- Bethanien Kinderdörfer

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- Bethanien Kinderdörfer
Die Zeitschrift der Bethanien Kinder- und Jugenddörfer
Nr. 35 · 1/2015
kidoblick
Starke Hilfen
– Förderung und Therapie in den Kinderdörfern
n
n
n
n
Schwalmtal: Freundschaftsbaum mit der AMJ-Gemeinde
Bergisch Gladbach: 10 Jahre Heilpädagogik
Eltville: 50 Jahre Kinderdorf – Wie alles begann
Dominikanerinnen: Wechsel der Novizenmeisterin
2 Herzlich Willkommen
Inhalt
3
Zwischen Himmel und Erde
4
Titelthema
Starke Hilfen – Förderung und
Therapien in den Kinderdörfern
• Therapie im Wandel der Zeit
Liebe Freundinnen und Freunde der Bethanien
Kinder- und Jugenddörfer,
wie wichtig Freunde, Unterstützer und Förderer für die Kinderdörfer sind, wird auch in dieser Ausgabe des „kidoblick“ deutlich. Bedingt durch ihre Lebensgeschichte haben viele unserer
Kinder einen besonderen Förderbedarf. Wir gehen auf diesen ein
mit unterschiedlichen Therapie- und Fördermöglichkeiten und
sorgen so für eine altersgerechte Entwicklung der Kinder. Dabei
erfahren wir viel Hilfe von den Jugendämtern, die jedoch nicht
alle notwendigen Maßnahmen finanzieren können.
Wir sind daher sehr froh, dass wir Unterstützung durch Sponsoren, Unternehmen, Privatpersonen, die Freundeskreise in
Bergisch Gladbach und Schwalmtal und den Förderverein des
Bethanien Kinder- und Jugenddorfes Eltville erhalten. Denn diese
ermöglichen uns, die so wichtigen Therapien zu finanzieren.
Allein der Förderverein des Kinderdorfes Eltville, unter Leitung
von Herrn Peter Matteo, finanziert für alle drei Kinderdörfer die
besondere Schulförderung unserer Kinder und Jugendlichen.
Durch Nachhilfeunterricht und Hausaufgabenhilfe wird der
Zukunftsweg der Kinder gestärkt, ein Schulabschluss ermöglicht
und der Einstieg in das Berufsleben erleichtert.
7
Persönlich & Termine
8
Leben in Schwalmtal
• Freundschaftsbaum
• Wenn Nachhilfe Spaß macht
11
Leben in Bergisch Gladbach
• 10 Jahre Heilpädagogische
Entwicklungsförderung
• Sichtbare Hilfe für unsere Kinder
14
Leben in Eltville
• Ressourcen entdecken und fördern
• Jubiläum – 50 Jahre Kinderdorf
18
Das Neueste
19
Kinder Kinder
20
Leben bei den Dominikanerinnen
von Bethanien
• Wechsel der Novizenmeisterin
• Viel Bewegung im Schwesternhaus
in Eltville
Ich freue mich, Ihnen auf den nächsten Seiten noch viele weitere Therapie- und Fördermöglichkeiten vorstellen zu können,
die unsere Arbeit mit den Kindern und Jugendlichen in den
Bethanien Kinder- und Jugenddörfern prägen.
22
Fachlich
• Wenn Unterstützung gebraucht
wird
Ich wünsche Ihnen sonnige Frühlingstage und für die Osterfeiertage eine Zeit der Entspannung ohne Stress und Hektik
und Zeit fürs Lesen unseres „kidoblick“.
23
Ihre Hilfe
Herzlichst
Sie möchten den kidoblick 3 x jährlich kostenfrei
lesen? Melden Sie sich an unter 02163 4902-220
oder per E-Mail an [email protected]
Ihr
Impressum
Werner Langfeldt
Geschäftsführer
kidoblick Nr. 35 · 1/2015
Titelfoto:
Chelsea Durou, Melanie Klomann
Fotografiert von Uwe Nölke (Frankfurt)
Herausgeber: Bethanien Kinderdörfer gGmbH
Ungerather Straße 1–15 · 41366 Schwalmtal-Waldniel
Fon: 02163 4902-220 · Fax: 02163 4902-230
www.bethanien-kinderdoerfer.de
V.i.S.d.P.: Werner Langfeldt, Geschäftsführer
Redaktion: Ann-Katrin Roscheck
Gestaltung: Ulrike Jasser, Heinsberg
Unsere Zeitschrift kidoblick erscheint dreimal jährlich
in einer Auflage von 3.000 Exemplaren. Sie wird von
den Caritas Werkstätten Köln auf umweltfreundlichem
Papier gedruckt.
Zwischen Himmel und Erde 3
Einen Mutmachalltag gestalten
„Nehmen wir den Menschen so
wie er ist, dann machen wir ihn
schlechter; nehmen wir ihn hingegen so, wie er sein soll, dann
machen wir ihn zu dem, was er
werden kann!“.
Diesen klugen Satz hat vor vielen Jahren
einmal Goethe gesagt und ich zitiere ihn
immer wieder gerne, auch wenn man ihn
vielleicht zweimal lesen muss, um ihn zu
verstehen. Aus meinem Alltag weiß ich,
wie oft ich ihn nicht beherzige und z.B. nur
das problematische Verhalten eines Kindes sehe und ich mich sogar bei dem
besorgten Gedanken daran ertappe „was
aus ihr oder ihm einmal werden soll, wenn
das so weitergeht“. Würde diese negative Haltung ein Dauerzustand der Erziehung sein, wäre es für das Kind eine Katastrophe und wahrscheinlich eine
Prophezeiung, der Satz von Goethe hingegen ein Segen und eine Verheißung.
Was Kinder vor allem stark macht, ist das
Wissen darum, dass ich als Vertrauensperson, das Wunderbare, Einzigartige,
das Besondere in ihm sehe und ihm helfe,
dies selbst zu erkennen und zu entfalten.
Darüber wurden schon viele Bücher
geschrieben und Vorträge gehalten, da
erzähle ich nichts Neues. Und sie als Leserinnen und Leser wissen ebenfalls darum.
Die Frage ist: sind wir selbst tief davon
überzeugt, dass wir solch eine wunderbare, einzigartige und besondere Person
sind? Denn nur dann können wir dies auch
in anderen sehen. Für mich schöpfe ich
dieses Wissen aus meiner Gottesbeziehung. Eine Beziehung, die wir in Bethanien auch denjenigen vermitteln möchten, die mit uns leben – Kindern und
Erwachsenen. Gott ist uns verlässlich
wohlwollend und ermutigend gestimmt.
Egal wie wir unser Leben führen, es gibt
immer den Einen, der an das Gute in uns
glaubt, an unsere Stärken, unsere Liebe,
unsere Kraft zum Neubeginn. Eine Haltung, die wir uns von Gott abschauen
können, von der wir uns ermutigen lassen
können.
Zu unserer Verantwortung in den Kinderdörfern gehört es, den Kindern stärkende
Erfahrungen zu ermöglichen. Auf allen
möglichen Wegen, mit vielen Methoden,
Mitteln und kreativen Ideen und Wertehaltungen – jeden Tag aufs Neue. Deswegen
gibt es bei uns so etwas wie die „Kidoranch“ (hier wohnen die Pferde) mit den
heilpädagogischen Reitstunden, wo sich
Kinder durch die Beziehung zum Pferd
verstanden, geliebt und getragen fühlen.
Deswegen arbeiten wir mit vielen Therapeuten verschiedener Therapierichtungen zusammen und nehmen oft sogar
lange Wege dafür in Kauf; deswegen
haben wir einen Pädagogischen Fachdienst, der außerhalb des Gruppenalltags
Erfahrungen ermöglicht, die stark machen
(„du kannst gut kochen, gut klettern,
gut Schach spielen, tanzen, singen, Rad
fahren, werken …); deswegen werden
Kinder zum Sport, zum Musikmachen,
zum Tun für andere u.v.m. ermutigt. Deswegen schauen wir gemeinsam immer
wieder auf unseren pädagogischen Alltag, ob dieser genügend dieser Erfahrungen enthält oder ob wir gerade in einer
Negativschleife sind.
Bruno Bettelheim sagte einmal „die Seele
einer Anstalt ist ihre Philosophie wie sie
von den Mitarbeitern praktiziert wird“ –
bei uns wird diese Philosophie gerne als
„bethanischer Geist“ bezeichnet. Sichtbar wird dieser Geist durch alle, die
solchen Mutmachalltag mit den Kindern
gestalten. Bleiben wir Menschen, die versuchen, das Potential, nicht das Fehlende
im Gegenüber zu sehen!
Sr. Jordana OP
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4 Titelthema
Therapie im Wandel der Zeit
„Therapie ist doch was für Verrückte!“ –
„Zum Glück gibt es für jedes Problem
einen Therapeuten!“ Was hat denn nun
Bestand? Es ist wohl auch hier wie in
anderen Lebenslagen: der richtige Weg
muss gefunden werden. Dann kann Therapie das bewirken, was sie erreichen soll:
unterstützen, helfen und heilen.
Der Begriff Therapie leitet sich aus dem
griechischen Wort therapeia ab, welches
mit Dienst, Pflege und Heilung übersetzt
werden kann. Es geht um die Behandlung
von Aspekten, die das Wohlbefinden, die
Entwicklung, ja vielleicht sogar das Leben
eines Menschen bedrohen. Dazu benötigt dieser Mensch ein Gegenüber: den
Therapeuten.
Von der Urexistenz der Menschen
bis zur Gegenwart …
… gibt es die Erkenntnis,
Und heute?
Aus den klassischen Schulen haben sich
verschiedene Unterformen entwickelt.
Genannt werden soll hier die von Laura
und Fritz Perls entwickelte Gestalttherapie, die Selbstwahrnehmung und Aufmerksamkeit des Klienten sich selber
gegenüber in den Vordergrund stellt.
In den 80er Jahren entwickeln sich zunehmend Therapieverfahren, die die Behandlung von Ängsten und traumatischen
Erfahrungen in den Vordergrund stellen.
Der größte Teil dieser Verfahren wird dem
Bereich der Körperpsychotherapie zugeordnet.
Doch damit ist noch lange nicht alles
abgedeckt, was in unserem Sprachgebrauch als Therapie bezeichnet wird. Im
Terminkalender stehen Sprachtherapie
und Ergotherapie, Reittherapie und Spieltherapie, Tonfeldtherapie und und und …
n dass manche Menschen „anders“
sind,
Therapie in den Bethanien
Kinderdörfern!
n dass bei einigen von ihnen Hilfe
möglich ist, und das andere keine
Chance auf „Normalität“ haben,
n Verhaltenstherapie (John B.
Watson, B.F. Skinner …)
Als vor fast 60 Jahren die ersten Kinder
und Jugendlichen in das Kinderdorf in
Schwalmtal kommen, steht an erster Stelle die Versorgung, nicht nur materiell, sondern auch emotional. Bis zu 15 Kinder
leben in einer „Familie“ mit größtmöglicher Eigenständigkeit. Pädagogen und
Psychologen leiten die Schwestern in den
Kinderdorffamilien an, dienen aber nicht
als Therapeuten. Als 1961 der erste männliche Erzieher mit seiner Arbeit beginnt, ist
dieses nicht als eine Therapie im klassischen Sinn gedacht, dennoch hat sein
Beginn therapeutischen Charakter. Professioneller wird es dann 1963, als die
erste Gruppenspieltherapie für jeweils
drei Kinder startet.
n Klientenzentrierte Psychotherapie
(Carl Rogers), im deutschsprachigen Raum als Gesprächspsychotherapie vom Ehepaar Tausch
gestaltet und gefördert.
Zehn Jahre später beginnt Kinderdorfmutter Schwester Helene mit der Ausbildung
zur Heilpädagogin. Die Durchführung
psychologischer Diagnostik, die heilpädagogische Spieltherapie sowie die pro-
n dass es wiederum auch immer
wieder Menschen gibt, die für
diese Hilfen besonders geeignet
sind.
Ende des 19. Jahrhundert beginnt die
Entwicklung der großen Schulen:
n Psychoanalyse (S. Freud) mit den
späteren Weiterentwicklungen
und Veränderungen (A. Adler,
C. G. Jung …)
kidoblick Nr. 35 · 1/2015
fessionell unterstützte Freizeiterziehung,
auch die Bereiche Musik und Kreativität,
sind wichtige Säulen dieser Arbeit. Sätze
wie Das vergeht schon von alleine oder
noch schlimmer Wenn wir nicht mehr
darüber reden, wird es schon vergessen,
werden zunehmend weniger. Auch wird
klar, dass es nicht die eine Therapie gibt,
sondern therapeutische Hilfen immer
individuell sein müssen, immer mehr wird
deswegen auch auf externe Angebote
zurückgegriffen.
Und so ist es bis heute geblieben: Kinder
und Jugendliche in Bethanien nutzen
therapeutische Hilfen und Fördermöglichkeiten, die oft in mühsamer Kleinstarbeit
auf ihre Bedürfnisse angepasst sind. Mit
dieser großen Vielfalt an Therapiemöglichkeiten dürfte es ausreichend Möglichkeiten eröffnen, unsere Kinder bei ihren
Schritten ins selbständige Leben zu unterstützen.
Die Mal- und Gestaltungstherapie ist eine
kindgerechte Therapieform.
Auf den folgenden Seiten finden Sie eine
Auswahl der Therapie- und Förderangebote in den Kinderdörfern.
Marlene Altevers
Titelthema 5
Förderungen und Therapien
– wirksame Methoden zur Stärkung
Mit vielfältigen Fördermethoden versuchen die Bethanien Kinderdörfer jedes einzelne Kind gezielt und individuell zu fördern, seine
Stärken herauszuarbeiten und sein Selbstbewusstsein zu stärken. Parallel dazu gibt es verschiedene Therapieverfahren, die die Kinder und Jugendlichen dabei unterstützen, die Vergangenheit zu bearbeiten und auf die Herausforderungen der Zukunft vorbereiten.
Während ersteres in den drei Kinderdörfern entsprechend der jeweiligen Bedarfe angeboten wird, werden die meisten Therapieverfahren durch externe Therapeuten oder Therapiepraxen durchgeführt. Ein Beispiel dafür ist die Tonfeldtherapie in Schwalmtal.
Tonfeldtherapie
Unsere Kinder können in Begleitung einer
Therapeutin je nach ihrem Empfinden entweder Gestalten oder Herummatschen
und auf diese Weise gezielt bestehende
Entwicklungsdefizite regulieren. Durch
den behandelnden Kinder- und Jugendpsychiater erhalten die Kinder ein Rezept,
welches die Tonfeldtherapie empfiehlt.
Die Arbeit mit dem Ton stellt eine Methode der haptischen Wahrnehmung dar,
sie wird auch als „Sprache der Hände“
bezeichnet und verhilft dem Kind, seinen
Emotionen mit oder ohne Worte Ausdruck
zu verleihen. Die Haptik als leibliche Sprache erinnert und berichtet von sozialen
Erfahrungen aus verschiedenen Alters-
phasen, von Förderungen und Hemmungen, von bisheriger Beziehungsgestaltung sowie sozialen Vernachlässigungen,
von Bedürfnissen, Wünschen und Fähigkeiten. Dies alles geschieht in einem simplen Setting bestehend aus einem kleinen
Holzkasten gefüllt mit Ton. Dieser ist in
seiner Substanz fest genug, um Halt zu
geben, er bietet ausreichend Widerstand,
um sich körperlich zu spüren und ist
gleichzeitig flüssig genug, um mit jeder
Bewegung mitzugehen. Das Feld ist formbar, es nimmt die aus der Vergangenheit
des Kindes gesetzten Impulse als Spuren
auf und spiegelt sie im Tonfeld wider. Das
Schöne an der Tonfeldarbeit ist, dass
jedes Kind seinem individuellen Lebensbedürfnis nach sich seiner Geschichte
erinnern kann. Und die vielen positiven
Erfahrungen unserer Kinder zeigen, dass
die Arbeit mit dem Ton eine ausgesprochen heilsame Wirkung besitzen kann.
In den Bethanien Kinderdörfern gibt es zahlreiche Beispiele für pädagogische Fördermethoden. Vielfach werden diese von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern mit entsprechenden Zusatzausbildungen angeboten. Die Potentiale der Kinder und Jugendlichen zu
entdecken und gezielt zu fördern – das sind zentrale Anliegen aller Förderangebote. Eine Auswahl stellen wir Ihnen in diesem kidoblick vor.
Musikförderung
Musik ist in allen drei Kinderdörfern ein
großes Thema – im Alltag, aber auch
darüber hinaus. In Schwalmtal ganz professionell mit den zwei Kinderdorfbands,
die über die Grenzen des Kinderdorfes
hinaus erfolgreich sind. Im Alltag gibt es
eine Reihe von musikpädagogischen
Angeboten von der musikalischen Frühförderung für die Jüngsten über Gesangsund Musicalgruppen bis hin zum EinzelInstrumentalunterricht für viele verschiedene Instrumente. Ob Schlagzeug oder
Bassgitarre, Klavier oder Keyboard, Flöte
oder Geige, für jedes Kind wird passgenau
das richtige Instrument gesucht. Neben
dem festangestellten Musiklehrer Wolfhelm Ostendarp stehen den Kindern und
Jugendlichen noch Honorarkräfte zur Verfügung, die die gewünschten Instrumente professionell vermitteln. Verbindendes
Element ist die Haltung, dass es nicht um
Leistung, sondern um die Freude an der
aktiven Musik geht. In Eltville hingegen ist
die klassische Musik auf dem Vormarsch.
Dank vieler Kooperationspartner und Förderer konnte die musikalische Förderung
in den letzten Jahres verstetigt und weiter
ausgebaut werden. Ziel der KinderdorfMusikförderung ist es, jedem Kind zukünftig musikalische Teilhabe zu ermöglichen
und die Chance zu schenken, das eigene
musikalische Talent zu entdecken.
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6 Titelthema
Medienpädagogische Förderung
Neue Medien bestimmen den Alltag, erfordern einen reflektierten und sicheren
Umgang mit verschiedenen Themen. In
diesem Kontext sind zahlreiche Angebote vom Internetführerschein über das
Internetcafé bis hin zu den Handywork-
shops in allen drei Kinderdörfern fester
Bestandteil. Die Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter besprechen mit den Kindern
und Jugendlichen nicht nur die Risiken,
sondern auch die Möglichkeiten der
modernen Techniken.
Psychomotorische Förderangebote
Psychomotorik ist die umfassende Förderung des Kindes über Bewegung, Wahrnehmung und Spiel mit Zielen wie die Erweiterung
der Handlungskompetenzen, die Stärkung der Kommunikationsfähigkeit, die Steigerung des Vertrauens in die eigenen Fähigkeiten und die gezielte Behandlung von motorischen Schwächen. In allen drei Kinderdörfern sind psychomotorische Förderangebote fest verankert und integraler Bestandteil der pädagogischen Arbeit. Dabei geht jedes Kinderdorf einen eigenen Weg. In Eltville
und Schwalmtal wird den Kindern und Jugendlichen in der Betreuung ein psychomotorischer Raum angeboten, in dem ihnen eine
besondere Zeit zur Verfügung gestellt wird. Konkrete Beispiele aus Bergisch Gladbach und Schwalmtal sind das Zirkus- und das
Reitprojekt, die an dieser Stelle kurz vorgestellt werden sollen:
Das Zirkusprojekt
Als vor 18 Jahren das Zirkusprojekt im Kinderdorf Bergisch Gladbach initiiert wurde,
ahnte noch niemand, welch große Bedeutung es bekommen würde. Mit einer
Handvoll Kindern startete der Zirkus Torkelini. Heute leitet das Projekt Astrid
Westerboer und zählt mittlerweile 36 Kinder beim festen Zirkustraining. „Hier geht
es vor allem darum, dass unsere Kinder
lernen, sich etwas zuzutrauen und einen
Kontakt zu ihrem Körper aufzubauen.
Unsere Kinder wurden in ihrer Kindheit
nicht selten wenig gefördert und für manche ist es echt eine Leistung, einen Purzelbaum zu schlagen!“ so die ausgebildete
Zirkuspädagogin, die seinerzeit auch
Organisatorin der deutschlandweiten Zirkustreffs „Kölnvention“ war. Aber bei dem
Zirkusprojekt geht es um mehr als um
Tricks und Artistik! Es geht um Bindung
und Beziehung, darum, dass Kinder sich
fallen lassen können und wissen, dass
sie aufgefangen werden, aber auch um
Konzentration, Einschätzen ihrer Möglichkeiten und darum, Verabredungen einzuhalten. Jeden Donnerstag wird in Kleingruppen fünf Stunden geprobt und
ausprobiert: Jonglage, Balance, Clownerie, Stelzen, Trampolin und auch Akrobatik, die eine besonders große Rolle spielt.
„Hier geht es im Wesentlichen um Vertrauen! Sich berühren und halten lassen,
auf den eigenen Körper vertrauen, einmal die Welt auf den Kopf stellen und
natürlich Spaß dabei haben!“ lacht die
gebürtige Niederländerin. Mit kleinen Auftritten bei Kinderdorfveranstaltungen
zeigt der Zirkus Torkelini regelmäßig sein
Können und dankt damit zugleich den
Spendern, die dieses Projekt erst ermög-
lichen. Sei es den Profi-Artisten, die
Workshops durchführen, oder den Requisitenspendern, aber vor allem den Menschen, die durch finanzielle Hilfen das
Projekt ermöglichen. „Die Kinder wachsen regelmäßig über sich hinaus und es
ist faszinierend zu sehen, wie sie sich
plötzlich Dinge zutrauen, die vor einiger
Zeit noch undenkbar gewesen wären!“
resümiert Kinderdorfleiter Martin Kramm.
Heilpädagogisches Reiten
Auf unserer Kido-Ranch in Schwalmtal
arbeitet unsere Reitheilpädagogin Vera
Weyers gemeinsam mit fünf Tieren und
unseren Kindern. Hier geht es nicht nur
um das Reiten, sondern vor allem um die
Pflege und die Nähe zu den Tieren. Der
Haflinger Strauchdieb, die Ponys Marshal und Willy, das Mini-Shetlandpony Flip
und der Esel Stanley sind die Freunde der
Kinder: Ihnen erzählen sie Geheimnisse
und Ängste, gleichzeitig lernen sie über
die Tiere, sich selbst besser kennen. Unser
Reitprojekt hat eine heilpädagogische
Ausrichtung und orientiert sich am Konzept der Psychomotorik. Die Förderung
kognitiver oder motorischer Schwächen
ist ebenso möglich, wie die Förderung
von emotionalen und sozialen Kompetenzen. Durch das Reiten und das Voltigieren
lernen die Kinder ihren Körper kennen
und steuern, die Pflege der Tiere stärkt die
Handlungsfähigkeit und hilft den Kindern,
auch im Alltag Entscheidungen treffen zu
können, durch die Zeit auf der Kido-Ranch
kann gleichzeitig die Frustrationstoleranz,
die Fähigkeit zur Teamfähigkeit und die
Konfliktlösekompetenz gestärkt werden.
Persönlich & Termine 7
Schwalmtal
Runde Geburtstage
Claudia Lohmanns , 01.04.15:
40 Jahre
Hanna Elias, 06.04.15: 30 Jahre
Gabriele Knop, 22.04.15: 50 Jahre
Gertrud Voß , 25.04.15: 60 Jahre
Melanie Weuthen, 03.05.15:
30 Jahre
Kirsten Kloss, 30.05.15: 50 Jahre
Geburt
Sofie Maria Bolten, 27.12.2014
Bergisch
Gladbach
Runde Geburtstage
Ute Müller, 13.04.15: 50 Jahre
Nadine Roeger, 25.06.15: 40 Jahre
Werner Thölke, 27.06.15: 50 Jahre
Käthe Cengiz, 08.07.15: 60 Jahre
Izabela Rosinska-Weis, 04.04.15:
10 Jahre
Andrea Persy, 10.04.15: 20 Jahre
Marcus Wolter, 01.07.15: 10 Jahre
Susanne Krakau, 10.07.15: 20 Jahre
Termine
21.00 Uhr: Osternacht
06.04.15
11.00 Uhr: Familienmesse
Ostermontag
29.05.15
15.00 Uhr: Talentschuppen
Musiknachwuchs
04.06.15
Fronleichnams-Prozession von der
Pfarre St. Michael ins Kinderdorf,
Pfarrgottesdienst vor dem Haupthaus
14.06.15
Sommerfest „Kinder.Kunst.Festival“
11.00 Uhr: Familienmesse
12.00 Uhr: Fest im gesamten Gelände
26.06.–28.06.15
Tage der Kunst in Schwalmtal, das
Kinderdorf macht mit
Runde Geburtstage
Ulrike Himmelstein, 12.05.15:
50 Jahre
Heike Kempf, 15.06.15: 60 Jahre
Jubiläum
Andrea Krechel, 01.04.15: 20 Jahre
Jubiläum
Termine
04.04.15
Eltville
21.03.15
17.00 Uhr: Kindergottesdienst mit
Weihbischof Ansgar Puff
11.05.15
Mitgliederversammlung des
Freundeskreises des Bethanien
Kinderdorfs Bergisch Gladbach e.V.
23.05.15
Termine
15.03.15
29.03.15
02.04.15
04.04.15
12.04.15
26.04.15
10.05.15
24.05.15
07.06.15
21.06.15
05.07.15
19.07.15
Messe in der Kinderdorf-Kapelle
17.00 Uhr: Kindergottesdienst mit
Weihbischof Ansgar Puff
14.06.15
Großes Ehemaligentreffen
(bitte weitersagen!)
Termine
15.04.– 16.04.15
Treffen der Kinderdorfleiter der
Bundesarbeitsgemeinschaft
Deutscher Kinderdörfer in Berlin
14.05.– 17.05.15
Kido-Cup der deutschen Kinderdörfer
in Irschenberg
kidoblick Nr. 35 · 1/2015
8 Leben in Schwalmtal
Wir pflanzen einen Baum der Freundschaft
Die Ahmadiyya Muslim Jamaat-Gemeinde
hat unserer Bethanien Kindertagesstätte
Sankt Michael einen Baum des friedlichen
Miteinanders, der Freundschaft und der
Liebe geschenkt. Als Vertreterin der Kita
erklärt Ricarda Leuthen bei der Begrüßung:
„Ein Kind aus der AMJ-Gemeinde besuchte
unsere Kita, darüber kam der Kontakt
zustande. Wir freuen uns sehr darüber.“ Für
die Gemeinde tritt der junge Medizinstudent
Walied Ahmad Janjua in Erscheinung. Er
erinnert an die gemeinsamen Wurzeln des
Christentums und des Islams und betont,
dass die Ahmadiyya Muslim Jamaat-Gemeinde weltweit für ein friedliches Miteinander
der Religionen eintrete. Auch Kinderdorfleiter Dr. Klaus Esser greift diesen Gedanken
auf: „Die religionspädagogische Arbeit ist
ein Bestandteil der bethanischen Erziehung.
Das Wissen um die eigene Religion und die
Toleranz gegenüber anderen Religionen und
Kulturen können die Kinder bei einem Anlass
wie unserer Baumpflanzaktion und beim
gemeinsamen Feiern erleben.“ Gemeinsam
trotzen die Besucher dem Regen und pflanzen gemeinschaftlich den Baum.
Die Ahmadiyya Muslim Jamaat-Gemeinde hat der Kita Sankt Michael einen Baum der Freundschaft geschenkt.
Mit dem Lied „Alle Kinder dieser Erde sind
vor Gottes Angesicht eine riesige Familie“
bedanken sich die Kita-Kinder für den Pflanzenzuwachs im Kita-Garten. Bei landestypischen Speisen und unter wehenden Fähnchen und Girlanden schließen die Besucher
den Abend im gemeinsamen Austausch ab.
Bundesweit pflanzen die lokalen Vertreter
der Ahmadiyya Muslim Jamaat-Gemeinde
gemeinsam mit konfessionellen Einrichtungen Bäume, die die Freundschaft der
unterschiedlichen Religionen symbolisieren sollen.
Ann-Katrin Roscheck
Der NullFluppClub in London
Mit der Underground sind wir durch London
gefahren.
Im Hyde Park haben die Jungs Fußball gespielt.
London bei Nacht ist besonders schön.
Der NullFluppClub ist für die Kinder und
Jugendlichen des Kinderdorfes, die das
Rauchen von Zigaretten meiden.
Wir fuhren an vielen Sehenswürdigkeiten
vorbei: der London Bridge, am Big Ben und
am Buckingham Palace. Mit der Underground fuhren wir anschließend auf die
Shoppingstraße. Wir waren bei H&M, bei
Hollister und bei McDonalds. Die Jungs
waren auch in mehreren Sportgeschäften,
für uns Mädchen war Primark am wichtigsten. Da waren wir natürlich am längsten
drin. Um 17.30 Uhr gingen wir gemeinsam
zum Hardrockcafé. Dort kauften sich einige
T-Shirts. Dann gingen wir wieder zum London Eye, da wir uns da mit dem Bus treffen
wollten. Nun begann wieder die lange Fahrt.
Nach der Fähre fuhren wir die anderen Grup-
pen, die mit uns im Bus waren, in andere
Städte. Als letztes wurden wir im Kinderdorf
abgesetzt. Da kamen wir um 8 Uhr morgens
an. Herr Schellbach hat uns gelobt, dass wir
uns gut verhalten haben und dass es Spaß
gemacht hat.
Am 24.10.14 trafen wir uns an der Verwaltung. 5 Erwachsene und 16 Jugendliche fuhren mit nach London. Der Bus kam um 20.30
Uhr. Viele von uns schliefen. Mit der Fähre
fuhren wir nach England. Da wir nicht im
Bus bleiben durften, gingen wir auf das
obere Deck. Die Fahrt auf der Fähre dauerte bis 6.00 Uhr. Nach 13 Stunden waren wir
endlich in London angekommen. Am London Eye trafen wir uns mit der Reiseführerin,
da wir eine Stadtrundfahrt geplant hatten.
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Ich sage von mir: Dankeschön an die Erzieher, die mitgefahren sind. Ohne euch hätten
wir nicht die Möglichkeit gehabt, nach London zu fahren. Und auch ein Dankeschön
an die Jugendlichen vom NFC. Es hat echt
Spaß gemacht mit euch. ☺
Yasemin aus dem Ährenhaus
Leben in Schwalmtal 9
Wenn Nachhilfe Spaß macht:
Die Rheingauer-Schülerhilfe im Kinderdorf Schwalmtal
Mit viel Engagement finanziert der Eltviller Förderverein den regelmäßigen Nachhilfe- und Schulförderungsunterricht, den
unsere Kinder in Schwalmtal benötigen. Wir freuen uns, dass wir in diesem Jahr folgende Nachhilfelehrer in unseren
Kinderdorffamilien und -Gruppen begrüßen dürfen:
Michael Veldung (35 Jahre) aus Mönchen gladbach unterrichtet Deutsch, Englisch und
Mathe. In seiner Freizeit interessiert er sich für
Geschichte und treibt viel Sport, außerdem ist
er in der Vereinsarbeit tätig.
Vera Purrio lehrt mit viel Ruhe und Geduld und
hört gerne zu. Im Kinderdorf hilft sie bei Schwierigkeiten in Deutsch und Englisch. In der Freizeit ist sie gerne in der Natur unterwegs, liest
und beschäftigt sich mit Musik und Kunst.
Die dreifache Familienmutter Monika Förster
hilft den Schülern bei Deutsch und Englisch,
sowie bei Französisch, Spanisch und Latein.
Durch ihre Erfahrung mit den eigenen Kindern
ist sie mit den schulischen Anforderungen der
Bethanien Kinder gut vertraut.
Ein Waldnieler für Waldniel: Dominic Wilms
hilft im Fach Mathe. Er ist selbst in Waldniel
aufgewachsen und studiert jetzt auf Lehramt
an der Universität Duisburg-Essen. Sein Abitur
absolvierte er an der Gesamtschule Hardt.
Mutter, Oma und Nachhilfelehrerin: Barbara
Hannebohm hat selbst drei Kinder und drei
Enkelkinder. In ihrer Freizeit liebt sie es sportlich: Sie schwimmt gerne, macht Nordic Walking
und Yoga.
Wer englische Bücher liest, wird auch gut in
englischer Sprache: Gianna Willms aus Wegberg hilft bei Schwierigkeiten in Englisch und
Deutsch. Im Sommer wird sie ihren Bachelor
of Scienes in Psychologie absolvieren.
Kinder.Kunst.Festival.
am 14. Juni im Kinderdorf
Am 14. Juni verwandelt sich das Kinderdorf in Schwalmtal in ein lebendiges Dorf der Künste:
Ob Akrobatik auf kleinen Bühnen, Straßenmusiker zwischen den Gehwegen, Tanz-, Musik- und
Malworkshops für Kinder oder kreatives Essen, das Kinderdorf entfaltet sein ganzes kreatives
Potenzial. Eingeladen ist jeder, der Lust hat, sich selbst für einige Stunden in einen kleinen
Künstler zu verwandeln, der das Kinderdorf kennenlernen möchte oder, der Lust hat, sich von
der fröhlichen und bunten Atmosphäre des Kinder.Kunst.Festival.s anstecken zu lassen. Unser
Kinder.Kunst.Festival. ist ein Event für die ganze Familie: Während die Kids an den unterschiedlichen Angeboten und Workshops teilnehmen, können Mama und Papa vor der schönen
Atmosphäre des Haus Clees das kulinarische Angebot genießen. Neben vielen Ehemaligen und
langjährigen Freunden der Kinderdörfer, Partner und Sponsoren aus Unternehmen und
Institutionen erwartet das Kinderdorf rund 5.000 Besucher vom ganzen Niederrhein. Das
Sommerfest startet mit einer Familienmesse in der Kinderdorfkapelle um 11 Uhr, unsere Tore
bleiben bis 18 Uhr für Besucher geöffnet.
kidoblick Nr. 35 · 1/2015
10 Leben in Schwalmtal
Hinter den Kulissen:
Die Multitalente der Haustechnik
Wenn der Dienst morgens beginnt, startet
Simon Gorißen zuerst seinen Computer,
denn obwohl der 29-Jährige zur Haustechnik
des Kinderdorfes in Schwalmtal gehört,
stehen Bürotätigkeiten ebenfalls auf seinem Arbeitsplan. „Wenn in den Häusern
etwas kaputt ist und repariert werden muss,
dann schreiben sie uns eine E-Mail“, erklärt
er. „Gemeinsam mit meinem Kollegen Heinz
Willi Gossen und unseren drei Hilfskräften in
der Haustechnik besprechen wir anschließend, was wir am Tag erledigen müssen.“
Als gelernter Schreiner übernimmt Simon
Gorißen die meisten Holzarbeiten, Heinz
Willi Gossen ist von Haus aus Elektriker und
der richtige Ansprechpartner im Elektro-,
Heizungs- und Sanitärbereich. Beide seien
aber auch irgendwie Künstler von Beruf,
sagen sie, denn im Kinderdorfalltag sei viel
Kreativität gefragt. „Hier gibt’s nichts von der
Stange“, sagt Gossen und lacht. „Bei jeder
Reparaturarbeit müssen wir neu überlegen,
wie wir das Problem am besten lösen können.“
Neben den Aufgaben in den Häusern und im
Schwesternhaus, übernehmen beide noch
Koordinationstätigkeiten innerhalb des Kinderdorfes: Simon Gorißen betreut die Grünarbeiten auf dem Gelände und die Veranstaltungsplanung im Kinderdorf, Heinz Willi
Gossen koordiniert die Kommunikation zwischen der Werkstatt und den Häusern. Bei
so unterschiedlichen Aufgaben und Herausforderungen sei jeder Tag im Kinderdorf
anders und das ist auch der Grund, warum
beide Haustechniker schon seit über 10 Jahren im Kinderdorf arbeiten. „Wir haben viele
Freiheiten und können flexibel arbeiten,
außerdem ist der Alltag abwechslungsreich“, sind sie sich einig. „Und die Arbeit im
Umfeld der Kinder hier im Kinderdorf wird
sowieso nie langweilig.“ Für viele der Kinder
sind die Männer von der Haustechnik dabei
die großen Vorbilder: Einmal auf einem Traktor sitzen, die große Säge bedienen oder
mit dem Laubsauger über das Gelände
fegen, nicht selten stehen diese Wünsche
auf dem Geburtstagswunschzettel.
Ann-Katrin Roscheck
Simon Gorißen übernimmt die meisten Holzarbeiten im Kinderdorf.
Heinz Willi Gossen kümmert sich um Anliegen
im Elektro-, Heizungs- und Sanitärbereich.
Nachruf: Wir verabschieden uns von unserem Kinderdorfpferd Robin
Als Robin vor fast sechs Jahren von Vera Weyers aufgenommen wurde, war er mit seinen
20 Jahren ein trauriges Pferd: Noch nie war er vom Stallgelände hinunter gekommen, kannte
weder Feldweg noch Wald und hatte sogar Angst vor Schmetterlingen. Mit viel Liebe und Mühe
erzog Vera ihn zu einem geduldigen und glücklichen Schulpferd, das 2011 auf die KidoRanch kam. Robin eroberte mit seiner ruhigen Art schnell die Herzen aller Kinder: Ob sich die
Longe um sein Bein wickelte oder er versehentlich von den Kids mit einem Fußball getroffen
wurde, Robin behielt stets die Ruhe und wurde nie frech. Als er stürzte, stubste er noch Vera
mit der Nase an, so, als wolle er sich entschuldigen. Robin war nicht nur ein Therapiepferd,
sondern auch ein wichtiger Freund unserer Kinderdorfkinder. Wir vermissen ihn sehr!
Prinzenkegeln um das diesjährige
Prinzenpaaramt
Beim diesjährigen Prinzenkegeln spielten die Kinderdorfkinder in Schwalmtal wieder um das
Amt der Karnevalsprinzessin oder des Karnevalsprinzen. Lorenzo sammelte in allen fünf Spielen die meisten Punkte und durfte seine Prinzessin anschließend wählen: Gemeinsam eröffneten Alexandra I. und Lorenzo I. die Karnevalssaison mit einem dreifachen „Kinderdorf Helau“.
kidoblick Nr. 35 · 1/2015
Leben in Bergisch Gladbach 11
10 Jahre Heilpädagogische Entwicklungsförderung
im Turmhaus
Spielen, Bewegung, Musik und Gestalten, therapeutische Hilfen, Biografie arbeit und Gespräche. Das alles und
noch vieles mehr ist HEILPÄDAGOGIK
im Turmhaus.
zimmer kam dazu. Dank des Einsatzes
durch meine Kollegin Frau Bullok haben
wir nun seit drei Jahren einen Sandspielraum für das therapeutische Symbolspiel.
Ein wichtiges Angebot im Kinderdorf in
Bergisch Gladbach, das im Laufe der Jahre
nicht nur Wurzeln geschlagen hat, sondern auch gewachsen ist. Im Jahr 2005
bedeutete das für mich, ein leer stehendes Haus mit innovativen Ideen, Fördermaterial und Leben zu füllen. Ziel war es,
auf unterschiedlichste Bedürfnisse und
Kompetenzen unserer Kinder und Jugendlichen, möglichst ganzheitlich und individuell, eingehen zu können.
Inzwischen ist die heilpädagogische Förderung ein fester Bestandteil im Kinderdorf. Sie bietet vielseitige Möglichkeiten,
sowohl in Krisen eine zusätzliche Hilfe zu
sein, aber auch mit individuell entwickelten Förderplänen, langfristiger zu begleiten. Neben unterschiedlichsten Schwerpunkten und Methoden innerhalb der
Förderstunden, zählt dazu auch eine gute
Zusammenarbeit mit der zuständigen
Erziehungsleitung und den Bezugspersonen aus den einzelnen Häusern.
Der erste fertige Raum war das „Turmzimmer“, ein geschützter Ort für das
gemeinsame heilpädagogische Spiel,
danach folgte der Bewegungsraum, mit
dem Schwerpunkt der psychomotorischen
Förderung. Auch ein Kreativraum zum
Gestalten durfte nicht fehlen, ein Musik-
Uns ist es gelungen, ohne Rezept und
lange Wartezeiten, eine fachliche und
ressourcenorientierte Unterstützung
innerhalb unseres Kinderdorfes sein zu
können und gleichzeitig den Kindern und
Jugendlichen einen geschützten Rahmen
für ihre persönlichen Anliegen zu bieten.
Wir freuen uns über die wachsende
Zusammenarbeit mit den anderen
heilpädagogischen Bereichen aus den
Tages- und Wohngruppen. Wir hoffen,
dass die HEILPÄDAGOGIK auf diesem
Weg auch weiterhin im Kinderdorf
Früchte tragen wird …
Bernadette Assenmacher, Heilpädagogin
„Ich spüre jeden Muskel und bin ganz bei mir selbst!“
Kletterangebote in unserem
Kinderdorf
Mareike (l) hilft beim Sichern und ist stolz auf
ihren persönlichen Klettererfolg.
Fünf bis sechs mal im Jahr bietet unser
Freizeitpädagoge Robert Müller einen Kletterausflug an. Mal schnallen wir unsere
Rucksäcke auf und begehen an einem
Wochenende einen Klettersteig oder wir
fahren in die Bronx. Die Bronx ist eine
Kletterhalle in Wesseling bei Köln. Dort
steht zunächst die Sicherheit an erster
Stelle: Wie sichert man seinen Partner?
Wie geht der Achterknoten? Erst wenn
jeder das Sicherungssystem beherrscht,
geht es an die Kletterwand.
Jeder Ausflug in die Kletterhalle ist für
mich ein persönlicher Erfolg. Man lernt zu
vertrauen, weil das eigene Leben an einem
Seil hängt, welches ein anderer hält. Mir
zum Beispiel hat es jedes Mal besonders
viel bedeutet, den eigenen Körper zu spüren und vor allem seine eigenen Grenzen
zu sehen. Ich bin fest davon überzeugt,
dass man sich sowohl auf einem Klettersteig oder aber in der Kletterhalle selber
finden kann. Ich begebe mich jedes Mal in
körperliche Ausnahmezustände, manchmal spüre ich nahezu jeden Muskel. Egal
wie viel Spaß es macht, irgendwann signalisiert der Körper dann, dass er nicht mehr
kann. Wenn man dann aufhört und sich
bewusst macht, was man geschafft hat,
dann ist man bei sich selbst und vor allem
super stolz.
Mareike 18 Jahre, ehemals Mädchenwohngruppe Haus Sonja Kill
kidoblick Nr. 35 · 1/2015
12 Leben in Bergisch Gladbach
Einjähriges Bestehen des Freundeskreises in Bergisch Gladbach
Sichtbare Hilfe für unsere Kinder vor Ort
Der Freundeskreis ist ein Jahr alt und hat
die ersten erfolgreichen Schritte hinter
sich. Kurz vor Jahresende konnten wir das
50. Mitglied begrüßen und sind stolz,
dass in dieser kurzen Zeit ein schöner
kleiner Verein entstanden ist. Es ist außerdem bereits gelungen, neben den Mitgliedsbeiträgen einige feste Sponsoren
für unsere Projekte zu gewinnen.
Freikarten für die Kinder
Uns wurde ermöglicht, das „Schwimmbadprojekt“ umzusetzen, hierfür erhielten
wir Freikarten und Vergünstigungen in
allen Schwimm- und Spaßbädern der
Stadt Köln. Vom Jackelino Freizeitpark
wurden Freikarten für die Kinder gespendet, viele Kinder und Erzieherinnen haben
dort schöne und spielreiche Stunden
genossen.
Finanzielle Hilfe zu Weihnachten
Zu Weihnachten konnten wir allen Kinderdorffamilien einen kleinen Bargeldbetrag zur Verfügung stellen, über den sie
entweder zur Gestaltung ihrer Feier oder
als Zuschuss zur Urlaubskasse frei verfügen können.
Auf dem Kinderdorffest konnten Rudi Böhm (3.v.r.) und Ursula Eck (2.v.l.) tolle Kontakte knüpfen und wurden dabei besucht vom Geschäftsführer der Kinderdörfer Werner Langfeldt (3.v.l)
Netzwerke aufbauen
Auf dem Erntedank- und Herbstfest im
Kinderdorf war der Freundeskreis erstmals mit einem eigenen Stand vertreten.
Unser Vereinsflyer wurde pünktlich dazu
fertig und konnte verteilt werden, dadurch
wurden gute Kontakte geknüpft. Die
Teilnahme beim Refrather WinterdorfWeihnachtsmarkt erbrachte ebenfalls
gute Netzwerkmöglichkeiten, trotz des
stürmischen und regnerischen Wetters
verkauften sich die selbst gebackenen
Plätzchen der Kinder aus dem Kinderdorf
sehr gut.
Zu guter Letzt nahmen die Vorstandsmitglieder Julia Selbmann und Ursula Eck an
der Ehrenamtsbörse „Kölner Marktplatz“
teil, einem „Klüngelabend“ bei dem Vereine ihre Projekte vorstellen und Firmen
ihre Hilfe anbieten können. Neue Projekte
wurden dort angeschoben und werden
bald sichtbare Hilfen im Kinderdorf ermöglichen – mehr dazu lesen Sie bald an dieser Stelle.
Rudolf Böhm,
Vorsitzender des Freundeskreises
Bergisch Gladbach
Neugierig? Mehr unter: www.bethanien-kinderdoerfer.de/unterstuetzung/freundeskreis-bergisch-gladbach
Ruhestand nach 37 Jahren im Kinderdorf
Als 1978 Margarethe Otten (rechts) als
Hauswirtschaftskraft in der Kinderdorffamilie von Sr. Ingeburg startete, wusste
sie nicht, dass sie insgesamt vier Kinderdorffamilien mit ihrem Fachwissen und
ihrem Herzblut zur Seite stehen, zahlreiche Kinder im Alltag begleiten und Kinderdorfmütter in allen Dingen der Haus-
kidoblick Nr. 35 · 1/2015
wirtschaft entlasten würde: Sr. Ingeburg,
Sr. Bernarde, Frau Timpert und zuletzt
Frau Koopmann.
Dafür dankten Kinderdorfleiter Martin
Kramm und Verwaltungsleiterin Birgit Nohl
ihr jüngst in einer feierlichen Runde und
wünschten ihr für den wohl verdienten
Ruhestand alles Gute.
Leben in Bergisch Gladbach 13
Ponys auf Probe
Im Kinderdorf wohnten zwei Monate die Ponys Willi und Nancy
Dank der Initiative der Kolleginnen Edith
Schlünkes und Indra Bathke gab es zwei
Monate lang einen kleinen, mobilen Pferdestall auf dem Kinderdorfgelände. Hier
lernten die Kinder den Umgang mit den
Tieren, aber auch, Verantwortung zu übernehmen und ein eigenes Körpergefühl zu
entwickeln. Mit Begeisterung gingen die
Kinder ans Werk. Die Ponys bekamen wir
geliehen von einem befreundeten Pferdestall und unserem Bethanien Kinder-
dorf Schwalmtal. Die Kinder haben das
Projekt sofort mit Eifer angenommen, bei
Wind und Wetter sich vorbildlich gekümmert und selbst schüchterne Kinder
kamen aus sich heraus! Die Ponys wurden
Freunde! Ihnen erzählten die Kinder
Geschichten, die sie sonst möglicherweise
nicht erzählen. Obwohl der therapeutische Nutzen und der Gewinn für die Kinder aus diesem Projekt spürbar groß war,
bleibt unsicher, ob im Kinderdorf dauer-
haft ein Ponystall mit allem Drum und
Dran eingerichtet werden kann, weil unabhängig von der Frage der Finanzierung
das Kinderdorf selbst zu wenig Raum für
den Stall und die notwendigen Weideund Wiesenflächen bietet. Derzeit wird
daher intensiv auch über Alternativen und
Kooperationsmöglichkeiten mit benachbarten Reitställen nachgedacht.
Edith Schlünkes, Erzieherin
Glasklare Sache
Neue Fenster für Kinderdorffamilien
Die unter Denkmalschutz stehenden Häuser im Kinderdorf wurden zwar in den letzten
Jahren alle nach und nach saniert, aber ohne damals auch die Fenster zu erneuern. Und
die stehen nun ganz oben auf der Liste. Denn durch die alten Fenster ging viel Wärmeenergie verloren und vor allem bildete sich allzu oft Wasser an den Fensterscheiben. Los
ging es nun in den Herbstferien. In einer Kinderdorffamilie werkelten über zwei Wochen
lang die Handwerker, bis alle Fenster ausgetauscht waren. Vom Ergebnis sind nun alle
begeistert: deutlich weniger Energieverbrauch und ein viel besseres Raumklima für die
kleinen und großen Bewohner in Haus 7. Dazu gibt es jetzt tolle Jalousien und für die
Kinder war die mehrwöchige Baustelle im Haus ein ebenfalls spaßiges Ferien programm. Für ihre Geduld wurden sie mit Ausflügen belohnt und schnell haben die
Kinder gelernt, dass jetzt die Heizung anders eingestellt werden muss: „Wir stellen die
Heizung jetzt nur noch auf Stufe 2 statt auf 5“ betont eine kleine Mitbewohnerin und
dreht stolz am Heizungsventil.
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14 Leben in Eltville
Bloß ein Klumpen Erde?
Nein, Ton ist viel, viel mehr ...
Das konnten die sieben Vor- und Grundschulkinder aus Haus 3 mit allen Sinnen
aktiv erfahren. Bei einem fünfwöchigen
Projekt mit dem Thema „Elementares
Arbeiten mit Ton“ hatten die Kids unter
der Leitung der Heilpädagogin Dagmar
Elmers die Möglichkeit an insgesamt
60 Kilogramm Ton ihrer Fantasie freien
Lauf zu lassen …
bohrte, Höhlen ausgrub und die wunderlichsten Gebilde formte, bekamen die größeren ein Thema als Idee.
So war einmal ein Berg zu gestalten, dem
in der nächsten Einheit ein großes Meer
folgte. Einen spannenden Einstieg bot die
Geschichte „Rosi in der Geisterbahn“: der
Hase wurde von den Teilnehmern sofort
nachgeformt und gespielt – Ende offen!
Ein anderes Mal gab es auf einer Ritterburg heiße Gefechte, bei denen die
Festung am Ende vollkommen zerstört
wurde.
Für die Abschlussstunde wünschten sich
alle eine passende Geschichte zum Thema
Weihnachten, im Rahmen derer das Haus
vom Weihnachtsmann entstand.
Gemeinsam schaffen die Kinder aus Haus 3
Kunstwerke aus Ton.
Schon der Beginn der Stunde stellte die
Teilnehmerinnen und Teilnehmer vor die
erste Herausforderung, den Batzen „Erde“
aus der Tüte zu wickeln. Während die jüngere Gruppe voller Begeisterung frei loslegte, mit ganzem Körpereinsatz Löcher
Jede Einheit endete in dem Höhepunkt,
das Kunstwerk im Rollenspiel wieder einzuräumen. Im Mittelpunkt der Angebote
stand nicht ein klassisches Produkt,
sondern vielmehr ging es um das Tun mit
dem positiven Erlebnis, etwas gemeinsam zu gestalten. Jeder konnte die Erfahrung machen, sich selbstwirksam mit
seinen Ideen aktiv in der Gemeinschaft
einzubringen. Dabei fand jeder kleine
Künstler eigene Ausdrucksformen, auf-
Kreatives und fantasievolles Arbeiten mit Ton.
gestaute Gefühle körperlich und im
Rollenspiel auszuleben und abzubauen,
so dass alle an emotionaler Stabilität
gewinnen konnten.
Fazit der Kinder: „Sogar das Aufräumen
mit dem Eiskratzer hat Spaß gemacht!“
Und die Planungen für ein neues Projekt
laufen bereits auf Hochtouren.
Dagmar Elmers
Sie ist Heilpädagogin und als Fachkraft für
häusliche Frühförderung seit Anfang 2013
in einer Kinderdorffamilie zur Einzel förderung tätig. Das Projekt führte sie im
Rahmen ihres Studiums und der Bachelorarbeit im Bereich Soziale Arbeit durch.
Smartphones, Apps und Co.
Das Smartphone gilt als aktuelles Gerät, welches verschiedene Funktionen in einem Gerät
integriert und durch mobiles Internet sowie durch die Nutzung von Apps für seine Besitzer
nahezu unbeschränkte Nutzungsmöglichkeiten bietet. Neben Kamera, Wecker und mp3-Player ist das Verbinden mit seinen sozialen Netzwerken permanent möglich. Jugendliche sind
von diesen Geräten besonders fasziniert – gelten die Smartphones mittlerweile als zentrales Symbol eines jugendlichen Lebensstils und des Erwachsenwerdens. Die vielen Funktionen und Möglichkeiten eines Smartphones setzen einen kompetenten Umgang damit voraus, der erst erlernt werden muss. Bei Jugendlichen spielt die Preisgabe persönlicher
Daten eine tragende Rolle. Dabei müssen Jugendliche über Gefahren und Risiken, die bei
der Nutzung der mobilen Alleskönner entstehen, aufgeklärt und beraten werden.
Im Kinderdorf bietet der Pädagogische Fachdienst regelmäßig „Smartphone-Workshops“
für alle Jugendlichen ab 13 Jahren an. In diesen Gesprächen steht neben der Aufklärung der
Austausch der Jugendlichen untereinander im Vordergrund. Alles rund um das Smartphone, Tipps zu aktuellen Apps sowie zum Thema Datenschutz werden diskutiert, so dass die
Jugendlichen zu Experten ihres eigenen Handelns werden können. Stefan Immesberger
Leben in Eltville 15
Ressourcen entdecken und fördern
Das Leben in der heilpädagogischen Wohngruppe im Alten Pfarrhaus
men das Tempo. Es geht nicht darum, die
Erwartungen anderer zu erfüllen, sondern
darum, die Balance zu finden, so dass die
Kinder weder über- noch unterfordert
sind.
Im Garten sammeln die Kinder viele
wertvolle Erfahrungen: Obst und Gemüse
pflanzen, die Pflanzen pflegen, ernten und
verarbeiten. Bei der täglichen Pflege der
Tiere lernen die Kinder Verantwortung zu
übernehmen.
Die heilpädagogische Wohngruppe bietet ein Zuhause für Kinder, die einer
besonderen Förderung bedürfen. Meist
ist der Entwicklungsrückstand groß und
die Anzahl an Auffälligkeiten hoch. Die
Wohngruppe bietet diesen Kindern einen
Ort, an dem sie Struktur, Halt und einen
Platz finden, an dem sie so angenommen
werden, wie sie sind. Im Unterschied zu
den sogenannten „Regelkindern“, gibt es
einen Mehrbedarf: an Spezialisten, v.a.
bei der Bewegungs- und Sprachförderung; an Zeit, z.B. für die Einführung und
Übung zur Sicherung und zum Transfer
des Gelernten; an Methoden, z.B. bei der
Beratung der Eltern und Lehrer. Heilpädagogische Erziehung ist anders, individueller, langsamer und differenzierter. In
der Heilpädagogik geht es darum, das
Kind als Ganzes wahrzunehmen. Nicht
seine Defizite werden offen gelegt, sondern seine Ressourcen entdeckt und
gefördert.
Acht Kinder leben im Alten Pfarrhaus. Das
Erzieherteam wird durch eine Heilpädagogin und eine Psychologin ergänzt. Im
heilpädagogischen Raum des Hauses
werden die Kinder individuell mit verschiedenen Methoden und Materialien
gefördert. Sie dürfen sich ausprobieren,
machen Grenzerfahrungen und bestim-
gleich, ob man der Vertraute, der Nervige,
der Lehrende, der Tröster oder einfach
die Erzieherin ist. In all den Jahren ist es
jeden Tag aufs Neue schön zu sehen, wie
die Kinder reifen, Fortschritte machen und
einfach sie selbst sein können – ohne
Angst, ob sie der gesellschaftlichen Norm
entsprechen.
Carolin Rücker und Sabine Leesing
Im Konzept ist festgelegt, dass die Kinder möglichst in ihr Elternhaus zurückgeführt werden. Dies bedarf einer engen
Zusammenarbeit mit und Einbindung
von den Eltern – was in der Realität nicht
immer möglich ist. Der erzieherische
Auftrag erfordert eine interdisziplinäre
Zusammenarbeit zwischen Team, Therapeuten, Ärzten, Lehrern und Jugendamt,
damit die Förderung der Kinder dort
ansetzt, wo sie benötigt wird.
Und ganz persönlich – wie ist es im Alten
Pfarrhaus?
Jeder Tag ist bunt, neu und voller Leben.
Man weiß nie, was einen erwartet. Ganz
Bei den Hausaufgaben im heilpädagogischen Raum der Gruppe.
kidoblick Nr. 35 · 1/2015
16 Leben in Eltville
Was Kinder stark macht
Förderung im Alltag von Krippenkindern
Hallo! Ich heiße Lotta und bin in der
Regenbogengruppe. Ich werde jeden
Morgen um 8.00 Uhr von den Kindern
geweckt. Da die Regenbogengruppe nur
halbtags geöffnet hat, bin ich nach dem
Mittagessen alleine. Die anderen Puppen
haben bis 17.00 Uhr Halligalli. Das würde
ich auch gerne mal erleben, andererseits
tut mir die Ruhe nach einem anstrengenden Tag ganz gut.
Es gibt hier in der Kita viele Rituale, die
uns Puppen und Kindern im Alltag helfen …
Förderung gehört in der Krippe zum Alltag.
Zentral ist der Aufbau von verlässlichen
Beziehungen, in denen jedes Kind Geborgenheit und Akzeptanz erfährt. Aus solch
einer Geborgenheit entsteht ein positives Lebensgefühl, was die Grundvoraussetzung ist, um Übergang und Alltag in der
Krippe sowie das Leben später gut zu
meistern. Begonnen wird der Beziehungsaufbau zur Bezugserzieherin nach dem
Berliner Eingewöhnungsmodell. Erst
danach kann das Kind sich auf seine Ent-
wicklungsaufgaben wie Spracherwerb,
Autonomie und Kontrolle des eigenen
Körpers und den Erwerb sozialer Kompetenzen einlassen. Sozial kompetente
Kinder haben intakte Beziehungen, die
sie in schwierigen Situationen unterstützen. Wir bieten den Kindern verlässliche
Partnerschaften, unterstützen sie in ihrer
Selbständigkeit. Ein Kind, das eigene
Lösungen findet, geht mit einem guten
Selbstwertgefühl und -bewusstsein
durchs Leben.
Die Sprachförderung findet v.a. durch
Sprachvorbilder statt. So verbalisieren
die Erzieherinnen ihr Tun in langsamer,
deutlicher und kindgerechter Sprache.
Daneben gibt es Sprachanlässe im Gruppenalltag wie gemeinsames, gestenunterstütztes Singen und Vorlesen.
Die Motorik wird gefördert, indem wir die
Kinder bei lebenspraktischen Tätigkeiten
unterstützen und viel eigenständig tun
lassen, wie etwa das Händewaschen oder
Anziehen. Die kreativen und gestalterischen Angebote enthalten vielfältige
Lotta hat ihren eigenen Platz am Tisch der
Regenbogengruppe.
Anregungen der Sinne. Jedes Kind wird
dort abgeholt, wo es gerade in seiner Entwicklung steht.
Wenn es doch einmal zu Entwicklungsauffälligkeiten oder -verzögerungen
kommt, arbeiten wir eng mit der Frühförderstelle zusammen. Diese weist
gezielte Fördermaßnamen auf und
vermittelt z.B. Ergo- oder Physiotherapeuten.
Karina Schäfer-Feldpausch
Auf den Skiern mit ThyssenKrupp
Im Januar starten wir unsere Reise nach Vnà im Unterengadin. Trotz der langen Fahrt freuen sich alle auf
die kommenden Tage und wollen beim ersten Schnee am liebsten direkt eine Schneeballschlacht starten.
Bei der Ankunft ist leider kein Schnee mehr in Sicht, was jedoch das Hotel und das Festmahl am Abend wettmachen. Nach dem Essen erkunden wir im Dunkeln den Ort und geraten auf richtige Eisstraßen, die einem
alles abverlangen.
Der zweite Tag beginnt um 6:30 Uhr, da wir pünktlich auf der Piste sein wollen. Die Fahrt mit der Gondel
ist für viele das erste Mal! Nachdem ein Teil unserer Gruppe im Skikurs ist, machen die anderen die Pisten
unsicher, was sich beim Schneesturm als gar nicht so einfach herausstellt. Alle Kinder sind begeistert und wollen gar nicht mehr aufhören
und am Ende des Skitages lautet das Fazit aller: Ski fahren macht richtig Spaß!
Am nächsten Tag treffen wir das Team von ThyssenKrupp. Ein Highlight jagt das nächste, v.a. der Videodreh mit dem Kameramann
Matthias Frenske, der mit den Kids die Piste hinunter schießt und jedem Einzelnen das Gefühl gibt, ein Ski-Superstar zu sein. Jede freie
Minute bis zur Fahrt ins Hotel wird auf Skiern verbracht und als es soweit ist, tönt es von allen: „Pia, wann fahren wir wieder in den Winterurlaub?“ oder „Ich will noch nicht gehen!“ Von der Piste geht es zu einem Bauernhof, auf dem wir eine interessante Führung bekommen, Tiere streicheln und u.a. mit selbstgemachtem Käse und frischer Milch (von den zuvor gestreichelten Kühen) überrascht werden.
Am letzten Tag fällt das Wecken der müden Ski-Krieger gar nicht leicht. Keiner will nach Hause fahren und der Abschied von Herrn
Matteo, seinem Sohn und dem ThyssenKrupp-Team fällt schwer. Nach einer langen Heimfahrt kommen alle müde aber auch sehr glücklich
zu Hause an. Alles in allem können wir sagen, dass eine tolle und ereignisreiche Zeit hinter uns liegt und, dass wir uns wirklich glücklich
kidoblickvon
Nr.
35 · 1/2015diese Reise ermöglicht bekommen zu haben! Ganz herzlichen Dank!
schätzen,
ThyssenKrupp
Vanessa Venturi
Jubiläum in Eltville 17
Wie alles begann …
… und was der Heilige Josef damit zu tun hat
„Diese Filiale wurde gegründet am Mittwoch, den 22. März des Jahres 1961 von
Mutter Maria Imelda von Jesus, Generalpriorin der Dominikanerinnen von Venlo,
[…] und mit dem Namen Bethanien-Kloster
„Marienhöhe“ unter den besonderen
Schutz der Gottesmutter gestellt.“ So
beginnt die Schwesternchronik und legt
den Grundstein für den neuen Konvent
und das Kinderdorf.
Das Interesse und die Unterstützung für
das erste Kinderdorf in Hessen sind groß.
Am 13.12.1961 beginnen „Die Pioniere [...]
mit einer großen Räummaschine die alten
Weinstöcke und -drähte zusammen zu
schieben. Die Arbeit am Kinderdorf
beginnt. Deo gratias!“ 1962 erste Probleme: Haus 2 ist zu nahe am Abhang
geplant – ein zusätzliches Stück Land
muss gekauft werden. Die Lösung: „Am
Sonntag sind wir hingegangen und haben
in dem Stück Land, welches wir zur Ausführung der Pläne noch benötigen, eine
Medaille des hl. Josef eingegraben. Er
muß sorgen, daß die Besitzer zum Verkauf ihres wirklich herrlichen Weinberges
bereit sind, sonst stockt unsere ganze
Arbeit.“ Es gelingt und im Oktober kann
Richtfest gefeiert werden.
Die Dominikanerinnen und allen voran
die mit dem Bau beauftragte Sr. Justina
kümmern sich um alles und setzen sich
auch Kritik aus. Der Bischof ermahnt sie
„die Sorgen für den Bau anderen zu übertragen“ und mehr zu beten – die Dominikanerinnen machten beides: beten und
sich darum kümmern, dass alles läuft. Am
24.03.1965 werden die ersten Kinder aufgenommen, der Bedarf ist hoch: „Von den
verschiedensten Stellen wurden Aufnahmeanträge an uns gerichtet. Wir hätten
das gesamte Kinderdorf in einer Woche
belegen können, wenn wir alle Kinder
genommen hätten. Frau Dr. K. vom Landesjugendamt Wiesbaden hatte sich die
Zustimmung zu jeder einzelnen Aufnahme
vorbehalten. So ergab sich die etwas
eigenartige Situation, daß wir manches
Kind gerne aufgenommen hätten, das
Frau Dr. K. als nicht geeignet ansah. Dagegen mussten wir andere Kinder aufnehmen, deren Situation und Entwicklung sie
u. E. für ein Kinderdorf ganz ungeeignet
machten.“ Anfang Mai wurden dann auf
einen Schlag 31 Kinder aufgenommen.
Am 31.05.1965 beginnt die feierliche, offizielle Einweihung des Kinderdorfes mit
einer bösen Überraschung: „Die Pumpe in
unserer Wasserpumpstation war ausgefallen.“ Während der Festgottesdienst stattfindet, wird unbemerkt ein Ersatzmotor
installiert. In der Presse wird das „moderne Kinderdorf“ ausführlich beschrieben,
zum „offenen Sonntag“ kommen 1.200
Besucher.
orf
50 Jahre Bethanien Kinderd
Eltville - das wollen wir
gemeinsam mit Ihnen feiern!
Wir würden uns sehr freuen,
wenn Sie mit dabei wären:
vom 10.-13.09.2015 finden
verschiedene Veranstaltungen
finstatt. Ab Mitte des Jahres
en
den Sie weitere Information
dazu auf unserer Website.
Täglich besichtigen die Schwestern die Baustelle und schauen nach dem Rechten (1963).
Die Dominikanerinnen arbeiten mit aktuellen pädagogischen Mitteln. Zunächst werden Kinder kurzfristig untergebracht, aber
die Idee des Kinderdorfes etabliert sich:
1970 sind fast alle Plätze Dauerheimplätze – in fünf Monaten gibt es Anfragen
für 100 Kinder. Am 01.04.1970 leben 69
Kinder im Kinderdorf, zwischen 13 und 15
Kinder pro Haus. Bei zahlreichen Besichtigungen durch Fachleute ist ein Diskussionspunkt die Küche: „Die einen sehen
die Küche als unnütz an, andere als eine
zu große Belastung für die Mitarbeiter
und für uns ist es ein Herzstück innerhalb
der Erziehung. Wenn auch viel an Arbeit
damit verbunden ist, möchten wir die
Küche nicht missen.“
In den ersten Jahren werden die Weinberge
noch von den Schwestern bewirtschaftet –
hier bei der Weinlese 1968.
Die Bauplanungen für das erste Kinderdorf in
Hessen (1962).
In den ersten Jahren ist das Freibad auf der
Schwesternhaus-Terrasse beliebter Treffpunkt
– vor allem im heißen Sommer 1976.
Der Bischof besucht das Kinderdorf (1967).
kidoblick Nr. 35 · 1/2015
18 Das Neueste
Jugend trifft Klassik!
Im November 2014 fand in der Aula des Kido Schwalmtal ein „Jugend trifft
Klassik“-Musikkonzert statt.
Wochen zuvor wurden Stücke, wie zum Beispiel ein Kanon von Pachelbel
oder ein Trio, einstudiert. Für das Konzert wurde mit Plakaten geworben und
es kamen viele Menschen, um zuzuhören. Das Konzert war ein voller Erfolg!!!
Es haben fünf Leute daran teilgenommen: die Fatima (14) spielte Cello, die
Svenja (15) Querflöte und die Lana (13) Bratsche und Klavier. Auch Schwester
Hellena und Schwester Maria Magdalena haben am Klavier und der Flöte mitgewirkt! Die fünf brachten tolle Beiträge hervor. Es war viel Mühe, hat aber
auch sehr viel Spaß gemacht!
Lana, 13 Jahre
Auf Tour mit Kinderdorffreund Guido Cantz
Guido Cantz, der bekannte Kölner Karnevalist und Moderator der Fernsehsendung
„Verstehen Sie Spaß?“ ist ein Freund der Bethanien Kinder- und Jugenddörfer und
unterstützt seit langem das Kinderdorf in Bergisch Gladbach. Guido Cantz und Bethanien
Geschäftsführer Werner Langfeldt sind befreundet, sie beide wohnen in Köln-Porz. An
einem Sonntag im Januar 2015 begleitete Werner Langfeldt Guido Cantz auf einem
„normalen 11-stündigen Arbeitstag“ während der Karnevalssession. Sowohl in den Kölner
Hochburgen, wie Gürzenich, Satory oder Maritim, als auch in den kleineren Sälen in
Hennef, Hürth oder Oberwinter begeisterte Guido das Publikum mit seiner pointenreichen
Rede. Werner Langfeldt war beeindruckt von der Lockerheit aber auch von der
notwendigen Konzentrationsfähigkeit und Disziplin des Entertainers, damit ein solcher
Sitzungsmarathon souverän und über mehrere Wochen hinweg bestanden werden kann.
Und nach jedem Auftritt standen die Fans Schlange und wollten Autogramme oder Selfies
mit Guido haben, die sie dann auch alle bekamen. Ein beeindruckender Tag mit einem
bodenständig gebliebenen Star. Ein Wiedersehen gibt es am Karnevalssonntag auf dem
Wagen von Guido Cantz im Porzer Karnevalssonntagszug.
Seit vielen Jahren unterstützt Guido Cantz die Kinderdörfer und hat schon oft erlebt, wie die
Kinderdorffamilien und Gruppen arbeiten. Als Vertreter der Kinderdörfer hat sich Werner
Langfeldt gefreut, nun auch einmal Cantz Alltag hautnah mitzuerleben.
Baubeginn des neuen BeWo-Hauses an der Dülkener Straße
Im Dezember hat der Bau des neuen BeWo-Hauses (BeWo steht für Betreutes Wohnen für
junge Erwachsene) an der Dülkener Straße in Waldniel begonnen. Der Bauunternehmer
Christoph Roemer baut nicht nur das Haus, er ist Investor und Vermieter des neuen
Hauses in der Nähe der Achim-Besgen-Halle. Er errichtet das Gebäude nach den Wünschen
des Kinderdorfes. Drei in sich abgeschlossene Apartments mit eigenem Bad und kleiner
Küche und zusätzlich eine große Wohnung, die Platz bietet für vier junge Leute sowie Büroräume für die Fachkräfte des Betreuten Wohnens finden in dem Haus Platz. „Wir sind
sehr froh, dass wir Christoph Roemer für das Projekt gewinnen konnten“, erklärt Bethanien Verwaltungsleiter Stephan Joebges. „In Schwalmtal ist es schwierig, Wohnraum für
unsere Jugendlichen zu finden, denn es gibt nur wenige kleine Wohnungen.“ Das neue
BeWo-Haus entspricht jetzt nicht nur den Bedürfnissen der jungen Bewohnerinnen und
Bewohner, sondern es hat auch eine sehr gute Anbindung an den ÖPNV, Einkaufsmöglichkeiten sind ebenfalls schnell zu erreichen.
„Und gleichzeitig verschönern wir den Ort“, sagt Christoph Roemer. „Die alte Industriebrache wird durch einen schönen Neubau
ersetzt.“ Das Haus soll Ende des Jahres fertiggestellt werden. Das Bethanien Kinderdorf möchte in Zukunft noch mehr Jugendliche mit
Betreuungsbedarf dabei unterstützen, den selbständigen Weg in das Erwachsenenleben zu finden.
Kinder Kinder 19
Kindermund
Diego (11) hat Hunger … auf den Einwand,
dass wir ja gerade erst gegessen haben, sagte er:
„Ich habe eben schnelle Magensäure.“
von unseren
„Diese Seite wird
inderdörfern
Kindern aus den K
n die Kinder
fe
ür
d
i
be
Da
!
ht
gemac
nach Herzenslust
eine ganze Seite
jedes Kindert
is
um
ih
e
R
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n
te
gestal
Mal haben Kinder
dorf dran, dieses
f Eltville die
aus dem Kinderdor
Seite illustriert.“
Der Kidorat Schwalmtal stellt sich vor
Ein Ferientag von Laura (12 Jahre) aus dem Kinderdorf Eltville
09:30 Uhr:
Man schmeckt das lecker! Zum Frühstück gibt es heute frische Brötchen.
Die sind noch ganz warm. ☺
09:00 Uhr:
ich
Guten Morgen Kinderdorf! Endl
sind Ferien und ich kann mal so
richtig ausschlafen.
13:00 Uhr:
Da wir den ganzen Tag Zei
t haben,
machen wir einen Ausflu
g. Wie man
weiß, macht‘s im Zoo rich
tig viel
Spaß! ☺
14:20 Uhr:
Diese kleinen Ziegen sind richtig
das
süß und sooo zutraulich! Da ist n!
Knuddeln gleich doppelt so schöner
Für neue Energie sorgt ein klei
Mittagssnack.
19:20 Uhr:
end kann ich
Beim Fernsehen am Ab . Und heute
en
nn
spa
ent
g
mal so richti
naschen
zum
es
Süß
s
wa
es
gibt
*freu*!
10:00 Uhr:
Auch in den Fe
ri
Zimmer ordent en sollte man das
lich haben. A
m be
geht das nach
der morgendlic sten
Stärkung.
hen
18:15 Uhr:
Der Tag war toll! Na
ch dem Duschen
föhne ich meine Ha
are und es geht
auch direkt zum Ab
endessen. Mein
Magen knurrt schon
…
21:30 Uhr:
So, nun ist es doch schon spät.
Ich putz noch schnell meine Zähne
und dann kann ich endlich ins
Bett fallen!
18:30 Uhr:
und Brötchen.
Lecker! Es gibt Suppe
das kühle
für
Genau das Richtige
Wetter!
21:45 Uhr:
aus und
Nur noch schnell Hausschuhe kann
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Gut
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Träume machen
20 Leben bei den Dominikanerinnen von Bethanien
Danke, Sr. Judith!
Willkommen, Sr. Hellena!
Im Dezember haben wir einen Wechsel
gefeiert, den es nicht so häufig gibt: die
Stabübergabe von einer Novizenmeisterin
an die nächste.
Sr. Judith hat über 16 Jahre lang junge
und auch ältere Frauen begleitet, die sich
für den Eintritt in unsere Gemeinschaft
interessierten. Ihre Zahl ist schwer zu
beziffern, denn manche blieben nur sehr
kurz, andere waren lange in der Ordensausbildung, sind dann aber doch gegangen. Die ersten Phasen des Ordenseintritts sind ja auch zur Prüfung gedacht,
und so hat Sr. Judith vielen Frauen dabei
geholfen, ihrer Berufung nachzuspüren.
Diejenigen, die Kandidatur und Postulat
erfolgreich durchlaufen, kommen im Noviziat erst in die richtige Ausbildung. Dies
sind schon zwei ziemlich intensive Jahre
und Sr. Judith hat sie mit vielen sehr unterschiedlichen Frauen geteilt. Dabei geht
es nicht nur darum, Ordensgeschichte
oder die Bedeutung der Liturgie zu lernen. Viel wichtiger ist es, dass die Novizin
ihre persönliche Gottesbeziehung entdeckt und vertieft. Dafür braucht man
wahrhaftig eine Meisterin – und das ist
Sr. Judith.
Außerdem müssen die spirituellen Azubis
auch lernen, wie sie in einer Gemeinschaft
leben können. Das ist manchmal gar nicht
so einfach, v.a. wenn man mit wenigen
Jungen vielen Älteren gegenüber steht
oder wenn man schon einen Singlehaushalt geführt hat oder aus einer Kleinfamilie kommt und deshalb viele Freiheiten
gewöhnt ist.
In den letzten Jahren gibt es den gesellschaftlichen Trend, dass immer öfter Männer und Frauen in einen Orden eintreten
wollen, die erst als Erwachsene getauft
worden sind. Auch diese besondere Herausforderung hat Sr. Judith angenommen
– und ihre Erfahrungen damit gesammelt.
Am 14. Dezember wurde Sr. Judith offiziell von ihrem Amt entpflichtet. Von all
den vielen Frauen, die sie begleitet hat,
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„Nicht vom Brot allein“
Sein Ruf verbreitete sich immer
mehr, so dass die Menschen von
überall her herbeiströmten.
Sie alle wollten Jesus hören
und von ihren Krankheiten
geheilt werden.
Aus dem Evangelium nach Lukas,
Kapitel 5, 15
Von den vielen Frauen, die Sr. Judith als
Novizenmeisterin begleitet hat, sind heute
noch sieben in Bethanien. Sie bedankten sich
bei ihrer Meisterin zum Ende ihrer Amtszeit.
Fortschritte
im Park
sind heute noch sieben in Bethanien. Die
waren natürlich zur Feier gekommen und
bedankten sich bei ihrer Meisterin.
Im Anschluss an diesen Dank wurde die
neue Novizenmeisterin begrüßt. Das Amt
geht über an Sr. Hellena. Die bisherige
Priorin von Eltville-Erbach ist inzwischen
nach Bergisch Gladbach umgezogen und
richtet dort die Räume für das künftige
Noviziat ein. Ihr wünschen wir Gottes
Segen für die kommende Aufgabe.
Der Umbau in Schwalmtal geht weiter voran. Nachdem ein Teil des
alten Schwesternhauses abgerissen ist, muss der Park neu gestaltet
werden. Dank der milden Witterung
sind die Arbeiten gut vorangekommen. Noch ist alles eine große Baustelle, aber bei Redaktionsschluss
konnte man immerhin schon gut
erkennen, wie die Wege verlaufen
werden. Wenn dieses Heft erscheint,
ist bestimmt schon etwas Gras zu
sehen.
Sr. Hellena (re) übernahm am 14. Dezember
das Amt der Novizenmeisterin von Sr. Judith.
Achtung: Kinder in der Kirche!
Die Kinder vom Brückenhaus verteilen am Frühstückstisch die Rollen der
Weihnachtskrippe: „Ich bin Josef.“ „Ich bin Maria.“ Luis* will das Jesuskind sein,
aber die anderen meinen, dafür sei er zu groß. Sr. Jordana: „Der Jesus wird aber
auch mal größer, er bleibt nicht immer das kleine Baby.“ Darauf Kindergartenkind
Tina* fröhlich-eifrig: „Ja, und dann wird er getötet – bei uns [im Kindergarten] in
der Mondgruppe!“
*Namen geändert
Leben bei den Dominikanerinnen von Bethanien 21
Erstes Dreikönigssingen im Grünen Salon
Das Dreikönigssingen ist im Schwalmtaler Kinderdorf eine gute Tradition. Immer am
sechsten Januar kommen die Kinder ins Schwesternhaus. Alles knubbelt sich im
Wohnzimmer, es wird ein bisschen gesungen und dann trägt jedes Haus etwas vor: ein
Lied am Klavier oder mit der Flöte, ein Gedicht oder ein kleines Theaterstück. Zum
Abschied bekommen alle eine kleine Süßigkeit.
Das Besondere war dieses Jahr, dass wir zum ersten Mal im neuen Haus waren. Also,
eigentlich ist es ja das alte Haus, das Haupthaus von 1911. Aber wir wohnen eben erst
seit einem Jahr darin, und so war es das erste Dreikönigssingen im sogenannten
„Grünen Salon“. Man muss schon sagen: der Raum hat ein besonderes Ambiente, das
auch den Kindern gefallen hat. Und so furchtbar knubbeln müssen wir uns jetzt auch
nicht mehr.
Viel Bewegung
im Schwesternhaus in Eltville
Unsere beiden Novizinnen, Sr. Anna-Maria
und Sr. Martha, haben am 13. Dezember
ihre Ordensausbildung abgeschlossen
und die zeitliche Bindung an die Kongregation abgelegt. Nun beginnt das dreijährige Juniorat, das auch noch Fortbildungen
enthält, doch ab jetzt gelten sie nicht mehr
als Auszubildende.
Für Sr. Anna-Maria bedeutete dies
zugleich eine Versetzung nach Schwalmtal. Sie ist Ende Januar umgezogen und
arbeitet jetzt u.a. in der Schwesternverwaltung. Sr. Martha bleibt in Eltville – als
Erzieherin in Haus 3 des Kinderdorfs.
Auf ein Wort
Sr. Sara Böhmer OP, Generalpriorin
Da das Noviziat jetzt vorübergehend
leer steht, war es der richtige Zeitpunkt,
die alte Novizenmeisterin abzulösen
(s. „Danke, Sr. Judith!“) und ihre Nachfolgerin Sr. Hellena nach Bergisch Gladbach
zu versetzen, wo dann künftig das Noviziat
sein wird.
Damit noch nicht genug der Veränderung: schon im vergangenen Jahr kam
Sr. Vera Noel nach Eltville und im Januar
Sr. Katrina, so dass dies jetzt unsere
jüngste deutsche Hausgemeinschaft
ist.
Sr. Martha (li) und Sr. Anna-Maria feierten
in der Pfarrkirche in Eltville–Erbach ihre
Bindung an die Kongregation.
„Ein Mensch ist wie eine Fotografie: sie muss entwickelt werden, sonst bleibt sie ein Negativ.“ Ich schaue auf das Ultraschallfoto, das die werdende Mutter mir gezeigt hat. Stolz sagt
sie: „Die Frauenärztin sagt, dass jetzt, in der 22. Schwangerschaftswoche, schon alles da
ist, genau wie es sein muss. Das Kind muss nun nur noch wachsen.“
Faszinierend. Wir können diesem kleinen Menschen nichts hinzufügen, was er nicht schon
hätte. Geschaffen nach dem Bildnis und Gleichnis Gottes, und zugleich völlig einzigartig.
Aber wir dürfen ihm beim Wachsen helfen. Wir dürfen, ja wir müssen ihm helfen, sich zu
entwickeln, damit es nicht negativ läuft! Dabei leisten auch Therapie und Entwicklungsförderung ihren unverzichtbaren Beitrag, wichtige Bausteine unserer Arbeit in den Kinderdörfern. Aber es geht nicht darum, das Kind in seinem Kern zu verändern. Wir können nicht
hineinlegen, was nicht bereits angelegt ist, aus einem schwach begabten jungen Menschen
einen Abiturienten, aus jedem Kind ein musikalisches oder künstlerisches Genie hervorzaubern. Aber diese „Fotografie Mensch“ entwickeln, so dass das Bild und die Persönlichkeit ihre Einzigartigkeit sehen lässt und Tiefenschärfe gewinnt, das ist eine der schönsten
Aufgaben von Erziehung.
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22 Fachlich
Wenn Unterstützung gebraucht wird
Bevor ein Kind in ein Bethanien Kinder- und Jugenddorf
kommt, hat es viel erlebt. Es trägt einen großen Rucksack an
Erfahrungen und Erlebnissen auf dem Rücken, der oft zu
schwer ist für die kindliche Seele und den kindlichen Körper.
Daher braucht jedes dieser Kinder eine individuelle Förderung. Wir sind sehr froh über die Unterstützung der öffentlichen Hand, finanzieren doch die Jugendämter einige
Therapie- und Fördermöglichkeiten, die den Kindern einen
Neustart in das Leben bieten. Doch nicht jede Therapie, die
von den Pädagogen als notwendig betrachtet wird, kann
von den Kostenträgern finanziert werden. Daher brauchen wir
die zusätzliche Unterstützung von engagierten Förderern.
Als Peter Matteo im März 2003 den Förderverein des
Bethanien Kinder- und Jugenddorfes in Eltville-Erbach
gründete, sagte er: „Der Mensch schuldet dem Kind das
Beste, was er zu geben hat“. Mittlerweile unterstützt er mit
seinem Verein alle drei Bethanien Kinder- und Jugenddörfer
mit einer Schulförderung, da die uns anvertrauten Kinder
und Jugendlichen oft eine besondere Unterstützung in der
Schule benötigen. Neben zielgerichteten Nachhilfestunden,
unterstützt der Förderverein die berufliche Ausbildungsförderung und gibt Hilfen beim Einstieg in das Berufsleben.
Auch hat er sich zum Ziel gesetzt, die Öffentlichkeit auf die
Kinderdörfer und damit auf die Missstände in der Gesellschaft aufmerksam zu machen. Im vergangenen Jahr wurde
der Förderverein für dieses große Engagement mit dem
Erika-Pitzer-Preis ausgezeichnet.
Ein weiterer wichtiger Bestandteil der Therapie- und Fördermöglichkeiten in den Kinderdörfern ist die Musikförderung.
Durch Musik können die Kinder ihren Stimmungen Ausdruck
verleihen, ihr Selbstbewusstsein wird gestärkt, sie haben
Erfolgserlebnisse und lernen, an einer Sache zu arbeiten.
Diese Musikförderung wird nicht nur durch den Eltviller
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Förderverein finanziert, auch der Freundeskreis in Schwalmtal hat Musikpatenschaften initiiert, die ausgewählten
Kindern den Instrumentalunterricht finanzieren. Regional
engagiert sich der Schwalmtaler Freundeskreis zudem mit
seinem Wunschbaumprojekt. Zur Weihnachtszeit sammelt er
zweckgebundene Gelder, die für den Schulstart, Therapien,
als Führerscheinbezuschussung oder für Urlaubsfinanzierungen eingesetzt werden.
Auch der Freundeskreis im Kinderdorf Bergisch Gladbach
ist seit einem Jahr aktiv. Pünktlich zum 1. Geburtstag des
Freundeskreises hat dieser einen Wunschbaum in Bergisch
Gladbach-Refrath aufgestellt, sich auf einer Ehrenamtsmesse vorgestellt und am örtlichen Weihnachtsmarkt teilgenommen.
Alle Freunde und Förderer der Bethanien Kinder- und Jugenddörfer verfolgen das gleiche Ziel:
Kindern eine Zukunft schenken!
Ihre Hilfe 23
Glänzende Augen und strahlende Gesichter
Mit vielen liebevoll verpackten Päckchen, zahlreichen wunderbaren Karten und
manchem bunten Geldschein haben Ende des letzten Jahres wieder viele von
Ihnen dazu beigetragen, dass wir den Kindern und Jugendlichen in unserem
Kinderdorf Eltville ein rundherum schönes und gesegnetes Weihnachtsfest
schenken konnten. Stellvertretend nennen möchten wir an dieser Stelle die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Deutschen Bundesbank und der Süwag in
Frankfurt, den real in der Äppelallee in Wiesbaden, die Mitarbeiter und Kunden
der Kiliansapotheke in Eltville, den Lions Club Rheingau und die Freunde und
Gäste des Hotels Schloss Reinhartshausen Kempinski. Bei ihnen und allen anderen möchten wir uns von Herzen für ihre außerordentliche und großzügige Unterstützung und Hilfe bedanken!
Stricken für das Kinderdorf in Bergisch Gladbach
Stolze 1.850 Euro haben diese rüstigen Damen der Katholischen
Frauengemeinschaft (kfd) Erfstadt für das Kinderdorf Bergisch
Gladbach „erstrickt“. Denn ein Jahr lang bastelten und strickten die
Damen, um wunderschöne Socken, Kinderkleidung und Mützen auf
umliegenden Weihnachtsmärkten zu verkaufen. Dass dabei so viel
Geld für unsere Kinder zusammengekommen ist, freut Susanne
Gonswa (vorne links) sehr. Zum Dank hat sie die Damen ins Kinderdorf eingeladen, im Mai freuen wir uns auf den Besuch der fleißigen
Helferinnen.
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wir allen unse
Hiermit danken
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Spendern und
Kinderdörfer.
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Dank Ihrer Hilfe
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Einige Beispiel
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stellvertretend
170 Frauen singen vor ausverkaufter Halle mit viel
(FRAUEN)POWER für das Kinderdorf in Schwalmtal
Die blautürkisenen Halstücher wippen, als die 170 Sängerinnen auf der Bühne
der Achim-Besgen-Halle das FRAUENPOWER-Konzert mit dem Lied „It’s raining
men“ eröffnen. Schon zum zweiten Mal ist der Frauenchor nach Waldniel gekommen, um mit seinen Stimmen den Freundeskreis des Bethanien Kinderdorfes zu
unterstützen. Vor ausverkaufter Halle zeigen die Frauen zwischen 12 und 70 Jahren unter der Leitung von Andrea Kautny nicht nur soziales Engagement, sondern auch tolle Stimmen. Die 43-Jährige ist Chorleiterin aus Leidenschaft,
zweieinhalb Stunden führt sie im schwarzen Abendkleid im Publikum auf einem
Podest stehend ihren Chor durch den Auftritt. Nach 18 Stücken verlässt das Publikum begeistert die Halle. Heinz-Peter Heggen des Freundeskreises resümiert:
„Das war eine wunderschöne Veranstaltung. Herzlichen Dank an Andrea
Kautny und ihre Willicher Mädels.“ Am Ende des Abends kam die großartige
Summe von rund 4.630 Euro zusammen.
Danke!
Wir alle freuen uns, Ihnen mit dieser Zeitung dreimal jährlich kostenlos einen Einblick in unser Leben
geben zu können.
Mehr als 650 Kinder, Jugendliche und Erwachsene leben und arbeiten in den Bethanien Kinderdörfern. Sie alle beteiligen sich an
der Erscheinung dieser Zeitung. Mit Ideen, Artikeln oder Bildern. Das geht aber nur, weil wir Menschen gefunden haben, die die
Produktion unseres kidoblicks mit einem Geldbetrag unterstützen. Dafür sagen wir an dieser Stelle aus vollem Herzen Danke!
Rudolf Böhm e.K.
Generalagentur
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Bethanien Kinder- und Jugenddorf
Eltville
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Ungerather Straße 1 – 15
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kidoblick Nr. 35 · 1/2015
www.bethanien-kinderdoerfer.de
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