Statt Herbiziden kommt Messer zum Einsatz

TAGESZEITUNG FÜR LILIENTHAL
BORGFELD · WORPSWEDE · GRASBERG · TARMSTEDT
DIENSTAG, 27. MÄRZ 2012 | NR. 74 | REGIONALAUSGABE
Statt Herbiziden kommt Messer zum Einsatz
Golfclub Lilienthal verzichtet auf Chemikalien / Greenkeeper rupfen zweikeimblättrige Unkräuter von Hand aus
VON U NDINE ZEIDLER
Lilienthal. Lennard Evers zieht ein Taschenmesser aus der Hosentasche. Während er es aufklappt, kniet er sich auf das
kurz gemähte Gras des Greens – jene Fläche, auf der beim Golf die entscheidenden
Schläge gemacht werden. Metall knirscht
im Sand. Die Klinge umrundet eine kaum
daumengroße Pflanze. „Das müsste Hornkraut sein“, erklärt er. Der Chef-Greenkeeper des Golfplatzes Lilienthal hat einen
Blick für derlei Gewächse. Löwenzahn,
Klee, Gänseblümchen und Co zupfen die
15 Greenkeeper von Hand aus. Gespritzt
wird hier nicht gegen die zweikeimblättrigen Plagegeister im Rasen. „Wir sind ja ein
ökologischer Golfplatz.“
Info-Abend zu Inklusion und IGS
Lilienthal (mel). Der Ortsverein der Grünen lädt für heute Abend zu einer Informationsveranstaltung zu den Themen Inklusion und Integrierte Gesamtschule (IGS)
ein. Über Inklusion sprechen Erika Simon
und Peter Gerds vom Schulausschuss. John
Hansen, Mitglied der Planungsgruppe, informiert über die IGS. Die Veranstaltung
im Raum Seebergen in Murkens Hof, Klosterstraße 25, beginnt um 19 Uhr.
KINO IN MURKENS HOF
Eine Frage der Männlichkeit
„Wir haben einen ökologischen Golfplatz.“ Head-Greenkeeper Lennard Evers verzichtet für das Gelände an der Landwehr komplett auf Chemikalien.
UZ·FOTOS: ZEIDLER
Auf den Fairways dürfen Klee, Löwenzahn oder Gänseblümchen wachsen, auf den Greens werden sie herausgestochen.
Betreuer Andreas Segelken. Damit stechen
sie an den Rändern der Sandbunker Gras
und Unkraut aus.
„Das ist schon mühselig“, gibt Lennard
Evers zu und „richtig teuer“. Dann lässt er
seinen Blick über die weite Fläche wandern und lächelt. „Man sieht, was man mit
eigenen Händen schafft.“ Zumal sich der
Unkraut-Blick nur auf die Greens beschränkt. Auf den langen Spielbahnen,
Fairways genannt, dürfen Klee und Löwenzahn sprießen. Die Präsidentin des Golfklubs, Gisela Keßler, zeigt das aktuelle Vereinsheft. Auf der Titelseite ein gelbes Blütenmeer mit Clubhaus im Hintergrund.
In den Biotopen des Golfplatzes wächst,
kreucht und fleucht noch mehr. Was dort
zu tun ist, sagt ihnen die BioS. Beispielsweise, erzählt Evers, müssten sie nur Birken herausziehen, damit Binsen und Seggen erhalten bleiben. Im aktuellen Vereinsheft des Golfclubs steht, dass laut Umweltinventur der BioS seit Anlage des Platzes
im Jahr 2000 sich diese Flächen von 3,82
Hektar auf 6,54 Hektar vergrößert hätten.
Ehrenpräsident Müller begründet das
ökologische Engagement des Golfclubs
mit den Worten: „Uns interessiert nicht
nur, dass wir Biodiesel fahren, sondern wir
schaffen auch Nischen.“ Etwa für den
Moorfrosch. Der soll demnächst auf der Anlage gezählt werden und Chef-Greenkeeper Evers ist sich sicher: „Mit Chemie gäbe
es hier diese Artenvielfalt nicht.“
Darum geht er auch mit dem Dünger
sparsam um. Von 30 000 Quadratmeter Fläche werden nur die Greens und Tees auf
rund 8000 Quadratmeter fünf- bis siebenmal pro Jahr mit einem Langzeitdünger versorgt. Auf den Fairways bleibt laut Lennard
Evers der Grasschnitt liegen. Bakterien verwandeln diesen wieder in Stickstoff.
Dann erzählt Evers Gisela Keßler und
Fritz-Martin Müller vom neuesten Trend
auf amerikanischen Golfplätzen. Dort wird
spezieller Klee für Fairways gezüchtet.
„Den muss man nicht so oft mähen und er
zieht sich seine Nährstoffe aus der Luft.“
Präsidentin Keßler schmunzelt. Warum
nicht auch irgendwann in Lilienthal, zumal
nach dem Wunsch des Vereins der Platz
bald um sechs Bahnen erweitert werden
soll. „Wir sind ja sowieso der etwas andere
Club.“
Lilienthal (mel). Das Kommunale Kino
zeigt am Freitag, 30. März, ab 19.30 Uhr in
Murkens Hof, Klosterstraße 25, die deutsche Komödie „What a man“. Für den netten Lehrer Alex bricht die Welt zusammen,
als ihn seine Freundin betrügt und aus der
gemeinsamen Wohnung wirft. Er sucht
Trost und Unterschlupf bei seiner chaotischen Freundin Nele, die zwar weiß, wie
man Pandas rettet, aber bei Beziehungen
selbst noch nicht wirklich sortiert ist.
FERIENPROGRAMM
Spiel und Spaß im Amtsgericht
Lilienthal (mel). Das Team der Kommunalen Jugendarbeit bietet Kindern und Jugendlichen zwischen acht und 15 Jahren
ein Osterferienprogramm an. Vom 3. bis 5.
April, jeweils 10 bis 15 Uhr, können sie im
Alten Amtsgericht, Klosterstraße 21, gemeinsam spielen und Spaß haben. Die Teilnahme inklusive Mittagssnack kostet 15
Euro. Informationen und Anmeldung unter
Telefonnummer 01 51 / 40 26 95 45.
BÜRGERSTIFTUNG
Literaturkreis diskutiert Storm
Vermutlich Hornkraut – auf den Greens entUZ
geht Evers nicht das kleinste Pflänzchen.
Lilienthal (mel). Der Literaturkreis der Bürgerstiftung trifft sich am Mittwoch, 28.
März, um 19 Uhr im Conrad-Naber-Haus,
Klosterstraße 23. Unter der Leitung von Brigitte Olk-Koopmann wollen die Literaturfreunde über die Novelle „Hans und Heinz
Kirch“ von Theodor Storm diskutieren. Die
Teilnahmegebühr beträgt vier Euro. Sie
geht als Spende an die Bürgerstiftung.
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GUT ERREICHBAR
Finanzamt erklärt die Hintergründe
Landkreis Osterholz (wk). Das Finanzamt
Osterholz-Scharmbeck macht Fahrzeughalter in einer Pressemitteilung jetzt aufgrund
vieler Nachfragen darauf aufmerksam,
dass sie seit 2012 selbst an die termingerechte Bezahlung der Kraftfahrzeugsteuer
denken müssen. In der Vergangenheit wurden in Niedersachsen die Fahrzeughalter
an den anstehenden Zahlungstermin der
Kraftfahrzeugsteuer erinnert.
Dieser kostenlose Service wird seit Beginn dieses Jahres nicht mehr angeboten.
Die Versendung von Zahlungshinweisen
vor Fälligkeit der Kraftfahrzeugsteuer
wurde aus Kostengründen eingestellt. Die
letztmalig im Kalenderjahr 2011 versendeten Zahlungshinweise enthielten deshalb einen Hinweis auf den Wegfall dieses
Services.
Ab 2012 müssen alle Fahrzeughalter wieder selbst an die termingerechte Bezahlung der Kraftfahrzeugsteuer denken. Damit betroffene Bürger auch künftig ihre
Steuern pünktlich bezahlen und weder
Säumniszuschläge noch eine Ankündigung der Vollstreckung riskieren, empfiehlt das Finanzamt eine Teilnahme am
Lastschrifteinzugsverfahren. Dieses Verfahren erspart nicht nur das Ausfüllen von
Überweisungsaufträgen oder den Weg zur
Bank. Das Verfahren hat auch den Vorteil,
dass die Fälligkeit der Kraftfahrzeugsteuer
vom Finanzamt überwacht wird. Eine erteilte Einzugsermächtigung ist jederzeit widerruflich und damit völlig risikofrei.
Den zur Teilnahme am Lastschrifteinzugsverfahren erforderlichen Vordruck
gibt es auf der Internetseite der Oberfinanzdirektion
Niedersachsen
unter
www.ofd.niedersachsen.de/Aktuelles
&
Service/Steuervordrucke.
Zum Bruch über Umweg
GRÜNEN-ORTSVEREIN
Chemikalien sind nicht erlaubt
Kein Bescheid
zur Kfz-Steuer
EINFAHRT GESPERRT
Lilienthal (des). Die Einmündung der
Straße Am Bruch in die Hauptstraße wird
ab dem morgigen Mittwoch bis Freitag, 30.
März, gesperrt. Laut dem planausführenden Consult Team Bremen (CTB) für den
Bau der Straßenbahnlinie 4 ist das für die
Leitungsverlegung entlang der Hauptstraße erforderlich. Der Verkehr wird über
das Grundstück Hauptstraße 72 geführt.
Eine entsprechende Beschilderung wird
eingerichtet, heißt es dazu. Ab voraussichtlich Freitagnachmittag wird die Sperrung
wieder aufgehoben.
Golfen und Natur – der integrative Golfclub Lilienthal will seit seiner Gründung
zeigen, dass das kein Widerspruch ist. So
verwundert die Verantwortlichen auch
die Frage nach Chemikalien im Kampf gegen das Unkraut auf den Greens. Gänseblümchen, Löwenzahn und andere zweikeimblättrige Verwandte werden auf der
12-Loch-Anlage von Hand gerupft.
Ökologisch – „das war eine Grundeinstellung“, sagt der heutige Ehrenpräsident
und Golfclub-Initiator Fritz-Martin Müller.
Bereits bei der Planung der Anlage arbeiteten die künftigen Golfer nach seinen Worten mit der Biologischen Station Osterholz
(BioS) zusammen und so ist es geblieben.
Der Platz soll laut Müller zeigen: Golfen,
das geht auch ökologisch vertretbar.
Chemikalien gegen lästiges Unkraut
sind darum auf dem Lilienthaler Golfplatz
nicht erlaubt. Und der Head-Greenkeeper
Evers – so heißt in Golfersprache der Platzverantwortliche Landwirt mit GolfplatzSpezialausbildung – beteuert, in seinem
Gerätehaus stehe kein Spritzgerät.
Das Unkraut von Hand ausstechen, den
Rasen mit Schnitthöhen zwischen 3,2 und
5,5 Millimetern kurz halten und zwei- oder
dreimal vertikutieren pro Saison – das
bringt nach Evers Worten auf den zwölf
Greens der Anlage den gewünschten Erfolg: Rasen „in schönster Qualität“. Den
braucht es. Evers spielt selber Golf und
weiß: „Das Green muss top sein, damit der
Ball treu bleibt.“ Außerdem, so sagt er:
„Das Green ist das Aushängeschild des
Platzes.“
Im Sommer beginnt sein GreenkeeperArbeitstag morgens um sechs. Zehn Stunden auf dem Platz folgen in der Regel. Und
an jedem Tag fährt Evers über die ganze
Anlage. Das Taschenmesser stets griffbereit. Drei Stück braucht er davon pro Jahr.
Der Sand setze dem Metall zu, erzählt er.
Auch bei den zehn Greenkeepern vom
Niels-Stensen-Haus liegen immer drei Löwenzahnstecher, Fugenkratzer und kleine
Maurerkellen in der Schiebkarre, so deren
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