Sachbericht 2012
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Sachbericht 2012
OUTREACH BLUEBERRY INN - SACHBERICHT 2012 GskA gemeinnützige Gesellschaft für sozial-kulturelle Arbeit mbH | Outreach – Mobile Jugendarbeit Berlin Kinder-, Jugend- und Elterntreff Blueberry Inn | Reuterstr. 10 | 12053 Berlin | Tel.: (030) 606 90 598 | www.outreach-berlin.de Sachbericht 2011/2012 GskA mbH - Gemeinnützige Gesellschaft für sozial-kulturelle Arbeit Outreach – Mobile Jugendarbeit Berlin Kinder-, Jugend- und Elterntreff Blueberry Inn 1 OUTREACH BLUEBERRY INN - SACHBERICHT 2012 GskA gemeinnützige Gesellschaft für sozial-kulturelle Arbeit mbH | Outreach – Mobile Jugendarbeit Berlin Kinder-, Jugend- und Elterntreff Blueberry Inn | Reuterstr. 10 | 12053 Berlin | Tel.: (030) 606 90 598 | www.outreach-berlin.de Berichtszeitraum: 01. November 2011 bis 31. Oktober 2012 GskA mbH | Outreach – Mobile Jugendarbeit Berlin Kinder-, Jugend- und Elterntreff Blueberry Inn Reuterstr. 10 12053 Berlin Tel: (030) 606 90 598 Ralf Gilb [Projektleitung] Fax: (030) 606 90 598 Tel.: (030) 253 99 75 Mail: [email protected] Mail: [email protected] [email protected] Web: www.outreach-berlin.de 2 OUTREACH BLUEBERRY INN - SACHBERICHT 2012 GskA gemeinnützige Gesellschaft für sozial-kulturelle Arbeit mbH | Outreach – Mobile Jugendarbeit Berlin Kinder-, Jugend- und Elterntreff Blueberry Inn | Reuterstr. 10 | 12053 Berlin | Tel.: (030) 606 90 598 | www.outreach-berlin.de Inhalt 1. Allgemeine Angaben zu Einrichtung und Sozialraum 4 1.1. Konzept 4 1.2. Personelle Ausstattung 4 1.3. Öffnungszeiten 5 1.4. Platzzahl 6 1.5. Der Sozialraum Flughafenkiez 6 9 1.5.1. Sozialraumwahrnehmungen im Berichtszeitraum 1.5.2. Sozialraumwahrnehmung der Kinder im Rahmen der Jugendstadtteilzeitung FluZe 12 1.6. Beschreibung der betreuten Besucher_innen des Blueberry Inn im Berichtszeitraum 13 2. Jahresrückblick Berichtszeitraum 2011/2012 21 2.1. Offener Bereich 21 2.1.1. Allgemeiner Rückblick auf den Berichtszeitraum – Offener Bereich 21 2.1.2. Veränderungen im offenen Bereich 24 2.1.3. Betrachtung einiger ausgewählter Problem- und Konfliktlagen im offenen Bereich 26 2.2. Projektarbeit und Gruppenangebote 31 2.3. Mobile Arbeit: 38 2.4. Partizipationsmöglichkeiten 39 2.5. Intensive Einzelfälle 40 2.6. Netzwerke und Kooperationen 42 2.7. Öffentlichkeitsarbeit 45 2.7.1. Öffentlichkeitsarbeit im Rahmen der Berichterstattung in der Jugendstadtteilzeitung FluZe 45 2.7.2. sonstige Öffentlichkeitsarbeit und Öffentlichkeitsarbeit durch und im Rahmen von Outreach 46 3. Resümee, Handlungsbedarfe und Perspektiven 48 3 OUTREACH BLUEBERRY INN - SACHBERICHT 2012 GskA gemeinnützige Gesellschaft für sozial-kulturelle Arbeit mbH | Outreach – Mobile Jugendarbeit Berlin Kinder-, Jugend- und Elterntreff Blueberry Inn | Reuterstr. 10 | 12053 Berlin | Tel.: (030) 606 90 598 | www.outreach-berlin.de 1. Allgemeine Angaben zu Einrichtung und Sozialraum 1.1. Konzept Der Kinder-, Jugend- und Elterntreff Blueberry Inn ist eine Einrichtung der Jugendarbeit entsprechend § 11 SGB VIII. Die im September 2007 vorgelegte Konzeption der Einrichtung wurde im Berichtszeitraum unverändert beibehalten. Gültigkeit hat des weiteren der Leistungsvertrag zwischen dem Bezirksamt Neukölln von Berlin, Abteilung Jugend und der GskA gemeinnützigen Gesellschaft für sozial-kulturelle Arbeit mbH, Projekt Outreach – Mobile Jugendarbeit Berlin. 1.2. Personelle Ausstattung Im Berichtszeitraum, vom 01. November 2011 bis zum 31. Oktober 2012, bestand das Team des Blueberry aus drei bei der GskA mbH, Träger des Projektes Outreach, angestellten Mitarbeitern: Bei der GskA mbH beschäftigte Mitarbeiter Jens Schielmann Dipl. Sozialarbeiter/Sozialpädagoge Rahim Yildirim Pädagogischer Mitarbeiter Nihat Karatoprak Pädagogischer Mitarbeiter Der Kinder-, Jugend- und Elterntreff wird seit dem 16. Februar 2010 von Jens Schielmann, Diplom Sozialarbeiter/-pädagoge (FH), geleitet. Herr Schielmann ist seit nunmehr sieben Jahren als Sozialarbeiter im Neuköllner Flughafenkiez tätig und verfügt zudem über eine Ausbildung zum Schulmediator. Herr Rahim Yildirim ist seit dem 01. September 2011 fester pädagogischer Mitarbeiter im Blueberry Inn, blickt aber bereits auf eine mehrjährige berufliche Verbundenheit mit dem Projekt Outreach im Rahmen diverser Projekt- und Honorartätigkeiten zurück. Herr Nihat Karatoprak fungiert ebenfalls als pädagogischer Mitarbeiter im Projekt Outreach – Mobile Jugendarbeit und ist zudem durch seine langjährige Streetworktätigkeit in Nord-Neukölln bekannt. Herr Yildirim und Herr Karatoprak sind beide gebürtige NordNeuköllner, was eine zusätzliche, wichtige Ressource in der Arbeit darstellt. 4 OUTREACH BLUEBERRY INN - SACHBERICHT 2012 GskA gemeinnützige Gesellschaft für sozial-kulturelle Arbeit mbH | Outreach – Mobile Jugendarbeit Berlin Kinder-, Jugend- und Elterntreff Blueberry Inn | Reuterstr. 10 | 12053 Berlin | Tel.: (030) 606 90 598 | www.outreach-berlin.de Zum Abgabetermin des Sachberichtes sind im Blueberry Inn darüber hinaus zwei ehrenamtliche Mitarbeiter_innen und neun nebenberufliche Honorarkräfte beschäftigt, die großteils Studierende der sozialen Arbeit sind. Diese sind jeweils einmal wöchentlich tätig und initiieren u.a. kreativorientierte, jugendkulturelle, sportbezogene und medienpädagogische Angebote und Projekte in der Einrichtung. Drei der neun Honorarkräfte sind zudem verstärkt in der mobilen Jugendarbeit im Rahmen hinausreichender Angebote tätig. Durch das Jugendamt finanzierte Kräfte Durch „Soziale Stadt“ (QM) finanzierte Kräfte Anzahl Tätigkeit Weiblich Männlich Anzahl Tätigkeit Weiblich Männlich 2 Ehrenamt 1 1 9 Honorar 5 4 Die multiethnische, multiprofessionelle und aus unterschiedlichen Kulturen und Subkulturen stammende Zusammensetzung des Blueberry Gesamtteams hat sich im Berichtszeitraum bewährt. Der Zugang zu den unterschiedlichen Geschlechtern, Altersgruppen, jungen Erwachsenen, Eltern und Familien im Stadtteil wird so immens erleichtert, unterschiedliche Rollenvorbilder werden geliefert und sehr gut angenommen. Im Berichtszeitraum 01. November 2011 bis 31. Oktober 2012 haben zudem insgesamt zehn angehende Sozialarbeiter_innen sowie Erzieher_innen ein Praktikum im Rahmen ihrer Ausbildung im Blueberry absolviert, neun davon weiblich und einer männlich. 1.3. Öffnungszeiten Angepasst an den zunehmenden Ganztagsschulbetrieb waren bis in die Herbstferien 2012 die Öffnungszeiten des Blueberry montags bis freitags von 15 bis 20 Uhr und samstags von 12 bis 17 Uhr. Da zunehmend jüngere Besucher_innen die Einrichtung aufsuchen wurden mit Einbruch der „dunkleren“ Jahreszeit die Öffnungszeiten seit Mitte Oktober (bis Februar 2013) wieder auf 14 bis 19 Uhr vorverlegt. Die samstäglichen Öffnungszeiten von 12 bis 17 Uhr wurden beibehalten. Zwei Samstage im Monat öffnet das Blueberry anlässlich der Koch Workshops bereits um 11 Uhr, zudem gestalten die Fußballer und Fußballerinnen des Blueberry zweimal monatlich, samstags von 17 bis 20 Uhr, ihre Teamabende in der Einrichtung. 5 OUTREACH BLUEBERRY INN - SACHBERICHT 2012 GskA gemeinnützige Gesellschaft für sozial-kulturelle Arbeit mbH | Outreach – Mobile Jugendarbeit Berlin Kinder-, Jugend- und Elterntreff Blueberry Inn | Reuterstr. 10 | 12053 Berlin | Tel.: (030) 606 90 598 | www.outreach-berlin.de 1.4. Platzzahl Im Gebäude des Blueberry stehen etwa 64m² pädagogische Nutzfläche zur Verfügung, die Platzzahl beträgt 26 Plätze. In dem seit Mitte Mai 2010 nutzbaren Bauwagen finden zusätzlich ca. 4 bis maximal 6 Personen Platz. Durch den Bau der Minigolfanlage (Eröffnung am 01. Oktober 2011) wurden auch große Teile des Außengeländes nutzbar gemacht, die zuvor von Wildwuchs zugewuchert waren. Gerade in den Sommermonaten verbringen merklich mehr Besucher_innen Zeit auf dem Außengelände, was dem Platzmangel in der Einrichtung entgegenwirkt. 1.5. Der Sozialraum Flughafenkiez Das Blueberry Inn ist der einzige Kinder-, Jugend- und Elterntreff im Nord-Neuköllner Flughafenkiez. Die Einrichtung hat einen zentralen Standort in direkter Nachbarschaft zur Evangelischen Schule Neukölln und wird umrahmt von der Hermann-Boddin-Schule, der Karlsgartenschule und dem Albert-Schweitzer Gymnasium. Auch die zwei Kitas des Quartiers liegen nah bei der Einrichtung in der Erlanger Straße (Kita Lach & Krach), bzw. in der Reuterstraße (Kita Forum Soziale Dienste). Das Blueberry grenzt unmittelbar an den Käpt'n Blaubär Spielplatz, der im Rahmen hinausreichender Angebote eine bedeutende zusätzliche Ressource für die Einrichtung darstellt. Ferner nutzen gerade im Sommer viele Eltern den Spielplatz als Treffpunkt, während ihre Kinder auf dem Spielplatz spielen oder das Blueberry aufsuchen. So lassen 6 OUTREACH BLUEBERRY INN - SACHBERICHT 2012 GskA gemeinnützige Gesellschaft für sozial-kulturelle Arbeit mbH | Outreach – Mobile Jugendarbeit Berlin Kinder-, Jugend- und Elterntreff Blueberry Inn | Reuterstr. 10 | 12053 Berlin | Tel.: (030) 606 90 598 | www.outreach-berlin.de sich Elternkontakte erleichtert aufbauen und pflegen. In der Freizeitgestaltung der Kinder und Jugendlichen sind der Spielplatz und das Blueberry nahtlos miteinander verknüpft, so dass die im Blueberry übernommene Verantwortung der Zielgruppe für die Einrichtung häufig auch auf den Spielplatz übertragen wird/werden kann. Neben dem Fegen und der Entmüllung des Spielplatzes im Vorfeld von Veranstaltungen und Turnieren wurde im Juni 2012 zudem eine Spielplatzputzaktion des Blueberry mit Kindern, Jugendlichen, Eltern, Anwohner_innen und dem Quartiersmanagement Flughafenstraße mit Unterstützung der BSR unter dem Motto „Das ist unser Spielplatz – keine Müllkippe, kein Radweg, keine Kneipe, keine Drogen“ durchgeführt. Der Käpt'n Blaubär Spielplatz ist neben dem Sasarsteig und dem Boddinplatz einer der wenigen Orte, der die ansonsten dichte Bebauungsstruktur des Flughafenkiezes aufreißt. Ausschließlich der Käpt'n Blaubärund der Boddinspielplatz beherbergen in Form von „Fußballkäfigen“ Bewegungsmöglichkeiten für Kinder und Jugendliche, die allerdings aufgrund ihrer geringen Größe nur unzureichend für Bewegungssport geeignet sind. Jedoch gerade für Kinder stellen die beiden Spielplätze die einzige Spiel- und Sportfläche dar, da diese ansonsten so gut wie nie ihren unmittelbaren Sozialraum verlassen und andere Flächen wie die Hasenheide oder das Tempelhofer Feld aufsuchen. Neben den für Kindern und Jugendlichen zentralen Orten Boddin- und Käpt'n Blaubär Spielplatz sind insbesondere die in unmittelbarer Nähe zum Blueberry liegenden Neuköllner Arcaden Wegpunkt bei 7 OUTREACH BLUEBERRY INN - SACHBERICHT 2012 GskA gemeinnützige Gesellschaft für sozial-kulturelle Arbeit mbH | Outreach – Mobile Jugendarbeit Berlin Kinder-, Jugend- und Elterntreff Blueberry Inn | Reuterstr. 10 | 12053 Berlin | Tel.: (030) 606 90 598 | www.outreach-berlin.de Streetwork Rundgängen, da sie einen beliebten Verweilort der Nord-Neuköllner Kinder und Jugendlichen darstellen. Es wohnen laut dem Amt für Statistik 700 Berlin-Brandenburg 600 Menschen insgesamt 9492 im Planungsraum Flughafenstraße. 1832 Bewohner_innen 400 das der 100 Kiezes 0 Gesamtbevölkerung des 365 270 300 200 19,3% 598 500 sind hierbei zwischen 0 und 21 Jahren, entspricht 599 0-6 Jahre (Datenstand 31.12.2011). 6-14 Jahre 14-18 Jahre 18-21 Jahre g Tabelle Altersgruppen in absoluten Zahlen (Datenstand 31.12.2011) Altersgruppe Absolute Zahlen 06-07 68 07-08 74 08-10 159 10-12 155 12-14 142 14-15 89 15-18 276 18-21 270 Primäre Zielgruppe des Blueberry (8 bis einschließlich 15 Jahre) g Entsprechend genannter Statistik machen Menschen ausländischer Staatsangehörigkeit und Deutsche mit Migrationshintergrund insgesamt 57% der Bewohner_innen aus: g Tabelle Migrationshintergrund (Datenstand 31.12.2011) Migrationshintergrund (MHG) Absolute Zahl Prozentwert Berliner Durchschnitt Ausländische Staatsangehörigkeit 3687 38,8% 14,0% Deutsche mit MHG 1731 18,2% 12,5% Deutsche ohne MHG 4074 42,9% 73,5% Gesamtzahl der Bewohner_innen 9492 Hinsichtlich der Anzahl Kinder und Jugendlicher mit Migrationshintergrund kann lediglich auf einen Datenstand vom Dezember 2010 zurückgegriffen werden, wonach 87,4% der Kinder und Jugendlichen im 8 OUTREACH BLUEBERRY INN - SACHBERICHT 2012 GskA gemeinnützige Gesellschaft für sozial-kulturelle Arbeit mbH | Outreach – Mobile Jugendarbeit Berlin Kinder-, Jugend- und Elterntreff Blueberry Inn | Reuterstr. 10 | 12053 Berlin | Tel.: (030) 606 90 598 | www.outreach-berlin.de Flughafenkiez einen Migrationshintergrund haben (Monitoring Soziale Stadtentwicklung 2010). 1 Diesbezüglich ist auch auf einen Projektbericht von Britta Beck zu verweisen, wonach die Wahrscheinlichkeit, dass ein Kind trotz Migrationshintergrund die deutsche Staatsbürgerschaft besitzt, umso höher ist, je jünger das Kind ist.2 Der Flughafenkiez gilt laut Sozialstrukturatlas (2009) entsprechend der Skala „1 – niedrig belastetes Gebiet bis 7 – hoch belastetes Gebiet“ als hoch belastetes Gebiet. 3 1.5.1. Sozialraumwahrnehmung im Berichtszeitraum „Gentrifizierung“ Subjektiv betrachtet scheint ein Gentrifizierungsprozess in Nord-Neukölln in Gang gesetzt, der dem typischen Verlaufsmuster entspricht: „Wegen niedriger Mietpreise wie zunehmend attraktiver Lage werden einzelne Stadtteile für 'Pioniere' (Studenten, Künstler, Subkultur) attraktiv. Diese werten die Stadtteile durch kulturelle Aktivitäten auf und setzen einen Segregationsprozess in Gang. [...] Investoren sehen Chancen zur Wertsteigerung, Häuser und Wohnungen werden (teils systematisch) aufgekauft und restauriert, Szene-Clubs und Lokale entstehen – es steigen die Mieten, und finanziell schwache Alteingesessene wandern zunehmend ab.“4 Auch im Flughafenkiez scheint ein solcher Prozess anzuhalten: Nach wie vor ist der Kiez als Wohngebiet für junge Menschen, insbesondere Studierende und Künstler_innen, sehr beliebt und Szenecafés, -clubs und -lokale eröffnen. Der Kiez wandelt sich, erscheint sicherer und „bunter“, als noch in der Vergangenheit. Analog hierzu fühlen sich aber viele alteingesessene Bewohner_innen verdrängt, da auch die Mieten teils rasant ansteigen. Im Rahmen einer Studie der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung Anfang 2012 wird einem Gentrifizierungsprozess in Neukölln dennoch widersprochen: Hierin wird die Ansicht vertreten, dass eine Gentrifizierung erst dann einsetzt, wenn Bevölkerungsschichten mit einem niedrigerem Status durch Bevölkerungsschichten mit einem höherem Status/Einkommen ersetzt werden. Dies ist im Norden Neuköllns bislang nicht der Fall, da viele Zuziehende gegenwärtig nicht über ein höheres Einkommen 1 Vgl. http://outreach6.spinnenwerk.de/~outreach0815/fileadmin/user_upload/neukoelln/Blueberry_Inn/Sozialstruktur daten_2012.pdf 2 Vgl. Beck, B.; „Ressourcenaktivierende Familien- und Jugendarbeit im QM-Gebiet Flughafenstraße – Projektbericht“; 2010 3 Vgl. http://outreach6.spinnenwerk.de/~outreach0815/fileadmin/user_upload/neukoelln/Blueberry_Inn/Sozialstruktur daten_2012.pdf 4 Vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Gentrifizierung 9 OUTREACH BLUEBERRY INN - SACHBERICHT 2012 GskA gemeinnützige Gesellschaft für sozial-kulturelle Arbeit mbH | Outreach – Mobile Jugendarbeit Berlin Kinder-, Jugend- und Elterntreff Blueberry Inn | Reuterstr. 10 | 12053 Berlin | Tel.: (030) 606 90 598 | www.outreach-berlin.de verfügen. Dennoch wird eine eine teils massive Mietpreissteigerung seit 2009 im Rahmen der Studie festgestellt (z.B. im Schillerkiez um 24 %). 5 Vereinzelt sind die Mieten im Vergleich zu 2011 sogar um 40 % gestiegen und ein Quadratmeter Wohnraum kostet monatlich bis zu 12,50,- EUR. 6 Nach wie vor verlassen auch Familien unserer Besucher_innen den Flughafenkiez, wenn sie auf der Suche nach einer Wohnung sind und ziehen (vorrangig) in den Wedding, die Köllnische Heide und die Weiße Siedlung, obwohl sie gerne im Kiez geblieben wären. Zwei Familien verließen im Berichtszeitraum Berlin und zogen nach Brandenburg, bzw. nach Westdeutschland. Drogendealer Die Drogendealerszene, die in jüngster Vergangenheit insbesondere an den U-Bahnhöfen der U8 (Hermannplatz, Boddinstr., Leinestr. und Hermannstr.), vereinzelt aber auch am U-Bahnhof Rathaus Neukölln (U7) anzutreffen war hat sich im Berichtszeitraum weitestgehend auf den Bahnhof Hermannplatz eingependelt. Für viele Kinder gelten die Bahnhöfe Boddinstr. und Rathaus Neukölln aufgrund der noch vereinzelt anzutreffenden Drogendealer dennoch als „Angstorte“. Im Rahmen der mobilen Arbeit berichten auch Anwohner_innen und Gewerbetreibende rund um den Boddinplatz von Drogendealern, die in den Abendstunden auf dem Platz offen Drogen verkaufen. Spielplätze Im Berichtszeitraum ließ sich eine Vermüllung des Boddin- und Käpt'n Blaubär Spielplatzes feststellen, da die (immer weniger vorhandenen) Mülleimer überfüllt waren und seltener als zuvor geleert wurden. Grund hierfür sind die beschnittenen finanziellen und personellen Ressourcen des Natur- und Grünflächenamtes. Sowohl auf dem Boddinspielplatz als auch auf dem Käpt'n Blaubär Spielplatz wurde dem mit vom Blueberry initiierten Kiezputzaktionen begegnet, was aber keine langfristige Lösung darstellt. Bei Einbruch der Dunkelheit gelten die Spielplätze im Quartier weiterhin als „Angstorte“ der Kinder, da diese kaum über eine eigene Laternenbeleuchtung verfügen. Per Definition sind Spielplätze Grünanlagen, die einen Lebensraum für Tiere darstellen und daher nicht künstlich beleuchtet werden dürfen. 5 Vgl. http://www.tagesspiegel.de/berlin/mietpreise-und-sozialstruktur-gefuehlte-gentrifizierung-innordneukoelln/6323268.html 6 Vgl. http://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/wohnen-in-berlin-mietpreise-neukoelln-ist-das-neue-prenzlauerberg/7262806.html 10 OUTREACH BLUEBERRY INN - SACHBERICHT 2012 GskA gemeinnützige Gesellschaft für sozial-kulturelle Arbeit mbH | Outreach – Mobile Jugendarbeit Berlin Kinder-, Jugend- und Elterntreff Blueberry Inn | Reuterstr. 10 | 12053 Berlin | Tel.: (030) 606 90 598 | www.outreach-berlin.de Insbesondere der Käpt'n Blaubär Spielplatz gilt als „Angstort“, nicht zuletzt da dieser einen Verbindungsweg zwischen Reuterstr. und Karl-Marx-Str. darstellt. Neben der Dunkelheit fürchten viele Kinder auch ältere Jugendliche und Erwachsene, die hauptsächlich in den Abendstunden auf den Spielplätzen Alkohol und seltener auch Marihuana konsumieren. Beide Spielplätze des Kiezes liegen im Winter bereits in den Nachmittagsstunden im Dunkeln und bietet somit für viele Kinder nach Schulschluss keine Nutzungsmöglichkeiten mehr. Die „Fußballkäfige“ des Käpt'n Blaubär- und des Boddinspielplatzes beherbergen aufgrund ihrer Größe kaum ausreichende Bewegungsmöglichkeiten für Kinder und Jugendliche. Gerade für viele Kinder stellen diese jedoch eine der wenigen Bewegungsmöglichkeiten im Kiez dar, da sie ihren unmittelbaren Sozialraum seltenst verlassen, um andere Flächen wie die Hasenheide oder das Tempelhofer Feld aufzusuchen. Mittels den sportbezogenen Angeboten und Ausflügen des Blueberry kann dem nur bedingt entgegengewirkt werden. Auf dem Käpt'n Blaubär Spielplatz finden seit mehreren Monaten nur sehr langsam verlaufende bauliche Maßnahmen statt. So wurden bereits im Sommer viele Sitzmöglichkeiten des Spielplatzes mit Bauzäunen abgesperrt, erkennbare bauliche Maßnahmen wurden bislang aber nicht durchgeführt. Auch im Eingangsbereich Reuterstraße sind keine baulichen Fortschritte zu beobachten: Hier steht seit Monaten zur Sanierung eines Hauses ein Gerüst, welches von den Kindern häufig zum (gefährlichen) Klettern genutzt wird. Ob die Baumaßnahmen im auslaufenden Jahr 2012 überhaupt noch abgeschlossen werden ist mehr als fraglich. Sonstige Sozialraumwahrnehmungen: g nach wie vor werden die Bürgersteige, der Sasarsteig oder der Eingang zum Käpt'n Blaubär Spielplatz (Reuterstr.) zum Sperrmüll ablagern genutzt. Nicht selten wird der Sperrmüll zum Spielgerät umfunktioniert und beherbergt Verletzungsrisiken. g die Ladenstruktur ist teils noch immer sehr einseitig. Besonders problematisch sind hierbei die zahlreichen Internetcafés, in denen Kinder und Jugendliche unbetreut surfen sowie die Wettbüros, die z.T. auch Jugendlichen unter 18 Jahren Einlass gewähren. 11 OUTREACH BLUEBERRY INN - SACHBERICHT 2012 GskA gemeinnützige Gesellschaft für sozial-kulturelle Arbeit mbH | Outreach – Mobile Jugendarbeit Berlin Kinder-, Jugend- und Elterntreff Blueberry Inn | Reuterstr. 10 | 12053 Berlin | Tel.: (030) 606 90 598 | www.outreach-berlin.de 1.5.2. Sozialraumwahrnehmung der Kinder im Rahmen der Jugendstadtteilzeitung FluZe Als eine Möglichkeit einen Einblick darin zu erhalten wie Kinder ihren Sozialraum wahrnehmen hat sich die Kiez-Fotoreportage für die Jugendstadtteilzeitung FluZe bewährt. Hierzu suchen Kinder in Begleitung einer Arbeitskraft aus dem Blueberry nicht nur für sie wichtige Orte im Sozialraum auf, sondern zeigen durch Fotografie auch ihren spezifischen Blickwinkel auf einen Ort. Im Berichtzeitraum erschienen vier FluZe Ausgaben: Sozialraumwahrnehmung der Kinder im Rahmen der FluZe Kiez-Fotoreportage FluZe 1.12. Rana, 11 Jahre FluZe 2.12. Denise und Mandy, 9 und 8 Jahre FluZe 3.12. Yagmur, 10 Jahre FluZe 4.12. Ozan, 12 Jahre Mein Lieblingsort im Flughafenkiez... ...ist das Blueberry Inn, weil hier immer sehr viele ...ist das Blueberry Inn, ...ist das Blueberry Inn, Kinder sind mit denen ich ...ist das Blueberry Inn, weil man hier einfach weil ich basteln kann, es was machen kann. weil ich hier basteln alles machen kann! Zum eine Wii und PCs gibt Außerdem gibt es eine kann, es PCs und Beispiel grillen wir im und ich viele Sachen Playstation 3 und ich Internet gibt und weil es Sommer oft, machen ausleihen kann, z.B. kann umsonst ins den Mädchentag gibt. Lagerfeuer und viele Stelzen. Internet. Besonders Ausflüge. gefällt mir, dass ich hier Bälle ausleihen kann. Wenn ich draußen spiele gehe ich meistens... ...auf die Straße. Aber nur, wenn ich mit meinem Bruder nach Hause gehe. Sonst spiele ich auf dem Außengelände vom Blueberry. Hier wäre es cool zu spielen, hier dürfen wir aber nicht... Wenn es dunkel ist habe ich Angst... --- ...auf dem Käpt'n Blaubär Spielplatz, weil es keine Lichter gibt. Manchmal sind hier abends auch Besoffene. ...auf den Käpt'n Blaubär Spielplatz, weil es da eine Drehscheibe und ein großes Holzschiff von Käpt'n Blaubär gibt. ...auf den Boddinspielplatz. Hier spiele ich am liebsten Fußball und schaukle gerne. ...in den Neukölln ...in den Neukölln Arcaden. Hier könnte Arcaden, weil es hier man toll fangen und Sicherheitsleute gibt, die verstecken spielen. Aber dann gleich mit uns leider verbieten das die schimpfen. Securities. ...auf dem Käpt'n Blaubär Spielplatz, weil es hier wirklich sehr, sehr dunkel ist und ich befürchte, dass es hier Verrückte und Betrunkene gibt. ...auf dem Blaubär Spielplatz, weil ich hier mit meinen Freunden Fußball spielen kann. ...nachmittags auf den Schulhöfen. Hier wäre viel Platz und keine Autos. ...auf dem kleinen Weg von der Reuterstraße ...über den Käpt'n zum Käpt'n Blaubär Blaubär Spielplatz zu Spielplatz, weil da gehen, weil es keine manchmal auf den Laternen gibt. Wenn es Bänken besoffene früh dunkel wird lohnt es Erwachsene sind. Das ist sich überhaupt nicht total dumm, denn der mehr auf den Spielplatz Weg gehört zum zu gehen. Spielplatz und der ist nur für Kinder da. 12 OUTREACH BLUEBERRY INN - SACHBERICHT 2012 GskA gemeinnützige Gesellschaft für sozial-kulturelle Arbeit mbH | Outreach – Mobile Jugendarbeit Berlin Kinder-, Jugend- und Elterntreff Blueberry Inn | Reuterstr. 10 | 12053 Berlin | Tel.: (030) 606 90 598 | www.outreach-berlin.de Öfter mal Stress mit anderen haben wir... --- Der hässlichste Ort im Flughafenkiez ist... ...ist der Blaubär Spielplatz, weil die Bänke immer angemalt sind, weil hier Hundekacke rumliegt und oft auch Glasscherben auf dem Boden liegen. --- ...in den Pausen an meiner Schule. Am meisten nerven die Jungs. Die schreien oft und versuchen uns zu fangen. ...sind ganz viele Orte an den Straßen. An den ...direkt gegenüber dem Bäumen liegt ganz oft Blueberry am unteren Hundekacke, tote Tiere Ende vom Sasarsteig, und Müll. Die meisten weil die Leute da ihren Hundebesitzer lassen die Müll ablagern. Kacke einfach liegen! ...auf der Straße. Da gibt es immer andere Kinder und Jugendliche, die Stress machen und einen abziehen wollen. ...kann überall sein, denn überall findest Du Müll und Hundescheiße! 1.6. Beschreibung der betreuten Besucher_innen des Blueberry Inn im Berichtszeitraum Das Blueberry leistet Jugendarbeit entsprechend dem § 11 SGB VIII primär für die Zielgruppe der 8- bis einschließlich 15jährigen Kinder und Jugendlichen. Bei Beratungs-, Unterstützungs- und Hilfebedarfen wird die Altersgrenze auch über- und unterschritten. Hierneben werden im Rahmen der mobilen Arbeit, insbesondere im Streetwork, besonders auch Jugendliche ab 16 Jahren betreut, bzw. suchen Jugendliche ab 16 Jahren, Erwachsene und Eltern den Treff auf, um dessen beratende und unterstützende Funktion wahrzunehmen. Hierdurch ist das Blueberry, neben der eigentlichen Zielgruppe auch für Jugendliche, Familien und Eltern häufig ein erster und wichtiger Anlaufpunkt bei Bedarfen, Konflikten und Problemen, was die Einrichtung als eine verlässliche Anlaufstelle bei Hilfe- und Unterstützungsbedarfen auch über die Altersgrenzen hinweg auszeichnet. Häufige Themen der jeweiligen Nutzer_innengruppe Häufige Themen der Zielgruppe der 8- 15jährigen (Auswahl) Konflikte mit anderen Kindern und Jugendlichen, vornehmlich im öffentlichen Raum und in der Schule Gesuch einer Mediation Schulproblematiken und Konflikte mit Lehrer_innen Konflikte im Elternhaus behördliche Schreiben (Polizei, Gerichte, etc.) „kleinere“ Probleme, wie Liebeskummer, Streit, etc. Häufige Themen der Jugendlichen ab 16 Jahren (Auswahl) Bewerbungsschreiben Ausbildungs- oder Praktikumsplatzsuche Häufige Themen der Eltern und Erwachsenen (Auswahl) Konflikte ihrer Kinder mit anderen Kindern, vornehmlich in der Schule oder im öffentlichen Raum Schulproblematiken der Kinder Konflikte im öffentlichen Raum Erziehungsfragen Auszug aus der elterlichen Wohnung Hilfegesuche und Fragen zu Unterstützungsmöglichkeiten in der Familie behördliche Schreiben (Polizei, Gerichte, etc.) Konflikte im Elternhaus Bemängelung des Sozialraums (z.B. Vermüllung) Wohnungswechsel eigene Unterstützungsgesuche bei behördlichen Schreiben (Jobcenter, etc.) 13 OUTREACH BLUEBERRY INN - SACHBERICHT 2012 GskA gemeinnützige Gesellschaft für sozial-kulturelle Arbeit mbH | Outreach – Mobile Jugendarbeit Berlin Kinder-, Jugend- und Elterntreff Blueberry Inn | Reuterstr. 10 | 12053 Berlin | Tel.: (030) 606 90 598 | www.outreach-berlin.de Im Normalbetrieb wird die Einrichtung von etwa 40 bis 80 Kindern und Jugendlichen täglich besucht. Sehr häufig und insbesondere in der Kernzeit zwischen 16 und 19 Uhr wird die 26 Besucher_innen umfassende Platzzahl sehr deutlich überschritten. Bei Abgabe des Sachberichtes umfasst die Anzahl der Stammbesucher_innen zwischen 8- und 15 Jahren 173 Kinder und Jugendliche. Diese suchen die Einrichtung regelmäßig auf und sind den Betreuer_innen hinsichtlich Name, Alter, persönlichen/familiären Hintergründen, Wohnort, Kontaktmöglichkeiten, besuchte Schulform, etc. bestens bekannt 76 „sonstige Kinder und Jugendliche“, zu denen im Rahmen der mobilen Arbeit Kontakt besteht (z.B. hinausreichende Angebote auf dem Boddinplatz), bzw. die die Einrichtung eher seltener besuchen, bzw. nur als „Gruppenumfeld“ die Einrichtung unregelmäßig aufsuchen. Zwar sind diese hinsichtlich Alter, Geschlecht, Wohnort, etc. den Mitarbeiter_innen i.d.R. bekannt, werden aber innerhalb der Einrichtung Blueberry nur seltener betreut. Dennoch ist bei Hilfe- und Unterstützungsbedarfen das Blueberry häufig wichtiger Anlaufpunkt für diese Gruppe. Eine Vielzahl Kinder und Jugendlicher, die den Mitarbeiter_innen zwar mitunter bekannt sind, die die Einrichtung allerdings nur sehr selten bei Veranstaltungen und Events etwa 1 x pro Quartal besuchen, z.B. bei der Kinder- und Jugend HipHop Bühne im Rahmen von 48h Neukölln, bei Veranstaltungen oder Festen. I.d.R. suchen diese Kinder und Jugendlichen die Einrichtung aber nicht bei Unterstützungs- und Hilfebedarfen auf. „Stammbesucher_innen“ und „sonstige Kinder und Jugendliche“ im Berichtszeitraum 2012 Männlich Weiblich insgesamt Anzahl der 8- bis einschl. 15jährigen Stammbesucher_innen 111 62 173 Anzahl der den Mitarbeiter_innen wohl bekannten Kindern und Jugendlichen im offenen Kontakt (z.B. im Gruppenumfeld, Streetwork, hinausreichende Angebote) 56 20 76 Gesamtzahl: 167 82 249 Im Berichtszeitraum war ein „Generationswechsel“ im Blueberry deutlich spürbar, der die sich verändernde Altersstruktur im Flughafenkiez widerspiegelt (vgl. hierzu Tabelle „Altersgruppen“ auf S. 8; Amt für Statistik Berlin-Brandenburg): Die Gruppe der 8- bis 10jährigen hat sich im Vergleich zum Vorjahresbericht mehr als verdoppelt (von 21 auf 49 Kinder). Dieser Generationswechsel verläuft bislang äußerst positiv und 14 OUTREACH BLUEBERRY INN - SACHBERICHT 2012 GskA gemeinnützige Gesellschaft für sozial-kulturelle Arbeit mbH | Outreach – Mobile Jugendarbeit Berlin Kinder-, Jugend- und Elterntreff Blueberry Inn | Reuterstr. 10 | 12053 Berlin | Tel.: (030) 606 90 598 | www.outreach-berlin.de Altersgruppenkonflikte blieben aus. Während die 8- bis 13jährigen eher die Freizeitangebote, Projektarbeit und Workshops in Anspruch nehmen, nutzen insbesondere die Jugendlichen ab 14 Jahren das Blueberry im Wesentlichen als Verweilort, an dem sie ihre Freunde treffen. Alters- und Geschlechterverteilung der „Stammbesucher_innen“ der 8- bis einschl. 15jährigen Altersgruppe Weiblich Männlich Insgesamt 8 bis einschl. 10 Jahre 16 33 49 11 bis einschl. 13 Jahre 33 55 88 14 und 15 Jahre 13 23 36 Insgesamt: 62 111 173 Altersverteilung der Stammbesucher_innen in % 28,32 0 10 50,87 20 30 40 8 bis 10 Jahre 50 11 bis 13 Jahre 20,81 60 70 80 90 100 14 und 15 Jahre Vergleich der prozentualen Altersverteilung Sachbericht 2011 und 2012 2012 2011 14,69 8 - 10 Jahre 28,32 61,54 11 bis 13 Jahre 50,87 23,78 14 und 15 Jahre 20,81 0 10 20 30 40 50 60 70 Im Vergleich zum Sachbericht des Vorjahres verzeichnet die Gruppe der 8- bis 10jährigen im Gesamtbild prozentual beinahe eine Verdoppelung (2011: 14,69%). Die Anzahl der Kinder in dieser Gruppe stieg von 21 15 OUTREACH BLUEBERRY INN - SACHBERICHT 2012 GskA gemeinnützige Gesellschaft für sozial-kulturelle Arbeit mbH | Outreach – Mobile Jugendarbeit Berlin Kinder-, Jugend- und Elterntreff Blueberry Inn | Reuterstr. 10 | 12053 Berlin | Tel.: (030) 606 90 598 | www.outreach-berlin.de auf 49 junge Stammbesucher_innen. Wenngleich die Gruppe der 11- bis 13jährigen mit 88 Kindern genauso groß ist wie 2011 wurde sie im prozentualen Gesamtbild dennoch kleiner (2011: 61,54%). Die Kerngruppe der Stammbesucher_innen bilden nach wie vor die 11- bis 13jährigen Kinder. Diese Gruppe ist nicht nur zahlenmäßig am größten, sondern verbringt auch die meiste Zeit, nicht selten vier bis fünf Stunden täglich, im Blueberry. Hierzu vergleichsweise kleiner ist der Anteil der 8- bis 10jährigen in der Einrichtung, was darauf zurückzuführen ist, dass sich viele jüngere Kinder seltener alleine im Sozialraum bewegen. Viele Kinder dieser Altersgruppe wohnen häufig in unmittelbarer Nähe zum Blueberry, haben ältere Geschwister, die das Blueberry ebenso aufsuchen oder werden bei ihren Erstbesuchen von ihren Eltern begleitet, die eine Freizeitgestaltungsmöglichkeit für ihre Kinder suchen. Viele der Jugendlichen hingegen besuchen das Blueberry nicht mehr „rund um die Uhr“: Für sie stellt die Einrichtung eine Freizeitgestaltungsmöglichkeit neben vielen anderen den Altersinteressen entsprechenden Möglichkeiten dar (z.B. Kino, mit Freund_innen shoppen, etc.). g Geschlechterverteilung der Stammbesucher_innen in % 35,84 0 10 64,16 20 30 40 50 w eiblich Insgesamt sind beinahe Stammbesucher_innen zwei männlich. Drittel der 60 70 80 Besonders Besucher_innen. 32,65 0 10 20 67,35 30 40 50 60 w eiblich Geschlechterverteilung der 11- bis 13jährigen in % 0 10 20 40 50 60 w eiblich 70 36,11 80 männlich 70 80 90 100 90 100 männlich Geschlechterverteilung der 14 und 15jährigen in % 62,5 30 100 Geschlechterverteilung der 8- bis 10jährigen in % deutlich zeigt sich dies in der Gruppe der jüngsten 37,5 90 männlich 90 100 0 10 20 63,89 30 40 50 60 w eiblich 70 80 männlich Zwar besuchen im Vergleich zum Vorjahresbericht (2011: 59) insgesamt mehr Mädchen regelmäßig das 16 OUTREACH BLUEBERRY INN - SACHBERICHT 2012 GskA gemeinnützige Gesellschaft für sozial-kulturelle Arbeit mbH | Outreach – Mobile Jugendarbeit Berlin Kinder-, Jugend- und Elterntreff Blueberry Inn | Reuterstr. 10 | 12053 Berlin | Tel.: (030) 606 90 598 | www.outreach-berlin.de Blueberry (2012: 62), dennoch ist ihr prozentualer Anteil gegenüber den männlichen Besuchern geschrumpft, da sich auch die Gruppe der Jungen im Vergleich zu 2011 vergrößert hat (von 84 auf 111). Entwicklung der Stammbesucher_innenzahlen der 11- bis 13jährigen von 2011 bis 2012 Entwicklung der Stammbesucher_innenzahlen der 8- bis 10jährigen von 2011 bis 2012 35 33 30 40 20 10 16 12 9 37 10 0 0 2011 Jungen Mädchen 2012 2011 Entwicklung der Stammbesucher_innenzahlen der 14 und 15jährigen von 2011 bis 2012 25 15 33 30 20 5 20 55 51 50 25 15 60 2012 120 111 100 13 13 10 80 84 60 59 62 40 5 20 0 2011 Mädchen Gesamtentwicklung der Stammbesucher_innenzahlen von 2011 bis 2012 23 21 Jungen 0 Jungen Mädchen 2012 2011 Jungen Mädchen 2012 In beiden Geschlechtergruppen hat die Anzahl der Stammbesucher_innen insgesamt zugenommen, deutlicher allerdings bei den Jungen. In allen Altersgruppen ist eine „Schere“ zwischen den Geschlechtern zu beobachten. Besonders in der Altersgruppe der 8- bis 10jährigen ist dieses Auseinandergehen zu beobachten. Diese Altersgruppe hat sich 2012 insgesamt immens vergrößert, häufiger sind es aber die Jungen, die selbstständig den Kinder- und Jugendtreff aufsuchen dürfen. Die mit Abstand meisten Stammbesucher_innen wohnen im Flughafenkiez, in dem auch das Blueberry liegt. Die zweitgrößte Gruppe machen Kinder und Jugendliche aus den angrenzenden Kiezen Schiller- und Donaukiez aus. Häufig wohnen diese aber in unmittelbarer Nähe zum Flughafenkiez (z.B. Fuldastr. oder Mahlower Str.). Seltener leben die Kinder und Jugendlichen entfernter in den jeweiligen Kiezen (z.B. 17 OUTREACH BLUEBERRY INN - SACHBERICHT 2012 GskA gemeinnützige Gesellschaft für sozial-kulturelle Arbeit mbH | Outreach – Mobile Jugendarbeit Berlin Kinder-, Jugend- und Elterntreff Blueberry Inn | Reuterstr. 10 | 12053 Berlin | Tel.: (030) 606 90 598 | www.outreach-berlin.de Silbersteinstr.). Häufig ist dies durch einen Wegzug der Eltern bedingt. Eine vergleichsweise eher kleine Gruppe kommt aus anderen Neuköllner Quartieren, wie dem Rollbergviertel, dem Körnerkiez oder Rixdorf. Einige Kinder und Jugendliche besuchen nach wie vor, z.T. sogar regelmäßig, das Blueberry, wenngleich die Familie weiter weggezogen ist (z.B. in die Köllnische Heide, den Wedding, etc.). I.d.R. ist dies der Fall, wenn mit dem Wohnungswechsel bislang kein Schulwechsel einherging. Erfahrungsgemäß lassen die Besuche mit der Zeit allerdings nach. Besuchte Schulen der Stammbesucher_innen (Stand: nach den Sommerferien 2012) Grundschulen Integrierte Sekundarschulen Gymnasien Hermann-Boddin-Schule 43 Karlsgarten Schule 20 Rixdorfer Grundschule 9 Theodor-Storm-Schule 4 Richard Grundschule 3 Karl-Weise-Schule 2 Schule in der Köllnischen Heide 2 Evangelische Schule Neukölln 2 Hermann-Sander-Schule 1 Regenbogen-Schule 1 Silberstein-Schule 1 Gesamt: 88 Zuckmayer-Schule 13 Campus Rütli 11 Otto-Hahn-Schule 6 Clay-Schule 3 Röntgen Schule 3 Heinrich-Mann-Schule 2 Evangelische Schule Neukölln 1 Hermann-von-Helmholtz-Schule 1 Carl-von-Ossietzky-Schule 1 Gesamt: 41 Albert-Schweitzer-Gymnasium 3 Ernst-Abbe-Schule 2 Albert-Einstein-Gymnasium 1 Gesamt: 6 18 OUTREACH BLUEBERRY INN - SACHBERICHT 2012 GskA gemeinnützige Gesellschaft für sozial-kulturelle Arbeit mbH | Outreach – Mobile Jugendarbeit Berlin Kinder-, Jugend- und Elterntreff Blueberry Inn | Reuterstr. 10 | 12053 Berlin | Tel.: (030) 606 90 598 | www.outreach-berlin.de Schulen mit Förderschwerpunkt Adolf-Reichwein-Schule 10 Gesamt: 10 Unbekannt: 28 Insgesamt: 173 Im Vergleich zu 2011 bleibt das prozentuale Bild der besuchten Schulformen nahezu unverändert. Nach wie vor besuchen über die Hälfte unserer Stammbesucher_innen eine Grundschule. Die zweitgrößte Gruppe machen die Schüler_innen einer Integrierten Sekundarschule aus: Besuchte Schulformen der Stammbesucher_innen in % 16,18 Grundschule Integrierte Sekundarschule Gymnasium 5,78 Schule mit Förderschw erpunkt 3,47 unbekannt 50,87 23,7 Die meisten Stammbesucher_innen des Blueberry haben einen Migrationshintergrund, wenngleich sie am häufigsten in Berlin geboren sind. Je jünger das Kind umso wahrscheinlicher ist es in Deutschland geboren und umso wahrscheinlicher besitzt es erfahrungsgemäß auch die deutsche Staatsbürgerschaft. Der Großteil der Kinder und Jugendlichen hat einen arabischen Migrationshintergrund, hauptsächlich kommen ihre Eltern aus Palästina oder dem Libanon, seltener sind sie selbst in dem Land geboren. Die zweitgrößte Gruppe machen Kinder und Jugendliche mit türkischem Migrationshintergrund aus: 19 OUTREACH BLUEBERRY INN - SACHBERICHT 2012 GskA gemeinnützige Gesellschaft für sozial-kulturelle Arbeit mbH | Outreach – Mobile Jugendarbeit Berlin Kinder-, Jugend- und Elterntreff Blueberry Inn | Reuterstr. 10 | 12053 Berlin | Tel.: (030) 606 90 598 | www.outreach-berlin.de MGH der Stammbesucher_innen der 8- bis einschließlich 15jährigen Herkunftsland/MGH Anzahl Deutscher Herkunft 13 Arabischer MGH 63 Türkischer MGH 34 Ex-jugoslawischer MGH 13 Bulgarischer MGH 9 Albanischer MGH 7 Griechischer MGH 4 MGH der Stammbesucher_innen in % 7,51 36,42 28,9 7,51 19,65 Anderer MGH (Marokko, Thailand, Tunesien, Rumänien, Polen, etc.) 17 Unbekannt 13 Insgesamt: 173 Arabischer MGH Türkischer MGH sonstiger MGH unbekannt Deutscher Herkunft Im prozentualen Gesamtbild ist die Gruppe der Kinder und Jugendlichen mit arabischen Migrationshintergrund im Vergleich zu 2011 (46,15%) um beinahe 10 Prozentpunkte kleiner geworden, wenngleich zahlenmäßig etwa genauso viele Kinder und Jugendliche mit diesem Hintergrund die Einrichtung aufsuchen wie im Vorjahr (66). Hingegen ist die zusammengefasste Gruppe „sonstiger MGH“ um mehr als 10 Prozentpunkte im Vergleich zu 2011 (17,48%) gewachsen. Hier ist insbesondere die Gruppe „anderer MGH“ größer geworden (von 1 in 2011 auf 17 in 2012). Ebenso ist die Gruppe der Kinder und Jugendlichen mit bulgarischem Migrationshintergrund angewachsen. Ausnahmslos alle Kinder und Jugendlichen dieser Gruppe sind in Bulgarien geboren und erst seit einiger Zeit in Deutschland. Von dem Großteil der Gruppe ist uns bekannt, dass sie Sinti und Roma sind. Bislang reden die Kinder und Jugendlichen noch wenig deutsch, bzw. nur gebrochen deutsch mit sehr geringem Wortschatz. Allerdings sprechen die Kinder und Jugendlichen auch türkisch, so dass eine Verständigung immer, wenngleich erschwerter, möglich ist. In der Einrichtung ist im Vergleich zu 2011 eine verstärkte Durchmischung unterschiedlicher Migrationshintergründe deutlich spürbar, die insgesamt positiv zum Gesamtklima in der Einrichtung beiträgt. Nichtsdestotrotz ist, i.d.R. in Konfliktsituationen, auch ein „unbedachter“ Rassismus zu beobachten: So werden Kinder und Jugendliche mit bulgarischem, ex-jugoslawischem, griechischem oder rumänischem Migrationshintergrund mitunter als „Zigeuner“ beleidigt, weniger aus primär-rassistischen 20 OUTREACH BLUEBERRY INN - SACHBERICHT 2012 GskA gemeinnützige Gesellschaft für sozial-kulturelle Arbeit mbH | Outreach – Mobile Jugendarbeit Berlin Kinder-, Jugend- und Elterntreff Blueberry Inn | Reuterstr. 10 | 12053 Berlin | Tel.: (030) 606 90 598 | www.outreach-berlin.de Gründen, vielmehr um sie - in den Augen vieler Kinder - besonders grob zu beleidigen. Unverändert zu den Vorjahren sind die Familien unserer Besucher_innen häufig von unsicheren Aufenthalts-, prekären Beschäftigungsbedingungen, bzw. Arbeitslosigkeit geprägt. Nach wie vor begegnet den Kindern und Jugendlichen in ihrer Lebenswelt häufig Gewalt, in der Familie, im öffentlichen Raum oder in der Schule. Vielfach fallen unsere Besucher_innen insbesondere durch Probleme und Konflikte in der Schule auf (Schuldistanz, Lern-, Leistungs- und Motivationsprobleme, aggressives Verhalten, Konflikte mit Autoritäten). Die Kinder- und Jugendlichen selbst sehen wenige Perspektiven ihren zumeist prekären Lebensverhältnissen zu entkommen. Zu den mangelhaften Perspektiven, den oft wenigen Blickwinkeln gesellt sich - hauptsächlich in der Freizeitgestaltung im öffentlichen Raum - Langeweile, was mitunter Triebfeder für ein auffälliges Verhalten sein kann. 2. Jahresrückblick Berichtszeitraum 2011/2012 2.1. Offener Bereich 2.1.1. Allgemeiner Rückblick auf den Berichtszeitraum – Offener Bereich Die Funktion der Räume im offenen Betrieb des Blueberrys ist zum Vorjahresbericht 2011 nahezu unverändert: Der Küchenraum ist weiterhin der eher ruhigere Raum, der mit seiner Sofa Ecke zum verweilen und reden einlädt, in dem sich die Besucher_innen einen Tee oder Snack zubereiten können, wo gebastelt und gemalt wird und Hausaufgaben erledigt oder Brett- und Kartenspiele gespielt werden. Ferner wurde die Nintendo Wii aus Platzgründen in den Küchenraum verortet und lädt hier hauptsächlich die Mädchen zum Spielen ein, da das Spieleangebot eher ihren Interessen entspricht (Just Dance, Sing Star, etc.). Die Playstation 3 mitsamt einem neuen Fernseher befindet sich hingegen im eher lauteren „Spielraum“, in dem sich auch die PCs, das Carrom Brett und der Kicker befinden. Hierneben verfügt die Einrichtung auch über einen BluRay Player, so dass je nach Anlass sowohl der Küchen- als auch der Spielraum zu einem kleinen Kino 21 OUTREACH BLUEBERRY INN - SACHBERICHT 2012 GskA gemeinnützige Gesellschaft für sozial-kulturelle Arbeit mbH | Outreach – Mobile Jugendarbeit Berlin Kinder-, Jugend- und Elterntreff Blueberry Inn | Reuterstr. 10 | 12053 Berlin | Tel.: (030) 606 90 598 | www.outreach-berlin.de umfunktioniert werden können. Der offene Bereich des Blueberry Inn erfüllt bewusst die „Lockfunktion“ eines „verlängerten Kinderzimmers“ mit Freizeitgestaltungsmöglichkeiten, die die meisten Kinder und Jugendlichen ansonsten - im eigenen Kinderzimmer oder im öffentlichen Raum - seltener oder gar nicht vorfinden. Beinahe alle Freizeitangebote der Einrichtung laden zum Spiel in der Gruppe ein, seien es Brett- oder Kartenspiele, Kicker oder Bildschirmspiele, was das jeweilige Spielangebot für die Nutzer_innen attraktiver macht, als wenn sie alleine spielen würden. Der Großteil der Angebotsmöglichkeiten im offenen Bereich entspricht den Interessen, Wünschen, Bedarfen und der Lebenswelt der Kinder und Jugendlichen, die durch diverse Partizipationsmöglichkeiten, vor allem bei den monatlichen Vollversammlungen, ihre Wünsche äußern und darüber abstimmen, was maßgeblich für den offenen Bereich angeschafft werden soll. So entspringen viele wesentliche Freizeitmöglichkeiten des Blueberry den Wünschen der Kinder und Jugendlichen, wie z.B. die Minigolf Anlage, der Kicker oder die Playstation 3. Hierdurch sind nicht nur die Freizeitmöglichkeiten optimal mit der und auf die Zielgruppe abgestimmt, sondern die Kinder und Jugendlichen begreifen die Einrichtung als „ihres“. Dies trägt nicht nur zu einer Identifikation bei, sondern die Kinder und Jugendlichen übernehmen in „ihrem“ Treff Verantwortung. Dies erwirkt wesentlich auch das respektvolle Miteinander und eine eigenständige und gewaltfreie Lösung von Konflikten untereinander. Häufig wird erst Hilfe bei den Mitarbeiter_innen gesucht, wenn keine eigenen Lösungswege gefunden werden. Verbale Eskalationen und Gewaltanwendung in der Einrichtung sind eher selten. Auch die Hausregeln, die zusammen mit den Kindern und Jugendlichen entworfen wurden und in regelmäßigen Abständen auf den Vollversammlungen reflektiert und hinterfragt werden, werden in den allermeisten Situationen ohne die Kontrolle durch Erwachsene eingehalten. So wird das Blueberry als sicherer Ort geschätzt, den auch Kinder und 22 OUTREACH BLUEBERRY INN - SACHBERICHT 2012 GskA gemeinnützige Gesellschaft für sozial-kulturelle Arbeit mbH | Outreach – Mobile Jugendarbeit Berlin Kinder-, Jugend- und Elterntreff Blueberry Inn | Reuterstr. 10 | 12053 Berlin | Tel.: (030) 606 90 598 | www.outreach-berlin.de Jugendliche, die sonst als „Außenseiter“ gelten, angstfrei und gerne besuchen. Die Mitarbeiter_innen des Blueberry beteiligen sich im offenen Bereich an den Aktivitäten der Kinder und Jugendlichen, suchen aktiv den Kontakt und das Gespräch, um hierdurch eine solide Vertrauens- und Beziehungsgrundlage auf- und auszubauen, die im Bedarfsfall, z.B. in Konflikt- oder Problemlagen, zum Tragen kommt und nutzbar wird. Sie agieren hierbei auf der Grundlage eines guten Nähe und Distanz Verhältnisses stets so, dass sie bei Problemen und Konflikten der Kinder und Jugendlichen als Ansprechpartner_in identifiziert werden, bzw. Probleme und Konflikte der Kinder oder Jugendlichen wahrnehmen. Bewährt hat sich in diesem Kontext nach wie vor das einfach gehaltene 3 Punkte Modell nach Cloos und Köngeter7: (1) Mach bei den Aktivitäten der Kinder und Jugendlichen mit (2) Verhalte Dich dabei so, als wärst Du Teilnehmer unter Anderen (3) Stelle glaubhaft dar, dass Du als Anderer teilnimmst Die teils große Anzahl an Mitarbeiter_innen im offenen Bereich ist nicht nur aufgrund der starken Frequentierung der Einrichtung eine wichtige Ressource: Es wird zudem ein breites Spektrum an Ansprechpartner_innen mit unterschiedlichem Bezug zu dem jeweiligen Unterstützungssuchenden zur Verfügung gestellt, bzw. sind die Chancen Problem- und Konfliktlagen wahrzunehmen um ein vielfaches potenziert und unterschiedliche Perspektiven fließen in die Arbeit ein. Trotz des insgesamt sehr guten Gesamtklimas bestehen Handlungsbedarfe, denn nicht alle Konflikte werden friedlich gelöst, sondern eskalieren mitunter, z.T. auch unter Anwendung von Gewalt. Sowohl bei einigen Kindern, als auch Jugendlichen ist ein teils enormer Förderbedarf hinsichtlich der Entwicklung von Konfliktlösungsstrategien festzustellen. Häufig reichen bereits Kleinigkeiten, z.B. Streit um einen PC Platz, um eine Situation eskalieren zu lassen. Mittels Gruppen- und Einzelgesprächen, in denen z.T. auch Werkzeuge, wie „Gefühlskarten“ oder das Anfertigen von „Beziehungslandkarten“ zum Einsatz kommen können und Konfliktmediationen wird versucht dem entgegenzuwirken und begehbare Lösungswege für 7 Vgl. Peter Cloos, Stefan Köngeter: Alltagskommunikation als professionelles Handeln. Pädagogische Modulation in der Kinder- und Jugendarbeit. In: Diskurs Kindheits- und Jugendforschung; Heft 2-2007, S. 188Ff, 2007 23 OUTREACH BLUEBERRY INN - SACHBERICHT 2012 GskA gemeinnützige Gesellschaft für sozial-kulturelle Arbeit mbH | Outreach – Mobile Jugendarbeit Berlin Kinder-, Jugend- und Elterntreff Blueberry Inn | Reuterstr. 10 | 12053 Berlin | Tel.: (030) 606 90 598 | www.outreach-berlin.de diese und ähnliche Situation zu erarbeiten. Auch sind „aus Spaß“ gemeinte Beleidigungen gegenwärtig und oft wird nicht die Grenze erkannt, wann es für den Gegenüber kein Spaß (mehr) ist. Beleidigungen, die besonders verletzend wirken sollen beziehen sich zumeist auf die Familie, insbesondere die Mutter oder auf andere Nationalitäten („Zigeuner“). Die eigentliche Bedeutung besonders grober Beleidigungen ist oft weniger bewusst denn die Wirkung, die besonders verletzend oder herabwürdigend ausfallen soll. Neben Gesprächen und Mediationen spielt auch die Kompetenzenförderung im Rahmen von Angeboten eine wichtige Rolle sowie die Vermittlung von einem Verantwortungsbewusstsein für eigenes Handeln und Geschehnisse. In einigen Situationen müssen auch sanktionierende Maßnahmen (z.B. für einen bestimmten Zeitraum Hausverbot) ausgesprochen werden, insbesondere wenn klare Grenzen definiert werden müssen, bzw. bewusst klare Grenzen wissentlich überschritten werden. Hierbei ist es aber wichtig, dass spätestens nach Ablauf der Sanktion ein Einzelgespräch geführt wird. 2.1.2 Veränderungen und Ziele im offenen Bereich Veränderungen und Ziele im offenen Bereich im Berichtszeitraum Ziel Umsetzung Verschönerung der Innenräume Anfang 2012 wurde der Spielraum zusammen mit den Kindern und Jugendlichen farbenfroh gestrichen. Beide Räume wurden mit neuen Fotos dekoriert, die die Kinder und Jugendlichen auswählten. Zudem gestalteten die Fußballerinnen einen eigenen Fotorahmen mit einer Fotografin, die das Mädchenteam zum Thema ihrer Fotoausstellung machte. Am Kreativtag wurden ferner Leinwände gestaltet, die nun die Wände des Blueberry schmücken. Neuanschaffungen: Spiele Im Berichtzeitraum wurden entsprechend den Wünschen und Abstimmungen auf den Vollversammlungen neue Brett-, Karten-, und Bildschirmspiele angeschafft. Hinsichtlich der Bildschirmspiele für die Wii und die Playstation wurden auch besonders die Wünsche der Mädchen berücksichtigt, da der elektronische Spielemarkt eher männliche Kinder und Jugendliche ansprechen möchte. Die „Mädchenspiele“, wie Karaoke- oder Tanzspiele, haben sich aber auch für die Jungen als attraktiv erwiesen, so dass diese von beiden Geschlechtern gemeinsam gespielt werden. Neuanschaffungen: Fernseher Pünktlich zur EM wurde ein neuer Fernseher angeschafft vor dem Kinder, Jugendliche und Mitarbeiter_innen bei vielen Spielen gemeinsam mitfieberten. Die Einrichtung verfügt nun über zwei Fernseher, die im Normalbetrieb für die Playstation und die Nintendo Wii genutzt werden. Mittels dem neu angeschafftem Blue-Ray Player fungiert das Blueberry zu bestimmten Anlässen, wie z.B. Mädchentag oder Teamabende der Fußballer_innen, als kleines Kino. Neuanschaffungen: Gesangsanlage Mittels Spenden konnten eine Gesangsanlage, 4 Mikrofone und ein Mischpult angeschafft werden, die im Berichtszeitraum mehrfach zum Einsatz kamen, z.B. bei der Kinder- und Jugend HipHop Bühne im Rahmen von 48h Neukölln oder dem Kooperationsprojekt „Rap meets 3. Berliner Flutlichtbolzplatzcup 2012“ auf dem „Schierker“ im Körnerkiez. 24 OUTREACH BLUEBERRY INN - SACHBERICHT 2012 GskA gemeinnützige Gesellschaft für sozial-kulturelle Arbeit mbH | Outreach – Mobile Jugendarbeit Berlin Kinder-, Jugend- und Elterntreff Blueberry Inn | Reuterstr. 10 | 12053 Berlin | Tel.: (030) 606 90 598 | www.outreach-berlin.de Veranstaltungen Im Berichtszeitraum fanden mehrfach große, öffentlichkeitswirksame Veranstaltungen statt. Neben den Mädchen- und Jungenfußballturnieren im Rahmen der Champions Neukölln Jugendklubliga, Grillfesten und diversen Feierlichkeiten ist besonders die bereits zum zweiten Mal durchgeführte Kinder- und Jugend HipHop Open Air Bühne im Rahmen von 48h Neukölln zu erwähnen, der jedes Jahr mehrere hundert Zuschauer_innen beiwohnen und das Nachbarschaftsfest Flughafenkiez, in dessen Rahmen das Blueberry den mittlerweile traditionellen Flughafencup initiiert und sich musikalisch am Bühnenprogramm beteiligt. Nach den Darbietungen des Rap Workshops aus dem Blueberry überreichten der Bezirksstadtrat für Jugend und Gesundheit Falko Liecke zusammen mit einer Mitarbeiterin des QMs die Urkunden und Pokale. Ferner fanden im Berichtszeitraum mehrfach Kicker Turniere und zwei Carrom Turniere statt, an denen jeweils bis zu 40 Kinder und Jugendliche teilnahmen. Flughafenkiezfest 2012 Erlanger Straße HipHop Open Air im Rahmen von 48h Neukölln 2012 20 Jahre Outreach Rap meets 3. Berliner Flutlichtbolzplatzcup 2012 Videos von Veranstaltungen: HipHop Bühne: http://www.youtube.com/watch?v=hX0T39KqTos&feature=relmfu Rap meets Bolzplatz: http://www.youtube.com/watch?v=2GTM_m5THRo 25 OUTREACH BLUEBERRY INN - SACHBERICHT 2012 GskA gemeinnützige Gesellschaft für sozial-kulturelle Arbeit mbH | Outreach – Mobile Jugendarbeit Berlin Kinder-, Jugend- und Elterntreff Blueberry Inn | Reuterstr. 10 | 12053 Berlin | Tel.: (030) 606 90 598 | www.outreach-berlin.de 2.1.3. Betrachtung einiger ausgewählter Problem- und Konfliktlagen im offenen Bereich Gruppe: Beschreibung Mangelnde Konfliktlösungsstrategien Problemlage Ziele Geschlecht: i.d.R. männlich In Konfliktlagen bestehen kaum Strategien Streitsituation ohne Einschüchterung, Bedrohung oder Gewalt zu lösen Begehbare Konfliktlösungswege und alternative Konfliktlösungsstrategien erarbeiten Alter: 8 bis 13 Jahre Gewalt gilt als adäquate Konfliktlösungsstrategie Anzahl: unterschiedliche Kinder, max. 10 MGH: unterschiedlich Hemmschwelle niedrig und Unrechtsbewusstsein wenig ausgeprägt Das Blueberry zum angstfreien Ort für alle Besucher_innen machen Was wurde erreicht Was wurde nicht erreicht Konfliktmediationen, die Seltener, aber dennoch neben einer Schlichtung eskalieren Situationen auch das Erlernen eigener Lösungswege für Begehbare kommende Situationen Konfliktlösungswege bewirken erweisen sich als „steinig“, z.B. werden mitunter intensive Einzelgespräche schlechte Rollenvorbilder in denen Situationen (bspw. großer Bruder) reflektiert und Empathie geliefert gefordert werden nicht ausreichende Frühwahrnehmung von Inklusion, die „Rückfälle“ in Situationen, die zu alte Muster, bzw. ereskalieren drohen und schwertes Vorankommen frühst mögliche bedingen: Andere Intervention Institutionen gehen oft nicht ausreichend auf Mitarbeiter_innen werden Konfliktlagen ein, sondern von Kindern mit begegnen ausschließlich mangelnden Konfliktsanktionierend (z.T. Schule) lösungsstrategien als oder Gewalt wird als Konfliktmediator verKonfliktlösungsstrategie standen und vor der unterstützt, ignoriert oder Eskalation einer Situation toleriert (z.T. Familie) aufgesucht klare Grenzen werden aufgezeigt, wenn nötig auch durch Sanktionen z.T. Koordinierung von Handlungswegen mit Schulsozialarbeitern und anderen am Hilfeprozess Beteiligten Das Blueberry bleibt für alle Besucher_innen ein angstfreier Ort 26 OUTREACH BLUEBERRY INN - SACHBERICHT 2012 GskA gemeinnützige Gesellschaft für sozial-kulturelle Arbeit mbH | Outreach – Mobile Jugendarbeit Berlin Kinder-, Jugend- und Elterntreff Blueberry Inn | Reuterstr. 10 | 12053 Berlin | Tel.: (030) 606 90 598 | www.outreach-berlin.de Gruppe: Beschreibung Anzahl: --Geschlecht: --Alter: --MGH: unterschiedlich Dominanz männlicher Besucher Problemlage Ziele Stärkerer Besucherzuwachs von Jungen als von Mädchen Blueberry für beide Geschlechter gleichermaßen attraktiv gestalten Jungen in der Mehrheit, dominieren z.T. viele Nutzungsmöglichkeiten in der Einrichtung Was wurde erreicht Mittels gezielter Mädchenangebote die Einrichtung für Mädchen attraktiv machen Jeden Tag eine weibliche Mitarbeiterin im Blueberry Was wurde nicht erreicht Wünsche von Mädchen Die neue, junge Generation bei Spieleinkäufen werden im Blueberry ist häufiger besonders berücksichtigt. männlich, da die Jungen eher als die Mädchen den Mitarbeiter_innen wirken Kinder- und Jugendtreff Dominanz entgegen und aufsuchen dürfen sorgen für gleichberechtigte z.T. vorherrschende Nutzungsmöglichkeiten Rollenklischees in den ohne ein Geschlecht zu Familien sind schwer bevorzugen aufzubrechen: So müssen einige Mädchen (zu) viel im Außer dienstags ist immer Haushalt mitarbeiten und eine weibliche ein Kinder- und Mitarbeiterin in der Jugendzentrum wird als Einrichtung nicht geeigneter Ort für Mädchen betrachtet Spielmöglichkeiten, die die Interessen von Mädchen ansprechen sind oft schwerer zu finden. Ein Großteil von Spielangeboten ist für den „männlichen Markt“ bestimmt: Jungen präferieren eher Wettkampfsituationen, wie sie bei den meisten Spielmöglichkeiten gegeben sind, Mädchen möchten lieber zusammen als gegeneinander spielen Viele Spiele laden zwar zum gemeinsamen Spiel ein, dennoch wird gegeneinander gespielt (Wettkampfsituationen). Die Mädchen bevorzugen hingegen eher Spielmöglichkeiten, in denen miteinander gespielt wird oder „harmonische Gleichgewichte“ errichtet werden. Diese, bzw. Spiele in denen der Wettkampf nur im Hintergrund steht, finden sich allerdings seltener. So spielen die Mädchen z.B. das Bildschirmspiel „Just Dance“ um miteinander zu tanzen und nicht, um gegeneinander anzutreten. Es ist zu beobachten, dass die Spielangebote eher von den männlichen Besuchern genutzt werden und die Mädchen häufiger anderen Interessen nachkommen (z.B. Kreativität, mit Freund_innen in der Einrichtung chillen, etc.). 27 OUTREACH BLUEBERRY INN - SACHBERICHT 2012 GskA gemeinnützige Gesellschaft für sozial-kulturelle Arbeit mbH | Outreach – Mobile Jugendarbeit Berlin Kinder-, Jugend- und Elterntreff Blueberry Inn | Reuterstr. 10 | 12053 Berlin | Tel.: (030) 606 90 598 | www.outreach-berlin.de Gruppe: Beschreibung Anzahl: feste Clique von 4 Kindern und Jugendlichen Geschlecht: männlich Alter: 12 bis 15 Jahre MGH: arabisch „Stress machen“ (4. Quartal 2011 - 1. Quartal 2012) Problemlage Ziele Was wurde erreicht Was wurde nicht erreicht Die Clique bedroht und Das Blueberry zum Es fanden zahlreiche Die Clique konnte nur beleidigt andere angstfreien Ort für alle Gespräche statt, in deren teilweise „entstresst“ Besucher_innen, Besucher_innen machen Rahmen Einsicht und ein werden: 3 der 4 wurden provoziert und beleidigt Wollen zu erkennen war, aus der Einrichtung Mitarbeiter_innen, wirkt Angebotsmöglichkeiten schlussendlich aber doch verwiesen einschüchternd auf die und Aktivitäten für die nicht eingehalten wurden. jüngeren Besucher_innen, Clique finden, Nach kurzen Phasen der Es konnten keine z.T. gewalthaltige Verantwortungs-, Verbesserung ging die Angebote/Aktivitäten Auseinandersetzungen. Empathie- und Clique immer wieder zu gefunden werden, an die Die Clique hatte bereits Grenzenbewusstsein, etc. vorheriger die Clique längerfristig 2011 ein halbes Jahr fördern; die Clique Handlungsweise über angedockt werden kann. Hausverbot und bekam „entstressen“ Dennoch wird v.a.im nach intensiven Die Clique wurde öffentlichen Raum und im Gesprächen eine zweite mehrfach unterschiedlich JSTL Hobrecht83 der Chance, die innerhalb von gesplittet; mehrmals neue Kontakt aufrechterhalten 2 Monaten wieder Chancen nach intensiven und Unterstützungs„verspielt“ wurde Einzel- und bedarfen nachgekommen, Gruppengesprächen bzw. fungiert das Die feste Clique kann an Blueberry weiterhin als die bestehenden 3 der 4 erhielten erneut Begegnungsort von HilfeAngebote nicht angedockt Hausverbot. Das und Unterstützungswerden, da sie hierauf angstfreie Klima wurde bedarfen. keine Lust haben. Trotz bemerkbar wieder zahlreicher Gespräche hergestellt und die kann die Clique keine ferngebliebenen Kinder Aktivitäten- und besuchen das Blueberry Angebotswünsche wieder ihrerseits äußern. „Stress machen“ ist Antriebsfeder In Absprache mit dem JSTL das Blueberry täglich Hobrecht83 dürfen aufzusuchen; die besagte Kinder und Einrichtung fungiert auch Jugendliche den JSTL als Ventil Grenzen aufsuchen, um hier überschreiten zu können weiterhin mit ihnen zu arbeiten zu können. Im Die Clique fungiert z.T. als Rahmen mobiler Arbeit Vorbild für die kleineren wird ebenso der Kontakt Geschwister, bzw. andere zur Clique gehalten und Kinder und Jugendliche Unterstützungsbedarfen im öffentlichen Raum vor allem jüngere nachgekommen. Bei Besucher_innen und prekären Hilfe- und Außenseiter bleiben z.T. Unterstützungsbedarfen aus Angst dem Blueberry ist das Blueberry nach wie fern, auch Mädchen vor erster Anlaufpunkt der werden abgeschreckt Clique, denen im Büro -abseits des Geschehensbegegnet wird. 28 OUTREACH BLUEBERRY INN - SACHBERICHT 2012 GskA gemeinnützige Gesellschaft für sozial-kulturelle Arbeit mbH | Outreach – Mobile Jugendarbeit Berlin Kinder-, Jugend- und Elterntreff Blueberry Inn | Reuterstr. 10 | 12053 Berlin | Tel.: (030) 606 90 598 | www.outreach-berlin.de Gruppe: Beschreibung Anzahl: unterschiedlich Geschlecht: i.d.R. männlich Alter: ca. 10 bis 14 Jahre MGH: unterschiedlich Cybermobbing Problemlage Ziele Was wurde erreicht Was wurde nicht erreicht Computer, Internet und Cybermobbing Thematisierung und Cybermobbing nach wie virtuelle Netzwerke wie thematisieren, sowohl in Austausch auf der VV vor aktuell Facebook sind in der offenen Gesprächen, als wurden sehr begrüßt, da Lebenswelt der Kinder auch in viele Kinder und In dem Treffen mit dem und Jugendlichen Vollversammlungen Jugendliche schon einmal Schulleiter und dem Normalität. Vor allem der selbst Opfer von Sozialarbeiter der Adolfnicht bestehende Face-toMedienkompetenzen Cybermobbing waren Reichwein-Schule wurde Face Kontakt vereinfacht fördern eine gemeinsame, von der grobe Beleidigungen, Gespräche mit den 2 Schule initiierte Bedrohungen und Aufklärungsarbeit (z.B. Schülern der Reichwein- Projektwoche in der Schule Mobbing. Auf ein einmal Straftatbestände) Schule bewirkten keine vereinbart, die bisher nicht angefangenes Lästern in neuerlichen Mobbing stattfand den „comments“ springen Explizit mit den 2 Schülern Vorkommnisse von ihrer häufig andere an, geben der Reichwein-Schule Seite. Von der Gemeinsame (begehbare) ihren „Senf“ dazu und Gespräche führen und Strafanzeige wurde Handlungswege mit der stacheln sich gegenseitig Austausch mit der abgesehen Adolf-Reichwein-Schule an Reichwein-Schule suchen wurden nur im kleinen Treffen mit dem Rahmen gefunden. 2 Schüler der AdolfSozialarbeiter und dem Teilweise sehr Reichwein-Schule sind in Schulleiter der Adolfdifferierendes Bild im der Schule durch Reichwein-Schule Umgang mit neuen besonders massives Medien. Sowohl dem virtuelles Mobben eines Wunsch der Schulleitung, einzelnen Mitschülers via dass sich die Facebook aufgefallen, der Mitarbeiter_innen des sich eine Zeit lang nicht Blueberry die Facebook mehr in die Schule getraut Konten der Kinder und hat. Neben schulischen Jugendlichen öffnen Sanktionen erwägten lassen, um deren zudem die Eltern des Nachrichten zu lesen, als gemobbten Schülers eine auch das generelle Verbot Strafanzeige zu stellen. von Facebook im Blueberry wurde von unserer Seite abgelehnt. 29 OUTREACH BLUEBERRY INN - SACHBERICHT 2012 GskA gemeinnützige Gesellschaft für sozial-kulturelle Arbeit mbH | Outreach – Mobile Jugendarbeit Berlin Kinder-, Jugend- und Elterntreff Blueberry Inn | Reuterstr. 10 | 12053 Berlin | Tel.: (030) 606 90 598 | www.outreach-berlin.de Platzmangel in der Einrichtung Die 64m² pädagogische Nutzfläche im Gebäude, ausgelegt für 26 Besucher_innen, erweist sich im täglichen offenen unzureichend. Normalbetrieb Insbesondere in der oft als Kernzeit zwischen 16 und 19 Uhr wird die Platzzahl deutlich überschritten. Hierzu trägt mitunter auch der zunehmende Ganztagsschulbetrieb bei: Für viele Kinder und Jugendliche ist der zeitliche Rahmen, in dem sie das Blueberry aufsuchen können, kleiner geworden und die Besuche verteilen sich nicht mehr, wie noch in der Vergangenheit, weitestgehend auf die Gesamtöffnungszeiten. Das kleinere Zeitfenster vieler Kinder und Jugendlicher bedingt, dass sehr viele Besucher_innen nahezu zeitgleich ab 16 Uhr die Einrichtung aufsuchen, um die für sie noch verbleibende Öffnungszeit zu nutzen. Bedingt entgegengewirkt wurde/wird dem vorherrschenden Platzmangel im offenen Betrieb mittels: der Nutzbarmachung des hinteren Teils des Außengeländes (Okt. 2011; Minigolf), das nun deutlich häufiger zum Spielen sowie zum Verweilen genutzt wird als in der Vergangenheit. Allerdings beschränkt sich dies weitestgehend auf die wärmeren Monate. die Verstärkung hinausreichender Angebote je nach Wunsch und Bedarf auf dem Käpt'n Blaubär Spielplatz, wie z.B. Streetsoccer oder Basketball. der „Überführung“ älterer Jugendlicher in den Jugendstadtteilladen Hobrecht83 (Outreach) in der Hobrechtstraße (Donaukiez) dem QM Projekt „Kinder- und Elterntreff kooperativ“ (bis Ende 2012) mittels dem einige temporär begrenzte Projekte, Angebote und Workshops (z.B. Olympia im Flughafenkiez, Herbstferienprogramm, Graffitiprojekte, etc.) auch aus dem Blueberry in den Sozialraum ausgelagert werden konnten. Da ein großer Teil dieser Projekte aber nur in zeitlich begrenztem Rahmen stattfindet (z.B. Ferienprogramm), ist der Kinder-, Jugend- und Elterntreff im sonstigem Normalbetrieb weiterhin stark frequentiert. 30 OUTREACH BLUEBERRY INN - SACHBERICHT 2012 GskA gemeinnützige Gesellschaft für sozial-kulturelle Arbeit mbH | Outreach – Mobile Jugendarbeit Berlin Kinder-, Jugend- und Elterntreff Blueberry Inn | Reuterstr. 10 | 12053 Berlin | Tel.: (030) 606 90 598 | www.outreach-berlin.de 2.2. Projektarbeit und Gruppenangebote Analog zum offenen Betrieb finden feste, regelmäßige Angebote im Blueberry statt, an denen jeder, der Interesse hat, teilnehmen kann (einige wenige Ausnahmen sind hierbei die Fußballteams, die einen festeren Charakter haben und selten auch bestimmte Projekte mit einer begrenzten Anzahl an Teilnehmer_innen (z.B. bestimmte Kreativangebote oder Koch Workshops)). Während die Arbeit im offenen Bereich u.a. einen wichtigen Beitrag zum Aufbau einer Beziehungs- und Vertrauensgrundlage leistet, werden über die Angebote Kinder und Jugendliche in ihrer individuellen und sozialen Entwicklung, ihren Kompetenzen und Potentialen gefördert, bzw. wird negativen Tendenzen entgegengewirkt. Mittels diverser Partizipationsmöglichkeiten (z.B. Vollversammlungen) können die Kinder und Jugendlichen sowohl auf das Angebot, als auch dessen Inhalte aktiv einwirken. Im Rahmen der jeweiligen Angebote haben die Teilnehmer_innen zudem oft nochmals die Möglichkeit differenzierter auf die Inhalte einzuwirken: So bespricht z.B. der Mädchentag monatlich sein Programm, es finden Teamabende der Fußballer_innen statt, etc. Die Angebote sind maßgeblich an den Interessen, Wünschen und Bedarfen der Zielgruppe orientiert. Dies ist ein ganz wesentlicher Grund, warum die Angebote von vielen Kindern und Jugendlichen gerne wahrgenommen werden. Da es „ihre“ Angebote sind, fällt die Förderung sozialer Kompetenzen im Rahmen der Angebote wesentlich leichter, als in einem oktroyierten Kontext und die Wirkung ist nachhaltiger. Mo. - Fr. ab 14:00 Uhr Tägliche Hausaufgabenbetreuung Angebotsinhalt/Ziele: • Entgegenwirken schulischer Lern- und Leistungsdefizite Projektverlauf Berichtszeitraum: Nach wie vor sind z.T. massive schulische Defizite zu erkennen, denen im Rahmen der täglichen Hausaufgabenhilfe nur mühsam entgegengewirkt werden kann. Selten reichen hierfür zeitliche und personelle Ressourcen aus, da i.d.R. eine Einzelbetreuung notwendig ist. So nehmen auch einige bulgarische und kurdische Kinder, die erst vor kurzem nach Deutschland gekommen sind, die Hausaufgabenhilfe wahr, mit denen fast ausschließlich auf türkisch kommuniziert werden kann. Hierzu gesellen sich einige Kinder, die bereits die dritte Klasse besuchen, aber nur mit großen Problemen lesen oder schreiben können. In allen Altersklassen, am häufigsten im Grundschulalter, zeigen sich z.T. massive Konzentrationsschwierigkeiten. Auch die Aufnahme und das Verstehen von Texten fällt vielen Kindern schwer: So kann oft kurz zuvor Gelesenes nicht wiedergeben werden. Oft müssen über die eigentliche Hausaufgabenzeit (14:00 bis 15:00 Uhr (Winter), bzw. 15:00 bis 16:00 Uhr) hinweg die Schularbeiten im Büro fortgesetzt werden, was sich aufgrund der mangelnden zeitlichen, personellen und räumlichen Ressourcen oft als schwierig erweist. 31 OUTREACH BLUEBERRY INN - SACHBERICHT 2012 GskA gemeinnützige Gesellschaft für sozial-kulturelle Arbeit mbH | Outreach – Mobile Jugendarbeit Berlin Kinder-, Jugend- und Elterntreff Blueberry Inn | Reuterstr. 10 | 12053 Berlin | Tel.: (030) 606 90 598 | www.outreach-berlin.de Di 15:00 bis 18:30 Uhr (i.d.R. Turnhalle) Jungenfußballteam (Training) . Angebotsinhalt/Ziele: • Raum für Bewegungssport, der ansonsten im Kiez nur unzureichend gegeben ist • kostenlose Alternative zum Vereinssport • Aktivierung und Motivierung • Förderung sozialer Kompetenzen, insbesondere Teamfähigkeit, Zusammengehörigkeit, respektvoller Umgang, Verantwortungsbewusstsein • Förderung von Regelakzeptanz • Kanalisierung von Aggressionen und Frust, Entgegenwirken negativer Tendenzen • neue Perspektiven, u.a. durch Vermittlung und Begleitung zu Probetrainings von Vereinen • Teilnahme an der Neuköllner Jugendclubliga „Champions Neukölln“, zahlreiche Turniere und Freundschaftsspiele • gemeinsame erlebnisorientierte und sportbezogene Ausflüge, z.B. zum Spitzenspiel Hertha BSC vs. Bayern München am 17.03.2012 • Schaffung neuer/anderer Perspektiven . Projektverlauf Berichtszeitraum: 2011 schied ein großer Teil der Spieler altersentsprechend aus dem Jungenfußballteam aus, die über mehrere Jahre hinweg zusammen bei den „Blueberry Legends“ spielten. Nach einer Umstrukturierungs- und Rekrutierungsphase Ende 2011, Anfang 2012 fand sich im ersten Quartal 2012 wieder eine feste Kernmannschaft.Die neue Generation von Spielern ist z.T. bis zu sechs Jahre jünger, als die Spieler des vergangenen Teams. Hierdurch werden auch direkte Vergleiche zwischen den Generationen von Spielern möglich: Viele der 9- bis 14jährigen Spieler sind heute insgesamt weniger sportlich aktiv, als die Generation zuvor, die einen großen Teil ihrer Freizeit in den „Fußballkäfigen“ verbracht hat. Die neuen Spieler sind zwar hochmotiviert in einem Team Fußball zu spielen, kommen neben dem Schulsport aber kaum einer sportlichen Freizeitbetätigung nach. Hin und wieder kicken sie gerne in einem „Fußballkäfig“, was allerdings ein untergeordnetes Hobby hinter zahlreichen oft wenig bewegungsintensiven Hobbys ist (z.B. Playstation, Internet, Facebook, etc.). Dank ihrer Begeisterung für das Fußballteam greifen die Spieler im Blueberry mittlerweile zunehmend häufiger lieber zum Ball als zum Playstation Controller, dennoch sind deutliche Defizite zu erkennen. 32 OUTREACH BLUEBERRY INN - SACHBERICHT 2012 GskA gemeinnützige Gesellschaft für sozial-kulturelle Arbeit mbH | Outreach – Mobile Jugendarbeit Berlin Kinder-, Jugend- und Elterntreff Blueberry Inn | Reuterstr. 10 | 12053 Berlin | Tel.: (030) 606 90 598 | www.outreach-berlin.de Mi 14:00 bis 19:00 Uhr (Küchenraum) Kreativ- und Basteltag . Angebotsinhalt/Ziele: • Malen, zeichnen, basteln, werken, T-Shirt Druck, Graffiti, etc. • Entdecken und Förderung kreativer Potentiale • Förderung der Teamfähigkeit und sozialem Miteinander durch gemeinsames kreatives Arbeiten an Projekten • Förderung von Ich-Stärke und Individualität durch Entdecken und Ausleben kreativen Potentials . Projektverlauf Berichtszeitraum: Wenngleich in der offenen Freizeitgestaltung eher die Mädchen einer kreativen Beschäftigung nachkommen als die Jungen zeigt sich am Kreativ- und Basteltag stets ein Geschlechter-ausgewogenes Bild. Ein wesentlicher Grund hierfür ist die Berücksichtigung der Wünsche, Interessen und Lebenswelt der Besucher_innen im Rahmen des Angebotes. In der gemeinsamen Planung der anstehenden Kreativtage wird stets ein Angebot gefunden, was den Interessen beider Geschlechter entspricht. 2012 wurden besonders viele Outdoor-Kreativangebote auf dem Außengelände der Einrichtung initiiert, wie z.B. Stencils und Graffiti sprühen. Umrahmt wurde der Bastel- und Kreativtag von zahlreichen Kurzprojekten in Kooperation mit Künstler_innen aus dem Flughafenkiez (QF3 „Kinder- und Elterntreff kooperativ“) und Workshopreihen, wie dem QM-finanzierten Graffitiworkshop mit den Streetartkünstlern Akte One und Pekor (QF2). Der Kreativ- und Basteltag kann mitunter auch als Reflexions- und Ausdrucksmöglichkeit fungieren: So wurden die Unterhaltungen mit Kindern über den Hungerstreik von Asylsuchenden vor dem Brandenburger Tor vom Bastel- und Kreativtag aufgenommen und in ein Kreativprojekt verwandelt: Die Kinder schrieben zahlreiche Briefe, auf deutsch und auf türkisch, an die Flüchtlinge und malten Bilder. Hierin äußerten viele ihr Mitgefühl, erzählten von Erfahrungen, die sie selbst oder ihre Familien gemacht haben und sprachen den Menschen Mut zu. Zusammen mit einem Banner, das die Kinder malten, wurden die Briefe im Oktober 2012 den Flüchtlingen übergeben und ein Artikel für die Jugendstadtteilzeitung FluZe geschrieben. 33 OUTREACH BLUEBERRY INN - SACHBERICHT 2012 GskA gemeinnützige Gesellschaft für sozial-kulturelle Arbeit mbH | Outreach – Mobile Jugendarbeit Berlin Kinder-, Jugend- und Elterntreff Blueberry Inn | Reuterstr. 10 | 12053 Berlin | Tel.: (030) 606 90 598 | www.outreach-berlin.de Do 15:00 bis 18:30 Uhr (i.d.R. Turnhalle) Mädchenfußballteam (Training) . Angebotsinhalt/Ziele: • s. Jungenfußballteam (Training) • Aufbrechen von Rollenklischees („Fußball ist Männersport“) . Projektverlauf Berichtszeitraum: Im Berichtszeitraum wurde ein Ligaspielbetrieb für Mädchen im Rahmen der „Champions Neukölln Jugendklubliga“ aufgenommen. Genau wie im Ligabetrieb der Jungen richtet auch bei den Mädchen jeder Jugendklub einmal pro Saison einen Spieltag aus, in dessen Rahmen die Teams der unterschiedlichen Jugendtreffs gegeneinander antreten. Anders als bei den Jungen wird analog zum Turnier der Mädchen zudem thematisch gearbeitet: So gibt jeder Spieltagveranstalter ein Thema vor, für dessen Bearbeitung die jeweiligen Teams Fairplaypunkte erhalten. So war z.B. das Thema der „Blueberry Girlz“ Gleichberechtigung von Mädchen und Jungen.. Im 2. Halbjahr 2012 verjüngte sich, ähnlich wie bei den Jungen, auch das Team der Mädchen: Die Altersspanne liegt zum Abgabetermin bei etwa 9 bis 12 Jahren. Besondere Problem- und Konfliktlage im Berichtszeitraum: Beschreibung Problemlage Ziele Was wurde erreicht Was wurde nicht erreicht Anzahl: 6 MGH: arabisch Teilnahme am Training, vor allem aber an Turnieren vom Elternhaus, insbesondere wegen männlicher Zuschauer, verboten Mädchen stärken, vor allem hinsichtlich Individualität, Ich-Stärke und Entwicklung eigener Perspektiven Mädchen entwickeln zunehmend ihre eigene Meinung, wenngleich sie diese nicht immer gegenüber den Eltern/Familien durchsetzen können 2 Mädchen wird die Teilnahme am Training und an Turnieren weiterhin untersagt; außer Schulsport kein Sport mehr; Mädchen müssen zuhause „Frauenrolle“ übernehmen und (zu) viel im Haushalt mitarbeiten; Sport gilt nicht als Betätigungsfeld für Mädchen mehr Freiheit für die Mädchen erreichen Gespräche mit Eltern/Familie suchen größtenteils erfolgreiche Gespräche mit den Eltern Mädchen dürfen am Training teilnehmen, allerdings nicht immer an Turnieren 34 OUTREACH BLUEBERRY INN - SACHBERICHT 2012 GskA gemeinnützige Gesellschaft für sozial-kulturelle Arbeit mbH | Outreach – Mobile Jugendarbeit Berlin Kinder-, Jugend- und Elterntreff Blueberry Inn | Reuterstr. 10 | 12053 Berlin | Tel.: (030) 606 90 598 | www.outreach-berlin.de Do 14:00 bis 19:00 Uhr (i.d.R. Im Büro) Rap Workshop . Angebotsinhalt/Ziele: • Förderung von Reflexionsfähigkeiten (Reflexion von Lebenswelt, Problemen, Alltag, etc.) • Ausdrucksmöglichkeiten finden • Förderung von Entwicklung neuer Perspektiven und Blickwinkel • Förderung von Ich-Stärke und Individualität • Förderung von Sprachkompetenzen • Aufnahme eigener Songs in (semi-) professionellen Studios (z.B. Alte Feuerwache Kreuzberg) • Präsentationsmöglichkeiten bei zahlreichen Auftritten im Jahr . Projektverlauf Berichtszeitraum: Rap ist eine der beliebtesten Musikrichtung vieler Kinder und Jugendlicher des Blueberry. Hierbei ist besonders „Gangster Rap“ beliebt, dessen inhaltlichen Übertreibungen und Provokationen nicht immer, vor allem von den Jüngeren, als solche erkannt werden. Der Rap Workshop bewegt sich hiervon abseits und greift die Aspekte der Toleranz und des Respekts der HipHop Kultur auf. Inhaltlich beschreiben die Rap Texte der Kinder und Jugendlichen häufig eigenes Wiederfahrendes aus dem direktem Umfeld, sie erzählen „von der Straße“, unglückliche Liebe, Problemen und Konflikten. Das Schreiben der Texte fördert und fordert die Fähigkeit Wiederfahrendes zu reflektieren, aus neuen Blickwinkeln zu betrachten und auf einer musikalisch-poetischen Ebene wiederzugeben. Neben den zahlreichen Auftritten im Jahr verschaffen insbesondere eigene Aufnahmen im professionellen Rahmen eines Studios eine Anerkennung. Hierzu besuchte der Rap Workshop in 2011 und 2012 das Tonstudio des Yo!22 (Outreach) und der Alten Feuerwache in Kreuzberg, wo die Kinder und Jugendlichen ihre Tracks aufnehmen konnten, die auf der eigenen CD „Wenn es brennt – Neuköllns Jugend rappt; Vol. 1“ veröffentlicht wurden. Zu der Blueberry Kinder- und Jugend HipHop Bühne zu 48h Neukölln gesellten sich in 2012 Auftritte u.a. auf dem Flughafenkiezfest, auf der 20 Jahre Outreach – Feier oder dem „Rap meets 3. Berliner Flutlichtbolzplatzcup 2012“, der in Kooperation mit WeFuVe e.V. auf dem „Schierker“ (Schierkerstr.; Körnerkiez) initiiert wurde. 35 OUTREACH BLUEBERRY INN - SACHBERICHT 2012 GskA gemeinnützige Gesellschaft für sozial-kulturelle Arbeit mbH | Outreach – Mobile Jugendarbeit Berlin Kinder-, Jugend- und Elterntreff Blueberry Inn | Reuterstr. 10 | 12053 Berlin | Tel.: (030) 606 90 598 | www.outreach-berlin.de Fr 14:00 bis 19:00 Uhr (i.d.R. Küchenraum) Mädchentag . Angebotsinhalt/Ziele: • geschützter (Frei-) Raum für Mädchen • u.a. geschlechtsspezifische und thematische Arbeit • Stärkung von Identität (als Mädchen in der Gesellschaft), Förderung von Ich-Stärke, Individualität und Selbstbewusstsein • Regelmäßige Gesprächsrunden (altersgerechte Aufklärung, „wie sage ich nein“, etc.) • Lebenswelt- und an den Wünschen und Interessen orientierte Gruppenangebote, wie z.B. Kreativprojekte, gemeinsam kochen und essen, Ausflüge nur für Mädchen, etc. und der damit verbundenen Förderung sozialer Kompetenzen . Projektverlauf Berichtszeitraum: Im ersten Halbjahr 2012 mussten aufgrund des Stundenplans der Betreuerinnen des Mädchenfußballteams und des Mädchentages an der Alice-Salomon-Hochschule beide Mädchen-Projekte zunächst dienstags initiiert werden. Mit dem WiSe 2012/13 änderte sich dies wieder, so dass das Mädchentraining nun donnerstags und der Mädchentag freitags stattfindet. Im Berichtzeitraum besuchten viele Mädchen den Mädchentag seltener in festen Gruppen, sondern zunehmender einzeln, unverabredet und mitunter zu unterschiedlichen Zeiten. Dies erschwerte z.T. eine intensive thematische Mädchenarbeit. Eine weitere Erschwernis stellt mitunter auch der analog zum Mädchentag stattfindende gemischte offene Betrieb im zweiten Raum des Blueberry dar, da der Mädchentag hierdurch häufiger gestört wird. Der analoge Betrieb ist auf die Abstimmung der Kinder und Jugendlichen auf der Vollversammlung zurückzuführen. Neben den Jungen stimmten auch die Mädchen in großer Mehrheit hierfür, da zum einen die Einrichtung in der Vergangenheit ansonsten für die Jungen geschlossen blieb und zum anderen auch viele ältere Mädchen der Einrichtung fernblieben, da der Mädchentag eher die Jüngeren anspricht. Neben der geschlechtsspezifischen und thematischen Arbeit, Ausflügen, gemeinsamen Kochen, Kinotagen, kreativorientierten und sportbezogenen Angeboten erstellten die Mädchen des Mädchentages auch ein eigenes Spiel, in dem Sexualität, Identität, Diskriminierung, respektvoller Umgang, etc. thematisiert werden. 36 OUTREACH BLUEBERRY INN - SACHBERICHT 2012 GskA gemeinnützige Gesellschaft für sozial-kulturelle Arbeit mbH | Outreach – Mobile Jugendarbeit Berlin Kinder-, Jugend- und Elterntreff Blueberry Inn | Reuterstr. 10 | 12053 Berlin | Tel.: (030) 606 90 598 | www.outreach-berlin.de Sa 11:00 bis 13:00 Uhr (14tägig | Küchenraum) Koch Workshop . Angebotsinhalt/Ziele: • Förderung von Teamfähigkeit • Aufbrechen von Rollenklischees („Frauen gehören in die Küche“) • Förderung neuer und anderer Perspektiven, Ich-Stärke und Individualität . Sa Wunsch- und bedarfsorientiert Comp@ss Computerführerschein . Angebotsinhalt/Ziele: • Erwerb von Medienkompetenzen mit dem „späteren Kollegen“ Computer • Förderung von Kompetenzen im Umgang mit dem Internet hinsichtlich Gefahren, Cybermobbing, Straftatsbeständen, etc. . Sa 17:00 bis 20:00 Uhr (14tägig) Teamabende des Mädchen- und des Jungenfußballteams . Angebotsinhalt/Ziele: • Förderung der Teamfähigkeit, Zusammengehörigkeit, auch durch gemeinsame Aktivitäten wie gemeinsam kochen, Filmabende oder Ausflüge, z.T. sportbezogen oder mit erlebnispädagogischen Charakter (z.B. Kletterwald, Soccerworld) • Gesprächsrunden („Was macht ein Team aus“, etc.) . Sa mind. 1 x monatlich Ausflüge „Know your City“ . Angebotsinhalt/Ziele: • Mittels Ausflügen soll Lokalismus überwunden und ein Blick über den Neuköllner „Tellerrand“ geworfen werden • Mitunter Förderung von sozialer Entwicklung und Kompetenzen (z.B. Ich-Stärke, Teamfähigkeit), beispielsweise durch erlebnisorientierte Ausflüge (z.B. Kletterwald); Schaffung einer handlungs- und erlebnisorientierten Lernkultur . f Beispiel: die Wochenenden im Juni 2012 Sa. 02.06. // Jungenfußballturnier auf dem Blaubär Bolzplatz im Rahmen der Champions Neukölln Jugendklubliga So. 03.06. // Ausflug zur Berliner Streetdance Meisterschaft Sa. 09.06. // Ausflug zur YOU Messe Sa. 16.06. // Jungenfußballturnier bei der „Waschküche“ im Rahmen der Champions Neukölln Jugendklubliga Sa. 16.06. // Kinder- und Jugend HipHop Open Air auf dem Außengelände des Blueberry zu 48h Neukölln Sa. 23.06. // Grillfeier und Lagerfeuer im Garten des Blueberry Sa. 30.06. // Streetsoccer Turnier mit 8 Teams auf dem Bolzplatz des Boddinspielplatzes 37 OUTREACH BLUEBERRY INN - SACHBERICHT 2012 GskA gemeinnützige Gesellschaft für sozial-kulturelle Arbeit mbH | Outreach – Mobile Jugendarbeit Berlin Kinder-, Jugend- und Elterntreff Blueberry Inn | Reuterstr. 10 | 12053 Berlin | Tel.: (030) 606 90 598 | www.outreach-berlin.de 2.3. Mobile Jugendarbeit Mobile Jugendarbeit im Flughafenkiez Streetwork Hinausreichende Angebote Kurzbeschreibung: • täglich von bis zu 2 Stunden Dauer • wichtige Wegpunkte: Käpt'n Blaubär Spielplatz, Neuköllner Arcaden, Boddinplatz Wesentlicher Inhalt: • Kontaktaufnahme und -pflege, insbesondere zu den aus dem Blueberry herausgewachsenen älteren Jugendlichen • Knüpfung von Erstkontakten zu Kindern und Jugendlichen und Aufbau einer Beziehungsgrundlage • Unterstützungsbedarfen bereits im öffentlichen Raum nachkommen, Konflikt- und Problemlagen vor Ort begegnen Erreichtes: Zu vielen aus dem Blueberry Inn herausgewachsenen Jugendlichen wird nach wie vor ein ausgezeichneter Kontakt gepflegt. Hierzu zählen auch die Mitglieder der „AGB“ (Ausländische Gangsterbande), einer nicht mehr existenten Gang aus dem Flughafenkiez. Neuere Gangaktivitäten in einer vergleichsweise organisierten Form gab es im Berichtszeitraum nicht. Dennoch gibt es lose Cliquen, die z.T. aus Langeweile gemeinschaftliche Straftaten wie Körperverletzung und räuberische Erpressung („abziehen“) begehen und teilweise illegale Rauschmittel (Marihuana) konsumieren. Zu vielen dieser Kinder und Jugendlichen besteht ein sehr guter Kontakt, sowie auch zu Anwohner_innen und Gewerbetreibenden, so dass bereits häufig in Konfliktsituationen erfolgreich interveniert und vermittelt werden konnte. Auch in den Neuköllner Arcaden suchen kleine, eher jüngere, lose Cliquen „Stress“ mit den Security Mitarbeitern oder verhalten sich bewusst provozierend in der Bibliothek. Der Bibliothek wurden unsere Kontaktdaten übergeben, so dass sich die Mitarbeiter_innen im Bedarfsfall an das Blueberry wenden können. Zudem ist die Bibliothek in die Streetworkrundgänge eingebunden. Kurzbeschreibung: • bedarfs-, interessen- und wunschorientiert auf dem unmittelbar am Blueberry liegenden Käpt'n Blaubär Spielplatz und im Rahmen einer QM Finanzierung mittwochs und samstags auf Boddinspielplatz Wesentlicher Inhalt: • wunsch- und interessensorientierte Freizeitangebote bereitstellen über die Kompetenzen gefördert werden, bzw. negativen Tendenzen entgegengewirkt wird • Über Angebote Kontakte knüpfen und pflegen, Vertrauens- und Beziehungsgrundlagen aufbauen • Mobiler Ansprechpartner bei Hilfe- und Unterstützungsbedarfen sein Erreichtes: Mittels der hinausreichenden Angebote wurden im Berichtszeitraum sehr viele derjenigen Kinder und Jugendlichen erreicht, die von der sozialen Arbeit bislang kaum erreicht wurden - jene, die einen großen Teil ihrer Freizeit im öffentlichen Raum verbringen und soziale Einrichtungen eher sehr selten aufsuchen. So gut wie gar nicht betrifft dies den Käpt'n Blaubär Spielplatz, dessen Nutzer_innengruppe ziemlich deckungsgleich mit der des Blueberrys ist, sondern vielmehr den Boddinspielplatz. Hier konnte eine sehr gut ausgeprägte Arbeitsgrundlage geschaffen werden, die es im Berichtszeitraum ermöglichte einer Vielzahl von Hilfe- und Unterstützungsbedarfen zu begegnen. Darüber hinaus konnten viele der Kinder und Jugendlichen an das Blueberry angebunden werden. Dies ist ein wesentlicher Grund dass sich die einstige (teils auch gewalthaltige) Rivalität zwischen „Boddin“ und „Reuter“ heute kaum noch zeigt. 38 OUTREACH BLUEBERRY INN - SACHBERICHT 2012 GskA gemeinnützige Gesellschaft für sozial-kulturelle Arbeit mbH | Outreach – Mobile Jugendarbeit Berlin Kinder-, Jugend- und Elterntreff Blueberry Inn | Reuterstr. 10 | 12053 Berlin | Tel.: (030) 606 90 598 | www.outreach-berlin.de Handlungsbedarfe: Nach wie vor verbringen viele Kinder und Jugendliche einen großen Teil ihrer freien Zeit im öffentlichen Raum, die seltener oder z.T. gar nicht von sozialer Arbeit erreicht werden, wenngleich zahlreiche Unterstützungs- und Hilfebedarfe bestehen. Mitunter fallen die Kinder und Jugendlichen dort in ihrem Verhalten auf, sei es durch Gewalt, räuberische Erpressung („abziehen“), Sachbeschädigung oder Diebstähle. Zudem sind Kinder und Jugendliche im öffentlichen Raum prekären Gefahren ausgesetzt: Immer wieder gibt es im Neuköllner Norden Hinweise auf pädosexuelle Täter, die im öffentlichen Raum agieren, in den letzten Jahren verlagerte sich ein großer Teil des Drogenhandels auf die U-Bahnhöfe, wo auch Kinder und Jugendliche von Dealern angesprochen werden und nicht zuletzt werden Kinder und Jugendliche selber Opfer von Gewalt anderer Kinder und Jugendlicher. Die mobile Arbeit ist daher ein außerordentlich wichtiges Handlungsfeld und -instrument der Jugendarbeit, dem 2013 noch mehr Gewicht zukommen muss. U.a. wird diesem Handlungsbedarf mit einem QF3 Projekt begegnet werden („Verzahnung mobiler und stationärer Arbeit“). 2.4. Partizipationsmöglichkeiten Entsprechend dem §11 SGB VIII ist die Interessenorientierung sowie die Mitgestaltungs- und Mitbestimmungsmöglichkeit der Kinder und Jugendlichen ein wichtiges Fundament der Arbeit im Blueberry. Im offenen Bereich der Einrichtung trägt dies wesentlich dazu bei, dass die Besucher_innen das Blueberry als ihre Einrichtung verstehen, mit der sie sich identifizieren und für die sie Verantwortung übernehmen, was eine wichtige Grundlage für den respektvollen Umgang miteinander, die freiwillige (und bewusste) Einhaltung von Regeln und Grenzen und das angstfreie Klima in der Einrichtung ist. Auch die Wunsch- und Interessenorientierung der Gruppenangebote und Projekte und die Möglichkeit mitbestimmend auf die Inhalte einzuwirken trägt zu einer Identifikation mit dem jeweiligen Angebot bei. Da hierdurch ein solches als „ihres“ verstanden wird, fällt eine Förderung von (sozialen) Kompetenzen wesentlich einfacher und erzielt eine nachhaltigere Wirkung, als dies in einem oktroyierten Kontext möglich wäre. Partizipationsmöglichkeiten Die Vollversammlungen sind das wichtigste Mitbestimmungsinstrument der Kinder und Jugendlichen. Hier werden sowohl Interessen und Wünsche geäußert, als auch wichtige Entscheidungen in Abstimmung getroffen. Die Vollversammlungen finden jeweils am Ende eines Monats statt, ihre Ergebnisse werden in die am Anfang des Folgemonats stattfindenden Teamsitzungen der Mitarbeiter_innen getragen. Vollversammlungen Neben der einleitenden offenen Runde, in der Ge- und Missfallen geäußert werden können und den Abstimmungen über Veränderungen, Ausflugsziele oder Neuanschaffungen spielen Gespräche und Austausch über wichtige aktuelle Themen eine wesentliche Rolle. So fand bspw. ein reger Erfahrungsaustausch zum Thema Cybermobbing statt und es gab eine sehr lange Gesprächsrunde anlässlich der tödlichen Messerattacke auf einen Jugendlichen in Neukölln, was für die Verarbeitung und den Umgang mit der Situation für die Kinder und Jugendlichen äußerst wichtig war. 39 OUTREACH BLUEBERRY INN - SACHBERICHT 2012 GskA gemeinnützige Gesellschaft für sozial-kulturelle Arbeit mbH | Outreach – Mobile Jugendarbeit Berlin Kinder-, Jugend- und Elterntreff Blueberry Inn | Reuterstr. 10 | 12053 Berlin | Tel.: (030) 606 90 598 | www.outreach-berlin.de Den Kindern und Jugendlichen wird stets die Möglichkeit gegeben auf die meisten Inhalte der Gruppenangebote im Rahmen der Angebote selbst einzuwirken. So planen u.a. die Partizipationsmöglichkeiten Teilnehmer_innen des Mädchentages oder des Kreativtages an jedem Monatsanfang ihr im Rahmen der Programm gemeinsam. Die Wunscheinbringungen der Kinder und Jugendlichen spielen z.B. am Gruppenangebote Kreativtag, im Koch Workshop oder bei den Fußballteams (Teamabende) eine entscheidende Rolle. Gespräche Ein wichtiges Instrument der Teilhabe, aber auch der ständigen Reflexion unserer Arbeit, sind die offenen Gespräche. Kinder und Jugendliche sprechen uns jederzeit an und äußern ihre Wünsche und ihre Kritik. Lob- und Kummerkasten Mithilfe des Lob- und Kummerkastens können sich die Kinder und Jugendlichen anonym äußern. Dieser Möglichkeit wird so gut wie gar nicht mehr nachgekommen, was als Indiz gewertet werden kann, dass ein Klima vorherrscht in dem die Mitarbeiter_innen stets offen angesprochen werden können, den Kindern und Jugendlichen zugehört wird und diese sich ernst genommen fühlen. 2.5. Intensive Einzelfälle Im Berichtszeitraum gab es vielfach intensive Unterstützungs- und Hilfebedarfe von Kindern und Jugendlichen, die über die ansonsten vorkommenden Bedarfe hinsichtlich Intensität hinausgingen. Einem wesentlichen Teil konnte durch Einzelgespräche, Konfliktmediationen, Begleitung der Kinder und Jugendlichen oder auch durch Gespräche mit den Eltern oder schulischen Mitarbeiter_innen bei gekommen werden. Neben der Koordinierung von Handlungsbereichen und -möglichkeiten mit Mitarbeiter_innen des Jugendamtes, Familien- und Einzelfallhelfer_innen hat sich bei Konflikten und Problemlagen auch die gute Zusammenarbeit mit den Schulsozialarbeiter_innen bewährt. Hierneben spielt bei der Begegnung intensiver Einzelfälle auch das Sozialraumteam weiterhin eine wichtige Rolle, in dessen Rahmen gemeinsam mit Familien trägerübergreifend, methodenpluralistisch und multiprofessionell passende Unterstützungsstrukturen entwickelt werden. Ferner wird durch das regelmäßige, 14tägige Zusammentreffen auch der Austausch mit den anderen Trägern und den Mitarbeiter_innen des Jugendamtes intensiviert und wesentlich erleichtert. Als ein Beispiel hierfür konnte in einem der intensiven Fälle in sehr guter Zusammenarbeit mit einer Mitarbeiterin des Jugendamtes (und Teilnehmerin am SRT) nach mehreren gemeinsamen Hausbesuchen eine Familie von der Notwendigkeit einer Hilfe zur Erziehung überzeugt werden und das Kind zusätzlich in sozialpädagogische Betreuungsprojekte in seiner Schule eingebunden werden. Da mit der eingesetzten Familienhelferin auch im Sozialraumteam bereits gute kollegiale Beziehungen aufgebaut wurden, fällt eine Koordinierung der verschiedenen Handlungsmöglichkeiten der jeweiligen Institution nun wesentlich leichter. 40 OUTREACH BLUEBERRY INN - SACHBERICHT 2012 GskA gemeinnützige Gesellschaft für sozial-kulturelle Arbeit mbH | Outreach – Mobile Jugendarbeit Berlin Kinder-, Jugend- und Elterntreff Blueberry Inn | Reuterstr. 10 | 12053 Berlin | Tel.: (030) 606 90 598 | www.outreach-berlin.de Eine zunehmende Rolle in der intensiven Einzelfallarbeit hat im Berichtszeitraum psychische Gewalt eingenommen, insbesondere gegenüber den Mädchen. So „verlor“ die Einrichtung einige Mädchen, da in den Familien, unabhängig davon, ob deutscher Herkunft oder mit Migrationshintergrund, ein Kindertreff nicht als geeigneter Ort für diese verstanden wird, „weil da auch Jungs sind“. Stattdessen müssen oft viele Mädchen (zu) viel im Haushalt aushelfen und haben nur noch wenige Möglichkeiten und Freiheiten ihre Kindheit auszuleben. Dem Großteil dieser Problemlage konnte durch intensive Elterngespräche begegnet werden. Perspektivisch muss analog zum gemischten Betrieb die Mädchenarbeit intensiviert werden, zum einen um Mädchen in ihrer Ich-Stärke und Individualität zu fördern und zu stärken und um zum anderen geschützte Räume für Mädchen zu schaffen, die auch von den Eltern als solche anerkannt werden. Die noch immer hervorragenden Kontakte mit den älteren Jugendlichen und teils bereits jungen Erwachsenen, ehemaligen Besucher_innen des Blueberry, bedingen, dass auch diese die Einrichtung häufig immer noch als ersten Ansprechpartner bei massiven Konflikten und Problemlagen aufsuchen, insbesondere hinsichtlich Problemen mit dem Gesetz, im öffentlichen Raum, persönlichen Krisen oder teils massiven Konflikten und Problemlagen im Elternhaus. 41 OUTREACH BLUEBERRY INN - SACHBERICHT 2012 GskA gemeinnützige Gesellschaft für sozial-kulturelle Arbeit mbH | Outreach – Mobile Jugendarbeit Berlin Kinder-, Jugend- und Elterntreff Blueberry Inn | Reuterstr. 10 | 12053 Berlin | Tel.: (030) 606 90 598 | www.outreach-berlin.de 2.6. Netzwerke und Kooperationen Netzwerke und Kooperationen im Berichtszeitraum Kooperationsbereiche Konkrete Partner Angestrebte Ziele Erreichte Ergebnisse Zusammenarbeit bei Kindern mit schulischen Schulstation der Problemen, wie Schuldistanz, Lern- und Regelmäßiger Austausch Hermann-Boddin-Schule Leistungsdefiziten und Schulkonflikten regelmäßiger Austausch Schulstation der Karlsgarten Schule Schulsozialarbeiter der Adolf-Reichwein-Schule Andere Kinder- und Jugendprojekte und Einrichtungen, andere Träger Austausch bei Bedarf u.a. gute Zusammenarbeit in einem intensiven Einzelfall. Initiierung eines runden Tisches mit einer Mutter, der Klassenlehrerin, der Schulsozialarbeiterin und einer Erzieherin. Austausch bei Bedarf Austausch bei Bedarf Zusammenarbeit bei Kindern und Jugendlichen mit auffälligen Verhalten, insbesondere in Bezug auf mangelnde Konfliktlösungsstrategien. Initiierung eines runden Tisches mit dem Sozialarbeiter und dem Schulleiter zum Thema Cybermobbing. Austausch bei Bedarf OUTREACH JSTL Hobrecht83 Regelmäßiger Austausch Regelmäßiger Austausch gemeinsame Projekte und Ausflüge, enge Zusammenarbeit gemeinsame Kiezrundgänge und Streetwork OUTREACH Yo!22 Nutzung des Studios durch Rap Workshop, Aufnahme eigener Tracks Nutzung des Tonstudios Teilnahme an sportbezogenen Angeboten des Yo!22, z.B. im Rahmen der Streetsoccer Tour Alte Feuerwache Kreuzberg Nutzung des Tonstudios We FuVe e.V. Allgemeine Jugendberatung AJB e.V. Andere Neuköllner Jugendeinrichtungen Neuköllner Jugendclubliga Andere OUTREACH Einrichtungen Nutzung des Studios durch Rap Workshop, Aufnahme eigener Tracks Gemeinsame Initiierung vom „Rap meets 3. Berliner sportbezogene Projekte Flutlichtbolzplatzcup“ im Körnerkiez Ressourcennutzung Austausch Bereitstellung der Blueberry Ressourcen für den Tag der offenen Tür des AJB Austausch (insbesondere in der der Netzwerkarbeit), Nutzungsmöglichkeiten wahrnehmen und bereitstellen (z.B. Minigolfanlage für andere Einrichtungen), gemeinsames Wahrnehmen von Projekten (z.B. im Rahmen des Ferienprogramms Olympia im Flughafenkiez mit „Am Tower“) Gemeinsame sportliche Events mit Kindern Teilnahme des Jungenund Jugendlichen anderer Einrichtungen und des Mädchen Kontaktpflege zu anderen Einrichtungen, fußballteams an der Liga Netzwerkpflege und -ausbau Bereitstellung und Wahrnehmen von Ressourcennutzung Outreach Ressourcen, kollegialer und fachlicher kollegialer, fachlicher Austausch, Austausch Regelmäßige Gesamtteam- und NeuköllnTeamsitzungen 42 OUTREACH BLUEBERRY INN - SACHBERICHT 2012 GskA gemeinnützige Gesellschaft für sozial-kulturelle Arbeit mbH | Outreach – Mobile Jugendarbeit Berlin Kinder-, Jugend- und Elterntreff Blueberry Inn | Reuterstr. 10 | 12053 Berlin | Tel.: (030) 606 90 598 | www.outreach-berlin.de Quartiersmanagement Arbeitsgemeinschaften Netzwerkrunden Vereine, Nachbarschaftsinitiativen und ähnliches Quartiersmanagement Flughafenstraße Kooperationsvereinbarungen Austausch Sozialraumteam (JA, Outreach, Diakonie) Beratung von Familien im Sozialraum Fachlicher Austausch Einrichtungsleiterrunde JA Informeller und fachlicher Austausch Regelmäßige 14tägige Treffen i.d.R. im Blueberry, Beratung von Familien Fachlicher Austausch, Erlernen neuer Methoden Regelmäßige Treffen informeller und fachlicher Austausch Information aus Region, JA, BVV, etc. Netzwerkrunde Bildung, Schule, Jugend- und Elternarbeit Austausch Regelmäßige Treffen Austausch über Angebote/Inhalte, Entwicklungen im Sozialraum und Handlungsbedarfe Cafétafel der Senioren am Boddinplatz Präsenz Austausch Austausch über Konflikte, Handlungsbedarfe und Entwicklungen rund um den Boddinplatz Umweltconsulting Dr. Hoffmann Kooperationsprojekt Bau einer Kräuterspirale im Garten des Blueberry über die Kleeberg Stiftung BerlinBewegt e.V. Kooperationsprojekt „Sportwoche“ mit den Kindern und Jugendlichen des Blueberry in Zusammenarbeit u.a. mit Amaro Foro, TuS Neukölln, Lowkick Kickboxen für Mädchen, TiB Turngemeinde in Berlin, etc. Hermann-Boddin-Schule Raumnutzung für Sportangebote Austausch bei Bedarf Turnhallennutzung 2 x wöchentlich Gespräche mit Lehrer_innen bei Bedarf Karlsgarten Schule Austausch bei Bedarf Gute Zusammenarbeit in einem intensiven Einzelfall (s.o.) Gespräche mit Lehrer_innen bei Bedarf Evangelische Schule Raumnutzung Austausch bei Bedarf Nutzung der Minigolfanlage des Blueberry durch das Hort der ESN. Raumnutzungsmöglichkeiten für das Blueberry in der Schule und dem Schulhof. Otto-SuhrVolkshochschule Raumnutzung Tägliche Nutzung der Räume des Blueberry vormittags für Mütter-Deutschkurse der VHS Diverse Künstler_innen und Kreative Gemeinsame Projekte Diverse Kreativprojekte, z.B. im Vorfeld von 48h Neukölln Schulen Akteure aus dem Sozialraum QF3 Projekt „Mobile Kinder-, Jugend- und Nachbarschaftsangebote am Boddinplatz“, QF3 Projekt „Kinder- und Elterntreff kooperativ“, QF2 Projekt „Brandwandgestaltung“ (Graffitiworkshop) regelmäßiger Austausch u.a. über Entwicklungen im Sozialraum und Handlungsbedarfe 43 OUTREACH BLUEBERRY INN - SACHBERICHT 2012 GskA gemeinnützige Gesellschaft für sozial-kulturelle Arbeit mbH | Outreach – Mobile Jugendarbeit Berlin Kinder-, Jugend- und Elterntreff Blueberry Inn | Reuterstr. 10 | 12053 Berlin | Tel.: (030) 606 90 598 | www.outreach-berlin.de 44 OUTREACH BLUEBERRY INN - SACHBERICHT 2012 GskA gemeinnützige Gesellschaft für sozial-kulturelle Arbeit mbH | Outreach – Mobile Jugendarbeit Berlin Kinder-, Jugend- und Elterntreff Blueberry Inn | Reuterstr. 10 | 12053 Berlin | Tel.: (030) 606 90 598 | www.outreach-berlin.de 2.7. Öffentlichkeitsarbeit 2.7.1. Öffentlichkeitsarbeit im Rahmen der Berichterstattung in der Jugendstadtteilzeitung FluZe Berichterstattung in der FluZe 2012 Ausgabe Berichte aus dem Blueberry • • FluZe 1.12 • • • • • • FluZe 2.12 • • • • • FluZe 3.12 • • • • • FluZe 4.12 • • • • • „Wünsch Dir was“ (Titelseite zum Thema Wünsche für 2012) „Mächtig im Kommen: Mädchenfußball“ Neue Trikots für das Mädchenfußballteam Bericht über die Vollversammlung „So wirst Du Rapper!“ Mädchentag Kiezfotoreportage Vorbericht: Flughafencup 2012 „Der Juni: Hot Summer!“ Bericht über das Streetsoccer Turnier im Yo!22 in Kooperation mit Hertha BSC Die Blueberry Kicker Liga Kiezfotoreportage „und was, wenn endlich Sommerferien sind?“ (Titelseite mit dem Thema Sommerferien) Flughafenkiezfest 2012: „Neukölln hat neue Stars!“ Vorbericht: Open Air zu 48h Neukölln Kiezfotoreportage 20 Jahre Outreach „Schule, Praktikum, Beruf – Hilfe gibt’s im Blueberry“ Graffiti Workshop mit Akte One und Pekor Olympiade im Flughafenkiez Kräuterspirale im Blueberry Kiezfotoreportage In der FluZe Extrabeilage: „Wenn ich groß bin. Kinder haben gute Gründe für ihren Berufswunsch“ 45 OUTREACH BLUEBERRY INN - SACHBERICHT 2012 GskA gemeinnützige Gesellschaft für sozial-kulturelle Arbeit mbH | Outreach – Mobile Jugendarbeit Berlin Kinder-, Jugend- und Elterntreff Blueberry Inn | Reuterstr. 10 | 12053 Berlin | Tel.: (030) 606 90 598 | www.outreach-berlin.de 2.7.2. sonstige Öffentlichkeitsarbeit und Öffentlichkeitsarbeit durch und im Rahmen von Outreach Seit mit der Neugestaltung der Internetseite www.outreachberlin.de auch für jedes Bezirksteam eine eigene Internetseite bereitgestellt wurde gehört die Homepagepflege zum festen Bestandteil der Öffentlichkeitsarbeit. Über die Outreach Hauptseite oder unter www.blueberry-inn.de zu erreichen finden sich auf der Neuköllner Webseite u.a. aktuellste Neuigkeiten aus dem Blueberry, Kontaktmöglichkeiten sowie Informationen zu der Einrichtung und dem Angebot. Im Rahmen der AG Öffentlichkeitsarbeit von Outreach wurde seit 2011 an der Erstellung einer neuen Outreach Broschüre gearbeitet, die 2012 berlinweit erschienen ist. Für 2012 wurde zudem ein postkartengroßer Flyer des Blueberry erstellt, der in einer Auflage von 5000 Flyern und 2500 Aufklebern erschien. Hierneben wurde auch für Veranstaltungen und Projekte öffentlichkeitswirksam geworben, z.B. für die Kinder- und Jugend HipHop Bühne im Rahmen von 48h Neukölln (250 Plakate). 46 OUTREACH BLUEBERRY INN - SACHBERICHT 2012 GskA gemeinnützige Gesellschaft für sozial-kulturelle Arbeit mbH | Outreach – Mobile Jugendarbeit Berlin Kinder-, Jugend- und Elterntreff Blueberry Inn | Reuterstr. 10 | 12053 Berlin | Tel.: (030) 606 90 598 | www.outreach-berlin.de Einlegeflyer in der Outreach Berlin Broschüre Ferner ist das Blueberry in verschiedenen Informationspublikationen vertreten, beispielsweise in der Broschüre „Wohin in Neukölln“ oder dem „Bildungswegweiser Flughafenkiez“. Hierneben wurde im Berichtszeitraum auch mehrfach über Projekte und Veranstaltungen des Blueberry in anderen Medien berichtet, wie z.B. der Flughafenzeitung, der Homepage von Hertha BSC oder der Fußballfachzeitung FuWo (Fußball-Woche). Einen zunehmenden Stellenwert in der Ankündigung von Veranstaltungen und Projekten oder der aktuellen Berichterstattung über Neuigkeiten nimmt Facebook ein, nicht zuletzt aufgrund der Streuungsbreite unter den Usern („gefällt mir“, Beitrag/Foto „teilen“) und der unmittelbaren Interaktionsmöglichkeiten („Kommentieren“). 47 OUTREACH BLUEBERRY INN - SACHBERICHT 2012 GskA gemeinnützige Gesellschaft für sozial-kulturelle Arbeit mbH | Outreach – Mobile Jugendarbeit Berlin Kinder-, Jugend- und Elterntreff Blueberry Inn | Reuterstr. 10 | 12053 Berlin | Tel.: (030) 606 90 598 | www.outreach-berlin.de 3. Resümee, Handlungsbedarfe und Perspektiven Das Blueberry ist eine wichtige und etablierte Einrichtung in Nord-Neukölln, die hoch frequentiert ist. Trotz einer dreistelligen Stammbesucher_innenzahl verbringen nach wie vor viele Kinder und Jugendliche einen großen Teil ihrer freien Zeit im öffentlichen Raum, wo sie prekären Gefahren ausgesetzt sein können und mitunter selber im Verhalten auffallen. Viele dieser Kinder und Jugendlichen werden schon jetzt im Rahmen der mobilen Arbeit erreicht, die allerdings häufig abgetrennt und parallel zum Einrichtungsbetrieb funktioniert. Im Rahmen einer QF3 Förderung ab 2013 wird daher ein Projekt initiiert, in dessen Rahmen Streetwork, hinausreichende Angebote und stationäre Arbeit nahtlos miteinander verzahnt werden. Hierdurch soll es wesentlich einfacher werden Kinder und Jugendliche an das Blueberry anzubinden, nicht zuletzt um den zahlreichen Unterstützungs- und Hilfebedarfen intensiver begegnen zu können. Der Flughafenkiez zeichnet sich (in negativer Hinsicht) durch seine dichte Bebauungsstruktur aus. Nur selten wird diese - durch den Käpt'n Blaubär Spielplatz und den Boddinplatz - aufgerissen. Diese Freiflächen sind nicht nur rar sondern auch vergleichsweise klein. Weder sind im Quartier große Freiflächen, wie z.B. im Körnerkiez, noch die unmittelbare Nähe zu Großflächen, wie z.B. das an den Schillerkiez angrenzende Tempelhofer Feld, gegeben. Da neue Flächen anstelle bestehender Bebauung wohl kaum realisierbar sind, können stattdessen ungenutzte Flächen nutzbar gemacht werden. So ist z.B. das Außengelände des Blueberry im Bereich der Minigolfanlage eingerahmt (und mit Zäunen abgetrennt) von einem ehemaligen Parkplatz, der nicht mehr genutzt wird und einer zugewachsenen „Wildfläche“, die von Häuserrückseiten eingekesselt und somit für die Bewohner_innen nicht erreichbar ist. Perspektivisch könnten Nutzungsmöglichkeiten und -vereinbarungen überlegt werden, wodurch der Kinder-, Jugend- und Elterntreff mitsamt dem angrenzenden Spielplatz zu einer kleinen „Oase“ im Kiez werden würde. Im Berichtszeitraum stellten die männlichen Besucher des Blueberry zunehmend deutlich die Mehrheit. Zwar besuchen insgesamt mehr Mädchen als im Vorjahr regelmäßig die Einrichtung, allerdings ist auch (und stärker) die Besucherzahl der Jungen angewachsen. Im direkten Vergleich zum Vorjahresbericht entstand so im prozentualen Gesamtbild eine Schere zwischen den Geschlechtern. Ein Grund hierfür liegt u.a. im „Generationenwechsel“ in der Einrichtung, der die sich verändernde Altersstruktur im Flughafenkiez widerspiegelt. Zunehmend besuchen jüngere Kinder das Blueberry, zumeist allerdings Jungen. Während sich diese im Alter zwischen acht und zehn Jahren schon relativ frei im Kiez bewegen und regelmäßig die Einrichtung aufsuchen dürfen, sind viele Mädchen in ihrem Bewegungsradius eingeschränkter. Nicht selten umfasst ihr Bewegungsspielraum nur den Innenhof oder den Bürgersteig vor dem Haus. Hinzukommend 48 OUTREACH BLUEBERRY INN - SACHBERICHT 2012 GskA gemeinnützige Gesellschaft für sozial-kulturelle Arbeit mbH | Outreach – Mobile Jugendarbeit Berlin Kinder-, Jugend- und Elterntreff Blueberry Inn | Reuterstr. 10 | 12053 Berlin | Tel.: (030) 606 90 598 | www.outreach-berlin.de durften im Berichtszeitraum einige Mädchen nicht mehr das Blueberry besuchen, „weil da auch Jungs sind“, bzw. spezifische Mädchenangebote wie Mädchenfußball wahrnehmen, weil den Turnieren auch Jungen als Zuschauer beiwohnen (könnten). Oft geht das elterliche Verbot einher mit der Gesamtbeschneidung von Möglichkeiten und Freiheiten die Kindheit kindgerecht ausleben zu können. Häufig konnte dem mittels intensiver Elterngespräche entgegengewirkt werden, allerdings nicht immer. Perspektivisch ist eine Intensivierung der Mädchenarbeit analog zum gemischten Betrieb notwendig, in dessen Rahmen geschützte Räume für Mädchen entstehen, die von den Eltern auch als solche anerkannt sind. Hierdurch werden nicht nur sichere (Frei-) Räume für Mädchen geschaffen, sondern auch die Möglichkeit im Rahmen geschlechtsspezifischer Arbeit Ich-Stärke, Individualität und soziale Kompetenzen zu fördern. Hierdurch wird es den Mädchen verstärkt möglich ihre ganz eigene Stellung in den Familien, in denen teils antiquierte Rollenbilder vorherrschen, in ihrer Lebenswelt und in der Gesellschaft zu finden und zu behaupten. Das Blueberry Inn ist für Kinder, Jugendliche, Eltern und Familien des Sozialraums eine äußerst wichtige Einrichtung bei Hilfe- und Unterstützungsbedarfen. Die Begegnung der teils prekären Konflikt- und Problemlagen hat hohe Priorität in der täglichen Arbeit. Einigen anderen Problemlagen kann hingegen nicht immer mit gleicher Intensität begegnet werden. So erweisen sich die Ressourcen des Blueberry - zeitlich, personell und hinsichtlich der Einrichtungsgröße - häufigst als nicht ausreichend. So ist es oft notwendig, aber nicht immer möglich, über den Zeitrahmen der täglichen Hausaufgabenbetreuung hinweg den teils massiven schulischen Lern- und Leistungsdefiziten zu begegnen. Auch nicht jeder Streitsituation kann adäquat begegnet werden. Bei nur zwei Räumen, die im täglichen Normalbetrieb von bis zu 80 Kindern aufgesucht werden, ist lediglich das Büro ruhigerer Rückzugsort, um Konflikte zu schlichten oder Hausaufgaben über den eigentlichen Zeitrahmen hinweg zu betreuen. Hierneben dient es aber auch der Erledigung von Verwaltungstätigkeiten, Elterngesprächen, Unterstützungs- und Hilfegesuchen, Bewerbungsschreiben, etc. Ferner ist es auch nicht immer möglich eine Arbeitskraft für eine individuelle Betreuung zu entbehren, da diese dann in der eigentlichen Betriebsamkeit fehlt. Das Blueberry zeichnet sich, nicht zuletzt aufgrund der mobilen Arbeit, insbesondere dadurch aus, dass Kinder und Jugendliche sozialarbeiterisch erreicht werden, bei denen ein wesentlicher Handlungsbedarf gegeben ist und die ansonsten von anderen Institutionen kaum oder gar nicht erreicht werden. Hierdurch ist die Einrichtung aber auch äußerst „lebendig“, allerdings nicht immer im positiven Sinne: So sei insbesondere auf die teils wenig ausgeprägten Konfliktlösungsstrategien einiger Kinder und Jugendlicher hingewiesen sowie auf die teils mangelhafte Ausbildung sozialer Kompetenzen. Gewalt, unnachgiebig der „Stärkere“ sein, „seinen Mann stehen“, gilt oft als adäquate Konfliktlösungsstrategie einiger Kinder und Jugendlicher. Die eigene 49 OUTREACH BLUEBERRY INN - SACHBERICHT 2012 GskA gemeinnützige Gesellschaft für sozial-kulturelle Arbeit mbH | Outreach – Mobile Jugendarbeit Berlin Kinder-, Jugend- und Elterntreff Blueberry Inn | Reuterstr. 10 | 12053 Berlin | Tel.: (030) 606 90 598 | www.outreach-berlin.de Machtposition zu behaupten, sich vermeintlich selbst aufzuwerten in dem „nach unten“ getreten wird, ist oft ausgeprägter, als einem „Schwächerem“ unterstützend zur Seite zu stehen und zu helfen. Diejenigen, die andere zum „Opfer!“ machen, nutzen ihre Freiräume nicht selten als Ventil, da sie in den sonstigen Machtgefügen ihrer Lebenswelt oft genug selber höherer Gewalt unterliegen. So kann es das Elternhaus sein, in dem patriarchalisch „die Macht“ des Familienoberhauptes als „Gesetz“ gilt, die Schule, die aufgrund von Überforderung oft „von oben herab“ sanktioniert, die Straße, auf der sich am häufigsten die durchsetzen, die am stärksten sind und es kann auch die Gesellschaft sein, die vorlebt, dass Erfolg nur mit dem Ellenbogen zu erreichen ist. Häufig wird erlebt, dass Stärke und Macht ein scheinbares Nonplusultra sind. Das Blueberry bildet hierzu eine Gegenwelt: Die Einrichtung gilt für die Kinder und Jugendlichen als ein angstfreier Ort, in dem Respekt und Verantwortungsbewusstsein ausgeprägt sind. Dieses Klima wird von den Kindern und Jugendlichen selbst geschaffen. Mittels der Partizipationsmöglichkeiten erfahren sie Verantwortung, die Einrichtung wird zu „ihrem“ Treff mit Angeboten, die ihren Wünschen und Interessen entsprechen, die sie mitgestalten und auf die sie einwirken können. Hierdurch werden es „ihre“ Angebote, die sie gerne wahrnehmen, so dass die Förderung sozialer Kompetenzen wesentlich erleichtert ist. Doch soziale Kompetenzen und Stärken, die nachhaltig Bestand haben sollen, erfordern einen oft langwierigen Entwicklungsprozess, ebenso die Begegnung von teils großen Nachholbedarfen in der Kompetenzenförderung. In ihrer sonstigen Lebenswelt erfahren Kinder und Jugendliche nicht selten, dass mangelnder Kompetenzenausprägung ausschließlich sanktionierend begegnet wird, soziale Kompetenzen werden hierdurch aber kaum gefördert. Es ist einfacher den erwachsenen Zeigefinger zu heben, um mitzuteilen, was richtig oder falsch ist, aber der Raum dieses Bewusstsein selbst zu erlernen ist hierdurch noch nicht gegeben. Probleme werden nicht gelöst, wenn sie „weitergeschoben“ werden und nicht immer ist die schnellste Lösung auch die beste Lösung. Nachholbedarfen effektiv begegnen, soziale Kompetenzen nachhaltig zu fördern, präventiv zu arbeiten, Individualität und das Ich zu stärken ist zwar oft der längere Weg, der aber Nachhaltigkeit und Wirksamkeit zum Ergebnis hat. In vielen Gesprächen wird oft nach unmittelbaren, sofort messbaren Ergebnissen der Jugendarbeit gefragt. Gegenfrage: Was wäre das Ergebnis, wenn es keine Jugendarbeit gäbe? 50