„Wir sind ein kleines gallisches Dorf“

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„Wir sind ein kleines gallisches Dorf“
Wettbewerb
„Wir sind ein kleines gallisches Dorf“
Am Wochenende findet in Joshofen die bayerische Meisterschaft statt. DRC-Sportwart
Norbert Winter spricht über die Veranstaltung und die Gründe, warum der
Kanurennsport in Neuburg so erfolgreich ist
Von Benjamin Sigmund NR
Auf die Plätze, fertig, los: Am Wochenende findet in Joshofen die bayerische Meisterschaft im KanuRennsport statt. Zuletzt war der DRC Neuburg vor zwei Jahren Ausrichter der Titelkämpfe
Es ist wieder so weit. Der Donau Ruder Club ist zum wiederholten Mal Ausrichter der
bayerischen Kanurennsport-Meisterschaft. Knapp 200 Teilnehmer sind am Samstag und
Sonntag am Joshofener Weiher am Start. Hinter DRCN-Sportwart Norbert Winter, der auch
als Trainer tätig ist, und seinem Team liegen intensive Vorbereitungswochen. Wir haben uns
im Vorfeld mit Winter unterhalten.
Herr Winter, was nimmt denn derzeit mehr Zeit in Anspruch, die Organisation der
bayerischen Meisterschaft in Joshofen oder die Vorbereitung der Sportler als Trainer?
Seit zwei Wochen nimmt die Zeit für die Organisation deutlich mehr Zeit in Anspruch.
Ich bin täglich zwei bis drei Stunden damit beschäftigt, wobei die Vorbereitung der
Sportler auch nicht wenig ist.
Wie viele Helfer sind nötig, die zweitägige Veranstaltung vorzubereiten?
Der engere Personenkreis besteht aus fünf bis sieben Leuten. Die Aufgaben umfassen
das Meldeprogramm, den Aufbau und die Absteckung der Bahnen sowie die
Überprüfung des Materials.
Eine gewisse Erfahrung dürfte vorhanden sein. Was spricht denn für den Austragungsort
Joshofen?
Die Sportler finden ruhiges Wasser ohne Strömung vor. Die Bedingungen sind daher in
jeder Hinsicht fair und für alle gleich. Keine Bahn bietet einen Vorteil. Für Joshofen
spricht auch die Übersichtlichkeit für die Zuschauer und Sportler. Davon profitiert
auch die Wasserwacht, die für die Sicherheit zuständig ist. Ein Nachteil ist lediglich,
dass wir nicht alle Strecken austragen können, da die Bahn nur gute 500 Meter lang ist.
Knapp 50 DRC-Kanuten und damit die meisten aus ganz Bayern nehmen teil. Was macht den
Kanu-Sport in Neuburg so erfolgreich?
Ein riesen Vorteil für uns ist, dass wir beim DRC eine große Anzahl an Betreuern haben
und das Wohl des Vereins nicht an ein oder zwei Personen hängt. Dadurch können wir
sowohl breitensport- als auch leistungsorientiertes Training in verschiedenen Gruppen
anbieten.
Viele Vereine klagen über Nachwuchsprobleme. Besteht dieses Problem beim DRC Neuburg
nicht?
Doch. Wir haben schon auch ein bisschen damit zu kämpfen und haben weniger
Jugendliche als vor einigen Jahren. Gerade im jüngeren Alter ist es zum Teil nicht
leicht. Je älter die Jugendlichen dann werden, desto schwieriger wird es auch, sie zu
halten. Wir können nicht in allen Altersklassen ein Mannschaftsboot stellen und müssen
Jüngere in ältere Jahrgänge hochziehen.
Was spricht dafür, Kanu-Rennsport zu betreiben?
Zunächst einmal braucht man Leistungsbereitschaft. Der Sport ist sehr
trainingsintensiv. Es dauert, überhaupt im Boot sitzen zu können und damit später
schnell fahren zu können. Ist man mal dabei, kommt man durch die Wettkämpfe in
ganz Deutschland herum. Es ist auch ein Mannschaftssport, in dem man sich gegenseitig
unterstützt. Zudem ist es eine gesunde Sportart, die von jung bis ins hohe Alter
betrieben werden kann. Wir haben keine großartigen Verletzungsprobleme.
Die Sportart dürfte nicht ganz billig sein. Sind genügend Sponsoren vorhanden?
Das ist sicher immer ausbaufähig. Wir haben Gönner im Verein und den ein oder
anderen Sponsor. Die Boote sind teuer und müssen erhalten werden. Dazu kommt die
technische Entwicklung der Boote. Man muss einen guten Sportler immer mit bestem
Material versorgen. Ein „Einer“ kostet schon um die 3500 Euro.
Müssen die Athleten dafür selbst aufkommen
Nein. Das wäre auch nicht möglich. Ein „Vierer“ kann 9000 bis 10000 Euro kosten. Die
Boote stellt grundsätzlich der Verein. Nur die Paddel und Kleidung müssen sich die
Sportler selbst kaufen, wobei wir für Anfänger auch das zur Verfügung stellen können.
Sie haben Spitzensportler herausgebracht. Wie stolz ist der Verein etwa auf Carola Schmidt,
die in Karlsruhe den nächsten Schritt gegangen ist?
Natürlich ist man stolz, wenn unsere Sportler bei entsprechenden Meisterschaften
Erfolge aufweisen können. Bei der jüngsten deutschen Meisterschaft haben etwa Sarah
Winter, Verena Schmidt und Konrad Bergmann Medaillen geholt, was ein riesiger
Erfolg und eine absolute Ausnahme war. Wir sind im Kanusport ein kleines gallisches
Dorf. Die Leistungsstützpunkte haben ganz andere Möglichkeiten als wir. Dort gibt es
Sportgymnasien, es wird mehrmals täglich trainiert. Das machen wir zwar auch, aber
mit extremem Aufwand, weil wir keine festangestellten Trainer haben.
Wann sind die zwei Tage der bayerischen Meisterschaft für Sie ein gelungenes Wochenende?
Regen ist natürlich nie gut. Die Sportler, die von außerhalb kommen, denken
inzwischen, bei uns regnet es ohnehin. Die vergangenen Jahre hat es immer im Vorfeld
oder währenddessen geregnet. Wir hatten kein Glück diesbezüglich. Zufrieden bin ich,
wenn die Wettkämpfe verletzungsfrei ablaufen und alle Rennen gestartet werden
können
Fährt auch selbst mit: DRC-Sportwart Norbert Winter.