Perth bis Steep Point und zurück
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Perth bis Steep Point und zurück
Reisebericht Australien Teil 9 Samstag 5. Januar 2008 bis Sonntag 10. Februar 2008 Perth – Steep Point - Perth Samstag 5. Januar bis Sonntag 27. Januar 2008 Perth – Steep Point Seit dem 5. Januar sind wir wieder in Perth. Der Sommer ist angekommen, es ist warm aber ein kühler Wind weht, was das Leben wesentlich komfortabler macht. Es ist uns aber noch etwas zu kühl um uns für ein Bad im Ozean zu entschliessen. Wird schon noch kommen. Susi und Ruedi sind seit dem 5. Januar aus dem Heimaturlaub zurück in Perth und wir schmieden Pläne für unsere nächste Tour. Sibylle, die Tochter von Maja und Peter, kommt mit ihren zwei Kolleginnen vorbei, bevor die drei sich auf den Weg Richtung Süden machen. Sie haben drei Monate Australien vor sich. Herrlich. Die Männer nehmen sich noch dem eher alten Mietauto an und flicken die offensichtlichen Mängel, z.B. die Scheibenwischer. Maja und Peter begleiten wir am 11. Freitag auf den Flughafen, sie müssen nach 10 Wochen Ferien wieder heim in die kalte Schweiz. Nochmals vielen herzlichen Dank euch beiden für das feine Abschieds-Nachtessen bei Miss Maud. Es war schön mit euch unterwegs zu sein. Wir werden euch vermissen. Wir vier geniessen den Platz im und ums Haus am Cashel Way, reparieren, putzen und modifizieren unsere fahrenden Wohnungen, waschen Wäsche und Polsterbezüge, flicken Kleider und kontrollieren und vervollständigen unsere Lebensmittel-Vorräte für die nächsten Touren. Susi schneidet uns die Haare und Ruedi nimmt sich Susis Haarpracht an. Wir schlendern durch die herrliche Fussgänger- und Shoppingmeile in Perth und flanieren durch die Capuccino-Street mit den vielen Cafes und Restaurants in Fremantle. Wir reorganisieren unsere PCs, ordnen Fotos, Peter schneidet Filme und wir beantworten endlich alle erhaltenen Mails. Reisebericht Australien Teil 9 Seite 1 Nach zwei Wochen easy live in Perth machen wir uns am Montag 21. Januar endlich wieder auf den Weg. Wir wollen nochmals in Richtung Norden fahren, um Susi und Ruedi den Useless Loop zu zeigen. Endlich einmal etwas, was wir kennen und sie noch nicht. Useless Loop haben wir zusammen mit Maja und Peter besucht. Es hat uns sehr gut gefallen, also noch mal hin. Wir fahren auf dem schnellsten Weg, d.h. auf dem Highway hinauf und wollen dann gemütlich der Küste entlang wieder nach Perth zurückfahren. Wir haben in einem 4 WD Büchlein einige Trecks gesehen, die wir ausprobieren wollen. Die erste Übernachtung planen wir im Walyunga NP auf einem Bushcamp. Der Ranger schickt uns aber weiter, da dieses Camp in dieser Jahreszeit geschlossen ist, wegen Zeckenbefall! Er empfiehlt uns das Sapper Camp im nahe gelegenen Avon NP. Die Strasse zum Camp führt uns durch den Wald und das letzte Stück hinunter zum Fluss Avon ist eine Herausforderung für die Fahrer: steil und ausgewaschen, wie ein Bachbett. Es macht aber Spass. Auf dem Camp angekommen haben wir wieder einmal den ganzen Platz für uns allein. Leider ist der Fluss nur eine algige Pfütze und wir lassen das Bad bleiben. Am Dienstagmorgen benötigen wir für den ersten, steilen Teil eine ganze Stunde. Eine solche Strecke muss natürlich filmisch und fotografisch dokumentiert werden. Dann geht es über offenes Land mit Farmen mit Viehwirtschaft und Weingütern, später durch lockeren Wald und hügeliges Gebiet wie im Entlebuch. Auf dem Brand Highway fahren wir via Dongara nach Greenough (27 km südlich von Geraldton) und auf der Nanghetty Walkaway Rd. zur Windmühlen Farm. 54 Windmühlen produzieren Strom für 60'000 Haushalte. Die Mühlen haben einen Durchmesser von 82 Metern, d.h. jedes der 3 Propellerblätter ist 41 m lang und wiegt 7.5 Tonnen. Zum Übernachten fahren wir noch 15 km weiter zum Ellendale Pool. Der Greenough River bildet hier einen grossen Pool. Wir baden im 30 Grad warmen Wasser, von Felsen und Schilf umgeben. Herrlich. Auch hier sind wir wieder allein über die Nacht, da die Einheimischen, die noch schnell zum baden kommen, bald wieder heimfahren. Reisebericht Australien Teil 9 Seite 2 Der Mittwoch ist Transfertag. Zügig kommen wir auf dem Brand Highway voran und erreichen gegen Abend Tamala Station am Useless Loop Track. Wir besorgen uns beim Homestead vom Besitzer der Farm den Schlüssel zum Camp und fahren die 10 km bis zum Baba Head. Nur 5 Meter vom Wasser stellen wir unsere Autos für die Nacht am Strand ab. Vor dem Nachtessen schwimmen wir im herrlich klaren, türkisfarbenen Meer. Nach der heissen Fahrt geniessen wir das 28 Grad warme Bad. Auch hier sind wir wieder die einzigen Gäste. Nach dem Nachtessen geht der Vollmond auf und taucht die ganze Bucht in helles Licht, es ist warm und wir geniessen den Abend. So müssen Ferien sein! Da wir heute keine lange Strecke zu fahren haben, schlafen wir etwas länger. Um halb zehn fahren wir los, bringen den Torschlüssel zum Homestead zurück und fahren weiter auf der Useless Loop „Strasse“ Richtung Steep Point, dem westlichsten Punkt des Australischen Festlandes. Unterwegs treffen wir Sandra und Barbara, die zurück nach Perth fahren um das Auto abzugeben und für einen Monat nach Tasmanien zum wandern weiter reisen. Es ist bereits das vierte Mal, dass wir die beiden treffen: im Francois Peron NP, in Monkey Mia, auf dem Weg an die Lucky Bay und jetzt auf dem Useless Loop Track. Der Weg an den Steep Point ist so schön wie wir ihn in Erinnerung haben von der letzten Fahrt mit Maja und Peter: sandig mit wunderschönen weissen bis gelben Dünen und in allen Blauschattierungen leuchtenden Buchten. Beim Ranger zahlen wir für zwei Nächte, suchen uns einen schönen Platz direkt am Meer und geniessen ein kühles Bad. Das Wasser ist „kalt“, gerade 26 Grad, aber die Tagestemperaturen sind jetzt einiges höher als bei unserem letzten Besuch Anfang Dezember. Wir bleiben drei Tage hier, baden, schnorcheln, lesen, sammeln schöne Muscheln und freuen uns an der Natur und den Tieren die uns besuchen kommen. Reisebericht Australien Teil 9 Seite 3 Am Samstag, 26. Januar, am Australien Day (Australischer Nationalfeiertag), fahren wir im Kokopelli den Klippen entlang zum Steep Point. Wir schauen uns die Fontänen der Blow Holes an, die Wellen des indischen Ozeans prallen gegen die Klippen. Am Steep Point besuchen wir das Camp der Fischer, die hier ihr Glück am Rand der Klippen versuchen, 10 Meter über dem Meer. Sie fischen mit an der Leine gebundenen Helium gefüllten Ballonen damit der Köder weit hinaus getragen wird und damit weiter vom Ufer entfernt ins Wasser taucht. So können sie Raubfische erreichen, die im tieferen Wasser leben. Wir schauen einem Fischer zu, der auf dem äussersten Rand der Klippe steht und mit einem grossen Fisch an der Angel kämpft. Er ist allein, steht am äussersten Rand der Klippe und hält krampfhaft die Angelrute fest. Die Frage, ob wir ev. etwas helfen könnten, bejaht er und wir bringen ihm die notwendigen Utensilien in Reichweite, damit er seinen Fang endlich aus dem Wasser holen kann. Es stellt sich heraus, dass er eine 20 Kilo schwere Spanische Makrele an der Angel hat. Um den Fisch die Klippe hoch zu bringen, muss er einen stabilen Haken an einem Seil ins Wasser herunter lassen, und dabei das Gleichgewicht behalten, damit er nicht mitsamt dem Fisch im Wasser landet, wo der Hai bereits wartet. Er bedankt sich herzlich und meint, der Himmel habe uns wahrscheinlich in diesem Moment geschickt, da er allein diesen Brocken nicht aus dem Wasser gebracht hätte. Er konnte die Rute nicht loslassen und daher die notwendigen Geräte nicht erreichen, um den Fisch rasch genug aus dem Wasser zu ziehen. Die letzten drei Fische hätten ihm bereits die Haie von der Angel gefressen und ihm blieben nur die Köpfe … Lange unterhalten wir uns mit dem ungarisch-stämmigen Australier, der eine in Basel lebende Schwester hat und erhalten von ihm 2 Kilo des Fisches geschenkt, fein säuberlich filetiert. Reich beschenkt kehren wir zu unserem Camp zurück und freuen uns auf unser feines stilgerechtes Australien Day Dinner. Heute wollen wir zurück auf den HW Richtung Kalbarri, zuvor möchten wir noch das grosse Blowhole südlich des False Entrance Beach besuchen. Leider ist der Wellengang zu wenig stark, das Loch bläst nicht, es faucht nur.… So fahren wir noch etwas in den Dünen herum, um die Sandtauglichkeit von Ruedis OKA zu testen und beschliessen am False Entrance Beach zu baden, mit den Body Boards zu surfen und unsere Weiterfahrt Richtung Süden um einen Tag zu verschieben. Wir begegnen dem Ranger, wollen für eine Nacht nachzahlen, er aber meint, er habe uns nicht gesehen … So übernachten wir wieder einmal kostenlos. Reisebericht Australien Teil 9 Seite 4 Montag 28. Januar bis Sonntag 10. Februar 2008 Steep Point - -Perth Zügig geht es auf dem Highway Richtung Süden bis kurz vor der Abzweigung nach Kalbarri. Hier biegen wir in einen „Feldweg“ ab und fahren bis ans Ufer des Murchison River. Zu dieser Jahreszeit fliesst nur noch ganz wenig Wasser, es hat aber einige Pools in denen man eigentlich baden kann. Nur Ruedi entschliesst sich zu einem kühlenden Bade. Uns anderen hat es zu viele Wasserpflanzen und das Wasser ist uns zu trüb und zu wenig tief (80 cm)…. Wir bleiben über Nacht hier und fahren am Morgen weiter nach Kalbarri. Hier bekommt unser Kokopelli, in der uns bekannten Garage einen Ölwechsel. Bei unserem Aufenthalt im Dezember haben wir hier den Service an unserem Auto machen lassen. Auch dürfen wir hier unsere Wassertanks mit frischem Quellwasser auffüllen. Nach dem Mittagessen geht es weiter. Ca. 50 km südlich biegen wir zur Lucky Bay ab, fahren im tiefen Sand über die Dünen und stellen unsere Autos im Windschatten kleiner mit Büschen bewachsener Dünen ab. Hier wollen wir zwei Tage bleiben, baden, Tagebuch schreiben und Fotos sortieren. Nach zwei ruhigen, heissen Tagen fahren wir der Küste entlang in den Dünen nordwärts, um nicht den gleichen Weg benutzen zu müssen, den wir bei der Anfahrt gefahren sind. Von unserem Übernachtungsplatz aus haben wir jeweils den Fischern zugeschaut, wie sie mit den Booten im Schlepptau über die Dünen gefahren sind. Also muss es hier einen befahrbaren Weg geben. Wir folgen den Spuren, doch schon nach 1 km geht nichts mehr. Der OKA hat sich eingesandet. Es gibt nur eins: ausschaufeln, Sandbleche legen. Kokopelli muss den schweren OKA mit der Winde aus dem Sand zu ziehen versuchen. Nach 1 ½ Stunden buddeln in der hoch stehenden Sonne ist der OKA wieder flott und wir durchgeschwitzt und benötigen einiges an Wasser, um unsere Lebensgeister wieder fit zu kriegen. Wir suchen eine andere Spur und kommen bis auf eine grosse Düne auf der wir unsere Wagen abstellen um zu Fuss den weiteren Weg zu suchen. Die Dünen scheinen hier einiges härter und gut zu befahren zu sein. Kokopelli fährt voraus um den Weg zu testen und die Tauglichkeit für den schweren OKA abzuschätzen. Wir kommen gut voran, doch in einer Mulde, durch die wir hindurch müssen, ist der Sand tief und weich und schon nach ein paar Metern stecken wir hoffnungslos im fest. Uns bleibt heute nichts erspart und das alles bei fast 40 Grad zwischen 12 Uhr und 14 Uhr. Also wieder Schaufeln raus, Hut auf und Sonnencreme einschmieren und ausbuddeln … Da der OKA auf festem Grund ausserhalb der Reichweite der Winde steht, müssen wir es mit schaufeln und Sandblechen legen versuchen. Reisebericht Australien Teil 9 Seite 5 Nach zwei Sunden schweisstreibender Arbeit gelingt es Peter das Auto aus dem Sand zu fahren und den Top der Düne zu erreichen. Für heute reicht es uns. Die Bergungsmann(frau)schaft ist fix und fertig! Wir suchen einen geraden Stellplatz in den Dünen und verschieben die Weiterfahrt auf morgen. Nach unseren Erfahrungen von gestern beschliessen wir wieder an unseren Ausgangsort zurück zu fahren und keine Experimente mehr einzugehen. Doch auch der Rückweg hat seine Tücken. Bei der Überfahrt einer kleinen Düne steckt der OKA wieder im Sand. Das fängt ja gut an. Der OKA nimmt den Kokopelli als Anker für die Winde, doch dieser ist zu leicht und anstelle den OKA rauszuziehen zieht ihn der OKA durch den Sand. Noch während wir schaufeln kommt ein Fischer in seinem Toyota gefahren. Er versucht die gleiche Durchfahrt, bleibt aber auch stecken. Mit Viel Gefühl und uns 4 Personen die stossen helfen, gelingt es ihm durchzukommen. Nun müssen wir nur noch den OKA rauskriegen. Also wird das Auto des Fischers noch vor Kokopelli angehängt und zwei Landcruiser reichen um den Elefanten OKA fit zu bekommen. Die Dünen seien schon seit Jahren nicht mehr so trocken und weich gewesen wie jetzt, Regen wird dringend gewünscht, erfahren wir vom Fischer. Er geht voraus und sucht eine fahrbare Strecke. Sollte er stecken bleiben, werden wir ihn wieder treffen. Nun haben wir mehr Glück und alle kommen wieder an der Lucky Bay an. Hier erfahren wir von einem Suzukifahrer, wo die zweite Zufahrt zur Strasse ist und wir haben keine Mühe die Fence Road sicher zu erreichen. Da wir vorerst genug vom Schaufeln haben fahren wir auf der geteerten Strasse südwärts vorbei an der Hutt Lagoon bei Gregory, auch Pink Lake genannt. Der See ist dieses Mal wirklich pink. Als wir mit Maja und Peter vor einigen Wochen hier waren, war nichts von pink zu sehen. In Horrocks, einem hübschen, gepflegten Dörfchen mit ca. 100 Einwohnern, hauptsächlich Weekendhäuschen Besitzern (ca. 60 km südlich Port Gregory), erkundigen wir uns im General Store (der einzigen Einkaufsmöglichkeit weit und breit) nach einer Möglichkeit zum Übernachten. Dann gehen wir am Strand schwimmen und duschen und füllen unsere Wassertanks am Hahnen der Picnic Area auf. Ausserhalb des Dorfes in den Dünen finden wir einen ruhigen, ebenen Stellplatz. Leider riecht es etwas streng nach vermoderndem Seegras….. Reisebericht Australien Teil 9 Seite 6 Heute Morgen, 4.2.2008 ist es bereits 26 Grad heiss und die Luftfeuchtigkeit beträgt 91 %. Also Fenster auf und ab auf den North West Coastal Hwy Richtung Geraldton. Wir haben unsere nächste Übernachtung am Coronation Beach geplant. Dort angekommen sind wir aber alle vier enttäuscht. Das Camp ist zwar sehr schön gestaltet mit schattenspendenden Holzpavillons und neuen WC-Häuschen. Leider ist der Strand und das Meer auch hier voller Seegras und überhaupt nicht einladend. Wir fahren deshalb weiter nach Süden. Sobald wir in die Nähe von Geraldton kommen und Natel Empfang haben versuchen wir Sibylle zu erreichen. Von den div. Mails wissen wir, dass sie und ihre Kollegin in der Umgebung sein sollten. Wir haben Glück, die beiden sind gerade am Beach von Geraldton am Zmittags-Picnic. Wir schliessen uns ihnen an und tauschen Erfahrungen und sehenswerte Punkte aus. Sibylle und Charlotte haben ihr Zelt, so erfahren wir, am Coronation Beach und werden später, nach einer Dusche hier am Strand wieder zurückfahren, da sie dort ein paar gleichaltrige Surfer kennen gelernt haben. Wir fahren über den Brand Hwy, biegen in Coolimba ins Landesinnere ab nach Eneabba. Wir fahren vorbei an einem schönen Salzsee, es sieht aus wie ein See im Schnee mit schwimmenden Eisstücken. Am Strassenrand blühen Banksia und Eukalyptus, die wir natürlich fotografieren müssen. Nach 20 km erreichen wir den gesuchten Lake Indoon. Hier solle es, wie weiter nördlich Ellendale Pool, einen See und ein Busch Camp geben. Unsere Enttäuschung ist gross: Kein Wasser im See! Also wieder zurück nach Coolimba und weiter via Leeman und Green Head zum Recreational Park am Sandy Cape, ca. 15 km südlich Green Head. Der Strand und das Meer sind herrlich, von Seegras keine Spur. Wieder einmal finden wir in den Dünen einen einsamen, nur 20 Schritte vom Meer entfernten Stellplatz. Noch immer ist der Himmel bedeckt. Da der Wind nun aus dem Inland kommt ist es zwar 36 Grad heiss aber trocken, die Luftfeuchtigkeit beträgt nur noch 38 %. Endlich sind die Kleider wieder einmal trocken und nicht salzig feucht. Auch die Badetücher trocknen in no time. Wir können dem schönen Wasser im Meer nicht widerstehen und gehen vor dem Nachtessen noch schwimmen. Als Abschluss des Tages bestaunen wir wieder einmal den wunderschönen Sonnenuntergang … und beschliessen noch einen Tag hier zu bleiben. Reisebericht Australien Teil 9 Seite 7 Heute Morgen, 6. Februar 2008, erhält Susi via Satellitentelefon die schlechte Nachricht, dass ihr Vater Hans gestern verstorben ist. Welch trauriger Tag, der doch eigentlich ein fröhlicher hätte werden sollen: Susi und Ruedis 10. Hochzeitstag. Wir sind alle traurig, obwohl Hans in letzter Zeit nicht gut zwäg war und man mit dem Schlimmsten rechnen musste. Susi und Ruedi fahren auf dem direkten Weg nach Jurien Bay, um von dort aus per Mail ihren Flug nach Brisbane zu buchen. Die Beerdigung soll am nächsten Mittwoch stattfinden. Wir versuchen einen Treck der Küste entlang zu fahren und wollen noch ein paar Stellplätze für ein anderes Mal anschauen. Zum Zmittag treffen wir uns wieder in Jurien Bay. Susi und Ruedi haben den Flug für Dienstagnachmittag ab Perth gebucht. Da der OKA zwischen Dienstag und Donnerstag in der Fabrik zu Reparaturarbeiten angemeldet ist, hatten wir sowieso vor, am Montag wieder in Perth zu sein. Es bleiben uns also noch ein paar Tage für die Rückfahrt. Wir kaufen noch Lebensmittel für die restlichen Tage bis zu Susi und Ruedis Abflug ein, bunkern Wasser und Diesel und fahren weiter Richtung Cervantes. Etwa auf halben Weg biegen wir Richtung Küste ab und finden einen ebenen Stellplatz für die Nacht direkt am Meer. In der Nacht gewittert und regnet es. Dank des Regens hat sich der Sand der Dünen verfestigt und wir können mühelos über diese fahren. Unsere Autos schrammen dem Gebüsch des immer enger werdenden Weges entlang. Zusammen mit dem Regen der während des Vormittags immer wieder fällt entspricht dies fast einer Autowaschanlage, macht aber nicht wirklich Spass und wir sind froh, dass wir endlich die Teerstrasse und damit Cervantes erreichen. Da sich das Wetter noch nicht gebessert hat und wir die Pinnacles südlich Cervantes bei schönem Wetter sehen möchten, beschliessen wir auf dem Campingplatz zu übernachten und erst morgen Vormittag in den Nationalpark zu fahren. Zudem haben wir seit 3 Wochen keine Wäsche mehr gewaschen und die sauberen Kleider gehen uns aus. Auch die Bettwäsche ist klebrig und feucht vom salzig-feuchten Meerklima. Also machen wir Frauen Waschnachmittag und die Männer suchen einen Fehler bei der elektrischen Versorgung des OKA. Am Abend stellen wir fest, dass wir dank dem Gestrüpp, durch das wir heute gefahren und gelaufen sind, voller Känguru-Zecken sind. Sie sind winzig klein (>1mm) und lassen sofort los, sobald man sie mit der Pinzette fasst. Reisebericht Australien Teil 9 Seite 8 Der Freitag, 8. Februar beginnt mit viel Sonne und 25 Grad. Heute wollen wir die Pinnacles im Nambung NP besuchen. Die Pinnacles waren ursprünglich Muscheln und Schneckenhäuser, die von Wind landeinwärts geblasen wurden und grosse Dünen schufen. Der Regen hat Kalk ausgewaschen und die Muscheln zusammen zementiert. Durch die darüber gewachsene Vegetation ist dann Regen und Säure eingedrungen und hat den Zement ausgewaschen. Nur die stärksten Pfeiler blieben stehen. Heute noch werden vom treibenden Sand neue Pinnacles freigelegt und andere wieder zugeschüttet. Wir fahren durch die Pinnacles … treffen einige Schweizer. Die Westschweizer sind erstaunt, wie gut wir Deutschschweizer doch französisch sprechen und schämen sich etwas, gar kein Schweizerdeutsch sprechen zu können. Sobald wir irgendwo Schweizer treffen, freuen die sich, ein Auto mit SchweizerAutonummer zu sehen und fragen, ob sie ein Foto davon machen dürfen und erkundigen sich, wie wir denn dieses Auto nach Australien gebracht hätten. Über einen 4WD-Track wollen wir danach südwärts fahren. Der Track ist eng, ruppig und steinig und wir kommen nur im Schritttempo voran. Nach drei Stunden haben wir erst die Hälfte geschafft, ein Ankommen in Lancelin ist heute nicht mehr möglich. Da wir nachts nicht fahren wollen und ein Teil der Strecke einige Kilometer über den Strand führt, den wir nur bei Ebbe fahren wollen, übernachten wir wieder einmal hinter den Dünen, kurz vor Wedge. Nach dem Zmorgen fahren wir auf dem Strand nach Wedge. Wedge ist eine Squatter-Siedlung, d.h. ein illegales Dorf. Hier an diesem wunderschönen Strand haben sich Leute niedergelassen und haben sich kleine Behausungen aus Wellblech und Holz gebaut. Das war in Westaustralien bis 1992 überall „üblich“. Dann wurde ein neues Gesetzt erlassen und alle Squatter hatten 6 Jahre Zeit ihre Behausungen zu entfernen. Die Bewohner von Wedge haben mit der Regierung verhandelt und konnten ihre Siedlung auf Zusehen hin und mit entsprechenden Auflagen erhalten. Sie sind jedoch für die Wasserversorgung und den Strom selber zuständig und die Abfallentsorgung muss auch geregelt sein. Scheint hier zu funktionieren, das Dorf ist sehr sauber und ordentlich. Durch und zwischen weissen Dünen, Täler mit Black Boy Bäumen und grünem Gebüsch fahren wir nach Lancelin. Lancelin ist bekannt für seine Dünen auf denen jede Art von Gefährten unterwegs ist. Sieht aus wie bei uns im Winter in den Skiorten. Die Dünen leuchten wie die schneebedeckten Schweizer Berge. Reisebericht Australien Teil 9 Seite 9 Wunderschön. Die Beschäftigung am Wochenende der Australier: Fischen oder 4WD Driving. Wir fahren ebenfalls auf die Dünen, schauen den Töff- und Quadfahrern zu, die mit Hilfe von Schanzen über die Dünen fliegen, Tourbusse entlassen die Touristen zum Schlitteln mit Snowboards und PWs kurven über die Dünen. Es herrscht Hochbetrieb, Weekend. Wir beziehen Quartier auf dem kleinen Campingplatz, gehen schwimmen im türkisblauen Meer mit Sandstrand und geniessen eine lange Dusche mit viel Wasser. Am Sonntag fahren wir über einige wenige Offroad Strecken weiter Richtung Süden. Wir besichtigen die kleinen, hübschen Ortschaften direkt am Meer, die hauptsächlich aus Weekendhäusern bestehen: Ledge Point, Seabird und Guilderton. Alles ist im Aufschwung, ein richtiger Bauboom herrscht und überall kann man Land und Häuser kaufen. Da man es im Sommer fast nur am Wasser mit der kühlen Brise vom Meer aushalten kann, zieht es die Perthianer und die Bewohner des Inlandes übers Wochenende ans Meer. Gilderton liegt an der Mündung des Moore River. Es herrscht Hochbetrieb, man ist unterwegs mit Kajaks und Motorboten flussaufwärts. Von da an geht’s es zügig auf dem Highway bis nach Fremantle. Am Montag müssen unsere Autos gewaschen werden, da der OKA am Dienstag in die Fabrik muss und unser Auto auch dringend entsalzt werden muss. Am Dienstag fliegen Susi und Ruedi nach Brisbane. Am Freitagnachmittag werden sie wieder in Perth sein. Die Zwischenzeit vertreiben wir uns in und um Perth. Am Donnerstag kaufen wir uns ein Tagesticket für 8.10$ für die öffentlichen Verkehrsmittel. Wir wollen mit dem Bus nach Fremantle, von dort mit dem Schiff nach Perth und am Abend mit dem Zug zurück nach Fremantle und dann wieder mit dem Bus zum Campingplatz nach Coogee Beach. An der Bushaltestelle direkt beim Campingplatz steigen wir in den Bus ein. Zu unserem Erstaunen hält dieser aber irgendwo auf der Strecke an: Endstation. War wohl nicht die richtige Buslinie. Die freundliche Chauffeuse zeigt uns, wo der richtige Bus weiterfährt. In Fremantle kaufen wir uns ein Ticket für die Fahrt mit dem Schiff nach Perth. Gleich nach dem Ablegen sehen wir eine grössere Gruppe von Delfinen, die mitten im Hafen Luft holen kommen und friedlich im nicht gerade sauberen Wasser die Schiffe ein Stück begleiten. Weiter oben im Swan River wundern wir uns dann über die grosse Anzahl Quallen. In Perth angekommen, orientieren wir uns über den CAT (Central Area Transport) und fahren anschliessend mit dem Blue CAT nahe an den Kings Park. Wir spazieren 2 Stunden lang im Park, bevor wir uns, nach dem Genuss einer gehaltvollen, feinen chinesischen Nudelsuppe, mit Bahn (zu vergleichen mit unserer S-Bahn) und Bus wieder auf den Heimweg machen. Diesmal finden wir auch den richtigen Bus, der uns bis vor den Campingplatz fährt. Reisebericht Australien Teil 9 Seite 10 Reisebericht Australien Teil 9 Seite 11