Südostschweiz, 26.8.2015

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Südostschweiz, 26.8.2015
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KULTUR REGION
Südostschweiz | Mittwoch, 26. August 2015
Mark Blezinger
lädt zur Vernissage
Stehen Sie in Kontakt zu Personen
aus dem Amt für Kultur oder von
der Kulturkommission?
Mit der Amtsleiterin Barbara Gabrielli
pflege ich einen sehr intensiven amtlichen Kontakt. Dieser ist professionell
und meist sehr erbaulich. Von der Kulturkommission erzählt man mir immer. Wir versuchen, die Mitglieder seit
sechs Jahren an unser Festival einzuladen – bisher ohne Erfolg. Es wäre
In der Rimessa Castelmur im gleichnamigen Patrizierhaus in Coltura
findet heute Mittwoch, 26.August, um
17 Uhr die Vernissage der Ausstellung
«Das Flüstern der Maira – Fotografien
und multimediale Installationen» mit
Werken von Mark Blezinger statt. Die
Schau ist bis zum 27.September
geöffnet. (so)
«Wir versuchen,
die Mitglieder der
Kulturkommission
seit sechs Jahren
an unser Festival
einzuladen – bisher
ohne Erfolg.»
Volksmusik
aus Venezuela
In der Postremise in Chur findet
morgen Donnerstag, 27.August, um
20.15 Uhr ein Konzert unter dem
Titel «Venesuisse» statt. Die Musiker
Martina Hug, Andrés Heredia, Eliezer
Arrieche und Francisco Gonzàlez
spielen Volksmusik aus Venezuela,
Südamerika sowie Schweizer und
europäische Volkslieder. (so)
doch schön, wenn die Kommission
einmal erleben würde, was wir hier
machen und gestützt darauf entscheidet.
Müller-Drossaart
über Segantini
Im Segantini-Museum in St.Moritz
spricht der Schweizer Schauspieler
Hanspeter Müller-Drossaart morgen
Donnerstag, 27.August, um 18 Uhr mit
Konservator Beat Stutzer über seine
Beziehung zum Maler Giovanni Segantini. In der Gesprächsreihe äussern sich
für einmal nicht Kunsthistoriker über
den Alpenmaler, sondern Prominente
aus Politik, Kultur und Sport. (so)
«Keine Planungssicherheit»: Vom Kanton wünscht sich Christian Jott Jenny einen mehrjährigen Leistungsauftrag.
Bild Matthias Heyde
INSE R AT
Minions – Drei der Minions machen sich auf in die Welt,
um einen neuen Anführer zu suchen. Der erste eigene Film
für die Kultwichte aus ’Ich einfach unverbesserlich’.
In 3D (erhöhte Eintrittspreise)
14.00, 18.30
Deutsch
ab 6J.
Jurassic World – Der vierte Teil der Dino­Franchise.
Eine genmanipulierte Dinosaurier­Bestie bedroht den
Park.
In 3D (erhöhte Eintrittspreise)
16.00
Deutsch
ab 12 empf ab 14 J.
Southpaw – Ein unorthodoxer Boxer kämpft sich bis an
die Spitze, während sein Leben langsam aus den Fugen ge­
rät. Packendes Sportlerdrama mit Jake Gyllenhaal.
20.30
Deutsch
ab 12 empf 14 J.
Der kleine Rabe Socke 2– DAS GROSSE RENNEN.
Das 2.Abenteuer des frechen kleinen Raben Socke.
14.00
Deutsch
ab 6J.
Ted 2 – Der coolste Bär der Filmgeschichte ist zurück.
Fortsetzung der Komödie mit Mark Wahlberg und Aman­
da Seyfried.
14.00
Deutsch
ab 16 J.
Pixels – Zerstörungswillige Aliens wollen mit Hilfe von
verpixelten Helden aus den 80er Jahre die Welt zerstören.
In 2D (normale Eintrittspreise)
14.15
Deutsch
ab 6 empf 10 J.
Vacation - Wir sind die Griswolds – Rusty und
seine Familie treten die Reise quer durch Amerika nach
«Walley World», dem beliebten Erlebnispark an.
16.00, 21.00
Deutsch
ab 12 empf 14 J.
Minions – Drei der Minions machen sich auf in die Welt,
um einen neuen Anführer zu suchen. Der erste eigene Film
für die Kultwichte aus ’Ich einfach unverbesserlich’.
In 2D (normale Eintrittspreise)
16.30
Deutsch
ab 6J.
The Man From U.N.C.L.E – CIA­Agent Solo und
KGB­Agent Kuryakin gehen gemeinsam gegen ein ge­
heimnisvolles internationales Verbrechersyndikat vor.
16.30 Letzter Tag Deutsch
ab 12 J.
Mission: Impossible - Rogue Nation – Fünfter
Action­Einsatz um Tom Cruise und sein Team, welches es
mit einer geheimnisvollen Organisation zu tun bekommt.
18.15
Deutsch
ab 12 empf 14 J.
Fantastic Four – Vier junge Aussenseiter müssen mit
ihren Superkräften die Welt retten.
18.30 Letzter Tag Deutsch
ab 12 empf 14 J.
Rider Jack – Vater­Sohn­Geschichte über verpasste
Chancen und die Kraft der Erinnerung.
19.00
Dialekt
ab 12 empf 14 J.
Trainwreck - Dating Queen – Entscheidet sich Amy
fürs Partyleben oder die grosse Liebe? Komödie von Judd
Apatow mit Amy Schumer.
20.45
Deutsch
ab 12 empf 14 J.
White God – Ein Hund wird ausgesetzt und formiert
sich mit anderen Hunden zu einer wilden Meute.
21.00 Letzter Tag OV/d
ab 12 empf 14 J.
Jugendschutz: Unbegleitet dürfen Jugendliche unter 16 Jah­
ren und Kinder im Rahmen des festgelegten Zutrittsalters Film­
vorführungen besuchen, die bis spätestens 21.00 Uhr beendet
sind. In Begleitung Erwachsener dürfen sie alle Filmvorfüh­
rungen besuchen, falls sie das festgelegte Zutrittsalter nicht um
mehr als 2 Jahre unterschreiten. Die Verantwortung für die Ein­
haltung der Altersbestimmungen liegt bei der Begleitperson.
«Leuchtturmprojekte
stärken Graubünden»
Christian Jott Jenny, Direktor des Festival da Jazz in St.Moritz, fordert die
Kantonsregierung in puncto Kulturförderung zum Umdenken auf.
mit Christian Jott Jenny
sprach Mathias Balzer
D
as Amt für Kultur des
Kantons
Graubünden
entwirft derzeit ein neues Kulturgesetz. 2016 soll
es in die parlamentarische Vernehmlassung gehen. Bis dahin wird laut Regierungsrat Martin
Jäger amtsintern am Entwurf gearbeitet. Kulturschaffende wurden
bisher nicht nach ihren Anliegen zum
neuen Gesetz befragt (Ausgabe vom
21. Juni). In einer Serie in der «Südostschweiz» sollen sie trotzdem zu Wort
kommen. Den Beginn macht Christian Jott Jenny, der in den vergangenen neun Jahren das Festival da Jazz
in St.Moritz zu einem der renommiertesten Kulturanlässe Graubündens gemacht hat.
Herr Jenny, Sie haben in einem
Interview mit der «Südostschweiz»
nach dem diesjährigen Festival da
Jazz von finanziellen Problemen
gesprochen. Was genau meinten
Sie damit?
CHRISTIAN JOTT JENNY: Dass es das
härteste Jahr sein wird bisher. Die
Qualität der Künstler, die Stimmung,
das Team – alles war «AAA». Die Finanzierung eines solchen WeltklasseFestivals ist sehr schwierig, da wir nur
150 Tickets pro Abend verkaufen können. Gleichzeitig ist das aber unser
«USP», wie man heute so schön sagt:
Weltklassemusiker in der Stube, zum
Greifen nahe. Das ist weltweit einma-
lig. Wir müssen in Graubünden unverwechselbare Dinge schaffen, welche
nicht austauschbar sind. Oder anders
ausgedrückt: Das Festival da Jazz
muss man sich leisten wollen. Genau
so, wie man sich ein Opernhaus leisten will. Anders geht es nicht.
Wie hoch ist das Budget des Festivals?
Wenn Sie auch Sachleistungen einbeziehen über zwei Millionen.
Wie hoch ist der Anteil an öffentlichen Geldern?
Rund 18 Prozent des Budgets. In der
Oper oder am Staatstheater ist es umgekehrt: Da sind über 80 Prozent
durch den Staat subventioniert.
Der Kanton Graubünden hat den
Beitrag an das Festival da Jazz von
140 000 auf 70 000 gekürzt. Was war
die Begründung?
Der Kanton hat dann – nach unseren
Alarmmeldungen – nochmals 20 000
Franken nachgelegt. Mit dem Vermerk, dass dies nicht Usus sei. Aus der
Verfügung des Regierungsrates ging
hervor, dass sich die Regierung freue,
uns 70 000 Franken zu geben. Notabene eben die Hälfte der Vorjahre. Es
stand keine Begründung geschrieben,
sondern nur die Anweisung, wo und
wie das Logo zu verwenden sei. Die
Gründe haben wir erst nach heftiger
Intervention bei Martin Jäger erfahren.
Und was waren die Gründe?
Martin Jäger sagt, es gäbe einerseits
immer mehr Gesuche, andererseits
wolle man die Vielfalt im Kanton fördern. Zudem stehe immer weniger
Geld vonseiten des Staates zur Verfügung. Was ja in Bezug auf den Topf,
aus dem wir die Gelder erhalten, nicht
Totalrevision
Kulturgesetz
suedostschweiz.ch/dossier
stimmt. Diese Gelder kommen ja von
der Landeslotterie. Es ist schwer zu sagen, ob diese offizielle Antwort die
wirklichen Beweggründe widerspiegelt, weshalb wir plötzlich weniger erhalten.
Erweist es sich in Bezug auf die
öffentlichen Gelder als Nachteil,
dass das Festival so viele Gönner
und Sponsoren hat? Und dazu
noch die Luxusmarke «St. Moritz»...
Selbstverständlich! Denn man weiss
in Chur ja, dass sich die St.Moritzer
Bevölkerung täglich im Gold badet
und aus den Duschhähnen Öl fliesst
(lacht). Aber das ist nicht nur in Graubünden so: Auch bei Pro Helvetia und
anderen nach dem Giesskannen-Prinzip funktionierenden Institutionen ist
das leider Usus: Man denkt sich, was
sich auch anders tragen kann, ist weniger wert. So wird per Definition das
zur Hochkultur erklärt, was sich nicht
selbst trägt.
Das Festival wird von vielen als
exklusiver Anlass gesehen …
Das kann man wohl oder übel nicht
bestreiten. Das liegt aber allein auch
an der Tatsache, dass wir ein ClubFestival sind ergo sehr klein. Nach
Duden heisst exklusiv aber auch «von
besonders hohem Wert». Wir wollen
hochwertig, aber für alle zugänglich
sein. Ich sage immer, dass das Festival
da Jazz für alle ist. Über die Hälfte der
51 Konzerte sind kostenlos. Und am
Eintritt scheiterte es noch nie, wenn
man wirklich will, kommt man immer
zum Ziel. Zumal ein Konzertbesuch in
dieser Liga in der Stadt mindestens so
viel, wenn nicht mehr kostet.
Ist Ihr Engagement für das Festival
ein Vollzeitpensum?
Beinahe. Ich lebe seit knapp zehn Jahren mit diesem Baby und beschäftige
mich mal mehr, mal weniger damit.
Wenn man in normalbürgerlichen
Pensen denkt, dann ist es mehr als ein
Vollzeitpensum – notabene neben all
meinen anderen Projekten. Aber ich
mache es gern und mit wahnsinnig
viel Herzblut.
2016 wird über ein neues kantonales Kulturgesetz beraten. Wurden
Sie dazu einmal konsultiert?
Nein, ich weiss nichts davon. Aber ich
bin ja auch ein Unterländer ... also:
Gast in Graubünden.
Was müsste Ihrer Meinung nach
verbessert oder geändert werden?
Man sollte endlich den Mut haben,
Leuchtturmprojekte, die über die Kantonsgrenze oder gar über die Landesgrenze hinwegstrahlen, stärker zu
fördern. Das bringt nicht nur einen
kulturellen und touristischen Mehrwert, sondern stärkt auch das Selbstbewusstsein des Kantons und seiner
Menschen. Natürlich sollen dabei die
Vielfalt, die Nischenkultur und der Gemischte Chor nicht leer ausgehen; das
sind gesellschaftliche Standbeine und
die braucht es ebenso.
Sie äusserten den Wunsch nach
einer Leistungsvereinbarung. Was
bringt dem Festival eine solche?
Sie würde vor allem Planungssicherheit und Kontinuität garantieren. Sie
können sich nicht vorstellen, wie nerven- und zeitraubend diese jährliche
Mittelbeschaffung ist. Wir wünschen
uns einen mehrjährigen Leistungsauftrag des Kantons, für den wir auch
rechenschaftspflichtig sein wollen.
Die Serie «Totalrevision
Kulturgesetz» begleitet die
Entstehung des neuen
Kulturgesetzes für den Kanton
Graubünden. 2016 soll dieses vom
Parlament verabschiedet werden.