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November/Dezember 2015 Heft 6, Jahrgang 9 ISSN: 1865-5130 € 13,– 76592 HOTELFORUM 2015 Hotelimmobilie des Jahres HOTOUR Kempinski Gravenbruch KARIM RASHID PRIZEOTEL HANNOVER www.hotelbau.de November/Dezember 2015 1 Editorial Was kommt nach Motel 25? N ach Lifestyle-Konzepten wie der Forsthofalm in Leogang, dem Topazz in Wien, dem 25hours in der Hamburger HafenCity und dem Roomers in Frankfurt konnte sich bei der diesjährigen Wahl der Hotelimmobilie des Jahres mit dem Hotel Zoo in Berlin wieder einmal ein klassisches LuxusHotel durchsetzen. Das Zoo wie auch das umfassend renovierte Kempinski Gravenbruch, das wir Ihnen ebenfalls in dieser Ausgabe vorstellen, beweisen, dass traditionelle 5-Sterne-Häuser auch in Deutschland nach wie vor erfolgreich positioniert werden können, wenn sie pfiffig und mit Liebe zum Detail gemacht sind. A EVERYTHING IN RYTHM Luxushotels zielen auf die Spitze ab und können daher per se keine Breitenwirkung erzielen. Massenkompatible Trends entstehen im Economy- und Midscale-Segment. Beeindruckend war in den letzten Jahren mitanzusehen, wie Motel One mit einem frischen, aber dennoch standardisierten Budget-/ Economy-Konzept den Markt aufgerollt hat. Bei den Individualisten machte vor allem 25hours mit immer neuen Storys und Designideen von sich reden. Daniel Blaser – Photoresque Angesiedelt in der Gemengelage zwischen Motel One und 25hours warten zwischenzeitlich auch die großen, internationalen Player mit immer neuen Lifestyle-Marken auf: Accor mit Ibis Styles, Das hotelbau-Redaktionsteam (von links): Anne Amlinger, Detlef Hinderer, Sandra Hoffmann und Martin Gräber. Interconti mit Indigo, Marriott mit Moxy, Starwood mit Aloft, Rezidor mit Radisson Red, Hilton mit Canopy, Steigenberger mit Jaz in the City und so weiter und so fort. Sie alle haben erkannt, dass sie einer jugendlichen Zielgruppe mehr bieten müssen als ein sauberes Zimmer zu einem akzeptablen Preis. Selbst Midscale-Klassiker wie die Accor-Flaggschiffe Mercure und Novotel präsentieren sich neuerdings im hippen Designeroutfit. Was kommt als Nächstes? Das von der Familie Komarek geführte Schani in Wien – einer der drei Finalisten im Wettbewerb um die Hotelimmobilie des Jahres – hat als erstes Hotel über eine Kooperation mit dem Fraunhofer Institut Ideen aus dessen Future-Hotel-Forschungsprojekt aufgegriffen. Wir dürfen gespannt sein, was an technologischen Neuerungen daraus noch entstehen wird. In puncto Design haben die von Marco Nussbaum gegründeten prizeotels derzeit die Nase ganz weit vorn. Er lässt alle Häuser exklusiv von Karim Rashid gestalten. Das Ergebnis ist spektakulär und polarisierend zugleich. Manchen geht das entschieden zu weit, andere lieben die prizeotels heiß und innig. Ob sich einer der „Großen“ so etwas jemals getraut hätte? Martin Gräber ■ www.hotelbau.de November/Dezember 2015 Feststehender Arm 3-fach-Vergrößerung Schwenk-/Kippgelenk Verdeckte Montageeinheit Messing-Komponenten Design by Winfried Noth www.aliseo.de Hotel-Haartrockner Kosmetikspiegel HotelbadAccessoires Wasserkocher & Tabletts Kofferablagen Bügelstationen Personenwaagen Inhalt 30 HOTEL ZOO BERLIN MARKT NEUBAU 5 FEMME DES VALS Wolkenkratzer im Bergdorf 42 MARCO NUSSBAUM, PRIZEOTEL „Unkonventionell mit Charme“ 6 DAS WAR 2015 – DAS KOMMT 2016 Ausgewählte Hotelprojekte 44 PRIZEOTEL HANNOVER Bermudadreieck des Nordens 12 NEUE HOTELS Aktuelle Eröffnungen 48 KARIM RASHID „Change the world“ 13 AUSBLICK Kommende Hoteleröffnungen UMBAU KEY PLAYER 16 DIETMAR GUNZ, FTI GROUP „Die Zeit ist reif“ 44 PRIZEOTEL HANNOVER PLANUNG INVESTOR RELATIONS 18 TREUGAST INVESTMENT-RANKING Nur noch drei an der Spitze SERIE 20 ASCAN KÓKAI, NH HOTEL GROUP „Weiterhin Pachtverträge“ 22 NH HOTELS Im Portrait HOTELFORUM 2015 66 MAYA BOUTIQUE HOTEL NAX 52 KEMPINSKI HOTEL FRANKFURT-GRAVENBRUCH Vom Airporthotel zum Country-Club 28 HOTELFORUM 2015 Drei Preise, drei Gewinner 58 FAKTENLAGE Bauen im Bestand – was gilt rechtlich? 62 WIRTSCHAFTLICHE WELLNESSWELTEN, TEIL 2 Betriebswirtschaftliche Erlöse 66 MAYA BOUTIQUE HOTEL, NAX Haus aus Hälmchen 70 EMISSIONSARME INNENRÄUME Saubere Baustoffe – saubere Luft 74 MEDIENTECHNIK „Hotels könnten von Büros lernen“ 30 HOTEL ZOO BERLIN Tiere im Townhouse 34 HOTEL SCHANI WIEN Häferl-Flair mit Lager-Obers 38 HAFENHOTEL MEERESZEITEN, HEILIGENHAFEN Petri Heil! Titelbild: prize Management Group, Eric Laignel 4 November/Dezember 2015 Editorial Splitter Job & Karriere New Look Innenansichten Firmenverzeichnis Vorschau/Impressum 3 5/18 14 40/50 36/57/76 78 82 www.hotelbau.de Bild: Hotour/Stefan Mikolon Im Auftrag des neuen Eigentümers hat die Hotour Hotel Consulting GmbH das in die Jahre gekommene Kempinski Hotel Frankfurt-Gravenbruch bei laufendem Betrieb vollständig umgebaut und als Veranstaltungshotel mit Country-Club-Charakter erfolgreich neu positioniert. KEMPINSKI HOTEL FRANKFURT-GRAVENBRUCH Vom Airporthotel zum Country-Club L age, Lage Lage! – Dieses Dogma der Immobilienwelt kann schnell zum Bumerang werden. Ein Hotel, das gestern noch auf seine Toplage stolz war, kann morgen schon auf verlorenem Posten stehen, denn Standorte verändern sich. Und so kann es passieren, dass Lage und Konzept nicht mehr zueinander passen. So erging es auch dem Kempinski Hotel Frankfurt-Gravenbruch, das mit seiner Ausrichtung als FlughafenHotel spätestens seit der Eröffnung der beiden Hilton-Hotels im The Squaire im Dezember 2011 und den zahlreichen neu hinzugekommenen Hotels in Gateway Gardens (Park Inn 2010, Meininger 1/2012, Elements 8/2014) ins Hintertreffen geriet. 15,6 km bzw. 12 7.7.2011 1. Besuch von Hotour im Hotel 22.7.2011 Businessplan fertig 29.7.2011 Unterzeichnung Kaufvertrag 1.12.2011 Übernahme Hotel 30.9.2011 Finanzierungszusage Mai 2012 Verabschiedung Musterzimmer durch Kempinski Minuten bei günstiger Verkehrslage liegt es vom Terminal 1 entfernt. Bis zum Frankfurter Hauptbahnhof sind es zwar auch „nur“ 12 km, allerdings braucht man dorthin selbst an Tagen mit wenig Verkehr immer noch rund 19 Minuten. Ergo: Weder für ein Airport-, noch für ein City-Hotel liegt das Kempinski Gravenbruch besonders günstig. Erschwerend kam hinzu, dass der frühere Eigentümer Dieter Bock mit seiner Octavian Hotel Holding in den vergangenen Jahren wenig unternommen hatte, um das Haus auf Premium-Level zu halten. Seitdem die Lufthansa den ehemaligen Gutshof aus dem 19. Jahrhundert in den 1960er-Jahren in ein Hotel umfunk- 12.6.2012 1. Bauantrag eingereicht; Beginn der Renovierungsmaßnahmen; „Soft-Renovierung” öffentliche Bereiche; Rohrleitungen; Haustechnik 2012 – 2014 Umgestaltung der Außenanlagen baubegleitend tioniert und bis in die 1980er-Jahre in mehreren Bauabschnitten auf über 270 Zimmer erweitert hatte, war wenig bis gar nichts investiert worden. Nach Bocks Tod im Jahr 2010 sollte seine Sammlung an Kempinski-Hotels eigentlich en bloc verkauft werden. Daraus wurde nichts und so kamen die Hotels einzeln auf den Markt. Das Kempinski-Gravenbruch fand als erstes einen Kaufinteressenten: die in London ansässige persische Familie Mashali, die bereits in Hotels investiert hatte und somit über Hotelerfahrungen verfügte. Zu Beginn der Verhandlungen ging der Investor zunächst noch davon aus, dass das Hotel mit ein paar kleineren kosmetischen Korrekturen wieder flott gemacht werden könne. Als der Ankaufsprozess bereits im Gang war, beauftragte die Familie die Hotour Hotel Consulting GmbH aus Frankfurt damit, sich das Haus doch noch einmal anzusehen, um Vorschläge für die Renovierung zu unterbreiten und eine Einschätzung des Kaufpreises abzugeben. „Da sowohl die Hotelbetriebsgesellschaft, die ein gültiger Managementvertrag mit Kempinski verband, als auch die Immobilie verkauft werden sollten, 7/2012 – 3/2014 Renovierung Zimmer in drei Bau-Abschnitten 12.7.2013 1. Bauantrag genehmigt war tiefgreifendes Hotel-Know-how gefragt“, betonen Martina und Klaus Fidlschuster. Als die beiden HotourGeschäftsführer das Hotel Anfang Juli 2011 erstmalig besichtigten, war schnell klar, dass Wände neu anstreichen und Teppichböden austauschen nicht ausreichen würde, um das Haus zukunftsfähig zu machen. Klaus Fidlschuster: „Was wir vorfanden, war ein Haus auf dem Niveau eines einfachen First-Class-Hotels.“ „Was uns positiv überrascht hat und bemerkenswert ist, war der Enthusiasmus, mit dem das ganze Team bei der Sache war und das Haus – nicht zuletzt durch den persönlichen Kontakt zu Stammgästen – immer noch vergleichsweise erfolgreich vermarkten konnte“, ergänzt Martina Fidlschuster. Vom Berater zum Betreiber Mit einem Investitionsstau von 20 Jahren im Rücken sahen die Berater die einzige Chance für die erfolgreiche Repositionierung des Hauses in einem umfassenden Umbau und einer völligen Neukonzeption: ein Retreat vor den Toren der Stadt mit Country-Club-Charakter war die Idee, von der sie ihren Auftraggeber überzeugen konnten. Bereits zwei 7/2013 – 3/2014 Neubau Ballsaal; Renovierung Meetingräume, Restaurant, Küche Wochen nach der Erstbesichtigung stand der Businessplan, Ende Juli 2011 unterzeichnete der Investor den Kaufvertrag. Diese kurze Periode nutzten die Berater, um ihren Auftraggeber auf das vorzubereiten, was da kommen würde: „Quasi eine Entkernung bei laufendem Betrieb“, wie Klaus Fidlschuster es ausdrückt. Zugute kam ihnen dabei, dass der Investor das Potenzial und die Chancen des Standorts erkannt hatte und in seinem Investment nicht nur den Erwerb von 160.000 m² Grund in der Nähe des Frankfurter Flughafens sah. Als die beiden auch noch eine große deutsche Hypothekenbank dazu brachten, mit in die Finanzierung einzusteigen, war er vollends von dem Konzept überzeugt. Martina Fidlschuster: „Nicht dass unser Auftraggeber den Kredit benötigt hätte, vielmehr wertete er die Zusage der Bank als Beleg dafür, dass es sich um ein gutes Investment handle.“ Allerdings hatte die Bank die Finanzierung an eine Bedingung gekoppelt: Die Hotelexperten sollten während der gesamten Projektphase an Bord bleiben. „Mich hatte die Herausforderung, einen Hotelbetrieb noch einmal komplett auf 3/2014 – 1/2015 Umbau/Erweiterung Hotelhalle, Wintergarten, Zimmer Altbau, Fassade 2015 Erweiterung/ Renovierung Spa Bild: Hotour Luftaufnahme aus dem Jahr 2010. Der neue Ballsaal „Central Park“ im Innenhof ist noch nicht enthalten. Der Spa-Bereich mit Außenpool und zwei Tennisplätzen (links im Bild) wird derzeit renoviert. Umbau Mit dem Umbau erhielt das Hotel größere und vor allem schönere Suiten. Das große Bild zeigt die neue Parksuite. links zu stricken, gereizt und deshalb habe ich nicht gezögert, zuzusagen“, erzählt Klaus Fidlschuster. In Folge trug er nicht nur die Verantwortung für den Umbau, sondern steuert heute als Geschäftsführer der Betriebsgesellschaft auch die Abstimmung mit der Hotelmanagementgesellschaft Kempinski, die für die operative Führung des Hauses zuständig ist. Retreat-Charakter stärken Bild: Hotour (10) Kein Pardon! Die Bäder mussten komplett raus, auch die Rohre mussten erneuert werden. Für ihr Konzept des „Country-Clubs“ hatte sich Hotour intensiv mit der Geschichte, dem Standort und dem bisherigen Gäste-Mix befasst. „Es kommt auf den Genius Loci an“, sagt Martina Fidlschuster. „Es war erkennbar, dass das Tagungs- und Eventgeschäft schon immer gut funktioniert hatte. Hier vor den Toren der Stadt herrscht fast schon so etwas wie eine Ferienatmosphäre. Man fährt raus und ist in kürzester Zeit im Grünen. Wir haben Platz ohne Ende, genügend PKW-Stellplätze – selbst Großveranstaltungen mit Fahrzeugpräsentationen sind hier kein Problem. Diese Qualitäten gibt es so in dieser Ausprägung kein zweites Mal in der Region.“ Ein weiterer Pluspunkt: Der Spa-Bereich wurde von externen Gästen erstaunlich gut angenommen. „Wir fan- 54 November/Dezember 2015 www.hotelbau.de Umbau Kleines Bild: eine der vielen Zimmervarianten (Classic) vor dem Umbau. Großes Bild: das Comfort-Zimmer heute. den eine 800 m² große Anlage vor, optisch und technisch zwar auf dem Stand der 1980er-Jahre, dafür aber mit Außenpool, Liegewiese und zwei Tennisplätzen. Unter den immerhin 200 Mitgliedern befanden sich nicht wenige Frankfurter Stammgäste, die es zu schätzen wissen, an diesem Ort für sich zu sein. Auch der gastronomische Umsatz an den Wochenenden war erstaunlich“, berichtet Martina Fidlschuster. Was lag also näher, als auf dieser im Ansatz bereits vorhandenen Ausprägung aufzusetzen und daraus ein tragfähiges Konzept eines Country-Retreats mit starkem Konferenzgeschäft zu entwickeln – noch dazu, da www.hotelbau.de der Standort als ehemaliger Jagdsitz der Grafen Schönborn mit einer passenden Geschichte aufwartete. Umbau unter den Augen der Gäste Am 1. Dezember 2011 übernahm der neue Eigentümer das Haus. Im Mai 2012 fand die Verabschiedung des Musterzimmers durch Kempinski statt. Dann ging es an die Substanz. „Herr Fidlschuster, können Sie etwas unternehmen, damit aus den Hähnen in den Zimmern kein braunes Wasser mehr kommt?“, lautete der erste Wunsch, den der Hoteldirektor an den neuen Geschäftsführer herantrug. Da half nur November/Dezember 2015 In der Lobby kam schweres Gerät zum Einsatz, um daraus durch die Entfernung einer Zwischendecke ein luftiges Landhaus-Wohnzimmer zu machen. 55 Umbau S T E C K B R I E F Adresse: Graf-zu-Ysenburgund-BuedingenPlatz 1, 63263 Frankfurt/ Neu-Isenburg Investor: Familie Mashali Eigentümer: Allsco Gravenbruch Hotelbetriebsgesellschaft mbH Betreiber: Kempinski Hotels Vertragsform: Management-Vertrag Klassifizierung: 5 Sterne Superior Umbauzeit: 1/2012 -1/2016 Businessplan, Finanzierung und Asset Management: Hotour Projektsteuerung: Hotour, KJP Consulting Architekten: CO2 architekten Innenarchitekten Designers House (Lobby, Restaurant, Konferenz, Spa) How Signature Properties (Zimmer-Neubau) Zimmeranzahl: 225 Konferenzbereich: 1.300 m² Spa/Fitness: 2.200 m² Ausrüster Gebäudeautomation: Messerschmitt Aufzüge: Otis Bodenbeläge: Parkettstudio Dresden und Fliesen Heintze Teppichböden: HTW Lose Teppiche: Object Carpet, Jab Möblierung öff. Bereiche: Möbel Zimmer: ABS Alpha Group, Schreinerei Klumpp Plan-Team-Lohoff Boxspringbetten/ Matratzen: TVs: Samsung Sanitär: THG Paris, Villeroy & Boch, Sauna: Klafs 56 eines: Die kompletten Rohrleitungen mussten erneuert werden und der Großteil der Haustechnik gleich mit. Die größte Herausforderung bestand also darin, die Umbaumaßnahme so zu gestalten, dass der Gast eines 5-SterneHauses davon nichts mitbekommt. Im Juli 2012 fiel der Startschuss für die Renovierung der Zimmer, die Umsetzung erfolgte in drei Bauabschnitten. „Dabei kam uns die verschachtelte Architektur der Anbauten aus den 1980ern zugute, weil wir dadurch immer einzelne Bereiche ohne allzu große Beeinträchtigungen für den Rest schließen konnten“, erklärt Klaus Fidlschuster. Auch bei der Neugestaltung der öffentlichen Bereiche, insbesondere der Lobby, musste tief in die Bausubstanz eingegriffen werden. Während der Umbau der Zimmer in den Händen von HOW Signature Properties lag, die den dafür ausgeschriebenen Architekturwettbewerb gewonnen hatten, wurde für die öffentlichen Bereiche die Frankfurter Designers House GmbH beauftragt. „Bei großen Umbauten ist es wichtig, dass alle Partner vor Ort sitzen, um bei unerwartet auftretenden Problemen spontan reagieren zu können“, betont Klaus Fidlschuster. Bestandsumbauten sind für ihn die Königsdisziplin. „Bei Neubauten ist es relativ einfach, den Entwurf des Architekten eins zu eins in die Tat umzusetzen. Bei Umbaumaßnahmen muss man sich jedoch den Gegebenheiten anpassen. Das gilt erst recht bei einem denkmalgeschützten Objekt wie dem Kempinski Hotel Gravenbruch.“ Die Lobby, die früher durch ihre niedrige Decke und düstere Atmosphäre eine eher mäßige Aufenthaltsqualität bot, ist heute mit ihrer offenen Gestaltung im herrschaftlichen Landhausstil das Herzstück des Hotels und erfüllt das Konzept des Country-Clubs mit Leben. „Bei allem, was man macht, ist es wichtig, konzepttreu zu bleiben“, sagt Klaus Fidlschuster. „Auch in den Details wie November/Dezember 2015 beispielsweise den Bildern in der Lobby. Wenn es um Kunst im Hotel geht, nehme ich immer einen Ausstatter, der sich sowohl mit Kunst als auch mit der Hotellerie auskennt, damit er Kunstgegenstände vorschlägt, die zum Interior Design passen.“ „Persönlicher Geschmack ist dabei unerheblich“, betont Martina Fidlschuster. „Investoren – nicht nur die privaten, sondern auch die institutionellen – werden oft sehr emotional, wenn es an die Gestaltung geht. Setzen sich persönliche Vorlieben allzu sehr durch, bekommt die Gesamtkonzeption einen Knick. Das gilt es zu vermeiden.“ Ballsaal in der Wanne Eine noch größere Herausforderung als der Komplettumbau des Hotels bei laufendem Betrieb stellte allerdings die Errichtung des neuen 442 m² großen Ballsaals „Central Park“ im Schoppenhof dar. Das Kellergeschoss musste dazu in eine wasserundurchlässige „Weiße Wanne“ gebettet werden, 198 Betonpfähle mussten dazu 16 Meter tief in den Boden gerammt werden. Lange hatte Hotour mit der Gemeinde um dieses Projekt in dem unter Denkmalschutz stehenden Ensemble gerungen, konnte schließlich jedoch alle Beteiligten überzeugen. Mit dem neuen Ballsaal und dem Umbau bzw. der Verlegung weiterer Tagungsräume wurden nicht nur die Tagungskapazitäten erweitert, sondern auch ein logistisches Manko beseitigt. „Früher waren die Tagungsräume über das ganze Hotel verteilt, was insbesondere für das Catering eine Katastrophe war“, beschreibt Martina Fidlschuster die Ausgangslage. Heute ist der neue Ballsaal direkt an die Bankettküche angeschlossen, Anlieferung und Lagerung finden im Kellergeschoss statt. Alle anderen Tagungsräume sind darum herum gruppiert. Dem Investor verlangte die Komplettsanierung des Hotels einiges ab, da er nach dem Erwerb noch einmal tief in die Tasche greifen musste, um das Haus www.hotelbau.de Umbau nachhaltig zukunftsfähig zu machen. Von der Gesamtinvestition machte der Kaufpreis letztendlich etwa 40 Prozent aus, der Umbau 60 Prozent. Dafür hat der neue Eigentümer jetzt ein Haus, das wieder in der Premiumliga der Frankfurter Hotels mitspielen kann, was auch in deutlich gestiegenen Raten zum Ausdruck kommt. „Um gut 25 Prozent sind die durchschnittlichen Zimmerraten trotz mehr Konkurrenz gestiegen“, bescheinigt Martina Fidlschuster. Spannend wird das nächste Jahr, wenn der neu gestaltete Spa-Bereich eröffnet und das nun echte 5-Sterne-Haus weiter an Attraktivität gewinnt. I N N E N A N S I C H T E N Die Lifestyle-Brücke Die Schere zwischen Luxus und Budget geht weiter auf. Doch es gibt immer noch ein verbindendes Element zwischen diesen beiden Polen: Design und Lifestyle. In Hannover hat gerade das dritte prizeotel eröffnet – ein Musterbeispiel dafür, wie man mit professionellem „fancy design" plus IT ein bezahlbares Hotel für preisbewusste Reisende schafft. Ein 5-Sterne- Maria Pütz-Willems Musterbeispiel steht in Gravenbruch ist Chefredakteurin bei Frankfurt: Dort hat ein betuchter der Internetplattform www.hospitalityInside.com Investor gezeigt, wie man mit viel Liebe zum Detail aus einer maroden Hotelimmobilie wieder ein attraktives, zeitgemäßes Kempinski Grand Hotel macht. In beiden Hotel-Typen kann man sich sehr wohlfühlen, weil jedes Hotel seine Zielgruppe genau im Visier hat. Darin liegt der Erfolg jeder Herberge heute begründet. Dazu zählen aber nicht nur die giftgrüne SwingSitzmuschel, das hochpolierte Marmor-Bad oder der unsichtbare Highspeed-Internet-Zugang, sondern das Bewusstsein um die Wünsche des Kunden. Martin Gräber ■ Bild: Hotour/Stefan Mikolon (2) Das neue Fine-Dining-Restaurant Sra Bua von Sternekoch Juan Amador setzt auf den Dialog der Kulturen. Bild: Hotour Der auch für externe Gäste zugängliche Spa-Bereich direkt am See ist jetzt schon ein Treffpunkt der Frankfurter Prominenz. Nach Abschluss der Renovierung Anfang nächsten Jahres wird die Attraktivität deutlich steigen. Clever: Die schwarz schimmernde Glasfassade des neuen Ballsaals im historischen Schoppenhof reflektiert die umliegenden Gebäude und fügt sich so besser in das denkmalgeschützte Ensemble ein. www.hotelbau.de Da finde ich, haben es die Budget-Hotels heute einfacher als ihre Luxus-Kollegen. Da ihr Preis und Konzept von vornherein limitierten Service versprechen, fallen viele Fragen weg – salopp formuliert. Ihr Lifestyle-Ansatz und die große Nachfrage danach aber setzen die oberen Segmente unter Druck, und zwar bis ins Top-Segment. Deshalb müssen Luxus-Hotels heute „Lifestyle-Plus" bieten. Wobei: Haben sie das nicht immer schon getan? Haben sie nicht immer schon die ausgefallensten Wünsche ihrer Gäste erfüllt und deren Marotten mit Stil und Würde ertragen? Und alle Wünsche ganz diskret und absolut persönlich erfüllt? Luxus ist nichts anderes als ein teurer, ausgefallenerer, individualisierter Lifestyle, der viele Extreme kennt. Aber es hat wohl erst die Budget-Hotels gebraucht, um das wieder klarzumachen. Während deren Klientel ihre „experience" über alle Social-Media-Kanäle im Instant-Messaging-Modus hinausschreit, verhalten sich die Luxus-Gäste etwas stiller. Es wäre jedoch selbsttrügerisch, die Gäste in zwei Sparten einzuteilen. Ein Gast, der Mitte 40 ist, mag vielleicht beides: das extrovertierte prizeotel, dessen farbenfroh-verrücktes Design die US-Kultfigur Karim Rashid zeichnete und in dessen Lobby man echte Freaks kennenlernen kann. Das kann aber auch das „konservative" Kempinski bieten, dessen Klientel sich ebenso gerne an der Bar oder alternativ vorm offenen Kamin aufhält. Auch in der Lobby eines Kempinski Gravenbruch lernt man Menschen mit buntem, ausgefallenem Lebenslauf kennen. Ich finde beides toll. Es ist ein Zeichen der ineinanderfließenden Lebenseinstellungen und Kulturen. Die Hotels dazu unterscheiden sich nur noch durch ihren Namensklang, den Zimmerpreis und einzelne Services. Die Herausforderung der Zukunft heißt damit für jedes einzelne Hotel oder jede Gruppe „Profilierung". Wer gewinnt den Wettbewerb mit welchem Profil? November/Dezember 2015 Maria Pütz-Willems 57 Vorschau I Bild: Foremost Hospitality Budget- und Economy-Hotels Motel One und Meininger haben den Markt in Bewegung gebracht. Jetzt wollen auch Hampton by Hilton, Holiday Inn Express, ibis styles, Super 8, Moxy, Premier Inn und viele andere Budget- und EconomyMarken in Deutschland richtig durchstarten. Wir ziehen einen Vergleich. Bild: Wolfgang Reiher/AccorHotels SONDERTEIL NEUBAU Novotel München City Als eine Art Forschungslabor bezeichnet Accor sein jüngstes Novotel in der Arnulfstraße in München. In diesem sei alles umgesetzt, was in einem Novotel derzeit umgesetzt werden könne. Das wollten wir genauer wissen. Bild: Florian Werner/Schloss Elmau Wirtschaftliche Wellnesswelten, Teil 3 Investitionskosten und betriebswirtschaftliche Erlöse standen in den ersten beiden Teilen unserer Artikelreihe zum Thema wirtschaftliche Wellnesswelten im Mittelpunkt. Im dritten Teil betrachten wir nun die Betriebskosten eines Wellnessbereichs. TECHNIK Bild: The Mandala Hotel Bild: Bilderbox PLANUNG Elektrosmog Über die zunehmende Belastung durch Elektrosmog macht sich in der Hotellerie von wenigen Ausnahmen abgesehen niemand wirklich Gedanken. Das Mandala in Berlin ist eine solche Ausnahme. Mit ausgeklügelter Technik kämpft das 5-Sterne-Hotel erfolgreich gegen Elektrosmog an. P R E S S U M Herausgeber und Verlag: FORUM ZEITSCHRIFTEN UND SPEZIALMEDIEN GMBH Mandichostraße 18, 86504 Merching Tel. 08233/381-0, Fax: 08233/381-212 www.forum-zeitschriften.de www.hotelbau.de Geschäftsführer: Rosina Jennissen Chefredakteur/Objektleiter: Dipl.-Phys. Martin Gräber, Tel. 08233/381-120 [email protected] Redaktion: Dipl.-Ing. (Architektur) Sandra Hoffmann, Tel. 08233/381-162 [email protected] Dipl.-Inf. Anne Amlinger, Tel. 08233/381-394 [email protected] Detlef Hinderer, staatl. gepr. techn. Fachwirt, Tel. 08233/381-549 [email protected] Miriam Glaß, Tel. 08233/381-552 [email protected] Autoren in dieser Ausgabe: Cathrin Clemens, Peter Durinke, Maria Pütz-Willems, Martin Schaffer, Winfried D. E. Völcker, Markus Wenske Anzeigen: Birgit Voss, Tel. 08233/381-125 [email protected] Helmut Junginger, Dipl.-Designer (FH), Tel. 08233/381-126 [email protected] Online-Werbung: Sonja Stapf, Tel. 08233/381-327 [email protected] Anzeigendisposition: Karin Meier, Tel. 08233/381-247 [email protected] Marketing/Vertrieb: Andrea Siegmann-Kowsky, Tel. 08233/381-361 [email protected] Layout/DTP: Bernd Rahm, [email protected] Lithografie: Engel und Wachs, [email protected] Gebäudetechnik Schloss Elmau Viel ist über Schloss Elmau geschrieben worden. Wir nähern uns dem Gipfelhotel einmal von einer anderen Seite und betrachten die Gebäudetechnik. Anzeigenschluss: 26. November 2015 Erscheinungstermin: 7. Januar 2016 82 M Druck: Silber Druck, Niestetal Anzeigenpreisliste 8/2015 ISSN 1865-5130 Bezugspreise: Jahresabonnement € 75,– inkl. MwSt. und Versandkosten Erscheinungsweise: 6 Ausgaben + 2 Sonderausgabe jährlich Das Abonnement gilt zunächst für ein Jahr, es verlängert sich automatisch mit Rechnungstellung und ist jederzeit zum Ablauf des Bezugsjahres kündbar. Bei Nichtbelieferung durch höhere Gewalt besteht kein Anspruch auf Ersatz. hotelbau ist eine Publikation der Sparte Bau- und Immobilienzeitschriften der Forum Zeitschriften und Spezialmedien GmbH. Dazu gehören auch: www.facility-manager.de www.industriebau-online.de Manuskripteinsendungen/Urheberrecht: Manuskripte werden gerne von der Redaktion angenommen. Sie müssen frei sein von Rechten Dritter. 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Gerichtsstand und Erfüllungsort: Augsburg Copyright: FORUM ZEITSCHRIFTEN UND SPEZIALMEDIEN GMBH November/Dezember 2015 www.hotelbau.de EXPERTENFORUM DIGITALE GROSSKÜCHE Africa Studio/Fotolia.com 2020 Kosteneffiziente Vernetzung von Standorten, Mitarbeitern, Gästen und Prozessabläufen Moderator: 26. November 2015, 12:00 – 17:00 Uhr Rieber Headquarter, Reutlingen Referenten: Die Themenschwerpunkte: • Bargeldlose Bezahlsysteme • Digitale Prozessoptimierung und HACCP-Management • Praxisbeispiele aus den Bereichen Business, Care und Event Simon Kuhn Geschäftsführender Gesellschafter K&P Consulting GmbH, Düsseldorf Antonio Rizzo Senior Consultant io-consultants, Heidelberg Thomas Gottschlich Küchendirektor 78° Event & Catering, Torgau Expo 2015 in Mailand Vollständiges Programm und Anmeldung unter: www.catering.de/digitale-kueche Eine gemeinsame Veranstaltung von: Asim Loncaric Chefredakteur des Magazins „CareCatering Management“ Partner: Marco Roland Küchendirektor PACE Paparazzi Catering & Event GmbH, Berlin