Psychologie aktuell: 2006-1

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Psychologie aktuell: 2006-1
Psychologie aktuell: 2006-1
Forensische Psychiatrie und Psychotherapie
2006-1
Inhaltsverzeichnis
Der subjektive Faktor oder: Was passiert in Tätertherapien?
Teilergebnisse eines subjektpsychologischen Forschungsprojekts
Ulrich Kobbé
Zusammenfassung | Abstract
Freizeitgestaltung als Behandlungsauftrag - eine empirische
Bestandsaufnahme
Sandra Jumpertz
Zusammenfassung | Abstract
Manchmal schwankt man zwischen Zynismus und Resignation ...
Burnout und innere Kündigung: StrafvollzugspsychologInnen zwischen Skylla
und Charybdis
Thomas Hartmann
Zusammenfassung | Abstract
Trainings gegen Gewalt - Viel Lärm um nichts?
Jürgen Ptucha, Rainer Scharnowski
Zusammenfassung | Abstract
Zur Tötung von Kindern durch ihre Mütter
Überlegungen zu einem Fallbeispiel
Tilman Kluttig, Heinfried Duncker
Zusammenfassung | Abstract
Der subjektive Faktor oder: Was passiert in Tätertherapien?
Teilergebnisse eines subjektpsychologischen Forschungsprojekts
Ulrich Kobbé
Zusammenfassung
Der Feldforschungsbericht stellt die Ergebnisse der testpsychologischen
Untersuchung von 199 behandelten Sexualstraftätern im Detail dar. Die Daten
ermöglichen eine Analyse der intra- und intersubjektiven Dynamik.
Prognoseindices und Effektstärken gestatten eine Evaluation der
Veränderungsprozesse in den Dimensionen der Änderungs(in)sensitivität, der
Symptombelastung, der Intersubjektivität und der interpersonellen
Problembereiche.
Eine vertiefende Dateninterpretation bezieht sich auf das psychoanalytische
Subjektmodell von Lacan. Die faktorenanalytische Untersuchung der
Forschungsdaten generiert vier Faktoren der (1) Symptombelastung /
Sinthomatik, (2) Introversion / Subduktion, (3) Egozentrik, (4) Dominanz /
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Unterwerfung. Die Analyse bestätigt Subjektivierungsprozesse der Entwicklung
einer integrierten torischen Körperstruktur, einer Verinnerlichung des sog.
symbolischen Gesetzes und einer inneren wie äußeren Integration in die
sozio-symbolische Struktur, der Herausbildung einer differenzierten männlichen
Geschlechterrolle, der Aufgabe narzisstischer, egozentrischer Fixierungen und
der Entfaltung einer dezentrierten Subjektivität des alterozentrischen
Begehrens.
Schlüsselwörter
Feldforschung Tätertherapie
Subjektivierung
Behandlungsprozess
subjektiver Faktor
Summary
This report presents in detail results of a psychometric field research on 199
treated sex offenders. The data enable an analysis of intra- and interpersonal
dynamics. Prognostic parameters and measures of efficiency allow an
evaluation of change in the therapeutic process in the dimensions of sensitivity
to change, symptom distress, intersubjectivity and interpersonal problems.
The analysis of the data in-depth is based on the psychoanalytical theory of
Lacan. Four factors can be generated from a factor analysis: 1.
Symptomatology, 2. introversion and subduction, 3. egocentrism, 4. dominance
and submission. The results confirm processes of subjectification in the
development of an integrated "toric" body structure, an internalization of the so
called symbolic law, and an internal and external integration into the
socio-symbolic structure, the emergence of a differentiated male gender role,
the drop of narcissistic and egocentric fixations and the development of a
decentrated subjectivity of desire.
Keywords and phrases
Field research - offender therapy - treatment process - subjective factors
subjectivtiy
Dipl.-Psych. Dr. Ulrich Kobbé
Universität Duisburg-Essen
Fachbereich Bildungswissenschaften
D-45117 Essen
E-mail: [email protected]
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Freizeitgestaltung als Behandlungsauftrag - eine empirische
Bestandsaufnahme
Sandra Jumpertz
Zusammenfassung
Freizeitgestaltung im Strafvollzug wird von Seiten der Justiz in ihrer
Notwendigkeit und Erwünschtheit immer wieder und in hohem Maße kontrovers
diskutiert. In diesem Text wird vorausgesetzt, dass Freizeitgestaltung im
Strafvollzug einen Behandlungsauftrag darstellt, der durch ein entsprechendes
Angebot an Freizeitmaßnahmen während der Inhaftierung umzusetzen ist. Bei
einem Blick hinter die Anstaltsmauern lässt sich dieser Anspruch allerdings nur
schwer aufrechterhalten. Die gegensätzlichen Prämissen von Sicherheit und
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Ordnung einerseits und Freizeitbeschäftigung als Teil der Haftgestaltung
andererseits scheinen kaum miteinander vereinbar. Eine empirische
Bestandsaufnahme am Bespiel der JVA Geldern soll die Umstände in heutigen
Haftanstalten erhellen und Potentiale aufzeigen, die unter den gegebenen
Rahmenbedingungen bislang weitgehend ungenutzt bleiben.
Schlüsselwörter
Freizeit Strafvollzug
Behandlungsauftrag
Bedürfnisorientierung
Bedarfsanalyse
Summary
Organising leisure activities within the penal system being essential and
desirable is a matter which is time and again discussed with considerable
controversy on the part of the judiciary. In this text it is taken for granted that
the organisation of leisure activities in the prison situation presents an exercise
bound together with treatment, which through a suitable range of activities can
be implemented in the course of the prison sentence. In taking a look behind
prison walls we can see, however, just how difficult it is to achieve this. The
opposing assumptions of security and order on the one hand and the leisure
activities forming part of the sentence on the other, seem hardly compatible. An
empirical assessment of the situation through the example of the institution for
youth detention in Geldern should illuminate the conditions in our penal
institutions at present and indicate potential, which under the existing
framework of conditions up to now has remained widely unused.
Key words and phrases
leisure penal system orientation to needs
treatment
analysis of needs
task of
Dipl.-Päd. Sandra Jumpertz
Witteringstraße 28
45130 Essen
E-Mail: [email protected]
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Manchmal schwankt man zwischen Zynismus und Resignation ...
Burnout und innere Kündigung: StrafvollzugspsychologInnen zwischen
Skylla und Charybdis
Thomas Hartmann
Zusammenfassung
Burnout ist selten ein Thema für StrafvollzugspsychologInnen. Bezug nehmend
auf die eigenen Erfahrungen soll mit Hilfe der theoretischen Überlegungen aus
Burisch (1989) Das Burnout-Syndrom. Theorie der inneren Erschöpfung das
Tätigkeitsfeld untersucht und die Belastungssituationen von PsychologInnen im
Strafvollzug analysiert werden. Sieben Konfliktbereiche werden diskutiert.
Abschließend werden Überlegungen angestellt, wo Änderungen ansetzen
könnten, um die Arbeitssituation befriedigender zu gestalten.
Schlüsselwörter
Burnout-Syndrom
Strafvollzug
Handlungstheorie
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Summary
Burnout syndrome seems to be a neglected theme for psychologists in the
prison system. Based on his own expert knowledge as psychologist in the
prison system and the theoretical model of Burisch (1989) on the burnout
syndrome the author evaluates his labour situation and the distress of
psychologists in the prison system. Seven problem areas are discussed. Finally
the author reflects on modifications which could help to improve the labour
situation of psychologists in the prison system.
Key words and phrases
burnout syndrome prison system
social action theory
Thomas Hartmann
Herzogenriedstr. 125
68169 Mannheim
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Trainings gegen Gewalt Viel Lärm um nichts?
Jürgen Ptucha & Rainer Scharnowski
Zusammenfassung
Die Behandlung von Inhaftierten mit Gewaltdelikten im geschlossenen Vollzug
stellt nach wie vor eine Herausforderung dar, wobei wenig Behandlungsansätze
vorliegen. In den letzten Jahren wurden vor allem die verhaltenstherapeutisch
orientierten Anti-Gewalt- bzw. Anti-Aggressivitätstrainings (z.B. Heilemann &
Fischwasser-von-Proeck 2001; Weidner et al. 2001) propagiert und neuerdings
auch kontrovers bewertet. Es gibt auch tiefenpsychologisch orientierte Ansätze
(z.B. Wegner 2004), die aktuell aber weniger diskutiert werden. Betrachtet man
die Anti-Gewalt-Trainings aus tiefenpsychologischer Sicht, wird allerdings
deutlich, dass es trotz des vermeintlichen theoretischen Gegensatzes in der
Praxis Überschneidungsbereiche gibt. Aber auch in der Frage, ob die bisher
vorliegenden Evaluationsergebnisse der Anti-Gewalt-Trainings als günstig
angesehen werden können, besteht fachwissenschaftlich Uneinigkeit. Neben
bestehenden Studien werden eigene Untersuchungen aus dem
Jugendstrafvollzug zu durchgeführten Trainings referiert. Insgesamt erscheinen
die Ergebnisse ernüchternd und rechtfertigen kaum die noch vor kurzer Zeit
vorherrschende Euphorie. Es ist fraglich, inwieweit an Methoden umstrittener
Wirksamkeit festgehalten sollte, solange keine nachweislich effektiveren
Alternativen bestehen.
Schlüsselwörter
Anti-Gewalt-Training / Anti-Aggressivitäts-Training - geschlossener Vollzug tiefenpsychologischer Ansatz - Evaluation
Summary
The treatment of internees, who have committed crimes of violence, and are in
closed prisons still presents a challenge, for which few departure points for
treatment exist. In recent years the behaviour therapeutic orientated
anti-violence, or rather anti-aggression training (e.g. Heilemann
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&Fischwasser-von-Proeck, 2001; Weidner et al. 2001) has above all been
propagated but recently also controversially assessed. There are also
departure points orientated to depth psychology (e.g. Wegner, 2004), which are
relevant, but are discussed less. If one regards anti-aggression training from
the depth psychology viewpoint, it becomes clear that in practice there are
areas which overlap in spite of the presumed theoretical difference. However,
also regarding the question as to whether the existing evaluation results of
anti-violence training which have existed up to now can be seen as favourable
is a matter about which the experts are not unanimous. Alongside existing
studies others examining training carried out in the area of the penal system
concerning youths have been reported. Altogether the results are disillusioning
and hardly justify the reigning euphoria of not so long ago. It is questionable in
how far one should adhere to methods where their effectiveness is disputable,
even though proven effective alternatives do not exist.
Key words and phrases
anti-violence training/ anti-aggression training
psychology as departure point evaluation
closed prisons
depth
Dr. Jürgen Ptucha / Rainer Scharnowski
Jugendstrafanstalt Ichtershausen
Alexander-Puschkin-Str. 7
99334 Ichtershausen
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Zur Tötung von Kindern durch ihre Mütter
Überlegungen zu einem Fallbeispiel
Tilman Kluttig & Heinfried Duncker
Zusammenfassung
Anhand eines Fallbeispiels wird die psychodynamische Entwicklung eines
Tötungsdeliktes einer jungen Mutter beschrieben. Das Fallbeispiel bezieht sich
sowohl auf Überlegungen zur Frage der weiblichen Perversion aus dem
angloamerikanischen Raum als auch aus der französischen Schule, die sich
bei Tötungsdelikten intensiv mit dem Fehlen des Dritten auseinander setzt.
Ausgehend von diesen Betrachtungen sollten Untersuchungen über die
Konfliktkonstellation solcher Taten spezial- und generalpräventive Ansätze
ermöglichen.
Schlüsselwörter
Kindstötung Perversion
forensische Psychotherapie
Summary
The authors describe the case of a young psychotic mother who killed her child.
Theoretical and therapeutic aspects of the psychoanalytic approach to female
perversion and the French psychoanalytic concept of the missing third in
homicide are discussed. Research on the special dynamics of infanticide
should help to prevent these offences.
Key words and phrases
infanticide perversion
forensic psychotherapy
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Tilman Kluttig
Zentrum für Psychiatrie Reichenau
Feursteinstr. 55
78479 Reichenau
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Forensische Psychiatrie und Psychotherapie im Online-Shop...
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