REPORT - Feuerwehr Report Wuppertal
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REPORT - Feuerwehr Report Wuppertal
RE PORT +++ Informationen der Freiwilligen Feuerwehr Wuppertal +++ Freiwillige Feuerwehr Ausgabe 2 Oktober 2002 Sieg knapp verfehlt Wuppertaler werden Vize-Meister im American Muster Aus dem Inhalt: Sieg knapp verfehlt: Wuppertaler werden VizeMeister im American Muster Brandschutzerziehung: Kasper-mobil Ausgedient: Ein Nachruf Serie: Die Gefahren der Einsatzstelle Ausbildung: Gefahrgut auf der Schiene Aus ganz Deutschland kamen im Morgengrauen des 31. August 2002 insgesamt 22 Feuerwehrgruppen nach Duisburg, um den ersten „deutschen“ American Muster der Feuerwehren auszufechten. Zweiter Sieger mit einem Rückstand von nur vier Sekunden wurden die Kameraden aus Wuppertal-Ronsdorf nach einer Gruppe aus Libbenichen, Brandenburg. Und das, obwohl sich die Wuppertaler kaum auf den Wettkampf vorbereiten konnten. Das Event stammt, wie der Name schon vermuten lässt, ursprünglich aus Amerika und ist dort ein weit verbreiteter sportlichfeuerwehrtechnischer Wettkampf. Er besteht aus zwei Disziplinen, „Hose Cart“ und „Bucket Brigade“, zu deutsch: Schlauchwagen(rennen) und Eimerkette. Bestritten werden beide Disziplinen mit je sechs Feuerwehrfrauen oder -männern. Insgesamt sechs Kameraden des Löschzugs Ronsdorf und ebenfalls sechs treue BegleiterInnen machten sich also auf den Weg nach DuisburgBaerl, um bei den ersten in Deutschland organisierten internationalen American Muster-Wettkämpfen kräftig mitzumischen. Für die Organisatoren war es wichtig, dass alles nach amerikanischem Vorbild ablief. So wurden alle Längen und Maße nach amerikanischen Vorgaben in deutsche Maße umgerechnet, selbst die Schlauchhaspel wurde von Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr Duisburg exakt nach amerikanischem Vorbild nachgebaut. Die Wuppertaler hatten sich vor dem Wettkampf lediglich an drei Samstagen für ein paar Stunden zusammengefunden um den Wettbewerb vorzubereiten. „So richtig üben konnten wir nicht, da uns das ‘echte’ Equipment fehlte. Welche Feuerwehr Die erste Disziplin besteht in Deutschland hat schon aus einem Löschangriff. amerikanische SchlauchHier gilt es eine Schlauchhaspeln?“ meint Kai haspel eine Strecke von Aschmann, der Chef der 100 m zu ziehen, anschlieMuster-Truppe. Die Disßend mit einem Schlauch ziplinen wurden also nur einen Löschangriff aufzu- American Muster: Ein Team aus Wuppertal- sporadisch mit deutbauen und einen Ziel- Ronsdorf wurde Vize-Deutschlandmeister. schem Feuerwehrkörper umzuspritzen. Bei material trainiert. Mander zweiten Disziplin muss mit Hilfe einer Leiter cher Ronsdorfer Bürger, der an einem der Samseine Höhendifferenz von 4 m überwunden und tage durch die Talsperrenstraße ging, muss sich mittels einer Eimerkette ein leegefragt haben, was die Brandschützer wohl Verres Fass auf einem Podest mit rücktes tun? Gerade die Eimerkette am Zaun verWasser gefüllt werden. Bei beiden setzte denn doch den Einen oder Anderen ins StauDisziplinen wurde die Zeit genen mit der Frage, ob die Feuerwehr denn nun stoppt und auf Fehler geachtet. wieder mit Eimern lösche... Die Oberschiedsrichterin, Angehörige der Berufsfeuerwehr Duisburg, hatte sich in den USA in Ein Team bei den Wettkämpfen aber hat selbst den Pennsylvania über die genauen Regeln informiert Vize-Meister ins Staunen gebracht. „Eine Gruppe und sogar schon einmal in Stockholm an einem bestand aus drei Kameraden der Ehrenabteilung Muster-Wettkampf teilgenommen. der Freiwilligen Feuerwehr Duisburg-Baerl, die Seite 2 FEUERWEHR REPORT kompakt - WUPPERTAL Fotos (2): Schauer alle über 70 Jahre alt waren und gemeinsam mit ihren jüngeren Kameraden antraten“, so Aschmann. „Für diese Gruppe gab es besonderen Beifall“. Obwohl es für alle ein Wettkampf war, ging es bei der Veranstaltung eher gelassen zu. Da durfte bei einem Patzer auch mal gelacht werden und zuweilen wurde auch das Publikum aus versehen mit Wasser „gekühlt“. Ersten Gerüchten zufolge sollen die zweiten Meisterschaften im Muster bereits nächstes Jahr stattfinden. Der Vize-Meister aus Ronsdorf ist in jedem Fall schon darauf vorbereitet und hofft, dass dann vielleicht eine weitere Gruppe aus Wuppertal teilnimmt. Die siegreiche Mannschaft aus Wuppertal-Ronsdorf. SR Brandschutzerziehung Kasper-mobil Foto: Rassek Pünktlich zum 5-jährigen Jubiläum bekam das Brandschutzkaspertheater der Jugendfeuerwehr WuppertalRonsdorf ein eigenes Auto überreicht. Der weiß lackierte Transporter wird bei der Feuerwehr Wuppertal offiziell als „Gerätewagen-Kasper“ geführt und ist beim Löschzug Ronsdorf stationiert. Die Mitglieder des Kaspertheaters freuen sich richtig auf den neuen Wagen - sparen sie so Impressum viel Zeit beim Auf- und Abladen der Bühne. „Wir haben bis jetzt immer eine Stunde für das Ein- und Ausladen benötigt, mussten auch oft improvisieren“ erzählt Klaus Hegemann, stellvertretender Kasperdirektor. Den Puppenspielern stand bis jetzt nämlich nur ein Mannschaftswagen zur Verfügung, welcher für diese Art von Transport nicht ausgelegt war und jedes Mal mit großem Zeitaufwand umgebaut werden musste. Die Idee, ein eigenes Fahrzeug für das Theater zu beschaffen, ist genauso alt wie das Kaspertheater selbst. Von Anfang an hatte man Probleme, das Material schonend und zugleich sicher zu transportieren. Zuerst dachte man über kostengünstigere Alternativen nach, wie z. B. die Beschaffung eines Anhängers. Die meisten Ideen scheiterten jedoch entweder am Geld oder an der neuen Führerscheinregelung der EU. Das Transportmittel sollte auf jeden Fall mit einem „normalen“ Führerschein gefahren werden können. Erste Kontakte zu möglichen Sponsoren suchte man schon im Jahre 1999. Christoph Henne, Direktor des Brandschutzkaspertheaters, nutzte die ein Jahr später stattfindende Feuerwehrfachmesse „Der rote Hahn“ in Augsburg, um Hersteller von Feuerwehrfahrzeugen und Gerätschaften für die Finanzierung eines Fahrzeugs zu gewinnen. Hierdurch ergaben sich Kontakte zu einem großen Nutzfahrzeughersteller, der die Idee mit einem großen Geldanteil unterstützte. Auf diesem Wege möchten sich die Puppenspieler auch noch einmal recht herzlich bei allen Gönnern bedanken. Letztendlich ermöglicht hat die Beschaffung der Förderverein weiter auf Seite 4 FEUERWEHR REPORT kompakt - Informationen der Freiwilligen Feuerwehr Wuppertal Herausgeber: Redaktion: Anschrift: Freiwillige Feuerwehr Wuppertal, der Sprecher und der Beirat Arbeitskreis 4 - Öffentlichkeitsarbeit (AK-Ö) Redaktion Feuerwehr Report, Stadtbetrieb Feuerwehr 304.4, August-Bebel-Str. 55, 42109 Wuppertal, Tel. 0202 / 494-340, Fax 0202 / 494-344 eMail: [email protected], Internet: www.feuerwehr-report.de Redaktionsmitglieder: Alexander Vonhof (AV, verantw.), Stefan Rassek (SR), Knut Rehse (KR), Holger Windrath (HW) Redaktionsschluss: 10. Oktober 2002. Alle Rechte vorbehalten. Die mit Namen gekennzeichneten Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion oder des Herausgebers wieder. FEUERWEHR REPORT kompakt - WUPPERTAL Mit dem Oldtimer zur Einsatzstelle Ausgedient Ein Nachruf Fotos (4): Windrath Es ist ein strahlend blauer Spätsommertag im Jahr 2000. Der 125 PS „starke“ Dieselmotor ist furchtbar laut, das Getriebe jault wie ein gequälter Hund – man meint, jedes Zahnrad einzeln heraushören zu können. Die Mannschaft, die gleich vor dem Geräteraum sitzt, schaukelt nach rechts, um im nächsten Moment wie eine eingeübte Tanzgruppe das Ganze zur linken Seite hin zu vollführen. Die Sicht durch die kleinen Fensterluken ist schlecht, beim nächsten Richtungswechsel ist sogar kurz der Abendhimmel zu sehen. Der Kamerad vorne hinter dem mächtigen Steuer hat Mühe, die Fuhre auf Kurs zu halten. fahrzeugen Standard war, und einem auswechselbaren Aufbau fand dieses Fahrgestell vielerlei Verwendung. Servolenkung, Bremsassistent, voll synchronisiertes Getriebe? Fehlanzeige. Eine dem Fahrer angepasste Sitzposition? Vergessen Sie’s! Einstellmöglichkeiten fast Null. Ein Blick auf die Armaturentafel verdeutlichte die Notwendigkeit einer Bedienungsanleitung, alle Schalter und Bedienungselemente sind wild verstreut. Automobil pur im Zeitgeist der 60er Jahre eben. Unser Exemplar ist etwas über 26.000 km in 35 Jahren gefahren. Im Vergleich zu Baustellen- oder Speditionsfahrzeugen der damaligen Zeit eine geradezu lächerliche Kilometerleistung. Keineswegs zu belächeln war jedoch der Einsatzwert unseres Fahrzeugs. Vom Bund beschafft war der Schlauchwagen unter anderem mit 2.000 m Schlauchmaterial in Buchten und einer Tragkraftspritze bestückt. So wurde die Wasserversorgung selbst zu entlegenen Brandobjekten, die nicht oder nur unzureichend an das öffentliche Hydrantennetz angebunden sind, sichergestellt. In der Vergangenheit wurde der Wagen immer wieder mit viel Aufwand und Fleiß durch unsere Kameraden repariert. Jedoch nagte der Zahn der Zeit unaufhörlich an der KaAusgemustert: Der Schlauchwagen des Löschzugs Dönberg wurde wegen rosse und so war auch unser Fahrzeug in die technischer Mängel außer Dienst gestellt. Jahre gekommen. Bis zuletzt versah es treu und brav ohne Murren seiWie Sie sicherlich schon vermutet haben, handelt nen Dienst, bis die Technische Abnahme wegen es sich hier nicht um eine Seereise des Löschzugs Mängel an der Bremsanlage sein Schicksal vor Dönberg, sondern um eine ganz gewöhnliche Eineinigen Wochen besiegelte. Eine Reparatur lohnt satzfahrt mit unserem vor kurzem außer Dienst aufgrund der hohen Kosten nicht. gestellten Schlauchwagen aus dem Jahre 1965. Wenn Sie jetzt denken, das war ja abenteuerlich, so kann ich das nur bestätigen. Es war abenteuerlich. Im Jahre 1962 löste bei Magirus Deutz die Fahrgestellgeneration der Eckhauber die bisherigen Rundhauber-Modelle ab. Die letzten Feuerwehrfahrzeuge der Eckhauber-Baureihe wurden 1972 ausgeliefert. Die in großen Stückzahlen produzierten Haubenwagen sind auch heute noch bei einigen Feuerwehren anzutreffen, obwohl deren Anzahl sich kontinuierlich verringert. So ein Überbleibsel aus vergangenen Tagen stellte auch unser Fahrzeug dar. Ausgerüstet mit einer Tarnbeleuchtung, die zu Zeiten des Kalten Krieges bei Bundes- Noch im Spätsommer jenes besagten Jahres 2000 hatte das Fahrzeug im Rahmen einer überörtlichen Hilfeleistung auf Nevigeser Gebiet einen letzten großen Einsatz. Beim Brand eines landwirtschaftlichen Gutes wurde fast das gesamte Schlauchmaterial verlegt. Darüber hinaus wurde der Schlauchwagen seitdem noch weitere 16 Mal alarmiert. Mit etwas Wehmut werden wir uns in den nächsten Wochen von unserem Schlauchwagen verabschieden müssen, er wird eine nur schwer zu schließende Lücke im Einsatzfall und bei unseren Übungen hinterlassen - Ersatz ist nicht in Sicht. Ahoi! HW Seite 3 FEUERWEHR REPORT kompakt - WUPPERTAL Serie (1) Die Gefahren der Einsatzstelle Einführung Davon, dass der Beruf oder das Hobby „Feuerwehr“ zeitweise nicht ganz ungefährlich ist, davon zeugen zahlreiche Berichte in der Presse und der Fachliteratur. Dass man aber einer Gefahr besser begegnen kann, wenn man sie kennt, ist eine andere Sache. Nicht umsonst passieren trotz der hohen Gefährdung weit weniger Unfälle bei den Feuerwehren als gemeinhin in anderen Berufen. Zurückzuführen ist dieses nicht zuletzt auch auf die hohe Sensibilisierung der Feuerwehrleute im Arbeitsschutz. Doch die Gefahren des Brandes bedrohen nicht nur die Einsatzkräfte. Jeder, der von einem Unglücksfall betroffen ist, ist den selben Gefahren ausgesetzt wie ein Brandschützer. Wie sich die Feuerwehren auf die „Gefahren der Einsatzstelle“ vorbereiten, soll diese kleine Serie beschreiben, die wir in dieser Ausgabe des Feuerwehr Report kompakt starten. Natürlich mit dem Hintergedanken, dass auch Sie im Ernstfall sich besser vor Feuer und Rauch schützen können. Insgesamt unterscheidet die Feuerwehr neun Gefahren der Einsatzstelle: Gefahren durch Atemgifte, durch Angstreaktion, Ausbreitung des Brandes, Gefahren durch Atomare Strahlung. Es folgen Gefahren durch Chemische Stoffe, Gefahren der Erkrankung oder Verletzung, der Explosion, des Einsturzes und schließlich Gefahren durch Elektrizität. In Feuerwehrkreisen ist diese „Gefahrensammlung“ als AAAA-C-EEEE-Schema bekannt. Eine mögliche Brandausbreitung ist zusammen mit der Gefahr durch Atemgifte die wohl häufigste Gefahr bei einem Brandereignis. Feuer setzt sich im Wesentlichen aus drei Bestandteilen zusammen: Flamme, Wärmestrahlung und heißen Rauchgasen. Alle diese Effekte nutzt der Mensch, wenn er Wärme erzeugt, zum Beispiel bei einem Kaminofen. Die Flamme entzündet das umliegende brennbare Material, die Wärmestrahlung wärmt uns und die Heißgase den Raum. Bei einem ungewollten Feuer – also einem Brandereignis – treten die selben Effekte zu Tage. wird fortgesetzt... Ausbildung: Gefahrgut auf der Schiene Vom 24. bis 26. September hatte die Berufsfeuerwehr Wuppertal die Gelegenheit, an einem Ausbildungszug der Deutschen Bahn AG Gefahrgutunfälle praxisnah zu üben. Foto: Vonhof Seite 4 Fortsetzung “Kasper-mobil” der Freiwilligen Feuerwehr Ronsdorf, der die Geldmittel zusammentrug und mit diesen ein nur zwei Jahre altes Fahrzeug bei einer ortsansässigen Firma erwarb. Unter Mithilfe der Kameraden aus der „aktiven“ Feuerwehr wird nun noch ein Regal- und Haltesystem in den neuen Gerätewagen eingebaut. Stationiert wurde der Zug im Bahnhof Steinbeck, dort fand auch die Ausbildung aller Wachabteilungen statt. Der Übungszug besteht aus insgesamt drei Waggons, ei- Die erste Bewährungsprobe hat das Fahrzeug, unter den Spielern auch liebevoll „Kaspermobil“ genannt, schon bestanden. Anfang Juli fuhr es für ein Wochenende nach Wüstenroth in Baden-Württemberg. Eine neue Bühne ist auch schon vorhanden, sie soll die alte, abgenutzte Bühne ersetzen und wird fest im Gerätewagen verlastet. nem Schulungswagen und zwei Kesselwagen. An den beiden Kesselwagen können Leckagen unterschiedlichster Art sowohl am Rumpf als auch an den Armaturen simuliert werden. Etwa 98 % aller potentiellen Unfallhergänge sind somit darstellbar. Die Bahn lässt sich den Zug etwa 120.000 Euro im Jahr kosten, die Ausbildung ist für die Feuerwehren jedoch kostenfrei. AV Die Truppe vom Kaspertheater wünscht sich natürlich, dass das Fahrzeug nachträglich auch als Feuerwehrfahrzeug kenntlich gemacht wird, also neben einem Blaulicht auch eine rote Lackierung bekommt. Doch bis dieser Wunsch in Erfüllung geht, wird man wohl noch eine Weile warten müssen. SR