Neuroakanthozytose Informationen und Forschung Herzlich

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Neuroakanthozytose Informationen und Forschung Herzlich
Neuroakanthozytose Informationen und Forschung
NA News Ausgabe 20 :: 28 Apr 2013
Herausgeber: The Advocacy for Neuroacanthocytosis Patients, Ginger und Glenn Irvine
:: Erkennung von
Neuroakanthozytose
Häufige Frühsymptome,
die anfangs (ab ca. Mitte
20) oft kaum auffallen:
Probleme mit der Kontrolle
des Mundbereichs,
unwillkürliche Geräusche,
allgemeine
Ungeschicklichkeit,
Bewegungs- und
Gleichgewichtsstörungen,
Müdigkeit,
Schlafstörungen,
Veränderungen der
Persönlichkeit, wenig
Lebenslust,
Vergesslichkeit,
epileptische Anfälle
Beginn der Symptome oft
nach einer traumatischen
Erfahrung
Herzlich Willkommen zu NA News Ausgabe 20
Mit dieser jüngsten Ausgabe feiern wir das 10-jährige
Jubiläum.NA News hält Patienten, Klinikärzte und die
wachsende Gemeinschaft von Spendern
und Sponsoren auf dem laufenden mit Neuigkeiten und
Hintergrundmaterial, bietet aber auch Finanzierungshilfen
für Forschungsvorhaben bezüglich Neuroakanthozytose,
jener Gruppe von äußerst seltenen neurodegenerativen
Krankheiten.
Besuchen Sie uns im Internet oder auf Twitter @NAadvocacy, Facebook
oder Linkedin.
Dringender Aufruf für Familien mit McLeod-Syndrom
Gab oder gibt es in Ihrer Familie Fälle von McLeod?
Wissenschaftler der Harvard Medical School, die gefördert von der Familie Willard – am McLeod –
Syndrom forschen, brauchen jetzt Blutproben von
Familienmitgliedern, die möglicherweise die Gen Mutation
des McLeod-Syndroms geerbt haben. Das
Forschungsteam unter Führung von Dr. Alicia Rivera ist besonders angewiesen
auf Proben von solchen Personen, die keine Symptome zeigen oder erst
kürzlich entsprechend diagnostiziert wurden und noch keine Medikamente
einnehmen. Bitte melden sie sich bei Glenn Irvine [email protected],
falls Sie bei diesem dringenden Bedarf helfen können.
KLINISCHE ANZEICHEN
Akanthozyten im Blut und
genetische Mutationen
(verschieden je nach
spezifischem NASyndrom)
Beim Auftreten solcher
Symptome sollte man
einen Neurologen
aufsuchen. Weitere Infos
für Ärzte und Patienten:
www.naadvocacy.org
Die Advocacy übernimmt
die Kosten für einen
speziellen Bluttest, der
Mehr Themen und mehr Sprachen bei NAadvocacy.org
Deutsch, Spanisch und Portugiesisch Sprechende
können jetzt viele Themen in ihrer Muttersprache auf
der NA Advocacy Website finden. Die im vergangenen
Jahr deutlich erweiterte Website bringt jetzt die jüngeren
Ausgaben von NA News in Deutsch und Spanisch; eine
Reihe anderer Bereiche einschließlich "Home", "Patients"
und "Clinicians/ Researchers" steht auch in Spanisch und Portugiesisch zur
Verfügung. Diese Übersetzungen, denen weitere folgen werden, wurden von
Natalia Guerscovich, Paula Sarmento und Vera Geraldes bereitgestellt. Dank
euch allen Dreien für eure ausgezeichnete Arbeit.
Warum nicht unsere interne Plattform auch für Andere nutzen?
Wusstet ihr, dass die NA Advocacy Website es ermöglicht, mit anderen
Patienten und Familien zu korrespondieren? Besuche www.naadvocacy.org
und klicke rechts auf OUR PATIENTS. Dort kannst du Berichte von anderen
Patienten in fünf Sprachen finden und selbst berichten, was auch wiederum
übersetzt werden kann.
helfen kann, NA
aufzuspüren.
Hilfreiche
Informationen
•
The Differential
Diagnosis of Chorea:
Ruth Walker (Hrsg),
2011. Das Buch
informiert ausgiebig über
die unkontrollierbaren
Bewegungsabläufe bei
NA und weiteren
Krankheiten. ISBN 978-019-539351-4
Neuroacanthocytosis
Syndromes II: Ruth H.
Walker, Shinji Saiki und
Adrian Danek (Hrsg),
2007. Zu beziehen:
amazon.com
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Chorein in
Membranen von roten
Blutzellen kann dank der
Advocacy for
Neuroacanthocytosis
Patients kostenlos
getestet werden. Details
als PDF zum
Downloaden; Methode
kann auf PubMed
nachgeschlagen werden.
Gute Infos zu
Chorea-Akanthozytose
in GeneReviews von
der Universität
Washington, mit
Unterstützung durch die
National Institutes of
Health.
Mehrsprachige
Website für seltene
Krankheiten, inkl. NAGemeinschaft und NAForum:
www.rareconnect.org/d
e •
Klicke rechts auf „Registrieren“ und gib einen Benutzernamen mit Passwort ein.
Zur Privatsphäre: Wenn nur registrierte Mitglieder Zugang haben sollen, drücke
MITGLIEDER, FREUNDE für persönliche Kontakte in der Gemeinschaft oder,
wenn jeder Besucher der Site Zugang haben soll, drücke ÖFFENTLICH. Wir
werden die Anfragen überprüfen, so dass Deine Nachrichten wunschgemäß
nur von Patienten, ihren Familien, Mitgliedern der Advocacy oder
Berufsmedizinern gelesen werden können.
Werde Mitglied und mach einen Versuch! Besuche NA Advocacy website
Louise Dreher wird Mitglied im Treuhänderausschuss
der Advocacy
Der Treuhänderausschuss der Advocacy begrüßt mit
Freude sein neuestes Mitglied, Louise Dreher, die bereits
an unserer nächsten Sitzung im Mai teilnehmen wird.
Louise ist in Berkshire in England aufgewachsen und
besuchte die Universität von Aston in Birmingham, wo sie
in Deutsch und Werkstoffkunde ihr Examen ablegte. Sie
arbeitete im Labor, in Büros, lehrte Englisch und machte Übersetzungen: all’
dies in Deutschland. Louise ist mit einem Deutschen verheiratet und ihre
Kinder sind zweisprachig aufgewachsen. Als enge Freundin des NA-Patienten
Peter Ball hatte Louise angeboten, Übersetzungsarbeiten für die Advocacy zu
fertigen und als deren Patientenfürsprecherin hat sie seither Kontakt zu
deutschsprachigen Patienten gehalten. Louise war auch eine gute Freundin der
verstorbenen und von uns allen sehr vermissten Pamela Korb.
NA-Patienten aus Iran
Wir freuen uns immer, neue Patienten und Ärzte in
unserer Gemeinschaft zu begrüßen, so haben wir gern
von Siamak Karkheiran MD vom Hazrat Rasool Hospital
an der Tehran University of Medical Sciences gehört. Dr.
Karkheiran berichtet von sechs Patienten aus vier
Familien mit ChAc. Fünf von ihnen wurden jetzt in die NAPatientendatenbank aufgenommen. Von vier Patienten hat er außerdem
Videos vorbereitet. Bitte wendet euch an [email protected] wenn ihr
oder jemand aus eurem Bekanntenkreis NA News in Farsi übersetzen könntet.
In dieser Ausgabe findet sich auch ein Artikel von Dr. Karkheiran, in dem er
Anregungen für Therapeuten gibt zur Behandlung von übermäßiger
Speichelbildung und anderen Mundproblemen bei NA-Patienten.
Landkarten zeigen die globale Verbreitung von ChoreaAkanthozytose
Auf Initiative von Prof. Adrian Danek von der LudwigMaximilians-Universität München wurde erstmals ein
graphisches Bild der weltweiten Verteilung von ChAc in
Landkartenform erstellt. Dr. Danek, dessen Team eine
kostenlose Diagnostik durch Bluttest bei Verdachtsfällen
von ChAc anbietet, berichtet, dass die Landkarten die
Herkunft jener 128 Blutproben (d.h. die Lage der jeweiligen Kliniken) zeigen,
die das Fehlen von Chorein auswiesen, dh. eine Indikation für ChAc zeigten.
Die Landkarte, die noch nicht die Daten des Iran enthält, soll nach Erhalt
weiterer Blutproben jeweils aktualisiert werden. Die kostenlosen Bluttests
werden durch Förderung der Advocacy ermöglicht.
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Englischsprachige
Infos bei PubMed unter
NA research (Medline
Datenbank).
Google Auskünfte
NA Seite bei
WeMove
:: Unsere Website
naadvocacy.org
Für Betroffene
Für Ärzte/Forscher
Was ist NA?
Unterstützen Sie uns
Unsere Patienten
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Forschungsförderung
NA Newsletter
Fachliteratur
Symposien
Kontaktaufnahme
IRDiRC–Gipfel betont Notwendigkeit der
Zusammenarbeit bei seltenen Krankheiten
Von Dr. Adrian Danek, Ludwig-Maximilians-Universität München
The Advocacy for
Neuroacanthocytosis
Patients ist unter
Registered Charity
Number 1133182 bei der
Charity Commission for
England and Wales
registriert.
:: Frühere Ausgaben,
auf Englisch und auf
Deutsch
www.naadvocacy.org unter NA Newsletter Seit Ausgabe 10 wird NA News auch auf Deutsch herausgegeben
Am 16/17. April 2013 fand erstmalig eine Konferenz des ehrgeizigen neuen
internationalen Netzwerks „International Rare Diseases Research Consortium“
statt, und zwar in Dublin im Zusammenhang mit Irlands derzeitiger
Präsidentschaft in der Europäischen Union.
Die Konferenz wurde von der
Europäischen Kommission und den
US-amerikanischen National
Institutes of Health (NIH) gefördert.
Das Konsortium selbst wurde im
April 2011 gegründet, um die
internationale Zusammenarbeit auf
dem Gebiet seltener Krankheiten
zu fördern.
Auf diesem Treffen präsentierte
Prof. Danek ein Poster über die
europäischen Initiativen zur
Neuroakantozytose (EMINA und
EMINA 2).
Prof. Adrian Danek,Prof.
Koordinator
des
Adrian Danek,
EMINA Konsortiums, beim IRDiRCTreffen in Dublin (16.April 2013)
zusammen mit seinem Münchener Kollegen Prof.Klopstock (rechts). Thomas Klopstock
koordiniert das EU Netzwerk TIRCON (“treat iron related childhood onset
neurodegeneration”), das sich mit dem NA-Syndrom PKAN und mit Neurodegeneration
mit Eisenanreicherung im Gehirn (NBIA) befasst. Die NA/NBIA–Kooperation wird nach
den beiden bisherigen Konferenzen in Bethesda 2010 und Ede 2012 weiter ausgebaut
durch das für 2014 in Norditalien vorgesehene neuerliche Treffen sowohl von Forschern
als auch Betroffenen.
Die Ziele von IRDiRC bis 2020 lauten: Diagnose praktisch aller seltenen
Krankheiten und Entwicklung von 200 neuen Therapien. Das Konsortium
versucht, die Anstrengungen von Wissenschaft, Industrie und Politik auf
diesem Gebiet aufeinander abzustimmen, um die für die gewagten Ziele nötige
Schubkraft zu erreichen. Der Ehrgeiz des Vorhabens spiegelte sich in der
Eröffnungsansprache von Christopher Austin, dem Direktor des National
Center for Advancing Translational Sciences (Teilinstitut der NIH): “Make no
little plans; they have no magic to stir men's blood," („ Macht keine zaghaften
Pläne, sie haben nicht die Kraft, das Blut der Menschen in Wallung zu
bringen“), so sagte Austin, indem er den Wolkenkratzer-Architekten Daniel
Hudson Burnham (1846-1912) zitierte, "Make big plans; aim high in hope and
work” („Macht gewagte Pläne; zielt hoch hinaus mit Eurer Hoffnung und Euren
Mühen“).
Von der Erfindung zur Anwendung
Neben der Diagnose und Behandlung seltener Krankheiten war das zentrale
Thema des Treffens die Umsetzung neuer Forschungsergebnisse in die Praxis
(„bench to bedside“).Die erstaunliche Beschleunigung der genetischen
Diagnostik und Gen–Identifikation durch Sammlung und Analyse von
genetischen und klinischen Massendaten wurde überdeutlich, als der
chinesische Partner von IRDiRC, BGI Shenzhen, seine technischen
Einrichtungen und Herangehensweise darstellte („Eine Million Genome
Projekt“).
Erwähnungswert waren auch das „Undiagnosed Diseases Program“ von NIH,
das kanadische FORGE-Programm „Finding of Rare Disease Genes“ und die
Arbeit der italienischenTelethon-Stiftung. Verschiedene Modelle der
Partnerschaft mit kleinen biotechnologischen Firmen und/oder „big pharma“
wurden vorgestellt und diskutiert.
Seltene Krankheiten und „big pharma“
Seltene Krankheiten versprechen für die pharmazeutische Industrie ein
gezielteres Verständnis der Pathologie sowie möglicher Störungen durch
spezifische Stoffwechselwege, also Erkenntnisse, die eventuell auch bei den
häufigen Krankheiten zutreffen könnten. Das Feld der seltenen Krankheiten ist
ein offensichtliches Modell für die Entwicklung und Vermarktung
innovativer Medikamente. Zur behördlichen Genehmigung solcher
Medikamente ist eine geringere Patientenzahl zur Durchführung der
erforderlichen Prüfstudien erforderlich.
Das wichtige Konzept „drug re-purposing“ für neue Indikationen zeigt eine
weitere Möglichkeit: Bereits zugelassene Medikamente können mit
Hochdurchsatzverfahren daraufhin getestet werden, ob sie für ursprünglich
nicht vorgesehene oder bisher unbekannte Anwendungsbereiche geeignet
sind. Dieser Ansatz scheint - zusammen mit „trial readiness“ - der zur Zeit
vielversprechendste Weg der Therapieforschung zu sein.
Internationale Zusammenarbeit und Datenaustausch sind der Schlüssel
Zusammenfassend war es offensichtlich, dass weltweit eine erhebliche
Bewegung in das Feld seltener Krankheiten gekommen ist. Die einzelnen
Betroffenen werden von internationaler Zusammenarbeit, der gemeinsamen
Nutzung von Gewebeproben durch verschiedene Forscher und von der
Datensammlung in großen Fallregistern profitieren.
Darüber hinaus wurden Anreize für den einzelnen Forscher erörtert, da ja die
Datenqualität von deren Beiträgen abhängig ist. Die Anerkennung ihrer
Leistung sollte angesichts der heutigen Jagd nach „Impact“ stärker bewertet
werden, wobei das Modell von „microattribution“ als ein möglicher Ansatz
vorgeschlagen wurde. Die Konzepte “microattribution”, “trial readiness”, und
“drug re-purposing”“ sind wertvolle neue Elemente in der Diskussion über
zukünftige Ziele in der Neuroakanthozytose-Forschung.
www.irdirc.org
www.ncats.nih.gov
www.emina.med.uni-muenchen.de
www.emina2.eu
Behandlung von Mundproblemen bei ChAc-Patienten
Von Siamak Karkheiran MD, Movement Disorder Clinic, Hazrat Rasool
Hospital, Tehran University of Medical Sciences, Iran
Patienten mit ChAc leiden aufgrund unkontrollierbarer Bewegungen unter
vielen Problemen im Mundbereich, einschließlich der Zunge und der
Schluckmuskeln. Nicht nur physische Probleme, wie etwa das Beißen auf
Lippen und Zunge oder ein Gewichtsverlust sind häufige Folgen; die Patienten
leiden zudem unter der Sorge, dass sie in der Öffentlichkeit sehr auffallen,
besonders zu Mahlzeiten.
Dystonie bei der
Nahrungsaufnahme ist typisch für
ChAc: sobald feste Nahrung an die
Zunge kommt, schiebt sie diese
aus dem Mund. Die Hauptursache
ist eine nicht gewollte
Zungenaktivität
(“aufgabenorientierte Dystonie”)
und sie erschwert die
Nahrungsaufnahme sehr. Zungenund orofaziale Dystonie verursacht
schmerzhaftes Zungenbeißen.
Dazu kommt oft Lippenbeißen.
Siamak Karkheiran MD, Movement Disorder
Zwangsleiden und orofaziale
Clinic, Hazrat Rasool Hospital, Tehran
Dystonie werden hierfür als
University of Medical Sciences, Iran.
ursächlich angesehen.
Zähneknirschen (Bruxismus), sei es wegen Dystonie (Muskelkrämpfe) oder
Gewohnheit, kann Zähne schnell kaputt machen und zu tiefen Fleischwunden
mit möglicherweise tödlichen Folgeinfekten führen. Ein Sabbern wird durch
Schluckschwierigkeiten und vermehrten Speichelfluss verursacht.
Es gibt wenige pharmakologische und nicht-pharmakologische Mittel gegen
diese Symptome. Medikamente aus der Psychiatrie, die sogenannten
typischen und atypischen Antipsychotika, finden Gebrauch bei Chorea. Sie
können das Beißen auf Zunge und Lippen mindern und das Schlucken
bessern. Tetrabenazin, welches die Verfügbarkeit von Dopamin reduziert, ist
auch einsetzbar. Als unerwünschte Nebenwirkung all dieser
Medikamententypen sind Parkinson-ähnliche Symptome mit häufigem
Hinfallen sowie verlangsamten Bewegungsabläufen, die im fortgeschrittenen
Krankheitsstadium ausgeprägter sein können. Antidepressiva Typ SSRI, die
meist als erste Wahl gegen Zwangsverhalten verschrieben werden, können
das Lippenbeißen manchmal auch reduzieren.
Atypische Neuroleptika (Olanzapin, Risperidon) und das Antidepressivum
Clomipramin können auch hilfreich gegen Zwangsstörungen wirken. Injektionen
von Botulinumtoxin in die Muskeln der Zunge (Genioglossus, Geniohyoid) und
Kaumuskeln (Masseter) können gegen Dystonie bei der Nahrungsaufnahme,
Zungenbeißen und Zähneknirschen helfen. Allerdings führt dies manchmal zu
einer Verschlimmerung der Schluckbeschwerden und erhöht das Risiko eines
Nahrungs- bzw. Flüssigkeitseindringens in die Lunge (Aspiration).
Beißschienen sind effektiv gegen ausgeprägtes Zungen- und Lippenbeißen
sowie gegen Bruxismus. Die Schienen sind eine physische Schutzbarriere, die
auch die sensorische Wahrnehmung beeinflussen und deshalb Dystonie (und
Zwänge) reduzieren können. Die orale Einnahme von anticholinergisch
wirkenden Wirkstoffen, wie beispielsweise trizyklischen Antidepressiva, haben
eine – wenn auch begrenzte - Wirkung gegen das Sabbern.
Scopolamin transdermales Pflaster und Atropin Augentropfen
Unserer Erfahrung nach helfen zwei Mittel - das Scopolamin Pflaster (ein
Membranpflaster gegen Reiseübelkeit) und eine Anwendung von Atropin
Augentropfen unter der Zunge. Das erste Medikament ist benutzerfreundlicher
und verträglicher, das zweite jedoch kostengünstiger und eher verfügbar. Als
Nebenwirkung entsteht Mundtrockenheit, die sich eventuell auf das Schlucken
negativ auswirkt und eine häufigere Anpassung der Dosierung erfordert.
Spritzen mit Botulinumtoxin Typ B (Myobloc) in die Speicheldrüsen können
zum Einsatz kommen, jedoch sind sie teuer, nicht überall erhältlich und eine
Spritze ist notwendig. Einer unserer Patienten klagte über "eine juckende
Zunge". Erfolglos probierten wir einen Zungenschaber sowie verschiedene
Mundspülungen und herkömmliche Medikamente aus. Doch dann fanden wir
heraus, dass eine Mundspüllösung von 5 ml Diphenhydramin (12,5 mg) in 100
ml Wasser, täglich zweimal angewandt, gegen das Jucken und Sabbern half.
Letztlich sollte man für viele Patienten mehrere Maßnahmen parallel in
Betracht ziehen. Eine fortdauernde Kontrolle, Anamneseerhebung sowie, bei
jedem klinischen Termin, Untersuchungen sind sehr wichtig, um
Arzneimitteldosierungen anzupassen, geeignete Therapien anzuwenden und
ernste Konsequenzen zu vermeiden. Sowohl Patienten als auch Ärzte müssen
Geduld und Engagement mitbringen, um dieser schwerwiegenden Probleme
Herr zu werden.
Wichtig: Diese Artikel bietet Anregungen für behandelnde Fachkräfte.
Benutzen Sie keine Medikamente ohne ärztliche Begleitung.
PATIENTEN IM BLICKFELD
NA-Betroffene können der NA-Gemeinde beitreten und Kontakt miteinander
aufnehmen über die neue NA -Website („Our Patients“ - rechts auf der Seite).
Susan Hills in England berichtet
über ihr neues (transportables)
Gewächshaus für die Züchtung von
Erdbeeren, Tomaten, Erbsen,
Kräutern und Blumen. Ferner hält
sie tropische Fische und
beobachtet diese zur Entspannung
gerne. Susan widmet sich in letzter
Zeit nicht der Kunst, schickte uns
aber dieses faszinierende
Bootsgemälde von früher.
Susan Hills schickte uns dieses Bild
Ed Ayala aus Norton, Massachusetts in den USA hat A PUNCHER'S
CHANCE geschrieben und hat mit seiner Frau beschlossen, dass sie 20% des
Bruttogewinns vom Buchverkauf an die NA –Forschung spenden wollen.
Ed schreibt, "Auf der Hinterseite, im
Lebenslauf, erwähne ich meine
Krankheit und einige Symptome,
bevor ich auf rareconnect.org
hinweise. Einen Absatz von
mindestens 100 Büchern auf
Vorbestellung muss ich vor der
Veröffentlichung und Vergütung
erzielen."
Sie können Ed, sein Buch und die
NA-Forschung unterstützen. Auf
apuncherschance2013.com kann
man das Buch bestellen; bitte
sagen Sie es auch Ihren Freunden
weiter.
Ed mit seiner Enkelin Avah Marley Carvalho
Elyse Weinbaum aus Michigan
stellt sich und ihre Familie vor. "Ich
bin 33 Jahre alt, verheiratete Mutter
zweier wunderschöne Töchter im
Alter von 4 & 6. Vor rund 2 Jahren
wurde bei mir ChoreaAkanthozytose diagnostiziert.
Epileptische Anfälle, schlechte
Kontrolle der Füße,
Gedächtnisprobleme,
unkontrollierbare Geräusche und
Zucken sind meine Symptome; an
Lippen, Wangen, Zahnfleisch und
Zunge beiße ich auch. Ich trage
also eine Beißschiene, halte mich Elyse Weinbaum
nicht an ruhigen Orten auf, habe einen hohen Schuhverschleiß und fahre nicht
mehr selbst Auto.
Ansonsten komme ich gut zurecht. An 5 Tagen in der Woche arbeite ich gegen
den Muskelabbau mit einem Trainer im Fitnessstudio und ich versuche, mehr
Zeit mit meinen Kindern zu verbringen. Ich reise sehr gern und war
Fallschirmspringen. Mein Leben will ich voll auskosten."
IN MEMORIAM
Joseph DeVincentis, 63 aus Colonia,
New Jersey verstarb am Montag,
3.Dezember 2012. Er starb zuhause, mit
seiner Frau und seinem Sohn, durch das
Haven Hospiz betreut. Joe wurde am 29.
April 1949, in Newark, NJ geboren und
wohnte in Irvington und Linden, bevor er
1975 nach Colonia zog. Er war Absolvent
der Linden High School sowie der
Universitäten Kean, Rutgers und Montclair.
Joe war über 30 Jahre lang
Forschungschemiker bei Bristol-Myers
Squibb. Während dieser Zeit war er an der
Organisation von internen Softballspielen
beteiligt und war Kapitän des Teams
"Rubber Policemen." Joe probierte
Restaurants gern aus, auf der Suche nach
der perfekten Sopressata-Wurst, genoss
Joe DeVincentis.
Broadway Aufführungen, schätzte das
Reisen. Am allermeisten war ihm aber die Zeit mit Familie und Freunden
wichtig. Er war ein sehr liebender und geliebter Vater, Ehemann und Großvater
und wird allen sehr fehlen.
Joe hinterlässt Ehefrau Lillian, seine Söhne Marc und Paul, vier Enkel, zwei
Schwiegertöchter, seine Schwägerin Maria sowie seine Nichten Diane und
Laura. Stets voll Leben und Liebe wollte Joe Anderen helfen. Daher spendete
er seinen Leichnam zur Erforschung vom McLeod-Syndrom an Mt. Sinai
Hospital.
NA-FORSCHUNG
In dieser Ausgabe gibt es Neues von Dr. Lucia de
Franceschi in Verona; Dr. Antonio Velayos-Baeza an der
Universität Oxford; Claudia Siegl und Team an der
Medizinischen Universität Wien; Dr. Florian Wegner an
der Medizinischen Hochschule Hannover sowie Aaron
Neiman an der Stony Brook Universität New York.
Analyse des Lyn-Kinase-Weges in Zielzellen bei Chorea-Akanthozytose
und Entwicklung eines neuen Mausmodells für Chorea-Akanthozytose
Dr. Lucia de Franceschi in Verona
Universität Verona, Italien
Dr. Lucia de Franceschi in Verona erhielt für ihr Projekt eine
Forschungsförderung von der Advocacy. Ihre Ergebnisse zu den roten
Blutzellen von ChAc-Patienten werden auch mit den Erkenntnissen folgender
Forscher zusammen betrachtet, um ein umfassenderes Bild zu erhalten. Die
Arbeiten von Florian Lang, Andreas Hermann, Alexander Storch und künftige
Ergebnisse von Florian Wegner befassen sich mit aus der Haut von ChAcPatienten erzeugten iPS-Zellen. Das Projekt wird einen Beitrag zur Erstellung
einer Synergie leisten, mit der wir ChAc genauer kennenlernen wollen.
Funktionsmerkmale von Chorein
Dr. Antonio Velayos-Baeza
Wellcome Trust Centre for Human Genetics, Universität Oxford, UK
Unsere ChAc-Forschung befasst sich mit den Funktionsmerkmalen von
Chorein. Unter anderem analysieren wir die Auswirkung spezifischer
pathogener Mutationen (in ChAc-Patienten nachweisbare Veränderungen) auf
die Choreineigenschaften. Die untersuchten Mutationen erzeugen nur
minimale Sequenzveränderungen des VPS13A-Proteins, wie beispielsweise
den Austausch einzelner Aminosäuren oder den Verlust bzw. Zugewinn eines
kurzen Abschnittes von Resten. In solchen Fällen erwartet man keinen Verlust
des mutierten Proteins, sondern möglicherweise eine Auswirkung auf dessen
Stabilität, Standort oder besonderen Funktionen. Falls verfügbar analysieren
wir Proben von ChAc- Patienten mit diesen Mutationen auf die Konzentration
des Proteins. Außerdem werden diese Veränderungen in die
Kodierungssequenz des VPS13A-Gens auf einen Expressionsvektor
eingeführt, welcher dann für die Transfektion von Säugezelllinien verwendet
wird. Wir erstellen mehrere solcher Systeme und sammeln Proben von ChAcPatienten zur Analyse.
Wir untersuchen weitere Fragen zum Thema ursächlicher Mutationen diverser
ChAc-Fälle, insbesondere die Beschreibung mehrerer großer Deletionen;
desweiteren kooperieren wir intensiv mit anderen ChAc-Forschern.
Membranveränderungen in NA-Erythrozyten
Claudia Siegl, Rainer Prohaska und Ulrich Salzer
Max F. Perutz Laboratories, Medizinische Universität Wien, Österreich
Akanthozytose, die Entstehung stachelförmiger Erythrozyten, ist ein
hinweisendes Merkmal bei der Diagnose der NA-Syndrome. Das Blut von
ChAc- und MLS-Betroffenen enthält oft Akanthozyten, aber nur circa 10% der
NBIA-Patienten haben Akanthozytose. Wir wollen die funktionellen
Ähnlichkeiten und Unterschiede zwischen Erythrozyten der NA-Syndrome
identifizieren, um die molekularen Hintergründe der Entstehung von
Akanthozyten besser zu verstehen. Zu diesem Zweck entwickelten wir
biochemische Untersuchungen, um die Flexibilität der Plasmamembran sowie
die Fähigkeit zur Bildung von Endovesikeln zu prüfen. Weitere Untersuchungen
beurteilten die tendenzielle Phosphatidylserin-Exposition und
Kalziumaufnahme als Reaktion auf eine bestimmte stimulierende Substanz.
Wir beobachteten eine deutlich beeinträchtigte Reaktion der Erythrozyten von
denjenigen NA-Patienten, welche Akanthozyten hatten. Daraus lernen wir,
dass die Akanthozytose lediglich eine von mehreren gegenseitig abhängigen
Störungen der Plasmamembran in Erythrozten der NA-Betroffenen ist. Diese
Erkenntnisse werden in der Fachliteratur veröffentlicht. Zurzeit ist nicht
bekannt, ob die Aberrationen eine gemeinsame Ursache haben, noch weshalb
die Akanthozytose bei ChAc häufig aber bei NBIA selten vorkommt. Laufende
Forschungsprojekte versuchen diese Fragen zu beantworten und wollen die
aberranten molekularen Abläufe, die auch Neuronen schädigen und deshalb in
Beziehung zur Neurodegeneration stehen können, erklären.
Analyse der Ionenkanalfunktion in induzierten pluripotenten Stammzellen
(hergestellt aus Zellen von Chorea-Akanthozytose (ChAc)Patienten)
sowie daraus differenzierten Neuronen in vitro
PD Dr. med. Florian Wegner, Klinik für Neurologie
Medizinische Hochschule Hannover, Deutschland
Das Projekt will die Funktion induzierter pluripotenter Stammzellen (iPS-Zellen
von Patienten mit ChAc gewonnen) und differenzierter Neurone
charakterisieren, um Erkenntnisse über die Pathophysiologie dieser schweren
neurodegenerativen Krankheit zu gewinnen. Die Differenzierung in Neurone
von iPS-Zellen aus ChAc–Patientenproben sowie aus Gewebe einer gesunden
Person ist uns gelungen, aktuell wird ihre synaptische Aktivität, die
Ionenkanaleigenschaften und Funktionsfähigkeit anhand des Whole-Cell-
Patch-Clamp Verfahrens und mittels Kalzium Imaging untersucht.
Erste Ergebnisse weisen auf Veränderungen der Natrium- und KaliumKanalamplituden sowie der synaptischen Aktivität in von ChAc-Patienten
abgeleiteten Neuronen hin. Insbesondere die spannungsabhängigen NatriumKanäle sind für die Bildung von Aktionspotentialen in Neuronen wichtig. Eine
pathologische Erregbarkeit der ChAc-Neurone hängt wahrscheinlich mit
klinischen Symptomen wie Hyperkinesie und epileptischen Anfällen zusammen
und wäre möglicherweise für Therapieansätze bei ChAc von Bedeutung.
Vps13A-Regulierung von Phosphatidylinositol-Phosphat in
Säugertierzellen
Aaron Neiman, Stony Brook Universität, New York
Für die Entwicklung wirksamer Therapien gegen Chorea-Akanthozytose
müssen wir die molekulare Funktion des Chorein Proteins verstehen. Wir
entdeckten eine Funktion des vergleichbaren Proteins in Hefe, Vps13: es
reguliert die Konzentration von spezifischen Lipiden während der
Sporenbildungsphase. Finanziell unterstützt durch die Advocacy haben wir
nachgeforscht, ob Chorein eine ähnliche Funktion in Säugetierzellen aufweist.
Mit gentechnischen Methoden setzten wir die Konzentration von Chorein in
Zellkulturen herab und beobachteten ähnlich veränderte Lipidkonzentrationen,
wie sie in Hefezellen ohne VPS13 vorkommen. Diese Ergebnisse untermauern
die These, dass eine Funktion der Vps13-Proteine in der Regulierung der
Lipide besteht und deuten auf eine denkbare molekulare Basis mancher
Symptome der ChAc-Krankheit.
SPENDEN
Von Herzen danken wir allen, die während der Aktion BigGive im Dezember
2012 die Advocacy durch ihre Online-Spende für die Forschung unterstützten.
£36.000 wurden gespendet, ein hervorragendes Ergebnis. Diese Summe
beinhaltet auch die Aufstockung durch Sponsoren (Verdoppelung bis £7.000)
sowie weitere £7.000 von der Candis Zeitschrift. Beim BigGive 2011 wurde im
Vergleich £20.000, also deutlich weniger, gespendet. Wir sind den durch die
Reed Stiftung unterstützten Organisatoren der Kampagne sehr dankbar. Wir
arbeiten alle ehrenamtlich, weshalb100% der Gelder in die Forschung fließen.
Die BigGive ermöglicht es der Advocacy, unentbehrliche Forschungsprogramme zu fördern, um ihre Therapiesuche für NA aufrecht zu erhalten.
Aufrichtigen Dank von allen, deren Leben durch NA verändert wurde und von
den Forschern, die dank Ihrer Großzügigkeit nun die Ursachen und eine
Heilung von NA weitersuchen können.
Im Januar traf sich der Gartenclub
im Virgin-Dachgarten. Ginger und
Glenn Irvine präsentierten David
Lewis, dem Obergärtner und
Clubverwalter, mit einer Urkunde.
(Die Urkunde entwarf und erstellte
die Patientin Alex). Wir danken
David und Virgin für die
Unterstützung der NAAdvocacy
durch einen Marathonlauf,
Clubtreffen, Verlosungen und
GiftAid. Die Gesamtspende belief
sich auf gut £3000.
Ginger und Glenn Irvine überreichten eine
Kreativität gefragt! Wer hat gute (von Patientin Alex entworfene und
Ideen für Spendenaktionen? In der hergestellte) Dankesurkunde an David Lewis,
Chefgärtner und Clubveranstalter.
Summe ermöglichen diese
Spenden weitere Forschungsförderungen über das kommende
Jahr. Im letzten Jahr wurden wir
von Unternehmenssponsoren
(Virgin und Free School Londoner
Büro) unterstützt. Der Erfolg der
Aktionen war ermutigend. Wer
sucht eine wohltätige Organisation,
zu deren Gunsten gelaufen,
gewalkt, gerudert, gesegelt werden
kann, oder der mit einem
Fahrradtour, Fallschirmsprung,
Autowaschen, Golf-, Dart- oder
Der Bart muss ab für NA.
Bridgekartenspiel, Pflanzen-,
Bücher-, Kuchen- oder
Grußkartenverkauf, einer Spendenaktion am Arbeitsplatz oder
Kunstausstellungen geholfen werden kann? Jede Spendenaktion ist der NA
Advocacy sehr willkommen! Online-Spendemöglichkeiten können für jedes
Projekt eingerichtet werden. [email protected] steht mit Rat und Tat
bereit.

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