NEU_FAA_Umschlag PH 01 / 2016_RZ2_OK.indd

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FILM
3D RAUM
GESCHICHTE
OTTO MÜHL | EDWIN ZBONEK
PRÉ-CINÉMA-AUSSTELLUNG KINOMAGIE
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Die PO Kriénokulturhaus bis
METR
WWW.FILMARCHIV.AT
METRO KINOKULTURHAUS
PROGRAMM 18. JÄNNER BIS 28. FEBRUAR 2016
Z
um Jahresauftakt erschließt das METRO Kinokulturhaus neue Dimensionen: eine so
noch nicht gezeigte historische 3D-Filmschau richtet den Blick auf die erste große
Raumkino-Bewegung Anfang der 1950er-Jahre mit vielen raren Archiv-Entdeckungen,
etwa den frühen österreichischen 3D-Filmexperimenten von Eduard Bankl. Wie die
dritte Dimension schon die Pre-Cinema-Ära prägte, zeigt unsere aktuelle Ausstellung
KINOMAGIE mit Exponaten wie dem berühmten Kaiserpanorama. Den Zeitsprung
von knapp 100 Jahren gut überstanden hat auch die 1915/1916 produzierte Serie LES
VAMPIRES von Louis Feuillade, das METRO präsentiert dieses kultige Stummfilm-Serial
als dreitägige Cinema Session mit Live-Musik von J.A.X und Chrono Popp. Eine erste
Werkschau zu Edwin Zbonek, wichtiger Vorläufer des neuen österreichischen Films,
eine kleine Schau mit Filmen über Otto Mühl und die Kommunenkinder sowie der Start
der neuen Programmreihen mit Fundstücken aus dem Filmarchiv (Second Life) und
Kinderkino-Klassikern komplettieren das filmkulturelle Angebot. In neuer Dimension
präsentiert sich auch unser Programmheft, das ab sofort als übersichtlicher PocketGuide die Publikationsreihen des Filmarchiv Austria verstärkt.
Ernst Kieninger, Direktor Filmarchiv Austria
INHALT
03
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72
FILMSCHAU 3D – EINE RAUM-FILM-GESCHICHTE 19.1. – 16.2.
FILM & POLITIK CINE MEMORIA AUSTRIA 18.1.
FILM NOIR RELOADED 25.1. – 12.2.
OTTO MÜHL KOMMUNENKINDER 5.2. – 9.2.
RETROSPEKTIVE EDWIN ZBONEK 17.2. – 28.2.
CINEMA SESSIONS LES VAMPIRES 15.2. – 28.2.
KINOSTART THIS CHANGES EVERYTHING 21.1. – 4. 2.
KINOSTART WAS WIR NICHT SEHEN 12.2. – 18.2.
SECOND LIFE FUNDSTÜCKE AUS DEM FILMARCHIV AUSTRIA 19.1. – 24.2.
KINDER KINO KLASSIKER 23.1. – 28.2.
FILMARCHIV AUSTRIA CLUB
AUSSTELLUNG KINOMAGIE
SPIELPLAN
KISS ME, KATE
RAUM FILM GESCHICHTE
3D-FILMSCHAU
STEFAN DRÖSSLER
M
it dem Blockbuster AVATAR, der alle Kassenrekorde brach, wurde 2009 ein neues
Zeitalter des Films angekündigt: die digitale 3D-Technik werde das Kino revolutionieren, bald gebe es keine 2D-Filme mehr. Inzwischen ist nur noch die Rede davon,
dass einige besondere Produktionen, in erster Linie Animationsfilme und SpecialEffects-Abenteuer, auch in 3D vermarktet werden sollen. Selbst im »Home-Entertainment« ist die Ernüchterung groß: Obwohl die meisten neuen Fernseher 3D-fähig sind,
verzichten viele Konsumenten auf die neue Technik. Alle 3D-Fernsehprogramme und
3D-Spartenkanäle sind sang- und klanglos wieder eingestellt worden.
In der Diskussion um das 3D-Kino wird immer unterschlagen, dass das 3D keineswegs
eine neue Erfindung ist, sondern mindestens so alt wie die Geschichte des Kinos.
Schon die Pioniere Louis Lumière, Georges Méliès und Max Skladanowsky experimentierten mit 3D, und in den 1930er-, 1940er- und 1950er-Jahren gab es 3D-Filme aus
Frankreich, Deutschland, Italien, der UdSSR, Ungarn, Großbritannien, den USA und
Japan. Das Problem bei all den verschiedenen 3D-Wellen, die seit 1953 das Kino erfasst haben: Schnell war die Sensation des 3D erschöpft, der technische Aufwand
und die Unbequemlichkeit der 3D-Brillen standen in keinem sinnvollen Verhältnis zu
dem, was auf der Leinwand geboten wurde.
Nur wenige Filmemacher versuchten, aus dem 3D eine eigene Ästhetik zu entwickeln
– und gerade diesen, oft nicht spektakulären Filmen war kein großer Erfolg beschieden. Die Filmreihe versucht, anhand einiger Beispiele aus der Geschichte des Films,
aber auch aus der jüngsten Vergangenheit die Möglichkeiten des 3D-Kinos aufzu­
zeigen. Bewusst wurden nur Filme ausgewählt, die Maßstäbe gesetzt haben und geschickt mit Räumen, Raumerfahrungen und innovativen Ideen experimentieren.
Nur wenige Filmemacher wie Aleksandr Andrijewski, Jack Arnold, Robert Zemeckis
oder Wim Wenders haben bisher die Ästhetik des 3D in mehreren Filmen erforschen
und systematisch weiterentwickeln können.
Ein massenmedialer Vorläufer des 3D-Kinos war das Kaiserpanorama, das in der aktuellen
Filmarchiv-Ausstellung KINOMAGIE noch bis 30. März 2016 im METRO Kinokulturhaus zu sehen ist.
3D-Filmschau | 3
FR 22.1., 19:30
EINTRITT FREI
VORTRAG: DIE GESCHICHTE DES 3D-FILMS
Anhand von seltenem historischem Bildmaterial, 3D-Filmausschnitten und der Erläuterung der verschiedenen technischen Systeme unternimmt Stefan Drößler einen Streifzug durch eine parallele Filmgeschichte. Diese beginnt schon vor dem Kino, so war um
1900 das Kaiserpanorama als 3D-Massenmedium weit verbreitet. Weltweit haben heute
meist vergessene Techniker und Tüftler das dreidimensionale Kino weiterentwickelt, im
digitalen Zeitalter erfuhr diese Technologie einen neuerlichen Boom. Der Streifzug durch
die Geschichte des Raumfilms reicht über Europa und die USA hinaus und präsentiert
auch Beispiele aus China und Korea, wo in den 1960er-Jahren eigenständige 3D-Systeme
entwickelt wurden. Aber: braucht das Kino wirklich 3D? Welche künstlerischen und
ästhetischen Möglichkeiten lassen sich mit der dritten Dimension erschließen?
SO 24.1., 11:00
EINTRITT FREI
VORTRAG: WIEN IM RAUMBILD
Eduard Bankl (1879-1947), Technischer Inspektor der
Stadtgemeinde Baden, meldete das erste Patent für die
Projektion stereografischer Bilder bereits 1912 an. Am
8.8.1951 eröffnete sein Sohn im Café Herrenhof das »erste Wiener Filmtheater für plastische Filme«. Ein Jahr
später zeigte das Toldi-Kino in Budapest Plasztikus-Kurzfilme, die der Kameramann Felix Bodrossy entwickelt hatte. Stefan Drößler präsentiert in seinem Vortrag Fotos, Filmausschnitte und Dokumente
über diese beiden vergessenen Pioniere und stellt ihre Entwicklungen von brillenlosen
3D-Systemen in einen historischen Zusammenhang. In 3D gezeigt werden die 1951 in
Bankls Kinorama gezeigten Filme WIEN IM RAUMBILD und EIN BESUCH IM ZOO.
Stefan Drößler, Jahrgang 1961, arbeitet seit 1977 zum Thema Film in Schul- und
Studentenfilmclubs sowie als Kurator von Filmfestivals, -seminaren und -tagungen. 1986 bis 1999 war er Geschäftsführer der Bonner Kinemathek, seit 1985 ist er
künstlerischer Leiter der Internationalen Bonner Stummfilm­tage, seit 1999 Direktor des Filmmuseums München. Der Gründungsredakteur der DVD-Reihe »Edition
Filmmuseum« lehrt und hält Vorlesungen im In- und Ausland.
4 | 3D-Filmschau
3D
DI 19.1., 20:00 | SO 7.2., 19:00
DIAL M FOR MURDER BEI ANRUF MORD
Alfred Hitchcock, US 1954
BUCH Frederick Knott, nach seinem gleichnamigen Theaterstück | KAMERA Robert Burks
MIT Ray Milland, Grace Kelly, Robert Cummings, John Williams, Anthony Dawson
105 min | Farbe, OF, DCP
Das effektvolle Drama, das größtenteils in einer Wohnung spielt, ist klar zweigeteilt,
was durch die im 1950er-Jahre Kino notwendige Pause im 3D-Film betont wird: Im
ersten Teil ist der Ehemann von Grace Kelly handelnde Hauptperson, im zweiten Teil
der Polizeikommissar. Hitchcock lässt die Kamera kreisen und in Unter- oder Obersicht durch den Raum fahren, wodurch immer wieder Gegenstände in den Bildvordergrund rücken, von denen einige für die Handlung von entscheidender Bedeutung sind:
Flaschen, Blumen, eine Handtasche, ein Schlüssel, eine Schere. Diese Choreografie
kommt nur in der selten gezeigten 3D-Version des Films zur Geltung. (sd)
DIAL M FOR MURDER wurde im Polarisationsverfahren gedreht und blieb
Hitchcocks einziger 3D-Film.
3D-Filmschau | 5
3D
MI 20.1., 19:00 | DO 4.2., 21:00
HOUSE OF WAX DAS KABINETT DES PROF. BONDI
André de Toth, US 1953
BUCH Crane Wilbur | KAMERA Bert Glennon, Peverell Marley | MIT Vincent Price, Frank Lovejoy, Phyllis Kirk,
Carolyn Jones, Roy Roberts, Charles Bronson
88 min | Farbe, OF, DCP
Der erfolgreichste 3D-Film der 1950er-Jahre ist eine Großproduktion in Farbe und
Mehrkanalton, die im viktorianischen London spielt, das von mysteriösen Morden
heimgesucht wird. André de Toth, obwohl einäugig und somit nicht fähig, dreidimensional zu sehen, nutzt die neue Technologie dennoch (oder vielleicht auch gerade
deshalb) besonders geschickt für Schauereffekte und andere Gimmicks. Berühmt
wurde die Sequenz, in der ein Rummelplatzanimateur einen Paddle-Ball immer wieder ins Publikum schlägt. Die Künstlichkeit des 3D lässt die Darsteller wie lebende
Wachsfiguren erscheinen, die von den echten kaum zu unterscheiden sind. (sd)
Dieser 3D-Horrorfilmklassiker wurde bereits mit Stereoton ausgestattet
und 2014 in das Verzeichnis der besonders erhaltenswerten Filme (National
Film Registry) aufgenommen.
6 | 3D-Filmschau
3D
MI 20.1., 21:00 | MO 8.2., 18:45
EVERY THING WILL BE FINE
Wim Wenders, CDN / D / S 2015
BUCH Bjørn Olaf Johannessen | KAMERA Benoît Debie | MIT James Franco, Charlotte Gainsbourg,
Rachel McAdams, Marie-Josée Croze, Patrick Bauchau
118 min | Farbe, OmU, DCP
Ein Film der feinen Zwischentöne über Schuld und Vergebung, Nähe und Distanz,
Raum und Isolation. Nicht nur in der brillant mit den Emotionen spielenden Unfall­
szene zu Beginn der Films, sondern auch in Großaufnahmen, deren Räumlichkeit
sich subtil zusammenzieht, wenn sich der Gemütszustand des Protagonisten ändert,
zeigt sich der Einfluss von Alfred Hitchcock.
»Ich bin mir sicher, dass sich hier eine ganz neue Tür für die 3D-Technik öffnet,
für das Schauspielen und für Stoffe, die dadurch tatsächlich eine andere Dimension
bekommen und den Zuschauer anders berühren, ihm im wahrsten Sinne des Wortes
näherkommen.« (Wim Wenders)
3D-Filmschau | 7
DO 21.1., 19:00 | DI 9.2., 21:00
MAN IN THE DARK
DER MANN IM DUNKEL
Lew Landers, US 1953
BUCH George Bricker, Jack Leonhard, William
Sackheim | KAMERA Floyd Crosby | MIT Edmond
O’Brien, Audrey Totter, Ted de Corsia, Horace
McMahon, Nick Dennis
70 min | Farbe, OF, DCP
3D
Ein verurteilter Verbrecher unterzieht sich freiwillig einer Gehirnoperation, die ihn
von seiner kriminellen Energie befreien soll und ihm jegliche Erinnerung an sein
früheres Leben nimmt. In die Freiheit entlassen, wird der nun Ahnungslose von
seinen einstigen Partnern bedroht, die an seine Beute wollen. Der erste von einem
Hollywood-Studio produzierte 3D-Spielfilm, der seinerzeit noch vor HOUSE OF WAX in
die Kinos kam, ist ein schwarzweißes B-Picture der Schwarzen Serie, das in der mit
subjektiver Kamera gefilmten Operationsszene und im Finale auf einer Achterbahn
immer wirkungsvolle 3D-Effekte aufweist. (sd)
DO 21.1., 21:00 | MI 3.2., 19:00
CAVE OF FORGOTTEN
DREAMS
Werner Herzog, US / F / CDN / GB /
D 2010
BUCH Werner Herzog | KAMERA Peter Zeitlinger
MUSIK Ernst Reijseger
89 min | Farbe, OmU, DCP
3D
In der Chauvet-Höhle in Südfrankreich befinden sich die ältesten derzeit bekannten
Höhlenmalereien und -zeichnungen der Welt: Die rund 400 Wandbilder sind bis zu
mehr als 30.000 Jahre alt. Die Höhle besteht aus mehreren Gängen und Sälen.
Werner Herzog gelingt es nicht nur, mit sparsamer Lichtsetzung und handgehaltener
Kamera die alten Bilder scheinbar in Bewegung zu versetzen, die 3D-Aufnahmen
machen auch die räumlichen Dimensionen erfahrbar. Darüber hinaus nutzt er die
Plastizität der »bewegten« Felsenbilder zu einem kulturphilosophischen Exkurs über
den Ursprung der Filmkunst und Fragen der menschlichen Existenz. (sd)
8 | 3D-Filmschau
SA 23.1., 17:00 | SO 14.2., 16:30
THE CROODS
Kirk DeMicco / Chris Sanders, US 2013
BUCH Kirk DeMicco, Chris Sanders, nach einer
Idee von John Cleese | MUSIK Alan Silvestri
98 min | Farbe, dF, DCP
3D
Der Aufbruch der Menschheit in die Zivilisation als erstaunlich unterhaltsamer
Zeichentrickfilm mit subversiven Untertönen, die nicht von Ungefähr an Monty
Python erinnern: Die Geschichte beruht auf einer Idee von John Cleese. Eine Steinzeitfamilie muss ihre Höhle verlassen und sich auf eine Odyssee durch eine Urwelt
mit apokalyptisch-kargen Geröllgebieten, psychedelisch-bunten 3D-Urwäldern und
irrwitzigen Fantasietieren begeben.
»Durchweg lassen die Animatoren ihrer Fantasie freien Lauf; so wie das Disney-Studio
in seiner freiesten, avantgardistischsten Zeit in den Vierzigerjahren.« (Jens Balzer)
SA 23.1., 19:00 | DO 11.2., 19:00
ROBINZON KRUZO
Aleksandr Andrijewski, SU 1947
BUCH Fjodor Knorre, Sergei Jermolinski, Aleksandr
Andrijewski, nach dem Roman Robinson Crusoe von
Daniel Dafoe | KAMERA Dimitrij Surenski | MUSIK Lew
Schwarts | MIT Pawel Kadotschnikow, Juri Ljubimow
75 min | Farbe, OmU, DCP
3D
Der erste abendfüllende Spielfilm in 3D entstand im quadratischen Bildformat 1:1
und verlangte sehr spezielle technische Voraussetzungen, die nur in einem einzigen
Kino in Moskau gegeben waren. Dort wurde der Film ein riesiger Erfolg und wurde von
mehreren hunderttausend Besuchern gesehen. Sergei Eisenstein lobte ROBINZON
KRUZO und feierte die 3D-Technik als Zukunft des Kinos. Regisseur Aleksandr Andrijewski nutzt die Robinson-Crusoe-Geschichte, um jede Szene auf Räumlichkeit hin zu
inszenieren, mit langen Kamerafahrten, ungewöhnlichen Perspektiven und sorgfältig
vorbereiteten Effekten. Die kolonialistischen Untertöne werden vom stalinistischen
Pathos aufgegriffen. (sd)
3D-Filmschau | 9
SA 23.1., 21:00 | DI 2.2., 19:00
CREATURE FROM THE
BLACK LAGOON
DAS UNGEHEUER DER SCHWARZEN LAGUNE
Jack Arnold, US 1954
BUCH Harry Essex, Arthur Ross | KAMERA William E. Snyder
MIT Richard Carlson, Julie Adams, Richard Denning,
Antonio Moreno, Whit Bissell, Ricou Browning
79 min | s/w, OF, DCP
3D
Der wohl bekannteste 3D-Klassiker der 1950er-Jahre über einen prähistorischen
Fischmenschen, den Wissenschaftler in einer Lagune am Amazonas entdecken und zu
fangen versuchen. Das billig produzierte B-Picture war 1954 ein unerwarteter Erfolg
am Ende von Hollywoods erster 3D-Welle und zog einige Fortsetzungen nach sich. Das
schwarzweiße Original, das erst in den 1970er-Jahren für Fernsehausstrahlungen in
das minderwertige rot-grüne Anaglyphenverfahren umkopiert wurde, besticht durch
gestochen scharfe 3D-Bilder, effektvolle Unterwasseraufnahmen und den Charme der
1950er-Jahre mit ihren in Monsterfantasien ausgelebten sexuellen Subtexten. (sd)
SO 24.1., 18:30 | SA 13.2., 21:00
KISS ME KATE
KÜSS MICH, KÄTCHEN
George Sidney, US 1953
BUCH Dorothy Kingsley, nach dem gleichnamigen Musical
von Samuel und Bella Spewack | KAMERA Charles Rosher
MUSIK Cole Porter | MIT Kathryn Grayson, Howard Keel,
Ann Miller, Keenan Wynn, James Whitmore, Bob Fosse
109 min | Farbe, OF, DCP
3D
Aufwendig produziertes, farbenprächtiges Musical, das zwischen Bühnengeschehen
und realem Leben wechselt mit eindrucksvoll choreografierten Tanzszenen, die den
Raum effektvoll nutzen. Der Film wurde seinerzeit in einer 2D- und einer 3D-Version
gedreht, wobei letztere das volle Bildformat ausnutzte und von einem räumlichen
Vierkanal-Magnetton ergänzt wurde, dessen Frontkanäle auf einem parallel laufenden
separaten Filmstreifen untergebracht waren. KISS ME KATE ist einer der ganz wenigen 3D-Filme der 1950er-Jahre, dessen Mehrkanalton sich erhalten hat und dessen
neu restaurierte digitale Fassung auch wieder die volle Klangfülle besitzt. (sd)
10 | 3D-Filmschau
SO 24.1., 21:00 | DI 2.2., 21:00
LONG MEN FEI JIA
FLYING SWORDS OF DRAGON GATE
Tsui Hark, CHN / HK 2011
BUCH Tsui Hark | KAMERA Choi Shung Fai
MIT Jet Li, Xun Zhou, Kun Chen, Gwei Lun-Mei,
Yuchun Li, Mavis Fan, Siu-Wong Fan
122 min | Farbe, OmeU, DCP
3D
»Gleich am Anfang ein spektakulärer Tracking shot, der Kamerablick fliegt von oben,
aus dem Himmel, in einen Hafen hinein, hinein in die Takelagen einer ganzen Reihe
großer, weit ausladender Schiffe, rechts und links zischen da die Masten an einem
vorbei, weit unten, in plastischer Schärfe, formiert sich langsam eine Welt. Ohne viel
Vorlauf geht es dann hinein in die erste Kampfszene, es fliegen einem bald Schwerter
und Balken um die Ohren. Tsui Harks Bewegungsskulpturen beweisen, dass sich die
3D-Technik auch mit schneller, hyperkinetischer Montage verträgt.« (Lukas Foerster)
Österreich-Premiere! Dank an KSM GmbH, die den Film auch auf BD vertreibt!
DO 28.1., 19:00 | MI 3.2., 21:00
ABOVE US ALL
Eugenie Jansen, NL / B 2014
BUCH Patrick Minks, Kim Niekerk | KAMERA Adri
Schrover | MIT Shaylea Sands, Kaleb Sands,
Maarten Baes, Pearl Davern, Greg Griffiths
99 min | Farbe, OF, DCP
3D
Nach dem Tod ihrer indigenen Mutter verlässt die elfjährige Shay Australien und zieht
mit ihrem Bruder und ihrem Vater in dessen belgische Heimatstadt Ypern. Sie entdeckt, dass auch die Menschen hier ihre eigene, oft ebenso traurige Geschichte zu
verarbeiten haben: den Ersten Weltkrieg. In den Kirchen, Museen und bei öffentlichen
Veranstaltungen beobachtet das Mädchen, wie anders man hier mit schmerzhaften
Verlusten zu leben versucht. Die unentwegt in 360°-Schwenks kreisende 3D-Kamera
eröffnet neue Perspektiven auf Zeit und Raum, die Zyklen des Lebens werden mit
allen Sinnen erfahrbar. (sd)
Österreich-Premiere!
3D-Filmschau | 11
DO 28.1., 21:00 | MI 10.2., 19:00
INFERNO
VERHÄNGNISVOLLE SPUREN
Roy Ward Baker, US 1953
BUCH Francis M. Cokrell | KAMERA Lucien Ballard
MIT Robert Ryan, Rhonda Fleming, William Lundigan,
Larry Keating, Henry Hull
83 min | Farbe, OF, DCP
3D
Eine äußerst raffiniert konstruierte und sehr spannend inszenierte Geschichte um
eine untreue Ehefrau, die mit ihrem Lover den Ehemann aus dem Weg zu räumen
versucht. Wie das Drehbuch es schafft, die Wege der Drei sich immer wieder kreuzen
zu lassen, obwohl ein Großteil des Films in der Wüste spielt, sei hier nicht verraten.
Kameramann Lucien Ballard gelingt es, mit Hilfe der 3D-Technik die Weite der Wüstenlanschaft und die Verlorenheit des Hauptdarstellers in dieser Umgebung effekt­voll zur Geltung zu bringen. Ein wenig bekanntes Meisterwerk des 3D-Films, das die
Dramatik des Geschehens auch räumlich erfahrbar macht. (sd)
FR 29.1., 21:00 | SA 6.2., 21:00
U2 3D
Catherine Owens /
Mark Pellington, US 2007
KAMERA Peter Anderson, Tom Krueger
MIT Bono, Adam Clayton, Larry
Mullen Jr., The Edge
84 min | Farbe, OF, DCP
Ein 3D-Meilenstein. Der Film zeigt atemberaubend die Live-Darbietungen von U2
vor Publikum, und wagt visuelle Experimente wie die
Übereinanderblendungen verschie­dener 3D-Aufnahmen zu
noch nie gesehenen virtuellen Raumerfahrungen. U2 3D
bietet eine Nähe zu den Musikern und ihrer Musik, die man
als Besucher des Konzerts in dieser Intensität nicht erfahren kann. Konsequenterweise wurde der Film nie in 2D,
auf DVD oder im Fernsehen veröffentlicht. (sd)
12 | 3D-Filmschau
3D
SA 30.1., 21:00 | MO 8.2., 21:00
LOVE
Gaspar Noé, F / BRA / B 2015
BUCH Gaspar Noé | KAMERA Benoît Debie
MIT Aomi Muyock, Karl Glusman, Klara Kristin,
Ugo Fox, Gaspar Noé
135 min | Farbe, eOF, DCP
3D
Gaspar Noés als Skandalfilm vermarktetes Drama erzählt eine Dreiecksgeschichte
weitgehend in expliziten Sexszenen, deren Köperlichkeit durch die exquisite, stilisierte
Bildgestaltung und das bis in die extreme Detailaufnahmen gehende 3D betont wird.
»Die vielen Boudoir-Momente sich verschlingender Körper erzeugen durch ihre
Mischung aus Intimität und Distanz anfangs Verstörung. Es sind Liebesszenen von
entwaffnender Schönheit, geprägt von einer Melancholie, die erahnen lässt, dass
dieses frenetische Ineinander-Aufgehen auch eine Folie à deux ist – und Liebe, Sex,
Neurose und Blues zusammengehören.« (Birgit Roschy)
SO 31.1., 21:00 | DI 9.2., 19:00
GRAVITY
Alfonso Cuarón, US / GB 2013
BUCH Alfonso Cuarón, Jonás Cuarón | KAMERA
Emmanuel Lubezki | MIT Sandra Bullock, George
Clooney, Ed Harris (Stimme)
91 min | Farbe, OF, DCP
3D
Der unbestrittene Höhepunkt der gegenwärtigen 3D-Filmwelle, der in langen Kameraeinstellungen das 3D ebenso intelligent zu nutzen weiß wie den in Dolby Atmos abgemischten Ton. »GRAVITY ist kein gewöhnlicher Science-Fiction-Film, sondern erzählt
nur von einem Mann und einer Frau, die in der denkbar unwirtlichsten Umgebung ums
Überleben kämpfen. Doch die Geschichte ist gespickt mit Einlagen atemberaubender
Spannung und verblüffenden Überraschungen. Es ist gleichzeitig ein realistischer und
wunderbar choreografierter Film, der von beispielhaftem Einsatz des 3D profitiert: als
hätte man Max Ophüls auf das Weltall losgelassen.« (Todd McCarthy)
3D-Filmschau | 13
SO 31.1., 15:30 | SA 6.2., 16:30
3D
HUGO HUGO CABRET
Martin Scorsese, US 2011
BUCH John Logan, nach dem Roman The Invention of Hugo Cabret von Brian Selznick | KAMERA Robert Richardson
MIT Asa Butterfield, Chloe Grace Moretz, Ben Kingsley, Sacha Baron Cohen, Christopher Lee, Jude Law
126 min | Farbe, dF, DCP
Scorseses Hommage an die Magie des Kinos und den Filmpionier Georges Méliès
spielt im Paris der 1930er-Jahre. Die 3D-Kamera bewegt sich in bisher unmöglichen
Bewegungen und Plansequenzen durch Räume und zwischen Personengruppen
hindurch.
»Der Bahnhof und die Züge, die raffinierten Uhrwerke und der kleine Automatenmensch, die Filmkamera und die Projektionstechnik sind hier alles andere als ›seelenlose‹ Maschinen; sie sind vielmehr handlungstragende Charaktere, Verlängerungen und Spiegelungen der menschlichen Figuren, Transportmittel für Assoziationen
und metaphorische Bedeutungsebenen.« (Felicitas Kleiner)
Fünffacher Oscar-Preisträger 2012
14 | 3D-Filmschau
MO 1.2., 19:00 | MI 10.2., 21:00
MISS SADIE THOMPSON
FEGEFEUER
Curtis Bernhardt, US 1953
BUCH Harry Kleiner, nach der Erzählung Rain von
Somerset Maugham | KAMERA Charles Lawton Jr.
MIT Rita Hayworth, José Ferrer, Aldo Ray, Russell
Collins, Charles Bronson. 75 min | Farbe, OmU, DCP
3D
Eine Barsängerin betört die Soldaten eines US-Marinestützpunktes auf einer Südsee­
insel und gerät in Konflikt mit einem sittenstrengen Missionsdirektor. Die Intensität
des Rots der Kleider und der Haare von Hayworth reflektieren ihre Stimmungen, eine
Großaufnahme ihres Gesichts, als eine Träne aus dem Auge quillt, ist einer der intensivsten 3D-Momente. Höhepunkt des Films ist der Song The Heat Is On, zu dem sich
die von Soldaten umringte Rita Hayworth singend von ihrem Stuhl erhebt und zur
Musik tanzend mit ihren Hüftschwüngen den Raum erobert. Die 3D-Kamera weicht
langsam zurück und gibt den Blick frei. (sd)
MO 1.2., 21:00 | SO 14.2., 18:30
LIFE OF PI
LIFE OF PI – SCHIFFBRUCH MIT TIGER
Ang Lee, US / GB / CND 2012
BUCH David Magee, nach dem gleichnamigen
Roman von Yann Martel | KAMERA Claudio Miranda
MIT Suraj Sharma, Irrfan Khan, Rafe Spall, Adil
Hussain, Gérard Depardieu
127 min | Farbe, OF, DCP
3D
»Während seine Kollegen die moderne 3D-Technik vor allem für fantastische und animierte Abenteuer und Fantasien einsetzen, benutzt Ang Lee sie, um eine nie gekannte
Nähe zur Wirklichkeit herzustellen, um die Distanz zwischen seinem gebeutelten Helden
und den Zuschauern nahezu aufzuheben. Statt die Bilder eines Tigers zu sehen, macht
man die Erfahrung, in der Nähe des Tigers zu sein. Statt schöne Prospekte zu betrachten, erlebt man atemberaubende Naturschauspiele, im prasselnden Regen eines Unwetters, inmitten einer spiegelglatten goldfarbenen Wasserfläche, unter bizarren Wolkenformationen, Lichtspielen oder nachtschwarzem Sternenhimmel.« (Anke Sterneborg)
3D-Filmschau | 15
DO 4.2., 19:00 | DI 16.2., 20:45
ADIEU AU LANGAGE
Jean-Luc Godard, F 2014
BUCH Jean-Luc Godard | KAMERA Fabrice Aragno
MIT Héloïse Godet, Kamel Abdeli, Richard Chevallier,
Zoé Bruneau, Christian Gregori
70 min | Farbe, OmU, DCP
3D
Jean-Luc Godard zerlegt in seinem filmischen Essay nicht nur narrative Strukturen,
sondern dekonstruiert die Möglichkeiten des 3D bis an die Schmerzgrenze.
»Wenn Filme zu schauen bedeutet, sehend zu denken, dann erteilt ADIEU AU LANGAGE
Unterricht im Schielen. Seine Bilder wie seine Aussagen bekommt man nicht wirklich
fokussiert, sie bersten vor innerer Anspannung, tragen untereinander Kämpfe aus.
Godard arbeitet wie stets mit dialektischen Gegensätzen, mit Doppeldeutigkeiten und
Sinnverschiebungen, die sich im Knirschen zwischen links und rechts von Auge, Ohr,
Gehirn ereignen.« (Nino Klinger)
SA 6.2., 19:00 | DO 11.2., 21:00
FRANKENWEENIE
Tim Burton, US 2012
BUCH John August, nach einem Kurzfilm von Tim
Burton | KAMERA Peter Sorg | MIT den Stimmen
von Catherine O‘Hara, Martin Short, Martin Landau,
Charlie Tahan, Atticus Shaffer
87 min | s/w, OF, DCP
3D
Victor und sein Hund Sparky sind die besten Freunde und einfach unzertrennlich – bis
Sparky von einem Auto überfahren wird. Angeregt durch seinen skurrilen Naturwissenschaftslehrer experimentiert Viktor in Frankenstein-Manier daran, seinen Hund
wieder lebendig zu machen. Als es ihm gelingt, probieren seine Mitschüler ähnliches
mit anderen Tieren. »FRANKENWEENIE ist Tim Burtons bester Film seit fast zwei
Jahrzehnten. Nichts ist zufällig an diesem hochkonzentrierten Werk, das nicht nur die
Ästhetik klassischer Horrorfilme reanimiert, sondern vor allem deren heimliche Liebe
zu den Freaks und Monstern aufleben lässt.« (Daniel Kotheschulte)
16 | 3D-Filmschau
3D
FR 5.2., 19:30
AVATAR
James Cameron, US 2009
BUCH James Cameron | KAMERA Mauro Fiore | MIT Sam Worthington, Zoë Saldana, Sigourney Weaver,
Stephen Lang, Joel Moore
161 min | Farbe, dF, DCP
James Camerons ökologisches Science-Fiction-Märchen kreiert eine völlig synthetisch geschaffene Welt, in der schimmernde Quallen durch die Luft segeln und
korallenfarbene Blütenkelche und phosphoreszierende Pflanzen direkt der Unter­
wasserwelt entnommen zu sein scheinen.
Die 3D-Kamera fährt durch dieses Universum und macht die Faszination der Haupt­
figur für diese Welt erfahrbar, in die er nur als Avatar eintauchen kann, indem sein
Bewusstsein in einen anderen Körper trans­feriert wird. Auch wenn die Handlung des
überlangen Films manche verbrämte mythisch-religiöse Untertöne aufweist, ist die
Perfektion seiner digitalen 3D-Technik sehr beeindruckend.
»Jeder seiner Filme ist ein Pionierprojekt. In AVATAR gelingt dem TITANIC-Regisseur
James Cameron wieder der uralte, magische Effekt des Kinos.« (Peter Körte)
3D-Filmschau | 17
SO 7.2., 17:00 | SA 13.2., 16:30
CORALINE
Henry Sellick, US 2009
BUCH Henry Sellick, nach der gleichnamigen
Novelle von Neil Gaiman | KAMERA Pete Kozachic
MUSIK Bruno Coulais
101 min | Farbe, dF, DCP
3D
»CORALINE ist ein verführerisches Familienhorrormärchen, fast so abgründig und
angsteinflößend wie die Filme von David Lynch. Der Horror von CORALINE thematisiert das Sehen selbst. Das ist nicht die schlechteste Idee für einen 3D-Film. Dass die
Augen der Sitz der Seele seien, postuliert CORALINE, und warnt vor Augenräubern,
die mit schönen Illusionen locken. Für ein visuell so verführerisches Werk wie dieses
ist das eine reichlich hintersinnige Botschaft. Dreidimensionaler als die Wirklichkeit
sehen viele 3D-Bilder aus, weshalb das Verfahren vor allem in Traum- und Albtraumsequenzen seine ästhetischen Möglichkeiten entfaltet.« (Martina Knoben)
SO 7.2., 21.00 | MO 15.2., 18:00
PINA
Wim Wenders, D / F / GB 2011
BUCH Wim Wenders | KAMERA Hélène Louvart,
Jörg Widmer | MUSIK Thom Hanreich | MIT Azusa
Seyama, Andrey Berezin, Ales Cucek, Anna Wehsarg,
Dominique Mercy, Clémentine Deluy, Ruth Amarante,
Nayoung Kim
103 min | Farbe, OF, DCP
3D
Mit sparsam eingesetzten Bildern und Tondokumenten aus dem Leben von Pina Bausch
und mit für die 3D-Kamera getanzten, persönlichen Erinnerungen der einzelnen Mitglieder ihre Ensembles entstand ein bildgewaltiger und sinnlicher Film, ein Werk der Bewunderung. »Für den Tanz gibt es keine bessere mögliche Rezeption als 3D, und umgekehrt,
auch 3D blüht durch den Tanz auf und zeigt, was es kann. Man bewegt die Kamera nicht
im Raum, der Raum selbst wird bewegt. Durch unser dreidimensionales Sehen denkt
man ja, die Kamera bewegt sich in den Raum, aber im dreidimensionalen Kino bewegt
man den ganzen Raum mit.« (Wim Wenders)
18 | 3D-Filmschau
SA 13.2., 18:30
THE WALK
Robert Zemeckis, US 2015
BUCH Robert Zemeckis, Christopher Browne, nach dem Buch
To Reach the Clouds von Philippe Petit | KAMERA Dariusz
Wolski | MIT Joseph Gordon-Levitt, Ben Kingsley, Charlotte
Le Bon, James Badge Dale, Ben Schwartz
123 min | Farbe, OF, DCP
3D
Robert Zemeckis nutzt alle Möglichkeiten des digitalen 3D-Kinos, um den Zuschauer
Philippe Petits legendären Drahtseilakt von 1974 zwischen Zwillingstürme des World
Trade Center mitempfinden zu lassen. »Und so steht dieser schmächtige Mann auf seinem schmalen Seil 400 Meter über dem Abgrund, und es jagt uns Schauer von Höhenangst durchs Rückenmark, und wir können uns davon nicht befreien, obwohl wir wissen, dass alles Trick ist. Es ist der atemberaubendste Schwebezustand, dessen wir je im
Kino zuteil wurden, und ein paar Momente, wenn das Seil auf halber Strecke in einer
Wolke verschwindet, glaubt man sich in einem Magritte-Gemälde.« (Hans-Georg Rodek)
SO 14.2., 21:00 | DI 16.2., 18:00
THE GREAT GATSBY
Baz Luhrmann, US 2013
BUCH Baz Luhrmann, Craig Pearce, nach dem
gleichnamigen Roman von F. Scott Fitzgerald
KAMERA Simon Duggan | MIT Leonardo DiCaprio,
Tobey Maguire, Carey Mulligan, Joel Edgerton,
Adelaide Clemens
142 min | Farbe, OmU, DCP
3D
Luhrmann beschwört in einer rauschhaften Farb- und Klangorgie das New York der
Roaring Twenties, in der sich das Liebesdrama des Emporkömmlings Jay Gatsby abspielt.
»Für mich ist Fitzgeralds Roman ziemlich voyeuristisch. Beim Lesen fühlt man sich wie
die Fliege an der Wand: Man gehört eigentlich nicht in diese Räume, in denen Menschen sich so intim und offen miteinander austauschen. Das ist für mich die Wirkung
von Fitzgeralds Prosa. Sie ist lebensnah, sie ist fühlbar. Und 3D kann die Intensität und
Dramatik dieser Szenen noch erweitern. Man rückt den Leuten auf den Leib. Und das
ist es genau, was Baz Luhrmann mit 3D will.« (Leonardo DiCaprio)
3D-Filmschau | 19
LA MALETA MEXICANA
FILM & POLITIK
CINE MEMORIA AUSTRIA
ANICO HERBST
»Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt,
sie zu wiederholen.« (George Santayana)
Diese Einsicht ist in der Mitte unserer Gesellschaft angekommen, jedoch in erster Linie
bezogen auf die Geschichte Österreichs bzw. Europas. In Zeiten der Globalisierung ist
es aber auch nötig, über die Grenzen unseres Kontinents hinweg zu blicken. Geschichte
wird überall von den jeweils Herrschenden als identitätsstiftendes Mittel instrumentalisiert – und jeweils umgeschrieben, wenn sich die Deutungsmacht über die eigene Vergangenheit ändert. Gerade in Regionen, die über lange Zeiträume von Diktaturen beherrscht wurden, ist die einseitige Prägung des kollektiven Gedächtnisses evident. Den
spärlichen Zeugnissen über die dunkle und gern dem Vergessen preisgegebenen Seite
der Geschichte eine Bühne zu geben, dazu soll die hier vorgestellte Filmreihe dienen.
»Erinnerung ist eine Form der Begegnung.« (Khalil Gibran)
Cine Memoria Austria, ein Projekt von Papaya Media Association und KINOKI in Kooperation mit dem Filmarchiv Austria, soll gesellschaftlich relevante lateinamerikanische
Filme regelmäßig dem Wiener Publikum vorstellen. Zensierte, unterdrückte und in
Europa bisher unbekannte Produktionen aus Guatemala, Mexiko, Chile oder Kolumbien
sollen einen erweiterten Blick auf eine Region ermöglichen, in der Raum für Kreativität
und das Recht auf freie Meinungsäußerung nicht immer selbstverständlich waren und
sind. “ Das Kinokulturhaus wird zu einer lebendigen Plattform für RegisseurInnen,
SchriftstellerInnen, KünstlerInnen, Menschenrechts­aktivistInnen, VertreterInnen sozialer Bewegungen, ehemalige Guerilla-Angehörige, Jugendliche, ExpertInnen und im
österreichischen Exil lebende LateinamerikanerInnen. Der kulturelle Austausch auf
verschiedenen Ebenen soll lateinamerikanische Geschichte und Politik und ihre viel­
fältigen Bezüge zu Europa in das Gesichtsfeld von uns WienerInnen rücken. Denn:
»Gemeinsame Erinnerungen sind manchmal die besten Friedensstifter.« (Marcel Proust)
CINE MEMORIA AUSTRIA wird von Enrique Bedoya und Peter Grabher kuratiert.
Cine Memoria Austria | 21
MO 18.1., 18:00
LA MALETA MEXICANA
DER MEXIKANISCHE KOFFER
Trisha Ziff, MEX/E/US 2011
BUCH Trisha Ziff | KAMERA Claudio Rocha | MIT Ernest Alós, Juan Diego Botto
86 min | Farbe, spanisches OmeU, H.264
70 Jahre lang lagen die 126 Filmrollen in drei kleinen Schachteln. Die über 4.500
Negative von Robert Capa, Gerda Taro und David Seymour, auch Chim genannt, aus
den Jahren 1936 bis 1939 galten lange Zeit als verschollen, jahrzehntelang wurde
danach gesucht. Ende 2007 kamen sie schließlich auf verschlungenen Wegen ins
International Center of Photography nach New York.
Der Dokumentarfilm blickt nicht nur auf die fantastische Geschichte dieses Funds
und die Aufnahmen, die die drei Pioniere der modernen Kriegsberichterstattung
im spanischen Bürgerkrieg machten. Er zeigt auch die damalige Rolle Mexikos auf
und konfrontiert die Spanier mit ihrer Vergangenheit. (ah)
22 | Cine Memoria Austria
MO 18.1., 20:00
REPORTERO
REPORTER
Bernardo Ruiz, MEX/US 2012
BUCH Mario Rosales | KAMERA Claudio Rocha | MIT Sergio Haro, Adela Navarro, Rene Blanco,
Jesus Blancornelas, Richard Marosi
71 min | Farbe, spanisches OmeU, H.264
REPORTERO begleitet einen Journalisten der Wochenzeitung Zeta in Tijuana, eine
der gefährlichsten Regionen Mexikos. Seit 2006 sind landesweit mehr als 50 Journalisten getötet worden. Der Drogenkrieg wird immer heftiger geführt, die Risiken für
Journalisten werden immer größer. Wird die freie Presse endgültig zum Schweigen
gebracht?
Eindrucksvoll schildert der Film den Alltag der ReporterInnen, die sich der Wahrheit
verpflichtet fühlen und dafür nicht selten einen hohen Preis bezahlen. (ah)
Mit einer Einführung von AktivistInnen des Kollektivs »Aktionen für Mexiko –
Austria«
Cine Memoria Austria | 23
FILM NOIR RELOADED
EXIL UND PSYCHOANALYSE
CHRISTINA WIEDER
G
anz selbstverständlich bezieht sich der Film noir der vierziger und fünfziger Jahre
immer wieder auf sich selbst, inspirieren sich die Filmschaffenden ständig gegenseitig, so dass man oft nicht mehr weiß, ob es sich um eine filmische Selbstreferenz
handelt oder eine subtile Anspielung auf einen Vorgänger, ob die »Zweite Reihe« von
der »Ersten Reihe« abgekupfert hat oder umgekehrt, ob nun Gerd Oswald in SCREAMING MIMI erstmals die bedrohte Frau in der Dusche schreien lässt, wo doch gerade
dieses Bild scheinbar eindeutig Hitchcocks PSYCHO entstammt, ob denn nicht eher
Anita Ekberg als Yolanda / Virginia an Stelle von Gypsy (Gypsy Rose Lee) Put the
blame on Mame singen sollte, oder dadurch doch die Anlehnung an Rita Hayworths
Performance in GILDA zu aufdringlich wäre.
Wie schon der narrative Aufbau der Geschichten im Film noir oft undurchsichtig
und doppeldeutig ist, die Handlungen so unerwartet und die Blicke der ambivalenten
Charaktere so eindeutig zweideutig sind, nehmen auch die Entwicklungen der Filme
selbst wie auch die wechselseitigen Einflüsse der Regisseure vielmals rätselhafte und
mysteriöse Wege.
Deutlich wird jedoch, dass es nicht immer die großen Namen sind, die zeitlose Bilder
schaffen. Sei es hinter der Kamera oder in kleinen Nebenrollen, durch weniger bekannte Low-Budget-Produktionen oder als oft ungenannte Beteiligte an Produktionen bekannter Filmschaffender – es ist vor allem die »Zweite Reihe«, die den visuellen Stil des
Film noir maßgeblich mitgestaltete. Die Werke dieser Regie- und Kameraleute, DrehbuchautorInnen, ProduzentInnen, MusikerInnen oder SchauspielerInnen werden nicht
bloß in den eigenen, teils vergessenen Filmarbeiten sichtbar, sondern sind ebenso,
wenn auch im Nichtwissen des Publikums, in den stets zitierten und zeitlosen Meisterwerken der Filmgeschichte als Inspirationsquellen präsent.
Eine Kooperation des Instituts für Zeitgeschichte (Schwerpunkt Visuelle Zeitund Kulturgeschichte), des Instituts für Judaistik der Universität und des
Filmarchiv Austria.
24 | Film Noir Reloaded
MO 25.1., 19:00 | DO 28.1., 20:15
SCREAMING MIMI
Gerd Oswald, US 1958
BUCH Robert Blees, nach dem gleichnamigen Roman von Fredric Brown | KAMERA Burnett Guffey
MIT Anita Ekberg, Philip Carey, Gypsy Rose Lee, Harry Townes
79 min | s/w, OF, 35mm
Das Filmschaffen des in Berlin geborenen Gerd Oswald wurde sowohl von seinem Vater
Richard Oswald, gebürtiger Wiener und vertriebener Filmregisseur, als auch von bereits
in Hollywood tätigen deutschen und österreichischen Filmschaffenden und späteren Kollegen wie Billy Wilder oder William Dieterle beeinflusst. Doch war es nicht nur die sogenannten »Erste Reihe«, die auf das Filmschaffen der »Zweiten Reihe« wirkte, auch umgekehrt fanden die großen Namen Inspiration in eben diesen Low-Budget-Produktionen.
Hitchcock etwa schien die Darstellung der wohl eher aus Fellini-Filmen bekannten, kreischenden Anita Ekberg in der Dusche zu gefallen, und auch der obsessive Psychiater, der
die schöne Nachtclubtänzerin nicht aus dem Traum der Hypnose erwachen lässt, findet
sich nicht nur einmal in der Geschichte des Noir. Das Spiel mit dem Bewusstsein und die
Macht der Manipulation zeichnen SCREAMING MIMI aus und beweisen ein weiteres Mal,
dass die VertreterInnen der »Zweiten Reihe« wie Gerd Oswald in den folgenden Jahrzehnten oft sichtbarer sind als man glaubt. (cw)
MO 25.1.: Mit einer Einführung von Frank Stern und psychoanalytischem
Kommentar von Jeanne Wolff Bernstein.
Film Noir Reloaded | 25
FILM NOIR RELOADED
NOIR WESTERN
KLAUS DAVIDOWICZ
F
ilm noir und Western? Auf den ersten Blick erscheint die typische Bildsprache des
Western wie eine Anti-These zum Film noir – gleißende Sonnenbilder und weite,
offene Räume anstelle dunkler, labyrinthischer Städte, ungebrochenes Heldentum
gegenüber moralischer Ambiguität. Aber die »Häuser des Noir« – RKO und Warner
Brothers – mit ihren Ausnahme-Talenten wie Barbara Stanwyck und Robert Mitchum
und Regisseuren wie Samuel Fuller und Raoul Walsh verwandelten auch das Genre der
Quintessenz amerikanischer Werte in einen neurotischen dunklen Dschungel ohne
Asphalt. Der Einzelgänger im Western, der man without a star, der loner ohne Heimat
und Bindungen, der wie ein ruheloser Ahab über das Meer der Prärie reitet, hat seinen
geistigen Bruder im hard-boiled detective der Großstädte. Auch er löst einsam die
Probleme anderer Menschen. Eine von Gier, Angst und Enttäuschung geprägte Grundstimmung, die sich in Gewalt entlädt, zeigt sich ebenso in Western-Noirs wie PURSUED,
fern von jeder Romantik und voller seelischer Qualen und Albträume. Niven Busch
schrieb sowohl das Drehbuch zu PURSUED, als auch die Noir-Western-Romane Duel in
the Sun – eine pralle Mischung aus Freud und griechischer Tragödie, die sich auch in
Samuel Fullers 40 GUNS erkennen lässt. Die klassischen Western-Helden werden noirisch mutiert – aus stoischer Zurückhaltung wird neurotische Passivität. Der von Gewalt
bestimmte Großstadt-Noir-Held wird zum gebrochenen Anti-Helden des Western. Der
Westen verliert seine sich stets erneuernde Möglichkeit des neuen Anfangs und wird
zur steinernen Ruine der Vergangenheit. Die sonst üblichen bunten Western-Städte
werden in Western-Noirs zu öde verfallenen Orten weltmüden Pessimismus in ewiger
Dunkelheit, dominiert von Gier und Selbstsucht. An Stelle der tapferen, frommen
Pioniere, die Bäume fällen und Kirchen bauen, treten in Western-Noirs ver­bitterte
Einzelgänger, verfeindete Familien und korrupte Gemeinden.
Frank Stern ist Film- und Kulturhistoriker und seit 2004
Leiter des Schwerpunkts Visuelle Zeit- und Kulturgeschichte am Institut für Zeitgeschichte der Universität Wien.
Klaus Davidowicz ist Kulturwissenschaftler am Institut
für Judaistik an der Universität Wien mit dem Schwerpunkt
jüdische Kulturgeschichte sowie jüdischer Film.
Stern
Davidowicz
FR 29.1., 19:00 | MI 10.2., 20:00
FORTY GUNS VIERZIG GEWEHRE
Samuel Fuller, US 1957
BUCH Samuel Fuller | KAMERA Joseph F. Biroc | MIT Barbara Stanwyck, Barry Sullivan, Dean Jagger,
John Ericson, Gene Barry
80 min | s/w, OF, 35mm
Fullers Ästhetik, welche noirische Elemente wie schattendurchzogene Landschaften
oder bedrohliche und Klaustrophobie verursachende Tiefen mit der trockenen Härte des
Westerns kombiniert, sowie gleichzeitig in einer allumfassenden Perspektive die Gesamtheit der ländlichen Weiten erschließt, macht FORTY GUNS zu einem exemplarischen
Werk des NOIR WESTERN. Sowohl Barbara Stanwycks Auftritt als gnadenlose Großgrundbesitzerin, begleitet von ihren 40 reitenden Gefolgen, als auch die durch sie inszenierte Verbindung von exzessiver Gewalt und Sexualität zeichnen Fullers Filmarbeit aus.
Zwar wurde der ursprüngliche Titel »Woman with a Whip« aufgrund der sexuellen Konnotation geändert, blieb jedoch in Form der Filmmusik erhalten. Doch abgesehen davon
konnte ebenso wenig diese Umbenennung etwas an der Tatsache ändern, dass auch im
Western ein subversiver sexueller Gehalt präsent blieb, den man v.a. durch die Anlehnung an die Tradition des Noir so meisterhaft vieldeutig zu visualisieren wusste. (cw)
FR 29.1.: Mit einer Einführung von Frank Stern und Klaus Davidowicz, anschließend
Diskussion.
Film Noir Reloaded | 27
SA 30.1., 18:30 | DO 11.2., 20:00
PURSUED BLUTRACHE
Raoul Walsh, US 1947
BUCH Niven Busch | KAMERA James Wong Howe | MIT Teresa Wright, Robert Mitchum, Judith Anderson, Dean Jagger
101 min | s/w, OF, 35mm
Raoul Walshs PURSUED mit Robert Mitchum und Teresa Wright in den Hauptrollen
beweist, dass die psychischen Auswirkungen traumatisierender Erlebnisse nicht bloß in
der städtischen Umgebung des klassischen Noirs erdrückend und ausweglos werden
können, sondern v. a. die ländliche Szenerie New Mexicos ein Gefühl der Verlorenheit
hervorrufen kann, und in der grenzenlosen Überdimensionierung des Landes reich­lich Raum für Manipulation und Intrigen lässt. In Flashbacks erzählt Walsh die Verstrickungen zwischen den ProtagonistInnen und verknüpft die melodramatische Narration
mit einer noirischen Ästhetik, die sich ergänzend im Genre des Westerns treffen. Diese
epische Darstellung der Landschaft prallt mit wiederkehrenden Eindrücken aus der
eigenen Vergangenheit zusammen, die schließlich zu einer unausweichlichen Konfrontation führen und zum unaufhaltsamen Motor der Gewalt werden. (cw)
SA 30.1.: Mit einer Einführung von Frank Stern und Klaus Davidowicz, anschließend
Diskussion
28 | Film Noir Reloaded
SO 31.1., 18:00 | FR 12.2., 20:00
DUEL IN THE SUN DUELL IN DER SONNE
King Vidor, Otto Brower, William Dieterle, William Cameron Menzies, Sidney Franklin,
David O. Selznick, Josef von Sternberg, US 1946
BUCH David O. Selznick, Ben Hecht, nach einer Novelle von Niven Busch | KAMERA Lee Garmes, Ray Rennahan,
Hal Rosson | MIT Jennifer Jones, Joseph Cotton, Gregory Peck, Lionel Barrymore, Lillian Gish
144 min | Farbe, OF, 35mm
Western Goes Noir in technicoloren Landschaften. Nach GONE WITH THE WIND schafft
David O. Selznick mit DUEL IN THE SUN das definitive Western-Epos in der melodramatischen Film-noir-Tradition. Der Film beginnt als poetische Saga und endet in furioser
Verzweiflung, die in ihrer Ausweglosigkeit an eine griechische Tragödie erinnert – kurz:
Film noir at its best, der von traditioneller Männlichkeit genauso wenig übrig lässt wie
von verkitschter Weiblichkeit. Das Selznick-Studio holte so viele Filmschaffende der
»Ersten Reihe« Hollywoods auf den Band Wagon, dass nur ein Bruchteil in den Credits
erwähnt wurde. Noch für die kleinste Regie-Nebensache wurden erfahrene Regiestars
herangezogen. Jennifer Jones wird eher unbewusst zur leidenschaftlichen Ikone des
Antirassismus, Dreiecksgeschichten doppeln sich, und die Kirchen verdammen DUEL
IN THE SUN nach der Premiere. Ein Film für die große Leinwand. Die Legende lebt. (fs)
SO 31.1.: Mit einer Einführung von Frank Stern und Klaus Davidowicz, anschließend
Diskussion
Film Noir Reloaded | 29
MAMA UND PAPA
OTTO MÜHL:
KOMMUNENKINDER
PAUL POET
D
es Menschen Hörigkeit kennt keine Grenzen? Otto Mühl (1925 – 2013) war vieles.
Neben Brus, Nitsch und Schwarzkogler galt er als die Ikone des Wiener Aktio­nis­
mus, des provokanten Happenings und des exzessiven kreativen Akts. Mit der
»Uni­ferkelei« schrieb er 1968 erstmals Geschichte. Mit der aktionsanalytischen, von
Wilhelm Reich inspirierten Kommune AAO in der Praterstraße, die 1974 in den burgenländischen Friedrichshof überging und diese später ablöste, war er Pionier von experimentellen Gesellschaften, von selbstverwaltetem, therapeutischem Zusammenleben,
von freier Sexualität, von Öko-Dörfern und sozialen Plastiken.
Ein Freidenker. Ein Staatskünstler. Und wie sich später herausstellte: Ein Nötiger. Ein
Machtbesessener. Ein Verurteilter. Jemand, der den Kommunenkindern im hauseigenen Unterricht Mozart, Hitler und Stalin beim Malen vorspielte, um ihnen die Stimmen
der größten »Gesamtkunstwerker« neben sich selbst nahezubringen. Von 1991 bis
1998 verbüßte Otto Mühl unter anderem in der Justizanstalt Stein eine siebenjährige
Haftstrafe nach mehrfacher Anklage wegen psychologischen und sexuellen Terrors
innerhalb dieser Kommune. Der schöne Schein, die Inspiration durch eine gelebte
Utopie war zerbrochen. Nach seiner Entlassung flüchtete Mühl nach Faro, Portugal,
um eine neue Kommune zu gründen, während der Friedrichshof selbst als Kultur­
zentrum erhalten blieb.
Im Rahmen der Schau »Filmaktionismus« präsentierte das Filmarchiv Austria 2011
das direkt in der Kommune entstandene filmische Material. Zwischenzeitlich sind
einige bemerkenswerte Produktionen über die Kinder vom Friedrichshof entstanden.
Sie bilden sozusagen die Geschichte hinter der Geschichte ab und werden in dieser
kleinen Schau erstmals gemeinsam gezeigt. Ein historisches Programm mit Filmen
von Kurt Kren, Terese Schulmeister und Hans Christoph Stenzel reißt den zeitgenössischen Kontext des Wiener Filmaktionismus unter Beteiligung von Otto Mühl an.
Otto Mühl | 31
FR 5.2., 20:15 | SA 6.2., 18:15 | SO 7.2., 20:15 | MO 8.2., 18:15
MY TALK WITH FLORENCE
Paul Poet, A 2015
BUCH, PRODUKTION Paul Poet KAMERA Johannes Holzhausen SCHNITT Andi Winter MUSIK Peter Brunner,
The Laughing Hyenas GRAFIK Sonja Poet MIT Florence Burnier-Bauer, Paul Poet
129 min | Farbe, OmeU, DCP
Die französische Künstlerin Florence Burnier-Bauer spricht mit dem Dokumentaristen Paul Poet über ihre drastischen Missbrauchserfahrungen zwischen Kindheit,
Prostitution und der Friedrichshof-Kommune von Otto Mühl. Ein ebenso herausfordernder wie komplexer Interview-Film zwischen Selbstdarstellung und Selbstanalyse.
Neben seinem erschütternden Inhalt wirft er grundlegende Fragen nach der Rolle
der Inszenierung, dem Verhältnis von Filmemacher und Befragter sowie der Grenze
zwischen Wahrheitssuche und Voyeurismus auf. (Filmdienst)
Zur Eröffnung der Schau präsentiert das Filmarchiv Austria in Kooperation mit der
Plattform One Billion Rising Austria und Polyfilm am 5.2. MY TALK WITH FLORENCE
mit anschließender Diskussion und DJ-Line. Der Abend ist der offizielle Warm-Up zum
seit 2013 jeden Valentinstag weltweit stattfindenden Aktionstag von One Billion Rising.
Weitere Informationen unter: www.onebillionrising.org und www.1bra.at
32 | Otto Mühl
SA 6.2., 20:15 | DI 9.2., 20:15
MEINE KEINE FAMILIE
Paul-Julien Robert, A 2012
BUCH Paul-Julien Robert KAMERA Klemens Hufnagl, Fritz Ofner
93 min | Farbe, DCP
Meine Mutter, meine Väter und ich: Paul-Julien Robert arbeitet als Kind der Kommune
Friedrichshof die eigene Entwurzelung vom klassischen Elternsystem auf. Er kon­
frontiert sich vor laufender Kamera mit seiner Mutter, ihrer Verantwortungslosigkeit,
mit Licht und Schatten des sozialen Experiments, mit dem autoritären Disziplinierungs-Parcours von Otto Mühl, der sich besonders aggressiv gegen die männlichen
Kinder richtet. Ganz im modischen Stil der »Egomentary« (Spurlock, Caouette,
Sieveking) gedreht, wird die Kino-Dokumentation zum Ort des Miterlebens, zum
Tagebuch eines »echten« Schicksals. Momentaufnahmen, Begegnungen, Found
Footage von Mühl verschmelzen zu einer um Versöhnlichkeit bemühten Auflehnung
gegen die Überväter.
Otto Mühl | 33
SO 7.2., 18:15
DIE VATERLOSEN
Marie Kreutzer, A 2011
BUCH Marie Kreutzer KAMERA Leena Koppe MIT Andreas Kiendl, Andrea Wenzl, Emily Cox, Philipp Hochmair,
Marion Mitterhammer, Johannes Krisch
104 min | Farbe, 35mm
Der Kirschgarten ist ein Kommunen-Bauernhof im steirischen Hinterland, Onkel Wanja
ein alter Hippie-Patriarch und Macho am Sterbebett. Die Kinder der Kommunarden
kuscheln sich in die Trümmer ihrer erzwungenen Freiheit, besuchen den Guru-Papa zur
letzten Audienz. Marie Kreutzers von Sonne, Sinnsuche und Tschechow durchflutetes
Kino-Debut ist eine zarte Dramödie der Wirrungen. Und besonders stark in den leisen
Tönen. Cox und Kiendl brillieren als Darsteller und retten den Film dort, wo er in den
Rückblenden zur schwerfälligen Karikatur von Otto Mühl wird. Eine wohlig warme, an
Sautet und Rohmer geschulte Bobo-Perspektive, wie man an gesellschaftlichen Gegenmodellen keine Zukunft mehr sehen will.
34 | Otto Mühl
FR 5.2., 18:15 | MO 8.2., 20:15
KURZFILMPROGRAMM OTTO MÜHL
BACK TO FUCKING CAMBRIDGE
Terese Schulmeister, A 1987 | 60 Minuten, DCP
BUCH Otto Mühl KAMERA + SCHNITT Werner Hertel MIT Annie + Günter Brus, Christian Ludwig Attersee,
Kurt Kalb, Maria Lassnig, Otto Mühl, Nam June Paik, u.a.
DIE BLUMEN DES BÖSEN
Hans-Christof Stenzel, A 1968
KAMERA Rudolf Klingohr SCHNITT Rosemarie Stenzel-Quast MITARBEITER Günter Brus, Eva Hardegen,
Heidemarie Lübke, Otto Mühl
MAMA UND PAPA + LEDA UND DER SCHWAN
Kurt Kren, A 1964 | je 3 min, 16mm
Dieses Programm versammelt von Kurt Kren gedrehte filmische Manifestationen von
Mühl’schen Materialaktionen, Hans-Christof-Stenzels an Baudelaire orientierte medita­
tive Filmarbeit mit off-Texten von Gerhard Rühm über Drogen­seancen sowie BACK TO
FUCKING CAMBRIDGE, den vielleicht bekanntesten Spielfilm der Kommune Friedrichshof.
Otto Mühl | 35
Edwin Zbonek
RETROSPEKTIVE
EDWIN ZBONEK
PETER SPIEGEL
A
ls hierzulande beträchtlicher Nachholbedarf an filmkultureller und -historischer
Information und an filmästhetischen Kriterien herrschte, wurde der Linzer Edwin
Zbonek, der Theaterregie am Wiener Max-Reinhardt-Seminar studiert hatte, zum einflussreichsten Filmkritiker der 1950er-Jahre – im Rundfunk und in der Tageszeitung
Neues Österreich.
Als die einheimische Filmindustrie ihren nicht nur künstlerischen, sondern auch kommerziellen »Kinotod« wieder einmal in den Medien als final betrauerte, debütierte der
Regisseur (Theater in der Josefstadt, ab 1960) und Filmkritiker Edwin Zbonek mit seinem Kinoerstling AM GALGEN HÄNGT DIE LIEBE. Die finanziellen Mittel für diese eindrucksvolle Transposition des griechischen Philemon-und-Baucis-Stoffes von der Antike
in das Jahr 1944, trieb Zbonek in der Bundesrepublik auf. Das fast durchwegs österreichische Ensemble (Darsteller und Technik), Drehorte (Rust, St. Margarethen) und die Rezeption (z.B. preisgekrönt in Valladolid 1961) verhalfen KEINE GNADE FÜR DIE LIEBE,
wie der Film in Österreich hieß, zum Nimbus eines (neuen) österreichischen Spitzenfilms.
Als Zbonek mit seiner Satire auf die bundesdeutsche Filmindustrie an inszenatorischen
Kompromissen (gegenüber dem Produzenten) scheiterte, nahm er in der Folge (vom
selben Produzenten, Atze Brauner) kommerzielle Auftragsproduktionen an, die er mit
handwerklichem Geschick realisierte. Die damit gewonnene Chance, einen neuerlichen
Zeitfilm zu drehen: MENSCH UND BESTIE. Doch durch Schnitt- und Kürzungsauflagen
wurde Zboneks Versuch, mittels seines Flucht-Actionfilms die Unmenschlichkeit des
Krieges und seine melodramatische Ironie in starker Symbolsprache zu decouvrieren,
vollkommen verstümmelt.
Zbonek sah keine Möglichkeit mehr, weitere persönliche Kinofilmprojekte zu verwirklichen. Neben Bühneninszenierungen in der BRD und in Österreich, wo er 1974 bis 1988
künstlerischer Leiter des Theaters der Jugend war, drehte Zbonek fürs Fernsehen die
überaus populäre TV-Serie Der alte Richter (1970) mit Paul Hörbiger sowie zahlreiche
TV-Filme. Erst 1982 konnte er, von 1972 bis 1987 Leiter der Viennale, seinen stärksten
und persönlichsten Kinospielfilm realisieren: GEHVERSUCHE. Edwin Zbonek starb am
29. Mai 2006 in St. Pölten.
Edwin Zbonek | 37
MI 17.2., 18:00 | SA 20.2., 16:30
AM GALGEN HÄNGT DIE LIEBE
KEINE GNADE FÜR DIE LIEBE
Edwin Zbonek, BRD 1960
BUCH Erna Fentsch, nach Philemon und Baukis: ein Schauspiel von Leopold Ahlsen | KAMERA Wolfgang
Partsch | MIT Carl Wery, Annie Rosar, Bert Fortell, Marisa Mell, Sieghardt Rupp, Michael Lenz, Eduard Köck,
Michael Janisch, Guido Wieland. 93 min | s/w, OF, 35mm
Unerbittlich ist der Kampf griechischer Partisanen gegen die deutschen Okkupanten.
Und ebenso entschlossen halten Nikolaos und Marulja das Gastrecht heilig: gegenüber
dem jungen Alexandros, der sich mit seiner schwangeren Verlobten über die nahe
Grenze absetzen will, und gegenüber einem schwer verwundeten deutschen Leutnant... Edwin Zbonek übertrug den antiken Philemon-und-Baucis-Stoff vom alten Ehepaar, das sich und seinen humanistischen Prinzipien bis in den Tod treu bleibt, in das
Jahr 1944. Der Kinofilmerstling des Cineasten Edwin Zbonek ragt aus der öden einheimischen Filmlandschaft des Jahres 1960 heraus: durch die vorzügliche Schauspielerführung der Protagonisten Rosar & Wery und dank stimmungsvoller Einbeziehung der
kargen (burgenländischen) Karstlandschaft. (ps)
Reprint des originalen Filmplakats aus der Sammlung des Filmarchiv Austria
für Mitglieder gratis!
38 | Edwin Zbonek
MI 17.2., 20:00 | MI 24.2., 18:00
DER HENKER VON LONDON
Edwin Zbonek, BRD 1963
BUCH Robert A. Stemmle, nach dem Roman White Carpet von
Bryan Edgar Wallace | KAMERA Richard Angst | MUSIK Raimund
Rosenberger | MIT Hansjörg Felmy, Maria Perschy, Dieter Borsche,
Wolfgang Preiss, Rudolf Fernau, Alexander Engel, Stanislav
Ledinek, Rudolf Forster, Chris Howland
94 min | s/w, OF, 35mm
Zwei Mordserien halten London in Atem: Eine anonyme Self-justice Jury verurteilt
Verbrecher, derer die Polizei nicht habhaft werden konnte, zum Tode (durch Erhängen); ein Wahnsinniger (Arzt) trennt Frauen die Köpfe ab, um damit seinen wissenschaftlichen Experimenten zu frönen. Produzent Atze Brauner (CCC Berlin) auf den
Spuren der damaligen Blockbuster-Edgar-Wallace-Welle, unter Verwendung eines
Romans von Wallace-Sohn Bryan. Sein »willfähriger Gehilfe«: Edwin Zbonek, mit
handwerklichem Geschick und den Jungstars Hansjörg Felmy und Maria Perschy,
mit den Oldies Dieter Borsche, Rudolf Fernau, Rudolf Forster im Schlepptau. (ps)
FR. 19.2., 19:00 | MO 22.2., 20:00
MENSCH UND BESTIE
DIE FLUCHT
Edwin Zbonek, BRD/YU 1963
BUCH Sigmund Bendkower, Sveta Lukić, nach einer Story
von Robert Azderball | KAMERA Nenad Joicić | MUSIK Dusan
Radić | MIT Götz George, Günther Ungeheuer, Katinka
Hoffmann, Helmut Oeser, Herbert Kersten, Kurt Sobotka
80 min | s/w, OF, 35mm
Zwei ungleiche (Halb-) Brüder: der eine KZ-Häftling in einem Lager nahe der Ostfront,
der andere SS-Mann, der Wachmannschaft angehörend. Zboneks zweiter, wieder
anno 1944 spielender Zeit-Film sollte als tragische Action-Parabel die unmenschliche
Absurdität von (Kriegs-) Schicksalen versinnbildlichen. Doch durch Schnitt- und Kürzungsauflagen des Produzenten Artur Brauner wurde Zboneks Versuch, der melo­
dramatischen Ironie des Krieges gerecht zu werden, vereitelt. Erhalten geblieben ist
dieser von seinen beiden Hauptdarstellern (Götz George und Günther Ungeheuer)
eindrucksvoll gespielte Film in einer Kurzversion. (ps)
Edwin Zbonek | 39
FR 19.2., 21:00 | DI 23.2., 18:00
3. NOVEMBER 1918
Edwin Zbonek, A 1965
BUCH Franz Theodor Csokor, nach seinem gleich­
namigen Bühnenwerk (1961) | KAMERA Rudolf Sandtner
BAUTEN Werner Schlichting | MUSIK Carl de Groof
MIT Erik Frey, Erich Auer, Walter Kohut, Peter Weihs,
Hugo Gottschlich, Wolfgang Gasser, Peter Matic,
Fritz Muliar, Kurt Sowinetz, Hanns Obonya
97 min | Farbe, OF, 16 mm
In den Kärntner Karawanken – ein Behelfslazarett mit Offizieren der k.u.k.-Armee ist
von der Außenwelt völlig abgeschnitten. Da dringt am 3. November 1918 der Maschinenmaat Kaciuk (dargestellt von Kurt Sowinetz) zu ihnen vor und berichtet vom Ende
des Weltkriegs ... Wie reagieren die Exponenten dieses europäischen Mikrokosmos
auf den Untergang der Donau-Monarchie und deren unaufhaltsame Zerstückelung in
Nationalstaaten? Realistisch inszenierte Polit-Parabel: im Kino wenig gezeigt, durch
viele TV-Ausstrahlungen zwischenzeitlich zum Kultfilm lanciert. (ps)
SA 20.2., 18:15 | SO 28.2., 17:00
DEUTSCHLAND –
DEINE STERNCHEN
Edwin Zbonek, BRD 1962
BUCH Hellmut Andics, Edwin Zbonek | KAMERA
Wolfgang Partsch | MIT Eva Kerbler, Marlene
Rahn, Paul Dahlke, Hans Holt, Heinrich Schweiger,
Alwy Becker, Dieter Klein
88 min | s/w, OF, 35 mm
Als polemische Satire auf die »Lieschen-Müller«-Ideologie und Manipulationsmechanismen innerhalb der bundesdeutschen Filmindustrie angedacht, geriet Zboneks
ambitioniertes Projekt zum »Opfer«: Es bediente eben jene Klischees, die Regisseur
Edwin Zbonek zu decouvrieren versprach. Oder bestand seine »cineastische Provo­
kation« gerade in dieser doppelten Bejahung? Heute sehenswert ist DEUTSCHLAND
– DEINE STERNCHEN jedenfalls wegen der kurzen Wiederbegegnung mit darstelle­
rischen »Fixsternen« wie Sieghardt Rupp, Leopold Rudolf, Albert Rueprecht, Louis
Soldan, Franz Stoß. (ps)
40 | Edwin Zbonek
SO 21.2., 17:00 | DO 25.2., 19:00
LUMPAZIVAGABUNDUS
Edwin Zbonek, A/BRD 1965
BUCH Hans Weigel, Edwin Zbonek, nach der Zauber­posse mit Gesang von Johann Nestroy (für Zboneks Inszenierung im Theater in
der Josefstadt 1964) | KAMERA Günther Anders | MUSIK Adolf Müller,
Gustav Zelibor (musikal. Einrichtung) | MIT Helmut Qualtinger,
Kurt Sowinetz, Alfred Böhm, Luzi Neudecker, Kurt Sobotka, Karl
Hellmich, Lotte Lang, Kitty Speiser, Peter Matic, Hans Hollmann
93 min | Farbe, OF, 35 mm
»Nicht Film und nicht Theater-Aufzeichnung ... Helmut Qualtinger spielt zwar den Knieriem grandios, aber sein vom Weltuntergang räsonierender Saufaus ist eine bedrückend
echte Trinkerstudie geworden, böse, unappetitlich wirkend in ihrem Realismus ... sicher
ist Nestroy weniger harmlos – aber so eindeutig abstoßende Figuren, wie Qualtinger eine
macht, hat er bestimmt nicht beabsichtigt ...« So schrieb eine Wiener Tageszeitung pars
pro toto über die als provokant empfundene Lumpazivagabundus-Adaption der »ehemaligen Filmregie-Hoffnung«. Auch oder gerade aus heutiger positiver Sicht: eine »verfremdete« Nestroy-Verfilmung des Theater-Enthusiasten und Cineasten Edwin Zbonek. (ps)
SO 21.2., 19:00 | SA 27.2., 17:00
DAS UNGEHEUER VON
LONDON CITY
Edwin Zbonek, BRD 1964
BUCH Robert A. Stemmle, Bryan Edgar Wallace (Überarbeitung)
KAMERA Siegfried Hold | MUSIK Martin Böttcher | MIT Hansjörg
Felmy, Marianne Koch, Dietmar Schönherr, Hans Nielsen, Chariklia
Baxevanos, Peer Schmidt, Kai Fischer, Elsa Wagner
90 min | s/w, OF, 35 mm
Kann der sich anbahnende »Burn-out« von Richard Sand, der allabendlich auf den
Brettern der Edgar-Allan-Poe-Bühne im berüchtigten Londoner Whitechapel-District
den Serienmörder Jack the Ripper mimt, mit einer Serie von Prostituierten-Morden,
die dem authentischen Jack the Ripper zugeschrieben werden, in Zusammenhang
gebracht werden? R. A. Stemmle, neben seiner vielseitigen Regietätigkeit auch Herausgeber des neuen Pitaval, einer Sammlung historischer Rechtsfälle, war für diese
Jack-the-Ripper-Verfilmung der opportune Co-Szenarist. Für persiflierende Einlagen
sorgte Regisseur Edwin Zbonek. (ps)
Edwin Zbonek | 41
SO 21.2., 21:00 | MI 24.2., 20:00
GEHVERSUCHE
Edwin Zbonek, A 1982
BUCH Christian Herbst | KAMERA Heinz Späth | SCHNITT Daniela Padalewski | MIT Peter Höfer, Bernhard Schärfl,
Klaus Rott, Doris Mayer, Georg Trenkwitz, Elisabeth Stiepl u.a.
139 min | Farbe, OF, 35mm
»Mein Film baut – wie ich das liebe – auf einer eher kühl erzählten Geschichte auf,
hinter der ich versuche, Inhalte zu verbergen, die man erst finden muß ...« (Edwin
Zbonek) Erst 1982 konnte Zbonek seinen stärksten und persönlichsten Kinospielfilm
realisieren: GEHVERSUCHE. An Frühwerke seiner filmischen Vorbilder Fellini und
Antonioni erinnernd, vermittelt er einen präzisen Einblick in die Gefühlswelt und entpolitisierte Ratio resignierender Kleinbürger. Ohne Polemik, teils ironisch, teils elegisch, untersucht der Regisseur ein »Leben in der Provinz«, das er stilistisch in
typologisierende Vignetten von großer Überzeugungskraft auflöst. Zwischen den
Generationsfronten im österreichischen Film stehend, schuf Zbonek ein sensibles
Werk, das in sich die alt-österreichische Tradition des Milieufilms mit der deskriptiv-analytischen Technik des Gegenwartsfilms vereint. (Herbert Holba)
42 | Edwin Zbonek
G-CIINEÉMA-AUSSTELLUNG
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Mit 400 Abbildungen, 18 renommierten AutorInnen und 450 Seiten faszinierender
Kulturgeschichte lädt der begleitende Bildband zur Ausstellung KINOMAGIE – Was
geschah wirklich zwischen den Bildern? zu einer kinoarchäologischen Entdeckungs­
reise. Die umfangreiche Publikation zur Erlebnisausstellung im METRO Kinokulturhaus
ist im Verlag Filmarchiv Austria erschienen.
CINEMA SESSIONS
LES VAMPIRES – SERIAL 1915/16
SILVIA BREUSS
A
n die 800 Filme hat Louis Feuillade produziert, Fabriksarbeit, könnte man meinen.
Und doch gelang ihm mit LES VAMPIRES zwar nicht das erste, aber wohl eigen­
willigste Crime-Serial des frühen Kinos. In zehn eigenständigen Episoden wird Paris von
einem kaltblütigen Trupp mit klingenden Namen verbrecherisch auf den Kopf gestellt.
Die Hauptakteure bleiben immer dieselben: auf der Seite der Bösen der Große Vampir,
subversiver Terror-Boss, seine Assistentin Irma Vep, die Strategin im legendären Bodysuit, und schließlich Verbrecherkonkurrent Moréno, der sich zwangsläufig in Irma
Vep verliebt. Bekämpft werden sie vom furchtlosen Philippe Guérande, seines Zeichens
investigativer Journalist und Spezialist im Durchkreuzen von Plänen, der unterstützt
und fallweise gerettet wird von Ex-Vampir und Sidekick Mazamette. Im Unterschied zu
FANTÔMAS, Feuillades ebenfalls zum Klassiker gewordenen Vorgänger aus 1913/14,
agieren LES VAMPIRES schneller, dynamischer und trickreicher. Er »meißelte die Filme«, so Musidora alias Irma Vep, »erfand abends das Szenario für den nächsten Tag.«
Wie spontan Feuillade im Umschreiben war, bekam auch Jean Aymé, der Große Vampir,
höchstpersönlich zu spüren, als er diesen nach einer Auseinandersetzung lakonisch
wissen ließ: »Irma Vep hat Sie soeben umgebracht, Ihre Rolle ist damit zu Ende.«
Feuillades beinahe anarchistische Improvisation sprengte alle narrativen Schemata,
die Surrealisten sahen Parallelen zur Écriture automatique. Auch die Filmwelt war
nachhaltig inspiriert, wie Olivier Assayas’ IRMA VEP beweist. Es sind fantastische Geschichten in einer realistischen Szenerie, in der nichts so ist, wie es scheint. Menschen
wechseln laufend Identitäten, ständig tun sich geheime Räume auf. »Meine Domäne
ist dort, wo nichts unmöglich ist, wo man alles geschehen lässt, was einem durch den
Kopf schießt.« Mit diesem Meister des Dunklen, der Täuschung und der freien Asso­
ziation hätte sich Freud sicher gern unterhalten.
Die Episoden werden in drei Programmen gezeigt, mit Live-Musik von:
J.A.X. (Jakob Schauer), Wiener Klangkünstler, Produzent und DJ, Mitglied des Elektroakustischen
Kammermusik Ensembles (EKAME) und seit 2012 Teil des Drum & Bass Kollektivs Vollkontakt.
In Kooperation mit sound:frame.
Chrono Popp war musikalischer Leiter von Phettbergs Nette Leit Show, schrieb Musik u. a. für
Regisseur Kurt Palm und komponierte zahlreiche Stummfilm-Begleitungen.
Kombiticket LES VAMPIRES: 3 Programme (= 10 Episoden) EUR 18,–,
Filmarchiv-Mitglieder: EUR 15,–
LES VAMPIRES | 45
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CIN
A BAGUE QUI TUE
MO 15.2., 20:00 mit J.A.X. | FR 26.2., 19:30 mit Chrono Popp
KOMBITICKET Alle drei Programme im günstigen Kombiticket!
LES VAMPIRES – PROGRAMM 1
Louis Feuillade, F 1915/1916
BUCH Louis Feuillade | KAMERA Manichoux | MIT Musidora, Édouard Mathé, Marcel Lévesque, Jean Aymé,
Fernand Herrmann
Folge 1-3: 90 min | s/w, frz. ZT (auf Dt. eingesprochen), DCP
LA TÊTE COUPÉE
1915 | 33 min
Philippe Guérande, junger, unerschrockener Reporter von Le Mondial, soll über den
Fund der kopflosen Leiche von Inspektor Durtal in einem Sumpf nahe Saint-Clermontsur-Cher berichten. Ein Werk der Vampire, wie er glaubt, einer hochkriminellen Bande,
deren Aktivitäten er schon länger verfolgt. Er besucht einen alten Freund der Familie,
Dr. Nox, der ihn im Château de la Chesnaye aufnimmt, dort ist auch ein reicher Amerikaner zu Gast. Unverhofft stößt Guérande auf eine Warnung der Vampire, sich nicht in
ihre Angelegenheiten zu mischen – ein Kampf um Leben und Tod beginnt.
46 | LES VAMPIRES
LE CRYPTOGRAMME ROUGE
A BAGUE QUI TUE
1915 | 15 min
Als er erfährt, dass Marfa Koutiloff, berühmte russische Tänzerin und vermeintliche
Verlobte des Mondial-Journalisten Philippe Guérande, die Hauptrolle im Ballett
Les Vampires spielen wird, schenkt ihr der Graf von Noirmonier (der Dr. Nox verblüffend ähnlich sieht) einen vergifteten Ring. Sie stirbt auf offener Bühne. Guérande,
der kriminellen Bande immer noch auf der Spur, wird schließlich von den Vampiren
geschnappt und sieht auch seinen Tod vor Augen.
LE CRYPTOGRAMME ROUGE
1915 | 42 min
Guérande gerät in den Besitz eines Buchs des Großen Vampirs mit einer geheimen
Botschaft. Sich dessen bewusst, dass er bei seinem Versuch den Code zu entschlüsseln beobachtet wird, lässt er in der Zeitung verkünden, dass er seine Nachforschungen
aufgrund einer Krankheit nicht weiterführen kann. Irma Vep, die Banden-Strategin,
schleicht sich darauf hin bei Guérande als Hausmädchen ein. Dessen Mutter wird
verschleppt, nun soll auch der Reporter aus dem Weg geräumt und das wertvolle
Buch wiederbeschafft werden.
LES VAMPIRES | 47
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L’EVASION DU MORT
SA 20.2., 20:00 mit J.A.X. | SA 27.2., 19:30 mit Chrono Popp
LES VAMPIRES – PROGRAMM 2
Louis Feuillade, F 1915/1916
BUCH Louis Feuillade | KAMERA Manichoux | MIT Musidora, Édouard Mathé, Marcel Lévesque, Jean Aymé,
Fernand Herrmann
Folge 4-7: 173 min (mit Pause) | s/w, frz. ZT (auf Dt. eingesprochen), DCP
LE SPECTRE
1916 | 32 min
Ein Geschäftsmann auf der Suche nach einem Apartment mit einem Safe wendet sich
an Treps, einen Immobilienmakler, hinter dem sich niemand anderer als der Große
Vampir verbirgt. Treps verschafft ihm eine elegante Unterkunft mit dem gewünschten
Tresor, zu dem auch er über einen Nebenraum Zugang hat. Der Geschäftsmann
entpuppt sich als Gangsterrivale Moréno. Ein Konkurrenzkampf entfacht, Guérande
gelingt es, Moréno verhaften zu lassen.
48 | LES VAMPIRES
LES YEUX QUI FASCINENT
SATANAS
L’EVASION DU MORT
1916 | 37 min
Moréno entkommt aus dem Gefängnis, indem er seinen Tod vortäuscht, und auch
Guérande gelingt mit Mazamettes Hilfe die Flucht aus den Fängen der Vampire.
Aller Anstrengungen seitens der furchtlosen Verbrecherjäger zum Trotz, landen
diese den nächsten Coup: Der Große Vampir gibt einen Ball, die noble Gesellschaft
wird mit Gas vergiftet und deren Juwelen beraubt. Allerdings macht er die Rechnung
ohne Moréno.
LES YEUX QUI FASCINENT
1916 | 58 min
Der Große Vampir und Irma Vep greifen erneut in die Identitäts-Trickkiste und geben
sich als Graf und Sohn aus. Anvisiertes Opfer ist ein amerikanisches Paar, das Geld
unterschlagen hat – ihr räuberischer Plan wird jedoch von Guérande und Mazamette
durchkreuzt. Moréno, seinerseits ein Meister der Hypnose, gelingt es Irma Vep zu entführen, sie gefügig zu machen und so die Herrschaft über die Vampire zu gewinnen.
80 Jahre nach ihrem Entstehen erweist Olivier Assayas in IRMA VEP (Anagramm von
Vampire) insbesondere dieser Episode seine Referenz (siehe Seite 52).
SATANAS
1916 | 46 min
In der Hierarchie der Vampire offenbart sich ein neuer Player – Satanas, der geheime
Anführer, warnt Moréno vor weiteren unerwünschten Interventionen in die Geschäfte
und gibt eine Demonstration seiner tödlichen Kräfte. Moréno, nun mit Irma Vep als
Geliebte und Komplizin an seiner Seite, kapituliert und plant, gemeinsam mit Satanas
einen amerikanischen Millionär um sein Vermögen zu bringen. Die Sache scheint
sicher, wären da nicht Guérande und Mazamette.
LES VAMPIRES | 49
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LE MAITRE DE LA FOUDRE
DI 23.2., 20:00 mit J.A.X. | SO 28.2., 19:30 mit Chrono Popp
LES VAMPIRES – PROGRAMM 3
Louis Feuillade, F 1915/1916
BUCH Louis Feuillade | KAMERA Manichoux | MIT Musidora, Édouard Mathé, Marcel Lévesque, Jean Aymé,
Fernand Herrmann
Folge 8-10: 168 min (mit Pause) | s/w, frz. ZT (auf Dt. eingesprochen), DCP
LE MAITRE DE LA FOUDRE
1916 | 55 min
Irma Vep wird zu lebenslänglich verurteilt, sie soll in ein Gefängnis nach Algerien.
Satanas, als Missionar verkleidet, zeigt, was er kann und zerstört das Transportschiff,
ob Irma tatsächlich die Flucht gelingt, ist allerdings unklar. Während die Behörden
nichts von der Existenz Satanas’ ahnen, befällt Philippe Guérande nach einem Hinweis
im verschlüsselten Buch der Vampire ein Verdacht. Mazamette forscht nach und bewahrt Guérande vor einer tödlichen Begegnung mit Satanas. Die Hoffnung, dass die
Herrschaft der Vampire gebrochen ist, lebt nur kurz.
50 | LES VAMPIRES
Irma Vep alias Musidora
L’HOMME DES POISONS
1916 | 53 min
Und wieder streift eine neue Figur durch die Ränge der Vampire – Venomous, ein Giftund Bombenspezialist. Sein erster Versuch, den lästigen Philippe Guérande zu beseitigen,
scheitert prompt. Die Vampire nisten sich in eine Wohnung nahe jener von Jane Brémontier ein, Guérandes Verlobter, um die geplanten Feierlichkeiten auszuspionieren. Trotz
aller Vorsichtsmaßnahmen ist Guérande den allgegenwärtigen Vampiren ausgesetzt.
LES NOCES SANGLANTES
1916 | 60 min
Nun verheiratet, wissen Philippe und Jane, dass die Vampire alles daran setzen
werden, ihr Glück zu verhindern. Und tatsächlich stehen sie unter ständiger
Beobachtung. Das Paar hat Augustine als Zimmermädchen engagiert, ihrerseits
trauernde Witwe des letzten Vampiropfers. Auch sie wird deren Opfer und manipuliert, die Vampire verschaffen sich Zutritt zur Wohnung. Mazamette hat Augustine
ins Herz geschlossen und ihr eigenartiges Verhalten bemerkt, kann aber den Überfall
nicht mehr verhindern, der in einem blutigen Massaker endet.
LES VAMPIRES | 51
MO 22.2., 18:00 | DO 25.2., 21:00
IRMA VEP
Olivier Assayas, F 1996
BUCH Olivier Assayas | KAMERA Éric Gautier | MIT Maggie Cheung, Jean-Pierre Léaud, Nathalie Richard,
Antoine Basler
99 min | Farbe, OmU, 35mm
Die ehemalige Nouvelle-Vague-Ikone René Vidal beschließt, ein Remake des FeuilladeKlassikers LES VAMPIRES zu drehen. Seine Traumbesetzung Maggie Cheung, kraftvoll-grazile Hong-Kong-Diva, kommt zu den Dreharbeiten nach Paris, die sich allerdings bald selbst zu einem Drama entwickeln. Das künstlerische, vor allem aber auch
private Leben des Filmemachers gerät zunehmend aus den Fugen, schließlich erleidet er einen Nervenzusammenbruch. Als ein neuer Regisseur das Projekt übernimmt
und die Irma-Vep-Darstellerin, die kein Wort französisch spricht, ersetzen will, droht
das endgültige Aus.
»IRMA VEP ist viele Filme in einem. Der eigentliche Film-im-Film wird abgebrochen,
aber Assayas hat in einer wunderschönen Sequenz realisiert, was seinem Regisseur
Vidal vorschwebt: eine moderne Irma Vep, die nachts alleine durch Hotelgänge
schleicht, Voyeurin und Diebin, Phantom, Traumtänzerin, Superstar: Maggie/Magie.«
(Isabella Reicher)
52 | IRMA VEP
Trickywomen 2016 Trailer Still: Martine Frossard
2.-6. März
International
Animation
Filmfestival
Festivalinfos
trickywomen.at
Hotline: 01-990 46 63
Tickets
filmarchiv.at
Tel: 01-5121803
RT
A
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DO 21.1., 20:15 | FR 22.1., 20:15 | SA 23.1., 20:15 | SO 24.1., 20:15 | MO 25.1., 20:15 | MI 27.1., 20:15
FR 29.1., 20:15 | SA 30.1., 20:15 | SO 31.1., 20:15 | MO 1.2., 20:15 | MI 3.2., 20:15 | DO 4.2., 20:15
THIS CHANGES EVERYTHING
Avi Lewis, CDN / US 2015
BUCH Naomi Klein | KAMERA Mark Ellam
89 min | Farbe, OF, DCP
»Was, wenn die globale Erwärmung nicht nur eine Krise ist? Was, wenn es die beste
Chance ist, die wir je bekommen werden, um eine bessere Welt aufzubauen? Ändere
dich. Oder werde verändert. Das verändert alles.«
Mitte Dezember hat die UN-Klimakonferenz in Paris stattgefunden. Die Ungläubigkeit,
dass es diesmal mehr sein soll als eine rituelle Absichtserklärung, stand selbst den
Nachrichtensprechern ins Gesicht geschrieben. Naomi Klein, wie Michael Moore seit
Jahren als populäre Kapitalismuskritikerin im Dienste der Aufklärung unterwegs, analysiert und dokumentiert den praktischen Weg. THIS CHANGES EVERYTHING handelt
von jenen, die sich an der ökologischen Front befinden und die desaströsen Folgen
ausbaden müssen, die ein kleiner Teil der Welt verursacht – und sich dagegen wehren.
Krise als Chance. Was nach einer abgedroschenen Selbsthilfeformel klingt, könnte zur
globalen Überlebensstrategie werden. (sb)
Film zum Bestseller This Changes Everything: Capitalism vs. The Climate
von Naomi Klein.
54 | THIS CHANGES EVERYTHING
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FR 12.2., 19:00 | SA 13.2., 19:30 | SO 14.2., 19:30 | MO 15.2., 19:00 | DI 16.2., 21:00
MI 17.2., 21:00 | DO 18.2., 20:30
WAS WIR NICHT SEHEN
Anna Katharina Wohlgenannt, A 2014
BUCH Anna Katharina Wohlgenannt | KAMERA Judith Benedikt
78 min | Farbe, OF, DCP
Der schwedische Maler Andreas, die deutsche Ergotherapeutin Clarissa, der Schweizer
Ingenieur Sosthène, die Architektin Jennifer und die Naturwissenschaftlerin Diane
aus den USA sind elektrohypersensitiv. Das bedeutet, sie empfinden elektromagne­
tische Wellen und Felder (EMF) durch Mobiltelefone, WLAN und vieles mehr als
Belastung und entwickeln verschiedenste Symptome.
Am Anfang stand die Vision – vom kabellosen, freien Informationsaustausch, der
die gesamte Menschheit miteinander verbinden sollte. Heute ist diese Idee wahr
geworden: Weltweit sieben Milliarden verkaufter Handys und kabellose Technologie
lassen unsere modernen Metropolen im wahrsten Sinne des Wortes pulsieren. Für
viele ein Traum, doch nicht für alle. Bei Manchen verursacht die Strahlung körper­
liche Schmerzen und sie müssen davor fliehen. WAS WIR NICHT SEHEN ist die
Geschichte von Menschen, für die es auf unserer Welt keinen Platz mehr gibt.
WAS WIR NICHT SEHEN | 55
SECOND LIFE
FUNDSTÜCKE AUS DEM
FILMARCHIV AUSTRIA
P
ro Jahr starten in den österreichischen Kinos mehr als 300 neue Filme. Nur wenige
sind kommerziell erfolgreich bzw. erreichen eine größere Öffentlichkeit. Auch viele
der qualitativ durchaus interessanteren Neustarts fallen daher selbst in Wien bereits
nach zwei, drei Wochen aus dem Spielplan. Gründe dafür gibt es viele, oft fehlt das
Budget für ausreichend Werbung oder die sprichwörtliche Mundpropaganda. Die einzelnen Filmproduktionen werden zudem sowohl in den Medien als auch auf Seiten der
Kinogänger und Cineasten sehr unterschiedlich registriert. Aber auch die Präsenz der
so genannten Tophits ist in vielen Fällen zeitlich begrenzt. Unzählige Filme, die einst
gefeiert wurden, sind heute völlig unbekannt (manchmal wundert man sich darüber,
dass sie überhaupt erfolgreich waren), andere, obwohl von hervorragender Qualität,
erhielten bereits zu ihrer Entstehungszeit nur wenig Aufmerksamkeit und verschwanden umso schneller von der Bildfläche. Was passierte mit all diesen Filmen?
Im Zusammenhang mit der rasanten Kinodigitalisierung wurden in den letzten Jahren
verstärkt österreichische Verleihbestände aufgelöst und an das Filmarchiv Austria
übergeben. Im Zuge der Aufarbeitung dieser umfangreichen Filmsammlungen, die kontinuierlich im Filmdepot Laxenburg eingelagert und katalogisiert werden, sind immer
wieder bedeutende Zeugnisse der analogen Kinokultur mit bemerkenswerten Produktions- bzw. Aufführungsgeschichten zu entdecken.
Die Reihe SECOND LIFE – Fundstücke aus dem Filmarchiv Austria bringt diese oft
vergessenen, aber jedenfalls bemerkenswerten Filme aus dem Kinoalltag vergangener
Jahrzehnte wieder auf die Leinwand. Raimund Fritz, langjähriger Mitarbeiter des
Filmarchiv Austria und ein echter Kinomaniac, betreut im Haus die aufgelassenen
Verleihbestände und wühlt sich systematisch durch die oft noch kaum erschlossene
cineas­tische Wildnis der Archiv-Kollektionen. SECOND LIFE präsentiert Filme dieser
kino­archäo­logischen Expeditionen und lädt monatlich zu einer etwas anderen Reise
durch die Filmgeschichte ein. Bewusst werden auch deutsche Synchronfassungen
der in österreichischen Kinos eingesetzten Filme gezeigt. (red)
56 | Second Life
DI 19.1., 19:00 | DI 26.1., 20:15
DER JUNGE LÖWE YOUNG WINSTON
Richard Attenborough, GB 1972
BUCH Carl Forman | KAMERA Gerry Turpin | MIT Simon Ward, Robert Shaw, Anne Bancroft, John Mills, Jack Hawkins
124 min | Farbe, dF, 35mm
Sieben Jahre nach dem Tod des britischen Premiers Winston Churchill kam ein
Biopic-Epos in die Kinos, welches den frühen Werdegang des späteren Politikers
schildert. Carl Forman, bekannt als Drehbuchautor des Westerns ZWÖLF UHR
MITTAGS und Produzent diverser Kriegsepen sagte dazu: »Selbst wenn der Mann
Smith geheißen hätte, diese Story hätte ich einfach kaufen müssen.« Für die Umsetzung engagierte Foreman Richard Attenborough, für den dies die zweite Regiearbeit
war. DER JUNGE LÖWE wird getragen von hervorragenden Schauspielern, darunter
Robert Shaw als Churchills Vater, und zählt zu den Top-Produktionen des britischen
Kinos der frühen 1970er-Jahre. Trotz des gezeigten Aufwands gilt der Film heutzutage als fast vergessen. (rf)
Diese 2. Regiearbeit von Richard Attenborough ist eine echte Wiederentdeckung!
Second Life | 57
DI 2.2., 20:15 | DI 9.2., 18:15
DER SCHRECKEN DER MEDUSA
THE MEDUSA TOUCH
Jack Gold, GB / F 1977
BUCH John Briley | KAMERA Arthur Ibbetson | MIT Richard Burton, Lino Ventura, Lee Remick, Harry Andrews,
Derek Jacobi, Marie-Christine Barrault
108 min | Farbe, dF, 35mm
Das Kino des Produzenten Lew Grade war, als er Mitte der 1970er-Jahre ins interna­
tionale Filmbusiness einstieg, ein Kino der Stars, die er reihenweise engagierte. DER
SCHRECKEN DER MEDUSA fällt mit »nur« drei etwas aus der Reihe, hat dafür aber
eine schräge Story zu bieten, in der ein klinisch toter, zeitlebens verbitterter und menschenverachtender Schriftsteller telekinetisch schreckliche Katastrophen auszulösen
vermag, ein »Fall«, dem ein französischer Polizeikommissar auf die Spur kommen soll.
Im deutschen Sprachraum wurde der Film zuerst im Fernsehen ausgestrahlt, wahrscheinlich mit ein Grund, warum die Produktion hierzulande im Kino nur wenig Erfolg
hatte. Für Rezensenten ist DER SCHRECKEN DER MEDUSA eine gelungene Mischung
aus Krimi-, Horror- und Katastrophenfilm. (rf)
58 | Second Life
DI 16.2., 18:45 | DI 23.2., 19:00
EINE JUNGE EHE –
MEINE TAGE MIT PIERRE
JEAN-MARC OU LA VIE CONJUGALE
André Cayatte, F / I 1964
BUCH André Cayatte | KAMERA Roger Fellous
MIT Jacques Charrier, Marie-José Nat, Michel Subor,
Macha Méril, Giani Esposito
112 min s/w, dF, 35mm
MI 17.2., 18:45 | MI 24.2., 19:00
EINE JUNGE EHE –
MEINE NÄCHTE MIT JACQUELINE
FRANCOISE OU LA VIE CONJUGALE
André Cayatte, F 1963
BUCH André Cayatte | KAMERA Roger Fellous | MIT Marie-José Nat, Jacques Charrier, Michel Subor,
Macha Méril, Giani Esposito
112 min | s/w, dF, 35mm
André Cayette zählt zu den wichtigsten französischen Nachkriegsregisseuren. Nach
einer Anzahl von Komödien und gesellschaftskritischen Justizfilmen rückte der
studierte Jurist Anfang der 60er-Jahre alltägliche Probleme – etwa zum Thema »junge
Ehe« - ins Bild. In MEINE TAGE MIT PIERRE und MEINE NÄCHTE MIT JACQUELINE
schildert Cayette eine siebenjährige Ehe und deren Scheitern in zwei Filmen als
Kino-Happening. Die beiden Filme wurden dramaturgisch auf einander abgestimmt
und erzählen die gleiche Geschichte: einmal aus der Sicht des Mannes und im zweiten
aus der Sicht der Frau.
Cayette setzte durch, das die Filme tageweise abwechselnd im Kino gezeigt
wurden. Eine Herausforderung fürs Kino wie für den Zuschauer. Im METRO
Kino­kulturhaus werden die Filme ebenfalls abwechselnd präsentiert. (rf)
Second Life | 59
KINDER KINO KLASSIKER
Z
usammen sind sie weit über 200 Jahre alt, also nicht mehr ganz so jung. Pippi,
Michel und Heidi prägten weltweit Kinderzimmer-Generationen. Mit spaßigen
und spannenden Geschichten, aber auch weisen und hintersinnigen Botschaften
verbinden ihre legendären Verfilmungen die Kinder- und Erwachsenenwelt auf eine
zeitlose Weise.
Das Filmarchiv Austria startet mit den drei HeldInnen eine Abenteuertour durch das
europäische Kinderfilmschaffen. Das Programm umfasst bekannte Klassiker, aber
auch selten oder nie Gezeigtes. Es wird gelacht, geträumt und fantasiert, erforscht,
gekämpft und rebelliert – »ins Kino gehen« wird zu einem Erlebnis, an das sich Groß
und Klein immer gern erinnert.
»Alle Menschen sollten ihre Kindheit von Anfang bis Ende mit sich tragen«, meinte
Astrid Lindgren, von der wir im Lauf der Reihe mehrere Filme zeigen, in einem Interview. Das METRO bietet die perfekte Gelegenheit, den Kinonachmittag auch für eine
kleine Reise in die eigene Kinderfilm-Vergangenheit zu nutzen und vielleicht dabei
etwas mitzunehmen, was man inzwischen wieder vergessen hat: »Lass dich nicht
unterkriegen, sei frech und wild und wunderbar!«
Ein weiteres Erlebnisangebot: ein Blick hinter die Leinwand. Auf Wunsch bieten wir
bei einigen Vorstellungen eine Führung durch das METRO Kinokulturhaus an. (red)
ERMÄSSIGTER EINTRITT: pro Kind und Begleitperson je EUR 5,-.
60 | Kinder Kino Klassiker
SA 23.1., 16:00 | SO 24.1., 16:00 | SA 30.1., 16:00 | SO 31.1., 16:00
PIPPI LANGSTRUMPF PIPPI LANGSTRUMP
Olle Hellbom, S / BRD 1969
BUCH Astrid Lindgren | KAMERA Kalle Bergholm | MIT Inger Nilsson, Pär Sundberg, Maria Persson,
Margot Trooger, Hans Clarin, Paul Esser
100 min | Farbe, dF, 35mm
Tommy und Annika leben in einem idyllischen Dorf und lernen eines Tages Pippi
(alias Pippilotta Viktualia Rollgardina Pfefferminz Efraimstochter Langstrumpf)
kennen, frisch eingezogen in die Villa Kunterbunt. Pippi versetzt die braven Geschwister immer wieder in Erstaunen, Bewunderung, manchmal auch Angst, denn statt im
Kinderheim lebt sie lieber mit einen Affen und einem Pferd, nimmt den Kampf mit
Räubern auf und hat auch noch übernatürliche Kräfte.
Abstehende rote Zöpfe und Sommersprossen gegen den Rest der Welt – PIPPI
LANGSTRUMPF zählt nach über 40 Jahren immer noch zu den Klassikern der
europäischen Kinderfilmgeschichte. Der Auftakt zu einer Reihe von Astrid-LindgrenVerfilmungen. (rf)
Kinder Kino Klassiker | 61
SA 6.2., 16:00 | SO 7.2., 16:00 | SA 13.2., 16:00 | SO 14.2., 16:00
MICHEL IN DER SUPPENSCHÜSSEL
EMIL I LÖNNEBERGA
Olle Hellbom, S 1971
BUCH Astrid Lindgren | KAMERA Kalle Bergholm | MIT Jan Ohlsson, Lena Wisborg, Allan Edwall,
Emy Storm, Björn Gustafsson
95 min | Farbe, dF, 35mm
Michel lebt mit seinen Eltern, der kleinen Ida, dem Knecht Alfred und der Magd Lina
auf einem Bauernhof im Dorf Lönneberga. Das mit der Suppenschüssel beginnt
harmlos beim Essen. Niemand denkt sich etwas Böses. Auch Michel nicht, als er sich
das Ding überstülpt, um den letzten Rest Suppe zu erwischen. Doch als er den Kopf
wieder herausziehen will – steckt er fest!
Wohl das bekannteste von vielen lustigen Desastern. Stattete Astrid Lindgren Pippi
Langstrumpf mit allerhand besonderen Fähigkeiten und Kräften aus, mischt Michel
die Erwachsenenwelt ganz mühelos mit seinem bloßen Schabernack auf. Schusselig,
rührig, aufrührerisch – eine Spaßgranate für Groß und Klein. (rf)
62 | Kinder Kino Klassiker
SA 20.2., 16:00 | SO 21.2., 16:00 | SA 27.2., 16:00 | SO 28.2., 16:00
HEIDI
Luigi Comencini, CH 1952
BUCH Richard Schweizer | KAMERA Emil Berna, Peter Frischknecht | MIT Elsbeth Sigmund, Isa Günther,
Heinrich Gretler, Thomas Klameth, Elsie Attenhofer, Willy Birgel, Theo Lingen
100 min | s/w, dF, 35mm
Das Waisenmädchen Heidi soll bei ihrem Großvater, dem Alp-Öhi, in den schweizer
Bergen leben. Mit dem mürrischen alten Mann tut sie sich am Anfang schwer, doch
der Geißen-Peter macht sie mit der neuen Umgebung bald vertraut. Nach vielen
gemeinsamen Abenteuern soll Heidi zurück zu ihrer Tante in die große Stadt, um
der kranken Klara zu helfen. Dort bekommt Heidi Heimweh nach den Bergen …
HEIDI von Regisseur Comencini zählt nach wie vor zum ganz großen Kinderkino
und gilt bis heute vor allem wegen des natürlichen Spiels der Laiendarsteller
Elsbeth Sigmund und Thomas Klameth als die beste Verfilmung. (rf)
Kinder Kino Klassiker | 63
WILLKOMMEN IM CLUB!
MITGLIEDSCHAFT 2016 JETZT LÖSEN
M
it dem METRO KINOKULTURHAUS hat das Filmarchiv Austria eine neue
Institution für die Präsentation von Filmkultur im Herzen Wiens geschaffen.
Mit der Jahresmitgliedschaft profitieren Sie zusätzlich vom reichen kulturellen
Angebot des Filmarchiv Austria! Der Beitrag für eine Jahresmitgliedschaft
beträgt € 25,–.
Mitgliedskarte anfordern unter
Tel +43 1 216 13 00 oder
[email protected]
Sie können die Mitgliedschaft auch
persönlich im METRO Kinokulturhaus
(Johannesgasse 4) lösen.
LEISTUNGEN FÜR MITGLIEDER:
Kino-Eintritt: € 6,– statt € 8,50
Mitglieder-Abo für 10 Karten um € 50,– statt € 65,–
Einladungen zu Eröffnungs- und Sonderveranstaltungen
(eine Karte gilt für zwei Personen)
Gratis-Zusendung des Programmheftes
10%-Rabatt auf alle Produkte des Filmarchiv-Austria-Verlagsprogramms
Zu jedem Programmheft Gratis-Poster eines historischen Filmplakats
Ermäßigungen und Vergünstigungen bei Filmarchiv-Kooperationspartnern
BEI DIESEN KOOPERATIONSPARTNERN ERHALTEN
SIE ERMÄSSIGTEN EINTRITT:
21er Haus
BRUT
ImPulsTanz
Kunsthalle Wien
Österreichische
Nationalbibliothek
Schauspielhaus Wien
TAG
Österreichisches Theatermuseum
WERK X
WestLicht
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MITGLIEDSCHAFT 2016 +
WOCHENSCHAU-JAHRES-DVD
Mit dem Lösen der Jahresmitgliedschaft 2016 erhalten Sie
eine frei wählbare Jahres-DVD der Edition »Österreichische Wochenschauen« im Wert von e 19,99 gratis!
Abzuholen im METRO Kinokulturhaus.
METRO KINOKULTURHAUS –
DAS FILMZENTRUM IM HERZEN DER STADT
Johannesgasse 4, 1010 Wien | www.filmarchiv.at
RESERVIERUNG: [email protected] oder +43 1 512 18 03
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AUSSTELLUNG & FILM
Mit diesem Gutschein erhalten Sie beim Kauf eines
Ausstellungstickets ein Filmticket oder beim Kauf eines
Filmtickets ein Ausstellungsticket gratis dazu!
Aktion ist nicht kombinierbar. Gültig bis 30.3.2016.
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DAS FILMZENTRUM IM HERZEN DER STADT
Johannesgasse 4, 1010 Wien | www.filmarchiv.at
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RAUMR-TRÄGE VONER
2 VO AN DRÖSSL
STEF
3D
Einladung
ZWEI VORTRÄGE VON STEFAN DRÖSSLER ÜBER
DIE GESCHICHTE DES 3D-FILMS MIT FILM­
BEISPIELEN IN HISTORISCHER 3D-TECHNIK!
METRO Kinokulturhaus
Johannesgasse 4, 1010 Wien
Vortrag 1: DIE GESCHICHTE DES 3D-FILMS
Freitag, 22. Jänner 2016, 19:30
Stefan Drössler, Leiter des Münchner Filmmuseums, ist einer der wenigen
Spezialisten für historische 3D-Filme. Anhand von seltenem Bildmaterial
und 3D-Filmausschnitten wird das Publikum zu einem Streifzug durch eine
parallele Filmgeschichte eingeladen. Weltweit haben heute meist vergessene
Tüftler und Techniker das dreidimensionale Kino weiterentwickelt, bereits in
den 1950er-Jahren gab es einen ersten 3D-Hype im Kino und in Asien wurden
in den 1960er-Jahren eigene 3D-Systeme entwickelt.
Vortrag 2: WIEN IM RAUMBILD
Sonntag, 24. Jänner 2016, 11:00
Im Rahmen dieser Matinee-Veranstaltung zeigt das Filmarchiv Austria erstmals
die 3D-Pionierfilme von Eduard Bankl (1879-1947). Bereits 1912 meldete Bankl
ein Patent für die Projektion stereografischer Bilder an, 1951 eröffnete sein
Sohn im Wiener Café Herrenhof das »erste Wiener Filmtheater für plastische
Filme«. Stefan Drössler präsentiert Fotos und Filmausschnitte, in 3D werden
die 1951 in Bankls Kinorama gezeigten Filme WIEN IM RAUMBILD sowie EIN
BESUCH IM ZOO zu sehen sein.
Beide Vorträge bei freiem Eintritt!
Um Anmeldung unter +43 512 18 03 (täglich ab 14:00) oder
[email protected] wird gebeten.
Kulinarisches Kino
im METRO Kinokulturhaus.
Mit jedem METRO Kinokulturhaus-Ticket
20% Rabatt auf ein alkoholfreies Getränk!
FÖRDERER & SPONSOREN
MEDIENPARTNER
VERANSTALTUNGSPARTNER
* KOOPERATIONSSPARTNER
MEDIENINHABER UND HERAUSGEBER Filmarchiv Austria, Obere Augartenstraße 1, 1020 Wien REDAKTION Larissa Bainschab, Silvia Breuss,
Ernst Kieninger, Tomáš Mikeska BILDREDAKTION Aldijana Bečirović BILDBEARBEITUNG Martin Benner TEXTE Silvia Breuss, Klaus
Davidowicz, Stefan Drößler, Raimund Fritz, Anico Herbst, Ernst Kieninger, Peter Spiegel, Frank Stern, Christina Wieder KURATOR FILM NOIR
RELOADED Frank Stern KOPIENBESCHAFFUNG Raimund Fritz LEKTORAT Silvia Breuss, Raimund Fritz, Doris Kieninger, Marlis Schmidt, Peter
Spiegel l COVERFOTO 3D Film Audience, Fotograf: J. R. Eyerman GRAFIK Peter Chalupnik, Martin Benner; Perndl+Co DRUCK alwa & deil
Druckerei GmbH, Wien ADRESSE METRO, Programmzeitschrift des Filmarchiv Austria, Obere Augartenstraße 1, 1020 Wien, Tel: +43 1 2161300,
[email protected], www.filmarchiv.at DANK Bonner Kinemathek (Bernhard Gugsch) | British Film Institute, London (Fleur Buckley) |
CCC-Film, Berlin | Centfox, Wien (Theresa Prinz) | Cinematheque de la Ville de Luxembourg (Claude Bertemes, Georges Bildgen) | The Walt
Disney Company, Wien (Ariane Schühsler) | Distribution Workshop, Hongkong (Alex Luk) | Einhorn-Film, Bludenz (Ralph Wieser) | The Film
Collaborative, Los Angeles (Jeffrey Winter) | Filmladen, Wien (Doris Sumereder) | Filmmuseum München (Stefan Drößler) | Gaumont-Pathé
Archives, Saint Quen (Agnès Bertola) | Hollywood Classics, London (Albina Terentjeva) | Israel Film Archive, Jerusalem (Meir Ruso) | Jupiter-Film,
Neulengbach (Hans-Peter Blechinger) | KSM Film (Charlotte Young) | Medienarchiv Bielefeld (Frank Becker) | Friedrich-Wilhelm-MurnauStiftung, Wiesbaden (Gudrun Weiss, Michaela Seim) | New Europe Filmsales (Ewa Bojanowska) | National Geographic Studios, Westport (Paul
S. Fraser) | Park Circus, Glasgow (Mark Truesdale) | Sandrew Metronome (Lone Holler Foget) | Sony Pictures, Wien (Karin Lepitsch) | Stadt­kinoFilmverleih, Wien (Georg Horvath) | Svenska Film­institutet, Stockholm (Johan Ericsson) | Thimfilm, Wien (Martina Priglinger) | Universal
Pictures, Universal City (Peter Langs) | UPI, Wien (Dagmar Schuster) | Warner Brothers, Wien (Petra Giesl) | Christine Wieder, Wien
70 | Impressum
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KINO
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AUSTSROTKINOKULTU NOCH BIS
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In der Erlebnisausstellung KINOMAGIE präsentiert das Filmarchiv Austria die Geschichte der optischen Medien und der bewegten Bilder bis zur Erfindung des Kinos.
Über 500 Exponate zeigen Weltbilder und Bilderwelten seit dem Mittelalter in originaler Form; Funktionsmodelle und Installationen veranschaulichen diese faszinierende Zeitreise zurück zu den Anfängen der heute allgegenwärtigen visuellen Kultur.
Ausstellung Kinomagie | 71
16:00 – 19:30
20:00 – 22:00
MO, 18:00 LAMALETAMEXICANA(S. 22)
18.1.
20:00 REPORTERO(S. 23)
DI, 19:00 DERJUNGELÖWE(S. 57)
19.1.
20:00 DIALMFORMURDER(S. 5)
MI, 19:00 HOUSEOFWAX(S. 6)
20.1.
21:00 EVERYTHINGWILLBEFINE(S. 7)
DO, 19:00 MANINTHEDARK(S. 8)
21.1.
20:15 THISCHANGESEVERYTHING(S. 54)
21:00 CAVEOFFORGOTTENDREAMS(S. 8)
FR, 19:30 VORTRAG»DIEGESCHICHTEDES
22.1. 3D-FILMS«(S. 4)
20:15 THISCHANGESEVERYTHING(S. 54)
SA, 16:00 PIPPILANGSTRUMPF(S. 61)
23.1. 17:00 THECROODS(S. 9)
19:00 ROBINZONKRUZO(S. 9)
20:15 THISCHANGESEVERYTHING(S. 54)
21:00 CREATUREFROMTHEBLACKLAGOON(S. 10)
SO, 11:00 VORTRAG»WIENIMRAUMBILD«(S. 4)
24.1. 16:00 PIPPILANGSTRUMPF(S. 61)
18:30 KISSMEKATE(S. 10)
20:15 THISCHANGESEVERYTHING(S. 54)
21:00 LONGMENFEIJIA(S. 11)
MO, 19:00 SCREAMINGMIMI(S. 25)
25.1.
20:15 THISCHANGESEVERYTHING(S. 54)
DI, 19:00 GESCHLOSSENEVORSTELLUNG
26.1.
20:15 DERJUNGELÖWE(S. 57)
MI, 19:00 GESCHLOSSENEVORSTELLUNG
27.1.
20:15 THISCHANGESEVERYTHING(S. 54)
DO, 19:00 ABOVEUSALL(S. 11)
28.1.
20:15 SCREAMINGMIMI(S. 25)
21:00 INFERNO(S. 12)
FR, 19:00 FORTYGUNS(S. 27)
29.1.
20:15 THISCHANGESEVERYTHING(S. 54)
21:00 U2(S. 12)
SA, 16:00 PIPPILANGSTRUMPF(S. 61)
30.1. 18:30 PURSUED(S. 28)
20:15 THISCHANGESEVERYTHING(S. 54)
21:00 LOVE(S. 13)
SO, 15:30 HUGO(S. 14)
31.1. 16:00 PIPPILANGSTRUMPF(S. 61)
18:00 DUELINTHESUN(S. 29)
20:15 THISCHANGESEVERYTHING(S. 54)
21:00 GRAVITY(S. 13)
MO,
1.2.
19:00 MISSSADIETHOMPSON(S. 15)
DI, 19:00 CREATUREFROMBLACKLAGOON(S. 10)
2.2.
20:15 THISCHANGESEVERYTHING(S. 54)
21:00 LIFEOFPI(S. 15)
20:15 DERSCHRECKENDERMEDUSA(S. 58)
21:00 LONGMENFEIJIA(S. 11)
SPIELPLANJÄNNER/FEBRUAR2016
16:00 – 19:30
20:00 – 22:00
MI, 19:00 CAVEOFFORGOTTENDREAMS(S. 8)
3.2.
20:15 THISCHANGESEVERYTHING(S. 54)
21:00 ABOVEUSALL(S. 11)
DO, 19:00 ADIEUAULANGAGE(S. 16)
4.2.
20:15 THISCHANGESEVERYTHING(S. 54)
21:00 HOUSEOFWAX(S. 6)
FR, 18:15 KURZFILMPROGRAMMOTTOMÜHL(S. 35)
5.2. 19:30 AVATAR(S. 17)
20:15 MYTALKWITHFLORENCE(S. 32)
SA, 16:00 MICHELINDERSUPPENSCHÜSSEL(S. 62)
6.2. 16:30 HUGO(S. 14)
18:15 MYTALKWITHFLORENCE(S. 32)
19:00 FRANKENWEENIE(S. 16)
20:15 MEINEKEINEFAMILIE(S. 33)
21:00 U2(S. 12)
SO,
7.2.
16:00
17:00
18:15
19:00
MICHELINDERSUPPENSCHÜSSEL(S. 62)
CORALINE(S. 18)
DIEVATERLOSEN(S. 34)
DIALMFORMURDER(S. 5)
MO, 18:15 MYTALKWITHFLORENCE(S. 32)
8.2. 18:45 EVERYTHINGWILLBEFINE(S. 7)
DI,
9.2.
18:15 DERSCHRECKENDERMEDUSA(S. 58)
19:00 GRAVITY(S. 13)
20:15 MYTALKWITHFLORENCE(S. 32)
21:00 PINA(S. 18)
20:15 KURZFILMPROGRAMMOTTOMÜHL(S. 35)
21:00 LOVE(S. 13)
20:15 MEINEKEINEFAMILIE(S. 33)
21:00 MANINTHEDARK(S. 8)
MI, 19:00 INFERNO(S. 12)
10.2.
20:00 FORTYGUNS(S. 27)
21:00 MISSSADIETHOMPSON(S. 15)
DO, 19:00 ROBINZONKRUZO(S. 9)
11.2.
20:00 PURSUED(S. 28)
21:00 FRANKENWEENIE(S. 16)
FR, 19:00 WASWIRNICHTSEHEN(S. 55)
12.2.
20:00 DUELINTHESUN(S. 29)
SA, 16:00 MICHELINDERSUPPENSCHÜSSEL(S. 62)
13.2. 16:30 CORALINE(S. 18)
18:30 THEWALK(S. 19)
19:30 WASWIRNICHTSEHEN(S. 55)
21:00 KISSMEKATE(S. 10)
SO, 16:00 MICHELINDERSUPPENSCHÜSSEL(S. 62)
14.2. 16:30 THECROODS(S. 9)
18:30 LIFEOFPI(S. 15)
19:30 WASWIRNICHTSEHEN(S. 55)
21:00 THEGREATGATSBY(S. 19)
MO, 18:00 PINA(S. 18)
15.2. 19:00 WASWIRNICHTSEHEN(S. 55)
20:00 L ESVAMPIRES(PROGRAMM1)(S. 46)
MIT LIVE-MUSIKBEGLEITUNG: J.A.X.
DI, 18:00 THEGREATGATSBY(S. 19)
16.2. 18:45 MEINETAGEMITPIERRE(S. 59)
20:45 ADIEUAULANGAGE(S. 16)
21:00 WASWIRNICHTSEHEN(S. 55)
MI, 18:00 AMGALGENHÄNGTDIELIEBE(S. 38)
17.2. 18:45 MEINENÄCHTEMITJACQUELINE(S. 59)
20:00 DERHENKERVONLONDON(S. 39)
21:00 WASWIRNICHTSEHEN(S. 55)
3DFILMSCHAU19.1. – 16.2.
RETROSPEKTIVEEDWINZBONEK17.2. – 28.2.
16:00 – 19:30
20:00 – 22:00
DO, 18:30 GESCHLOSSENEVORSTELLUNG
18.2.
20:00 DJ-LINEPOWEREDBYSOUND:FRAME
20:30 WASWIRNICHTSEHEN(S. 55)
FR, 19:00 MENSCHUNDBESTIE(S. 39)
19.2.
21:00 3.NOVEMBER1918(S. 40)
SA, 16:00 HEIDI(S. 63)
20.2. 16:30 AMGALGENHÄNGTDIELIEBE(S. 38)
18:15 DEUTSCHLAND–DEINESTERNCHEN(S. 40)
20:00 LESVAMPIRES(PROGRAMM2)(S. 48)
MIT LIVE-MUSIKBEGLEITUNG: J.A.X.
SO, 16:00 HEIDI(S. 63)
21.2. 17:00 LUMPAZIVAGABUNDUS(S. 41)
19:00 DASUNGEHEUERVONLONDONCITY(S. 41)
21:00 GEHVERSUCHE(S. 42)
MO, 18:00 IRMAVEP(S. 52)
22.2.
20:00 MENSCHUNDBESTIE(S. 39)
DI, 18:00 3.NOVEMBER1918(S. 40)
23.2. 19:00 MEINETAGEMITPIERRE(S. 59)
20:00 L ESVAMPIRES(PROGRAMM3)(S. 50)
MIT LIVE-MUSIKBEGLEITUNG: J.A.X.
MI, 18:00 DERHENKERVONLONDON(S. 39)
24.2. 19:00 MEINENÄCHTEMITJACQUELINE(S. 59)
20:00 GEHVERSUCHE(S. 42)
DO, 19:00 LUMPAZIVAGABUNDUS(S. 41)
25.2.
21:00 IRMAVEP(S. 52)
FR, 19:30 LESVAMPIRES(PROGRAMM1)(S. 46)
26.2. MIT LIVE-MUSIKBEGLEITUNG:
CHRONO POPP
20:00 GESCHLOSSENEVORSTELLUNG
SA, 16:00 HEIDI(S. 63)
27.2. 17:00 DASUNGEHEUERVONLONDONCITY(S. 41)
19:30 LESVAMPIRES(PROGRAMM2)(S. 48)
MIT LIVE-MUSIKBEGLEITUNG:
CHRONO POPP
20:00 GESCHLOSSENEVORSTELLUNG
SO, 16:00 HEIDI(S. 63)
20:00 GESCHLOSSENEVORSTELLUNG
28.2. 17:00 DEUTSCHLAND–DEINESTERNCHEN(S. 40)
19:30 LESVAMPIRES(PROGRAMM3)(S. 50)
MIT LIVE-MUSIKBEGLEITUNG:
CHRONO POPP
MO, 19:00 GESCHLOSSENEVORSTELLUNG
29.2.
NOCHBIS30.3.
KINOMAGIE
DIEPRÉ-CINÉMA-AUSSTELLUNG
IMMETROKINOKULTURHAUS
ÖFFNUNGSZEITEN:
MO-FR 14:00-21:00; SA, SO, FEIERTAGE 11:00-21:00
OTTOMÜHLKOMMUNENKINDER5.2. – 9.2.
CINEMA SESSIONSLESVAMPIRES15.2. - 28.2.
S
U
N
O
B
CLUB
AM GALGEN HÄNGT DIE LIEBE
(1960)
ORIGINALPLAKAT AUS DER SAMMLUNG DES FILMARCHIV AUSTRIA
Mitglieder erhalten an der METRO-Kassa mit einem
gültigen Ticket einen 1:1 Reprint dieses klassischen Kino-Posters.
Limitierte Stückzahl, Aktion solange der Vorrat reicht!
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U1, U3
Stephansplatz
U2, U4
Schwedenplatz
U3 Stubentor
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U1, U2, U4
Karlsplatz
U4 Stadtpark
Ring
METRO KINOKULTURHAUS – DAS FILMZENTRUM IM HERZEN DER STADT
Johannesgasse 4, 1010 Wien | Tel 01 512 18 03 | www.filmarchiv.at
TICKETS UND INFOS:
KINO 8,50 | ermäßigt 7,– | FAA Club-Mitglieder 6,–
AUSSTELLUNG 6,– | ermäßigt 4,50
KOMBITICKET 11,– | ermäßigt 9,50
10ER BLOCK 65,– | ermäßigt 50,–
RESERVIERUNG [email protected] oder +43 1 512 18 03
ÖFFNUNGSZEITEN MO – FR 14:00 – 00:00 | SA, SO & Feiertag 11:00 – 00:00
Mitteilung des Filmarchiv Austria
Nummer 01/2016 • Österreichische Post AG
Sponsoring Post • Verlagspostamt 1020 Wien
GZ 02 Z030091S

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