Das Programm zum

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Das Programm zum
fr 25.10.13 | 20 uhr
carion
schauspiel
Präsentiert von:
„These young players are just the best there is and
I am honored and indeed very lucky to have been
given the chance to play with them.”
Sir James Galway
CARION
dòra seres (querflöte)
egils upatnieks (oboe)
EgIls Šefers (klarinette)
david m.a.p. Palmquist (horn)
Niels Anders Vedsten Larsen
(fagott)
KLASSIK: SPARKASSEN-KONZERTE
PROGRAMM
schauSPIEL
G. ligeti (1923-2006)
Sechs bagatellen für bläserquintett (1953)
Allegro con spirito
rubato. lamentoso
allegro grazioso
presto ruvido
adagio. mesto – Belá Bartók in memoriam
MOLTO VIVACE. CAPRICCIOSO
D. SCHOSTAKOWITSCH (1906-1975)
schauspiel SUITE Nr. 3 arr. David M.A.P. Palmquist (2013)
marsch aus suite for Variety Orchestra (nach 1956)
galopp aus the limpid stream (1935)
romanze aus the gadfly suite (1955)
the bureaucrat (polka) aus THE bolt (1931)
walzer Nr. 2 aus SUITE for variety orchestra (nach 1956)
tahiti trot (1927)
general dance of enthusiasm and apotheosis aus the bolt (1931)
PAUSE
l. v. beethoven (1770-1827)
Quintett Es-Dur, op. 103 (1792) arr. David M.A.P. Palmquist
Allegro
Andante
Menuetto – Trio
presto
F. Liszt (1811-1886)
GRAND études de paganini, Nr. 6 (1851) ARR. D. PALMQUIST
Das kammermusikalische Werk György Ligetis ist als recht schmal anzusehen, jedoch bezeichnen die Werke meist
bedeutende Umbruchpunkte in seiner
stilistischen Entwicklung. Demnach
markieren die Sechs Bagatellen für Bläserquintett von 1953 seine Auseinandersetzung mit der rumänischen Volksmusik. Ganz in der Tradition Béla Bartóks
unternahm er Reisen durch das Land
und stellte eine Sammlung von mehreren
hundert transsilvanischen Volksliedern
zusammen. Die originelle Weiterführung
des Bartókschen Erbes in den Bagatellen,
in denen er zugleich vollkommen neue
musikalische Prinzipien erforscht, sind
bereits erste Vorzeichen stilistischer Mittel wie Klangflächen oder Mikropolyphonie, derer er sich in den darauffolgenden
Jahren bedienen wird. Die Bagatellen für
Bläserquintett sind eine Bearbeitung seines elfteiligen Klavierzyklus‘ Musica ricercata. In seiner rumänischen Isolation
von allen avantgardistischen Strömungen
abgeschottet, stellt dieses Werk eine Auseinandersetzung mit den Möglichkeiten
des beschränkten Tonvorrats klassischer
Traditionen dar. Die sechs Stücke sind
symmetrisch angelegt, wobei jeweils zwei
in ihrer kompositorischen Anlage kongruieren. Die Stücke 1 und 6 fungieren
demnach als schnelle Ecksätze, wo hingegen 2 und 5 im langsamen Tempo stehen
und das dritte und vierte Stück das Zentrum bilden.
Seit dem berüchtigen Artikel „Chaos
statt Musik“ in der Prawda (1936) bis zu
Stalins Tod im Jahr 1953 komponierte
Schostakowitsch „ernste Musik“ ausschließlich für die eigene Schublade oder
für gelegentliche Aufführungen im privaten Kreis. Als „öffentlicher“ Komponist
schuf er eine Vielzahl von Filmmusiken
und patriotischen Stücken, die zwar immer hervorragend gearbeitet waren, aber
seine eigentlichen musikalischen Nei-
gungen niemals wirklich verrieten. Aus
diesem Blickwinkel sollte man sich denn
auch den Ballett-Suiten nähern, nämlich
als leichter, unterhaltsamer Musik, die
vermeiden musste, Anstoß zu erregen –
ideales Material für Rundfunksendungen
und staatlich genehmigte Veranstaltungen.
Die Ballett-Suite Nr. 3 (1952) ist aus zwei
Quellen zusammengestellt. Die Musik
zu Pavel Suchotins Inszenierung (1934)
von Balzacs Comédie humaine liefert den
lebhaften Eröffnungs-Walzer, eine bezaubernde Gavotte, in der man Delibes
oder Messager im orchestralen Gewand
der Jahrhundertmitte zu hören glaubt,
und eine Elegie, die zu Schostakowitschs
liebenswertesten musikalischen Eingebungen zählt. Davor erklingt ein Tanz
aus „Der klare Bach“, der den berühmten
Galopp aus Kabalewskis Ballett „Die Komödianten“ vorwegzunehmen scheint.
„Der klare Bach“ liefert auch die beiden
Schlussnummern: einen Walzer (die
Quintessenz der „Unterhaltungsmusik“Ästhetik) und einen Galopp, mit dem die
Suite kraftvoll ausklingt.
Das Oktett Es-Dur (op. 103) von Ludwig
van Beethoven ist ein Jugendwerk des
Komponisten aus seiner Zeit in Bonn und
entstand um 1792. Beleg dafür ist der
aussagekräftige Briefwechsel zwischen
seinem Dienstherrn, dem Kurfürsten Maximilian Franz und seinem Wiener Lehrer Joseph Haydn, in dem letzterer um
weitere finanzielle Unterstützung für die
Ausbildung bittet und als Beleg für den
Fortschritt seines Schülers einige Werke
beilegt. Der Kurfürst erkannte jedoch bis
auf eine Fuge diese Werke als bereits in
Bonn komponierte und lehnte, darüber
sichtlich ungehalten, Haydns Erbitten ab
und bezweifelte, dass der junge Beethoven „bey seinem itzigen Aufenthalte wichtigere Fortschritte in der Composition und
Geschmak gemacht haben werde“.
Kurfürst Maximilian unterhielt in Bonn
eine Harmonie, die weit über die Grenzen der Stadt gerühmt wurde und deren
Instrumentalisten „mit Recht Meister
in ihrer Kunst“ genannt wurden. Sehr
wahrscheinlich komponierte Beethoven,
welcher Mitglied der Bonner Hofkapelle
war, das Oktett für eben diese Harmonie,
worauf auch die autographe Bezeichnung
Parthia – als gängige Gattung von Harmoniemusiken – hindeutet.
Beethovens Oktett wird mit der Deklaration als Unterhaltungsmusik jedoch nicht
Genüge getan. Seine Komposition geht
über ein Gebrauchswerk weit hinaus, weshalb auch der Beethoven-Biograph A. W.
Thayer sich zu der Aussage hinreißen ließ:
„Sollte das Tafelmusik sein, so ist gewiß selten eine ähnliche geschrieben worden“.
Trotz des jungen Alters des Komponisten überrascht die handwerkliche Sicherheit im Umgang mit dem Bläsersatz und
lässt zugleich deutlich die klassischen
Vorbilder Haydn und Mozart sowie der
Mannheimer Schule erkennen. Das Werk
ist beispielhaft für die musikhistorische
Schwelle von funktional-höfischer zur
autonom-bürgerlichen Kunst, an der
sich Beethoven bewegte. Dies zeigt sich
sowohl in der späteren Umarbeitung des
Oktetts zu seinem Streichquintett Es-Dur
op. 4 als auch in der Tatsache, dass er sich
ab etwa 1802 kaum mehr den – in seinen
Augen möglicherweise aristokratischkonnotierten – Blasmusikgattungen annahm.
Beethoven kam zeitlebens nicht mehr auf
sein Oktett zurück. Er erwog es wahrscheinlich dennoch für eine Veröffentlichung, da sich das Werk nicht in seinem
persönlichen Nachlass, sondern beim
Verlag Artaria befand. Dieser brachte es
frühestens 1830 zur Veröffentlichung.
Die irritierend hohe Werkzahl vergab der
Verlag Breitkopf & Härtel bei seiner Veröffentlich des Werkes im Jahr 1851.
Paganinis Geigenspiel war virtuos bis zur
Hexerei. So suchte das Publikum – nach
dem Zeugnis von Franz Liszt – übernatürliche Erklärungen für seine Virtuosität
und glaubte, „daß jene vierte Saite, der
er so zauberische Weisen entlockte, der
Darm eines Weibes sei, das er eigenhändig erwürgt habe”.
Als Liszt den Teufelsgeiger hörte, fand er
sein eigenes Ideal – ein Paganini nämlich
des Klaviers zu werden. 1838 schrieb er
seine Etudes d’exécution transcendante
d’après Paganini, eine aus sechs ungemein
schwierigen Stücken bestehende Kollektion nach verschiedenen Solo-Capricen und
andern Werken des Geigers. Die sechste
Übung ist der berühmten Caprice Nr. 24
gewidmet, deren Thema auch durch viele andere Komponisten von Johannes
Brahms über Sergej Rachmaninow bis hin
zu Boris Blacher und Witold Lutoslawski bekannt wurde. Liszt verwandelt jede
der originalen elf Variationen in seinen
virtuosen Klaviersatz, der wiederum für
Bläserquintett bearbeitet wurde.
BESETZUNG
Foto: Janis Deinats
Das Bläserquintett Carion aus Dänemark
ist eine einzigartige, innovative Kammermusikerfahrung. Geprägt von außergewöhnlicher Integrität, bietet Carion eine
faszinierende Präsentation klassischer
Meisterwerke und macht Musik auf der
Bühne sichtbar.
Seit der Gründung des Ensembles im
Jahr 2002, sorgten aufregende optische
Performances klassischer Kammermusik
für ein schnelles Bekanntwerden und internationale Erfolge. Die fünf virtuosen
Bläser spielen alle Stücke auswendig und
erhalten damit die Freiheit sowohl un-
tereinander als auch mit dem Publikum
zu kommunizieren. Durch entsprechende Bewegungen auf der Bühne wird die
Architektur der Stücke mit deren musikalischem Material zu einem auditiven
und visuellen Erlebnis. Für den Zuhörer
erschließt sich ein neuer Zugang, Kompositionen leichter zu verstehen und zu
genießen. Publikum wie Kritiker erleben
diesen Ansatz als Neukreation der klassischen Aufführungstradition.
Carion geht damit neue Wege, ohne das
Augenmerk vom Wichtigsten abzulenken: klassische und moderne Meisterwerke auf höchstem Niveau aufzuführen. Das Ensemble arbeitet unermüdlich
daran, neue Dimensionen der Musik zu
erkunden und sucht die Begegnung mit
Künstlern verschiedener Genres. Eine
kontinuierliche Zusammenarbeit verbindet Carion mit dem Elektronik-Guru
Bjørn Svin – gemeinsame Auftritte auf
dem Roskilde Festival, dem SPOT Festival, dem Wundergrund Musik Festival
und im dänischen Fernsehen waren von
großen Erfolgen begleitet. Weitere Projekte realisierten die fünf Musiker u.a.
mit dem legendären klassischen Flötisten Sir James Galway und dem Leipziger
Streichquartett.
Das Repertoire von Carion konzentriert
sich auf Werke des 19. und 20. Jahrhunderts. Zudem arbeitet das Ensemble mit
zeitgenössischen Komponisten, um das
Bläserquintett als Ensembleform auch im
21. Jahrhundert weiter zu entwickeln.
Konzerte führten das Ensemble unter
anderem zum Al Bustan Festival in Beirut (Libanon), zu den Walkenrieder Klosterkonzerten, dem Oberstdorfer Musiksommer, den Meßdorfer Musikfesttagen
und nach Nürtingen. 2012 debütierte
Carion bei den Dubai Concert Series und
war im Mai 2012 als Live Showcase Act
bei „Classical:Next“ – dem neuen internationalen Fachforum – eingeladen. Ausgewählt wurden hierfür herausragende
internationale Künstler mit besonders
kreativem, zukunftsorientiertem Schaffen.
Carion ist dritter Preisträger des internationalen Kammermusikwettbewerbs
Osaka 2011 (Japan), bei dem sich das
junge Spitzenensemble gegen 800 Mitbewerber durchsetzte. Weitere Erfolge
erzielte es u. a. beim Kammermusikwettbewerb des Dänischen Rundfunks 2004
sowie beim Internationalen Musikwettbewerb „Marco Fiorindo“ in Turin 2006
(1. Preis). 2006 war Carion Semifinalist
beim ARD-Musikwettbewerb.
25.10.13
cArion
schauspiel
24.11.13
ingolf wunder (Klavier)
werke von beethoven und chopin
05.12.13CONCERTO COPENHAGEN &
RASCHÉR SAXOPHONE QUARTET
Werke von BAch, vivaldi, xenakis und rasmussen
15.01.14
bundesjugendorchester & Momo kodama
lothar zagrosek (leitung)
Werke von messiaen und bruckner
(klavier)
14.02.14 signum quartett
Werke von HAYDN, Schnittke und DVORÁk
11.04.14LA FOLIA barockorchester &
FILIPPO MINECCIA (countertenor)
Robin peter müller (violine & leitung)
Werke u. a. von bach, caldara und vivaldi
11.05.14
minguet quartett streichquartette von
felix mendelssohn bartholdy
Einführungsveranstaltungen jeweils 45 min vor Konzertbeginn

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