Bericht - Swiss Jaguar "E" Type Club > Willkommen
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Bericht - Swiss Jaguar "E" Type Club > Willkommen
INTERNATIONAL JAGUAR CONOLLY T OUR OF BRITAIN 1995, 5. - 15. JUNI von Helen Naef Von insgesamt 86 teilnehmenden Fahrzeugen aus 11 Ländern konnte sich die kleine Schweiz mit einer Beteiligung von 13 Wagen durchaus sehen lassen. Es waren dies: Beat u. Evelyn Buchmann Hanspeter Bruni Bruno u. Gabriella Dönni Georg Dönni u. Simone Jud Georges Fazan René u. René-Walter Grossenbacher Urs u. Else Haehnle Anna-Marie Hardt u. Susi Gübelin Franz u. Jennifer Hodel Hans u. Linda Kuny Hans-Jürg u. Sonja Richner Stuart u. Silvia Turner Thomas u. Helen Naef 420 Sovereign 1969 XK 150 DHC 1957 XK 150 S Roadster 1958 XK 150 Special 1958 S-Type 1966 XJ Coupé Broadspeed Replika SS 1 DHC 1935 SS 3 ½ Litre DHC XK 150 S FHC Mk VII 1957 Mk VII M E-Type Serie 1 ½ 2+2 S-Type 1965 Samstag, 3. Juni: Endlich war es soweit! Der langersehnte Tag der Abfahrt Richtung britische Inseln war gekommen, die Utensilien inklusive Schwiegermutter (fuhr zwecks Besuch einer Freundin bis London mit) im Wagen verstaut. Georg und Simone hatten die Hin- und Rückfahrt für die Schweizer Truppe organisiert und uns laufend mit Unterlagen versorgt, die wir am Treffpunkt in Pratteln mit hervorragenden Wegbeschreibungen ergänzen konnten. An dieser Stelle sei den beiden herzlich gedankt. Ein Teil der Schweizer befand sich bereits in England, unter anderem Georgs Eltern sowie Franz und Jennifer Hodel, deren XK’s von Georg und seinem Bruder Stefan überführt wurden. Der Rest startete kurz nach 9 Uhr Richtung gelobtes Land. Tagesziel war das Hotel Château de Cocove, kurz vor Calais. Die Fahrt führte über Müllheim, Freiburg, Ettenheim, Lahr, Offenburg, Kehl nach Strassburg, wo wir die Grenze nach Frankreich passierten, was trotz U-Nummer an Georgs Special und fehlender Fahrzeugpapiere für Renés Broadspeed problemlos vor sich ging. Kurz nach dem 1. Tankstopp in Phalsbourg platzte am XK von Franz Hodel der linke Vorderreifen, glücklicherweise gelang es Stefan aber, den Wagen in der Spur zu halten. Bei diesem ersten unfreiwilligen Halt ahnten wir jedoch noch nicht, dass dies nur die erste einer Reihe von kleineren und grösseren Pannen sein würde. Mittlerweile waren wir noch mit 4 Autos unterwegs, der Rest hatte uns längst abgehängt. Die Fahrt ging weiter Richung Reims, das wir jedoch nicht erreichten, ohne auch am XK von Georgs Vater den geplatzten linken Vorderreifen gegen das Ersatzrad ausgetauscht zu haben. Zudem machte ein Platzregen (es goss aus Kübeln) das Fahren im Special, der weder über ein Dach noch eine Windschutzscheibe verfügt, nicht unbedingt zu einem Vergnügen. Wir erreichten gerade die Péage vor Reims, als der Special plötzlich nicht mehr weiter wollte. Das Gaspedal hing durch und die Hauptsicherung war defekt. Einmal mehr griff Georg, der unermüdliche Schrauber, zu seiner Werkzeugkiste, und bald konnten wir die Fahrt fortsetzen. Inzwischen hatte uns auch ein Anruf Urs Haehnles erreicht, der uns mitteilte, er hätte nach ca. 20 km wieder nach Hause umkehren müssen, da er Probleme mit der Benzinzufuhr hatte; er werde die Nacht durcharbeiten und es am Sonntag erneut versuchen. Einige Fahrzeuge des Clubs vor unserem ersten Hotel in der Nähe von Calais Um ca. 19.00 Uhr erreichten auch wir das sehr schön gelegene Château de Cocove, wo wir beim Apéro die neuesten Nachrichten der anderen Teilnehmer entgegennehmen durften, die da hiessen: Loch in der Oelwanne bei Hans Kunys Mark VII und defekte Kupplung bei Renés Broadspeed. Was kann man da tun an einem Samstagabend auf dem Land? Erst einmal das hervorragende Abendessen und den guten Wein geniessen! Dann nach Blechschrauben suchen (wer hat schon solche im Ersatzteilkasten?!), um die Oelwanne wenigstens notdürftig abzudichten. Die Schrauben, die uns der Kellner in einer weissen Serviette auf dem Silbertablett reichte, passten leider nicht, trotzdem fand sich im Radkasten eines XK’s eine in der benötigten Grösse. Da René mit seiner Kupplung noch einigermassen fahren konnte, wurde diese Reparatur erst einmal vertagt. Schliesslich brauchen auch die besten Schrauber ihren Schlaf. Sonntag, 4. Juni: Unsere Fähre ging um 10.15 Uhr. Wir erreichten den Hafen um 09.30, die Tickets waren bereits reserviert und bezahlt. Trotzdem erreichten wir das Schiff nicht mehr rechtzeitig, da Sealink es schaffte, mit ihrem chaotischen Betrieb uns so lange aufzuhalten, dass sie uns nicht mehr auf den Kahn liessen. Die so gewonnene stündige Wartezeit nutzte Georg, sich um Renés Kupplung zu kümmern. Die Ueberfahrt verlief angenehm ruhig, worüber ich selbst wahrscheinlich am meisten froh war. Bereits am Samtagabend hatte Georg einen seiner Lieferanten angerufen, dessen Firma sich in Crawley in der Nähe von London-Gatwick befindet, und ihn gebeten, am Sonntag seine Tore für uns zu öffnen (er verfügte über die nötigen Ersatzteile sowie einen Lift). Eric - so heisst die Rettung in der Not - kam extra aus Brighton und wartete bereits auf uns. Auch mit unserem Auto schien etwas nicht mehr in Ordnung zu sein. Seit Frankreich stellten wir ein unangenehmes Vibrieren fest, das sich zusehends verstärkte. Thomas tippte auf ein Radlager. Da wir noch einen grösseren Umweg zu fahren hatten, um Thomas’ Mutter bei ihrer Freundin abzuliefern, kam unser Wagen zuerst auf den Lift, und besagtes Radlager wurde gewechselt. Das Vibrieren blieb aber. Sind es doch die Kreuzgelenke? Anschliessend war Hans Kunys Wagen an der Reihe. Die völlig verrostete Oelwanne musste runter, da das Auto beim Schweissen sonst Feuer gefangen hätte. Da wir die Werkstatt wegen des Umwegs früher verlassen mussten, sind mir weitere Details nicht bekannt. Ich weiss nur, dass Georg insgesamt 7 Stunden an unseren Autos gearbeitet hat. Wir erreichten unser Tagesziel, das Hotel Lygon Arms in Broadway, um ca. 22.00 Uhr. Dieses wunderschöne Hotel in einem Gebäude aus dem 14. Jahrhundert wurde erstmals 1532 als Gasthaus erwähnt. Hier werden wir bestimmt einmal mehr als eine Nacht geniessen. Es war eine Augenweide, die schönen alten Autos in dem schönen alten Innenhof anzusehen. In der Hotelbar trafen wir auf Evelyn und Beat Buchmann, die - auf der Suche nach einem E-Type - bereits einige Tage hier verbracht hatten. Um 23.30 Uhr trafen endlich auch Georg, Simone, Hans und die Herren Grossenbacher ein. Montag, 5. Juni: Nach gemütlichem Ausschlafen und noch gemütlicherem Frühstück machten wir aus auf die Socken, das Dorf zu erkunden. Man fühlte sich fast in vergangene Zeiten zurückversetzt. Broadway muss wohl einer der schönsten Orte in den ohnehin schönen Cotswolds sein. Ausser der Fahrt nach Coventry hatten wir heute nichts vor, abgesehen von einem kleinen Abstecher nach Birmingham zu David Manners, um neue XKFelgen und diverses Material einzukaufen (langsam wissen wir, wo alle unsere Ersatzteile herkommen). Um ca. 15.00 Uhr erreichten wir Coventry, wo sich uns bereits ein überwältigendes Bild bot. Die wahrscheinlich schönsten Autos der Welt standen schon grösstenteils auf dem Parkplatz oder trafen gerade ein. Auch Urs und Else Haehnle waren schon da. Sein Kommentar zum Zustand seines SS 1: „Jetz louft er wienä Vouwe !“ Bei der Registrierung reichten 2 Hände fast nicht aus, alles zu tragen, was einem ausgehändigt wurde (Schirm, Motorenöl, Lederpflegeset etc etc.) Nicht zu vergessen natürlich das ungeduldig erwartete, mit viel Liebe und Sachkenntnis zusammengestellte Roadbook. Beim Apéro und anschliessendem Abendessen hatten wir Gelegenheit, die anderen Teilnehmer und das englische Essen etwas näher kennenzulernen. wobei uns erstere wesentlich sympathischer waren und wir letzteres an der Bar herunterspülten. Dienstag, 6. Juni: Georg und Thomas verbrachten den Morgen bei XK Engeneering; einerseits, um die Pneus von Georgs Vater auf die neuen Felgen aufzuziehen (bei den alten waren einige Speichen gebrochen), andererseits, um bei unserem S-Type die Kreuzgelenke hinten rechts zu wechseln (er schüttelte immer noch). Simone und ich schlossen uns Sonja und Hans-Jürg Richner an und besichtigten Warwick Castle, wo wir in nachgestellten Szenen sehen konnten, wie die Leute in den verschiedenen geschichtlichen Perioden von 1068 bis 1901 in dieser imposanten Burg gelebt hatten. Besonders eindrücklich war das Verlies mit den grausamen Folterinstrumenten und -methoden. Da gab es z.B. ein sogenanntes „Oubliette“, ein tiefes Loch im Boden mit einem Gitter obenauf, wo man die Gefangenen dann einfach vergass. Wir waren jedenfalls ganz froh, wieder ans Tageslicht hinaufsteigen zu können. Am Mittag trafen wir uns alle im Jaguar-Werk, wo wir Gelegenheit hatten, vor dem Lunch die Accessoires-Boutique zu plündern. Am Nachmittag folgte eine Führung durch das Werk. Wir begannen dort, wo die Karrosserie auf das Band kommt und passierten alle Stationen bis zum fertigen Auto. Im Gegensatz zu anderen Autoproduktionen, wo viele Arbeiten von Robotern ausgeführt werden, wird hier praktisch die ganze Montage von Menschenhand gemacht, sogar die Zierstreifen werden manuell gespritzt. Die Montage eines Wagens dauert ca. 8 Stunden, und pro Tag werden ca. 120 Stück produziert, und zwar alle auf Bestellung. Zurück im Hotel, hatten wir uns für das erste „Black Tie-Dinner“ in Schale zu schmeissen. Apéro und Abendessen wurden von Connolly offeriert. Es gab eine streng festgelegte Tischordnung, und so machten wir die Bekanntschaft mit Teilnehmern aus Italien und Deutschland. Einer dieser deutschen Teilnehmer fuhr inzwischen einen Ford Sierra, da er sich am ersten Tag bei der Einfahrt in eine Strasse noch nicht an den Linksverkehr gewöhnt hatte. Man glaubt es kaum, aber sein XK wurde von einem kleinen Fiat 500 „abgeschossen“. Da am nächsten Tag schon um 07.30 Uhr Frühstück angesagt war, hatte der Barkeeper nicht mehr allzulange mit uns zu tun. Mittwoch, 7. Juni: Um 08.00 Abfahrt Richtung Werk zum offiziellen Start der Tour. Die erste Etappe führte über eine Strecke von rund 270 km bis nach York. (Das Gruppenfoto aller auf dem Werksgelände parkierten Wagen ist leider noch nicht eingetroffen.) Nick Scheele persönlich hisste die Startflagge für jeden einzel Tourfahrzeuge auf der Wiese bei Haddon Hall nen Teilnehmer. Zum Glück waren wir nicht alleine unterwegs, denn wir stellten mit Schrecken fest, dass uns 2 Seiten des Roadbooks fehlten. So erreichten auch wir das erste Ziel, die Bass Brewery in Burton on Trent, in deren Museum wir einiges über die Geschichte und die Kunst des Bierbrauens erfahren konnten. Das Brauereigelände ist so gross, dass sie sogar eine werkseigene Eisenbahn haben. Gegen Mittag erreichten wir Bakewell. Da auch der arme Duke of Rutland seinen Besitz der Oeffentlichkeit zugänglich machen musste, um ihn halten zu können, war es uns möglich, Haddon Hall und seinen wunderschönen Garten zu besichtigen. Wir durften sogar unsere Autos in seiner Wiese abstellen. Nach einer kleinen Zwischenverpflegung fuhren wir weiter Richtung York, alles auf kleinen Nebenstrassen in einem sehr schönen Gebiet. Plötzlich vernahmen wir laute metallische Töne. Nach kurzer Untersuchung Dr. Dönnis Diagnose: „Der Gummi am Stabilisator ist aus seiner Halterung gerutscht, da ein Könner seines Fachs die Fixierung verkehrt eingebaut hat.“ Georg reparierte den Schaden, vorsorglich gleich auf beiden Seiten. Eigentlich hätten wir jetzt beruhigt weiterfahren können, wäre nicht der Zeiger der Tankuhr schon seit einiger Zeit in einer beängstigenden Stellung gewesen (natürlich immer noch weit und breit keine Tankstelle in Sicht). Zum Glück nahte gerade Tony O’Keefe mit dem Die Rolling Stones des 16. Jahrhunderts beim Auftritt im Royal York Hotel „Besenwagen“ (Landrover mit Anhänger und einem XJS als Ersatzfahrzeug). Er half uns freundlicherweise mit 2 Gallonen Benzin aus. Wir fuhren - inzwischen allein - weiter, hatten aber keine Ahnung mehr, an welcher Stelle im Roadbook wir uns befanden, so dass wir noch eine Weile ziemlich verstört durch die Landschaft irrten, bevor wir mit Hilfe der Strassenkarte und einiger Wegweiser unseren ungefähren Standort bestimmen konnten. Ohne weitere Probleme erreichten wir die Stadtgrenze von York und fanden Georg und Simone, über den Motor gebeugt, am Strassenrand vor. Diese Stellung verheisst normalerweise nichts Gutes. Aus noch nicht bekannten Gründen liess sich der Motor nicht mehr starten. Da das Hotel nur noch etwa 1 ½ Meilen enfernt war, lohnte es sich nicht, den Wagen auf den Anhänger zu laden, und so schleppten wir ihn ab. Das Hotel war ein echt alter englischer Kasten mit zum Teil scheusslichen Zimmern. Am Abend gab es ein mittelalterliches Bankett. Das gesamte Servierpersonal war stilgerecht gekleidet, auch die Musiker, die ihre Weisen vortrugen. Die Teller wurden beladen mit diversen riesigen Fleischstücken (die Ritter müssen einen enormen Hunger gehabt haben). Wer nun aber glaubt, dass wir die Knochen einfach über die Schulter weggeworfen haben, liegt falsch. Es ging doch sehr gesittet zu. Donnerstag, 8. Juni: Für den heutigen Tag war eigentlich eine Tour durch die Yorkshire Moors geplant. Da Georgs Auto aber zuerst repariert werden musste und wir ohnehin ziemlich „auf den Felgen“ waren, beschlossen wir, diesen Trip am Freitag, wo ausser einer Stadtrundfahrt nichts los war, nachzuholen. Georg und Simone hatten bereits um 06.00 ihr Auto auf den Hänger geladen und waren zusammen mit Tony O’Keefe zu einem Bekannten gefahren, der ebenfalls Jaguars restauriert. Wir bemerkten, dass wir noch ihren Helm bei uns im Auto hatten und brachten ihn später vorbei. Vorher bestellten wir noch neue Pneus, da unser Auto immer noch rüttelte (vielleicht lag es ja daran, denn der Wagen wurde 15 Jahre nicht gefahren). Die Werkstatt von Georgs Bekanntem lag etwa 1 ¼ Autostunden südlich von York, völlig auf dem Land. Der Special war inzwischen wieder fahrtüchtig. Die Nockenwelle war gebrochen, zum Glück hatten aber die Ventile keinen Schaden genommen. Den Mittag verbrachten wir in einem gemütlichen kleinen Pub. Ich musste die Erfahrung machen, dass der englische saure Apfelsaft zwar viel süsser schmeckt als unserer, man dadurch aber mehr trinkt und entsprechend wacklig auf den Beinen wird. Wir fuhren dann gemütlich über Land nach York zurück und freuten uns auf das Abendessen im National Railway Museum. Dieses ist das grösste Eisenbahnmuseum der Welt. Es war schön, anstelle von alten Autos auch einmal alte Lokomotioven und Salonwagen zu besichtigen. Als Jaguar unter den Loks kann man wohl die Mallard bezeichnen, eine Dampflokomotive aus dem Jahr 1935, die eine Geschwindigkeit von 126 Meilen pro Stunde schaffte. Ein Teil des Museums ist dargestellt wie ein Bahnhof aus alter Zeit. Dort, auf dem Bahnhsteig zwischen wunderschönen alten Zügen, wurde das Essen serviert. Besonders beeindruckend war der Royal Train mit Salonwagen und Schlafzimmern, der bereits 1917 über Badewanne und WC mit Spülung verfügte. Dieser schöne Abend ging leider viel zu schnell vorbei. Freitag, 9. Juni: Wir konnten unsere Pneus um 08.00 montieren lassen, und siehe da, das Rütteln war weg! So konnten wir eine Stude später - zusammen mit Dönni sen. und jun. die 420 km lange Tour durch die Yorkshire Moors unter die Räder nehmen. Die Fahrt führte durch endlose, menschenleere, mit Schafen übersäte Hügellandschaften, über kurvenreiche Strassen mit Steigungen bis 35 %., vorbei an verfallenen Abbeys. Am Mittag erreichten wir Whitby, ein schönes altes Städtchen an der Ostküste, wo wir auch mit 24 Stunden Verspätung im Magpie Café noch unsere Fish & Chips (wahrscheinlich die besten in ganz England) bekamen. Trotz eisigem Wind, der einen fast wegblies, genossen wir den Bummel durch die schönen alten Gässchen. Ohne irgendeine Panne kehrten wir gegen Abend nach York zurück. Mit dem Essen mussten wir uns etwas beeilen, da wir um 21.00 Uhr an der Ghost-Tour durch York teilnehmen wollten. Ein Geschichtenerzähler in langem schwarzem Mantel mit schwarzem Stock führte uns zu den Orten des Grauens in York. In dunklen Hauseingängen und Nischen schilderte er uns die abscheulichsten Verbrechen, die jeweils genau an diesen Orten passiert seien und deren Opfer teilweise heute noch umhergeistern sollen. Samstag, 10. Juni: Unser Start Richtung Schottland verzögerte sich etwas, da die Batterien von Franz Hodels XK den Geist aufgegeben hatten. Georg und sein Vater machten sich auf, neue zu organisieren und wurden schliesslich auch fündig. Da wir zeitlich wieder etwas im Rückstand waren (wir hatten rund 400 km zu fahren), verzichteten wir auf den Besuch von Richmond Castle. Zudem war heute ein extrem kalter Tag, und zeitweise regnete es auch leicht. Da ein echter Roadster-Fahrer aber nur in den allerschlimmsten Fällen sein Dach schliesst, machten wir uns in Richmond auf die Suche nach einer Wolldecke für die zwar bestens verpackte, aber immer noch frierende Gabriella. Trotz beissender Kälte meinte die Verkäuferin im Laden: “Sorry, but we do not have blankets in summertime!“ Die wiederum sehr schön ausgewählte Strecke führte uns durch das Hochland nach Jedburgh, wo wir uns um 15.30 Uhr fast verzweifelt auf die Suche nach einem Restaurant machten, wo man um diese unmögliche Zeit etwas zu Essen bekommt. Der Wirt eines Pubs erbarmte sich schliesslich und überliess uns noch den Rest seiner Suppe vom Mittag, die nicht nur wegen unseres grossen Hungers ausgezeichnet schmeckte. Auf der Weiterfahrt Richtung Dunblane entdeckten wir um ca. 17.00 Uhr Renés Broadspeed sowie Tony O’Keefe samt Landrover und Anhänger am Strassenrand. Der Broadspeed leckte Oel (Oelbypass-Schlauch war defekt). Das Aufladen auf den Anhänger erwies sich als unmöglich, und René wünschte sich vielleicht insgeheim ein schmaleres Auto. Ein Spezialabschleppwagen musste geordert werden. Wir hörten noch, dass weiter vorne ein E-Type in einen Baum gefahren und in einem Strassengraben stecken soll. Wir dachten noch, dass das Gott sei Dank keiner von unserer Truppe sein kann, und fuhren weiter. Umsomehr erschraken wir, als wir statt des angeblichen E-Type den XK von Franz Hodel in der uns beschriebenen Situation vorfanden. Ausser einer Schramme an der Nase war Franz o.k., und Jennifer war bereits mit anderen Tourteilnehmern weitergefahren. Zum Glück waren beide angeschnallt. Tony mit dem Anhänger war inzwischen auch eingetroffen. Die Männer versuchten während ca. 3 Stunden, den XK aus dem Graben zu ziehen, er sass aber zu fest auf einem umgefahrenen Baum. Zwischenzeitlich hatte Georg Intertours-Winterthur informiert. Einige Telefongespräche und viel Geduld waren nötig, bis sie uns bestätigen konnten, dass der Wagen aufgeladen und vorerst bis in unser Hotel in Dunblane transportiert würde. Um 21.30 Uhr konnten wir weiterfahren und erreichten ca. eine Stunde später Dunblane. Wir erfuhren, dass Jennifer ins Spital nach Sterling gebracht worden war, da sie einen Schnitt an der Oberlippe und Schmerzen in der Lebergegend hatte. Sie hatte beim Aufprall das Roadbook auf den Knien und verletzte sich damit. Um sicherzugehen, sollte sie über Nacht noch im Spital bleiben. Um 23.00 Uhr futterten wir noch ein Sandwich in der Hotelbar und fielen um Mitternacht ziemlich müde ins Bett. Unser „Schloss“ in Dunblane (Schottland) Sonntag, 11. Juni: Für heute war eine Tour durch die Highlands und der Besuch der Edradour Distillery geplant. Wir nahmen wieder einmal eine kleine Programmänderung vor, verschoben die Highland-Tour auf den nächsten Tag und verzichteten dafür auf den Bus-Ausflug nach Edinburgh. Georg schraubte seit 10.00 Uhr an Renés Broadspeed, Gabriella putzte mit Taschentüchern Brunos XK, da sie sich langweilte. Wir beschlossen, am Nachmittag mit Simone eine Distillery in der Nähe (Glenturret) zu besuchen. Wir verbrachten einen lockeren Nachmittag, liessen uns in die Geheimnisse der Whisky-Herstellung einweihen, probierten einige „Müsterli“ und kauften anschliessend von denen, die uns am besten schmeckten. Zurück im Hotel, genossenen wir einen gepflegten Afternoon-Tea, während Georg das Werkzeug immer noch nicht aus der Hand gelegt hatte. Jennifer hatte inzwischen das Spital verlassen können, und so trafen wir uns alle beim Abendessen wieder. Es gibt sie übrigens wirklich, die berühmte Schlacht am Buffet. Wer einmal dabei war, wie rund 200 Leute versuchen, sich an zwei kleinen Buffets zu verpflegen, weiss das. Montag, 12. Juni: Wir starteten um 08.15 Uhr zur 400 km langen Tour durchs schottische Hochland, immer auf der Suche nach den zotteligen Rindern, die am Vortag angeblich kaum jemand gesehen hat. Die Landschaft ist wunderschön, und je weiter nördlich wir fuhren, umso schöner und wärmer wurde das Wetter. Unseren Apéritif nahmen wir in einem Garten mit Palmen! unter freiem Himmel ein, und das alles, ohne zu frieren. Das Mittagessen genossen wir in Fort William in einem wunderbaren Fisch-Restaurant direkt am Wasser. Auf der Rückfahrt Richtung Dunblane sahen wir endlich 2 Hochlandrinder und versuchten stolz, diese fotografisch festzuhalten (ist gescheitert, ausser einem Hinterteil ist nichts zu sehen). Outdoor Apéritif am nördlichsten Punkt unserer Reise Ab 18.00 Uhr trafen alle Tour-Teilnehmer wieder beim Doune Motor Museum zusammen. Da wir schon lange keine Oldtimer mehr gesehen hatten, gingen wir auch hin. Nach der Besichtigung des Museums wurden Highland-Games veranstaltet, eine Art Hammerwerfen und Werfen eines grossen Steines. Seither wissen wir, was die Schotten unterm Rock tragen (bleibt aber unser Geheimnis). Auch einige der Tour-Teilnehmer hatten sich in den genannten Disziplinen versucht und teilweise wacker geschlagen. „Typisches“ Bild im schottischen Hochland Das Buffet im Zelt liessen wir, nach den Erfahrungen vom Vorabend, sausen. Unser Tagesziel war: 22.00 Uhr Lichterlöschen, denn wir waren alle sehr müde, und morgen standen uns weitere 400 km auf kleinen Nebenstrassen bevor. Franz kannte ein gutes Restaurant in Dunblane. Anna-Marie Hardt und Susi Gübelin schlossen sich uns an. Wir assen wunderbaren Lachs in einem gemütlichen, holzgetäferten „Stübli“. Tagesziel erreicht! Dienstag, 13. Juni: Um 08.30 hiess es Lunchpakete fassen und Start zur Fahrt durch den Lake District. Die Route führte über schmale und noch schmalere, kurvige und teilweise steile Strässchen, auf denen Schafe Vorfahrt haben, zum Lake Windermere. Den See umrundeten wir per Schiff und bei schönstem Wetter. Auf dem Weg nach Blackpool hatten wir Gelegenheit, eine Privatsammlung zu besichtigen. Vom Austin Swallow über SS 1 und SS 100 bis zum E-Type waren etwa 12 JaguarKlassiker zu bestaunen. Am Abend erreichten wir, für einmal rechtzeitig, unser Hotel in Blackpool. Da um 21.00 eine Stadtrundfahrt angesagt war, mussten wir uns mit dem Essen etwas beeilen. Das war wahrscheinlich der Grund, warum am Buffet (kennen wir doch) Vorspeise, Salat und Hauptgang zur gleichen Zeit auf den gleichen Teller geladen werden mussten. Wir besichtigten das Haus, wo Swallow Side Car Co. begann; es ist heute eine Art Pub, nur eine Tafel zeigt noch, wo die Geschichte von Jaguar ihren Anfang nahm. Wir erreichten die Strandpromenade und stiegen um auf stilgerechtere Doppeldecker-Trams aus den 30er-Jahren. Damals war Blackpool ein beliebter Ferien- und Badeort. Viele der Häuser und Hotels sehen heute noch so aus, einzig die Lichtreklamen scheinen dem Las Vegas von heute abgeschaut. Wir besuchten Blackpool Tower, bestehend aus einem kleinen „Eiffelturm“ (Lift leider out of order) und einem Amüsierbetrieb mit Zirkus, Spielhallen und einem riesigen mehrstöckigen Ballroom. Hier schien endgültig die Zeit stehengeblieben zu sein. Sogar die Leute, die über die Tanzfläche im wahrsten Sinne des Wortes schwebten, sahen aus wie aus längst vergangener Zeit. Bei diesem Bild schlagen die Herzen von uns Jaguaristen etwas schneller Grössere Pannen gab es heute keine, ausser dass ein deutscher Teilnehmer seine Frau im Blackpool Tower vergass und diese ohne Geld und der englischen Sprache nicht mächtig, eingeschlossen wurde. Ein Wächter entdeckte sie schliesslich, setzte sie in ein Taxi, bezahlte dieses und schickte sie ins Hotel. Inzwischen hatte der Ehemann den Verlust seiner Angetrauten bemerkt und war zurückgefahren, sie war jedoch nicht mehr da. Für diese Begebenheit war ihm für den nächsten Abend der „Stone“ sicher (ein Spezialpreis, der täglich für die dümmste Tat verliehen wurde). Mittwoch, 14. Juni Heute stand die Besichtigung der Wedgewood Porzellan-Manufaktur auf dem Programm. Wir wollten um 09.00 Uhr losfahren, da sahen wir Hanspeter Bruni mit offener Motorhaube auf dem Parkplatz stehen, er hatte Probleme mit der Zündung. Für uns ein Glücksfall, denn so hörten wir nur von dem Stau, in dem die anderen Teilnehmer ca. 1 ½ Stunden steckenblieben, und konnten eine Aus- weichroute nehmen. Wedgewood war sehr interessant, fast alles wird noch von Hand gemacht. Den English Afternoon Tea bei Sir William Lyons’ Tochter liessen wir sausen, da dies einen Umweg von 150 km bedeutet hätte, und fuhren direkt nach Birmingham. Beim Apéro wurden zwei Videoaufnahmen gezeigt, die auf reges Interesse stiessen. Anscheinend hatten zwei Nachrichtensender vom Start in Coventry berichtet. Zum Abendessen spielte noch eine fetzige Band auf. Nach einem etwas längeren Abstecher in die Bar als geplant war um 01.30 Uhr Zapfenstreich. Donnerstag, 15. Juni: Wir fuhren durch die Cotswolds nach Blenheim Palace, vorbei an Broadway, wo wir die erste Nacht in England verbrachten. Ich muss noch kurz erklären, dass man jeden Tag ein recht anspruchsvolles Quiz mit Fragen zu den jeweiligen Sehenswürdigkeiten sowie über Jaguar und Conolly hätte ausfüllen sollen. Wir hatten das Ding zwar jeden Morgen gefasst, aber nie abgegeben. Am letzten Tag aber wollten wir es doch auch noch versuchen. (zum Glück haben wir den Stress nur einmal gehabt). Mit Hilfe von Urs Haehnle und seinem heissen Draht zu Turi Blum in die Schweiz gelang es uns sogar, die Jaguar-Fragen einigermassen richtig zu beantworten. Die Bus-Tour nach Oxford machten wir aus Zeitmangel nicht mit, dafür konnten wir voller Stolz den Fragebogen abgeben. Um 19.00 Uhr starteten die Busse nach Browns Lane Plant zum „very formal Dinner“ bei Jaguar Cars. Mary Rimmel, Sir William Lyions’ Tochter, Nick Scheele, Chairman of Jaguar Cars sowie diverse Mitglieder der Geschäftsleitung beehrten uns mit ihrer Anwesenheit. Der Apéro inmitten von E 2A (Prototyp des EType), XK SS und E-Lightweight schmeckte gleich doppelt so gut. Auch der Raum für das Dinner war wunderschön dekoriert; man genoss den herrlichen Ausblick auf einen XJ 220 und einen noch geheimnisvoll verhüllten Wagen. Es folgten diverse Ansprachen, unter anderem von Nick Scheele, der sich bei den Teilnehmern für den Erhalt und die Pflege der alten Jaguars bedankte. Jede teilnehmende Nation überbrachte den Organisatoren ein Präsent als Dank für deren immense Arbeit. Nun sollte endlich das Geheimnis um das verhüllte Auto gelüftet werden. Es handelte sich um einen Daimler mit längerem Radstand und deshalb mehr Platz auf den Rücksitzen, den noch nicht einmal die Presse gesehen hatte. Damit wir das Auto sehen konnten, musste zuerst das Tuch, versehen mit den Unterschriften diverser Jaguar-Leute, ersteigert werden. Der Erlös kam einer karitativen Organisation in Coventry zugute. Bald hiess es, von den neu geschlossenen Bekanntschaften Abschied zu nehmen, denn die Tour war nun offiziell zu Ende, und am nächsten Tag würde man die einen oder anderen vielleicht nicht mehr sehen. Freitag, 16. Juni: Thomas und ich fuhren etwas früher los, um in London wieder seine Mutter und deren englische Freundin, die für 4 Wochen in die Schweiz kam, abzuholen. Wir schafften die Strecke problemlos und erreichten die Fähre rechtzeitig. Auch die restlichen Schweizer und unsere deutschen Freunde aus dem JDCS waren eingetroffen. Georg hatte für uns ein wunderschönes Hotel in der Champagne reserviert, das wir ohne Panne am Freitagabend erreichten. Das Haus war herrlich gelegen, mitten in den Weinbergen, und gerne hätten wir noch einige Tage länger hier verbracht. Wir genossen den Champagner, das vorzügliche Essen und den guten Wein, bis wir schliesslich, müde, aber doch ziemlich heiter (oder heisst es angeheitert?), in die Federn fielen. Dieser Abend war ein sehr schöner Ausklang einer ebenso schönen Tour. Abschlussabend mit ein paar Tropfen Champagner Samstag, 17. Juni: Wir schliefen aus und genossen das Frühstück für einmal in aller Ruhe, bevor wir uns von unseren deutschen Freunden und einem Teil der Schweizer verabschieden mussten. Den Rückweg in die Heimat schafften wir ohne Zwischenfälle, so dass wir Basel bereits am späten Nachmittag erreichten. Bleibt nur noch zu sagen: Schade, dass alles so schnell vorbeiging. E s w a r sup e r !