Sachbericht 2012

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Sachbericht 2012
OUTREACH BLUEBERRY INN - SACHBERICHT 2012
GskA gemeinnützige Gesellschaft für sozial-kulturelle Arbeit mbH | Outreach – Mobile Jugendarbeit Berlin
Kinder-, Jugend- und Elterntreff Blueberry Inn | Reuterstr. 10 | 12053 Berlin | Tel.: (030) 606 90 598 | www.outreach-berlin.de
Sachbericht 2011/2012
GskA mbH - Gemeinnützige Gesellschaft für sozial-kulturelle Arbeit
Outreach – Mobile Jugendarbeit Berlin
Kinder-, Jugend- und Elterntreff Blueberry Inn
1
OUTREACH BLUEBERRY INN - SACHBERICHT 2012
GskA gemeinnützige Gesellschaft für sozial-kulturelle Arbeit mbH | Outreach – Mobile Jugendarbeit Berlin
Kinder-, Jugend- und Elterntreff Blueberry Inn | Reuterstr. 10 | 12053 Berlin | Tel.: (030) 606 90 598 | www.outreach-berlin.de
Berichtszeitraum: 01. November 2011 bis 31. Oktober 2012
GskA mbH | Outreach – Mobile Jugendarbeit Berlin
Kinder-, Jugend- und Elterntreff Blueberry Inn
Reuterstr. 10
12053 Berlin
Tel:
(030) 606 90 598
Ralf Gilb [Projektleitung]
Fax:
(030) 606 90 598
Tel.:
(030) 253 99 75
Mail:
[email protected]
Mail:
[email protected]
[email protected]
Web:
www.outreach-berlin.de
2
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Kinder-, Jugend- und Elterntreff Blueberry Inn | Reuterstr. 10 | 12053 Berlin | Tel.: (030) 606 90 598 | www.outreach-berlin.de
Inhalt
1. Allgemeine Angaben zu Einrichtung und Sozialraum
4
1.1. Konzept
4
1.2. Personelle Ausstattung
4
1.3. Öffnungszeiten
5
1.4. Platzzahl
6
1.5. Der Sozialraum Flughafenkiez
6
9
1.5.1. Sozialraumwahrnehmungen im Berichtszeitraum
1.5.2. Sozialraumwahrnehmung der Kinder im Rahmen der Jugendstadtteilzeitung FluZe
12
1.6. Beschreibung der betreuten Besucher_innen des Blueberry Inn im Berichtszeitraum
13
2. Jahresrückblick Berichtszeitraum 2011/2012
21
2.1. Offener Bereich
21
2.1.1. Allgemeiner Rückblick auf den Berichtszeitraum – Offener Bereich
21
2.1.2. Veränderungen im offenen Bereich
24
2.1.3. Betrachtung einiger ausgewählter Problem- und Konfliktlagen im offenen Bereich
26
2.2. Projektarbeit und Gruppenangebote
31
2.3. Mobile Arbeit:
38
2.4. Partizipationsmöglichkeiten
39
2.5. Intensive Einzelfälle
40
2.6. Netzwerke und Kooperationen
42
2.7. Öffentlichkeitsarbeit
45
2.7.1. Öffentlichkeitsarbeit im Rahmen der Berichterstattung in der Jugendstadtteilzeitung FluZe
45
2.7.2. sonstige Öffentlichkeitsarbeit und Öffentlichkeitsarbeit durch und im Rahmen von Outreach
46
3. Resümee, Handlungsbedarfe und Perspektiven
48
3
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1. Allgemeine Angaben zu Einrichtung und Sozialraum
1.1. Konzept
Der Kinder-, Jugend- und Elterntreff Blueberry Inn
ist
eine
Einrichtung
der
Jugendarbeit
entsprechend § 11 SGB VIII. Die im September
2007 vorgelegte Konzeption der Einrichtung wurde
im Berichtszeitraum unverändert beibehalten.
Gültigkeit hat des weiteren der Leistungsvertrag
zwischen dem Bezirksamt Neukölln von Berlin,
Abteilung Jugend und der GskA gemeinnützigen
Gesellschaft für sozial-kulturelle Arbeit mbH,
Projekt Outreach – Mobile Jugendarbeit Berlin.
1.2. Personelle Ausstattung
Im Berichtszeitraum, vom 01. November 2011 bis zum 31. Oktober 2012, bestand das Team des Blueberry
aus drei bei der GskA mbH, Träger des Projektes Outreach, angestellten Mitarbeitern:
Bei der GskA mbH beschäftigte Mitarbeiter
Jens Schielmann
Dipl. Sozialarbeiter/Sozialpädagoge
Rahim Yildirim
Pädagogischer Mitarbeiter
Nihat Karatoprak
Pädagogischer Mitarbeiter
Der Kinder-, Jugend- und Elterntreff wird seit dem 16. Februar 2010 von Jens Schielmann, Diplom
Sozialarbeiter/-pädagoge (FH), geleitet. Herr Schielmann ist seit nunmehr sieben Jahren als Sozialarbeiter
im Neuköllner Flughafenkiez tätig und verfügt zudem über eine Ausbildung zum Schulmediator. Herr Rahim
Yildirim ist seit dem 01. September 2011 fester pädagogischer Mitarbeiter im Blueberry Inn, blickt aber
bereits auf eine mehrjährige berufliche Verbundenheit mit dem Projekt Outreach im Rahmen diverser
Projekt- und Honorartätigkeiten zurück. Herr Nihat Karatoprak fungiert ebenfalls als pädagogischer
Mitarbeiter im Projekt Outreach – Mobile Jugendarbeit und ist zudem durch seine langjährige
Streetworktätigkeit in Nord-Neukölln bekannt. Herr Yildirim und Herr Karatoprak sind beide gebürtige NordNeuköllner, was eine zusätzliche, wichtige Ressource in der Arbeit darstellt.
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Zum Abgabetermin des Sachberichtes sind im Blueberry Inn darüber hinaus zwei ehrenamtliche
Mitarbeiter_innen und neun nebenberufliche Honorarkräfte beschäftigt, die großteils Studierende der
sozialen Arbeit sind. Diese sind jeweils einmal wöchentlich tätig und initiieren u.a. kreativorientierte,
jugendkulturelle, sportbezogene und medienpädagogische Angebote und Projekte in der Einrichtung. Drei
der neun Honorarkräfte sind zudem verstärkt in der mobilen Jugendarbeit im Rahmen hinausreichender
Angebote tätig.
Durch das Jugendamt finanzierte Kräfte
Durch „Soziale Stadt“ (QM) finanzierte Kräfte
Anzahl
Tätigkeit
Weiblich
Männlich
Anzahl
Tätigkeit
Weiblich
Männlich
2
Ehrenamt
1
1
9
Honorar
5
4
Die multiethnische, multiprofessionelle und aus unterschiedlichen Kulturen und Subkulturen stammende
Zusammensetzung des Blueberry Gesamtteams hat sich im Berichtszeitraum bewährt. Der Zugang zu den
unterschiedlichen Geschlechtern, Altersgruppen, jungen Erwachsenen, Eltern und Familien im Stadtteil wird
so immens erleichtert, unterschiedliche Rollenvorbilder werden geliefert und sehr gut angenommen.
Im Berichtszeitraum 01. November 2011 bis 31. Oktober 2012 haben zudem insgesamt zehn angehende
Sozialarbeiter_innen sowie Erzieher_innen ein Praktikum im Rahmen ihrer Ausbildung im Blueberry
absolviert, neun davon weiblich und einer männlich.
1.3. Öffnungszeiten
Angepasst an den zunehmenden Ganztagsschulbetrieb waren bis in die Herbstferien 2012 die
Öffnungszeiten des Blueberry montags bis freitags von 15 bis 20 Uhr und samstags von 12 bis 17 Uhr. Da
zunehmend jüngere Besucher_innen die Einrichtung aufsuchen wurden mit Einbruch der „dunkleren“
Jahreszeit die Öffnungszeiten seit Mitte Oktober (bis Februar 2013) wieder auf 14 bis 19 Uhr vorverlegt. Die
samstäglichen Öffnungszeiten von 12 bis 17 Uhr wurden beibehalten. Zwei Samstage im Monat öffnet das
Blueberry anlässlich der Koch Workshops bereits um 11 Uhr, zudem gestalten die Fußballer und
Fußballerinnen des Blueberry zweimal monatlich, samstags von 17 bis 20 Uhr, ihre Teamabende in der
Einrichtung.
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1.4. Platzzahl
Im Gebäude des Blueberry stehen etwa
64m²
pädagogische
Nutzfläche
zur
Verfügung, die Platzzahl beträgt 26 Plätze.
In dem seit Mitte Mai 2010 nutzbaren
Bauwagen finden zusätzlich ca. 4 bis
maximal 6 Personen Platz. Durch den Bau
der Minigolfanlage (Eröffnung am 01.
Oktober 2011) wurden auch große Teile
des Außengeländes nutzbar gemacht, die
zuvor von Wildwuchs zugewuchert waren.
Gerade
in
den
Sommermonaten
verbringen merklich mehr Besucher_innen
Zeit auf dem Außengelände, was dem
Platzmangel
in
der
Einrichtung
entgegenwirkt.
1.5. Der Sozialraum Flughafenkiez
Das Blueberry Inn ist der einzige Kinder-, Jugend- und Elterntreff im Nord-Neuköllner Flughafenkiez. Die
Einrichtung hat einen zentralen Standort in direkter
Nachbarschaft zur Evangelischen Schule Neukölln und wird
umrahmt
von
der
Hermann-Boddin-Schule,
der
Karlsgartenschule und dem Albert-Schweitzer Gymnasium.
Auch die zwei Kitas des Quartiers liegen nah bei der
Einrichtung in der Erlanger Straße (Kita Lach & Krach), bzw.
in der Reuterstraße (Kita Forum Soziale Dienste). Das
Blueberry grenzt unmittelbar an den Käpt'n Blaubär
Spielplatz, der im Rahmen hinausreichender Angebote eine
bedeutende zusätzliche Ressource für die Einrichtung
darstellt. Ferner nutzen gerade im Sommer viele Eltern den
Spielplatz als Treffpunkt, während ihre Kinder auf dem
Spielplatz spielen oder das Blueberry aufsuchen. So lassen
6
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sich Elternkontakte erleichtert aufbauen und pflegen. In der
Freizeitgestaltung der Kinder und Jugendlichen sind der Spielplatz und
das Blueberry nahtlos miteinander verknüpft, so dass die im Blueberry
übernommene Verantwortung der Zielgruppe für die Einrichtung häufig
auch auf den Spielplatz übertragen wird/werden kann. Neben dem
Fegen und der Entmüllung des Spielplatzes im Vorfeld von
Veranstaltungen und Turnieren wurde im Juni 2012 zudem eine
Spielplatzputzaktion des Blueberry mit Kindern, Jugendlichen, Eltern,
Anwohner_innen und dem Quartiersmanagement Flughafenstraße mit
Unterstützung der BSR unter dem Motto „Das ist unser Spielplatz –
keine Müllkippe, kein Radweg, keine Kneipe, keine Drogen“
durchgeführt.
Der Käpt'n Blaubär Spielplatz ist neben dem Sasarsteig und dem Boddinplatz einer der wenigen Orte, der
die ansonsten dichte Bebauungsstruktur des Flughafenkiezes aufreißt. Ausschließlich der Käpt'n Blaubärund der Boddinspielplatz beherbergen in Form von „Fußballkäfigen“ Bewegungsmöglichkeiten für Kinder
und Jugendliche, die allerdings aufgrund ihrer geringen Größe nur unzureichend für Bewegungssport
geeignet sind. Jedoch gerade für Kinder stellen die beiden Spielplätze die einzige Spiel- und Sportfläche dar,
da diese ansonsten so gut wie nie ihren unmittelbaren Sozialraum verlassen und andere Flächen wie die
Hasenheide oder das Tempelhofer Feld aufsuchen.
Neben den für Kindern und Jugendlichen zentralen Orten Boddin- und Käpt'n Blaubär Spielplatz sind
insbesondere die in unmittelbarer Nähe zum Blueberry liegenden Neuköllner Arcaden Wegpunkt bei
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Streetwork Rundgängen, da sie einen beliebten Verweilort der Nord-Neuköllner Kinder und Jugendlichen
darstellen.
Es wohnen laut dem Amt für Statistik
700
Berlin-Brandenburg
600
Menschen
insgesamt 9492
im
Planungsraum
Flughafenstraße. 1832 Bewohner_innen
400
das
der
100
Kiezes
0
Gesamtbevölkerung
des
365
270
300
200
19,3%
598
500
sind hierbei zwischen 0 und 21 Jahren,
entspricht
599
0-6 Jahre
(Datenstand 31.12.2011).
6-14 Jahre
14-18 Jahre
18-21 Jahre
g
Tabelle Altersgruppen in absoluten Zahlen (Datenstand 31.12.2011)
Altersgruppe
Absolute Zahlen
06-07
68
07-08
74
08-10
159
10-12
155
12-14
142
14-15
89
15-18
276
18-21
270
Primäre Zielgruppe des Blueberry
(8 bis einschließlich 15 Jahre)
g
Entsprechend genannter Statistik machen Menschen ausländischer Staatsangehörigkeit und Deutsche mit
Migrationshintergrund insgesamt 57% der Bewohner_innen aus:
g
Tabelle Migrationshintergrund (Datenstand 31.12.2011)
Migrationshintergrund (MHG)
Absolute Zahl
Prozentwert
Berliner Durchschnitt
Ausländische Staatsangehörigkeit
3687
38,8%
14,0%
Deutsche mit MHG
1731
18,2%
12,5%
Deutsche ohne MHG
4074
42,9%
73,5%
Gesamtzahl der Bewohner_innen
9492
Hinsichtlich der Anzahl Kinder und Jugendlicher mit Migrationshintergrund kann lediglich auf einen
Datenstand vom Dezember 2010 zurückgegriffen werden, wonach 87,4% der Kinder und Jugendlichen im
8
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Flughafenkiez einen Migrationshintergrund haben (Monitoring Soziale Stadtentwicklung 2010). 1
Diesbezüglich ist auch auf einen Projektbericht von Britta Beck zu verweisen, wonach die
Wahrscheinlichkeit, dass ein Kind trotz Migrationshintergrund die deutsche Staatsbürgerschaft besitzt,
umso höher ist, je jünger das Kind ist.2
Der Flughafenkiez gilt laut Sozialstrukturatlas (2009) entsprechend der Skala „1 – niedrig belastetes Gebiet
bis 7 – hoch belastetes Gebiet“ als hoch belastetes Gebiet. 3
1.5.1. Sozialraumwahrnehmung im Berichtszeitraum
„Gentrifizierung“
Subjektiv betrachtet scheint ein Gentrifizierungsprozess in Nord-Neukölln in Gang gesetzt, der dem
typischen Verlaufsmuster entspricht:
„Wegen niedriger Mietpreise wie zunehmend attraktiver Lage werden einzelne Stadtteile für
'Pioniere' (Studenten, Künstler, Subkultur) attraktiv. Diese werten die Stadtteile durch kulturelle
Aktivitäten auf und setzen einen Segregationsprozess in Gang. [...] Investoren sehen Chancen zur
Wertsteigerung, Häuser und Wohnungen werden (teils systematisch) aufgekauft und restauriert,
Szene-Clubs und Lokale entstehen – es steigen die Mieten, und finanziell schwache Alteingesessene
wandern zunehmend ab.“4
Auch im Flughafenkiez scheint ein solcher Prozess anzuhalten: Nach wie vor ist der Kiez als Wohngebiet für
junge Menschen, insbesondere Studierende und Künstler_innen, sehr beliebt und Szenecafés, -clubs und
-lokale eröffnen. Der Kiez wandelt sich, erscheint sicherer und „bunter“, als noch in der Vergangenheit.
Analog hierzu fühlen sich aber viele alteingesessene Bewohner_innen verdrängt, da auch die Mieten teils
rasant ansteigen. Im Rahmen einer Studie der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung Anfang 2012 wird
einem Gentrifizierungsprozess in Neukölln dennoch widersprochen: Hierin wird die Ansicht vertreten, dass
eine Gentrifizierung erst dann einsetzt, wenn Bevölkerungsschichten mit einem niedrigerem Status durch
Bevölkerungsschichten mit einem höherem Status/Einkommen ersetzt werden. Dies ist im Norden
Neuköllns bislang nicht der Fall, da viele Zuziehende gegenwärtig nicht über ein höheres Einkommen
1 Vgl.
http://outreach6.spinnenwerk.de/~outreach0815/fileadmin/user_upload/neukoelln/Blueberry_Inn/Sozialstruktur
daten_2012.pdf
2 Vgl. Beck, B.; „Ressourcenaktivierende Familien- und Jugendarbeit im QM-Gebiet Flughafenstraße –
Projektbericht“; 2010
3 Vgl.
http://outreach6.spinnenwerk.de/~outreach0815/fileadmin/user_upload/neukoelln/Blueberry_Inn/Sozialstruktur
daten_2012.pdf
4 Vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Gentrifizierung
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verfügen. Dennoch wird eine eine teils massive Mietpreissteigerung seit 2009 im Rahmen der Studie
festgestellt (z.B. im Schillerkiez um 24 %). 5 Vereinzelt sind die Mieten im Vergleich zu 2011 sogar um 40 %
gestiegen und ein Quadratmeter Wohnraum kostet monatlich bis zu 12,50,- EUR. 6
Nach wie vor verlassen auch Familien unserer Besucher_innen den Flughafenkiez, wenn sie auf der Suche
nach einer Wohnung sind und ziehen (vorrangig) in den Wedding, die Köllnische Heide und die Weiße
Siedlung, obwohl sie gerne im Kiez geblieben wären. Zwei Familien verließen im Berichtszeitraum Berlin
und zogen nach Brandenburg, bzw. nach Westdeutschland.
Drogendealer
Die Drogendealerszene, die in jüngster Vergangenheit insbesondere an den U-Bahnhöfen der U8
(Hermannplatz, Boddinstr., Leinestr. und Hermannstr.), vereinzelt aber auch am U-Bahnhof Rathaus
Neukölln (U7) anzutreffen war hat sich im Berichtszeitraum weitestgehend auf den Bahnhof Hermannplatz
eingependelt. Für viele Kinder gelten die Bahnhöfe Boddinstr. und Rathaus Neukölln aufgrund der noch
vereinzelt anzutreffenden Drogendealer dennoch als „Angstorte“. Im Rahmen der mobilen Arbeit berichten
auch Anwohner_innen und Gewerbetreibende rund um den Boddinplatz von Drogendealern, die in den
Abendstunden auf dem Platz offen Drogen verkaufen.
Spielplätze
Im Berichtszeitraum ließ sich eine Vermüllung des Boddin- und Käpt'n Blaubär
Spielplatzes feststellen, da die (immer weniger vorhandenen) Mülleimer überfüllt
waren und seltener als zuvor geleert wurden. Grund hierfür sind die beschnittenen
finanziellen und personellen Ressourcen des Natur- und Grünflächenamtes. Sowohl
auf dem Boddinspielplatz als auch auf dem Käpt'n Blaubär Spielplatz wurde dem mit
vom Blueberry initiierten Kiezputzaktionen begegnet, was aber keine langfristige
Lösung darstellt.
Bei Einbruch der Dunkelheit gelten die Spielplätze im Quartier weiterhin als „Angstorte“ der Kinder, da
diese kaum über eine eigene Laternenbeleuchtung verfügen. Per Definition sind Spielplätze Grünanlagen,
die einen Lebensraum für Tiere darstellen und daher nicht künstlich beleuchtet werden dürfen.
5 Vgl. http://www.tagesspiegel.de/berlin/mietpreise-und-sozialstruktur-gefuehlte-gentrifizierung-innordneukoelln/6323268.html
6 Vgl. http://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/wohnen-in-berlin-mietpreise-neukoelln-ist-das-neue-prenzlauerberg/7262806.html
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Insbesondere der Käpt'n Blaubär Spielplatz gilt als „Angstort“, nicht zuletzt da dieser einen Verbindungsweg
zwischen Reuterstr. und Karl-Marx-Str. darstellt. Neben der Dunkelheit fürchten viele Kinder auch ältere
Jugendliche und Erwachsene, die hauptsächlich in den Abendstunden auf den Spielplätzen Alkohol und
seltener auch Marihuana konsumieren. Beide Spielplätze des Kiezes liegen im Winter bereits in den
Nachmittagsstunden im Dunkeln und bietet somit für viele Kinder nach Schulschluss keine
Nutzungsmöglichkeiten mehr.
Die „Fußballkäfige“ des Käpt'n Blaubär- und des Boddinspielplatzes beherbergen aufgrund ihrer Größe
kaum ausreichende Bewegungsmöglichkeiten für Kinder und Jugendliche. Gerade für viele Kinder stellen
diese jedoch eine der wenigen Bewegungsmöglichkeiten im Kiez dar, da sie ihren unmittelbaren Sozialraum
seltenst verlassen, um andere Flächen wie die Hasenheide oder das Tempelhofer Feld aufzusuchen. Mittels
den sportbezogenen Angeboten und Ausflügen des Blueberry kann dem nur bedingt entgegengewirkt
werden.
Auf dem Käpt'n Blaubär Spielplatz finden seit mehreren Monaten nur sehr
langsam verlaufende bauliche Maßnahmen statt. So wurden bereits im
Sommer viele Sitzmöglichkeiten des Spielplatzes mit Bauzäunen abgesperrt,
erkennbare bauliche Maßnahmen wurden bislang aber nicht durchgeführt.
Auch im Eingangsbereich Reuterstraße sind keine baulichen Fortschritte zu
beobachten: Hier steht seit Monaten zur Sanierung eines Hauses ein Gerüst,
welches von den Kindern häufig zum (gefährlichen) Klettern genutzt wird. Ob
die Baumaßnahmen im auslaufenden Jahr 2012 überhaupt noch
abgeschlossen werden ist mehr als fraglich.
Sonstige Sozialraumwahrnehmungen:
g

nach wie vor werden die Bürgersteige, der Sasarsteig oder der
Eingang zum Käpt'n Blaubär Spielplatz (Reuterstr.) zum Sperrmüll
ablagern genutzt. Nicht selten wird der Sperrmüll zum Spielgerät
umfunktioniert und beherbergt Verletzungsrisiken.
g

die Ladenstruktur ist teils noch immer sehr einseitig. Besonders problematisch sind hierbei die
zahlreichen Internetcafés, in denen Kinder und Jugendliche unbetreut surfen sowie die Wettbüros, die z.T.
auch Jugendlichen unter 18 Jahren Einlass gewähren.
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1.5.2. Sozialraumwahrnehmung der Kinder im Rahmen der Jugendstadtteilzeitung FluZe
Als eine Möglichkeit einen Einblick darin zu erhalten wie Kinder ihren Sozialraum wahrnehmen hat sich die
Kiez-Fotoreportage für die Jugendstadtteilzeitung FluZe bewährt. Hierzu suchen Kinder in Begleitung einer
Arbeitskraft aus dem Blueberry nicht nur für sie wichtige Orte im Sozialraum auf, sondern zeigen durch
Fotografie auch ihren spezifischen Blickwinkel auf einen Ort. Im Berichtzeitraum erschienen vier FluZe
Ausgaben:
Sozialraumwahrnehmung der Kinder im Rahmen der FluZe Kiez-Fotoreportage
FluZe 1.12.
Rana, 11 Jahre
FluZe 2.12.
Denise und Mandy, 9
und 8 Jahre
FluZe 3.12.
Yagmur, 10 Jahre
FluZe 4.12.
Ozan, 12 Jahre
Mein Lieblingsort im
Flughafenkiez...
...ist das Blueberry Inn,
weil hier immer sehr viele
...ist das Blueberry Inn,
...ist das Blueberry Inn,
Kinder sind mit denen ich
...ist das Blueberry Inn,
weil man hier einfach
weil ich basteln kann, es
was machen kann.
weil ich hier basteln
alles machen kann! Zum
eine Wii und PCs gibt
Außerdem gibt es eine
kann, es PCs und
Beispiel grillen wir im
und ich viele Sachen
Playstation 3 und ich
Internet gibt und weil es
Sommer oft, machen
ausleihen kann, z.B.
kann umsonst ins
den Mädchentag gibt.
Lagerfeuer und viele
Stelzen.
Internet. Besonders
Ausflüge.
gefällt mir, dass ich hier
Bälle ausleihen kann.
Wenn ich draußen
spiele gehe ich
meistens...
...auf die Straße. Aber
nur, wenn ich mit
meinem Bruder nach
Hause gehe. Sonst spiele
ich auf dem
Außengelände vom
Blueberry.
Hier wäre es cool zu
spielen, hier dürfen wir
aber nicht...
Wenn es dunkel ist
habe ich Angst...
---
...auf dem Käpt'n
Blaubär Spielplatz, weil
es keine Lichter gibt.
Manchmal sind hier
abends auch Besoffene.
...auf den Käpt'n
Blaubär Spielplatz, weil
es da eine Drehscheibe
und ein großes
Holzschiff von Käpt'n
Blaubär gibt.
...auf den
Boddinspielplatz. Hier
spiele ich am liebsten
Fußball und schaukle
gerne.
...in den Neukölln
...in den Neukölln
Arcaden. Hier könnte
Arcaden, weil es hier
man toll fangen und
Sicherheitsleute gibt, die
verstecken spielen. Aber
dann gleich mit uns
leider verbieten das die
schimpfen.
Securities.
...auf dem Käpt'n
Blaubär Spielplatz, weil
es hier wirklich sehr,
sehr dunkel ist und ich
befürchte, dass es hier
Verrückte und
Betrunkene gibt.
...auf dem Blaubär
Spielplatz, weil ich hier
mit meinen Freunden
Fußball spielen kann.
...nachmittags auf den
Schulhöfen. Hier wäre
viel Platz und keine
Autos.
...auf dem kleinen Weg
von der Reuterstraße
...über den Käpt'n
zum Käpt'n Blaubär
Blaubär Spielplatz zu
Spielplatz, weil da
gehen, weil es keine
manchmal auf den
Laternen gibt. Wenn es
Bänken besoffene
früh dunkel wird lohnt es
Erwachsene sind. Das ist
sich überhaupt nicht
total dumm, denn der
mehr auf den Spielplatz
Weg gehört zum
zu gehen.
Spielplatz und der ist nur
für Kinder da.
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Öfter mal Stress mit
anderen haben wir...
---
Der hässlichste Ort im
Flughafenkiez ist...
...ist der Blaubär
Spielplatz, weil die
Bänke immer angemalt
sind, weil hier
Hundekacke rumliegt
und oft auch
Glasscherben auf dem
Boden liegen.
---
...in den Pausen an
meiner Schule. Am
meisten nerven die
Jungs. Die schreien oft
und versuchen uns zu
fangen.
...sind ganz viele Orte an
den Straßen. An den
...direkt gegenüber dem
Bäumen liegt ganz oft
Blueberry am unteren
Hundekacke, tote Tiere
Ende vom Sasarsteig,
und Müll. Die meisten
weil die Leute da ihren
Hundebesitzer lassen die
Müll ablagern.
Kacke einfach liegen!
...auf der Straße. Da gibt
es immer andere Kinder
und Jugendliche, die
Stress machen und einen
abziehen wollen.
...kann überall sein, denn
überall findest Du Müll
und Hundescheiße!
1.6. Beschreibung der betreuten Besucher_innen des Blueberry Inn im Berichtszeitraum
Das Blueberry leistet Jugendarbeit entsprechend dem § 11 SGB VIII primär für die Zielgruppe der 8- bis
einschließlich 15jährigen Kinder und Jugendlichen. Bei Beratungs-, Unterstützungs- und Hilfebedarfen wird
die Altersgrenze auch über- und unterschritten. Hierneben werden im Rahmen der mobilen Arbeit,
insbesondere im Streetwork, besonders auch Jugendliche ab 16 Jahren betreut, bzw. suchen Jugendliche ab
16 Jahren, Erwachsene und Eltern den Treff auf, um dessen beratende und unterstützende Funktion
wahrzunehmen. Hierdurch ist das Blueberry, neben der eigentlichen Zielgruppe auch für Jugendliche,
Familien und Eltern häufig ein erster und wichtiger Anlaufpunkt bei Bedarfen, Konflikten und Problemen,
was die Einrichtung als eine verlässliche Anlaufstelle bei Hilfe- und Unterstützungsbedarfen auch über die
Altersgrenzen hinweg auszeichnet.
Häufige Themen der jeweiligen Nutzer_innengruppe
Häufige Themen der Zielgruppe
der 8- 15jährigen (Auswahl)
 Konflikte mit anderen Kindern und
Jugendlichen, vornehmlich im
öffentlichen Raum und in der Schule
 Gesuch einer Mediation
 Schulproblematiken und Konflikte
mit Lehrer_innen
 Konflikte im Elternhaus
 behördliche Schreiben (Polizei,
Gerichte, etc.)
 „kleinere“ Probleme, wie
Liebeskummer, Streit, etc.
Häufige Themen der Jugendlichen
ab 16 Jahren (Auswahl)
 Bewerbungsschreiben
 Ausbildungs- oder Praktikumsplatzsuche
Häufige Themen der Eltern
und Erwachsenen (Auswahl)
 Konflikte ihrer Kinder mit anderen
Kindern, vornehmlich in der Schule oder
im öffentlichen Raum
 Schulproblematiken der Kinder
 Konflikte im öffentlichen Raum
 Erziehungsfragen
 Auszug aus der elterlichen Wohnung
 Hilfegesuche und Fragen zu
Unterstützungsmöglichkeiten in der
Familie
 behördliche Schreiben (Polizei,
Gerichte, etc.)
 Konflikte im Elternhaus
 Bemängelung des Sozialraums (z.B.
Vermüllung)
 Wohnungswechsel
 eigene Unterstützungsgesuche bei
behördlichen Schreiben (Jobcenter, etc.)
13
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Im Normalbetrieb wird die Einrichtung von etwa 40 bis 80 Kindern und Jugendlichen täglich besucht. Sehr
häufig und insbesondere in der Kernzeit zwischen 16 und 19 Uhr wird die 26 Besucher_innen umfassende
Platzzahl sehr deutlich überschritten.
 Bei Abgabe des Sachberichtes umfasst die Anzahl der Stammbesucher_innen zwischen 8- und 15
Jahren 173 Kinder und Jugendliche. Diese suchen die Einrichtung regelmäßig auf und sind den
Betreuer_innen hinsichtlich Name, Alter, persönlichen/familiären Hintergründen, Wohnort,
Kontaktmöglichkeiten, besuchte Schulform, etc. bestens bekannt
 76 „sonstige Kinder und Jugendliche“, zu denen im Rahmen der mobilen Arbeit Kontakt besteht
(z.B. hinausreichende Angebote auf dem Boddinplatz), bzw. die die Einrichtung eher seltener
besuchen, bzw. nur als „Gruppenumfeld“ die Einrichtung unregelmäßig aufsuchen. Zwar sind diese
hinsichtlich Alter, Geschlecht, Wohnort, etc. den Mitarbeiter_innen i.d.R. bekannt, werden aber
innerhalb der Einrichtung Blueberry nur seltener betreut. Dennoch ist bei Hilfe- und
Unterstützungsbedarfen das Blueberry häufig wichtiger Anlaufpunkt für diese Gruppe.
 Eine Vielzahl Kinder und Jugendlicher, die den
Mitarbeiter_innen zwar mitunter bekannt sind,
die die Einrichtung allerdings nur sehr selten bei
Veranstaltungen und Events etwa 1 x pro Quartal
besuchen, z.B. bei der Kinder- und Jugend HipHop
Bühne im Rahmen von 48h Neukölln, bei Veranstaltungen oder Festen. I.d.R. suchen diese Kinder
und Jugendlichen die Einrichtung aber nicht bei Unterstützungs- und Hilfebedarfen auf.
„Stammbesucher_innen“ und „sonstige Kinder und Jugendliche“ im Berichtszeitraum 2012
Männlich
Weiblich
insgesamt
Anzahl der 8- bis einschl. 15jährigen Stammbesucher_innen
111
62
173
Anzahl der den Mitarbeiter_innen wohl bekannten Kindern und Jugendlichen im
offenen Kontakt (z.B. im Gruppenumfeld, Streetwork, hinausreichende Angebote)
56
20
76
Gesamtzahl:
167
82
249
Im Berichtszeitraum war ein „Generationswechsel“ im Blueberry deutlich spürbar, der die sich verändernde
Altersstruktur im Flughafenkiez widerspiegelt (vgl. hierzu Tabelle „Altersgruppen“ auf S. 8; Amt für Statistik
Berlin-Brandenburg): Die Gruppe der 8- bis 10jährigen hat sich im Vergleich zum Vorjahresbericht mehr als
verdoppelt (von 21 auf 49 Kinder). Dieser Generationswechsel verläuft bislang äußerst positiv und
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Altersgruppenkonflikte blieben aus. Während die 8- bis 13jährigen eher die Freizeitangebote, Projektarbeit
und Workshops in Anspruch nehmen, nutzen insbesondere die Jugendlichen ab 14 Jahren das Blueberry im
Wesentlichen als Verweilort, an dem sie ihre Freunde treffen.
Alters- und Geschlechterverteilung der „Stammbesucher_innen“ der 8- bis einschl. 15jährigen
Altersgruppe
Weiblich
Männlich
Insgesamt
8 bis einschl. 10 Jahre
16
33
49
11 bis einschl. 13 Jahre
33
55
88
14 und 15 Jahre
13
23
36
Insgesamt:
62
111
173
Altersverteilung der Stammbesucher_innen in %
28,32
0
10
50,87
20
30
40
8 bis 10 Jahre
50
11 bis 13 Jahre
20,81
60
70
80
90
100
14 und 15 Jahre
Vergleich der prozentualen Altersverteilung Sachbericht 2011 und 2012
2012
2011
14,69
8 - 10 Jahre
28,32
61,54
11 bis 13 Jahre
50,87
23,78
14 und 15 Jahre
20,81
0
10
20
30
40
50
60
70
Im Vergleich zum Sachbericht des Vorjahres verzeichnet die Gruppe der 8- bis 10jährigen im Gesamtbild
prozentual beinahe eine Verdoppelung (2011: 14,69%). Die Anzahl der Kinder in dieser Gruppe stieg von 21
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auf 49 junge Stammbesucher_innen. Wenngleich die Gruppe der 11- bis 13jährigen mit 88 Kindern genauso
groß ist wie 2011 wurde sie im prozentualen Gesamtbild dennoch kleiner (2011: 61,54%).
Die Kerngruppe der Stammbesucher_innen bilden nach wie vor die 11- bis 13jährigen Kinder. Diese Gruppe
ist nicht nur zahlenmäßig am größten, sondern verbringt auch die meiste Zeit, nicht selten vier bis fünf
Stunden täglich, im Blueberry. Hierzu vergleichsweise kleiner ist der Anteil der 8- bis 10jährigen in der
Einrichtung, was darauf zurückzuführen ist, dass sich viele jüngere Kinder seltener alleine im Sozialraum
bewegen. Viele Kinder dieser Altersgruppe wohnen häufig in unmittelbarer Nähe zum Blueberry, haben
ältere Geschwister, die das Blueberry ebenso aufsuchen oder werden bei ihren Erstbesuchen von ihren
Eltern begleitet, die eine Freizeitgestaltungsmöglichkeit für ihre Kinder suchen. Viele der Jugendlichen
hingegen besuchen das Blueberry nicht mehr „rund um die Uhr“: Für sie stellt die Einrichtung eine
Freizeitgestaltungsmöglichkeit neben vielen anderen den Altersinteressen entsprechenden Möglichkeiten
dar (z.B. Kino, mit Freund_innen shoppen, etc.).
g
Geschlechterverteilung der Stammbesucher_innen in %
35,84
0
10
64,16
20
30
40
50
w eiblich
Insgesamt
sind
beinahe
Stammbesucher_innen
zwei
männlich.
Drittel
der
60
70
80
Besonders
Besucher_innen.
32,65
0
10
20
67,35
30
40
50
60
w eiblich
Geschlechterverteilung der 11- bis 13jährigen in %
0
10
20
40
50
60
w eiblich
70
36,11
80
männlich
70
80
90
100
90
100
männlich
Geschlechterverteilung der 14 und 15jährigen in %
62,5
30
100
Geschlechterverteilung der 8- bis 10jährigen in %
deutlich zeigt sich dies in der Gruppe der jüngsten
37,5
90
männlich
90
100
0
10
20
63,89
30
40
50
60
w eiblich
70
80
männlich
Zwar besuchen im Vergleich zum Vorjahresbericht (2011: 59) insgesamt mehr Mädchen regelmäßig das
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Blueberry (2012: 62), dennoch ist ihr prozentualer Anteil gegenüber den männlichen Besuchern
geschrumpft, da sich auch die Gruppe der Jungen im Vergleich zu 2011 vergrößert hat (von 84 auf 111).
Entwicklung der Stammbesucher_innenzahlen
der 11- bis 13jährigen von 2011 bis 2012
Entwicklung der Stammbesucher_innenzahlen
der 8- bis 10jährigen von 2011 bis 2012
35
33
30
40
20
10
16
12
9
37
10
0
0
2011
Jungen
Mädchen
2012
2011
Entwicklung der Stammbesucher_innenzahlen
der 14 und 15jährigen von 2011 bis 2012
25
15
33
30
20
5
20
55
51
50
25
15
60
2012
120
111
100
13
13
10
80
84
60
59
62
40
5
20
0
2011
Mädchen
Gesamtentwicklung der
Stammbesucher_innenzahlen von 2011 bis 2012
23
21
Jungen
0
Jungen
Mädchen
2012
2011
Jungen
Mädchen
2012
In beiden Geschlechtergruppen hat die Anzahl der Stammbesucher_innen insgesamt zugenommen,
deutlicher allerdings bei den Jungen. In allen Altersgruppen ist eine „Schere“ zwischen den Geschlechtern
zu beobachten. Besonders in der Altersgruppe der 8- bis 10jährigen ist dieses Auseinandergehen zu
beobachten. Diese Altersgruppe hat sich 2012 insgesamt immens vergrößert, häufiger sind es aber die
Jungen, die selbstständig den Kinder- und Jugendtreff aufsuchen dürfen.
Die mit Abstand meisten Stammbesucher_innen wohnen im Flughafenkiez, in dem auch das Blueberry liegt.
Die zweitgrößte Gruppe machen Kinder und Jugendliche aus den angrenzenden Kiezen Schiller- und
Donaukiez aus. Häufig wohnen diese aber in unmittelbarer Nähe zum Flughafenkiez (z.B. Fuldastr. oder
Mahlower Str.). Seltener leben die Kinder und Jugendlichen entfernter in den jeweiligen Kiezen (z.B.
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Silbersteinstr.). Häufig ist dies durch einen Wegzug der Eltern bedingt. Eine vergleichsweise eher kleine
Gruppe kommt aus anderen Neuköllner Quartieren, wie dem Rollbergviertel, dem Körnerkiez oder Rixdorf.
Einige Kinder und Jugendliche besuchen nach wie vor, z.T. sogar regelmäßig, das Blueberry, wenngleich die
Familie weiter weggezogen ist (z.B. in die Köllnische Heide, den Wedding, etc.). I.d.R. ist dies der Fall, wenn
mit dem Wohnungswechsel bislang kein Schulwechsel einherging. Erfahrungsgemäß lassen die Besuche mit
der Zeit allerdings nach.
Besuchte Schulen der Stammbesucher_innen (Stand: nach den Sommerferien 2012)
Grundschulen
Integrierte Sekundarschulen
Gymnasien
Hermann-Boddin-Schule
43
Karlsgarten Schule
20
Rixdorfer Grundschule
9
Theodor-Storm-Schule
4
Richard Grundschule
3
Karl-Weise-Schule
2
Schule in der Köllnischen Heide
2
Evangelische Schule Neukölln
2
Hermann-Sander-Schule
1
Regenbogen-Schule
1
Silberstein-Schule
1
Gesamt:
88
Zuckmayer-Schule
13
Campus Rütli
11
Otto-Hahn-Schule
6
Clay-Schule
3
Röntgen Schule
3
Heinrich-Mann-Schule
2
Evangelische Schule Neukölln
1
Hermann-von-Helmholtz-Schule
1
Carl-von-Ossietzky-Schule
1
Gesamt:
41
Albert-Schweitzer-Gymnasium
3
Ernst-Abbe-Schule
2
Albert-Einstein-Gymnasium
1
Gesamt:
6
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Schulen mit Förderschwerpunkt
Adolf-Reichwein-Schule
10
Gesamt:
10
Unbekannt:
28
Insgesamt:
173
Im Vergleich zu 2011 bleibt das prozentuale Bild der besuchten Schulformen nahezu unverändert. Nach wie
vor besuchen über die Hälfte unserer Stammbesucher_innen eine Grundschule. Die zweitgrößte Gruppe
machen die Schüler_innen einer Integrierten Sekundarschule aus:
Besuchte Schulformen der Stammbesucher_innen in %
16,18
Grundschule
Integrierte Sekundarschule
Gymnasium
5,78
Schule mit
Förderschw erpunkt
3,47
unbekannt
50,87
23,7
Die meisten Stammbesucher_innen des Blueberry haben einen Migrationshintergrund, wenngleich sie am
häufigsten in Berlin geboren sind. Je jünger das Kind umso wahrscheinlicher ist es in Deutschland geboren
und umso wahrscheinlicher besitzt es erfahrungsgemäß auch die deutsche Staatsbürgerschaft. Der Großteil
der Kinder und Jugendlichen hat einen arabischen Migrationshintergrund, hauptsächlich kommen ihre
Eltern aus Palästina oder dem Libanon, seltener sind sie selbst in dem Land geboren. Die zweitgrößte
Gruppe machen Kinder und Jugendliche mit türkischem Migrationshintergrund aus:
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MGH der Stammbesucher_innen der
8- bis einschließlich 15jährigen
Herkunftsland/MGH
Anzahl
Deutscher Herkunft
13
Arabischer MGH
63
Türkischer MGH
34
Ex-jugoslawischer MGH
13
Bulgarischer MGH
9
Albanischer MGH
7
Griechischer MGH
4
MGH der Stammbesucher_innen in %
7,51
36,42
28,9
7,51
19,65
Anderer MGH
(Marokko, Thailand, Tunesien,
Rumänien, Polen, etc.)
17
Unbekannt
13
Insgesamt:
173
Arabischer
MGH
Türkischer
MGH
sonstiger MGH
unbekannt
Deutscher
Herkunft
Im prozentualen Gesamtbild ist die Gruppe der Kinder und Jugendlichen mit arabischen
Migrationshintergrund im Vergleich zu 2011 (46,15%) um beinahe 10 Prozentpunkte kleiner geworden,
wenngleich zahlenmäßig etwa genauso viele Kinder und Jugendliche mit diesem Hintergrund die
Einrichtung aufsuchen wie im Vorjahr (66). Hingegen ist die zusammengefasste Gruppe „sonstiger MGH“
um mehr als 10 Prozentpunkte im Vergleich zu 2011 (17,48%) gewachsen. Hier ist insbesondere die Gruppe
„anderer MGH“ größer geworden (von 1 in 2011 auf 17 in 2012). Ebenso ist die Gruppe der Kinder und
Jugendlichen mit bulgarischem Migrationshintergrund angewachsen. Ausnahmslos alle Kinder und
Jugendlichen dieser Gruppe sind in Bulgarien geboren und erst seit einiger Zeit in Deutschland. Von dem
Großteil der Gruppe ist uns bekannt, dass sie Sinti und Roma sind. Bislang reden die Kinder und
Jugendlichen noch wenig deutsch, bzw. nur gebrochen deutsch mit sehr geringem Wortschatz. Allerdings
sprechen die Kinder und Jugendlichen auch türkisch, so dass eine Verständigung immer, wenngleich
erschwerter, möglich ist.
In der Einrichtung ist im Vergleich zu 2011 eine verstärkte Durchmischung unterschiedlicher
Migrationshintergründe deutlich spürbar, die insgesamt positiv zum Gesamtklima in der Einrichtung
beiträgt. Nichtsdestotrotz ist, i.d.R. in Konfliktsituationen, auch ein „unbedachter“ Rassismus zu
beobachten: So werden Kinder und Jugendliche mit bulgarischem, ex-jugoslawischem, griechischem oder
rumänischem Migrationshintergrund mitunter als „Zigeuner“ beleidigt, weniger aus primär-rassistischen
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Gründen, vielmehr um sie - in den Augen vieler Kinder - besonders grob zu beleidigen.
Unverändert zu den Vorjahren sind die Familien unserer Besucher_innen häufig von unsicheren
Aufenthalts-, prekären Beschäftigungsbedingungen, bzw. Arbeitslosigkeit geprägt. Nach wie vor begegnet
den Kindern und Jugendlichen in ihrer Lebenswelt häufig Gewalt, in der Familie, im öffentlichen Raum oder
in der Schule. Vielfach fallen unsere Besucher_innen insbesondere durch Probleme und Konflikte in der
Schule auf (Schuldistanz, Lern-, Leistungs- und Motivationsprobleme, aggressives Verhalten, Konflikte mit
Autoritäten). Die Kinder- und Jugendlichen selbst sehen wenige Perspektiven ihren zumeist prekären
Lebensverhältnissen zu entkommen. Zu den mangelhaften Perspektiven, den oft wenigen Blickwinkeln
gesellt sich - hauptsächlich in der Freizeitgestaltung im öffentlichen Raum - Langeweile, was mitunter
Triebfeder für ein auffälliges Verhalten sein kann.
2. Jahresrückblick Berichtszeitraum 2011/2012
2.1. Offener Bereich
2.1.1. Allgemeiner Rückblick auf den Berichtszeitraum – Offener Bereich
Die Funktion der Räume im offenen Betrieb des Blueberrys ist zum Vorjahresbericht 2011 nahezu
unverändert: Der Küchenraum ist weiterhin der eher ruhigere Raum, der mit seiner Sofa Ecke zum
verweilen und reden einlädt, in dem sich die Besucher_innen einen Tee oder Snack zubereiten können, wo
gebastelt und gemalt wird und Hausaufgaben erledigt oder Brett- und Kartenspiele gespielt werden. Ferner
wurde die Nintendo Wii aus Platzgründen in den Küchenraum verortet und lädt hier hauptsächlich die
Mädchen zum Spielen ein, da das Spieleangebot eher ihren Interessen entspricht (Just Dance, Sing Star,
etc.). Die Playstation 3 mitsamt einem neuen
Fernseher befindet sich hingegen im eher
lauteren „Spielraum“, in dem sich auch die
PCs, das Carrom Brett und der Kicker
befinden. Hierneben verfügt die Einrichtung
auch über einen BluRay Player, so dass je
nach Anlass sowohl der Küchen- als auch der
Spielraum
zu
einem
kleinen
Kino
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umfunktioniert werden können.
Der offene Bereich des Blueberry Inn
erfüllt bewusst die „Lockfunktion“ eines
„verlängerten
Kinderzimmers“
mit
Freizeitgestaltungsmöglichkeiten, die die
meisten
Kinder
und
Jugendlichen
ansonsten - im eigenen Kinderzimmer oder
im öffentlichen Raum - seltener oder gar
nicht
vorfinden.
Beinahe
alle
Freizeitangebote der Einrichtung laden
zum Spiel in der Gruppe ein, seien es Brett- oder Kartenspiele, Kicker oder Bildschirmspiele, was das
jeweilige Spielangebot für die Nutzer_innen attraktiver macht, als wenn sie alleine spielen würden. Der
Großteil der Angebotsmöglichkeiten im offenen Bereich entspricht den Interessen, Wünschen, Bedarfen
und der Lebenswelt der Kinder und Jugendlichen, die durch diverse Partizipationsmöglichkeiten, vor allem
bei den monatlichen Vollversammlungen, ihre Wünsche äußern und darüber abstimmen, was maßgeblich
für den offenen Bereich angeschafft werden soll. So entspringen viele wesentliche Freizeitmöglichkeiten des
Blueberry den Wünschen der Kinder und Jugendlichen, wie z.B. die Minigolf Anlage, der Kicker oder die
Playstation 3. Hierdurch sind nicht nur die Freizeitmöglichkeiten optimal mit der und auf die Zielgruppe
abgestimmt, sondern die Kinder und Jugendlichen begreifen die Einrichtung als „ihres“. Dies trägt nicht nur
zu einer Identifikation bei, sondern die Kinder und Jugendlichen übernehmen in „ihrem“ Treff
Verantwortung. Dies erwirkt wesentlich auch das respektvolle Miteinander und eine eigenständige und
gewaltfreie Lösung von Konflikten untereinander. Häufig wird erst Hilfe bei den Mitarbeiter_innen gesucht,
wenn keine eigenen Lösungswege gefunden werden. Verbale Eskalationen und Gewaltanwendung in der
Einrichtung sind eher selten. Auch die Hausregeln, die zusammen mit den Kindern und Jugendlichen
entworfen wurden und in regelmäßigen
Abständen auf den Vollversammlungen
reflektiert und hinterfragt werden, werden
in den allermeisten Situationen ohne die
Kontrolle durch Erwachsene eingehalten.
So wird das Blueberry als sicherer Ort
geschätzt,
den
auch
Kinder
und
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Jugendliche, die sonst als „Außenseiter“ gelten, angstfrei und gerne besuchen.
Die Mitarbeiter_innen des Blueberry beteiligen sich im offenen Bereich an den Aktivitäten der Kinder und
Jugendlichen, suchen aktiv den Kontakt und das Gespräch, um hierdurch eine solide Vertrauens- und
Beziehungsgrundlage auf- und auszubauen, die im Bedarfsfall, z.B. in Konflikt- oder Problemlagen, zum
Tragen kommt und nutzbar wird. Sie agieren hierbei auf der
Grundlage eines guten Nähe und Distanz Verhältnisses stets so,
dass sie bei Problemen und Konflikten der Kinder und
Jugendlichen als Ansprechpartner_in identifiziert werden, bzw.
Probleme und Konflikte der Kinder oder Jugendlichen
wahrnehmen. Bewährt hat sich in diesem Kontext nach wie vor
das einfach gehaltene 3 Punkte Modell nach Cloos und
Köngeter7:
(1) Mach bei den Aktivitäten der Kinder und Jugendlichen mit
(2) Verhalte Dich dabei so, als wärst Du Teilnehmer unter Anderen
(3) Stelle glaubhaft dar, dass Du als Anderer teilnimmst
Die teils große Anzahl an Mitarbeiter_innen im offenen Bereich ist nicht nur aufgrund der starken
Frequentierung der Einrichtung eine wichtige Ressource: Es wird zudem ein breites Spektrum an
Ansprechpartner_innen mit unterschiedlichem Bezug zu dem jeweiligen Unterstützungssuchenden zur
Verfügung gestellt, bzw. sind die Chancen Problem- und Konfliktlagen wahrzunehmen um ein vielfaches
potenziert und unterschiedliche Perspektiven fließen in die Arbeit ein.
Trotz des insgesamt sehr guten Gesamtklimas bestehen Handlungsbedarfe, denn nicht alle Konflikte werden
friedlich gelöst, sondern eskalieren mitunter, z.T. auch unter Anwendung von Gewalt. Sowohl bei einigen
Kindern, als auch Jugendlichen ist ein teils enormer Förderbedarf hinsichtlich der Entwicklung von
Konfliktlösungsstrategien festzustellen. Häufig reichen bereits Kleinigkeiten, z.B. Streit um einen PC Platz,
um eine Situation eskalieren zu lassen. Mittels Gruppen- und Einzelgesprächen, in denen z.T.
auch
Werkzeuge, wie „Gefühlskarten“ oder das Anfertigen von „Beziehungslandkarten“ zum Einsatz kommen
können und Konfliktmediationen wird versucht dem entgegenzuwirken und begehbare Lösungswege für
7 Vgl. Peter Cloos, Stefan Köngeter: Alltagskommunikation als professionelles Handeln. Pädagogische Modulation in
der Kinder- und Jugendarbeit. In: Diskurs Kindheits- und Jugendforschung; Heft 2-2007, S. 188Ff, 2007
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diese und ähnliche Situation zu erarbeiten. Auch sind „aus Spaß“ gemeinte Beleidigungen gegenwärtig und
oft wird nicht die Grenze erkannt, wann es für den Gegenüber kein Spaß (mehr) ist. Beleidigungen, die
besonders verletzend wirken sollen beziehen sich zumeist auf die Familie, insbesondere die Mutter oder auf
andere Nationalitäten („Zigeuner“). Die eigentliche Bedeutung besonders grober Beleidigungen ist oft
weniger bewusst denn die Wirkung, die besonders verletzend oder herabwürdigend ausfallen soll.
Neben
Gesprächen
und
Mediationen
spielt
auch
die
Kompetenzenförderung im Rahmen von Angeboten eine wichtige
Rolle sowie die Vermittlung von einem Verantwortungsbewusstsein
für eigenes Handeln und Geschehnisse. In einigen Situationen
müssen auch sanktionierende Maßnahmen (z.B. für einen
bestimmten
Zeitraum
Hausverbot)
ausgesprochen
werden,
insbesondere wenn klare Grenzen definiert werden müssen, bzw.
bewusst klare Grenzen wissentlich überschritten werden. Hierbei ist es aber wichtig, dass spätestens nach
Ablauf der Sanktion ein Einzelgespräch geführt wird.
2.1.2 Veränderungen und Ziele im offenen Bereich
Veränderungen und Ziele im offenen Bereich im Berichtszeitraum
Ziel
Umsetzung
Verschönerung
der Innenräume
Anfang 2012 wurde der Spielraum zusammen mit den Kindern und Jugendlichen farbenfroh
gestrichen. Beide Räume wurden mit neuen Fotos dekoriert, die die Kinder und Jugendlichen
auswählten. Zudem gestalteten die Fußballerinnen einen eigenen Fotorahmen mit einer
Fotografin, die das Mädchenteam zum Thema ihrer Fotoausstellung machte. Am Kreativtag
wurden ferner Leinwände gestaltet, die nun die Wände des Blueberry schmücken.
Neuanschaffungen:
Spiele
Im Berichtzeitraum wurden entsprechend den Wünschen und Abstimmungen auf den
Vollversammlungen neue Brett-, Karten-, und Bildschirmspiele angeschafft. Hinsichtlich der
Bildschirmspiele für die Wii und die Playstation wurden auch besonders die Wünsche der
Mädchen berücksichtigt, da der elektronische Spielemarkt eher männliche Kinder und
Jugendliche ansprechen möchte. Die „Mädchenspiele“, wie Karaoke- oder Tanzspiele, haben sich
aber auch für die Jungen als attraktiv erwiesen, so dass diese von beiden Geschlechtern
gemeinsam gespielt werden.
Neuanschaffungen:
Fernseher
Pünktlich zur EM wurde ein neuer Fernseher angeschafft vor dem Kinder, Jugendliche und
Mitarbeiter_innen bei vielen Spielen gemeinsam mitfieberten. Die Einrichtung verfügt nun über
zwei Fernseher, die im Normalbetrieb für die Playstation und die Nintendo Wii genutzt werden.
Mittels dem neu angeschafftem Blue-Ray Player fungiert das Blueberry zu bestimmten Anlässen,
wie z.B. Mädchentag oder Teamabende der Fußballer_innen, als kleines Kino.
Neuanschaffungen:
Gesangsanlage
Mittels Spenden konnten eine Gesangsanlage, 4 Mikrofone und ein Mischpult angeschafft
werden, die im Berichtszeitraum mehrfach zum Einsatz kamen, z.B. bei der Kinder- und Jugend
HipHop Bühne im Rahmen von 48h Neukölln oder dem Kooperationsprojekt „Rap meets 3.
Berliner Flutlichtbolzplatzcup 2012“ auf dem „Schierker“ im Körnerkiez.
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Veranstaltungen
Im Berichtszeitraum fanden mehrfach große, öffentlichkeitswirksame Veranstaltungen statt.
Neben den Mädchen- und Jungenfußballturnieren im Rahmen der Champions Neukölln
Jugendklubliga, Grillfesten und diversen Feierlichkeiten ist besonders die bereits zum zweiten
Mal durchgeführte Kinder- und Jugend HipHop Open Air Bühne im Rahmen von 48h Neukölln zu
erwähnen, der jedes Jahr mehrere hundert Zuschauer_innen beiwohnen und das
Nachbarschaftsfest Flughafenkiez, in dessen Rahmen das Blueberry den mittlerweile
traditionellen Flughafencup initiiert und sich musikalisch am Bühnenprogramm beteiligt. Nach
den Darbietungen des Rap Workshops aus dem Blueberry überreichten der Bezirksstadtrat für
Jugend und Gesundheit Falko Liecke zusammen mit einer Mitarbeiterin des QMs die Urkunden
und Pokale. Ferner fanden im Berichtszeitraum mehrfach Kicker Turniere und zwei Carrom
Turniere statt, an denen jeweils bis zu 40 Kinder und Jugendliche teilnahmen.
Flughafenkiezfest 2012 Erlanger Straße
HipHop Open Air im Rahmen von 48h Neukölln 2012
20 Jahre Outreach
Rap meets 3. Berliner Flutlichtbolzplatzcup 2012
Videos von Veranstaltungen:
HipHop Bühne:
http://www.youtube.com/watch?v=hX0T39KqTos&feature=relmfu
Rap meets Bolzplatz:
http://www.youtube.com/watch?v=2GTM_m5THRo
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2.1.3. Betrachtung einiger ausgewählter Problem- und Konfliktlagen im offenen Bereich
Gruppe:
Beschreibung
Mangelnde Konfliktlösungsstrategien
Problemlage
Ziele
Geschlecht:
i.d.R. männlich
In Konfliktlagen bestehen
kaum Strategien
Streitsituation ohne
Einschüchterung,
Bedrohung oder Gewalt
zu lösen
Begehbare
Konfliktlösungswege und
alternative
Konfliktlösungsstrategien
erarbeiten
Alter:
8 bis 13 Jahre
Gewalt gilt als adäquate
Konfliktlösungsstrategie
Anzahl:
unterschiedliche
Kinder, max. 10
MGH:
unterschiedlich
Hemmschwelle niedrig
und Unrechtsbewusstsein
wenig ausgeprägt
Das Blueberry zum
angstfreien Ort für alle
Besucher_innen machen
Was wurde erreicht
Was wurde nicht erreicht
Konfliktmediationen, die
Seltener, aber dennoch
neben einer Schlichtung
eskalieren Situationen
auch das Erlernen eigener
Lösungswege für
Begehbare
kommende Situationen
Konfliktlösungswege
bewirken
erweisen sich als „steinig“,
z.B. werden mitunter
intensive Einzelgespräche schlechte Rollenvorbilder
in denen Situationen
(bspw. großer Bruder)
reflektiert und Empathie
geliefert
gefordert werden
nicht ausreichende
Frühwahrnehmung von Inklusion, die „Rückfälle“ in
Situationen, die zu
alte Muster, bzw. ereskalieren drohen und
schwertes Vorankommen
frühst mögliche
bedingen: Andere
Intervention
Institutionen gehen oft
nicht ausreichend auf
Mitarbeiter_innen werden Konfliktlagen ein, sondern
von Kindern mit
begegnen ausschließlich
mangelnden Konfliktsanktionierend (z.T. Schule)
lösungsstrategien als
oder Gewalt wird als
Konfliktmediator verKonfliktlösungsstrategie
standen und vor der
unterstützt, ignoriert oder
Eskalation einer Situation
toleriert (z.T. Familie)
aufgesucht
klare Grenzen werden
aufgezeigt, wenn nötig
auch durch Sanktionen
z.T. Koordinierung von
Handlungswegen mit
Schulsozialarbeitern und
anderen am Hilfeprozess
Beteiligten
Das Blueberry bleibt für
alle Besucher_innen ein
angstfreier Ort
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Gruppe:
Beschreibung
Anzahl:
--Geschlecht:
--Alter:
--MGH:
unterschiedlich
Dominanz männlicher Besucher
Problemlage
Ziele
Stärkerer
Besucherzuwachs von
Jungen als von Mädchen
Blueberry für beide
Geschlechter
gleichermaßen attraktiv
gestalten
Jungen in der Mehrheit,
dominieren z.T. viele
Nutzungsmöglichkeiten in
der Einrichtung
Was wurde erreicht
Mittels gezielter
Mädchenangebote die
Einrichtung für Mädchen
attraktiv machen
Jeden Tag eine weibliche
Mitarbeiterin im
Blueberry
Was wurde nicht erreicht
Wünsche von Mädchen Die neue, junge Generation
bei Spieleinkäufen werden im Blueberry ist häufiger
besonders berücksichtigt.
männlich, da die Jungen
eher als die Mädchen den
Mitarbeiter_innen wirken
Kinder- und Jugendtreff
Dominanz entgegen und
aufsuchen dürfen
sorgen für
gleichberechtigte
z.T. vorherrschende
Nutzungsmöglichkeiten
Rollenklischees in den
ohne ein Geschlecht zu
Familien sind schwer
bevorzugen
aufzubrechen: So müssen
einige Mädchen (zu) viel im
Außer dienstags ist immer Haushalt mitarbeiten und
eine weibliche
ein Kinder- und
Mitarbeiterin in der
Jugendzentrum wird als
Einrichtung
nicht geeigneter Ort für
Mädchen betrachtet
Spielmöglichkeiten, die die
Interessen von Mädchen
ansprechen sind oft
schwerer zu finden. Ein
Großteil von Spielangeboten ist für den
„männlichen Markt“
bestimmt: Jungen
präferieren eher
Wettkampfsituationen, wie
sie bei den meisten
Spielmöglichkeiten
gegeben sind, Mädchen
möchten lieber zusammen
als gegeneinander spielen
Viele Spiele laden zwar zum gemeinsamen Spiel ein, dennoch
wird gegeneinander gespielt (Wettkampfsituationen). Die
Mädchen bevorzugen hingegen eher Spielmöglichkeiten, in
denen miteinander gespielt wird oder „harmonische
Gleichgewichte“ errichtet werden. Diese, bzw. Spiele in denen
der Wettkampf nur im Hintergrund steht, finden sich allerdings
seltener. So spielen die Mädchen z.B. das Bildschirmspiel „Just
Dance“ um miteinander zu tanzen und nicht, um gegeneinander
anzutreten. Es ist zu beobachten, dass die Spielangebote eher
von den männlichen Besuchern genutzt werden und die
Mädchen häufiger anderen Interessen nachkommen (z.B.
Kreativität, mit Freund_innen in der Einrichtung chillen, etc.).
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Gruppe:
Beschreibung
Anzahl:
feste Clique von 4
Kindern und
Jugendlichen
Geschlecht:
männlich
Alter:
12 bis 15 Jahre
MGH:
arabisch
„Stress machen“ (4. Quartal 2011 - 1. Quartal 2012)
Problemlage
Ziele
Was wurde erreicht
Was wurde nicht erreicht
Die Clique bedroht und
Das Blueberry zum
Es fanden zahlreiche
Die Clique konnte nur
beleidigt andere
angstfreien Ort für alle
Gespräche statt, in deren
teilweise „entstresst“
Besucher_innen,
Besucher_innen machen Rahmen Einsicht und ein
werden: 3 der 4 wurden
provoziert und beleidigt
Wollen zu erkennen war,
aus der Einrichtung
Mitarbeiter_innen, wirkt
Angebotsmöglichkeiten
schlussendlich aber doch
verwiesen
einschüchternd auf die
und Aktivitäten für die
nicht eingehalten wurden.
jüngeren Besucher_innen,
Clique finden,
Nach kurzen Phasen der
Es konnten keine
z.T. gewalthaltige
Verantwortungs-,
Verbesserung ging die
Angebote/Aktivitäten
Auseinandersetzungen.
Empathie- und
Clique immer wieder zu
gefunden werden, an die
Die Clique hatte bereits Grenzenbewusstsein, etc.
vorheriger
die Clique längerfristig
2011 ein halbes Jahr
fördern; die Clique
Handlungsweise über
angedockt werden kann.
Hausverbot und bekam
„entstressen“
Dennoch wird v.a.im
nach intensiven
Die Clique wurde
öffentlichen Raum und im
Gesprächen eine zweite
mehrfach unterschiedlich
JSTL Hobrecht83 der
Chance, die innerhalb von
gesplittet; mehrmals neue Kontakt aufrechterhalten
2 Monaten wieder
Chancen nach intensiven
und Unterstützungs„verspielt“ wurde
Einzel- und
bedarfen nachgekommen,
Gruppengesprächen
bzw. fungiert das
Die feste Clique kann an
Blueberry weiterhin als
die bestehenden
3 der 4 erhielten erneut
Begegnungsort von HilfeAngebote nicht angedockt
Hausverbot. Das
und Unterstützungswerden, da sie hierauf
angstfreie Klima wurde
bedarfen.
keine Lust haben. Trotz
bemerkbar wieder
zahlreicher Gespräche
hergestellt und die
kann die Clique keine
ferngebliebenen Kinder
Aktivitäten- und
besuchen das Blueberry
Angebotswünsche
wieder
ihrerseits äußern. „Stress
machen“ ist Antriebsfeder
In Absprache mit dem JSTL
das Blueberry täglich
Hobrecht83 dürfen
aufzusuchen; die
besagte Kinder und
Einrichtung fungiert auch
Jugendliche den JSTL
als Ventil Grenzen
aufsuchen, um hier
überschreiten zu können
weiterhin mit ihnen zu
arbeiten zu können. Im
Die Clique fungiert z.T. als
Rahmen mobiler Arbeit
Vorbild für die kleineren
wird ebenso der Kontakt
Geschwister, bzw. andere
zur Clique gehalten und
Kinder und Jugendliche
Unterstützungsbedarfen
im öffentlichen Raum
vor allem jüngere
nachgekommen. Bei
Besucher_innen und
prekären Hilfe- und
Außenseiter bleiben z.T.
Unterstützungsbedarfen
aus Angst dem Blueberry
ist das Blueberry nach wie
fern, auch Mädchen
vor erster Anlaufpunkt der
werden abgeschreckt
Clique, denen im Büro
-abseits des Geschehensbegegnet wird.
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Gruppe:
Beschreibung
Anzahl:
unterschiedlich
Geschlecht:
i.d.R. männlich
Alter:
ca. 10 bis 14
Jahre
MGH:
unterschiedlich
Cybermobbing
Problemlage
Ziele
Was wurde erreicht
Was wurde nicht erreicht
Computer, Internet und
Cybermobbing
Thematisierung und
Cybermobbing nach wie
virtuelle Netzwerke wie
thematisieren, sowohl in
Austausch auf der VV
vor aktuell
Facebook sind in der
offenen Gesprächen, als
wurden sehr begrüßt, da
Lebenswelt der Kinder
auch in
viele Kinder und
In dem Treffen mit dem
und Jugendlichen
Vollversammlungen
Jugendliche schon einmal
Schulleiter und dem
Normalität. Vor allem der
selbst Opfer von
Sozialarbeiter der Adolfnicht bestehende Face-toMedienkompetenzen
Cybermobbing waren
Reichwein-Schule wurde
Face Kontakt vereinfacht
fördern
eine gemeinsame, von der
grobe Beleidigungen,
Gespräche mit den 2
Schule initiierte
Bedrohungen und
Aufklärungsarbeit (z.B.
Schülern der Reichwein- Projektwoche in der Schule
Mobbing. Auf ein einmal
Straftatbestände)
Schule bewirkten keine vereinbart, die bisher nicht
angefangenes Lästern in
neuerlichen Mobbing
stattfand
den „comments“ springen Explizit mit den 2 Schülern Vorkommnisse von ihrer
häufig andere an, geben
der Reichwein-Schule
Seite. Von der
Gemeinsame (begehbare)
ihren „Senf“ dazu und
Gespräche führen und
Strafanzeige wurde
Handlungswege mit der
stacheln sich gegenseitig
Austausch mit der
abgesehen
Adolf-Reichwein-Schule
an
Reichwein-Schule suchen
wurden nur im kleinen
Treffen mit dem
Rahmen gefunden.
2 Schüler der AdolfSozialarbeiter und dem
Teilweise sehr
Reichwein-Schule sind in
Schulleiter der Adolfdifferierendes Bild im
der Schule durch
Reichwein-Schule
Umgang mit neuen
besonders massives
Medien. Sowohl dem
virtuelles Mobben eines
Wunsch der Schulleitung,
einzelnen Mitschülers via
dass sich die
Facebook aufgefallen, der
Mitarbeiter_innen des
sich eine Zeit lang nicht
Blueberry die Facebook
mehr in die Schule getraut
Konten der Kinder und
hat. Neben schulischen
Jugendlichen öffnen
Sanktionen erwägten
lassen, um deren
zudem die Eltern des
Nachrichten zu lesen, als
gemobbten Schülers eine
auch das generelle Verbot
Strafanzeige zu stellen.
von Facebook im Blueberry
wurde von unserer Seite
abgelehnt.
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Platzmangel in der Einrichtung
Die 64m² pädagogische Nutzfläche im Gebäude,
ausgelegt für 26 Besucher_innen, erweist sich im
täglichen
offenen
unzureichend.
Normalbetrieb
Insbesondere
in
der
oft
als
Kernzeit
zwischen 16 und 19 Uhr wird die Platzzahl deutlich
überschritten. Hierzu trägt mitunter auch der
zunehmende Ganztagsschulbetrieb bei: Für viele
Kinder und Jugendliche ist der zeitliche Rahmen, in
dem sie das Blueberry aufsuchen können, kleiner geworden und die Besuche verteilen sich nicht mehr, wie
noch in der Vergangenheit, weitestgehend auf die Gesamtöffnungszeiten. Das kleinere Zeitfenster vieler
Kinder und Jugendlicher bedingt, dass sehr viele Besucher_innen nahezu zeitgleich ab 16 Uhr die
Einrichtung aufsuchen, um die für sie noch verbleibende Öffnungszeit zu nutzen.
Bedingt entgegengewirkt wurde/wird dem vorherrschenden Platzmangel im offenen Betrieb mittels:
 der Nutzbarmachung des hinteren Teils des Außengeländes (Okt. 2011;
Minigolf), das nun deutlich häufiger zum Spielen sowie zum Verweilen genutzt
wird als in der Vergangenheit. Allerdings beschränkt sich dies weitestgehend auf
die wärmeren Monate.
 die Verstärkung hinausreichender Angebote je nach Wunsch und Bedarf auf
dem Käpt'n Blaubär Spielplatz, wie z.B. Streetsoccer oder Basketball.
 der „Überführung“ älterer Jugendlicher in den Jugendstadtteilladen Hobrecht83
(Outreach) in der Hobrechtstraße (Donaukiez)
 dem QM Projekt „Kinder- und Elterntreff kooperativ“ (bis Ende 2012) mittels dem einige temporär
begrenzte
Projekte,
Angebote
und
Workshops
(z.B.
Olympia
im
Flughafenkiez,
Herbstferienprogramm, Graffitiprojekte, etc.) auch aus dem
Blueberry in den Sozialraum ausgelagert werden konnten.
Da ein großer Teil dieser Projekte aber nur in zeitlich
begrenztem Rahmen stattfindet (z.B. Ferienprogramm), ist
der Kinder-, Jugend- und Elterntreff im sonstigem
Normalbetrieb weiterhin stark frequentiert.
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2.2. Projektarbeit und Gruppenangebote
Analog zum offenen Betrieb finden feste, regelmäßige Angebote im Blueberry statt, an denen jeder, der
Interesse hat, teilnehmen kann (einige wenige Ausnahmen sind hierbei die Fußballteams, die einen festeren
Charakter haben und selten auch bestimmte Projekte mit einer begrenzten Anzahl an Teilnehmer_innen
(z.B. bestimmte Kreativangebote oder Koch Workshops)). Während die Arbeit im offenen Bereich u.a. einen
wichtigen Beitrag zum Aufbau einer Beziehungs- und Vertrauensgrundlage leistet, werden über die
Angebote Kinder und Jugendliche in ihrer individuellen und sozialen Entwicklung, ihren Kompetenzen und
Potentialen
gefördert,
bzw.
wird
negativen
Tendenzen
entgegengewirkt.
Mittels
diverser
Partizipationsmöglichkeiten (z.B. Vollversammlungen) können die Kinder und Jugendlichen sowohl auf das
Angebot, als auch dessen Inhalte aktiv einwirken. Im Rahmen der jeweiligen Angebote haben die
Teilnehmer_innen zudem oft nochmals die Möglichkeit differenzierter auf die Inhalte einzuwirken: So
bespricht z.B. der Mädchentag monatlich sein Programm, es finden Teamabende der Fußballer_innen statt,
etc. Die Angebote sind maßgeblich an den Interessen,
Wünschen und Bedarfen der Zielgruppe orientiert. Dies
ist ein ganz wesentlicher Grund, warum die Angebote
von
vielen
Kindern
und
Jugendlichen
gerne
wahrgenommen werden. Da es „ihre“ Angebote sind,
fällt die Förderung sozialer Kompetenzen im Rahmen
der Angebote wesentlich leichter, als in einem
oktroyierten Kontext und die Wirkung ist nachhaltiger.
Mo. - Fr. ab 14:00 Uhr
Tägliche Hausaufgabenbetreuung
Angebotsinhalt/Ziele:
•
Entgegenwirken schulischer Lern- und Leistungsdefizite
Projektverlauf Berichtszeitraum:
Nach wie vor sind z.T. massive schulische Defizite zu erkennen, denen im Rahmen der täglichen Hausaufgabenhilfe nur mühsam
entgegengewirkt werden kann. Selten reichen hierfür zeitliche und personelle Ressourcen aus, da i.d.R. eine Einzelbetreuung
notwendig ist. So nehmen auch einige bulgarische und kurdische Kinder, die erst vor kurzem nach Deutschland gekommen sind,
die Hausaufgabenhilfe wahr, mit denen fast ausschließlich auf türkisch kommuniziert werden kann. Hierzu gesellen sich einige
Kinder, die bereits die dritte Klasse besuchen, aber nur mit großen Problemen lesen oder schreiben können. In allen
Altersklassen, am häufigsten im Grundschulalter, zeigen sich z.T. massive Konzentrationsschwierigkeiten. Auch die Aufnahme und
das Verstehen von Texten fällt vielen Kindern schwer: So kann oft kurz zuvor Gelesenes nicht wiedergeben werden. Oft müssen
über die eigentliche Hausaufgabenzeit (14:00 bis 15:00 Uhr (Winter), bzw. 15:00 bis 16:00 Uhr) hinweg die Schularbeiten im Büro
fortgesetzt werden, was sich aufgrund der mangelnden zeitlichen, personellen und räumlichen Ressourcen oft als schwierig
erweist.
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Di
15:00 bis 18:30 Uhr
(i.d.R. Turnhalle)
Jungenfußballteam (Training)
.
Angebotsinhalt/Ziele:
•
Raum für Bewegungssport, der ansonsten im Kiez nur unzureichend gegeben ist
•
kostenlose Alternative zum Vereinssport
•
Aktivierung und Motivierung
•
Förderung sozialer Kompetenzen, insbesondere Teamfähigkeit, Zusammengehörigkeit, respektvoller Umgang,
Verantwortungsbewusstsein
•
Förderung von Regelakzeptanz
•
Kanalisierung von Aggressionen und Frust, Entgegenwirken negativer Tendenzen
•
neue Perspektiven, u.a. durch Vermittlung und Begleitung zu Probetrainings von Vereinen
•
Teilnahme an der Neuköllner Jugendclubliga „Champions Neukölln“, zahlreiche Turniere und Freundschaftsspiele
•
gemeinsame erlebnisorientierte und sportbezogene Ausflüge, z.B. zum Spitzenspiel Hertha BSC vs. Bayern München am
17.03.2012
•
Schaffung neuer/anderer Perspektiven
.
Projektverlauf Berichtszeitraum:
2011 schied ein großer Teil der Spieler altersentsprechend aus dem Jungenfußballteam aus, die über mehrere Jahre hinweg
zusammen bei den „Blueberry Legends“ spielten. Nach einer Umstrukturierungs- und Rekrutierungsphase Ende 2011, Anfang
2012 fand sich im ersten Quartal 2012 wieder eine feste Kernmannschaft.Die neue Generation von Spielern ist z.T. bis zu sechs
Jahre jünger, als die Spieler des vergangenen Teams. Hierdurch werden auch direkte Vergleiche zwischen den Generationen von
Spielern möglich: Viele der 9- bis 14jährigen Spieler sind heute insgesamt weniger sportlich aktiv, als die Generation zuvor, die
einen großen Teil ihrer Freizeit in den „Fußballkäfigen“ verbracht hat. Die neuen Spieler sind zwar hochmotiviert in einem Team
Fußball zu spielen, kommen neben dem Schulsport aber kaum einer sportlichen Freizeitbetätigung nach. Hin und wieder kicken
sie gerne in einem „Fußballkäfig“, was allerdings ein untergeordnetes Hobby hinter zahlreichen oft wenig bewegungsintensiven
Hobbys ist (z.B. Playstation, Internet, Facebook, etc.). Dank ihrer Begeisterung für das Fußballteam greifen die Spieler im
Blueberry mittlerweile zunehmend häufiger lieber zum Ball als zum Playstation Controller, dennoch sind deutliche Defizite zu
erkennen.
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Mi
14:00 bis 19:00 Uhr
(Küchenraum)
Kreativ- und Basteltag
.
Angebotsinhalt/Ziele:
•
Malen, zeichnen, basteln, werken, T-Shirt Druck, Graffiti, etc.
•
Entdecken und Förderung kreativer Potentiale
•
Förderung der Teamfähigkeit und sozialem Miteinander durch gemeinsames kreatives Arbeiten an Projekten
•
Förderung von Ich-Stärke und Individualität durch Entdecken und Ausleben kreativen Potentials
.
Projektverlauf Berichtszeitraum:
Wenngleich in der offenen Freizeitgestaltung eher die Mädchen einer kreativen Beschäftigung nachkommen als die Jungen zeigt
sich am Kreativ- und Basteltag stets ein Geschlechter-ausgewogenes Bild. Ein wesentlicher Grund hierfür ist die Berücksichtigung
der Wünsche, Interessen und Lebenswelt der Besucher_innen im Rahmen des Angebotes. In der gemeinsamen Planung der
anstehenden Kreativtage wird stets ein Angebot gefunden, was den Interessen beider Geschlechter entspricht. 2012 wurden
besonders viele Outdoor-Kreativangebote auf dem Außengelände der Einrichtung initiiert, wie z.B. Stencils und Graffiti sprühen.
Umrahmt wurde der Bastel- und Kreativtag von zahlreichen Kurzprojekten in Kooperation mit Künstler_innen aus dem
Flughafenkiez (QF3 „Kinder- und Elterntreff kooperativ“) und Workshopreihen, wie dem QM-finanzierten Graffitiworkshop mit
den Streetartkünstlern Akte One und Pekor (QF2).
Der Kreativ- und Basteltag kann mitunter auch als Reflexions- und Ausdrucksmöglichkeit fungieren: So wurden die
Unterhaltungen mit Kindern über den Hungerstreik von Asylsuchenden vor dem Brandenburger Tor vom Bastel- und Kreativtag
aufgenommen und in ein Kreativprojekt verwandelt: Die Kinder schrieben zahlreiche Briefe, auf deutsch und auf türkisch, an die
Flüchtlinge und malten Bilder. Hierin äußerten viele ihr Mitgefühl, erzählten von Erfahrungen, die sie selbst oder ihre Familien
gemacht haben und sprachen den Menschen Mut zu. Zusammen mit einem Banner, das die Kinder malten, wurden die Briefe im
Oktober 2012 den Flüchtlingen übergeben und ein Artikel für die Jugendstadtteilzeitung FluZe geschrieben.
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Do
15:00 bis 18:30 Uhr
(i.d.R. Turnhalle)
Mädchenfußballteam (Training)
.
Angebotsinhalt/Ziele:
•
s. Jungenfußballteam (Training)
•
Aufbrechen von Rollenklischees („Fußball ist Männersport“)
.
Projektverlauf Berichtszeitraum:
Im Berichtszeitraum wurde ein Ligaspielbetrieb für Mädchen im Rahmen der „Champions Neukölln Jugendklubliga“
aufgenommen. Genau wie im Ligabetrieb der Jungen richtet auch bei den Mädchen jeder Jugendklub einmal pro Saison einen
Spieltag aus, in dessen Rahmen die Teams der unterschiedlichen Jugendtreffs gegeneinander antreten. Anders als bei den Jungen
wird analog zum Turnier der Mädchen zudem thematisch gearbeitet: So gibt jeder Spieltagveranstalter ein Thema vor, für dessen
Bearbeitung die jeweiligen Teams Fairplaypunkte erhalten. So war z.B. das Thema der „Blueberry Girlz“ Gleichberechtigung von
Mädchen und Jungen..
Im 2. Halbjahr 2012 verjüngte sich, ähnlich wie bei den Jungen, auch das Team der Mädchen: Die Altersspanne liegt zum
Abgabetermin bei etwa 9 bis 12 Jahren.
Besondere Problem- und Konfliktlage im Berichtszeitraum:
Beschreibung
Problemlage
Ziele
Was wurde erreicht
Was wurde nicht erreicht
Anzahl: 6
MGH: arabisch
Teilnahme am Training,
vor allem aber an
Turnieren vom
Elternhaus,
insbesondere wegen
männlicher Zuschauer,
verboten
Mädchen stärken, vor
allem hinsichtlich
Individualität, Ich-Stärke
und Entwicklung eigener
Perspektiven
Mädchen entwickeln
zunehmend ihre eigene
Meinung, wenngleich sie
diese nicht immer
gegenüber den
Eltern/Familien
durchsetzen können
2 Mädchen wird die
Teilnahme am Training und
an Turnieren weiterhin
untersagt; außer
Schulsport kein Sport
mehr; Mädchen müssen
zuhause „Frauenrolle“
übernehmen und (zu) viel
im Haushalt mitarbeiten;
Sport gilt nicht als
Betätigungsfeld für
Mädchen
mehr Freiheit für die
Mädchen erreichen
Gespräche mit
Eltern/Familie suchen
größtenteils erfolgreiche
Gespräche mit den Eltern
Mädchen dürfen am
Training teilnehmen,
allerdings nicht immer an
Turnieren
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Do
14:00 bis 19:00 Uhr
(i.d.R. Im Büro)
Rap Workshop
.
Angebotsinhalt/Ziele:
•
Förderung von Reflexionsfähigkeiten (Reflexion von Lebenswelt, Problemen, Alltag, etc.)
•
Ausdrucksmöglichkeiten finden
•
Förderung von Entwicklung neuer Perspektiven und Blickwinkel
•
Förderung von Ich-Stärke und Individualität
•
Förderung von Sprachkompetenzen
•
Aufnahme eigener Songs in (semi-) professionellen Studios (z.B. Alte Feuerwache Kreuzberg)
•
Präsentationsmöglichkeiten bei zahlreichen Auftritten im Jahr
.
Projektverlauf Berichtszeitraum:
Rap ist eine der beliebtesten Musikrichtung vieler Kinder und Jugendlicher des Blueberry. Hierbei ist besonders „Gangster Rap“
beliebt, dessen inhaltlichen Übertreibungen und Provokationen nicht immer, vor allem von den Jüngeren, als solche erkannt
werden. Der Rap Workshop bewegt sich hiervon abseits und greift die Aspekte der Toleranz und des Respekts der HipHop Kultur
auf. Inhaltlich beschreiben die Rap Texte der Kinder und Jugendlichen häufig eigenes Wiederfahrendes aus dem direktem Umfeld,
sie erzählen „von der Straße“, unglückliche Liebe, Problemen und Konflikten. Das Schreiben der Texte fördert und fordert die
Fähigkeit Wiederfahrendes zu reflektieren, aus neuen Blickwinkeln zu betrachten und auf einer musikalisch-poetischen Ebene
wiederzugeben. Neben den zahlreichen Auftritten im Jahr verschaffen insbesondere eigene Aufnahmen im professionellen
Rahmen eines Studios eine Anerkennung. Hierzu besuchte der Rap Workshop in 2011 und 2012 das Tonstudio des Yo!22
(Outreach) und der Alten Feuerwache in Kreuzberg, wo die Kinder und Jugendlichen ihre Tracks aufnehmen konnten, die auf der
eigenen CD „Wenn es brennt – Neuköllns Jugend rappt; Vol. 1“ veröffentlicht wurden. Zu der Blueberry Kinder- und Jugend
HipHop Bühne zu 48h Neukölln gesellten sich in 2012 Auftritte u.a. auf dem Flughafenkiezfest, auf der 20 Jahre Outreach – Feier
oder dem „Rap meets 3. Berliner Flutlichtbolzplatzcup 2012“, der in Kooperation mit WeFuVe e.V. auf dem „Schierker“
(Schierkerstr.; Körnerkiez) initiiert wurde.
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Fr
14:00 bis 19:00 Uhr
(i.d.R. Küchenraum)
Mädchentag
.
Angebotsinhalt/Ziele:
•
geschützter (Frei-) Raum für Mädchen
•
u.a. geschlechtsspezifische und thematische Arbeit
•
Stärkung von Identität (als Mädchen in der Gesellschaft), Förderung von Ich-Stärke, Individualität und
Selbstbewusstsein
•
Regelmäßige Gesprächsrunden (altersgerechte Aufklärung, „wie sage ich nein“, etc.)
•
Lebenswelt- und an den Wünschen und Interessen orientierte Gruppenangebote, wie z.B. Kreativprojekte, gemeinsam
kochen und essen, Ausflüge nur für Mädchen, etc. und der damit verbundenen Förderung sozialer Kompetenzen
.
Projektverlauf Berichtszeitraum:
Im ersten Halbjahr 2012 mussten aufgrund des Stundenplans der Betreuerinnen des Mädchenfußballteams und des
Mädchentages an der Alice-Salomon-Hochschule beide Mädchen-Projekte zunächst dienstags initiiert werden. Mit dem WiSe
2012/13 änderte sich dies wieder, so dass das Mädchentraining nun donnerstags und der Mädchentag freitags stattfindet.
Im Berichtzeitraum besuchten viele Mädchen den Mädchentag seltener in festen Gruppen, sondern zunehmender einzeln,
unverabredet und mitunter zu unterschiedlichen Zeiten. Dies erschwerte z.T. eine intensive thematische Mädchenarbeit. Eine
weitere Erschwernis stellt mitunter auch der analog zum Mädchentag stattfindende gemischte offene Betrieb im zweiten Raum
des Blueberry dar, da der Mädchentag hierdurch häufiger gestört wird. Der analoge Betrieb ist auf die Abstimmung der Kinder
und Jugendlichen auf der Vollversammlung zurückzuführen. Neben den Jungen stimmten auch die Mädchen in großer Mehrheit
hierfür, da zum einen die Einrichtung in der Vergangenheit ansonsten für die Jungen geschlossen blieb und zum anderen auch
viele ältere Mädchen der Einrichtung fernblieben, da der Mädchentag eher die Jüngeren anspricht. Neben der
geschlechtsspezifischen und thematischen Arbeit, Ausflügen, gemeinsamen Kochen, Kinotagen, kreativorientierten und
sportbezogenen Angeboten erstellten die Mädchen des Mädchentages auch ein eigenes Spiel, in dem Sexualität, Identität,
Diskriminierung, respektvoller Umgang, etc. thematisiert werden.
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Sa
11:00 bis 13:00 Uhr
(14tägig | Küchenraum)
Koch Workshop
.
Angebotsinhalt/Ziele:
•
Förderung von Teamfähigkeit
•
Aufbrechen von Rollenklischees („Frauen gehören in die Küche“)
•
Förderung neuer und anderer Perspektiven, Ich-Stärke und Individualität
.
Sa
Wunsch- und
bedarfsorientiert
Comp@ss Computerführerschein
.
Angebotsinhalt/Ziele:
•
Erwerb von Medienkompetenzen mit dem „späteren Kollegen“ Computer
•
Förderung von Kompetenzen im Umgang mit dem Internet hinsichtlich Gefahren, Cybermobbing, Straftatsbeständen,
etc.
.
Sa
17:00 bis 20:00 Uhr
(14tägig)
Teamabende des Mädchen- und des Jungenfußballteams
.
Angebotsinhalt/Ziele:
•
Förderung der Teamfähigkeit, Zusammengehörigkeit, auch durch gemeinsame Aktivitäten wie gemeinsam kochen,
Filmabende oder Ausflüge, z.T. sportbezogen oder mit erlebnispädagogischen Charakter (z.B. Kletterwald, Soccerworld)
•
Gesprächsrunden („Was macht ein Team aus“, etc.)
.
Sa
mind. 1 x monatlich
Ausflüge „Know your City“
.
Angebotsinhalt/Ziele:
• Mittels Ausflügen soll Lokalismus überwunden und ein Blick über den Neuköllner „Tellerrand“ geworfen werden
•
Mitunter Förderung von sozialer Entwicklung und Kompetenzen (z.B. Ich-Stärke, Teamfähigkeit), beispielsweise durch
erlebnisorientierte Ausflüge (z.B. Kletterwald); Schaffung einer handlungs- und erlebnisorientierten Lernkultur
.
f
Beispiel: die Wochenenden im Juni 2012
Sa. 02.06. // Jungenfußballturnier auf dem Blaubär Bolzplatz im Rahmen der Champions Neukölln Jugendklubliga
So. 03.06. // Ausflug zur Berliner Streetdance Meisterschaft
Sa. 09.06. // Ausflug zur YOU Messe
Sa. 16.06. // Jungenfußballturnier bei der „Waschküche“ im Rahmen der Champions Neukölln Jugendklubliga
Sa. 16.06. // Kinder- und Jugend HipHop Open Air auf dem Außengelände des Blueberry zu 48h Neukölln
Sa. 23.06. // Grillfeier und Lagerfeuer im Garten des Blueberry
Sa. 30.06. // Streetsoccer Turnier mit 8 Teams auf dem Bolzplatz des Boddinspielplatzes
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2.3. Mobile Jugendarbeit
Mobile Jugendarbeit im Flughafenkiez
Streetwork
Hinausreichende Angebote
Kurzbeschreibung:
•
täglich von bis zu 2 Stunden Dauer
•
wichtige Wegpunkte: Käpt'n Blaubär Spielplatz,
Neuköllner Arcaden, Boddinplatz
Wesentlicher Inhalt:
•
Kontaktaufnahme und -pflege, insbesondere zu den
aus dem Blueberry herausgewachsenen älteren
Jugendlichen
•
Knüpfung von Erstkontakten zu Kindern und
Jugendlichen und Aufbau einer Beziehungsgrundlage
•
Unterstützungsbedarfen bereits im öffentlichen Raum
nachkommen, Konflikt- und Problemlagen vor Ort
begegnen
Erreichtes:
Zu vielen aus dem Blueberry Inn herausgewachsenen
Jugendlichen wird nach wie vor ein ausgezeichneter Kontakt
gepflegt. Hierzu zählen auch die Mitglieder der „AGB“
(Ausländische Gangsterbande), einer nicht mehr existenten
Gang aus dem Flughafenkiez. Neuere Gangaktivitäten in einer
vergleichsweise organisierten Form gab es im Berichtszeitraum
nicht. Dennoch gibt es lose Cliquen, die z.T. aus Langeweile
gemeinschaftliche Straftaten wie Körperverletzung und
räuberische Erpressung („abziehen“) begehen und teilweise
illegale Rauschmittel (Marihuana) konsumieren. Zu vielen dieser
Kinder und Jugendlichen besteht ein sehr guter Kontakt, sowie
auch zu Anwohner_innen und Gewerbetreibenden, so dass
bereits häufig in Konfliktsituationen erfolgreich interveniert und
vermittelt werden konnte.
Auch in den Neuköllner Arcaden suchen kleine, eher jüngere,
lose Cliquen „Stress“ mit den Security Mitarbeitern oder
verhalten sich bewusst provozierend in der Bibliothek. Der
Bibliothek wurden unsere Kontaktdaten übergeben, so dass sich
die Mitarbeiter_innen im Bedarfsfall an das Blueberry wenden
können. Zudem ist die Bibliothek in die Streetworkrundgänge
eingebunden.
Kurzbeschreibung:
•
bedarfs-, interessen- und wunschorientiert auf dem
unmittelbar am Blueberry liegenden Käpt'n Blaubär
Spielplatz und im Rahmen einer QM Finanzierung
mittwochs und samstags auf Boddinspielplatz
Wesentlicher Inhalt:
•
wunsch- und interessensorientierte Freizeitangebote
bereitstellen über die Kompetenzen gefördert werden,
bzw. negativen Tendenzen entgegengewirkt wird
•
Über Angebote Kontakte knüpfen und pflegen,
Vertrauens- und Beziehungsgrundlagen aufbauen
•
Mobiler Ansprechpartner bei Hilfe- und
Unterstützungsbedarfen sein
Erreichtes:
Mittels der hinausreichenden Angebote wurden im
Berichtszeitraum sehr viele derjenigen Kinder und Jugendlichen
erreicht, die von der sozialen Arbeit bislang kaum erreicht
wurden - jene, die einen großen Teil ihrer Freizeit im öffentlichen
Raum verbringen und soziale Einrichtungen eher sehr selten
aufsuchen. So gut wie gar nicht betrifft dies den Käpt'n Blaubär
Spielplatz, dessen Nutzer_innengruppe ziemlich deckungsgleich
mit der des Blueberrys ist, sondern vielmehr den
Boddinspielplatz. Hier konnte eine sehr gut ausgeprägte
Arbeitsgrundlage geschaffen werden, die es im Berichtszeitraum
ermöglichte einer Vielzahl von Hilfe- und Unterstützungsbedarfen zu begegnen. Darüber hinaus konnten viele der Kinder
und Jugendlichen an das Blueberry angebunden werden. Dies ist
ein wesentlicher Grund dass sich die einstige (teils auch
gewalthaltige) Rivalität zwischen „Boddin“ und „Reuter“ heute
kaum noch zeigt.
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Handlungsbedarfe:
Nach wie vor verbringen viele Kinder und Jugendliche einen großen Teil ihrer freien Zeit im öffentlichen Raum, die seltener oder
z.T. gar nicht von sozialer Arbeit erreicht werden, wenngleich zahlreiche Unterstützungs- und Hilfebedarfe bestehen. Mitunter
fallen die Kinder und Jugendlichen dort in ihrem Verhalten auf, sei es durch Gewalt, räuberische Erpressung („abziehen“),
Sachbeschädigung oder Diebstähle. Zudem sind Kinder und Jugendliche im öffentlichen Raum prekären Gefahren ausgesetzt:
Immer wieder gibt es im Neuköllner Norden Hinweise auf pädosexuelle Täter, die im öffentlichen Raum agieren, in den letzten
Jahren verlagerte sich ein großer Teil des Drogenhandels auf die U-Bahnhöfe, wo auch Kinder und Jugendliche von Dealern
angesprochen werden und nicht zuletzt werden Kinder und Jugendliche selber Opfer von Gewalt anderer Kinder und Jugendlicher.
Die mobile Arbeit ist daher ein außerordentlich wichtiges Handlungsfeld und -instrument der Jugendarbeit, dem 2013 noch mehr
Gewicht zukommen muss. U.a. wird diesem Handlungsbedarf mit einem QF3 Projekt begegnet werden („Verzahnung mobiler und
stationärer Arbeit“).
2.4. Partizipationsmöglichkeiten
Entsprechend dem §11 SGB VIII ist die Interessenorientierung sowie die Mitgestaltungs- und
Mitbestimmungsmöglichkeit der Kinder und Jugendlichen ein wichtiges Fundament der Arbeit im Blueberry.
Im offenen Bereich der Einrichtung trägt dies wesentlich dazu bei, dass die Besucher_innen das Blueberry
als ihre Einrichtung verstehen, mit der sie sich identifizieren und für die sie Verantwortung übernehmen,
was eine wichtige Grundlage für den respektvollen Umgang miteinander, die freiwillige (und bewusste)
Einhaltung von Regeln und Grenzen und das angstfreie Klima in der Einrichtung ist. Auch die Wunsch- und
Interessenorientierung der Gruppenangebote und
Projekte und die Möglichkeit mitbestimmend auf die
Inhalte einzuwirken trägt zu einer Identifikation mit
dem jeweiligen Angebot bei. Da hierdurch ein
solches als „ihres“ verstanden wird, fällt eine
Förderung von (sozialen) Kompetenzen wesentlich
einfacher und erzielt eine nachhaltigere Wirkung, als
dies in einem oktroyierten Kontext möglich wäre.
Partizipationsmöglichkeiten
Die Vollversammlungen sind das wichtigste Mitbestimmungsinstrument der Kinder und
Jugendlichen. Hier werden sowohl Interessen und Wünsche geäußert, als auch wichtige
Entscheidungen in Abstimmung getroffen. Die Vollversammlungen finden jeweils am Ende eines
Monats statt, ihre Ergebnisse werden in die am Anfang des Folgemonats stattfindenden
Teamsitzungen der Mitarbeiter_innen getragen.
Vollversammlungen
Neben der einleitenden offenen Runde, in der Ge- und Missfallen geäußert werden können und
den Abstimmungen über Veränderungen, Ausflugsziele oder Neuanschaffungen spielen Gespräche
und Austausch über wichtige aktuelle Themen eine wesentliche Rolle. So fand bspw. ein reger
Erfahrungsaustausch zum Thema Cybermobbing statt und es gab eine sehr lange Gesprächsrunde
anlässlich der tödlichen Messerattacke auf einen Jugendlichen in Neukölln, was für die
Verarbeitung und den Umgang mit der Situation für die Kinder und Jugendlichen äußerst wichtig
war.
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Den Kindern und Jugendlichen wird stets die Möglichkeit gegeben auf die meisten Inhalte der
Gruppenangebote im Rahmen der Angebote selbst einzuwirken. So planen u.a. die
Partizipationsmöglichkeiten
Teilnehmer_innen des Mädchentages oder des Kreativtages an jedem Monatsanfang ihr
im Rahmen der
Programm gemeinsam. Die Wunscheinbringungen der Kinder und Jugendlichen spielen z.B. am
Gruppenangebote
Kreativtag, im Koch Workshop oder bei den Fußballteams (Teamabende) eine entscheidende
Rolle.
Gespräche
Ein wichtiges Instrument der Teilhabe, aber auch der ständigen Reflexion unserer Arbeit, sind die
offenen Gespräche. Kinder und Jugendliche sprechen uns jederzeit an und äußern ihre Wünsche
und ihre Kritik.
Lob- und Kummerkasten
Mithilfe des Lob- und Kummerkastens können sich die Kinder und Jugendlichen anonym äußern.
Dieser Möglichkeit wird so gut wie gar nicht mehr nachgekommen, was als Indiz gewertet werden
kann, dass ein Klima vorherrscht in dem die Mitarbeiter_innen stets offen angesprochen werden
können, den Kindern und Jugendlichen zugehört wird und diese sich ernst genommen fühlen.
2.5. Intensive Einzelfälle
Im Berichtszeitraum gab es vielfach intensive Unterstützungs- und Hilfebedarfe von Kindern und
Jugendlichen, die über die ansonsten vorkommenden Bedarfe hinsichtlich Intensität hinausgingen. Einem
wesentlichen Teil konnte durch Einzelgespräche, Konfliktmediationen, Begleitung der Kinder und
Jugendlichen oder auch durch Gespräche mit den Eltern oder schulischen Mitarbeiter_innen bei gekommen
werden. Neben der Koordinierung von Handlungsbereichen und -möglichkeiten mit Mitarbeiter_innen des
Jugendamtes, Familien- und Einzelfallhelfer_innen hat sich bei Konflikten und Problemlagen auch die gute
Zusammenarbeit mit den Schulsozialarbeiter_innen bewährt.
Hierneben spielt bei der Begegnung intensiver Einzelfälle auch
das Sozialraumteam weiterhin eine wichtige Rolle, in dessen
Rahmen gemeinsam mit Familien trägerübergreifend, methodenpluralistisch und multiprofessionell
passende Unterstützungsstrukturen entwickelt werden. Ferner wird durch das regelmäßige, 14tägige
Zusammentreffen auch der Austausch mit den anderen Trägern und den Mitarbeiter_innen des
Jugendamtes intensiviert und wesentlich erleichtert. Als ein Beispiel hierfür konnte in einem der intensiven
Fälle in sehr guter Zusammenarbeit mit einer Mitarbeiterin des Jugendamtes (und Teilnehmerin am SRT)
nach mehreren gemeinsamen Hausbesuchen eine Familie von der Notwendigkeit einer Hilfe zur Erziehung
überzeugt werden und das Kind zusätzlich in sozialpädagogische Betreuungsprojekte in seiner Schule
eingebunden werden. Da mit der eingesetzten Familienhelferin auch im Sozialraumteam bereits gute
kollegiale
Beziehungen
aufgebaut
wurden,
fällt
eine
Koordinierung
der
verschiedenen
Handlungsmöglichkeiten der jeweiligen Institution nun wesentlich leichter.
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Eine zunehmende Rolle in der intensiven Einzelfallarbeit hat im Berichtszeitraum psychische Gewalt
eingenommen, insbesondere gegenüber den Mädchen. So „verlor“ die Einrichtung einige Mädchen, da in
den Familien, unabhängig davon, ob deutscher Herkunft oder mit Migrationshintergrund, ein Kindertreff
nicht als geeigneter Ort für diese verstanden wird, „weil da auch Jungs sind“. Stattdessen müssen oft viele
Mädchen (zu) viel im Haushalt aushelfen und haben nur noch wenige Möglichkeiten und Freiheiten ihre
Kindheit auszuleben. Dem Großteil dieser Problemlage konnte durch intensive Elterngespräche begegnet
werden. Perspektivisch muss analog zum gemischten Betrieb die Mädchenarbeit intensiviert werden, zum
einen um Mädchen in ihrer Ich-Stärke und Individualität zu fördern und zu stärken und um zum anderen
geschützte Räume für Mädchen zu schaffen, die auch von den Eltern als solche anerkannt werden.
Die noch immer hervorragenden Kontakte mit den älteren Jugendlichen und teils bereits jungen
Erwachsenen, ehemaligen Besucher_innen des Blueberry, bedingen, dass auch diese die Einrichtung häufig
immer noch als ersten Ansprechpartner bei massiven Konflikten und Problemlagen aufsuchen,
insbesondere hinsichtlich Problemen mit dem Gesetz, im öffentlichen Raum, persönlichen Krisen oder teils
massiven Konflikten und Problemlagen im Elternhaus.
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2.6. Netzwerke und Kooperationen
Netzwerke und Kooperationen im Berichtszeitraum
Kooperationsbereiche
Konkrete Partner
Angestrebte Ziele
Erreichte Ergebnisse
 Zusammenarbeit bei Kindern mit schulischen
Schulstation der
Problemen, wie Schuldistanz, Lern- und
Regelmäßiger Austausch
Hermann-Boddin-Schule
Leistungsdefiziten und Schulkonflikten
 regelmäßiger Austausch
Schulstation der
Karlsgarten Schule
Schulsozialarbeiter der
Adolf-Reichwein-Schule
Andere Kinder- und
Jugendprojekte und
Einrichtungen, andere
Träger
Austausch bei Bedarf
 u.a. gute Zusammenarbeit in einem
intensiven Einzelfall. Initiierung eines runden
Tisches mit einer Mutter, der Klassenlehrerin,
der Schulsozialarbeiterin und einer Erzieherin.
 Austausch bei Bedarf
Austausch bei Bedarf
 Zusammenarbeit bei Kindern und
Jugendlichen mit auffälligen Verhalten,
insbesondere in Bezug auf mangelnde
Konfliktlösungsstrategien.
 Initiierung eines runden Tisches mit dem
Sozialarbeiter und dem Schulleiter zum Thema
Cybermobbing.
 Austausch bei Bedarf
OUTREACH JSTL
Hobrecht83
 Regelmäßiger Austausch
Regelmäßiger Austausch
 gemeinsame Projekte und Ausflüge,
enge Zusammenarbeit
gemeinsame Kiezrundgänge und Streetwork
OUTREACH Yo!22
 Nutzung des Studios durch Rap Workshop,
Aufnahme eigener Tracks
Nutzung des Tonstudios
 Teilnahme an sportbezogenen Angeboten des
Yo!22, z.B. im Rahmen der Streetsoccer Tour
Alte Feuerwache
Kreuzberg
Nutzung des Tonstudios
We FuVe e.V.
Allgemeine
Jugendberatung AJB e.V.
Andere Neuköllner
Jugendeinrichtungen
Neuköllner
Jugendclubliga
Andere OUTREACH
Einrichtungen
 Nutzung des Studios durch Rap Workshop,
Aufnahme eigener Tracks
Gemeinsame
 Initiierung vom „Rap meets 3. Berliner
sportbezogene Projekte Flutlichtbolzplatzcup“ im Körnerkiez
Ressourcennutzung
Austausch
 Bereitstellung der Blueberry Ressourcen für
den Tag der offenen Tür des AJB
 Austausch (insbesondere in der der
Netzwerkarbeit),
 Nutzungsmöglichkeiten wahrnehmen und
bereitstellen (z.B. Minigolfanlage für andere
Einrichtungen),
 gemeinsames Wahrnehmen von Projekten
(z.B. im Rahmen des Ferienprogramms Olympia
im Flughafenkiez mit „Am Tower“)
 Gemeinsame sportliche Events mit Kindern
Teilnahme des Jungenund Jugendlichen anderer Einrichtungen
und des Mädchen Kontaktpflege zu anderen Einrichtungen,
fußballteams an der Liga
Netzwerkpflege und -ausbau
 Bereitstellung und Wahrnehmen von
Ressourcennutzung
Outreach Ressourcen,
kollegialer und fachlicher  kollegialer, fachlicher Austausch,
Austausch
 Regelmäßige Gesamtteam- und NeuköllnTeamsitzungen
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Quartiersmanagement
Arbeitsgemeinschaften
Netzwerkrunden
Vereine,
Nachbarschaftsinitiativen
und ähnliches
Quartiersmanagement
Flughafenstraße
Kooperationsvereinbarungen
Austausch
Sozialraumteam
(JA, Outreach, Diakonie)
Beratung von Familien
im Sozialraum
Fachlicher Austausch
Einrichtungsleiterrunde
JA
Informeller und
fachlicher Austausch
 Regelmäßige 14tägige Treffen i.d.R. im
Blueberry,
 Beratung von Familien
 Fachlicher Austausch, Erlernen neuer
Methoden
 Regelmäßige Treffen
 informeller und fachlicher Austausch
 Information aus Region, JA, BVV, etc.
Netzwerkrunde Bildung,
Schule, Jugend- und
Elternarbeit
Austausch
 Regelmäßige Treffen
 Austausch über Angebote/Inhalte,
Entwicklungen im Sozialraum und
Handlungsbedarfe
Cafétafel der Senioren
am Boddinplatz
Präsenz
Austausch
 Austausch über Konflikte, Handlungsbedarfe
und Entwicklungen rund um den Boddinplatz
Umweltconsulting Dr.
Hoffmann
Kooperationsprojekt
 Bau einer Kräuterspirale im Garten des
Blueberry über die Kleeberg Stiftung
BerlinBewegt e.V.
Kooperationsprojekt
 „Sportwoche“ mit den Kindern und
Jugendlichen des Blueberry in Zusammenarbeit
u.a. mit Amaro Foro, TuS Neukölln, Lowkick
Kickboxen für Mädchen, TiB Turngemeinde in
Berlin, etc.
Hermann-Boddin-Schule
Raumnutzung für
Sportangebote
Austausch bei Bedarf
 Turnhallennutzung 2 x wöchentlich
 Gespräche mit Lehrer_innen bei Bedarf
Karlsgarten Schule
Austausch bei Bedarf
 Gute Zusammenarbeit in einem intensiven
Einzelfall (s.o.)
 Gespräche mit Lehrer_innen bei Bedarf
Evangelische Schule
Raumnutzung
Austausch bei Bedarf
 Nutzung der Minigolfanlage des Blueberry
durch das Hort der ESN.
 Raumnutzungsmöglichkeiten für das
Blueberry in der Schule und dem Schulhof.
Otto-SuhrVolkshochschule
Raumnutzung
 Tägliche Nutzung der Räume des Blueberry
vormittags für Mütter-Deutschkurse der VHS
Diverse Künstler_innen
und Kreative
Gemeinsame Projekte
 Diverse Kreativprojekte, z.B. im Vorfeld von
48h Neukölln
Schulen
Akteure aus dem
Sozialraum
 QF3 Projekt „Mobile Kinder-, Jugend- und
Nachbarschaftsangebote am Boddinplatz“,
 QF3 Projekt „Kinder- und Elterntreff
kooperativ“,
 QF2 Projekt „Brandwandgestaltung“
(Graffitiworkshop)
 regelmäßiger Austausch u.a. über
Entwicklungen im Sozialraum und
Handlungsbedarfe
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2.7. Öffentlichkeitsarbeit
2.7.1. Öffentlichkeitsarbeit im Rahmen der Berichterstattung in der Jugendstadtteilzeitung FluZe
Berichterstattung in der FluZe 2012
Ausgabe
Berichte aus dem Blueberry
•
•
FluZe 1.12
•
•
•
•
•
•
FluZe 2.12
•
•
•
•
•
FluZe 3.12
•
•
•
•
•
FluZe 4.12
•
•
•
•
•
„Wünsch Dir was“ (Titelseite zum Thema Wünsche für 2012)
„Mächtig im Kommen: Mädchenfußball“
Neue Trikots für das Mädchenfußballteam
Bericht über die Vollversammlung
„So wirst Du Rapper!“
Mädchentag
Kiezfotoreportage
Vorbericht: Flughafencup 2012
„Der Juni: Hot Summer!“
Bericht über das Streetsoccer Turnier im Yo!22 in Kooperation mit Hertha BSC
Die Blueberry Kicker Liga
Kiezfotoreportage
„und was, wenn endlich Sommerferien sind?“ (Titelseite mit dem Thema
Sommerferien)
Flughafenkiezfest 2012: „Neukölln hat neue Stars!“
Vorbericht: Open Air zu 48h Neukölln
Kiezfotoreportage
20 Jahre Outreach
„Schule, Praktikum, Beruf – Hilfe gibt’s im Blueberry“
Graffiti Workshop mit Akte One und Pekor
Olympiade im Flughafenkiez
Kräuterspirale im Blueberry
Kiezfotoreportage
In der FluZe Extrabeilage: „Wenn ich groß bin. Kinder haben gute Gründe für ihren
Berufswunsch“
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2.7.2. sonstige Öffentlichkeitsarbeit und Öffentlichkeitsarbeit
durch und im Rahmen von Outreach
Seit mit der Neugestaltung der Internetseite www.outreachberlin.de auch für jedes Bezirksteam eine eigene Internetseite
bereitgestellt wurde gehört die Homepagepflege zum festen
Bestandteil der Öffentlichkeitsarbeit. Über die Outreach
Hauptseite oder unter www.blueberry-inn.de zu erreichen
finden sich auf der Neuköllner Webseite u.a. aktuellste
Neuigkeiten aus dem Blueberry, Kontaktmöglichkeiten sowie
Informationen zu der Einrichtung und dem Angebot.
Im Rahmen der AG Öffentlichkeitsarbeit von Outreach wurde seit 2011 an der Erstellung einer neuen
Outreach Broschüre gearbeitet, die 2012 berlinweit erschienen
ist. Für 2012 wurde zudem ein postkartengroßer Flyer des
Blueberry erstellt, der in einer Auflage von 5000 Flyern und
2500 Aufklebern erschien. Hierneben wurde auch für
Veranstaltungen
und
Projekte
öffentlichkeitswirksam
geworben, z.B. für die Kinder- und Jugend HipHop Bühne im
Rahmen von 48h Neukölln (250 Plakate).
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Einlegeflyer in der Outreach Berlin Broschüre
Ferner
ist
das
Blueberry
in
verschiedenen
Informationspublikationen vertreten, beispielsweise in der
Broschüre „Wohin in Neukölln“ oder dem „Bildungswegweiser
Flughafenkiez“. Hierneben wurde im Berichtszeitraum auch
mehrfach über Projekte und Veranstaltungen des Blueberry in
anderen Medien berichtet, wie z.B. der Flughafenzeitung, der
Homepage von Hertha BSC oder der Fußballfachzeitung FuWo
(Fußball-Woche). Einen zunehmenden Stellenwert in der
Ankündigung von Veranstaltungen und Projekten oder der
aktuellen Berichterstattung über Neuigkeiten nimmt Facebook
ein, nicht zuletzt aufgrund der Streuungsbreite unter den Usern
(„gefällt mir“, Beitrag/Foto „teilen“) und der unmittelbaren
Interaktionsmöglichkeiten („Kommentieren“).
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3. Resümee, Handlungsbedarfe und Perspektiven
Das Blueberry ist eine wichtige und etablierte Einrichtung in Nord-Neukölln, die hoch frequentiert ist. Trotz
einer dreistelligen Stammbesucher_innenzahl verbringen nach wie vor viele Kinder und Jugendliche einen
großen Teil ihrer freien Zeit im öffentlichen Raum, wo sie prekären Gefahren ausgesetzt sein können und
mitunter selber im Verhalten auffallen. Viele dieser Kinder und Jugendlichen werden schon jetzt im Rahmen
der mobilen Arbeit erreicht, die allerdings häufig abgetrennt und parallel zum Einrichtungsbetrieb
funktioniert. Im Rahmen einer QF3 Förderung ab 2013 wird daher ein Projekt initiiert, in dessen Rahmen
Streetwork, hinausreichende Angebote und stationäre Arbeit nahtlos miteinander verzahnt werden.
Hierdurch soll es wesentlich einfacher werden Kinder und Jugendliche an das Blueberry anzubinden, nicht
zuletzt um den zahlreichen Unterstützungs- und Hilfebedarfen intensiver begegnen zu können.
Der Flughafenkiez zeichnet sich (in negativer Hinsicht) durch seine dichte Bebauungsstruktur aus. Nur selten
wird diese - durch den Käpt'n Blaubär Spielplatz und den Boddinplatz - aufgerissen. Diese Freiflächen sind
nicht nur rar sondern auch vergleichsweise klein. Weder sind im Quartier große Freiflächen, wie z.B. im
Körnerkiez, noch die unmittelbare Nähe zu Großflächen, wie z.B. das an den Schillerkiez angrenzende
Tempelhofer Feld, gegeben. Da neue Flächen anstelle bestehender Bebauung wohl kaum realisierbar sind,
können stattdessen ungenutzte Flächen nutzbar gemacht werden. So ist z.B. das Außengelände des
Blueberry im Bereich der Minigolfanlage eingerahmt (und mit Zäunen abgetrennt) von einem ehemaligen
Parkplatz, der nicht mehr genutzt wird und einer zugewachsenen „Wildfläche“, die von Häuserrückseiten
eingekesselt und somit für die Bewohner_innen nicht erreichbar ist. Perspektivisch könnten
Nutzungsmöglichkeiten und -vereinbarungen überlegt werden, wodurch der Kinder-, Jugend- und
Elterntreff mitsamt dem angrenzenden Spielplatz zu einer kleinen „Oase“ im Kiez werden würde.
Im Berichtszeitraum stellten die männlichen Besucher des Blueberry zunehmend deutlich die Mehrheit.
Zwar besuchen insgesamt mehr Mädchen als im Vorjahr regelmäßig die Einrichtung, allerdings ist auch (und
stärker) die Besucherzahl der Jungen angewachsen. Im direkten Vergleich zum Vorjahresbericht entstand so
im prozentualen Gesamtbild eine Schere zwischen den Geschlechtern. Ein Grund hierfür liegt u.a. im
„Generationenwechsel“ in der Einrichtung, der die sich verändernde Altersstruktur im Flughafenkiez
widerspiegelt. Zunehmend besuchen jüngere Kinder das Blueberry, zumeist allerdings Jungen. Während
sich diese im Alter zwischen acht und zehn Jahren schon relativ frei im Kiez bewegen und regelmäßig die
Einrichtung aufsuchen dürfen, sind viele Mädchen in ihrem Bewegungsradius eingeschränkter. Nicht selten
umfasst ihr Bewegungsspielraum nur den Innenhof oder den Bürgersteig vor dem Haus. Hinzukommend
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durften im Berichtszeitraum einige Mädchen nicht mehr das Blueberry besuchen, „weil da auch Jungs sind“,
bzw. spezifische Mädchenangebote wie Mädchenfußball wahrnehmen, weil den Turnieren auch Jungen als
Zuschauer beiwohnen (könnten). Oft geht das elterliche Verbot einher mit der Gesamtbeschneidung von
Möglichkeiten und Freiheiten die Kindheit kindgerecht ausleben zu können. Häufig konnte dem mittels
intensiver Elterngespräche entgegengewirkt werden, allerdings nicht immer. Perspektivisch ist eine
Intensivierung der Mädchenarbeit analog zum gemischten Betrieb notwendig, in dessen Rahmen
geschützte Räume für Mädchen entstehen, die von den Eltern auch als solche anerkannt sind. Hierdurch
werden nicht nur sichere (Frei-) Räume für Mädchen geschaffen, sondern auch die Möglichkeit im Rahmen
geschlechtsspezifischer Arbeit Ich-Stärke, Individualität und soziale Kompetenzen zu fördern. Hierdurch wird
es den Mädchen verstärkt möglich ihre ganz eigene Stellung in den Familien, in denen teils antiquierte
Rollenbilder vorherrschen, in ihrer Lebenswelt und in der Gesellschaft zu finden und zu behaupten.
Das Blueberry Inn ist für Kinder, Jugendliche, Eltern und Familien des Sozialraums eine äußerst wichtige
Einrichtung bei Hilfe- und Unterstützungsbedarfen. Die Begegnung der teils prekären Konflikt- und
Problemlagen hat hohe Priorität in der täglichen Arbeit. Einigen anderen Problemlagen kann hingegen nicht
immer mit gleicher Intensität begegnet werden. So erweisen sich die Ressourcen des Blueberry - zeitlich,
personell und hinsichtlich der Einrichtungsgröße - häufigst als nicht ausreichend. So ist es oft notwendig,
aber nicht immer möglich, über den Zeitrahmen der täglichen Hausaufgabenbetreuung hinweg den teils
massiven schulischen Lern- und Leistungsdefiziten zu begegnen. Auch nicht jeder Streitsituation kann
adäquat begegnet werden. Bei nur zwei Räumen, die im täglichen Normalbetrieb von bis zu 80 Kindern
aufgesucht werden, ist lediglich das Büro ruhigerer Rückzugsort, um Konflikte zu schlichten oder
Hausaufgaben über den eigentlichen Zeitrahmen hinweg zu betreuen. Hierneben dient es aber auch der
Erledigung
von
Verwaltungstätigkeiten,
Elterngesprächen,
Unterstützungs-
und
Hilfegesuchen,
Bewerbungsschreiben, etc. Ferner ist es auch nicht immer möglich eine Arbeitskraft für eine individuelle
Betreuung zu entbehren, da diese dann in der eigentlichen Betriebsamkeit fehlt. Das Blueberry zeichnet
sich, nicht zuletzt aufgrund der mobilen Arbeit, insbesondere dadurch aus, dass Kinder und Jugendliche
sozialarbeiterisch erreicht werden, bei denen ein wesentlicher Handlungsbedarf gegeben ist und die
ansonsten von anderen Institutionen kaum oder gar nicht erreicht werden. Hierdurch ist die Einrichtung
aber auch äußerst „lebendig“, allerdings nicht immer im positiven Sinne: So sei insbesondere auf die teils
wenig ausgeprägten Konfliktlösungsstrategien einiger Kinder und Jugendlicher hingewiesen sowie auf die
teils mangelhafte Ausbildung sozialer Kompetenzen. Gewalt, unnachgiebig der „Stärkere“ sein, „seinen
Mann stehen“, gilt oft als adäquate Konfliktlösungsstrategie einiger Kinder und Jugendlicher. Die eigene
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Machtposition zu behaupten, sich vermeintlich selbst aufzuwerten in dem „nach unten“ getreten wird, ist
oft ausgeprägter, als einem „Schwächerem“ unterstützend zur Seite zu stehen und zu helfen. Diejenigen, die
andere zum „Opfer!“ machen, nutzen ihre Freiräume nicht selten als Ventil, da sie in den sonstigen
Machtgefügen ihrer Lebenswelt oft genug selber höherer Gewalt unterliegen. So kann es das Elternhaus
sein, in dem patriarchalisch „die Macht“ des Familienoberhauptes als „Gesetz“ gilt, die Schule, die aufgrund
von Überforderung oft „von oben herab“ sanktioniert, die Straße, auf der sich am häufigsten die
durchsetzen, die am stärksten sind und es kann auch die Gesellschaft sein, die vorlebt, dass Erfolg nur mit
dem Ellenbogen zu erreichen ist. Häufig wird erlebt, dass Stärke und Macht ein scheinbares Nonplusultra
sind. Das Blueberry bildet hierzu eine Gegenwelt: Die Einrichtung gilt für die Kinder und Jugendlichen als ein
angstfreier Ort, in dem Respekt und Verantwortungsbewusstsein ausgeprägt sind. Dieses Klima wird von
den Kindern und Jugendlichen selbst geschaffen. Mittels der Partizipationsmöglichkeiten erfahren sie
Verantwortung, die Einrichtung wird zu „ihrem“ Treff mit Angeboten, die ihren Wünschen und Interessen
entsprechen, die sie mitgestalten und auf die sie einwirken können. Hierdurch werden es „ihre“ Angebote,
die sie gerne wahrnehmen, so dass die Förderung sozialer Kompetenzen wesentlich erleichtert ist. Doch
soziale Kompetenzen und Stärken, die nachhaltig Bestand haben sollen, erfordern einen oft langwierigen
Entwicklungsprozess,
ebenso
die
Begegnung
von
teils
großen
Nachholbedarfen
in
der
Kompetenzenförderung.
In ihrer sonstigen Lebenswelt erfahren Kinder und Jugendliche nicht selten, dass mangelnder
Kompetenzenausprägung ausschließlich sanktionierend begegnet wird, soziale Kompetenzen werden
hierdurch aber kaum gefördert. Es ist einfacher den erwachsenen Zeigefinger zu heben, um mitzuteilen, was
richtig oder falsch ist, aber der Raum dieses Bewusstsein selbst zu erlernen ist hierdurch noch nicht
gegeben. Probleme werden nicht gelöst, wenn sie „weitergeschoben“ werden und nicht immer ist die
schnellste Lösung auch die beste Lösung. Nachholbedarfen effektiv begegnen, soziale Kompetenzen
nachhaltig zu fördern, präventiv zu arbeiten, Individualität und das Ich zu stärken ist zwar oft der längere
Weg, der aber Nachhaltigkeit und Wirksamkeit zum Ergebnis hat. In vielen Gesprächen wird oft nach
unmittelbaren, sofort messbaren Ergebnissen der Jugendarbeit gefragt. Gegenfrage: Was wäre das Ergebnis,
wenn es keine Jugendarbeit gäbe?
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