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Nachhaltige Ernährung aus dem Meer Möglichkeiten und Grenzen Rainer Froese Helmholtz Zentrum für Ozeanforschung GEOMAR Winterhur, 16.06.2012 1 Übersicht • • • • • • • Einstimmung Drei Begriffe Legaler Hintergrund Wie geht es den Fischen? Wie steht es um die Fischerei-Reform? Welchen Fisch kann man noch essen? Schlussfolgerungen 2 Früher waren die Fische gross.. .. und zahlreich Entwicklung der Fischerei 1376 Grundschleppnetz Ab 1880 – Dampfmaschinen ersetzen Segel Moderne Fischerei: riesige Netze in jeder Tiefe Die Atlantic Dawn (jetzt Annelies Ilena) ist der modernste und größte Schleppnetzfänger der Welt. Sie ist 144 m lang mit 14,000 PS, 63 Besatzungsmitglieder, im Einsatz vor West-Afrika. Sie fängt auf einer Reise so viel wie 7000 traditionelle afrikanische Fischer im ganzen Jahr. Grundschleppnetz in Aktion (Video wird gezeigt) Zerstörung am Meeresboden vorher nachher Photos: Dr. K. Sainsbury, CSIRO Die Spuren der Scheerbretter courtesy F. Grassle Garnelenfischerei vom Weltraum aus gesehen QuickBird satellite on 20 February 2003, off the coast of Jiangsu province near the mouth of the Yangtze River In China In den USA Photo courtesy of Dr. Kyle van Houten (Duke University) (t/km2) Bestandsgröße von Speisefischen im Jahr 1900 Christensen et al. 2003 und im Jahr 2000…. Christensen et al. 2003 Fang pro 100 Haken 1952 - 1980 Schwertfisch Blauer Marlin Blauflossen Thun Goldmakrele Source: Myers and Worm 2003. Nature 423: 280-283 Source: Myers and Worm 2003. Nature 423: 280-283 Source: Myers and Worm 2003. Nature 423: 280-283 Source: Myers and Worm 2003. Nature 423: 280-283 Source: Myers and Worm 2003. Nature 423: 280-283 Source: Myers and Worm 2003. Nature 423: 280-283 Source: Myers and Worm 2003. Nature 423: 280-283 Source: Myers and Worm 2003. Nature 423: 280-283 Source: Myers and Worm 2003. Nature 423: 280-283 Source: Myers and Worm 2003. Nature 423: 280-283 Source: Myers and Worm 2003. 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Nature 423: 280-283 Ray Beverton und Sidney Holt 1957 Die Väter der modernen Fischereiwissenschaft Drei Begriffe • Biomasse (B) ist das Gewicht der Fische im Meer • MSY ist der Maximum Sustainable Yield, der höchste nachhaltige Fang, den ein Fischbestand dauerhaft liefern kann • Bmsy ist die Biomasse, die ein Fischbestand haben muss, damit er den MSY-Dauerertrag liefern kann Biomasse Richtwerte Dorsch, östliche Ostsee Froese & Proelß Fish & Fisheries 2010 Fang Richtwerte Dorsch, östliche Ostsee Froese & Proelß Fish & Fisheries 2010 Zusammenhang von Fischereiaufwand und Fang Catch andWert/Kosten Value/Cost inin €€ Fang ininkgkgund 8000 MSY MEY Kosten der Fischerei € 6000 € € Fpa 4000 Hier sind Europa’s Fischbestände Flim 2000 ? † 0 0 20 40 60 Fishing Effort (hours) Fischereiaufwand 80 100 Legaler Hintergrund • Das UN-Seerechtsübereinkommen, in Kraft seit 1994, schreibt vor, dass Länder in ihrer AWZ Fischbestände so aufbauen und erhalten müssen, dass diese den maximalen Dauerertrag (MSY) liefern können. • Das Vorsorgeprinzip ist ein Grundprinzip aller Rechtssysteme, auch des EU-Vertrags. Danach soll bei Entscheidungen, die mit Unsicherheit verbunden sind, die weniger gefährliche Variante gewählt werden. Dies gilt ausdrücklich auch für die Bewirtschaftung von natürlichen Resourcen. • Bisher wurden Seerechtsübereinkommen und Vorsorgeprinzip nur von Neuseeland, Australien und den USA in Fischereimanagement umgesetzt (mit gutem Erfolg). 50 Zustand der europäischen und globalen Fischbestände Wie funktioniert europäisches Fischereimanagement (bis 2009)? • Die Wissenschaftler schlagen maximale Fangmengen vor, die den Zusammenbruch des Bestands gerade verhindern • Die Europäische Kommission schlägt unter Druck der Fischerei-Lobby höhere Mengen vor • Die Landwirtschaftsminister der 27 Mitgliedsländer beschließen nochmals höhere Mengen (im Durschschnitt + 48%) • Die Fischer überschreiten diese Mengen nochmals um bis zu 40% durch Rückwurf Zustand der europäischen Fischbestände 53 Landings from ICES 2010, MSY from Froese and Proelß 2010 Biomassen europäischer Bestände Mittlere Bestandsgröße von 50 europäischen Beständen. Der Pfeil deutet auf das in Johannesburg (2002) vereinbarte Ziel, die Bestände bis zum Jahr 2015 wieder aufzubauen. Froese and Proelß Fish & Fisheries 2010 Globaler Fang und Fischereiaufwand Pauly & Froese 2012 55 Zustand der globalen Fischbestände Neue Bestände Noch nicht genutzt Voll befischt Überfischt Entwickelnd Zusammengebroche Zusammengebrochen n 56 Etwa ein Drittel des Weltfangs wird zu Fischmehl und Fischöl Was kümmern uns globale Fischereien? • 42% des Welthandels in Fischprodukten wird von Europa importiert • Europäische Flotten fischen in allen Weltmeeren • Eine richtige Fischereireform in Europa würde, zusammen mit NZ, AUS und USA, weltweite Maßstäbe setzen • Eine verfehlte Fischereireform würde die Fortsetzung der globalen Überfischung bedeuten 58 Ist der Wiederaufbau möglich? Die Fische müssen wachsen und sich fortpflanzen 60 Verpasste Erholung Nordsee Kabeljau Möglicher Elternbestand Drei Jahre Schließung Tatsächlicher Elternbestand 1 Froese & Quaas 2012 61 Verpasste Gewinne Mögliche Gewinne Tatsächliche Gewinne Froese & Quaas, in prep. 62 Und wie steht es um die Reform der Gemeinsamen Fischereipolitik? 63 Die guten Nachrichten Die Kommission (Frau Damanaki) hat einen ambitionierten Reformvorschlag vorgelegt: • Das internationale MSY-Konzept soll die bisherige GFP-Überfischung ablösen • Rückwürfe sollen abgeschafft werden • Regionale Verantwortlichkeiten sollen gestärkt werden • Einige Subventionen sollen verringert werden 64 Die schlechten Nachrichten Der Widerstand der Landwirtschaftsminister ist erheblich • Der Quotenhandel wird abgelehnt • Das MSY-Konzept soll verwässert werden • Subventionen sollen erhalten bleiben • Das Mikro-Management der Minister soll erhalten bleiben Mehr Vorschriften sind wahrscheinlich 65 Und warum geht es nicht besser? • Die europäischen Fischereiverbände vertreten nicht die mittelfristigen Gewinninteressen der Fischer • Die europäischen Landwirtschaftsminister fühlen sich den Verbänden verpflichtet und verhindern eine echte Reform • Die Kommission kann sich nicht gegen den Ministerrat durchsetzen 66 Bringt Zertifizierung etwas? • Nur etwa die Hälfte der zertifizierten Bestände war nachweislich in Ordnung • Beim MSC war ein Drittel war zu klein und zu hart befischt • Trotzdem ist der Anteil gesunder Bestände höher bei den zertifizierten Meeresfrüchten 67 Froese & Proelss, Marine Policy, 2012 Welche Fische enthalten viel Omega-3? Hauptsächlich fette Fische wie •Makrelen •Heringe •Sardinen •Sardellen •Lachse •Thunfische 68 Welche von diesen Fische kann man noch guten Gewissens essen? • Hering aus Norwegen (Clupea harengus) • Europäische Sardelle aus der Biscaya (Engraulis encrasicolus) • Bonito aus allen Weltmeeren (Katsuwonus pelamis) • Wildlachs aus Alaska (Oncorhynchus spp.) 69 Zusammenfassung I • Man kann Fische ernten, ohne zu säen • Für einen hohen Dauertrag darf man nicht mehr als etwa 20% der Fische fangen • Tatsächlich werden 50% (Kabeljau 2010) und mehr entnommen • Dabei wird der Meeresboden bis zu 20 mal pro Jahr gepflügt • Die Produktivität des Systems nimmt ab und Bestände brechen zusammen 70 Zusammenfassung II • Europäische Fischbestände sind schlecht gemanagte Vermögenswerte • Der Fang für Fischmehl verschwendet Protein • Bei richtigem Managment könnten sich die Fänge erhöhen und die Gewinne der Fischer vervielfachen • Eine halbherzige Umsetzung der GFPReform schädigt die guten Beispiele von NZ, AUS, USA • Zertifizierung muss verlässlicher werden 71 Fragen? Rainer Froese GEOMAR [email protected] 72 Seafood Labels to the Rescue Stock Size of Certified Seafood Froese and Proelss 2012 Fishing Pressure in Certified Seafood Froese and Proelss 2012 Are Certified Stocks Improving? Change of stock biomass relative to biomass at certification, over years after certification. Green circles are stocks which were above Bmsy at certification, open triangles are stocks which were below. The broken horizontal line indicates no change. Froese and Proelss 2012. Shall You Still Buy Certified Seafood? YES, because in certified seafood the proportion of „healthy“ stocks is considerably higher than in non-certified seafood (15% according to FAO). To be compatible with FAO, only stocks with available data were considered. Froese and Proelss 2012 .