Mit Stil und an die Weltspitze
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Mit Stil und an die Weltspitze
SZENE AUSLAND SCHWERPUNKT PATRIZIO CIPOLLINI, GENERAL MANAGER DES «FOUR SEASONS HOTEL FIRENZE» Mit Stil und Charme an die Weltspitze Er führt das «Four Seasons Hotel Firenze» seit 23 Jahren: Patrizio Cippolini, ein VorzeigeHotelier mit Stil und Charme. 14 11 I2015 Es ist eines der besten Stadt-Luxus-Hotels der Welt. Das «Four Seasons» in Florenz: Traumlage mitten in einem 4000 m² grossen Park. 116 luxuriöse und einzigartige Zimmer und Suiten. Die teuerste Suite: 23 000 Euro – pro Nacht. Und der Gastgeber? Patrizio Cippolini verkörpert den Vorzeige-Hotelier par excellence: Mit Stil, südländischem Charme und hoher Professionalität führt er seinen «Luxuspalast». An seiner Seite: ein top motiviertes Team. «Hotelier»Autorin Nicole Amrein sprach mit Cippolini über das Erfolgsgeheimnis von «Four Seasons». INTERVIEW Nicole Amrein BILDER Hans R. Amrein S ignore Cippolini, Ihr Haus gehört zu den weltbesten Stadt-Hotels. Natürlich: Das historische Gebäude aus dem 17. Jahrhundert, ein ehemaliger Medici-Palast, liegt mitten im grössten Garten von Florenz, nur zehn Minuten vom Dom und von den Uffizien entfernt. Die Lage allein kann es aber nicht sein. Was also führt zum Erfolg Ihres Traum-Hotels? (lacht) Vielen herzlichen Dank für das Kompliment! Wir verfolgen, wie alle rund 90 «Four Seasons Hotels & Resorts» weltweit, dieselbe Philosophie – und die heisst: Der wahre Luxus ist der Service! Es reicht eben nicht, einen riesigen Garten und ein Haus mit einer bis ins 16. Jahrhundert zurückgehenden Geschichte zu besitzen. Ohne den entsprechenden, sehr persönli11 I2015 chen Service hat das Haus keine Seele! Und genau das ist es, was alle unsere Hotels verbindet: Wenn Sie ein «Four Seasons Hotel» betreten, sollen Sie sich sofort willkommen fühlen. So, als kämen Sie nach Hause. Wer so empfangen und behandelt wird, dem bleibt der Aufenthalt stets in guter Erinnerung. Service-Leistung als oberste Maxime? Schauen Sie, ich als General Manager bin hier auf verlorenem Posten. Ohne mein Team ❯ background DAS ERFOLGSGEHEIMNIS VON «FOUR SEASONS» «Four Seasons» steht für Luxus und Top-Service auf höchstem Niveau. Weltweit. Die 1960 von Isadore Sharp gegründete Hotel Company betreibt derzeit über 90 Hotels in 39 Ländern (38 000 Mitarbeiter), darunter weltberühmte Häuser wie das Hotel George V in Paris. International gehört «Four Seasons» zu den drei Top-Brands der Luxus-Stadt-Hotellerie, vergleichbar mit Peninsula oder Mandarin Oriental. Was können Schweizer Hoteliers von «Four Seasons» lernen? Was machen die Kanadier besonders gut? Es sind vor allem drei Dinge, die das Erfolgsgeheimnis von Four Seasons begründen: Die Mitarbeitenden. Sie sind, wie der Gründer der HotelKette betont, das Kapital von «Four Seasons», nicht die Hotels (Hardware). Top-Service in jedem Hotel-Bereich. Man tut alles für den Kunden. Er soll sich «wie zu Hause» fühlen. Dabei legt man Wert auf einen unkomplizierten, alles andere als formellen und steifen Service, wie er in einigen Luxus-Hotels, zum Beispiel in Paris, nach wie vor zelebriert wird. «Wir verkaufen besondere Erlebnisse und Emotionen und nicht Hotel-Übernachtungen», so Patrizio Cippolini, General Manager des «Four Seasons Hotel Firenze» (vgl. Interview). Fazit: Die Hardware (Gebäude, Architektur, Design) ist zwar wichtig und soll top sein, aber sie ist nicht der entscheidende Erfolgsfaktor. Zimmer und Suiten, die jeden Luxus bieten, setzt man heute in der Fünfsterne-Hotellerie voraus. Auch Wellness, Fitness, Beauty und solche Dinge sind Standard. Ebenso eine Gastronomie auf hohem Niveau. Die wichtigsten Erfolgsfaktoren sind individueller Top-Service und hoch motivierte, ambitionierte Mitarbeitende. www.fourseasons.com 15 SZENE AUSLAND SCHWERPUNKT Ihr persönlicher Hotelier-Guide muss ich das Haus sofort schliessen! Deshalb lautet unser Credo: Behandle die Menschen so, wie du selbst behandelt werden möchtest! Unsere Mitarbeitenden stehen auf der gleichen Stufe wie der Gast. Sie arbeiten nicht in irgendeinem Hotel, sondern bei «Four Seasons». Sie arbeiten in ihrem Hotel. Die Gäste sind ihre Gäste. Verstehen Sie, was ich meine? Ja, klar. Aber wie gelingt es Ihnen, Ihren Mitarbeitern diesen «Four Seasons Spirit» zu vermitteln? Erstens: Ich bin immer für meine Mitarbeitenden da – 24 Stunden am Tag, wenn es sein muss. Das Hotel ist für die Mitarbeitenden so etwas wie ihre zweite Familie. Ich kümmere mich auch um die Leute, wenn sie private Probleme haben. Zweitens: Wir führen mit unseren Leuten etwa fünfzig Trainings pro Jahr durch. Das Thema Ausund Weiterbildung hat bei uns absolut höchste Priorität. Nennen Sie ein konkretes Beispiel. Nehmen wir das Reklamationswesen. Wenn sich ein Gast bei uns beschwert (was übrigens äusserst selten vorkommt), so muss der damit konfrontierte Mitarbeiter die Reklamation sofort in unser Gäste-Informationssystem eingeben. für die Igeho 2015 arbeitende 10 bis 15 Prozent mehr verdienen. Wer seinen Job sehr gut macht, kann auch mal 20 bis 30 Prozent mehr verdienen, doch grundsätzlich bewegen wir uns zwischen 10 und 15 Prozent über den marktüblichen Gehältern. Was verdient denn ein gewöhnlicher Kellner im «Four Seasons Firenze»? Sagen wir es so: Ein Kellner kostet uns rund 32 000 Euro im Jahr. Einem «Chef de rang» bleiben am Monatsende rund 1500 Euro. « DER WAHRE LUXUS IST DER SERVICE! ES REICHT EBEN NICHT, EINEN RIESIGEN GARTEN UND EIN HAUS MIT EINER BIS INS 16. JAHRHUNDERT ZURÜCKGEHENDEN GESCHICHTE ZU BESITZEN. » PATRIZIO CIPPOLINI So sind alle Mitarbeiter des Hotels in wenigen Minuten informiert und können – wenn sich die Gelegenheit bietet – direkt beim betroffenen Gast reagieren und ihm zum Beispiel eine Tasse Tee oder sonst was anbieten. Sie verfügen über ein top motiviertes, exzellentes Team. Ist es nicht schwierig, solche Leute zu finden? Sagen wir es so: Es ist auch bei «Four Seasons» nicht wirklich einfach, geeignete und ambitionierte Leute zu finden. Denn viele junge Menschen wollen nicht mehr im Service arbeiten – und das eben auch am Wochenende und am Abend. Trotzdem können wir uns nicht beklagen, denn wir bieten unseren Leuten attraktive Karrieremöglichkeiten auf der ganzen Welt an. Bei «Four Seasons» ist es absolut möglich, dass ein Rezeptionist später mal General Manager oder ein Koch F & B-Manager wird. Stimmt es, dass Ihre Leute rund 20 Prozent mehr verdienen als in vergleichbaren Hotels in Florenz? 20 Prozent sind vielleicht etwas hoch gegriffen. Aber es ist bei «Four Seasons» üblich, dass Mit- 16 Stichwort Cross-Training. Eine sehr gute und wichtige Sache! Wir lassen den Koch für eine gewisse Zeit als Portier arbeiten, das Zimmermädchen als Rezeptionistin am Front Desk. So motivieren wir die Leute, nicht im angestammten Job zu verharren und weiterzugehen. Warum soll das talentierte Zimmermädchen bei der nächsten freien Stelle an der Rezeption nicht aufsteigen und Karriere machen? Bei «Four Seasons» ist alles möglich! «Four Seasons» hat mit seinen rund 90 Hotels und Resorts Service-Standards eingeführt und umgesetzt, die für alle Hotels weltweit gelten. Gibt es auf der anderen Seite auch Dinge, die «Firenze»-typisch sind und in keinem anderen «Four Seasons»-Stadt-Hotel geboten werden? Aber sicher! Denken Sie an die Gastronomie. Die Gäste erwarten bei uns einen perfekten italienischen Cappuccino, doch der britische «Afternoon tea» wird quasi nie verlangt. Auch die Innenausstattung und das Ambiente des Hauses sind einzigartig: Man soll sich hier in einer florentinischen Residenz fühlen, immerhin war das Haus seit dem 16. Jahrhundert Wohnsitz reicher Florentiner. Oder die Marmelade beim Frühstück! Sie stammt aus Florenz wie auch die Pflegeprodukte in den Bädern. Um den richtigen, zum Hotel passenden Duft zu erhalten, haben wir ein Jahr lang mit der ältesten Apotheke von Florenz zusammengearbeitet. H INHABER IMMOBILIE: Fingen Group (private Investorengruppe in Florenz) DIREKTION: Patrizio Cipollini KLASSIFIZIERUNG: 5-Sterne-Superior ERÖFFNUNG: 2007 UMBAU, RESTAURATION: 2001 bis 2003 INNENARCHITEKT: Pierre-Yves Rochon (hat auch das «Four Seasons George V Paris» umgebaut) FLÄCHE HOTEL-AREAL: 4,5 Hektaren ZIMMER UND SUITEN: 116, davon 44 Suiten BETTEN: 132 MITARBEITENDE: 240 (Wintersaison), 280 im Sommer (hinzu kommen externe Mitarbeiter, zum Beispiel Gärtner, Hausdienst) AUSLASTUNG: 70 bis 80 Prozent JAHRESUMSATZ: 26 bis 30 Millionen Euro WICHTIGSTE GÄSTEGRUPPE: USA (42 Prozent) DURCHSCHNITTLICHE AUFENTHALTSDAUER: 3,8 Tage (Sommer) 2,7 Tage (Winter) DURCHSCHNITTLICHER ZIMMERPREIS (OHNE FRÜHSTÜCK): 650.– Euro REGULÄRER PREIS DOPPELZIMMER: ab 500 Euro (September und Oktober), ab 295 Euro (November bis Dezember) PREIS JUNIOR-SUITE: ab 850 Euro PREIS SUITE: ab 1000 Euro PRÄSIDENTENSUITE: ab 8500 Euro ROYAL SUITE: 14 500 bis 23 500 Euro ÖFFNUNGSTAGE: 365 Die «Hotelier»-Talks von Hans R. Amrein sowie weitere Informationen zur Messe und zu besonderen Highlights für Hoteliers und Gastronomen. MESSEGUIDE ZUR IGEHO BASEL VOM 21. BIS ZUM 25. NOVEMBER 2015 DER MESSE-GUIDE LIEGT DER GESAMTAUFLAGE DES AKTUELLEN MAGAZINS BEI UND WIRD AN DER MESSE KOSTENLOS ABGEGEBEN. 11 I2015