in die Infrastruktur der Stadt investiert steht es mich und die Mehrheit der Jerusalemer, auch die Mehrheit der Moslems und der Christen fest: Diese Stadt sollte nie wieder geteilt werden! Es gibt nicht ein Beispiel in der Welt dafür, dass eine Stadt, die geteilt war, jemals funktionierte. Warum sollte man zu einer Lösung kommen, in der die Stadt nicht mehr lebensfähig ist? Vor allem Jerusalem, das Herz der Welt. Das ist eine Richtung, in die ich niemals gehen würde. mit der Bibel in der Hand die Vergangenheit erkunden, und das in einer modernen Großstadt, die eine große Zukunft hat. Junge Leute haben früher Jerusalem verlassen, Richtung Tel Aviv oder ins Ausland. Das scheint sich zu ändern? Das war genau eines meiner Ziele, als ich vor sieben Jahren als Bürgermeister anfing. Diese Stadt hat ein enormes Potenzial für Touristen, für Geschäftsleute, für junge Menschen. Ein Imagewechsel vollzieht sich über Lebensqualität, neue Jobs, bessere Bildung, also alles, wodurch die Stadt besser funktioniert. Das haben wir Jahr für Jahr verbessert. Wir arbeiten hart daran, die Investitionen in Jerusalem weiter auszubauen. Mit Mitteln der israelischen Regierung, der Stadt, aber auch vieler privater Unternehmen. Schauen Sie aus dem Fenster und sehen Sie die vielen Kräne! Das erinnert mich an Berlin nach der Wiedervereinigung. Aber solange der politische Status bestimmter Gebiete der Stadt nicht geklärt ist, bleibt es doch ein Risiko, hier zu investieren. Ich glaube, jeder akzeptiert, dass es gut ist für die Stadt, wenn mehr Besucher kommen, wenn es Investitionen gibt, wenn die Lebensqualität steigt. Ideologisch Aber haben denn alle Bürger Jerusalems dieselben Chancen? Die Lebensqualität steigt in allen Vierteln. Auch im arabischen Teil der Stadt, wo wir unlängst sechs neue Schulen eröffnet haben. Gerade im Schulsystem gibt es keine Probleme. Wir füllen momentan einige Lücken, die wir in der Vergangenheit hatten. Aber diese Probleme hatten nicht nur die Araber, sondern zum Beispiel auch die orthodoxe jüdische Gemeinschaft. Sie haben sich als Bürgermeister gegen einen religiösen Gegner bei den Wahlen durchgesetzt. Befinden Sie sich in einem Kampf der Kulturen? Dieser Konflikt besteht in Jerusalem naturgemäß immer. In einer Stadt, in der sich alle Richtungen und Gruppen wohlfühlen sollen, lässt sich das nicht vermeiden. Das ist unsere größte Herausforderung, dass gerade angesichts der vielen Unterschiede alles gut läuft. Wenn das in Jerusalem funktioniert, können wir mit unserer Wirtschaft, Kultur, dem Bildungssystem international beispielhaft sein. Wie viele Touristen verträgt die Stadt, gibt es eine Obergrenze? Absolut keine. Jerusalem heißt jeden willkommen, das sagt uns schon die Bibel. Jeder, der bei uns war, soll zu Hause sagen: Jerusalem muss man besucht haben, mindestens einmal im Leben. Paradies für junge Gründer Wirtschaftsstandort und Zentrum der Hochtechnologie Das JVP Media Quarter am alten Bahnhof station, Restaurants, eine angesagte Bar und der Zappa Jerusalem Music Club mit hochkarätigen Rockkonzerten. Studentinnen der Hebräischen Universität entwickelten vor zwei Jahren im Media Quarter die Initiative Siftech Accelerator, die lokale Talente unterstützt. Zum Beispiel „Sleep Asap“, eine Firma, die Mittel gegen Schlaflosigkeit entwickelt. Deren Gründerin Hemda Idel schwärmt: „Das Ökosystem hier ist sagenhaft!“ Das Lebensgefühl Jerusalems sei eine ebenso wichtige Antriebsfeder: „Man sieht hier den eigenen Erfolg als Erfolg aller, das ist vielleicht der größte Unterschied zu Tel Aviv.“ Man hat immer das Ganze im Blick, in einer Stadt, in der man überall Geschichte und Religion begegnet und die zugleich wichtiger Wirtschaftsstandort sowie Zentrum der Hochtechnologie ist. Firmen wie Mobileye, Software-Hersteller für Autosicherheit, oder das Biotechnik-Unternehmen Oramed haben hier ihre Basis. Dank kreativer Köpfe, wie man sie auch im High-Tech Village auf dem Gelände der Hebräischen Universität trifft. In einfachen Baracken, die man keinem Studenten als Bude zumuten würde, tüfteln die Teams. Der Gedanke ist nicht abwegig, dass hier so mancher usi künftiger Global Player dabei ist. Abgezeichnet von: Abgezeichnet von: Abgezeichnet von: Abgezeichnet von: Chef vom Dienst Artdirector Textchef Chefredaktion 5% JVP WELT AM SONNTAG: Herr Bürgermeister, spricht man mit Menschen in der Stadt, so spürt man eine gewisse Aufbruchstimmung. Erklären Sie uns bitte Ihre Vision für Jerusalem. NIR BARKAT: Um die Zukunft zu verstehen, müssen wir 3000 Jahre zurückgehen. Als die Juden aus Ägypten nach Israel zurückkehrten, erhielt jeder der zwölf Stämme ein Stück Land, wo sie lebten, ihre Städte hatten und ihrem jeweiligen Lebensstil nachgingen. Bis auf Jerusalem. Jerusalem wurde nicht an einen speziellen Stamm vergeben. Es wurde nicht aufgeteilt. Alle Stämme fühlten, dass die Stadt zu ihnen gehört. 1000 Jahre lang spielte Jerusalem eine Rolle als Zentrum der Welt. Ob Juden oder Nichtjuden, sie alle kamen nach Jerusalem. Und wenn sie die Tore passierten, spürten sie, wie diese Stadt alle Menschen zu Freunden macht. PICTURE ALLIANCE / DPA/NAFTALI HALBERSTADT ; AP/TSAFRIR ABAYOV Y 25% 50% 75% 95% WS 3 13.12.15 13. DEZEMBER 2015 BELICHTERFREIGABE: -- ZEIT::: BELICHTER: FARBE: 13 . D E Z E M B E R 2 015 WSBE-VP3 W E LT A M S O N N TA G JERUSALEM III NR. 50 Biblische Größe Jerusalem hat die größte Pro-Kopf-Dichte an Museen und Galerien. Nicht nur hier, auch in der Bezalel-Hochschule spielt die 3000-jährige Geschichte der Stadt eine wichtige Rolle ngeblich werden jährlich etwa hundert Besucher und Einwohner der Heiligen Stadt vom Jerusalem-Syndrom befallen. Der oder die Betroffene identifiziert sich dann voll und ganz mit einer Figur aus der Bibel. Ob der 1867 in Litauen geborene Boris Schatz ebenfalls an dieser Wahrnehmungsstörung litt, ist nicht bewiesen. Aber vieles spricht dafür. JERUSALEM DEVELOPMENT AUTHORITY A Köstlichkeiten am Machane Yehuda Markt. Hier deckt man sich nicht nur mit Lebensmitteln ein. Der Markt wird zunehmend Hotspot für Nachtschwärmer Essen verbindet die Gesellschaft VON UWE SAUERWEIN Israel-Museum: Skulptur von Anish Kapoor Neue hebräische Kunst bezog sich nicht zuletzt auf biblische Motive Ruth Zadka, Direktorin Artist’s House des Landes wurde 1965 von Bürgermeister Teddy Kollek eröffnet. Mit fast 500.000 Objekten aus der gesamten Geschichte der Menschheit zählt der vor fünf Jahren ausgebaute Komplex zu den weltweit führenden Museen. Beim Gang über das mehr als fünf Hektar große Gelände stößt man im Billy-RoseKunstgarten auf Skulpturen von StarKünstlern der Moderne wie Pablo Picasso, Henry Moore, Jeff Koons oder Amish Kapoor. Doch die berühmtesten Exponate befindet sich in dem markanten Bau, dessen Dach an ein Rundzelt erinnert: dem Schrein des Buches mit den biblischen Schriftrollen. Zu den Fundstücken vom Toten Meer gesellte sich kürzlich die kleinste hebräische Bibel der Welt: Die Nano-Bibel steckt in einem Mikrochip, nicht größer als ein Würfel Zucker. Was Jerusalems Museen beherbergen zahllose antike Schätze für ein Kontrast zu dem riesigen Modell Jerusalems zur Zeit des Zweiten Tempels. Scheinbar korrespondiert es mit der Landschaft rund ums Museum. Dabei stand es bis 2006 im Holiday Inn Hotel. Im Maßstab von 1:50 vermittelt das Modell einen Eindruck der antiken Stadt während ihrer Blütezeit 60 n. Chr. Ein Jahrzehnt später, nach dem gescheiterten Aufstand gegen die Römer, wurden Tempel und Stadt zerstört. Düstere Vorahnungen, allerdings aus einer viel späteren Zeit, kennzeichnen die gegenwärtig wichtigste Sonderschau im Israel-Museum. Unter dem Titel „Dämmerung über Berlin“ zeigt das Museum im 50. Jahr seines Bestehens und zum 50. Jahrestag der Aufnahme deutsch-israelischer Beziehungen 50 Meisterwerke aus der Berliner Nationalgalerie, die gegenwärtig wegen Renovierung geschlossen ist. Eingestimmt durch Walter Ruttmanns Berlin-Film „Die Sinfonie der Großstadt“ von 1927, betrachtet der Besucher Glanzstücke aus Expressionismus, Dada und Neuer Sachlichkeit, darunter Ernst Ludwig Kirchners „Potsdamer Platz“, „Die Skatspieler“ von Otto Dix, die „Stützen der Gesellschaft“ von George Grosz oder Christian Schads Porträt der androgynen Schönheit „Sonja“, das die Titelseite des empfehlenswerten englischsprachigen Katalogs ziert. Die Kuratorin Adina KamienKazhdan hat darauf geachtet, auch weniger berühmte Werke einzubeziehen. Sieht man hierzulande das frühe 20. Jahrhundert als Aufbruch und Blütezeit deutscher Kunst, so wird in Jerusalem die Geschichte rückwärts erzählt. Beginnend mit dem Untergang, der sich 1937 in der Nazi-Propaganda-Ausstellung „Entartete Kunst“ äußerte. Eine Albrecht-Dürer-Schau sowie eine Ausstellung über deutsche Designer komplettieren im Jubiläums-Jahr den deutschen Schwerpunkt im Israel-Museum. In Jerusalem, wo quasi jeder Stein Geschichten erzählen könnte, sind oft die Häuser wichtige Exponate. Gerade wurde nach Renovierung das TichoHaus neu eröffnet. In diesem Gebäude, einem der ersten im Westteil der Stadt, lebte ab 1924 das aus Mähren stammende Ehepaar Albert und Anna Ticho. Es spielte eine wichtige Rolle im sozialen und kulturellen Leben Jerusalems. Albert praktizierte hier als Augenarzt. Anna Ticho (1894-1980), die bereits mit 15 in Wien Kunst studiert hatte, avancierte zu einer der beliebtesten Malerinnen des Landes. Neben wechselnden Ausstellungen gibt es nun eine Dauerschau zur Geschichte des Hauses. Eine Verbindung zwischen Medizin und Kunst findet man auch im HansenHaus. Die Losung „Jesus Hilfe“ an der Fassade des im Talbiye-Viertel liegenden Gebäudes geht auf einen deutschen Missionar zurück. Conrad Schick richtete in dem zweigeschossigen Haus 1887 eine Lepra-Station mit 60 Betten ein. Sie war bis 1950 in Betrieb. Momentan wird das Haus restauriert. Es soll der Bezalel-Schule als Experimentierfeld dienen, für viele Arten neuer Medien. Trotz der enormen Dichte an Kunst und Kultur ist Jerusalem eben alles andere als museal. das Beste daraus und entwickelt sehr oft etwas eigenes. So wie Assaf Granit. An die jüdischen Speisegesetze hält man sich im „Machneyuda“ nicht. Mit der frommen Nachbarschaft gibt es aber keine Probleme: „Wir haben am Schabbat geschlossen“, sagt Granit. Von Freitagnachmittag bis Sonnenuntergang am Sonnabend sind wie die Geschäfte auch die meisten Gaststätten wegen der Schabbat-Ruhe zu. Essen gehen kann man dann im muslimisch-christlichen Viertel, so im legendären „Abu Shukri“ am Damaskus-Tor. Oder in einigen bekannten Lokalen, in denen sich das nichtreligiöse Jerusalem trifft: im „Chakra“ zum Beispiel mit seiner italienischen Fusion-Küche oder dem geschmackvoll dekorierten „Colony“ unweit der früheren deutschen Kolonie. Geöffnet hat auch das „Mona“ im alten Gebäude der Bezalel-Kunsthochschule. Kunst und Essen haben in Jerusalem Unser Balagan ist perfekt organisiert Assaf Granit, Starkoch mehr miteinander zu tun als anderswo. Filigrane Verzierungen auf dem Teller sind nicht selten einem BezalelWorkshop zu verdanken, Kneipen und Restaurants bieten Künstlern erste Ausstellungsmöglichkeiten. Etwa 90 Prozent aller Gaststätten Jerusalems sind koscher. Mittelöstliche, nordafrikanische, osteuropäische, italienische, spanische, äthiopische oder indische Gerichte, sogar Sushi und Molekularküche: Alles wird nach den religiösen Vorschriften zubereitet. Diese schließen zum Beispiel Meeresfrüchte aus, ebenso den gemeinsamen Verzehr von Fleisch und Milchprodukten. Da seine Küche fleischig ist, entwickelte David Bitton im edlen „La Regence“, dem Restaurant im King David Hotel, raffinierte Süßigkeiten mit Olivenöl statt mit Butter. Im Restaurant „Eucalyptus“ wiederum bezieht sich jedes Gericht auf eine biblische Szene. Die Gewürze, Kräuter und Pilze sammelt Küchenchef Moshe Basson, preisgekrönter Vertreter der Slowfood-Bewegung, höchstselbst auf den Hügeln in und usi um Jerusalem. DPA/ABIR SULTAN NETANEL MORHAN JERUSALEM DEVELOPMENT AUTHORITY „Die Suche“ heißt dieses Ölbild von Netanel Morhan. Dem Absolventen der Bezalel-Schule wird großer Erfolg vorausgesagt IMPRESSUM Eine Veröffentlichung der Redaktion Sonderthemen für „Welt am Sonntag“ | Redaktionsleitung: Astrid Gmeinski-Walter | Redaktion: Uwe Sauerwein | Produktion und Gestaltung: Bettina Jülch Redaktionsschluss: 9.12.2015 | Gesamtanzeigenleiter: Stefan Mölling; Nationale Vermarktung: Silvana Kara,Alexander Kühl ([email protected]), Philipp Stöhr ([email protected]) Unsere Standards der Transparenz und journalistischen Unabhängigkeit finden Sie unter www.axelspringer.de/unabhaengigkeit ??/WAMS/WSBE-VP3 13.12.15/1/ST3 CCI en Machaneh Yehuda, das Pendant zum Shuk in der arabischen Altstadt, kann man getrost als Herz des jüdischen Jerusalems bezeichnen. Das ganze Viertel ist nach diesem Markt benannt, auf dem sich die Einheimischen mit Lebensmitteln und allen Dingen des Alltags eindecken. Den Besucher erwartet eine überwältigende Vielfalt an Farben, Gerüchen und Geschmäcker, wenn er an den Ständen mit Obst und Gemüse, Gebäck, Fleisch und Fisch, eingelegten Oliven und Gurken oder exotischen Gewürzen entlang spaziert. Seit einiger Zeit entwickelt sich der Markt zum Hotspot für Nachtschwärmer. Wenn am Abend die Stände abgeräumt sind, verwandeln sich viele Marktgassen in Restaurants und Kneipen. Junge Israelis feiern gerne und laut. Und sind, im Unterschied zu früheren Generationen, dem Alkohol nicht abgeneigt. Mehrere Brauereien gibt es heute in der Stadt. Rund um den Markt sind beliebte Lokale entstanden. „Wir waren die ersten Restaurantbetreiber hier“, sagt Assaf Granit, einer der angesagtesten Küchenchefs Israels. Fünf Restaurants führt er in seiner Heimatstadt, eines in London. Sein bekanntester Laden, „Machneyuda“, ist wochenlang ausgebucht. Wer rein will, braucht Glück oder Beziehungen. Candle-Light-Stimmung sollte man nicht erwarten. Menschen tanzen zwischen und auf den Tischen, ohrenbetäubender OrientPop macht Unterhaltung fast unmöglich. In der offenen Küche klopft das schrille Personal mit Kochlöffeln den Rhythmus mit. Auch bei den Schnapsrunden zwischendurch sind Köche und Servierer fröhlich mit dabei. „Balagan“ heißt dieses Chaos bei den Einheimischen. „Aber unser Balagan ist perfekt organisiert“, meint Assaf Granit. Sonst würden wohl auch nicht im Minutentakt verrückte, geschmacksintensive Gerichte über den Tresen wandern. Wie die berühmte Polenta mit Pilzen, Spargel, Parmesan und Trüffelöl, serviert im Einweckglas. Das Gericht entstand zufällig, als eines Abends wegen des Andrangs Lebensmittel und Geschirr knapp wurden. Granit, Enkel einer Berlinerin, lässt sich von den Aromen anregen, die ihm auf Jerusalems Straßen begegnen. Dem von Arabern gebackenen Bejgele in der Altstadt, von Omas Strudel, dem Shabbes-Kugl der Chassidim, der orientalischen Boureka oder Humus mit Lafa-Brot. Israels Küche, ob am Straßenstand oder im Edelrestaurant, spiegelt die bunte Gesellschaft wider. Rezepte und Zutaten kommen von überall auf der Welt her. Man nimmt D PA / ROBERT HARDIN/YADID LEVY Schatz, der unter anderem als Hofbildhauer des bulgarischen Königs fungiert hatte, bevor er ins damalige Palästina kam, wandelte in Beduinenkleidung durch Jerusalem. Er wollte die Welt erlösen und schmiedete gar Pläne, das Goldene Tor zum Tempelberg wieder zu eröffnen – was laut Überlieferung allein dem Messias vorbehalten ist. Erfolgreicher war seine Idee einer Schule, die eine spezifisch jüdische Kunst entwickeln sollte. Im März 1906, im noch dünn besiedelten Gebiet westlich der Altstadt, eröffnete die Bezalel-Kunstgewerbeschule, die sich je zur Hälfte mit Kunst sowie Kunsthandwerk beschäftigte. Namensgeber war Bezalel, der biblische Kunsthandwerker. Nach dem Auszug aus Ägypten, so steht es geschrieben, habe er das mobile Heiligtum des Volkes Israel, den mischkan, ausgestattet. So gilt Bezalel als erster hebräischer Künstler überhaupt. Der latente Kampf, seine Akademie vor dem Bankrott zu retten, verschlang die Kräfte des Boris Schatz. 1932 starb er in Denver/Colorado, während einer Reise auf der Suche nach Sponsoren. Heute ist die Bezalel-Akademie die größte Design- und Kunsthochschule im Nahen Osten. Bildende Kunst, visuelle Kommunikation, Fotografie, Industrie- und Schmuckdesign, Architektur, Keramik und viele weitere Studiengänge bieten die Fakultäten an, die seit 30 Jahren zumeist auf dem Mount Scopus oberhalb der Hebräischen Universität untergebracht sind. Im alten Akademie-Gebäude, erbaut in osmanischer Zeit, befindet sich heute das „Jerusalem Artist’s House“. Wegen der aus Olivenholz gefertigten Menora, dem siebenarmigen Leuchter auf dem Dach, glaubt man zunächst vor einem religiösen Gebäude zu stehen. „Der Zionismus war eine säkulare Bewegung, ein Teil vieler revolutionärer Strömungen, die um 1870 einsetzten“, erzählt Museumsleiterin Ruth Zadka. „Aber die Künstler bezogen sich bei der Entwicklung einer neuen hebräischen Kunst natürlich auf Motive und Symbole der Bibel. Der ,Neue Mensch’ brauchte eine Verbindung zur Geschichte.“ Im Museum erfährt man viel über die Gründerzeit der Bezalel-Schule. Noch bedeutender ist das Haus aber als Ort, an dem sich junge Künstler erstmals mit einer Einzel-Ausstellung präsentieren. Das Artist’s House wählt die BezalelSchüler meist nach dem Gesichtspunkt aus, welche Relevanz die Werke für die gegenwärtige Gesellschaft besitzen. „15 Prozent unserer Absolventen wurden führende Künstler in Israels Kunstszene“, sagt Ruth Zadka. An der Bezalel studierte unter anderen Micha Ullman, der das unterirdisch gelegene Mahnmal für die Bücherverbrennung auf dem Berliner Bebelplatz gestaltete. In die großen Namen der Maler, Architekten und Videokünstler könnte sich demnächst Netanel Morhan einreihen, der im Sommer hier ausstellte. Der 25-Jährige in den USA geborene Israeli sorgt mit seinen surrealen Bildern, die eine Existenz außerhalb des menschlichen Körpers suggerieren, für enormes Aufsehen. Bekanntheit erlangte auch Roy Nachum, der unlängst das Cover des neuen Albums von Soulstar Rihanna mit zwei bearbeiteten Jugendporträts der Sängerin mitgestaltete. Mit rund 150 Museen und Galerien hat die 800.000-Einwohner-Stadt die weltweit höchste Pro-Kopf-Dichte an kulturellen Einrichtungen. Ein Großteil der Museen schöpft aus der 3000-jährigen Geschichte und den archäologischen Exponaten. So das Bible Lands Museum, das Tower of David-Museum oder das Rockefeller-Museum. Unweit der Knesset liegt das IsraelMuseum. Die größte Kultureinrichtung Hoher Besuch: Londons Bürgermeister Boris Johnson (Mitte) probiert im hippen Restaurant „Machneyuda“ die berühmte Polenta von Küchenchef Assaf Granit (r) Abgezeichnet von: Abgezeichnet von: Abgezeichnet von: Abgezeichnet von: Chef vom Dienst Artdirector Textchef Chefredaktion 5% 25% 50% 75% 95% WS 4 13.12.15 13. DEZEMBER 2015 BELICHTERFREIGABE: -- ZEIT::: BELICHTER: FARBE: WSBE-VP3 IV JERUSALEM Kunst ohne Grenzen AP/DUSAN VRANIC Miriam Mass, aufgewachsen im frommen Viertel Mea Shearim, betreibt heute als Künstlerin eine Galerie in Ein Kerem Dorf mit christlicher Tradition: Ein Kerem, etwa 20 Minuten Autofahrt vom Zentrum Jerusalems entfernt, ist ein beliebtes Wochenendziel Einheimische und Touristen lieben die besondere Aura des Dorfes Ein Kerem mit seinen Kirchen und Klöstern. Zahlreiche Künstler haben sich dort niedergelassen as ist noch Jerusalem? Gerade mal 20 Minuten braucht es mit dem Auto vom Stadtzentrum bis hierher, nach Ein Kerem. Verwaltungstechnisch gehört der Ort zu Israels Hauptstadt. Und doch fühlt man sich in eine ganz andere Welt versetzt. Das Dorf, dessen Namen die Israelis „Ein Ka- D VON UWE SAUERWEIN rem“ (übersetzt: Quelle des Weinbergs) aussprechen, könnte auch gut im Süden Frankreichs liegen, mit seinen auf Felsplateaus errichteten Steinhäusern, den Ackerbauterrassen, der Vegetation mit Zedern, Feigen und den Mandelbäumen, teren Mütter Jesu bzw. Johannes des Täufers, einander begegneten. An der Marienquelle sollen die beiden auf wundersame Weise schwangeren Frauen getrunken haben. Neben dem Haus über der Quelle verweist ein Minarett auf die osmanische Vergangenheit, die in Ein Kerem ebenso noch präsent ist wie jüdische Geschichte. Letzten Sommer machte eine Familie Schlagzeilen, als unter ihrem Wohnzimmer eine 2000 Jahre alte Mikwe, ein rituelles jüdisches Bad, entdeckt wurde. Ausgerechnet zwischen all den historischen Stätten von religiöser Bedeutung ist von der Frömmigkeit, die viele Viertel Jerusalems kennzeichnet, kaum etwas zu spüren. Anders als in der Stadt haben in Ein Kerem viele hochklassige Restaurants, Bars und Galerien am sonst so heiligen Samstag geöffnet. Nicht zuletzt deshalb ist das pittoreske Dorf für viele Israelis Ausflugsziel am Wochenende. Zum weltoffenen Geist tragen vor allem die vielen Maler und Bildhauer bei, die in Ein Kerem leben und arbeiten. Begegnungen mit ihnen offenbaren spannende Biografien. So wie die von Miriam Mass. Die heute 60-Jährige Mutter von sechs Kindern und Großmutter von 25 Enkeln stammt aus Mea Shearim, dem Viertel der streng Orthodoxen. Die Großeltern lebten vom Sticken der Parochets, den schmuckvollen Vorhängen vor dem Thora-Schrein in der Synagoge. Die Mutter, ebenfalls Künstlerin, nahm ihre junge Tochter oft zu Ausstellungseröffnungen mit, doch Miriam blieb fest in der frommen jüdischen Welt verwurzelt. Ein dreimonatiger Aufenthalt in Nepal, allein in den Bergen des Himalaya unterwegs, änderte fast alles. Sie entwickelte eine künstlerische Technik, die für die neue Offenheit in ihrem Weltbild steht. Miriam Mass arbeitet mit durchsichtigem Netzgewebe, das sie bemalt, mit Papier und Fasern versieht. „Letztlich sind es Fenster zu meinem Herzen, die sich öffnen und schließen können“, beschreibt sie ihre Werke. Zum Verkauf ausgestellt wird die Kunst in einem 200-jährigen Haus, das einst Schafe, Esel und Pferde beherbergte. Heute kommunizieren hier die Arbeiten von Miriam Mass mit Dutzenden Skulpturen von Aharon Bezalel, die ein bisschen an Alberto Giacomettis Werke erinnern. Bezalel (1926-2012) wurde in Afghanistan als Sohn eines kabbalistischen Rabbis geboren. In Jerusalem studierte er an der Bezalel-Kunstschule, benannt nach einem biblischen Künstler. Ebenfalls an der berühmten Hochschule lernte auch Daniela Passal. Geboren in Polen, hatte sie den Zweiten Weltkrieg im Versteck überlebt, war 1950 nach Israel gekommen und später, eines Stipendiums wegen, nach New York ge- Lage ist alles kannt wurde das Haus im Juni 1946 durch den Bombenanschlag der jüdischen Untergrundgruppe Irgun auf die hier untergebrachten Büros der britischen Mandatsmacht. Danach wurde es erst von den Briten, dann von den Kämpfern der israelischen Armee als Festung genutzt. Am Ende des ersten israelisch-arabischen Krieges 1948 stand es als zerschossene Ruine auf der Grenze zwischen West- und Ostjerusalem. Wiedereröffnet nach der Eroberung der Altstadt im Sechstagekrieg 1967, wurde das King David zum Grundstein der von der aus Chemnitz stammenden Familie Federman betriebenen Dan Hotel Gruppe, die in Jerusalem mit drei weiteren hochklassigen Häusern präsent ist. Auf dem Weg zum Jaffa-Tor kommt der Fußgänger am Waldorf Astoria vorbei. Auch dieses 226-Zimmer-Haus ist eng mit der Historie des Mittleren Ostens verknüpft. Amin El-Husseini, der von den Briten auf Lebenszeit inthronisierte Großmufti Jerusalems und spätere Verbündete Hitlers, erteilte 1927 den Auftrag für das Palace Hotel, der bekannte türkische Architekt Mimar Kemaleddin die im Januar und Februar blühen. Eine der bekanntesten Gaststätten im Dorfzentrum nennt sich „Brasserie“. Vollends wähnt man sich in Südeuropa, wenn die Glocken läuten. Kirchen gibt es viele in dem Ort, der bis zur Staatsgründung Israels ein christlicharabisches Dorf war und heute noch bedeutende Pilgerstätte ist. Hier wurde Johannes der Täufer geboren. Seine Geburtshöhle befindet sich in einem katholischen Kirchenbau, die wichtigste Sehenswürdigkeit Ein Kerems. Zu den anderen christlichen Anziehungspunkten zählen das Kloster der „Schwestern unserer Frauen von Sion“, das griechischorthodoxe St.-Johannis-Kloster, das russische Al-Moskovia-Kloster sowie die Besuchskirche. Letztere entstand an der Stelle, wo Maria und Elisabeth, die spä- ANZEIGE Jerusalem and Heritage State of Israel JERUSALEM Die Kulturmetropole Jerusalem ist mit mehr als 150 Museen und Galerien die Stadt mit der größten Dichte an kulturellen Einrichtungen weltweit. Das ganze Jahr über finden erstklassige Veranstaltungen, Festivals und Events, unter anderem aus den Bereichen Musik, Tanz und Architektur, statt. Erleben Sie das Opernfestival auf einer Open-Air-Bühne, die von den 3.000 Jahre alten Stadtmauern umrahmt ist, entdecken Sie Jerusalem von innen beim Open House Jerusalem oder lassen Sie sich inspirieren beim Jerusalem Premier Festival. Gästebücher erzählen Israels Geschichte Besuchen Sie die Offizielle Webseite der touristischen Vertretung der Stadt Jerusalem unter itraveljerusalem.com/de und erkunden Sie die Vielfalt und das Angebot der Stadt Jerusalem. ??/WAMS/WSBE-VP3 13.12.15/1/ST4 CCI SU NEWMAN Für weitere Fragen erreichen Sie die deutsche Vertretung von itraveljerusalem von Montag bis Freitag von 9:00h bis 17:30h unter dĞů͘ϬϮϭϬϰʹϵϱϮϰϭϮϵŽĚĞƌƵŶƚĞƌĚĞƌĞŵĂŝůũĞƌƵƐĂůĞŵΛƚƌĂǀĞůŵĂƌŬĞƟŶŐ͘ĚĞ meinereisenachjerusalem.de atürlich ist der erste Eindruck majestätisch. Hat man das Hotel durch die hölzerne Drehtür betreten, wird man überwältigt von der Pracht des Foyers, von all den Leuchtern, Säulen, Art-Deco-Möbeln. Anders im Zimmer: Der edlen Einrichtung gilt hier erst der zweite Blick. Denn magisch zieht es den Gast ans Fenster: Einen schönere Sicht auf die Altstadt gibt es kaum anderswo in Jerusalem. Sein Luxus und die Lage haben das 1931 eröffnete King David zu einem Wahrzeichen Jerusalems gemacht. Unzählige Staatsoberhäupter, Minister und sonstige Berühmtheiten residierten hier, viele große Namen sind im Fußboden der Lobby eingraviert. Das Gästebuch des Fünf-Sterne-Hauses könnte auch als Geschichtsbuch herhalten. Bei Ereignissen von historischer Bedeutung, etwa 1977 der Besuch von Ägyptens Präsident Sadat, übernachteten die Protagonisten in der Regel im King David. Weltweit be- N Jerusalem, die Heilige Stadt mit fast 4.000 Jahren Geschichte ist gleichzeitig eine vibrierende Kulturmetropole, die Ihnen ein einmaliges und unvergleichliches Erlebnis garantiert. iTravelJerusalem.de 13 . D E Z E M B E R 2 015 MIRIAM MASS W E LT A M S O N N TA G N R . 5 0 zogen. Mit ihrem Mann Elias Gechmann erwarb sie 1973 ein Haus aus dem 19. Jahrhundert, auf dem Hügel unterhalb der Geburtskirche Johannes des Täufers gelegen. Sie nannten das Haus El-Dan, Abkürzung ihrer beider Vornamen. Konzerte, Theatervorstellungen und Lesungen fanden oft im Garten statt. Der letzte Wunsch der 2005 verstorbenen Künstlerin war, dass das Anwesen ein Platz für Künstler zum Arbeiten bleibt. Momentan wird das Haus umgebaut, Kultur, Tourismus und Kulinarisches sollen hier ab 2017 gemeinsam Platz finden. Eine christlich-jüdische Geschichte ist mit dem vor vier Jahren eröffneten Alegra Hotel in einer alten arabischen Villa verbunden. Hier lebte ein junger Mann namens Jaber Rahil. Ende der 1920erJahre verliebte er sich in die Tochter eines prominenten Mitglieds der jüdischen Gemeinde und heiratete sie. Alegra, so ihr Name, wurde daraufhin von ihrer Familie verstoßen. Im schicken BoutiqueHotel sind deshalb heute alle äußerst liebevoll eingerichteten Zimmer nach berühmten Liebespaaren benannt. Das Alegra gehört zu den romantischsten Unterkünften der Gegend. Entsprechend sind die Preise. Viele Besucher Ein Kerems setzen auf „Bed & Breakfast“-Angebote. Auch das einfache Gästehaus des Kloster Notre Dames de Sion findet bei Israelis Zuspruch. VERANSTALTUNGEN 2016 (AUSWAHL) im Skulpturen-Garten des Israel-Museums 19. August Sacred Music Festival Musiker aller Religionen, 1.-4. September, Davidszitadelle und Zidkiyaho Höhle Kammermusik-Festival Klassische Konzerte, 1.-10. September, YMCA-Gebäude Piyyut-Festival Die Vielfalt jüdischer liturgischer Musik, 15.-18. September, Kulturzentrum Beit Avi Chai Manofim - Contemporary Art Festival 18.-25. Oktober, verschiedene Galerien Jerusalem March Geführte Touren, 19. Oktober Open House Festival Führungen durch private Häuser, Synagogen und Gärten, 20.-22. Oktober Internationales Oud Festival Konzerte , 10.-22. November , Confederation House, Beit Shmuel und Jerusalem Theater International Dance Festival ab 15. November, Gerard Bechar Center Hot Winter, Long Nights Museen und andere Einrichtungen laden zu ermäßigten oder kostenlosen Veranstaltungen, Do-Sa im Dezember www.itraveljerusalem.com/de Winter Noise - Cultural Festival Jeden Montag im Februar auf den Straßen Jerusalems bei freiem Eintritt Jerusalem Marathon 18. März Sounds of the Old City Festival Konzerte mit jüdischen, christlichen, armenischen und muslimischen Musikern, 28.-31. März Jerusalem Bicycle Tour Diverse Radtouren, 13. April Light Festival Licht-Künstler beleuchten Straßen und Sehenswürdigkeiten, 25. Mai – 2. Juni Israel Festival Stadtweites Treffen interdisziplinärer Performance-Künstler, 26. Mai – 11. Juni Musrara Mix Festival Kulturfestival der Musrara-Kunstschule, 2.-6. Juni Internationales Film-Festival 7.-17. Juni Sultan’s Pool Jerusalem Summer Street Parties Konzerte, Partys und mehr in der ganzen Stadt, 1. Juli – 30. August International Klezmer Festival verschiedene Spielorte, 1.-30. August Bier-Festival 17. August, Gan Haazmaut Wein-Festival Produkte der führenden Keltereien Abgezeichnet von: Abgezeichnet von: Abgezeichnet von: Abgezeichnet von: Chef vom Dienst Artdirector Textchef Chefredaktion 5% Alle Angaben ohne Gewähr 25% und der jüdische Ingenieur Baruch Katinka leiteten die Arbeiten. 500 Menschen, Juden und Araber, errichteten das Hotel, das trotz der arabischen Unruhen 1929 eröffnete. Weitere historische Ereignisse spielte sich hier ab, etwa als 1936 der Sender Kol Israel hier eingeweiht und damit erstmals in der Geschichte die neuhebräische Sprache live im Rundfunk erklang. Nach der Gründung Israels wurde das Palace verstaatlicht, der Abstieg begann. Am Ende war das geschlossene Gebäude Anlaufpunkt für Obdachlose und Prostituierte. Bis die kanadische RaichmannGruppe 2005 das Areal erwarb und das Hotel für rund 150 Millionen Dollar neu errichtete. Schon das rekonstruierte Treppenhaus ist den Besuch wert. Reinschauen kostet nichts. usi Luxuriöse Zimmer, einzigartiger Ausblick: Das legendäre King David Hotel 50% 75% 95%