Erinnerungsstücke, die ans Herz wachsen

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Erinnerungsstücke, die ans Herz wachsen
NACHGEDACHT
Hel m ut Meh ri n ger
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„Erinnerungsstücke, die ans
Herz wachsen …“
Eine schmerzliche „Trainingseinheit“ nach
dem Frühstück
Angelika und Helmut Mehringer –sicher vielen „Fest&treu“- Lesern bekannt – sind im
Juni nach über 12 Jahren Missionsarbeit in Indonesien nach Deutschland zurückgekehrt.
Während sie bereits mit drei Reisetaschen in ihrer alten Heimat angekommen waren,
warteten sie auf all das, was sich an Erinnerungsstücken, Büchern und anderen wichtigen Sachen und Unterlagen in einem Containerschiff befand, welches in Richtung
Deutschland unterwegs war.
Die schmerzlichen und gleichzeitig wertvollen Erfahrungen, diese sie während dieser
Wartezeit machten, berichteten sie in ihren letzten Rundbriefen, aus denen wir hier Auszüge veröffentlichen, durch welche auch unsere Haltung zu irdischen Gütern hinterfragt
wird.
Liebe Freunde,
heute morgen stieß mich der Herr in Seinem
Wort auf einen Begriff bzw. ein Charakteristikum, das im Leben seiner wahrhaft Erretteten zu
sehen sein sollte und ich fragte mich, inwieweit
das bei mir wirklich der Fall ist: Ein „ungeteiltes
Herz“, das zuallererst und völlig auf den Herrn
gerichtet ist. Kurz danach sollte es dann eine
unerwartete und sehr reale „Trainings-Einheit“
dafür geben …
Es ist ein Gebot des Herrn
„… euer Herz sei ungeteilt mit dem HERRN, unserem Gott, um in seinen Satzungen zu wandeln
und seine Gebote zu halten“ (1Kö 8,61; vgl. Jak
4,8b). Das Liebesgebot von 5Mo 6,5 (Mt 22,37) ist
im Grunde eine der Äußerungen eines ungeteilten Herzens.
Ein ungeteiltes Herz wird
von Gott belohnt
„… die Augen des HERRN durchlaufen die ganze
Erde, um sich mächtig zu erweisen an denen,
deren Herz ungeteilt auf ihn gerichtet ist.“
(2Chr 16,9).
Es gibt Vorbilder
Unter den Vorbildern derer mit einem ungeteilten Herzen für den Herrn können wir z.B. König
Asa und Paulus studieren:
„… doch das Herz Asas war ungeteilt mit dem
HERRN alle seine Tage“ (1Kö 15,4).
„Vergessend, was dahinten, und mich ausstreckend nach dem, was vorn ist, jage ich, das
Ziel anschauend, hin zu dem Kampfpreis der
Berufung Gottes nach oben in Christus Jesus.“
(Phil 3,13)
Die praktische „Trainings“- bzw. „Test-Einheit“ kam nach dem Frühstück mit einer eMail:
Das Frachtschiff, mit dem der Container mit
unseren Sachen von Indonesien nach Hamburg
unterwegs war, ist im Arabischen Ozean bei
einem Unwetter in zwei Teile zerbrochen und
mit ca. 1.700 Containern gesunken …
In einem der Container waren einige Kisten untergebracht, mit denen wir das, was uns
wichtig war, nach Deutschland bringen lassen
wollten: meine gesamte dreisprachige Bibliothek einschließlich meiner dicken Studierbibeln
mit Notizen der letzten 15 Jahre, Geli’s Küchenutensilien, unsere Bekleidung, Werkzeug,
Bürosachen, Bilder und Geschenke der vielen
Freunde, usw. usw. – und halt all die Sachen, die
sich in zwölf Jahren so ansammeln und einem als
kleine Erinnerungsstücke ans Herz wachsen.
Tja, das sollte wohl eine praktische Hilfe sein,
um uns bewusst zu machen, woran unser Herz
wirklich hängt bzw. ob unser Herz tatsächlich
u n g e t e i l t auf den Herrn gerichtet ist. Und
damit wohl tatsächlich ein Grund zum Danken
(1Thes 5,18) und Freuen (Phil 4,4).
Somit ist jetzt klar:
Vor zwölfeinhalb Jahren reisten wir mit zwei
Reisetaschen und zwei
Alukisten nach Indonesien aus. Letzte Woche
sind wir mit drei Reisetaschen zurückgekommen – weniger als bei
der Ausreise. Und wenn
wir nach Abschluss der
Renovierungs-Arbeiten
in unsere Wohnung ein-
Vor zwölf
einhalb
Jahren reisten
wir mit zwei
Reisetaschen
und zwei
Alukisten
nach
Indonesien
aus. Letzte
Woche sind
wir mit drei
Reisetaschen
zurückgekommen
– weniger
als bei der
Ausreise
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Ich weiß,
dass der
Herr gut
ist, sogar
in solchen
Ereignissen.
Er wollte,
dass ich
wieder und
wieder in
Seinem Wort
grabe, um
noch mehr
und noch
reichere
Schätze zu
bergen als
die, welche
ich bis dahin
schon entdeckt hatte
NACHGEDACHT
ziehen können, wird es dort viel übersichtlicher
und aufgeräumter aussehen als geplant.
Geschwister haben uns inzwischen auch
darauf hingewiesen, dass im Internet über
„unser“ Containerschiff „MOL COMFORT“
berichtet wird – und Fotos gezeigt werden. Seitens der Reederei wurde inzwischen bestätigt,
dass der Container, in dem sich unsere Sachen
befanden, im gesunkenen Teil des Schiffes verladen war. Damit können wir dieses Kapitel nun
wirklich abschließen und vertrauensvoll-freudig
in die Zukunft blicken: „Vergessend, was dahinten, und mich ausstreckend nach dem, was vorn
ist, jage ich, das Ziel anschauend, hin zu dem
Kampfpreis der Berufung Gottes nach oben in
Christus Jesus.“ (Phil 3,13) „Die Augen des HERRN
durchlaufen die ganze Erde, um sich mächtig zu
erweisen an denen, deren Herz ungeteilt auf ihn
gerichtet ist.“ (2Chr 16,9)
Mögen wir den Herrn täglich um solch ein
ungeteiltes Herz bitten – und dafür, dass Er die
nötigen Mittel verwendet, uns dazu zu verhelfen.
William Carey (1761 – 1834) –
und eine schmerzliche Erfahrung
Im Zusammenhang damit wollen wir euch eine
bekannte Begebenheit aus der Kirchengeschichte weitergeben. Ein lieber Bruder hatte
sie uns geschickt und uns daran erinnert. Im
Vergleich dazu ist unser kleiner Verlust nicht
der Rede wert – wohl aber auch eine gute Erinnerung, dass der Herr alle Umstände in seinen
Händen hat und immer so lenkt, dass sie seinen
guten Plänen dienen müssen. Ihm sei Dank und
Lob dafür!
Am 12. März 1812 kam es in Serampore in
Indien zu einem großen Brand, durch den innerhalb von wenigen Minuten die jahrelange und
mit vielen Opfern verbundene Übersetzungs-
Arbeit der Bibel durch William Carey in Flammen
aufging. Der Verlust an Papier zum Druck von
Bibeln war unermesslich. Der frisch gegossene
Tamil-Schriftsatz und die chinesischen Metalltypen wurden vollständig zerstört. Teile von
Manuskripten, Grammatiken und Wörterbüchern – von Carey in mühseliger Arbeit zusammengetragen – verbrannten.
William Carey schrieb damals: „Nichts außer
der Druckpresse konnte gerettet werden. Dies
ist ein schwerer Schlag, weil er das Drucken der
Heiligen Schrift auf eine lange Zeit hinaus verzögert. Zwölf Monate harter Arbeit reichen nicht
aus, um das Vernichtete wiederherzustellen,
vom Verlust der Manuskripte usw. überhaupt
nicht zu reden, die wir nie mehr werden ersetzen
können.“
Das erwähnte Manuskript bezog sich auf
die meisten Teile seiner Schriftauslegungen in
indischer Sprache, sein ganzes kanaresisches
Neues Testament, zwei Bücher, die das Alte Testament in Sanskrit enthielten, viele Seiten seines
Bengali-Wörterbuches, seine ganze Telugu. Dies
alles und ein großer Teil der Punjabi-Grammatik
und jede Spur seines weit fortgeschrittenen
Sanskrit-Wörterbuches waren durch das Feuer
ausgelöscht, die Missionsarbeit war vorerst
gestoppt. Warum lässt Gott so etwas zu?
William Careys Reaktion: „Gott wird zweifellos das Beste aus diesem Unglück werden lassen
und unsere Interessen fördern.“
Es dauerte nicht lange, da wurde die göttliche Strategie offenbar. „Die Katastrophe
öffnete die Ohren der britischen Christenheit.
In der Feuersbrunst erkannte sie die Größe des
Unternehmens … So erwies sich die Vernichtung
als ein Leuchtfeuer, das die Schar der eifrigen
Missionsfreunde vervielfältigte. Das Feuer hat
eurer Arbeit eine unvergleichliche Berühmtheit
gebracht“, schrieb Andrew Fuller in einem seiner treuen Warnbriefe. „Die Öffentlichkeit spart
nicht mit ihrem Lob. Achthundert Guineas wurden allein für Carey gespendet.“
Anthony Groves (1795 – 1853) –
und ein bitterer Verlust …
Eine weitere kurze, aber bestimmt schmerzhafte Episode und Lektion aus dem Leben von
Anthony Norris Groves, der seine langjährige
Studierbibel auf See verlor – seinen einzigen
irdischen Schatz:
Während der Seereise schrieb Anthony
Groves Notitzen in seine Bibel, dorthin, wo
noch Platz war und noch keine Kommentare
und Anmerkungen standen, die er während
der vergangenen Jahre sorgfältig festgehalten
hatte. Tag für Tag sammelte er Themen und
Verweise für künftige Studien und für Schriften
über verschiedene Themen, die er gerne sch-
KIRCHENGESCHICHTE
reiben wollte. Er hatte gerade „alle Grundsätze
des Neuen Testaments“ abgeschlossen und alle
Prophetien markiert und eingeteilt. Außer einem
kleinen Teppich war diese alte Bibel das einzige,
was er besaß: „Sie war tatsächlich fast der einzige Schatz, den ich mein eigen nennen wollte.
Und sie war mein Begleiter und mein Trost durch
viele dunkle und trostlose Jahre.“
Er brachte diese Bibel mit auf Deck, um mit
dem Waisenjungen Anundoo darin zu lesen.
Plötzlich schlugen die Segel hin und her und das
Schiff taumelte. Während Groves den Jungen
packte, damit er nicht hinfiel, wurde die Bibel
aus seiner Hand geschlagen.
Anthony Groves Fazit: „Aber ich weiß, dass
der Herr gut ist, sogar in solchen Ereignissen.
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Er wollte, dass ich wieder und wieder in Seinem
Wort grabe, um noch mehr und noch reichere
Schätze zu bergen als die, welche ich bis dahin
schon entdeckt hatte … Gut, meine Bibel ist fort
und ich denke, dass ich nie das Gefühl vergessen
werde, das ich verspürte, als sie über Bord fiel
und ich sie hinter uns rasch forttreiben sah.“
BILDNACHWEIS
S. 9: www.bt.dk/sites/default/files-dk/nodeimages/535/6/6535279-india-vessel-split-in-two.jpg
(28.08.2013)
S. 10:www.marinerthai.net/pic-news3/2013-06-28_023.jpg
(28.08.2013)
Adoniram Judson
Ch ri s t o p h Grunwa l d
bedrängt, aber nicht
besiegt (Teil 2)
„Wir fühlen uns völlig allein in der Welt – ohne einen Freund, außer uns selbst –
niemanden, auf den wir uns verlassen können – außer Gott. […]
Die Abkehr von unseren früheren Meinungen hat uns mehr Schmerzen verursacht als
alles andere, was uns jemals im Leben geschehen ist.“
Ann Judson1
Die Überfahrt nach Indien begann alles andere
als ruhig. Kurz nach dem Auslaufen wurden
sowohl Harriet Newell als auch Ann Judson sehkrank und nach nur fünf Tagen entdeckte man
ein Leck in der Caravan. Nur mit äußerster Mühe
konnte das einströmende Wasser ausgepumpt
und das Loch geschlossen werden – danach
entspannte sich die Reise jedoch. Die
frisch verheirateten Paare genossen
die Zweisamkeit und die Zeit mit den
Freunden. Zuerst entdeckten sie kurioserweise das Seilspringen und später
das Tanzen als Beschäftigung auf der
fünf Monate währenden Reise.
EINLADUNG
Maleachi-Tag am 26.10.2013 in Metzingen
Thema: „Gottes Reich zuerst“
Vorträge von Siegfried Weber, Johannes Pflaum, Martin Meyer und Martin Vedder
Ab 10:00 Uhr • Haus Bethesda • Reutlingerstr. 40 • 72555 Metzingen
Wer am gemeinsamen Mittagsessen teilnehmen möchte bitte anmelden:
[email protected] • Tel.: 07445 2276 (Erholungsheim Waldesruhe)
Herzliche Einladung für „Christen in der zweiten Lebenshälfte“
So., 6.10. – Fr., 11.10.013 • Thema: Das Buch Ruth
Ort: Begegnungsort des Bibellesebundes, Marienheide
Informationen und Anmeldung:
E.J. Stücher • Ostring 33 • 63512 Hainburg •Tel.: 06182 5950