Bass Professor 2006-4

Transcrição

Bass Professor 2006-4
T E S T:
EPIPHONE
Ripper
Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal zum
Original ist die massive Bridge, die übrigens auch
auf dem Gibson Thunderbird Studio eingesetzt
wird. Unter dem großen, zweilagigen Pickguard
befindet sich das ebenfalls sehr große (eigent-
In den Siebziger Jahren gab es von Gibson das „Triumvirat“ aus Grabber, G 3
lich zu große) Elektronikfach. Von hinten ist also
und Ripper. Letzterer hatte einen eingeleimten Ahornhals, der Body war ebenfalls
nichts als Holz zu sehen sowie die Grundplatte
der vier Halsschrauben. Die genügend großen
aus Ahorn. Lediglich die Jahrgänge 1975 und 1976 bildeten Ausnahmen, denn
Gurthalter wurden mit Filz unterlegt um keine
in dieser Zeit wurde das Instrument aus Erle gefertigt. Peter Cetera von Chicago
Schäden am Lack entstehen zu lassen, sollten sich
spielte einen, ebenso Gene Simmons von Kiss. Die Epiphone-Ausgabe dieses
die Holzschrauben hier einmal etwas lösen.
Basses kommt etwas einfacher ausgestattet daher, kann sich aber dennoch sehen
Fazit
lassen…
Die Verarbeitungsqualität der Epiphone-Instrumente gab in vergangenen Tests schon zu keiner
Zeit Anlass zur Kritik. Gutes, stimmig zusammen-
Technische Merkmale
gefügtes und verarbeitetes Material ist auch dem
■ Ahornhals mit angesetzter Kopfplatte
Ripper zu bescheinigen.
■ Griffbrett aus Ahorn
■ Erle-Body
■ passive Elektronik
Handling/
Bespielbarkeit/
Service
■ massive Bridge
Der ungewöhnlich ausladende Body hat, anders
■ passive PJ-Bestückung
als man vielleicht vermuten möchte, einige Vor-
Konstruktion/
Verarbeitung
teile. Da er dünner ist als andere Bässe, hält sich
Bei der Korea-Version des Ripper finden eine mo-
Hals erscheint ob der Größe des Basses sehr kurz.
derne Gussbridge, Perlmutt-Inlays und ein Mes-
So sind die tiefen Lagen trotz Longscale-Mensur
singsattel Verwendung. Auch die verwendeten
wirklich leicht zu erreichen. In den allerhöchsten
Hölzer sind von guter Qualität. Die Kopfplatte
Lagen des 20bündigen Griffbrettes muss man
wurde auf Höhe des zweiten Bundes angesetzt,
seine Greiffinger nur eine Kleinigkeit strecken.
und die Mechaniken sind Kopien der originalen
Kopflastigkeit ist für den Ripper kein Thema, wie
Grovers. Saubere Arbeit wurde beim Bundieren
auch? Wo bei manch kleinerem Bass die Ergono-
geleistet – hier zeigte ja schon mancher Test, dass
mie in Sachen Unterarmauflage etwas zu kurz
die koreanischen Modelle den Originalen aus den
kommt, gibt es hier keine Probleme. Der Hals
USA sogar überlegen waren. Der große Body
bietet in etwa Stingray-Maße und ist entspre-
wurde aus zwei Teilen Erle zusammengesetzt
chend gut zu bespielen.
das Gewicht in absolut akzeptablen Grenzen. Der
und klar lackiert. Wie nicht anders zu erwarten,
In umgehängter Position ist der Halspickup
wurden auch die Lackierarbeiten sehr gut aus-
beim Slappen etwas störend. Das ist aber eine
geführt.
Frage der Spielposition und natürlich individuell
Bei der Pickupbestückung ging man andere
verschieden. Das Pickguard verringert den Ab-
Wege als die Konstrukteure vor fast 35 Jahren:
stand von der Decke zu den Saiten so stark, dass
Waren im Original noch zwei Humbucker zu fin-
die Slapfinger fast schon Mühe haben, unter die
den, sind es hier Tonabnehmer in PJ-Ausführung.
Saiten zu kommen. Die Saitenlage und Bundrein-
Die Elektronik arbeitet rein passiv: ein Dreiweg-
heit sind an der Bridge einfach zu verstellen, falls
schalter ist zur Anwahl der PUs gedacht, gere-
es Not tut. Die werksseitige Justage gibt dazu kei-
gelt werden diese über je ein Volumenpoti, dazu
nen Grund, sie ist, wie auch die Bundabrichtung,
kommt ein Tonregler. Die Potiknöpfe kennt man
meines Erachtens erstklassig. Das Element erin-
auch von Gibson.
nert an Produkte des deutschen Herstellers ABM,
ist aber in letzter Konsequenz vielleicht nicht ganz
so sauber gearbeitet. Die Potis sind gut zu erreichen, leichtgängig und problemlos ablesbar.
Fazit
Das Handling dieses „Riesen“ ist erstaunlich gut
und komfortabel. Lediglich das Slappen fällt mir
persönlich etwas schwer.
38 B A S S P R O F E S S O R
Klang
Sounds mit einer gehörigen Portion Schub und
Auch in dieser Rubrik ist natürlich der große
Druck sind die Domäne dieses Basses!
Korpus ein entscheidendes Kriterium. Viel Holz
Maße/Daten
Hersteller/Made in
Epiphone/Korea
Modell
Ripper
verhilft dem Instrument natürlich zu einem satten
Fazit
Mensur
34“ (86,4 cm)
Ton. So auch hier: Ein saftiger, starker Ton drückt
Auch dieser Epiphone verleugnet klanglich seine
Halsbreite
sich aus den Speakern. Andere Instrumente mit
Vorbilder aus den 70ern nicht. Druckvoll und
Sattel
43 mm
12. Bund 57 mm
der gleichen Holzkombi klingen zuweilen spritzi-
massiv tönt es aus den Speakern. Die große Kon-
Stringspacing
ger und „klassischer“. Der Epiphone entwickelt
struktion trägt dazu das ihre bei.
Sattel
Steg
Halsdicke
1. Bund 22 mm
12. Bund 24 mm
einen eigenen Ton, der ohne Zweifel gut geeignet
scheint für allerlei Stilistiken, aber weder klingt
Kommentar
wie der eine Klassiker aus dem Hause Gibson,
Die meisten Epiphone-Bässe gehen klanglich in
12 mm
20 mm
Anzahl der Bünde
20
Regler
Volume, Volume, Tone
noch wie der andere. Der Hals-PU drückt tiefmit-
eine eher vintageorientierte Richtung. So auch
tig einen stabilen und fundamentalen Ton heraus,
der Ripper. Allerdings wird bei der Soundfülle
Schalter
3-Weg
der in dieser Preislage seines Gleichen sucht. Der
auch klar, wieso Bands wie Nirvana auf diesen
Preis
ca. EUR 520,–
Bridge-Pickup klingt hingegen etwas knöcherner
Ton stehen. Die gute Verarbeitung ist den In-
und härter. Mit der einfachen Regeleinheit lassen
strumenten dieses Anbieters zu Eigen, und auch
sich Kombinationen wählen, die immer erdig und
dieses Instrument bildet da keine Ausnahme. Eine
hölzern tönen. Mein Favorit ist jedoch der Hals-
klare Produktausrichtung, verbunden mit guter
PU. Den Tonregler zurück und den Bass mit dem
Qualität zu einem ziemlich günstigen Preis. Das
Pick bearbeitet – da geht’s ab! Auch gefingert hat
gefällt!
das gute Stück einiges an Potential: Schöne runde
Ove Bosch
BASS PROFESSOR
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