Biografie Mat Collishaw Mat Collishaw (geb. 1966) machte 1989
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Biografie Mat Collishaw Mat Collishaw (geb. 1966) machte 1989
Biografie Mat Collishaw Mat Collishaw (geb. 1966) machte 1989 seinen BFA-Abschluss am Goldsmiths College in London. Mit der Präsentation seiner berüchtigten Arbeit Bullet Hole in der legendären Ausstellung "Freeze", zusammen mit anderen Goldsmiths Zeitgenossen, begann 1989 seine künstlerische Karriere. Diese Ausstellung wurde, wie auch "Modern Medicine", an der er im Jahr drauf ebenfalls teilnahm, von Collishaws langzeitigem Freund Damien Hirst kuratiert. Beide Ausstellungen waren für das Hervortreten der YBA (Young British Artists) von maßgeblicher Bedeutung. Mat Collishaws Kunst taucht den Betrachter in eine Welt des Zwielichts zwischen Verführerischem und Empörendem, zwischen Vertrautem und Schockierendem und Poetischem und Morbidem. Mit einer diverse Medien umfassenden visuellen Sprache, zieht uns die Schönheit der Arbeiten Collishaws auf verführerische, fesselnde und hypnotische Art und Weise an, nur um uns manchmal um so stärker wieder abzustoßen, wenn wir die dunkleren Facetten darin wahrnehmen. Es ist eine gewisse Abscheu, die nicht durch das, was wir sehen ausgelöst wird, sondern vielmehr durch unsere angeborene Reaktion darauf. Pornographie, die Kreuzigung, schimmernde Feen, syphilitische Kinderprostituierte, Bestialität, Sadomasochismus, Sucht, Religion, Ekstase und Verzweiflung; sogar die letzten Stunden eines zum Tode verurteilten Häftlings... Es gibt scheinbar kein ungebrochenes Tabu, keine dunklen Ecken oder Schatten, die Collishaw nicht bereit wäre zu erkunden – und doch ist sein Werk ganz und gar romantisch und ausgesprochen ästhetisch, ein Ausdruck des Collishawschen Anspruchs fesselnde Bilder zu produzieren.Das Verbotene hat den Künstler schon immer fasziniert: „Ich fühle mich von den Dingen in meiner Vergangenheit angetrieben, die unterdrückt oder auf Distanz gehalten wurden. Sie erzeugen in mir den Drang oder auch eine Art von Hunger, meine Arbeit zu machen.“ Kaum verwunderlich also, dass Themen wie unterdrücktes sexuelles Verlangen, brutale und pervertierte Lust, die Macht der medialen Bilderflut oder auch das Konzept des Göttlichen als Motive ständig in seinem Werk wiederkehren. Das Überraschende und sogar Verblüffende dabei ist allerdings die – fast erhabene – Zärtlichkeit und Ekstase, die in der Arbeit verkörpert wird. „Es gibt Mechanismen in uns, die darauf angelegt sind, auf unterschiedlichstes Bildmaterial zu reagieren – und die lassen uns keinen wirklichen Einfluss auf das, was wir stimulierend oder anregend finden.“ Collishaw interessiert sich für die unterschwellige Wirkung von Bildern. Er untersucht diese fast programmatisch, indem er etwa Abscheuliches als erstrebenswert darstellt und Abstoßendes als einladend. Durch seine Verweise auf alte Meister und zeitgenössische Diskurse positioniert er sich diskret innerhalb der Kunstgeschichte, wie etwa in seiner Arbeit The End of Innocence (eine digitale Neufassung der Francis Bacon Interpretation eines Velasquez Gemäldes von Papst Innozenz X). Ein weiteres Beispiel hierfür wäre seine Infragestellung viktorianischer Moralvorstellungen und Ideale, die er mittels Techniken des 21. Jahrhunderts ausführt. Collishaws Interesse am viktorianischen Zeitalter ist kein Zufall: Das Großbritannien des 19. Jahrhunderts sah sich selbst im Lichte des wissenschaftlichen Fortschritts und empirischer Nüchternheit. Eine Epoche, bevölkert von gebildeten und prosaischen Menschen. Rückblickend zeigten sich allerdings Symptome von Kinderprostitution, Armut, Perversion und einer kollektiven Blutrünstigkeit parallel zu den Phänomenen eines als aufgeklärt erachteten Zeitalters. Collishaw bezieht sich auf die Viktorianische Ära durch eine Simulation des aufwendig dekorativen, romantischen Stils der Zeit. Indirekt beschwört er aber die dunklen Seiten dieser Gesellschaft; den korrupten Unterbau, durchaus nicht ohne Relevanz für unsere heutige Zeit. Er zerrt unsere dunkelsten Seiten ans Licht, veranschaulicht, dass Menschen ihre niederen Instinkte letztlich nie völlig überwinden werden, ganz unabhängig von ästhetischem oder wissenschaftlichem Fortschritt. Die Tatsache, dass Collishaw nicht den Moralapostel spielt, macht seine Arbeit umso zwingender: Er zeigt uns lediglich das Schöne – auch wenn es sich um eine Schönheit handelt, die sich manchmal als hochgradig suspekt herausstellt. Das Victoria & Albert Museum beauftragte Collishaw mit einem monumentalem Projekt, Magic Lantern, was innerhalb der sich am Eingang befindenden Kupola installiert wurde, zusammen mit ihrem Schwarm von Motten eröffnete ein Lichtblick und eignete sich mit der Architektur des Museums. Das Werk war in den Wintermonaten 2010-2011 zu sehen. Im Laufe des letzten Jahrzehnts wurden Arbeiten von Mat Collishaw in zahlreichen Einzelausstellungen auf der ganzen Welt gezeigt; darunter: In Camera, Library of Birmingham, Birmingham (2015); Mat Collishaw, New Art Gallery Walsall, Walsall (2015); Black Mirror, Galleria Borghese, Rome (2014); Mat Collishaw: The Yielding Glass, An Gailearaí, Ghaoth Dobhair, Londonderry (2014); La vie de château, Les Châteaux de la Drôme, Ladrome (2013); Mat Collishaw: Afterimage, Arter, Istanbul (2013); Mat Collishaw: Preternatural, FaMa Gallery, Verona (2013); Mat Collishaw, Pino Pascali Museum Foundation, Bari (2013); Mat Collishaw, Bass Museum of Art, Florida (2013); THIS IS NOT AN EXIT, Blain|Southern, London, (2013); Crystal Gaze, Raucci/Santamaria Gallery, Neapel (2012); Vitacide, Tanya Bonakdar Gallery, New York (2012); Creation Condemned bei Blain|Southern London (2010); Retrospectre, BFI Southbank, London (2010); Hysteria, Freud Museum, London (2009); Shooting Stars, Haunch of Venison, London (2008); Museum für zeitgenössische Kunst Warschau (2000); Galleria d’Arte Moderna, Bologna, Italien (1999); Life/Live, Musée d'Art Moderne de la Ville, Paris und The Brooklyn Museum, New York (1998); Duty Free Spirits, Lisson Gallery, London (1997) and Camden Arts Centre, London (1996). Mat Collishaw hat derzeitig eine Einzelausstellung Folly! in der Fountains Abbey & Studley Royal in North Yorkshire. Zu Gruppenausstellungen zählen: In the Origins of Art, MONA, Hobart Tasmania (2016); A Weed in a Plant out of Place, Lismore Castle Arts, Ireland (2016); SerpentiForm, Museo di Roma, Rome (2016); Na wspak (ciała i ogrody, 9th Biennale of Photography, Arsenal Municipal Gallery, Poznań (2015); SUBSTANCE, TimothyTaylor, London (2015); L’inconscient pictòric (the pictorial unconscious), MNAC, Barcelona (2015); In Search of the Miraculous, Newlyn Art Gallery (2015); SNAP Art at the Aldeburgh Festival, Aldeburgh Music, Aldeburgh (2015); Nature Morte, Contemporary artists reinvigorate the Still-Life tradition , Hå gamle prestegard (2015); Gallery of Wonder, Northumberland; Woodhorn; Powburn; Spittal; Falstone; Alwinton; Newcastle (2015); Glasstress 2015 Gotika, Istituto Veneto di Scienze Lettere ed Arti, Venice (2015); NGORONGORO – Artist Weekend, Studiobuildings, Lehderstrasse, Berlin-Weissensee (2015); “The time … and there was time”, Fundación Helga de Alvear, Cáceres (2015); Rack ‘em Up: British Contemporary Editions 1990 – 2000, Shapero Modern, London (2015); How to Construct a Time Machine, MK Gallery, Milton Keynes (2015); The Omnivore’s Dilemma: Visualized, University of Connecticut Contemporary Art Galleries, Mansfield (2015); Paper, SMAC Art Gallery, Cape Town (2014); Vanitas: Fashion and Art, Bass Museum of Art, Florida (2014); Stations of the Cross, St Marylebone Church, London (2014); Corporeality and Sexuality, Votive Church, Wien (2014); The Bigger Picture: Works from the 1990s, Tanya Bonakdar Gallery, New York (2014); Out Of Our Heads, Shoreditch Town Hall, London, (2014); Diacore presents Ron Arad’s Last Train, Ron Arad Studio, London, (2014); Today’s Specials Brought to you by Pace London & Abdullah Al Turki, Pace Gallery, London, (2014); Deloitte Ignite 2014 -Myth – The Feather and the Flame, Royal Opera House, London, (2014); Ennemi Public, (kuratiert von Barbara Polla) Magda Danysz Gallery, Paris, (2013); The Nature of the Beast, The New Art Gallery, Walsall, Walsall, (2013); Beastly Hall, (kuratiert von Artwise) Hall Place & Gardens, Kent, (2013); Home, Land and Sea, Manchester Art Gallery, Manchester, (2013); GLASSTRESS: eine Veranstaltung der 55 Venice Biennale, Venedig (2013); Victoriana: The Art of Revival, Guildhall Art Gallery, London, (2013); Mat Collishaws Bullet Hole wurde 2011 bei der 12, Bienniale von Istanbul und bei Sordid Earth, als Teil des „ Curtain Call“ Projekts von Ron Arad im Roundhouse im Sommer 2012 in London ausgestellt.; Mythologies, Haunch of Venison, London (2009); In the Darkest Hour There May Be Light, Serpentine Gallery, London (2006); New Blood, Saatchi Gallery, London (2004); The Edge of Awareness, P.S.I, New York (1998); Sensations, Royal Academy of Art, London (1996); Brilliant! New Art From London, Walker Art Centre, Minneapolis und Here and Now, Serpentine Gallery, London (beide 1995) und Institute for Cultural Anxiety, ICA, London (1994). Blain|Southern, Other Criteria and Thames & Hudson haben seine Werke publiziert und im Juli 2013 gewann er die XVI Ausgabe des Pascali Preises. Der Künstler lebt und arbeitet in London.