Berufsbild - BIOspektrum
Transcrição
Berufsbild - BIOspektrum
164_232_BIOsp_0209.qxd 200 05.03.2009 15:32 Uhr Seite 200 B I O T E C H NO L O G I E · B E RU F S B I L D Karriere als Patentanwalt „Jeder Tag ist anders – das macht meinen Beruf so interessant“ ó „Vor und während meines Studiums habe ich nicht daran gedacht, Patentanwalt zu werden“, erklärt Alexander Dick. Sein Interesse galt der angewandten medizinisch-klinischen Forschung, in die er schnell aktiv einsteigen wollte. Inzwischen ist der promovierte Humanbiologe „zugelassener Vertreter vor dem Europäischen Patentamt“ (European Patent Attorney) und arbeitet seit 2005 bei der Patentanwaltskanzlei „Isenbruck Bösl Hörschler Wichmann Huhn“ mit mehreren Standorten in Deutschland. 2007 stieg er zum Partner auf und leitet heute das Heidelberger Büro der Sozietät. Ausbildung zum Patentanwalt Die erste bewusste Berührung mit dem Patentwesen hatte Alexander Dick während seiner Diplomarbeit am Max-Planck-Institut für physiologische und klinische Forschung in Bad Nauheim: „Ein Kollege saß an einer Patentanmeldung, so dass ich hautnah erleben konnte, wie so etwas ausgearbeitet wird.“ Damals wurde dem heute 34-Jährigen erstmals klar, dass eine solche Tätigkeit an der Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Wirtschaft eine berufliche Option für ihn sein könnte. Dieser Wunsch reifte während seiner Promotion am Freiburger MPI für Immunbiologie, so dass Dick im Jahr 2000 bei einer Münchener Kanzlei eine Ausbildung zum Patentanwalt begann. Zu dieser gehören eine mindestens 26-monatige Tätigkeit bei einem niedergelassenen Patentanwalt sowie ein zweijähriger Studiengang „Recht für Patentanwältinnen und Patentanwälte“ der Fernuniversität Hagen, der meist berufsbegleitend absolviert wird. Im Anschluss durchlief Dick das neunmonatige „Amtsjahr“: Nach drei Monaten beim Deutschen Patent- und Markenamt arbeiten alle angehenden Patentanwälte sechs Monate beim Bundespatentgericht in München, wo sie den Senaten zuarbeiten und urteilsvorbereitende Schriftsätze verfassen. Zuletzt folgt ein Staatsexamen mit zwei schriftlichen und einer mündlichen Prüfung, nach dessen Bestehen ein Patentanwaltskandidat die Zulassung als Deutscher Patentanwalt beantragen kann. Eine nationale Zulassung reicht nicht „Diese Zulassung alleine nützt heute im Bereich Life Sciences allerding wenig“, erklärt ¯ Das Isargebäude des Europäischen Patentamtes in München. Nur wer eine Zulassung zum European Patent Attorney hat, darf hier Mandanten vertreten. (Bild: Europäisches Patentamt) Dick. Ein Deutscher Patentanwalt darf keine Mandanten vor dem Europäischen Patentamt vertreten, vor dem immer mehr Verfahren verhandelt werden. Hier ist eine Zulassung zum European Patent Attorney nötig. Wer diese anstrebt, muss mindestens drei Jahre Berufserfahrung im Patentwesen nachweisen, die zum Teil durch die Ausbildung zum Deutschen Patentanwalt abgedeckt werden kann, und eine weitere Prüfung bestehen. Die Belohnung für alle, die diese Hürden meistern: Ein spannender Job ohne viel Routine, dafür mit neuen Herausforderungen an jedem Arbeitstag. „Einen typischen Arbeitstag gibt es nicht, das ist das Schöne an diesem Beruf“, erklärt der Naturwissenschaftler – man könne morgens nie wissen, welche Aufgaben im Einzelnen an diesem Tag anfielen. Allerdings gibt es regelmäßig wiederkehrende Tätigkeiten, zum Beispiel Beratungsgespräche mit Mandanten, die Ausarbeitung von Patentanmeldungen, Schriftsätzen und anderen Dokumenten. Keine einfache Wahl Darüber hinaus betreut Dick Patentanwaltskandidaten in der Kanzlei. Ausgebildet wird nur bei Bedarf, um den Auszubildenden gute Übernahmeperspektiven zu bieten. Allerdings weiß Dick: „Es ist schwer, im Vorfeld zu sagen, ob dieser Beruf der richtige ist.“ Wer eine Ausbildung zum Patentanwalt anstrebe, müsse trotz vorhandener Berufserfahrung wieder als Anfänger beginnen und die Feinheiten der für Laien ungewohnten Juristensprache lernen. Dazu käme der Druck durch strikte Fristen, der wenig Zeit ließe, sich in die wissenschaftlichen Details der Pro- jekte zu vertiefen – so interessant diese für ehemalige Forscher oft seien. Vorher ausprobieren, zum Beispiel durch ein Praktikum, ließe sich der Beruf nicht. Zum einen sähen es viele Mandanten nicht gerne, wenn immer wieder neue Praktikanten Zugriff auf ihre vertraulichen Informationen erhielten. Zum anderen bekäme ein Praktikant nur in einem länger dauernden Praktikum ausreichend Einblick – „dann kann man auch die Ausbildung beginnen“, findet Dick. Zwar wünscht sich Alexander Dick manchmal eine bessere Planbarkeit, mehr Zeit für manche Fälle und besonders für seine Familie, aber bereut hat er seine Karriereentscheidung noch nie: „Für mich persönlich war es der richtige Weg.“ ó Lesen Sie hierzu auch den Beitrag von Alexander Dick auf S. 207 in dieser BIOspektrumAusgabe. Korrespondenzadresse: Dr. Alexander Dick Isenbruck Bösl Hörschler Wichmann Huhn LLP Technologiepark Heidelberg Biopark Im Neuenheimer Feld 582 D-69120 Heidelberg Tel.: 06221-65303-30 Fax: 06221-65303-31 [email protected] www.ib-patent.com BIOspektrum | 02.09 | 15. Jahrgang 164_232_BIOsp_0209.qxd 06.03.2009 8:30 Uhr Seite 201 201 Fit für den Beruf Projektmanagement in der Biotech-Industrie ó Der Wechsel von der akademischen Forschung in die Industrie – über diesen Schritt denken viele Hochschulabsolventen nach. Doch was erwartet einen Naturwissenschaftler, Arzt oder Ingenieur, wenn er die Position eines Projektmanagers antritt? Welche Organisationsstrategien sind notwendig, um durch Produktivität erfolgreich zu sein? In der biotechnologischen Industrie gibt es für die Einführung eines neuen Produkts viele organisatorische Aspekte, die für Entwicklung, Produktion und Vermarktung berücksichtigt werden müssen. Fragt man Studenten, Doktoranden oder Wissenschaftler nach deren beruflicher Karriereplanung, so bekommt man immer seltener den Wunsch nach einer akademischen Laufbahn genannt. Stattdessen liebäugeln viele Absolventen mit dem Gedanken, einen Wechsel in die Industrie vorzunehmen. Oft hört man Aussagen wie „nicht ein Leben lang im Labor stehen wollen“ oder „definitiv mal in die Industrie wechseln“. Diese Aussagen entstehen vor dem Hintergrund, dass die industrielle Entwicklung und Produktion ein anwendungsorientierter Prozess ist und die allgemeinen Gehaltsvorstellungen besser sind. Mit der Etablierung eines neuen Biotech-Produkts wird häufig ein Projektmanager beauftragt, dessen Arbeitsbereich vielfältig sein kann. Er trägt die Verantwortung für Entwicklung, Produktion und Vermarktung des biotechnologischen Produkts. Natürlich ist der Aufgabenbereich bei großen Pharma-Unternehmen spezifischer als bei kleinen und mittleren Unternehmen (KMU), in denen der Projektmanager oft die Betreuung der gesamten Wertschöpfungskette übernimmt. Auf den erfolgreichen Verlauf des Projekts haben Konzeption und Dokumentation der folgenden Prozesse einen erheblichen Einfluss: rung und Verbesserung der Produktqualität. In vielen Produktionen von pharmazeutischen Unternehmen hat dieses Prinzip erfolgreich Anwendung gefunden. Entwicklungsplanung Risikomanagement Neben der Koordination der Forschung und Entwicklung, wird vom Projektmanager die Erstellung und Pflege eines Qualitätsmanagements verlangt, welches eine Dokumentation nach behördlichen Anforderungen erlaubt. In dieser Phase ist es außerdem bedeutsam, Eigenschaften wie Stabilität und Haltbarkeit des Produkts herauszustellen. Angrenzend an die Etablierung und Instandhaltung der Biotech-Produktion ist es die Aufgabe eines Projektmanagers etwaige Risiken für den Abnehmer (z. B. Fachpersonal, Patient) zu erkennen, zu bewerten und zu minimieren. Durch eine Risikoanalyse werden Gefahren bei der Anwendung erkannt und durch entsprechende Maßnahmen beseitigt. Produktionsplanung Mit dem erfolgreichen scale-up des Produktionsmaßstabs beginnt der Herstellungsprozess. Besonders hier ist eine akribische Dokumentation der Herstellungsprozesse von Bedeutung. Die ständige Optimierung sollte ebenfalls angestrebt werden. Der reibungslose Ablauf der Produktion sowie der Prozess der finalen Formulierung des Produkts (in Lösung, gefriergetrocknet) sind Angelegenheiten, um die sich ein Projektmanager kümmern muss. Das Vorweisen von Softskills im Lebenslauf ist für den Einstieg in pharmazeutische Unternehmen ein klarer Vorteil. Der Workshop „Projektmanagement in der Biotech-Industrie“ vermittelt Insider-Informationen aus diesem Beruf, von denen die Teilnehmer für Bewerbungen und Vorstellungsgespräche profitieren, da sie berufsrelevante Kenntnisse über GMP-Produktion, Risikomanagement und das Medizinproduktgesetz bereits vorweisen können. ó Lean Management Das „schlanke“ Management, das vor allem durch den japanischen Automobilhersteller Toyota bekannt wurde, setzt auf Optimierung von Prozessen, um die Entstehung von Verschwendung (waste) zu umgehen. Dazu gehört unter anderem die Vermeidung von weiten Wegen für Produkttransport und Mitarbeiter sowie Unterverwendung von Gerätschaften. Im Vordergrund steht die Kundenorientie¯ Workshop zum Beruf des Projektmanagers in der Biotech-Industrie. Intensive Seminare vermitteln den Teilnehmern Vorteile für den Einstieg und liefern hilfreiche Informationen für den erfolgreichen Umgang mit GMP-Richtlinien, Risiko- und Qualitätsmanagement. BIOspektrum | 02.09 | 15. Jahrgang Vorbereitung auf den Jobeinstieg Korrespondenzadresse: Dr. Christian Grote-Westrick Produktionsleiter Rekombinante Proteine imusyn GmbH & Co. KG Feodor-Lynen-Straße 21 D-30625 Hannover Tel.: 0511-544-8142 Fax: 0511-544-8143 [email protected] www.grote-westrick.com