„Der Weg vom Opfer zum Täter und zurück“

Transcrição

„Der Weg vom Opfer zum Täter und zurück“
„Modediagnose
Burnout “
Univ. Prof. Dr. Reinhard Haller
Burnout…..
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ein besonders treffender, anschaulicher Ausdruck
eine Modediagnose
ein Sammelbegriff für mannigfache Störungen
etwas, was jeder kennt
der Preis für Hektik und Vergnügen
eine (selbst-) heilbare Störung
eine Seuche unserer Zeit
die Krankheit der Zukunft
Umgang mit „psychischer Urenergie“
Kreativität
Kunst
Stress
Aggression
Leistung
Erschöpfung
Depression
Arbeit
Ärger, Gewalt
Engagement
Kränkung
Wettbewerb
Sport
Übermüdung
Sucht
Sexualität
Angst
Psychische Reaktionen
auf Belastungen
Stufe 1:
Stressreaktion
Stufe 2:
Übermüdung
Stufe 3:
Erschöpfung
Stufe 4:
Burnout
Stufe 5:
Depression
STRESS
= Ungleichgewicht zwischen
Arbeitsanforderungen
und den Möglichkeiten,
diese zu bewältigen
EUSTRESS
Positive, für das Leben
notwendige Reize und Anregungen
= mit dem Wind segeln
DISSTRESS
Schädliche, den Menschen
überlastende Anforderungen.
Löst negative Gefühle wie Angst,
innere Anspannung und
Hilflosigkeit aus
= gegen den Wind segeln
Das Burnout-Syndrom
“Zustand einer Erschöpfung, die als Folge
exzessiver Anforderungen an persönliche Energie ,
Kraft und Einsatzbereitschaft entsteht”
(Freudenberg , 1974)
Was ist Burnout?
 Emotionale Erschöpfung:
Gefühl der
Niedergeschlagenheit und Ausweglosigkeit, Gefühl der inneren
Leere und Schwäche, geringe Belastbarkeit
 Soziale Erschöpfung:
Neigung zu Reizbarkeit und
Intoleranz anderen gegenüber, Vorwürfe und Schuldzuweisungen
anderen gegenüber
 Geistig-mentale Erschöpfung:
verringerte
Leistungsfähigkeit, erhöhte Fehleranfälligkeit; geringe
Selbstachtung, fehlendes Kompetenzgefühl
 Körperliche Erschöpfung:
Gefühl der chronischen
Müdigkeit, „psychosomatische“ Beschwerden wie z.B. chronische
Kopf- oder Rückenschmerzen, Schlafstörungen, Störungen des
Magen-Darmtraktes (Gastritis, Reizdarm, ….) erhöhte
Infekt-Anfälligkeit usw.
Phasen des Burnout

Enthusiasmus

Stagnation

Frustration

Apathie

Burnout
Nur was einmal gebrannt hat, kann
auch ausgebrannt sein!!
Ablauf des Burnout
• Idealistische Begeisterung
• Fehlende Erfolgserlebnisse
• Frustrierende Erfahrungen
• Erleben von Misserfolg
• Desillusionierung
• Psychosomatische Erkrankungen
• Apathie, Aggressivität, Sucht
• Depression
Folgen des Burnout
1. Verflachung der Freizeitaktivitäten (Fernsehen)
2. Vermehrter Alkohol- und Zigarettenkonsum
3. Gewöhnung an Beruhigungsmittel
4. Gestörtes Essverhalten
5. Ehe- und Familienprobleme
6. Häufiger Arbeitsplatzwechsel oder
Ausstieg aus dem Beruf
7. Häufiger Krankenstand
8. Todessehnsucht und Suizid
Ursachen des Burnout (1)
1.
Persönliche
1.1
1.2
1.3
starke Emotionalität
labiles Selbstwertgefühl
hohe Empfindlichkeit
2.
Belastungen im Privatleben
3.
Beziehungsprobleme
Ursachen des Burnout (2)
3.
Helfersyndrom
4.
Organisationspsychologische Ursachen
5.
Gesellschaftliche Ursachen
5.1
5.2
5.3
fehlende Anerkennung durch die Gemeinschaft
Fehlen einer ideologischen Unterstützung
geänderte Einstellung gegenüber dem Beruf
Gesundheit
(körperlich, psychisch, sozial)
Sinn
(Kultur,
Philosophie,
Religion)
Balance
Kontakte
Leistung,
Arbeit
Ungleichgewicht zwischen
Anforderungen und Ressourcen
1) „Effort“




„Ich habe permanenten Zeitdruck“
„Ich trage viel Verantwortung“
„Ich werde bei der Arbeit ständig gestört“
„Meine Aufgaben werden immer anspruchsvoller“
2) „Reward“




„Ich werde von meinen Vorgesetzten nicht genügend
geschätzt“
„Ich bekomme keine adäquate Unterstützung“
„Ich werde oft unfair behandelt“
„Meine berufliche Zukunft ist unsicher“
Das Ungleichgewicht wird durch übermäßiges
Verpflichten begleitet, bei dem sich die
Betroffenen aufopfern
Sechs Schlüsselfelder im Beruf
1. Arbeitsbelastung:
Wie hoch ist mein Arbeitspensum? Bin
ich chronisch überfordert bzw. unterfordert?
2. Anerkennung:
Was bekomme ich für meine Arbeit? Welche
materielle und nichtmaterielle Anerkennung erhalte ich?
3. Kontrolle:
Welchen Einfluss habe ich auf Menge, Inhalte und
Abläufe meiner Arbeit, wie viel Freiraum habe ich?
4. Gemeinschaft:
Fühle ich mich in meinem Team wohl?
Werde ich unterstützt?
5. Fairness:
Werden die Ressourcen in meinen Unternehmen
gerecht verteilt? Wie fair und respektvoll werde ich behandelt?
6. Werte:
Stimmen die Werte meines Unternehmens mit meinen
persönlichen Werten überein? Welchen Sinn finde ich in meiner
Arbeit?
Destruktives Verhalten……
(destruere = niederreißen, zerstören)
- kommt überall vor, wo Menschen zusammen sind,
– auch in jedem Betrieb
- bindet sehr viel an persönlicher und
institutioneller Kraft
- ist der größte individuelle und betriebliche
Schadensfaktor
- weist eine sehr hohe Dunkelziffer auf
- ist schwer fassbar, wird tabuisiert und viel zu
wenig (vorbeugend) bearbeitet
Hauptelemente des Narzissmus
•Egozentrik
•Eigensucht
•Empfindlichkeit
•Empathiemangel
•Entwertung
Narzissmus –
Karrierechance oder –hindernis?
Chance:
Selbstbewusstsein, Egoismus,
Überzeugungskraft,
Begeisterungsfähigkeit,
Durchsetzungsvermögen,
Rücksichtslosigkeit, Zielstrebigkeit
Hindernis: Teamunfähigkeit, Empfindlichkeit,
Reflexionsunfähigkeit, emotionale
Kälte, Entwertung anderer,
Abgehobenheit, Isolation
Folgen des Narzissmus für die
Umgebung
Irritation,
Frustration,
Kränkung,
Selbstwertzweifel,
Sinnlosigkeitsgefühl,
Hilflosigkeit,
Aussichtslosigkeit,
Depression, Flucht,
Sucht, Suizid
Gratifikations-Krise
Wir alle erwarten und wünschen, dass unser berufliches
„
Engagement und die von uns erbrachten Leistungen angemessen
honoriert werden, und zwar nicht nur finanziell, sondern auch
hinsichtlich der Arbeitsplatz-Sicherheit, der Aufstiegs-Möglichkeiten
und vor allem durch verbal und non-verbal vermittelte
Anerkennung“
Möglichkeiten der Selbsthilfe
• menschliche Urbedürfnisse
• Bewältigungstyp
• Maßnahme der Psychohygiene
• Entwicklung von Gelassenheit
Die psychische Wertigkeit des Menschen
D
E
R
M
E
N
S
C
H
A
L
S
- neugieriges
- sich änderndes
- aggressives
- kränkbares
- liebe(n)sbedürftiges
- transzendentales
- sprechendes
W
E
S
E
N
Welcher Bewältigungstyp sind Sie?
KÄMPFER
FLÜCHTER
TOTSTELLER
Mehrarbeit
Pausen
ignorieren
Weiterbildung
Tagträumen
verdrängen und vergessen
mehr für die
Gesundheit tun
zu Hause bleiben
Krankenstand
nichts tun und grübeln
Gespräche zur
Lösungsfindung
Gespräche
in sich hineinfressen,
Probleme runterschlucken
Medikamente, um
fit zu bleiben
die belastende Situation
einfach umdefinieren
(“halb so schlimm”)
innere Emigration
Arbeitsablehnung
Suchtverhalten
eigenes Verhalten hat keinen
Einfluss auf die Situation
Kollektive
Gegenwehr
Innere Kündigung
Fatalismus
Dampf ablassen an
anderen, Mobbing
Stellenwechsel
Berufswechsel
Totstellreflex
Interventionen bei Burnout – Syndrom
• „Gesunder Menschenverstand“
• Problemanalyse
• „Was muss ich, was soll ich, was darf ich,
was will ich“
• Erwartung und Einstellung ändern
• Rahmenbedingungen modifizieren
• Gezielte Therapie: Beratungsgespräche,
Entspannungsübungen,
Kommunikationstraining, kognitives
Verhaltenstraining
Maßnahmen der Psychohygiene
• Distanz einlegen
• zur Sprache bringen
• mit anderen erörtern
• professionelle Hilfe nicht scheuen
• Einstellung ändern
• Entschleunigung
• Selbstdistanzierung
Regeln gegen Burnout
-
Verleugnen als Tabu
Isolation vermeiden
Überengagement reduzieren
kürzertreten
Mut zum „Nein“
Wertewechsel
individuellen Rhythmus und
persönliches Tempo finden
- Achtung Körper
- Sinn für Humor behalten
Scheuen Sie auch im Psy-Bereich
nicht die professionelle Hilfe!
Entschleunigung
Jürgen vom Scheidt, 1979
Verhalten, um der beruflichen und privaten
Entschleunigung entgegenzuwirken
Unterbrechung der Eigendynamik von
Hektik und Hast in allen Bereichen
Regulation von schneller, weiter, effektiver
und mehr
Entschleunigung ist nicht Verlangsamung
7 Stufen zur Entschleunigung
• Entwicklung einer Lebensvision
• Auflisten aller Rollen - Beschränken auf
die gewollten
• Festlegen der Schlüsselaufgaben
• Prioritäten setzen
• Tages-, Wochen- und Monatsziele
• Balance
ALLE ZEIT DER WELT…
und wie man sie besser für sich gewinnt
 Leben Sie rhythmisch
 Seien Sie ab und zu langsam
 Warten Sie öfter mal
 Machen Sie Pausen
 Gehen oder fahren Sie Umwege
 Überprüfen Sie die „kleine Siege″ Ihres Alltags
 Vertreiben Sie nicht die Langeweile
 Beschleunigung ist ein Selbstzweck
 Managen Sie Ihre Zeit nicht zu sehr
 Organisieren Sie Ihren Tag, Ihre Woche nach
dem Muster des Schweizer Käses
Möglichkeiten der Selbstdistanzierung
 Laut mit sich selbst besprechen
 Erörtern mit anderen
 „Fliegenperspektiven”
 „Zeitungsperspektive”
 „Historische Perspektive“
 Sport
 Anstrengung
 Gelassenheit entwickeln
Gelassenheit
Persönlichkeitsmerkmal, Verhaltensgröße,
Haltung, Tugend, Lebensziel
Nicht Gleichgültigkeit, Trägheit, Zufriedenheit
„Ethisches, mentales und spirituelles
Wohlbefinden, genuines well-being“
(B.A. Wallace)
Gelassenheit
Worte der Gelassenheit
„Geh mir aus der Sonne“
(Diogenes von Sinope
zu Alexander dem Großen, 331 v. Chr.)
Worte der Gelassenheit
„Gelobt seist Du, o Herr,
mit allen Deinen Kreaturen“
(Franz von Assisi im „Sonnengesang“, 1224)
Worte der Gelassenheit
„Vergib Deinen Feinden,
nichts verdrießt sie mehr“
(Oscar Wilde)
„Ick bin Icke“
(eine alte Berlinerin)
Hilfreiche Bilder in Krisensituationen
„Der Mist, den man gebaut hat,
ist der beste Dünger für eine
schöne neue Pflanze“
„Mitternacht,
der Tiefpunkt der Dunkelheit,
ist immer der Beginn eines neuen Tages“
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit !