Magnetomineralogische Charakterisierung von Laven des
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Magnetomineralogische Charakterisierung von Laven des
Magnetomineralogische Charakterisierung von Laven des Hawaii Scientific Drilling Project, USA Agnes Kontny & Helga de Wall Geologisches Institut, Im Neuenheimer Feld 234, 69120 Heidelberg [email protected] Einführung Mit Hilfe einer Forschungsbohrung nahe Hilo auf der Insel Hawaii werden im Rahmen des Hawaii Scientific Drilling Project (HSDP) die Natur und Entstehung von Intraplattenvulkanismus (”hot spots”) untersucht (Stolper et al. 1996). In einer ersten Phase erreichte die HSDP-Bohrung im September 1999 eine Teufe von 3300 m. Eine Vertiefung der Bohrung auf 4500 m ist für das Jahr 2001 geplant. Erste magnetische Bohrlochmessungen wurden im Teufenintervall 600 bis 1820 m durchgeführt (Institut für Geophysik, Göttingen) und werden für die Beprobung der Bohrkerne für unsere Untersuchungen als Grundlage herangezogen. Im Rahmen unseres Forschungsprojektes untersuchen wir unterschiedliche Lavatypen (subaerisch und submarin) des HSDP-Projektes, und erfassen mit Hilfe von gesteinsmagnetischen und mineralogischen Methoden Veränderungen innerhalb der Ströme sowie an ihren Kontakten, die durch verschiedene Prozesse wie Hochtemperaturoxidation, Subsolidus-Reaktionen, hydrothermale Alteration und Verwitterung hervorgerufen wurden. Mit Hilfe magnetischer Kenngrößen wie Suszeptibilität, Temperatur-abhängiges Verhalten der Suszeptibilität, Entmagnetisierungsund Aufmagnetisierungsverhalten sowie durch eine petrologische Charakterisierung der Fe-Ti-Oxide (Licht- und Rasterelektronen-Mikroskopie, Elektronenstrahlmikrosonde) sollen die Träger der Magnetisierung und ihre Verteilung beschrieben werden. Diese Parameter sind u.a. wichtig für die Interpretation von Magnetometer-Bohrlochmessungen. Voruntersuchungen für dieses Projekt wurden an Blocklava-Proben eines ca. 1400 Jahre alten Lavastroms (Panaewa flow) des Mauna Loa-Vulkans durchgeführt. Dieser Flow ist im Steinbruch, in dem der Bohransatzpunkt liegt, mit einer Mächtigkeit von 5 – 10 m aufgeschlossen und wurde auch im oberen Bohrabschnitt der Tiefbohrung und der 2,5 km NE liegenden Vorbohrung (KP-1) durchteuft. In Bodennähe befand sich ein mächtiger Hohlraum mit einem aufgeschlossenen Durchmesser von 1,5 m und es bot sich hier die Möglichkeit, Änderungen der Magnetomineralogie in Bezug zur Abkühlung und Entgasung der Lava zu untersuchen. Während die Lava sonst massig ausgebildet ist, ist sie am Rande dieses Hohlraums porös. Entnommen wurden 3 Proben; Hilo 1 stammt aus dem an Blasen reichen Hohlraumrand, Hilo 2 wurde im Abstand von ca. 50 cm und Hilo 3 im Abstand von 1,5 m beprobt. Die Suszeptibilitäten des Lavastroms wurden mit einem Handkappameter bestimmt und betragen 10 - 25 x 10-3 SI Einheiten (24 Messungen). Ergebnisse Im folgenden werden erste gesteinsmagnetische und mineralogische Untersuchungen vor-gestellt, die an diesen Proben durchgeführt wurden. Tabelle 1 gibt einen Überblick über die Massensuszeptibilität (κm / Gewicht) sowie die charakteristischen Temperaturen der κ(T)-Kurven. Die Abbildungen 1b und 1d zeigen temperaturabhängige Suszeptibilitätsmessungen im Temperaturbereich –193° - 650°C. Die κ(T)Messungen wurden unter Zugabe von Argon durchgeführt, um Oxidationsprozesse während des Aufheizvorganges zu reduzieren. Eine Probe (Hilo 3) wurde zusätzlich in Luft aufgeheizt, um Unterschiede aufgrund experimenteller Bedingungen aufzeigen zu können. Die Blocklavaproben zeigen zwei unterschiedliche Kurventypen: 69 • Hilo 1 (blasenreiche oberflächennahe Probe; Abb. 1a): Anstieg der Suszeptibilität bis ca. – 155°C, relativ konstanter Verlauf bis ca. 100°C und danach langsamer Anstieg bis kurz vor Erreichen einer Curietemperatur (Tc) bei 500°C. Eine zweite Curietemperatur tritt bei 560°C auf. • Hilo 2 und 3 (massige Proben; Abb. 1b): Nach einem Anstieg der Suszeptibilität bis ca. –170°C fällt die Suszeptibilität bis ca. 0°C ab und zeigt eine Curietemperatur zwischen –100 und –75°C. In der Aufheizkurve steigt die Suszeptibilität bis kurz vor Erreichen von Tc allmählich an und ein deutlicher Hopkinson-Peak ist sichtbar. Die Aufheizkurve zeigt bei Messungen in Argon nur eine Curietemperatur (460°C), bei Messungen in Luft hingegen wurden zwei Curietemperaturen (580°C und 628°C) bei deutlich höheren Temperaturen beobachtet. Tabelle 1: Massensuszeptibilität und charakteristische Temperaturen der ? (T)-Kurven (s. Abb. 1; Tv: VerweyUmwandlung, Tc : Curie-Temperatur). Proben Mauna Loa Hilo1 Hilo2-1 Hilo2-2 Hilo3 Massensuszeptibilität (1/g x 10-6)* Tieftemperatur (°C) Hochtemperatur (°C), alles Tc -155 (Tv?) 500, 560 -177 (peak) 515 -100 (Tc ) 580 715 -170 (peak) Ar: 460 -75 (Tc ) Luft: 580, 628 *da die Proben z.T sehr blasenreich sind, wurde statt der Volumensuszeptibilität hier die Massensuszeptibilität angegeben Abb. 1: 1438 576 Thermomagnetische Kurven aus (a) vesikelreichen, oberflächennahen Probe mit zwei Curietemperaturen und (b) massigem Bereich eines subaerischen Lavastroms. Aufheizkurven in Argon (Ar) und Luft zeigen deutliche Unterschiede. (c) Feinkörnige Fe-Ti-Oxide in Grundmassse und Chromspinelleinschlüsse in Olivin, Auflicht, Luft. (d) Fe-Ti-Oxidkorn mit Titanomagnetit- und Hämo-IlmenitLamellen aus massigem Bereich, Auflicht, Ölimmersion. Mikroskopische Untersuchungen mit einem Polarisationsmikroskop zeigen ebenfalls deutliche Unterschiede. Probe Hilo 1 ist durch mm-große Olivin- und Pyroxen-Einsprenglinge in einer sehr feinkörnigen Matrix aus Plagioklasleisten und Pyroxen gekennzeichnet. In Olivin treten isometrische, 70 bis ca. 20 µm große Chromspinell-Einschlüsse auf (Abb. 1c). In der Grundmasse sind eine Vielzahl von Oxiden mit einer Korngröße von ca. <1-5 µm disseminiert verteilt, bei denen es sich nach Mikrosondenuntersuchungen überwiegend um Ilmeno-Hämatit und Titanomagnetit (Tabelle 2) handelt. Eine Belegung des polierten Schliffes mit Ferrofluid zeigt, dass der Anteil von Ti-haltigem Hämatit größer ist als der Anteil von Titanomagnetit. Probe Hilo 3 ist insgesamt gröber kristallin ausgebildet. Die Fe-Ti-Oxide bilden xenomorphe bis hypidiomorphe, teilweise auch skelettförmige Körner mit Korngrößen bis ca. 100 µm, die meist polyphas zusammengesetzt sind. Zum einen wurden zweiphasige Titanomagnetit- Hämo-IlmenitKörner beobachtet, die lamellenartig miteinander verwachsen sind (Abb. 1d). Zum anderen kommen Oxidaggregate vor, die nach Mikrosondenuntersuchungen aus Fe-haltigem Ilmenit, Ti-haltigem Hämatit, Rutil und Pseudobrookit bestehen (Tabelle 2). Repräsentative chemische Analysen der verschiedenen Phasen sind in Tabelle 2 zusammengestellt. Tabelle 2: Repräsentative mineralchemische Analysen von Chromspinell (csp), Titanomagnetit (tm), IlmenoHämatit (ilhm), Hämo-Ilmenit (hmil), Pseudobrookit (psb) und Rutil (rt). Xhm ist die Hämatit-Komponente in ilhm und hmil, Xmt ist die Magnetitkomponente in tm. TC (ber) ist die aus der chemischen Zusammensetzung berechnete Curietemperatur unter der Annahme einer linearen Beziehung zwischen der Curietemperatur und den Xmt- sowie Xhm -Anteilen der Titanomagnetit- und Ilmeno-HämatitMischkristalle. Probe Mineral SiO2 TiO2 Al2O3 Cr2O3 Fe2O3 FeO MnO MgO CaO Summe Si Ti Al Cr Fe3+ Fe2+ Mn Mg Ca Sumox Xhm Xmt TC(ber.) Hilo1 csp Hilo3 tm ilhm tm hmil psb rt 0.08 1.79 2.05 0.11 0.12 0.03 1.03 8.51 9.04 18.64 6.30 42.24 13.14 2.83 0.68 2.11 3.23 0.04 49.77 0.00 0.04 0.10 0.05 0.03 5.75 45.14 78.18 29.90 86.55 21.29 18.79 38.30 5.67 45.60 3.55 32.57 0.09 0.35 0.46 0.27 0.24 0.50 10.21 1.26 0.93 1.49 1.04 2.76 0.14 0.40 0.52 0.14 0.09 0.01 99.03 98.66 98.11 98.38 101.18 99.48 Formeln berechnet für stöchiometrische Zusammensetzungen 0.00 0.07 0.05 0.00 0.00 0.00 0.03 0.24 0.18 0.53 0.12 0.80 0.51 0.12 0.02 0.09 0.10 0.00 1.29 0.00 0.00 0.00 0.00 0.00 0.14 1.27 1.54 0.84 1.66 0.40 0.52 1.20 0.12 1.43 0.08 0.68 0.00 0.01 0.01 0.01 0.01 0.01 0.50 0.07 0.04 0.08 0.00 0.10 0.01 0.02 0.01 0.01 0.04 0.00 4 4 3 4 3 3 0.06 50.85 0.31 0.03 31.18 11.28 0.18 2.26 0.14 96.32 0.06 97.67 0.00 0.07 1.75 0.00 0.00 0.03 0.16 99.77 0.00 1.52 0.01 0.00 0.93 0.38 0.01 0.13 0.01 5 0.00 0.98 0.00 0.00 0.02 0.00 0.00 0.00 0.00 2 0.77 0.07 0.63 420 470 0.42 240 ilhm 0.83 0.20 530 -35 Da die Titanomagnetit- und Ilmeno-Hämatitkörner der Hilo 1-Probe sehr klein sind, sind die quantitativen Analysen kritisch zu betrachten. Geringe Anteile an SiO 2, MgO und CaO können auf die umgebenden Silikate zurückzuführen sein. Während die Ilmeno-Hämatite aus beiden Proben relativ ähnliche chemische Zusammensetzungen aufweisen, sind die Titanomagnetite deutlich unterschiedlich zusammengesetzt. 71 Die Abmagnetisierung der natürlich remanenten Magnetisierung zeigt für Probe Hilo 1 und Hilo 3 einen ähnlichen Verlauf mit einem MDF-Wert von 31 bzw. 38 mT, wobei die Hilo 3-Probe geringfügig härter magnetisch ist. Diese Beobachtung ist ein Hinweis darauf, dass die magnetische Domänengröße in beiden Proben ähnlich ist. Der Verlauf des Abmagnetisierungsverhaltens der beiden Proben im Zijderfelddiagramm (hier nicht gezeigt) entspricht den von Holt et al. (1996) beschriebenen Kurven mit einer sehr stabilen charakteristischen Komponente. 1 0.8 0.6 Hilo 3 0.4 Hilo1 0.2 0 0 20 40 60 80 100 120 140 160 180 Feldstärke (mT) Abb. 2: Wechselfeldabmagnetisierung der natürlich remanenten Magnetisierung (NRM). Zusammenfassung und Diskussion der Ergebnisse An einer oberflächennahen, vesikelreichen und einer massigen Blocklavaprobe des Mauna LoaVulkans auf Hawaii wurden gesteinsmagnetische und mineralogische Untersuchungen durchgeführt. Ziel dieser Untersuchungen ist es Informationen über die Träger der Magnetisierung zu erhalten.In der Hilo 1-Probe sind Ilmeno-Hämatit der Zusammensetzung il23hm77 und Titanomagnetit mit einer Magnetit-Komponente (Xmt) von ca. 0.6 pro Formeleinheit disseminiert in der Grundmasse verteilt. Nach den mineralogischen Untersuchungen würde man in der thermomagnetischen Kurve zwei Curietemperaturen (ca. 420° und 470°C) erwarten. Die Messung der temperaturabhängigen Suszeptibilität im Temperaturintervall von –193 – 650°C zeigt drei charakteristische Temperaturen (155, 500, 560°C), wobei die erste als Verwey-Umwandlung interpretiert werden kann, wobei jedoch nicht der scharfe, für reinen Magnetit typische Suszeptibilitätssprung auftritt, sondern ein Anstieg, der typisch ist für Titanomagnetit mit geringen Ti-Gehalten (Moskowitz et al. 1998). Die beiden anderen Suszeptibilitätssprünge entsprechen Curietemperaturen. Auffällig ist, dass keine Tc auftritt, die der chemischen Zusammensetzung des Titanomagnetits zugeordnet werden kann. Diese Beobachtung könnte darauf hindeuten, dass der gemessene Titanomagnetit aus magnetischen Domänen besteht, die eine Magnetit-nahe Zusammensetzung aufweisen und die durch paramagnetische Phasen (Ilmenit) getrennt sind. Die Domänengröße sollte allerdings eine gewisse Größe aufweisen, da sonst keine Verwey-Umwandlung zu erwarten wäre. Diese Vermutung kann jedoch nur mit hochauflösenden Methoden wie TEM geklärt werden, da sie durch die Mikrosonde nicht auflösbar sind. Die Hilo 3-Probe zeigt ein deutlich grobkörnigeres vulkanisches Gefüge mit zwei Typen von Fe-TiOxidaggregaten. Typ 1 besteht aus Titanomagnetit mit einer Xmt von ca. 0.4 pro Formeleinheit und 72 Hämo-Ilmenit der Zusammensetzung hm17il83. Typ 2 ist aus einem Mineralgemenge aus HämoIlmenit, Ilmeno-Hämatit und wenig Rutil und Pseudobrookit zusammengesetzt, was möglicherweise auf eine Hochtemperaturoxidation hinweist. Die thermomagnetische Kurve zeigt eine Tc bei –75°C und eine bei 460°C, die nach mineralogischem Befund der Néel-Temperatur von Hämo-Ilmenit und der Curietemperatur von Titanomagnetit zugeordnet werden kann. Allerdings treten widerum deutliche Abweichungen zwischen der aus der chemischen Zusammensetzung abgeleiteten und der gemessenen Curietemperaturen auf. Auch in dieser Probe könnte die Abweichung der berechneten und gemessenen Curietemperaturen auf submikroskopische Mikrostrukturen, die das magnetische Verhalten kontrollieren, hinweisen. Suszeptibilitätsmessungen während des Aufheizprozesses, die in Luft durchgeführt wurden, zeigen eine deutliche Verschiebung der Tc zu höheren Temperaturen (580°C) und zusätzlich eine zweite Tc bei 630°C. Diese Beobachtung zeigt, dass sich während des Aufheizvorgangs in Luft die magnetischen Phasen verändern. Literatur Holt, J.W., Kirschvink, J.L. & Garnier, F., Geomagnetic filed inclinations for the past 400 kyr from the 1-km core of the Hawaii Scientific Drilling Project, J.Geophys.Res., 101, B5, 11.655-11.663, 1993. Moskowitz, B.M., Jackson, M., and Kissel, C., Low-temperature magnetic behaviour of titanomagnetites, Earth Planet. Sci. Let., 157, 141-149, 1998. Stolper, E.M., D.J. DePaolo & D.M. Thomas, Introduction to special section: Hawaii Scientific Drilling Project, J. Geophys. Res., Vol. 101, No. B5, 11.593-11.598, 1996. Danksagung Die hier präsentierte Arbeit ist Teil des DFG-Projektes KO1514/1-1. Für die Förderung möchten wir uns recht herzlich bedanken. Die Elektronenstrahlmikrosonden-Messungen wurden freundlicherweise von C. Dietl durchgeführt. 73