südstadt-zentrum - Diakonisches Werk Kassel

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südstadt-zentrum - Diakonisches Werk Kassel
TAT VOR ORT
Nr. 1/2012
SÜDSTADT-ZENTRUM
Suchtberatung und -behandlung
Kindertagesstätte
Betreutes Wohnen
Pfarrbüro
Evangelische Wohnraumhilfe
Gesegnete Mahlzeit
Zentrum für
Sucht- und
Sozialtherapie
Evangelische
Südstadtgemeinde
Wegweiser durch TATVORORT Nr.1 / 2012
TAT VOR ORT
Vorwort Seite 3
Nr. 1/2012
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Suchtberatung
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Betreutes Wohn
Evangelische
Wohnraumhilfe
Zentrum für
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Vom Gemeindezentrum zum ZSST - Eröffnung
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Im Gespräch mit Dieter Baumann
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Angebote der SuchtberatungSeite 7
Kindertagesstät
Pfarrbüro
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Gesegnete Mahlz
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Südstadtgem
Wieder trockenSeite 8
AngehörigeSeite 9
Warum sich der abstinente Weg für mich lohnt ...
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ZwischenrufSeite 12
Neues LeitungsteamSeite 13
Ev. Wohnraumhilfe: „Vielfalt menschlichen Lebens“
Seite 14
ZwischenraumSeite 16
FRANKA Fachberatung und FRANKA e.V.
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Die Südstadtgemeinde und ihre Angebote
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Der KulturladenSeite 19
„Real Life“ geht weiterSeite 21
Unser BundesfreiwilligerSeite 22
PersonaliaSeite 23
Impressum
TATVORORT 1 / 2012
Mitteilungsbrief des Diakonischen Werkes Kassel
Redaktion: Geschäftsführer Gerd Bechtel (V. i. S. d. P.)
Fotos: Diakonisches Werk Kassel, :grede.de Archiv, pixelio.de,
Seite 12: medio.tv/sinnen
Layout: www.grede.de, Niedenstein
Druck: Nordlicht digital, Kassel
Anschrift: Diakonisches Werk Kassel
Hermannstraße 6, 34117 Kassel
Tel.: 0561 71 288-0 • Fax: 0561 712 88-88
www.dw-kassel.de • [email protected]
Vorwort
Im Januar 2012 haben wir unser
neues Zentrum für Sucht- und
Sozialtherapie der Öffentlichkeit
vorgestellt. Gefühlt war es noch
eine Baustelle, als unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihre Büros
bezogen und Beratungs- und Gruppenräume ihrer Bestimmung zuführten. Noch längst waren nicht
alle Handwerker abgezogen nach
der recht kurzen Zeit des Umbaus,
der aus dem Gemeindezentrum
und dem Pfarrhaus nun ein für
professionelle Soziale Arbeit geeignetes Gebäude gemacht hat.
Wir sind den bauausführenden
Firmen und ihren Mitarbeitern
dankbar und dem Stadtkirchenkreis, der das kirchliche Gebäude
für unsere Zwecke hat herrichten lassen. Wir sind unseren Mitarbeitenden dankbar, die einige
Einschränkungen auf sich nehmen
mussten und vielfach handfest mit
angepackt haben. Und wir sind der
Evangelischen Südstadt-Kirchengemeinde dankbar, dass sie uns
ihre Gebäude zur Verfügung gestellt hat.
Froh sind wir, dass die Kirchengemeinde das Miteinander an
unserem neuen Standort mit uns
gemeinsam gestalten wird. Die
Kindertagesstätte „Südsternchen“
ist jetzt ebenso gute Nachbarin,
wie die „Gesegnete Mahlzeit“ und
das Pfarrbüro von Pfarrer Wieboldt.
Wir wollen gemeinsam weiterbauen
und unser Zentrum als Teil des
Südstadtzentrums von Kirchengemeinde und Diakonischem Werk
verstehen. Hier soll deutlich werden, dass Kirche und Diakonie eins
sind, sich auf den selben Grund
beziehen, sich dem selben Auftrag verpflichtet wissen und sich
an die selben Menschen wenden,
um ihnen in Wort und Tat die frohe
Botschaft vom nahen Reich Gottes
weiter zu sagen. Darauf wird bald
eine gut sichtbare Beschriftung an
den beiden Vorderhäusern in der
Frankfurter Straße hinweisen.
Von alldem können Sie in dieser
Ausgabe des „TATvorORT“ lesen.
Und vor allem davon, was jetzt
in unserem Zentrum und von ihm
aus an Arbeit gestaltet und weiterentwickelt wird. Zwei Bereiche
des Diakonischen Werkes Kassel
sind hier zusammengekommen:
Unsere Wohnraumhilfen mit der
Evangelischen Wohnraumhilfe und
dem Betreuten Wohnen und unsere Suchtberatungs- und –behandlungsstelle. Auf den nächsten
Seiten können Sie lesen, worum
es uns in unserer Arbeit im Kern
geht: Es geht darum, Menschen in
schwierigen Lebenssituationen beizustehen, sie mit hoher Kompetenz
und viel Erfahrung ein Stück ihres
Lebensweges zu begleiten, damit
sie anschließend wieder alleine
weiter kommen. Gott sei Dank gelingt es oft. Sie werden aber auch
davon lesen können, dass auch unsere Möglichkeiten manchmal an
Grenzen stoßen.
Wir wollen uns weiterentwickeln.
Auch das soll an diesem neuen Ort
geschehen: Wir wollen Kompetenzen bündeln und im Interesse
unserer Klienten neue Methoden
und Möglichkeiten entwickeln. In
diesem Sinn bleibt vieles Baustelle
auch im umgebauten und frisch renovierten Gebäude. Soziale Arbeit
entwickelt sich immer weiter, stellt
sich neuen persönlichen Problemlagen und gesellschaftlichen Herausforderungen. Und sie findet
neue Antworten. Wir wollen unsere
Kompetenz und unsere Energie am
neuen Ort für diesen „Weiterbau“
einsetzen. Dabei stellen wir uns
unter Gottes Schutz und Segen,
weil wir wissen, dass für unsere
Arbeit gilt, was die Bibel über jede
Baustelle sagt:
„Wenn der HERR nicht das Haus
baut, so arbeiten umsonst, die daran bauen.“ (Psalm 127,1)
Ihr
Diakoniepfarrer Gerd Bechtel
Geschäftsführer des
Diakonischen Werkes Kassel
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TAT VOR ORT
SÜDSTADT-ZENTRUM
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Herzlich willkommen im Südstadtzentrum!
Eindrücke von den Eröffnungsfeiern
Das neue Zentrum von Diakonischem Werk Kassel und
evangelischer Kirchengemeinde wurde gleich an zwei Tagen, am 13. und 15. Januar
2012, festlich eröffnet. Am
Freitag stand das Zentrum für
Sucht- und Sozialtherapie des
Diakonischen Werkes Kassel
im Fokus mit einem feierlichen
Gottesdienst, der von Dekanin Barbara Heinrich und Dekanin Carmen Jelinek gestaltet wurde. Hier wurde auch
der langjährige Abteilungsleiter und stellvertretende Geschäftsführer, Dieter Baumann,
in den Ruhestand verabschiedet. Es schloss sich ein Empfang mit Grußworten an. Am
Sonntag, den 15. Januar 2012,
gab es im gesamten Südstadtzentrum
einschließlich
der
Kindertagesstätte „Südsternchen“ und den Räumen der
Gesegneten
Mahlzeit
einen
„Tag der offenen Tür“, der
mit einem sehr gut besuchten
Gemeindegottesdienst begann.
Die Reihe der Grußworte eröffnete die Drogenbeauftragte der
Bundesregierung, Mechthild Dyckmans.Ihr folgten für Landeskirche
und Diakonisches Werk in Kurhessen-Waldeck OLKR Dr. Eberhard
Schwarz sowie Stellv. Fachbe-
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reichsleiter Hans-Peter Carstens
für den Landeswohlfahrtsverband,
Stadträtin Brigitte Bergholter für
die Stadt Kassel, Fachbereichsleiter Soziales Jörg Roßberg für den
Landkreis. Die Reihe der Grußworte
beendete die stellvertretende Vorsitzende der Mitarbeitervertretung
Felicitas Becker-Kasper.
Die Leiterin des Gesundheitsamtes, Karin Müller, Sozialamtsleiter Armin Roßberg, Horst Winciers
(Landkreis Kassel) mit Geschäftsführer Gerd Bechtel
Dichtes Gedränge herrschte nach
dem Gottesdienst und den Grußworten. Viele Kooperationspartner
interessierten sich für die neuen
Räumlichkeiten.
Abteilungsleiter Martin Schenker
im Gespräch mit Herta Weispfenning (ehemalige Leiterin der Bahnhofsmission) und Walter Weispfenning (Stiftungsratsmitglied der
Share Value Stiftung).
Am Sonntag kamen viele Nachbarn, Freunde und Gemeindeglieder zum Gottesdienst und um
zu erleben, wie sich Gemeindezentrum und ehemaliges Pfarrhaus
verändert haben. Der Nachmittag
war von einem bunten Programm
geprägt, u.a. mit dem Zauberkünstler Michael Stern und der
Bigband der Musikschule Baunatal.
Im Gespräch mit Dieter Baumann
Der wichtige Ideengeber und
Motor der Entwicklung stand
neben der Eröffnung des Zentrums im Mittelpunkt der Feierstunde am ersten Eröffnungstag. Dieter Baumann wurde
nach 28 Jahren Tätigkeit im
Diakonischen Werk Kassel in
den Ruhestand verabschiedet.
Lange Jahre war er Abteilungsleiter, zunächst der Suchtberatung, anschließend der Abteilung „Sucht- und Wohnen“
sowie unser stellvertretender
Geschäftsführer. Die Realisierung des Zentrums für Suchtund Sozialtherapie war eines
der letzten großen Projekte
seines Berufslebens.
TATVORORT sprach
mit Dieter Baumann:
Herr Baumann, schon vor drei
Jahren hingen erste Entwürfe
des neuen Zentrums in Ihrem
damaligen Büro in der Goethestraße. Seit wann gibt es die
Planungen und was war die Ursprungsidee für das Projekt?
Die beiden Sachgebiete „Suchtberatung“ und „Betreutes Wohnen“
wurden schon vor mehr als zehn
Jahren eine Abteilung. Dies hatte
nicht nur organisatorische, sondern vor allem inhaltliche Gründe.
Wir wollten schon damals, dass die
beiden Arbeitsbereiche inhaltlich
voneinander lernen und in ihren
unterschiedlichen Methoden - in
der „Suchtberatung“ mit ambulanter Rehabilitation und im „Wohnen“ mit Begleitung und Betreuung
- voneinander profitieren.
Dazu kam, dass beide Arbeitsbereiche gewachsen waren. Die Räume in der Goethestraße waren zu
wenige und zu klein für die wachsende Zahl der Mitarbeitenden und
Klienten. Vor etwa vier Jahren ha-
ben wir dann beschlossen, ein gemeinsames Haus für beide Sachgebiete zu suchen und dabei hat
sich ergeben, dass das Zentrum
der Südstadtgemeinde möglicherweise zu mieten wäre. Und nach
einer Besichtigung der Lage und
der Räume waren wir sehr schnell
überzeugt davon, dass dieses ein
guter Ort für ein Sucht- und Sozialtherapeutisches Zentrum sein
könnte.
Erinnern Sie sich an wichtige
Phasen der Realisierung? Welche Hemmnisse waren zu überwinden?
Der Prozess, bis sich alle kirchliche Gremien entschieden hatten,
dauerte ca. drei Jahre und die Umbauphase ca. ein Jahr. Nach dem
Beschluss der Synode des Stadtkirchenkreises war ich stolz und
dankbar. Bedrückend war für uns,
dass von Seiten einiger Mitglieder
der Kirchengemeinde, aber auch
von Eltern der Kindertagesstätte Südsternchen, Misstrauen und
Befürchtungen
gegenüber
den
Klienten, vor allem der Suchtberatung, geäußert wurden. Mit vielen Gesprächen haben wir dann
versucht, dieses Misstrauen abzubauen und über unsere Arbeit und
unsere Klienten zu informieren.
Dieser Prozess muss sicher fortgesetzt werden.
Sie haben die Planungen und
die Realisierung bis fast zum
Ende verantwortlich begleitet.
Wie beurteilen Sie die Umsetzung?
Durchweg positiv. Sowohl Architekt
und Bauleitung durch das Stadtkirchenkreisamt habe ich als unterstützend erlebt. Das, was baulich
dabei herausgekommen ist, gefällt
mir sehr gut und entspricht den
Anforderungen und Erwartungen.
Ich bin zusammen mit meinen ehemaligen Kollegen ein wenig stolz
auf das neue Zentrum.
Sie haben es schon benannt:
zwei Sachgebiete des Diako-
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Gerd Bechtel überreicht Dieter Baumann das Abschiedsgeschenk des Diakonischen Werkes Kassel: die
alte Adresse der Suchtberatung in der Goethestraße im Ölgemälde, das ein ehemaliger Klient aus dem
Betreuten Wohnen gemalt hat.
Dieter Baumann
Dieter Baumann hat unsere Suchtberatungsstelle bereits im Studium zum Sozialarbeiter und Sozialpädagogen in zwei Praxishalbjahren
kennen gelernt und seine Diplomarbeit über Therapieformen in der
stationären Entwöhnungsbehandlung geschrieben. Nach dem Studium und drei Jahren Aufbau und Leitung der Alkohol- und Drogenberatung des Kirchenkreises Südtondern in Westerland auf Sylt kehrte
er wieder ins Diakonische Werk nach Kassel zurück.
Seit 1. Oktober 1984 war er Suchtberater, seit 1. Juni 1985 Abteilungsleiter der Suchtberatungsstelle. Unter seiner Verantwortung entwickelte sich die Suchtberatungs- und -behandlungsstelle innovativ weiter. Unter anderem wurde die ambulante Therapie im Diakonischen
Werk Kassel auf- und ausgebaut und die Sachgebiete „Suchtberatung“ und „Betreutes Wohnen“ in einer Abteilung zusammengeführt.
Zusätzlich zu den Abteilungsleitungsaufgaben übernahm er Mitverantwortung für das gesamte Diakonische Werk Kassel und sorgte für
den Auf- und Ausbau des Qualitätsmanagementsystems bis hin zur
Zertifizierung nach DIN ISO 9001.
Im Jahr 2009 wurde er zunächst kommissarischer, dann stellvertretender Geschäftsführer mit eigenen Verantwortungsbereichen (Qualitätsmanagement, Controlling, Haushalt). Im landeskirchlichen Auftrag begleitet er im Ruhestand weiter verantwortlich die Entwicklung
und Einführung einer Datenbank für regionale Diakonische Werke.
Aus Anlass seines 60. Geburtstages im September 2006 wurde Herrn
Baumann das Goldene Kronenkreuz der Diakonie durch Landespfarrer
Dr. Schwarz überreicht.
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nischen Werkes Kassel sind
in der Frankfurter Straße zusammengeführt worden. Was
könnte Gemeinsames aus beiden doch sehr unterschiedlichen Bereichen entstehen?
Die gemeinsame Arbeit im Zentrum ermöglicht, dass die ambulante Therapie und die Begleitung
durch das Betreute Wohnen enger
zusammen rücken und damit für
bestimmte Gruppen von Klienten
ergänzende Angebote ermöglichen.
Ich sehe die mögliche Entwicklung
des Zentrums zu einer Ambulanz als
erfolgreiche Zukunftsperspektive.
Die Verwirklichung des Zentrums
ist möglich geworden durch Engagement und Unterstützung von
Seiten der Kirchengemeinde. Damit hat das Zentrum die Chance
bekommen, zusätzlich zur Begleitung und Beratung von Klienten
aus der gesamten Stadt und dem
Landkreis sich in das Leben eines
Stadtteils zu integrieren. Zu diesem Prozess suchen und brauchen
wir viele Verbündete.
Angebote der Suchtberatung
und -behandlung
„Zu jedem Prozess gehört ein
Wagnis der Unsicherheit, das
Risiko des Ungewissen. Daraus
folgt, dass das Gelingen eines
Prozesses abhängt vom Grad
der Ausgewogenheit der beiden Zustände Sicherung und
Entsicherung, Beharrung und
Lösung.“
Hugo Kükelhaus
Ein Schwerpunkt unserer Arbeit ist
die Beratung von Hilfe suchenden
Menschen, die gefährdet sind, alkohol- und/oder medikamentenabhängig oder von Glücksspielen
abhängig zu werden. Mit dem Projekt „Real Life“ bieten wir zudem
seit 2008 ein Beratungsangebot für
exzessive Computer- und Mediennutzer an (siehe auch S. 21). Der
Beratungsprozess umfasst bis zu
5 kostenlose Einzelgespräche und
kann nach individueller Absprache
um weitere Gespräche verlängert
werden. Unter Berücksichtigung
seiner persönlichen Situation und
seines Veränderungswunsches erfährt der Hilfesuchende die Wege
aus der Sucht und erlebt Entlastung im persönlichen Gespräch.
Eine Möglichkeit zum Austausch
und der Wissenserweiterung bieten die suchtmittelspezifischen
Informationsgruppen.
Hierzu kommt die Beratung und
Einbindung von Angehörigen und
Partnern. Wir bieten nach Sprechstunde und Beratungsgesprächen
das Programm CRAFT an, das
Seit April 2010 bieten wir mit dem
Projekt „Aufsuchende Suchthilfe im
Stadtteil Wesertor“ ein wertfreies
Kontaktangebot
mit
suchtspezifischer Einzelfallhilfe an. Die
Streetworkerin betreut und begleitet die Klienten in weiterführende
Hilfen, um eine Verbesserung deren aktueller Lebens- und Gesundheitssituation zu erreichen.
darauf abzielt, dass Angehörige
lernen, ihre suchtgefährdeten oder
abhängigen Partner oder Partnerinnen für eine positive, abstinenzorientierte Veränderung zu motivieren und sich selbst zu entlasten
(siehe auch S. 9).
Aber wir beraten nicht nur. Als
weiteren Kernbereich führen wir in
unserem Hause auch die ambulante Therapie für Menschen
durch, die in den oben genannten
Bereichen eine Abhängigkeit entwickelt haben. Um dabei individuelle
Bedürfnisse zu berücksichtigen,
bieten wir Therapiegruppen sowohl
am frühen Vormittag, am späten
Nachmittag als auch am Abend
an. Einzel- und Paargespräche finden nach individueller Absprache
statt. Ein zusätzlicher Baustein
der ambulanten Therapie sind die
Indikationsgruppen
Progressive
Muskelentspannung nach Jacobson, das Gruppentraining sozialer und emotionaler Kompetenzen
und
das
Rückfallpräventionstraining. Ein weiteres Angebot ist
die ambulante Nachsorgebehandlung im Anschluss an eine stationäre Therapie.
Die präventiven Tätigkeiten der
Beratungsstelle
richten
sich
schwerpunktmäßig auf das Feld
der betrieblichen Suchtprävention.
Betrieben, Verwaltungen und anderen Institutionen bieten wir Hilfe
bei der Entwicklung betrieblicher
Strategien im Umgang mit Suchtproblemen am Arbeitsplatz an. Für
Schulen, Mitarbeitern von Jugendämtern und Erziehungshilfen und
sonstigen Interessenten werden
mit dem Projekt „Real Life“ Multiplikatorenschulungen zur Vermittlung von Medienkompetenz angeboten.
Im Rahmen der Gesundheitsprävention werden von uns Raucherentwöhnungskurse und Trinkmengen
reduktionsprogramme durchgeführt.
Kontakt
Diakonisches Werk Kassel
Zentrum für Suchtund Sozialtherapie
Frankfurter Straße 78 A
34121 Kassel
Tel.: 0561 938 95 -0
Fax: 0561 938 95 -88
suchtundsozialtherapie@
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TAT VOR ORT
Nr.1/2012
Wieder trocken!
Erfahrungen aus der ambulanten Therapie
Nach mehreren „Alkoholrückfällen“
entschied ich mich zu einer ambulanten Therapie. Ich wollte nicht
trinken und nicht allein weiter dagegen kämpfen. Ich erfuhr, dass
es dabei sowohl
um die Entwicklung
meiner Abhängigkeit
als
auch
um meine
Erlebnisse,
Sorgen und
Erfolge
im
Alltag geht. –
Meine Therapie begann, einige waren schon länger da, andere, wie
ich, neu. Wir waren zwar verschieden, aber uns vereinte: der Weg
eines jeden hatte in eine Abhängigkeit geführt und wir wünschten
alle ein zufriedenes Leben ohne
Alkohol.
konflikten ging, welche Funktion
der Alkohol hatte. Mein Vertrauen
in meine Mitstreiter festigte sich,
ich konnte offen über mich sprechen
und begriff, dass auch
„Banalitäten“
in ihrer Bedeutung
Oft vergingen die Sitzungen wie
im Flug und ich fuhr nachdenklich
nach Haus. Unser Therapeut hatte
feine Antennen für Zwischentöne,
hakte nach, um Verdecktes zu Tage
zu fördern und zeigte Zusammenhänge von isoliert scheinenden
Vorgängen auf. Das machte die
„Stunde“ wertvoll für mich, ich verstand auch emotional, worum es
bei Stress, beruflichen oder Paar-
E. erzählte, dass Kellerasseln in
ihrer neuen Wohnung waren. Der
Therapeut ließ E. reden, unterbrach sie nicht. Warum? E. strukturierte nach einer Trennung ihr
Leben völlig neu. Ein Kraftakt,
auch für eine „nicht abhängige“
Frau. Umso mehr für E. Was sich
früher auf zwei verteilte, muss sie
selbst in die Hand nehmen. Und
nun noch diese blöden Asseln, vor
denen sie sich ekelt. Sie muss dieses Problem irgendwie loswerden,
um es auf die gebührende Größe
eines „Problemchens“ stutzen zu
können. Und wenn nicht hier, wo
dann sonst?
Kontakt
Diakonisches Werk Kassel
Zentrum für Suchtund Sozialtherapie
Frankfurter Straße 78 A
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erkannt
werden
müssen.
M.
erzählte, wie sein neuer Chef ihn
zu einer anderen Arbeitsweise aufforderte und ihm das Gefühl gab,
er arbeite nicht effizient. So erzeugte er anstelle eines Engagements nur Frust. Doch M. schaffte
es, sich von dem Konflikt nicht umwerfen zu lassen.
Ich begreife langsam: Wenn für
mich etwas eine zu große Bedeutung bekommt, ich mich festbeiße
und nur noch wenig Spielraum
für anderes bleibt, dann heißt es:
STOP! Sofort innehalten, zur Ruhe
kommen und die Dinge relativieren, sonst mache ich bereits den
nächsten Schritt zum Rückfall.
Als A. seinen Paarkonflikt erzählte, der ihn sehr beschäftigte,
griff unser Therapeut ein. Aber A.
war so mit sich selbst beschäftigt, dass er einfach weiter von sich sprach. Daraufhin der Therapeut:
„Okay,
Sie
möchten
nicht hören, was ich Ihnen sagen wollte!“. Auch die
Bitte von A. stimmte ihn nicht um.
Ich fand diese Reaktion hart.
War der Therapeut bockig, wie
ich es von mir kenne, war er in seiner Eitelkeit verletzt? – Oder wollte
er A. klar machen, was er verliert,
wenn er in Beziehungen nur sich
sieht?
Mir war es in einer anderen Situation ähnlich ergangen: „Also, dass
Sie krank sind, das vergessen Sie
mal… Abhängigkeit bestimmt sich
durch die Funktion…“. Das Dogma
„Alkoholabhängigkeit
ist
eine
Krankheit“ tauchte wieder auf,
und ich verstand, dass seine Infragestellung der Gefahr begegnen will, dass sich Abhängige „ihrer Krankheit“ wie einem äußeren
Schicksal, einer fremden Macht
ausliefern, die man nicht verstehen
und selbst nicht verändern kann.
Ich begriff, dass es um meine
ganz persönliche Abhängigkeit
und die Funktionen ging, die sie
und der Alkohol für mich haben.
So konnte ich durch Veränderungen in meinem Leben diesen
Funktionen und mir selbst „trocken“ besser gerecht zu werden.
„Du hast keine Chance – also nutze sie!“
Beratung für Angehörige von Suchtkranken
hörigen hilft und
den Betroffenen
zu einer Veränderung motivieren kann.
Angehörige von Suchtkranken fühlen sich meist sehr hilflos, obwohl
sie Vieles versucht haben, um die
Situation zu verbessern. Und das
Gefühl kommt nicht von ungefähr:
Wenn der Betroffene keine eigene
Motivation zu einer Veränderung
hat, kann ihm niemand aus der
Suchterkrankung helfen.
Genau an dieser Stelle setzt unsere
Beratung für Angehörige an: Sie
haben einen mehr oder weniger
großen indirekten Einfluss auf den
Betroffenen. Durch ein verändertes
Verhalten im alltäglichen Umgang
mit ihm können sie vor allem auf
seine Motivation einwirken, etwas
gegen das eigene Suchtproblem
zu unternehmen. Dies geschieht,
indem die Angehörigen genau erarbeiten, an welchen Stellen sie
den Betroffenen nicht mehr unterstützen (vor allem bei negativen
Folgen der Sucht) und wo sie sich
unterstützend verhalten können.
Die Veränderung der Kommunikation, weg von häufigen Streitereien
hin zu mehr inhaltlichen Gesprächen und die Verbesserung der eigenen Lebenszufriedenheit, ist ein
weiteres Element, das den Ange-
Bild: Copyright, Gerd Altmann, pixelio.de
Im
Zentrum
für Sucht- und
Sozialtherapie
bieten wir eine
qualifizierte Beratung für Angehörige
von
Suchtkranken
und
Suchtgefährdeten
an.
Das Angebot richtet sich an Partner
und Partnerinnen, an Eltern und
erwachsene Kinder von Suchtkranken, aber auch an andere Verwandte und Menschen aus dem Umfeld,
wie Arbeitskollegen oder Freunde.
Nach einem ersten ausführlichen
Einzelgespräch können zwei weitere Gespräche vereinbart werden. Diese ersten Gespräche sind
kostenlos. Im Anschluss bieten wir
dann weitere Einzelgespräche und/
oder die Teilnahme an einer Angehörigengruppe an, zu denen – je
nach Einkommen – ein Eigenanteil
berechnet wird.
Inhaltlich arbeiten wir nach dem
verhaltenstherapeutisch
orientierten Programm „CRAFT“ (Comm u n i ty- Re i n fo r c e me n t-An s at z
basiertes Familientraining). Die
Erfahrungen mit diesem Ansatz
haben gezeigt, dass über 64% der
vom Suchtproblem Betroffenen
eine Beratung oder Behandlung
beginnen, wenn ihre Angehörigen
vorher an CRAFT teilgenommen
haben.
Ziele und Inhalte
Beratung sind:
unserer
Informationen
über
Sucht erkrankungen und Behandlungs-
wege
Möglichkeiten der Motivation und
Unterstützung für den Betrof fenen hin zu einem suchtfreien
Leben
Umgang mit
Vertrauen
Misstrauen
und
Umgang mit dem Thema „Rückfall“
Verbesserung der Kommunikation,
Streit reduzieren
Verbesserung der Lebensqualität
der Angehörigen
Selbstwert und Selbstfürsorge
Verhinderung bzw. Verringerung
von gesundheitlich negativen
Folgen bei den Angehörigen
Stärkung der Fähigkeiten, sich
von negativen Auswirkungen der
Suchtproblematik des Betrof fenen abgrenzen zu können
Falls nötig: Strategien bei
gewalttätigem Verhalten des
Betroffenen unter Suchtmittel einfluss
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Warum sich der abstinente Weg
für mich lohnt…
Neben dem Betreuten Wohnen der
Wohnungslosenhilfe in der Stadt
Kassel mit 28 Plätzen, sind wir im
östlichen Landkreis Kassel für 12
Plätze im Betreuten Wohnen der
Eingliederungshilfe zuständig. Hier
betreuen, unterstützen und begleiten wir Menschen mit einer Alkoholerkrankung, die motiviert sind, ihr
Suchtverhalten zu ändern.
Trotz vorhandener Motivation zur
Abstinenz von Suchtmitteln kann
dieser Weg ein sehr langer und steiniger sein. Warum sich der Weg in
die Abstinenz lohnt, berichten drei
unserer Klientinnen und Klienten.
Kernziele des Betreuten
Wohnens sind u. a.:
Frau I.: „…durch Herrn Schmidt
gekommen, ich war bei ihm in der
Suchtberatung. Ich brauchte Unterstützung in der Geldeinteilung,
beim Briefe sortieren und Schulden
regeln.“
die Schritte zur Verbesserung
der eigenen Gesundheit sind for muliert und werden umgesetzt.
Betroffene Menschen fühlen sich
in ihrer Wohnung und häuslichen
Umgebung wohl,
sie bewältigen die Führung des
eigenen Haushalts,
sie haben eine Tagesstruktur
entwickelt,
sie haben soziale Kontakte ge knüpft und nehmen an Freizeit aktivitäten teil und ...
sie holen sich Hilfe, wenn eine
Krise droht.
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Zum Betreuten Wohnen
bin ich …
Herr S.: „…durch eine stationäre
Langzeittherapie in Merxhausen
gekommen. Nach der Adaption bin
ich im Betreuten Wohnen aufgenommen worden. “
Herr R.: „…durch meinen Aufenthalt im Waldhof Helsa gekommen.
Ich bin aufgrund meiner Alkoholgeschichte dort 2 ½ Jahre gewesen.
Davon wohnte ich 1 Jahr in der Trainingswohnung. Mit Hilfe der Wohnraumhilfe und dem Betreuten Wohnen konnte ich dann eine eigene
Wohnung in Lohfelden beziehen.“
Wenn ich zurückblicke, mein
Leben vor der Abstinenz…
Frau I.: „…war total Scheiße.
Jedes Wochenende gesoffen, dann
hatte ich keinen Überblick mehr
über mich selbst. Im betrunkenen
Zustand habe ich dann die Polizei
angerufen um zu reden, weil ich
niemanden hatte. Ich habe mir
große Sorgen um meinen älteren
Sohn gemacht. Ich habe mich über
1 Std. mit dem Polizisten unterhalten. Ohne dass ich es wusste,
schickte er während des Telefonats
einen Krankenwagen an meine
Adresse. Nachdem die Sanitäter bei mir waren, haben wir das
Telefonat beendet. Ich wurde in die
Klinik nach Merxhausen gebracht
und wusste an diesem Abend, dass
ich nicht mehr trinken möchte. Das
ist nun fast 6 Jahre her, ich bin
seitdem trocken. Noch heute bin
ich dem Polizisten sehr dankbar.“
Herr S.: „…war im Vergleich zu
heute ganz einfach nur Scheiße
und unausgefüllt“.
Herr R.: „…- da war schon einiges
los! Mein Umzug nach Hessen
1996, ich habe in Chemnitz viel
wieder im Griff und nicht der Alkohol mich. Ich lass‘ mir nicht
mehr alles gefallen und habe immer einen klaren Kopf und genieße die Wochenenden ohne
den Alkohol. Denn ich habe im
mer am Wochenende getrunken.“
Herr R.: „…Gesundheit. Ich bin fit
und frei im Kopf. Ich kann meinen
Interessen nachgehen und meinen
Job ausführen. Ich bin sehr zufrieden mit dem, was ich wieder erreicht habe.“
Herr S.: „…a) weil es mir gesundheitlich wieder wesentlich besser
geht, b) weil ich wieder klar denken kann und das Leben wieder
klar wahrnehme.“
Ich wünsche mir, …
Herr R.: „…auf alle Fälle. Ich fühle
mich viel besser, viel gesünder.
Früher bin ich rumgerannt wie halb
weggetreten. Es haben sich neue
Wege für mich ergründet – sprich
Arbeit. Ich wohne in einer schönen
Wohnung. Mein Leben ist wieder
runder und schöner.“
aufgegeben. Um mich abzulenken
habe ich viel gearbeitet. Als finanziell belastend kam der Hauskauf
mit meiner Familie hinzu. Kurze
Zeit später wurde bei mir ein
stecknadelkopfgroßer Tumor in der
Speiseröhre festgestellt, ich konnte nicht viel essen und habe dementsprechend mehr getrunken.
Letztendlich führte das alles zur
Trennung von meiner ehemaligen
Frau, es kam zur Scheidung. Dies
war ausschlaggebend für mich,
noch mehr Alkohol zu trinken.
Der Alkohol hat…
Abstinenz ermöglicht mir, …
Frau I.: „…ein Leben ohne ständige Klinikaufenthalte und Entgiftungen. Mein Körper hat sich seitdem richtig erholt. Die Leberwerte
sind in Ordnung, auch die Nieren
und Bauchspeicheldrüse.“
Frau I.: „…dass ich nie wieder
Alkohol trinke. Aber die Hand dafür
ins Feuer legen, kann ich nicht. Ich
wünsche mir, dass mein Leben so
bleibt wie es gerade ist.“
Herr S.: „… weiterhin abstinent zu
bleiben. Mein ganzes Leben hängt
von der weiteren Abstinenz ab.
Sollte ich wieder anfangen zu trinken, wäre das der erste Nagel für
meinen Sarg.“
Herr R.: „…dass es so für mich
weitergeht wie bisher. Über Kontakt zu meinen Kindern würde ich
mich auch freuen. Ich wünsche mir
Gesundheit und ein langes Leben –
wie man so schön sagt.“
Herr S.: „…heute wieder wesentlich mehr Selbstbewusstsein zu
haben. Das ist stark gewachsen
seitdem. Vor genau 3 Jahren bin
ich aus dem Koma aufgewacht und
habe von diesem Tag an keinen
Alkohol mehr getrunken.“
Frau I.: „…mich kaputt gemacht.“
Herr S.: „…viel zerstört. Gesundheit, Familie, Arbeit – alles ist
kaputt gegangen.“
Herr R.: „…bei mir ganz schön
viele Minuspunkte hinterlassen. Es
war sehr zermürbend.“
Der abstinente Weg lohnt sich
für mich, …
Frau I.: „…ich habe mein Leben
Kontakt
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Nr.1/2012
Ein Zwischenruf von Barbara Heinrich
Gemeinsames Arbeiten unter einem Dach
Unter einem Dach
Unter einem Dach, d.h. an einem
Standort im früheren Gemeindezentrum der Südstadtgemeinde in der Frankfurter Straße sind
nun das Zentrum für Sucht- und
Sozialtherapie des Diakonischen
Werkes, der Kulturladen, das Pfarrbüro, eine der Ausgabestätten der
Gesegneten Mahlzeit, die evangelische Kindertagesstätte Südsternchen und der Gottesdienstraum der
Johanneskirche, der jetzt mehrfach genutzt werden kann, untergebracht. Entscheidend war der
Entschluss des Kirchenvorstands,
das Gemeindehaus für diese gemeinsame Nutzung zur Verfügung
zu stellen.
Diakonie ist Wesens- und
Lebensäußerung der Kirche
„Diakonie ist eine Wesens- und Lebensäußerung der Kirche. Sie ist
gelebter Glaube der christlichen
Gemeinde in Wort und Tat. Der
Glaube antwortet auf die Verkündigung des Evangeliums; er erwächst aus der Liebe Gottes, die
in Jesus Christus allen Menschen
zugewandt ist. Alle Glieder der
Gemeinde sind darum zum diakonischen Handeln gerufen.
Räume neu nutzen
und entdecken
Diesen Schritt sind in den vergangenen Jahren auch schon andere
Kirchengemeinden gegangen. Ziel
war und ist es, durch Kooperationen mit kirchlichen oder diakonischen Partnern Räume neu und
effektiver zu nutzen. Gemeint sind
damit zum einen die konkreten Gebäude, die effektiver genutzt und
dadurch auch verbessert werden
können. Das neu gestaltete Zentrum in der Südstadt ist ein deutliches Zeichen dafür. Gemeint sind
damit zum anderen aber auch neue
Zusammenarbeitsformen,
neue
Räume, die sich für Diakonie und
Kirchengemeinde an einem gemeinsamen Standort auftun. „Unter einem Dach“ ist nicht nur eine
Beschreibung des Standorts. Es
ist auch eine Standortbestimmung
– nicht nebeneinander, sondern
miteinander.
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überfordern allerdings die Möglichkeiten und das ehrenamtliche
Engagement. In der Arbeit des
Diakonischen Werkes Kassel geschieht dies für die Kirchengemeinden. Kompetent und professionell
werden Menschen, die in ganz unterschiedlichen Lebenslagen Hilfe
brauchen, begleitet, unterstützt
und gefördert. In diesen Angeboten wird der Auftrag Jesu, für
den Nächsten da zu sein, konkret.
Kirchengemeinden und das Diakonische Werk ergänzen sich mit
ihren Möglichkeiten in der gemeinsamen Arbeit. Dafür ist das diakonische Zentrum am Standort einer
Kirchengemeinde ein Zeichen.
Kirche und Diakonie
unter einem Dach
Zur Person:
Barbara Heinrich, Stadtdekanin
im Stadtkirchenkreis Kassel
Diakonie ist Entfaltung des Auftrags
der Kirche im Dienst am Nächsten
zu dessen Heil und Wohl.“ So beginnt das Kirchengesetz über die
Diakonische Arbeit in der Evangelischen Landeskirche von Kurhessen-Waldeck. Diakonisches Handeln gehört zum Grundbestand,
zum Selbstverständnis jeder Kirchengemeinde, sogar jedes Einzelnen. Vieles geschieht aufgrund
dieser diakonischen Verantwortung
vor Ort in den Gemeinden. Manche Themen und Fragestellungen
Für die Eröffnung im Januar 2012
habe ich einen Vers aus dem Epheserbrief ausgewählt: „Ihr seid
also nicht mehr Fremde oder Gäste ohne Bürgerrecht. Ihr seid
vielmehr gleichberechtigte Mitbürger der Heiligen und Mitglieder in
Gottes Hausgemeinschaft.“ (Eph.
2, 19). Gemeinsames Arbeiten
in Kirche und Diakonie geschieht
unter einem großen Dach.
Neues Leitungsteam im neuen Zentrum
Martin Schenker
1982-1987
Studium der Sozialarbeit FHSS Berlin, Diplom 18.2.1987
1988-1990
Sozialarbeiter Evangelische Erlöserkirchengemeinde Berlin
1990
Sozialpädagoge im Kinder- und Jugendheim Gudensberg
15.02.1991
ABM im Diakonischen Werk Kassel-Stadt, -Land und Kaufungen
Arbeitsprojekt „Arbeit und Wohnen für junge Erwachsene“
(später: Sprungbrett)
2001
Nachfolger von Jürgen Dolle als Abteilungsleiter im Bereich
Betreutes Wohnen für Alleinstehende Wohnungslose
2003
Übernahme der Sachgebietsleitung „Betreutes Wohnen“(eingegliedert in die Abteilung I)
2006 externe Suchtberatung in der Justizvollzugsanstalt Kassel II
(Sozialtherapeutische Anstalt)
Nicht nur die Adresse hat sich
für unsere Abteilung „Sucht
und Wohnen“ seit dem Umzug
in die Frankfurter Straße geändert. Mit dem Ausscheiden
von Dieter Baumann hat auch
ein neues Leitungsteam die
Verantwortung übernommen.
Doch das Neue ist hier auch
schon das Bewährte: Der neue
Abteilungsleiter
Martin
Schenker war schon seit 2003
Leiter unseres Sachgebietes
„Betreutes Wohnen“ und seit
2008 neben Lothar Bolz auch
zweiter Geschäftsführer der
„Evangelischen Wohnraumhilfe
mGmbH“. Und die neue stellvertretende
Abteilungsleiterin
Petra
HammerScheuerer trägt schon seit
2006 Verantwortung für das
Sachgebiet
Suchtberatung.
Seit Oktober 2011 sind beide
gemeinsam verantwortlich für
die Abteilung Sucht und Wohnen und darüber hinaus für ihr
jeweiliges Sachgebiet.
2008
2. Geschäftsführer der EWO neben Lothar Bolz
01.10.2011
Abteilungsleiter der Abteilung „Sucht und Wohnen“
Außerdem
- Sozialmanagement-Weiterbildung in Berlin
- Langstreckenläufer! (Initiator der Staffel
des Diakonischen Werkes Kassel beim Kassel-Marathon)
Petra Hammer-Scheuerer
1976
GHK Kassel Dipl. Sozialarbeiterin/Dipl.-Sozialpädagogin
1981
Bildungsseminare und deren Organisation in Kassel
1983
Ehe-, Familien und Lebensberatung, Familientherapie
und Schwangerschaftskonfliktberatung in Detmold
1986
Beratungsstelle für Haftentlassene in Düsseldorf
1989
Fachambulanz für Suchtkranke in Düsseldorf
1994
Suchtberatungsstelle des Diakonischen Werkes Kassel
1998
Weiterbildung zur Sozialtherapeutin
1999
Entwicklung und Aufbau der „Glücksspielberatung u. –prävention“
(im Modellprojekt der Deutschen Rentenversicherung Hessen)
2006
Sachgebietsleitung (Suchtberatung)
2008
Entwicklung und Aufbau des Projektes Real life
01.10.2011
Stellvertretende Abteilungsleitung (Sucht und Betreutes Wohnen)
Außerdem u.a.
- Fachbeirat der Hess. Landesstelle für Suchtgefahren
- im Vorstand des Fachverbandes Glücksspielsucht
- regelhafte Lehraufträge an der Universität Kassel,
Fachbereich Sozialwesen)
„Wir sind froh, durch den Umbau des
vormaligen Johanneskirchenzentrums
mehr Platz für unsere ambulanten
Angebote zu haben. Mit viel Schwung
arbeiten alle Mitarbeitenden seit dem
Umzug in den sehr freundlich und
einladend gestalteten neuen Räumlichkeiten. Dies strahlt nach innen und
außen.“
(Martin Schenker)
„Das neue Zentrum bietet in hohem
Maße Möglichkeiten der gemeinsamen
inhaltlichen Weiterentwicklung und gerade dadurch sowohl ein individuelles
als auch rundes Angebot für unsere
Klienten.“
(Petra Hammer-Scheuerer)
Kontakt
Diakonisches Werk Kassel
Zentrum für Suchtund Sozialtherapie
Frankfurter Straße 78 A
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suchtundsozialtherapie@
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TAT VOR ORT
Nr.1/2012
Evangelische Wohnraumhilfe mGmbH
und die Vielfalt menschlichen Lebens
Voraussetzung für die Vermittlung
von Wohnraum durch die Evangelische Wohnraumhilfe mGmbH ist
die Aufnahme in das Betreute Wohnen für wohnungslose oder abhängigkeitskranke Menschen. Aktuell
haben wir in Stadt und im Landkreis Kassel 160 Wohnungen angemietet. Jährlich werden etwa 35
rung der Hausordnung etc.). Bei
der großen Zahl von Vermietungen
treten immer wieder Probleme auf,
die entweder durch Kriseneinsätze
der sozialpädagogischen Nachsorge
geklärt werden oder leider manchmal auch in der Kündigung des
Mietverhältnisses münden können.
In einem ersten gemeinsamen Ge-
Probleme erledigen können, jedoch innerhalb ihres Wohnraumes
Vermüllungs- und Verwahrlosungstendenzen zeigen. Organisation
von Putzhilfen, oder auch in Einzelfällen eine Entrümpelung mit
anschließender Renovierung, kann
den Grundstein für einen Neuanfang legen. Auch gesundheitlich
haben unsere MieterInnen vielfältige Einschränkungen bis hin zu
altersbedingten Gebrechen. In solchen Fällen vermitteln wir an Fachärzte oder in Therapien.
Neustart nach Intervention
bis 40 dieser Wohnungen neu von
uns untervermietet. Da das Mietverhältnis auch nach Beendigung
des Betreuten Wohnens fortgesetzt
werden kann, wohnen einige unserer Mieter schon viele Jahre bei
uns. Darunter befinden sich Menschen mit schweren Suchtmittelerkrankungen und mit auffälligem
Wohnverhalten (Vermüllung, Stö-
Kontakt
Diakonisches Werk Kassel
Zentrum für Suchtund Sozialtherapie
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spräch in einer solchen Krise werden die Betroffenen für eine Veränderung ihrer Situation motiviert.
Es werden gemeinsame Ziele der
Nachsorge festgehalten. Hierbei
handelt es sich in erster Linie um
den Erhalt des Mietverhältnisses,
die Abwendung einer Selbst- und/
oder Fremdgefährdung oder die
Einleitung weitergehender Hilfemaßnahmen. Fähigkeiten und Einschränkungen zeigen sich auf ganz
unterschiedliche Weise: Auf der
einen Seite gibt es Mieter, deren
Wohnraum in ordentlichem Zustand ist, die aber aufgrund ihrer
Schwierigkeiten im Umgang mit
Behörden bspw. Termine beim Jobcenter nicht wahrgenommen haben. Als Folge kann eine Sperrung
der Leistungen eintreten. Auf der
anderen Seite gibt es aber auch
Mieter, die innerhalb der Gesellschaft gut orientiert sind und administrative Angelegenheiten ohne
Positiv in Erinnerung bleibt die Begleitung eines Mieters, dessen ALG
2-Leistungen komplett gestrichen
waren. Nachdem er schlechte Erfahrungen gemacht hatte, weigerte er sich vehement, das Jobcenter
aufzusuchen. Nach mehreren Einladungen, die er jedoch immer mit
Krankschreibung des Hausarztes
absagen konnte, nahm er schließlich einige Termine unentschuldigt
nicht wahr. Dies hatte eine Leistungssperre zur Folge. Somit wurde auch die Miete nicht gezahlt.
Wir suchten das Gespräch mit dem
Mieter und konnten ihn schließlich
motivieren, zeitnah gemeinsam die
offene Sprechzeit seiner Sachbearbeiterin beim Jobcenter zu besuchen. Nach einem sehr positiven
Gespräch mit seiner Arbeitsvermittlerin und seiner Leistungssachbearbeiterin konnten alle Probleme
aus der Welt geschafft werden.
Schließlich wurden alle Zahlungen
wieder aufgenommen, die Mietrückstände
ausgeglichen,
eine
Waschmaschine als Beihilfe und ein
Kühlschrank als Darlehen bewilligt.
Nach gemeinsamer Einzahlung der
Rückstände von Strom und Gas
bei den Städtischen Werken Kassel
konnte ein Neustart beginnen.
oben aufgeführten Störungen. Neu
waren die wohltätige Stromversorgung von Nachbarwohnungen
über Fenster und Außenwand, die
Anschaffung eines großen Hundes,
ein Pfändungsbeschluss für seine Kaution, Beschimpfungen und
Beleidigungen von Mitbewohnern
sowie des Hausmeisters nach Beschwerden über zu laute Musik
und Vandalismus durch Besucher
im Treppenhaus. In 2008 standen
wir kurz davor, die Wohnung als
Zwischenmieter zu verlieren.
Weniger Erfolg
Weniger Erfolg hatten wir bei einem
anderen Mieter. Dieses langjährige
Mietverhältnis soll nachfolgend etwas ausführlicher beschrieben werden. Es belegt, dass es auch Fälle
gibt, in denen wir lediglich Obdach
gewähren:
Der Mieter wurde 1992 20-jährig
ins stationäre Betreute Wohnen
in Kassel aufgenommen. Er kam
nach der Wiedervereinigung aus
den neuen Bundesländern und war
nach der Wende ganz schnell an
seine Grenzen gestoßen.
Im Februar 1998 erhielt er von der
Evangelischen Wohnraumhilfe im
Rahmen der „Sesshaftmachung
von alleinstehenden Wohnungslosen“ eine Wohnung. Die Prognose für seinen Neustart war so gut,
dass keine weitere Betreuung bewilligt wurde.
Ende März 1998 erhielt er die erste
Mahnung wegen Mietschulden. Er
hatte seine Ausbildung abgebrochen. Die nötigen Schritte zur Sicherung seiner wirtschaftlichen
Existenz hatte er unterlassen.
Schulden bei den Städtischen Werken kamen hinzu. Daraufhin wurde
die Versorgung mit Energie einge-
stellt. In Kooperation mit dem Sozialamt konnten wir die Situation
entspannen. Bei einer Wohnungsbesichtigung im Mai 1998 mussten
wir den Mieter wegen seines vermüllenden Verhaltens ermahnen
und ihn bitten, die Geruchsbelästigung durch seine Kleintierhaltung
abzustellen. Hinzu kamen erhebliche Störungen der Hausordnung
durch laute Musik und regelmäßige
Besuche alkoholisierter Gäste.
Im Laufe der Jahre wiederholten
sich die zuvor geschilderten Krisen
mehrfach. Angebote, erneut eine
Ausbildung oder Beschäftigung anzunehmen, konnte er nicht wahrnehmen. Leistungssperren der Arbeitsförderung waren die Folge.
In 2010 haben wir dann im Rahmen unserer sozialpädagogischen
Nachsorge versucht, wenigstens
eine Besserung des Wohnungszustandes zu erzielen. Leider
ohne Erfolg. In 2011 kam es zum
zweiten Versuch. Dabei konnte in
Kooperation mit dem Jobcenter
eine gesetzliche Betreuung angeregt und eingerichtet werden.
Zuvor hatten wir aufgrund des nach
wie vor unbefriedigenden Wohnverhaltens und der offensichtlichen
Vernachlässigung der Pflichten
eines Mieters als Druckmittel eine
ordentliche Kündigung ausgesprochen. Dem Mieter fehlt dennoch
jegliche Einsicht und der Wille, seine
Situation zu verbessern. Das sich
seine Gesundheit stetig verschlechtert, kann oder will er ebenfalls
nicht wahrnehmen. Er lebt weiter
in unserer Wohnung. Eine Neuversorgung durch die gesetzliche Betreuung scheitert bisher mangels
Angeboten.
Eine eigene Kündigung des Mietvertrages in 2002 nahm der Mieter
mangels Wohnalternative wieder
zurück.
Anfang 2003 mussten wir aufgrund des nicht mehr zu tolerierenden Zustandes der Wohnung
kündigen. Gleichzeitig bekam er
aber eine kleinere Wohnung in einer niederschwelligen Lage angeboten. Nach einer kurzen Phase
wiederholten sich auch hier die
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TAT VOR ORT
Nr.1/2012
Beratung, Begleitung und nachgehende Hilfen
für Frauen in unsicheren Wohnsituationen
umziehen können. Zur Umsetzung
der eigenständigen Lebens- und
Haushaltsführung erfolgt bei Bedarf durch die Mitarbeiterin der
Wohnraumhilfe über einen befristeten Zeitraum nachgehende Hilfen, wie in einem aktuellen „Fall“
der Nutzerin der Notwohnung:
In den vergangenen Jahren stieg
die Zahl der Frauen an, die wegen
prekären Wohnsituationen eine
schnelle Begleitung, Beratung und
Vermittlung in Wohnraum bei uns
nachgefragt haben. Die Ev. Wohnraumhilfe will mit einem speziellen
Arbeitsbereich seit Oktober 2011
für Frauen in Wohnungsnot diesen
Anliegen gerecht werden. Hier werden Beratung, Soforthilfe, Krisenintervention, Unterbringung und
nachgehende Unterstützung in
einem Leistungsangebot verknüpft.
Nicht selten begeben sich Frauen in
so genannte Zwangspartnerschaften, um ein Dach über dem Kopf
zu haben. Wirtschaftliche und/oder
sexuelle Abhängigkeiten können
Kontakt
Diakonisches Werk Kassel
Zentrum für Suchtund Sozialtherapie
Frankfurter Straße 78 A
34121 Kassel
Tel.: 0561 938 95-30
Fax: 0561 938 95 -88
[email protected]
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die Folge sein, aber auch physische
und psychische Gewalt spielen hier
eine große Rolle. Frauen halten
trotz allem häufig solche Beziehungen aufrecht, um die Unterkunft
nicht zu verlieren. In solchen Partnerschaften nehmen Frauen auch
Kürzungen von Sozialleistungen
in Kauf.
Diese erheblichen Notlagen, die in
der verdeckten Wohnungslosigkeit
entstehen, sind von außen oft nicht
sichtbar, sondern vermitteln vielmehr den Anschein der Normalität.
Viele Frauen harren oft viele Jahre
in ihrer „wohnungslosen Situation“
aus, ohne dass dies offenkundig
und von außen registriert wird.
Das Grundsatzziel des neuen Angebotes der Ev. Wohnraumhilfe ist
die Vermeidung stationärer Aufenthalte und die Verhinderung eines
weiteren Abgleitens von Frauen in
die Wohnungslosigkeit.
Als Schwerpunkt der Arbeit erfolgt
eine Hilfestellung bei der Wohnungssuche und eine Beschaffung
von Wohnraum. Nach einem befristeten Aufenthalt in einer durch
die Wohnraumhilfe angemieteten
Notwohnung sollen die betroffenen
Frauen in einen eigenen Wohnraum
„…durch Überschuldung, unbezahlte
Löhne und ein bisschen Pech bin
ich in Not geraten. Jetzt bin ich in
der Notwohnung gut untergekommen. Es ist Winter und ich bin froh,
eine warme Heizung und ein Dach
über dem Kopf zu haben, ebenso wie ein frisches Bett und eine
moderne, komplett eingerichtete
Küche mit allem, was man zum
Kochen braucht. Die Diakonie hat
mir schnell geholfen, als ich nicht
mehr wusste, wohin. Dafür bin ich
sehr dankbar, denn mein Leben
war nicht immer leicht. Die Sorgen
um eine neue Wohnung brauche
ich auch nicht mehr allein zu tragen, denn ich habe Unterstützung
gefunden und wurde auch begleitet
bei meiner Wohnungssuche.
Viele Sorgen bestehen weiter. Aber
nun habe ich nebenan eine nette,
freundliche Unterstützung gleich
gegenüber meiner Wohnung, wo
ich mit meinen Fragen, Problemen
und Nöten immer hingehen kann.
Da ist jemand da, der hilft. Die
Wohnung ist ausgestattet für den
ganzen Bedarf, den man so hat.
Alles, was man benötigt, findet
man hier und die Hoffnung auf bessere Zeiten.“
Die Autorin der Zeilen hat mit Unterstützung unserer Mitarbeiterin
im benachbarten Landkreis ein
Wohnungsangebot erhalten und
kann zeitnah ein Probearbeiten als
Krankenpflegerin absolvieren.
FRANKA Fachberatung und FRANKA e.V.
parteilich für Frauen, die Opfer von Menschenhandel sind
Verbündete im Kampf gegen Menschenhandel zu suchen, an geeigneten rechtlichen und politischen
Entwicklungen zur Stärkung der
Frauen mitzuarbeiten und in den
Herkunftsländern die Präventionsarbeit zu unterstützen.
Zwangsprostitution und Menschenhandel können zwar Leben zerstören, jedoch ist die Würde eines
Menschen durch keinen Zwang
und keine Gewalt zu nehmen. Die
Würde ist ein Geschenk Gottes,
auch wenn sie für die betroffenen
Frauen und Männer manchmal verborgen ist. Wenn die Würde eines
Menschen missachtet wird, ist es
Aufgabe der Diakonie, für diese
Menschen einzutreten.
Das gibt es auch in Nordhessen:
Frauen werden zur Prostitution
gezwungen, sie werden gewaltsam festgehalten, sie befinden
sich in ausbeuterischen Arbeitsverhältnissen und finden lange keinen Ausweg. Die Mitarbeiterinnen
der FRANKA Fachberatung bieten
Hilfe an. Sie begleiten die Frauen
zur Polizei, sie stellen den Kontakt
zu Dolmetscherinnen her, sie sind
ansprechbar für die persönlichen
Ängste der Frauen und helfen bei
der Rückreise in das Herkunftsland. Seit 2008 gehört die FRANKA
Fachberatung zum Diakonischen
Werk Kassel.
FRANKA e.V. — WEGE AUS DER
GEWALT FÖRDERN ist Förderverein für die Fachberatung. Der
Verein war ursprünglich Träger der
Fachberatung und hat inzwischen
seine Aufgaben auf die Vernetzungsarbeit, Öffentlichkeitsarbeit
und finanzielle Unterstützung der
Fachberatung konzentriert. Gemeinsam werden weiterhin Ziele
verfolgt, die über die konkrete Hilfe
im Einzelfall hinausgehen. Es geht
darum, das Thema Menschenhandel in die Öffentlichkeit zu bringen,
Gemeinsam Lösungen
suchen – Runder Tisch
gegen Menschenhandel
Mitarbeitende von Behörden und
Ämtern, Vertreter der Polizei und
der Justiz sowie Vertreterinnen
von verschiedenen Beratungseinrichtungen aus Kassel und den
umliegenden Landkreisen treffen
sich regelmäßig in der Kasseler
Arbeitsgemeinschaft „Runder Tisch
gegen
Menschenhandel/Frauenhandel in der Region“. In den Sitzungen
werden
Informationen
ausgetauscht und Maßnahmen
besprochen, die die Unterstützungsmöglichkeiten für die Frauen
betreffen. Es wird nach Lösungen
gesucht, die der besonderen Situation der Menschenhandelsopfer gerecht werden können. Vorschläge
für rechtliche Regelungen werden
erarbeitet und mit politisch Verantwortlichen diskutiert. So knüpft
FRANKA mit an einem Netz, das
Frauen in schlimmsten Situationen
auffangen kann.
Zum Beispiel Perspektiwa
Informieren und aufklären
Viele Frauen, die von der FRANKA
Fachberatung
betreut
werden,
standen in ihren Herkunftsländern vor enormen wirtschaftlichen
Problemen. Sie haben falschen
Versprechungen so genannter Arbeitsvermittler getraut. Es gibt
vor allem im früheren Ostblock
Initiativen, die aufklären. Perspektiwa in Gomel/Weißrussland ist so
eine Initiative. In Gesprächskreisen
werden junge Frauen über die Bedingungen von legalen Auslandsaufenthalten ebenso informiert wie
über die Techniken, mit denen Menschenhändler arbeiten. Sie werden
ermutigt, eigene Stärken zu entdecken und für sich Perspektiven
zu entwickeln. Denn es ist besser
und leichter, eine Frau davor zu
bewahren, auf unseriöse Angebote hereinzufallen, als sie später
wieder aufzufangen und zu schützen. FRANKA unterstützt diese
Initiative.
Kontakt
FRANKA e.V.
Wege aus der Gewalt fördern
Hermannstraße 6
34117 Kassel
[email protected]
FRANKA Fachberatung
Hotline: 0561 70 16 58 24
franka.fachberatung@
dw-kassel.de
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TAT VOR ORT
Nr.1/2012
Die Südstadtgemeinde und ihre Angebote
an der Frankfurter Straße
Auch nach der Abgabe ihres Gemeindehauses hat die Südstadtgemeinde an diesem Standort viel zu
bieten. Weiterhin befinden sich an
der Frankfurter Straße die Kindertagesstätte, die Gesegnete Mahlzeit, das Café Johannes und ein
Pfarrbüro.
stehen drei Ganztagsgruppen
mit Früh- und Spätdienst zur
Verfügung. Die Integration
von Kindern mit Behinderung
oder drohender Behinderung wird
seit vielen Jahren umgesetzt und
findet weiterhin, je nach Bedarf,
Berücksichtigung.
Schon seit über 50 Jahren gibt es
von Seiten der evangelischen Kirche eine Betreuungsmöglichkeit
für Kinder in der Südstadt. Später erhielt die Kindertagesstätte
den Namen „Südsternchen“ und
ist integraler Bestandteil der Südstadtgemeinde. Unter der Leitung
von Frau Gudula Friedsam-Frodl
betreuen 10 Erzieherinnen bis zu
65 Kinder im Alter von 18 Monaten bis zum Schuleintritt. Dafür
Wir sind eine Evangelische Kindertagesstätte, die sich in vielfältigen
Kooperationen mit den Eltern, der
Kirchengemeinde, Schulen und anderen Institutionen, der freien Wirtschaft, Vereinen und anderen Betreuungseinrichtungen dem Sozialraum öffnet. Die vielfältige Lebenswelt der Kinder dient uns allen hierbei als Grundlage unseres pädagogischen und sozialen Handelns. Wir
möchten gemeinsam mit den Kindern am lebenslangen Lernen teilnehmen, uns ihren Fragen stellen
und mit ihnen neue entwickeln. In
Kontakt
Kontakt
Evangelische Kindertagesstätte
„Südsternchen“
Evangelische Südstadtgemeinde
Kassel
Frau Gudula Friedsam-Frodl
Pfarrer Holger Wieboldt
Frankfurter Straße 78B
34121 Kassel
Frankfurter Straße 78
34121 Kassel
Tel.: 0561 270 97
Tel.: 0561 21904
[email protected]
[email protected]
www.suedstadtgemeinde-kassel.de
www.suedstadtgemeinde-kassel.de
Die Kindertagesstätte
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unserer Kindertagesstätte werden
die Kinder in Stammgruppen mit
festen Bezugserzieherinnen durch
den Tag begleitet. Zusätzlich praktizieren wir eine Teilöffnung mit
gruppen- und häuserübergreifenden Angeboten. Gemeinsame Rituale, Feste und Aktionen verbinden
uns.
Angebote und Projekte
In unseren Angeboten und Projekten setzen wir uns möglichst
ganzheitlich mit der Lebenswelt
unserer Kinder auseinander und
beziehen auch externe Fachleute in
unsere Arbeit mit ein. Wir nutzen
die Kleingruppenarbeit, um das
Kind entsprechend seinem Entwicklungsstand und den Angeboten
pädagogisch begleiten zu können.
Besondere
inhaltliche
Schwerpunkte sind z. B. altersspezifische
Bewegungserziehung / Bewegungsbaustelle, regelmäßige Waldtage,
Gesundheitserziehung in Projekten,
Naturwissenschaften – experimentieren und entdecken, Stadtteil – erkunden und erschließen,
musikalische Früherziehung, gebärdenunterstützte Kommunikation
mithilfe der deutschen Gebärdensprache nach Bedarf.
Pfarrer Holger Wieboldt und
Sabine Freund, Ansprechpartnerin des Café Johannes
Der Pfarrer vor Ort
ist Holger Wieboldt. Er hat
sein offizielles Arbeitszimmer in
einem ehemaligen Ladenlokal in
der Frankfurter Straße 78. Telefonisch ist er unter der Nummer
0561 2 19 04 zu erreichen.
Die Gesegnete Mahlzeit
Schon seit über 14 Jahren gibt es
für Menschen mit geringem Einkommen bei uns die Möglichkeit,
in angenehmer Umgebung ein
schmackhaftes und preisgünstiges
Essen (1,50 Euro) zu bekommen.
Vollzahler zahlen 3,50 Euro. Die
Räume der Gesegneten Mahlzeit,
die auch für Familienfeiern, Sitzungen und dergleichen gemietet
werden können, befinden sich in
der Frankfurter Straße 80. Essenausgabe ist ab 12:00 Uhr.
Mehr Informationen zur Geseg-
neten Mahlzeit erfährt man auf der
Homepage des Fördervereins:
www.gesegnete-mahlzeit-kassel.de.
Café Johannes
Schon vor und nach der Essenausgabe der Gesegneten Mahlzeit
(ab 10:00 Uhr bis 15:30 Uhr) ist
in denselben Räumen das Café
Johannes geöffnet. In diesem
Bürgercafé bekommt man preisgünstig Kaffee, Tee und kalte Getränke sowie belegte Brötchen und
Kuchen.
Ansprechpartnerin vor Ort ist Frau
Sabine Freund. Sie betreut die
Ausgabe der verschiedenen Speisen und Getränke und sorgt mit
ehrenamtlich tätigen Frauen und
Männern für eine angenehme
Atmosphäre. Telefonisch erreicht
man Frau Freund unter 0157
82 27 39 79.
Treffpunkt Johannes
Auch wenn die Südstadtgemeinde
kein Gemeindezentrum mehr hat,
möchten wir doch vor Ort präsent
sein. Deshalb gestalten wir in dem
großen Ladenraum an der Frankfurter Straße 78 mit der Diakonie
einen Kultur- und Kirchenladen.
Seit dem 16. März informieren wir
über Veranstaltungen unserer Gemeinde und über weitere kirchliche
Angebote. Außerdem bieten wir
eine Plattform für eine Tauschbörse von Dienstleistungen und auch
zum Tausch von Büchern. Und wer
ein kleines Geschenk sucht, wird
bei uns Produkte des Werkhofes
finden. Wir würden uns freuen,
wenn Sie auf einen Kaffee vorbeikommen.
Die Öffnungszeiten sind auf unserer
Website unter dem Stichwort
„Treffpunkt Johannes“ zu finden.
Der Kulturladen – ein neues Projekt
zur gesellschaftlichen Teilhabe
Mit großzügiger finanzieller Unterstützung der Share Value Stiftung
wird ein neues Projekt des Diakonischen Werkes Kassel gefördert.
Nach der Eröffnung des Zentrums
für Sucht- und Sozialtherapie kann
in der Frankfurter Straße 78 ein ergänzendes Angebot jetzt seine Arbeit aufnehmen. Aufbauend auf die
guten Erfahrungen aus zwei kleinen kreativen Projekten aus dem
Jahr 2010 soll das neue Angebot
der Ausgrenzung von Menschen
konkret entgegenwirken und ihre
soziale Teilhabe in der Gesellschaft
fördern.
Herr Bergmann, Herr Czarnetzky, Herr Riep bei der Lesung im Dock 4
(v. l. n. r.)
Die Arbeitsbereiche Suchtberatung und -behandlung, Betreutes
Wohnen und Ev. Wohnraumhilfe
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TAT VOR ORT
Nr.1/2012
Teilnehmer im Museum für Sepulkralkultur,
Besuch im Januar 2012 (Bild oben)
arbeiten im Südstadt-Zentrum mit
Menschen in belastenden Lebensverhältnissen. Diese Menschen mit
besonderen sozialen Schwierigkeiten sind aus den unterschiedlichsten Gründen (Arbeitslosigkeit,
Wohnungslosigkeit, Suchtmittelabhängigkeit etc.) von Ausgrenzung
betroffen.
Bei einer Lesung und Ausstellung der Ergebnisse der bisherigen Arbeit der Kreativwerkstätten wurde soziale Teilhabe für die
Beteiligten spürbar, deren Lebenssituation meist durch fehlende soziale Kontakte, Isolation und Verzicht geprägt ist.
Zunächst sollen Besucher des Zentrums durch ein regelmäßig stattfindendes Freizeitangebot aktiviert
werden, am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen. Dieses bereits
seit vielen Jahren einmal wöchentlich stattfindende Freizeitangebot
soll im Projektzeitraum durch zusätzliche Angebote ergänzt werden.
Kontakt
Diakonisches Werk Kassel
Zentrum für Suchtund Sozialtherapie
Frankfurter Straße 78 A
34121 Kassel
Tel.: 0561 938 95-21
Fax: 0561 938 95 -88
suchtundsozialtherapie@
dw-kassel.de
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Kulturelle Teilhabe wird z. B. in
Form von Museumsbesuchen durch
das Projekt ermöglicht. Angebote
im kreativen Bereich und Möglichkeiten der Begegnung sollen die
Räumlichkeiten in der Ladenwohnung der Frankfurter Straße 78
bieten.
Die Lage und die gute Anbindung
an öffentliche Verkehrsmittel bieten für die Zielgruppe einen guten
Zugang zum Angebot.
Ausgestattet mit einem Werkstattraum sowie einer Teeküche
und einem Begegnungsraum soll
der Kulturladen in der Südstadt
Raum für Kreativität und gesellschaftlichen Austausch bieten. Das
Projekt bietet eine Plattform für
Klienten und Besucher, ihr Können
nicht nur für sich alleine in den
eigenen vier Wänden umzusetzen, sondern auch an andere Interessierte weiterzugeben. Durch
kleine Gruppenangebote mit thematischen Schwerpunkten, wie
beispielsweise Holzsägearbeiten,
die jahreszeitlich anknüpfen, oder
ein Aquarellkurs für Anfänger,
wird engagierten Teilnehmern die
Verantwortung zur Leitung einer
übersichtlichen Anzahl von Teilnehmern übertragen. Stichwort
soll hier „von- und miteinander
lernen“ sein, Erfahrungswissen
und Potentiale unterschiedlicher
Gesellschaftsgruppen werden genutzt und der Zusammenhalt und
das Miteinander der verschiedenen
Teilnehmer der Gruppe gestärkt.
Bisher waren handwerkliche Arbeiten aufgrund der fehlenden Räumlichkeiten nur schwer realisierbar,
was vor allem für die Klienten enttäuschend war, die selbstständig
mit Ideen auf uns zukamen und
Interesse bekundeten, ihr Wissen
weiterzugeben und mit Interessierten eigenständige Arbeiten umzusetzen.
Ziel ist es, weitergehend Menschen
unterschiedlichster sozialer, kultureller und finanzieller Herkunft und
Zugehörigkeit
zusammenzubringen, indem das Freizeit- und Kulturangebot auch auf die Kirchengemeinde und Menschen der Südstadt ausgeweitet wird. Das Projekt beinhaltet eine Kooperation
mit der Evangelischen Kirchengemeinde Kassel-Südstadt und hat
die Aktivierung von Ehrenamtlichen, die sich in der kulturellen
Arbeit mit Betroffenen engagieren
möchten, zum Ziel. Weiterhin soll
auch der Zugang zu umfangreichen
Informationen und begleitende Beratung bei Bedarf zur Verfügung
stehen.
Hierfür steht eine feste Ansprechperson zur Verfügung. In Kooperation mit der Kirchengemeinde Südstadt werden Netzwerke entwickelt
und ausgebaut. Die Initiierung von
Nachbarschaftshilfen im Stadtteil
und ein Ort des Austausches und
der Begegnung zwischen unterschiedlichen Gesellschaftsschichten soll entstehen.
„Real Life“ geht weiter
den war. Zum anderen erarbeitete
er mühsam mit Unterstützung
alternative Beschäftigungen, so
dass eine Reduktion der PC Nutzung überhaupt möglich wurde.
Im Nachhinein erlebte er die Freizeitjugendgruppe des Projektes als
sehr hilfreich, denn hier nahmen
andere Jugendliche und junge Erwachsene teil, die ähnliche Erfahrungen gemacht hatten, Lukas akzeptierten und er hier Anerkennung
fand. Mit Unterstützung in den
Einzelgesprächen gelang es ihm,
seine Ängste und die zugrundeliegenden Denkmuster zu verändern.
Mit Unterstützung der Stadt Kassel
und dem Landkreis Kassel sowie
der Lenoir‘schen und der Bruns
Stiftung ist die Fortführung des
Projektes „Real Life“ für das Jahr
2012 gesichert. So können alle diejenigen, die einen problematischen
Umgang mit den neuen Medien haben oder als Angehörige, Freunde
und Bezugspersonen Unterstützung und Rat suchen, weiter beraten und betreut werden. Es ist gut,
dass wir jungen Leuten weiter mit
unserer Beratung zur Seite stehen
können, wie folgendes Beispiel
zeigt.
Lukas M., 17 Jahre (anonymisiert)
kam im Herbst 2010 mit seiner
Mutter zur Beratung. Seit ca. zwei
Jahren spielte er exzessiv am PC,
insbesondere Onlinegames vom
Rollenspiel bis zum Strategieshooter. Die Situation in der Familie hatte
sich zugespitzt, da er seit den
Sommerferien den Schulbesuch
vermieden hatte. Konflikte rund
um den PC waren an der Tagesordnung, so dass alle in der Familie ihre Belastungsgrenzen erreicht
hatten.
Lukas berichtete von Mobbing in
seiner Klasse und dass er es nicht
mehr schaffe, in die Schule zu ge-
hen. Die Angst vor Wiederholungen
solcher Situationen lasse ihn an
den PC flüchten. Er haderte heftig
mit dem Gefühl, wenig wert zu sein
und war überzeugt, nur von seinen
Freunden im Netz anerkannt zu
werden. In den virtuellen Welten
versagte er nicht und wurde nicht
abgelehnt.
Durch seinen Rückzug hatten sich
Freunde, die ihn zunächst unterstützt hatten, allmählich abgewandt, so dass es außer dem PC
keinen Raum mehr gab, in dem er
sich wohl fühlte. Die Eltern waren
inzwischen verzweifelt und spürten, dass ihr Drängen keinen Effekt
hatte, wussten aber nicht, wie sie
sich verhalten sollten. Den PC hatten sie bereits einmal abgebaut mit
dem Ergebnis, dass Lukas nur noch
im Bett lag. Lukas selbst wollte seine Situation verändern, hatte aber
große Angst seinen letzten „Wohlfühlraum“ zu verlieren.
Im Projekt „Real Life“ konnte Lukas
seinen Ängsten Raum geben und
Verständnis für sein PC-Spielen
bekommen, so dass Möglichkeiten
der Veränderung von ihm aus erarbeitet werden konnten. Zum einen war ein Punkt erreicht, wo ein
Schulwechsel notwendig gewor-
Er merkte, dass er viele Situationen, die er fürchtete, kontrollieren konnte und keine Katastrophen
drohten. Nach einiger Zeit und dem
Wechsel in ein Freiwilliges Soziales
Jahr war er so selbstsicher geworden, dass er eine Freundin kennen
lernte und zusätzlich mit Freunden
seine Freizeit verbrachte. Er spielt
keines der früher so exzessiv gespielten Spiele mehr.
Kontakt
Diakonisches Werk Kassel
Zentrum für Suchtund Sozialtherapie
Frankfurter Straße 78 A
34121 Kassel
Tel.: 0561 938 95 -0
Fax: 0561 938 95 -88
suchtundsozialtherapie@
dw-kassel.de
Seite 21
TAT VOR ORT
Nr.1/2012
Unser „Bundesfreiwilliger“
Mit 54 Jahren als einer der ersten
Freiwilligen in Kassel arbeitet Herr
Rienäcker seit November 2011
beim Diakonischen Werk Kassel.
Seit Aussetzung des Zivildienstes
zur Jahresmitte 2011 gibt es den
Bundesfreiwilligendienst (BFD) auch
für Menschen über 27 Jahre. Stellen im BFD werden für diakonische
und andere kirchliche Einrichtungen über das Zentrum für Freiwilligen-, Friedens- und Zivildienst
(ZFFZ) vermittelt, besetzt und
pädagogisch begleitet. Das ZFFZ ist
eine Einrichtung der Evangelischen
Kirche von Kurhessen-Waldeck und
arbeitet eng mit dem Diakonischen
Kontakt
Zentrum für Freiwilligen-,
Friedens- und Zivildienst (ZFFZ)
Lessingstraße 13
34119 Kassel
Tel.: 0561 10 991-50
Fax: 0561 10 991-68
[email protected]
www.ev-freiwilligendienste-hessen.de
Seite 22
Werk von Kurhessen-Waldeck und
seinen Mitgliedseinrichtungen zusammen. Aufgabe des Zentrums
ist die Vorbereitung, Durchführung
und Verwaltung von Freiwilligendiensten.
Eine interessante Freiwilligenstelle
wird seit Herbst 2011 beim Diakonischen Werk Kassel im Zentrum
für Sucht- und Sozialtherapie angeboten und von Herrn Rienäcker
besetzt.
Der Vermieter einer Bekannten
hatte ihn angesprochen. Der Vermieter hatte gesehen, dass Herr
Rienäcker dieser Bekannten bei
verschiedenen
Tätigkeiten
mit
seinem handwerklichen Geschick
ausgeholfen hatte. Herr Rienäcker
ist in seinem Leben ca. 25 Jahre
lang Schwertransporte gefahren.
Er stand aber seit einigen Monaten
in keinem festen Arbeitsverhältnis
mehr. Zuletzt arbeitete er in einer
Gärtnerei bis zu deren Insolvenz
und engagierte sich dann ehrenamtlich im Diakonischen Werk Kassel.
Herr Rienäcker war uns dadurch
schon bekannt und wir konnten
uns gut vorstellen, ihn als Freiwil-
ligen zu beschäftigen. Durch die
Kooperation mit dem ZFFZ kam
die Vereinbarung zur Ableistung
eines
Freiwilligendienstes
mit
dem zuständigen Bundesamt zum
1. November 2011 zustande. Herr
Rienäcker, der früher bei der Nationalen Volksarmee gedient hatte,
fand die Vorstellung zunächst etwas
komisch: „Jetzt fängst du nochmal
als Freiwilliger an.“ Da zurzeit aber
keine Aussicht bestand, auf dem
ersten Arbeitsmarkt eine Stelle zu
bekommen, nutzte er die Chance,
beschäftigt zu sein. Die Tätigkeit im Zentrum für Sucht- und
Sozialtherapie schätzt er sehr, da
sie äußerst abwechslungsreich ist.
Herr Rienäcker hat zunächst engagiert den Umzug der Arbeitsbereiche Suchtberatung, Betreutes
Wohnen und Ev. Wohnraumhilfe
begleitet und jetzt alle Hände voll
zu tun bei der Gestaltung der neuen
Räumlichkeiten in der Frankfurter
Straße 78A.
Sein Arbeitsfeld ist ebenso gestaltbar.
Neben
Hausmeistertätigkeiten und Botengängen hat
er viel Kontakt mit Menschen
und ist in Abläufe der Verwaltung und die Arbeit des gesamten Zentrums mit eingebunden.
Herr Rienäcker schätzt die Herausforderung der Stelle. Viele Dinge
sind für ihn neu, wiederholen sich
aber nicht tagtäglich und sind
„keine Schraubenzählerei“.
Abteilung II
Richard Köhler,
Ambulante Erziehungshilfen,
seit dem 15.11. 2011
Friedrich Schalk,
Ambulante Erziehungshilfen,
seit dem 01.01. 2012
Ceyda Kadiogullari,
Ambulante Erziehungshilfen,
seit dem 01.01. 2012
Theresa Heil,
Ambulante Erziehungshilfen,
seit dem 01.02. 2012
Insa Dülfer,
als Familienhebamme
seit dem 15.02. 2012
André Füllgraf,
Intensive Hortbetreuung,
seit dem 11.01. 2012
Bünyamin Diker,
Intensive Hortbetreuung,
seit dem 15.02. 2012
Walter Wagner,
Intensive Hortbetreuung,
seit dem 15.02. 2012
Abteilung III
Thomas Schneider
und Heike Albrecht,
als Mitarbeitende im Projekt
„Bewerbertreff Wesertor“
seit dem 01.12. 2011
Ausgeschieden sind:
Ute Flöck,
Ambulante Erziehungshilfen,
zum 01.12. 2011
Hildegard Jauch,
Schuldnerberatung,
zum 01.01. 2012
Oliver Gewehr,
Fahrdienste,
zum 01.01. 2012
Graziana Klauzer,
Projekt Hafen 17,
zum 01.03. 2012
Anne Grebe,
Koordination von
Arbeitsgelegenheiten
Andreas Hildmann,
Arbeitsprojekt Arbeit und Wohnen,
zum 01.03. 2012
und
Die Nachbarschaftshelfer:
Frank Krüger,
Ambulante Erziehungshilfen,
beide sind in die Freistellungsphase der Altersteilzeit gegangen
zum 01.01. 2012
Viola Bozinovska,
Ursula Tischler,
Jürgen Siegwolf,
Klaus Reschke,
Maria Daubert
und Reiner Steube.
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„Real Life“ brauch
In unserem neuen Zentrum für Sucht- und Sozialtherapie wollen
wir einen Raum für Jugendliche einrichten, die im Projekt „Real
Life“ beraten und betreut werden. Viele von ihnen haben es aufgrund der starken Computernutzung verlernt, ihre Freizeit gemeinsam mit anderen zu gestalten. In unserer Jugendgruppe sollen sie
wieder erfahren, wie attraktiv Alternativen zum Computerspielen
und anderem Medienkonsum sind.
Helfen Sie mit Ihrer Spende, einen Raum in unserem Zentrum so
einzurichten, dass es den Jugendlichen wieder Spaß macht, sich
mit anderen zu treffen und ihre Freizeit außerhalb des Computerspiels real und attraktiv zu gestalten.
Spendenkonto 1554 bei der Evangelischen Kreditgenossenschaft
Kassel (BLZ 520 604 10)
Stichwort: „Jugendraum für `Real Life´“
Unser Engagement am Wesertor
findet bundesweite Beachtung
Mit dem ökumenischen Kooperationsprojekt
„Kirche findet Stadt“ wollen die evangelische
und die katholische Kirche zusammen mit ihren
Wohlfahrtsverbänden, Diakonisches Werk der
EKD und Deutscher Caritasverband, die Rolle
von Kirche in ihren unterschiedlichen Facetten
als Akteur der integrierten Stadtentwicklung
untersuchen und weiterentwickeln. An Referenzstandorten mit kirchlichen Initiativen in
ganz Deutschland soll aufgezeigt werden, wie
Stadtteilentwicklung bereits jetzt durch das
Engagement der Kirchen unterstützt wird.
Diese Praxiserfahrungen sollen auf Bundesebene durch eine gemeinsame Steuerungsgruppe
und Transferstelle zusammengeführt und ausgewertet werden. Das Diakonische Werk Kassel
und die Hoffnungskirchengemeinde mit Standort Neue Brüderkirche beteiligen sich mit ihren
unterschiedlichen Angeboten im Stadtteil Wesertor (siehe TatvorOrt 1/2011) aktiv an diesem Netzwerk. Sie wurden als einer von zwölf
bundesweiten Regionalknoten ausgewählt
(vgl.: http://www.kirche-findet-stadt.de).
Wir freuen uns über diese Bestätigung unseres
jahrelangen Engagements im Stadtteil!

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