Das Inserat ist seine Berufung

Date: 19.12.2013
Wil-Uzwil-Flawil
Wiler Zeitung
9501 Wil
058/ 344 95 00
www.wilerzeitung.ch
Genre de média: Médias imprimés
Type de média: Presse journ./hebd.
Tirage: 13'000
Parution: 6x/semaine
N° de thème: 666.44
N° d'abonnement: 1089164
Page: 39
Surface: 55'617 mm²
Das Inserat ist seine Berufung
Heute tritt Markus Härter in den Vorruhestand. 29 Jahre lang leitete er die Publicitas in Wil. Tausende von Inseraten
gingen über seinen Schreibtisch. Er agierte in einem Markt, der sich in den vergangenen Jahren grundlegend veränderte.
PHILIPP HAAG
Der Wandel, der stete Um- gebot, dann legte er auch Varianbruch war die Konstante in Mar- ten mit LED-, Plakat- oder Onkus Hörlers Berufsleben der ver- line-Werbung bei.
Diese freiwillige Zusatzleisgangenen 38 Jahre. «Es war eine
spannende Zeit. Eine Zeit mit tung, das Über-die-08 / 15-Angevielen Veränderungen, aber bote-Hinausgehen, ist es denn
auch grossen Freiheiten», sagt er. auch, was die Kunden an Hörler
WIL.
bahn als Kundenberater startete,
war die Branche überschaubar,
das Handling noch etwas einfacher. Nach eine Buchdruckerlehre bei der Druckerei Zollikofer
AG in St. Gallen stieg Hörler 1975
bei der damaligen Orell Füssli
29 Jahre lang leitete Hörler die schätzten. So entstanden Kon- Werbe AG (Ofa) ein, «weil ich
Publicitas in Wil. Tausende von takte, die er all die Jahre auf- vom Druck in die Beratung
Inseraten gingen über seinen rechterhalten konnte. Die Bezie- wechseln wollte». Sein erster
Schreibtisch, im vergangenen hung zu den Kunden musste Auftrag: das Akquirieren von InJahrzehnt über seinen Compu- aber gepflegt werden. Früher sei seraten für den Ausgehtip in der
ter. Wer in Wil für sein Geschäft er bei ihnen regelmässig vorbei- Olma-Zeitung. So klapperte er
oder sein Produkt werben wollte, gegangen, habe sie im Geschäft die Beizen in der Gallusstadt ab.
der wandte sich an Hörler. Kein besucht, erinnert sich Hörler. Ein «Die Gespräche mit den Wirten
anderer kennt die Gesetzmässig- Kaffee und ein Schwätzchen ge- waren zwar nicht einfach. Ich
keiten und Absatzmöglichkei- hörten dazu. Daraus entstand hatte die Inserate aber im Nu zuten im Werbemarkt der Äbte- ein Vertrauensverhältnis. Heute sammen.» Kaum hatte Hörler in
stadt besser als er. Es ist aber fehlt schlicht die Zeit. Der Kon- St. Gallen angefangen, wechselte
ein Werbemarkt, der sich im takt und die Geschäftsabwick- er innerhalb der Ofa nach Wil.
vergangenen Vierteljahrhundert lung laufen per Mail und Telefon. Nach einem Jahr zog Hörler weigrundlegend veränderte.
Eine Entwicklung, die Hörler ter nach Wattwil, wo er die Filiale
nicht unbedingt begrüsst - er übernahm. Neun Jahre betreute
Von sechs auf zwei Zeitungen
schätzt die Gespräche unter vier er das Zentrum im Toggenburg,
Die
Zeitungslandschaft Augen, den direkten Austausch betrieb unter anderem den Inseschrumpfte von sechs Zeitungen mit den Kunden -, die er aber
rateverkauf für den Toggenbur(Neues Wiler Tagblatt, Wiler Zei- auch nicht verteufelt. «Es ist der
ger. 1984 kehrte Hörler nach Wil
tung, St. Galler Tagblatt, Ost- Lauf der Zeit», sagt er, dem es
zurück, wo er die Leitung der Geschweiz, Wiler Nachrichten und sich anzupassen gelte.
schäftsstelle antrat. Die Ofa hatte
Ostschweizer Woche) auf zwei
Eine Veränderung, die Hörler die Regie für das Neue Wiler TagTitel, die Wiler Zeitung und die aber bedauert, ist der Fokus auf
Wiler Nachrichten. Ausserdem die nackten Zahlen. «Heute geht blatt inne, bot in Kombination
nahm ein Wertewandel Einzug. es ausschliesslich über den mit der Wiler Zeitung auch den
Pool an. 1997 übernahm
«Die jüngere Generation setzt Preis.» Weiche Faktoren wie Er- Wiler
die Publicitas die Ofa, was im Allnicht mehr prioritär auf Inserate fahrung oder Tradition zählten
in den Zeitungen», sagt Hörler. nicht mehr. «Es ist nur noch ein tagsgeschäft keine grossen Änmit sich brachte. Der
Werbung in den Printmedien Nehmen. Das Nehmen und Ge- derungen
grosse
Schritt
folgte im Jahr darwird teilweise nur noch ergän- ben hat ausgedient.» Er möchte
auf. Die Wiler Zeitung kaufte das
zend genutzt. Neu setzen die Fir- die Aussage allerdings wertfrei
men auf Mailings, Flyer und verstanden wissen, denn er ist Neue Wiler Tagblatt. Die Wiler
Zeitung stellte daraufhin den EiWerbung im Internet. Ein Verhalsich durchaus bewusst, dass es genverkauf bei den Inseraten auf
ten, dem sich Hörler in den ver- sich hierbei auch um die AnsichWiler Boden ein. Die Publicitas
gangenen zehn Jahren anpassen
war nun für den gesamten Wiler
ten
verschiedener
Generationen
musste. Für ihn standen der
Markt zuständig. Einher ging der
handelt.
Kunde und seine Bedürfnisse
Umzug an die Obere Bahnhofstets im Zentrum seines Han- Vom Druck in die Beratung
strasse, wo sich die Büros noch
delns. Machte er Kunden ein AnAls Hörler mit seiner Lauf- heute befinden.
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ternet. «Der Spielraum ist viel Wil. Diese Vernetzung, das SichDer Umsatz ist eingebrochen
enger geworden.» Hörler glaubt, Engagieren in politischen KreiSeit 1998 habe sich die Situa- dass sich der Trend in Zukunft sen, Gremien und OKs wie für
tion auf dem Markt konsolidiert, noch verstärken wird. «Das Agie- das Stadtfest, das Studentenfest
sagt Hörler. Trotzdem ist der ren auf dem Werbemarkt wird
Umsatz rückläufig. Auf einen noch schwieriger.»
Drittel schätzt Hörler die EinTrotzdem tritt der 63-Jährige
bussen aufgrund der abnehmen- heute «nur» in den Vorruhestand. Er arbeitet im nächsten
den Werbebudgets sowie des Jahr mit einem 20-Prozent-PenWertewandels bei den Firmen sum weiter, vor allem projektund des Abwanderns der Stellen- bezogen. Ausserdem behält er
oder die Novembermesse, war
ihm all die Jahre über wichtig.
Auch geniesst er das Zusammengehörigkeitsgefühl unter den Wiler Gewerblern. Denn es ist wie
zu seinen Anfangszeiten: Eine
Abmachung,
ein Handschlag
gilt, auch wenn er elektronisch
und Immobilien-Inserate ins In- das Mandat im Gewerbeverein übermittelt wird.
hilinn kann
Markus Höher an seinem Schreibtisch im Büro der Publicitas an der Oberen Bahnhofstrasse.
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