Exkursionen, Vortragsreihen, Forschungssemestern und Symposien

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Exkursionen, Vortragsreihen, Forschungssemestern und Symposien
Exkursionen, Vortragsreihen, Forschungssemestern und Symposien
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Prof. Dr. Franz Xaver Baier
WAS WÄRE, WENN ... ?
Experiment zu einer „Kultur der Teilhabe“
Forschungsbericht (Kurzbericht)
Prof. Johann Ebe
BAUEN IM REGENWALD
Exkursion
Prof. Dunja Karcher
„THE SPONTANEOUS“ - „DIE SPONTANEN“
Modul 6.3 - 6.5 FWP
Prof. Maren Paulat
„UNDER THE FILTERED LIGHT…“
Forschungssemester
Prof. Tomáš Valena
STRUKTURALISMUS
in Architektur & Städtebau RELOADED
DER STRUKTURALISTISCHE ANSATZ
Internes Symposium
VORTRÄGE IN DER KARLSTRASSE
Prof. Jörg Weber
FROM THE LOOP TO THE BIG EASY
Exkursion
CHINA TWO
Exkursion
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Prof. Dr. Franz Xaver Baier
Was wäre, wenn ... ?
Experiment zu einer „Kultur der Teilhabe“
Forschungsbericht (Kurzbericht)
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„Wer mag, kann darin einen metaphernschwangeren Kommentar
zum allzu respektvollen Umgang mit der Historie in der Münchner
Architekturlandschaft sehen, oder auch einen Appell, das Gegenwärtige
nicht länger in den Dienst der Vergangenheit zu stellen, sondern [ ...]
endlich wieder nach vorne zu denken und souveräne Zeichen zu setzen.“
(Astrid Mayerle, Münchens traditionalistischer Umgang mit Architektur,
Kunstzeitung 169, Sept. 2010. Die Autorin über die Installation einer
26 Tonnen schweren hängenden Granitkugel von Walter de Maria im
„Türkentor“ München)
von Bürgern und Passanten reflektiert werden.
Keywords hierzu sind: Neue Formen des Gestaltens, Bürgerbeteiligung,
Basisdemokratie, intelligente Strukturen, lebendiger Stadtorganismus,
Stadtleben, Kultur der Teilnahme, soziale Netzwerke, soziogeneratives
Entwerfen, Systemik.
(1) PROJEKTBESCHREIBUNG
Aus Anlaß der 5. Architekturwoche 2010 (Thema „Umbruch.Abbruch.
Aufbruch“) startete ich ein Experiment, welches - über die Hochschule
sowie die üblichen Fachdisziplinen hinaus - interessierten Menschen
die Möglichkeit bieten sollte, an einem eventuell zukünftigen
Gestaltungsprozess teilzunehmen.
(2) FORSCHUNGSANSATZ
Ausgehend von meinen Untersuchungen zu einem lebendigen und
existentiellen Raumverständnis, welches besagt, daß der Mensch von
seinem Wesen her selbst räumlich und ausdehnungsfähig ist und
daß er Lebensräume nur über diese Selbsterweiterung in Form von
Identifikation, Selbstbestimmung und Selbstsetzung, aktiver Gestaltung
- und eben Teilnahme, Einflußnahme auf das gesellschaftliche
Geschehen gewinnt. Wie aktuell dieser Ansatz ist zeigt sich in
weltpolitischen Umbrüchen in den arabischen Ländern zur Zeit ebenso
wie in den Ereignissen um „Stuttgart 21“.
Die das Projekt bewegende Frage lautete ungefähr so: Was wäre, wenn
Bürger etwas verändern dürften, was als unabänderlich gilt? Und da mir
während meiner jahrelangen Streifzüge durch die Stadt immer wieder
aufgefallen war wie tot die Feldherrnhalle meistens wirkt reifte der
Impuls zu diesem Projekt.
Literatur hierzu: Franz Xaver Baier, Der Raum: zu einer Architektur
des gelebten Raumes, Köln 2000 / Franz Xaver Baier, Lebensraum als
Material der Kunst, in: Kunsträume Stadträume, Nürnberg 2008 / Claus
Leggewie/Harald Welzer, Das Ende der Welt, wie wir sie kannten: Klima,
Zukunft und die Chancen der Demokratie, Frankfurt/M. 2009
In Frage gestellt wurde also beispielhaft der Zustand der Feldherrnhalle
am Odeonsplatz der Stadt München. Das Gebäude ist ein wichtiger
Bestandteil der städtischen Geschichte und ein beliebter Ort
touristischer Neugierde. Der Ort bietet ein gestalterisches Potential,
das entfaltet werden kann und welches dem eher dunklen Ort der
Geschichte mehr städtisches Leben und Lebendigkeit geben könnte.
Durch das Projekt sollte zugleich - unter dem Motto einer zukünftigen
„Kultur der Teilhabe“ - ein mögliches Modell für eine größere
Anteilnahme an zukünftiger Stadtgestaltung erprobt werden. Das
Projekt war vor allem an junge Menschen gerichtet, die ihre Zukunft
noch vor sich haben und die oft das Gefühl haben, daß sie eher wenig
Einfluss haben auf die gebaute Umgebung. Diese wollte ich ermutigen,
daß sie mitgestalten können an der Stadt. Und es war auch an
Menschen gerichtet, die sonst nichts mit Architektur zu tun haben.
Über eine Internetplattform sollten in diesem Sinne Ideen, Vorschläge,
Entwürfe, Meinungen etc. zur möglichen Zukunft dieses Ortes
gesammelt und der Stadt München zur Verfügung gestellt werden.
Zusätzlich sollte das Verhalten von Studierenden, von Institutionen, von
Universität, Bayerischer Schlösserverwaltung, etc. und schließlich das
(3) KOOPERATIONSPARTNER
Da ich auf Anordnung der Verwaltung meiner Hochschule zuerst einen
Kooperationspartner suchen musste (später stellte sich heraus, dass
dies bei Forschung doch nicht nötig sei) hatte ich bei den hiesigen BDA
angefragt sowie bei der Bayerische Schlösserverwaltung. Vom BDA
nahm ich an, daß sich das Projekt in den Architektursommer A5 2010
integrieren ließe - und weil ich ja bereits A1 und A2 mitgestaltete (unter
anderem den Architekturklub initiierte) nahm ich auch an, dass man
sich für das Projekt interessieren würde.
Die Bayerische Schlösserverwaltung fragte ich, ob jemand bereit sei mit
unseren Studenten einmal über die Feldherrnhalle zu sprechen.
(4) DURCHFÜHRUNG DES PROJEKTS
Studierende unserer Fakultät wurden über mehrere Semester mit dem
Thema beschäftigt. Sie mußten sich hierbei mit dem städtischen Ort,
der Geschichte, dem Baukörper und seinen Symbolen sowie mit den
Möglichkeiten einer Veränderung auseinander setzen. Die Ergebnisse
wurden in Form von Ideen, Entwürfen und Modellen abgegeben.
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Unter www.feldherrnhalle.eu richteten wir eine Internetplattform ein,
um die Ideen präsentieren zu können.
Am 21.07.2010 veranstalteten wir einen Aktionstag vor der
Feldherrnhalle und sprachen mit Passanten, Touristen sowie
Geschäftsleuten umliegender Geschäfte.
(5) ERGEBNISSE
Die Architekturstudenten / Es war offensichtlich, dass in den jungen
angehenden Architekten ein Gestaltungswille da ist und eine Lust am
Gestalten der Umwelt, auch eine souveräne Leichtigkeit, in welcher die
Wirklichkeit hell und weit erscheint. Und auch das Spielerische, das
man als Grundbedingung menschlichen Daseins annehmen kann, ist
präsent (später werden die sogenannten Sachzwänge auftreten). So war
es nicht verwunderlich, dass bei allem der Spieltrieb stärker war als der
Hang, zu konservieren.
Bürger und Passanten / Die meisten Menschen gingen davon aus,
dass man an einem Gebäude wie der Feldherrnhalle nichts verändern
darf,- daß das quasi verboten ist. Auf die direkte Frage „Finden
Sie die Feldherrnhalle ist veränderungsbedürftig?“ lehnten viele
Passanten zuerst einmal ab. Kam es aber zu einem Gespräch, zeigte
man ihnen verschiedene gestalterische Möglichkeiten und evozierte
man ihre eigene Gestaltungsfähigkeit, so bewegten sich plötzlich die
Einstellungen und setzten eben doch Veränderungswünsche frei.
Die Rolle der Stadtverwaltung / Auch eine universitäre Veranstaltung
im öffentlichen Raum muß vorher langfristig angemeldet werden
und wird nur mit vielen Auflagen genehmigt. Unter anderem wurde
uns nicht erlaubt, den Passanten vor der Feldherrnhalle Trinkwasser
auszuschenken und Würstchen zu grillen.
Die Rolle der Bayerischen Schlösserverwaltung / Die Verwaltung der
Feldherrnhalle konnte sich nicht zu einer Zusammenarbeit durchringen,
da es sich ja ohnehin verbietet, an dem Denkmal etwas zu verändern.
Selbst ein Gespräch mit den Studierenden war nicht möglich. Nach
wochenlanger enervierender und ergebnisloser Kommunikation brach
ich den Kontakt schließlich ab.
Die Rolle des BDA / Besonders enttäuschend war die Rolle des BDA.
Weder der BDA vor Ort, noch der Bundesverband waren in der Lage, eine
Kooperation einzugehen, beziehungsweise Interesse zu bekunden. Es
war schließlich die Wissenschaftlerin und Publizistin Ursula Baus von
German - Architects, die mich aus dem Frust erlöste und Interesse und
Kooperation bestätigte.
Die Veranstalter der 5. Architekturwoche lehnten zudem das
Forschungsprojekt ab mit der Begründung, daß man sich diesmal
nur mit der Peripherie der Stadt auseinandersetzen wollte. Die
Begründung zeigt einmal mehr, welche alten Vorstellungen einer Stadt
in den Köpfen der heutigen Architekten festsitzen. Sie interessieren
sich überhaupt nicht für die gelebte Binnenarchitektur der Stadt. Sie
verweigern sich ignorant der Einsicht, daß man die Stadt auch als
runden lebendigen Organismus begreifen kann und nicht zwingend
als flaches Brett für Planungen und Planspiele aller Art. Daß sich so
gesehen so etwas wie Peripherie, Rand, Grenze natürlich auch inmitten
eines Stadtkörpers bilden kann kommt ihnen nicht in den Sinn. Dabei
spürt jedes Kind, dass wenn man „kalte Füße“ bekommt, das schon eine
Form der Ausgrenzung ist, die Teile des Körpers als peripher erscheinen
läßt. Der selbstformulierte Anspruch der A5 Macher, nämlich die
Einladung zum Experiment war denn eher eine Farce und eine weitere
Werbeveranstaltung.
FAZIT
Man muss mittlerweile wieder zum zivilen Ungehorsam aufrufen.
Das muss nicht unbedingt heißen, dass man gegen irgend etwas
ist. Wie sich während der Durchführung des Projekts immer wieder
zeigte: sobald Ängstlichkeit, Unterwürfigkeit, Autoritätsgläubigkeit
und Starrheit sich in einem Dialog lösen und Lebendigkeit, Phantasie,
Freiheit aufleben können, werden kreative Kräfte der Gestaltung frei, die
weit über das Gegenwärtige hinaus gehen.
Es ist erschreckend wie sich Architekten heute hauptsächlich in den
Medien Plan und Modell bewegen und darin entwerfen. Das primäre,
rundum sinnliche Medium des akuten Lebensraums, der lebendigen
Situationen wird buchstäblich getötet und platt gemacht.
Viele Menschen wollen mehr Teilnahme an der Gestaltung der Stadt
sowie des gesamten Lebensraumes, wie das mittlerweile in vielen
aktuellen Ereignissen zu sehen ist („Stuttgart21“ , Ägypten, Tunesien,
Libyen, etc.). Überall geht es darum, den Despotismus abzuschaffen und
in demokratische, lebendige und teilnehmende Lebenszusammenhänge
zu verwandeln.
Das Projekt wird fortgesetzt.
www.feldherrnhalle.eu
Anmerkung
Der Titel „Kultur der Teilhabe“ stammt aus dem o.g. Buch
von Leggewie/Welzer
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Entwurf : Simona Capaul
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Entwurf 1: Ferihan Goekce
permanenter Zustand mit Cafe und Vorhängen
(Auflockerung des Steinkomplexes)
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Entwurf 2: Ferihan Goekce
…of a Speakers`Corner in the Feldherrnhalle
373
Entwurf : Stephanie Halke
374
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Prof. Johann Ebe
Bauen im Regenwald
Master Projektstudio II
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Spätestens als in Shell die 16-köpfige Gruppe die kleinen Flugzeuge
nach Sharamentsa bestieg, war klar: das wird besonders;
es führt keine Straße - synonym für die Verbindung zur Welt, für freie
Beweglichkeit, ja für Freiheit schlechthin – an den Ort des Geschehens.
Eine Akademie soll entstehen: mitten im Urwald, für & zusammen mit
den Bewohnern des 120-Seelen-Dorfes am Rio Pastaza, einem Zufluss
des Amazonas.
ANKUNFT
Eine Landepiste 50m breit, 600m lang – in den Urwald gehauen, zu
beiden Seiten Wohngebäude: der Flugplatz als Dorfplatz.
Begrüßung, acto social –offizielles Willkommensritual mit Ansprachen
& Darbietungen: die Indios stellen Begegnung dar – durch Tanz & Pantomime.
AUFGABE
Eine Akademie braucht Baulichkeiten! Warum eigentlich? Natürlich, es
gibt Regen, es gibt eine stechende Sonne, es gibt Papier & empfindliche
Geräte & Menschen von außerhalb des Urwaldes, Lehrende & Lernende,
die mit den Bedingungen des Ortes nicht vertraut sind, die unterschiedlich damit zurecht kommen werden, die darauf angewiesen sind, aus
einer geschützten Situation heraus zu agieren . . . es muss einen erkennbaren & nutzbaren Ort geben für das, was hier stattfinden soll.
Ein paar Räume zum Lernen, Lehren, Arbeiten, sich pflegen & sich verpflegen, Schlafen, (für die Hygiene) . . .
ORT
Die Stelle ist schnell gefunden: ein wenig abseits vom Dorf – das
Dorfleben soll schließlich nicht durch die wechselnde Anwesenheit von
Fremden in einer Anzahl, die ein Viertel der Einwohner übersteigt, nicht
beherrscht – nicht ver-fremdet - werden.
Der breite, majestätisch vorbeifließende Pastaza, die Urwaldkulisse des
gegenüberliegenden Ufers & in der Ferne die Anden mit schneegekrönten Vulkanen sind schnell als die Attraktionen des Ortes, die jedenfalls
maßgeblich für Positionierung & Ausrichtung der Anlage werden sollten, ausgemacht.
ENTWURF
Wie findet man Form? - die elementare Frage der Architektur- wie
entzieht man sich im Willen zur Form der Beliebigkeit?, unterwirft sich
nicht bedingungslos irgendwelchen Moden, deren Ursprünge im Dunkeln sind: deren wichtigste Qualität das Neu-sein ist.
Wie entwirft man für einen Ort, an dem es eigentlich – wäre nicht der
Regen - keine Häuser braucht & auch keine Kleider – dass die Indio bekleidet sind, geht auf die Missionare zurück, die der Meinung waren, die
Menschen sollten nicht nackt bleiben – der Sündenfall soll schließlich
nicht in Vergessenheit geraten. Wie destilliert man aus einer Aufgabenstellung in Verbindung mit dem Ort & den übrigen Bedingungen, Kriterien für die Form eines Gebäudes, das da auch wirklich „hingehört“?
Ein paar Antworten kommen wie von selbst: die Ausrichtung zu den
Besonderheiten, Schönheiten & Attraktionen steht schon fest: die Indio
zeigen auch gleich die beste Stelle . . .
Die Notwendigkeit, jeden Windhauch – im Urwald ist Wind nicht häufig
& selten stark – einzufangen & nutzbar zu machen, zum Trocknen von
Menschen & Kleidern, zur Kühlung, spricht auch dafür, die Flussseite,
den Westen, als Seite der Öffnung & Orientierung zu nutzen.
AKADEMIE
Das Bauprogramm legt eine Aufgliederung der Baumasse in einzelne
Baukörper nahe, der häufige Regen bringt schnell den Gedanken des
alles überspannenden Schutzdaches, unter dem die verschiedenen,
auseinanderliegenden Bereiche trockenen (& sauberen) Fußes erreicht
werden können, ins Spiel.
Für die große Spannweite käme ein dünnes Flächentragwerk aus Bambusstangen mit Foliendeckung in Frage – die Folie könnte Solarzellen
eingeschweisst haben, damit wären die Gebäude autark! Der Gedanke
hat Kraft!
Die sichtbare Erscheinung dessen, was wir entwerfen, soll einprägsam
sein - man möchte sehen: ein beispielhaftes,ein in die Zukunft weisendes Projekt, eindeutig von heute, unter Respektierung & Beibehaltung
der Ursprünge zustande gekommen & dessen sichtbare Form angemessene Zeichenhaftigkeit besitzt & so positive Aufmerksamkeit auf sich &
damit die Sache lenken kann.
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UNTERKÜNFTE
Die Unterkünfte sollen – als Nachtbereich- aus dem Tagesgeschehen
gerückt sein – um gegenseitige Störungen gering zu halten.
Für viele der Benutzer & Besucher sind Klima & Situation fernab der
Zivilisation ungewohnt, wohl auch bedrängend, belastend & einschränkend; deshalb soll es Rückzugsmöglichkeiten geben, & große, zusammenführende, gemeinsam genutzte Terrassen vor den kleinen Schlaf„Kojen“ stellen die Gemeinschaft wieder her – auch wieder mit Bezug
zum Fluss & den Bergen.
Die Ausrichtung nach Westen – in den Wind hinein – ein „low-tech“
Luftleitsystem, aus simplen, schräg gestellten Segeln, könnte jeden
Windhauch in die Räume führen.
NEUES BAUEN & TRADITION
Die traditionelle Bauform der Aschuar – so heisst der Indio-Stamm- ist
das Wohnhaus mit dem sehr steilen Schutzdach, einem einfachen
Dachstuhl mit Bambusschilfdeckung (das alle 10 Jahre erneuert werden
muss – die Indios sagen, dass man durch diese immer wiederkehrende Arbeit Gelegenheit hat, „Sünden abzubüßen“ & haben sich schon
deshalb nie auf die Suche nach haltbareren Materialien gemacht. Erst
die Missionare & die Leute von außen brachten das praktische aber
verachtete Wellblech als Deckung mit). Das Dach erhebt sich auf einer
Holz- bzw. Bambus-Stüzkonstruktion - vom Boden abgehoben: nur in
Ausnahmefällen gibt es Außenwände, kaum innere Trennwände . . .
Viel mehr ist es nicht: Indios sind sesshaft gewordene Nomaden, die
aufgrund ihrer Lebensweise, in Verbindung mit dem Klima, eine Baukultur in unserem Sinne, die geprägt ist von Beständigkeit & Ausdifferenzierung für verschiedene Aufgaben, nicht entwickeln brauchten.
Aus den vorhandenen Ansätzen, die bauliche Form der Bauaufgabe
„Akademie“ ableiten zu wollen, schien – aufgrund der veränderten Anforderungen an die Funktionalität & eines anderen Verständnisses von
Klimaschutz & von Privatheit -nicht angemessen.
was tun?
ZUSAMMENARBEITEN
Die Indio reden mit, arbeiten mit, beim Modellbau, beim Bau eines
Probestücks Lehmwand, sie bilden sich eine Meinung, nehmen Stellung, fragen nach: es ist klar, dass hier etwas entsteht, das ihr zukünftiges Leben beeinflussen, wenn nicht sogar bestimmen wird. Neugier,
Zustimmung,Ernsthaftigkeit, auch Anspannung & Bedenken.
Die Zusammenarbeit mit den Kommilitonen & den Lehrenden der
anderen Fakultäten -Vermesser & Kartographen,Tourismus-Studenten
ist nicht Konstrukt, die Abhängigkeiten sind vielmehr greifbar: Abstän-
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de, Höhenlagen, Hangkanten, Positionen von Bäumen & wichtigen, den
architektonischen Entwurf beeinflussenden Merkmalen, liegen nicht
einfach vor, sondern müssen erarbeitet werden – & das beginnt beim
Freischlagen von Messschneisen oder Ausschneiden des Blätterdaches,
um Kontakt zum Satelliten für die GPS-Messung zu bekommen.
Alle wollen aber auch „fachfremd“ eingesetzt werden & helfen: beim
Vermessen, beim Modellbau, beim Bau einer Wand.
Alle können etwas beitragen & nicht nur im Rahmen ihrer fachlichen
Kompetenz, sondern auch als Personen mit eigenen Gedanken & handwerklichen oder sozialen Fähigkeiten – die Persönlichkeit des Einzelnen
als Ganzes ist angesprochen & wird auch eingesetzt!
Fachidiotie & Spezialistentum, nicht rechts oder links schauen, haben
keinen Platz
VONEINANDER & MITEINANDER LERNEN
Was geschieht, wenn die Verfügbarkeit von Materialien & von Handwerkern, die das von uns Architekten Geplante umsetzen können, nicht als
selbstverständlich angenommen werden kann? Wenn also wesentliche,
im europäischen Normalfall nicht weiter hinterfragte Voraussetzungen
unseres Tuns fehlen?
Auch der ökologische Aspekt - zu Hause manchmal Attitüde-, steht auf
dem Prüfstand: auch der Transportaspekt gewinnt plötzlich eine viel
konkretere Bedeutung, als bisher – auch bemerkenswert im Zeitalter
des „just-in-time“. Da ist auf einmal gesunder Menschenverstand & kein
Geheimwissen erforderlich:
die Verwendung von Bambus, vor Ort vorhanden, aktuell allerdings
nicht sehr intensiv in Benutzung & schnellwüchsig; man braucht keinen
Regenwald zu fällen; Lehm: ebenfalls vorhanden, ebenfalls nicht sehr
häufig im Einsatz: die Verarbeitungstechniken & Grundsätze sind nicht
bekannt.
Also: Beschränkung auf diejenigen Materialien, deren Gewinnung
ökologisch richtig erfolgen kann, möglichst weit heruntergefahrener
Einsatz von Materialien, die für viel Geld eingeflogen werden müssen.
& bezogen auf die Verarbeitung: sämtliche Techniken müssen von zwar
geschickten, aber ungelernten Laien ausgeführt werden können - keine
Spezialkenntnisse & keine Spezialwerkzeuge, keine Materialien, die
großen Energieeinsatz erfordern: eine besondere Herausforderung für
den konstruierenden Architekten!
Jedes gebrannte Material verschlingt Energie, auch Holz - im Regenwald
geschlagen- verträgt sich nicht mit dem Gedanken des ökologisch richtigen eingesetzten Energieeinsatzes . . .
Besonders für die Studenten, die sich schon auf der „alles-ist-moeglich
–Spur“ befunden haben, eine verblüffende Erkenntnis.
KONSEQUENZEN
Mit Menschen, die bis auf Ausnahmen leben, wie vor 10.000 Jahren umzugehen – für sie tätig zu sein! Eine Erfahrung, die man nicht alle Tage
macht! Und die zum Nachdenken zwingt.
Das allgegenwärtige, weltweit alles egalisierende, in Greifnähe rückende, Begierden weckende, die eigenen Instinkte einschläfernde & durch
konfektionierte-kollektive Instinkte ersetzende Fernsehen hat hier noch
keinen Eingang gefunden!
In der Berührung mit Menschen, die mit einem ganz anderen Wertesystem leben, mit Menschen, die zwar nichts haben, die man aber nicht
als arm bezeichnen kann, lernen wir beiläufig unser eigenes System
besser kennen.
Aber, & das ist für uns - Studenten wie Lehrer -wunderschön: es gibt viel
Dank von den Indios!! – immer wieder ausgedrückt mit unterschiedlichsten Mitteln: Worten, Gesten, Geschenken . . . dafür, dass wir uns
mit ihnen zusammen auf die Suche nach einer für sie lebbaren Zukunft
machen.
Eine Erfahrung, die man suchen muss & so selten bekommt!
UNSER BEITRAG?
Unser Beitrag kann sein, den Indios zu helfen, mit dem, was sich auf sie,
wie eine gewaltige, unaufhaltsame Maschine, zubewegt, umzugehen,
sich den schlimmsten Auswirkungen dessen, was wir unsere Zivilisation
nennen, entgegenzustemmen, ihr Leben in ihrer eigenen Geschwindigkeit weiterzuentwickeln – eben: nicht unterzugehen! Ein hoher Anspruch, gemessen an dem Maß an Bedrohung mit dem sie konfrontiert
sind & an Gleichgültigkeit, mit der sie „geopfert“ werden sollen.
Wir können an der Stelle, an der wir stehen als Architekten (& Architekturstudenten) in Europa nicht den Übergang von ihren archaischen
Gesellschaften in die Moderne aufhalten – der hat längst begonnen
- aber ihn erleichtern & mithelfen, die schlimmsten Übel zu vermeiden,
das können wir versuchen!
Passport-Text Sharamentza _ Johann Ebe
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Prof. Dunja Karcher
„The Spontaneous“ - „Die Spontanen“
Modul 6.3 - 6.5 FWP
Carrières Centrales mit Cite Verticale,
Masterplan 1950
380
Cite Verticale, Wohnscheibe 1953
Cite Verticale, Wohnscheibe heute (informell
überformt, überbaut, verfüllt, verdichtet)
Principaux-Bidonvilles, Mike Davis, “Planet of Slums”
„The Spontaneous“ - „Die Spontanen“
“Slums are characterized by their informality. While the urban poor service the formal sector, elite groups, and the city in general, they remain
out of the city’s general preview and protection. All innovations by the
poor to improve their living standards are considered unacceptable and
run the risk of confiscation, eviction and demolition. To add to this, even
well-meaning policies enacted after a great deal of social mobilization have been unable to bring substantial benefits to the urban poor.”
SPARC Mumbai 2008
Zentrales Thema der Lehrveranstaltung war der Prozess zunehmender Urbanisierung vor allem in den sogenannten Entwicklungs- und
Schwellenländern. Die Dynamik dieser Prozesse steht im offensichtlichen Gegensatz zu dem Anspruch, Stadtentwicklung über Projektsteuerung und Planung im herkömmlich besetzten Sinn zu beeinflussen. Das
Stadtwachstum hält unvermindert an, urbane Entwicklungen finden
statt, geplant oder ungeplant.
Die Rasanz des Globalisierungsphänomens und dessen Konsequenzen
verstärkt zwar die Polarisierung zwischen gesteuerten und nicht gesteuerten Prozessen, schafft aber gleichzeitig auch Veränderungspotenziale.
Der Wandel von einer ländlichen zu einer urbanen Gesellschaft, Aspekte
der (Binnen-) Migration, die Entstehung eines informellen Sektors und
die daraus resultierenden städtebaulichen Konsequenzen bis hin zur
Bildung von Megacitys standen zur Diskussion.
Welche Handlungsfelder leiten sich daraus für städtebauliche Planungen ab?
Nach welchen Kriterien lassen sich informelle Stadtstrukturen ablesen?
In welchem symbiotischen Verhältnis stehen formelle und informelle
Stadtstrukturen zueinander ?
Sind planerische Lösungen tatsächlich ein Ansatz?
Welche alternativen Steuerungsmechanismen sind möglich?
Im Laufe einer Gegenüberstellung von regionalen Schwerpunkten der
informellen Siedlungen und Armenviertel, El Ashwaiat in Kairo, Favela
Rocinha in Rio de Janeiro, Squatter Campus in Manila und Dharavi in
Mumbai, wurden die lokalen Besonderheiten und die allen gemeinsamen universellen Strukturen analysiert und dokumentiert.
Die TeilnehmerInnen des Seminars wurden mit den konkreten Lebensbedingungen in den urbanen Agglomerationen dieser Standtorte konfrontiert, desweiteren standen aktuelle und punktuelle Lösungsansätze
zur Diskussion. Die Ergebnisse der Arbeiten wurden in der Broschüre
„The Spontaneous“ - „Die Spontanen“
zusammengetragen und dienen als Grundlage für unsere weitere
Forschungsarbeit. Dieser Diskussionsprozess soll in den kommenden
Semestern im Rahmen von Feldforschung vertieft werden.
Themen und Seminarteilnehmer:
Kevin Lynch, Mike Davis:
Simon Schöffmann, Tobias Waider, Stephan Zirngibl
Ägypten/Kairo:
Fabian Frank, Dorothea Gress, Patrick Lorenz, Nicolas Neumann
Indonesien/Manila:
Deborah Ciesielski, Ruth Elhardt, Franziska Ranner, Boum- Soo Ye,
Ferdinand Zeune
Indien/Mumbai:
Gabriel Antweiler, Marco Lindner
Brasilien/Rio de Janeiro:
Alexander Braun, Vivian Koukas, Vedrana Marazovic, Beatrice Weiss,
Nora Wittmann
381
Informelle Siedlung, El Barageel, Kairo, Luftbild 2008 informelle Zeilenbebauung entstandene Stuktur auf Grundlage der alten Entwässerungskanäle
Die internationalen Architekturzeitschriften der 50er Jahre sind voll
von Architekturprojekten in Nordafrika. Überschriften wie „Habitat
Urbaine“ oder „Le Maroque Moderne“ leiten Bildstrecken mit großflächigen Teppichsiedlungen und abstrakten weißen Baukörpern in weiter
Landschaft ein. Dazu liest man ausführliche Beschreibungen geplanter
Siedlungsstrukturen und infrastruktureller Vorhaben und findet endlos
fotografische Beispiele des modernen Wohnungsbaus im Maghreb,
Nordwest Afrika. Unter dem französischen Protektorat der 50er Jahre
wuchs auch die Hafenstadt Casablanca, vor allem wegen des Exports
von Phosphaten. Die Arbeitsuchenden, deren Zahl rasch zunahm, lebten
in Hüttensiedlungen, den so genannten Bidonvilles. Aus Europa kamen
Architekten, um ihre Ideen vom Massenwohnungsbau umzusetzen.
Nordafrika wurde so zum Labor für europäische Modernisierungsvisionen, was Monique Eleb und Jean-Louis Cohn in ihrem 2003 erschienenen Buch, „Casablanca, Colonial Myths and Architectural Ventures“,
eindrucksvoll dargestellt haben. Die „Cité Vertical“, die Georges Candilis
und Shadrach Woods innerhalb einer der neuen Siedlungen planten,
ist das wohl bekannteste Beispiel aus dieser Zeit. Candilis und Woods
hatten die Bautradition und die Lebensweisen der Menschen in den
Bidonvilles studiert und den verbreiteten Hofhaustypus in drei mehrgeschossige Gebäude übertragen. Bis heute werden diese Stadtviertel
ohne Baugenehmigung informell drastisch verdichtet und umgebaut.
Die Problematik ist die gleiche wie die der alten Medina (arab. Stadt) der
30er bis 50er Jahre: Überbevölkerung, nicht reglementiertes Bauen und
mangelnde Infrastruktur.
382
Das weltweit auftretende Phänomen der informellen Siedlungen
spiegelt eine Reihe von Rahmenbedingungen wider, welche insgesamt
typisch für die Situation in den Entwicklungsländern ist. Daran ist eine
globale Uniformität des physischen Erscheinungsbilds festzustellen.
Der informelle Wohntypus muss produktive Aktivitäten ebenso aufnehmen wie das Wachstum der Familien. Das Haus muss daher aufstockungs- und ausbaufähig sein, also offen für zukünftige Investitionen
in prosperierenden Zeiten. So unterscheiden sich die Baukörper meist je
nach wirtschaftlicher Situation des Besitzers und der Phase des (Aus-)
Bauprozesses. Das Spektrum reicht von mehrgeschossigen Bauwerken
bis hin zu schiefen Wellblechhütten. Herausragendes Merkmal informeller Bautypen ist die Flexibilität, mit der auf ökonomische und soziale
Veränderungen reagiert werden kann. Die Errichtung und der Unterhalt
von Gebäuden in informellen Siedlungen erfolgt äußerst Ressourcen
sparend. Allerdings ist die Wohnraumqualität meist mangelhaft.
Heute lebt etwa die Hälfte der Weltbevölkerung, deren Maximum mit
10 Milliarden Menschen nach 2030 erwartet wird, in Städten. Die Landbevölkerung beträgt damit auch etwa 3,2 Milliarden Menschen, doch
wird diese nicht mehr weiter wachsen, sondern eher etwas schrumpfen.
Das bedeutet, das Wachstum wird nur in Städten stattfinden und vor
allem zu 95 % in Entwicklungsländern.
Folge dieser Entwicklung sind Mega- und Hypercities. So werden
beispielsweise für Mumbai bis 2025 33 Mio. Einwohner prognostiziert,
wobei so hohe Bevölkerungszahlen schnell die Frage aufwerfen, ob eine
so gigantische Konzentration von Armut gesundheitlich und ökologisch
tragbar ist. Etwa Dreiviertel dieses städtischen Wachstums wird jedoch
in zweitrangigen Städten, welche nicht die Größe einer Megacity haben,
aufgenommen werden müssen. Besonders bei diesen Städten zeigt sich
der amerikanische Soziologe und Historiker, Mike Davis, beunruhigt, da
hier wenig oder gar keine Planung vorhanden seien.
(Mike Davis, “Planet of Slums”)
El Barageel, Kairo 2008 informelle Zeilenbebauung entlang der alten
Entwässerungskanäle, ehemaliges Landwirtschaftsgebiet
El Barageel, STB Skelett und Ziegelfüllung
Stadtviertel ohne Baugenehmigung drastisch verdichtet und umgebaut. Informell; überformt, überbaut, verfüllt, verdichtet....
Informelle Baustruktur/ Region unabhäng
Wohnsiedlung Sisdi Othman 1952
Sisdi Othman 2003
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Prof. Dunja Karcher
Projekt: Nachhaltiges Bauen in den Vereinigten Arabischen Emiraten
Gastarbeitersiedlung
Exkursion
FWP Modul 5.4/ Diplom WS 2008
Wohnsiedlung Sisdi Othman 1952 Dubai Sheikh Zayed Palace Museum, Creek, Souk Deira, Emirates Mall, Burj al Arab, The Palm Jumeirah, Hotel Atlantis, Dubai Marina, Al Jumeirah, Wohngebiet Persischer Siedler, Business Bay, Burj Dubai Visotors Centre, Dubai Sports City Cricket Stadium, Wafi center,
Messe „Cityscape“, Transamerica Expo Center, Dubai international Exhibition Center, Präsentation bei Nakheel und MasdarCity, Sharjah, Al Hisn Fort tour,
Sharjah Museum, “Heritage village”, American University of Sharjah, Arbeitersiedlung Sharjah, Arbeitercamp 2, Meridian camp Al Ain ,
384
Dubai, Abu Dhabi und Las Vegas sind als künstliche Oasen und inszenierte Städte mittlerweile einem weltweiten Publikum bekannt. Als Touristendestinationen ersten Ranges vereinen diese Metropolen unzählige
Attraktionen der Superlative. Das Seminar zeichnete die Entwicklungsgeschichte des jungen „Boomtowns“ in den VAE nach und analysierte
die Hintergründe für den wirtschaftlichen Erfolg. Darüber hinaus wurden aber auch ökologische Folgen, eine nachhaltige Stadtentwicklung
und gesellschaftliche Schattenseiten des Wachstums in diesen Städten
thematisiert.
Aufbauend auf Seminare und Entwürfe der vorangegangenen zwei
Semester, „Gastarbeiterwohnungen in den Vereinigten Arabischen Emiraten“, wobei auch ausgewählte Arbeiten konstruktiv vertieft wurden,
wurden vor Ort gemeinsam mit Studenten der Abu Dhabi University in
Al Ain und der American University in Sharjah die erarbeiteten Projekte
diskutiert und vertieft.
In diesem Projekt sollte ein neues Gastarbeiterviertel mit 150 Wohneinheiten unterschiedlicher Größe, flexibel und modular erweiterbar,
konzipiert und geplant werden. Hierbei standen Wirtschaftlichkeit,
Nachhaltigkeit und nicht zuletzt humane Lebensbedingungen für die
Gastarbeiter im Vordergrund. Die technischen Grundlagen, insbesondere der Einsatz örtlicher Baumaterialien, passiver Belüftungs- und
Kühlsysteme sowie die städtebaulichen Ansätze einer solaren, klimagerechten Architektur, wurden bereits seit dem Sommersemester 2007 im
Rahmen eines AWP-Fachs erarbeitet.
Die Arbeit an diesem Projekt sollte das planerische, technische und soziologische Potential der Hochschule München in interdisziplinären Studententeams gemeinsam mit Hochschulen vor Ort zusammenführen.
Die gewonnenen Erkenntnisse der 10-tägigen Exkursion, die im Wintersemester 2008 stattfand, wurden in einer Broschüre zusammengefasst,
wobei spezifische Themen an konkreten Orten überprüft, ergänzt und
als Bestandsaufnahme dokumentiert wurden.
Museum Palest, Oase Al Ain, Al Jahili Fort, Al Ain National Museum, Ziegenmarkt, Jebel Hafeet und Blick über Al Ain, Präsentation an der Al Ain Universität of Abu Dahbi, Sheikh Zayed Grand Mosque, ALDAR Properties, Präsentation der Al Raha Beach Development site, neues staatliches Wohngebiet für
Einheimische; Al Raha Gardens, Emirates Palace, Saadiyat Island Cultural, Zaha Hadids, Tadao Ando, Jean Nouvel Ausstellung, Marina mall, Lulu islands.
Luftbild Abudabi Vereinigte Arabische Emirate 2008
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Prof. Maren Paulat
Forschungssemester SS2010 / ws2010 /11
„under the filtered light…“
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under the filtered light...
zeigt die Konstruktion des Weiblichen in unterschiedlichen räumlichen
Konstellationen, Brechungen und erotischen Besetzungen. Die Protagonistinnen werden in ein doppeltes System von Mode - und Architekturnormierungen eingepasst, das sie vereinnahmt und überwältigt. Die
Skulpturen erinnern an Lebewesen, die mit transparenter, glänzend
dichter Haut futuristischer Raumvisionen überschwemmt sind. Aus den
Hüllen, Abschirmungen und Rüstungen der Architektur treten ‚Wesen’
in metamorphotischer Verwandlung hervor. Sirenes and Sreens, charming creatures and geometric galaxies, multimood spaces....
Der Werkkomplex „under the filtered light“ beinhaltet eine Reihe von
Skulpturen, Prints, Projektionen und Filmen, die über die Thematiken
von Oberfläche, Bild und Ornament auf Kleidern die architekturimmanenten Vorstellungen von Hülle, Körper, Subjekt, Raum und Ort neu
entwerfen. In meinem Film „ Hof der Favoritinnen“, der auf der Dachterrasse von Manzara Istanbul vor historischer Kulisse in einem Tableau
Vivant einer Protagonistin Netzorientalismen auf den Körper projiziert,
wird die Kleiderhülle dekonstruiert und in architektonische, städtische,
historische und mediale Kontexte gestellt. So entsteht ein verdichteter Raum, in dem sich Raumkaskaden, Körperbilder und Zeiträume zu
poetischen und konzeptuellen Verdichtungen transformieren. Aus dem
Verhältnis des Subjekts zum Raum werden Räume vermessen, umformuliert und performativ neu besetzt. Bezug nehmend auf die projektiven Möglichkeiten des Modells, des Films, der Skulptur, von Fotografien
und Animationen bis zu multimedialen Installationen reflektiert dieser
Werkkomplex Themen der kulturellen Verortung und spezifische soziale
und politische Fragestellungen. Es entstehen Konstellationen aus atmosphärischen Räumen, zeitlichen Dynamisierungen und der Pluralität
und Gleichzeitigkeit von Bildschichtungen, die sich in einem ständigen
Fluss ineinander schieben...
Seit 2010 arbeite ich an einer Website, die die neu entstandenen Skulpturen, Prints und Filme zeigt.
In der Lehre manifestieren sich meine Positionen in intermedialen Kooperationen mit architektonischen Entwurfsseminaren, künstlerischen
Entwurfsprozessen und konzeptuellen und theoretischen Statements.
Das intermediale Pilotprojekt „Looking at wires“#1 Raummodelle,
„Looking at wires“#2 Zeichnungen 2010/11 mit David Curdija, Heiner
Pflugfelder und Gerwin Eipper und das A5 Projekt im Sommer 2010
stehen beispielhaft für meine Forschungsaktivitäten und Arbeitsweisen mit Studenten, in dem z. B. stadttheoretische Untersuchungen und
künstlerische Prozesse zu modellhaften Skulpturen führten, die städtische Randzonen mit netzkompatiblen Videobuden ausstattete und von
den Bewohnern der Vorstädte als Fenster, Notizbuch, Dialog, Kontaktbörse und Spiegel angenommen wurde. Für die Studenten war es ein
experimenteller forschender Prozess, in dem die stadttheoretischen und
soziologischen Kontexte als tatsächliche Erfahrung wichtig wurden,
außerdem die Entwicklungen und Konzeptionsprozesse architektonisch
/künstlerischer Formbildungen. Zusammen mit dem Medienlabor gab
ich einen Katalog heraus, der die Architekturfotografie als Raumforschung begreift, in der die suburban landscapes mit netzorientierten
Interventionen im öffentlichen Raum thematisiert wurden. Das von
mir initiierte Medien und Raumlabor versteht sich in diesem Kontext
als gestalterisch architektonische Schnittstelle und setzt den Fokus auf
zukunftsweisende Themen und Formungsprozesse, mediale Strategien,
ästhetische Analysen, Netzkultur und kritisches Design.
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Prof. Tomáš Valena
STRUKTURALISMUS
in Architektur & Städtebau
RELOADED
Zwischen dem 19. und 21. November 2009 wurde von der Fakultät für
Architektur ein dreitägiges internationales Symposium über die seit
den 90er Jahren wieder aufgelebten strukturalistischen Tendenzen in
Architektur und Städtebau veranstaltet. Initiiert und geleitet von Prof.
Dr. Tomáš Valena, konnten als Mitveranstalter namhafte Partner gewonnen werden: die Architekturzeitschrift ARCH +, das Institut GTA und die
Professur CAAD von der ETH Zürich sowie die TU Delft.
Der ursprünglich in der Linguistik entwickelte strukturalistische Ansatz
wurde seit den 50er Jahren des vorigen Jahrhunderts als wissenschaftliche Methode in die Anthropologie und andere Humanwissenschaften
eingeführt. Die für den Strukturalismus wesentliche Doppelkategorie von Primär- und Sekundärstruktur (langue und parole), in der die
Einzelelemente durch das Regelwerk einer Tiefenstruktur zueinander
in Beziehung gesetzt werden, avancierte in den 60er und 70er Jahren
auch zu einer Leitideologie in Architektur und Städtebau. Ursprünglich
in Holland und im Umkreis der Architektengruppe Team 10 entwickelt, verbreitete sich der Strukturalismus rasch weltweit. Nahezu alle
utopischen Bewegungen der 60er Jahre können dieser Geisteshaltung
zugeordnet werden und viele Forschungsprojekte und theoretische Ansätze jener Zeit lassen sich im Rückblick als strukturalistisch bezeichnen.
War der Strukturalismus in der Architektur zunächst mit dem Anspruch
angetreten, humanere Umweltstrukturen für die Massengesellschaft zu
entwickeln, so konnte er sich letztlich selber nie vom Makel der Serialität und der Monotonie befreien. Die gebauten Beispiele wurden oft als
inhuman empfunden, sie sind im konkreten Gebrauch vielfach gescheitert. Der Mangel an Individualität und der Determinismus der Primärstruktur haben dem architektonischen Strukturalismus den Vorwurf
des Antihumanismus eingebracht. Ende der 70er Jahre hatte er seine
Attraktivität als Leitideologie in der Architektur eingebüßt.
Seit den frühen 90er Jahren sind wir wieder Zeugen eines Wiederauflebens strukturalistischer Tendenzen in der Architektur geworden. Parallel
dazu ist auch das Interesse an den utopischen Aspekten der strukturalistischen Strömungen der 60er Jahre gestiegen. Stieß der Strukturalismus
in den 70er Jahren an damals unüberwindbare Komplexitätsgrenzen, so
spricht heute vieles dafür, dass das Wiederaufgreifen des offensichtlich
unvollendeten Projekts ursächlich mit der Informationstechnologie
zusammenhängt, durch die sich neue Möglichkeiten des Umgangs mit
Komplexität eröffnen. Man spricht vom Neo-Strukturalismus digitaler
Prägung. Dieser unterscheidet sich in einigen wesentlichen Punkten von
seinem Vorläufer aus den 60er Jahren. Die neuen, rechnergestützten
Werkzeuge führen logischerweise zu neuen Denkansätzen und anderen
Ergebnissen. Wir beobachten eine enorme Steigerung der Komplexität
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bei den Regelwerken: weg von schlichten Rastern hin zu komplizierten Strukturen, wobei das algorithmische Entwerfen den Horizont des
alten Strukturalismus bei weitem übersteigt. Es stellt sich die Frage,
ob Primär- und Sekundärstrukturen heute nicht so aufgefasst werden
müssen, dass sie in komplexen Wechselwirkungen miteinander stehen,
die durch Algorithmen beschrieben werden können.
Durch diese Weiterentwicklung und die neue Aktualität der regelbasierten Entwurfsmethoden in der Architektur (s. z.B. ARCH+ 189) behauptet
sich heute das im Strukturalismus manifestierte strukturale Denken
als eine der produktivsten und umfassendsten Herangehensweisen bei
der Organisation und der Gestaltung der gebauten Umwelt und liefert
gleichzeitig den system- und metatheoretischen Hintergrund für all die
an der Raumproduktion beteiligten Einzeldisziplinen.
Diese und ähnliche Fragen und Positionen wurden im Symposium nach
dem Einführungsvortrag von Prof. Dr. Tomáš Valena innerhalb von fünf
Sektionen erörtert:
Donnerstag 19.11.09
Strukturalismus und Architektur
Prof. Dr. Herman van Bergeijk
Driving Forces behind Dutch Structuralism
Prof. Dr. Joaquín Medina Warmburg
Forum 1962: Wachstumsstrukturen und Geschichtsmaschinen
Prof. Dr. Tom Avermaete
From Deep Structure to Spatial Practice:
Team 10, Structuralist Attitudes and the Influence of Anthropology
Dr. Michael Hecker
Structurel / Structural. Prinzipien und Merkmale der “strukturalistischen” Strömung kybernetischer Prägung in Westdeutschland
Prof. Dr. Andri Gerber
(neo-)Structuralism and (neo-)Marxism?
Keynote: Prof. Dr. Georges Teyssot (Québec)
The Ethnographic Paradigm, Revisited
Runder Tisch mit den Referenten der Sektion und dem Ehrengast Arnulf
Lüchinger (Den Haag). Moderation: Bernhard Langer (ETH Zürich)
Freitag 20.11.09
Der heroische Strukturalismus
Keynote: Prof. Dr. Koos Bosma (VU Amsterdam)
Structuralism in Architecture:
Patterns for a Civil Society or the Charms of Seriality and Deviation?
Inderbir Singh Riar
Habitat 67 or Structuralism Redux
Dr. Asseel Al-Ragam
Explorations in Mat-Building: Kuweit Urban Critique
Anne Kockelkorn
Verstädterung von Architektur: Freie Universität Berlin 1963-1979
Cornelia Regine Escher
Der Mega-Strukturalismus der Groupe d‘étude d‘architecture mobile
Markus Stempl
Der strukturalistische Ansatz und die Raumstadt
Schwebende Städte für eine globalisierte Gesellschaft 1958-1974
Andrej Hrausky
Structuralism in Slovenia
Dr. Ersi Ioannidou
Structuralism and Metabolism
Bernhard Langer
Denken in Strukturen: Ekistics und der Objektivitätsanspruch in der
Architektur
Runder Tisch mit den Referenten der Sektion und dem Ehrengast Prof.
Doris Thut (HM München). Moderation: Dirk van den Heuvel (TU Delft)
Öffentliche Vorträge
Prof. Dr. Herman Hertzberger (Amsterdam)
Open Systems
Prof. Winy Maas (MVRDV Rotterdam)
Pixelpower
Prof. Dr. Jörg Gleiter (FU Bozen)
struktural, material, digital. Zum strukturalistischen Denken in der
Architektur
Runder Tisch mit den drei Referenten.
Moderation: Nikolaus Kuhnert (ARCH +)
Samstag 21.11.09
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v. li. Prof. Winy Maas und Prof. Dr. Herman Hertzberger
Neo–Strukturalismus digitaler Prägung
Keynote: Fabian Scheurer (Zürich)
Algorithmic Design - Werkzeug oder Weltbild?
Prof. Dr. Reinhard König
Generative Planungsmethoden aus strukturalistischer Perspektive
Prof. Uwe Brederlau
Parametrische Entwurfsprozesse im Städtebau
Thomas Wortmann
Strukturalismus Recoded
Heike Matcha
Massenvielfalt: Individualität durch parametrische Typologien
Steffen Lemmerzahl / Benjamin Dillenburger
Architektur-Automat - Häuser als gebaute Kosten-Nutzen Analyse
Oder: der blinde Architekt
Niels Nötzel / Rüdiger Karzel
Evolutionary Structuralism
Dr. Michael Dürfeld
Ornamentaler Strukturalismus
Vom Rhythmus zur Evolution als Zukunft des Strukturalismus
Prof. Bernd Kniess / Prof. Christopher Dell
Struktur, Diagram, reverse functionalism
Überlegungen zu einer Universität der Nachbarschaften
Walter Stelzhammer
„Himmel über Fünfhaus“
Strukturalismus und Teppichbebauungen aus heutiger Sicht
Peter Haimerl
Dynamisches Planen
Runder Tisch mit den Referenten der Sektion. Moderation: Dr. des. Georg
Vrachliotis (ETH Zürich)
Strukturalismus – kritischer Ausblick
Dr. Stefan Hajek
Strukturalismus Reloaded
Der Versuch eines Ausblicks auf das Scheitern
Gernot Weckherlin
Lehren aus Missverständnissen: Die kreative Adaption neuer Wissensfelder beim Entwerfen. trukturalismus und Entwurfsmethoden heute
Dr. Toni Kotnik
Algorithmic design: Strukturalismus reloaded?
Plenum mit den Referenten des Symposiums. Moderation:
Nikolaus Kuhnert (ARCH +)
Die Großveranstaltung mit mehr als 40 Referenten und nahezu 300
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Teilnehmern war ein Erfolg, allein schon deswegen, weil es gelungen ist,
sehr unterschiedliche Fachgruppen zu einem Gedankenaustausch über
die geistesgeschichtlichen Grundlagen eines regelbasierten Entwerfens
zusammenzuführen. Als Gesprächsteilnehmer haben Architekturhistoriker, Theoretiker des Digitalen Entwerfens, Programmierer und praktizierende Architekten zusammengefunden. Weit davon entfernt eine
gemeinsame Sprache oder gar eine verbindliche Definition des Strukturalismus bzw. des strukturalen Denkens in der Architektur gefunden zu
haben, eröffnete doch der Dialog fachübergreifende kreative Räume und
neue Horizonte.
Das Symposium hatte offenbar den Nerv des aktuellen architekturtheoretischen Diskurses getroffen und wirkte Impuls gebend für weitere
Veranstaltungen. Das NAI in Rotterdam bereitet nun eine Ausstellung
über den Strukturalismus vor und Anfang Juni 2010 fanden zwei
weitere Symposien zu ähnlichen Themen statt: Die Konferenz „Digital
Material Struktural. Ornament Today“ in Bozen und das internationale
Symposium „Strukturelles Denken in der Architektur“ in Kaiserslautern.
Die erweiterten Ergebnisse des Münchner Symposiums werden für eine
Publikation aufgearbeitet und Ende des Jahres 2010 veröffentlicht.
Prof. Tomáš Valena
28.1.2010
Internes Symposium
DER STRUKTURALISTISCHE ANSATZ
In Anlehnung an das Internationale Symposium „Strukturalismus Reloaded“, veranstaltet im November 2009 an unserer Fakultät, wurde unter
der Leitung von Prof. Dr. Tomáš Valena im Projektseminar II des Masterstudienganges Architektur ein internes Symposium organisiert. Dabei
wurden von den Studenten Themen aufgegriffen, die im internationalen
Symposium nicht behandelt wurden und als Forschungsdesiderata anzusehen waren. Das interne Symposium war als Anleitung zum wissenschaftlichen Arbeiten unter realen Bedingungen konzipiert worden.
Sektion 1
Stephanie Lürken
Strukturalismus jenseits von Architektur
Norbert Dengel
Geschichtete Primärstrukturen
Naemi Giebel
Baum- bzw. Netzstrukturen aus strukturalistischer Sicht
Sektion 2
Carina Obermeir
Zeile & Turm gestreift
Stefan Wewerka und die Wiederkehr des Motivs in den 90er Jahren
Dominique Ehinger
Strukturalistisches Denken bei Louis Kahn
Ursula Besenreiter
Paul Rudolph – Strukturalist?
Sektion 3
Anna Lenyushyna
Strukturalistische Elemente bei Archigram
David Siegel
Primär und Sekundärstrukturen
Metabolismus und Archigram im Vergleich
Bennet Kayser
Der italienische Strukturalismus
Sektion 4
Marie Siebmann
„Tiefenstrukturen“ des Territoriums
Saverio Muratori und die Suche nach der primären Siedlungsstruktur
Mark-Oliver Pfeifer
„Selbstgenerierte“ Strukturen aus strukturalistischer Sicht
Martin Verdorfer
Strukturalismus Revival der 90er Jahre
Oliver Buck
Kybernetik und interaktive, evolutionäre Algorithmen in der Architektur
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Prof. Tomáš Valena
Vortragsreihen
VORTRÄGE IN DER KARLSTRASSE
Mit dem WS 2008/09 wurde in der Fakultät für Architektur eine feste
Vortragsreihe eingerichtet. Mit der Konzeption, der inhaltlichen Leitung
und der Organisation wurde Prof. Dr. Tomáš Valena betraut. Um die
Identifizierung der Fakultät mit dem nach wie vor gefährdeten innerstädtischen Standort in der Karlstraße zu unterstützen und diesen im
Bewusstsein der Münchner Fachöffentlichkeit zu stärken, trägt die Reihe
den Titel „Vorträge in der Karlstraße“. Es handelt sich um eine thematische Reihe, in der anhand von verschiedenen aktuellen oder fundamentalen Themen über Architektur im weitesten Sinne reflektiert werden
soll. Eingeladen werden Referenten, die grundsätzliche Aussagen zum
vorgegebenen Thema machen können, nach Möglichkeit auch namhafte und international ausgewiesene Fachleute. Die Vorträge werden auf
Video dokumentiert. Bisher wurden drei Vortragszyklen organisiert. Im
WS 2009/10 wurde die Reihe von den über 30 Vorträgen des Symposiums „Strukturalismus Reloaded“ ersetzt.
396
ORT UND ORTSBEZUG IN DER ARCHITEKTUR
WS 2008/09
Der erste Zyklus beschäftigte sich mit einem grundlegenden Thema der
Architektur. Sind es nach Vitruv lediglich drei (firmitas, utilitas, venustas), so wurde der Ort und folglich der Ortsbezug zu den grundsätzlichen Einflussgrößen der Architektur hinzugefügt, ist doch jede Architektur im realen Raum mit einem Ort verwickelt. Sind die Vitruvschen
„Fundamentalien“ letztlich alle normativ beschreibbar oder typologisch
zu fassen, so kann der Ort als das jeweils Besondere, Partikuläre und
Individuelle nur über einen Dialog, nur durch entsprechende Bezugnahme für die Architektur erschlossen werden. Führt der Bau mit dem Ort
kein Zwiegespräch, geht er mit ihm keine (wie auch immer geartete)
Beziehung ein, bleibt der Ort stumm und die Architektur autistisch.
Diese Rede vom Ortsbezug der Architektur folgt freilich dem anthropomorphen Denkschema. Die Architektur steht hier stellvertretend für den
handelnden, sich beziehenden Menschen und auch der Ort bekommt
Attribute eines wirkenden Wesens, eines „genius loci“, wie die Altvorderen gesagt hätten, um der Vorstellung einer gegenseitigen Beziehung
zu genügen. Bei der Rede vom Ortsbezug der Architektur musste also
zunächst die Raum- und Ortsbezogenheit, das In-der-Welt-sein des
Menschen und seine psychische Verfasstheit bedacht werden.
Ist ein so verstandener Ortsbezug der Architektur überhaupt rational
beschreibbar? Lässt er sich als Qualität an sich bewerten? Wie kann
man sich auf einen problematischen Ort, gar einen „Unort“ beziehen?
Welche Rolle spielen virtuelle, imaginäre Orte für unsere Raumbezogenheit? Die Vermutung liegt nahe, dass sich der Ortsbezug nur individuell,
an konkreten Beispielen erfassen lässt. Eine „Lehre des Ortsbezugs“ ist
nur schwer, eine Thematisierung der Bezüge schon eher vorstellbar.
Das Bedenken des Ortes, des Ortsbezugs der Architektur gehört nicht
zu den aktuellen oder gar modischen Themen des Architekturdiskurses,
sondern zu den Basics der Profession, ohne die keine reflektive Architekturproduktion denkbar ist.
die Frage der Ortsbezogenheit neu gestellt und hinterfragt werden. Hier
gilt es, eine große Zahl verschiedener Akteure in konkrete ortsbezogene
Projekte einzubinden und in einem aktiven Prozess Aktionen zu initiieren, die einerseits Verlusterfahrungen aufgreifen und Aufklärung bieten,
zugleich aber auch eine Neuentdeckung und Gestaltung dieser Orte
ermöglichen.
Der Architekt Helmut Riemann aus Lübeck berichtete unter dem zweideutigen Titel Weiterbauen in Norden über den seltenen Glücksfall einer lang anhaltenden gestaltenden Ortsbeziehung zu einer Kleinstadt.
In einem Zeitraum von fünfzehn Jahren konnte er in Norden für die
örtliche Sparkasse vielfältige Bauaufgaben realisieren. In der Mehrzahl
handelt es sich um Sanierungen, Rekonstruktionen oder Erweiterungen
historischer Gebäude. Die einzelnen Maßnahmen orientieren sich an
den Besonderheiten des Bestandes und werden mit modernen Gestaltungselementen kenntlich gemacht.
Der renommierte Bauforscher Prof. Dr. Jan Pieper aus Aachen referierte
anhand seiner Forschungen in Monte Imperiale, einer Villa der italienischen Renaissance über Topographie und Geschichte des Ortes als
Thema der Architektur. Mit detaillierten Hinweisen konnte er überzeugend belegen, wie die materiellen und immateriellen Gegebenheiten
und Sedimentationen des Ortes die Gesamtkonzeption der Anlage
beeinflusst haben.
Der weltweit gefragte Architekturtheoretiker Prof. Juhani Pallasmaa
aus Helsinki sprach unter dem Titel Landscapes of the Mind über die
fließende Realität der Orte in Architektur und Film. Emotional leben wir
in mentalen Welten, die von vielfältigen real erlebten, erinnerten oder
vorgestellten Bildern verschiedenster Provenienz erzeugt werden. Der
Bedeutung dieser Tatsache sind sich die Filmschaffenden oftmals besser
bewusst als die Architekten.
Den einführenden Vortrag hielt Prof. Dr. Tomáš Valena. Ausgehend von
dem bekannten Beatles Lied There are Places I Remember fragte er nach
der Rolle der Erinnerung an Orte bei der Konstruktion der Lebenswelten
einerseits und andererseits nach ihrem Beitrag für die poetische Neuerschaffung der Welt durch Architektur. Die Erinnerung an Orte wurde so
zum Dreh- und Angelpunkt zweier grundsätzlicher Reflexionen: über die
Raum-, bzw. Ortsbezogenheit des Menschen sowie über den Ortsbezug
der Architektur. Die Ortsbezogenheit führt zwangsläufig zum Thema
der Bindung bzw. der Freiheit vom Ort. Architektonisch wird dieser
Gegensatz an den Archetypen des Hauses und des Zeltes konkretisiert,
denen die existentiell unterschiedlichen Haltungen des Wohnens und
des Erfahrens entsprechen.
Der Direktor der Stiftung Bauhaus Dessau Prof. Dr. Omar Akbar fragte
provokativ: Was heißt schon Ortsbezug in Shrinking Cities? In Ostdeutschland, wo die Städte seit 1990 tiefgreifende gesellschaftliche, demografische und wirtschaftliche Umbrüche zu bewältigen haben, muss
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VOM MACHEN DER ARCHITEKTUR
SS 2009
Konkrete Architektur, errichtet für die Bedürfnisse des Menschen, hat
sich zwangsläufig mit der Materialität auseinander zu setzten und
unterliegt somit den Gesetzen des physischen Raumes. Das zum Bauen
verwendete Material muss unter diesen Bedingungen zum Bauwerk organisiert werden. Vitruv spricht in diesem Zusammenhang von firmitas.
Wir denken heute ans Konstruieren, an das Entwerfen von Tragwerken,
an Einsatz von Baustoffen, an Materialsysteme. Im weitesten Sinne geht
es um das „Machen“ der Architektur. Dieses Machen hat etwas mit der
Handarbeit, oder wie Vilém Flusser sagen würde, mit den Gesten zu tun.
Der Herstellungsprozess beginnt mit einer Notwendigkeit, einer Herausforderung, unter Umständen mit Nachahmung, mit einem Vorbild,
mit einer Idee. Dabei denkt nicht nur der Kopf sondern auch die Hand.
Die Konstruktionen sind entweder schwer und ortsfest, oder leicht und
beweglich. Je nachdem bauen die Konstrukteure Häuser oder Fahrzeuge. Die Gebundenheit an die Gesetze der physischen Welt konnte, und
wurde in der Vergangenheit auch immer wieder als Gefängnis empfunden, die Vorstellung ihm zu entfliehen beflügelte die Phantasie. Noch
häufiger aber wurde das Konstruktive zum bestimmenden Faktor, ja
zum Motor der Architekturentwicklung. Es gab Phasen der form follows
construction, oder gar solche des high tech body building, der architektonischen Muskelspiele. Zu Zeit spricht man eher von einer der Materie,
dem Material innewohnenden strukturellen „Intelligenz“.
Prof. Mirko Baum aus Aachen sprach über die Konstruktion als Intuition und Methode. Seitdem der Mensch das Lastende ins Tragende
verwandelt, vollzieht er einen Akt von kultureller und existenzieller
Bedeutung. Die Konstruktion ist aber nicht nur eine der Standfestigkeit
und der Realisierbarkeit von Gebäuden dienende Disziplin, sondern ein
im weitesten Sinne der Natur und der Kultur zugrunde liegendes und
allgemeingültiges Bauprinzip.
Der Tonkünstler und Baumeister Martin Rauch aus Schlins in Vorarlberg
berichtete unter dem „bodenständigen“ Titel „Aus Erde gemacht“ über
seine langjährige experimentelle Beschäftigung mit Ton, Lehm und Erde.
Anhand vieler Beispiele aus der Praxis, nicht zuletzt seines preisgekrönten eigenen Hauses, dokumentierte er die intensive, auch manuelle Auseinandersetzung mit dem alternativen Baustoff Lehm und hinterfragte
die Möglichkeit seiner Einbindung in ökologische Zusammenhänge des
zeitgenössischen Bauens in Verbindung mit skulpturaler Gestaltung.
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Der Philosoph Prof. Dr. Ulrich Winko aus München sprach vom Schweben der Architektur, also von den orts- und bodenflüchtigen Tendenzen,
die sich immer wieder mit bodenständigen, ortsgebundenen Phasen der
Architektur abwechseln. Träume vom Schweben, von der Überwindung
der Schwerkraft, von der Immaterialität und einer ephemeren, letztlich
vergeistigten Architektur, begleiten seit langem die Entwicklung der
Baukunst.
Prof. Achim Menges aus Stuttgart erörterte unter der Überschrift
Integrale Form- und Materialwerdung die These, dass der Umgang mit
digitalen Werkzeugen jenseits der rein formalen Auseinandersetzung es
erlaubt, einen integralen, architektonischen Entwurfsansatz zu entwickeln, in dem die komplexen Wechselwirkungen aus Material, Form,
Struktur und Umwelt inhärente Bestandteile eines computerbasierten
Entwurfsprozesses werden können. Unter Zuhilfenahme der dem Material innewohnenden strukturellen „Intelligenz“ können so neuartige
Materialsysteme entwickelt werden.
REDEN ÜBER SCHÖNHEIT IN DER ARCHITEKTUR
SS 2010
Für Vitruv als Venustas selbstverständlicher Bestandteil der Architekturqualität ist seit der Moderne die Rede von der Schönheit der Architektur sowohl in den Architekturschulen als auch im medialen Diskurs
verstummt. Wir schämen uns beinahe etwas als „schön“ zu bezeichnen,
der Kitsch liegt ja so nah. Als Relativisten wissen wir außerdem, dass die
Schönheit im Auge des Betrachters liegt und über Geschmack lässt sich
nicht streiten. Doch es kommen Zweifel auf: hatte nicht bereits Kant
die Schönheit ins Reich des Urteils verwiesen? Urteil aber ist Sache der
Beziehung, ist relational. Es geht also einerseits um die Eigenschaften
des betrachteten Gegenstandes und andererseits um die Eigenschaften
(um den Kontext) der wahrnehmenden Person. Zumindest das Erstere
hat man immer wieder versucht zu messen. Ist also Schönheit doch
messbar? Nicht nur in der Antike wusste man, dass ein Verhältnis im
Goldenen Schnitt „schön“ sei. Später hatte man versucht die Schönheit
wie eine physikalische Eigenschaft zu messen: in der Informationsästhetik durch den Grad der Ordnung und Komplexität, in der Wahrnehmungspsychologie anhand der Reizeigenschaften und der psychologischen Erregung. Und schließlich sagen uns heute die Gehirnforscher,
dass es im Frontalhirn eine Stelle für die Verarbeitung der Platonischen
Kategorien des Wahren, des Schönen und des Guten gibt. Gibt es also
noch Hoffnung? Wir denken jedenfalls, dass es wieder an der Zeit ist,
mutiger und fundierter über Schönheit in der Architektur zu reden.
Prof. Dr. Paul Naredi-Rainer aus Innsbruck ging in seinem Vortrag
„Messbare Schönheit Aspekte einer rationalistischen Architekturästhetik“ der Vorstellung nach, dass Schönheit in der Architektur in
bestimmten Maßverhältnissen begründet sei. Die in der Antike formulierte Theorie eines nach Zahlen geordneten Kosmos bestimmt auch
die Architekturtheorie, zumal der Renaissance, und liegt auch noch Le
Corbusiers „Modulor“ zugrunde. Und Kosmos bedeutet im Griechischen
nicht von ungefähr sowohl Ordnung als auch Schönheit.
von Schmerz überwältigt zu werden, und wir können nicht zu passiven
Zeugen einer Architektur werden, die angreift und entsetzt. Für Architektur und Städtebau ist Schönheit eine objektive Notwendigkeit, die
weder von einer theoretischen Erklärung noch einer moralischen Rechtfertigung abhängig gemacht werden kann.
Der Architekt Prof. Ivan Reimann aus Dresden sprach über „Das unerfüllte Versprechen der Moderne“, die uns eine neue, ganzheitliche
Schönheit versprochen und diese zugleich zur Verheißung eines neuen
besseren Lebens gemacht hatte. Doch heute ist eher Hässlichkeit statt
Schönheit zum Sinnbild der modernen Welt geworden. Kann es sein,
dass die Hässlichkeit bereits in den Prämissen der neuen Schönheit
angelegt wurde? Auf einer tieferen Ebene ist die Frage nach Schönheit
nicht nur eine Frage der Ästhetik, sondern auch eine Frage nach dem,
was wir von uns, von unserer Arbeit, von der Welt und der Gesellschaft
in der wir leben, erwarten.
Der Münchner Architekt Andreas Hild traute sich unter dem süffisanten
Titel „…schön, oder?“ eine Gratwanderung zwischen einer Experten- und
einer laienhaften Publikumssicht auf die Schönheit in der Architektur
zu. Die Fragwürdigkeit jeglicher Versuche, die Schönheit zu objektivieren
hinter sich lassend, eröffnete er auf unterhaltsame Weise mit soziologischen und gesellschaftspolitischen Aspekten des Themas souverän eine
neue Ebene des Diskurses über die Schönheit der Architektur.
Der Architekt und bedeutender Architekturtheoretiker der Postmoderne
Leon Krier sprach über seine Vorstellung der Schönheit in Architektur.
Das geflügelte Wort „Schönheit liegt im Auge des Betrachters“ muss
durch „wenn er sich in der richtigen Entfernung zum Objekt der Betrachtung befindet“ ergänzt werden. Lässt uns Distanz in der Literatur eine
Tragödie genießen, so kann in der Architektur keine wirkliche ästhetische Erfahrung ohne Nähe gemacht werden, ohne das Eintauchen in die
gebaute Wirklichkeit. Hier können wir Tragik nicht verinnerlichen, ohne
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Prof. Jörg Weber
From the Loop to the Big Easy
Exkursion
400
nach zwei ‚field-trips’ nach california nun also der mittlere westen als
dritte architektur-reise in die usa - eine fahrt vom norden in den sueden
- den mississippi entlang. der roadtrip ‚from the loop to the big easy’
folgt nicht den momentanen architektur-trends, sondern eroeffnet
die gelegenheit, unter die oberflaeche der tradition der ‚moderne’
und ihrer sozio-kulturellen basis zu schauen. zwischen chicago, dem
prototyp der amerikanischen stadt, und new orleans, das immer
noch von den folgen des fatalen wirbelsturms ‚katrina’ gezeichnet
ist, gibt es eine ganze fuelle herausragender architekturbeispiele und
stadtplanungen aus dem 20. jahrhundert zu entdecken. und nicht zu
vergessen die musik – blues & jazz!
die reise ist zudem, im sinne einer sog. ‚feldforschung’, an
das weitergreifende forschungsprojekt ‚form und funktion –
nordamerikanische bau- und stadtbautypologien des 20. jahrhunderts’
an der fakultaet fuer architektur gekoppelt. im zuge des projekts
werden die entwicklungslinien von speziellen bautypologien der
amerikanischen bautradition, die einer strengen zweckmaeßigkeit
und wirtschaftlichkeit folgten, und ihre auswirkungen auf deutsche
bauwerke untersucht. die anhaltende faszination des ‚modernismus’
zeigt, dass es um typologien geht, die auch ein architekt / staedtebauer
des 21. jahrhunderts kennen sollte, weil ein starkes schoepferisches
potential fuer die architektonische gestaltfindung in diesen
erkenntnissen steckt. erkenntnisse, die trotz ihrer pragmatischen
stringenz und zuweilen fast banalen direktheit doch den drei zentralen
strategien
1. der ‚unverwechselbare ort’, der den sensiblen umgang mit der
umwelt und die durchdringung von innen und außen zeigt.
2. die ‚strukturelle klarheit’, sie steht für langfristigkeit, vorausschau
und nutzungsneutralität;
3. die ‚materialsinnlichkeit’, die sich aus der authentischen form, dem
gebrauchswert und dem spiel des lichts auf der oberflaeche generiert
im zusammenspiel von raum, licht und oberflaeche der baulichen
umsetzung zu grunde liegen und so den notwendigen mehrwert in der
architektonischen wirkung erzeugen.
der vorliegende ‚reader’ ist somit teil 1 der geplanten dokumentation die ‚virtuelle’ vorschau auf die reale feldforschung ‚from the loop to the
big easy’. er baut auf seminarbeitraegen auf, die an der fakultaet fuer
architektur von den studierenden im masterstudiengang architektur im
ws 2009|10 erarbeitet wurden.
programm 04 - 22 maerz 2010
day 0 thu 04.03 arrival chicago
_springhill suites by marriott, chicago
day 1 fri 05.03 tour chicago north - racine
_springhill suites by marriott, chicago
day 2 sat 06.03
tour chicago south - iit
_springhill suites by marriott, chicago
day 3 sun 07.03 cta l-train ride & walk - the loop & downtown
_springhill suites by marriott, chicago
day 4
mon 08.03
trip west - oak park - davenport
_travelodge davenport, davenport
day 5 tue 09.03
tour davenport & moline
_travelodge davenport, davenport
day 6 wed 10.03 trip des moines
_rodeway inn, des moines
day 7 thu 11.03
tour des moines
_rodeway inn, des moines
day 8
fri 12.03 trip kansas city
_park place hotel, kansas city
day 9 sat 13.03 round kansas city
_park place hotel, kansas city
day 10 sun 14.03
trip st. louis
_indigo hotel central west end, st.louis
day 11 mon 15.03 tour st. louis
_indigo hotel central west end, st.louis
day 12 tue 16.03 trip memphis
_aae vista inn and hotel, memphis
day 13 wed 17.03 trip clarksdale
_shack up inn, clarksdale
day 14 thu 18.03 trip natchez
_ quality inn, natchez
day 15 fri 19.03
trip mississippi delta
_howard johnson, houma
day 16 sat 20.03
trip new orleans
_hotel chateau dupre, new orleans
day 17 sun 21.03
round new orleans
_hotel chateau dupre, new orleans
day 18 mon 22.03 departure new orleans - munich
401
Prof. Jörg Weber
china TWO
Exkursion
in china werden zahlreiche neue siedlungen und städte aus dem boden
gestampft, niemand weiß jedoch, wie „nachhaltig“ das hektische bauen
und planen ist. die investoren-architektur muss kurzfristig rentabel sein,
deshalb steht meist das „schöne design“ im vordergrund und weniger
eine klimagerechte, energiesparende und umweltschonende gebäudeund stadtplanung. umso wichtiger ist es, das energieoptimierte bauen
und einen umweltverträglichen städtebau stärker ins bewusstsein zu
rücken. zudem werden sich die absolventen im zunehmenden mass
international betätigen, was ein interkulturelles verständnis zu
städtebau und entwerfen in anderen regionen voraussetzt. die seit
einigen jahren bestehende zusammenarbeit zwischen der hochschule
münchen, fakultät für architektur und der nanjing school of architecture
and urban planning in china soll dafür als katalysator dienen.
tourRoute
4
6
402
eine exkursion nach hong kong, shanghai und peking 2006 hatte
zum ziel, die studierenden mit den explosiv wachsenden städten
ostasiens zu konfrontieren. vor allem in shanghai: derzeit die größte
baustelle der welt, wo mit dem megaprojekt pudong ein gewaltiger
kraftakt unternommen wird, um die hafenstadt in wenigen jahren in
eine moderne „world city“ zu verwandeln. dem rigorosen stadtumbau
fallen allerdings viele historische quartiere zum opfer, insbesondere die
traditionellen hofhausviertel in peking werden großflächig abgerissen
und neu bebaut. der umgang mit diesen altstadtvierteln oder „hutongs“
sind das thema des städtebau_III projekts ‚old cicheng‘ und einer
zweiten exkursion nach china im ss 2008.
exkursion_chinaTwo
exkursion_chinaTwo
projekt ‚old cicheng’
projekt ‚old cicheng’
sa 20.09.2008
zu g f a h r t souzhou >>> ningbo (ca. 06,0 hr)
zu g f a h r t souzhouTrain
>>> d407
ningbo
(ca.
06,0 hr) to SHANGHAI
from
NANJING
Train d407 from NANJING
to suzhou
SHANGHAI
Dept.time:
09:33 >> Arr.Time: shanghai 10:10
tourRoute
stand 18.08.2008
Dept.time: suzhou Train
09:33 >>
shanghai to
10:10
t769Arr.Time:
from SHANGHAI
NINGBO
stand 18.08.2008
Train t769 from SHANGHAI
NINGBO
Dept.time:tosuzhou
10:45 >> Arr.Time: shanghai 14:40
Dept.time: suzhou 10:45 >> Arr.Time: shanghai 14:40
sa 10.03.07
flug münchen CA 962
day 1
sa 13.09.2008
b eijing 1
ni_night 1
Ningbo hotel, Ningbo
MUC 19.00
MEZ
> beijing
ankunft
ca. 14.00
hr OZ > shenzhen
ni_night 1
Ningbo hotel, Ningbo
No. 65 Mayuan Road, Ningbo, China, 315012
sa 13.09.2008
b eijing 1
so 11.03.07
shenzhen SZ 17.40 > honhkong
ferry
kowloon
pier China,
walk 315012
No. 65kowloon,
Mayuan Road,
Ningbo,
day 1
ankunft ca.ankunft
14.00 hr OZ
t eil n e hm er
•
exkursionsbe gi n n
hr OZ,Hostel
treffpunkt hotel-lobby Sleepy Inn t eil n e hm er
exkursionsbe
gi 17.00
n n Shan
hk_night
1
hostel
Ah
1 schmiking anika
17.00 hr OZ, treffpunkt hotel-lobby Sleepy Inn
mo 12.03.07
hong
kong anika
island
day 2
2 jande carolin
bei_night 1honhkong
Sleepy Inn Downtown Lakeside
1
schmiking
day 9
so 21.09.2008 3 cic
h emengmeng
ng 1
yuan
No. 103
Deshengmennei
Dajie, so
Xicheng
District,2 cic
jande
carolin
bei_night 1
Sleepy Inn Downtown
Lakeside
day 9
21.09.2008
h
e
n
g
1
ni_night 2
Ningbo
hotel,andreas
Ningbo
4 koelblinger
100035,
China District, ni_night 2
3 Ningbo
yuan mengmeng
No.2103 Deshengmennei
Dajie,
Xicheng
hotel, Ningbo
hostel Beijing
Ah Shan
Hostel
hk_night
No.
65 Mayuan
Road, Ningbo, China, 315012
5
decker
christine
4
koelblinger
andreas
国青
Beijing 100035, China
No. 65 Mayuan Road, Ningbo, China, 315012
di 13.03.07
honhkong
kowloon,
tsueng
kwan
6
dodeski
riste
day 3
5 mo
decker
christine cic h e n g 2
国青
区内103号 (:100035)
day 10
22.09.2008
7 hilz martin
6 cic
dodeski
day 10
h e n g3riste
2
ni_night
hotel, Ningbo
区内103号 (:100035) mo 22.09.2008
8 Ningbo
marz brigitte
hk_night
3
hostel
Ah
Shan
Hostel
7
hilz
martin
ni_night
3
Ningbo
hotel,
Ningbo
No.
65
Mayuan
Road, Ningbo, China, 315012
day 2
so 14.09.2008
b eijing 2
9 filimonow viktor
8 kowloon,
marz
No.
65 brigitte
Mayuan
Road, Ningbo,
China, 315012
mi 14.03.07
shenzhen
shenzhen,
airport
day
4
国青
so 14.09.2008
bbei_night
eijing 22honhkong,
10 böhm
martin
9
filimonow
viktor
11
di 23.09.2008
heng 3
Sleepy InnSZ
Downtown
LakesidedaySH
bei_night 2
国青
11 cic
johannhörster
christoph
flug shenzhen
19.30
21.30 10 cic
böhm
day
11 > shanghai
di 23.09.2008
h e nmartin
g4 3
ni_night
Ningbo hotel, Ningbo
Sleepy Inn Downtown Lakeside
11
johannhörster
christoph
ni_night 4
Ningbo hotel, Ningbo
65jörg
Mayuan
Road, Ningbo, China, 315012
day 3
mo115.09.2008
b eijing
3
12 No.
prof.
weber
hotel Tongji
experter
sh_night
No. 65 Mayuan Road, Ningbo, China, 315012
train-night
1
nacht-zugfahrt
beijing
>>
nanjing
(ca.
12
hr)
13 prof. dr. florian zimmermann
mo 15.09.2008
b eijing 3
12 mi
prof.
jörg weber
day 12
24.09.2008
p u t u o sh a n
do
shanghai
bund,
pudong zimmermann
day
5
Train>>
z49nanjing
from BEIJING
to NANJING
train-night
1 15.03.07
nacht-zugfahrt
beijing
(ca. 12 hr)
13 pprof.
dr.shflorian
day
12
mi
24.09.2008
u
t
u
o
a
n
bootfahrt ningbo > putuo shan
Dept.time:
beijing 21:42 >> Arr.Time: nanjing 06:54
Train z49 from BEIJING
to NANJING
bootfahrt
ningbo
>nacht-fähre
putuo shan putuo shan >> shanghai (ca. 10 hr)
ferry-night
1
sh_night
2
hotel
Tongji
experter
Dept.time: beijing 21:42 >> Arr.Time: nanjing 06:54
ferry-night 1
nacht-fähre putuo shan >> shanghai (ca. 10 hr)
day 4
di 16.09.2008
n a njin g 1
fr 16.03.07
shanghai
renmin
square, yuyuan
day 6
day 13
do 25.09.2008
sha n g hgarden
ai 1
Nanjing Zhongshan Hotel
di 16.09.2008
nna_night
a njin g 11
day
13
do
25.09.2008
sha
n
g
h
ai
1
sh_night
1
hotel Tongji experter guesthouse
No.
200 Zhongshan Road, Nanjing
na_night 1
Nanjing Zhongshan
Hotel
sh_night 1
hotel Tongji experter
sh_night
3
hotel Tongji experter
No.guesthouse
69 zhangwu Road, Shanghai 200092
No. 200 Zhongshan Road, Nanjing
No. 69 zhangwu Road, Shanghai 200092
day 8
reiseplan
day 1
•
day 2
day 3
day 4
day 7
day 8
sa 20.09.2008
reiseplan
sa 17.03.07
shanghai
day
day85
sh_night 4
hotel Tongji experter
day 14
so 18.03.07
shanghai
mi 17.09.2008
n a njin g 2
day 16
mo 26.03.07
baoshan, pudong airport, luchao < bustour
day 14
fr 26.09.2008
sh_night 2
fr 26.09.2008
sha n g h ai 2
sha
n gpark,
h ai
sh_night
2 2 nanjing
hoteldonglu
Tongji <
experter
fuxing
radtourguesthouse
hotel Tongji experter
No.guesthouse
69 zhangwu Road, Shanghai 200092
Nanjing Zhongshan Hotel
No. 69 zhangwu Road, Shanghai 200092
mi 17.09.2008
nna_night
a njin g 22
sh_night
5
hotel Tongji
No.
200experter
Zhongshan Road, Nanjing
na_night 2
Nanjing Zhongshan
Hotel
day 15
sa 27.09.2008
sha n g h ai 3
day 15
sa 27.09.2008
sha
n g h ai
mo 19.03.07
shanghai
zhenping
anting,
luzhi, guesthouse
souzhou
No. 200 Zhongshan
Road, Nanjing
day 9
sh_night
3lu,3 caoyang,
hotel Tongji
experter
day 6
do 18.09.2008
n a njin g 3
sh_night 3
hotel Tongji experter
guesthouse
No.
69
zhangwu
Road,
Shanghai 200092
busfahrt
shanghai
> souzhou
(ca.(ca.
1,02,0hr)
zugfahrt
nanjing
>>> souzhou
hr)
No. 69 zhangwu Road, Shanghai 200092
day 6
do 18.09.2008
n a njin g 3
Train
t767 from
WEST
zugfahrt nanjing >>>
souzhou
(ca.NANJING
2,0 hr)
dayto16SHANGHAI so 28.09.2008
sha n g h ai 4
sou_night
Suzhou
International
Youth
Dept.time:
nanjing
19:17 Hostel
>> Arr.Time:
suzhou 21:38sha
dayto16
so 28.09.2008
n g h ai24
Train1t767 from
NANJING
WEST
SHANGHAI
train-night
nacht-zugfahrt shanghai > beijing (ca. 14 hr)
nacht-zugfahrt
shanghai
beijing
(ca. 14 hr)to BEIJING
Dept.time: nanjing
19:17 >> Arr.Time: suzhou 21:38train-night 2
Train z8>from
SHANGHAI
souzhou
gaerten,
museum
day 10 di 20.03.07
sou_night 1
GreenTree Inn Suzhou Kaixuanmen Hotel
Train z8 from SHANGHAI
to BEIJING
Dept.time:
shanghai 19:44 >> Arr.Time: beijing 07:10
No.
2156
RenMinYouth
Road,
sou_night 1sou_night
GreenTree
Inn Suzhou
Kaixuanmen
Hotel Suzhou,
2
Suzhou
International
Hostel China, 215001 Dept.time: shanghai 19:44 >> Arr.Time: beijing 07:10
No. 2156 RenMin Road, Suzhou, China, 215001 day 17
mo 29.09.2008
b eijing 4
souzhou
wuxi,
yangzhou,
nanjingInn Downtown Lakeside
day 11 mi 21.03.07
day 17
mo 29.09.2008
bbei_night
eijing
43
Sleepy
bei_night
3
Sleepy
Inn
Downtown
Lakeside
No.
103
Deshengmennei Dajie, Xicheng District,
busfahrt souzhou > yangzhou > nanjing
No. 103 Deshengmennei
Xicheng
BeijingDajie,
100035,
China District,
Beijing
100035,
China
国青
hotel Jianhua
na_night
1
day 7
fr 19.09.2008
sou zh o Yuan
u 1 Guesthouse
国青
sou_night
GreenTree Inn Suzhou Kaixuanmen Hotel
区内103号
day 7
fr 19.09.2008
sou
zh o u 21nanjing
prof. shiljang (nanijing
university), downtown (:100035)
day
12 do 22.03.07
No. 2156
RenMin Road,
sou_night 2
GreenTree Inn Suzhou
Kaixuanmen
Hotel Suzhou, China, 215001 区内103号 (:100035)
No. 2156 RenMin Road, Suzhou, China, 215001
rückflug koelblinger, marz (beijing > MUC)
train_night
nanjing > beijing (ca. 12 hr)
rückflug koelblinger, marz (beijing > MUC)
day13
8
sa 20.09.2008beijingzu g f a h r t souzhou >>> ningboday
(ca.1806,0 hr)
fr 23.03.07
verbotene
day
di 30.09.2008stadt, bjingshan
eijing 5park, beihai park
day 8
sa 20.09.2008
zu g f a h r t souzhouTrain
>>> d407
ningbo
(ca.
from
NANJING
day
1806,0 hr) to SHANGHAI
di 30.09.2008
bbei_night
eijing 54
Sleepy Inn Downtown Lakeside
Train d407 from NANJING
to suzhou
09:33 >> Arr.Time:
shanghai
10:10
bei_night
4
Sleepy Inn Downtown Lakeside
pek_night
1
hostel Dept.time:
Sleepy Arr.Time:
InnSHANGHAI
Downtown
Dept.time: suzhou Train
09:33 >>
shanghai to
10:10
t769 from SHANGHAI
NINGBO
•
exkursionsen d e 20.00 hr
beijing
tian’anmen
sqare,
dongchang’an
< radtour
Train t769 from
SHANGHAI
NINGBO
day
14 sa 24.03.07
Dept.time:tosuzhou
10:45 >> Arr.Time: shanghai 14:40
•
exkursionsen
d e 20.00
hr
hochschule münchen
professores
weber/dr.
zimmermann
excursion_chinaTwo
Dept.time: suzhou 10:45 >> Arr.Time: shanghai 14:40
mi
01.10.2008
rü
ckfl
u
g
beijing
>
munich
fakultät
für
architektur
project
‚old
cicheng’
reiesplan,
stand
18.08.2008
hochschule münchen
professores
weber/dr.
zimmermann
excursion_chinaTwo
ni_night
Ningbo
hotel,
Ningbo
pek_night
2 1 hostel
Sleepy
Inn Downtown
mi 01.10.2008 rü ckfl u g beijing > munich
fakultät für architektur
project ‚old
cicheng’
ni_night 1
Ningbo
hotel,
Ningbo
No. 65 Mayuan Road, Ningbo, China, 315012 reiesplan, stand 18.08.2008
beijing
olympia sport center, the gerat wall < bustour
day 15 so 25.03.07
No. 65 Mayuan
Road, Ningbo, China, 315012
hochschule münchen
professores weber/dr. zimmermann
hochschule münchen
professores weber/dr.
zimmermann
excursion_chi
fakultät für architektur
project
‚old cicheng’
pek_night 3
hostel Sleepy Inn fakultät
Downtown
für architektur
project ‚old cicheng’
reiesplan, stand
day 9
day 10
day 11
beijing
day 9
so 21.09.2008
cic h e n g 1
so 21.09.2008pek_night
cic
h4e n g2 1hostel Ningbo
ni_night
Ningbo
Sleepyhotel,
Inn Downtown
ni_night 2
Ningbo hotel, Ningbo
No. 65 Mayuan Road, Ningbo, China, 315012
beijing
day 17 di 27.03.07
No. 65 Mayuan
Road, Ningbo, China, 315012
day 10
mo 22.09.2008
cic h e n g 2
pek_night
Sleepyhotel,
Inn Downtown
mo 22.09.2008
cic
h5e n g3 2hostel Ningbo
ni_night
Ningbo
ni_night
3
Ningbo
hotel,
Ningbo
No.
65
Mayuan
Road, Ningbo, China, 315012
beijing
day 18 mi 28.03.07
No. 65 Mayuan Road, Ningbo, China, 315012
day 11
di 23.09.2008rückflug
cic CA
h e n961
g 3 beijing PEK: 13.55 > munich
di 23.09.2008mi 28.03.07
cic
h
e
n
g
3
ni_night 4 ankunftNingbo
hotel,
Ningbo
munich
MUC:
17.40 MEZ
ni_night 4
Ningbo hotel, Ningbo
No. 65 Mayuan Road, Ningbo, China, 315012
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world trade ctr., eastern modern art ctr.
abschluss
tourRoute
day 5
5
7
403

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