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SOHO (Small Office/Home Office) - Haushalte als Anbieter und
Nachfrager von integrierten Dienstleistungen
Prof. Dr. Dr. h.c. Ralf Reichwald
Florian Bieberbach
Michael Hermann
Holger Sirtl
Modul 3 der Prioritären Erstmaßnahme
"Dienstleistungen als Chance: Entwicklungspfade für die Beschäftigung"
im Rahmen der BMBF-Initiative
"Dienstleistungen für das 21. Jahrhundert"
FKZ 01HG9779/6
München, Juni 1999
II
Inhaltsverzeichnis
1
Einleitung: Small Offices and Home Offices – Vision und Wirklichkeit neuer
Arbeits- und Kooperationsformen .................................................................................... 1
2
Leistungen und Merkmale von SOHOs .................................................................. 10
2.1 SOHO – Begriffsabgrenzung .............................................................................. 10
2.2 Entstehung von SOHOs ...................................................................................... 12
2.2.1 Medieneinsatz ............................................................................................. 12
2.2.2 Gründung .................................................................................................... 13
2.3 Leistungen von SOHOs ...................................................................................... 14
2.3.1 Klassifikation der Informationsdienstleistungen ........................................ 14
2.3.2 Angebote von SOHOs................................................................................. 15
2.4 Entwicklung von SOHOs.................................................................................... 17
2.4.1 Entwicklungspfade...................................................................................... 17
2.4.2 Vernetzung und Netzwachstum .................................................................. 20
2.5 Formen der Erwerbstätigkeit und soziale Absicherung ...................................... 21
2.5.1 Freier Mitarbeiter (arbeitnehmerähnlich).................................................... 22
2.5.2 Unabhängiger Selbständiger ....................................................................... 23
2.5.3 Unternehmer ............................................................................................... 24
2.6 Berufliche und persönliche Situation von SOHO-Eigentümern ......................... 24
2.6.1 Demographie und Qualifikation ................................................................. 25
2.6.2 Berufliche und wirtschaftliche Situation .................................................... 26
2.6.3 Lebenszufriedenheit .................................................................................... 28
3
Abschätzung zukünftiger Beschäftigungspotentiale von SOHOs........................... 29
3.1 Arbeit ohne Zukunft?: organisatorische Konsequenz der wirtschaftlichen
Informationsverarbeitung............................................................................................ 31
3.2 Arthur D. Little: Innovationen und Arbeit für das Informationszeitalter............ 33
3.3 Arbeitslandschaft der Zukunft - Quantitative Projektion der Tätigkeiten .......... 36
4
Leistungserstellung und Arbeitssituation von SOHOs – Ergebnisse einer
explorativen Befragung................................................................................................... 42
4.1.1 Leistungen in den befragten SOHOs........................................................... 42
4.1.2 Arbeitssituation in SOHOs ......................................................................... 43
4.1.3 Kooperative Leistungserstellung in SOHOs ............................................... 46
4.1.4 Beurteilung der wirtschaftlichen Situation und der Rahmenbedingungen . 47
5
Handlungsempfehlungen und Forschungsbedarf.................................................... 48
5.1 Förderung von Gründungskultur und Gründungs-Know-How........................... 49
5.2 Finanzierung ....................................................................................................... 51
5.3 Soziale Absicherung ........................................................................................... 51
5.3.1 Altersvorsorge............................................................................................. 52
5.3.2 Überbrückung von Zeiten mit schlechter Auftragslage .............................. 53
5.4 Der "erste Angestellte"........................................................................................ 53
6
Literatur................................................................................................................... 55
III
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Triebkräfte für die Entstehung und Verbreitung von SOHOs ..............................2
Abbildung 2: Prognose zur Verbreitung des Internet in deutschen Haushalten 19962001. ...................................................................................................................................3
Abbildung 3: Kostenverfall von Hardware am Beispiel der Preise für DRAM in den
USA ....................................................................................................................................4
Abbildung 4: Deutsche Unternehmen mit Internet-Zugang nach
Beschäftigtengrößenklassen 1997.......................................................................................5
Abbildung 5: Entwicklung selbständiger Erwerbstätigkeit in der Bundesrepublik
Deutschland 1980 bis 1995.................................................................................................8
Abbildung 6: Abgrenzung von SOHOs zu Kleinstunternehmen und Home-basedbusinesses..........................................................................................................................10
Abbildung 7: Entwicklungsrichtungen hin zum SOHO: Gründung und Medieneinsatz..........12
Abbildung 8: Klassifikation von Informationsdienstleistungen und Beispiele aus dem
SOHO- Bereich.................................................................................................................15
Abbildung 9: Die beiden Entwicklungsrichtungen eines SOHOs: Netzwachstum und
Unternehmenswachstum ...................................................................................................20
Abbildung 10: Typologie von SOHO-Gründern.......................................................................22
Abbildung 11: Wirtschaftszweig-/Tätigkeitsmatrix aus der IAB-Prognos-Studie
"Arbeitslandschaft der Zukunft" .......................................................................................37
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Ausgewählte Studien mit Prognosen quantitativer Beschäftigungseffekte
moderner IuK-Technologien.............................................................................................30
Tabelle 2: Einsparungspotential von Arbeitsplätzen durch Integration von Organisation
und Informationsverarbeitung im Dienstleistungsbereich ................................................32
Tabelle 3: Prognose quantitativer Beschäftigungseffekte 1995 bis 2010 in den
Anbieterbranchen von IuK-Technologie nach Arthur D. Little........................................34
Tabelle 4: Prognose quantitativer Beschäftigungseffekte 1995 bis 2010 in den
Anwenderbranchen von IuK-Technologie nach Arthur D. Little .....................................35
Tabelle 5: Abschätzung der quantitativen Veränderung der Tätigkeitsstruktur durch die
Zunahme kleiner selbständiger Produktionseinheiten im Inland bis 2010 (SOHOEffekt) ...............................................................................................................................39
Tabelle 6: Abschätzung der quantitativen Veränderung der Tätigkeitsstruktur durch
Entwicklungen im Bereich der Informationsdienstleistungen im Inland bis 2010 ...........40
Einleitung: Small Offices and Home Offices – Vision und Wirklichkeit neuer Arbeits- und Kooperationsformen
1 Einleitung: Small Offices and Home Offices – Vision und
Wirklichkeit neuer Arbeits- und Kooperationsformen
Eine Forschergruppe des Massachusetts Institute of Technology in Boston unter der
Leitung von Robert J. Laubacher und Thomas W. Malone entwickelte in einem langjährigen Forschungsprojekt1 wissenschaftlich fundierte Visionen zur Unternehmensorganisation des 21. Jahrhunderts. Sie faßten ihre Ergebnisse in zwei alternativen Szenarien
zusammen, von welchen insbesondere das erste – das Szenario der "Small Companies,
Large Networks" – Gegenstand intensiver wissenschaftlicher Diskussion wurde. Dieses
Szenario, auch E-Lance Economy genannt, geht davon aus, daß bis zum Jahr 2015
Großunternehmen völlig verschwunden sein werden. Sie werden abgelöst durch kleine
Unternehmen und Selbständige, die sich projektbezogen und temporär zu Teams zusammenschließen und über Kommunikationsnetze koordinieren. Zur Befriedigung der
sozialen Bedürfnisse und der Sicherheitsbedürfnisse der arbeitenden Menschen bilden
sich – so das Szenario – unabhängige, dauerhafte Organisationen, die Aufgaben übernehmen, die heute noch bei Arbeitgebern und Staat liegen: den Aufbau sozialer Netzwerke, Weiterbildung, Sozialversicherung etc.
Wie wahrscheinlich ist es, daß dieses Szenario - zumindest in Teilbereichen der Wirtschaft - Realität wird? In welchen Bereichen werden diese Entwicklungen zuerst wirksam? Werden tatsächlich Netzwerke von kleinen und kleinsten Unternehmen die dominierende Form der Erwerbstätigkeit in der Zukunft darstellen? Welche Faktoren sind es,
die auf die Entstehung und Verbreitung von kleinen Unternehmen insbesondere im Bereich informationsintensiver Dienstleistungen Einfluß nehmen, sie beschleunigen oder
behindern? Was bedeutet diese Form der Arbeit für die Erwerbstätigen? Wie sieht die
Realität derzeit in Deutschland aus? Was ist zu tun, um die Entwicklung zu steuern?
Hinweise zur Beantwortung dieser Fragen sind im Rahmen dieses Moduls erarbeitet
worden. Der Untersuchungsfokus liegt dabei im Bereich informationsintensiver Dienstleistungen, weil dieser Bereich für vernetzte Leistungserstellung prädestiniert ist und
zunehmend an Gewicht gewinnt. Hier werden die sog. Small Offices und Home Offices
(SOHOs) angesiedelt: Es handelt sich dabei um Kleinstunternehmen und Heimbüros, in
1
Malone/Laubacher (1998); vgl. auch Brynjolfsson/Malone/Gurbaxani/Kambil (1994)
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Einleitung: Small Offices and Home Offices – Vision und Wirklichkeit neuer Arbeits- und Kooperationsformen
denen informationsintensive Dienstleistungen unter Verwendung vernetzter Informations- und Kommunikationstechnologie (IuK-Technologie) erbracht werden.
Im folgenden werden die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklungen betrachtet, die dafür sprechen, daß die Entstehung und Verbreitung von SOHOs mehr ist
als eine Vision (vgl. Abbildung 1).
Trend zum Outsourcing
von Unternehmensbereichen
Zunehmender Trend zur
Selbständigkeit
g
Dezentralisierung und
Vernetzung der Arbeitsstätten
Örtliche und zeitliche Entkopplung
von Mensch und Maschine
gu
Steigende Verbreitung von
Informationstechnik im Bereich
der Kleinstunternehmen
Ausstattung von
Privathaushalten mit IuKTechnologie
hun
e
t
s
t
En
itun
e
r
b
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e
nd V
HOs
O
S
vo n
Abbildung 1: Triebkräfte für die Entstehung und Verbreitung von SOHOs
• Zunehmende Ausstattung von Privathaushalten mit Informationstechnik
Der starke Preisverfall bei steigender Leistungsfähigkeit hat die Verbreitung von Personal Computern (PCs) in privaten Haushalten vorangetrieben. In Deutschland verfügt mehr als jeder fünfte Haushalt über einen PC, knapp die Hälfte davon setzen ihn
zu Hause für berufsbezogene Aufgaben ein.2 Von der Seite der technischen Ausstattung ist damit das Potential für PC-gestützte Arbeit zu Hause sehr groß. Der Umgang
mit dem PC wird zur Selbstverständlichkeit, so daß neben der Erschwinglichkeit der
Geräte auch von der Qualifikationsseite das Potential für SOHO-Gründungen zu-
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Einleitung: Small Offices and Home Offices – Vision und Wirklichkeit neuer Arbeits- und Kooperationsformen
nimmt. Neben der Hardware-Ausstattung der Haushalte ist die rasante Verbreitung
des Internet eine weitere Triebkraft für SOHOs.
10.000
Haushalte mit Internetzugang (in Tsd.)oooo
9.230
9.000
8.000
7.000
6.191
6.000
5.000
4.223
4.000
3.000
2.596
2.000
1.000
1.561
892
0
1996
Quelle: EITO (1998).
1997
1998
1999
2000
2001
Jahr
Abbildung 2: Prognose zur Verbreitung des Internet
in deutschen Haushalten 1996-2001. 3
Nach einer Prognose des European Information Technology Observatory (EITO)4
werden bei jährlichen Zuwachsraten um die 60% im Jahr 2001 schon über 9 Mio.
deutsche Haushalte einen Zugang zu dem weltumspannenden Datennetz haben (vgl.
Abbildung 2). Die Ausstattung mit moderner vernetzter IuK-Technologie gehört
dann für breite Teile der Bevölkerung schon zur Normalität. Nach Witte geht es bei
der neuen Generation der Kommunikationstechnologien um einen "Paradigmawechsel: Von der Massenkommunikation zur Individualkommunikation." Es ist jedoch
noch nicht ausreichend erforscht, ob die zukünftigen Nutzer bereit sind, den "Schritt
vom Informiertwerden zum Sichinformieren" zu tun.5
2
3
4
5
Vgl. EITO (1998), S. 165.
Vgl. EITO (1998), S. 195.
Das EITO ist eine Arbeitsgemeinschaft führender eupäischer Hersteller und Verbände der Informationstechnikbranche, die jährlich umfassende Marktdaten erarbeitet und im EITO-Report veröffentlicht.
Vgl. Witte (1997).
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Einleitung: Small Offices and Home Offices – Vision und Wirklichkeit neuer Arbeits- und Kooperationsformen
• Steigende Verbreitung von Informationstechnik im Bereich der Kleinstunternehmen
Der Trend in der IT-Branche "steigende Leistung, zu sinkenden Preisen" ist ungebrochen. Abbildung 3 gibt am Beispiel der Preise für elektronische Speicherchips
(DRAM)6 einen Eindruck von Umfang und Geschwindigkeit der Veränderungen in
diesem Bereich.
140
Preis pro Megabyte DRAM in den USA
120
-34 % p.a.
100
80
60
40
20
0
‘89
‘90
‘91
‘92
‘93
‘94
‘95
‘96
‘97
Jahr (in Quartale geteilt)
Abbildung 3: Kostenverfall von Hardware am Beispiel
der Preise für DRAM in den USA7
Heute ist es auch Kleinstunternehmen möglich, Informationstechnik einzusetzen, für
die noch vor wenigen Jahren ein Vielfaches an Investitionssumme notwendig gewesen wäre. So sind inzwischen die Haushalte von Selbständigen mit 86 PCs pro 100
Haushalte ausgezeichnet mit Computertechnik ausgestattet8. Auch liegt der Anteil
der kleinen Unternehmen, die über einen Internet-Zugang verfügen, inzwischen bei
über 25% (vgl. Abbildung 4). Allerdings haben hier große Unternehmen immer noch
einen deutlichen Vorsprung bei der Internet-Nutzung: Bei Unternehmen ab 1.000
Mitarbeitern ist die Internet-Absenz eine seltene Ausnahme.
6
7
8
DRAM = Dynamic Random Access Memory
Vgl. Reichwald (1998), S. 20.
Vgl. Einkommens- und Verbrauchsstichprobe 1998 des Statistischen Bundesamtes
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Einleitung: Small Offices and Home Offices – Vision und Wirklichkeit neuer Arbeits- und Kooperationsformen
Anteil Unternehmen mit Internet-Zugang
90%
82%
80%
63%
70%
55%
60%
47%
50%
48%
40%
40%
27%
30%
20%
10%
0%
10 bis 19
20 bis 49
50 bis 99 100 bis 249 250 bis 499 500 bis 999
mehr als
999
Mitarbeiter
Quelle: Business -Online 1997
Abbildung 4: Deutsche Unternehmen mit Internet-Zugang nach
Beschäftigtengrößenklassen 1997
Auch die Erfahrungen der Mitarbeiter im Umgang mit moderner Informations- und
Kommunikationstechnik wachsen. Damit sind die Voraussetzungen für eine wesentlich effizientere Informationsverarbeitung im Rahmen der Leistungserstellung gegeben.
• Örtliche und zeitliche Entkoppelung von Mensch und Maschine
Die Bedeutung von Arbeits- und Betriebsort bzw. Arbeits- und Betriebszeit nimmt
durch Einführung telekooperativer Arbeitsformen stetig ab. Mit Hilfe neuer Informations- und Kommunikationstechnik lassen sich räumliche und zeitliche Barrieren
überwinden.9 Neue Arbeitsformen, die unter dem Schlagwort "Telearbeit" zusammengefaßt werden, finden in unterschiedlichen Ausprägungen immer mehr Verbreitung in den Industrienationen. Insbesondere die USA sind Vorreiter bei der Verbreitung dieser Arbeitsformen.10 Aber auch für die Bundesrepublik werden diese Arbeitsformen als Zukunftstrend identifiziert: Das ForeRunner-Panel des Marktforschungsinstituts InfratestBurke InCom ermittelte, daß unter den Vorreitern (=ForeRunnern)
9
10
Vgl. Reichwald (1998), S. 4.
Ebd., S. 100.
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Einleitung: Small Offices and Home Offices – Vision und Wirklichkeit neuer Arbeits- und Kooperationsformen
bei der Nutzung innovativer Technologien die vernetzte Telearbeit im Home Office
mit einer Eintrittswahrscheinlichkeit von 77% erwartet wird.11 Die Arbeitsverhältnisse werden in zunehmendem Maße individuell ausgestaltet. Unternehmensgrenzen lösen sich auf. SOHOs können so in Bereiche vordringen, die bisher fest zum Unternehmen gehörenden (wenn auch mitunter räumlich ausgelagerten) Mitarbeitern vorbehalten waren.
• Dezentralisierung und Vernetzung der Arbeitsstätten
Die Anwendungspotentiale innovativer IuK-Technologien in Unternehmen tragen zur
Überwindung von Grenzen unternehmerischer Aktivitäten bei, die vormals z.B.
durch räumliche Entfernungen, Raum- und Zeitknappheit, Wissensmängel, Kapazitätsengpässe und mangelnde Flexibilität gekennzeichnet waren.12 Flexibilität und Innovationsfähigkeit ersetzen reine Produktivitätssteigerungen als Ziele strategischer
Entscheidungen. Um diese Ziele erreichen zu können, müssen die bestehenden Organisationsformen auf den Prüfstand gestellt werden. Dezentralisierung und Modularisierung ihrer Strukturen verschaffen den Unternehmen die Fähigkeit, sich flexibel an
die schnell wandelnden Marktanforderungen anzupassen.13 Die Folge sind neue Formen der räumlichen Organisation von Unternehmen. Es entstehen regionale, nationale und internationale Netze mit Subunternehmen, Satellitenbüros, Heimarbeit etc.
Es eröffnet sich die Möglichkeit, daß sich aus diesen nach außen relativ abgeschlossenen Netzen offene, projektbezogen dynamisch rekonfigurierbare Netze bilden, an
die sich auch SOHOs anschließen können bzw. in denen Teile (z.B. Satellitenbüros)
durch Ausgründung zu SOHOs werden. Vernetzung, d.h. insbesondere Anbindung an
das Internet wird stark zunehmen und gänzlich neue Tätigkeiten und Arbeitsformen
ermöglichen.
Vernetzt wird es auch Kleinstunternehmen möglich sein, überregionale Kooperationen einzugehen und ihre Leistungen global anzubieten. Auger und Gallaugher14 zäh-
11
Vgl. Neugebauer (1998), S. 154.
Vgl. Picot/ Reichwald/Wigand (1998), S. 6.
13
Ebd., S. 10.
14
Auger/Gallaugher (1997)
12
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Einleitung: Small Offices and Home Offices – Vision und Wirklichkeit neuer Arbeits- und Kooperationsformen
len in ihrer Arbeit eine Reihe von Gründen auf, aus denen heraus sich Kleinstunternehmen über Informationsnetze mit Kunden verbinden:
• Zugang zu neuen Kundengruppen,
• kostengünstige Informationsverbreitung,
• neue Kanäle für das Feedback von Kunden und
• verbesserter Service.
Natürlich ist hier die Voraussetzung, daß neben dem Unternehmen selbst auch die
Kunden mit entsprechenden Kommunikationsmedien ausgestattet sind.
• Zunehmender Trend zur Selbständigkeit
Steigende Arbeitslosenzahlen und Stellenabbau heimischer Unternehmen wird die
Menschen in zunehmendem Maße zwingen, Alternativen zum "Angestelltendasein"
zu suchen. Hier bietet der Weg in die Selbständigkeit die Möglichkeit zur Erwerbstätigkeit: Nach dem kontinuierlichen Rückgang der Selbständigenquote seit Kriegsende
ist seit 1980 in der Bundesrepublik Deutschland wieder ein Anstieg der Selbständigkeit zu beobachten (vgl. Abbildung 5).
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9
2.700
Anzahl Selbständige (Tsd.)
2.500
8,5
2.300
Anzahl Selbständige
Anteil Selbständige
8
2.100
7,5
1.900
7
1.700
95
93
94
19
19
19
92
19
90
89
88
87
91
19
19
19
19
19
86
19
84
83
82
85
19
19
19
19
19
19
81
6,5
80
1.500
Anteil der Selbständigen an den Erwerbstätigen (%)
Einleitung: Small Offices and Home Offices – Vision und Wirklichkeit neuer Arbeits- und Kooperationsformen
Quelle: Institut für Mittelstandsforschung, Bonn.
Abbildung 5: Entwicklung selbständiger Erwerbstätigkeit in der Bundesrepublik
Deutschland 1980 bis 199515
Die Anzahl der Selbständigen stieg in diesem Zeitraum von 1, 81 Mio. auf über 2,5
Mio. an. Dies bedeutet einen Anstieg der Selbständigenquote (=Anteil der Selbständigen an allen Erwerbstätigen) von 7,1% auf 8,8%. Der Trend zur Selbständigkeit hat
sich insbesondere in den 1990er Jahren nochmals verstärkt und ist insbesondere auf
den Dienstleistungsbereich, dem die SOHOs zuzurechnen sind, zurückzuführen. Hier
ist die Anzahl der Selbständigen von 1980 bis 1995 um fast 50% gestiegen. Eine emnid-Umfrage unter 2.000 Jugendlichen aus dem Dezember 1996 deutet darauf hin,
daß sich dieser Trend auch in Zukunft fortsetzen wird: 56% der befragten Jugendlichen zwischen 14 und 29 Jahren würden am liebsten selbständig arbeiten.
• Trend zum Outsourcing von Unternehmensbereichen
Strategien vertikaler Integration werden immer häufiger mit Wettbewerbsnachteilen
in Verbindung gebracht.16 Großunternehmen tendieren mehr und mehr zu
Outsourcing-Strategien, in deren Folge viele unternehmensinterne Prozesse an kleine,
15
16
Vgl. Institut für Mittelstandsforschung (1997), S. 109ff.
Vgl. Picot/ Reichwald/Wigand (1998), S. 407.
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Einleitung: Small Offices and Home Offices – Vision und Wirklichkeit neuer Arbeits- und Kooperationsformen
spezialisierte Unternehmen vergeben werden. Die kleinen Unternehmenseinheiten
wiederum können die Potentiale der IuK-Technologien nutzen, um in kooperativen
Unternehmensverbünden gleichsam "virtuelle Größe" aufzubauen, um die Vorteile
großer Unternehmen zu erlangen, ohne deren Nachteile in Kauf nehmen zu müssen.
Hier bietet sich für SOHOs die Möglichkeit, als Auftragnehmer für größere Unternehmen tätig zu werden und ein Bestandteil der virtuellen Kooperationsnetzwerke zu
werden.
All diese Trends fördern die Entwicklungen von Strukturen, in denen Dienstleistungen
unter Einsatz von Informations- und Kommunikationstechnik in Kleinstunternehmen
erbracht werden. Die Frage, in welchem Maße eine verstärkte telekooperative Vernetzung von Privathaushalten und Kleinstunternehmen relevante Beschäftigungseffekte mit
sich bringt, ist aber noch nicht geklärt. Abschätzungen qualitativer und quantitativer
Veränderungen der Beschäftigungssituation sowie eine Formulierung von Leitlinien und
Gestaltungsempfehlungen für eine beschäftigungswirksame Vernetzung von Privathaushalten und Kleinstunternehmen zum Aufbau und Ausbau von TelekooperationsNetzwerken (SOHO-Netzwerke, virtuelle Unternehmensstrukturen) sind daher zentrales
Ziel dieses Teilprojektes. Zur Erreichung dieses Zieles bedarf es einer Reihe vorgelagerter Analyseschritte.
Im folgenden Abschnitt werden daher zunächst die Leistungen und Merkmale von SOHOs konkretisiert. Es wird gezeigt, welche Formen von SOHOs existieren, welche Leistungen in SOHOs erstellt werden, und wie die Prozesse in den neuen Arbeits- und Kooperationsformen organisiert sind. Es werden Hypothesen über die qualitativen Beschäftigungseffekte abgeleitet. Im dritten Abschnitt wird auf der Basis einer Reanalyse
bestehender Prognosen der Entwicklung der Beschäftigung in Deutschland eine Abschätzung des Umfangs der zu erwartenden Beschäftigungseffekte von SOHOs versucht. Angesichts des hohen Innovationsgrades dieser Arbeitsformen und der unbefriedigenden Datenlage im Dienstleistungsbereich kann hier keine punktgenaue Prognose
erfolgen. Es geht vielmehr darum, die Potentiale auszuloten, zu beschreiben und zu systematisieren sowie eine grobe Vorstellung von der quantitativen Bedeutung dieses
Trends zu gewinnen. Im vierten Abschnitt werden die Ergebnisse einer explorativen
Befragung ausgewählter SOHOs, aus der Erkenntnisse über die Situation der Erwerbs-
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Leistungen und Merkmale von SOHOs
tätigen in SOHOs gewonnen werden konnten, vorgestellt. Das Modul schließt mit einer
Diskussion prioritärer Gestaltungsfelder, für die ein Bedarf an Handlungs- und Forschungsaktivitäten identifiziert wurde.
2 Leistungen und Merkmale von SOHOs
2.1 SOHO – Begriffsabgrenzung
Unter SOHOs werden in diesem Modul Kleinstunternehmen und Heimbüros verstanden, die informationsintensive Dienstleistungen unter Verwendung vernetzter IuKTechnologie erstellen (vgl. S. 1). Beispiele für von SOHOs erstellte Leistungen sind
Übersetzungsdienste, die Erstellung von Bauplanungen/Konstruktionszeichnungen,
Computerberatung oder Texterfassungs- und Schreibdienste (s.u.). Abbildung 6 zeigt
schematisch, wie sich die "verwandten" Unternehmensformen Kleinstunternehmen,
Home-Based Businesses, Small Offices und Home Offices voneinander abgrenzen lassen, bzw. wo sie sich überschneiden.
Klein- und
Kleinstunternehmen
Kiosk
Steuerberater
Datenerfassung
SO HO
Home-based
business
Programmierer
Kunsthandwerk
Übersetzer
Avon-Beraterin
Handwerker
“Tante-Emma-Laden”
Abbildung 6: Abgrenzung von SOHOs zu Kleinstunternehmen
und Home-based-businesses
Zur Gruppe der Klein- und Kleinstunternehmen (KKU) gehören alle Unternehmen, die
eigenständig sind, d.h. nicht in einem Beherrschungsverhältnis mit einem größeren Un-
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Leistungen und Merkmale von SOHOs
ternehmen stehen und eine bestimmte Größe nicht überschreiten.17 Eine Teilmenge der
KKU sind die sogenannten Home-Based Businesses. Hierbei handelt es sich um KKU,
die über keine separate Arbeitsstätte außerhalb des räumlichen Bereichs verfügen – mit
Ausnahme der beruflich genutzten Fahrzeuge und der Arbeit direkt beim Kunden.
Die Menge der SOHOs bildet eine andere Teilmenge der KKU. Das erste notwendige
Zugehörigkeitskriterium für ein SOHO ist, daß die Erstellung informationsintensiver
Dienstleistungen den Kern der unternehmerischen Aktivität des Betriebs (=Office) darstellt. So gehören z.B. Programmierer oder Übersetzer zu den SOHOs, nicht aber z.B.
Handwerker. Das zweite Kriterium für ein SOHO besteht darin, daß vernetzte IuKTechnologie bei der Leistungserstellung zum Einsatz kommt. Durch dieses Abgrenzungskriterium findet eine Konzentration auf die von der rasanten Entwicklungen der
Technologie (vgl. Abbildung 3) betroffenen Dienstleistungsbereiche statt, in denen die
gravierendsten Veränderungen der quantitativen und qualitativen Beschäftigungssituation erwartet werden.
Die SOHOs werden ihrerseits unterschieden in Small Offices und Home Offices. Home
Offices zeichnen sich dadurch aus, daß der Leistungserstellungsprozeß im oder in unmittelbarer Nähe zum häuslichen Bereich stattfindet. Bei Small Offices wird die Leistung in separaten Büroräumen erbracht. Die Home Offices werden dabei in der Regel
weniger Erwerbstätige haben als Small Offices, bei denen zumindest eine Differenzierung von Arbeits- und Wohnbereich besteht. Dem Bereich der Home Offices werden
auch die allermeisten Ein-Personen-Betriebe zuzuordnen sein. "Arbeit zu Hause" ist
eine notwendige aber keine hinreichende Bedingung für die Zugehörigkeit eines Homebased-businesses zu den SOHOs, die Art der Leistung und die Verwendung vernetzter
IuK-Technologie bei der Leistungserstellung müssen ebenfalls berücksichtigt werden.
17
Im Rahmen dieses Moduls wird von maximal 9 Erwerbstätigen als Obergrenze für SOHOs ausgegangen. Entscheidend für die Einordnung in die Gruppe der SOHOs ist aber nicht die Größe des Betriebs,
sondern vielmehr die speziellen Bedingungen, die sich aus der Leistungserstellung in SOHOs ergeben.
Ein wichtiger Punkt ist in diesem Zusammenhang, daß die betriebswirtschaftlichen Funktionen des Betriebs (Einkauf, Produktion, Absatz, Finanzierung) personell nicht differenziert sind, also von spezialisierten Mitarbeitern als ausschließliche Aufgabe wahrgenommen werden.
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Leistungen und Merkmale von SOHOs
2.2 Entstehung von SOHOs
Für die Entstehung von SOHOs sind grundsätzlich zwei unterschiedliche Entwicklungspfade möglich:
• Entstehung aus einem Informated Household durch Unternehmensgründung,
• Entstehung durch "Informatisierung" eines bestehenden Kleinstunternehmens im
Kleinstunternehmung
klassischer
Privathaushalt
SOHO
Informated
Household
niedrig
Grad der Aufgaben-/
Ertragsorientierung hoch
Unternehmensgründung
Dienstleistungsbereich (d.h. Erhöhung des Medieneinsatzes).
niedrig
Intensität des Einsatzes vernetzter IuKTechnologien
hoch
Informatisierung
Abbildung 7: Entwicklungsrichtungen hin zum SOHO: Gründung und Medieneinsatz
2.2.1
Medieneinsatz
Gerade für Kleinstunternehmen bieten die modernen Informations- und Kommunikationstechniken neue Möglichkeiten. Sie sind die Katalysatoren für vielfältige Innovationsprozesse und häufig Grundlage für wirtschaftlichen Erfolg. Viele Geschäftsabläufe
lassen sich durch die Nutzung von Datennetzen optimieren, vorhandene Potentiale können besser ausgeschöpft werden neue Geschäftsfelder mit hohen Wachstumsraten erschlossen werden. Das Internet bietet den Unternehmen eine kostengünstige Möglichkeit, sich weltweit und rund um die Uhr Informationen zu beschaffen, mit Kunden und
Partnern schnell und effizient zu kommunizieren und sich auf dem Weltmarkt in Kon-
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Leistungen und Merkmale von SOHOs
kurrenz mit Großunternehmen durch ihre eigene Darstellung im World Wide Web neue
Vertriebschancen zu erschließen. Durch die Nutzung der Informationsnetze können darüber hinaus völlig neue Leistungen angeboten werden.
2.2.2
Gründung
Bei der Untersuchung von Wegen in die Selbständigkeit muß zunächst grundlegend
zwischen Ausgründung und Neugründung unterschieden werden.
Bei der Ausgründung verlassen Mitarbeiter ein bestehendes Unternehmen, um selbst als
Unternehmer tätig zu werden. Häufig geschieht dies im Rahmen einer Outsourcingstrategie des Mutterunternehmens, bei der einzelne Geschäftsbereiche in eigenständige Unternehmen ausgegliedert werden. Hierbei besteht dann zwischen dem ursprünglichen
Unternehmen und dem ausgegründeten Unternehmen eine enge AuftragnehmerAuftraggeber-Beziehung. Unter Umständen ist diese Beziehung zu eng für das neue
Unternehmen, als daß dieses erfolgreich im Markt aktiv werden könnte. Es hängt somit
von der rechtlichen Ausgestaltung der Ausgründung ab, welche Freiheiten das ausgegründete Unternehmen im Markt hat bzw. welchen Abhängigkeiten das Unternehmen
unterliegt.
Michael Reiss 18 spricht in diesem Zusammenhang von einer "Welle von Aus- und Neugründungen, in deren Gefolge wiederum ein neuer Mittelstand entsteht". Diese Entwicklung ist im Zusammenhang mit dem Bestreben von Großunternehmen zu sehen,
durch Ausgliederung, Virtualisierung und Vernetzung kleinerer Einheiten wettbewerbsfähiger zu werden.
Bei der Neugründung wird das Unternehmen unabhängig von bereits bestehenden Unternehmen gegründet. Das neue Unternehmen hat den Vorteil, unabhängig von bestehenden Abhängigkeitsstrkturen agieren zu können. Aber es muß sich selbst ein neues
Netzwerk aus Kunden, Lieferanten etc. aufbauen, um im Wettbewerb mit bereits bestehenden Unternehmen konkurrieren zu können.
18
Vgl. Reiss (1997)
62+26PDOO2IILFH+RPH2IILFH¦+DXVKDOWHDOV$QELHWHUXQG1DFKIUDJHUYRQLQWHJULHUWHQ'LHQVWOHLVWXQJHQ
Leistungen und Merkmale von SOHOs
2.3 Leistungen von SOHOs
2.3.1
Klassifikation der Informationsdienstleistungen
Im Rahmen eines von der OECD entwickelten Klassifikationsschemas zum Informationssektor wird eine Differenzierung in zwei Segmente vorgenommen:
•
zum primären Informationssektor wird die Wertschöpfung im Zusammenhang mit
der Produktion von Informationsgütern und -diensten gerechnet. Information ist das
Produkt.
•
im sekundären Informationssektor wird die Wertschöpfung durch Einsatz von Informationsarbeit und -kapital zur Produktion sonstiger Güter erfaßt. Information
geht in den Leistungserstellungsprozeß ein.
Im Zusammenhang mit dem sekundären Informationssektor gehen Wasilewski et al. 19
davon aus, daß in Zukunft einfachere Tätigkeiten zunehmend entfallen, immer mehr
Routinefunktionen von der modernen Informations- und Kommunikationstechnik in
computergestützte Systeme integriert werden. Bis zum Jahr 2010 werden hier folgende
Entwicklungen erwartet:
•
Einfache Tätigkeiten in Fertigung, Verkauf, Büro, Lager usw. werden um mehr als
ein Drittel abgebaut
•
Fachtätigkeiten auf mittlerem Niveau (Facharbeiter u.ä.) werden ihren Anteil in etwa
halten können
•
der Anteil höherqualifizierter Tätigkeiten (insbesondere im Bereich der Bereitstellung und Administration entsprechender IT-Infrastruktur) wird deutlich ansteigen
Das DIW hat einen Klassifikationsrahmen für Informationsdienstleistungen entwickelt,
welcher sich unmittelbar auf den Bereich der SOHOs anwenden läßt:
19
Wasilewski (1997)
62+26PDOO2IILFH+RPH2IILFH¦+DXVKDOWHDOV$QELHWHUXQG1DFKIUDJHUYRQLQWHJULHUWHQ'LHQVWOHLVWXQJHQ
Leistungen und Merkmale von SOHOs
Der Informationssektor
Tätigkeiten
Beispiele aus dem SOHO-Bereich
Produzieren
= Schaffen neuer Informationen
z.B. Werbeagentur, Web-Designer,
Ingenieurbüro
Verarbeiten
= Umsetzen, Einsetzen von Informationen
z.B. Schreibbüro,
Übersetzungsdienst
Verteilen
= Weitergabe vorhandener Informationen
z.B. Preisagenturen,
Recherche-Dienst
Verwaltung
= Gestaltung der Informationsinfrastruktur
z.B. Betreiber eines InternetServers
Abbildung 8: Klassifikation von Informationsdienstleistungen und
Beispiele aus dem SOHO- Bereich20
2.3.2
Angebote von SOHOs
Es gibt eine Vielzahl von Tätigkeiten, bei denen der Schwerpunkt in der Informationsverarbeitung liegt und die von Kleinstunternehmen in büroähnlichen Räumlichkeiten
ausgeführt werden können. Im folgenden werden anhand realer Beispiele Tätigkeitsfelder beschrieben, bei denen Sammlung, Aufbereitung und Vermittlung von Informationen im Mittelpunkt des Wertschöpfungsprozesses steht.
Berufe, die die konkrete Verarbeitung von Werkstoffen oder den direkten physischen
Personenkontakt erfordern, wurden hier nicht betrachtet, da sie hier nicht als Tätigkeitsfelder für SOHOs angesehen werden. In diesen Fällen kann die Informationstechnik bei
dispositiven Tätigkeiten, der Anbahnung und Abwicklung von Geschäftsbeziehungen
(z.B. elektronische Auftragserteilung) unterstützend eingesetzt werden.
Schon eine kleine Auswahl aus den im Rahmen der Studie befragten Unternehmen21
zeigt ein breites Spektrum von Dienstleistungen, die von SOHOs mit Hilfe moderner
IuK-Technologie erbracht werden können:
20
Vgl. Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung: Wachsende Bedeutung des Informationssektors in der
Bundesrepublik Deutschland, in: DIW Wochenbericht 35/85, 52. Jg. S. 1 ff.
21
Zu der Befragung von SOHOs vgl. auch Abschnitt 4, Anhang 2 und Anhang 3.
62+26PDOO2IILFH+RPH2IILFH¦+DXVKDOWHDOV$QELHWHUXQG1DFKIUDJHUYRQLQWHJULHUWHQ'LHQVWOHLVWXQJHQ
Leistungen und Merkmale von SOHOs
•
Information-Broker: Mike Abe (IBS-Apolda) und Bernd Regner (BER-O-CON
Informationsmanagement, Göppingen) betreiben Informationsrecherchen im Internet
zu allen Themenbereichen. Aufträge erhalten sie im allgemeinen über Telefon oder
Email.
•
Internet-Agentur: Jürgen Müller (isjm Internet Solutions, Heidenheim), Christian
Knebel (Nettdesign, Coswig/Anhalt), Ingrid Bürthel (Bürthel Electronic Publishing,
Mainz) und Eduard Heindl (Internetbüro, Tübingen) bieten ein breites Spektrum von
Internet-Dienstleistungen, einschließlich Planung von Internet-Auftritten, Erstellen
von Webseiten, Programmierung, Marketing im Internet, Schulung und Bereitstellung von Speicherplatz im Internet (Webspace).
•
Redaktionsservice: Thomas Jungbluth (Redaktionsservice Jungbluth, Köln)
schreibt Artikel für Computerzeitschriften und Bücher zu den Themengebieten
Hardware und Telekommunikation. Kunden aquiriert er u.a. über das Internet.
•
Multimedia-Dienstleister: Kurt Schauer (KAOS Kreativ Agentur, LeutkirchGebrazhofen) bietet ein breites Spektrum von Multimedia- und Internetdienstleistungen: vom Schriftsatz/Litho über Web-Design und digitales Photographieren bis
zu den technischen System und zum Internet-Providing.
•
Markenrechts-Beratung: Richard Kaczor (Patentanwalt, Chemnitz) berät kleine
und mittlere Unternehmen im Bereich Handelsmarken, Lizenzen und gewerblicher
Rechtsschutz. Er bietet seine Leistungen über Internet an und kooperiert in Fragen
des brand management mit Werbeagenturen.
•
Preisagentur: Ulrich Ridder (Preisagentur Ridder, Weida/Thür.) ist im Hauptberuf
Elektriker und betreibt parallel eine mobile Disco und eine Internet-Preisagentur, bei
der die gesamte Kundenkommunikation nur über E-Mail abgewickelt wird.
•
Computer-Grafik: Herr Everding (dtp Studio, Oldenburg) erstellt Computergrafik
für Werbezwecke, Druckvorlagen aller Art und in letzter Zeit vermehrt auch GrafikSoftwarelösungen.
•
Recherchedienst: Margarethe Kumpmann (Information Services, Frankfurt) bietet
Wirtschafts- und Literaturrecherchen und allgemeine Bibliotheksdienstleistungen im
Internet und erstellt Unternehmensprofile.
62+26PDOO2IILFH+RPH2IILFH¦+DXVKDOWHDOV$QELHWHUXQG1DFKIUDJHUYRQLQWHJULHUWHQ'LHQVWOHLVWXQJHQ
Leistungen und Merkmale von SOHOs
•
Programmierung: Martin Schmid (EQUITANIA Programmierteam, Pforzheim)
bietet Auftragsprogrammierung, Netzwerkadministration und Internet-Providing.
Darüber hinaus entwickelt das Team eigene E-Commerce-Anwendungen.
•
Werbung: Florian Stadler (Warp 9, München) produziert Werbung für Fernsehen,
Printmedien und Internet und bietet allgemeine Internetdienstleistungen. Dabei kooperiert er mit Multimedia-Agenturen und Technikanbietern.
•
CAD-Dienst: Michael Schneider (Ingenieurbüro Schneider, Bad Nauheim) scannt
und plottet großformatige technische Zeichnungen und Baupläne für CADAnwendungen und vertreibt Soft- und Hardware.
Weitere Leistungen befragter Unternehmen waren Übersetzungsdienste, Buchhaltung,
Schreibdienste, technische Beratung, Organisation von Ausstellungen, PR-/Medienberatung, Existenzgründerberatung.
2.4 Entwicklung von SOHOs
Während der Unternehmensentwicklung sieht sich ein SOHO mit verschiedensten Herausforderungen konfrontiert. Es muß zum einen auf sich ändernde äußere Bedingungen
(Markt, Wettbewerber, Technologie etc.) reagieren und sich zum anderen unternehmensinternen Veränderungen (Entwicklung der Kernkompetenzen etc.) stellen. Die
Entwicklungspfade von SOHOs sind insbesondere im Hinblick auf mögliche Beschäftigungseffekte von Bedeutung, denn neben der Entstehung von SOHOs ruhen insbesondere in der weiteren Entwicklung der innovativen Dienstleister Hoffnungen auf neue Beschäftigungspotentiale.
2.4.1
Entwicklungspfade
Mario Raffa et al. unterscheiden zwei Bereiche, in denen bei SOHOs Entwicklungen
stattfinden: den Technologiebereich (technology-oriented stage) und den Marktbereich
(marketing-oriented stage).22 Im Technologiebereich findet die Entwicklung vorwiegend
als Leistungs- und Prozeßinnovation statt. Im Marktbereich verändert sich das Unternehmen im Bezug auf die Beziehungen zu anderen Marktteilnehmern. Kooperationen
und Vernetzung mit Kunden, Lieferanten und Mitwettbewerbern sind hier Gegenstand
der Entwicklungen.
22
Raffa/Zollo/Caponi (1996)
62+26PDOO2IILFH+RPH2IILFH¦+DXVKDOWHDOV$QELHWHUXQG1DFKIUDJHUYRQLQWHJULHUWHQ'LHQVWOHLVWXQJHQ
Leistungen und Merkmale von SOHOs
Weiter untersuchen Mario Raffa et al. in ihrer Arbeit23 unterschiedliche Entwicklungspfade kleiner Unternehmen in Abhängigkeit bestimmter Typen, denen sie die einzelnen
Unternehmen zuordnen. Grundsätzlich unterscheiden sie zwischen Firmen, die im wesentlichen auf das technische Know-How der Unternehmensgründer aufbauen und Firmen, bei denen die wirtschaftliche Kompetenz des Firmengründers im Vordergrund
steht. Es werden drei grundsätzliche Wachstumsstrategien für die kleinen Unternehmen
unterschieden, die zu einer Festigung und zu einem Ausbau der Unternehmensposition
im Markt genutzt werden. Je nach der Situation und den verfügbaren Ressourcen des
Unternehmens wird das Hauptaugenmerk auf eine dieser Wachstumsstrategien gelegt.
•
Ausbau des Expertenwissens
Im Vordergrund steht hierbei der gezielte Ausbau des Know-Hows im technischen
wie auch wirtschaftlichen Bereich. Teils erfolgt dieser Ausbau durch Heranziehen
externer Experten, teils durch Anwerben neuer Mitarbeiter im Rahmen eines an die
Unternehmensstrategie angepaßten Personalmanagements.
•
Vernetzung
Das Unternehmen vernetzt sich mit anderen Marktteilnehmern. Dies können Zulieferer, Konkurrenten, Kunden etc. sein. Das Kleinunternehmen bezieht aus dem
Netzwerk zusätzliche Ressourcen, die es im Wettbewerb mit Großunternehmen benötigt. Zugleich erhält sich das einzelne Unternehmen ausreichend Flexibilität.
•
Kommerzialisierung
Bei der Erstellung der angebotenen Produkte und Dienstleistungen treten die eigentlichen technischen Arbeitsschritte in den Hintergrund. Es wird nicht mehr nur ein
Produkt bzw. eine Dienstleistung angeboten, sondern ein Produktmix, d.h. das
Kernprodukt um bestimmte Dienstleistungen (Training, Wartung, Hotline etc.) ergänzt.
In Anlehnung an diese Wachstumsstrategien sollen in dieser Arbeit vor allem zwei
idealtypische Entwicklungspfade von SOHOs unterschieden werden. Zum einen ist dies
die Entwicklung bzw. das Wachstum des Unternehmens selbst. Bei einer erfolgreichen
Ausdehnung der Geschäftstätigkeit des SOHOs steigen die Umsätze im Zeitablauf
23
ebd.
62+26PDOO2IILFH+RPH2IILFH¦+DXVKDOWHDOV$QELHWHUXQG1DFKIUDJHUYRQLQWHJULHUWHQ'LHQVWOHLVWXQJHQ
Leistungen und Merkmale von SOHOs
(Kommerzialisierung), worauf die Einstellung neuer Mitarbeiter möglich oder gar notwendig wird. Das Know-How des Unternehmens vermehrt sich durch die Lerneffekte
der vorhandenen Mitarbeiter und die Einstellung neuer Mitarbeiter (Ausbau des Expertenwissens): Das SOHO wächst, es entsteht zunächst ein kleines Unternehmen, das sich
wiederum zum großen Unternehmen weiterentwickeln kann.
Die andere idealtypische Dimension der Entwicklungpfade eines SOHO ist die Entwicklung und das Wachstum eines Netzwerkes (aus Kunden, Lieferanten, Kooperationspartnern etc.), in dem sich das SOHO befindet. Kooperationen werden eingegangen,
bestehende Kooperationen ändern sich, die Anzahl der Partner wächst im Zeitablauf mit
der Erweiterung der unternehmerischen Aktivitäten.
Diese beiden Entwicklungen können zum Teil substitutiv, aber auch parallel geschehen,
so daß ein Verbund von SOHOs entsteht. Ein solcher Verbund ist im allgemeinen jedoch nicht statisch, sondern, entsprechend der Veränderlichkeit der Marktsituation, einer steten Rekonfiguration unterworfen. Abbildung 9 veranschaulicht die betrachteten
Entwicklungsrichtungen grafisch.
62+26PDOO2IILFH+RPH2IILFH¦+DXVKDOWHDOV$QELHWHUXQG1DFKIUDJHUYRQLQWHJULHUWHQ'LHQVWOHLVWXQJHQ
Netzwachstum
Leistungen und Merkmale von SOHOs
SOHO-Netzwerk
Unternehmensverbund
SOHO
KMU
Unternehmenswachstum
Abbildung 9: Die beiden Entwicklungsrichtungen eines SOHOs: Netzwachstum und
Unternehmenswachstum
2.4.2
Vernetzung und Netzwachstum
Die Globalisierung der Märkte macht es für SOHOs notwendig, sich auf den heimischen
Märkten überregionaler bzw. internationaler Konkurrenz zu stellen oder im Gegenzug
auf überregionalen bzw. internationalen Märkten aktiv zu werden. Eine Vernetzung mit
Partnerunternehmen oder eine Vernetzung mit Kunden bietet einem Kleinstunternehmen
die Möglichkeit, seine Marktposition zu verbessern.
Ein Unternehmensnetzwerk macht den beteiligten SOHOs Ressourcen zugänglich, die
weit über das hinausgehen, was dem einzelnen Unternehmen zu Verfügung steht. Dies
ist insbesondere in der Wachstumsphase des Unternehmens notwendig, wenn die Ressourcen, die vom Unternehmensgründer bereitgestellt werden (Know-How, Finanzmittel etc.) nicht mehr ausreichen, um sich den Herausforderungen der Unternehmensentwicklung (Forschungsaktivitäten, Erschließung neuer Märkte, Entwicklung bestehender
Märkte etc.) zu stellen, der interne Aufbau von Ressourcen jedoch aus finanziellen
Gründen oder wegen des damit verbundenen höheren Risikos nicht möglich ist. Partnerschaften mit anderen Unternehmen im Netzwerk erlauben es einem einzelnen Unternehmen zugleich auf lokaler wie internationaler Ebene zu agieren. P.-A. Julien kommt
62+26PDOO2IILFH+RPH2IILFH¦+DXVKDOWHDOV$QELHWHUXQG1DFKIUDJHUYRQLQWHJULHUWHQ'LHQVWOHLVWXQJHQ
Leistungen und Merkmale von SOHOs
in seiner Studie 24 zur Auswirkung der Globalisierung auf kleine und mittlere Unternehmen in Kanada zu dem Ergebnis, daß die Mehrzahl der Kleinstunternehmen in lokalen Käufermärkten agiert, allerdings setzten 35% der betrachteten Unternehmen bei
der Leistungserstellung Ressourcen ein, die sie aus internationalen Quellen beziehen.
Dynamisch rekonfigurierbare Unternehmensnetzwerke können flexibel auf sich ändernde Marktbedingungen reagieren. Nouwens und Bouwman25 weisen auf die Vorteile von
Netzwerken kleiner, rechtlich unabhängiger Unternehmen hin. Sie kombinierten die
Vorteile vertikaler Integration (oder hierarchisch organisierter Großunternehmen), wie
bessere Kontrolle und Koordination der Akteure sowie Skaleneffekte, mit den Vorteilen
kleiner Unternehmen, die in der Regel innovativer seien, da sie "näher am Markt" sind
und durch den kleineren Verwaltungsapparat viel flexibler auf Marktänderungen reagieren könnten. Umsetzungen dieser Konzeption stoßen in der Realität jedoch immer wieder an Grenzen: so muß der von der Telecenter-Initiative in Großbritannien gestartete
Versuch, selbständige Telearbeiter zu einem dauerhaften Netzwerk zusammenzuführen,
als gescheitert angesehen werden26. Der Leistungsvernetzung zwischen SOHOs werden
dort nur noch bei sehr einfachen Tätigkeiten (low value, high quantity; z.B. Anrufannahme) oder bei kurzfristig gebildeten, hochqualifizierten Projektteams (very high value) größere Chancen gegeben. Die Ursache liegt in der immer wieder bestätigten Bedeutung von menschlichem Vertrauen und face-to-face-Kontakten27.
2.5 Formen der Erwerbstätigkeit und soziale Absicherung
Um eine Abschätzung der Beschäftigungseffekte sowohl in qualitativer als auch in
quantitativer Hinsicht vornehmen zu können, müssen verschiedene Formen der Erwerbstätigkeit in SOHOs unterschieden werden. Kriterien hierfür sind die Wachstumsorientierung und der Grad der Abhängigkeit von einem bestimmten Auftraggeber.
Letztere wird in der Rechtsprechung noch unterschieden in wirtschaftliche Abhängigkeit
(feste Bezahlung, Vermögensrisiko,...) und persönliche Abhängigkeit (Weisungsgebundenheit, feste örtliche und zeitliche Bestimmungen, etc.)
24
Vgl. Julien (1996)
Vgl. Nouwens/Bouwman (1995)
26
Quelle: Expertengespräch mit Simon Berry (siehe Anhang 1)
27
Vgl. z.B. Reichwald (1998), S. 164
25
62+26PDOO2IILFH+RPH2IILFH¦+DXVKDOWHDOV$QELHWHUXQG1DFKIUDJHUYRQLQWHJULHUWHQ'LHQVWOHLVWXQJHQ
Leistungen und Merkmale von SOHOs
In Anlehnung an Roberts und Chrisman28 lassen sich, angepaßt an das deutsche Arbeitsund Sozialrecht, drei Typen von SOHOs unterscheiden: Freie Mitarbeiter, unabhängige
Selbständige und Unternehmer.
Unternehmer
Unabhängiger
Selbständiger
Freier Mitarbeiter
(arbeitnehmerähnlich)
Abbildung 10: Typologie von SOHO-Gründern
2.5.1
Freier Mitarbeiter (arbeitnehmerähnlich)
Ein freier Mitarbeiter ist rechtlich selbständig und persönlich unabhängig, befindet sich
jedoch in einem wirtschaftlichen Abhängigkeitsverhältnis gegenüber einem festen Auftraggeber. Die Selbständigkeit ist in diesem Fall oft nicht freiwillig gewählt, sondern die
einzige Alternative zur Arbeitslosigkeit, wenn keine Festanstellung möglich ist. In den
letzten Jahren verloren viele Arbeitnehmer durch Umstrukturierung und Outsourcing
ihre festen Arbeitsverhältnisse und wurden über Beraterverträge, Projektarbeit und Ausgründung zu Selbständigen gemacht. Insbesondere im Dienstleistungsbereich nimmt
dieses Modell zu, u.a. auch um einen Teil des unternehmerischen Risikos auf die Arbeitnehmer zu verlagern (Flexibilität) und Sozialversicherungsbeiträge zu sparen.29
28
29
Vgl. Roberts/Chrisman (1996)
Vgl. Trautwein-Kalms (1997)
62+26PDOO2IILFH+RPH2IILFH¦+DXVKDOWHDOV$QELHWHUXQG1DFKIUDJHUYRQLQWHJULHUWHQ'LHQVWOHLVWXQJHQ
Leistungen und Merkmale von SOHOs
Freie Mitarbeiter genießen keinen arbeitsrechtlichen Schutz und nur eingeschränkten
sozialrechtlichen Schutz, was jedoch oft über ein höheres Einkommen ausgeglichen
wird. Im Extremfall wird der SOHO-Gründer nur zum Scheinselbständigen, der sich
sowohl in persönlicher als auch in wirtschaftlicher Abhängigkeit befindet, jedoch auf
rechtlich selbständiger Basis. Durch unterschiedliche Definitionen der Arbeitnehmereigenschaft in Sozial-, Steuer- und Arbeitsrecht kann es auch möglich sein, steuerrechtlich
Selbständiger, sozialrechtlich jedoch Arbeitnehmer zu sein.30 Scheinselbständige können gerichtlich den vollen Schutz von Arbeitnehmern einklagen. Ob ein Arbeitsvertrag
vorliegt oder nicht, spielt hierbei keine Rolle; entscheidend ist das wirtschaftliche und
persönliche Abhängigkeitsverhältnis.
Eine quantitative Beschäftigungswirkung ist in diesem Fall fraglich. Gelingt es dem
"Freien", sich aus der wirtschaftlichen Abhängigkeit zu lösen oder kann er so viele Aufträge aquirieren, daß er Mitarbeiter benötigt, kann er zum echten, wachstumsorientierten
Unternehmer werden. Für wie viele Menschen dieser Weg realistisch ist (in Abbildung
10 angedeutet durch die Treppenstufen), ist derzeit in Politik und Wissenschaft umstritten.
2.5.2
Unabhängiger Selbständiger
Diese Gruppe ist weder wirtschaftlich noch persönlich von einzelnen Auftraggebern
(dauerhaft) abhängig und unterscheidet sich von "echten" Unternehmern durch ihre
fehlende Wachstumsorientierung. Die Selbständigkeit wird hier bewußt gewählt als
Substitution einer abhängigen Beschäftigung (income substituter business), beispielsweise wegen der größeren persönlichen Freiheit. Die Aufnahme weiterer Mitarbeiter ist
meist nicht oder nur in sehr kleinem Umfang (z.B. Sekretärin) geplant.
Der Hauptanteil in dieser Gruppe sind freie Berufe. Zu den freiberuflichen Tätigkeiten
gehört die selbständig ausgeübte wissenschaftliche, künstlerische, schriftstellerische,
30
Nach einer neuen Gesetzesinitiative der Regierungskoalition, die zur Laufzeit dieses Projekts noch nicht
abschließend diskutiert war, wird in Zukunft Scheinselbständigkeit sehr viel enger gefaßt. Danach ist
scheinselbständig, wer zwei der folgenden Kriterien erfüllt: 1. Es werden außer Familienangehörigen
keine versicherungspflichtigen Arbeitnehmer beschäftigt; 2. In der Regel wird nur für einen Auftraggeber gearbeitet; 3. Es wird eine arbeitnehmertypische Beschäftigung ausgeübt; 4. Die Person tritt nicht
unternehmerisch am Markt auf.
Der Betroffene bzw. sein Arbeitgeber haben die Möglichkeit, die Annahme der abhängigen Beschäftigung zu widerlegen. Andernfalls gilt er nach Sozialrecht als Arbeitnehmer.
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Leistungen und Merkmale von SOHOs
unterrichtende oder erzieherische Tätigkeit sowie sie selbständige Berufstätigkeit z.B.
der Ärzte, Rechtsanwälte, Ingenieure, Steuerberater, Krankengymnasten, Journalisten,
Übersetzer und ähnlicher Berufe. Im Dienstleistungsbereich wird diese Beschäftigungsform wegen der attraktiven steuerlichen Einstufung bei gewerblicher Tätigkeit einzelner
Personen sehr häufig angestrebt.
2.5.3
Unternehmer
Unternehmer (im engeren Sinne) sind rechtlich selbständig, wirtschaftlich und persönlich unabhängig und wachstumsorientiert, streben also den Aufbau eines größeren Unternehmens (kein SOHO mehr) an. Nach der Untersuchung von Roberts und Chrisman31
fallen zwischen 20 und 40 Prozent der Selbständigen in den USA in diese Gruppe32
(wobei es von diesen aber nicht allen gelingt, tatsächlich zu wachsen). Bei dieser Gruppe liegen das höchste persönliche Risiko, jedoch auch die größten Beschäftigungschancen.
2.6 Berufliche und persönliche Situation von SOHO-Eigentümern
Im Rahmen des DFG-Sonderforschungsbereichs 3 Sozioökonomisches Panel (SOEP)
erhebt das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin seit 1984 jährlich
von etwa 13.000 Personen in Deutschland umfangreiche Daten über Lebensbedingungen, Ausbildung, Beschäftigung, Einkommen, häusliches Umfeld, Lebenseinstellungen
etc. Die Stichprobe ist nicht nur sehr umfangreich, sondern wurde im Laufe der Jahre
auch durch zahlreiche Abgleiche mit anderen Erhebungen mit Korrekturfaktoren versehen, so daß die Daten eine gute Repräsentativität für die deutsche Wohnbevölkerung
besitzen.
Die Anzahl der bereits existierenden SOHOs ist in Deutschland noch zu gering, um aus
den Daten des SOEP oder vergleichbarer Umfragen gesicherte Aussagen ableiten zu
können. Aufbauend auf den SOEP-Umfrageergebnissen des Jahres 1996 können allerdings zahlreiche Aussagen über die persönliche und wirtschaftliche Situation, die Qualifikation sowie die Lebenseinstellung bereits existierender, selbständiger Informations-
31
32
Vgl. Roberts/Chrisman (1996)
Ein Unternehmer ist in dieser Untersuchung definiert als ein Existenzgründer, der plant, in der Zukunft
mehr als 5 Angestellte zu beschäftigen.
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Leistungen und Merkmale von SOHOs
dienstleister in Deutschland (potentielle SOHOs) getroffen werden, aus welchen Hypothesen für die Situation zukünftiger SOHOs abgeleitet werden können.
Selbständige Informationsdienstleister wurden für die SOEP-Auswertung abgegrenzt als
selbständig Tätige mit maximal 9 Mitarbeitern, die informationsintensive Dienstleistungen erbringen. Nach dieser Definition stellen die selbständigen Informationsdienstleister
etwa 38% der Selbständigen, was etwa 3,7% der Erwerbstätigen in Deutschland entspricht33. Hochgerechnet auf die Gesamtbevölkerung entspricht das in Deutschland etwa
1,26 Millionen Menschen.
Eine Untergruppe der selbständigen Informationsdienstleister bilden hier die Home Offices, die sich noch dadurch auszeichnen, daß sich der Arbeitsplatz im häuslichen Umfeld befindet. Etwa ein Drittel der selbständigen Informationsdienstleister fallen in diese
Kategorie. Die vier Gruppen der Home-Office-Eigentümer, der selbständigen Informationsdienstleister, der Selbständigen allgemein und aller Erwerbstätigen wurden in über
50 Variablen miteinander verglichen. Ausgewählte Ergebnisse werden im folgenden
dargestellt, gruppiert nach den Themenbereichen Demographie und Qualifikation, berufliche und wirtschaftliche Situation sowie Lebenszufriedenheit.
2.6.1
Demographie und Qualifikation
Der durchschnittliche selbständige Informationsdienstleister ist etwa 45 Jahre alt,
männlich und deutscher Staatsbürger. Frauen und Ausländer sind im Vergleich zur gesamten Erwerbsbevölkerung deutlich unterrepräsentiert: nur 27% der selbständigen Informationsdienstleister sind Frauen (Erwerbsbevölkerung: 45%) und nur 1,6% (Erwerbsbevölkerung: 7,4%) sind nicht-deutsche Staatsbürger. Diese Aussagen gelten abgeschwächt jedoch grundsätzlich für alle Selbständigen in Deutschland und können
nicht als spezifisches Problem der Informationsdienstleistungen angesehen werden.
Bei der Ausbildungssituation bietet sich ein differenzierteres Bild. Einerseits gilt, daß
ein weit überdurchschnittlicher Teil der selbständigen Informationsdienstleister über
eine hohe Qualifikation verfügt: 43% verfügen über Hochschul- oder Fachhochschulreife, während nur 22% der gesamten Erwerbstätigen einen solchen Abschluß vorweisen
62+26PDOO2IILFH+RPH2IILFH¦+DXVKDOWHDOV$QELHWHUXQG1DFKIUDJHUYRQLQWHJULHUWHQ'LHQVWOHLVWXQJHQ
Leistungen und Merkmale von SOHOs
können. Entsprechend geben 24% der selbständigen Informationsdienstleister an, daß
ein abgeschlossenes Studium für ihre berufliche Tätigkeit notwendig ist (Erwerbsbevölkerung: 14%).
Daraus die Schlußfolgerung zu ziehen, informationsintensive Dienstleistungsunternehmen seien den Hochqualifizierten vorbehalten, wäre jedoch falsch. Es zeigen sich gerade bei den Home Offices zahlreiche Beschäftigungsmöglichkeiten auch für gering qualifizierte Arbeitnehmer. So haben 39% der Home-Office-Eigentümer als höchsten
Schulabschluß einen Hauptschulabschluß und 45% geben an, daß für ihren Beruf keine
Ausbildung oder lediglich Einweisung, Einarbeitung bzw. Kurse notwendig sind. Für
die gesamten Erwerbstätigen liegt dieser Anteil nur bei 27%. Selbständige Tätigkeit in
Home Offices bietet also gerade Menschen ohne Berufsausbildung eine Beschäftigungschance. Auch für Berufswechsler bieten sich in Home Offices offensichtlich gute Möglichkeiten: 44% der Eigentümer geben an, nicht in ihrem erlernten Beruf zu arbeiten.
Diese Zahlen werden bestätigt von den Erfahrungen der Telecenter-Initiative in Großbritannien34. Dort waren es insbesondere Arbeitslose und Frauen nach längeren Beschäftigungspausen, die nach gezielter Förderung durch die Telecenter-Initiative eine
selbständige Tätigkeit als SOHO aufnahmen. Das Hauptziel, die Menschen wieder ins
Berufsleben einzuführen und sie gleichzeitig zu qualifizieren, wurde dort weitgehend
erreicht. Beispielsweise hatten fast alle Teilnehmer(-innen) an diesem Projekt zu Beginn
keinerlei Computerkenntnisse, erstellen ihre Leistungen heute jedoch unter intensiver
Verwendung vernetzter IuK-Technologie (meist als selbständige Telearbeiter).
2.6.2
Berufliche und wirtschaftliche Situation
Es läßt sich also feststellen, daß der Bereich der selbständigen Informationsdienstleister
und insbesondere der Home Offices Chancen einerseits für sehr gut qualifizierte und
andererseits für gering qualifizierte Arbeitskräfte bietet. Die in diesem Zusammenhang
oft geäußerte Vermutung, bei den gering Qualifizierten bilde sich ein Niedriglohnsegment - vergleichbar zur klassischen Heimarbeit - ist empirisch nicht belegbar. Es ließ
sich innerhalb der Gruppe der Eigentümer von Home Offices kein statistischer Zusam33
Nicht alle der hier Erfaßten sind ausschließlich mit der Erstellung informationsintensiver Dienstleistungen beschäftigt. Gerade im Bereich junger Unternehmen sind sehr vielfältige Leistungsspektren die Regel, die eine eindeutige Zuordnung erschweren (vgl. z.B. Anhang 2).
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Leistungen und Merkmale von SOHOs
menhang zwischen Bildungsabschluß und Einkommen feststellen. Insgesamt liegen die
selbständigen Informationsdienstleister mit 5458 DM und insbesondere die HomeOffice-Eigentümer mit 6612 DM Bruttomonatsverdienst deutlich über dem Durchschnitt der Erwerbstätigen (4014 DM) und auch über dem Durchschnitt der Selbständigen (5302 DM). Insgesamt zeigen sich nur 2,7% der Home-Office-Eigentümer mit Ihrem Lebensstandard unzufrieden.
Dieser finanzielle Vorsprung wird allerdings erkauft mit längeren Arbeitstagen: während der durchschnittliche Erwerbstätige in Deutschland 1996 nur etwa 39,1 Stunden
pro Woche (tatsächliche Arbeitszeit) arbeitete, lag dieser Wert für selbständige Informationsdienstleister bei 46,7 Stunden. Dies entspricht in etwa der Durchschnittsarbeitszeit von Selbständigen. Diese zeitliche Beanspruchung hat eine Abnahme der privaten
sozialen Kontakte zur Folge. Selbständige Informationsdienstleister und insbesondere
die Home-Office-Eigentümer treffen sich deutlich seltener mit Freunden oder Familienangehörigen zu privater Geselligkeit.
Bei der Arbeitszufriedenheit unterscheiden sich selbständige Informationsdienstleister
nicht von durchschnittlichen Erwerbstätigen: nur etwa 16% beider Gruppen stimmen der
These zu, daß ihre Arbeit ihnen eigentlich keine Freude macht, der Rest lehnt diese These für sich ab, findet an seiner Arbeit also im großen und ganzen Freude. Bemerkenswert ist hier die Abweichung der Home-Office-Eigentümer: Der These, daß ihnen die
Arbeit eigentlich keine Freude macht, stimmen nur 2,4% zu. Zu Hause zu arbeiten,
scheint sich auf die Arbeitszufriedenheit also sehr positiv auszuwirken.
Ein kritisches Thema ist die Frage der sozialen Absicherung, insbesondere bei älteren
Selbständigen. Hier zeigt sich für selbständige Informationsdienstleister ein differenziertes Bild. Bei der Krankenversicherung ist die Abdeckung nahezu vollständig: 98%
der selbständigen Informationsdienstleister sind krankenversichert, davon etwa eine
Hälfte in der gesetzlichen und die andere Hälfte in einer privaten Versicherung. Bei der
Altersvorsorge ist die Abdeckung allerdings deutlich schlechter: zwei Drittel der selbständigen Informationsdienstleister zahlen keine Beiträge in die gesetzliche Rentenversicherung, sind also durch Eigenvorsorge oder gar nicht im Alter abgesichert. Das hier-
34
Quelle: Expertengespräch mit Simon Berry (siehe Anhang 1)
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Leistungen und Merkmale von SOHOs
aus möglicherweise entstehende Risiko läßt sich aus den Umfragedaten jedoch schlecht
abschätzen.
2.6.3
Lebenszufriedenheit
Die Fragebögen des DIW enthalten eine Reihe von Statements zur allgemeinen Lebenseinstellung, z.B. "Ich bestimme mein Leben selbst." oder "Ich fühle mich oft einsam."
Die Befragten müssen diese Aussagen für Ihre persönliche Situation bewerten. Aus den
Antworten lassen sich Rückschlüsse ziehen über die relative Lebenszufriedenheit der
selbständigen Informationsdienstleister und Home-Office-Eigentümer.
So haben die selbständigen Informationsdienstleister größere Probleme, Familie und
Beruf zu vereinbaren. 34% klagen über diesen Spagat, während dies nur für 23% der
gesamten Erwerbstätigen ein Problem darstellt. Wie zu erwarten, verschärft sich die
Situation bei den Heimarbeitern: hier sehen es 38% als schwierig an, den Beruf mit den
Aufgaben in der Familie zu vereinbaren. Eine häufig prognostizierte Vereinsamung der
zu Hause Arbeitenden scheint jedoch keine Gefahr zu sein: während übereinstimmend
etwa 16% der Erwerbstätigen, der Selbständigen und der selbständigen Informationsdienstleister über Einsamkeit klagen, sind dies bei den Home-Office-Eigentümern nur
13%. Selbständige Heimarbeiter scheinen also ein wenig besser in soziale Zusammenhänge eingebunden zu sein als der Durchschnitt der Erwerbstätigen.
Selbständige Informationsdienstleister haben stärker als der Durchschnitt der Erwerbstätigen das Gefühl, ihr Leben selbst zu bestimmen. Sie glauben stärker an die Selbstbestimmtheit des Menschen und an die Durchsetzbarkeit der eigenen Pläne. Bei der allgemeinen Lebenszufriedenheit und der Zukunftszuversicht zeigen sich interessanterweise
keine Unterschiede zwischen normalen Erwerbstätigen, Selbständigen und selbständigen Informationsdienstleistern. Jeweils etwa zwei Drittel der befragten Erwerbstätigen
sind mit ihrem Leben zufrieden und blicken zuversichtlich in die Zukunft - nahezu unabhängig von ihrem Erwerbsstatus.
62+26PDOO2IILFH+RPH2IILFH¦+DXVKDOWHDOV$QELHWHUXQG1DFKIUDJHUYRQLQWHJULHUWHQ'LHQVWOHLVWXQJHQ
Abschätzung zukünftiger Beschäftigungspotentiale von SOHOs
3 Abschätzung zukünftiger Beschäftigungspotentiale von
SOHOs
In diesem Abschnitt wird anhand bestehender Arbeiten zu den Beschäftigungswirkungen von Informations- und Kommunikationstechnologien eine Abschätzung der Beschäftigungswirkungen, die auf die Entstehung und Verbreitung von SOHOs zurückgeführt werden können, vorgenommen. Zu den Auswirkungen moderner Informationsund Kommunikationstechnologie auf die Beschäftigung gibt es eine große Anzahl verschiedener Untersuchungen.35 Diese Arbeiten weisen oft unterschiedliche Schwerpunkte
bezüglich Untersuchungszeitraum, betrachteten Regionen, Definition der Technologien,
Methodik u.a. aus. Entsprechend groß sind die Unterschiede in den prognostizierten
Beschäftigungswirkungen. Oberbeck kommt zu dem Schluß, daß angesichts der unzureichenden Datenlagen über den bisherigen Stand der Dienstleistungsbeschäftigung,
Voraussagen über mögliche Entwicklungen entsprechend problembehaftet sind.36 Das
gilt auch für Prognosen über Beschäftigungseffekte von SOHOs, die kaum bzw. nur
sehr eingeschränkt möglich sind. Dennoch soll hier der Versuch unternommen werden,
bei allen Einschränkungen angesichts der Datenlage das Beschäftigungspotential systematisch auszuloten, indem vorliegende Untersuchungen und Prognosen über qualitative
und quantitative Beschäftigungseffekte von IuK-Technologie insbesondere im Dienstleistungsbereich zusammengetragen und ausgewertet werden.
Einen Überblick über die wichtigsten Studien bis zum Jahr 1996, in denen quantitative
Beschäftigungswirkungen prognostiziert werden, geben z.B. Hofmann und Saul.37 Die
Ergebnisse der von ihnen analysierten Untersuchungen sind in Tabelle 1 zusammengestellt. Eine weitere Übersicht wurde vom Forschungsverbund "Multimedia und Gesellschaft"38 erstellt. Hier werden in knapper Form weitere Studien vorgestellt und kommentiert.
35
Eine umfassende Reanalyse von Studien zu den Beschäftigungswirkungen neuer Informations- und
Kommunikationstechnologien findet sich in Modul 1 dieses Berichts.
36
Vgl. Oberbeck (1997)
37
Hofmann/Saul (1996)
38
Vgl. Wagner/Witt/Pauschert (1997)
62+26PDOO2IILFH+RPH2IILFH¦+DXVKDOWHDOV$QELHWHUXQG1DFKIUDJHUYRQLQWHJULHUWHQ'LHQVWOHLVWXQJHQ
Abschätzung zukünftiger Beschäftigungspotentiale von SOHOs
Studie
Gebiet
Zeitraum
Beschäftigungseffekt (quantitativ)
AD-Employ: Employment Trends
related to the use of Advanced Communications (1995)
Dänemark
bis 2005
4%-8,2% des Beschäftigungszuwachses im privaten Sektor durch
IuK-Technologie
METIER: The impact of advanced
communications in European growth
and trade (1995)
EU 12
bis 2010
bei schneller Ausbreitung der Technologie überwiegen positive Effekte
(6 Mio. Arbeitsplätze mehr als bei
langsamer Ausbreitung)
Einfluß der Informations- und Kommunikationstechnik auf die zukünftige
Beschäftigung und die Ausbildungsperspektiven in der Europäischen
Gemeinschaft (1991)
Frankreich,
Großbritannien, Italien,
Deutschland
bis 2005
negativer gesamtwirtschaftlicher
Beschäftigungseffekt (bis zu 3,3
Mio. Arbeitsplätze weniger in 2005)
Reforms toward the Intellectual Crea- Japan
tive Society of the 21st Century (1994)
bis 2010
Schaffung von 2,43 Mio. neuen
Arbeitsplätzen in den Anbieterbranchen
Economic Benefits of the Administra- USA
tion’s Legislative Proposals for the
Telecommunication’s (1994)
bis 2008
1 Mio. zusätzliche Arbeitsplätze im
Telekommunikationssektor bei
staatlicher Initiative
Multimedia: Europa am Scheideweg
(1994)
bis 2000
10-11 Mio. Arbeitsplätze in Europa,
davon ca. 2 Mio. in Deutschland?
Europäische
Union
Tabelle 1: Ausgewählte Studien mit Prognosen quantitativer Beschäftigungseffekte
moderner IuK-Technologien39
Die großen Unterschiede in den Ergebnissen führen die Autoren unter anderem auf erhebliche Methodenprobleme zurück.40 Die Übertragung historischer Erkenntnisse auf
zukünftige Entwicklungspfade wird gerade aufgrund des technologietegetriebenen
Strukturwandels als problematisch angesehen. Diese methodischen Vorbehalte werden
auch durch die hier vorgestellten jüngeren Studien nicht ausgeräumt. Dennoch geben sie
erste Hinweise auf Beschäftigungseffekte der durch moderne IuK-Technologie hervorgerufenen Veränderungen in der Arbeitswelt, zu denen auch die Entwicklung von SOHOs zu zählen ist. Dabei vergrößert sich die Unsicherheit der Prognosen, wenn aus der
allgemeinen Entwicklung (Beschäftigungseffekte des Einsatzes der IuK-Technologien)
noch eine spezielle Entwicklung (Beschäftigung in SOHOs) herausgegriffen wird. Die
hier vorgestellten Prognosen basieren auf Experteneinschätzungen im Sinne einer "systematischen Spekulation", um eine Vorstellung über das Potential dieser neuen Form
von Beschäftigung zu gewinnen.
39
40
Hofmann/Saul (1996), S. 94 ff.
Vgl. Hofmann/Saul (1996), S. 128.
62+26PDOO2IILFH+RPH2IILFH¦+DXVKDOWHDOV$QELHWHUXQG1DFKIUDJHUYRQLQWHJULHUWHQ'LHQVWOHLVWXQJHQ
Abschätzung zukünftiger Beschäftigungspotentiale von SOHOs
Dabei handelt es sich um nachfolgende Studien:
•
die Studie "Arbeit ohne Zukunft?" von Rainer Thome, die auf Basis der Rationalisierung der Prozesse im Dienstleistungssektor eine eher pessimistische Entwicklung
prognostiziert,41
•
die Studie "Innovationen und Arbeit für das Informationszeitalter" von Arthur D.
Little, in der die Auswirkungen neuer IuK-Technologien auf die Beschäftigung bei
den Anbietern und den Anwendern der neuen Technologien untersucht wird,42
•
die Beschäftigungsprognose des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung
(IAB) der Bundesanstalt für Arbeit und der Prognos AG,43 in der die Veränderungen
der Nachfrage nach Beschäftigung unter Berücksichtigung prognostizierter technologischer, politischer und gesellschaftlicher Entwicklungen geschätzt werden. Die
Beschäftigungsprognose des IAB ist – bei allen Einschränkungen – am besten geeignet, eine Abschätzung der Beschäftigungswirkungen von SOHOs zu geben. Deshalb wird auf letzterer intensiv aufgebaut.44
3.1 Arbeit ohne Zukunft?: organisatorische Konsequenz der wirtschaftlichen Informationsverarbeitung
In der Untersuchung werden die Rationalisierungspotentiale des Einsatzes von Informationstechnologie auf die Beschäftigten im gesamten Dienstleistungssektor untersucht
und quantifiziert. Die Autoren beschränken sich dabei bewußt auf die Primärwirkungen
des Technologieeinsatzes, d.h. den Wegfall von Arbeitsplätzen durch Rationalisierung
bestehender Leistungen.45 Das ergibt sich aus der Untersuchungsmethodik der Studie:
Die Autoren untersuchen bestehende Geschäftsprozesse in den Dienstleistungsbranchen
und schätzen deren Automatisierbarkeit ab. Eigene, als besonders typisch für die
Dienstleistungsbranche angesehene Projekte, werden auf die Gesamtbeschäftigung pro-
41
Thome (1997)
Deutsche Forschungsanstalt für Luft- und Raumfahrt e.V. (1996)
43
Weidig/Hofer/Wolff (1998)
44
Eine Aktualisierung der Studie ”Arbeitslandschaft der Zukunft” ist für das Frühjahr 1999 vom IAB
angekündigt worden. In der neuen Studie ist dann auch der Wirtschaftsstruktureffekt berücksichtigt. Eine erneute Analyse des ”SOHO-Effektes” könnte hier interessante Ergebnisse bringen.
45
Thome (1997), S. 122.
42
62+26PDOO2IILFH+RPH2IILFH¦+DXVKDOWHDOV$QELHWHUXQG1DFKIUDJHUYRQLQWHJULHUWHQ'LHQVWOHLVWXQJHQ
Abschätzung zukünftiger Beschäftigungspotentiale von SOHOs
jiziert. Die Datenbasis bildet der Mikrozensus 1995 des Statistischen Bundesamtes. ein
konkreter zeitlicher Rahmen für den Prognosehorizont wird nicht genannt.
Die Entstehung von neuer Beschäftigung in ausgelagerten Bereichen – hier sind auch
SOHOs anzusiedeln – werden explizit ausgeklammert, ebenso die Entstehung neuer
Leistungen. Die Untersuchung gibt einen Hinweis auf die hohen potentiellen Arbeitsplatzverluste, die entstehen können, wenn es nicht gelingt, neue Beschäftigungspotentiale durch den Einsatz der IuK-Technologie zu erschließen.
Bereich
Statistisch insgesamt Kumulierte Zahl der einzuspaAnteil
betroffene Beschäf- renden Arbeitsplätze
tigte
Banken
772.000
474.000
61%
Beratung/Überprüfung
844.000
293.000
35%
Bildungswesen
914.000
249.000
27%
Büroberufe
1.465.000
806.000
55%
Gesundheitswesen
839.000
294.000
35%
Handel
3.382.000
1.727.000
51%
Öffentliche Verwaltung
2.604.000
1.200.000
46%
Planung
194.000
64.000
33%
Reinigung
835.000
138.000
17%
Sonstige
1.609.000
304.000
19%
Transport/Logistik
897.000
667.000
74%
Vermietung
236.000
118.000
50%
Versicherungen
660.000
390.000
59%
Werbung
80.000
15.000
19%
Summe
15331000, 0
6739000, 0
44%
Quelle: Thome, R., a.a.O., S. 125.
Tabelle 2: Einsparungspotential von Arbeitsplätzen durch Integration von Organisation
und Informationsverarbeitung im Dienstleistungsbereich46
Insgesamt wird ein Einsparungspotential von fast 7 Millionen Arbeitsplätzen im gesamten Dienstleistungsbereich gesehen. Fast jeder zweite Arbeitsplatz wird also von den
Veränderungen betroffen sein. Dabei entfallen die meisten Arbeitsplätze (1,7 Mio.) im
Handel durch die Entstehung elektronischer Märkte (z.B. im Internet) und die Automatisierung von Kassiervorgängen. Den relativ höchsten Abbau an Arbeitsplätzen hat der
Bereich Transport/Logistik zu verzeichnen. Hier sind fast drei Viertel aller Arbeitsplätze
von der Rationalisierung bedroht. Der Grund hierfür liegt darin, daß in diesem Bereich
besonders viele Arbeitsplätze mit repetitiven bzw. Informationen zusammenführenden
46
Thome (1997), S. 125.
62+26PDOO2IILFH+RPH2IILFH¦+DXVKDOWHDOV$QELHWHUXQG1DFKIUDJHUYRQLQWHJULHUWHQ'LHQVWOHLVWXQJHQ
Abschätzung zukünftiger Beschäftigungspotentiale von SOHOs
Tätigkeiten bestehen. Gerade diese aber sind am stärksten betroffen, da sie am ehesten
automatisierbar sind.
Die Untersuchung von Thome zeigt, daß die IuK-Technologie massive Auswirkungen
auf die bestehenden Tätigkeitsstrukturen auch im Dienstleistungssektor haben wird. Aus
der Struktur der wegfallenden Tätigkeiten läßt sich ein erster Schluß für die neuen auch
in SOHOs entstehenden Beschäftigungsprofile ziehen: Die Erwerbstätigen werden sich
mit Aufgaben befassen, die wenig Wiederholungen aufweisen und sich nicht auf die
Zusammenführung bestehender Informationen beschränken. Die Tätigkeiten in SOHOs
werden danach eher unstrukturierter Natur und somit nur schwer automatisierbar sein.
Für eine Abschätzung der gesamten Beschäftigungseffekte greift eine Betrachtung, die
ausschließlich auf die Rationalisierungspotentiale der IuK-Technologie fokussiert zu
kurz. Denn zum einen entstehen natürlich in den Industrien, die mit der Herstellung und
Verbreitung der Technik selbst befaßt sind, neue Beschäftigungsmöglichkeiten, zum
anderen sind es ja gerade die durch den technischen Fortschritt neu entstehenden Produkte und Dienstleistungen, auf denen die Hoffnungen für mehr Beschäftigung gerade
in SOHOs beruhen.47 Der Betrachtungswinkel wird daher im folgenden dahingehend
erweitert, daß auch die Beschäftigungseffekte neuer Angebots- und Arbeitsformen mit
einbezogen werden.
3.2 Arthur D. Little: Innovationen und Arbeit für das Informationszeitalter
Die folgenden Untersuchungen berücksichtigen – im Gegensatz zu der recht pessimistischen Prognose von Thome – auch quantitativ die positiven Arbeitsplatzeffekte durch
die Entwicklung innovativer Beschäftigungsfelder. In der Untersuchung der Unternehmensberatung Arthur D. Little wurden sowohl Beschäftigungseffekte in den Branchen,
in denen innovative IuK-Technologien produziert werden (=TIME-Branchen: Telekommunikation, Information, Medien, Elektronik), als auch Beschäftigungseffekte in
den Anwenderbranchen untersucht. Im Gegensatz zu der Untersuchung von Thome wird
in diesem Ansatz versucht, Nettobeschäftigungseffekte der neuen Technologien zu
47
Die Entwicklung der Beschäftigung in den USA, einem Vorreiter in der Nutzung der neuen Technologien, in den 90er Jahren deutet zudem nicht darauf hin, daß die negativen Rationalisierungseffekte
zwangsläufig überwiegen müssen.
62+26PDOO2IILFH+RPH2IILFH¦+DXVKDOWHDOV$QELHWHUXQG1DFKIUDJHUYRQLQWHJULHUWHQ'LHQVWOHLVWXQJHQ
Abschätzung zukünftiger Beschäftigungspotentiale von SOHOs
schätzen, indem die Interdependenzen zwischen Anbieter- und Anwenderbranchen berücksichtigt werden. Der Prognosezeitraum erstreckt sich von 1995 bis 2010. Es wurde
zunächst die gesamte Beschäftigungsentwicklung prognostiziert und darauf aufbauend
der Anteil der TIME-Technologien abgeschätzt.
Den Anbieterbranchen prognostiziert die Studie einen Zuwachs von 153.000 Arbeitsplätzen in der Bundesrepublik Deutschland bis zum Jahr 2010 (vgl. Tabelle 3). Die
größten Zuwächse werden in den Bereichen Informationstechnologie und Medien erwartet.
Arbeitsplatzeffekte*
absolut
Beschäftigungsstand*
Arbeitsplatzeffekte
relativ
Anbieterbranchen
Telekommunikation
Informationstechnologie
Medien
Elektronik
SUMME
1995 2000
-20
+30
+25
-11
+24
2000 2010
+50
+50
+50
-21
+129
1995 2010
+30
+80
+75
-33
+153
1995
380
260
530
130
1.300
1995 2000
-5%
+11%
+5%
-9%
2000 - 1995 2010 2010
+14% +8%
+18% +31%
+9% +14%
-19% -26%
*) in Tausend
Quelle: Berechnungen Arthur D. Little
Tabelle 3: Prognose quantitativer Beschäftigungseffekte 1995 bis 2010 in den
Anbieterbranchen von IuK-Technologie nach Arthur D. Little48
Für die Beschäftigungsentwicklung in den Anwenderbranchen, also den restlichen Bereichen der Volkswirtschaft, ist die Prognose weniger optimistisch (vgl. Tabelle 4). Insgesamt erwartet Arthur D. Little einen Rückgang der Beschäftigung um fast eine Mio.
bis zum Jahr 2010. Allerdings wird ein positiver - wenn auch geringer - Beitrag der
TIME-Technologien zur Beschäftigungsentwicklung erwartet, der den Gesamtabbau an
Beschäftigung dämpft. Die negativen Beschäftigungseffekte werden insbesondere bis
zum Jahr 2000 erwartet, während danach in den meisten Sektoren die positiven Effekte
überwiegen. In dem Bereich "Sonstige Dienstleistungen", dem die meisten SOHOs zuzuordnen sind (vgl. Seite 10), werden Zuwächse der Beschäftigung von fast einer Millionen Arbeitsplätzen prognostiziert. Ein Drittel davon soll durch TIME-Technologien
entstehen.
48
Vgl. Deutsche Forschungsanstalt für Luft- und Raumfahrt (1996)
62+26PDOO2IILFH+RPH2IILFH¦+DXVKDOWHDOV$QELHWHUXQG1DFKIUDJHUYRQLQWHJULHUWHQ'LHQVWOHLVWXQJHQ
Abschätzung zukünftiger Beschäftigungspotentiale von SOHOs
Anwenderbranchen
Banken, Versicherungen
Handel, Logistik
Verkehr, Touristik
Verarbeitendes Gewerbe
Sonstige Dienstleistungen
Staat
Arbeitsplatzeffekte*
insgesamt
1995 - 2000 2000
2010
-40
-70
TIME**-bedingte
Arbeitsplatzeffekte*
1995 2000 2000
2010
-27
-70
Anteil von
Anwendung
TIME***
1995 2000 2000
2010
++
++ Elektronische Finanzdienstleistungen
+
++ Elektronische Handel
++
++ Verkehrstelematik
/
/ Massenindividualfertigung
+
+ Teleservices
-160
-30
-600
+50
+20
-300
-53
-20
+/-0
+33
+14
+/-0
+390
+600
+130
+200
-200
-400
-67
-133
+
Bildung, Wissenschaft
Gesundheitswesen
+20
+20
+20
+20
+++
+10
+20
+3
+7
+
Sonstige
SUMME
LQ7DXVHQG
-150
-760
-90
-150
+/-0
-14
+/-0
+71
/
+ Vernetzte Verwaltung
+++ Vernetzte Bildungseinrichtungen
+ Vernetztes Gesundheitswesen
/ /
7,0( 7HOHNRPPXQLNDWLRQ,QIRUPDWLRQVWHFKQRORJLH0HGLHQ(OHNWURQLN
$QWHLOGHU$UEHLWVSODW]HIIHNWHGLHDXI7,0($QZHQGXQJHQ]XUFNJHIKUWZHUGHQN|QQHQ
YROOVWlQGLJ FD FD NHLQ(LQIOX‰
Quelle: DIW, Prognos, Experteninterviews, Berechnungen Arthur D. Little
Tabelle 4: Prognose quantitativer Beschäftigungseffekte 1995 bis 2010 in den
Anwenderbranchen von IuK-Technologie nach Arthur D. Little49
Die stärksten Effekte der TIME-Technologien werden in der Studie von Arthur D. Little
allerdings nicht in der Schaffung neuer oder Vernichtung bestehender Arbeitsplätze gesehen, sondern in der Veränderung und Sicherung bestehender Arbeitsplätze. So bleiben
nach der Studie 1,2 Mio. Arbeitsplätze in Deutschland durch den Einsatz der Technologien erhalten, die ansonsten wegfallen würden. Im Gegensatz zu der Studie "Arbeit ohne
Zukunft?"50 werden hier die verbleibenden Arbeitsplätze in den Mittelpunkt gestellt.
Obwohl die Arbeit von Arthur D. Little keine Aussagen über die Organisationsformen,
in denen die neue Beschäftigung entsteht, trifft, zeigt sich hier ein positiver Trend für
das Beschäftigungspotential von SOHOs. Auch in den Anbieterbranchen werden für
diejenigen Bereiche, in denen SOHOs aktiv werden können (Informationstechnologie
und Medien) die stärksten Zuwächse an Beschäftigung erwartet. Die Ergebnisse dieser
Studie zeigen somit zumindest das große Beschäftigungspotential der Aktivitätsbereiche
von SOHOs. Es wird noch zu zeigen sein, welcher Anteil dieses Beschäftigungspotential tatsächlich auf SOHOs entfallen kann.
49
50
Vgl. Deutsche Forschungsanstalt für Luft- und Raumfahrt (1996)
Vgl. Abschnitt 3.1 und Thome (1997)
62+26PDOO2IILFH+RPH2IILFH¦+DXVKDOWHDOV$QELHWHUXQG1DFKIUDJHUYRQLQWHJULHUWHQ'LHQVWOHLVWXQJHQ
Abschätzung zukünftiger Beschäftigungspotentiale von SOHOs
3.3 Arbeitslandschaft der Zukunft - Quantitative Projektion der Tätigkeiten
Auf Basis einer Auswertung der Studie "Arbeitslandschaft der Zukunft", vom IAB und
der Prognos AG, wird im folgenden Abschnitt eine Abschätzung der Beschäftigungseffekte vorgenommen, die direkt auf die Entstehung und Verbreitung von SOHOs zurückzuführen sind. Da diese Studie aufgrund ihrer Untersuchungsanlage und Aktualität besonders geeignet ist, die Beschäftigungseffekte von SOHOs abzuschätzen, sollen Anlage
und Aufbau der Studie ausführlicher beschrieben werden: Ziel der IAB/Prognos-Studie
war es, in einem ersten Schritt relevante technologische, wirtschaftliche, politische und
gesellschaftliche Veränderungen (wie z.B. Fortschritte in der Informationstechnologie,
größere Bedeutung ökologischer Fragestellungen) zu identifizieren, die sich auf die
volkswirtschaftliche Nachfrage nach Beschäftigung signifikant auswirken können und
deren Entwicklungen zu prognostizieren. In einem zweiten Schritt wird darauf aufbauend abgeschätzt, welche qualitativen und quantitativen Beschäftigungseffekte diese
Entwicklungstrends bewirken.
Die Basis für die Prognose stellt eine Strukturierung der Erwerbstätigen in Deutschland
nach Wirtschaftsbereichen entsprechend dem Konzept der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung und dem funktionalen, an der Tätigkeit orientierten Konzept (ausgeübte
Tätigkeit, Stellung im Betrieb, Beruf) des Mikrozensus des Statistischen Bundesamtes
dar. Durch die Kombination dieser beiden Konzepte unter Verwendung eines selbst
entwickelten Umsteigeschlüssels können für jedes betrachtete Jahr Beschäftigtenmatrizen generiert werden, in deren Zellen die Erwerbstätigen 33 Tätigkeitsbereichen und 37
Wirtschaftssektoren zugeordnet werden.51 Abbildung 11 veranschaulicht den Aufbau
einer solchen zugrunde gelegten Matrix. Das Basisjahr für die Prognose ist 1995.
51
Zur Präzisierung der Prognose werden getrennte Matrizen für Vollzeit-, und Teilzeitbeschäftigung,
sowie für die alten und die neuen Bundesländer erstellt, da sich die Strukturen hier jeweils stark unterscheiden. So ergeben sich insgesamt sechs Matrizen für jedes betrachtete Jahr.
62+26PDOO2IILFH+RPH2IILFH¦+DXVKDOWHDOV$QELHWHUXQG1DFKIUDJHUYRQLQWHJULHUWHQ'LHQVWOHLVWXQJHQ
Abschätzung zukünftiger Beschäftigungspotentiale von SOHOs
33 Tätigkeitsbereiche
37 Wirtschaftszweige
Tätigkeit
Wirtschaftszweig
Land-, Forstwirtschaft
Energie, Wasser,
...
...
sonst. Dienstleistungen
Organisationen ohne Erwerbszweck
Gebietskörperschaften
Summe
Gewinnen/
Reparieren
Herstellen
...
...
Betreuen,
Beraten,
Lehren
Insgesamt
Abbildung 11: Wirtschaftszweig-/Tätigkeitsmatrix aus der IAB-Prognos-Studie
"Arbeitslandschaft der Zukunft"
Analog zu der analytischen Aufteilung der Erwerbstätigen nach Tätigkeits- und Wirtschaftsbereichen werden die Einflußfaktoren, die Einfluß auf die Nachfrage nach Erwerbstätigkeit haben, analytisch in einen Wirtschaftsstruktureffekt und einen Tätigkeitsstruktureffekt unterschieden. Unter dem Wirtschaftsstruktureffekt werden Einflußfaktoren subsumiert, die marktbedingt sind und Einfluß auf die sektorale Struktur der Wirtschaft haben. Unter dem Tätigkeitsstruktureffekt werden angebotsseitige Veränderungen, z.B. in der Organisation von Betrieben oder in den Produktionstechnologien verstanden, die zu Veränderungen in der Nachfrage nach bestimmten Tätigkeiten führen.
Zu diesen ist z.B. auch die Leistungserstellung in SOHOs mit vernetzter IuKTechnologie zu zählen. Im Rahmen der betrachteten Untersuchung wurde aus haushaltstechnischen Gründen lediglich der Tätigkeitsstruktureffekt geschätzt52, d.h. Veränderungen in der Nachfrage nach Tätigkeiten, die auf nachfragebedingte Veränderungen
zurückzuführen sind, wurden nicht berücksichtigt. Für die Analyse der Auswirkungen
von SOHOs lassen sich auch mit diesem Ansatz wertvolle Erkenntnisse gewinnen.
Die technologischen und sozio-ökonomischen Entwicklungstrends, von denen angebotsseitige Veränderungen der Nachfrage nach Beschäftigung erwartet werden, sind in
drei große Blöcke unterteilt:
•
"Dienstleistungen und Informationsnutzung" (hierunter fallen z.B. neue Entwicklungen von Informations- und Verkehrsdienstleistungen oder bei Produktionsplanung
und -logistik),
52
Vgl. Weidig/Hofer/Wolff (1998), S. 2.
62+26PDOO2IILFH+RPH2IILFH¦+DXVKDOWHDOV$QELHWHUXQG1DFKIUDJHUYRQLQWHJULHUWHQ'LHQVWOHLVWXQJHQ
Abschätzung zukünftiger Beschäftigungspotentiale von SOHOs
•
"Produktion" (z.B. neue Werkstoffe und neue Produktionsverfahren) sowie
•
"sozio-ökonomischer Rahmen" (z.B. Änderungen staatlicher Auflagen oder der Arbeitsmarktsituation).
Innerhalb dieser Bereiche, in denen die Veränderungen wirksam werden, gibt es eine
weitere Unterteilung der relevanten Effekte. Diese Effekte wurden in einem ersten
Schritt vom Projektteam des IAB und von Prognos identifiziert und qualitativ analysiert.
Zudem wurde die Diffusionsgeschwindigkeit der Innovation geschätzt. In einem zweiten
Schritt wurde dann auf einer siebenstufigen Skala von -3 (sehr starker Rückgang der
Tätigkeit) bis +3 (sehr starker Zuwachs der Tätigkeit) geschätzt, in welcher Richtung
und wie stark die jeweils betrachtete Veränderung sich auf jede einzelne Tätigkeit auswirken wird.
Für die Entwicklung und Verbreitung von SOHOs sind Entwicklungen im Bereich Informationsdienstleistungen von zentraler Bedeutung. Zu den relevanten technologischen und sozio-ökonomischen Trends zählt die Studie den weiteren Ausbau und die
Steigerung der Leistungsfähigkeit der Übertragungsnetze, die Digitalisierung von Vermittlungsdiensten, die Verbesserung des Angebots an integrierten Endgeräten, die Weiterentwicklung von Chipkarten- und Tele-Dienstleistungen sowie von interaktiven Bewegtbildsystemen.53 Für SOHOs sind insbesondere die Entwicklungen bei den TeleDiensten von großer Bedeutung. Die zunehmende Ausstattung privater Haushalte mit
moderner IuK-Technologie und die zunehmende Diffusion telekooperativer Arbeitsformen werden als wichtige Promotoren für die Entwicklung innovativer Tele-Dienste gesehen.
Aus allen diesen Trends werden Argumente für die Entwicklung der Tätigkeitsstruktur
abgeleitet. Dabei wird nach Argumenten für eine Zunahme der Tätigkeiten und Argumente für einen Rückgang der Tätigkeiten unterschieden. Ein Argument für die Zunahme von Tätigkeiten ist "die Unabhängigkeit vom Standort der Leistungserbringung (Zunahme kleiner selbständiger Produktionseinheiten im Inland)".54 Diese kleinen selbständigen Produktionseinheiten, die aufgrund von Innovationen im Bereich der Informati-
53
54
Vgl. Weidig/Hofer/Wolff (1998), S. 54.
Ebd., S. 56.
62+26PDOO2IILFH+RPH2IILFH¦+DXVKDOWHDOV$QELHWHUXQG1DFKIUDJHUYRQLQWHJULHUWHQ'LHQVWOHLVWXQJHQ
Abschätzung zukünftiger Beschäftigungspotentiale von SOHOs
onsdienstleistungen entstehen, entsprechen dem SOHO-Konzept, das in diesem Modul
entwickelt wurde (vgl. Abschnitt 1). Die prognostizierten Veränderungen der Nachfrage
nach Beschäftigung aufgrund der Zunahme unabhängiger Produktionseinheiten im Inland werden daher im folgenden als "SOHO-Effekt" bezeichnet. Der Anteil, den der
SOHO-Effekt an der gesamten Veränderung der Tätigkeitsstruktur in den Prognoseperioden 1995-2000 und 2000-2010 hat, läßt sich in einem weiteren Schritt aus der Prognose der gesamten Veränderung extrahieren. Die absoluten Veränderungen in der Tätigkeitsstruktur sind in Tabelle 5 zusammengefaßt.
1.
2.
3.
4.
5.
6.
Tätigkeit
Maschinen einrichten /
einstellen
Gewinnen/Herstellen
Reparieren
Handelstätigkeiten als
Bürotätigkeiten
Forschungs/Entwicklungstätigkeiten
7. Organisation und Management
1985-1995
1995-2000
ABL
ABL NBL Gesamt
2000-2010
ABL NBL Gesamt
ABL
1995-2010
NBL Gesamt
2,8
9,3
1,0
10,3
17,6
1,6
19,2
26,9
2,6
29,5
12,4
9,8
0,7
10,5
17,5
1,6
19,1
27,3
2,3
29,6
45,0 63,3
9,6
73,0 108,3
6,5
114,8
171,6
16,2
187,7
60,1 82,4 11,3
93,7 143,4
9,8
153,1
225,7
21,1
246,8
8. Allgemeine Dienste
9. Betreuen, Beraten, Lehren u.ä.
Alle Tätigkeitsbereiche
Veränderungen in Tsd. Erwerbstätige; ABL= alte Bundesländer, NBL= neue Bundesländer
Tabelle 5: Abschätzung der quantitativen Veränderung der Tätigkeitsstruktur durch die
Zunahme kleiner selbständiger Produktionseinheiten
im Inland bis 2010 (SOHO-Effekt)55
Durch Gründung von SOHOs werden nach dieser Schätzung bis zum Jahr 2010 insgesamt über 250.000 Erwerbstätige Beschäftigung finden, wobei die Mehrzahl der zusätzlichen Erwerbstätigkeit nach dem Jahr 2000 erwartet wird. Von der Erwerbstätigkeit in
SOHOs profitieren vor allem die alten Bundesländer: Bis 2000 wird erwartet, daß knapp
90% der Zunahme der gesamten Erwerbstätigkeit in SOHOs auf die alten Bundesländern entfallen, bis 2010 soll dieser Anteil sogar auf fast 95% steigen. Die Zunahme wird
zum größten Teil in dem Tätigkeitsbereich Organisation und Management56 erwartet:
über drei Viertel der zusätzlichen Erwerbstätigkeit ist in diesem Bereich angesiedelt.
Die restliche zusätzliche Erwerbstätigkeit erwartet man zu etwa gleichen Teilen in den
55
56
Quelle: Weidig/Hofer/Wolff (1998), eigene Berechnungen.
Darunter fallen Tätigkeiten wie Disponieren, Koordinieren, Organisieren sowie Führen/Leiten (auch
Personal).
62+26PDOO2IILFH+RPH2IILFH¦+DXVKDOWHDOV$QELHWHUXQG1DFKIUDJHUYRQLQWHJULHUWHQ'LHQVWOHLVWXQJHQ
Abschätzung zukünftiger Beschäftigungspotentiale von SOHOs
Bereichen Gewinnen/Herstellen (zum weitaus größten Teil in Dienstleistungsberufen)
und Bürotätigkeiten (bei Sachbearbeitern mit Führungsaufgaben).
Nach demselben Verfahren wie beim SOHO-Effekt lassen sich auch die prognostizierten Auswirkungen der technischen und sozio-ökonomischen Entwicklungen im Bereich
der Informationsdienstleistungen insgesamt (siehe oben) auf die Erwerbstätigkeit berechnen (vgl. Tabelle 6). Hier werden per saldo nur leichte (negative) Veränderungen
prognostiziert, hinter denen aber deutliche Verschiebungen zwischen den Tätigkeitsbereichen stehen. Während bei den Handels- und Bürotätigkeiten insgesamt ein Rückgang von über 150.000 Beschäftigten erwartet wird (hiervon sind insbesondere einfache
Tätigkeiten ohne Führungsaufgaben betroffen), erwartet man starke Zuwächse insbesondere bei Organisation und Management sowie Maschinen einrichten/einstellen.
1.
2.
3.
4.
5.
6.
Tätigkeit
Maschinen einrichten /
einstellen
Gewinnen/Herstellen
Reparieren
Handelstätigkeiten
Bürotätigkeiten
Forschungs/Entwicklungstätigkeiten
7. Organisation und Management
8. Allgemeine Dienste
9. Betreuen, Beraten, Lehren u.ä.
Alle Tätigkeitsbereiche
1985-1995
ABL
1995-2000
ABL NBL Gesamt
44,5 27,5 15,0
-6,0
3,3 0,8
34,0 25,1 19,0
-111,2 -73,2 -6,3
-46,8 -24,7 -0,5
ABL
2000-2010
NBL Gesamt
42,5 45,0
5,0
4,1 17,6
1,6
44,1
-13,2
-79,5 -71,6 -6,7
-25,1 -78,8
2,1
ABL
1995-2010
NBL Gesamt
50,0
19,2
-13,2
-78,3
-76,8
72,5
20,9
25,1
-144,8
-103,5
20,0
2,5
5,8
-13,0
1,6
92,5
23,3
30,9
-157,8
-101,9
2,2
2,2 -24,0
1,0
-23,0
-24,0
3,2
-20,8
9,6
73,0 108,3
-49,7 -58,2
6,5
-2,3
114,8
-60,5
171,6
-107,9
16,2
-2,3
187,7
-110,2
27,1 -9,2 1,7
-25,7 -37,6 41,6
-7,5 -7,9
4,0 -69,7
-2,5
-8,4
-10,4
-78,1
-17,1
-107,2
-0,8
33,2
-17,9
-74,0
45,0 63,3
-12,4 -49,7
Veränderungen in Tsd. Erwerbstätige; ABL= alte Bundesländer, NBL= neue Bundesländer
Tabelle 6: Abschätzung der quantitativen Veränderung der Tätigkeitsstruktur durch
Entwicklungen im Bereich der Informationsdienstleistungen im Inland bis 201057
Die negativen Effekte werden insbesondere nach dem Jahr 2000 erwartet. In den Neuen
Bundesländern überwiegen die positiven Beschäftigungseffekte, was hauptsächlich darauf zurückgeführt werden kann, daß ein wesentlich moderaterer Rückgang in den oben
genannten Feldern erwartet wird als in den alten Bundesländern. Es gibt einen eindeutigen Trend in Richtung auf Tätigkeiten mit höheren Qualifikationsanforderungen, nur im
Handelsbereich wird auch ein Verlust von höherqualifizierten Tätigkeiten durch die
Informationsdienstleistungen erwartet.
57
Quelle: Weidig/Hofer/Wolff (1998), eigene Berechnungen.
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Abschätzung zukünftiger Beschäftigungspotentiale von SOHOs
Die aus der Studie abgeleitete Abschätzung kommt zu dem Ergebnis, daß der Einfluß
von SOHOs auf die gesamte Beschäfitigungssituation in bezug auf die Anzahl der Erwerbstätigen als eher gering einzuschätzen ist und insbesondere Erwerbstätige mit höherer Qualifikation begünstigt. Eine wesentliche Entlastung des Arbeitsmarktes ist nach
dieser Abschätzung zwar nicht zu erwarten, zwei interessante Ergebnisse lassen sich
aber aus der Isolation des SOHO-Effekts ableiten:
1. Während der gesamte Einfluß der Entwicklung neuer Informationsdienstleistungen
einen eher neutralen bis negativen Einfluß auf die gesamte Erwerbstätigkeit hat (vgl.
Tabelle 6), liefert die Entstehung von SOHOs innerhalb dieses Bereichs einen wesentlichen positiven Beitrag, um wettbewerbsfähige Arbeitsplätze im Inland zu erhalten bzw. zu schaffen (vgl. Tabelle 5).
2. Die Bedeutung von SOHOs wird in der Zukunft kontinuierlich zunehmen, der relative Beitrag von SOHOs zur Erhöhung der Zahl der Erwerbstätigen hat sich in den
Prognoseperioden jeweils verdoppelt (vgl. Tabelle 5).
Die reine quantitative Abschätzung sagt allerdings noch nichts darüber aus, welche
weiteren Faktoren neben der Technologie (wie z.B. institutionelle Rahmenbedingungen)
die prognostizierten Beschäftigungspotentiale beeinflussen. Die geschätzte Größenordnung rechtfertigt bei aller Unschärfe aber eine Vertiefung der Analyse auf qualitativer
Ebene mit Fragestellungen wie z.B.: Wie unterscheidet sich Erwerbstätigkeit in SOHOs
von abhängiger Beschäftigung? Welche institutionellen Rahmenbedingungen beeinflussen SOHOs? Welche Hürden müssen SOHO-Gründer auf dem Weg in die Selbständigkeit überwinden? Diese Analyse wird in den folgenden Abschnitten in Angriff genommen.
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Leistungserstellung und Arbeitssituation von SOHOs – Ergebnisse einer explorativen Befragung
4 Leistungserstellung und Arbeitssituation von SOHOs –
Ergebnisse einer explorativen Befragung
Die vorigen Kapitel basieren auf Auswertungen fremder Erhebungen über SOHOs. Im
folgenden Kapitel werden die Ergebnisse einer eigenen explorativen Befragung ausgewählter SOHOs dargestellt. Im Rahmen der Projektarbeit wurde eine telefonische Befragung von 26 ausgewählten SOHOs durchgeführt, um die Leistungserstellung und die
Arbeitssituation auch anhand einzelner Fälle kennenzulernen und Hypothesen für die
Gestaltungsfelder im Bereich SOHO abzuleiten. Die befragten Teilnehmer bieten verschiedenste – für SOHOs typische – Leistungen an und stammen aus allen Teilen der
Bundesrepublik.58 Die Interviews waren anhand eines Leitfadens59 vorstrukturiert. Es
wurde jedoch bewußt die Form offener Gespräche gewählt, um die vielfältigen Erscheinungsformen der SOHOs angemessen zu berücksichtigen. In den Gesprächen wurden
schwerpunktmäßig vier Themenfelder behandelt:
•
die im jeweiligen SOHO erstellten Leistungen (vgl. Kap. 4.1.1),
•
die Arbeitssituation der Erwerbstätigen in den SOHOs (vgl. Kap. 4.1.2),
•
die in den SOHOs favorisierten Kooperationsformen (vgl. Kap. 4.1.3) und
•
die Beurteilung der wirtschaftlichen Situation und der Rahmenbedingungen (vgl.
Kap. 4.1.4).
4.1.1
Leistungen in den befragten SOHOs
Die befragten SOHOs bieten eine breite Palette informationsintensiver Dienstleistungen
an:60
•
Produktion von Informationen (Online-Journalismus, Erstellung von Homepages,
Desktop-Publishing, Softwareproduktion, Übersetzungen, Erstellung technischer
Zeichnungen),
58
Die Auswahl der befragten Unternehmen erfolgte aus Branchenverzeichnissen nach den nach für SOHOs charakteristischen Leistungen und der Unternehmensgröße. Es wurden sowohl ost- als auch westdeutsche SOHOs einbezogen (Vgl. Anhang 2).
59
Siehe Anhang 3.
60
Vgl. auch Abschnitt 2.3.
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Leistungserstellung und Arbeitssituation von SOHOs – Ergebnisse einer explorativen Befragung
•
Beschaffung von Informationen (Preisagenturen, Literaturrecherchen, Recherche
von Wirtschaftsinformationen),
•
Beratungsdienstleistungen (Beratung für den Auftritt im Internet, Schulung der
Kunden, PR-Beratung),
•
Infrastrukturleistungen rund um das Internet (Bereitstellung von Internetzugang und
Rechnerkapazität).
Das Internet spielt für die SOHOs eine zentrale Rolle. Viele Angebote haben direkten
Bezug zum Internet, die restlichen SOHOs nutzen das Internet intensiv bei der Leistungserstellung. Ohne das Internet wäre eine Existenz für praktisch alle befragten SOHOs nicht oder nur sehr eingeschränkt möglich. Dies zeigt sich auch an der technischen
Ausstattung der SOHOs: Internetzugang und die entsprechende Ausstattung mit Personal Computern und Peripheriegeräten sind Standard; die größeren SOHOs haben zumeist einen Direktanschluß an das Internet. Die Akquise neuer Kunden über das Internet
stellt allerdings selbst für diese innovativen Betriebe derzeit die Ausnahme dar.
4.1.2
Arbeitssituation in SOHOs
Die interviewten SOHOs sind zu etwa gleichen Teilen Small Offices, in denen der Arbeitsort nicht der Wohnort des Inhabers ist, und Home Offices, in denen Wohn- und
Arbeitsraum identisch sind. Erwartungsgemäß ist das Home Office die dominierende
Form für die Kleinstbetriebe mit maximal einem weiteren Mitarbeiter – oft ein Mitglied
der Familie. Die jüngsten Betriebe in den Interviews – teilweise nur knapp ein halbes
Jahr alt - sind ebenfalls Home Offices. Eine Erweiterung der Geschäftstätigkeit, insbesondere mit weiteren Mitarbeitern, ist im Heimbereich natürlich nur begrenzt möglich.
Fast alle Interviewpartner arbeiten überwiegend in ihrem eigenen Büro, unabhängig davon, ob dies im Wohnbereich angesiedelt ist. Bei den Inhabern der Small Offices ist darüber hinaus neben der Arbeit im Büro zusätzliche Arbeit zu Hause die Regel. Die Arbeit
in SOHOs ist Computerarbeit: Bei fast allen Interviewpartnern macht die Arbeit am
Computer mindestens 90% der Büroarbeitszeit aus. Ausnahmen bilden lediglich die
Eigentümer der größeren Small Offices, bei denen insbesondere die Kommunikation mit
Kunden, Mitarbeitern und Behörden hinzu kommt. Insbesondere Erwerbstätigkeit in
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Leistungserstellung und Arbeitssituation von SOHOs – Ergebnisse einer explorativen Befragung
Home Offices ist hier durch fast ausschließliche Arbeit zu Hause am Computer gekennzeichnet.
Bei den befragten SOHOs handelt es sich in der Mehrzahl – insbesondere bei den Home
Offices – um sehr junge Betriebe, oft auch mit jungen Gründern.61 Die primäre Motivation für den Schritt in die Selbständigkeit war bei fast allen Gründern der Wunsch nach
Unabhängigkeit und persönlicher Freiheit. In diesem Punkt unterscheiden sich die befragten SOHO-Gründer nicht von Existenzgründern aus anderen Wirtschaftsbereichen,
die in anderen Studien untersucht wurden.62 Bei einigen Existenzgründern – gerade in
den neuen Bundesländern – stellt die Selbständigkeit allerdings auch die einzige Alternative zur aktuellen oder zumindest drohenden Arbeitslosigkeit dar. Auch bei diesen
Gründern war aber die Arbeitslosigkeit nicht allein ausschlaggebend.
Bei SOHO-Gründerinnen im Sample spielte auch die Chance, Familienleben und Berufsleben durch Arbeit zu Hause zu vereinbaren, eine wichtige Rolle bei dem Schritt in
die Selbständigkeit.63 Der Wunsch, ein Unternehmen zu leiten, – also die Wachstumsorientierung schon bei der Gründung – spielt dagegen nur eine untergeordnete Rolle. Dies
bedeutet allerdings nicht, daß Wachstum generell von den SOHO-Gründern ausgeschlossen wird: Die Mehrheit der Interviewpartner, die momentan allein arbeiten, ist
generell bereit, Mitarbeiter – in welcher Form auch immer – zu beschäftigen, wenn die
Geschäftslage dies erlaubt oder sogar erforderlich macht.
Neben der Motivation zur Selbständigkeit wurden die Existenzgründer gefragt, mit welchen Problemen sie gerade in der Startphase am meisten zu kämpfen hatten. Aufgrund
des in der Regel geringen Kapitalbedarfs für materielle Anlagen bei der Gründung trifft
die Feststellung der Enquête-Kommission "Zukunft der Medien in Wirtschaft und Gesellschaft - Deutschlands Weg in die Informationsgesellschaft" des Deutschen Bundestages für die befragten SOHOs nicht zu, daß "das größte Hindernis für junge Selbständige [...] fehlendes Eigenkapital und die Zurückhaltung der Banken"64 seien. Als schwieriger wird es von den befragten Existenzgründern vielmehr angesehen, ihren Namen
61
Der jüngste SOHO-Gründer im Sample ist beispielsweise 19 Jahre alt.
Vgl. Albach (1997)
63
In einem Fall merkte die Interviewpartnerin allerdings an, daß gerade durch den Erfolg in der selbständigen Tätigkeit die Vereinbarkeit von Berufs- und Familienleben wieder gefährdet war. Sie plant, sich
durch neue Mitarbeiter zeitlich wieder zu entlasten.
62
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Leistungserstellung und Arbeitssituation von SOHOs – Ergebnisse einer explorativen Befragung
bekanntzumachen und einen Kundenstamm aufzubauen.65 Die neuen Existenzgründer
im Sample müssen eine "kritische Masse" von Kundenkontakten erreichen, da erfolgreich abgeschlossene Projekte wiederum zur Neuakquise von Kunden genutzt werden
können, die wiederum den Bekanntheitsgrad erhöhen usw. Mehrfach wurde auch die
Notwendigkeit eines Zeitmanagements und der Konzentration auf relevante Tätigkeiten
("Gefahr des Verzettelns") als große Herausforderung in der Anfangsphase genannt.
Feste Mitarbeiter sind bei den interviewten SOHOs noch die Ausnahme: Nur fünf der
befragten 26 arbeiten mit sozialversicherungspflichtig Beschäftigten. Die Regel ist die
Zusammenarbeit mit freien Mitarbeitern bzw. mit geringfügig Beschäftigten auf 620DM-Basis. Das Risiko, einen Mitarbeiter fest anzustellen, ist den Existenzgründern angesichts der oft schwankenden Auftragslage zu groß. Als hemmend wird zudem der mit
der Festanstellung von Mitarbeitern befürchtete Verwaltungsaufwand gesehen.
Ein weiterer Grund gegen die Einstellung fester Mitarbeiter ergibt sich für die Interviewpartner aus der für SOHOs typischen kooperativen Leistungserstellung: Die Kooperation mit externen Partnern substituiert in vielen Fällen das interne Wachstum durch
Einstellung von Mitarbeitern.66 Die gleichberechtigte Kooperation ist für die Mehrzahl
der befragten SOHOs eher geeignet, um den Anforderungen des Marktes, insbesondere
nach Flexibilität, gerecht werden zu können. Auch die SOHOs mit festen Mitarbeitern
haben zunächst mit freien Mitarbeitern und geringfügig Beschäftigten begonnen. Erst
wenn das Unternehmen in eine Wachstumsphase eingetreten war, wurden Mitarbeiter
auch fest angestellt.
Die Qualifikationen der befragten SOHO-Gründer sind - wie die angebotenen Leistungen - weit gestreut: In den SOHOs gibt es beispielsweise Journalisten, Ingenieure, Grafiker, Elektriker, Steuerfachgehilfen und Diplom-Kaufleute. Die Mehrzahl der interviewten Selbständigen übt nicht die Tätigkeit aus, für die sie ursprünglich eine Qualifi-
64
Vgl. Deutscher Bundestag (1998), S. 43.
Einen großen Vorteil bei dem Sprung in die Selbständigkeit haben hier Gründer, die auf bestehende
Kontakte aus einer früheren (abhängigen) Beschäftigung zurückgreifen können.
66
Vgl. S. 20. Ein Interviewpartner merkte dazu an: ”Warum soll ich Leute einstellen, wenn ich auch mit
ihnen kooperieren kann?”
65
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Leistungserstellung und Arbeitssituation von SOHOs – Ergebnisse einer explorativen Befragung
kation erworben haben. Insbesondere die Internetdienstleister im Panel haben sich die
für ihre Tätigkeit notwendigen Qualifikationen in der Regel selbst angeeignet.67
Die soziale Absicherung wird von der überwiegenden Mehrheit der SOHOs auf privater
Basis geregelt: bei der Altersvorsorge werden verschiedene langfristige Anlageformen
(z.B. Aktienfonds, Immobilien, Lebensversicherungen) genutzt, wobei der Umfang der
Absicherung natürlich von der jeweiligen Geschäftslage abhängt. Für einige Gründer –
vor allem in den jüngeren SOHOs – ist die Altersvorsorge allerdings derzeit überhaupt
noch kein Thema. Existenzgründer in künstlerischen Berufen nehmen für die soziale
Absicherung die Künstlersozialkasse (KSK) in Anspruch. In mehreren Fällen ist die
soziale Absicherung auch über Familienangehörige und deren Einkommen gesichert.
Hier ist das Einkommen aus der selbständigen Tätigkeit nicht notwendig für die Existenzsicherung, so daß auch die Risiken der Geschäftstätigkeit nicht so stark ins Gewicht fallen.68
4.1.3
Kooperative Leistungserstellung in SOHOs
Fast alle SOHOs aus dem Sample arbeiten mit externen Kooperationspartnern69 zusammen.70 Die Kooperationspartner sind bei den Befragten meistens größere Unternehmen, die das eigene Leistungsportfolio ergänzen bzw. deren Leistungsspektrum von den
SOHOs ergänzt wird.71 Eine Zusammenarbeit zum Ausgleich von Kapazitäten mit Anbietern, die dasselbe Leistungsspektrum haben, kommt bei den Befragten nicht vor.
Die Kooperationen basieren zumeist auf informellen Netzwerken, die aus persönlichen
Kontakten der SOHO-Gründer hervorgegangen sind. Formal (d.h. durch Verträge) abge-
67
Dienstleistungen, bei denen schon etablierte Qualifikationsschemata existieren – wie z.B. Ingenieurdienstleistungen, werden von Erwerbstätigen mit der entsprechenden Qualifikation erbracht. Das zusätzliche Know-how im Umgang mit der Informationstechnologie haben sich auch diese Existenzgründer autodidaktisch angeeignet.
68
Wenn die Erwerbstätigkeit in SOHOs einen Nebenerwerb darstellt, ist ebenfalls für die soziale Absicherung aus der Haupttätigkeit gesorgt. Beispiele bei den befragten SOHOs waren Ableistung der Wehrpflicht bzw. des Zivildienstes, ein Studium oder auch eine Teilzeittätigkeit in einem sozialversicherungspflichtien Beschäftigungsverhältnis.
69
Die Kooperationen umfassen sowohl klassische Auftraggeber-/Auftargnehmer-Verhältnisse als auch
gleichberechtigte partnerschaftlichen Kooperationen, in denen für Dritte Leistungen erstellt werden.
70
Die SOHOs ohne Kooperationspartner sind erst seit kurzer Zeit auf dem Markt und auf der Suche nach
geeigneten Partnern. Nur ein einziges der untersuchten SOHOs arbeitet allein und sucht auch keine
Partner.
71
Ein Beispiel für eine solche Kooperation ist die Zusammenarbeit eines SOHOs, das Internet-Seiten
erstellt mit einem Internet-Provider, der die fertigen Seiten für den Kunden in das Internet stellt.
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Leistungserstellung und Arbeitssituation von SOHOs – Ergebnisse einer explorativen Befragung
sicherte Kooperationen gibt es vorwiegend bei den Small Offices, die bereits feste Mitarbeiter haben. In der Regel sind die SOHOs offen für neue Kooperationspartner, das
Vertrauensverhältnis spielt aber gerade bei den nicht formal abgesicherten Kooperationsformen auch eine Rolle als Einstiegsbarriere für neue. Dies schlägt sich in den Antworten der SOHOs darin nieder, daß die Kooperationsnetzwerke "prinzipiell offen" für
weitere Kooperationspartner sind, wenn sie sich als geeignet für die Zusammenarbeit
erweisen.
Die Zusammenarbeit auch mit den größeren Unternehmen wird von den SOHOs durchweg als gleichberechtigt eingestuft. Keiner der befragten Betriebe empfindet sich als
abhängig von einem starken Partnerunternehmen. Die größeren Unternehmen dienen
häufig als "Türöffner" für die Akquise neuer Kunden. Einige der Small Offices sehen
sich allerdings in einer dominierenden Stellung innerhalb eines Kooperationsnetzwerkes, in dem sie die Netzwerkaktivitäten selbst steuern und koordinieren.
Die interviewten SOHOs nutzen durchweg das Internet zur technischen Unterstützung
der kooperativen Leistungserstellung. Es stellt aber immer nur ein Teil der eingesetzten
Kommunikationstechnologien
dar.
Ergänzt
wird
es
durch
"klassische"
IuK-
Technologien wie Telefon und Fax.
4.1.4
Beurteilung der wirtschaftlichen Situation und der Rahmenbedingungen
Die geschäftliche Zukunft wird von den befragten SOHOs fast durchweg optimistisch
gesehen. Man ist sich darin einig, daß die Märkte für die von den Befragten angebotenen
Leistungen noch ein großes Wachstumspotential haben. Eine Herausforderung sehen
allerdings gerade die kleinen Home Offices darin, an diesem Marktpotential partizipieren zu können. Hier wird von einigen SOHOs schon ein zunehmender Preisdruck verspürt, der sie dazu zwingt, sich durch Differenzierung der Leistungen von der Konkurrenz abzusetzen. Auch die starken Schwankungen des Marktes werden von vielen SOHOs mit Sorge betrachtet. Hier sind die Betriebe im Vorteil, die mit festen Stammkunden dauerhaft zusammenarbeiten und so etwaige Schwankungen bei kurzfristigen Projekten ausgleichen können.
Die insgesamt positive Grundstimmung schlägt sich auch in der Personalplanung der
SOHOs nieder: Rund die Hälfte der befragten Selbständigen plant konkret eine Auf-
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Handlungsempfehlungen und Forschungsbedarf
stockung des Personals, um das ansteigende Arbeitsvolumen zu bewältigen. An feste
Mitarbeiter denkt dabei aus den oben genannten Gründen kaum ein SOHO, präferiert
werden dagegen weitere freie Mitarbeiter, die auf Auftragsbasis beschäftigt werden
können. Andere Existenzgründer versuchen, keine zusätzlichen Mitarbeiter einzustellen,
sondern durch eine Erweiterung des Kooperationsnetzwerkes die steigende Nachfrage
zu befriedigen.
Mit den (politischen und institutionellen) Rahmenbedingungen für ihre Geschäftstätigkeit in Deutschland sind die SOHOs insgesamt zufrieden. Dennoch gibt es verschiedene
Felder, in denen sie Verbesserungen für möglich halten. Es gibt allerdings keinen
Aspekt, der von einer Mehrheit der SOHOs übereinstimmend als vordringlich angesprochen wurde. Am häufigsten wurde zum einem auf die vergleichsweise hohen Telefonkosten verwiesen, die bei der Nutzung des Internet in Deutschland anfallen sowie auf
Probleme der Besteuerung. Hier wird weniger die Höhe der Steuerbelastung selbst als
problematisch angesehen, als vielmehr der Verwaltungsaufwand, der im eigenen Betrieb
für die korrekte Entrichtung der Steuern anfällt.
Eine weitere, mehrfach genannte, Anregung bezieht sich darauf, auf regionaler Ebene
Kooperationsbörsen einzurichten, auf denen sich Selbständige im Dienstleistungsbereich austauschen können und mögliche Kooperationspartner gefunden werden können.
Dies ist insbesondere für Existenzgründer von Bedeutung, die nicht auf bestehende, auf
persönlichen Kontakten aus früheren Tätigkeiten basierende, Kooperationsnetzwerke
zurückgreifen können. Es wird zwar anerkannt, daß es schon solche Initiativen gibt, aber
diese werden für nicht ausreichend erachtet.
5 Handlungsempfehlungen und Forschungsbedarf
Grundsätzlich ist im Bereich kleiner und kleinster Dienstleistungsunternehmen in der
Bundesrepublik ein erheblicher Mangel an quantitativen Daten festzustellen. Eine Verbesserung der Unternehmensstatistiken im Dienstleistungsbereich und bei Kleinstunternehmen könnte dazu beitragen, sowohl den Entscheidern in der Politik als auch der Forschung wichtige Grundlagendaten zu liefern. Damit ließen sich auch quantitative Pro-
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Handlungsempfehlungen und Forschungsbedarf
gnosen über das Beschäftigungspotential von SOHOs auf ein solideres Fundament stellen.
Dennoch können schon hier auf Basis der bisherigen Untersuchungsergebnisse und zusätzlicher Gespräche mit Experten aus den für SOHOs relevanten Bereichen "soziale
Absicherung", Finanzierung, Qualifikation und Interessen72 prioritäre Gestaltungsfelder
für Handlungs- und Forschungsaktivitäten identifiziert werden. Im folgenden werden
diese Felder und alternative Handlungsoptionen diskutiert.
5.1 Förderung von Gründungskultur und Gründungs-Know-How
Auch wenn in Deutschland seit einigen Jahren die Förderung von Unternehmensgründungen verstärkt von Politik und privaten Initiativen angegangen wird73, ist doch zu
beobachten, daß sich die Anstrengungen vor allem auf den Technologie-Bereich konzentrieren. Gründungen im Dienstleistungsbereich mit ihrem deutlich abweichenden
Beratungs- und Unterstützungsbedarf werden dagegen meist vernachlässigt.
Einige häufig geforderte Maßnahmen sind für beide Bereiche gleichermaßen förderlich:
•
die verstärkte Vermittlung der Fähigkeit, Geschäftsideen bei Kunden und potentiellen Geldgebern (z.B. Banken, Venture Capitalists) erfolgreich zu kommunizieren,
•
die Schaffung eines Bewußtseins an Schulen, Universitäten, Fachhochschulen etc.
für die "alternative Karriereoption" Selbständigkeit, z.B. durch Integration eines Faches "Existenzgründung" in die Lehrinhalte oder durch verstärkte Zusammenarbeit
mit erfolgreichen Existenzgründern in der Wissensvermittlung,
•
das Anbieten von Grundkenntnissen zur Unternehmensgründung, z.B. Rechtsformen, Steuerfragen, Finanzierungsoptionen, über Informationsstellen, -broschüren
und -veranstaltungen.
72
73
Eine Liste der befragten Experten befindet sich in Anhang 1.
Ein Beispiel für eine erfolgreiche Gesetzesinitiative ist die Förderung von vormals Arbeitslosen mit
Mitteln der Arbeitslosenversicherung gemäß § 55a des Arbeitsförderungsgesetzes (sog.
”Überbrückungsgeld”). Nach einer Untersuchung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung
(vgl. Wießner 1998) waren 70% der geförderten Existenzgründer in der Untersuchung nach drei Jahren
noch selbständig. Drei Viertel der Unternehmensgründungen waren dabei im Dienstleistungsbereich angesiedelt (vgl. Wießner 1997).
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Handlungsempfehlungen und Forschungsbedarf
Andere Erfolgsfaktoren und Hemmnisse für den langfristigen Erfolg im Dienstleistungsbereich unterscheiden sich jedoch von Industrie- bzw. Technologieunternehmen:
•
Geschäftsideen im Dienstleistungsbereich sind selten über Patente gegenüber Nachahmung durch Konkurrenten absicherbar. Innovationen eines neuen Wettbewerbers
können daher schnell von den etablierten Unternehmen übernommen und so der
Neugründung die Geschäftsgrundlage entzogen werden.
•
In vielen Dienstleistungsunternehmen (z.B. Software-Beratung) ändern sich die Produkte und Märkte so schnell und radikal, daß die Geschäftsideen nur für relativ kurze Zeit verwertet werden können, und damit eine langfristige Geschäftsplanung sehr
schwierig ist. Bei Gründungswilligen im Dienstleistungsbereich besteht oft ein zu
gering ausgeprägtes Bewußtsein dafür, daß nicht eine einzige Innovation, sondern
nur eine kontinuierliche Folge von neuen Ideen ein Dienstleistungsunternehmen
dauerhaft tragen kann.
Die spezifischen Probleme von Neugründungen im Dienstleistungsbereich werden auch
in der Forschung noch zu selten als eigenständiges Thema angesehen. Empirische Langzeitstudien über mehrere Jahre hinweg könnten dazu beitragen, die Entstehungs- und
Entwicklungspfade von SOHOs konkret nachzuzeichnen und zu analysieren, um so
Gründungen in diesem Bereich effektiver zu unterstützen. Dies ist in diesem Bereich
von besonderer Bedeutung, da die SOHOs sich in sehr dynamischen Märkten bewegen
und daher sich schnell verändernden Umweltbedingungen ausgesetzt sind.
Diese Ergebnisse könnten auch einfließen in Ausbildungsinhalte im öffentlichen Bildungswesen (z.B. Universitäten, Volkshochschulen), die über die spezifischen Chancen
und Risiken im SOHO-Bereich informieren. Business-Plan-Wettbewerbe, wie sie an
einigen Universitäten bereits regelmäßig durchgeführt werden, sollten auch speziell für
Dienstleistungsinnovationen mit ihrem spezifischen Beratungs- und Unterstützungsbedarf ausgeschrieben werden. Da der Dienstleistungsbereich jedoch große Chancen für
Menschen bietet, die über keinen akademischen Abschluß verfügen, sollten auch außeruniversitäre Träger für solche Wettbewerbe gefunden werden. Ebenso wichtig wie die
unmittelbare Unterstützung der Teilnehmenden ist bei diesen Wettbewerben nach Meinung der Experten die Signalwirkung in der Öffentlichkeit.
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Handlungsempfehlungen und Forschungsbedarf
5.2 Finanzierung
Der Kapitalbedarf von SOHOs unterscheidet sich in einigen Punkten deutlich von dem
einer typischen Neugründung im Verarbeitenden Gewerbe oder im Technologiebereich:
•
Der Finanzierungsbedarf zu Beginn der Geschäftstätigkeit ist eher gering, da im
allgemeinen keine größeren Investitionen in Anlagen oder Vorprodukte notwendig
sind. Finanzierungsprobleme, die für viele Neugründungen die größte Barriere sind,
spielen bei Gründungen im SOHO-Bereich also zunächst eine untergeordnete Rolle.
•
Größerer Kapitalbedarf entsteht meist erst nach einigen Jahren, wenn das Geschäft
ausgeweitet wird, feste Mitarbeiter eingestellt, größere Büroräume angemietet werden und umfangreiches und teures Marketing notwendig wird.74 Zu diesem Zeitpunkt ist eine Beantragung von staatlichen Förderkrediten jedoch nicht mehr möglich.
•
Kredite werden im Dienstleistungsbereich weniger für Anlagen, sondern eher für
immaterielle Investitionen benötigt. Dies umfaßt den Aufbau eines Kundenstammes,
den Aufbau eines Markennamens und die Weiterbildung des Inhabers oder der Angestellten. Dies bedeutet, daß einem potentiellen Kreditgeber keine materiellen Sicherheiten geboten werden können, was den Zugang zu Fremdkapital für SOHOs
grundsätzlich schwierig macht.75
Die hohe Marktunsicherheit, die mögliche Kurzlebigkeit der Geschäftsideen, der schwer
vorherzusagende Kapitalbedarf und die fehlende materielle Absicherung bei Dienstleistungsinnovationen bergen also besondere Risiken für die Finanzierung von SOHOs.
Daher spielt die Finanzierung über risikofreudige Beteiligungsunternehmen (venture
capitalists, business angels etc.), die Miteigentümer des SOHOs werden und stark
schwankende Renditen zulassen, eine besondere Rolle.
5.3 Soziale Absicherung
Die allgemein beobachtbare und im Bereich der SOHOs besonders deutlich werdende
Zunahme unstetiger Erwerbsverläufe läßt eine Überprüfung der sozialen Sicherungssy74
75
Vgl. Albach (1997)
So schätzt man z.B., daß der Aufbau eines Markennamens im Internet die Firmen etwa siebzig mal so
viel kostet wie die notwendige technische Ausstattung.
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Handlungsempfehlungen und Forschungsbedarf
steme sinnvoll erscheinen. Die Ausgangsüberlegung ist, daß SOHO-Eigentümer eine
Zwischenstellung zwischen abhängig Erwerbstätigen und Selbständigen einnehmen.
Hauptproblempunkte sind die Alterssicherung und die Überbrückung von Zeiten mit
schlechter Auftragslage.
5.3.1
Altersvorsorge
Im Bereich der Altersvorsorge besteht das Risiko, daß einkommensschwache Selbständige zu spät oder in zu geringem Umfang mit den Einzahlungen in die Rentenversicherung oder eine vergleichbare private Absicherung beginnen. Diese Menschen erhalten
dann im Ruhestand Zahlungen, die für eine Existenzsicherung nicht ausreichen, und
könnten im schlimmsten Fall auf Sozialhilfe angewiesen sein. Um dieser Gefahr vorzubeugen, sind verschiedene Maßnahmen möglich:
•
Die weitestgehende Forderung ist die Einbeziehung aller Bürger (abhängig Beschäftigten, Selbständigen, Arbeitslosen etc.) in die Rentenversicherung. Für Personen ohne Erwerbseinkommen würden in diesem Fall die Beiträge aus Transferleistungen oder von Familienmitgliedern getragen. Damit stünde jedem Bürger im Alter unabhängig von der Erwerbsbiographie ein Mindestrentenanspruch zu. Für Existenzgründer können dabei verminderte Sätze oder eine Freistellung in der Anfangsphase angewendet werden, um keine zusätzlichen Hürden für den Gang in die Selbständigkeit zu errichten.
•
Eine abgeschwächte Variante ist die verpflichtende Einbeziehung der Selbständigen
in die Rentenversicherung zu einem Mindestbeitrag, der zumindest so lange bezahlt
werden muß, bis ein Anspruch auf eine Mindestrente erworben ist.76
•
Alternativ zu der Einzahlung in die gesetzliche Rentenversicherung kann auch der
Nachweis einer vergleichbaren privaten Absicherung erbracht werden.
76
Durch eine Gesetzesnovelle sind seit 1.1.99 ”arbeitnehmerähnliche Selbständige” in der Rentenversicherung versicherungspflichtig. Arbeitnehmerähnlicher Selbständiger ist, wer nachweislich nicht
scheinselbständig ist, keine versicherungspflichtigen Arbeitnehmer beschäftigt und in der Regel nur einen Auftraggeber hat. Zugleich wurden die Kriterien für Scheinselbständigkeit deutlich verschärft. Die
Auswirkungen dieser Änderungen auf den SOHO-Bereich sind derzeit noch nicht absehbar.
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Handlungsempfehlungen und Forschungsbedarf
5.3.2
Überbrückung von Zeiten mit schlechter Auftragslage
Die Fragestellung ist hier, ob es für Zeiten, in denen die SOHOs aufgrund schwankender
Auftragslage kein Einkommen haben, eine staatlich organisierte Einkommensabsicherung geben sollte, deren Ausgestaltung sich an der Arbeitslosenversicherung für sozialversicherungspflichtig Beschäftigte orientiert. Gerade für Selbständige im Dienstleistungsbereich erscheint diese Überlegung aufgrund der starken Schwankungen und
schnellen Veränderungen unterworfenen Märkte bedenkenswert. Die bestehenden Instrumente kommen für Selbständige in SOHOs nicht in Frage, da nach der geltenden
Rechtslage die Beantragung von Arbeitslosen- oder Sozialhilfe nur bei gleichzeitiger
Aufgabe der selbständigen Tätigkeit möglich ist.
Problematisch an einer solchen Versicherung ist aber nicht nur, daß das
unternehmerische Risiko faktisch zu einem großen Teil auf den Versicherungsträger
übergehen würde. Es dürfte darüber hinaus auch schwierig sein, den Versicherungsfall
eindeutig zu definieren und möglichen Mißbrauch zu verhindern. Generell sollten
solche temporären finanziellen Engpässe durch gebildete Rücklagen ausgleichbar sein.
Dieser Ausgleich könnte durch die Anwendung des steuerrechtlichen Instruments des
Verlustvor-/ und -rücktrages auch für Selbständige unterstützt werden. Wenn die Dauer
der einkommenslosen Zeit eine Fortführung der selbständigen Erwerbstätigkeit
unmöglich macht, muß im Notfall die Sozialhilfe als Mittel staatlicher Hilfe zur
Überbrückung von Übergangshärten herangezogen werden.
5.4 Der "erste Angestellte"
Die Einstellung des ersten sozialversicherungspflichtig Beschäftigten stellt für die SOHOs eine bedeutende Hürde dar. Dabei ist für die SOHOs nicht nur das betriebswirtschaftliche Risiko durch die Erhöhung fixer Kosten ein wichtiges Argument gegen die
Einstellung sozialversicherungspflichtig Beschäftigter, auch der bürokratische Aufwand,
der bei der Einstellung befürchtet wird, spielt hier eine Rolle.
Eine Möglichkeit, bestehende Informationsdefizite auf Seiten der neuen Selbständigen
bezüglich der flexiblen Gestaltungsmöglichkeiten von Arbeitsverträgen (z.B. Nutzung
von Zeitverträgen) abzubauen, kann darin bestehen, zusätzliches Beratungsangebot für
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Handlungsempfehlungen und Forschungsbedarf
Einstellungen zu schaffen. Dieser Beratungsbedarf fällt im zeitlichen Ablauf wesentlich
später als die Beratung für die Existenzgründung an.
Im Hinblick auf die Beschäftigung in SOHOs muß allerdings immer bedacht werden,
daß vernetze Arbeitsformen Einstellungen teilweise ersetzen können. In solchen Fällen
werden auch zusätzliche Beratungsangebote und die Vereinfachung bürokratischer Verfahren nicht zu einer Ausdehnung sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung in SOHOs führen.
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6 Literatur
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Anhang
Anhang 1: Expertengespräche
Roman Huber, LfA Förderbank Bayern
Roman Huber steht der Abteilung Innovationsförderung der LfA vor. Dies umfaßt Förderung
von Existenzgründungen sowie Entwicklung und Einsatz von Innovationen.
Gesprächsinhalte: Finanzierung von Existenzgründungen, Spezifika von Existenzgründungen im Dienstleistungsbereich, kritische Kompetenzen für Unternehmensgründer
Ulrike Mascher, Bundesministerium für Arbeit und Sozialordnung
Ulrike Mascher ist Staatssekretärin im Bundesministerium für Arbeit und Sozialordnung und
Sozialexpertin der SPD.
Gesprächsinhalte: Soziale Absicherung von Selbständigen (insbes. Altersvorsorge), Möglichkeiten der Erleichterung der Einstellung von Arbeitnehmern in Kleinstunternehmen
Ulrich Klotz, IG Metall
Ulrich Klotz ist Mitglied im Hauptvorstand der IG Metall und zuständig für die Bereiche Wirtschaft, Technologie und Umwelt.
Gesprächsinhalte: Wandel der Arbeitswelt, neue Aufgaben für Arbeitnehmervertretungen
und Gewerkschaften, Auswirkungen der Informationsökonomie
Dr. Werner Dostal, Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung
Dr. Dostal ist Leiter des Arbeitsbereichs Berufs- und Qualifikationsforschung im Institut für
Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesanstalt für Arbeit.
Gesprächsinhalte: Qualifikationsanforderungen für Selbständige, zukünftige Veränderungen in der Arbeitswelt, Weiterbildung von Selbständigen, Existenzgründerprogramme und
Chancen von Arbeitslosen
Simon Berry, National Rural Enterprise Center, United Kingdom
Simon Berry ist Ideengeber und Motor der Telecottage-Initiative in Großbritannien und langjähriger Experte im Bereich Teleleistung und Gründung kleiner, innovativer Dienstleistungsunternehmen und SOHOs.
Gesprächsinhalte: Unterstützungsdienstleistungen für SOHO-Gründer, Qualifikationsanforderungen, soziale Fragen, Chancen und Barrieren vernetzter Leistungserstellung, weitere
Entwicklung des SOHO-Bereichs Handlungsempfehlungen für Regierungen
Dr. Ulrich Weishaupt, Bayerisches Staatsministerium für Wirtschaft, Verkehr und
Technologie
Dr. Weishaupt ist in der Innovationsberatungsstelle des bayerischen Wirtschaftsministeriums
zuständig für die Beratung von Technologie-Gründern.
Gesprächsinhalte: Möglichkeiten und Grenzen staatlicher Förderung von Gründungen,
Erfolgsfaktoren für Unternehmensgründungen
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Anhang
Anhang 2: Liste der interviewten SOHOs
Angebotene Leistungen
Ort
Mitarbeiter
Arbeitsort
Lindlar
Grün
dung
1995
Schreibdienste; Internetprogrammierung und beratung
Internetdienstleistung; Web-Presence-Providing,
Webpages
Internetproviding; Auftragsprogrammierung; Handelssoftware
Computergrafik, DTP, Softwarelösungen (Grafik)
4 freie MA
Home Office
Lichtenau
1997
Small Office
Pforzheim
1992
Oldenburg
1993
Internetdienstleistung, Homepages, Marketing im Heidenheim
Internet, Webspace
freier Journalist; Bücher, Artikel für Computerzeit- Köln
schrift
Internetzugang; Homepages; electronic publishing Mainz
1997
2 Partner;
freie MA
4 Partner;
4 freie MA
4 feste MA;
Praktikanten
2 freie MA
1995
Ehefrau
Home Office
1995
Small Office
Computersysteme; Schriftsatz / Lithographie;
Web-Design; Internet-Providing
Beratung
Internetdienstleistungen, Werbung, Videoproduktion
Internetdienstleistungen, Photodesign
EDV-Dienstleistungen, Preisagentur
Internetdienstleistungen (Web-Page- Design, Beratung), Schreibarbeiten
Übersetzer, Dolmetscher
Webpages
Patentanwalt, gewerblicher Rechtsschutz, Lizenzen, Marken
Webpages; Softwareerstellung; technologieorientierte Beratung
Info-Broking, Web-Hosting
Komplettangebot für Internetauftritte von Firmen:
Planung, Homepages, Anbindung, Schulung
Preisagentur; mobile Diskothek; Kabelverlegung
Recherche nach Wirtschaftsdaten, Profildienste,
Literaturrecherchen; Bibliotheksdienstleistungen
Scannen, Plotten, Vektorisierung für CAD; Hardund Softwarevertrieb für Bau, Maschinenbau,
Anlagetechnik
Internetrecherche (Adressen, Volltextsuche, alle
Themen)
Online-Journalist; Autor; Übersetzer; Kunst- und
Kulturausstellungen
PR-/Medienberatung; Investor Relations (für kleine AGs); Geschäftsberichte
Beratung; Marketingkonzeptionen; e-commerceKonzepte; früher: Existenzgründung, Finanzierung
Leutkirch-Gebrazhofen
Karlsruhe
München
1992
1993
1995
3 feste MA;
10 freie MA
1 Azubi;
1 Geselle
2 feste MA
4 freie MA
München
Berlin
Offingen
1998
1993
1992
2 freie MA
1 fester MA
-
Home Office
Home Office
Home Office
Freiburg
Karlsruhe
Chemnitz
1980
1997
1990
Ehefrau
-
Home Office
Home Office
Home Office
Coswig / Anhalt
Göppingen
Tübingen
1997
-
Home Office
1997
1995
Home Office
Small Office
Weida/Thür.
Frankfurt
1997
1998
4 feste MA;
4 freie MA
-
Bad Nauheim
1996
-
Small Office
Apolda
1998
1 Partner
Home Office
Köln
1985
-
Home Office
Renningen
1998
Ehefrau
Home Office
-
Small Office
Kleinröhrsdorf 1997
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Small Office
Small Office
Small Office
Home Office
Small Office
Small Office
Small Office
Home Office
Anhang
Anhang 3: Interviewleitfaden für die SOHO-Befragung
1. Fragen zum Leistungsspektrum und zur Leistungserstellung
•
Welche Leistungen bieten Sie an?
•
Wieviel % der Arbeitszeitzeit verbringen Sie (Ihre Mitarbeiter) im Büro, zu Hause und
beim Kunden?
•
Wieviel % Ihrer Arbeitszeit (der Ihrer Mitarbeiter) sind Computerarbeit?
•
Über welche informationstechnische Ausstattung verfügen Sie? (Computer, ...)
2. Fragen zum Inhaber und den Angestellten
•
Seit wann sind Sie selbständig?
•
Was ist Ihre primäre Motivation, selbständig zu sein?
•
Mit welchen Problemen hatten Sie in der Anfangsphase am meisten zu kämpfen?
•
Welche Ausbildung haben Sie (Ihre Mitarbeiter)?
•
Wie viele Personen sind in ihrem Unternehmen beschäftigt?
•
In welchen Beschäftigungsverhältnissen?
•
Welche Form der sozialen Absicherung haben Inhaber und Mitarbeiter?
3. Fragen zu Kooperationen
•
Arbeiten Sie mit anderen Unternehmen zusammen?
•
Haben die Kooperationspartner das gleiche oder ein anderes Leistungsspektrum?
•
Wie ist die Zusammenarbeit organisiert? Offen oder geschlossen? Welche Vertragsform? Dominiert ein Partner?
•
Wollen Sie Ihr Kooperationsnetz erweitern?
•
Welche technische Unterstützung wird eingesetzt?
4. Fragen zur allgemeinen Einschätzung
•
Wie blicken Sie in Ihre geschäftliche Zukunft?
•
Planen Sie Veränderungen im Personalbestand?
•
Was soll sich aus Ihrer Sicht an den Rahmenbedingungen in Deutschland ändern?
(IuK-Infrastruktur, Zugangsbedingungen für Wettbewerber, Steuern, Technologieförderung, Sozialversicherung,...)
5. Sonstiges
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