Lokale Medien nutzen. Medienfinanzierung sichern und

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Lokale Medien nutzen. Medienfinanzierung sichern und
Herausgegeben von:
Lokale Medien nutzen
Medienfinanzierung sichern und Journalisten stärken
Herausforderungen
Projektname
Programm Gute Regierungsführung/Dezentralisierung
Im Auftrag des
Bundesministeriums für wirtschaftliche
Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ)
Projektregionen
Kpalimé, Sokodé, Tsévié
Politischer
Träger
Ministerium für territoriale Verwaltung, Dezentralisierung und lokale Gebietskörperschaften (MATDCL)
Laufzeit
November 2012 bis Oktober 2016
Freie Medien sind ein unverzichtbarer Bestandteil guter, demokratischer Regierungsführung. Sie stellen Öffentlichkeit her,
indem sie Informationen sammeln, aufbereiten und verbreiten.
Sie verbinden die Bevölkerung und ihre gewählten Vertreter,
geben Bürgerinnen und Bürgern Orientierung in gesellschaftlichen Prozessen und bieten Entscheidungsträgern Einblick in die
öffentliche Meinung. Gleichzeitig üben Medien eine Kontrollfunktion aus, indem sie die Aktivitäten der Regierung kritisch
beobachten und der Öffentlichkeit zugänglich machen.
und Entwicklung (BMZ) lokale Radiosender in den Kommunen
Kpalimé, Sokodé und Tsévié dabei, unparteiisch, bürgernah und
sachdienlich zu berichten.
In Togo funktioniert dieser über Medien regulierte Informationsaustausch nur eingeschränkt. Insbesondere im Landesinneren hat
die Bevölkerung sehr geringe Kenntnis von aktuellen politischen
Prozessen. Das beeinträchtigt ihre Meinungsbildung und aktive
Teilhabe am Staatsgeschehen. Grund dafür ist zum einen die
mangelnde Transparenz der Kommunalverwaltungen, die es nicht
gewohnt sind, Rechenschaft abzulegen. Zum anderen sind sich
Bürgerinnen und Bürger nicht ausreichend darüber bewusst, dass
sie aktiv am politischen Leben teilnehmen können und ein Recht
auf Information haben. Vielen kleineren Medienanstalten fehlt
das Know-how und die nötige Finanzierung, um eine gute und
unabhängige Berichterstattung zu gewährleisten.
Im Rahmen der Maßnahme „Das Radio im Herzen der Kommune“
fördert das Programm die wirtschaftliche Unabhängigkeit der
Sender. Zusammen mit der Deutschen Welle Akademie und
der „Maison de la Presse“, einem journalistischen Bildungs- und
Dokumentationszentrum in Lomé, wurden Weiterbildungen
konzipiert, die den Medienanstalten alternative Finanzierungsmöglichkeiten aufzeigen und sie anleiten, diese umzusetzen. Zu
Trainerinnen und Trainern ausgebildete Multiplikatorinnen und
Multiplikatoren geben das erarbeitete Wissen an Medienschaffende aus anderen Landesteilen weiter. So werden Ressourcen
und Netzwerke mobilisiert, die nachhaltig zur journalistischen
Qualitätssicherung und zum Know-how-Transfer beitragen.
Finanziell unabhängige Medien
bürgernah gestalten
Um den Informationsaustausch zwischen Zivilgesellschaft und
Volksvertretung zu verbessern, unterstützt das Programm Gute
Regierungsführung/Dezentralisierung (ProDeG) im Auftrag des
Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit
Mich hat die Weiterbildung in Marketing und alternativen Finanzierungsmöglichkeiten von Anfang an sehr
interessiert. Wo sonst hätte ich die Gelegenheit bekommen,
diese Dinge zu erfahren. Die meisten meiner Kolleginnen
und Kollegen haben an den Schulungen teilgenommen. Ich
hoffe, dass sich dadurch bei uns Vieles verbessert.
(Vorsitzender des Verwaltungsrats bei Radio Venus, Sokodé)
Fotos, links: Tsévié, November 2013: Produktion einer
interaktiven Radiosendung von Radio Horizon zum
Thema „Gemeinsame Erstellung des Kommunal­
budgets“. mit Exekutivdirektorin der NRO FIADI und
Journalist beim Radio Horizon. Rechts: Tsévie, Juli 2014:
Der Stadtteilchef von Daviemondji im Interview mit
einer Journalistin zum Radio Mobile-Thema „Manage­
ment des kommunalen Friedhofs“.
Fotos: © GIZ / Liesa Naumann
Foto: © Charlotte Noblet / Deutsche Welle Akademie
Sokodé, März 2014:
Journalist von Radio
Méridien im Interview mit
einer Bürgerin für die Radio
Mobile-Sendung „Sauber­
keit von Sokodé“.
Darüber hinaus stärkt das Programm die professionellen Kapazitäten von Radiojournalistinnen und -journalisten sowohl handwerklich als auch in ihrer Mittlerrolle zwischen Bevölkerung und
politischer Vertretung. In fachlichen Fortbildungen erweitern sie
ihr journalistisches Grundlagenwissen und erarbeiten integrative,
bürgernahe Sendeformate. Durch die Teilnahme an politischen
Veranstaltungen, wie dem nationalen Kommunaltag, erhalten sie
Kenntnis über komplexe Themen wie Haushalts- oder Entwicklungsplanung, können gesellschaftliche Prozesse besser einordnen und in der Berichterstattung darstellen.
Sensibilisiert durch Beteiligung:
Lokalradios machen mobil
Lokale Radiosender übernehmen eine wichtige Funktion bei
der Aufklärung und Sensibilisierung der Bevölkerung, beispielsweise um präventives Verhalten oder politische Partizipation zu
fördern. Die Maßnahme „Das Radio im Herzen der Kommune“
unterstützt Lokalradios dabei, diesem Auftrag besser gerecht zu
werden. Mit interaktiven Livesendungen oder dem Spezialformat
„Radio Mobile“ hilft das Programm, den Kontakt zwischen Bevölkerung und Kommunalverwaltung zu intensivieren.
Radio Mobile wird in Zusammenarbeit mit den Stadtteilentwicklungskomitees konzipiert und fängt auf öffentlichen Plätzen
Stimmungen und Meinungen von Bürgerinnen und Bürgern ein.
Auf diese Weise thematisieren die Sendungen Anliegen „aus dem
Leben“, die ansonsten unbearbeitet bleiben, etwa zu Müllbergen
in den Straßen, zur Erhebung von Wohnraumsteuern oder zur
unerlaubten Bebauung öffentlicher Freiflächen. Gemeinsam
mit allen Beteiligten – der Kommunalverwaltung, dem Stadtteilentwicklungskomitee, zivilgesellschaftlichen Gruppen und
der Bevölkerung – werden Lösungsvorschläge im Rahmen der
Sendungen erarbeitet.
Radio Mobile fördert so den gesellschaftlichen Dialog zu Herausforderungen im Alltag. Bürgerinnen und Bürger können zu
bestimmten Themen angesprochen und sensibilisiert werden.
Gleichzeitig haben sie die Möglichkeit, eigene Anliegen über die
Herausgeber
Deutsche Gesellschaft für
Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH
Sitz der Gesellschaft Bonn und Eschborn
Programm Gute Regierungsführung/Dezentralisierung (ProDeG)
BP 1510 Lomé
Togo
T +228 22 21 84 27
F +228 22 22 17 49
[email protected]
www.giz.de
Autor(en) Eva Maria Helm, Köln
Gestaltung
Ira Olaleye, Eschborn
Stand November 2014
Die GIZ ist für den Inhalt dieser Publikation verantwortlich.
Kontakt
Ina Dettmann-Busch
[email protected]
Anita Sebio Kouhè
[email protected]
Tél : +228 - 22 21 84 27
Sendungen auf die politische Agenda zu bringen. Die Entwicklungskomitees der Stadtviertel sind über die Probleme der
Bevölkerung informiert und können ihre Sprecherrolle besser
wahrnehmen.
Die Früchte ernten
Lokale Radiostationen haben mittlerweile ihre wirtschaftliche
Unabhängigkeit im Blick und setzen Methoden ein, die diese
langfristig garantieren. Radioleiterinnen und -leiter kennen den
Wert von Einschaltquoten für die Identifikation ihrer Zielgruppe
und den Erfolg des gesendeten Programms. Sie beobachten den
Markt und können durch Anzeigenakquise Einnahmen generieren. Die Mehrzahl der Lokalradios hat eine Kostentabelle
für verschiedene Sendeformate angelegt und nutzt diese. Alle
Überlegungen zur individuellen Kosten-Nutzen-Steigerung sind
in einem Aktionsplan festgehalten.
Durch die mobilen Radiosendungen werden Themen „von der
Straße“ aufgegriffen und zur Diskussion in die kommunalen Verwaltungen gegeben. Lokalradios arbeiten intensiver zusammen:
Absprachen zur Verteilung der Programminhalte oder gemeinsame Zielgruppenanalysen erhöhen die Vielfalt und Qualität der
Sendungen und verdeutlichen die Profile der Sender. Das Rathaus
nutzt die Radios, um die Bevölkerung auf politische Themen
aufmerksam zu machen und mehr über deren Bedürfnisse zu
erfahren. In allen Gemeindeverwaltungen der drei Interventionsgebiete wurden Kommunikationsbeauftragte ernannt, die den
Austausch mit den Medien und der Bevölkerung weiter voranbringen sollen.
Das Projekt hat uns wirklich die Augen geöffnet – für Handlungsmöglichkeiten, die wir haben, aber
auch für die gewinnbringenden Perspektiven, die sich für uns
aus der Zusammenarbeit mit den kommunalen Verwaltungen und der Bürgerschaft ergeben.
(Leiter von Radio Central FM, Sokodé)
Im Auftrag des
Bundesministeriums für wirtschaftliche
Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ)
www.bmz.de