TTechnik - Austromatisierung
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TTechnik - Austromatisierung
U1_U4_0516_Layout 1 25.08.16 20:50 Seite 1 31. August Österreichs fortschrittliches Magazin für Fertigungs- und Prozessautomatisierung P.b.b. AlexanderVerlag.at GmbH, Hauptplatz 11 (DG), A-3712 Maissau GZ: 09Z038211M I 4 € (Ausl.: 5 €) I Zustelldauer max. 5 Werktage AUSTROMATISIERUNG n at Qualität trotz Vielfalt Warum trotz der stetig wachsenden Angebotsvielfalt Profinet »sprechender« Produkte diese in puncto Schnittstellenkonformität und insbesondere im Zusammenspiel miteinander reibungslos funktionieren DAS FACHMAGAZIN U1_U4_0516_Layout 1 25.08.16 20:50 Seite 2 03_18_0616_austro 26.08.16 15:12 Seite 3 Reznicek’s SICHT Die Richtlinie gegen Ghoul & Co. Fleißig sind sie, die Abgeordneten im EU-Parlament. Sie »erarbeiten« und verabschieden eine dienliche Richtlinie nach der anderen, die dann zumeist innerhalb von zwei Jahren von den (noch) 28 Mitgliedsstaaten in die nationale Gesetzgebung (mehr oder weniger) einfließen müss(t)en. Die EnergieeffizienzRichtlinie (die Österreich zu spät und letztendlich zu Gunsten der Energielieferanten dann doch noch umsetzte) beispielsweise war ebenso dringend notwendig wie die viel zitierte Allergen-Kennzeichnungspflicht. Handlungsbedarf sah man in Straßburg nun auch in Sachen Cyber-Kriminalität. Schließlich äußern laut einer aktuellen Eurobarometer-Umfrage die EUBürger große Besorgnis darüber: Demnach versuchen 89% aller Internetnutzer die Angabe persönlicher Informationen im Internet zu vermeiden. 85% sind der Meinung, dass das Risiko, Opfer von Internetkriminalität zu werden, ansteigt. Anfang Juli wurde daher die Richtline zur »Netz und Informationssicherheit« (kurz »NIS-Richtlinie«) beschlossen, welche „Maßnahmen zur Gewährleistung eines hohen gemeinsamen Sicherheitsniveaus von Netz- und Informationssystemen in der Union“ definiert. Zunächst wird darin festgestellt, dass „Informationssysteme, grundlegende Netze und Dienste wie die Luftverkehrskontrolle und Stromversorgung durch Cyber-Angriffe beschädigt werden können.“ Die Europäische Agentur für Netzund Informationssicherheit (ENISA) hat errechnet, dass technische Ausfälle und Angriffe auf Informationssysteme zu jährlichen Verlusten zwischen 260 und 340 Mrd. Euro führen – für mich unvorstellbar. Täglich sind mehr als 150.000 Viren und andere Schadcodes im Umlauf. Die neue Richtlinie listet daher konkrete Bereiche auf, in denen wichtige Dienstleister wie Energie- und Verkehrsbetriebe sowie Banken künftig gewährleisten müssen, dass sie Cyber-Angriffen erfolgreich standhalten können. Sie sollen dazu verpflichtet werden, die nationalen Behörden über ernsthafte Sicherheitsvorfälle in Kenntnis zu setzen – gleiches gilt auch für im Internet operierende Dienstleister wie Amazon oder Google. Erst vor einigen Tagen meldete das Cyber-Sicherheitsunternehmen Kaspersky die Entdeckung einer neuen Welle zielgerichteter Angriffe gegen Industriebetriebe: Unter dem Decknamen »Operation Ghoul« attackiert eine Gruppe von Kriminellen mittels SpearPhishing-E-Mails und Malware auf Basis eines käuflich verfügbaren Spyware-Kits gezielt Unternehmen. Sie haben es innerhalb der anvisierten Netzwerke auf AUSTROM A T I S I E R U N G Kontodaten aus Browsern und von E-Mail-Programmen, auf FTP-Server-Anmeldeinformationen, auf Zwischenspeicherdaten und sogar auf TastenanschlägeAufzeichnungen abgesehen, die sie anschließend am Schwarzmarkt verkaufen. Die E-Mails werden vorwiegend an Manager in höheren und mittleren Positionen verschickt. Die Mails sehen wie eine Zahlungsaufforderung einer Bank mit angehängtem SWIFT-Dokument aus, das in Wahrheit aber Malware enthält. Warum diese Operation den Namen des menschenund leichenfressenden Fabelwesens Ghoul – auf Deutsch Ghul – aus dem persisch-arabischen Kulturkreis trägt, begründet der Kaspersky-Sicherheitsexperte Mohammad Amin Hasbini so: „Heutzutage wird der Begriff Ghoul manchmal auch für habgierige oder materialistische Personen verwendet. Das ist eine ziemlich genaue Beschreibung der Gruppe hinter der »Operation Ghoul«. Denn ihr Hauptmotiv ist finanzieller Profit, der entweder durch den Verkauf von gestohlenem geistigem Eigentum oder durch Angriffe auf Bankkonten entsteht. [...] Auch wenn sie ziemlich einfache bösartige Tools verwenden, sind ihre Attacken doch sehr effektiv.“ Übrigens: Selbstverständlich bietet Kaspersky Lösungen an, welche die von der Ghoul-Gruppe verwendete Malware entdecken. Ich bin schon neugierig, wie lange es dauert, bis Österreich die neue EU-Richtlinie für mehr CyberSicherheit in nationales Recht umgesetzt haben wird, und vor allem in welcher Form (Stichwort Energieeffizienzgesetz). Einstweilen werde ich sicherheitshalber Zwieback einlagern – diese Empfehlung habe ich ebenfalls dieser Tage gelesen. Denn anders als bei unseren deutschen Nachbarn ist hierzulande bei einem Hackerangriff auf nationale Stromversorgungseinrichtungen die Trinkwasserversorgung – weil überwiegend natürlich fließend ohne Pumpen – weniger gefährdet. Autarkie und Eigenverantwortung, sowohl was die Lebensmittelbevorratung als auch das Mitdenken beim Agieren in der digitalisierten Umwelt betrifft, können nämlich nie schaden. Jedenfalls aus meiner Sicht. Thomas Reznicek Chefredakteur Austromatisierung [email protected] 03_18_0616_austro 25.08.16 16:59 Seite 4 INHALT 6 /2016 R Hotspot der Klimatechnik n Reportage aus dem bereits auf »Industrie 4.0« getrimmten Rittal-Kühlgeräte-Werk in Italien 20 B Aktuelles Branchengeschehen n B Ambitionierte Ziele n 12 im Konfektioniergeschäft Wie die Lapp-Gruppe in den nächsten fünf Jahren signifikante Umsatzsteigerungen erreichen will n MEINE MEINUNG von Dieter Schaufler 6 10 B Neubau zum 40er 16 n Micro-Epsilon eröffnet weiteres Firmengebäude am Stammsitz in Niederbayern und feiert 40-jähriges Hersteller-Jubiläum P Präzisionsschnitte vom Feinsten 24 n Warum ein Vorarlberger Anlagenbauer auf moderne Pneumatik-Komponenten für seine Sägelösungen setzt n POINTIERT SERVIERT von Franz Maderbacher 37 T Energiemonitoring zum Anstecken 30 n Drei-Phasen-Leistungsmessmodul T Programmieren via Webbrowser n Neue IEC 61131-Entwicklungsumgebung als Web-Applikation gänzlich hardwareund betriebssystemunabhängig n GET EMBEDDED von Andreas Pfeiffer SICHERE AUTOMATION ANTRIEBSTECHNIK T Servos, FUs und Motoren n 70 72 Bremsenergie einfach und wirtschaftlich nutzen 4 74 T Wissen aus der Datentiefe n Pfiffiges Software-Konzept für die »Smart Factory« 41 P Sicher schnell! n 75 T Handzahmer Greifer n Neuartige Greifergeneration speziell für die Mensch-Roboter-Kollaboration 42 78 81 n Wenn’s Recht ist Gastkommentar von Mag. Shotekova-Zöchling über das Thema Arbeitskräfteüberlassung Wie ein dezentrales E/A-System mit ProfinetAnschluss Schnelllauftore sicher automatisiert Bürstenlose Kleinstmotoren erreichen Spitzenwerte von 120.000 min-1 T Attraktive Netzrückspeisung n T Mit Sicherheit sicher n 73 T Für die Zukunft sicher gerüstet n Wie die durchgängige Sicherheit in der »Smart Factory« funktionieren könnte 32 STANDARDTEIL Produkte und Lösungen in Sachen Safety Die aktuellen Produktinnovationen in der Antriebstechnik T Extrem hochdrehend n 85 AUSTROM A T I S I E R U N G 03_18_0616_austro 25.08.16 17:08 Seite 5 SCHWERPUNKT »Feldbusse & Connectivity« P Plattenhandling via Ethernet n 50 Wie sich kompakte Profinet-I/O-Module direkt auf 40-mm-Aluprofilen montiert in Stanz-BiegeMaschine für Druckplatten bewähren P Daten im Kopf 54 n Wodurch es IO-Link auf einfache Art und Weise möglich macht, Fräsköpfe mit Speicherchips auszustatten n Echtzeitfähigkeit für OPC-UA Gastkommentar von Stefan Schönegger 57 T Aufs richtige Werkzeug kommt’s an 58 n Welche Diagnose-Werkzeuge sich bei einer Störung des Profibus-Netzwerkes im jeweiligen Anwendungsfall am besten eignen n Verbindliche »Industrie 4.0« Gastkommentar von Alexander Zöchling Qualität trotz Vielfalt Warum trotz der stetig wachsenden Angebotsvielfalt Profinet »sprechender« Produkte diese in puncto Schnittstellenkonformität und insbesondere im T 46 Zusammenspiel miteinander reibungslos funktionieren n 61 IND. KOMMUNIKATION EMBEDDED & ELEKTRONIK T Industrial Ethernet findet Anschluss 62 n Warum sich hochwertige Komponenten bei der Industrial Ethernet-Verkabelung bezahlt machen T Embedded & Elektronik n n Produzierst du noch T Die robusten Kleinen n T Weltweite Konnektivität 66 n Wie sich mit Funk-Gateways das »Internet of Things« einfach aber zuverlässig erschließen lässt n Impressum 65 oder stehst du schon? Gastkommentar von Prof. Dr. Thomas Brandstetter AUSTROM A T I S I E R U N G PROZESSAUTOMATION 82 Bauteile, Chips, Boards und Module bis hin zu kompletten Embedded System-Lösungen 84 T Digitaler Druckmessumformer n 87 Neuer Differenzdruck-Messumformer am Markt 90 T Technik pur n 86 Armaturen, Messgeräte und Systemlösungen für die Prozessautomation Industrietaugliche Leiterplatten-Steckverbinder B Branchengeschehen n T Vom Feldgerät bis zur Leittechnik n P Praxisreport n T Klare Signale n 88 Wie ex-geschützte Signalübertragung Kläranlagen zukunftssicher macht 5 03_18_0616_austro 25.08.16 17:00 Seite 6 B Branchengeschehen I AKTUELLES AUS DER BRANCHE Fachmesse »Automatica« schafft Rekordergebnis Rund 45.000 Besucher (+30%) informierten sich vom 21. bis 24. Juni in München bei 839 Ausstellern (+16%) über die Neuheiten in Sachen Robotik und Automation. Auffallend stark war das internationale Interesse – ein Drittel der Besucher kam von außerhalb Deutschlands. www.messe-muenchen.de Keba akquiriert Kemas Österreichs Elektro- und Elektronikindustrie ist um 4,7% gewachsen So lautet die Bilanz des Fachverbands der Elektro- und Elektronikindustrie (FEEI) für das vergangene Jahr 2015. Der abgesetzte Produktionswert erreichte ein Rekordhoch von 13,4 Mrd. Euro. „In einem nach wie vor schwierigen wirtschaftlichen Umfeld hat die österreichische Elektro- und Elektronikindustrie ihre Leistungskraft eindrucksvoll unter Beweis gestellt“, fasst FEEI-Präsidentin Brigitte Ederer die Bilanz der Branche zusammen. Die Exportquote lag bei 80%, was ein Plus von 3,6% darstellt. Auch der Umsatz kletterte um 4,0% auf 17,2 Mrd. Euro. Nach rückläufigen Ergebnissen in den vergangenen Jahren hat sich die Nachfrage nach Elektro- und Elektronikprodukten 2015 am heimischen Markt wieder besser entwickelt. Für 2016 sagen Wirtschaftsforscher nur ein geringfügiges Konjunkturwachstum und eine zurückhaltende Investitionstätigkeit voraus, was sich auch in sinkenden Auftragsbeständen widerspiegelt. Deshalb erwartet die Elektro- und Elektronikindustrie nur eine geringe Steigerung der Binnennachfrage. INTRO www.feei.at Christoph Ungersböck nun Geschäftsführer von Sick Südosteuropa » Der Linzer Automatisierungstechnik-Hersteller hat per Ende Mai den deutschen – laut eigenen Angaben – Marktführer bei Übergabelösungen übernommen. „Wir freuen uns, mit Kemas unsere Kompetenzen im Bereich der Logistikautomation zu verstärken. Mit neuen gemeinsamen Lösungen können wir unseren Kunden ein noch breiteres Lösungsportfolio bieten und werden sicherlich auch in neue Branchen vordringen“, erklärt Gerhard Luftensteiner, Vorstandsvorsitzender von Keba. www.keba.at Sick Österreich ist für insgesamt 15 Märkte zuständig – an der Seite von Ing. Helmut Maier war bisher Grigorios Papadopoulos für die Aktivitäten in Südosteuropa verantwortlich. Dipl.-Ing. (FH) Christoph Ungersböck ist seit sieben Jahren für Sick Österreich tätig und leitete zuletzt das Marketing & Produktmanagement. Er verantwortet nun gemeinsam mit Ing. Helmut Maier, Geschäftsführer Sick Österreich und Sprecher der Organisation, den weiteren Ausbau Vertriebs- und Serviceorganisationen in den Märkten außerhalb Österreichs. Das Geschäftsführer-Duo von Sick Österreich: Ing. Helmut Maier (li.) und Dipl.-Ing.(FH) Christoph Ungersböck. www.sick.at Siemens beteiligt sich bei Additive Manufacturer Alexander Eigner übernimmt Messeleitung der »Smart Automation« Umstrukturierung bei Reed Messe Österreich: Der bisherige Messeleiter Markus Reingrabner verantwortet nunmehr die Fachmesse »Aquatherm«. Alexander Eigner leitet neben der »Smart« auch die WZM-Messe »Intertool« und die »Schweißen«. Alexander Eigner kam im November 2013 ins Unternehmen und ist als Mitglied des bisherigen Organisationsteams unter Markus Reingrabner bereits bestens mit der »Smart Automation« vertraut. Der Sportbegeisterte hat 2014 das Master-Studium für Marketing und Vertrieb an der FH Wiener Neustadt erfolgreich abgeschlossen. „Mit der neuen Aufteilung der Verantwortlichkeiten zwischen den beiden Messeprofis sind wir noch näher an unseren Kunden, können die Kommunikation mit den Branchenplayern viel persönlicher und individueller gestalten und sind damit besser für die Messezukunft gerüstet“, erklärt Benedikt BinderKrieglstein, Geschäftsführer von Reed Exhibitions Österreich. MESSEflugTIPP 1: »Motek« in Stuttgart Die internationale Fachmesse für Produktionsund Montageautomatisierung findet heuer vom 10. bis 13. Oktober am Messegelände direkt n eben dem Stuttgarter Flughafen statt. Erwartet werden rund 1.000 Aussteller. Von Wien aus gibt es täglich eine Früh- und eine Abendmaschine. www.motek-messe.de 6 www.messe.at AUSTROMATISIERUNG Fotos: Keba, Sick, Reed Messe, B&R, Loh Group; Der deutsche Konzern erwarb 85% und somit die Mehrheitsbeteiligung an Materials Solutions in Worcester/GB. Das Unternehmen gilt als ein Vorreiter beim Einsatz des sogenannten »Selective Laser Melting«-Verfahrens zur additiven Produktion von Hochleistungsbauteilen aus Metall. www.siemens.com 03_18_0616_austro 25.08.16 17:00 Seite 7 »User Meeting«Initiator Hermann Obermair. B&R organisiert »User Meeting 2016« Am 20. und 21. September bietet der oberösterreichische Automatisierungshersteller praxisnahe Workshops und Vorträge in Salzburg an. Schauplatz für das traditionelle Anwendertreffen ist einmal mehr das Hotel »Wyndham Grand Salzburg Conference Centre«. Referenten aus dem Hause B&R und anerkannte externe Fachexperten zeigen, wie Herausforderungen von »Industrie 4.0« effizient gelöst werden können. Die Teilnehmer können sich durch Erfahrungsberichte von Anwendern selbst ein genaues Bild von Produkten und Lösungen für Big-Data-Analyse, »Smart Factory« oder effizientes Softwareengineering verschaffen. „Ausreichend Gelegenheit zum Netzwerken mit Fachexperten aus unterschiedlichen Branchen geben dem »User Meeting« seinen besonderen Charakter“, weiß Initiator Hermann Obermair, General Manager Sales Region Austria. Die Teilnahme ist kostenpflichtig, eine Anmeldung erforderlich. www.br-automation.com Stemmer Imaging legt um knapp10% zu 83,7 Mio. Euro Umsatz erzielte der europaweit tätige BildverarbeitungsTechnologielieferant in seinem Ende Juni abgelaufenen Geschäftsjahr 2015/16. Die Firmenzentrale in Deutschland steuert mit 47,9 Mio. Euro weiterhin den größten Teil zum Gesamtumsatz bei, prozentual am stärksten wuchsen die Büros in Dänemark, Polen, Niederlande und Schweden. „Mit 83,7 Mio. Euro haben wir erstmals in der Firmengeschichte 80 Mio. Euro Umsatz in einem Geschäftsjahr übertroffen und unser selbst gestecktes Ziel damit sogar übererfüllt“, freut sich Geschäftsführer Christof Zollitsch. www.stemmer-imaging.de Dr. Friedhelm Loh feiert 70. Geburtstag Die Erfolgsgeschichte der Friedhelm Loh Group, zu der u.a. Rittal und Eplan gehören, ist nicht nur namentlich untrennbar mit ihrem Inhaber verbunden, der bereits mit 28 Jahren die Leitung des väterlichen Unternehmens übernahm. Die Friedhelm Loh Group ist mit 18 Produktionsstätten und 78 internationalen Tochtergesellschaften weltweit präsent, beschäftigt über 11.500 Mitarbeiter und erzielte im Jahr 2015 einen Umsatz von rund 2,2 Mrd. Euro. Mit der Idee eines Pioniers und vier Stahlblechgehäusen fing 1961 alles an. Unternehmer Rudolf Loh und seine Frau Irene gründeten ein Unternehmen, das später Rittal heißen sollte – gemäß dem Standort Rittershausen im Dietzhölztal. Aus der klugen Idee seines Vaters sollte schnell eine revolutionäre Idee werden: Gehäuse für elektrische Steuerungen im Maschinen- und Anlagenbau serienmäßig zu produzieren und ab Lager auszuliefern. Dr. Friedhelm Loh. Schon bald steigt die Nachfrage nach den standardisierten Schaltschränken, das Unternehmen wächst und wird über die hessischen Grenzen hinaus bekannt. Friedhelm Loh übernahm 1974 die Geschicke des Unternehmens. Vierzig Jahre später ist Rittal Weltmarktführer mit Schaltschränken und der Schaltschrankklimatisierung im Steuerungs- und Schaltanlagenbau. Die Unternehmensgruppe ist international erfolgreich, bekannt nicht nur für hochwertige Produkte, sondern auch für richtungsweisende Technologien. www.friedhelm-loh-group.com AUSTROMATISIERUNG 03_18_0616_austro 25.08.16 17:00 Seite 8 B Branchengeschehen I AKTUELLES AUS DER BRANCHE MESSEflugTIPP 2: »Vision« in Stuttgart Die Weltleitmesse für Bildverarbeitung findet heuer vom 8. bis 10. November am Messegelände Stuttgart – direkt neben dem Flughafen gelegen – statt. Es werden rund 400 Aussteller erwartet. www.messe-stuttgart.de/vision Copa-Data ist zweifacher »Microsoft Partner« des Jahres Bei der diesjährigen »Microsoft Worldwide Partner Conference« in Toronto räumte die Salzburger Softwareschmiede gleich zwei Awards ab. Die Smartcity-Lösungen auf Basis der Software »zenon« gewannen die Kategorie »Public Sector: Microsoft CityNext«. Als Gründungsmitglied der Software-Allianz isv4industry landete Copa-Data ebenfalls auf dem ersten Platz als »Microsoft Partner of the Year« in Österreich. www.copadata.com INTRO Brünner Maschinenbaumesse »MSV« heuer im Oktober Endress+Hauser-Showtruck kommt nach Graz Am 22. September macht die Roadshow des ProzessmesstechnikHerstellers einen Tag lang in der steirischen Landeshauptstadt Station. Parallel zum 45 m2 großen Showtruck – gefüllt mit aktuellen Produktneuheiten – wird eine Vortragsreihe zum Thema Anlagenoptimierung angeboten. Der Vormittag steht dabei ganz im Zeichen der Messtechnik und Automatisierung, der Nachmittag widmet sich dem Thema Energieeffizienz. Mit der Kooperation von Energie-Steiermark und Endress+Hauser bekommt der Kunde Lösungen aus einer Hand angeboten. Die Veranstaltung ist kostenfrei – eine vorherige Anmeldung jedoch erwünscht. www.at.endress.com/seminare Sigmatek lädt zu Veranstaltung »Innovation trifft Praxis« Am 21. September bietet der Salzburger Automatisierungshersteller in der in Brauerei Schloss Eggenberg in Vorchdorf eine eintägige, kostenfreie Informationsveranstaltung unter dem Motto: »Maschinen für die Zukunft automatisieren: schlank, sicher, drahtlos«. Den Teilnehmern wird anhand einer Reihe hochkarätiger Vorträge aufgezeigt, was es bei modernen, intelligenten Maschinenkonzepten zu beachten gilt und wie deren Umsetzung beschleunigt werden kann. Themen wie drahtlose Safety, drahtlose Handbedienung, OPC-UA, automatische Schaltschranküberprüfung und Kommunikation zwischen SPS und SQL-Datenbank stehen auf dem Programm. Experten erläutern praxisnah, auf welche Herausforderungen der Maschinen- und Anlagenbauer dabei trifft und welche Trends mittelfristig eine wichtige Rolle in intelligenten Maschinenverbänden spielen werden. „Die Praxis steht bei der Veranstaltung im Mittelpunkt. Es ist uns wichtig, konkrete Lösungsansätze zu präsentieren“, betont Alexander Melkus, Strategic Sales Manager bei Sigmatek. www.sigmatek-automation.com Vom 3. bis 7. Oktober findet die jährliche Industrieschau unseres nordöstlichen Nachbarn statt. An die 1.500 Aussteller und über 75.000 Besucher werden erwartet. Gegliedert in neun spezialisierte Produktsegmente sind alle Schlüsselbereiche der Maschinenbauindustrie vertreten. www.bvv.cz/msv Welotec übernimmt Satel-Vertrieb in Österreich In Deutschland ist der Komplett- und Systemanbieter Welotec bereits seit über zehn Jahren Partner des finnischen Herstellers von UHF/VHF-Datenfunk-Modems und -Routern. Vor Kurzem wurden nun auch alle österreichischen Vertriebsaktivitäten von Satel übernommen. Welotec versteht sich als Value Added Partner – es werden also nicht einfach nur Datenfunkprodukte verkauft, sondern Lösungen inklusive Beratung und Service geboten. www.welotec.com 8 Anmeldefrist zur Fachtagung »industry.tech16« läuft Die rot-weiß-rote »Industrie 4.0«-Veranstaltung »industry.tech« geht in die zweite Runde: am 9. und 10. November findet die vortragsseitig hochkarätig besetzte Fachtagung im »Ferry Porsche Congress Center« in Zell am See statt. Das diesjährige Motto lautet: »Von der Vision zur Praxis«. Im Fokus stehen dabei das »Große Ganze« und der Blick über die eigenen Unternehmensgrenzen hinaus, denn Vernetzung ist der Schlüssel zur hochflexiblen Produktion von morgen. Spannende Vorträge, interessante Lösungsansätze und viele Beispiele aus der industriellen Praxis bilden den roten Faden: Dr. Wolfgang Zitz, Vice President Contract Manufacturing bei der Magna Steyr Fahrzeugtechnik, berichtet über die »Smart Factory by Magna Steyr«. »Industrie 4.0 aus Sicht eines Maschinenbauers« steht im Fokus des Vortrags von Dipl.-Ing. Dr. Gerhard Dimmler, Leiter Forschung und Entwicklung Produkte bei Engel Austria. Dr. Sabine Herlitschka, Vorstandsvorsitzende von Infineon Technologies Austria, präsentiert »Innovation 4: Gelebte Digitalisierung«. Der Geschäftsführer von Fill, Wolfgang Rathner, spricht über die »Entwicklung vernetzter Maschinen und Anlagen«. »Smarte Produktion, smarte Produkte: Herausforderungen und Potenziale für Palfinger«, werden von Martin Zehnder, Vorstand für Produktion bei Palfinger beleuchtet und Dipl.-Ing. Dr. Markus Aichinger von Knapp Systemintegration, nimmt »Industrie 4.0 – Revolution für die Distributionslogistik« unter die Lupe. Die Teilnahme ist kostenpflichtig, eine Anmeldung erforderlich. www.industry-tech.at AUSTROMATISIERUNG Fotos: BVV, Endress+Hauser, Sigmatek; » 03_18_0616_austro 25.08.16 17:00 Seite 9 03_18_0616_austro 25.08.16 17:00 Seite 10 MEINE MEINUNG I AKTUELLES AUS DER BRANCHE Franken-Match Baumer errichtet neues Entwicklungsund Logistikcenter Der Schweizer Sensorhersteller investiert 30 Mio. Euro in einen Neubau am Standort im süddeutschen Stockach am Bodensee. Auf insgesamt 48.000 m2 entstehen bis Spatenstich für Baumers neues Herbst 2017 neben einem zentralen Logi- Entwicklungs- und Logistikcenter. stikzentrum ein neues High-Tech-Center für Forschung & Entwicklung sowie eine dreigeschoßige Produktionshalle. Damit stärkt das international aufgestellte Familienunternehmen die nachhaltige und langfristige Entwicklung der Baumer-Gruppe. Ziel des neuen Logistikzentrums für Europa ist es, noch schneller und flexibler auf die rasch wachsenden Ansprüche des Marktes reagieren zu können. www.baumer.com Ams erwirbt Mazet Der österreichische IC- und Sensorenhersteller hat die Transaktion zum Erwerb von 100% der Anteile an dem deutschen Spezialisten für Farb- und Spektralsensorsysteme abgeschlossen. Ams mit Hauptsitz in Österreich beschäftigt weltweit über 2.200 Mitarbeiter. Durch die strategische Akquisition baut der Hersteller seine Position im Bereich optischer Sensoren aus – die Domain von Mazet. Das Unternehmen konzentriert sich auf Anwendungen in Industrie- und Medizintechnik und verfügt über umfassendes System- und Applikations-Know-how für anspruchsvolle Farb- und Spektralsensorik sowie langjährige Expertise in der Entwicklung optischer Systeme. Das Know-how umfasst dabei die IC-und Filterentwicklung sowie die Systementwicklung von Hard- und Software. www.ams.com I www.mazet.de Sami Atiya neuer Leiter der ABB-Division Industrieautomation und Antriebe Der international erfahrene Manager tritt die Nachfolge von Pekka Tiitinen an, der in sein Heimatland Finnland zurückkehrt und dort Landeschef von ABB wird. Sami Atiya war 18 Jahre lang für Siemens in den USA und Europa tätig. Er studierte Elektrotechnik und Automation am Karlsruher Institut für Technologie in Deutschland. Während seiner Zeit am Fraunhofer Institut für Informations- und Datenverarbeitung erwarb er einen Doktortitel der Universität Wuppertal in den Bereichen Robotik, Sensorik und Datenverarbeitung. Darüber hinaus hat er einen MBA-Abschluss des Massachusetts Institute of Technology (MIT) in den USA. Pekka Tiitinen wird seine neue Position als Landeschefs von ABB Finnland am 1. Oktober 2016 antreten. www.abb.com Dieter Schaufler [email protected] 10 AUSTROMATISIERUNG Fotos: TAT Technom, Micro-Epsilon; Da waren einmal vor Jahren gute Zeiten, sich zur langfristigen Finanzierung von Darlehen (etwa für das neue Eigenheim) in Schweizer Franken zu verschulden, welche außerdem durch den immer stärker werdenden Euro unter Druck waren, sprich: die sogar noch ein wenig nachgeben könnten und damit den Kreditnehmern hierzulande noch günstigere Konditionen schaffen würden. Genauso dachte man damals auch in Linz, als man sich – als Stadt chronisch klamm – bei der BAWAG in Schweizerfranken millionenschwer verschuldete und – besonders listig – das gleich mit einem Swap-Geschäft, also mit einer Wette auf weiter fallende Frankenkurse verband. Einmal davon abgesehen, dass gefinkelte kaufmännische Transaktionen bei öffentlichen Stellen oftmals in die Hose gehen und die Bürokraten daher besser die Hände davon ließen, war das durchaus legal, auch betuchte Private machen das. Aber die sind keine Beamten oder Mandatare, sondern haften selbst dafür, wenn eine derartige Transaktion schiefgeht, weil sich die Wette nicht so entwickelt wie vorausgesehen. Das passierte und ging durch die Medien: Die Schweizer stützten den Franken massiv und die Linzer transformierten ihr erträumtes Zusatzzinsgeschäft via vorzeitiger Panik-Beendigung zu einem veritablen Verlust mit laut BAWAG zusätzlichen Schließungskosten von über 400 Mio. Euro, um deren Rückzahlung an die ehemalige Gewerkschaftsbank ein heftiges Gezerre mittlerweile in die nächste Runde geht. Von den damaligen natürlich völlig unschuldigen Protagonisten ist keiner mehr in Amt und Würden, Ruhestand und Krankheit gestatteten eine blendende Absetzbewegung (sollte trotzdem gegen einen der seinerzeitigen Initiatoren Anklage laufen oder erhoben werden, gilt natürlich die Unschuldsvermutung) zu Gunsten eines neuen Stadt-Säckel-Teams. Dieses, mit neuem Bürgermeister an der Spitze, findet (no na) auch nach Jahren noch einen Experten, der den Schaden schon mal halbiert und um dessen weitere Halbierung verhandeln die Linzer nunmehr heimlich, still und leise im Hochsommer mit der BAWAG – sie wollen, wenn überhaupt, nur ein Viertel von der Ausgangssumme bezahlen. Noch sind die Fronten starr, aber das Ende ist vorhersehbar: ein paar wenige Millionen werden noch auf der Strecke bleiben, damit es ausschließlich Sieger geben kann, den Rest zahlen die BAWAG und die Linzer Bürger. Das ist alles heimisches Business as usual. Mich magerlt dabei allerdings, dass ich – hätte ich einen Frankenkredit und hätte mir ein findiger, windiger Berater ein Swap-Geschäft eingeredet, im gleichen Fall die ganze Latte bezahlen müsste, ich die ganze Verantwortung trüge und meine Schuld ungekürzt bis zur Exekution aus mir herausgepresst würde. Tja, ich bin halt weder ein Stadt-Finanzgewaltiger noch nützen mir Krankheit oder Ruhestand. Ich bin nur »Bürger«. Aber Gott sei Dank nicht in Linz und nicht Kunde der BAWAG. Denn die zahlen. Das ist auch Business as usual. 03_18_0616_austro 25.08.16 17:00 Seite 11 03_18_0616_austro 25.08.16 17:00 Seite 12 B Branchengeschehen I STRATEGIEAUSBLICK Wie die Lapp-Gruppe in den nächsten fünf Jahren signifikante Umsatzsteigerungen erreichen will Ambitionierte Ziele im Konfektioniergeschäft Im vergangenen Geschäftsjahr 2014/2015 brachte es die deutsche Lapp Gruppe – Anbieter von Kabeln, Leitungen, Kabelzubehör und Steckverbindern – auf 886 Mio. Euro Umsatz. Der soll bis ins Jahr 2020 auf 2 Mrd. Euro anwachsen. Um dieses hochgesteckte Ziel zu erreichen, hat das Stuttgarter Management des global agierenden Herstellers mit weltweit über 100 Vertretungen, 40 Vertriebsgesellschaften, 18 Produktionsstandorten und rund 3.200 Mitarbeitern die »Strategie 2020« erarbeitet. Ein wesentlicher Punkt darin betrifft den massiven Ausbau des Systemgeschäfts – bedeutet: Neben dem Komponentenvertrieb wird ab nun ein noch stärkerer Fokus als bisher auf maßgeschneiderte Kabelkonfektionen gelegt. Für die Konfektionierung von Servoleitungen beispielsweise hat Lapp eine pfiffige Lösung entwickelt, bei der Kabel und Stecker teilautomatisch verbunden werden. Das bringt wesentliche Vorteile bei der Qualität, Verfügbarkeit und Abschirmwirkung. enn man seinen Umsatz innerhalb der nächsten fünf Jahre mehr als verdoppeln will, braucht es wohl einen strukturierten Plan – bei Lapp heißt dieser »Strategie 2020«. Im Wesentlichen sind darin drei Hebel definiert, mit denen die ambitionierten Wachstumsraten erreicht werden sollen. Der erste betrifft die vermehrte Entwicklung branchenspezifischer Produkte abseits des Lapp-Kernmarkts Maschinen- und Anlagenbau, wie u.a. für die Lebensmittel- und Getränkeindustrie oder für die Bahnindustrie. Der zweite Hebel fokussiert auf die Automation, bei der Lapp auch künftig Wachstumschancen für die Verkabelung sieht und daher sein Produktportfolio dahingehend weiter ausbauen will. Der dritte ist die konsequente Positionierung nicht nur als Anbieter von Komponenten, sondern als Systemlieferant. Bereits 1983 wurde dafür das Tochterunternehmen Lapp Systems gegründet, über das bisher der Großteil der Konfektionierungsarbeiten lief. „Lapp Systems hat eine große Expertise im Bereich Kabelkonfektionierung, und einige weitere Lapp-Standorte haben auch schon bisher diese Leistungen angeboten. Aber es sind noch nicht alle Möglichkeiten ausgeschöpft“, ist sich Georg Stawowy, Vorstand Technik und Innovation der Lapp Holding, sicher. W Eine Marke fürs gesamte Konfektioniergeschäft Im ersten Schritt wurden die diversen Konfektionsleistungen der Lapp-Gruppe standardisiert und unter der Marke »Ölflex Connect« zusammengefasst. „Die Reaktionen aus dem Markt auf unsere »Ölflex Connect«Initiative sind sehr positiv.“ 12 Georg Stawowy, Vorstand für Technik und Innovation der Lapp Holding. AUSTROMATISIERUNG 03_18_0616_austro 26.08.16 15:11 Seite 13 I IM KURZINTERVIEW Dipl.-Ing. Klemens Dolzer, MBA Geschäftsführer Lapp Austria. Das dahinter stehende Programm basiert auf den drei Säulen: »Ölflex Connect Cables«, »Ölflex Connect Chain« und »Ölflex Connect Servo«. Erstere bündelt die klassischen Kabelkonfektionen – also das Ablängen, Markieren, Abmanteln und Verbinden von Kabeln mit Steckverbindern – in standardisierten Ausführungen oder individuell nach Kundenwunsch. »Ölflex Connect Chain« steht für die Konfektion kompletter Energieführungsketten. Hier übernimmt Lapp auch die Integration von Leitungen und Schläuchen in die Schleppkette, auf Wunsch sogar die Montage in der Anlage beim Kunden. »Ölflex Connect Servo« ist die Lapp-Marke für Konfektionen von Servoleitungen nach den Standards einschlägiger Antriebshersteller, also »Standardkonfektionen«. Klassische Kabelkonfektionen und komplette Energieführungsketten werden hingegen individuell für den Kunden entwickelt und zusammen- Die 360-Grad-Schirmung der »Ölflex Connect Servo« verbessert die Abschirmwirkung laut Lapp um mindestens 100% gegenüber herkömmlichen Servokonfektionen. gestellt. Auf der vorjährigen »Hannover Messe« hat der Stuttgarter Hersteller dafür eine neue Lösung für die Servokonfektionen vorgestellt, bei der Kabel und Stecker teilautomatisch verbunden werden. „Der Markt für Servoantriebe und dementsprechend auch für Servokonfektionen ist groß und wächst weiterhin, die Produkte sind standardisiert und die Zielkunden und -märkte klar definiert“, erklärt Georg Stawowy. „Das ist ein sehr attraktiver Markt, und wir haben ein sehr attraktives Produkt dafür.“ » AUSTROMATISIERUNG Austromatisierung: Herr Dolzer, was bedeutet das neue »Ölflex Connect«-Konzept für Lapp Österreich und vor allem den heimischen Kunden? Dipl.-Ing. Klemens Dolzer, MBA: Das »Ölflex Connect«-Konzept ist ein weiterer Beweis für die Innovationskraft und -fähigkeit der Firma Lapp, die auch in den Unternehmenswerten kommuni- „Wir geben dem Kunden nun noch mehr Möglichkeiten, alles aus einer Hand zu beziehen“ ziert werden. Das Konzept bedeutet eine Erweiterung, eine Vervollständigung unseres Produktportfolios. Lapp ist heute bekannt als Hersteller und damit auch als Customizer. Natürlich auch als Händler, vor allem aber als technischer Berater. Mit »Ölflex Connect« gibt es einen zusätzlichen, sehr technischen Zugang in die Automatisierung. Dieser wiederum liefert uns einen Beitrag, bei der »Industrie 4.0« mitzuspielen und diesem Trend Rechnung zu tragen. Wir geben dem Kunden nun noch mehr Möglichkeiten, alles aus einer Hand zu beziehen – und zwar vom Hersteller selbst. Somit bekommt der Kunde die Lapp-Qualität, bestehend aus der automatisierten Herstellung der Servokabelkonfektion, eigenentwickelte Steckerlösungen für diese Automatisierung und Kabel mit einer um 6 dB besseren Abschirmung. Austromatisierung: Kundenspezifische Systemlösungen sind aber doch auch schon bisher gerade in Österreich ein starkes Geschäftsfeld gewesen, wie ich aus einem früheren Interview weiß. In welchem der drei Bereiche »Ölflex Connect Cables«, »Ölflex Connect Chain« und »Ölflex Connect Servo« sehen Sie die größten Wachstumschancen in Österreich? Dolzer: Ja, wir sind im Bereich kundenspezifische Systemlösungen bereits lange aktiv, konnten hier auch schon schöne Erfolge erzielen. Für die kommenden Jahre sehen wir die größten Wachstumschancen im Bereich »Ölflex Connect Servo«. Denn zum einen ist der Markt der Servoantriebe stark wachsend – beispielsweise wurden in der Hydraulik bis vor rund zehn Jahren fast ausschließlich klassische Drehstrommotoren eingesetzt, wo heute aus Energieeffizienzgründen mehr und mehr Servoantriebe zum Einsatz kommen. Zum anderen haben wir mit dem neuen Produktport- folio mit neuem Stecker und neuem Kabel eine technische Lösung in der Hand, die dem Kunden technische Vorteile bietet. Momentan ist dies bereits für Siemens ausgerollt, weitere sieben OEM-Standards folgen. Austromatisierung: Wie lange beträgt die durchschnittliche Lieferzeit einer konfektionierten Servoleitung und wie rasch können Sie im Extremfall liefern? Dolzer: Gängige Konfektionen sind bereits ab Lager Stuttgart verfügbar. Dieses Sortiment wird laufend ausgebaut. Weiters bieten wir ein »Fast Lane System« an, über das wir standardisierte Servokonfektionen binnen 72 Stunden von Stuttgart beziehen können. Austromatisierung: Was sind die wesentlichsten Argumente, mit denen Sie bzw. Ihre Vertriebskollegen heimische OEMs von der Sinnhaftigkeit der Konfektionierung durch Lapp überzeugen? Dolzer: Durch unser Produkt-Know-how und unsere Fertigungskompetenz sind wir nicht nur in der Lage, Einzelkomponenten zu fertigen, sondern beherrschen auch die Zusammenführungen zum Gesamtsystem, die Konfektion. Damit können wir unserem Kunden bereits in der Planungs- „Die gröten Wachstumschancen sehen wir im Bereich »Ölflex Connect Servo«.“ phase und Produktentwicklung als Partner zu Seite stehen und auf die individuellen Bedürfnisse optimal eingehen. Jeder erhält nur die Komponenten, die er benötigt, damit keine unnötigen Kosten verursacht werden. Die Kombination aus Liefermöglichkeit ab Lager und individuellem Customizing, teilautomatisierter Fertigung und damit verbundener Kostensenkung sowie stabile und stark verbesserte technische Merkmale sprechen für eine Servokonfektion der Firma Lapp. Austromatisierung: Danke für das Gespräch. Gesprächspartner von Dipl.-Ing. Klemens Dolzer war Austromatisierung-ChR. Ing. Thomas Reznicek. 13 03_18_0616_austro 25.08.16 17:00 Seite 14 Branchengeschehen I STRATEGIEAUSBLICK Die teilautomatische Konfektion von Servoleitungen im Detail Bei der teilautomatischen Konfektion erfolgt nur noch das Einlegen der Adern in den Isolierkörper mittels einer speziellen Vorrichtung manuell, alles Weitere geschieht automatisch: Messer schneiden das Kabel auf die richtige Länge und entfernen die Isolierung. Der Mantel wird dabei kürzer geschnitten als das Schirmgeflecht, der Innenmantel kürzer als die Adern. Die Einzeladern werden in die Kontakte gepresst – und nicht gelötet. Das verbessert die Kontaktqualität, Verwechslungen sind zudem ausgeschlossen. Ein wichtiger Unterschied zu manuellen Verfahren ist die Ausführung des Übergangs der Kabelschirmung, die bei der Verarbeitung nicht gekürzt wird, auf das Steckergehäuse: Die Maschine schiebt die Schirmung zurück und presst sie in einen Ring ins Gehäuse. Die Drähte des Kabelschirms haben dadurch rundherum großflächig Kontakt mit dem Stecker. Diese 360-GradSchirmung verbessert die Abschirmwirkung laut Lapp um mindestens 100% gegenüber herkömmlichen Servokonfektionen. Ein Alleinstellungsmerkmal ist auch der Innenmantel, der unter der Schirmung liegt. Er schützt die Adern beim Konfektionieren und hält das Innenleben des Kabels in Form, auch wenn die Leitung hohen mechanischen Belastungen ausgesetzt wird. Standard-Konfektionen namhafter Antriebshersteller Bei der von Lapp entwickelten teilautomatischen Konfektion von Servoleitungen erfolgt nur noch das Einlegen der Adern in den Isolierkörper mittels einer speziellen Vorrichtung manuell, alles Weitere geschieht automatisch. 14 Aktuell führt Lapp sechs Leitungstypen mit unterschiedlichen Durchmessern und Leiterquerschnitten für den Siemens-Standard im Katalog. Zur diesjährigen »Hannover Messe« kamen Leitungen für Servos von SEW Eurodrive und Rockwell dazu, die ab 2017 in Serie gehen. Der Kunde hat die Wahl zwischen den drei Varianten »Basic Line«, »Core Line« und »Extended Line«. Sie unterscheiden sich u.a. im Mantelmaterial, das entweder aus PVC oder PUR besteht. PUR kommt bei der »Extended Line« zum Einsatz, womit sich diese Variante speziell im Umfeld von chemischen Substanzen, Ölen und Fetten eignet. In der Holzbearbeitung beispielsweise bieten sich die günstigeren Leitungen mit PVC-Mantel an. Außerdem gibt es Varianten für den Einsatz in besonders anspruchsvollen Anwendungen, etwa an Robotern. AUSTROMATISIERUNG Weltweit einheitliche Standards Die in Stuttgart entwickelte, weitgehend automatisierte »Ölflex Connect Servo«-Fertigung überträgt Lapp auf seine Konfektionierungsstandorte in aller Welt, und investiert im vergangenen Jahr in sechs Standorte – weitere neue und die Ertüchtigung des bestehenden weltweiten Netzwerks sollen folgen. „Viele unserer Kunden sind Global Player, und als solche wollen sie nicht überall auf der Welt verschiedene Lösungen einsetzen, die jedes Mal neu validiert werden müssen“, weiß Georg Stawowy. „Wir helfen Aufwand und Kosten zu vermeiden. Außerdem lässt sich unsere teilautomatisierte Konfektion leicht für verschiedene Herstellerstandards anpassen.“ Dank der hohen Fertigungstiefe bei Komponenten könne Lapp auch direkt Erfahrungen und Optimierungsbedarf aus der Konfektion in die Komponentenentwicklung und Fertigung im eigenen Haus einfließen lassen: Die Expertise reicht von der Auswahl des hochwertigsten Granulats oder der Entwicklung spezialisierter Rezepturen für den Kabelmantel über die Verwendung des reinsten Kupfers für den Leiter bis hin zur Prüfung im eigenen Testzentrum und der Produktion der verschiedenen Komponenten. Optimierte Beschaffungsprozesse Lapp adressiert mit seinem »Ölflex Connect«Konzept insbesonders jene Maschinenbauer, die bisher selbst konfektionieren: Durch die Auslagerung der Konfektion müssen sie keinen eigenen Maschinenpark und Mitarbeiter zur Konfektion mehr vorhalten. Da sowohl Komponenten als auch Konfektionen angeboten werden, kann der Kunde die Anzahl seiner Lieferanten reduzieren und so seine Beschaffungsprozesse verschlanken. Bei Standardkonfektionen wie »Ölflex Connect Servo« lässt sich der Beschaffungsprozess über einen webbasierten Konfektionskonfigurator noch weiter vereinfachen – sogar automatisierte Bestellvorgänge sind damit möglich. „Die Reaktionen aus dem Markt auf unsere »Ölflex Connect«-Initiative sind sehr positiv. Zahlreiche Aufträge zeigen uns, dass wir mit unserer Strategie auf dem richtigen (r.PA./TR) Weg sind“, freut sich Georg Stawowy. INFOLINK: www.lappaustria.at Fotos: Lapp, B 03_18_0616_austro 25.08.16 17:00 Seite 15 I NACHGEHAKT Nachgehakt bei Georg Stawowy, Vorstand für Technik und Innovation der Lapp Holding Austromatisierung: Herr Stawowy, überschlägig gerechnet bedeutet die angestrebte Umsatzsteigerung von 886 Mio. Euro auf 2 Mrd. Euro bis ins Jahr 2020 rund 18% Wachstum per anno. In welchem Bereich lagen die Wachstumsraten denn zuletzt? Georg Stawowy: Im vergangenen Geschäftsjahr 2014/2015 sind wir insgesamt um 8,6% gewachsen – und somit stärker als der Markt. Wir sind also überproportional gewachsen, genauso wie in den Jahren davor. Als wir die Planung für unsere »Strategie 2020« gemacht haben, lag der Kupferpreis allerdings um rund 20% höher als aktuell. Wenn ich den heutigen Umsatz mit dem damaligen Kupferkurs hochrechne, hätten wir deutlich größere Zuwächse gehabt und wären jetzt schon bei rund 1,3 Mrd. Euro Umsatz. Ähnliche Effekte ergeben sich aus dem aktuell extrem niedrigen Zinsniveau und der Inflationsrate, auch die hat so vor ein paar Jahren kaum jemand vorhergesehen. Das heißt, die Wachstumsraten, die wir einst angenommen hatten, lagen nicht bei 18%, wie Sie „Ein System ist es dann, wenn darüber nachgedacht wurde, was der Kunde tatsächlich braucht.“ errechnen, sondern im Bereich von 12% pro Jahr. Wenn Kupferpreis, Zinsen und Inflation allerdings weiterhin so niedrig bleiben, wird diese strategische Lücke immer größer – und unser Ziel sieht immer ambitionierter aus. Es kommt aber nicht so sehr auf die absolute Umsatzzahl an, die am Ende steht, denn die wird auch stark von externen Faktoren bestimmt, auf die wir keinen Einfluss haben. Wichtig ist vielmehr, wie sich unsere Leistungsfähigkeit als Unternehmen entwickelt. Es ändert sich also nichts an unserer grundsätzlichen Zielrichtung, die da heißt: Wir wollen substanziell wachsen. Austromatisierung: Wie hoch beläuft sich die geplante Steigerung durch das Forcieren des Konfektioniergeschäfts? Stawowy: Heute entfallen rund 6% unseres Gesamtumsatzes auf das Konfektionsgeschäft, und es sollen 10% werden. Die angepeilten Wachstumsraten pro Produktgruppe sind unterschiedlich, in manchen Bereichen wollen wir deutlich stärker wachsen – beispielsweise sehen wir im Steckerbereich noch großes Potenzial. Viele Kunden kaufen bei uns zwar das Kabel, nicht aber den Stecker – ein weiterer Effekt, der sich beim Konfektionieren fast automatisch ergibt. AUSTROMATISIERUNG Austromatisierung: Kurz eine Begriffsdefinition – wann sprechen Sie von einer Komponente und wann von einem System? Stawowy: Aus Lapp-Sicht sprechen wir dann von einem System, wenn mindestens zwei Lapp-Komponenten – also beispielsweise ein Kabel und ein Stecker – miteinander verbunden werden. Das ist das einfachste System. Ein anderes aktuelles Beispiel ist eine 52 m lange Energieführungskette, die 70 Leitungen enthält. Wir können also auch komplizierte und komplexe Premium-Anforderungen lösen – ja, wir trachten geradezu danach, Systeme zu realisieren, die viel Komplexität aufweisen. Eine andere Definition lautet: Ein System ist es dann, wenn darüber nachgedacht wurde, was der Kunde tatsächlich braucht. Austromatisierung: Worin unterscheidet sich Lapp von anderen Kabel- und Steckerherstellern? Stawowy: Ich denke, das wichtigste Unterscheidungsmerkmal ist die Qualitätsführerschaft. Dabei geht es nicht um eine subjektive Bewertung, sondern um klar messbare Faktoren im Vergleich unserer Produkte zu jenen der Wettbewerber. Das machen wir übrigens laufend intern, und stellen dabei fest: Ja, wir sind besser. Wir prüfen unsere Produkte auf Kriterien, die normativ nicht vorgeschrieben sind. Diesen Qualitätsanspruch halten wir in all unseren Werken auf der ganzen Welt gleich hoch – wir produzieren weltweit gleichwertig, mit den gleichen Maschinen und Anlagen, und wir prüfen überall mit den gleich hochwertigen Prüfeinrichtungen. Austromatisierung: Wenn es nicht gerade um eine komplexe Konfektionierungsaufgabe geht, so bezieht man doch Kabel und Stecker gerne auch über einen Händler. Inwiefern spielt der Handel – neben dem eigenen Direktvertrieb – für Sie eine Rolle? Stawowy: Grundsätzlich – und das ist ebenfalls Teil unserer »Strategie 2020« – bedienen wir den Markt über vier Kanäle: Die OEMs wollen wir vorzugsweise „Den Qualitätsanspruch halten wir in all unseren Werken auf der ganzen Welt gleich hoch.“ direkt betreuen, ebenso wie das Projektgeschäft, für das wir einen eigenen Vertriebskanal haben. Der Handel und der E-Shop sind zwei weitere wichtige Kanäle für uns – wir »lieben« auch jene Kunden, die unsere Produkte als C-Teile kaufen. Wir können gar nicht all unsere Kunden alleine über unseren Außendienst kontaktieren. Klar ist daher auch, dass wir in allen vier Vertriebsbereichen wachsen wollen. Austromatisierung: Nicht zuletzt weil in Österreich viele Sondermaschinenbauer ohne Serienproduktion reüssieren – ab welchen Stückzahlen wird das Konfektioniergeschäft sowohl für Lapp als auch für den Kunden interessant? Lässt sich das überhaupt allgemein festlegen? Stawowy: Ich lehne mich aus dem Fenster und sage: Es wird bereits ab Stückzahl 1 interessant! Wenn ich ein Geschäft entwickeln will, muss ich mit einem engmaschigen Netz durch den Markt gehen, um zu beweisen, dass Lapp das kann. Das Konzept unserer Servokabel-Konfektion beispielsweise ist so ausgelegt, dass es sich bereits ab Stückzahl 1 rechnet. Wirtschaftlicher wird es dann mit steigender Stückzahl, das ist klar. „Die Servokabel-Konfektion ist so ausgelegt, dass sie sich bereits ab Stückzahl 1 rechnet. Austromatisierung: Bei den Servoantrieben heißt ein aktuelles Stichwort Einkabeltechnologie, bei der Feedbacksignale digital über das vorhandene Standard-Motorkabel übertragen und so die Encoderleitungen eingespart werden. Wie steht Lapp dazu? Stawowy: Bei der Einkabeltechnologie tut sich im Moment sehr viel, und es ist ein großes Thema für uns in der Entwicklung. Wir sind technologisch dran, und haben auch Produkte – aber der Einkabeltrend hat noch nicht den Durchbruch geschafft und ist daher im Moment für Konfektionen noch nicht marktfähig. Wenn das in absehbarer Zeit der Fall sein wird, sind wir sehr gut positioniert, um die dann rasant steigende Nachfrage bedienen zu können. Es sind namhafte Antriebs- und Automatisierungstechnikhersteller mit uns in Kontakt, nicht zuletzt deshalb, weil wir durch unsere hohe EMV-Kompetenz punkten. Das Thema EMV ist ja gerade bei der Hybrid- und der Einkabellösung ein sehr relevantes. Austromatisierung: Danke für das Gespräch. Gesprächspartner von Georg Stawowy war Austromatisierung-ChR. Thomas Reznicek. 15 03_18_0616_austro 25.08.16 17:00 Seite 16 B Branchengeschehen I FIRMENJUBILÄUM Micro-Epsilon eröffnet weiteres Firmengebäude am Stammsitz in Niederbayern und feiert 40-jähriges Hersteller-Jubiläum Neubau zum 40er R Eigentlich wurde das heute bayerische Unternehmen Micro-Epsilon bereits im Jahr 1968 in Hannover gegründet. Dort war man allerdings zunächst nur als reine Vertriebsgesellschaft für Hochtemperatur-Dehnungsmessstreifen tätig. Erst nach der Sitzverlegung ins niederbayerische Ortenburg in der Nähe von Passau startete die Firma 1976 die Entwicklung und Produktion erster eigener Produkte. Ergo feiert der Sensorik- und Messtechnik-Anbieter mit weltweit 900 Mitarbeitern dieser Tage das 40-jährige Jubiläum als Hersteller. Das allerdings standesgemäß – mit einem großem Fest im Juli, bei dem das neue, zusätzlich errichtete, 4.000 m2 große Firmengebäude offiziell eröffnet sowie eine Reihe weiterer Innovationen gelauncht wurden, die ebenso wie viele Entwicklungen in den vier Dekaden davor neue Benchmarks in ihren jeweiligen Messdisziplinen setzen. Von Thomas Reznicek und 16 Mio. Euro investierte Micro-Epsilon in den Neubau, der nun Platz für jedenfalls weitere 100 Mitarbeiter, das neue Qualifikations- und Prüflabor, einen großen Logistikbereich mit automatischem Hochregallager und für die Administration der gesamten Unternehmensgruppe bietet. Zu der gehören mittlerweile 23 Betriebe – u.a. die österreichische Firma Atensor in Steyr, die seit 2008 das Kompetenzzentrum für Robotik und robotergestützte Messtechnik innerhalb der Gruppe ist. Akquisitionen prägen die Unternehmensgeschichte ebenso wie Innovationen. Gegründet vom 1983 verstorbenen Franz Frischen übersiedelte Micro-Epsilon – übrigens benannt nach der in den USA gebräuchlichen Einheit für Dehnung – 1976 nach Ortenburg. Zu dem Zeitpunkt trat der Elektroingenieur Dipl.-Ing. Karl Wißpeintner ein – ihm und seinen beiden Söhnen gehören heute 50%, die andere Hälfte den Nachkommen des Firmengründers. Dr. Alexander Wißpeintner und Dr. Thomas Wißpeintner leiten gemeinsam mit Prof. Dr.-Ing. Martin Sellen das operative Geschäft, Dipl.Ing. Karl Wißpeintner koordiniert seit 2012 die Aktivitäten der Beteiligunsholding. Der Gruppenumsatz betrug zuletzt rund 120 Mio. Euro. „Wir waren und sind immer bestrebt, die stets beste Lösung für den Kunden zu entwickeln.“ Dipl.-Ing. Karl Wißpeintner steht seit 40 Jahren an der Spitze der Unternehmensgruppe Micro-Epsilon. Wo der Kunde nicht König, sondern Partner ist Die Weg- und Positioniermessung war von Anfang an das wichtigste Geschäftfeld für Micro-Epsilon, das laut eigenen Angaben europaweit die größte Auswahl an hochpräzisen Sensoren für die Messung von Weg, Abstand, Position und Tempe- AUSTROMATISIERUNG 03_18_0616_austro 25.08.16 17:00 Seite 17 ratur anbietet. Die Produktpalette des weltweit tätigen Sensorspezialisten umfasst induktive, konfokal-chromatische und kapazitive Sensoren, dazu Laser-, Wirbelstrom-, Seilzug- und Temperatursensoren, außerdem Prüfanlagen sowie Messsysteme zum Beispiel für modernste 3D-Oberflächeninspektion. Haupteinsatzbereiche sind im Maschinen- und Anlagenbau, der Fertigungsautomatisierung und in Forschung und Entwicklung. „Wir waren und sind immer bestrebt, die stets beste Lösung für den Kunden zu entwickeln“, beschreibt Karl Wißpeintner seine Unternehmensphilosophie. Daher machen kundenspezifische Lösungen rund zwei Drittel des Geschäftsvolumens aus, ein Drittal entfällt auf Katalogprodukte. Dass Micro-Epsilon auf die heutige Un- Die gesamte Geschäftsführung von Micro-Epsilon v.l.n.r.: Dr. Alexander Wißpeintner, Prof. Dr. Martin Sellen, Dipl.-Ing. Karl Wißpeintner und Dr. Thomas Wißpeintner. ternehmensgröße anwachsen konnte, begründet sich seiner Ansicht nach in den vielen technischen Innovationen und Ideen der Mitarbeiter, mit denen man sich weltweit einen Namen gemacht hat. „Die Mitarbeiter haben für mich einen ganz entscheidenden Anteil am Erfolg des Unternehmens“, unterstreicht Karl Wißpeintner. Stolz ist er auch auf die zahlreichen Entwicklungs-Partnerschaften mit namhaften Weltmarktführern in der Consumer-Elektronik-, der Smartphone- sowie in der Flugzeug- und Automobilindustrie. „Bei uns ist der Kunden nicht König, weil das würde bedeuten, dass wir Untergebene sind. Wir sind Partner – beiderseitig“, betont Karl Wißpeintner gerne. Nicht zuletzt aufgrund überdurchschnittlicher Entwicklungsaufwände und eines langjährig gepflegten, breiten Kooperationsnetzwerks mit verschiedenen technischen Hochschulen mangelt es im Hause Micro-Epsilon weder an Know-how noch an Innovation für neue, mitunter einzigartige Messtechnikprodukte. Übrigens: In Ortenburg arbeiten mehr als 300 vollzeitbeschäftige Mitarbeiter für das regional stark verwurzelte Unternehmen, dazu noch 35 Auszubildende und knapp 20 duale Studenten. Man denkt allerdings schon heute an die Fachkräfte von morgen und engagiert sich neben gesellschaftlichen und kulturellen Bereichen besonders in der Technikförderung an Schulen. Aktuelle Innovationen Vor Kurzem launchte Micro-Epsilon den laut eigenen Angaben weltweit schnellsten konfokal-chromatischen Controller mit integrierter Lichtquelle zum hochpräzisen Messen von Wegen, Abständen und Dicken sowohl auf » AUSTROMATISIERUNG 03_18_0616_austro 25.08.16 17:00 Seite 18 Branchengeschehen I FIRMENJUBILÄUM diffusen als auch auf spiegelnden Oberflächen. Der Controller »confocalDT 2471 HS« arbeitet mit einer Messrate von 70 kHz. Er bietet im Vergleich zur bisherigen »IFS«-Baureihe stärkere Messeigenschaften und verbesserte optische Komponenten und ist mit allen »IFS«-Sensortypen kompatibel. Beim konfokal-chromatischen Messprinzip wird polychromatisches Licht (Weißlicht) durch eine mehrlinsige Optik auf die Messobjektoberfläche fokussiert. Die Linsen sind so angeordnet, dass durch kontrollierte chromatische Abweichung das Licht in seine monochromatischen Wellenlängen zerlegt wird. Durch eine werkseitige Kalibrierung ist jeder Wellenlänge ein bestimmter Abstandspunkt zum Objekt zugeordnet. Das Sensorsystem nutzt die Wellenlänge des Lichts zur Messung. Es fokussiert exakt auf das Messobjekt – das von diesem Punkt reflektierte Licht wird über eine optische Anordnung auf ein lichtempfindliches Sensorelement abgebildet, das die zugehörige Spektralfarbe erkennt und auswertet. Laserprofil-Scanner mit Blaulicht nern von Micro-Epsilon ist die gesamte Elektronik im kompakten Gehäuse untergebracht. Darin erfolgt die gesamte Signalaufbereitung und -verarbeitung, wodurch kein externer Controller benötigt wird. Neue Laser-Triangulationssensoren „Der Trend der Miniaturisierung bei gleichzeitig höchster Präzision setzt sich nach wie vor fort und ist bis heute einer der wichtigsten Erfolgsfaktoren unseres Unternehmens.“ Dr. Thomas Wißpeintner, Geschäftsführer Micro-Epsilon. Von einem besonders positiven Markt-Feedback berichtet Geschäftsführer Thomas Wißpeintner in Zusam- menhang mit dem neuen Laserprofil-Scanner »scanControl 29xx-10/BL«. Es ist mit einer blau-violetten Laserdiode ausgestattet und projiziert eine Laserlinie mit nur 10 mm Breite bei eienr Profilauflösung von 1.280 Punkten. „Das ist die höchste Punktdichte auf 10 mm“, erklärt Thomas Wißpeintner. „Daraus ergibt sich ein Punktabstand von nur 7,8 µm, wodurch dieser Laser-Profil-Scanner mehr als doppelt so hoch auflöst wie die bisherigen Laserscanner mit 25-mm-Messbereich.“ So ist der Sensor in der Lage, kleinste Teile mit höchster Präzision zu erfassen. Seine Arbeitsweise basiert auf dem Triangulationsprinzip zur zweidimensionalen Profilerfassung auf unterschiedlichsten Objektoberflächen. Wie bei allen aktuellen Laserprofil-Scan- Links: Der laut Micro-Epsilon weltweit schnellste konfokal-chromatische Controller »confocalDT 2471 HS« mit integrierter Lichtquelle misst mit einer Messrate von 70 kHz sowohl auf diffusen als auch auf spiegelnden Oberflächen. Mitte: Der Laserprofil-Scanner »scanControl 29xx-10/BL« ist mit einer blau-violetten Laserdiode ausgestattet und projiziert eine Laserlinie mit nur 10 mm Breite bei einer Profilauflösung von 1.280 Punkten. Apropos Triangulation: Die Laser-Triangulationssensoren »optoNCDT 1320« und »1420« lassen sich nunmehr dank zusätzlicher Messebereiche von 100 bzw. 200 mm noch flexibler einsetzen, womit sie mehr Anwendungsmöglichkeiten in der berührungslosen und verschleißfreien Weg-, Abstandsund Positionsmessung bieten. „Durch ihre kompakte Bauform, die intelligente Signalverarbeitung und die hohe Präzision sind sie die besten ihrer Klasse“, betont Thomas Wißpeintner. Außerdem zeichnen sie sich durch einfache Bedienung via Webinterface aus: Per »Quality-Slider« lässt sich die Messaufgabe auswählen. Zusätzliche Optimierungen sind durch die Anzeige des Videosignals, die Auswahl des Signalpeaks und eine individuell einstellbare Signalmittelung möglich. Über die ROI- Funktion (Region of Interest) können beispielsweise Störsignale im Hintergrund ausgeblendet werden. „Ohne Sensorik keine »Industrie 4.0«. Auch in Zukunft wollen wir Trends setzen, innovative sowie einzigartige Produkte entwickeln und im Zuge der schnell fortschreitenden Globalisierung weitere neue Märkte erschließen“, unterstreicht Thomas Wißpeintner abschließend. „Der Trend der Miniaturisierung bei gleichzeitig höchster Präzision setzt sich nach wie vor fort und ist bis heute einer der wichtigsten Erfolgsfaktoren unseres Unternehmens.“ INFOLINK: www.micro-epsilon.com Rechts: Die Laser-Triangulationssensoren »optoNCDT 1320« und »1420« lassen sich nunmehr dank der zusätzlichen Messebereiche 100 bzw. 200 mm noch flexibler einsetzen. 18 AUSTROMATISIERUNG Fotos: Micro-Epsilon, Archiv, Fotolia; B 19_27_0616_austro 25.08.16 17:09 Seite 19 19_27_0616_austro 25.08.16 17:09 Seite 20 R Reportage I Schaltschrankklimatisierung Hotspot der Klimatechnik Vorortbericht aus dem bereits auf »Industrie 4.0« getrimmten RittalKühlgeräte-Werk in Norditalien Mit dem Launch seiner neuen Kühlgeräte-Serie »Blue e+« überraschte Rittal vergangenes Jahr die Fachwelt in gleich mehrfacher Hinsicht: Der deutsche Hersteller versprach nämlich die fast unglaubliche Energieersparnis von durchschnittlich 75% im Vergleich zur Vorgängergeneration »Blue e«, die zu diesem Zeitpunkt gerade erst vier Jahre am Markt war. Und machte dabei gar keinen Hehl daraus, wie diese bis dahin unerreichte Wirtschaftlichkeit gelang. Der Clou liegt in der ausgeklügelten Kombination von zwei gar nicht neuen Kühltechniken, aus der letztendlich die verwendete neuartige, patentierte Hybridtechnologie entstand. Obendrein verpasste das Entwicklerteam der Baureihe Kommunikationsfähigkeiten, die es bei Kühlgeräten so bisher nicht gab. Wie es dazu kam und warum Rittal das gesamte Kühlanlagen-Portfolio künftig ausschließlich in seinem italienischen Werk nach modernen »Industrie 4.0«-Gesichtspunkten fertigt, erfuhr ich bei einem sommerlichen Ausflug in den nur wenige Kilometer vom Südufer des Gardasees entfernten Ort Valeggio. Von Thomas Reznicek 20 ie Provinz Verona in der norditalienischen Region Venetien ist mit rund 150 ansässigen spezifischen Herstellern ein Hotspot in Sachen Klimatechnik. Die hohe Dichte begründet sich u.a. im über die Jahrzehnte gewachsenen Bedarf an Kühllösungen der zahlreichen Nahrungs- und Genussmittelproduzenten in der Umgebung. Die Universität Padua hat einen eigenen Ausbildungsschwerpunkt für Klimatechnik, an Nachwuchs für Forschung & Entwicklung mangelt es daher ebenso wenig wie an qualifiziertem Fachpersonal. Die Wurzeln des heutigen Rittal-Werks reichen ins Jahr 1985 zurück, als die Firma Kelvin in Peschiera am Gardasee gegründet wurde. Im Jahr 2000 erwarb die deutsche Friedhelm Loh Group, zu der neben Rittal auch Eplan, Cideon, LKH und Stahlo gehören, den Kühlgerätehersteller. 2003 folgte die Eröffnung des neuen, 9.000 m2 großen Werks ins Valeggio. Über 250 Mitarbeiter sind hier beschäftigt, rund 117.000 Einheiten in Form von Kühlgeräten, Chillern und Wärmetauschern D AUSTROMATISIERUNG 19_27_0616_austro 25.08.16 17:09 Seite 21 Mit seiner Kühlgeräte-Serie »Blue e+« setzt Rittal neue Benchmarks in Sachen Energieeffizienz und Wirtschaftlichkeit. verlassen pro Jahr die Fertigung – darunter die neuen »Blue e+«-Kühlgeräte, die auf der jüngsten, weitgehend digitalisierten Montagelinie im Werk gebaut werden. Kreative Ideen für coole Innovation Den Ausschlag für die Neuentwicklung gab eine strategische Entscheidung des Rittal-Managements vor einigen Jahren, wie mir Dr. Thomas Steffen, Geschäftsführer für Forschung & Entwicklung, vor Ort in Valeggio erzählt: „Bei der Neuorganisation des Unternehmens haben wir uns damals entschlossen, die Entwicklung unseres Portfolios zu „Das Thema Energieeffizienz betrifft alle Produzenten. Insofern laufen wir mit unseren neuen »Blue e+«-Geräten, die durchschnittlich 75% Energie sparen, bei vielen Kunden offene Türen ein.“ Dr. Thomas Steffen, Rittal-Geschäftsführer für Forschung & Entwicklung. zentralisieren und unter dem Claim »Rittal – Das System« zu vermarkten. Seither arbeiten wir projektbezogen, und nicht mehr in voneinander getrennten Organisationseinheiten, wie das früher der Fall war.“ Und wiewohl es eigentlich keine Notwendigkeit gab, eine neue Kühlgerätegeneration zu entwickeln – zu dem Zeitpunkt kam die Serienproduktion der 2011 gelaunchten »Blue e«Baureihe, die bereits neue Benchmarks in puncto Energieeffizienz setzte, gerade so richtig in Fahrt – erhielten drei Techniker den Auftrag, alle bisherigen Entwicklungen zu hinterfragen und nach neuen, effizienteren und zugleich wirtschaftlicheren Ansätzen zu suchen. „Die Mitarbeiter konnten losgelöst vom Arbeitsalltag ohne Zeitvorgabe und völlig stressfrei sämtliche Verfahren durchdenken, die in der Kältetechnik bis dahin bekannt waren“, erinnert sich Dr. Thomas Steffen. „Nach wenigen Wochen schon konkretisierten sich erste Ideen – u.a. die Integration einer Heatpipe (Anm. Red.: Wärmerohr) in den kompressorgetriebenen Kältekreislauf. Ein anderer Punkt war die eigene Inverterentwicklung, die letztendlich zu der nun realisierten Mehrspannungsfähigkeit der neuen Geräte führte.“ Nach eingehender Analyse der Ideen auf Machbarkeit und Wirtschaftlichkeit folgte die konstruktive Umsetzung – durchgehend per 3DCAD und unter Nutzung moderner Simulationstools. „Bereits das erste Mustergerät lief bei den Tests in der Klimakammer erstaunlich gut und schaffte auf Anhieb Effizienzen, die wir so nicht erwartet hatten“, erzählt mir Dr. Thomas Steffen weiter. Und antwortet auf meine Frage, wie groß er den Vorsprung gegenüber anderen Herstellern von Kühlgeräten einschätzt: „Ich denke, mit dem Produktlaunch auf der »Hannover Messe« vergangenes Jahr haben wir bei manchen Wettbewerbern für Stirnrunzeln gesorgt. Aber ganz klar – wir können uns nicht auf den Lorbeeren ausruhen, obwohl wir selbstverständlich Patente auf unsere Hybridtechnologie halten. Wir werden den Vorsprung, den wir uns erarbeitet haben, nutzen, und die Technologie auch in anderen Geräten einsetzen – mehr will ich aber im Moment noch nicht Preis geben.“ AUSTROMATISIERUNG Die integrierte NearField-CommunicationSchnittstelle ermöglicht die Parametrierung mehrerer Geräte wireless über mobile Endgeräte. Der Clou der Hybridtechnologie Wie funktioniert nun die Hybridtechnologie im Detail? Das Geheimnis des Patents verrät mir Projektmanager Andre Benner: „Es ist die Kombination passiver Kühlung durch die Heatpipe und aktiver mittels Kompressor-Kühlgerät. Erst wenn die passive Kühlleistung nicht mehr ausreicht, startet der Kompressor, der sich zudem über den eigens dafür entwickelten Frequenzumrichter stufenlos regeln und somit optimal auf die individuellen Anforderungen einstellen lässt.“ Herkömmliche Schaltschrankkühlgeräte würden gewöhnlich mit einer Zweipunktregelung arbeiten, die den Kompressionskältekreislauf bei Bedarf an- und ausschaltet. „Das System kühlt dabei so lange unter Volllast, bis die gewünschte Temperatur erreicht ist, und schaltet dann komplett ab. Steigt die Temperatur, muss der Motor unter höchster Leistung » 21 19_27_0616_austro 25.08.16 17:09 Seite 22 R Reportage I Schaltschrankklimatisierung wieder anlaufen, was neben einem hohen Energieverbrauch auch eine enorme Belastung für Motor, Lüfter und sonstige Bauteile bedeutet“, zeigt mir Andre Benner die Nachteile dieser Arbeitsweise auf; Und stellt dieser weitere Vorteile der Rittal-Innovation gegenüber: „Bei den »Blue e+«-Geräten ist ein kontinuierlicher Teillastbetrieb möglich. Das führt zu weniger Energieverbrauch, weniger thermischem Stress, weniger Belastung für Motoren und Lüfter und weniger Service- und Instandhaltungskosten als bisher.“ Die Regelstrategie für den Hybridbetrieb ist auf hohe Energieeffizienz im Teillastbetrieb optimiert. Dadurch ist das »Blue e+«-Gerät bei 15%iger Teillast im reinen Heat-Pipe-Modus sechsmal effizienter als ein herkömmliches Kühlgerät. Bei Teil- Oben: Montage ganz im Sinne von »Industrie 4.0«: Alle wichtigen Komponenten werden vor dem Einbau per Barcodescan verifiziert und dokumentiert. Arbeitsanweisungen stehen digital zur Verfügung. Links: Mit ergonomischen Hilfsmitteln lassen sich schwere Bauteile leichter handhaben. last von 65% arbeiten beide Systeme im Hybridbetrieb und damit viermal effizienter. Enormes Einsparungspotenzial Feldtests bei namhaften europäischen Kunden von Rittal ergaben überraschend hohe Einsparungen: Bei Daimler etwa konnten gar 91,2% der bisherigen Energiekosten durch den Einsatz der »Blue e+«-Gerät eingespart werden, bei VW 67,3%, bei Audi 77,7%, bei Renault 53% und selbst bei Volvo im hohen Norden immerhin noch 17,1%. Ähnlich das Bild in Produktionswerken anderer Industrien, u.a. sparte Kapp 72,3%, SLK 78%, Bihler 89,1% und Smurfit Kappa 79,2%. „Das Thema Energieeffizienz betrifft alle Produzenten. Insofern laufen wir hier bei vielen Kunden offene Türen ein. Die Bereitschaft, die bisherigen Geräte, auch wenn sie das Ende ihrer Lebensdauer noch nicht erreicht haben, durch unsere neuen Geräte auszutauschen, ist groß“, betont Dr. Thomas Steffen. „Der Umstieg amortisiert sich rasch – mitunter in wenigen Monaten.“ 22 Laut Schätzungen von Rittal sind weltweit rund 2 Mio. Schaltschrank-Kühlgeräte im Einsatz, die insgesamt 2.000 MW verbrauchen. Dieser Energiebedarf entspricht der Leistung von umgerechnet 870 Windkraftanlagen, mehr als drei Kohlekraftwerken oder fast zwei Kernkraftwerken. Für Europa hat der Marktführer mit laut eigenen Angaben mehr als 40% Marktanteil genauere Zahlen: Würden alle in Europa laufenden Kühleinrichtungen durch »Blue e+«-Geräte ersetzt werden, hätte das pro Jahr eine CO2-Reduktion in der Größenordnung von 1 Mio. t, eine Energieersparnis von 327 Wind- oder 1,6 Kohlekraftwerken sowie Kostenreduzierung um 560 Mio. Euro zur Folge. Reduzierte Modellvielfalt, zukunftsorientierte Kommunikationsfähigkeiten Die spezielle Invertertechnik der »Blue e+«-Baureihe ermöglicht es Rittal, die Modellvielfalt zu reduzieren. Denn dank der Mehrspannungsfähigkeit sind die Geräte in allen weltweit üblichen Netzen flexibel einsetzbar. Der mögliche Ein- AUSTROMATISIERUNG „Der Clou unserer Hybridtechnologie ist die Kombination aus passiver Kühlung durch die Heatpipe und aktiver mittels Kompressor-Kühlgerät.“ Andre Benner, Projektmanager Rittal Manufacturing Engineering. gangsspannungsbereich reicht von 110 V (einphasig) bis 480 V (dreiphasig) bei Netzfrequenzen von 50 Hz oder 60 Hz. Das kommt insbesonders weltweit agierenden Maschinenbauern zugute, für die sich dadurch der Logistikaufwand deutlich verringert. Zudem wird die Ersatzteilhaltung einfacher – sowohl für OEMs als auch für Anwender. Die »Blue e+«-Baureihe deckt den Leistungsbereich von 2.000 bis 6.000 W ab (Vorgänger bis max. 4.000 W) und ist bei Temperaturen von -30° bis 60° C einsetzbar. In Sachen Bedienerfreundlichkeit haben sich die Rittal-Entwickler ebenfalls einiges einfallen lassen: Ein grafisches Touchdisplay liefert alle relevanten Infor- 19_27_0616_austro 25.08.16 17:09 Seite 23 mationen in Klartext und ggf. mehrsprachig. Die Near-Field-Communication-Schnittstelle (NFC) ermöglicht die einfache Parametrierung mehrerer Kühlgeräte über NFC-fähige mobile Endgeräte – damit lassen sich Konfigurationsdaten abrufen, verändern und wieder zurück auf das Gerät übertragen. Ist einmal eine Parametrierung festgelegt, kann diese über die Rittal-App einfach auf weitere Geräte kopiert werden. CAN-, Modbus-TCP- und Standard-Ethernet-Schnittstellen sorgen für die Anbindung an übergeordnete Steuerungs- oder Leitsysteme. Eine weitere Besonderheit ist das integrierte präventive Wartungssystem. Dieses überwacht relevante Messwerte – droht einer aus dem Toleranzbereich zu rutschen, gibt das Gerät am Display eine passende Wartungsempfehlung aus, beispielsweise „Bitte Filter wechseln“. Dr. Thomas Steffen hat mit den vielfältigen Kommunikationsfähigkeiten der neuen Kühlgerätegeneration noch einiges in petto: „Wir wollen unsere Serviceangebote noch weiter ausbauen, beispielsweise in Form von individuellen Rund-um-sorglos-Paketen. Der Kunde schickt uns über die Schnittstellen die Daten seiner Geräte, wir analysieren diese und erstellen ein konkretes Angebot.“ Auf »Industrie 4.0« getrimmte Montage Fotos: Rittal, Fotolia; Beim Rundgang durch die Werkshallen in Valeggio wird mir klar, was Rittal unter auf »Industrie 4.0« getrimmte Produktion versteht. »Lean Production« Oben: »Lean Production« und »One Piece Flow« sind im Rittal-Werk Valeggio ebenso realisiert wie weitgehend papierlose weil digitalisierte Arbeitsabläufe. Unten: Selbstfahrende Flurförderfahrzeuge transportieren die Kühlgeräte innerhalb der Montagehalle. und »One Piece Flow« sind hier Realität, der einzelne Mitarbeiter begleitet ein Gerät durch den gesamten Entstehungsprozess, führt alle notwendigen Montagetätigkeiten weitgehend papierlos und unterstützt durch digitale Informationen auf Touchdisplays durch. Via Barcodescan erhält er die für das jeweilige Gerät notwendigen Arbeitsvorgänge aufs Display automatisch eingespielt. Kanbansysteme sorgen für den lückenlosen Teilenachschub, alle relevanten Komponenten werden vor dem Einbau ebenfalls mittels Barcodescan verifiziert und im digitalen Lebenslauf des Geräts dokumentiert. Die durchgängige Digitalisierung ermöglicht zudem die lückenlose Rückverfolgbarkeit – hilfreich, wenn beispielsweise ein Serienfehler bei einem Zulieferteil auftritt. Ergonomische Hilfsmittel erleichtern das Handling schwerer Teile. Als Transporthilfen zwischen den Linien dienen selbstfahrende Flurförderfahrzeuge. Zum Schluss wird jedes Kühlgerät einer 100%-Funktions- und Qualitätsprüfung unterzogen. Rund 10 min dauert der Testdurchlauf – die Ergebnisse der einzelnen Prüfschritte werden ebenfalls digital erfasst. „Aktuell produzieren wir an die 450 »Blue e+«-Geräte auf dieser Linie“, erzählt Andre Benner während des Rundgang. Als nächstes steht der Umstieg von Barcodes auf RFID-Chips sowie die Installation einer vollautomatischen Lagerverwaltung auf der To-do-Liste des kontinuierlichen »Industrie 4.0«Prozesses im italienischen Rittal-Werk. „Durch die bis jetzt umgesetzten Maßnahmen konnten wir die Produktivität bereits deutlich steigern“, bringt Andre Benner den mesbaren Erfolg abschließend auf den Punkt. INFOLINK: www.rittal.at AUSTROMATISIERUNG 23 19_27_0616_austro 25.08.16 17:10 Seite 24 P Praxisreport I MECHATRONIK Präzisionsschnitte vom Feinsten Warum ein Vorarlberger Anlagenbauer auf moderne Pneumatik-Komponenten für seine Sägelösungen setzt Präzision ist das Um und Auf in der Aufteiltechnik. Denkt man zum Beispiel an die Türen für einen Kasten, ist schnell klar, warum ein paar Zehntelmillimeter mehr oder weniger eine große Rolle spielen können. Wer will schon, dass es zwickt und hakt beim Schließen? Und schöne Spaltmaße sind natürlich auch gefragt. Dafür braucht es eine optimale Sägelösung, mit der gleich ganze Pakete von Holz oder auch Metall auf einmal bearbeitet werden können – eine Aufgabe für die Präzisionssägen von Schelling Anlagenbau. Sie schneiden das Material im Handumdrehen auf die richtige Größe. Genauigkeit Die »fh 5« ist die neueste Platten-Aufteilsäge für Holzwerkstoffe von Schelling. und Zuverlässigkeit sind dabei oberstes Gebot. Für die sorgt u.a. Pneumatik von Festo. Von Dr. Alexander M. Lille 24 AUSTROMATISIERUNG 19_27_0616_austro 25.08.16 17:10 Seite 25 ie Firma Schelling Anlagenbau mit Sitz im vorarlbergischen Schwarzach ist spezialisiert auf kundengerechte Lösungen für die Aufteiltechnik. Von Holzwerkstoffen über Kunststoffe, Aluminium und Nichteisenmetalle bis hin zu hochfesten Stählen schneiden die Schelling-Präzisionssägen Platten und Pakete in die gewünschten Formate. Als internationales Unternehmen mit Vertriebsund Service-Niederlassungen in neun Ländern sind die Vorarlberger besonders stolz darauf, einen ausgezeichneten Ruf zu besitzen. Das Erfolgsgeheimnis dahinter: die Mitarbeiter. Von der Lehre bis ins hohe Alter – beim Familienunternehmen Schelling wird größter Wert auf Aus- und Weiterbildung gelegt. Geht es um spezielle Trainings zu ausgesuchten Themen, begleitet Festo Didactic als Partner die erfolgreichen Vorarlberger Maschinenbauer (siehe Kasten auf Seite 26). So sorgen zum Beispiel top ausgebildete Instandhalter dafür, dass die Verfügbarkeit der Anlagen auch im Dreischichtbetrieb nahezu 100% beträgt. Pneumatik von Festo ist dabei natürlich mit im Spiel. D Präzisionsschnitt? Aber sicher! Eine Kernkompetenz des Unternehmens ist der Präzisionsschnitt, wie Andreas Pannenbäcker, Konstrukteur bei Schelling, betont. „Wenn der Kunde vom Sägen weg schon einen Fertigschnitt bekommt, muss er deutlich weniger nacharbeiten. Bei Metallwerkstoffen ist das besonders wichtig, denn die Kunden ersparen sich damit einen weiteren Bearbeitungsschritt und die Platten können gegebenenfalls nach dem Sägen sofort verkauft werden.“ Eine ganz zentrale Funktion kommt daher dem Führungssystem der Maschinen zu, auf das Schelling im Kern schon seit über 30 Jahren setzt, und natürlich auch dem » AUSTROMATISIERUNG 19_27_0616_austro 25.08.16 17:10 Seite 26 P Praxisreport I MECHATRONIK I ZUM THEMA Triale Ausbildung als Erfolgsmodell »VUVG«-Einzelventile steuern »ADN«-Kompaktzylinder, die für eine flexible Höhenpositionierung der Abschieber sorgen. Sägeaggregat und einer Vielzahl anderer besonders hochwertiger Komponenten in seinem Umfeld. Der Maschinentyp »fh 5« – die neueste Entwicklung von Schelling – kommt vor allem in kleineren Unternehmen für das Aufteilen von Holzplatten zum Einsatz. Die Säge schneidet den Werkstoff hochpräzise und besonders schonend. Sowohl die Winkligkeit als auch die Formatgenauigkeit der fertigen Platten passt perfekt und das bei einer überzeugenden Schnittleistung. Lösungen von Festo sind dabei nicht wegzudenken. „Pneumatik kommt in fast allen Bereichen der Maschine zur Anwendung“, erklärt Andreas Pannenbäcker. „Das beginnt schon bei der Beschickung der Anlage mit dem Abschiebewagen, der Plattenpakete mit bis zu 105 mm Höhe vom Stapel nimmt und in den Arbeitsbereich der Säge führt. Die einzelnen Abschieber werden dabei vertikal pneumatisch bewegt, damit die Platten möglichst schonend transportiert werden können.“ Das übernehmen von »VUVG«-Einzelventilen angesteuerte »ADN«-Kompaktzylinder, die für eine flexible Höhenpositionierung der Abschieber sorgen. Aus Platten werden Pakete »DSBC«-Zylinder links im Bild bringen den Klemmer am Einschubwagen in Position. Das präzise Klemmen der Platten erfolgt mit Hilfe der rechts zu sehenden »ADN«-Kompaktzylinder. Damit es während der Manipulation der Pakete und auch während der Bearbeitung zu keinen Verschiebungen einzelner Platten am Paket kommt, werden diese von Druckluft-Aktoren sicher geklemmt, wie Andreas Pannenbäcker im Detail ausführt: „Zunächst bringen »DSBC«-Zylinder die Klemmer in die richtige Position, dann fahren »ADN«-Kompaktzylinder die Klemmer an die Platten und klemmen diese zum kompletten Paket. Diese Klemmung bleibt dann während des gesamten Prozesses aufrecht, denn selbst kleinste Bewegungen einer Platte hätten hier schon große Auswirkungen auf die Genauigkeit.“ Ein besonders kniffliger Moment ist das Festhalten des Plattenpakets während des Schnitts. Dabei ist nicht zu viel und auch nicht zu wenig Kraft gefragt – genau richtig soll es sein. Und dafür sorgt ein pneumatischer Druckbalken, der von einer »VTUG«-Ventilinsel und »VPPE«- Proportionaldruckreglern angesteuert wird. „Der von uns konstruierte Druckbalken hält das Material während des Schnitts und verhindert so, dass sich das Material während des Sägens bewegen kann, und zwar über den gesamten Sägebereich“, erläutert Andreas Pannenbäcker. Die Druckansteuerung ist dabei abhängig vom Material. So dürfen zum Beispiel bei weicherem Holz oder Wabenmaterial durch den Druckbalken keine Eindrücke entstehen. Trotzdem muss der Halt ausreichen, um präzise schneiden zu Eine »VTUG«-Ventilinsel und »VPPE«-Proportionaldruckregler steuern die pneumatischen Aktoren der Säge. 26 AUSTROMATISIERUNG Sich rasch entwickelnde Technologien, die zunehmende Vernetzung, das Zusammenspiel unterschiedlichster Berufsfelder und die wichtigen Bereiche soziale und allgemeine wirtschaftliche Kompetenzen – die zeitgemäße Ausund Weiterbildung stellt die Industrie vor immer größere Herausforderungen. Oft ist es für Unternehmen daher nicht mehr möglich, alle Inhalte eines Berufsbildes in der Aus- und Weiterbildung selbst zu vermitteln – insbesondere dann, wenn es top ausgebildete Mitarbeiter möchte. Das führt zur Weiterentwicklung der dualen Ausbildung in Richtung triale Ausbildung, bei der Spezialthemen von Dritten geschult werden. Ein vielversprechender Ansatz, dem auch der Anlagenbauer Schelling folgt. Hier schulen Trainer von Festo Didactic in den Bereichen Pneumatik und Hydraulik. Für Jürgen Pircher (im Bild 2. von links), Ausbildner Technologie bei Schelling, ein Erfolgsmodell. „Die Trainer von Festo kommen mit ihrem Equipment zu uns ins Haus. Wir ersparen uns kostenintensive Anschaffungen bei der Übungsausstattung, inhaltlich kann optimal auf unsere Bedürfnisse eingegangen werden und wertvolle Zeit wird auch gespart, da unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht lange herumfahren müssen, um an guten Schulungen teilzunehmen. Die Trainings kommen sehr gut an – das Feedback unserer teilnehmenden Techniker ist durchwegs positiv“, konstatiert Jürgen Pircher. www.festo-didactic.at 19_27_0616_austro 25.08.16 17:10 Seite 27 können. Die robusten Proportionaldruckregler von Festo bewähren sich da bestens. Dank ihrer hohen Schutzart IP65 können selbst Sägestaub und ähnliches dem »VPPE« nichts anhaben. Der Schnitt Wurde das Paket exakt positioniert, sicher geklemmt und zuverlässig an den Maschinentisch gedrückt, erfolgt der erste Schnitt. Elegant gleitet die Säge mühelos durch die Platten. Sind diese erst einmal längs geschnitten, werden sie vom Mitarbeiter an der Maschine gedreht und wieder auf Anschlag gebracht. Ein Luftpolster, auf dem das Paket schwebt, sorgt dafür, dass das leicht von der Hand geht. „In der Regel kommt man mit zwei Schnitten aus“, weiß Andreas Pannenbäcker aus der Praxis. „Erst längs, dann werden die Streifen um 90 Grad gedreht und durch einen oder mehrere Schnitte auf das gewünschte Format aufgeteilt.“ Damit es noch schneller geht, ist es möglich, auf der »fh 5« optional mit zwei Einschüben zu arbeiten. Andreas Pannenbäcker verrät: „Mit dem »Duplus2«-Einschub können zwei unterschiedliche Plattenpakete gleichzeitig auf zwei Positionen fixiert werden. Das erlaubt, mit einem Schnitt zwei Pakete zu schneiden – ein erheblicher Durchsatz- und somit Wirtschaftlichkeitsgewinn für die Kunden.“ Fotos: Contentmanufaktur Lille, Schelling; Lebenslanger Service garantiert Wie hoch man das Thema Qualität bei Schelling hält, das zeigt unter anderem das Vertrauen in die eigenen Sägen. Darum bietet der Anlagenbauer allen Kunden lebenslange, kostenlose Hotline-Unterstützung – selbst für Sägen, die 30 Jahre und noch älter sind. „Manchmal suchen wir in unseren Archiven nach Plänen von uralten Maschinen, die heute noch immer laufen – sie stammen aus Zeiten, in denen die Konstruktion noch ganz ohne Computer vonstatten ging“, berichtet Andreas Pannenbäcker zum Abschluss. „Ein Zeichen echter Partnerschaft und ein Service, das bei unseren Kunden sehr gut an(TR) kommt“. Zum Autor: Dr. Alexander M. Lille ist freier Fachjournalist und Inhaber der PR-Agentur Contentmanufaktur. INFOLINKs: www.festo.at www.schelling.at AUSTROMATISIERUNG Partnerschaft, die passt: Wolfgang Rohner, Geschäftsführer Vertrieb und Technik, Stefan Gritsch, kaufmännischer Geschäftsführer und Konstrukteur Andreas Pannenbäcker – alle drei von Schelling – mit Michael Wurm, der die Sales Region West von Festo leitet. 28_53_0616_austro 25.08.16 18:14 Seite 28 T Technik pur I PRODUKTNEUHEITEN Klein und kommunikationsfreudig Konfektionierte Leitungen in Economy-Version Igus hat das Angebot seiner »readycables«-Antriebsleitungen um »chainflex M«-Leitungen erweitert und bietet diese als vorkonfektionierte Varianten in Wunschlänge inklusive Steckverbinder an. Der Kölner Hersteller konfektioniert Kabel nach 24 Herstellerstandards mit Original-Steckverbindern. www.igus.at INTRO 24-VDC-Schaltnetzteil mit 92% Wirkungsgrad Der Ethernet-Absolut-Drehgeber »EAL580« von Baumer unterstützt dank kompakter Maße einen flexiblen Einbau in beengten Situationen und kommuniziert in einer ersten Variante via Profinet-Schnittstelle. Seine kleine Einbautiefe und der Entfall von Winkelsteckern prädestinieren den »EAL580« für platzsparende Konstruktionen. Der radiale Steckerabgang verhindert außerdem enge und störungsanfällige Biegeradien. Der »EAL580« hat eine durchgehende Hohlwelle mit wahlweise A- oder B-seitigem Klemmring. Dadurch lässt er sich optimal in einen Antriebsstrang integrieren, umständliche Zusatzkonstruktionen entfallen. Außerdem gewährleistet die »OptoTurn«-Technologie für die rein optische Single- und Multiturn-Positionserfassung höchste Genauigkeit und maximale Magnetfeldresistenz. Als erste Variante der neuen Serie wird der »EAL580» mit ProfinetSchnittstelle erhältlich sein, weitere Ethernet-Schnittstellen sollen folgen. Die Drehgeber in Profinet-Variante unterstützen den plattformunabhängigen Kommunikationsstandard OPC-UA und gewährleisten einen zuverlässigen und herstellerneutralen Datenaustausch zwischen verschiedensten Systemen. Das unterstützte »Media Redundancy Protocol« (»MRP«) sorgt für hohe Maschinen- und Anlagenverfügbarkeit. www.baumer.com » Zug um Zug projektieren Alu- & Edelstahl-Finger aus dem 3D-Drucker Schunk baut sein webbasiertes 3D-Designtool »eGRIP« weiter aus: Neben individuellen Greiferfingern aus Polyamid können nun auch additiv gefertigte Finger aus Aluminium und Edelstahl in weniger als 15 min konstruiert und bestellt werden. Eine integrierte Leichtbaustruktur senkt das Gewicht der Metallfinger d abei um bis zu 50%. www.egrip.schunk.com Der »Advanced Typical Manager« (»ATM«) der CAE-Software-Plattform »Engineering Base« (»EB«) von Aucotec ist ein Konfigurations-Konzept für die Schienenfahrzeugindustrie, das mit seinem modularen Baukastensystem die Entwicklung unterschiedlichster Bahnprojekte beschleunigt. Grundlage dafür sind funktionsorientierte, qualitätsgeprüfte Vorlagen (»Typicals«) und ein leicht handhabbares Variantenund Optionen-Management, das die Zahl der »Typicals« selbst bei hoher Komplexität überschaubar hält. Mit dem »ATM« lassen sich länderübergreifende Projekte wie so genannte »Korridor-Loks« übersichtlich handhaben und konsistent konfigurieren. Die »Typicals« werden in der Datenbank des Engineering-Systems zentral verwaltet. Der Bearbeiter gibt Änderungen nur an einer Stelle ein; sie erscheinen sofort in sämtlichen Repräsentanzen des geänderten Objekts. Zusätzlich ermöglicht die Software die schnelle Umsetzung individueller Ausstattungs-Anforderungen von unterschiedlichen regionalen Betreibern. Ein zentral verwalteter Grundbaukasten lässt sich um beliebig viele Funktionsbausteine erweitern. Optionen werden als separate Teilschaltungen hinterlegt, das erspart die sonst notwendigen zahllosen Blattvarianten mit allen möglichen Options-Kombinationen. So entstehen in kurzer Zeit maßgeschneiderte Schienenfahrzeuge für jeden Bedarf. www.aucotec.at 28 AUSTROMATISIERUNG Fotos: Lütze, Baumer, Aucotec, Siemens, Yuasa; Lütze ergänzt seine »Compact Serie« um das mehrphasige 20-ASchaltnetzteil . Neben dem hohen Wirkungsgrad bei minimaler Verlustleistung und Erwärmung punktet das Gerät mit seiner schmalen Baubreite von 73 mm und dem geringen Gewicht von 1kg. www.luetze.at 28_53_0616_austro 25.08.16 18:14 Seite 29 Kompakte 24-V-Stromversorgung Mit »Sitop PSU8200« bietet Siemens eine Stromversorgung für einphasige Netze mit 40 A, einer geringen Breite von 145 mm und einem Wirkungsgrad von bis zu 93 Prozent. Bei kurzzeitiger Überlast liefert sie den dreifachen Nennstrom für 25 ms beziehungsweise eineinhalbfachen Nennstrom für 5 s/min. Das Gerät im robusten Metallgehäuse verfügt über einen einphasigen Weitbereichseingang (85–132/170– 264V) mit automatischer Bereichsumschaltung zwischen 120 und 230 V. Zudem zeichnet sich die Stromversorgung durch den integrierten Meldekontakt »24 V o.k.«, die einstellbare Ausgangsspannung von 24 bis 28 V zur Kompensation von Spannungsabfällen, einen weiten Umgebungstemperaturbereich von -25° bis +70° C sowie internationale Zertifizierungen wie UL, CSA, GL, ATEX oder IECex aus. Für die Konstruktion und Projektierung sind 2D/3D-Daten, Schaltplanmakros sowie Betriebsanleitungen oder Zertifikate kostenlos im Internet verfügbar. Durch Einlesen des DataMatrix-Codes mit der Siemens »Industry Online Support App« lassen sich im Betrieb Produktinformationen wie Datenblatt oder Handbuch direkt abrufen. Anwender können die Stromversorgung zudem mit »Sitop«Redundanz-, Selektivitäts- und Puffermodulen sowie mit DC-USV-Modulen je nach Bedarf modular erweitern. Das Gerät erfüllt damit besonders die Anforderungen der Automobil-, Nahrungsmittel-, Pharma- oder Chemieindustrie. www.siemens.at Zyklenanzahl fast verdoppelt Die zyklischen Batterien der »REC«-Baureihe von Yuasa Battery (ÖV: Akkutron) liefern mit rund 600 Zyklen bei einer Entladetiefe von 75% fast doppelt so viele Zyklen wie herkömmliche zyklische Batterien. Die Baureihe bedient sich der VRLA-Technik, ist somit fast wartungsfrei und kann in jeder beliebigen Lage (außer dauerhaft über Kopf) betrieben werden. Konstruiert ist die Batterie mit besonders belastbaren Bleiplatten, die in Verbindung mit einem speziellen Separatorensystem nicht nur die sehr hohe Anzahl von Zyklen ermöglichen, sondern auch die Batterie bei Tiefentladung entsprechend schützen. Herkömmliche zyklische Batterien weisen nach Eurobat eine Float-Charge-Lebensdauer von 3 bis 5 Jahren aus. Auf Grund der besonderen Plattenkonstruktion ist die »REC«-Serie als 6-9-Jahresbatterie klassifiziert. Darüber hinaus zeichnet sie sich durch eine geringe Selbstentladung von nur 0,1% pro Tag (bei 20° C) aus. Für den Nutzer bedeutet das mehr Komfort und für den Händler längere Lagerdauer. Zur Verfügung stehen acht Modelle mit jeweils 12 V Nennspannung, erhältlich in den Kapazitäten 10, 12, 14, 22, 26, 36, 50 und 80 Ah. www.akkutron.at AUSTROMATISIERUNG 28_53_0616_austro 25.08.16 18:14 Seite 30 T Technik pur I ENERGIEEFFIZIENZ Weidmüller ergänzt sein I/OSystem »u-remote« um ein DreiPhasen-Leistungsmessmodul. Mit diesem lassen sich Kennzahlen von elektrischen Verbrauchern in Echtzeit erfassen und einem Energiemanagement bereitstellen. Energiemonitoring zum Anstecken B 30 Umbau-Strommesswandlern kann eine Nachrüstung der Energieerfassung sogar ohne jeglichen Eingriff in die bestehende Elektroinstallation des betreffenden Verbrauchers erfolgen. werte von Spannungen und Strömen zu erfassen – bei freier Wahl des Kommunikationsprotokolls. Einfache Diagnose und Datenkommunikation Individuelle Datenerfassung Das neue Leistungsmessmodul übermittelt nicht einfach wahllos eine Fülle an Daten, sondern sorgt für eine integrierte Vorverarbeitung der Messdaten. Denn für die Messung, Auswertung und Weiterverarbeitung der gemessenen Rohdaten stehen applikationsspezifisch konfigurierbare Parameter bereit. Durch eine parametrierbare Vorverarbeitung direkt im Modul lassen sich die gewünschten, verbraucherspezifischen Kenndaten übersichtlich und direkt im Prozessabbild bereit- bzw. darstellen. Damit erzielen Anwender Transparenz über die Verbrauchsdaten ihrer Maschinen und Anlagen. Anwender können außerdem das Leistungsmessmodul an jeder beliebigen Stelle innerhalb einer »u-remote«-Station platzieren. An das lediglich 11,5 mm breite Modul ist ein individueller Verbraucher anschließbar, um Mess- AUSTROMATISIERUNG Der einfachen Diagnose dienen LEDs an jedem Kanal sowie Statusanzeigen an jedem Modul. Sie zeigen an, ob die Datenübertragung läuft oder ob ein Fehler vorliegt. Dies sorgt für sichere Systeminbetriebnahme und zügige Anlagenwartung. Weiterer Vorteil: Dank des integrierten »u-remote«-Webservers können Anwender die aktuellen Verbrauchsdaten der angeschlossenen Verbraucher in jedem Standard-Webbrowser visualisieren – und zwar ohne zusätzliche Software. Der Zugriff erfolgt wahlweise über Ethernet oder eine USB-Schnittstelle auf dem Koppler. Das erhöht die Transparenz, erleichtert die Konfiguration, vereinfacht die Maschinen- bzw. Anlagenwartung und redu(r.PA./TR) ziert Fehlerquellen. INFOLINK: www.weidmueller.at Foto: Weidmüller; ei einem zukunftsfähigen Energiemanagement gilt es, den Betrieb einzelner Maschinen und Prozesse oder auch kompletter Anlagen auf eine optimale Energienutzung hin abzustimmen. Dazu müssen Verbrauchsdaten aller relevanten Komponenten erfasst und analysiert werden. Eine Lösung dafür bietet das neue Leistungsmessmodul von Weidmüller. Es dient der Erfassung und Verarbeitung von Daten ein- oder dreiphasiger Wechselstromverbraucher bis zu einer Bemessungsspannung von 300 Veff AC (L-N). Das Modul misst bzw. errechnet Blind-, Scheinund Wirkleistung sowie Energieverbrauch, ferner Phasenwinkel und weitere elektrische Kenngrößen. Außerdem übermittelt das Modul die Prozessdaten an übergeordnete Steuerungen oder Leitsysteme, bei freier Wahl des Kommunikationsprotokolls. Das Leistungsmessmodul ist in bestehende Automatisierungslösungen auf Basis von »u-remote«, dem Remote-I/O-System von Weidmüller, einfach zu integrieren. Ströme bis 1 bzw. 5 A können direkt, höhere Ströme mit entsprechenden Strommesswandlern indirekt über das Modul gemessen werden. Bei Verwendung von Drei-PhasenLeistungsmessmodul 28_53_0616_austro 25.08.16 18:15 Seite 31 I PRODUKTNEUHEITEN Neue praktische Funktionen in CAEPlattform Zusätliche praktische Funktionen integriert in CAE-Plattform integriert Die Engineering-Software »Eplan Plattform Version 2.6« bietet unter anderem neuen Funktionen zur Klemmenprojektierung und Projektdatenverwaltung, die Darstellung von Rohrleitungen in der Fluidtechnik sowie optimierte IT-Integration. In der Klemmenleisten-Verwaltung verwendetes Zubehör kann einfach dargestellt und automatisch oder manuell definierte Brücken können leicht identifiziert werden. Zudem lässt sich der aktuelle Klemmen-Status anzeigen, wie er im Navigator dargestellt ist. Eine anschlussorientierte Sichtweise gibt den schnellen Überblick über freie Klemmenanschlüsse. Durch den »Quick Input Filter« in der Projektverwaltung lassen sich Teilprojekte frei definierbar ablegen. In der Projektstruktur-Verwaltung können bestimmte Strukturen im gesamten Projekt gesucht und bearbeitet werden. »Eplan Fluid Professional« einschließlich »Eplan Pro Panel« bieten die Möglichkeit der Darstellung von Rohrleitungen und Hydraulikschlauchleitungen direkt in 3D bei voller Layout-Funktionalität. Mit der Exportfunktion lässt sich die Rohrgeometrie an eine externe Fertigungssoftware übermitteln. Mit »Eplan Preplanning« können Daten aus externen Quellen importiert werden, inkl. Vorschau zur Datenvalidierung. Unterschiede werden einfach erkannt und sogar gelöschte Objekte können gefunden und einfach aus der Vorplanung und dem Detail-Engineering entfernt werden. Auch die UserVerwaltung und die Verwendung von SQL-Datenbanken wurden vereinfacht. www.eplan.at Dünne Folien zuverlässig messen Foto: Optris, Eplan; Folien unter 1 mm Dicke sind für Standard-IR-Thermometer transparent und daher nicht messbar. Abhilfe schafft das Infrarot-Thermometer »CT P3« von Optris, das in einem schmalen Spektralbereich von 3,43 µm misst und damit eine präzise Temperaturmessung dünner Folien aus beispielsweise PE oder PP ermöglicht. Das »optris CT P3« ist ein miniaturisiertes und robustes Pyrometer in einem Massivgehäuse, das sich für Nachrüstungen und OEM eignet. Es ist ungekühlt in Umgebungen bis zu 75 °C einsetzbar und erfüllt die Schutzklasse IP65. Die Elektronik (420 g) ist separat vom Sensorkopf (200 g) und hat leicht zugängliche Programmiertasten sowie ein beleuchtetes LCD-Display. Die Analogausgänge sind wählbar zwischen 0/4-20 mA, 0-5 V, 0-10 V, Thermoelement Typ K oder J. Als digitale Ausgänge stehen optional USB, RS485, RS232 Schnittstelle, Relaisausgänge, CANBus, Profibus-DP oder Ethernet zur Verfügung. www.optris.at AUSTROMATISIERUNG 28_53_0616_austro 25.08.16 18:15 Seite 32 T Technik pur I PROGRAMMIERTOOL Neue IEC 61131-Entwicklungsumgebung als Web-Applikation gänzlich hardware- und betriebssystemunabhängig Programmieren via Webbrowser ie in Krems ansässige Firma qmd4 wurde 2014 von vier Gesellschaftern aus der industriellen Automatisierungsindustrie gegründet. Sie alle verbindet jahrzehntelange Erfahrung in den Bereichen Hard- und Softwareentwicklung, SPS-Programmierumgebungen und Automatisierungsanwendungen. Als geschäftsführender Gesellschafter agiert Thomas Baier, der weit über den deutschsprachigen Raum hinaus als Automatisierungsspezialist anerkannt ist. Als offizieller österreichischer IEC-Experte ist er schon lange aktiv an der Entwicklung relevanter Standards beteiligt, wie u.a. PLCopen XML, Safety und Benchmarking, OPC-UA, sowie der IEC 61131 selbst. „Wir von qmd4 sind der Überzeugung, dass in Zukunft die Automatisierung noch mehr als heute auf offene Technologien setzen wird und weitgehend auf jetzt als »Internet-Technologien« bekannte Standards bauen wird“, unterstreicht Thomas Baier seine Einschätzung. „Unter dem Schlagwort »IoT« wird zwar seit geraumer Zeit die Vernetzung und die einhergehende notwendige »Intelligenz« der einzelnen Elemente vorangetrieben, we- D „Der HTML5-Standard ist die ideale Technologie und Basis, um als Entwicklungswerkzeug eingesetzt zu werden.“ Thomas Baier, geschäftsführender Gesellschafter von qmd4. 32 sentliche Aspekte – nämlich die Programmierung, Bedienung und Konfigurierung dieser »IoT«-Elemente und -Geräte – wurden aber bisher außen vor gelassen. Wie auch im Büroalltag werden im industriellen Bereich der Webbrowser und die dabei verwendeten Technologien in Zukunft eine zentrale Rolle spielen.“ Um diesen Zukunftstrend zu gestalten und voranzutreiben, hat qmd4 mit »q4Logix« eine IEC61131-Entwicklungsumgebung realisiert, bei der Programmierung, Parametrierung, Test und Inbetriebnahme im Webbrowser durchgeführt werden. Der Webbrowser als »IoT«-Brücke Der Browser bietet sich laut qmd4 als ideale Brücke innerhalb der »IoT«-Welt – also zwischen den Maschinen, dem Internet und den Programmierern – an. Die Browsertechnologien hatte schon immer einen systemübergreifenden Charakter und sind auf Geräteunabhängigkeit ausgerichtet. „Das ermöglicht es nicht nur dem Benutzer, frei zu entscheiden, mit welchem System – ob »Windows«, »iOS«, »Linux« oder »Android« – er am liebsten arbeiten möchte, sondern es befreit auch den Anbieter von der Einschränkung auf einzelne Systeme sowie von der aufwändigen und kostspieligen Entwicklung und Pflege mehrere Parallelsysteme“, ist sich Thomas Baier sicher. „Ein lokales Installieren und Pflegen von Software auf Geräten der Anwender entfällt vollständig.“ Mit dem HTML-5 Standard wurde die Möglichkeit geschaffen, nicht nur Daten und Webseiten statisch anzuzeigen sondern AUSTROMATISIERUNG dynamische Inhalte darzustellen und zu bearbeiten. „Es ist somit die ideale Technologie und Basis, um als Entwicklungswerkzeug eingesetzt zu werden“, so Thomas Baier weiter. Durch die bei »q4Logix« eingesetzte ressourcenschonende Webservertechnologie kann diese IDE sowohl als Internet-Cloud, innerhalb eines Firmennetzwerkes oder z.B. direkt auf einer lokalen SPS betrieben werden. Durch die Skalierbarkeit wird eine hohe Flexibilität für unterschiedlichste Applikationen gewährleistet – nicht ohne dabei den sicherheitsrelevanten Vorgaben (Zugriffssicherheit/ gleicher Standard wie beim Onlinebanking) entsprechend Rechnung zu tragen. Einfache Handhabung Der Programmierer benötigt weder eine Installation auf dem eigenen Gerät noch einen der unbeliebten Dongles. Da sowohl die Programmierung als auch die Code-Generierung im Browser erfolgen, erfordert die Lösung keine aktive Serverunterstützung. Die Verbindung zum Server wird nur zum Laden und Speichern der Programme aktiviert, die Web-Applikation braucht dadurch nur minimale Rechenleistung des Servers. Deshalb ist es möglich, »q4Logix« auch direkt von einer SPS zu betreiben. Der integrierte Online-Debugger läuft wie die gesamte Entwicklungsumgebung im Browser und belastet daher die Rechenleistung des Zielsystems nur minimal. In einem für den Benutzer erfassbaren Zyklus werden die aktuellen Werte der Variablen ausgelesen und angezeigt bzw. können diese aus dem Browser heraus neu gesetzt werden. Dadurch kann der Programmierer auf schnellem und bequemem Weg sein Programm testen und etwaige Fehler finden und beheben. Seit Kurzem ist die neue Version V1.6 von »q4Logix« online verfügbar. Bereits registrierte Kunden werden automatisch zur neuen Version verlinkt, Neuinteressenten können sich auf der Website für einen kostenfreien Testzugang registrieren. (r.PA./TR) INFOLINK: www.qmd4.com Fotos: qmd4, Fotolia; Das verspricht neue Freiheiten beim Programmieren: Mit »q4Logix« hat das niederösterreichische Start-up-Unternehmen qmd4 die laut eigenen Angaben erste echte webbasierte, grafische IEC61131-Programmieroberfläche auf den Markt gebracht. Durch die Realisierung als Web-Applikation ist diese IDE-Lösung (Integrated Development Environment) mit jedem modernen Standardbrowser erreichbar. Programmierung, Parametrierung, Test und Inbetriebnahme können so komplett hardware- und betriebssystemunabhängig erfolgen. Wie das funktioniert, kann nach vorheriger Registrierung online kostenfrei getestet werden. 28_53_0616_austro 25.08.16 18:15 Seite 33 28_53_0616_austro 25.08.16 18:15 Seite 34 28_53_0616_austro 25.08.16 18:16 Seite 35 28_53_0616_austro 25.08.16 18:16 Seite 36 28_53_0616_austro 25.08.16 18:16 Seite 37 I POINTIERT SERVIERT Empathie – jetzt auch digital Dem Morgen graute als der Huber Ferdl heimwärts torkelte und auf Zehenspitzen das eheliche Schlafzimmer anpeilte. Pech: Sein getreues Eheweib war schon wach, starrte ihn kurz an, schrie: „Warst schon wieder bei der Zenzi?“, schwang den Nudelwalker und traf Ferdls Schädel, dass er besinnungslos zu Boden sank. Der Huber Ferdl hatte wohl vergessen, dass seine Angetraute zu der Spezies von Mensch gehört, die Gesichter »lesen«, Mienenspiele exakt deuten und Körpersprache perfekt erkennen können. Ja, da kann man gar nicht genug aufpassen, denn jetzt arbeiten Forscher mit Feuereifer daran, Computern und Robotern empathische Fähigkeiten zu verleihen. Beispielsweise an der Ohio State University, wo seit geraumer Zeit Gesichtsausdrücke zu Gefühlen untersucht werden. Hier wurden 21 Gefühle und Gefühlsverbindungen gefunden, die mit typischen Gesichtern einhergingen. Die Forscher stellten fest, dass fast jeder Mensch diese 21 Emotionen gleichermaßen ausdrückt und entwickelten auf dieser Grundlage ein Computerprogramm, das Gefühlsregungen an der Mimik ablesen kann. Weiteres Beispiel: Ein Startup-Unternehmen namens nViso entwickelt ein System, das durch die Analyse von Gesichtsausdruck und Augenbewegungen Emotionen erkennt. Das erste von nViso entwickelte Produkt ermöglicht es, mithilfe einer einfachen Webcam die Gesichtsausdrücke von Konsumenten beim Ausfüllen eines Marketingfragebogens über das Internet zu analysieren, um die geschriebenen von den nonverbalen Antworten unterscheiden zu können. In einer weiteren Anwendung sollen nicht nur Emotionen erkannt, sondern auch durch Beobachtung der Blickrichtung festgestellt werden, welcher Bildschirmbereich die Reaktion hervorgerufen hat. Ähnliches wurde auch von der University of Rochester bekannt, wo eine Software entwickelt wurde, die aus der Sprache eines Menschen dessen derzeitige Gemütslage erkennt. In einem Praxistest mit 700 Audio-Sprechproben konnte die Technologie den jeweiligen emotionalen Zustand in 72 Prozent der Fälle korrekt analysieren. Mit diesem Wert erzielte die Software sogar ein besseres Ergebnis als eine Vergleichsgruppe mit echten Menschen. Die »digitale Empathie« macht auch nicht vor unschuldigen Kindern halt: Im Rahmen eines von der EU ge- förderten interdisziplinären Projektes haben Wissenschaftler aus mehreren Nationen einen Roboter entwickelt, der im Unterricht auf die Stimmungen der Schüler eingeht. Forscher der Bremer Jacobs University wollen dem französischen Roboter namens Nao emotionale Intelligenz beibringen, sodass dieser zu Teenagern eine Beziehung aufbauen, Gefühle erkennen und Empathie zeigen kann. Er sollte einschätzen können, ob ein Kind gelangweilt, überfordert oder gestresst ist und es zum Weiterlernen animieren. Selbst die Bewegung der Augenbrauen muss er interpretieren können – um dann mit Gesten und Worten zu reagieren. Fast unglaubliches Resultat: Untersuchungen haben belegt, dass Kinder besser auf Kritik von Robotern reagieren als auf die ihrer Lehrer aus Fleisch und Blut! Die erwähnten Beispiele zeigen, dass »Big Brother« immer gottähnlicher wird: Er dringt jetzt auch in unsere Gefühlswelt ein, mit bisher ungeahnten Auswirkungen, die das schockierende Erlebnis des Huber Ferdls durchaus in den Schatten stellen könnten, befürchtet Ihr Franz Maderbacher [email protected] 37 28_53_0616_austro 26.08.16 15:14 Seite 38 T Technik pur I PRODUKTNEUHEITEN Intelligente(re) Stromversorgung Der zum Patent angemeldete »Hybrid Transfer Switch« von Raritan (ÖV: BellEquip) kombiniert Leistungsfähigkeit mit hoher Geschwindigkeit von 4 bis 8 ms, verbesserter Energieeffizienz und hoher Zuverlässigkeit. Ordentlich belastbar Der aktive Spannungsregler »PCS100 AVC-20« von ABB ist ein wechselrichterbasiertes System, das eine kontinuierliche Spannungsregelung und Lastspannungsausgleich ohne Energiespeicher ermöglicht und so empfindliche Verbraucher vor Spannungsschwankungen schützt. Der hybride Rack Transfer Switch ist laut Hersteller doppelt so schnell wie standardmäßige automatische Transfer Switches, und zeichnet sich durch Zuverlässigkeit und Vielseitigkeit aus. Neben der Hauptaufgabe, während Stromausfällen für reibungslosen Betrieb zu sorgen, liefert er detaillierte Erkenntnisse zu Energieverbrauch und Zustand des Rack-Equipments und bietet Energieverwaltungsfunktionen für professionelle Kapazitätsplanung und Energiekostenmanagement – beispielsweise stehen durch Leistungspegel sowohl an der Ausgangs- als auch der Eingangsebene der Stromquelle noch detailliertere Energiedaten zur Verfügung. Das Gerät ermöglicht Monitoring der Leistungsqualität in Echtzeit, das sichere schalten des Netzumschalters, das an- und abschalten der Stromversorgung einzelner Geräte via Fernzugriff sowie Überwachung der Umgebungsbedingungen im Rack. Dafür stehen Plug-and-Play-Sensoren, intelligente netzwerkfähige Controller mit Display, zwei USB-A-Schnittstellen und ein USB-BAnschluss zur Unterstützung von Wi-Fi-Vernetzung und Webcams bereit. Der Spannungsregler greift nur auf die Netzspannung zurück und benötigt keinen eigenen Energiespeicher, teure Notstromaggregate entfallen. Basierend auf der Umrichterplattform »PCS100« mit ihrer Steuerungssoftware korrigiert der »PCS100 AVC-20« Spannungsschwankungen in weniger als 20 ms und gewährleistet damit eine kontinuierliche Netzqualität. Seine robuste Überlastfähigkeit, der modulare Aufbau und seine Skalierbarkeit machen den Regler zuverlässig und wartungsfreundlich. Der interne Bypass sorgt für einen ausfallsicheren Betrieb, seine geringe Stellfläche bietet eine hohe Leistungsdichte, was die Aufstellung in kleinen Räumen ohne zusätzliche Kühlung ermöglicht. Die wenigen beweglichen Komponenten verringern die Service- und Wartungskosten, ein hoher Wirkungsgrad von über 98% sorgt außerdem für geringe Betriebskosten. Der »PCS100 AVC-20« ist mit einer Belastbarkeit von 160 kVA bis 30 MVA lieferbar und kann weltweit eingesetzt werden. www.bellequip.at www.abb.at Einlegen, drehen, fertig Robustes Panel für Lebensmittelbereiche Die Näherungssensoren der Serie »ST6« von Aventics lassen sich in wenigen Schritten und ohne Spezialwerkzeug einbauen und sind sofort einsatzbereit. Die Spezialvariante des neuen Bedienpanels »eTOP507MFB« von Exor (ÖV: T&G) – das »eTOP4FOOD« – wartet mit einem IP69K-Design für den Einsatz in der Lebensmittel- und Pharmaindustrie auf. Die Sensoren werden von oben per Drop-in Montage in die T-Nut eines Profilzylinders gelegt. Anschließend wird die unverlierbare Exzenterschraube mit einer Viertelumdrehung mit einem Schlitzschraubendreher oder Innensechskantschlüssel fixiert – ohne Spezialwerkzeug. Die Schraube hält den Sensor zudem auch bei Stößen und Vibrationen zuverlässig auf Position. Seitliche Halterippen am Sensor ermöglichen eine einfache Montage auch an schwer zugänglichen Orten oder bei einer Überkopfmontage. Die Sensorserie umfasst ein breites Angebot an Versionen mit verschiedenen Leitungslängen und Anschlüssen. Darüber hinaus stellt der Hersteller Varianten mit ATEX-Zertifizierung bereit und deckt mit der kalt- und warmfesten Ausführung Einsatztemperaturen von -40° bis 120° C ab. Die Sensoren verfügen über eine cUL-Zulassung und sind verpolungssicher und kurzschlussfest. So ist beispielsweise die Bedienung des Touchscreens auch mit Handschuhen möglich. Die schützende Frontfolie aus hochwertigem Polyester hält einer Vielzahl an Chemikalien mehr als 24 h stand. Das rostfreie Edelstahlgehäuse und das Gesamt-Design des »eTOP4FOOD« erlauben eine Hochdruck-Reinigung mit hoher Wassertemperatur. Die robuste HMI-Lösung kann somit ohne zusätzlichen Schutz in Lebensmittel-Bereichen installiert werden. Das Bediengerät verfügt über eine leistungsstarke 1GHz-ARM-CPU mit 256 MB Flash-Speicher. Ein weiteres Highlight ist das 7“-TFTDisplay mit 64.000 Farben in hoher Auflösung. www.aventics.at www.tug.at 38 AUSTROMATISIERUNG 28_53_0616_austro 25.08.16 18:16 Seite 39 Eine runde Sache Die robusten und kleinen Rundstecker »RST1« der Eigenmarke »Gogaplug« von Gogatec reduzieren Zeit und Kosten bei der Verbindung von Maschinen- und Anlagenteilen. Die robusten »RST1«-Rundstecker sind dank ihres Gehäusematerials Polyamid 66/TPE (IP68, -3 bar, -40° bis +125° C) unempfindlich gegen äußere Einflüsse. Die nur 23 mm starken Stecker gibt es als Kabelverbindung (Stecker-Buchse) oder als Gehäusedurchführung mit Gegenmutter bzw. Flanschmontage mit Schrauben. Die Schraubanschlüsse der zwei-, drei-, vier- und fünfpoligen Ausführungen nehmen Leiter von 0,5 bis 2,5 mm2 Durchmesser auf. Sowohl Stecker als auch Buchse sind mit max. 17,5 A und 450 VAC belastbar. Zubehör wie Abdeckkappen, Wandhalter und diverse Dichtringe für Mehrfachkabel runden das Lieferprogramm ab. www.gogatec.at Schneller entwickeln Fotos: BellEquip, ABB, Aventics, T&G, Gogatec, National Instruments; Die Systemdesignsoftware »LabVIEW« von National Instruments unterstützt in ihrer neuen Version 500 zusätzliche Messgeräte, fünf neue 64-bit-Zusatzpakete und eine vereinfachte Python-Integration. Neue Kanalverbindungen in »LabVIEW 2016« bündeln komplexe asynchrone Datenübertragungen in einem Kanal. So sorgen sie für eine schnellere Anwendungsentwicklung, da sich die entworfenen Architekturen einfacher auf andere Bereiche übertragen lassen. Komplexe Softwarearchitekturmuster können mit mehreren Quellen entwickelt werden, ohne zusätzliche benutzerdefinierte Software im Hintergrund. Die neue Version bietet weiters eine verbesserte Interoperabilität mit Python- und Drittanbietergeräten. Dadurch werden Entwicklung und Verteilung von Programmcode optimiert. Der Arbeitsspeicher wird besser ausgenutzt dank 64-bit-Unterstützung für die Zusatzpakete »LabVIEW Control Design and Simulation Module«, »LabVIEW MathScript Real-Time Module«, »LabVIEW Unit Test Framework Toolkit«, »LabVIEW Desktop Execution Trace Toolkit« und »LabVIEW VI Analyzer Toolkit«. Das neue »Instrument Driver Network« unterstützt zusätzlich zu den bereits bestehenden 10.000 Geräten 500 neue. »LabVIEW 2016« ist vollständig kompatibel mit den aktuellen NI-Hardwaretechnologien und kann kostenlos evaluiert werden. www.ni.com/austria AUSTROMATISIERUNG 39 28_53_0616_austro 25.08.16 18:16 Seite 40 Technik pur I PRODUKTNEUHEITEN Kleine Kraftpakete Mit den wandmontierbaren Industrie-PCs der Serie »BoxedLine« von TL Electronic profitieren anspruchsvolle Anwendungen von der starken »Core-i«-Rechenleistung der sechsten Generation »Skylake«. Je nach Aufgabenstellung kann die Ausstattung der in Deutschland gefertigten Industrie-Box-PCSerie »BoxedLine BL1042« flexibel skaliert werden. Die ProzessorBandbreite startet mit der schnellen Zweikern-CPU »Core i3-6100 TE« mit 2x2,7-GHz-Taktrate, die im Turbo-Boost sogar mit 3,7 GHz rechnet. Die leistungsstarke Vierkern-CPU »Core i7-6700 TE« mit 4x2,4-GHz-Taktrate empfiehlt sich für anspruchsvolle Industrie-Anwendungen z.B. in der Bilddatenerfassung. Unterstützt wird die Rechenleistung durch bis zu 64 GB DDR4-Hauptspeicher, zwei SATA-Festplatten sowie auf Wunsch weitere Datenträger. Bei kompakten Abmessungen von 360 x 370 x 160 mm stehen zahlreiche Erweiterungssteckplätze zur Verfügung wie vier PCI-Slots, drei PCI-Express und zwei Mini-PCI-Express. Der RAID-Controller ist bereits auf dem ATX-Board integriert, so dass sich der Box-PC zudem als RAID-System aufbauen lässt. Die zwei RJ45-Ports für Gigabit-Ethernet sind mit dem Ethernet Controller »I210-AT« kombiniert. Dadurch kann man die »BL1042«-Rechner gemäß der IEEE 1588 z.B. für Messund Kontrollsysteme verwenden. Die wandmontierbaren Box-PCs besitzen einen rückseitigen sowie zwei frontseitige Lüfter. www.tl-electronic.at E-CAD-Software in neuer Version Die E-CAD-Lösung »WSCAD Suite 2017« bietet in ihrer neuesten Version Anwendern mehr Funktionalität, viele Add-Ons und Detailverbesserungen sowie individuell wählbare Wartungsverträge. Zu den neuen Funktionen zählt die Erweiterung der Strukturkennzeichen nach DIN EN 81346 um die Aspekte »==« und »++« für funktionale Zuordnung und Aufstellungsort. An die neue Norm angepasst wurden die bisherigen Kenner »+« für Einbauort und »=« für Anlagenteil. Werden Strukturkennzeichen konsequent verwendet, können Teilschaltungen auf Knopfdruck in neue Pläne eingefügt und der komplette Schlüssel für Betriebsmittelkennzeichen automatisch übernommen werden. Mit dem Add-On »PLM/ERPsync« können durch die SQL-basierte »PLM/ERP-Exchange«-Datenbank sowohl Material- und Stücklisten als auch Artikelstämme abgeglichen werden. Die Suite »Building« in der erweiterten Ausbaustufe »EE Advanced« bietet einen Stromlaufplan mit Querverweisen sowie Schütz-, Klemmen-, Kabel- und Stecker-Manager. Zu den Neuerungen zählen die Unterstützung von Touchscreen-Funktionen auf »Windows«-Geräten, der Import und die Zusammenführung von Materiallisten und Klemmenplänen im Materialbrowser mit Abgleich der Artikeldatenbank. Neu definiert hat WSCAD auch die Wartungsverträge, so bietet etwa eine Premium-Version schnelle Reaktionszeit, persönliche Ansprechpartner und weitere Vergünstigungen. www.wscad.com Smarter Sensor Kompakte Absolut-Druckmessung Der Online-Shop Automation24 ergänzt sein Sortiment im Bereich Antriebstechnik um inkrementale Drehgeber mit IO-Link-Schnittstelle von Ifm Electronic. Mit dem Eingangsmodul »DM 811« für die »S-Dias«-Serie von Sigmatek lässt sich Absolutduck in einem Messbereich von 0–1.600 mbar präzise erfassen. Zur Auswahl stehen neben der Basic-Baureihe auch Varianten mit Display und Programmiertasten als Voll- und Hohlwellenausführung. Beide Baureihen arbeiten nach dem magnetischen Wirkprinzip und eignen sich somit für die meisten industriellen Anwendungen. Die schock- und vibrationsfesten Geräte verfügen über robuste Edelstahlgehäuse und decken einen großen Temperaturbereich von -40° bis 85° C ab. Das magnetische Abtastsystem und die Auflösung von 1–10.000 Impulsen sorgen für höchste Auflösung und Messgenauigkeit. Der Anschluss erfolgt über eine fünfpolige bzw. achtpolige M12-Steckverbindung, die sowohl radial als auch axial verwendbar ist. Für die Kommunikation und Programmierung steht dem Anwender IO-Link zur Verfügung. Die erweiterte Variante verfügt zusätzlich über ein farbumschaltbares Display und eine DreiTasten-Bedienung, über die sich Auflösung, Drehrichtung und Zusatzfunktionen wie Drehzahlwächter oder Zähler direkt am Gerät programmieren lassen. Zudem ist das Eingangsmodul mit einem PT100-Temperatureingang (0–300° C) ausgestattet. Dadurch wird ein noch präziseres Messergebnis garantiert, da auch die Umgebungstemperatur miteinbezogen wird. Zusätzlich zu Absolutdrucksensor und Temperatureingang sind acht digitale Eingänge (0,5 ms) auf der Modulgröße von nur 25 x 104 x 74 mm verbaut. Durch den integrierten Absolutdrucksensor kann auf einen zusätzlichen externen Drucktransmitter verzichtet werden. Die I/O-Karte wandelt das Pneumatik-Signal direkt in einen digitalen Pegel um, das spart Schaltschrank-Platz und Kosten. »DM 811« eignet sich besonders für die Verpackungsindustrie, die Kältetechnik oder den Einsatz in Kompressoren. www.automation24.at www.sigmatek.at 40 AUSTROMATISIERUNG Fotos: TL-Electronic, Automation24, Wscad, Sigmatek; T 28_53_0616_austro 25.08.16 18:16 Seite 41 I DATENMANAGEMENT Der Vorarlberger Automatisierungstechnik-Hersteller Bachmann electronic arbeitet kontinuierlich an neuen Lösungen, die den Maschinenbau der Vision der intelligenten Fabrik im Zeitalter der »Industrie 4.0« ein deutliches Stück näher bringen. Eine davon ist das neue Software-Konzept »FMS«, das ohne großen Mehraufwand die Datentiefe in der vertikalen Ebene auf ein neues Niveau anhebt. ie Entwicklungsarbeit von Bachmann im Bereich des vertikalen Datenflusses hat das Ziel, die Maschinenüberwachung und das Servicemanagement zu optimieren sowie ungeplante Stillstandzeiten zu vermeiden. Das so entstandene Software-Framework »Flotten-Management-System« (»FMS«) holt Daten aus der Tiefe der Maschinen-Sensorik und -aktorik und veredelt diese zu weltweit nutzbarem Wissen, das auf globaler Ebene eine zustandsbasierte Wartung über Anlagen- und Eigentümergrenzen hinweg ermöglicht. Das SoftwareKonzept zeigt, wie zustandsbasierte Wartung einfach und ohne großen Mehraufwand funktionieren kann. Es beruht auf fünf Schritten, mit denen sich die Nutzung des vertikalen In- Foto: Fotolia; D Pfiffiges Software-Konzept für die »Smart Factory« Wissen aus der Datentiefe formationsflusses innerhalb einer Anlage sowie über verschiedene Standorte hinweg optimieren lässt. Dabei setzt es zunächst bei den Standards und den Daten an, die bereits verfügbar sind. Das fängt bei der Datenerfassung und Datenaggregation an und geht über lokales Nutzbarmachen der Daten sowie zielgruppenspezifisches Datenmanagement bis hin zur Datenauswertung. Wissensmanagement gehört die Zukunft Mittels »FMS« lassen sich die Menge der weltweit gesammelten Daten sowie die Qualität der daraus gewonnenen Informationen deutlich er- höhen. Auf diese Weise können Maschinenbauer und Endanwender unnötige Kosten für Wartung reduzieren sowie ungeplante Stillstandzeiten minimieren, sodass die TCO (Total Cost of Ownership) einer Maschine sinken. Die Planbarkeit des Services bei der zustandsbasierten Wartung reduziert nicht nur die Kosten, sondern erhöht auch die Maschinenverfügbarkeit. Denn das Software-Modul erkennt Fehler und Verschleißerscheinungen frühzeitig und kommuniziert diese im Sinne eines proaktiven Schutzes direkt an die richtigen Stellen, sei es an die Betriebsführung, das Serviceteam des OEM oder (r.PA./TR) die Warnleuchte einer Anlage. INFOLINK: www.bachmann.info 41 28_53_0616_austro 25.08.16 18:16 Seite 42 T Technik pur I ROBOTIK Neuartige Greifergeneration speziell für die Mensch-Roboter-Kollaboration Handzahmer Greifer Auf der Münchner Fachmesse »Automatica« feierte Mitte Juni Schunks »Co-act Gripper JL1« Premiere: Er ist laut Hersteller der weltweit erste kollaborative Greifer, der unmittelbar mit dem Menschen interagiert und kommuniziert. Zentrale Merkmale sind eine nachgiebige Außenhaut mit abgerundeten Kanten, ein integrierter Schutz vor Werkstückverlust sowie ein LED-Panel als Kommunikationsinterface zum Menschen. B 42 Kommunikationsfreudig Darüber hinaus macht Schunk den Greifer zu einem Kommunikationsmittel zwischen der Anla- AUSTROMATISIERUNG gensteuerung und dem Bediener. So informieren LED-Leuchten und eine entsprechende Farbsystematik darüber, ob die Anlage betriebsbereit ist und ob das korrekte Werkstück gegriffen wurde. Die Pläne gehen sogar noch weiter: Künftig sollen die »Co-act Gripper« ein komplexes Zusammenspiel unterschiedlicher Sensoren und Sicherheitsmechanismen ermöglichen. Kraftmessbacken und eine visuelle Überwachung zählen ebenso dazu wie Häute aus taktilen und kapazitiven Sensoren oder eine strombasierte Kraftregelung. Vergleichbar mit dem Menschen, der in der Regel mehrere Sinne kombiniert, um eine Situation zu bewerten, werden die Greifer künftig Informationen aus mehreren Sensorquellen bündeln und daraus ein möglichst exaktes Bild der Realität ableiten. Über OPC-UA-Schnittstellen werden sie darüber hinaus in der Lage sein, mit dem Roboter sowie mit der übergeordneten (r.PA./TR) Anlagensteuerung zu kommunizieren. INFOLINK: www.schunk.com Foto: Schunk; ereits in der Basisstufe erfüllt der neue »Co-act Gripper JL1« die Forderungen einer sicheren Mensch-Roboter-Kollaboration: Er verliert nie das gegriffene Objekt, er erkennt immer einen Kontakt mit dem Menschen und er verletzt unter keinen Umständen beim Greifen. Ein sicherer Antrieb ermöglicht ein breites Greifkraftspektrum und gewährleistet zu- gleich die funktionale Sicherheit. Wird der Prozess beispielsweise bei einem Not-Aus unterbrochen, ist stets gewährleistet, dass das gegriffene Teil zuverlässig gehalten bleibt. Mithilfe einer Umfeldsensorik erfasst der Greifer kontinuierlich seine Umgebung und verarbeitet die Daten mithilfe einer integrierten Software. Kommt es zu einem unerwünschten Kontakt mit dem Menschen, wird die Greifkraft automatisch begrenzt. Mithilfe speziell entwickelter Greifstrategien und Kraftmessbacken in den Fingern stimmt der »Co-act Gripper JL1« sein Verhalten in Echtzeit darauf ab, ob das Werkstück oder womöglich eine menschliche Hand gegriffen wird. Grundlage ist die Sicherheitsrichtlinie für Industrieroboter DIN EN ISO 10218. Auch Aspekte der künftigen DIN EN ISO 20218 (Safety requirements for industrial robots) sind bereits berücksichtigt. 28_53_0616_austro 25.08.16 18:17 Seite 43 I PRODUKTNEUHEITEN Neue Kompakt-SPS Die »CompactLogix 5380«-Steuerung der Marke »Allen Bradley« von Rockwell Automation punktet mit erhöhter Präzision, erweiterten Anschlussmöglichkeiten und um bis zu 20% mehr Anwendungskapazität als bei vorherigen Versionen. Die Steuerung ist laut Hersteller ideal für Hochgeschwindigkeitsanwendungen mit bis zu 20 Bewegungsachsen geeignet. In Kombination mit dem neuen »Compact I/O«-System der Serie »5069« bieten die zeitgesteuerten Ausgänge verbesserte E/A-Reaktionszeiten von bis zu 0,2 ms. Ein konfigurierbarer 1-GBEthernet-Dual-Port unterstützt die DLR-Topologie oder die Verwendung mehrerer IP-Adressen. Diagnose-Anzeigen geben den Kommunikationsstatus, den Modulzustand und die Aktivität des E/A-Moduls an. Zusätzlich verringern die integrierten System- und Feldversorgungsklemmen die Verdrahtung zu den E/A-Modulen. In der Steuerung sind erweiterte Sicherheitstechnologien und Softwarefunktionen implementiert, wie z.B. digital signierte und verschlüsselte Firmware, eine steuerungsbasierte Erkennung von Änderungen sowie die Aufzeichnung von Prüfprotokollen. Auch eine rollenbasierte Zugriffssteuerung auf Routinen und Add-On-Befehle ist enthalten. Konfiguriert wird wie gewohnt mit der Design-Software »Studio 5000« von Rockwell. Einmal definierte Daten sind über die gesamte »Studio 5000«-Umgebung hinweg zugänglich und können wiederverwendet werden. www.rockwellautomation.at Schwerlastzylinder in zusätzlichen Baugrößen Fotos: Bosch Rexroth, Rockwell Automation; Mit den Baugrößen »105« und »150« erhöht Bosch Rexroth die Skalierbarkeit seiner elektromechanischen Zylinder »EMC-HD« für das Bewegen schwerer Lasten. In fünf Leistungsstufen deckt die »Heavy Duty«-Baureihe Druck-/Zugkräfte bis zu 290 kN ab. Die einbaufertigen Aktuatoren erfüllen die Schutzart IP65 und arbeiten zuverlässig innerhalb eines Temperaturspektrums von -10° bis +60° C. Auf einem max. Hub von 1.800 mm fahren sie beliebig viele, frei wählbare Positionen an. Auch ohne zusätzliches Wegmesssystem erreicht »EMC-HD« Wiederholgenauigkeiten von ±0,01 mm. Bei den Ausführungen mit Planetengewindetrieb und Tieftemperaturfett kann die Einsatztemperatur auf bis zu –30° C sinken. Die Kolbenstange ist korrosionsbeständig und widersteht auch direktem Wasserkontakt. Das Dichtungssystem schützt die Zylinder vor Verschleiß durch Verschmutzung von außen. Anwender haben die Wahl zwischen hochpräzisen Kugeloder Planetengewindetrieben mit verschiedenen Steigungen und Baugrößen. Rexroth bietet die »EMC-HD« sowohl als einbaufertige, rein mechanische Achsen sowie als komplettes System mit verschiedenen, genau abgestimmten Getrieben, Servomotoren und Antriebsreglern der »IndraDrive«-Baureihe bis 4 MW Leistung. www.boschrexroth.at AUSTROMATISIERUNG 28_53_0616_austro 25.08.16 18:17 Seite 44 T Technik pur I IND. KOMMUNIKATION Ethercat Conformance Testtool Version 2.0 freigegeben Es steht nun ein deutlich erweitertes Test-Set für Ethercat-Geräte zur Verfügung. Insbesondere Hersteller von Ethercat-Slaves profitieren von der neuen Version, bei welcher vor allem die Funktionen zur Gerätekonfiguration sowie zur Ethercat-Entwicklung stark ausgebaut wurden. Auch der vollautomatisierte Test von Geräten im Distributed-ClocksModus (DC) ist jetzt möglich. www.ethercat.org INTRO VideoTIPP: Profinet einfach erklärt » Plug&Cloud mit dem »IoT«-Buskoppler Beckhoff’s neuer »IoT«-Buskoppler »EK9160« für Ethercat-Klemmen überträgt einfach aber sicher Steuerungsdaten an alle gängigen Cloud-Systeme. Durch die Realisierung als Buskoppler-Lösung ist dabei weder eine Steuerung noch eine Programmierung notwendig. Eine einfache Konfiguration für die verwendeten I/O-Klemmen, Cloud-Services und Security-Funktionen reicht aus. Die Parametrierung der I/O-Daten, z.B. Datenverarbeitung und Daten-Timing, erfolgt in einem einfachen Konfigurationsdialog über den integrierten Webserver. Anschließend übernimmt der »IoT«-Buskoppler eigenständig den Versand der Daten, inkl. Zeitstempel, an den Cloud-Dienst. Auch erweiterte Mechanismen, wie das lokale Zwischenpuffern der I/O-Daten auf einer Micro-SD-Karte (2 GB) bei Unterbrechung der Internetverbindung, stehen zur Verfügung. Über die Protokolle AMQP, MQTT und OPC-UA (over AMQP) werden alle gängigen Cloud-Systeme unterstützt: »Microsoft Azure«, »Amazon Web Services«, »SAP Hana« und auch Private-Cloud-Systeme im unternehmenseigenen Netzwerk. Der »EK9160« ist »Microsoft Azure Certified« und ermöglicht mit der Multi-Cloud-Fähigkeit auch die Kommunikation mit mehreren Clouds. Der Buskoppler nutzt das Publisher-/Subscriber-Kommunikationsprinzip – er sendet also als Publisher die Daten in die Cloud und eine andere Applikation kann als Subscriber auf die Informationen zugreifen. Diese Applikation kann dann bei Bedarf selbst Daten publishen, auf die wiederum der Buskoppler Zugriff hat. www.beckhoff.at www.indu-sol.com OPC-UA Machine Vision Companion Specification beschlossen Die VDMA-Fachabteilung Industrielle Bildverarbeitung und die OPC Foundation haben eine Absichtserklärung zur Erarbeitung einer OPC-UA Machine Vision Companion Specification unterschrieben. Ziel ist die einfache Anbindung von Bildverarbeitungssystemen in die Produktionssteuerung und IT-Systeme über OPC-UA. www.vdma.org/vision 44 Feldbusmodule verstehen IODD Murrelektronik bietet laut eigenen Angaben als erster Hersteller »IODD on Board« – konkret seiner Feldbusmodule »MVK Metall« und »Impact67« – und ermöglicht damit Plug&Play bei der Einbindung von IO-Link-Devices. Die IODD-Datei (IO Device Description) ist eine Gerätebeschreibungsdatei für Sensoren und Aktoren. Sie enthält Informationen zur Identifikation, zu Geräteparametern, zu Prozess- und Diagnosedaten, zu den Kommunikationseigenschaften und einigen weiteren Details. Bei den Murrelektronik-Feldbusmodulen sind diese IODD-Dateien der IO-Link-Devices von teilnehmenden Herstellern in der GSDMLDatei hinterlegt. Werden nun Devices wie z.B. IO-Link-Sensoren oder IO-Link-Ventilinseln in Installationen eingebunden, so kann direkt auf diese Datenbasis zugegriffen werden und die Integration gelingt in kurzer Zeit. Zum Vergleich: Bislang musste jeder neue IO-Link-Master einzeln in die Software eingebunden werden. Mit »IODD on Board« wird der IO-Link-Master von der Steuerung programmiert – und es kann direkt losgehen. www.murrelektronik.at AUSTROMATISIERUNG Fotos: Indu-Sol, Beckhoff, Murrelektronik, HMS, Helmholz; Der online abrufbare, rund siebeneinhalb Minuten lange Film von Indu-Sol erläutert in Analogie zum Straßenverkehr die grundlegenden Zusammenhänge der Profinet-Technologie und gibt Tipps für einen optimalen Netzwerkaufbau sowie die Kommunikationsdiagnose. Dabei gehen die bewegten Bilder auf Qualitätsparameter der Profinet-Planungsund Inbetriebnahmerichtlinien ein, erklären ihre Bedeutung und geben Hinweise, wie die anzustrebenden Werte erreicht und eingehalten werden können. 28_53_0616_austro 25.08.16 18:17 Seite 45 NET-Gateways schlagen Brücke zur IT LTE-Schub für mehr Geschwindigkeit Mit den »Anybus .NET«-Gateways von HMS können Echtzeitdaten von Maschinen an .NET-basierte IT-Applikationen übergeben werden. .NET-Entwickler erhalten Daten direkt aus dem SPS-System und können diese in Statistik-, Analyse- oder Instandhaltungsapplikationen benutzen. Systeme Helmholz (ÖV: Buxbaum Automation) erweitert seine »ex 100«-Ethernet-Router-Baureihe um zwei Varianten: Der »Rex 100 LTE« ermöglicht eine schnelle Datenübertragung mit bis zu 50 Mbit/s Upload und 100 Mbit/s, der »Rex 100 WiFi« die drahtlose Anbindung an das WAN-Netzwerk via integrierter WLAN-Funktionalität. Die ersten .NET-Gateways sind für Profibus und Profinet erhältlich. Die .NET-Gateways ermöglichen nicht nur den Datenaustausch zwischen Fertigung und IT-System, sondern machen die Daten für die IT-Seite auch verständlich. Der Informationsaustausch zwischen der Fertigungsebene und der IT-Ebene ist in einer Vorlage in Form einer Tabelle definiert. In der Vorlage wird festgelegt, wie die Fertigungsdaten der IT-Anwendung zur Verfügung gestellt werden. Der Code-Generator von HMS erzeugt auf Basis der Vorlage automatisch eine kundenspezifische high-level C# API (Events und Post-Methoden), die direkt in der .NET-Applikation verwendet werden kann. Gleichzeitig wird auch eine GSDML-Datei für die einfache Einbindung des Gateways in das SPSSystem erzeugt. Der SPS-Programmierer kann definieren, auf welche Daten die IT-Seite zugreifen kann und hat die Sicherheit, dass die Fertigungsabläufe dadurch nicht gestört werden.“ Der »Rex 100 LTE« kann bei bestehender 4G-Netzabdeckung in Europa, Asien und Australien eingesetzt werden, bei geringeren Datenübertragungsraten schaltet das LTE-Modem automatisch in das am Standort zur Verfügung stehende Frequenzband um. Darüber hinaus arbeitet das Gerät im erweiterten Temperaturbereich von -40° bis +75° C. Der ebenfalls neue »Rex 100 WiFi« ermöglicht es, beispielsweise mobile Anlagenteile einfach an eine bestehende WLAN-Infrastruktur anzubinden. Für die Kommunikation im LAN-Netzwerk stehen vier RJ45-Ports zur Verfügung. Alle »Rex 100«-Router sind mit zwei digitalen Eingängen ausgestattet. Einer dient als Trigger für den Verbindungsaufbau zum Portalserver. Ein weiterer Eingang kann mit einer Alarmfunktion belegt werden, somit können entsprechend parametrierte Router AlarmSMS oder E-Mails an definierte Empfänger versenden. www.hms-networks.de www.helmholz.com I www.myautomation.at 28_53_0616_austro 25.08.16 18:17 Seite 46 T Technik pur I TITELGESCHICHTE I Schwerpunkt »Feldbusse & Connectivity« Warum trotz der stetig wachsenden Angebotsvielfalt Profinet »sprechender« Produkte diese in puncto Schnittstellenkonformität und insbesondere im Zusammenspiel miteinander reibungslos funktionieren Qualität trotz Vielfalt Entscheidet sich ein Anwender für Profinet als Kommunikationstechnologie für sein Automatisierungssystem, so hat er heute die Wahl zwischen tausenden verschiedenen, weltweit entwickelten und angebotenen Produkten wie E/A-Geräten, Aktoren, Sensoren, Netzwerk- bzw. Infrastrukturkomponenten und Steuerungen. Diese Vielfalt gibt ihm maximale Freiheit bei der Gestaltung seiner Maschinen und Anlagen. Zur optimalen Realisierung der Profinet-Schnittstelle in Abhängigkeit von der Anforderungslage steht für die Gerätehersteller ein vielfältiges Angebot an unterschiedlichen hardware- bzw. softwarebasierten Basistechnologien bereit. Dass ein Anwender mittlerweile so flexibel agieren kann, liegt auch daran, dass er sich bei Profinet – aber auch bei Profibus – darauf verlassen kann, dass diese Produkte unterschiedlicher Hersteller – bezüglich Schnittstellenkonformität und insbesondere im Zusammenspiel – reibungslos funktionieren. Dafür sorgt ein ausgefeiltes und seit rund 25 Jahren bei der Nutzervereinigung Profibus & Profinet International (PI) gelebtes Zertifizierungs- und Qualifizierungswesen. Von Dr. Peter Wenzel 46 AUSTROMATISIERUNG 28_53_0616_austro 25.08.16 18:18 Seite 47 ie ethernetbasierte OT-Kommunikation (Operational Technology) mit Profinet eröffnet vielen Geräteherstellern neue Märkte und ermöglicht insbesondere aufgrund der Offenheit für TCP/IP eine direkte Verbindung zur IT-Kommunikation (Information Technology). Dies wird verstärkt durch den globalen Trend, der sich um die Themen von »Industrie 4.0« bzw. »Industrial IoT« (»Internet of Things«) rankt. Als Folge nimmt der Datenverkehr in diesen Anwendungen enorm zu. Für die Geräte im Feld kann dies besonderen »Stress« bedeuten. Jeder Zugriff auf Produktionsdaten, aber auch z.B. auf Diagnose-Informationen des Netzwerkes oder eines einzelnen Feldgerätes muss dennoch rückwirkungsfrei geschehen. Nun ist es seit jeher so, dass es sich bei Profinet um eine sehr robuste Technologie mit einer hohen Performance handelt, die unter Einhaltung der Realtime-Anforderungen der industriellen Automatisierung auch mit hohem Datenvolumen zurechtkommt. Aufgrund seiner Offenheit und Funktionenvielfalt hat sich Profinet am Markt durchgesetzt. Dazu gehören neben der skalierbaren Kommunikation unter anderem das leistungsfähige Diagnose-Modell und die Möglichkeit, mit Internet-Protokollen auf dem gleichen Kabel zu koexistieren. Überdies reihen sich in das Portfolio Funktionen wie »Shared Device« oder das Redundanzkonzept ein. Mittlerweile greifen die Gerätehersteller für die Integration der vielfältigen Profinet-Funktionen auf eine große Auswahl an möglichen Lieferanten für Basistechnologie zurück, vom Standard-Ethernet-Controller über spezifische Kommunikationscontroller, Einsteckmodule, FPGAs bis hin zu speziellen Profinet-ASICs. Mit der Gerätezertifizierung ist ein problemloses Zusammenspiel dieser vielfältigen Geräteimplementierungen in Maschinen und Anlagen sichergestellt. D Bestandteile der ProfinetGeräteentwicklung Zur Unterstützung von Geräteherstellern bei einer effizienten Integration von Profinet-Schnittstellen in Produkte hat die Nutzervereinigung PI einen (auf der PI-Webseite downloadbaren) Leitfaden entworfen, in dem eine Schrittfolge empfohlen wird und der Begleitinformationen zu den einzelnen Schritten enthält. Dabei ist es gleich, ob die Aufgabe darin besteht, ein Profi- AUSTROMATISIERUNG net-Gerät neu zu entwickeln oder einem existierenden Gerät eine Profinet-Schnittstelle hinzuzufügen – das sind die Aufgaben, bei denen der Leitfaden dem Entwicklungspersonal Orientierung gibt. Die enthaltenen zahlreichen Hinweise und Empfehlungen sind ganz im Sinne eines Best- Practice-Ansatzes formuliert. Dabei spielt es keine Rolle, ob der Leser Profinet schon kennt, oder ob er neu in dem Thema ist. Eine industriegerechte Entwicklung von intelligenten Produk- lungsprozesses steht die Analyse von Kundenanforderungen an ein Profinet-Feldgerät bzw. eine Profinet-Schnittstelle, welche je nach Anwendungsgebiet und Branche unterschiedlich sein können und müssen deshalb vorab eindeutig geklärt werden. Hilfestellung dazu leisten die Profinet-Profile, Conformance Classes und Application Classes. Dieser Schritt ist sowohl für die Marktakzeptanz als auch bezüglich der Kosteneffizienz von entscheidender Bedeutung. Unterstützung bei Entscheidungsprozessen Die skalierbare Profinet-Kommunikation reicht von Standard-TCP/IP über Realtime bis hin zu isochrones Realtime für harte Echtzeitanforderungen. ten erfordert die Mitarbeit aller beteiligten Fachrichtungen. Dazu gehören Mechanik, Hardware, Software, Projektmanagement, Produktmanagement und nicht zuletzt Marketing. Der Leitfaden spricht alle diese Themen an, die im Zusammenhang mit einer Entwicklung einer Profinet-Schnittstelle relevant sind. Er führt auch Quellen mit detaillierten Informationen zu den relevanten Themen auf. Er wendet sich somit an alle an der Entwicklung Beteiligten – egal ob sie in verschiedenen Abteilungen arbeiten oder ob alle Funktionen in Personalunion ausgeführt werden. Eine zügige und erfolgreiche Entwicklung ist nur bei Berücksichtigung aller Aspekte möglich. Am Anfang des Entwick- Im Vorfeld der eigentlichen Entwicklung müssen darüber hinaus noch Entscheidungen in Bezug auf Hard- und Software-Realisierung getroffen werden. Diese werden durch die benötigte Funktionalität/Leistungsfähigkeit (z.B. Gerätemodell, Diagnose, I&M, Asset Management, RT/IRT, Uhrzeitsynchronisation/Sequence of Events, Integration von Feldbussen wie Profibus) bestimmt und beeinflussen die Auswahl der geeigneten Basistechnologie, z.B. SW-Stack auf Microcontroller, ASIC, FPGA, Kommunikationsmodul etc. Zur Unterstützung der Entscheidungsprozesse hinsichtlich der verfügbaren Implementierungsmöglichkeiten verweist der Leitfaden auf die Broschüre »Profinet-Technologie – der einfache Weg zu Profinet« von PI (ebenfalls auf der Webseite downloadbar). Im weiteren Entwicklungsschritt muss die datentechnische Beschreibung des Profinet-Feldgerätes per GSD-Datei erzeugt werden. Sie spielt » 47 28_53_0616_austro 25.08.16 18:18 Seite 48 T Technik pur I TITELGESCHICHTE I Schwerpunkt »Feldbusse & Connectivity« dards, die damit verbundenen Integrationstechnologien (wie z.B. GSD oder FDI), Profile für Gerätefamilien (z.B. verfahrenstechnische Feldgeräte Profibus-PA und Remote-IO), spezielle Anwendungen (wie »Profisafe« und »Profienergy«) sowie begleitende Maßnahmen wie etwa Security-Festlegungen. Das ist auch die Grundlage für viele Produktentwicklungsprozesse bei den Herstellern von Geräten, Kommunikations- und Leitsystemkomponenten sowie zugehörigen Engineeringtools. Damit sichergestellt ist, dass die Qualitätsmaßstäbe erfüllt werden, muss die Einhaltung der Spezifikationen in den Produkten überprüft werden. Um all diesen Aufgaben gerecht zu werden, hat PI ein Rahmenwerk für die Entwicklung der Spezifikationen, deren Pflege, die Vorbereitung und Durchführung der Test sowie die Organisation der Zertifikatserteilung etabliert. Es umfasst einen kompletten Qualitätsmanagementprozess von den Anforderungen an die Spezifikationen bis zur Re-Zertifizierung der Produkte. Die viefältigen Themen der Profinet-Feldgeräteentwicklung – der von der Nutzervereinigung PI bereitsgestellte Leitfaden empfiehlt eine Schrittfolge und liefert zudem umfassende Begleitinformationen zu den einzelnen Schritten. eine Schlüsselrolle in der Projektierung und ist für die Anwenderfreundlichkeit im Engineeringtool sehr wichtig sowie für eine effiziente Zertifizierung unerlässlich. Jedes Profinet-Feldgerät muss zertifiziert werden, um Inkompatibilitäten zu vermeiden. Der Leitfaden stellt die einzelnen Prozessschritte dar. Abschließend stehen Informationen bereit, die den Lebenszyklus eines Gerätes betreffen. Hierzu gehören Themen wie Funktionserweiterungen, Hard- und Softwareänderungen und Kompatibilität. Wir befinden uns im Augenblick am Anfang einer neuen Ära – künftig sind gerade im Hinblick auf »Industrie 4.0« weitere Konzepte und Entwicklungen, neue Geräte, Funktionen und Kombinationen sowie weitere Ideen, die heute noch nicht vorstellbar sind, zu erwarten. Anwender können sich jedoch darauf verlassen, dass auch für zukünftige Geräte die gleichen Regeln in puncto Zuverlässigkeit gelten wie für das allererste Profibus-Produkt. Qualitätsüberwachung der Profinet-Implementierungen Ein wesentlicher Baustein für den Erfolg von Profibus- und Profinet-Technologien ist die hohe Qualität der Produkte. Weltweit können An- 48 wender darauf bauen, dass Geräte und Komponenten nicht nur einfach funktionieren, sondern vor allem im Zusammenspiel in den Automatisierungsanlagen den Erwartungen entsprechen. Das bedeutet: Alle Geräte für Profibus und Profinet werden nicht nur nach bestimmten Vorgaben entwickelt, sondern darüber hinaus in genau vorgeschriebenen Prüfszenarien hinsichtlich ihrer Praxistauglichkeit getestet. Die Tests sind einheitlich, reproduzierbar und einfach anzuwenden. Und sie gelten für alle Profibus- und Profinet-Kommunikationsstan- Neues Profinet-Testtool im Werden PI-Testlabore sind für die Zertifizierung von Produkten mit Profibus- bzw. Profinet-Schnittstellen zuständig. Auf diese Weise kann die Normkonformität und Interoperabilität mit anderen Produkten verschiedener Hersteller gewährleistet werden. Ein gemeinsamer Einsatz in einer Anlage ist somit ohne Probleme möglich. Für Profinet-Produkte ist die Zertifizierung obligatorisch. Aktuell arbeitet PI an einem neuen leistungsfähigen Profinet-Testtool für den ent- Alle Geräte für Profibus und Profinet werden nicht nur nach bestimmten Vorgaben entwickelt, sondern darüber hinaus in genau vorgeschriebenen Prüfszenarien hinsichtlich ihre Praxistauglichkeit getestet. Die Zertifizierung umfasst einen kompletten Qualitätsmanagementprozess von den Anforderungen an die Spezifikationen bis zur Re-Zertifizierung der Produkte. AUSTROMATISIERUNG 28_53_0616_austro 25.08.16 18:18 Seite 49 wicklungsbegleitenden Einsatz und für den Einsatz in den akkreditierten PI-Testlaboren bei der Zertifizierung von Profinet-Schnittstellen. Ein Beispiel für eine neu bereitgestellte Funktion, die bereits in die Prüfprozeduren übernommen wurde, stammt aus der Erfahrung, die man mit großen Profinet-Netzwerken gemacht hat. In Anlagen mit vielen Teilnehmern kann es bei der Inbetriebnahme, aber auch beim laufenden Betrieb, zu einer unvorhergesehenen erhöhten Netzlast kommen. Diese ungewöhnliche Last derungen der Endanwender – in dem Fall konkret der Automobilindustrie – in die Prüfprozeduren einfließen. Überwachung der Entwicklungsqualität Bei den wachsenden Anwendungsbereichen der Profinet-Technologie ist es nur konsequent, dass auch in Zukunft weitere Funktionstests hinzukommen. Doch auch hier profitieren die Anwender von einer durchdachten Vorgehenswei- Der zeitliche Ablauf einer Profinet-Feldgeräteentwicklung. den USA stattgefunden. An den »Plugfesten« nehmen zum einen Vertreter verschiedener Branchen teil. Zum anderen werden unterschiedliche Produkttypen (Controller, E/A-Geräte, Antriebe, Ventilinseln, Sensoren usw.) in einem System zusammengeführt. Ziel ist die Erprobung eines praktischen Zusammenspiels mit einer Vielzahl von Produkten verschiedener Hersteller unter kontrollierten Bedingungen. Wichtig in diesem Zusammenhang ist, dass regelmäßig prototypische Implementierungen von Produkten mit integrierten Basistechnologien unterschiedlicher Lieferanten zum Tragen kommen, bevor diese Produkte in einer Anlage beim Endanwender zusammenkommen. Dies bringt von Beginn an eine hohe Interoperabilität in Anlagen mit sich. Von diesen Erfahrungen profitieren nicht nur die Hersteller bei der Entwicklung ihrer Produkte, sondern auch die Zertifikationstests und Prüfprozeduren. Fotos/Grafiken: Fotolia, PI; Sicherheit für Produktentwickler muss von den vorhandenen Teilnehmern verarbeitet werden können, ansonsten führt das zu einer geringeren Anlagenverfügbarkeit durch den Ausfall oder die Fehlfunktion der Geräte. Für den Betreiber sind solche Szenarien schwer vorherzusagen, da die Wahrscheinlichkeit eines hohen Datenaufkommens anlagenabhängig ist. Hintergrund ist, dass der Datenverkehr von zyklischem und azyklischem Datenaustausch sowie vom ereignisgesteuerten Datenaufkommen bestimmt wird. Mit Hilfe des »Security Tester Level 1« ist ein solcher »Denail of Service« bereits im Vorfeld simulierbar. Die Feldgeräte werden unter Stressbedingungen getestet, um eine unvorhersehbare Last zu simulieren und somit Geräteausfälle zu minimieren. Der Test in Bezug auf die Netzlast ist ein Beispiel, wie die Anfor- se: Jede neue Version des Testtools wird durch ein definiertes Gremium separat zum Einsatz freigegeben. Jeweils zur »Hannover Messe« im Frühjahr und der »SPS IPC Drives«-Messe im November ist ein Upgrade des Testsystems geplant. Somit bietet PI den Geräteherstellern eine verlässliche Planungstransparenz. Natürlich müssen die Gerätehersteller nicht schlagartig auf diese neueste Version wechseln. Die vorherige Version bleibt jeweils ein weiteres halbes Jahr gültig. Als weiteres Mittel zur Überwachung der Entwicklungsqualität dienen die so genannten »Plugfeste«. PI organisiert solche bereits seit Jahren in Deutschland und ist dabei, diese auch in anderen Ländern bzw. Regionen, in denen Hersteller Produkte entwickeln, zu etablieren. Ein erstes hat vor wenigen Tagen im August in AUSTROMATISIERUNG Die Zertifizierung entbindet den Hersteller nicht von der Verantwortung für sein Gerät. So können diese Tests von PI nicht die Genauigkeit eines Feldgerätes prüfen, die Übereinstimmung von Soll- mit dem Istwert oder die Qualität eines Produktes. Genauso müssen sicherheitsrelevante Prüfungen von den entsprechenden Prüforganisationen abgenommen werden. Aber die Prüfung durch ein unabhängiges Testlabor bietet zusätzliche Sicherheit bei der Entwicklung von Feldgeräten und anderen Komponenten. Besonders gute Erfahrungen haben die Entwickler damit gemacht, während der Entwicklung streng nach der Profinet-Spezifikation vorzugehen. In der Regel ist dann die offizielle Zertifizierung kein Problem mehr. Vielmehr können sich die Anwender dann darauf verlassen, dass Profinet solide implementiert wurde und es im späteren Betrieb zu keinen Problemen kommt. (TR) Zum Autor: Dr. Peter Wenzel ist Geschäftsführer der Profibus Nutzerorganisation e.V. in Deutschland. INFOLINK: www.profibus.com 49 28_53_0616_austro 25.08.16 18:18 Seite 50 P Praxisreport I IND. KOMMUNIKATION I Schwerpunkt »Feldbusse & Connectivity« Wie sich besonders kompakte Profinet-I/O-Module direkt auf 40-mm-Aluprofilen montiert in Stanz-Biege-Maschine für Druckplatten bewähren Plattenhandling via Ethernet Moderne Anlagen in der Druckindustrie brauchen zahlreiche Schnittstellen zur Bürowelt: Belichter, Stanz- und Biegemaschinen sowie die eigentliche Druckmaschine sind miteinander vernetzt und an das Datensystem der Druckerei angebunden – ebenso wie Barcodescanner und Monitore. Der bayerische Maschinenbauer Beil Registersysteme, ein Komplettanbieter für das Stanzen und Biegen von Druckplatten in allen Segmenten des Drucks, setzt bei seinen Lösungen daher auf Ethernet-Kommunikation. In der Maschine für eine belgische Druckerei kommen die besonders kompakten I/O-Module »TBEN-S« von Turck zum Einsatz, mit denen sich die Verbindung der Sensoren und Aktoren mit der Steuerung besonders einfach realisieren ließen. Von Achim Weber m heute weit verbreiteten Offsetdruckverfahren werden die Druckplatten mit einer lichtempfindlichen Schicht im sogenannten Computer-to-Plate-Verfahren (CTP) mit dem Druckbild belichtet. Die belichteten Teile der Druckplatte sind fettannehmend und wasserabweisend. Die nicht-belichteten Bereiche sind fettabweisend und wasserannehmend. Nachdem die fetthaltige Farbe auf die Platten aufgetragen wurde, werden die nicht zu druckenden Bereiche mit einer Wasserwalze abgewaschen. Übrig bleibt ein Negativ des Druckbilds auf der Druckplatte. Im üblichen CMYK-Verfahren werden vier Farben benötigt: Blau (Cyan), Rot (Magenta), Gelb (Yellow) und Schwarz (Key). Für jede dieser Farben I 50 wird eine Druckplatte belichtet. Zwischen Belichtung und Druckmaschine müssen die Platten jedoch häufig noch abgekantet werden, um sie später passgenau auf die Druckwalzen spannen zu können. Je nach Anforderung und Prozess sind auch noch Teile der Platten zu schneiden. Zudem werden Passermarken in die Platten gestanzt, um sie exakt in der Druckmaschine auf den Rollen auszurichten und zu fixieren. Manche Belichter stanzen die Marken direkt selbst ein. Anschließend ist gegebenenfalls noch ein Drehen der Platten erforderlich, um die richtige Position für den Druckprozess zu haben. Schließlich stapelt ein Aufsteller die Druckplatten auf Wagen, mit denen sie schließlich zur Druckmaschine gelangen. AUSTROMATISIERUNG Ethernet erleichtert Datenübergabe Die Stanz- und Biegemaschinen sowie die Dreheinheit und der Aufsteller für diesen Abschnitt des Druckprozesses stammen häufig von der Firma Beil Registersysteme im bayerischen Abensberg. Das Unternehmen ist weltweit einer der wenigen Komplettanbieter für das Stanzen und Biegen von Druckplatten in allen Segmenten des Drucks. Für eine belgische Druckerei in der Nähe von Antwerpen produzierte Beil eine Stanz-Biegemaschine samt Drehtisch und Aufsteller. Die Schnittstellen zum System der Druckerei und der Druckmaschine sind entsprechend integriert. Das System ordnet die einzelnen Druckplatten den vorliegen- 28_53_0616_austro 25.08.16 18:19 Seite 51 den Druck-Jobs zu und stellt sicher, dass alle Platten in der richtigen Reihenfolge und Zeit an der Druckmaschine sind. Die Datenübergabe zwischen den unterschiedlichen am Druckprozess beteiligten Maschinen ist heute mit Industrial Ethernet um einiges leichter und vor allem günstiger einzurichten als mit den klassischen Feldbussen. „Gerade wenn ich einen Monitor zur Visualisierung von Daten anschließen möchte oder einen Drucker, dann ist die Maschinenkommunikation mit Ethernet ein großer Vorteil gegenüber Feldbussen wie Profibus. Das wäre aufwändiger und teurer gewesen“, beschreibt Michael Denk, Elektrotechnik-Konstrukteur bei Beil, die Vorteile. „Ethernet bringt die Büro- und die Industriewelt näher zusammen.“ Nach dem Biegen werden die Druckplatten über ihren Data-Matrix-Code identifiziert und in den Beil-Aufsteller transportiert. Das Stanzen der Platten erfolgt bei der Anlage in Belgien bereits in der CTP-Maschine. Je nach Größe der Platten ist der Aufsteller mit Vakuumgreifern versehen, um die Platten behutsam aufzurichten. Nach 100 bis 120 Platten ist ein Wagen gefüllt. Das wird dem Bediener über ein Licht- und Akustiksignal angezeigt. Über einen Signaltaster kann der Wagen entriegelt werden. Zeitgleich wird ein Laufzettel gedruckt, um die auf dem Wagen abgelegten Platten zu identifizieren. Zur Verankerung der Wagen am Aufsteller sind Elektromagnete montiert, die über den Taster ver- oder entriegelt werden. Ein induktiver Sensor erkennt, ob ein Wagen richtig positioniert Das System der Druckerei ordnet die einzelnen Druckplatten den vorliegenden Druck-Jobs zu und stellt sicher, dass alle Platten in der richtigen Reihenfolge, Position und Zeit an der Druckmaschine ankommen. Die Datenübergabe zwischen den unterschiedlichen am Druckprozess beteiligten Maschinen ist mit Industrial Ethernet realisiert. „Dank der dezentrale Lösung über die »TBEN-S«-Module von Turck ziehen wir heute nur noch ein Ethernet-Kabel und eine Power-Versorgung zum Schaltschrank.“ Michael Denk, ElektrotechnikKonstrukteur bei Beil Registersysteme. Das »TBEN-S«-I/OModul von Turck passt optimal auf die 40-mm-Aluminium-Profile. AUSTROMATISIERUNG ist. Wird ein entleerter Wagen vor dem Sensor positioniert, blinkt der Leuchttaster und der Wagen ist zum erneuten Befüllen wieder verriegelbar. Jeweils zwei Wagen stehen sich am Aufsteller gegenüber und bilden ein Modul. In der belgischen Druckerei sind insgesamt fünf Module vorhanden. An jedem Modul sind zwei Elektromagnete (Aktoren), zwei Leuchttaster (Sensor und Aktor) und zwei induktive Sensoren montiert. Es sind also insgesamt 40 Eingangsund 40 Ausgangsignale vom Aufsteller zur Steuerung am Drehtisch zu führen. » 51 28_53_0616_austro 25.08.16 18:19 Seite 52 P Praxisreport I IND. KOMMUNIKATION I Schwerpunkt »Feldbusse & Connectivity« Verdrahtungsaufwand minimiert Der leuchtende Taster signalisiert, dass der Wagen abholbereit ist. Die Signale des Sensors und des Elektromagneten werden direkt am Träger des Aufstellers auf das »TBEN-S« gelegt tagezeit beim Kunden ist dadurch viel kürzer, da wir dort nur noch die Module untereinander mit zwei Steckern verbinden müssen und den ganzen Strang dann im Schaltschrank auflegen.“ Ethernet-Adresse und Webserver on board Die »TBEN-S«-Module sind sehr kompakt aufgebaut und konnten dank ihrer Breite von lediglich 32 mm im konkreten Fall direkt auf den 40er-Pro- 52 filen der Modulwagen montiert werden. Die kompakte Bauweise ist umso bemerkenswerter, da die Module keinen Subbus mit zusätzlichem Profinet-Koppler benötigen. Jedes Modul ist ein autarker Profinet-Teilnehmer mit eigener Ethernet-Adresse. Webserver und zwei Ethernet-Ports für Linientopologie sind auch an Bord. Zudem »spricht« jedes »TBEN-S« Profinet, Ethernet/IP und Modbus-TCP. Als Multiprotokoll-Geräte stellen sich die Module automatisch auf das auf dem Bus verwendete Ethernet-Protokoll ein. Im vor- AUSTROMATISIERUNG liegenden Fall spielte diese Funktion zwar keine entscheidende Rolle, könnte aber für Maschinen zum Export interessant sein. Da jedes AufstellerModul vier Eingänge und zwei Ausgänge benötigt (pro Wagen je ein Taster, ein Sensor, ein Magnet und die Leuchte des Tasters), passte die Signal-Verteilung des »TBEN-S« mit vier DI und vier DO hier perfekt. Die Signale der Endschalter an den Vakuumgreifern werden direkt auf den I/Os der Ventilinsel aufgelegt. Das »TIA-Portal« von Siemens vereint etliche ehemals separate Projektierungs- und Visualisierungs-Tools zur ElektroKonstruktion in einer einzigen Software-Plattform. Die GSDML-Datei der »TBEN-S«-Module kann direkt im »TIA-Portal« eingelesen werden. Die Konfiguration der Module im Anschluss ist denkbar einfach über Drop-Down-Felder und per Drag-and-Drop möglich. Jedes Modul verfügt über eine eigene Ethernet-Adresse und kann somit später auch leicht gewartet werden. Im Fehlerfall reicht meist eine Ferndiagnose. „Ich muss nicht mehr zum Kunden. Ich kann per Ferndiagnose über VPN auf die Maschine und sehe direkt, wo der Fehler ist. Das ermöglicht auch eine Hilfestellung für unsere Kunden in der Anlaufphase“, beschreibt Michael Denk die Vorteile für Hersteller und Kunden. Dabei hilft auch, dass nicht nur das Modul als Ganzes, sondern jeder einzelne Kanal des »TBEN-S« diagnosefähig ist. (TR) Zum Autor: Achim Weber ist Vertriebsmitarbeiter bei Turck in Deutschland. INFOLINKs: www.turck.at I www.beil-group.com Fotos: Turck; „Wir haben früher alle Signale direkt in die Schaltschränke verdrahtet. Bei manchen Anlagen sind das dann Kabellängen von 10 bis 15 m – und das für 40 Leitungen. Dann mussten wir eine Klemmenleiste aufbauen und benötigten an der dezentralen Perhipherie-Station »Simatic ET200« von Siemens wieder ein Modul, um die Informationen einzulesen“, beschreibt Michael Denk den klassischen Verdrahtungsweg. „Diesen ganzen Aufwand wollten wir uns sparen und durch eine dezentrale Lösung ersetzen.“ Statt der klassischen Punkt-zu-Punkt-Verdrahtung verwendete Beil Turcks »TBEN-S«-I/O-Module in Schutzart IP67. Die Profinet-Module sammeln die Signale direkt am Aufsteller und bringen sie zur Box-PCSteuerung im Schaltschrank. Die »TBEN-S«-Module werden miteinander in Linientopologie verknüpft. „Wir ziehen heute nur noch ein EthernetKabel und eine Power-Versorgung zum Schaltschrank“, erklärt Michael Denk weiter. „Die Mon- 28_53_0616_austro 25.08.16 18:19 Seite 53 54_73_0616_austro 25.08.16 20:30 Seite 54 P Praxisreport I IND. KOMMUNIKATION I Schwerpunkt »Feldbusse & Connectivity« Wie es IO-Link auf einfache Art und Weise möglich macht, Fräsköpfe mit Speicherchips auszustatten Daten im Kopf Der deutsche Maschinenbauer Droop+Rein setzt in den Fräsköpfen seiner Portal-Bearbeitungszentren IO-Link-Speichermodule von Balluff als Datenspeicher ein. Bei einem Maschinenwechsel oder einer Inspektion im Werk führen die Chips neben diversen Typinformationen auch aktuelle und historische Betriebsdaten stets auslesbar mit sich. Für die bidirektionale Datenübertragung zwischen Fräskopfaggregat und Steuerung ist lediglich der zusätzliche Anschluss einer einzigen Standardleitung erforderlich. IO-Link erweist sich dabei als Schlüsseltechnologie für dieses leistungsfähige und Platz sparende »Industrie-4.0«-Konzept. Von Wolfgang Zosel ie Starrag Group mit Hauptsitz in der Schweiz ist einer der führenden Hersteller von Präzisions-Werkzeugmaschinen zum Fräsen, Drehen, Bohren und Schleifen von Werkstücken aus Metall, Verbundwerkstoffen und Keramik. Weltweit sind rund 1.700 Mitarbeiter beschäftigt. Zur Starrag-Gruppe gehört auch das Unternehmen Dörries Scharmann Technologie, das unter dem Namen Droop+Rein für große Fünf-Achs-Portal-Bearbeitungszentren bekannt ist. Die Droop+Rein-Maschinen aus Bielefeld in Deutschland bearbeiten Werkstücke für die Flugzeug-, Schiffs-, Fahrzeug- und Schwermaschinenindustrie. Nach dem Baukastenprinzip aufgebaut, werden die Bearbeitungszentren je nach Kundenwunsch mit unterschiedlichen Maschinenkomponenten, Steuerungen und Fräsaggregaten ausgeliefert. Für hohe Flexibilität sorgt die große Zahl automatisch auswechselbarer Fräsköpfe. Bereits seit einigen Jahren sind in den Anlagen der Starrag Group Balluff RFID-Systeme u.a. bei der Werkzeugverwaltung sowie auch IO-Link-Lösungen von Balluff im Einsatz. D IO-Link spart Platz IO-Link ist eine feldbusunabhängige, herstellerübergreifende und nach IEC 61131-9 international zertifizierte Punkt-zu-Punkt-Verbindung unterhalb der Busebene. Damit ein Anlagenbediener je- 54 AUSTROMATISIERUNG 54_73_0616_austro 25.08.16 20:30 Seite 55 derzeit im Bilde ist, was auf Feldebene Sache ist und die Steuerung intelligent arbeiten kann, ist diese ständig auf aktuelle Informationen über den Status der Aktoren, Sensoren und Werkzeuge angewiesen. Die digitale Schnittstelle IO-Link trägt wesentlich dazu bei, dass der Datenaustausch von und zur Prozessebene unkompliziert, transparent und zuverlässig funktioniert. Sensoren und Aktoren werden dafür mit einem einfachen Dreidrahtkabel und Steckverbindern über einen IO-Link- Master mit der Busoder Steuerungsebene verbunden. Um Effizienz, Flexibilität und Wartungsfreundlichkeit ihrer Anlagen weiter zu steigern, haben die Ingenieure von Droop+Rein die Fräsköpfe der großen Fünf-Achs „Mit dem IO-LinkSpeicher an Bord der Fräskopfe erhalten unsere Kunden ein Plus an Zuverlässigkeit und Produktivität.“ Dietmar Wallenstein, Leiter Hard- & Software sowie Inbetriebnahme bei Droop+Rein. Droop+Rein reüssiert mit seinen multifunktionalen HochgeschwindigkeitsBearbeitungszentren wie dem »FOGS«, in denen Werkstücke mit verschiedenen Fräsköpfen bearbeitet werden. Portal-Bearbeitungszentren mit einem Speichermedium ausgestattet. „Dazu muss man wissen, dass in Fräsköpfen chronischer Platzmangel herrscht. RFID- oder induktive IO-Link-Kopplersysteme schieden unter anderem aus Platzgründen aus, darüber hinaus haben wir vor allem nach einer technisch robusten und auch kostengünstigen Lösung gesucht“, erklärt Dietmar Wallenstein, Leiter der Hard- und Software und Inbetriebnahme bei Droop+Rein. In enger Kooperation mit dem Sensor- und Netzwerkspezialisten Balluff entwickelte man die Idee eines kompakten IO-Link-Speichers. » 54_73_0616_austro 25.08.16 20:30 Seite 56 P Praxisreport I IND. KOMMUNIKATION I IM ÜBERBLICK Kompaktes IO-Link-Speichermodul Vorteil: Bei diesem IO-Link-Speicher ist für die bidirektionale Übertragung sämtlicher Daten lediglich eine zusätzliche 24-V-Steuerleitung in der Systemschnittstelle eines Fräskopfes erforderlich. Da die 24-V-Versorgungsspannung im Fräskopf bereits anliegt, kann der nur 34 x 16 x 8 mm große Speicher direkt am Systemringstecker angeschlossen werden, die separate Spannungsversorgung entfällt. Die Daten- übertragung ist robust gegenüber Störungen und EMV-Einflüssen, der Installationsaufwand ist gering. Mit einem IO-Link-Speicher an Bord führt künftig jeder Fräskopf von Droop+Rein neben seinen individuellen Kenndaten seine relevanten Betriebs- und Wartungsdaten mit sich. Im Detail kann das IO-Link-Speichermodul Daten mit einer Größe von 14 Segmenten à 64 Byte aufnehmen. Aktuell sind 9 von 14 Segmenten belegt: Neben organisatorischen Kennziffern wie Seriennummer etc. werden Informationen zu Betriebsdauer, Wartungs-/ Schmierintervalle und Temperaturhistogramme des Fräskopfes im Fräsbetrieb hinterlegt. Zusätzlich werden Informationen wie Anzahl der Werkzeugspannzyklen und Stoß-Überschreitungen protokolliert und abgespeichert. Mehr Transparenz „Maschinenbetreiber profitieren künftig davon, dass bei einem Wechsel des Fräskopfes von einer Maschine auf eine andere automatisch sämtliche Kennungs- und Betriebsdaten über eine Leitung vom Fräskopfspeicher auf die NC-Steuerung kopiert und geladen werden“, erläutert Dietmar Wallenstein. Bei Wartungs- oder Reparaturarbeiten kann das Servicepersonal alle Daten des Speicherchips via PC oder Laptop auslesen, auswerten und gegebenenfalls aktualisieren. Dem Anlagenbediener stehen somit jederzeit transparent Informationen zum aktuellen Status des Fräskopfes zur Verfügung. „Mit dem kostengünstigen IO-Link-Speicher an Bord der Fräskopfe erhalten unsere Kunden ein Plus an Zuverlässigkeit und Produktivität. Wir als Maschinenhersteller profitieren von einer erhöhten Transparenz zu Einsatz und Gebrauch unserer Fräsköpfe an unseren Maschinen“, fasst Dietmar Wallenstein zusammen. Fazit Die Fräsköpfe sind jetzt mit IO-Link-Speichermodulen ausgestattet und sorgen so für die laufende Datenübertragung zur übergeordneten Steuerung und für einfachere Wartung. 56 Der Einsatz der IO-Link-Speicherchips in den Fräsköpfen macht die Maschinen von Droop+Rein zu einem Paradebeispiel einer »Smart Factory« nach »Industrie-4.0«-Kriterien: die zentralen und dezentralen Steuerungseinheiten wissen über den Zustand der Aktoren, Sensoren und Werkzeuge Bescheid, AUSTROMATISIERUNG Die digitale Schnittstelle IO-Link ist eine feldbusunabhängige, herstellerübergreifende und nach IEC 61131-9 international zertifizierte Punkt-zuPunkt Verbindung unterhalb der Busebene. Die bidirektionale Schnittstelle versorgt die intelligente Steuerung laufend mit aktuellen Informationen über den Status der Aktoren, Sensoren und Werkzeuge. Diese werden mit einem einfachen Dreidrahtkabel und Steckverbindern über einen IOLink-Master mit der Bus- oder Steuerungsebene verbunden. Für den Einsatz in den Droop+Rein-Fräsköpfen wurde ein kompaktes IO-Link-Speichermodul entwickelt, das nur 34 x 16 x 8 mm misst und direkt am Systemringstecker angeschlossen werden kann, ohne separate Spannungsversorgung. mit dem Werkstück verbundene Datenträger teilen der Anlage mit, welcher Arbeitsgang nachfolgend fällig wird und der Anlagenbediener ist jederzeit und von jedem Punkt aus über den Produktionsfortschritt im Bilde. Dietmar Wallenstein ist überzeugt: „Eine Mehrwert-Lösung, die so oder in vergleichbarer Form mit Sicherheit noch in anderen Maschinen der Starrag-Group Anwen(BBK) dung finden wird.“ Zum Autor: Wolfgang Zosel ist freier Fachjournalist in Deutschland. INFOLINK: www.balluff.at Fotos: Balluff, Fotolia; Daten immer dabei 54_73_0616_austro 25.08.16 20:30 Seite 57 G GASTKOMMENTAR I Schwerpunkt »Feldbusse & Connectivity« O PC-UA wird von vielen Herstellern als das gemeinsame Kommunikationsprotokoll für die intelligente Fabrik der Zukunft angesehen. Bei komplexen Prozessen mit Echtzeitanforderungen ist OPC-UA bisher jedoch an seine Grenzen gestoßen. Daher arbeitet die OPC Foundation unter anderem an zwei Erweiterungen, die OPC-UA zum echtzeitfähigen Kommunikationsstandard machen sollen: Zum einen wird OPC-UA um ein Publish/Subscribe-Modell (Pub/Sub) erweitert. Zum anderen soll es zukünftig auf dem TimeSensitive-Network-Standard (IEEE 802.1) aufsetzen. Gastkommentar von Stefan Schö negger, Marketing Manager von B&R und Geschäftsführer der EPSG E-Mail: [email protected] www.br-automation.com Echtzeitfähigkeit für OPC-UA Fotos: B&R Das Publish/Subscribe-Modell OPC-UA arbeitet bisher mit einem Client/Server-Mechanismus. Ein Client fragt eine Information an (Request) und erhält eine Antwort von einem Server (Response). Dieses System wird jedoch ausgebremst, wenn das Netzwerk viele Teilnehmer hat. Das Publish/SubscribeModell hingegen ermöglicht eine One-to-many- sowie eine Many-to-many-Kommunikation. Ein Server sendet seine Daten in das Netzwerk (Publish) und jeder Client kann diese Daten empfangen (Subscribe). Das Publish/SubscribeModell alleine ist nicht ausreichend, um eine Echtzeitfähigkeit von OPC-UA zu erreichen. Daher setzt die OPC Foundation auf Time Sensitive Networking (TSN). TSN bezeichnet eine Reihe von Unterstandards, die derzeit entwickelt werden und in Zukunft innerhalb der IEEE 802.1 standardisiert werden. Ziel ist es, Standard-Ethernet echtzeitfähig zu machen. Ein großer Vorteil von TSN ist, dass auch die Automobilbranche auf diesen Standard setzt. Damit werden die nötigen Halbleiter-Baugruppen sehr schnell und vergleichsweise kostengünstig verfügbar sein. Die übertragenen Datenmengen in Kraftfahrzeugen sind in den vergangenen Jahren exponentiell gestiegen. Die Bandbreite bisheriger Bussysteme reicht längst nicht mehr aus. In einem ersten Schritt hat die Automobilbranche daher den Standard 802.1 AVB (Audio Video Bridging) übernommen, der ein synchronisiertes und priorisiertes Streaming von Audio- und Videodateien ermöglicht. Damit können zum Beispiel Daten einer Rückfahrkamera in einem Auto via Ethernet übertragen werden. Mit dem Ziel, weitere Industrien zu erreichen und das Einsatzspektrum zu erhöhen, hat sich aus der AVB-Arbeitsgruppe die TSNInitiative entwickelt. Ziel der Automobilbranche ist es, auch Steuerungsaufgaben und Anwendungen, die die funktionale Sicherheit betreffen, über Ethernet abzuwickeln. Dafür sind Zykluszeiten im Echtzeitbereich und ein deterministisches Netzwerkverhalten Grundvoraussetzung. Genau diese Anforderungen sind es auch, die in der Linienautomatisierung moderner Produktionsanlagen auftreten. Die Synchronisierungsgenauigkeit liegt im Sub-Mikrosekundenbereich und ist damit ausreichend für Anwendungen wie Liniensynchronisation, Anbindung von SCADA-Systemen, einfache Steuerungsaufgaben oder auch den Betrieb von Förderbändern und die Anbindung von I/Os. Die Erweiterung von OPC-UA auf die Ebene der Linienautomatisierung in den kommenden Jahren wird gravierende Auswirkungen auf die Struktur von Maschinen und Anlagen haben. Die klassischen Feldbusse auf Factory-Ebene werden überflüssig. IT trifft Automatisierung Mit OPC-UA TSN schlägt die Automatisierungsbranche die Brücke zwischen der IP-basierten OPC-UA TSN kann künftig als die Brücke zwischen der IP-basierten IT-Welt und Protokollen für harte Echtzeitanforderungen der Automatisierungswelt dienen. IT-Welt und Protokollen für harte Echtzeitanforderungen. OPC-UA TSN ist die perfekte Lösung für alle Applikationen in der Fabrikautomatisierung. AUSTROMATISIERUNG 57 54_73_0616_austro 25.08.16 20:30 Seite 58 T Technik pur I IND. KOMMUNIKATION I Schwerpunkt »Feldbusse & Connectivity« Welche Diagnose-Werkzeuge sich bei einer Störung des Profibus-Netzwerkes im jeweiligen Anwendungsfall am besten eignen Aufs richtige Werkzeug kommt’s an Je nach Lebenszyklus einer Profibus-Anlage empfiehlt es sich, die passende Diagnosefunktionalität zu wählen: Mobile Profibus-Diagnosewerkzeuge eignen sich zur Inbetriebnahme des Netzes. Der Einsatz der Profibus-Netzdiagnose ermöglicht die Früherkennung von Profibus-Kommunikationsproblemen während des laufenden Betriebs. Die eigentliche Herausforderung besteht aber darin, den aktuellen Status der Profibus-Anlage dauerhaft zu überwachen und das Einleiten der erforderlichen Wartungsmaßnahmen zu ermöglichen, noch bevor teure Ausfälle eintreten können. Hier helfen im Besonderen stationäre Profibus-Diagnosewerkzeuge. Von Dr. Hans Endl und Georg Süss in mobiles Diagnosewerkzeug wie zum Beispiel der Profibus-Tester »5 BC-700-PB« von Softing Industrial Automation (ÖV: Buxbaum Automation) dient zur Fehlersuche in einem Profibus-Netz direkt vor Ort an der Produktionsanlage und verfügt dazu über umfassende Funktionalitäten für die physikalische Analyse sowie zur Analyse der Kommunikation. Zum Einsatz kommt der Tester zum einen bei der Einrichtung und Inbetriebnahme des Profibus-Netzes und zum anderen bei der Fehlersuche, falls im Profibus-Netz Störungen auftreten. Darüber hinaus kann dieses Werkzeug auch für Laborprüfungen eingesetzt werden. Es bietet den gesamten Funktionsumfang für die Prüfung der Profi- E 58 bus-Verkabelung und der elektrischen Signale, kann aber auch für die logische Netzanalyse genutzt werden. Dank dieser Funktionalität ermöglicht das mobile Diagnosewerkzeug die Analyse der Busphysik von Profibus-DP-Netzen wie auch von Profibus-PA-Netzen sowie die logische Profibus-Analyse mit nur einem Gerät. Aufgrund der vielfältigen Diagnosefälle, für die es eingesetzt werden kann, ist eine einfache, benutzerfreundliche Bedienung eine wichtige Voraussetzung. Neben einer komfortablen und intuitiven Benutzeroberfläche mit Drucktasten, einem grafischen Farbdisplay und einem kontextsensitiven Hilfesystem muss ein mobiles Gerät daher auch einen autarken Betrieb ohne PC oder Notebook AUSTROMATISIERUNG unterstützen, damit es sich leicht zu den jeweiligen Messorten innerhalb der Anlage mitnehmen lässt. Außerdem muss ein Akkubetrieb möglich sein, damit keine externe Stromversorgung erforderlich ist. Der Funktionsumfang wird durch die Möglichkeit, Daten auch direkt vor Ort an der Anlage aufzuzeichnen, ergänzt. Zudem stehen umfassende Visualisierungsfunktionen für die klare und übersichtliche Darstellung der Messergebnisse zur Verfügung. Das mobile Diagnosewerkzeug kommt bei der Abnahme installierter Profibus-Netze und bei der vorbeugenden Wartung zum Einsatz. Eine ProfibusAnlage kann damit optimiert und der installierte Status ausführlich dokumentiert werden. 54_73_0616_austro 25.08.16 20:30 Seite 59 Detailanalyse mit der Diagnose-Software Die Profibus-Diagnose-Software läuft auf einer PC-Hardware und erweitert die Funktionalität des mobilen Profibus-Diagnosewerkzeugs. Dazu greift sie auf die bei der mobilen Diagnose erfassten Daten zu und führt detaillierte Analysen durch, wobei sie die grafischen Möglichkeiten dieser Umgebung optimal ausnutzt. Auf diese Weise bildet sie einen wesentlichen Baustein in einem durchgängigen Profibus-Diagnosekonzept. Anhand der aufgezeichneten Analysedaten stellt die Profibus-Diagnose-Software die Informationen aus den diversen Signal- und logischen Analysen der Profibus-Netze zur Verfügung. Damit deckt sie die gesamte Bandbreite an Aufgaben bei der Inbetriebnahme und Fehlersuche in Profibus-Anlagen ab. Im Vergleich zum mobilen Profibus-Diagnosewerkzeug bietet die Profibus-Diagnose-Software zusätzliche Diagnosefunktionalitäten. So kann sie beispielsweise für die Erkennung der Profibus-Topologie, die Telegrammanalyse unter Verwendung von Trigger- und Filterbedingungen, die Auswertung von Messungen, die mit dem mobilen Profibus-Diagnosewerkzeug durchgeführt wurden oder für die Analyse des Signalverlaufs mit Hilfe der Oszilloskopfunktion genutzt werden. Stationäres Diagnosewerkzeug überwacht rund um die Uhr Ein stationäres Diagnosewerkzeug wie zum Beispiel das »TH Link Profibus« von Softing dient vor allem zur Langzeitdiagnose der ProfibusKommunikation im Netz. Dazu wird der gesamte Profibus-Datenverkehr über einen längeren Zeitraum hinweg aufgezeichnet und analysiert. Das » Der Profibus-Tester »5 BC-700-PB« von Softing ist ein praktisches Werkzeug für die mobile Profibus-Netzdiagnose. AUSTROMATISIERUNG 54_73_0616_austro 25.08.16 20:30 Seite 60 T Technik pur I IND. KOMMUNIKATION Download-TIPP: »Leitlinien zur Profibus-Netzdiagnose« »TH Link Profibus« eignet sich insbesondere für die Erkennung von Kommunikationsproblemen mit Hilfe einer dauerhaften Betriebsüberwachung, bei der keine Techniker vor Ort erforderlich sind. Die dauerhafte Netzanalyse zählt zu den wesentlichen Vorteilen eines stationären Diagnosewerkzeugs. Dabei werden die Profibus-Zykluszeit gemessen und kritische Ereignisse erkannt, wie z.B. die Anzahl der Telegramm- und Nachrichtenwiederholungen, Neuanläufe von Profibus-Teilnehmern, Gerätefehler und Diagnosemeldungen. Diese Daten erlauben frühzeitig Rückschlüsse auf die aktu- ell erreichte Abnahme der Betriebsreserven für die Buskommunikation, während das Profibus-Netz selbst noch einwandfrei arbeitet. Neben einer reinen »Gut/Schlecht«-Anzeige für den Betriebszustand bietet das stationäre Diagnosewerkzeug auch Zugriff auf die jeweils aufgezeichneten Informationen über die Profibus-Kommunikation. Diese Daten können in der Regel über einen integrierten Webserver abgefragt werden, der per Ethernet mit einer zentralen Überwachungs- und Bedienstation verbunden ist, so dass auf eine Überprüfung vor Ort verzichtet werden kann. Der Einbau „Für die Erkennung von Profibus-Störungen stehen vielfältige Werkzeuge mit unterschiedlichen Funktionalitäten zur Durchführung von Kabeltests, Signalanalysen sowie logischen Netzanalysen zur Verfügung.“ Dipl. Wirt.-Ing. (FH) Dietmar Buxbaum, Geschäftsführer Buxbaum Automation. Im Rahmen eines Whitepapers hat Buxbaum Automation aktuelle, praxisbewährte Vorgehensweisen für die Diagnose von Profibus-Netzen zusammengestellt und nützliche Hinweise zur Vermeidung von Kommunikationsausfällen und der dadurch verursachten ungeplanten Produktionsstillstände gesammelt. Das detaillierte Whitepaper steht kostenlos zum Download zur Verfügung unter: Die ProfibusDiagnose-Software ermöglicht die ausführliche Analyse aufgezeichneter ProfibusTelegramme. www.myautomation.at/wissenswertes Fazit Der »TH-Link Profibus« – das stationäre Werkzeug für die Analyse des Profibus-Verkehrs. 60 Reibungslose Kommunikation ohne Produktionsstillstände ist möglich. Als digitaler Feldbus zeichnet sich Profibus durch eine hohe Stabilität der Kommunikation aus. Man sollte sich jedoch darüber im Klaren sein, dass der ursprüngliche Zustand zum Zeitpunkt der Netzinstallation nicht einfach über den gesamten Lebenszyklus des Netzes hinweg so bleiben wird. Vielmehr nehmen die Betriebsreserven für die Profibus-Kommunikation kontinuierlich ab und Wartungsarbeiten werden erforderlich, um der Alterung der Profibus-Kommunikation entgegenzuwirken und dadurch altersbeding- AUSTROMATISIERUNG te Ausfälle zu verhindern. Es gilt daher, den aktuellen Zustand der Profibus-Anlage stets aufmerksam zu beobachten und geeignete Wartungsmaßnahmen frühzeitig einzuplanen, um teure Anlagenausfälle aufgrund von Profibus-Kommunikationsstörungen zu vermeiden. Alles in allem kann durch den Einsatz der gesamten Bandbreite der Profibus-Diagnosemöglichkeiten (mobil, stationär, Detailanalyse mittels geeigneter Software) eine hohe Verfügbarkeit und Betriebsreserve für Profibus-Netze über ihren gesamten Lebenszyklus (TR) hinweg gewährleistet werden. Zu den Autoren: Dr. Hans Endl ist im Bereich Produkt-Management-Diagnose und Georg Süss im Produktmarketing bei Softing Industrial Automation in Deutschland tätig. INFOLINK: www.myautomation.at Fotos: Softing, Fotolia; des stationären Diagnosewerkzeugs erfolgt durch Anschluss an das Profibus-Netz in Reihe mit den anderen Geräten und erfordert keine Änderung der Busadressen oder des Steuerungsprogramms. 54_73_0616_austro 25.08.16 20:30 Seite 61 G GASTKOMMENTAR ass »Industrie 4.0« kein Schlagwort mehr ist, aus dem nur einige Firmen mit international propagierten Pilotprojekten Aufmerksamkeit erzielen, dürfte sich allgemein herumgesprochen haben. Indirekt forcieren wir von Aiona Automation gemeinsam mit unseren Lieferpartnern die Zielsetzungen von »Industrie 4.0« seit Jahren. Dabei stehen uns sämtliche Erfahrungswerte unserer Lieferanten zur Verfügung, die wir über ihre Produktportfolios an unsere Kunden weitergeben. Wir können insbesondere sämtliche Bus-Standards mit jeder erforderlichen Funktionalität intelligent in der Automatisierung unterstützen. Aber was nützt das, wenn die Anlage oder Maschine 1.000 km weit weg steht? Dann haben wir mit den Produkten und der Technologie unseres Partners eWON für alle Fragen der Fernwartung und der weltweiten Vernetzung die passenden Antworten parat. Schnelles Reagieren und vor allem umfassend im Bilde sein über den Zustand beispielsweise dezentraler Messstationen oder weit verzweigter Produktionsanlagen ist Ziel vieler Anwender, die sich mit Themen wie Sicherheit, Reaktionszeit aber auch Reisekosten auseinandersetzen. Diesem Trend begegnen wir mit den industriellen eWON-Routern für Fernwartung, Fernüberwachung und Teleservice, die unsere Kunden dank der umfassenden Konnektivität in jedes System problemlos integrieren können. Auf der anderen Seite sind die Router – u.a. BasicSysteme wie die »Cosy«-Router – sowie die weltweit ersten modular konfigurierbaren »Flexy«-Router in der Lage, sich über jede mögliche Verbindung zu vernetzen. Ob vor Ort LAN, WAN, PSTN oder Mobilfunk verfügbar ist, ist dann Nebensache. Hauptargument ist die wirklich schnelle und komfortable Einrichtung und Aktivierung der vielseitigen Router und die absolut sichere End-to-End-Kommunikation über das weltweite VPN-Netzwerk »Talk2M«. 25 Server auf allen Kontinenten garantieren dabei sichere und stabile Verbindungen, die sämtliche Anforderungen des Remote-Service, der vorbeugenden Instandhaltung und vieles mehr unterstützen. »Talk2M« ist das weltgrößte industrielle VPN-Netzwerk und hat den höchsten Sicherheits-Level. Es bietet 2.048Bit Verschlüsselung, weitere moderne SecurityFeatures und 24/7-Überwachung auf Angriffe in spezialisierten Operation-Centers. Sicher- Foto: Aiona; D I Schwerpunkt »Feldbusse & Connectivity« Gastkommentar von Alexander Zöchling, Geschäftsführer Aiona Automation E-Mail: [email protected] www.aiona.at Verbindliche »Industrie 4.0« Warum es sich in Sachen Feldbusse & Connectivity am Weg zur »Industrie 4.0« lohnt, bei der Wahl des Automatisierungspartners nicht bloß auf dessen Portfolio zu achten. heitsexperten bestätigen, dass Übergriffe oder das »Mitlauschen« nicht besser ausgeschlossen werden können. Ich habe den Eindruck, dass die Sensibilität in Sachen Security bei den Anwendern steigt. Das konnte ich auch auf unserer »Best of Automation«-Tour, die wir heuer gemeinsam mit Partnern erstmals in mehreren Städten Österreichs in Form einer Vortragsreihe durchführten, erkennen. Zahlreiche Fragen von Teilnehmern zielten sowohl auf die Sicherheit als auch die rasche Implementierung ab. Viele Führungskräfte und Techniker sehen sich konkret veranlasst, Optimierungspotenzial zu nutzen. Wer sein vorkonfiguriertes Modem eines 08/15-Herstellers an eine Industrieanlage hängt und sich vor lauter Hektik nur »admin« als Einstiegspasswort merken kann, sollte sich später über nichts mehr wundern – das reicht bis hin zu Gewährleistungsfragen. Was bisher in puncto Security-Probleme an die Öffentlichkeit kam, hat – harmlos ausgedrückt – auch Sorglosigkeiten auf Levels betroffen, die beispielsweise von unseren eWon-Systemen und den entsprechenden Tools bereits auf Setup-Ebene (Configuration Wizards) ausgeschlossen sind. Fazit: Man muss heute immer auf Nummer sicher gehen. »Industrie 4.0«-Cloud-Services sollte man daher nur mit anerkannten und zertifizierten Experten-Systemen implementieren – wie etwa mit dem industriell bewährten »Talk2M«-System, das heute weit über vier Millionen Verbindungen pro Jahr kollisionsfrei abwickelt. Das »Talk2M«-System von eWON wickelt heute mit weltweit über 25 Servern auf allen Kontinenten mehr als vier Millionen Verbindungen pro Jahr kollisionsfrei ab. AUSTROMATISIERUNG 61 54_73_0616_austro 25.08.16 20:30 Seite 62 T Technik pur I IND. KOMMUNIKATION I Schwerpunkt »Feldbusse & Connectivity« Industrial Ethernet findet Anschluss Für die industrielle Kommunikation in Maschinen und Anlagen haben sich längst schon diverse Industrial Ethernet-Systeme etabliert. Die Entwicklung der unterschiedlichen Kommunikationssysteme wird dabei von den jeweiligen Nutzerorganisationen begleitet: Experten kümmern sich um die optimale Ausgestaltung der Leitungen und der Steckverbinder. Die Ergebnisse dieser Expertenrunden werden sukzessive in den einschlägigen Richtlinien der Nutzerorganisationen dokumentiert und fließen in internationale Normen ein. Für einen sicheren Aufbau und den zuverlässigen Betrieb sorgen sorgfältig definierte und aufeinander abgestimmte Komponenten, beispielsweise aus dem vielseitigen Programm von Phoenix Contact. Worauf es dabei ankommt zeigt der folgende Beitrag von Wolfgang Valicek auf. 62 AUSTROMATISIERUNG Warum sich hochwertige, im Einklang mit einschlägigen Vorschriften stehende Komponenten bei der Verkabelung von Industrial Ethernet-Systemen bezahlt machen n Gebäuden und auf Firmengeländen wird heute die generische Kommunikationsverkabelung gemäß den Normen ISO/IEC 11801 und ISO/IEC 24702 implementiert, bei der eine hierarchische Struktur mittels Verkabelungssubsystemen in Stern-Topologie gebildet wird. Die Kommunikationssysteme für die Automatisierungstechnik mit ihren spezifischen Anforderungen werden im sogenannten »Automation Island«, einer Black-Box-Lösung, umgesetzt und mit der generischen Verkabelung verbunden. Anders als die Bürogebäude mit ihren traditionellen Ethernet- I 54_73_0616_austro 25.08.16 20:30 Seite 63 Systemen kennen industrielle Maschinen und Anlagen unterschiedliche Topologien. So ist in ausgedehnten Anlagen die bei Feldbussen übliche lineare Verkabelung von Vorteil. Bei Maschinen mit kurzen Leitungslängen ist oft die sternförmige Verkabelung sinnvoll. Um eine höhere Verfügbarkeit des Netzwerkes zu erreichen – etwa in SafetyAnwendungen –, kommt eine Ringstruktur zum Einsatz. Für die Linien- und Ringstruktur benötigen die Geräte einen internen Switch, um die zwei externen Ports anzuschließen. Heute sind bereits viele Geräte damit ausgestattet. flexibler errichtet werden, auch Fehler sind unwahrscheinlicher. Bei der Komponentenauswahl sind außerdem die oft rauen Einsatzbedingungen zu beachten. Eine systematische Beschreibung erfolgt mit dem »MICE«-Modell nach IEC TR 29106. Dabei werden die Belastungen Mechanik, Fremdstoffe, Klima und EMV sowie die Schärfegrade berücksichtigt. Feldbus-Organisationen haben oft auch eigene Definitionen, wie etwa die Klassen »Inside enclosure« und »Outside enclosure«. Gute Schirmung... Referenz sichert Übertragungsqualität Ein von der generischen Verkabelung übernommenes Konzept ist die Referenz-Implementierung. Dabei wird die Strecke zwischen zwei Endgeräten – der Channel – in Abschnitte gegliedert. Diese Einzelabschnitte sind in Länge und übertragungstechnischen Eigenschaften unterschiedlich definiert. Zudem ist die Qualität (Güteklasse) der eingesetzten Komponenten – wie Kabel und Steckverbinder – in Kategorien (Categories) festgelegt. Besonderes Augenmerk ist auf den EMV-Einfluss zu legen: Antriebe, benachbarte Leistungsleitungen sowie Prozessteilnehmer mit hoher elektromagnetischer oder elektrostatischer Ausstrahlung können die Kommunikation erheblich stören. Abhilfe schaffen hier durchgehend geschirmte Komponenten – dies betrifft sowohl die Leitungen und Steckverbinder als auch die Anschlüsse in den Geräten. Geschirmte Komponenten und das Erdungsund Potenzialausgleichssystem haben erheblichen Einfluss auf die Zuverlässigkeit des Netzwerks. Der Schirmanschluss der Kabel wird beidseitig mit dem Erdungssystem verbunden. Potenzial-Differenzen zwischen den Erdungspunkten erzeugen Ausgleichsströme, die wiederum Störungen in der Verkabelung verursachen. Besteht kein vermaschtes Potenzialausgleichssystem, empfehlen sich optische Verbindungen. ...oder hochqualitative Aderverdrillung In anderen Regionen der Welt hingegen sind ungeschirmte Kabel üblich. Um die Störfelder zu neutralisieren, muss daher die Qualität der Aderverdrillung in den Leitungen erhöht werden. So summieren sich die Störspannungen, die von den auftreffenden Feldern erzeugt werden, zu Null. Die erhöhten Anforderungen an den Parameter »TCL« (»Transverse Conversion Loss«) drücken dies aus. Der Vorteil einer guten Schirmung oder Verdrillung drückt sich auch in der damit möglichen hohen Trennklasse nach IEC 14763-2 aus. Diese definiert aufgrund von Störungsbelastungen durch benachbarte Kabel den Abstand und die Trennmaßnah- » Linie, Stern oder Ring – mit Steckverbindungen und anderen Verbindungselementen sowie mit starren und flexiblen Kabeln wird die Übertragung in verschiedenen Topologien ermöglicht. Das Modell der Referenz-Implementierung besagt, dass eine bestimmte übertragungstechnische Güte des gesamten Channels erreicht wird, wenn die Bedingungen der Referenz (also bestimmte Kategorien von Komponenten in einer bestimmten Anordnung) eingehalten werden. So kann unter Berücksichtigung der Referenz-Implementierung beispielsweise mit Cat5-Komponenten ein Class-DChannel aufgebaut werden. Besondere industrielle Bedingungen Für die Industrieautomation hat sich dieses Konzept der Referenz-Implementierung oftmals als zu starr erwiesen. Daher wird heute in einigen Systemen der Channel aus beliebigen starren oder flexiblen Kabeln aufgebaut, ohne Längenrestriktionen innerhalb des Channels. Anlagen können dann nicht nur einfacher geplant und AUSTROMATISIERUNG 63 54_73_0616_austro 25.08.16 20:30 Seite 64 T Technik pur I IND. KOMMUNIKATION I Schwerpunkt »Feldbusse & Connectivity« konfektionierung am Markt erhältlich – von Cat5 für 100 Mbit/s bis zu Cat6A für 10 GBit/s. Verschiedene Schutzgehäuse, wie die Variante 1 und Variante 14, erweitern den Einsatzbereich auch auf das Feld mit seinen vielfältigen Umweltbelastungen. Beim im Feld ebenfalls populären M12-Steckverbinder steht mit der vierpoligen D-codierten Ausführung eine Lösung für 100 Mbit/s und mit der achtpoligen X-codierten Variante eine Ausführung für bis zu 10 GBit/s bereit. Lichtwellenleiter Vorbild Gebäude: An die traditionelle strukturierte Gebäudeverkabelung mit ihren bis zu vier Ebenen schließen sich die Systeme der Industrieautomation an, verpackt in der »Automation Island«. Ein zeitgemäßes SteckverbinderKonzept erleichtert Geräteherstellern und Anlagenbauern die Integration des Industrial Ethernet. In vielen Fällen bieten sich Lichtwellenleiter an. Der für die Übertragung optischer Wellen genutzte Durchmesser des Faserkerns beträgt bei Multimode-Glasfasern 50 µm, bei Singlemode-Glasfasern 9 µm, bei PCF-Fasern 200 µm und bei POF-Fasern 980 µm – was sich auf die Auswahl des Steckverbinders und auf den Installationsaufwand auswirkt. Im Maschinen- und Anlagenbau mit seinen oft kurzen Leitungslängen ist die beste Wahl häufig die POF-Faser – sie ist preisgünstig, robust und bequem zu installieren. Auf der Geräteseite wandeln Transceiver die elektrischen Signale in optische um. Für die Steckverbinder müssen dann auch Transceiver für alle gewünschten Wellenlängen und Fasern erhältlich sein. Zusammen mit der Eignung des Steckverbinders für alle Fasertypen wird so eine mechanisch identische Ausführung für alle Varianten ermöglicht. Fazit Qualitätssicherung und Konformität Um die Zuverlässigkeit der Komponenten zu erhöhen, haben die Nutzerorganisationen Maßnahmen zur Qualitätssicherung implementiert. Damit soll sichergestellt werden, dass die für ihr System angebotenen Komponenten auch den Anforderungen der jeweiligen Richtlinie entsprechen. Hersteller haben sich diesbezüglich häufig zu Konformitätsprüfungen und Hersteller-Erklärungen verpflichtet. Auf den Webseiten der Nutzerorganisationen werden die Komponenten oftmals doku- 64 mentiert, so dass Anwender sicher sein können, geeignete Komponenten einzusetzen. Zukunftweisende Konzepte wie »Industrie 4.0« stellen immer wieder neue Anforderungen an automatisierungstechnische Kommunikationsnetzwerke. Wo heute Netzwerke mit 100 MB/s angemessen sind, kommen schon bald komplexere Geräte hinzu, die eine höhere Datenübertragungsrate erfordern. Nutzerorganisationen erweitern ihre Verkabelungsspezifikationen daher so, dass auch Ethernet mit 1 GBit/s oder mehr zuverlässig übertragen werden. Im Gegensatz zur 100 MBit/s-Verkabelung mit zwei Paaren oder einem Sternvierer sind dann vier Aderpaare notwendig. Moderne Steckverbinder RJ45-Steckverbinder sind der Standard für Ethernet. Sie sind zweipaarig oder vierpaarig auch in industrieller Ausführung zur werkzeuglosen Schnell- AUSTROMATISIERUNG Mit sorgfältig definierten und aufeinander abgestimmten Komponenten, aber auch mit den notwendigen Planungsvorgaben können Anwender heute ihre Anlage sicher aufbauen und zuverlässig betreiben. Immer leistungsfähigere Anwendungen – wie sie etwa bei »Industrie 4.0« zum Tragen kommen – können so auf dem stabilen Fundament und ständigen Weiterentwicklungen der Datenübertragungstechnik aufsetzen. Hier hält Phoenix Contact eine Vielzahl industrietauglicher Komponenten bereit, die für eine rationelle und zuverlässige Verkabelung in Automatisie(BBK) rungsnetzwerken sorgen. Zum Autor: Wolfgang Valicek ist Produktmanager für Automation bei Phoenix Contact Österreich. INFOLINK: www.phoenixcontact.at Fotos: Phoenix Contact; men zu den Kabeln der Kommunikationstechnik. Einige Nutzerorganisationen schreiben für ihre Komponenten die Trennklasse d vor. Auf diese Weise können die Kabel ohne Abstand verlegt werden. Besonders vorteilhaft ist dies unter beengten Platzverhältnissen im Schaltschrank und an der Maschine sowie bei Schlauchpaketen von Robotern. 54_73_0616_austro 25.08.16 20:30 Seite 65 G GASTKOMMENTAR I Schwerpunkt »Feldbusse & Connectivity« Gastkommentar Prof. Dipl.-Ing.(FH) Thomas Brandstetter, MBA Geschäftsführer Limes Security E-Mail: [email protected] www.limessecurity.com Produzierst du noch oder stehst du schon? in Produktionsstandort in Österreich. Die Warnleuchte am Leitstand für die Produktionsanlage Nr. 1 beginnt zu blinken. Die HMI-Anzeige der Anlage zeigt kurz eine verzerrte Grafik und wird schließlich schwarz. Die Hauptanlage verlangsamt plötzlich die Produktion, bis sie schließlich vollständig zum Stillstand kommt. Das Display des HMIs zeigt nun unerwartet wieder etwas an. Mit weißem Text auf rotem Hintergrund und einem Department of JusticeSiegel steht »Your Computer has been locked!«, darunter eine Aufforderung zur Zahlung einer Strafe von 42.000 Euro. Ein Techniker läuft ins Büro des Produktionsleiters und verheißt außer Atem einen totalen Produktionsausfall. In diesem Moment klingelt das Telefon des Produktionsleiters: die Geschäftsführung – das gesamte Unternehmensnetz wurde von einem RansomwareBefall getroffen. Im Industriebereich passieren laut Verizon Data Breach Investigation Report (www.verizonenterprise.com) täglich 50 Sicherheitsvorfälle. Davon eskalieren 1,3 zu tatsächlichen Breaches, das heißt, es finden auch wirklich unauthorisierte Zugriffe auf Systeme, Dienste und Daten statt. Die aktuelle Bedeutung von Industriesicherheit verspricht keine baldige Verbesserung dieser Statistik, dabei hat das Interesse an Industriesystemen seinen Höhepunkt noch lange nicht erreicht. Foto: Limes Security; E AUSTROMATISIERUNG Die »Industrie 4.0«-Bewegung und das »Internet der Dinge« bringen sowohl Chancen als auch Risiken. Denn aus der umfassenden Vernetzung komplexer Systeme entstehen natürlich auch komplexe Risiken. Diese virtuellen Bedrohungen haben jedoch massive Auswirkungen auf das Arbeiten und Leben in der realen Welt. Damit wird ITSicherheit zu einer hochgradig verantwortungsvollen Aufgabe und ich bin der erfahrene Partner an der Seite Ihres Unternehmens. Denn der optimale Weg zu einem abgesicherten und ausfallsicheren Betrieb ist ein nachhaltiges Konzept von Grund auf. Das bringt langfristig eine massive Kostenersparnis und sichert Ihrem Unternehmen das Vertrauen der Kunden. Dabei unterstützen wir von Limes Security im gesamten Produktionslebenszyklus: von der vorausschauenden Konzipierung von Systemen, Sicherheitstests von Produkten oder ganzen Anlagen, dem raschen Eingreifen bei Security-Vorfällen bis hin zu SecurityTrainings, die beim Aufbau von internem Sicherheitswissen eine maßgebende Rolle spielen. Limes Security setzt stets auf vertrauensvolle Partnerschaften und Nachhaltigkeit. Denn erst das Eingehen auf die Bedürfnisse und die individuelle Situation Ihres Unternehmens ergibt zusammen mit der Flexibilität eines zuverlässigen Teams höchstmögliche Sicherheit für Sie. Und das ist unser Mindeststandard. 65 54_73_0616_austro 26.08.16 15:10 Seite 66 T Technik pur I IND. KOMMUNIKATION I Schwerpunkt »Feldbusse & Connectivity« Wie sich mit Funk-Gateways das »Internet of Things« einfach aber zuverlässig erschließen lässt Weltweite Konnektivität Der Schritt vom vertrauten Produkt- oder Systemgeschäft in Richtung »Internet of Things« bringt Herausforderungen bezüglich Kommunikations- und Datentechnik mit sich. Es existieren aber Anbieter, welche auf Basis ihrer Erfahrung anderen Unternehmen Unterstützung beim Einstieg in die »IoT«-Welt bieten. Dazu gehört das seit 1981 in der industriellen Funktechnik tätige deutsche Unternehmen Schildknecht, welches sein Geschäftsmodell entsprechend erweitert und bereits erste Projekte unter dem Begriff »Global Connectivity« umgesetzt hat. Neben fertigen Geräten bietet der M2M-Spezialist flexible OEM-Lösungen bis hinunter zum Chip sowie vielfältige Schulungen und Entwicklungsunterstützung an. Von Dipl.-Ing. Thomas Schildknecht echnologischer Schwerpunkt der »IoT«Lösungen von Schildknecht ist die im Gateway »Dataeagle 7000« eingesetzte Grundplatine mit allen notwendigen Komponenten, welche in verschiedenen OEM-Versionen zur Verfügung steht. Alle Platinen enthalten als Kern eine integrierte, global einsatzfähige SIM-Karte, über welche sich das Gerät in über 130 Ländern bei etwa 400 Mobilfunk-Providern automatisch in das vor Ort jeweils stärkste Mobilfunknetz einwählen und über das Internet eine Verbindung mit einem Cloud-Portal als Ziel der Datenübertragung aufbauen kann. Auf dem Portal stehen die Daten dann legimitierten Nutzergruppen zur Auswertung, Darstellung und Weiterverwendung, auch auf mobilen Geräten, zur Verfügung. Diese derart erreichte »Global Connectivity« ist eine Voraussetzung für jede »IoT«-Lösung. Von besonders hoher Bedeutung ist dabei die Sicherheit der Gesamtlösung durch eine »AES Ende-zu-Ende«Verschlüsselung vom Gateway über die weltweite Mobilfunk – bzw. Internetdatenverbindung einschließlich Datenportal bis zur Frontend-Anwendung wie z.B. einer SmartphoneApp. Die Sicherheitsumsetzung erfolgt nach BSI-Richtlinien und ist TÜV-zertifiziert. T Schildknecht bietet mit den Funk-Gateways »Dataeagle« ein umfassendes Gerätespektrum von der OEM-Platine bis zum gebrauchsfertigen IP66-Gerät 66 AUSTROMATISIERUNG 54_73_0616_austro 25.08.16 20:54 Seite 67 Fotos: Schildknecht, Fotolia; Vier Entwicklungsschritte zum »IoT«-fähigen Gerät Betrieblicher Schwerpunkt der »IoT«-Lösungen von Schildknecht ist das Dienstleistungsangebot, welches die komplette Funktionalitäts- und Leistungskette von der anfänglichen Beratung über Geräteparametrierung, Sensorankopplung bis zur Visualisierung und Verarbeitung der übertragenen Daten in einem Cloud-basierten Portal (Portal Hosting) umfasst. Der Anwender erhält einen eigenen Portal-Zugang, über den er seine Daten analysieren und auf seine Geräte zugreifen kann. Das Dienstleistungsangebot beinhaltet auch Unterstützung bei System-Security und -Verfügbarkeit oder Unterstützung bei der Datenauswertung sowie beim Management der SIM-Karte. Die Entwicklung einer »IoT«-Lösung läuft in folgenden Schritten ab: • Bei der Konzeptfindung werden vom Kunden bzw. Partnerunternehmen eine Geschäftsidee und die damit verbundene Rolle des geplanten »IoT«Produktes formuliert. • Danach folgt ein gemeinsamer, meist mehrtägiger Workshop, in dessen Verlauf der fachliche Hintergrund und die geschäftlichen Erwartungen genauer definiert werden. Dazu gehören u.a. Prüfung der Anbindungsmöglichkeiten im Zielprodukt, Überprüfung und endgültige Festlegung der Applikation oder Skizzierung des Entwicklungsprozesses und der Markteinführung. Auf Wunsch kann bereits in dieser Phase eine Entwicklung eines Lösungsansatzes unter realen Bedingungen auf Basis der beim »Dataeagle 7000« verfügbaren Fertiggeräte umgesetzt werden. • In einem Proof of Concept (PoC) wird die erarbeitete Lösung unter Verwendung der passenden OEM-Hardware und Erstellung einer angepassten Software (Script) in einen Produkt-Prototyp integriert. Das erfolgt in enger Abstimmung mit den Entwicklern des Kunden und unter Berücksichtigung eventuell erforderlicher Normen und Standards. • Den Abschluss bildet die Entwicklung zur Marktreife mit endgültigem Design von Gehäuse, Antenne, Dashboard etc. mit nachfolgendem Produktionsstart. Auf Wusch kann auch eine Unterstützung bei der nachfolgenden Markteinführung durch z.B. zeitlich begrenzte oder dauerhafte Übernahme der oben geschilderten Portaldienste erfolgen. Technologischer Schwerpunkt der »IoT«-Lösungen von Schildknecht ist die im Gateway »Dataeagle 7000« eingesetzte Grundplatine mit allen notwendigen Komponenten, welche in verschiedenen OEM-Versionen zur Verfügung steht. »IoT«-fähige E/A-Verteilerboxen Das »IoT«-Lösungskonzept von Schildknecht hat sich bereits in vielen Applikationen bewährt. So zum Beispiel bei einem Unternehmen der Automatisierungsbranche, das intelligente Verteilerboxen zur Verbindung von Sensoren und Aktoren über Standard-M12-Anschlüsse mit Steuerun- gen über unterschiedliche Feldbusse fertigt. Den Marktforderungen folgend sollten diese Verteilerboxen jetzt die E/A-Daten über Mobilfunk übertragen. Nach Kenntnis des oben geschilderten Lösungsweges verzichtete das Unternehmen auf eine Eigenentwicklung zu Gunsten der OEMPlatinenlösung von Schildknecht mit entsprechend angepasster Software und Portaldiensten. Die Konzeptfindung in einem Workshop erforderte nur wenige Tage; während dieser Zeit wurde auch bereits das Script für die Ankopplung an die interne Kundenelektronik umgesetzt. Das Hosting des Datenportals hat der Hersteller der Verteilerboxen, nach Kauf einer Portalserverlizenz, selbst übernommen; es läuft nun in einem großen asiatischen Rechenzentrum. Nach nur zwei Monaten konnte die Serienfertigung der jetzt »IoT«-fähigen Verteilerboxen eingeleitet werden einschließlich der Entwicklung einer eigenen »IOS«- und »Android«-App. Resümee Der dargestellte Einstieg in die »IoT«-Welt ist dank der in zahllosen M2M-Lösungen erprobten Hard- und Software Komponenten samt Applikationswissen auch für mit »IoT« noch nicht vertraute Unternehmen in nur wenigen Wochen möglich. Das beschriebene Konzept umfasst alle Entwicklungs- und Dienstleistungsschritte zum Aufbau einer funktionsfähigen »IoT«-Lösung, von der Sensoranbindung bis zum Portal-Hosting sowie Dienstleistungen bezüglich Datenauswer(TR) tung, Sicherheit oder Verfügbarkeit. Beispiel für einen Portal-Zugang, mit dem der Anwender seine Daten analysieren und auf seine Geräte zugreifen kann. Das Dienstleistungsangebot von Schildknecht beinhaltet u.a. die Unterstützung bei System-Security und -Verfügbarkeit. Zum Autor: Dipl.-Ing. Thomas Schildknecht ist Vorstand von Schildknecht. INFOLINK: www.schildknecht.ag AUSTROMATISIERUNG 67 54_73_0616_austro 25.08.16 20:33 Seite 68 2016 PRODUKTNEUHEIT 4-Port managed Profinet-Switch Mit dem 4-Port managed Profinet-Switch stellt Systeme Helmholz eine weitere Profinet-Komponente vor, die viele neue Einsatzmöglichkeiten bietet. P it der GSDML-Datei lässt sich der 4-Port Switch wie gewohnt in vorhandene Automatisierungsumgebungen integrieren – der Anwender verbindet damit seine Netzwerkteilnehmer zeit- und kostensparend. Die kompakte industrietaugliche Bauform zur Hutschienenmontage überzeugt dabei genauso wie das Webinterface zur Konfiguration und Diagnose. Weiters ist es möglich, eine Diagnose und/oder Konfiguration über Telnet, SSH oder USB durchzuführen. Die unterstützten Profinet-Protokolle, wie z.B. LLPD, DCP oder auch Diagnose-Alarme, lassen sich einfach parametrieren und verwalten. Die Übertragungsgeschwindigkeit von bis zu 100 Mbit/s, welche pro Port festgelegt werden kann, gehört ebenso zu den Standards wie die Profinet Conformance Class B und der MRP-Client für Übertragungssicherheit durch Ringredundanz. M Systeme Helmholz GmbH Hannberger Weg 2 D-91091 Großenseebach Tel.: (0049-9135) 7380-0 FAX: (0049-9135) 7380-110 E-Mail: [email protected] www.helmholz.com PROMOTION I Profinet-Funktionen • Zuweisung einer Netzwerkkonfiguration auf Basis des Gerätenamens • Festlegung von Übertragungsverfahren und Geschwindigkeit eines Ports (Autonegotiation oder fest eingestellt bis 100 Mbit/s voll-duplex) • Port aktivieren/deaktivieren • DCP/LLDP-Boundary für einen Port setzen • Profinet-Switch als MRP-Client einrichten • Gerätetausch ohne Programmiergerät Link zum Profinet-Switch. Foto: Systeme Helmholz Funktionalitäten im Überblick: • Profinet Conformance Class B • Managed Switch mit 4x 100 Mbit/s RJ45 Ports, store-and-forward • Integration in das Automatisierungsnetzwerk mit GSDML-Datei • Schnelle und einfache Konfiguration und Diagnose über Webinterface oder über Profinet • Konfiguration über Kommandozeile (Telnet, SSH, USB) • LLPD, DCP, SNMP, Diagnose-Alarme • Medienredundanz: MRP-Client über Ports 1+2 • Port-Mirroring • Netzwerkstatistiken (Frames und Fehler) • Zeitsynchronisation über SNTP • Firmwareupdate über Webserver • Kompakte industrietaugliche Bauform zur Hutschienenmontage Verfügbarkeit des neuen 4-Port managed Profinet-Switches: Sofort. 68 AUSTROMATISIERUNG 54_73_0616_austro 25.08.16 20:34 Seite 69 I IND. KOMMUNIKATION Aktiver Abschlusswiderstand für Profibus-Netzwerke Der »PSI-Terminator-PB-TBUS« von Phoenix Contact sichert über die permanente Terminierung speziell in Applikationen mit wechselnden Busteilnehmern eine störungsfreie Profibus-Kommunikation. Der Anschluss der Busleitung erfolgt wahlweise über eine steckbare Doppelfederklemme oder eine D-SUB-Buchse. Die aktiven Programmier- und Diagnosegeräte lassen sich über den alternativen D-SUB-Anschluss mit Spannung versorgen. Damit eignet sich das Gerät auch als definierter Service- und Messgeräte-Anschluss innerhalb eines Bussystems. Zur lokalen Diagnose stehen dem Anwender LED-Anzeigen über Busaktivität sowie die redundante Spannungsversorgung zur Verfügung. Über die Tragschienen-Busverbinder kann bei der Montage von mehreren Geräten im Verbund die Versorgungsspannung komfortabel durchrangiert werden. Der erweiterte Temperaturbereich von -40° bis +70° C erlaubt den Einsatz unter industriellen Umgebungsbedingungen. Durch seine kompakte Bauform spart das Gehäuse Platz im Schaltschrank. www.phoenixcontact.at Drahtlose Fernkommunikation mit hoher Bandbreite Foto: Siemens, Phoenix Contact; Mit dem »Ruggedcom RM1224« erweitert Siemens sein Portfolio an MobilfunkRoutern um ein Einstiegsgerät. Der weltweit einsetzbare Router ermöglicht die Datenkommunikation über 4G-LTE- sowie bei Bedarf über 3G-UMTSbeziehungsweise CDMA2000-Mobilfunknetze. Der Router verfügt über einen integrierten Vier-Port Switch, mit dem sich bis zu vier Ethernet-Geräte anschließen lassen. Anwender können über die beiden Antennenbuchsen Daten auf zwei unterschiedlichen Kanälen senden und empfangen und dadurch die Signalqualität und Bandbreite erhöhen. Das Gerät hat einen digitalen Eingang und Ausgang (I/O), womit sich beispielsweise gesicherte VPN-Verbindungen einfach per Knopfdruck einrichten lassen. Darüber hinaus bietet der »Ruggedcom RM1224« eine redundante Stromversorgung, um kurzzeitige Stromausfälle zu überbrücken. Via LTE schafft er eine Übertragungsgeschwindigkeit von bis zu 100 Mbit/s im Downlink und bis zu 50 Mbit/s im Uplink. Anwender können so IP-basierte Endgeräte weltweit anschließen. Hinsichtlich Security unterstützt das Gerät eine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung wahlweise über IPsec oder OpenVPN. Darüber hinaus bietet der Router eine integrierte Firewall. www.siemens.com/rm1224 AUSTROMATISIERUNG 54_73_0616_austro 25.08.16 20:34 Seite 70 Technik pur I ANTRIEBSTECHNIK Mehr Sicherheitsfunktionen im Servoaktor B&R bietet den dezentralen Servoaktor »Acoposmotor« nun auch mit integrierten netzwerkbasierten Sicherheitsfunktionen, die bis SIL3/PL-e/Kat.4 zertifiziert sind. Beim Gebersystem setzt B&R auf Safety-Geber mit EnDat2.2-Schnittstelle. Der Motor erreicht die Schutzklasse IP65. Er ist lüfterlos ausgeführt und verfügt über einen Wellendichtring. www.br-automation.com INTRO Dual-PortEthernetOption ergänzt » Die Poduktfamilien »NXS«, »NXP«, »Vacon 20/X/CP« und »Vacon 100 IND/ FLOW/X« von Danfoss Drives sind nun zusätzlich zur bereits verfügbaren Singleport-Option auch als Multiprotokoll-Lösung für Modbus-TCP, Profinet und Ethernet/IP erhältlich. Dank des neu eingebauten Switches unterstützt der Antrieb neben der bisherigen Stern-Topologie jetzt auch die Daisychain-/Reihen-Topologie. www.danfoss.at/drives Auswahl-Tool für ULkompatible Motorsteuerung Maschinen- und Anlagenbauer können mit dem erweiterten »Global ShortCircuit Current Rating Selection Tool« von Rockwell Automation ihre Komponenten nun schneller auswählen und das Schaltschrankdesign durch die beste Kombination aus Motor und Steuerung optimieren. Das Tool umfasst UL-kompatible Tabellen zur Auswahl von Motorsteuerungskomponenten für einen großen Bereich von HP- und kW-Nennwerten. www.rockwellautomation.at 70 Achsen in Wunschgröße konfigurieren Mit dem »drylin ZLW«-Bausatz vom Schleppkettenspezialisten Igus können Konstrukteure Breiten, Schienenabstände und Werkstoffe der einbaufertigen Achsen variabel zusammenstellen. Durch den flachen Aufbau der Zahnriemenachsen sind selbst geringe Bauräume ausreichend. Traversen, Schienen und Schlitten können wahlweise aus Aluminium oder Edelstahl (z.B. für die Lebensmittelindustrie) bestellt werden. Die Linearführungen können mit Igus-Motor oder Kundenmotoranbindung geliefert und betrieben werden, Voll- und Hohlwellen ermöglichen eine variable Motoranbindung rechts und links der Achse. Durch die neue Baugröße »ZLW-20« können bei Hublängen bis maximal 3.000 mm Lasten bis 75 kg gehoben werden. Der breite Rundriemen erlaubt hohe Verfahrgeschwindigkeiten von über 5 m/s. Der Zahnriemen aus Polyurethan mit Stahlzugverstärkung wird zentral am Schlitten auf die notwendige Zahnriemenspannung eingestellt. Mit speziellen Riemen ist auch ein Unterwassereinsatz möglich. Rillenkugellager sorgen für eine leistungsstärkere Umlenkung. Durch das offene Design sind die Linearachsen leicht zu reinigen und zudem schmutzunempfindlich. www.igus.at Schrittmotor-Controller für vier Achsen Weniger Programmierzeit, weniger Verdrahtungsaufwand und geringerer Platzbedarf – das sind die wichtigsten Vorteile der Vier-Achsen-SchrittmotorController »JXC73« und »JXC83« von SMC. Die beiden Modelle unterscheiden sich lediglich im unterstützten I/O-Typ: NPN (»JXC73«) und PNP (»JXC83«). Beide kommunizieren mit einem PC über USB 2.0 und verfügen über 16 parallele Eingänge und 32 parallele Ausgänge. Die Controller können mit 2.048 parametrier- und ansteuerbaren Schrittdaten auch komplexe Abläufe mit Positionier- oder Schubbetrieb abbilden. Mit nur 140 mm Breite (statt 170 mm bei vier Geräten) und 145 mm Höhe beanspruchen die Controller nur wenig Bauraum. Dank der Möglichkeit, mit den beiden Controllern jeweils vier Achsen gleichzeitig ansteuern zu können, nimmt auch der Programmieraufwand deutlich ab. Drei verschiedene Positioniermodi stehen zur Verfügung: Standard, lineare Interpolation mit den ersten drei Achsen (x,y,z) und Kreisinterpolation mit den ersten beiden Achsen (x,y). Als Temperatureinsatzbereich sind 0° bis 40°C empfohlen. »JXC73« und »JXC83« sind RoHS-konform. Pick&Place-Anwendungen oder das vertikale Heben von Platten mit mehreren synchronisierten Antrieben sind nur zwei der zahlreichen Anwendungsmöglichkeiten. www.smc.at AUSTROMATISIERUNG Fotos: Danfoss, Igus, SMC, TAT, Tecnotion; T 54_73_0616_austro 25.08.16 20:34 Seite 71 Kurzes Winkel-Planetengetriebe Mit »WPLFE« erweitert Neugart (ÖV: TAT Technom Antriebstechnik) seine Produktfamilie der Flanschgetriebe »PLFE« um eine Winkelvariante mit geringer Einbauhöhe und hoher Verdrehsteifigkeit. Durch sein kompaktes Design ist das »WPLFE« das laut Hersteller kürzeste Winkel-Planetengetriebe mit Flansch-Abtriebswelle im Economy-Bereich. Je nach Baugröße wird bis zu 30% weniger Bauraum im Vergleich zu anderen WinkelPlanetengetrieben benötigt. Die genormte Flansch-Schnittstelle (EN ISO 9490-1) garantiert eine einfache, sichere und schnelle Montage der Antriebskomponenten. Durch den größeren Durchmesser der Flansch-Abtriebswelle wird eine fünfmal höhere Verdrehsteifigkeit erreicht – diese bietet dem Anwender eine bessere Positioniergenauigkeit des Gesamtsystems. Weiters ist das Winkel-Planetengetriebe lebensdauergeschmiert und lässt sich beliebig montieren. www.tat.at Bewegte Massen reduziert Die eisenlosen Linearmotoren der »UM«-Baureihe von Tecnotion erleichtern die Umsetzung von mehrachsigen Maschinenkonzepten, bei denen eine Hauptachse die anderen Achsen mittragen und bewegen muss. Die Motoren überzeugen mit geringem Gewicht: Alle Spuleneinheiten der vier Motoren der Baureihe bleiben unter 320 g, was hohe Dynamiken ermöglicht. Auch die Magnetjoche wiegen nur 4,8 kg/m. Dank des geringen Eigengewichts der Joche muss weniger Last auf den oberen Achsen mitbewegt werden. So kann einerseits der Motor in der Hauptachse kleiner ausgelegt werden, andererseits können kleinere Führungen in der Hauptachse einsetzt werden. Die Magnetjoche der »UM«-Reihe sind in vier verschiedenen Längen erhältlich. Besonders für längere Hübe ist das Magnetjoch mit 390 mm Länge praktikabel: Mit wenigen Jochen können weitere Strecken gebaut werden, was den Montageaufwand reduziert. Bei liegendem Einbau beanspruchen Joch und Spuleneinheit nur 21 mm in der Höhe und 68 mm in der Breite. Mit diesem knappen Bauraum werden Dauerkräfte von 29 N bis 116 N und Spitzenkräfte von 100 N bis 400 N erreicht. www.tecnotion.de AUSTROMATISIERUNG 54_73_0616_austro 25.08.16 20:34 Seite 72 Technik pur I ANTRIEBSTECHNIK Auswerferantrieb für Kunststoffmaschinen Baumüller hat mit der neuen »135«-Version seiner DrehstromSynchronmotoren »DSC« einen kompakten und beschleunigungsstarken Antrieb speziell für die Kunststoffindustrie konzipiert. Motor der Megawatt-Klasse »LP500« von ABB ist ein Niederspannungsmotor der Baugröße 500, der mit seinem kompakten Aufbau, seiner einfachen Konstruktion und seiner Wasserkühlung den heutigen Anforderungen der Industrie und der Schifffahrt gerecht wird. Im Hinblick auf seinen Einsatz als Auswerferantrieb verfügt der Motor neben einer kompakten Bauform und einer hohen Dynamik über eine Sonderlagerung zur Kompensation axialer Prozesskräfte. Außerdem profitieren Kunststoffmaschinenbauer von einer speziellen mechanischen Schnittstelle für die Spindelanbindung und von der hohen Überlastfähigkeit des Motors. Der »DSC 135« bietet ein Maximalmoment bis ca. 560 Nm, ein Nenndrehmoment bis ca. 280 Nm sowie ein Drehzahlspektrum bis ca. 2000 min-1. Der Antrieb kann mit einem Multiturngeber betrieben werden, optional sind auch andere Gebervarianten möglich. Zur Maximierung der Leistungsdichte sind die Motoren auch mit integrierter Wasserkühlung verfügbar. Der Motor wird als energieeffiziente Motor-FrequenzumrichterLösung zur Verfügung gestellt. Anwender profitieren vom optimierten Motorbetrieb, dem geringeren Energieverbrauch und der Einhaltung strenger Emissionsvorschriften. Seine Haupteinsatzgebiete in der Schifffahrt sind Querstrahlantriebe, Winschen und Hauptantriebssysteme. Der Motor eignet sich für die meisten Schiffstypen, vor allem für Ankerziehschlepper und Versorgungsschiffe, Bohrinsel-Versorgungsschiffe und Tanker. Eine besondere Eignung hat er für Querstrahlantriebe ohne Pod (horizontal) sowie für Bugstrahlruder (vertikal). www.baumueller.at www.abb.at Wassergekühlte Torquemotoren Extrem hochdrehende DC-Motoren Die Synchron-Servomotoren der Baureihe »TMRW« von Hiwin sind wassergekühlte Torquemotoren speziell für den Einsatz in Werkzeugmaschinen. Die laufruhigen, bürstenlosen »ECX«-Motoren von maxon motor (ÖV: Kwapil) mit den Durchmessern 8, 16 und 19 mm erreichen Spitzenwerte von 120.000 min-1, laufen geschmeidig und erhitzen sich dabei kaum. Dank der berührungslosen Drehmomentübertragung arbeiten sie leise und absolut wartungsfrei. Zudem gewährleistet die direkte Lastankopplung eine hohe Steifigkeit bei kompakter Bauform. Durch die in den Stator integrierten Kühlkanäle erreichen die einbaufertigen, UL-zertifizierten »TMRW«-Motoren hohe Dauermomente und vermeiden zusätzliche Prozesswärme in der Werkzeugmaschine. Die Motoren stehen in unterschiedlichen Baugrößen mit Durchmessern von 160 mm bis 565 mm zur Verfügung. Da die Motoren bauartbedingt kein Getriebe benötigen, erzielen sie höchste Wirkungsgrade und zeichnen sich durch konstante Drehmomente, maximale Dynamik und schnelle Drehzahlwechsel auch bei hohen Lasten aus. Sie eignen sich besonders für medizinische Handgeräte und industrielle Spindeln. Die »ECX«-Motoren Sie sind in verschiedenen Leistungsstufen und in den Varianten »standard« oder »sterilisierbar« erhältlich (bis zu 2.000 Zyklen im Autoklaven). Die Motoren lassen sich online konfigurieren, inklusive Getriebe, Encoder und Steuerung. Für den »ECX 8« zum Beispiel stehen das Planetengetriebe »GPX« und der Encoder »ENX 8« zur Verfügung. Zudem lassen sich unter anderem verschiedene Wellenlängen, Wicklungstypen oder Kugellager bestimmen. www.kwapil.at Fotos: Hiwin, Maxon, ABB, Baumüller; T F L www.hiwin.at 72 AUSTROMATISIERUNG 54_73_0616_austro 25.08.16 20:34 Seite 73 I ANTRIEBSTECHNIK Attraktive Netzrückspeisung Bremsenergie einfach und wirtschaftlich nutzen Lenze bringt seine neue Rückspeiseeinheit »Smart Energy Recovery r700« in zwei Leistungsstufen mit 12/24 und 26/48 kW auf den Markt. Das Besondere: Durch die Trennung von Einspeise- und Rückspeisepfad können beide Zweige separat ausgelegt werden, was eine exakte Dimensionierung nach Bedarf der Anlage ermöglicht. ie kompakt gebaute »Smart Energy Recovery«-Einheit hat den hohen Wirkungsgrad von 98% und kommt ohne externe Filter aus. Die Rückspeiseleistung lässt sich durch Parallelschaltung mehrerer Module auf einfache Weise skalieren. Das Nachrüsten in bestehende Maschinen ist problemlos möglich. Je nach Menge der zurückzuspeisenden Energie liegt die Amortisationszeit laut Lenze bei rund einem Jahr. Die Netzrückspeisung ist damit jetzt auch in Anwendungen sinnvoll, in denen sich das bisher nicht rechnete. Ein besonderer Vorteil: Die Rückspeiseschaltung wird direkt an einen beliebig großen Zwischenkreis angeschlossen, die generatorische Leistung über einen eigenen Netzstromrichter autark ins versorgende Netz eingespeist. Die Rückspeisefunktion ist so geregelt, dass nur dann ins Netz zurückgespeist wird, wenn tatsächlich zu viel Energie im Zwischenkreis vorhanden ist. Durch diese Entkopplung von Einspeisung- und Netzrückspeisung kann der ungesteuerte Brückengleichrichter des Frequenzumrichters unverändert bestehen bleiben und die Rückspeiseschaltung sowie die erforderlichen EMV-Maßnahmen brau- Foto: Lenze; D AUSTROMATISIERUNG chen nur auf die tatsächlich notwendige Rückspeiseleistung ausgelegt zu werden. Durch die technologisch bedingte Einsparung externer Filterkomponenten sind die Geräte zudem deutlich kompakter und benötigen deutlich weniger Platz als herkömmliche Lösungen. Die Rückspeiseeinheit ist darüber hinaus mühelos zu handhaben: Der Anwender muss nichts einstellen, die Geräte können ohne Parametrierung direkt zum Einsatz kommen. Typische Einsatzgebiete sind Regalbediengeräte oder andere Hubwerke, bei denen während des Senkens der Last zeitweise relativ viel Energie anfällt, oder auch Prüfstände, bei denen prinzipbedingt dauerhaft die Energie des Prüflings abgeführt werden muss. Eine Umwandlung der Bremsenergie in Wärme ist in solchen Anwendungen ebenso unmöglich, wie eine Speicherung der Energie in der Anlage. Die Rückspeisung der anfallenden Energie ins Netz wird durch die neue »Smart Energy Recovery r700« zu einer (r.PA./TR) wirtschaftlich sinnvollen Alternative. INFOLINK: www.lenze.at 74_90_0616_austro 25.08.16 20:43 Seite 74 T Technik pur I SICHERE AUTOMATION »Pilz User Conference« _ letzte Chance für Kurzentschlossene! Am 14. und 15. September feiert das Anwendertreffen zum Thema Maschinensicherheit in der Holzerlebniswelt »Feuerwerk« in Fügen/ Tirol Premiere. Unter dem Motto »Von Anwendern für Anwender« stehen dabei Informationen über den Einsatz moderner Sicherheitslösungen im Vordergrund. Auf Anfrage gibt es noch Restplätze. www.pilz.at/userconference TerminNOTIZ: Safety-Seminar in Köln Ibf veranstaltet vom 22. bis 25. November in Köln ein Kombi-Seminar, bei dem Konstrukteuren und Planern fundiertes Wissen über elektrotechnische Konstruktion und die sicherheits- Isolierstoffgekapselter Positionsschalter Die neuen »I49«-Schalter von Bernstein eignen sich mit ihrer extrem flachen Bauweise und vollem IP 67-Schutz für Positionsabfragen und Endlagenabschaltung bei Sicherheitsanwendungen. Außerdem verfügen alle Positionsschalter der Baureihe über zwangsgeführte Öffnerkontakte gemäß IEC 60947-5-1. Der »I49« ist gemäß ISO 14119 ein Schalter der Bauart 1, bei entsprechender Systemauslegung kann er bis PL-e eingesetzt werden. Ein weiteres Plus ist die einfache und schnelle Montage. Das Anwendungsgebiet reicht von der Überwachung von (Schiebe-) Türen, Hauben oder Klappen, über die Positionserfassung von bewegten Maschinenteilen und Objektdetektion in der Fördertechnik bis hin zur Endlagenkontrolle von Bauteilen. INTRO www.bernstein.at Hält auch schwere Schutztüren zu technische Gestaltung von Steuerungen bei Neubauten und bei Änderungen von Maschinen und Anlagen geboten wird. Weiters erfahren die Teilnehmer, welche Punkte von ISO 13849 unbedingt beachtet werden sollten, um die erforderliche Sicherheit im Sinne der Maschinenrichtlinie zu erfüllen und warum die Validierung inklusive FMEA unbedingt erfolgen muss. www.ibf.at/seminare WebTIPP: Videos über »Safety Automation Builder« Verschiedene Video-Tutorials auf der neuen »How-to«-Webseite von Rockwell Automation geben wertvolle Tipps&Tricks, wie die Funktionen des »Safety Automation Builder« optimal zu nutzen sind. Mit diesem Tool lässt sich die Planung, Implementierung und Validierung von Sicherheitssystemen verbessern. Es kann direkt in »Sistema« sowie in die Software »ProposalWorks« integriert werden, um die erforderlichen Stücklisten zu erstellen. www.rockwellautomation.at 74 Die Sicherheitszuhaltungen »AZM400« von AVS Schmersal eignen sich aufgrund ihrer hohen Zuhaltekraft, des bistabilen Wirkprinzips und des elektromotorischen Sperrbolzens auch für sehr große, motorbetriebene Schutztüren, zum Beispiel von CNC-Bearbeitungszentren. Die sichere Bolzenzuhaltung »AZM400« besteht aus der Zuhaltungseinheit mit Sensorik und motorgetriebenem Sperrbolzen sowie dem Betätiger, der ein codiertes RFID-Tag und eine Arretierungsöffnung mit zwei Dauermagneten enthält, in welche der Sperrbolzen einfährt. Die Zuhaltekraft beträgt 10.000 N. Dank Sicherheitssensorik mit RFID-Technologie wird die Codierungsstufe »hoch« gemäß ISO 14119 erreicht. Sowohl für die Verriegelungsals auch für die Zuhaltefunktion erreicht die Bolzenzuhaltung PL-e/Kat.4 nach DIN EN ISO 13849-1 sowie SIL3 nach IEC 61508. Das hohe Sicherheitsniveau für die Zuhaltefunktion wird u.a. aufgrund des zweikanaligen Entsperrsignals erreicht, das sichergestellt, dass z.B. nicht durch das Auftreten eines Querschlusses ungewollt entriegelt wird. Das bistabile System behält im Falle eines Stromausfalles den letzten Verriegelungszustand der Zuhaltung bei. Die neuartige Eingangsbeschaltung zur Ansteuerung der Zuhaltefunktion erlaubt es, den »AZM400« an sämtliche bekannten Sicherheitssteuerungen (P/P- oder P/N-Ausgänge) anzuschließen. www.avs-schmersal.at AUSTROMATISIERUNG Fotos: Schmersal, Bernstein, Ibf; » 74_90_0616_austro 25.08.16 20:44 Seite 75 P Praxisreport I SICHERE AUTOMATION Wie ein dezentrales E/A-System mit Profinet-Anschluss die Schnelllauftore neuer Automobil-Karosseriebau-Linien sicher automatisiert Sicher schnell! Am Stammsitz in Ingolstadt betreibt Audi seine größte Produktionsstätte im Konzern und das laut eigenen Angaben zweitgrößte Automobilwerk in Europa. Hier läuft u.a. seit vergangenem Jahr der neue »Audi A4« vom Band. Hergestellt wird er in dem neuen Karosseriebau auf zwei Ebenen. Bestandteil der automatisierten Fertigungslinien sind mehr als 200 schnelllaufende Rolltore, durch die die einzelnen Produktions- und Montageabschnitte zugänglich sind. Bereits am ungarischen Audi-Standort in Györ sind beste Erfahrungen mit dem dezentralen E/A-System »PSSuniversal« von Pilz gemacht worden. Deshalb kommt das System nun auch in Ingolstadt für das komplette Management der an den Toren anfallenden sicheren und nicht sicheren Signale zum Einsatz. Von Peter Pichler ie Investitionen in den neuen Karosseriebau für den »A4« sind ein klares Bekenntnis zum Standort Ingolstadt und Bestandteil eines der größten Investitionsprogramme in der Unternehmensgeschichte: Durchschnittlich wird hier bis 2019 mehr als 1 Mrd. Euro pro Jahr investiert. Auf einer Fläche von insgesamt rund 274 ha arbeiten inzwischen mehr als 41.000 Menschen. Wie kaum ein anderer Industriebereich ist die Automobilfertigung in weiten Teilen automatisiert. Von der Teilezulieferung bis zur Endmontage übernehmen Roboter sowie andere automatisierte Handhabungssysteme eine Vielzahl an Aufgaben. Das gilt insbesondere für den Karosseriebau. Um entlang der einzelnen Produktions- und D AUSTROMATISIERUNG Montagemodule eine sichere und effiziente Teilezu- und abfuhr zu gewährleisten, kommen in der neuen Fertigungshalle über 200 schnelllaufende Maschinenschutztore zweier unterschiedlicher Hersteller zum Einsatz. Die zwischen 4 und 7 m breiten Schnelllauftore öffnen und schließen mit einer Geschwindigkeit von bis zu 2,3 m/s. Sie sichern die Ein- und Auslässe gegen unberechtigten Zutritt und schützen Personen in deren Umfeld wirkungsvoll vor potenziellen Gefahren. Wie zuvor am ungarischen Audi-Standort in Györ sollten die Maschinenschutztore mit einer kompakten und leistungsfähigen Profinet-kompatiblen Schnittstelle ausgestattet werden. Nachdem Audi dort bereits »PSSuniversal« als zuverlässiges » 75 74_90_0616_austro 25.08.16 20:44 Seite 76 P Praxisreport I SICHERE AUTOMATION sicherheitstechnisches System kennengelernt hatte, entschied man sich auch in Ingolstadt für das dezentrale E/A-System von Pilz. »PSSuniversal« durch seine technische Einfachheit, Wirtschaftlichkeit, Offenheit und Flexibilität. Der Platzbedarf im Schaltschrank ist gering, das System ist einfach installierbar. Sicherheit ist immer dabei Die zertifizierte und auf die jeweilige Anforderung an die eingesetzten Übertragungsmedien ausgelegte Profinet-Schnittstelle erlaubt eine nahtlose und sichere Einbindung des dezentralen E/A-Systems »PSSuniversal« in die bestehende Anlagenstruktur. Mit Profinet können Echtzeitdaten, IT-Funktionen und sichere E/A-Signale über ein einziges Kabel übertragen werden. Ein besonderer Vorzug dabei ist, dass »PSSuni- Weit verzweigt und doch ganz eng verbunden Das dezentrale E/A-System »PSSuniversal« bietet Vorteile überall dort, wo Anlagen weit verzweigt sind. Anwender erhalten ein effizientes, offenes und ausbaufähiges System, das mit seinem modularen Aufbau nicht nur die hohen Ansprüche der Automobilindustrie erfüllt. Weil »PSSuniversal« nicht allein sichere, sondern haftete Sicherheitsbauteile nach EN ISO 13849-1 gefordert, die eine entsprechende Freigabe der Automobilindustrie besitzen. Die Not-Halt-Funktionen der Torantriebe sowie all jene Sicherheitssensoren, die darüber wachen, ob ein Tor tatsächlich geschlossen ist, werden über sichere E/A-Module angedockt an das Kopfmodul geführt. Nicht sichere Signale und Meldungen werden über weitere digitale Ein- und Ausgänge ebenfalls über das Kopfmodul geschaltet. Da die E/A-Module für Sicherheit und Automation ohne die früher übliche starre Trennung beider Systeme frei kombinierbar sind, lassen sich auch die jeweiligen Ein- und Ausgangsknoten flexibel erweitern. Die Maschinenschutztore bei Audi sind mit einer kompakten und leistungsfähigen Profinet-kompatiblen Schnittstelle ausgestatten: Zum Einsatz kommt das dezentrale E/A-System von Pilz an den Audi-Standorten Ingolstadt und Györ. versal« über ein Sicherheitsprinzip, das Sicherheit von Vornherein einschließt, verfügt: Nur das Kopfmodul repräsentiert den sicherheitsgerichteten Teilnehmer, nur dort muss der Anwender die erforderlichen Einstellungen vornehmen. Eine Vergabe weiterer Sub-Adressen entfällt, alle sicherheitsgerichteten Adressen am Profinet-Master werden optimal genutzt. Das vereinfacht und verringert den Aufwand z.B. für die interne Netzwerkadministration und senkt somit Kosten. Die Adresseinstellung erfolgt nur einmal im Kopfmodul, die Adresseinstellung und -verwaltung für einzelne E/AModule entfällt. Grundsätzlich überzeugt 76 auch nicht sichere Steuerungssignale erkennt und verarbeitet, führt dies in vielen Fällen zu Synergien: Die enge Verzahnung sowie die teilweise Verarbeitung von Signalen an Ort und Stelle verkürzen Reaktionszeiten und erhöhen die Verfügbarkeit der Anlage. Die Verschmelzung von Automatisierungs- und Sicherheitsfunktionen führt bei Planung, Realisierung und im Betrieb zu Einspareffekten. Sichere Positionsabfragen wie beispielsweise »Rolltor geschlossen« werden in der neuen Produktionsstätte mit den codierten Sicherheitsschaltern »PSENcode« von Pilz realisiert. Aufgrund der Schalthäufigkeiten sind hier nicht verschleißbe- AUSTROMATISIERUNG Die Kopfmodule des dezentralen E/A-Systems »PSSuniversal« mit ProfinetSchnittstelle bieten im Gegensatz zu Systemen mit nachträglich installierter Sicherheitstechnik mehr Sicherheit bei gleichwertig integrierter Automatisierung. 74_90_0616_austro 25.08.16 20:44 Seite 77 Sicherheit und Automation in einer Infrastruktur Ein besonderer Vorzug des dezentralen E/A-Systems »PSSuniversal« ist die sichere Not-Halt-Abschaltung der Torantriebe. Diese werden über zwei sichere Relaisausgänge direkt angesteuert. Über die digitalen Eingänge des Bussystems kann die Torsteuerung Betriebsbereitschaft, den aktuellen Zustand des jeweiligen Tores (»offen/geschlossen«), »Handkurbel gesteckt«, »Not-Halt-Taster «oder »vorlaufende Lichtschranke/Schließkante betätigt« signalisieren. Signale der digitalen Ausgänge des Bussystems artige Konzepte. Das führt in keinem Fall zu Sicherheitseinbußen, gleich wie hoch der Grad der Automatisierung auch sein mag. Rückwirkungsfreiheit ist selbstverständlich, genauso wie eine zuverlässige Trennung über Sicherheitsmechanismen, die eine versehentliche oder absichtliche Manipulation ausschließen. Neue Freiheitsgrade durch effiziente Schnittstelle Die Kopfmodule des dezentralen E/A-Systems mit Profinet-Schnittstelle eröffnen Nutzern mit Ethernet-Kommunikationsstandard neue Möglichkeiten: Im Gegensatz zu Systemen mit nach- Fotos: Audi, Pilz, Fotolia; Die Geräteklasse »PSSuniversal E/A« ermöglicht dank ihrer feinen Granularität der Peripheriemodule eine flexible und wirtschaftliche Anpassung an den E/A-Bedarf der Anwendung. zur Torsteuerung können das Öffnen oder Schließen eines Tores veranlassen, die einwandfreie Funktion des Schließvorgangs kontrollieren oder auch für ein Reset bzw. für ein Quittieren von Fehlermeldungen sorgen. Auch die optionalen Freigabetaster an den Einlegetoren werden über die Ein- und Ausgänge des E/A-Systems gesteuert. Die mit »PSSuniversal« realisierbare enge Verknüpfung von Sicherheit und Automation ermöglicht Anwendern völlig neu- träglich installierter Sicherheitstechnik bietet »PSSuniversal« deutlich mehr Sicherheit bei gleichwertig integrierter Automatisierung. Das schafft Vorteile bei der Systemhandhabung und erleichtert Anwendern den Umgang mit der Sicherheitstechnik. Grundsätzlich orientiert sich das flexible E/A-System dabei an den Anforderungen der jeweiligen Applikation. Komplett gemischte physikalische Aufbauten sind ebenso möglich wie reine Automatisierungs- oder Si- cherheitsapplikationen. Tatsächlich müssen Nutzer kein Geld für zusätzliche Hardware bzw. Komponenten wie Trennbaugruppen, geschirmte Spezialkabel oder spezielle EMV-Filter ausgeben. Denn »PSSuniversal« wurde konsequent für die Belange der Sicherheitstechnik entwickelt. Jegliche angeschlossene Peripherie wird individuell versorgt, durch den Einsatz von Einspeisemodulen entstehen eigenständige Potenzialgruppen. Komplexe Anlage einfach gemacht Der Einsatz des dezentralen E/A-System »PSSuniversal« macht Inbetriebnahme, Umrüstung und Service schneller und effizienter. Das System steht für bedienerfreundliche Konfiguration und einen klaren und übersichtlichen Aufbau einschließlich übersichtlicher Fehlerauswertung und Diagnose. »PSSuniversal« mit Profinet-Anschluss kann an die übergeordneten Steuerungen – definiert durch die Automatisierungsinitiative Deutscher Automobilhersteller (AIDA) – einfach angebunden werden. Mit der intuitiv zu bedienenden Konfigurationssoftware »PSSuniversal Assistant« erfolgt die Auswahl der Module sowie die Konfiguration der Schnittstelle. Mit einem speziellen Startup-Tool lässt sich »PSSuniversal« rasch in Betrieb nehmen. Lange bevor die Anlage oder Maschine aufgebaut ist, können erste Kabel- und Funktionstests durchgeführt werden. Pilz hat in anderen Produktionsstätten von Audi bereits gezeigt, dass Sicherheit und Automatisierung in einem System zuverlässig möglich sind. Deshalb kommt es nun in weit größerem Umfang auch in der neuen Fertigungshalle in Ingolstadt zum Einsatz. Und auch beim Aufbau einer neuen Produktionslinie für den »Audi Q5« in Mexiko wird das Unternehmen auf das leistungsfähige (TR) dezentrale E/A-System von Pilz setzen. Zum Autor: Peter Pichler ist im Vertrieb bei Pilz Deutschland tätig. INFOLINK: www.pilz.at 74_90_0616_austro 25.08.16 20:44 Seite 78 T Technik pur I SICHERE AUTOMATION Wie die durchgängige Sicherheit in der »Smart Factory« von morgen funktionieren könnte Für die Zukunft sicher gerüstet In der »Smart Factory« der »Industrie 4.0« sorgt die industrielle Sicherheitstechnik für unfallfreies Interagieren von Mensch und Maschine. Die modulare Steuerlösung »Flexi Soft« von Sick bringt dafür heute schon eine Reihe von typischen »Industrie-4.0«-Eigenschaften mit, die sie grundsätzlich dafür geeignet machen, durchgängige Lösungen vom Sensor oder Schalter im Feld bis in die Datenwelt der Cloud und dort angesiedelte Applikationen zu realisieren. Gateways eröffnen Integrationsmöglichkeiten in alle gängigen Feldbusumgebungen. Ergänzt werden ihre flexibel konfigurierbaren Funktionalitäten durch intelligente Sicherheitskonzepte: »Flexi Line« für die sicherheitstechnische Vernetzung von Maschinen und Modulen, »Flexi Loop« für die Kaskadierung von Sicherheitsschaltern und -sensoren sowie »Safe Motion Control« für die sicherheitsgerichtete Antriebsüberwachung. Von Frank Triem 78 AUSTROMATISIERUNG 74_90_0616_austro 25.08.16 20:44 Seite 79 it der Sicherheitssteuerung »Flexi Soft« kann der Anwender verschiedene IO- und Relaismodule sowie Feldbus-Gateways applikationsgerecht miteinander kombinieren. Jede Konfiguration ist auch nachträglich noch skalierbar, so dass weitere Funktionalitäten ergänzt werden können, z.B. ein »Flexi Soft Drive Monitor« zur sicheren Überwachung von Antrieben. Ein besonderes Merkmal der Sicherheitssteuerung ist die »EFI«Schnittstelle (»Enhanced Function Interface«), über die die Sicherheitssteuerung u.a. Sensordaten auslesen, Warnmeldungen empfangen oder Schutzfelder von Sicherheits-Laserscannern umschalten kann. »Flexi Soft« eignet sich zudem für die Steuerung und Überwachung von taktilen wie berührungslosen Sicherheitssensoren und -aktoren, Schutztürschaltern, NotAus-Geräten, Zweihandsteuerungen, testbaren Lichtschranken, Sicherheits-Lichtvorhängen und Sicherheits-Laserscannern. M Der sichere Datenraum der Zukunft Mit dieser Durchgängigkeit bietet die Sicherheitssteuerung die Möglichkeit, Sensor-, Zustands- und Prozessdaten von Sensoren und Im Rahmen von »Industrie 4.0« nimmt die industrielle Sicherheitstechnik eine Schlüsselrolle ein. Safety-Komplettanbieter Sick bietet mit funktional aufeinander abgestimmten Komponenten durchgängig integrierte Sicherheitslösungen – grundsätzlich bereits heute inklusive Cloud-Anbindung, die allerdings bislang an den ungeklärten Eigentums- und Nutzungsrechten scheiterte. Sicherheitskonzepten im Sinne von »Industrie 4.0« zu Diagnosezwecken in übergeordneten Automatisierungsebenen zu nutzen. In Zukunft sollen diese Informationen auch in der Cloud bereitgestellt und verwertet werden, z.B. für gezielte Fernwartungen oder die Ein- richtung von Predictive Maintenance-Konzepten (vorausschauende Wartung). Das ist derzeit aber noch Zukunftsmusik, denn Eigentums- und Nutzungsrechte der Daten müssen erst technologisch und rechtlich geklärt werden. Sick engagiert sich als Gründungsmitglied in der Industrial Data Space Association, einer Vereinigung, die die Etablierung eines internationalen Standards zum Ziel hat, um Unternehmen einen sicheren Datenraum mit eindeutigen und zuverlässig geregelten Eigentumsrechten zu ermöglichen. Intuitive und schnelle Projektierung Die Projektierungssoftware »Flexi Soft Designer« – kostenlos downloadbar – bietet dank Konfiguration per Mausklick und Verdrahtung per Drag-and-Drop eine intuitive und schnelle Projektierung von Sicherheitsanwendungen. Der Simulationsmodus ermöglicht einen ersten Test und eine erste Diagnose der Konfiguration direkt am Schreibtisch. Darüber hinaus generiert die Software automatisch einen Verdrahtungsplan, der die Inbetriebnahme vereinfacht, sowie einen mehrsprachigen Bericht für die Erstellung der Maschinendokumentation. Das dezentrale Sicherheitskonzept »Flexi Loop« ermöglicht es, bis zu acht Sensorkaskaden mit jeweils bis zu 32 zweikanaligen Sicherheitsschaltern und Sicherheitssensoren direkt an verschiedene Erweiterungsmodule anzubinden. AUSTROMATISIERUNG Vernetzte Sicherheit Mit einer Reihe intelligenter Sicherheitskonzepte entwickelt Sick die »Flexi-Soft«-Plattform laufend weiter. Mit dem Interface »Flexi Line« lassen sich modulare Maschinenelemente verbinden, auch wenn sie von verschiedenen Herstellern » 79 74_90_0616_austro 25.08.16 20:44 Seite 80 Technik pur I SICHERE AUTOMATION stammen. Hierbei können bis zu 32 »Flexi-Soft«Stationen sicher vernetzt und Sicherheitsfunktionen über mehrere Maschinen verkettet werden. Je nach den Fortschritten in der Fertigung oder bei der Inbetriebnahme können einzelne Maschinenmodule ausgetauscht, neue Module in die Gesamtanlage integriert oder Module neu zusammengeführt werden. Für Wartungszwecke lassen sich einzelne Anlagenteile sicherheits- und steuerungstechnisch wieder aus dem Maschinenverbund herauslösen. Dezentrales Sicherheitskonzept Kaskadierte Sicherheitsschalter und -sensoren an einem Strang und mit einem sicheren Schalteingang – das ist die Idee hinter dem dezentralen Sicherheitskonzept »Flexi Loop«. Bis zu acht Sensorkaskaden mit jeweils bis zu 32 zweikanaligen wachten Halbleiterausgängen sowie Taster, Lampen und Zuhaltungen. Ausgewertet werden eingangsseitig sichere Sensoren wie auch StandardSensoren und ausgangsseitig Standard-Aktuatoren. Auch sicherheitsgerichtete Schalter und Sensoren unterschiedlicher Hersteller können integriert werden. Am einfachsten – per Plug & Play – geht es mit Schaltern und Sensoren von Sick: Diese sind von vorneherein mit M12-Steckern und passender PIN-Belegung für »Flexi Loop« ausgestattet. Technisch und wirtschaftlich interessant ist die Sensorkaskadierung mit »Flexi Loop« für Maschinen, in denen eine hohe Anzahl von Sicherheitssensoren zur Überwachung von Türen, Schutzklappen und Abdeckungen sowie Not-Halt-Taster verbaut werden. Die Versorgungs- und Kommunikationsstrecke zwischen den einzelnen Knoten kann bis zu 100 m betragen. Im Gegensatz zur konventionellen Reihen- Mit dem Produktportfolio »Safe Motion Control« bietet Sick sichere und zugleich wirtschaftliche Lösungen für die Intelligente Antriebs- und Bewegungsüberwachung der »Smart Factory« – u.a. sichere Drehgeber. schaltung werden Folgefehler in der Sensorreihe nicht »maskiert«, sondern können eindeutig erkannt und im Loop lokalisiert werden. Dadurch erfüllt die Schalter- und Sensorkaskadierung mit »Flexi Loop« die Anforderungen des Performance Level e nach DIN EN ISO 13849-1. Zudem können Wartungs- und Instandsetzungsarbeiten schnell und gezielt durchgeführt werden, was die Dauer eines Maschinenstillstandes minimiert. Intelligente Antriebs- und Bewegungsüberwachung Sicherheitsschaltern und Sicherheitssensoren können direkt an verschiedene Erweiterungsmodule angebunden werden. Die Integrationsmöglichkeiten sind vielseitig: Eingesetzt werden können elektromechanische und magnetische Sicherheitsschalter, Sicherheitssensoren mit über- 80 In der »Smart Factory« wird der intelligenten Überwachung von Maschinenantrieben im Einricht-, im Wartungs- und im Instandhaltungsbetrieb eine große Bedeutung zukommen. Mit dem Produktportfolio »Safe Motion Control« bietet Sick sichere und zugleich wirtschaftliche Lösungen dafür. Es beinhaltet u.a. einen Drehzahl- AUSTROMATISIERUNG wächter, einen Standstill Monitor sowie einen Drive Monitor mit einer Vielzahl normgerechter Funktionen der sicheren Antriebsüberwachung auch in Mehrachsanwendungen. Die sichere Überwachung der Maschinenparameter Geschwindigkeit, Weg und Beschleunigung ermöglicht eine präzise Unterscheidung von Gefahr bringenden und gefahrlosen Maschinenbewegungen. »Safe Motion Control« erkennt, ob ein Maschinenbediener bei einem Eintritt oder Eingriff in den Gefahrbereich tatsächlich gefährdet ist. Ist dies nicht der Fall, z.B. im sicher überwachten Einricht- oder Servicebetrieb, wird der Betrieb nicht unterbrochen. Auch hier lassen sich mit der Software »Flexi Soft Designer« und ihren zahlreichen Motion-Bausteinen sichere Antriebslösungen einfach projektieren und konfigurieren. Die Erweiterungsmodule der Sicherheitssteuerung »Flexi Soft« erfüllen die Sicherheitsniveaus PL-e nach EN ISO 13849, SIL3 nach IEC 61508 und SIL3CL nach EN 62061. Sick bietet zudem auch nicht sicherheitsgerichtete Sensorik, z.B. Encoder oder Motor-Feedback-Systeme – und damit eine komplette Sicherheitsanwendung inklusive Antriebsüberwachung aus einer Hand an. Stetige Weiterentwicklung Für die Umsetzung sicherheitsgerichteter Strategien und Konzepte für die »Smart Factory« ist ein sicherer Datenraum gleichbedeutend mit hoher Zukunftssicherheit. Um auf Produkt- und Systemseite künftige Anforderungen zu antizipieren und umzusetzen, wird »Flexi Soft« in absehbarer Zeit mit Weiterentwicklungen aufwarten, u. a. einem Analogmodul für die Integration von Distanz-, Druck- und Temperatursensoren, einem neuen Konzept zur sicheren Vernetzung von Steuerungen und Sensoren sowie weiteren Motion-Control-Funktionalitäten. Auch die Entwicklung eines sicheren Datenraums als Voraussetzung für zukunftsfähige Sicherheitsstrategien (BBK) und -konzepte wird vorangetrieben. Zum Autor: Frank Triem ist Produktmanager Industrial Safety Systems bei Sick in Deutschland. INFOLINK: www.sick.at Fotos: Sick; T 74_90_0616_austro 25.08.16 20:44 Seite 81 I WENN’S RECHT IST Gastkommentar von Mag. Nevena M. Shotekova-Zöchling Rechtsanwältin – spezialisiert auf Unternehmensrecht, Vertragsrecht und Gesellschaftsrecht E-Mail: [email protected], www.robathin.at Vorsicht bei Arbeitskräfteüberlassung! Immer öfter werden größere Aufträge in der Praxis mit Hilfe von überlassenen Arbeitskräften abgewickelt. Für den Beschäftigungsgeber ist diese Form klar von Vorteil, nachdem er die neuen Arbeitnehmer nicht dauerhaft bei sich anstellen muss, sondern nur für die Dauer des Auftrages. Die Beschäftigung von überlassenen Arbeitskräften unterliegt generell den Bestimmungen des Arbeitskräfteüberlassungsgesetzes und bedarf einer behördlichen Genehmigung. Arbeitskräfteüberlassung liegt insbesondere dann vor, wenn die Arbeitskräfte organisatorisch in den Betrieb des Beschäftigers eingegliedert sind und dessen Dienst- und Fachaufsicht unterstehen oder sogar auf Werkvertragsbasis z.B. ähnliche Produkte oder Dienstleistungen herstellen bzw. die Arbeit nicht vorwiegend mit eigenem Material und Werkzeug leisten. Sowohl aus Sicht des Arbeitnehmerschutzes als auch im Sinne der Gleichbehandlungsvorschriften und Diskriminierungsverbote darf kein Unterschied zwischen den eigenen und den überlassenen Arbeitskräften gemacht werden. Aber auch hinsichtlich des Entgeltes ist darauf hinzuweisen, dass für die Dauer der Überlassung die Bestimmungen des Kollektivvertrages des Beschäftigers gelten, falls diese für die Arbeitskräfte günstiger als jene des eigenen Kollektivvertrags sind. Vereinbarungen zwischen dem Überlasser und dem Beschäftiger, die der Umgehung gesetzlicher Bestimmungen zum Schutz der Arbeitskraft dienen, sind verboten und somit nichtig, wie z.B.: • jegliche Einschränkung des Entgeltanspruches der Arbeitskraft, • Festlegung der Arbeitszeit unter dem zu erwartenden Ausmaß, • Anordnung des Arbeitgebers für regelmäßige Überstunden bei Teilzeitarbeit, • Befristung des Arbeitsvertrages ohne sachliche Rechtfertigung, • Verkürzung der Verfalls- und Verjährungsvorschriften, • Konkurrenzklauseln nach Ende des Vertragsverhältnisses, • Zahlung eines Entgelts seitens der Arbeitskraft im Gegenzug zur Überlassung bzw. • Beschränkung des Zugangs zu den Wohlfahrtsmaßnahmen des Beschäftigerbetriebes. Der Überlasser bleibt trotz Überlassung Arbeitgeber der überlassenen Arbeitnehmer und ist weiterhin für die Entgeltansprüche und die Beiträge zur Sozialversicherung zuständig. Der Beschäftiger haftet neben ihm als Bürge für den Fall, dass er seine Verpflichtungen aus der Überlassung dem Überlasser gegenüber nicht erfüllt hat. Wichtig in diesem Zusammenhang sind auch die Ausnahmen aus dem Geltungsbereich des Arbeitskräfteüberlassungsgesetzes: • die Überlassung an Beschäftiger mit gleicher Tätigkeit wie der Überlasser für die Dauer von höchstens sechs Monaten, • die Überlassung durch Erzeuger, Verkäufer oder Vermieter von technischen Anlagen zur Inbetriebnahme, Wartung oder Reparatur, • die Überlassung innerhalb einer ARGE oder die vorübergehende Überlassung zwischen Konzernunternehmen innerhalb eines Konzerns. Dieses Bundesgesetz gilt auch für aus der Europäischen Union oder aus Drittstaaten überlassene Arbeitskräfte. Auf ausländische Arbeitskräfte werden generell die österreichischen kollektivvertraglichen Regelungen angewendet, falls sie günstiger als die ausländischen sind. Die Nichterfüllung von Verpflichtungen hinsichtlich der Arbeitskräfteüberlassung wird mit Verwaltungsstrafen in Höhe von bis zu 10.000 Euro geahndet. Daher empfiehlt sich die Überprüfung allfälliger Arbeitskräfteüberlassungen zwecks Vermeidung von Haftungsfällen. 74_90_0616_austro 25.08.16 20:45 Seite 82 Technik pur I EMBEDDED & ELEKTRONIK TERMINnotiz: Fachmesse »electronica« in München Vom 8. bis 11. November geht am Münchner Messegelände die »Weltleitmesse für Komponenten, Systeme und Anwendungen der Elektronik« über die Bühne. Erstmals werden 13 Hallen und somit 143.000 m2 Ausstellungsfläche belegt, erwartet werden mehr als 2.800 präsentierende Hersteller und Anbieter. www.electronica.de INTRO Synchrongleichrichter-ICs für effizientere Schaltnetzteile » Infineon bietet neue Controller-ICs für den Bereich sekundäre Synchrongleichrichtung (SSR) an. Die Bausteine »IR1161L« und »IR11688S« erfüllen die neuen Standards, die vom US-Energieministerium und durch den »European Code of Conduct for Energy Efficiency in Data Centre« vorgegeben werden. Diese verlangen, dass die Effizienz im Vergleich zu bisherigen Vorgaben um 1 bis 3% erhöht werden muss. www.infineon.com/sric Embedded Security Evaluationskit Renesas hat neue Embedded-SecurityLösungen zum Schutz von IoT-Endgeräten entwickelt. Als erstes Produkt der Serie kommt das Communications Security Evaluationskit »RX231« auf den Markt. Neben der Implementierung strenger SecurityFunktionen auf der Basis einer Trusted Secure IP, die bereits in denMCUs implementiert ist, bietet das neue Kit zusätzlich zu einem Evaluationsboard auch eine breite Auswahl an Software. Kommunikationskanäle sind damit vor Viren sowie vertrauliche Informationen vor unerlaubtem Zugriff geschützt. www.renesas.com 82 Soft-SPS für Embedded-Plattform Über den »Codesys Store« bietet 3SSmart Software Solutions, Hersteller des IEC 61131-3-Programmiersystems »Codesys«, neu eine Soft-SPS für den »BeagleBone Black« an. Im Gegensatz zu anderen Embedded-Plattformen, für die ebenfalls eine »Codesys«-Soft-SPS verfügbar ist, eignet sich dieses Board speziell für den Einsatz im industriellen Umfeld. Die Onboard-CAN-Schnittstelle und der im Lieferumfang der Soft-SPS enthaltene CANopen-Stack machen das System zum CANopen-Master. Darüber hinaus unterstützt sie Ethernet-basierte Feldbussysteme, wie z.B. Ethercat, Ethernet/IP oder Profinet. Somit benötigt das Board keine zusätzliche Hardware, um als Master bzw. Scanner oder Controller im Netzwerk fungieren zu können. Mit dem in der Soft-SPS integrierten OPC-UA-Server wird das System sogar zum Kommunikationsserver, der gleichzeitig Steuerungsaufgaben abarbeitet. Anwender können die Soft-SPS durch Zusatzprodukte aus dem »Codesys Store« um verschiedene Funktionen erweitern. www.codesys.com Optimierte Schaltregler Recom ergänzt seine Schaltregler-Serie »R-78E« um Modelle mit Ausgangsspannungen von 9 V, 12 V und 15 V. Sie bieten alle Vorteile eines Standard-Schaltreglers, sind aber in der Anschaffung günstiger. Ebenso wie die 3,3-V- und 5-V-Versionen bieten die neuen Module einen Wirkungsgrad von bis zu 95% und sind mit einem Schutz gegen Kurzschluss ausgestattet. Durch die Abmessungen von nur 11,6 x 8,5 x 10,4 mm und das kompakte »TO-220«-kompatible SIP3-Gehäuse sparen die Module Platz auf der Leiterplatte. Auch diese Versionen liefern ihre volle Leistung ganz ohne Kühlkörper. Aufgrund des weiten Eingangsspannungsbereichs und des Arbeitstemperaturbereichs von -40° bis +85° C bietet die »R-78E«-Serie genug Flexibilität, um unterschiedliche Aufgaben zu bewältigen, wie sie von batteriebetriebenen Systemen, Steuerung- und Sensortechnik, Positionier- und Robotersystemen, Medizintechnikanwendungen, Lüftern und Kühlsystemen, Telekommunikation und hochempfindlichen Messeinrichtungen gefordert werden. Die Module sind IEC/EN60950-1 zertifiziert. www.recom-power.com AUSTROMATISIERUNG Fotos: Infineon, 3S-Smart Software Solutions, Recom; T 74_90_0616_austro 25.08.16 20:45 Seite 83 74_90_0616_austro 25.08.16 20:45 Seite 84 T Technik pur I EMBEDDED & ELEKTRONIK Mit den »Industrie 4.0«-Bestrebungen schreitet auch die Miniaturisierung voran. Allerdings: Raue Industriebedingungen setzen dem Miniaturisierungsstreben Grenzen. Die neuen »har-flex THR«-Varianten von Hartings Steckverbinder stellen trotz ihrer geringen Größe im Rastermaß 1,27 mm eine stabile Verbindung zur Leiterplatte her. Das Kürzel »THR« steht dabei für »Through Hole Reflow« und beschreibt die Anschlusstechnik der seitlich angebrachten Niederhalter. Industrietaugliche Leiterplatten-Steckverbinder Die robusten Kleinen D 84 1,75 mm und 3,25 mm), als gerade Federleisten (Stapelhöhen 6,25 mm und 9,05 mm) sowie als gewinkelte Messerleisten erhältlich. Passgenaue Funktionalität Die neuen »har-flex THR«-Varianten stellen trotz ihrer geringen Größe im Rastermaß 1,27 mm eine stabile, industrietaugliche Verbindung zur Leiterplatte her. neuen »har-flex THR«-Varianten in den automatischen Bestückungsprozess anderer SMD-Bauteile einfach integrieren. Die Steckverbinder punkten insgesamt durch Ihre gelungene Kombination aus Miniaturisierung, Robustheit und automatisierbarer Verarbeitung. Die neuen Varianten sind in diversen Polzahlen zwischen 6 und 100 als gerade Messerleisten (Stapelhöhen AUSTROMATISIERUNG Die jeweils benötigte passgenaue Funktionalität wird vom Kunden vorausgesetzt. Um diesen Anforderungen gerecht zu werden und gleichzeitig die eigene Variantenvielfalt in der Produktion überschaubar zu halten, setzen immer mehr Automatisierer auf modular aufgebaute Elektronikplattformen. Diese lassen sich durch steckbare Funktionsbaugruppen flexibel erweitern und so den Anforderungen der Applikationen individuell anpassen. Als Schnittstelle fungieren Leiterplattensteckverbinder, die möglichst kompakt und oberflächenseitig verlötbar sein sollen. Automatische Verarbeitungsfeatures werden voraus(r.PA./TR) gesetzt. INFOLINK: www.harting.at Fotos: Harting; er Bedarf an immer kleinerer dezentraler Steuerungs- und Antriebstechnik steigt. Doch kleiner ist nicht immer besser – raue Industriebedingungen setzen dem Miniaturisierungsstreben Grenzen. Die Herausforderung liegt in der industrietauglichen Miniaturisierung, die eben nicht zulasten der Zuverlässigkeit geht. Anders als im Consumerbereich, kann sich die Industrieelektronik nicht beliebig kleiner SMTSteckverbinder bedienen. Das gilt insbesondere für Elektroniksteckverbinder, die als Schnittstelle zwischen zwei Leiterplatten fungieren und somit besonders hohe mechanische Belastungen aufnehmen müssen. Genau hier setzt Harting mit dem »har-flex THR« an. Durch die »Through Hole Reflow«- Anschlusstechnik eignen sich die Steckverbinder für mechanisch anspruchsvolle Anwendungen, die bisher größeren Steckverbindern vorbehalten waren. Oberflächenseitig verlötete SMT-Signalkontakte ermöglichen eine weiterhin flexible Entflechtung der Leiterbahnen innerhalb der Platine sowie deren weitestgehend beidseitige Nutzbarkeit. Dank Tape&Reel-Verpackung und Reflow-Lötfähigkeit lassen sich die 74_90_0616_austro 25.08.16 20:46 Seite 85 I PRODUKTNEUHEITEN I KOLUMNE »GET EMBEDDED« Mehr Zeit für den Kundennutzen Update für ATX-Mainboard Fujitsu hat eine neue Version des bewährten ATX-Mainboards »D3348-B« entwickelt. Eines der zusätzlichen Features ist die Erweiterung der unterstützen Prozessoren. Bisher war das Board für die »Haswell«-Prozessoren »XEON E5-16xx/26xx V3« und »i7-59xx« (»Haswell-E«) ausgelegt. Darüber hinaus können nun auch die künftigen Broadwell-Prozessoren »XEON-E5 16xx/26xx V4« und »Core i7« (»Broadwell-E«) verwendet werden. Arbeitsspeicherseitig wird statt DDR4-2133 nun DDR4-2400 eingesetzt. Zudem wurde der »Trusted Platform Module-Chip« auf »TPM 2.0« aktualisiert und somit die Sicherheitsfunktionen erweitert. Das Mainboard ist mit dem Chipsatz »C612« von Intel ausgestattet. Er ermöglicht Intel Standard Manageability und die »Intel-vPro«-Technologie zur Fernwartung sowie die »Trusted Execution Technology« (»TXT«). Zudem bietet der Chipsatz optimierte Unterstützung für »Intel Xeon«-Prozessoren und ECC-Speicher. Durch den Einsatz von Feststoff-Kondensatoren ist das »D3348-B« für eine Lebensdauer von 45.000 Stunden im 24/7-Dauerbetrieb spezifiziert. www.fujitsu.com/de/ 10-A-Onboard-EMV-Filter Fotos: TDK-Lambda, Fujitsu; Unter der Bezeichnung »iDQ« bringt TDK-Lambda EMV-Filtermodule für die Platinenmontage für 48 VDC/10 A auf den Markt. Dank großer eingebauter Kapazitäten sind die Filter für den Einsatz mit DC-DC-Wandlern geeignet. Sie minimieren den Bedarf an externen Bauteilen und sparen dadurch auch Platz auf der Platine. Die Filter sind für bis zu 75 VDC ausgelegt und weisen eine Gegentaktdämpfung von 63 dB bei 300 kHz auf (gemessen bei 50 Ohm Impedanz in Quelle und Last). Sie sind nur 50 mm lang, 15 mm breit und 10,8 mm hoch. Sie können ohne Zwangsbelüftung bei einer Umgebungstemperatur zwischen -40° und +85° C betrieben werden. Durch den Einsatz von TDK-Komponenten-Technologie erleichtern die Filter die Sicherstellung der System-Compliance zu FCC und CISPR. Über einen Extra-Pin kann die Kapazität vergrößert und so die Gleichtakt-Performance noch weiter gesteigert werden. Die Filter haben eine Isolationsspannung gegen Masse von 1.500 V und sind so auch in Systemen einsetzbar, bei denen der Plus- oder Minuspol mit Masse verbunden ist. www.tdk-lambda.at Es gibt sehr viele Hersteller von System on Modules (SoM), die das Entwickeln eines neuen Geräts erleichtern. Die Module gibt es mit verschiedenen Leistungsklassen, Prozessorarchitekturen, Formfaktoren und Schnittstellen. Wenn man für das geplante Gerät das passende SoM ausgewählt hat, entwickelt man die Basisplatine mit den notwendigen Schnittstellen zur Außenwelt. Das können Bedienelemente sein, Feldbusschnittstellen, Displays oder Ähnliches. Das SoM wird auf die Basisplatine aufgesteckt. Bei der Entwicklung der Basisplatine orientiert man sich zumeist an den Schaltplänen der Evaluation Boards des SoM-Herstellers, die sich leider später oft als nicht serientauglich herausstellen. Ist die Basisplatine fertig bestückt, muss diese in Betrieb genommen werden. Jetzt wählt man das passende Betriebssystem OS. Dieses kommt entweder vom SoM-Hersteller, von einem Softwareanbieter oder man baut es selbst aus Open Source-Komponenten zusammen. Außerdem muss man noch die Treiber für die eingesetzten Chips zusammensuchen. Der Aufwand dafür wird vielfach massiv unterschätzt. Bei der Qualität der angebotenen OS- und Treiber-Implementierungen der SoM-Hersteller trennt sich die Spreu vom Weizen. Kein Wunder, verschlingen doch langfristige Pflege und Weiterentwicklung eines OS samt Treiber hohe Kosten. Holt man sich die Hilfe Dritter bei der OS- und TreiberImplementierung, kommt man als Kunde in der Dreiecksbeziehung mit SoM- und OS-Lieferant oft unter die Räder. Vor allem, wenn es Probleme gibt, und die gibt es fast immer bei derart komplexen Hardware-Software-Systemen, wird man im Kreis geschickt. Natürlich kann man OS und Treiber auch noch selber machen, integrieren und warten, was eine Menge Ressourcen von der eigentlichen Anwendungsentwicklung abzieht und bindet. Bei Embedded-Entwicklungen von Seriengeräten kommt man daher rascher ans Ziel, wenn man sich einen Anbieter sucht, der Hardware, OS und Treiber komplett im Griff hat. Die Entwicklung von Hardwaremodulen erfolgt dann immer unter Berücksichtigung der notwendigen Treiber und OS-Integration. Neue Softwarekomponenten werden gleich mit Blick auf die Zielhardware entwickelt. Und nicht zuletzt werden die eng verzahnten Hardware- und Softwarekomponenten gemeinsam langfristig erweitert und gepflegt. Nur so stellt man sicher, dass auf Fehler rasch reagiert wird, ohne dass vorher ein Verantwortlicher gesucht werden muss. Als Kunde können Sie sich dann getrost auf Ihre eigentlichen Aufgaben, die Anwendungsentwicklung und den Nutzen Ihres Produkts für Ihren Kunden konzentrieren. Dipl.-Ing. Andreas Pfeiffer [email protected] AUSTROMATISIERUNG 85 74_90_0616_austro 25.08.16 20:46 Seite 86 T Technik pur I PROZESSAUTOMATION NAMUR überarbeitet Empfehlung Nr. 61 Die NAMUR-Empfehlung 61 dient der einheitlichen Darstellung der technischen Daten von Prozessanalysemessgeräten in der Herstellerdokumentation. Das erlaubt dem PAT-Planer, auf Basis der Anforderungen der jeweiligen Anwendung, Gerätemodelle mit geeigneten technischen Daten zu finden. Liegen die technischen Daten eines Prozessanalysemessgerätes nicht in dieser Form vor, können sie durch den PAT-Planer beim Hersteller mit Hilfe des Datenblattes angefragt werden. www.namur.net AppTIPP: Feuchterechner Mit dem Online-Feuchterechner von E+E Elektronik lassen sich feuchtebezogene Messgrößen schnell und einfach berechnen. Ihn gibt es jetzt auch als kostenlose App für »Android«- oder Messqualität dank Oberflächenpassivierung Für seine Schwebekörper-Durchflussmessgeräte »DK 32«, »DK 34« und »DK 37« bietet Krohne nun optional eine Oberflächenpassivierung für die Spurenanalytik, um die Oberflächenadsorption chemisch aktiver Verbindungen im Probenstrom zum Analysator zu vermeiden. Die Spurenanalytik dient dem Nachweis von sehr geringen Konzentrationen im ppm- bis ppb-Bereich. Beispiele sind die Messung des H2S-Gehalts in Erdgas oder Erdöl, Quecksilber, oder die NOX- und SOX-Messungen beziehungsweise die Rauchgasanalyse in verschiedenen Branchen. Um Adsorption und damit Messverfälschungen oder -verzögerungen zu verhindern, können Probenstromleitungen, Fittings und Ventile durch Oberflächenpassivierung versiegelt werden. Dafür werden vor der Montage und Kalibrierung alle metallischen Einzelteile wie Konus, Schwebekörper, Ventilbauteile etc., die mit dem Medium in Berührung kommen, über das patentierte Oberflächenbeschichtungsverfahren »SilcoNert 2000« bei 400° C mit einer interten Siliziumbeschichtung passiviert. Diese Oberflächenbehandlung der metallischen, medienberührten Teile ist auch bei den Geräten »DK 46«, »DK 47«, »DK 48« und »DK 800« möglich. INTRO www.krohne.at Leistungsfähige Widerstandsthermometer Nach einer Umstrukturierung des Sortiments im Bereich Widerstandsthermometer bietet der Online-Shop Automation24 seinen Kunden ab sofort leistungsfähige PT100-Sensoren der Marke WIKA an. » »iOS«-Betriebssysteme. Als zusätzliches Feature beinhaltet die App einen Drucktaupunktrechner. www.feuchterechner.de IDE für FDI verfügbar Zur Unterstützung von Geräteherstellern bei der Integration von FDI in deren Geräte wurde seitens der Nutzervereinigung Profibus&Profinet International eine protokollübergreifende Entwicklungsumgebung – »Integrated Development Environment«, kurz »IDE« – für effiziente Entwicklung, Tests und Generierung von FDI Device Packages sowie eine aufwandsarme Überführung existierender EDDs in ein FDI Device Package bereitgestellt. Sie ermöglicht es Geräteherstellern, FDI Device Packages für Profibus-, Profinet-, Foundation Fieldbusund HART-Geräte durch vereinheitlichte Prozesse zu erstellen. www.profibus.de 86 Im Vergleich zum bisherigen Sortiment decken die Prozesssensoren einen größeren Temperaturbereich von -50° bis 200° bzw. 260° C ab und verfügen über eine bis zu dreimal schnellere Ansprechzeit. Die PT100-Sensoren von WIKA messen mithilfe eines elektrischen Widerstands aus Platin und sind als Eintauch-, Anlege-, Einschraub-, Anschraub- sowie Außenfühler und in den Schutzarten IP65 und IP67 verfügbar. Als Zubehör erhältliche Tauchhülsen (Einbaulängen 60 bis 200 mm/ Außendurchmesser 8 oder 10 mm) ermöglichen den Einsatz der Temperatursensoren auch dort, wo sie nicht direkt mit dem Medium in Berührung kommen sollen. Außerdem vereinfachen sie im Fehlerfall den Austausch von Sensoren, da nicht der ganze Behälter entleert werden muss. Die Sensoren werden je nach Ausführung in der Fabrikautomation und im Maschinenbau eingesetzt. Auch für den Außenbereich sind sie geeignet, wo sie zum Beispiel in der Solar-, Heizungs-, Gebäudeund Klimatechnik zum Einsatz kommen. www.automation24.at AUSTROMATISIERUNG SUDOKU 74_90_0616_austro 25.08.16 20:46 Seite 87 Datenunterstützung fürs Engineering Zwei besonders Knifflige? Endress+Hauser bringt zwei neue Tools für den CAx-Bereich zur Unterstützung der Planungsphase – konkret die Ausgabe von 2D/3D-Objekten sowie die Möglichkeit zur Erstellung kundenspezifischer »Eplan«-Makros – auf den Markt. Es lassen sich sowohl Objekte als auch Makros in Eigenregie erstellen. Die Vorgehensweise für 2D-Zeichnungen und 3D-Modelle ist einfach: Das gewünschte Feldgerät auf der Endress+Hauser-Homepage oder im Online-Shop auswählen, konfigurieren und schon wird das gewünschte 2D/3D-Objekt erstellt. Zur Auswahl stehen dafür alle gängigen Zeichnungs- oder Modell-Formate für die meisten CAx-Systeme. Über einen Web-Service können proprietäre Ausgabeformate sogar direkt in das geöffnete CAx-System eingebunden werden. Der Hersteller stellt einen eigenen Produktkonfigurator im »Eplan Data Portal« bereit, mit dem sich elektrotechnische Makros für Komponenten und Geräte im Handumdrehen erzeugen lassen. Da der Konfigurator ins »Portal« und damit in die »Eplan Plattform« eingebettet ist, lassen sich Makros direkt in der Projektierung mit »Eplan Electric P8« einsetzen. 6 2 7 5 7 4 4 5 3 7 8 8 2 9 9 7 1 8 3 2 4 6 1 6 www.at.endress.com Benchmark: 6 min 07 s Digitaler Druckmessumformer Fotos: E+E Elektronik, Labom, Endress+Hauser, Krohne, Automation24; Mit dem Differenzdruck-Messumformer »Delta P« erweitert Messgerätehersteller Labom sein modulares Gerätekonzept der Serie »Pascal CV«. Der Druckmessumformer »Pascal CV Delta P« ermöglicht einen einfachen Austausch verschiedener Funktionsmodule. Dabei können die Module vor Ort ohne Unterbrechung des Prozesses und ohne Neuabgleich ausgetauscht werden und sind sofort einsatzbereit (»plug and measure«). Zur Auswahl stehen unter anderem ein Schaltmodul mit zwei potentialfreien Kanälen bis 0,5 A Schaltstrom, eine Multifunktionsanzeige, 4–20-mA-Ausgangssignal, HART-Protokoll und Profibus-PA. Das kompakte Gehäuse ist aus robustem Edelstahl und erfüllt Schutzart IP69K. Der »Pascal CV Delta P« gewährleistet bei einem Turndown von 5:1 eine besonders hohe Genauigkeit von ≤0,15%; der Nennbereich liegt zwischen 0,4 und 40 bar. Der Prozessanschluss erfolgt standardmäßig mit einer Druckkappe nach DIN EN 61518 mit Verschlussstopfen, der alternativ auch durch ein Entlüftungsventil ausgetauscht werden kann. Weitere Prozessanschlüsse auf Anfrage. Der digitale Differenzdruckmessumformer ist geeignet für die Füllstandmessung von Druckbehältern sowie die Überwachung von Filtern. 2 5 3 5 1 6 3 2 4 5 9 7 6 8 7 6 2 4 9 4 7 2 9 8 Dieses Gehirntraining widmet Ihnen: www.labom.de AUSTROMATISIERUNG 1 Eine Fachveranstaltung von Anwendern für Anwender www.pilz.at Benchmark: 8 min 37 s 74_90_0616_austro 25.08.16 20:46 Seite 88 T Technik pur I PROZESSAUTOMATION Klare Signale In Kläranlagen lauert viel Optimierungspotenzial: Durch Energieeinsparungen beim Anlagenbetrieb und durch die energetische Nutzung des Klärschlamms lässt sich die Energiebilanz einer Anlage um bis zu 60% steigern. Die dafür notwendige Modernisierung der Signalübertragung und der Steuerungstechnik muss dabei immer auch dem Explosionsschutz gerecht werden. Mit der Interfacetechnologie, RemoteI/O und »FieldConnex« bietet Pepperl+Fuchs mehrere Datenübertragungsmöglichkeiten für Retrofit-Projekte. Außerdem ist auch die gesamte Feldinstrumentation – bei Bedarf in ex-geschützter Ausführung – verfügbar. Von B.Sc. Sabrina Weiland, Dipl.-Ing. Andreas Grimsehl und Dipl.-Ing. Andreas Hennecke 88 Wie ex-geschützte Signalübertragung und moderne Feldinstrumente Kläranlagen zukunftssicher machen orreiter bei der Modernisierung von Kläranlagen in Europa sind die Niederlande: Dort sind mehr als 95% der Kläranlagenbetreiber aktuell in Modernisierungsprojekte involviert. Kein Wunder, schätzen doch Experten, dass sich die Energiebilanz einer Kläranlage im Einzelfall um bis zu 60% verbessern lässt. Das Optimierungspotenzial ergibt sich aus zwei Ansatzpunkten: Zum einen aus der Energieeinsparung durch den effizienteren Betrieb von Pumpen, Antrieben, Rotoren oder Fördereinrichtungen; zum anderen aus der energetischen Verwertung der im Klärwerk anfallenden Ressource Klärschlamm und deren Umwandlung in Energie. Das V AUSTROMATISIERUNG 74_90_0616_austro 25.08.16 20:46 Seite 89 entstehende Biogas kann im Klärwerk u.a. zu Heizzwecken genutzt oder in Strom umgewandelt werden. Überschüssige Energie kann zudem in das öffentliche Netz eingespeist werden. Effiziente Prozesstechnik und Ex-Schutz Für eine effiziente Energiegewinnung in Kläranlagen gilt es, deren Anlagen- und Automatisierungstechnik auf den neuesten Stand zu bringen. Dabei geht es sowohl um die Anschaffung energieeffizienter Prozessaktuatorik als auch um Investitionen in die richtige Automatisierungstechnik, die den prozesseffizienten Betrieb erst ermöglicht. Die Auswahl der geeigneten Sensor-, Steuerungsund Signalübertragungstechnik muss sich zudem an den gesetzlichen Vorgaben des Explosionsschutzes orientieren – denn in Kläranlagen gibt es mehrere Bereiche, in denen das Thema relevant ist. Neben dem Rechenhaus sind das alle Anlagenteile, in denen brennbare Gase entstehen, gespeichert und verbrannt oder als Verbrennungsener- Ex-geschützte Signalübertragung in drei Stufen Oben: Sollen schwer zugängliche Messstellen überwacht und/oder der Verkabelungsaufwand reduziert werden, bietet sich die drahtlose Signalübertragung per Funk via WirelessHART an. Unten: Die Feldbusinfrastruktur »FieldConnex« schafft mit ihrer durchgängig digitalen Datenübertragung in Echtzeit maximale Transparenz zwischen der Feldinstrumentierung und der Leitebene. Je nach Größe des Projektes kann die Modernisierung der Signalübertragung zwischen Feldund Leitebene als Punkt-zu-Punkt-Verdrahtungen, als Punkt-zu-Bus-Kommunikation oder als durchgängige Feldbusinfrastruktur ausgelegt werden. Anlagenbetreiber stehen vor der Frage, was jeweils die optimale Ausgestaltung ist. Mit den drei skalierbaren und migrationsfähigen Kommunikationskonzepten Interfacetechnologie, Remote-I/O und »FieldConnex« lässt sich diese Frage beantworten: Die gesamte Signalübertragung kann damit individuell für jede Anlage konzipiert werden, die höchstmögliche Anlagensicherheit ist in jedem Fall gewährleistet. Hinzu kommt, dass Pepperl+Fuchs neben der Datenübertragungstechnik auch gleich die gesamte Feldinstrumentation – auch in ex-geschützter Ausführung – aus einer Hand anbietet. Von Punkt zu Punkt: Die Interfacetechnologie gie eingespeist werden. Insbesondere im Faulturm, wo das Biogas entsteht, führt das brennbare Stoffgemisch zu explosionsgefährdeten Bereichen der Zone 1 oder Zone 2. Entsprechendes gilt für Ein- und für Doppelfolien-Gasspeicher, in denen das Biogas vorgehalten wird: Auch hier entstehen z. B. im Bereich der Rührwerke, der Revisionsöffnungen oder an den Über- bzw. Unterdrucksicherungen explosionsfähige Stoffgemische. Im Block- AUSTROMATISIERUNG heizkraftwerk, in dem das Biogas über einen Verbrennungsmotor einen Generator antreibt, ist ExSchutz ebenfalls erforderlich. Kläranlagen, die bislang das entstehende Biogas einfach abfackeln und jetzt auf die Nutzung als Energie zur Eigenversorgung bzw. Einspeisung in das öffentliche Gasnetz umstellen wollen, haben daher einen zusätzlichen Bedarf an explosionsgeschützter Instrumentierung und Signalübertragungstechnik. Die Signalverbindung von Punkt zu Punkt ist die wohl am weitesten verbreitete Interfacetechnologie. Ihr großer Vorteil: Die transparente Zuordnung jedes Signals zu einer Klemme. Mit eigensicheren Trennbarrieren und Signaltrennern bietet Pepperl+Fuchs ein umfangreiches Portfolio und damit vielfältige Lösungsmöglichkeiten. Je nach Applikation kommen unterschiedliche Systeme zum Einsatz. Beim »K-System« erfolgt die Montage auf dem »Power Rail«, einer Hutschiene mit einem Einsatz für verdrahtungssparende Versorgung sowie » 89 74_90_0616_austro 25.08.16 20:46 Seite 90 T Technik pur I PROZESSAUTOMATION Sammelfehlermeldung. Insbesondere für große Projekte mit Trennbarrieren ist das »TerminationBoard«-basierte »H-System« ausgelegt. Für kleinere Projekte mit Signalen aus dem nicht explosionsgefährdeten Bereich bietet das »SC-System« Signaltrenner für die Hutschienenmontage. Von Punkt zu Punkt per FunkRT aufwand vom Feld in den Schaltraum. Dies ist ein wesentlicher Schritt hin zu mehr Transparenz in der Prozessautomatisierung. Punkt zu Bus mit Remote-I/O Impressum Die Vorteile innovativer Bustechnologien nutzen und gleichzeitig die Vorzüge der klassischen Punkt-zu-Punkt-Verdrahtung nutzen – diese Vorteile bieten Remote-I/O-Lösungen. Signale sammeln und senden heißt die Devise: Über einen seriellen Bus können konventionelle Feldgeräte an die Steuerungsebene angekoppelt werden – auch, wenn die Remote-I/O-Module, die die Signale einsammeln, prozessbedingt oftmals in explosionsgefährdeten Bereichen der Zone 1 oder Zone 2 installiert sind. Technologisch gesehen ist Remote-I/O somit eine Migrationsform zwischen der Interface- und der Feldbustechnik. Als Punkt-zu-Bus-Verbindung reduziert sie drastisch den Verdrahtungs- Kleingedrucktes der Redaktion: Die in diesem Magazin veröffentlichten Beiträge sind urheberrechtlich geschützt. Übersetzung, Nachdruck und Vervielfältigung sind nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Verlages möglich. Für Fehler in den Veröffentlichungen kann keine Haftung übernommen werden. Sämtliche Veröffentlichungen erfolgen ohne Berücksichtigung eines eventuellen Patentschutzes, auch werden Warennamen ohne Gewährleistung einer freien Verwendung benutzt. 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Signalmanagement per Feldbus Die Feldbusinfrastruktur »FieldConnex« schafft mit ihrer durchgängig digitalen Datenübertragung in Echtzeit maximale Transparenz zwischen der Feldinstrumentierung und der Leitebene. Die für alle explosionsgefährdeten Bereiche zertifizierten Komponenten ermöglichen es, die Instrumentierung der Anlage von der Leitstelle aus komplett zu steuern und zu überwachen. Gleichzeitig bietet »FieldConnex« umfangreiche intelligente Diagnosefunktionalitäten für die eigentliche Feldbusinstallation. Ein Beispiel ist das »Advanced-Diagnostic«-Modul, das ein durchgängiges und zeitnahes Condition Monitoring der Feldbusphysik gewährleistet – und damit ein Höchstmaß an Verfügbarkeit der Feldbusinfrastruktur selbst. Wenn neben der Signalübertragungstechnik auch die Feldinstrumentierung modernisiert wird, bietet Pepperl+Fuchs die Kompetenz und die Produkte für eine wirtschaftliche, reibungslose Umstellung auf die digitale Technik. Fazit Retrofit von Kläranlagen ohne Restriktionen bei der Signalübertragung – die Interfacetechnologie, Remote-I/O und »FieldConnex« von Pepperl+Fuchs tragen dazu bei, die kommunale wie auch die industrielle Abwasserreinigung technisch und wirtschaftlich zukunftssicher zu (BBK) machen. Zu den Autoren: B.Sc Sabrina Weiland, Dipl.-Ing. Andreas Grimsehl und Dipl.-Ing. Andreas Hennecke sind Produkt Marketing Manager bei Pepperl+Fuchs in Deutschland. INFOLINK: www.pepperl-fuchs.at Austromatisierung – Österreichs fortschrittliches Fachmagazin für Fertigungs- und Prozessautomatisierung 62. Ausgabe, 7. Jahrgang I Erscheinungstermin: 31. August 2016 I Auflage: 11.000 Exemplare Medieninhaber, Herausgeber und Verlag: AlexanderVerlag.at GmbH, Hauptplatz 11 (DG), A-3712 Maissau Geschäftsführende Gesellschafter: Monika Alexander & Ing. Thomas Reznicek Tel.: +43 2958 82 400-0, FAX: +43 2958 82 400-30 E-Mail: [email protected] www.austromatisierung.at Office Managerin: Julia Alexander, Tel.: +43 2958 82 400-0, E-Mail: [email protected] Verlags-/Anzeigenleiterin: Monika Alexander, Tel.: +43 2958 82 400-20, E-Mail: [email protected] Chefredakteur: Ing. Thomas Reznicek (TR), Tel.: +43 2958 82 400-21, E-Mail: [email protected] Kolumnisten: Ing. Franz Maderbacher, Dipl.-Ing. Andreas Pfeiffer, Dieter Schaufler Gastautoren dieser Ausgabe: Prof. Dipl.-Ing.(FH) Thomas Brandstetter, Dr. Hans Endl, Dipl.-Ing. Andreas Grimsehl, Dipl.-Ing. Andreas Hennecke, Dr. Alexander M. Lille, Peter Pichler, Stefan Schönegger, Dipl.-Ing. Thomas Schildknecht, Mag. Nevena M. Shotekova-Zöchling, Georg Süss, Frank Triem, Wolfgang Valicek, Achim Weber, Sabrina Weiland, Dr. Peter Wenzel, Alexander Zöchling, Wolfgang Zosel Lektorin und freie red. Mitarbeiterin: Mag. (FH) Barbara Bressler-Kolembar(BBK), Orth a.d. Donau, www.designertexte.at Grafiker: Emograf Druckpartner: Friedrich Druck & Medien GmbH, Linz, www.friedrichdruck.com 90 Die nächste Ausgabe AUSTROMATISIERUNG 7/2016 erscheint am 29. September 2016. Fotos: Pepperl+Fuchs, Fotolia; Sollen schwer zugängliche Messstellen überwacht oder soll der Verkabelungsaufwand reduziert werden, bietet sich die drahtlose Signalübertragung per Funk an – Stichwort WirelessHART. Sie ermöglicht die drahtlose Kommunikation in die Feldebene – was insbesondere bei großer räumlicher Ausdehnung oder einer Vielzahl von Messpunkten den hohen Installationsaufwand einer festen Verkabelung vermeidet. U1_U4_0516_Layout 1 25.08.16 20:50 Seite 3 Print ...nicht bloß eine verlinkte Luftblase in der Wolke. Greifbare Information. Gedruckt auf Papier. Handfest. n Nachhaltig. n Unveränderbar. n Print bringtʼs! Diese Information erreicht mindestens 27.500 qualifizierte, reale Leser – gerechnet mit dem durchschnittlichen Lesefaktor 2,5 pro Exemplar bei der Auflage von 11.000 Stück dieser Ausgabe. Garantiert ohne Suchmaschinenoptimierung, dafür zielgruppenorientiert aufbereitet. Eine Einschaltung des Herausgebers, Ansprechpartnerin für zielgruppenorientierte Werbeplanung: Monika Alexander, Tel.: +43 2958/82 400-20, E-Mail: [email protected] AUSTROMATISIERUNG n at Zeitungsmacher aus Leidenschaft. Österreichs fortschrittliches Fachmagazin für Fertigungs- und Prozessautomatisierung U1_U4_0516_Layout 1 25.08.16 20:51 Seite 4