Die Kleinen kommen! - Kita-Server Rheinland

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Die Kleinen kommen! - Kita-Server Rheinland
Die Kleinen kommen!
Zweijährige im Kindergarten
12345
Eine Orientierung zur Integration Zweijähriger in den Kindergarten
„Mit zwei dabei!
Die Integration
zweijähriger
Kinder in den
Kindergarten“
2
Liebe Erzieherinnen, liebe Erzieher,
mit dem Landesprogramm „Zukunftschance Kinder – Bildung von Anfang an“ hat das
Land Rheinland-Pfalz einen klaren Schwerpunkt im Kindertagesstättenbereich gesetzt.
Wir wollen mit diesem umfassenden Konzept dazu beitragen, dass Kinder noch besser und früher gefördert werden, auch um soziale Benachteiligungen abzubauen.
Das Landesprogramm enthält viele Punkte, die mit Herausforderungen einhergehen;
damit möchten wir Sie nicht alleine lassen, sondern Sie tatkräftig unterstützen. Einen
wichtigen Punkt aus dem Landesprogramm stellt die Aufnahme von Zweijährigen in
Kindergartengruppen dar. Ab dem Jahr 2010 wird es in Rheinland-Pfalz den Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz geben, wenn die Eltern dies wollen.
Die Aufnahme von Zweijährigen in Kindergartengruppen bringt Veränderungen mit
sich, die auch Auswirkungen auf die pädagogische Arbeit haben. So wird es im pädagogischen Alltag verstärkt erforderlich sein, Kindern die Möglichkeit zu geben, sowohl
von Kindern anderer Altersgruppen zu lernen als auch mit Kindern gleichen Entwicklungsstandes zusammenzukommen. Darüber hinaus müssen entwicklungspsychologische Besonderheiten von zweijährigen Kindern berücksichtigt werden. Die Aufnahme
von Zweijährigen stellt auch das Thema eines der Pflichtmodule im Fortbildungszertifikat des Landes dar.
Die hier vorliegende Veröffentlichung soll Sie bei der Aufnahme von Zweijährigen zusätzlich unterstützen. Dr. Susanne Viernickel und Dr. Petra Völkel greifen in dieser Broschüre nicht nur Entwicklungsthemen und die Gestaltung des pädagogischen Alltags
auf, sondern geben auch Hilfestellungen bei strukturellen Fragen wie Gruppenformen
und Altersstrukturen oder der Gestaltung von Spielbereichen. Durch ganz konkrete
Beispiele aus dem Alltag von Erzieherinnen und Erziehern wird die Praxisorientierung
der Broschüre zusätzlich untermauert.
Ich bin mir sicher, dass Sie in dieser Broschüre viele gute Anregungen
für die Arbeit mit Zweijährigen in Kindergartengruppen finden, und
wünsche Ihnen bei der Umsetzung viel Erfolg.
Doris Ahnen
3
Inhalt
4
1. Wenn Zweijährige in den Kindergarten kommen
6
2. Entwicklung und Bildung in den ersten Lebensjahren
12
3. Entwicklungsthemen der Zweijährigen
16
3.1 Der Aufbau sicherer (Bindungs-)beziehungen
17
3.2 Das Erlangen von Autonomie und Kontrolle
19
3.3 Die Sprache erlernen
22
3.4 Das Welterkennen um Symbol und Vorstellung erweitern
25
3.5 Der Eintritt in die soziale Kinderwelt
28
4. Den pädagogischen Alltag gestalten
32
4.1 Ein guter Start: Aufnahme und Eingewöhnung
33
4.2 Beziehungsvolle Pflege und Körperkontakt
35
4.3 Der Weg zur Windelfreiheit
36
4.4 Zum Umgang mit Wutanfällen und „Trotzverhalten“
38
4.5 Sprachförderung und Kommunikation
41
4.6 Kontakte und Beziehungen unter Kindern fördern
43
4.7 Neugierde, Sinneserfahrungen und Bewegungsfreude unterstützen
46
5. Den pädagogischen Handlungsspielraum erweitern
50
5.1 Angepasstes Zeitmanagement
51
5.2 Gruppenformen und Altersstrukturen
53
5.3 Räume, Spielbereiche, Materialien
56
5.4 Entwicklungs- und Bildungsthemen beobachten und dokumentieren
57
5.5 Zusammenarbeit mit Eltern
60
6. Fazit: Die Aufnahme von Zweijährigen als Teamaufgabe
64
5
1. Wenn Zweijährige in den
Kindergarten
kommen…
Zweijährige Kinder können laufen und
und Weise, wie sich Zweijährige die
klettern, sie können sich sprachlich
Welt erschließen, häufig von der, wie
verständlich machen, sie hören zu
dies zum Beispiel Vierjährige tun. Die
und befolgen Anweisungen, sie bauen
Aufnahme von Zweijährigen in den
und basteln, malen und singen,
Kindergarten ist deshalb mit einer
toben und springen und wollen gern
Reihe von Herausforderungen an die
mit ihresgleichen spielen. Zweijäh-
pädagogischen Fachkräfte verbun-
rige sind neugierig darauf, was die
den.
gegenständliche und soziale Welt
6
ihnen zu bieten hat und sie wollen
Wenn Zweijährige in den Kindergar-
sie erkunden. Insofern unterscheiden
ten kommen, haben sie eine Reihe
sie sich nicht von älteren Kindern.
von Entwicklungsaufgaben zu bewäl-
Allerdings unterscheidet sich die Art
tigen, die sich von den Entwicklungs-
aufgaben älterer Kinder unterschei-
einzuplanen, an denen die Eltern
den und bei denen sie stärker als
beteiligt sind. Forschungsergebnis-
ältere Kinder auf die Unterstützung
se zeigen uns, dass jüngere Kinder
durch Erwachsene angewiesen sind.
durchaus dazu in der Lage sind, neben
Zu diesen Entwicklungsaufgaben ge-
ihren Eltern weitere Bezugspersonen
hören der Aufbau einer sicheren und
zu akzeptieren. Wenn eine genügend
tragfähigen Beziehung zu ihrer Erzie-
lange Eingewöhnungszeit möglich ist
herin/ihrem Erzieher, das Erlangen
und die besonderen Bedürfnisse nach
von Autonomie und Kontrolle, das
Körperkontakt und individualisierter
Erlernen der Sprache, das Verständ-
Zuwendung (z.B. in Pflegesituationen)
nis und der Gebrauch von Symbol
berücksichtigt werden, baut sich eine
und Vorstellung sowie sich in der
sichere und tragfähige Beziehung
sozialen Kinderwelt zurechtzufinden
zur Erzieherin/zum Erzieher auf. Auf
und Spielpartnerschaften mit anderen dieser Basis wirken die vielen SinKindern aufzubauen.
neseindrücke, Spielanregungen und
Spielpartner(innen) im Kindergarten
Zur Bewältigung ihrer spezifischen
entwicklungsstimulierend und förder-
Entwicklungsaufgaben brauchen
lich. Dabei bleiben jedoch auch bei
Zweijährige besondere Unterstützung
einer Ganztagsbetreuung immer die
und Förderung durch die Erzieherin/
Eltern die wichtigsten Bezugspersonen
den Erzieher. Um den pädagogischen
für das Kind.
Alltag in der Kindertageseinrichtung
auch für die Zweijährigen entwick-
Um dem Bedürfnis der Zweijährigen
lungsfördernd zu gestalten, gibt diese nach Autonomie und Kontrolle (es
Broschüre Anregungen und Empfeh-
selbst tun wollen und können) gerecht
lungen.
zu werden, ist gerade die Gestaltung
von Pflegesituationen (Wickeln, Essen,
Der Aufbau sicherer Bindungsbe-
Anziehen), die Haltung zum „Windeltra-
ziehungen erfordert es, Eingewöh-
gen“ und der Umgang mit „trotzigen“
nungszeiten für die jüngeren Kinder
Kindern von hoher Bedeutung. Insbe7
1. Wenn Zweijährige in den Kindergarten kommen...
sondere Pflegesituationen bieten der
schen Interessen und Bedürfnisse
Erzieherin/dem Erzieher die Gelegen-
der jüngeren Kinder angemessen
heit, sich einzelnen Kindern intensiv
eingehen zu können, braucht es bei
zuzuwenden. Sie lassen sich lustvoll
der Integration von Zweijährigen in
gestalten und können dazu genutzt
den Kindergarten häufig eine Verän-
werden, die Kinder in ihrer Sprach-
derung eingespielter Strukturen im
und Kommunikationsentwicklung zu
Gruppenalltag. Dabei kommt eine sol-
unterstützen sowie ihre Fähigkeit des
che Veränderung häufig nicht nur den
Welterkennens um Symbole und Vor-
jüngeren, sondern auch den älteren
stellungen zu erweitern. Eine Pflegesi-
Kindern einer Gruppe zugute.
tuation ist deshalb kein „Zeitfresser“,
sondern eine wichtige und anspruchs-
Die Broschüre gibt Anregungen und
volle pädagogische Fachaufgabe.
Hinweise dazu, wie die zeitliche Planung des Tagesablaufes angepasst
Die sprachliche und geistige Ent-
werden könnte, welche Überle-
wicklung von Kindern wird jedoch
gungen hilfreich für eine sinnvolle
nicht nur im Zusammensein mit
Gruppenzusammensetzung sind,
Erwachsenen gefördert, sondern
welche Raumgestaltung und welche
ganz entscheidend auch im Spiel mit
Spielmaterialien besonders anregend
anderen Kindern. Allerdings fällt es
wirken, warum die Entwicklungs- und
den Kleinen nicht immer leicht, sich
Bildungsthemen der Kinder beobach-
miteinander zu verständigen, ein ge-
tet und dokumentiert werden sollten
meinsames Spiel anzufangen und es
und was es bei der Zusammenarbeit
über einen gewissen Zeitraum auch
mit den Eltern zu beachten gilt.
aufrechtzuerhalten. Hilfreich hierbei
sind eine überlegte Raumgestaltung
Die nächste Seite verdeutlicht, welche
und vielfältiges Spielmaterial, das die
Themen in dieser Broschüre behan-
jüngeren Kinder dazu anregt, Spiel-
delt werden und wie diese Themen
partnerschaften einzugehen.
zueinander in Beziehung stehen.
Um auf die entwicklungsspezifi8
9
2345
Entwicklungsthemen der Kinder
Gestaltung des pädagogischen Alltags
Aufbau sicherer Bindungsbeziehungen
Aufnahme und Eingewöhnung
Aufbau sicherer Bindungsbeziehungen
Erlangen von Autonomie und Kontrolle
Beziehungsvolle Pflege
Sprache erlernen
Erlangen von Autonomie und Kontrolle
Windelfreiheit
Erlangen von Autonomie und Kontrolle
Umgang mit „Trotz“
Sprache erlernen
Welterkennen um Symbole/Vorstellungen erweitern
Sprachförderung
Welterkennen um Symbole/Vorstellungen erweitern
Eintritt in die soziale Kinderwelt
Sprache erlernen
Welterkennen um Symbole/Vorstellungen erweitern
Eintritt in die soziale Kinderwelt
10
Beziehungen unter Kindern fördern
Neugierde, Sinneswahrnehmung,
Bewegungsfreude unterstützen
Erweiterung des Handlungsspielraums
Gruppenformen und Altersstrukturen
Zusammenarbeit mit Eltern
Angepasstes Zeitmanagement
Angepasstes Zeitmanagement
Angepasstes Zeitmanagement
Räume, Spielbereiche, Materialien
Entwicklungs- und Bildungsthemen beobachten und dokumentieren
Gruppenformen und Altersstrukturen
Räume, Spielbereiche, Materialien
Entwicklungs- und Bildungsthemen beobachten und dokumentieren
Räume, Spielbereiche, Materialien
Entwicklungs- und Bildungsthemen beobachten und dokumentieren
11
2. Entwicklung
und Bildung
in den ersten
Lebensjahren
12
Sieht man sich einschlägige Beobach-
nicht, dass Entwicklungsfortschritte in
tungs-Checklisten für den Kindergar-
diesen Bereichen immer und insbe-
tenbereich oder Entwicklungstests
sondere im Säuglings- und frühen
für die ersten Lebensjahre an, fällt
Kindesalter hochgradig miteinander
auf, dass Merkmale der kindlichen
vernetzt und wechselseitig vonein-
Entwicklung meist in verschiedene
ander abhängig sind. Entwicklung
Bereiche organisiert sind, z.B. in die
verläuft ganzheitlich. Ein einjähriges
Bereiche Körpermotorik, Hand- und
Kind, das sich erstmalig am Sofa
Fingermotorik, Sprachentwicklung,
in den Stand hochzieht, hat einen
kognitive Entwicklung oder soziale
wichtigen Meilenstein in seiner moto-
und emotionale Kompetenz. Die-
rischen Entwicklung bewältigt; damit
se Trennung ist aus analytischen
verbunden sind gleichwohl noch
Gründen sinnvoll; sie zeigt jedoch
vielfältige weitere Entwicklungsanstö-
ße. Es kann nun die Welt aus einer
emotionale Bewertungen
ganz neuen Perspektive betrachten;
und motorische Reaktionen.
es muss sein Gleichgewichtsgefühl
Ein weiteres Beispiel aus
in dieser neuartigen Position austa-
dem ersten Lebensjahr
rieren; und es fühlt sich durch diese
eines Kindes: Beim Greifen
neu erworbene Kompetenz und ihre
koordiniert der Säugling
begeisterte Würdigung durch seine
bereits im Alter von wenigen Mona-
Eltern in seinem Tun bestätigt und
ten seine visuelle Wahrnehmung mit
baut Selbstvertrauen und ein Gefühl
der Körpermotorik. Dabei helfen ihm
der Selbstwirksamkeit auf.
Informationen aus dem System der
Bei all diesen Lernprozessen spielt
Körperwahrnehmung, über das er
die Wahrnehmung eine wesentli-
die Stellung seiner Gelenke und den
che Rolle, denn durch sie tritt das
Spannungszustand seiner Muskeln
Kind mit sich und seiner Umwelt in
wahrnehmen und beeinflussen kann,
Kontakt. Auch hier finden wir das
und der Tastsinn, durch den sich
Prinzip der Ganzheitlichkeit vor. Die
Oberflächenstrukturen, Formen und
verschiedenen Wahrnehmungskanäle
Temperaturen erschließen. Und es
und -organe liefern unterschiedliche,
sind weitere Prozesse beteiligt: Hat
einander ergänzende Informationen.
das Kind Erfolg bei seinen Bemühun-
Die Sinnesempfindungen werden zum
gen, ist dies mit positiven Emotionen
Gehirn weitergeleitet, mit Gedächt-
verbunden, die somit Belohnungscha-
nisinhalten verglichen und anhand
rakter haben. Kommt eine erwach-
bereits gemachter Erfahrungen
sene Bezugsperson dazu, die das
bewertet. Um die Sinnesinforma-
Kind in seinen Handlungen bestätigt
tionen nutzen zu können, müssen
und diese sprachlich kommentiert,
sie organisiert und integriert, das
verbindet sich das eigene aktive Tun
heißt vom Gehirn in bedeutungs-
mit dieser positiven Kommunikati-
volle Formen und Beziehungen
ons- und Beziehungserfahrung. Jede
überführt werden. Eng gekoppelt an
Situation hält für ein Kleinkind also
diese Wahrnehmungsvorgänge sind
Erfahrungsmöglichkeiten bereit, die
13
2. Entwicklung und Bildung in den ersten Lebensjahren
in vielgestaltiger, kreativer Form als
für sich erstmalig und dann wieder-
„Rohmaterial“ für Verarbeitungs- und
holend mit immer neuen Facetten
Bildungsprozesse herangezogen
erobern. Gleiches gilt für die Begriffs-
werden.
bildung und die Entwicklung sprachlicher Kompetenzen, die sich ebenfalls
Ein weiteres Entwicklungsprinzip
nicht ohne sinnliches Be-Greifen und
besteht darin, dass die komplexen
Be-Handeln vollziehen können. Für
Leistungen, zu denen Kinder im Ver-
ein solch aktives Zugehen auf die
lauf ihrer Entwicklung fähig werden,
Umwelt bedarf es auch emotiona-
wie logisches und problemlösendes
ler Voraussetzungen, nämlich der
Denken, die Anwendung grammatika-
gefühlsmäßig verankerten Zuversicht,
lischer Regeln oder der Schriftsprach-
in irritierenden und angstauslösenden
erwerb, auf basalen Erfahrungen in
Situationen eine Person zur emoti-
den ersten Lebensjahren aufbauen.
onalen Rückversicherung und Hilfe
In dieser Zeit ist Erkenntnis und
verfügbar zu haben.
Wissensaufbau noch unmittelbar an
14
aktives Handeln, an Wahrnehmung
Ein solches Verständnis von früh-
und Motorik gebunden. Der Entwick-
kindlichen Entwicklungsprozessen
lungspsychologe Jean Piaget spricht
birgt unmittelbare praktische Konse-
deshalb für die ersten eineinhalb
quenzen. Werden frühe Entwicklung
Lebensjahre von der senso-moto-
und Bildung als aktive, ganzheitliche,
rischen Phase (sensuell = auf den
komplexe und stark leiblich ge-
Sinnen beruhend, Motorik = willkürli-
bundene Prozesse verstanden, ist
che Bewegungsabläufe des Körpers)
die isolierte, einseitige Förderung
in der kindlichen Entwicklung. Das
einzelner Entwicklungsfunktionen
Kind muss selbst aktiv sein können
wenig sinnvoll. Wichtig ist dagegen
und durch sein Handeln, den Einsatz
die bewusste Bereitstellung von Er-
aller Sinne und körperlicher Empfin-
fahrungsmöglichkeiten, die alle Sinne
dungen in Interaktion mit der Umwelt
ansprechen: Räume so zu gestalten,
treten. Dadurch kann es die Umwelt
dass dem Bewegungs- und Hand-
lungsdrang der Kleinkinder entspro-
es keine „magische Grenze“ geben
chen werden kann, die sprachliche
kann, ab der Kinder vom Besuch
Begleitung von Aktivitäten sowie ein
einer Tageseinrichtung profitieren.
emotional zugewandter, achtungs-
Vielmehr muss gefragt werden, wie
voller Umgang mit den Kindern, der
die sozialen Beziehungen und die
häufige Körperkontakte einschließt.
pädagogische Umwelt beschaffen
Werden frühe Erfahrungen als
sein sollten, damit Kinder je nach
bedeutsam für später erfolgende
ihren spezifischen Entwicklungsbe-
Bildungsprozesse erkannt, erwächst
dürfnissen und -themen diejenigen
daraus, dass pädagogische Fachkräf-
Bedingungen vorfinden, die ihnen
te eine hohe Verantwortung für die
ermöglichen, sich der Welt aktiv und
Entwicklung der ihnen anvertrauten
interessiert zuzuwenden.
Kinder – egal welchen Alters – tragen. Gleichzeitig wird deutlich, dass
15
3. Entwicklungsthemen der
Zweijährigen
Wer Bildungs- und Lernprozesse von
Für die Zweijährigen gehören zu
Kindern verstehen und unterstützen
den besonders bedeutsamen
möchte, sollte wissen, welche
Entwicklungsthemen der Aufbau
Entwicklungsphasen Kinder in einem
sicherer Beziehungen, das Erlangen
bestimmten Alter durchleben und
von Autonomie und Kontrolle, das
welche Anforderungen ihnen in
Erlernen der Sprache, das Erweitern
den jeweiligen Phasen abverlangt
des Welterkennens um Symbol und
werden. In der Psychologie spricht
Vorstellung sowie der Eintritt in die
man auch von zeitlich eingrenzbaren
soziale Kinderwelt. Das meiste, was
Entwicklungsaufgaben oder
zweijährige Kinder tun, ist von diesen
Entwicklungsthemen. Dem liegt
Entwicklungsthemen beeinflusst
die Annahme zugrunde, dass
und dient dazu, die anstehenden
es innerhalb der Lebensspanne
Entwicklungsaufgaben zu bearbeiten
Zeiträume gibt, die für bestimmte
und Schritt für Schritt zu bewältigen.
Lernprozesse besonders
geeignet oder bedeutsam sind.
16
3.1 Der Aufbau sicherer
Ohne sichere Basis kann ich
(Bindungs-)beziehungen
nicht fröhlich und aktiv sein!
Alle Kleinkinder zeigen in Situationen
Unter Bindung versteht man die
von Unsicherheit, Missbehagen
besondere und enge emotionale
oder Gefahr so genanntes
Beziehung eines Kindes zu seinen
Bindungsverhalten. Sie hören auf,
Eltern oder zu den Personen, die
ihre Umwelt zu erkunden, oder tun
es ständig betreuen. Der Aufbau
dies nur noch oberflächlich und
einer solchen Bindung ist genetisch
unkonzentriert. Die meisten Kinder
vorprogrammiert, das heißt, alle
werden in solchen Situationen nach
Kinder zeigen von Geburt an die
ihrer Bezugsperson suchen, sie
Bereitschaft zum Bindungsaufbau.
herbeirufen oder zu weinen beginnen.
Wenn sie damit beginnen, die
Kommt die Bindungsperson dann
Welt zu erkunden, benutzen sie
und nimmt das Kind in den Arm,
ihre Bindungspersonen als sichere
dann schmiegt es sich eng an und
Basis, zu der sie zurückkehren,
beruhigt sich in der Regel in wenigen
wenn irgendetwas sie ängstigt
Augenblicken. Das Kind tankt
oder wenn sie sich unsicher fühlen.
sozusagen Sicherheit. Sobald sich
Bis auf wenige Ausnahmen, die
das Kind beruhigt hat, wendet es sich
aus längerer Trennung, häufig
wieder seiner Umwelt zu und beginnt
wechselnden Bezugspersonen
erneut, diese lebhaft und interessiert
oder einer andauernden
zu erkunden.
emotionalen Nichtverfügbarkeit
der Bindungsperson resultieren,
Wie ihr mit mir umgeht, prägt
entwickeln alle Kinder ab dem
mein Selbstwertgefühl!
sechsten Lebensmonat bis ins dritte
Die Qualität der individuellen
Lebensjahr eine Bindung an einige
Bindungsbeziehung des Kindes
wenige Bezugspersonen.
zu seiner Bezugsperson ist
abhängig von der Erfahrung von
Zuverlässigkeit, Einfühlsamkeit,
17
3. Entwicklungsthemen der Zweijährigen
Kontinuität und liebevoller
die von Zuversicht und Vertrauen
Zuwendung. Durch prompte,
gekennzeichnet ist. Macht ein
angemessene und einfühlsame
Kleinkind dagegen die Erfahrung,
Reaktionen der Bezugsperson
dass seine Signale nicht oder nur
auf ihr Bindungsverhalten lernen
sehr unregelmäßig von seinen
Kinder, dass ihre Äußerungen
Bezugspersonen wahrgenommen
verstanden werden und dass auf ihre
und die ausgedrückten Bedürfnisse
Bedürfnisse in der Regel innerhalb
nicht befriedigt werden, entwickelt es
kurzer Zeit und auf vorhersagbare
eine Erwartungshaltung gegenüber
Weise eingegangen wird. Im
anderen Menschen, die durch
weiteren Lebenslauf entwickelt das
Unsicherheit gekennzeichnet ist.
Kind so eine Erwartungshaltung
Diese Kinder lernen, dass von ihnen
gegenüber anderen Menschen,
erwartet wird, mehr oder weniger
alleine zurechtzukommen. Sie
Begriffsklärung
wenden sich nicht selbstverständlich
Bindung ist das „gefühlsmäßige Band“, das zwischen dem Kind
und seinen engsten Bezugspersonen im Laufe der ersten
Lebensmonate entsteht.
an ihre Bezugsperson, wenn sie
Die Fähigkeit zum Aufbau von Bindungsbeziehungen ist in den
Erbanlagen verankert, ebenso wie der Wunsch, die Umwelt zu
erkunden (explorieren).
sich unsicher fühlen, holen sich
keinen Trost und spielen scheinbar
unbeeindruckt weiter.
Bindungspersonen dienen dem Kind als so genannte „sichere
Basis“ bei der Erkundung der Umwelt.
Ich brauche Begleitung beim
In unvertrauten Situationen wird beim Kind das Bindungssystem
aktiviert, in sicheren Situationen zeigt das Kind Explorationsverhalten.
Die Bindungsperson in der Nähe zu
Übergang in eine „fremde“ Welt!
wissen, ist für Kleinkinder besonders
Alle Kinder haben Bindungspersonen, die Qualität der
Bindungsbeziehung ist jedoch unterschiedlich.
wichtig, wenn sie mit Unbekanntem
Die Qualität der Bindungsbeziehung hängt mit der Art und Weise
zusammen, in der die Bindungsperson und das Kind in den ersten
Lebensmonaten miteinander umgegangen sind.
heit, Müdigkeit, Hunger oder Angst
Ein wesentlicher Faktor für die Qualität der Bindungsbeziehung ist
die Feinfühligkeit, mit der sie auf Signale des Kindes reagiert.
18
konfrontiert werden oder Unsichergerade das Stimmungsbild dominieren. Typisch für die meisten Zweijährigen ist, dass sie in unvertrauten
Situationen durchaus damit begin-
3.2 Das Erlangen von Autonomie
nen, ihre Umwelt zu erkunden; im
und Kontrolle
Verlauf ihres Spiels kehren sie jedoch
immer wieder zur Bezugsperson
Das Erlangen von Autonomie und
zurück, um sich ihrer Anwesenheit
Kontrolle – über den eigenen
zu versichern. Ist die Bezugsperson
Körper, über Gegenstände, über die
nicht verfügbar, brechen sie ihr
soziale Umwelt – ist ein zentrales
Spiel ab, beginnen zu weinen und
Entwicklungsthema der Zweijährigen.
lassen sich von Fremden nur schwer
Das Kind befindet sich dabei in
dauerhaft trösten. Auch Zweijährige,
einem emotionalen Wechselbad. Es
die scheinbar unbeeindruckt weiter-
bewältigt viele Schritte, es bemerkt
spielen, wenn sie ihre Bezugsperson
jeden Tag und jede Stunde, dass
in unvertrauten Situationen nicht
es imstande ist, Effekte auf seine
finden können, zeigen einen hormo-
Umwelt auszuüben. Es ist berauscht
nell messbaren Stressanstieg. Dies
von seinen eigenen Möglichkeiten
weist darauf hin, dass auch bei ihnen
und Kräften. Gleichzeitig gibt
das Bindungssystem aktiviert ist,
es ständig Rückschläge und
und führt dazu, dass diese Kinder
Widerstände. Es fällt beim schnellen
eher ziellos und unkonzentriert mit
Laufen hin oder das Rutschauto
Dingen und Personen ihrer Umge-
fährt nicht dorthin, wo es hinfahren
bung umgehen. So unbeeindruckt,
soll; es wiederholt ständig seine
wie sie scheinen, sind sie nämlich in
Wünsche: „Ich auch mal schaukeln!“,
Wirklichkeit nicht. Fazit: Alle Kinder
aber niemand hört zu; die Hose
brauchen einen sanften Übergang in
lässt sich einfach nicht hochziehen,
den Kindergarten – eine Eingewöh-
der Schuh rutscht nicht auf den Fuß,
nungszeit.
die zwei Bücher und der Ball lassen
sich einfach nicht gleichzeitig tragen;
und jetzt sitzt Nina auf meinem
Lieblingsstuhl und geht nicht runter,
obwohl ich „mein Stuhl“ sage und
19
3. Entwicklungsthemen der Zweijährigen
kräftig drängle. Das Bewusstsein
Lebensjahres können die meisten
der Eigenständigkeit und eines
Kinder frei und relativ sicher laufen,
autonomen ICHs ist vorhanden und
obwohl sie auch noch während des
doch ständig bedroht: wenn das
gesamten dritten Lebensjahres daran
Kind nicht an ein Spielzeug im Regal
feilen, ihre Bewegungsrichtung und
heranreicht, ein Spielkamerad sagt:
ihr Bewegungstempo schnell und
„Du bist aber gar kein Mädchen“ oder
willkürlich ändern zu können. Das
die Erzieherin/der Erzieher das Brot
Bewegungsrepertoire wird gerne
schmiert, obwohl man es selber tun
und regelmäßig erprobt und dadurch
wollte. Mit anderen Worten: Kinder
gefestigt, z.B. durch Rennen, Klettern,
Schaukeln, Wippen, Balancieren etc.
Begriffsklärung
Kinder können im dritten Lebensjahr
Neben dem Bedürfnis nach Verbundenheit haben Zweijährige auch
zunehmend das Bedürfnis nach Autonomie und Kontrolle.
in Kauerstellung spielen, sie lernen,
Autonomie heißt „Unabhängigkeit“; es bezeichnet den Wunsch des
Kindes, „auf eigenen Füßen“ zu stehen.
hinabzusteigen, und sie springen
Kontrolle bezeichnet den Wunsch des Kindes, das Ergebnis seines
Handelns planen bzw. vorhersagen zu können.
Treppen frei hoch- und am Geländer
im Schlusssprung z.B. von der
untersten Treppenstufe. Sie lieben
es, mit Fahrzeugen im Flur oder
im zweiten und dritten Lebensjahr
Hof umherzufahren. Gleichzeitig
stehen in fast allem, was sie tun, vor
müssen sie sich mit Erwachsenen
einer unglaublichen Auswahl von
auseinander setzen, die wollen, dass
Möglichkeiten. Gleichzeitig sehen
sie beim Über-die-Straße-Gehen an
sie sich immer wieder den Grenzen
der Hand bleiben, oder die ihnen
gegenüber, die in ihren eigenen
nicht erlauben, auf dem Spielplatz die
Fähigkeiten, den Widrigkeiten der
„ganz hohe Rutsche“ auszuprobieren.
Umwelt und der Macht und Stärke
der Erwachsenen liegen.
Mir gelingen meine Vorhaben!
Auch die feinmotorischen Fähigkeiten
20
Ich gehe, wohin ich will!
des Kindes werden zunehmend
In der zweiten Hälfte des zweiten
komplexer. Vieles gelingt jetzt: das
Umblättern der Seiten im Bilderbuch,
andere dazu veranlassen, etwas zu
das Ineinanderstecken von zwei
tun. Wir können uns wahrscheinlich
Gegenständen, das Aufreihen von
nur schwer vorstellen, welch mächtige
großen Perlen. Türme werden
neuartige Form der Kontrolle dies
aus mehreren Bausteinen gebaut,
für ein Kind bedeutet! Und dies
und sich Essen selber auftun
vor allem über andere Personen
und einschenken klappt auch.
und interessanterweise gerade in
Diese Fähigkeiten haben viel mit
der Interaktion mit den ihm weit
Eigenständigkeit und Kontrolle zu
überlegenen Erwachsenen. Umso
tun. Manchmal wollen die Perlen
enttäuschender muss es ein, wenn
allerdings absolut nicht auf den Faden – was nicht ausbleibt – keiner
gehen und beim Einschenken des
zuhören mag und niemand reagiert.
Saftes geht immer so viel daneben,
dass wohlmeinende Erwachsene dem
Ich weiß, wer ich bin, und habe
Kind Kanne und Glas aus der Hand
einen eigenen Willen!
nehmen, um es für das Kind zu tun.
Alle Erfahrungen, die ein Kind tagtäglich macht, helfen ihm, Wissen über
Andere tun, was ich sage!
die Eigenart und Einmaligkeit des
Irgendwann im Verlauf der zweiten
eigenen Wesens zu sammeln und zu
Hälfte des zweiten Lebensjahres
organisieren. Nach und nach formt
ist eine für den Spracherwerb
sich dies zu der Gewissheit, von ande-
„magische Grenze“ erreicht. Wenn
ren getrennt zu sein und eine stabile,
das Kind etwa 50 Wörter spricht,
dauerhafte Identität zu besitzen. Ab
kommt es in Folge zu einer wahren
dem Alter von ca. 15 Monaten er-
Wortschatzexplosion, d.h., es
kennt sich das Kind selbst im Spiegel
lernt nun sehr schnell neue Wörter
oder auf Fotos und Videos. Mit dieser
hinzu. Sprache wird verfügbar, um
Entdeckung begreift es, dass Abbil-
Beobachtungen, Wünsche und
der von ihm nicht identisch sind mit
Gedanken auszudrücken; das Kind
ihm selbst. Gleichzeitig kann es sich
kann sich seiner Umwelt mitteilen und sozusagen „von außen“ betrachten.
21
3. Entwicklungsthemen der Zweijährigen
Das Kind erlebt sich nun nicht nur
3.3 Die Sprache erlernen
als Subjekt, sondern auch als Objekt.
Diese Erkenntnis führt wenig später
Was die sprachliche Entwicklung
dazu, dass es sich selbst mit dem
angeht, sind die Zweijährigen
Wort „ich“ bezeichnet. Weiterhin ist es vor unglaublich komplexe
22
nun in der Lage, Personen miteinan-
Herausforderungen gestellt. Neben
der zu vergleichen und sich selbst
der Wortschatzerweiterung und dem
einer bestimmten Personengruppe
Erwerb von Regeln zur Wort- und
zuzuordnen (Kind/Mädchen/Junge).
Satzbildung beschäftigen sie sich vor
Es entwickelt Identität. Auch der Akt
allem mit dem Erwerb von Wort- und
des Nein-sagens ist eine Errungen-
Satzbedeutungen. Mit dem Aufbau
schaft mit weit reichenden Konse-
des Wortschatzes lernt ein Kind, dass
quenzen und ein Indikator für eine
jedes Ding einen Namen hat, und
neu erreichte Stufe der Identität. Mit
vor allem, dass das gesprochene
dem „nein“ sagt das Kind: „Ich habe
Wort als Zeichen oder Ersatz für
einen Willen“ und gleichzeitig „Ich bin
dieses Ding genutzt werden kann.
nicht du“. Im Kindergarten macht es
Dabei muss das Kind die korrekte
allerdings auch immer wieder die Er-
Bedeutung eines Wortes aus der
fahrung, dass es wie alle anderen be-
großen Anzahl prinzipiell möglicher
handelt wird, dass es anscheinend in
Bedeutungen herausfiltern. Wenn ein
der Kindergruppe nichts Besonderes
Kind eine Katze sieht, die mit einem
ist. Zweijährige, die gerade erst die
Wollknäuel spielt, woher weiß es,
Einzigartigkeit ihrer eigenen Person
dass das Wort „Katze“ sich nicht auf
entdeckt haben, brauchen deshalb
die Wolle, die Handlung des Spielens,
Erwachsene, die ihnen helfen, ihre
den Schwanz, die Schnurrhaare
eigenen Bedürfnisse und Wünsche
oder die Farbe des Katzenfells
auszudrücken, sie mit denen anderer
bezieht? Neben offensichtlich
Menschen zu vergleichen und dabei
angeborenen Lernmechanismen,
Gemeinsamkeiten und Unterschiede
die in experimentellen Studien
festzustellen.
nachgewiesen wurden, spielt
natürlich das sprachliche Vorbild und
junger Mann mit bunt gefärbtem
die Benennung durch Erwachsene
Haar einsteigt, wendet sich das Kind
und andere Kinder eine große Rolle.
verwundert an die Erzieherin/den
Erzieher „Eh da?“ („Was ist das?“). Die
Ich will wissen, was das ist!
Antwort der Erzieherin/des Erziehers:
Kleinkinder sind begeisterte
Wörtersammler. Besonders nützlich
Meilensteine der Sprachentwicklung
dafür ist die Frage „Was ist das?“, die
Gegen Ende des ersten Lebensjahres spricht das Kind sein
erstes Wort.
etwa ab dem Alter von 18 Monaten
mehrmals täglich gestellt wird.
Erhalten sie Antwort, genügt ihnen
oft ein einziges augenfälliges Beispiel,
um die neuen Wörter dauerhaft
zu verinnerlichen. Man spricht
hier vom „fast mapping“. Kein
Wunder, dass das Kind am Ende des
zweiten Lebensjahres bereits über
etwa 200 Wörter verfügt. Danach
lernt es täglich etwa neun neue
In der Mitte des zweiten Lebensjahres verfügt das Kind über
etwa 50 Wörter.
Am Ende des zweiten Lebensjahres verfügt das Kind bereits
über etwa 200 Wörter.
Der Beginn der produktiven Grammatik wird dann angesetzt,
wenn das Kind erstmals Wortkombinationen bildet, also Zweiund Dreiwortsätze. Dieser Entwicklungsschritt beginnt ebenfalls
mit etwa 18 Monaten.
Mit etwa vier Jahren beherrschen Kinder die hauptsächlichen
Satzkonstruktionen ihrer Muttersprache.
Den Abschluss ihrer grammatischen Kompetenz erreichen
Kinder mit etwa acht Jahren.
Wörter hinzu. Ungefähr im gleichen
„Das ist ein Punk“, führt dazu, dass
Alter, in dem das „fast mapping“
das kleine Mädchen nun Personen
einsetzt, beginnen sich Kinder auch
in drei Kategorien unterteilt: „Mann“,
mit dem kognitiven Problem des
„Frau“ und „Punk“ (zum Beispiel auch
Klassifizierens zu beschäftigen und
für eine Frau mittleren Alters mit rot
Zuordnungen vorzunehmen. Hierzu
gefärbtem Haar).
ein Beispiel: Eine Kindergartengruppe
macht einen Ausflug mit dem Bus.
Ich begreife, dass die Sprache
Ein fast zweijähriges Mädchen
Regeln hat!
benennt die einsteigenden Personen
Der Beginn der produktiven
mit „Mann“ oder „Frau“. Als ein
Grammatik wird dann angesetzt,
23
3. Entwicklungsthemen der Zweijährigen
wenn das Kind erstmals
älter werden und kompliziertere
Wortkombinationen, also Zwei-
Sätze bilden, wird deutlich, dass
und Dreiwortsätze bildet. Dieser
sie schon einige grammatikalische
Entwicklungsschritt beginnt ebenfalls
Regeln verinnerlicht haben, diese
etwa mit 18 Monaten. In diesen
aber in recht eigensinniger Art und
kurzen Sätzen wird deutlich, dass
Weise anwenden. Besonders deutlich
die Kinder erkennen, dass Sprache
wird das z.B. bei der Pluralbildung.
bestimmten grammatikalischen
So wie es Autos gibt, gibt es dann
Regeln folgt. Auch wenn Zweijährige
vielleicht auch Apfels, und so wie es
in ihren Zwei- und Dreiwortsätzen
Kühe gibt, gibt es eben auch Hünde.
alles Unwichtige weglassen,
Bei manchen Kindern ist es auch
verstehen sie, dass nur bestimmte
ganz anders mit dem Erlernen der
Wortstellungen möglich sind, um
Laute, Wörter und Sätze. Sie erfassen
eine Absicht auszudrücken, etwas
als erstes die Intonationsmuster
festzustellen oder einen Wunsch zu
der Sprache und ahmen diese
äußern. Wenn sie ausdrücken wollen:
Muster nach. Das klingt dann, als
„Ich möchte Milch haben“, dann
würden sie fließend „wie in einer
sagen sie: „Milch haben“ und nicht
fremden Sprache“ sprechen. Oft
„haben Milch“. Wenn sie mitteilen
sind in diesen Sprachfluss einzelne
möchten: „Der Ball ist weg“, dann
erkennbare Wörter eingebettet. Mit
sagen sie: „Ball weg“ und nicht „weg
der Zeit wird aus dem Geplapper
Ball“. Ebenso verwenden Zweijährige
dann verständliche Sprache. Daran
bestimmte Wortstellungen, um
wird deutlich, dass auch normale
unterschiedliche Bedeutungen
Sprachentwicklung individuell sehr
auszudrücken. Wenn sie den Wunsch
unterschiedlich sein kann.
äußern möchten: „Können wir zur
Oma gehen?“, dann fragen sie: „Oma
gehen?“, wenn sie jedoch feststellen,
„Wir gehen jetzt zur Oma“, dann
heißt es: „gehen Oma“. Wenn Kinder
24
Ich verstehe und kann mich
nur in Kommunikationssituationen,
sprachlich verständlich machen!
im Austausch mit Erwachsenen und
Mit dem Erwerb von Wortbe-
anderen Kindern erworben und
deutungen geht auch die zweite
gefestigt werden.
große Aufgabe einher, nämlich
sicher im sprachlichen Handeln zu
3.4 Das Welterkennen um
werden. Dies wird pragmatische
Symbol und Vorstellung
Kompetenz genannt und umfasst
erweitern
kurz gesagt die Verständigungsfähigkeit; das Wissen, in welchem
Im zweiten Lebensjahr beginnt
sozialen Kontext, in welcher
etwas, das das Kind auch im dritten
Weise und mit welcher Erwartung
Lebensjahr noch immens beschäftigt:
welchem Gesprächspartner etwas
die Fähigkeit, sich Menschen, Dinge,
zu sagen (oder unter Umständen
Situationen und Ereignisse vorstellen
auch zu verschweigen) ist. In
zu können, und zwar losgelöst von
der Kommunikation mit anderen
der aktuellen Anschauung und
Menschen wären wir ohne diese
Wahrnehmung im Hier und Jetzt.
Fähigkeit auch mit einem noch so
Der Fachausdruck hierfür lautet
großen Wortschatz und perfekten
„Repräsentationsfähigkeit“.
grammatikalischen Kenntnissen
Dies hat Auswirkungen auf mehrere
hilflos. Und es liegt auf der Hand:
Entwicklungsdimensionen. Zum einen
Pragmatische Kompetenz kann
gelingt es dem Kind nun zunehmend,
25
3. Entwicklungsthemen der Zweijährigen
mit abstrakten Begriffen umzugehen
in sein Spiel Elemente einfügt, die
– denn Begriffe werden aus Wörtern
Vorstellungskraft erfordern. Kurz
gebildet, und Wörter sind nichts
nach dem ersten Lebensjahr kann
weiter als Zeichen bzw. Symbole für
man schon die ersten Anzeichen
etwas anderes. Der Begriff „Obst“
dafür beobachten: die Kinder tun so,
steht beispielsweise für eine ganze
als würden sie sich schlafen legen,
Reihe von Dingen: für Äpfel, Birnen,
oder sie nutzen Gegenstände – wie
Bananen usw. Auch im Spiel des
einen Kamm oder eine Tasse –
Kindes wirkt sich die Entwicklung der
symbolisch („kämmen“ sich,
Repräsentationsfähigkeit gerade im
„trinken“). Dies gelingt ihnen, weil sie
zweiten und dritten Lebensjahr aus.
sich das „Kämmen“ und „Trinken“
vorstellen können, ohne es direkt
Begriffsklärung
vor Augen zu haben. Etwas später
Bereits im zweiten Lebensjahr kann das Kind zwischen der realen
und der vorgestellten Welt unterscheiden.
werden auch Puppen oder Teddys
Es erwirbt die Fähigkeit, Dinge durch Symbole zu ersetzen bzw. zu
repräsentieren. Das Kind kann zum Beispiel von einem „Ball“ reden,
ohne einen Ball zu sehen. Es hört oder benutzt ein Wort (Symbol)
und kann sich den Gegenstand dabei gedanklich vorstellen.
die genutzt werden, können dem
Besonders deutlich wird diese Fähigkeit beim Symbolspiel oder
Tu-als-ob-Spiel.
vom Baum kann zum Löffel werden,
26
mit einbezogen. Die Gegenstände,
repräsentierten Objekt immer
unähnlicher werden. Ein Stück Borke
kurz danach zu einem Schiffchen
Was passiert? Erstens tritt neben
oder zu einem Vogel und noch
das reine Funktionsspiel, also das
später wieder zu einer Pistole. Im
Spielen mit dem eigenen Körper
Land der Phantasie herrscht völlige
und das Hantieren bzw. Explorieren
Freiheit. Mit dieser neuen kognitiven
mit Objekten, eine zweite Spielform,
Errungenschaft kann das Kind weiter
die zur wichtigsten Spielform der
damit beginnen, Spielabläufe zu
nächsten Lebensjahre werden wird:
„planen“, also bestimmte Schritte
das Symbol-, Tu-als-ob- oder
oder Elemente des Spiels im Denken
Phantasiespiel. Diese Spielform
vorwegzunehmen, um sie dann
wird so bezeichnet, weil das Kind
handelnd umzusetzen.
Die anderen haben auch eine
in irgendeiner Weise zu einigen,
Welt im Kopf!
Kompromisse zu schließen oder
Im Kontakt und in der Kommuni-
etwas ganz Neues auszuprobieren.
kation mit Erwachsenen und anderen
Zweijährige haben mit dem, was
Kindern erweitert sich die eigene
in der Entwicklungspsychologie
Welt des Kindes zunehmend um die
als „Perspektivenübernahme“
Welt der anderen, deren Wünsche,
bezeichnet wird, durchaus noch ihre
Bedürfnisse, Ziele und Gefühle das
Schwierigkeiten und so manches
Kind wahrzunehmen und zu erkennen
läuft schief in der Kommunikation,
lernt. Um mit einem anderen Kind
insbesondere mit gleichaltrigen
spielen zu können, muss man
Spielpartnern. Einiges klappt aber
zum Beispiel verstehen, dass der
schon und jede soziale Spielsituation
Spielpartner nicht notwendigerweise
trägt zum Erwerb dieser wichtigen
die gleichen Ideen und Vorstellungen
Fähigkeit bei.
im Kopf hat wie man selbst. „Eisan
spielen?“ könnte für den anderen
Ich kann planen, bevor ich
bedeuten, die Schienen der
handle!
Legoeisenbahn zusammenzustecken
Mit der zunehmenden Fähigkeit,
oder mit tutenden Geräuschen durch
sich an Vergangenes zu erinnern
den Garten zu laufen. Um gemeinsam und Zukünftiges geistig vorwegzu spielen, ist es also notwendig,
zunehmen, also zu planen, eröffnen
eigene Ideen so zu vermitteln, dass
sich für Zweijährige unzählige
der andere sie auch verstehen
Handlungsmöglichkeiten und
kann. Dazu sind Überlegungen
Anknüpfungspunkte. Das Kind
notwendig, was der andere wohl
kann sich nun vorstellen, mit den
denken mag. Dann muss man auch
Bausteinen zu spielen wie am
noch zuhören und versuchen zu
Tag zuvor, es erwartet aufgeregt,
verstehen, was der Spielpartner
seine Erzieherin/seinen Erzieher
meint, wenn er selbst Ideen äußert.
zu treffen, wenn es morgens in
Schließlich ist es notwendig, sich
die Einrichtung kommt, und es
27
3. Entwicklungsthemen der Zweijährigen
freut sich schon auf das Eis zum
Handlungsabläufen des Alltags bzw.
Nachtisch, das die Erzieherin/der
von mehr oder weniger routinierten
Erzieher angekündigt hat. Umso
Ereignissen. Im kindlichen Gehirn ist
größer kann die Enttäuschung dann
also Wissen darüber gespeichert, was
allerdings auch ausfallen, wenn die
z.B. alles zu einer Geburtstagsfeier
erwarteten Dinge nicht eintreffen.
gehört. Dieses Wissen wird im
Manche Zweijährige reagieren hier mit Phantasiespiel abgerufen und
heftigen Trotzanfällen, weil sie noch
dient quasi als „Vorlage“ für die
nicht verstehen können, dass das,
einzelnen kindlichen Handlungen. Im
was sie erwarten, manchmal nicht
Phantasiespiel übt und festigt das
eintrifft.
Kind also seine geistigen Fähigkeiten,
aber ohne jeden Druck von außen
Im Spiel erschaffe ich die Welt
und mit der Möglichkeit, die Dauer
nach meinen Vorstellungen!
und Intensität des Spiels selbst
Zunehmend spielen die Kinder
zu regulieren, sowie der Freiheit,
auch aufeinander abgestimmte
bei Schwierigkeiten, Gewöhnung
Handlungsfolgen nach: Die Puppe
oder Langeweile sich etwas Neues
wird zum Beispiel erst gefüttert, dann
auszudenken oder auch ganz
gewickelt, danach im Arm gewiegt
aufzuhören. Zum Phantasiespiel
und schließlich ins Bett zum Schlafen
gehört somit auch eine unerhört
gelegt. Schon mit ca. zwei Jahren ist
hohe Flexibilität und Kreativität.
die Komplexität des Symbolspiels
erstaunlich, und zwar insbesondere
3.5 Der Eintritt in die soziale
dann, wenn Alltagssituationen
Kinderwelt
nachgespielt werden. Heute
28
nimmt man an, dass die Kinder
Sich in der sozialen Welt der
dabei Wissen nutzen, das in Form
Gleichaltrigen zurechtzufinden und
von so genannten „Skripten“
(Spiel-)Beziehungen zu anderen
organisiert ist. Dies sind miteinander
Kindern aufzubauen, ist eine weitere
verbundene Repräsentationen von
Entwicklungsaufgabe. Sie nimmt im
Rahmen früher Gruppenbetreuung,
Wunsch, im Kontakt etwas über
insbesondere für erstgeborene
sich selbst, die Konsequenzen des
Kinder und für Einzelkinder, einen
eigenen Handelns, den Spielpartner
hohen Stellenwert ein. Aber es ist
und die Beziehung zueinander
eine Beobachtung, die sich immer
herauszufinden. Sozialer Austausch in
wieder bestätigt: Andere Kinder
diesem Alter kann als eine Spielwiese
werden – spätestens mit Beginn des
für Experimente mit sozialem
dritten Lebensjahres, meist aber,
Handeln angesehen werden.
sobald die Kinder in der Gruppe mit
anderen zusammentreffen – immer
Mit anderen Kindern kann
interessanter. Warum? Darauf gibt es
ich gemeinsam spielen und
mehr als eine Antwort.
kooperieren lernen!
Dabei ist es für Zweijährige gar
Ich bin dir ähnlich und doch
nicht so einfach und schon für sich
anders!
genommen ein weites Lernfeld,
Faszinierend ist für die Zweijährigen
ein gemeinsames Spiel in Gang zu
sicherlich die Tatsache, dass die
bringen. Denn vergegenwärtigen
anderen Kinder einem selbst sehr
wir uns nur kurz, was eigentlich
ähnlich und dennoch verschieden
dazu gehört: Die Kinder müssen
sind. Gerade deshalb lohnt es sich,
zunächst die Aufmerksamkeit des
im Kontakt mit ihnen herauszufinden,
Partners erlangen. Dann müssen sie
wer und wie man selbst ist. Die
Antwort erhält man durch die
Meilensteine der sozialen Entwicklung
Reaktionen der anderen Kinder auf
Im Alter von etwa einem Jahr erhöht sich das Interesse des
Kindes am Zusammensein mit anderen Kindern deutlich.
die eigenen Aktionen, durch Spielund Kontaktangebote. Man kann
sagen, dass Interaktionen zwischen
Kindern in diesem Alter genau
so stark durch das „Spielthema“
selbst motiviert sind wie durch den
Die Anfänge des gemeinsamen Symbolspiels kann man bei
Kindern im Alter von 18 Monaten beobachten.
Ab dem Alter von zwei Jahren gewinnen gleichaltrige Kinder
immer mehr Bedeutung für den Erwerb sozialer Fähigkeiten.
Durch das Zusammensein mit Gleichaltrigen wird die Fähigkeit
zur Kooperation erworben.
29
3. Entwicklungsthemen der Zweijährigen
ihre Absicht in angemessener Form
die Gardinen jagen, abwechselnd
kommunizieren. Danach gilt es,
merkwürdige Laute ausstoßen
dem Rhythmus von Aktion und
und sich dabei imitieren, genau
Reaktion zu folgen, das Spiel bzw. die
herausfinden wollen, ob die Kugel
Interaktion also in Gang zu halten,
in der Kugelbahn wirklich jedes
und schließlich müssen die Kinder mit Mal nach unten rollt – diese und
Störungen, Unterbrechungen oder
unzählige andere Motive führen Kinder
Missverständnissen umgehen. Anders
zueinander. Obwohl es manchmal
als im Austausch mit Erwachsenen
im Gruppenalltag so scheinen mag,
steht kein kompetenterer Partner
sind Streitigkeiten und Besitzkonflikte
zur Verfügung, der missverständliche
auch für Zweijährige bei weitem nicht
Signale richtig deuten und
die häufigsten Interaktionsinhalte.
Störungen ausgleichen könnte.
Vielmehr geht es oft um die parallele
So sind die Kinder aufgefordert,
Nutzung von Spielmaterial – z.B. bei
eigene Fähigkeiten auszubilden, um
einfachen Bau- und Puzzlespielen, mit
Interaktionen weiterzuführen und
Fahrzeugen –, um das gegenseitige
eigene Spielideen gemeinsam mit
Imitieren bei den oben beschriebenen
einem anderen Kind zu verfolgen.
ersten Tu-als-ob-Spielen und um
aufregende und lustige Aktionen, wie
30
Wir haben Spaß miteinander!
z.B. beim spielerischen Raufen oder
Ein weiterer wichtiger Grund
wenn sich die Kinder gegenseitig
für das Interesse an anderen
bei waghalsigen Vorhaben zusehen
Kindern liegt ganz einfach in der
bzw. nachahmen. Die dazugehörigen
Ähnlichkeit der Spielvorhaben.
positiven Emotionen genießen die
Kinder teilen miteinander den
Kinder sehr. Zur echten Kooperation,
Spaß an Interaktionsformen und
bei der Aufgaben verteilt werden und
kleinen Spielen, auf die Erwachsene
alle über einen längeren Zeitraum
oft ein wenig verständnislos oder
nach einer übergeordneten Spielidee
genervt reagieren. Sich gegenseitig
handeln, sind die Zweijährigen noch
zwanzigmal um den Tisch oder hinter
kaum fähig. Aber gerade in Gruppen,
in denen auch ältere Kinder sind,
zwischen älteren Kindern, konnten
wachsen sie durch die Teilhabe an
auch bereits regelmäßig in Kleinkind-
deren Rollenspielen fast wie von
Interaktionen beobachtet werden,
selbst dort hinein.
z.B. sich gegenseitig helfen, Intimität suchen bzw. sich von anderen
Wir mögen einander und
Kindern abgrenzen, Loyalität und
werden Freunde!
Gleichartigkeit demonstrieren und
Schließlich wissen wir heute, dass
Besitz mit dem Partner teilen.
schon Kinder im zweiten und dritten
Lebensjahr über ihre Spielkontakte individualisierte Beziehungen
aufbauen. Sie zeigen Vorlieben für
bestimmte andere Kinder, und mit
diesen bevorzugten Spielpartnern
kommt es zu – insgesamt gesehen
– freundlicherem, längerem und komplexerem Austausch. Einige Merkmale, die typisch sind für Freundschaften
31
4. Den
pädagogischen
Alltag gestalten
32
Aus den dargestellten Entwicklungs-
lien entsprechend ihrer Entwicklung
aufgaben der Zweijährigen ergeben
eigenständig zu nutzen sowie Aktivi-
sich wichtige Konsequenzen für das
täten, Angebote und Spielpartner frei
pädagogische Handeln im Alltag der
zu wählen und mitzugestalten. Dies
Kindertageseinrichtung. Allgemein
ermöglicht den Kindern die aktive
kann man sagen – und dies gilt für
Aneignung der Welt, das neugierige
die pädagogische Arbeit mit Zweijäh-
Forschen und Entdecken ebenso wie
rigen ebenso wie für die Arbeit mit äl-
das Übernehmen von Verantwortung
teren Kindern –, dass der Innenraum
für sich selbst und für die Gemein-
und das Außengelände, die materielle
schaft. Ebenso allgemein gesagt
Ausstattung und die Zeitstrukturen
sollten Erzieherinnen und Erzieher
in der Kindertageseinrichtung so
die zentralen Entwicklungsthemen
gestaltet sein sollten, dass sie eine
der Kinder durch die Gestaltung ihrer
anregungsreiche Entwicklungsumwelt
Interaktionen mit den Kindern beglei-
bieten. Alle Kinder sollten die Mög-
ten. Dazu gehören ein achtungsvoller
lichkeit haben, Räume und Materia-
Umgang mit den Kindern, der auf
Wertschätzung und Interesse beruht,
Felix schaut ihr lange nach. Dabei
und die Bereitschaft, sich auf einen
hält er ein Auto in der Hand, spielt
Dialog mit den Kindern einzulassen,
aber nicht mehr damit. Als Jonas
ihre Fragen und Antworten ernst zu
nach dem Auto in Felix Hand greift,
nehmen und zu beantworten und
fängt er laut an zu weinen und
selbst gezielte Impulse zu setzen.
verlangt heftig nach seiner Mutter.
Der Erzieherin gelingt es nicht, Felix
4.1 Ein guter Start: Aufnahme
zu trösten. Als seine Mutter nach
und Eingewöhnung
einer halben Stunde wieder in den
Gruppenraum kommt, läuft Felix
Felix ist vor drei Wochen zwei Jahre
sofort und sichtlich erleichtert zu ihr
alt geworden. Heute verbringt er den
und weicht ihr nicht mehr von der
ersten Tag zusammen mit seiner
Seite, als sie sich noch kurz mit der
Mutter im Kindergarten. Die beiden
Erzieherin unterhält.
werden freundlich von der Erzieherin
begrüßt und den anderen Kindern
Nadja ist ebenfalls zwei Jahre alt
vorgestellt. Zuerst wirkt Felix etwas
und auch sie verbringt gemeinsam
schüchtern und bleibt nahe bei sei-
mit ihrer Mutter den ersten Tag im
ner Mutter. Bald aber beginnt er sich
Kindergarten. Nadja wirkt überhaupt
für die Autos zu interessieren, mit
nicht schüchtern. Kaum ist sie im
denen Jonas spielt. Als seine Mutter
Gruppenraum, da läuft sie auch
und die Erzieherin ihn ermuntern,
schon in die Puppenecke und spielt
setzt er sich zu Jonas auf den Boden
mit dem dort vorhandenen Töpfen,
und beginnt ebenfalls mit den Autos
Tassen und Tellern. Ihre Mutter
zu hantieren. Manchmal zeigt er
beachtet sie fast gar nicht mehr.
eines der Autos seiner Mutter. Felix
Auch Nadjas Mutter verabschiedet
wirkt nun so, als ob er sich wohl
sich daraufhin; ihre Tochter scheint
fühlt. Deshalb verabschiedet sich
davon gar keine Notiz zu nehmen.
seine Mutter von ihm und verlässt
Kurz darauf verlässt Nadja jedoch die
für kurze Zeit den Kindergarten.
Puppenecke und holt sich den Ted33
4. Den pädagogischen Alltag gestalten
dy, den sie von zu Hause mitgebracht
dann wieder in die Puppenecke,
hat. Mit dem Teddy im Arm geht sie
wo sie erneut sehr lebhaft mit dem
zum Regal, holt sich ein Puzzle her-
Puppengeschirr hantiert.
aus, versucht es zusammenzusetzen,
gibt aber schnell wieder auf. Danach
Kinder verhalten sich unterschiedlich,
betrachtet sie kurz ein Bilderbuch
wenn sie sich das erste Mal allein in
und geht dann an den Tisch, an dem
einer fremden Umgebung aufhalten.
die Erzieherin mit mehreren Kindern
Für alle Zweijährigen stellt die Tren-
schneidet und klebt. Der Aufforde-
nung von den primären Bindungs-
rung der Erzieherin, mitzumachen,
personen (nach wie vor meistens die
kommt Nadja jedoch nicht nach. Als
Mutter) jedoch einen Stressfaktor
ihre Mutter eine halbe Stunde später
dar. Das Kind versteht nicht, warum
wieder in den Kindergarten kommt,
diese geht, und kann nicht einschät-
lächelt Nadja ihr kurz zu und geht
zen, ob und wann sie wiederkommt.
Ihm ist die Sicherheitsbasis abhanden
Empfehlungen für die pädagogische Arbeit
gekommen. Ein abrupter, unbeglei-
Erarbeiten Sie für Ihre Einrichtung ein verbindliches
Eingewöhnungskonzept.
teter Eintritt in den Kindergarten
Stellen Sie sicher, dass Zweijährige genügend lange von ihrer
vertrauten Bezugsperson begleitet werden.
Verunsicherung und hemmt das Kind,
Gestalten Sie die Eingewöhnungszeit so, dass jedes neu
hinzukommende Kind und seine Eltern zur Eingewöhnung „ihre“
Bezugserzieherin/„ihren“ Bezugserzieher zur Seite gestellt
bekommen.
Beenden Sie die Eingewöhnung erst, wenn sich das neue Kind
sicher und dauerhaft von Ihnen trösten lässt.
führt deshalb zu starker emotionaler
seine Umgebung offen und neugierig
zu erkunden. Weil das Kind nach
seiner „sicheren Basis“ sucht, ist sein
Bindungssystem permanent aktiviert
und das Interesse an der Umwelt tritt
in den Hintergrund.
Daraus folgt, dass der Übergang
Literaturhinweis:
in den Kindergarten insbesondere
Laewen, H.-J., Andres B. & Hédervári, É. (2003): Die ersten
Tage – ein Modell zur Eingewöhnung in Krippe und Tagespflege,
Weinheim: Beltz
bei Zweijährigen überlegt und sanft
34
gestaltet werden muss. Ziel ist es, die
Erzieherin/den Erzieher zu einer neu-
en Bezugsperson oder Sicherheits-
das Kind im Kindergarten sicher und
basis in dieser Umgebung werden
andauernd von der Erzieherin/dem
zu lassen. Zweijährige sollten also
Erzieher trösten lässt.
genügend lange von „ihrer“ vertrauten Bezugspersonen begleitet und
4.2 Beziehungsvolle Pflege und
parallel von „ihrer“ Erzieherin/„ihrem“
Körperkontakt
Erzieher eingewöhnt werden. Am besten hat sich ein individuelles Bezugs-
Es riecht etwas streng im
personensystem bewährt. Jedes neu
Gruppenraum und die Erzieherin
hinzukommende Kind bekommt zur
ahnt, dass Sabrina dringend eine
Eingewöhnung „seine“ Bezugsperson
neue Windel braucht. Sie ruft das
zur Seite gestellt, die nun – zumin-
knapp zweijährige Mädchen mit den
dest bis das Kind voll integriert ist
Worten: „Sabrina komm, eine neue
– seine vorrangige Ansprechpartne-
Windel machen.“ Sofort eilt Sabrina
rin und Kontaktperson ist. Langsam,
herbei, lächelt die Erzieherin an und
aber sicher gewinnt sie als Trostspen-
scheint in freudiger Erwartung zu
derin und Spielpartnerin immer mehr
sein. Gemeinsam gehen die beiden
an Bedeutung, während die Elternanwesenheit im Kindergarten immer
Empfehlungen für die pädagogische Arbeit
unnötiger wird. Die Zeit des Getrennt-
Nehmen Sie sich Zeit, wenn Sie ein Kind wickeln oder es beim
Essen unterstützen.
seins von der Familie wird dann nicht
nur ertragen, sondern mit Spiel- und
Erkundungsverhalten ausgefüllt. Das
setzt aber voraus, dass Elternteil
Erlauben Sie dem Kind, sich möglichst aktiv an den
Pflegesituationen zu beteiligen.
Begleiten Sie das, was während der Pflegesituation passiert,
sprachlich.
und Erzieherin/Erzieher sich viel Zeit
für ein neu einzugewöhnendes Kind
nehmen müssen, denn die Eingewöh-
Literaturhinweis:
nung kann mehrere Wochen in An-
Tietze, W. & Viernickel, S. (Hrsg.) (2002): Pädagogische Qualität
in Tageseinrichtungen für Kinder. Ein nationaler Kriterienkatalog,
Weinheim: Beltz
spruch nehmen. Die Eingewöhnung
gilt als abgeschlossen, wenn sich
35
4. Den pädagogischen Alltag gestalten
zum Wickeltisch. Dort steht eine
und intensive Interaktionen zwischen
kleine Trittleiter und Sabrina klettert
Kind und Erzieherin/Erzieher. Sie sind
behände hinauf. Die Erzieherin
deshalb durchaus kein lästiges Muss,
lobt sie für ihre Geschicklichkeit.
sondern ein besonderes und individu-
Mit Hilfe der Erzieherin zieht
elles pädagogisches Angebot. Sabrina
sich Sabrina ihre Hose aus. Die
wird von der Erzieherin/dem Erzie-
Erzieherin kommentiert: „Erst das
her in ihrer Autonomieentwicklung
linke Bein, dann das rechte Bein.“
unterstützt und bekommt gleichzeitig
Sabrina ahmt nach: „Linte Bein,
gezielte Anregungen für ihre Sprach-
reste Bein.“ Danach darf Sabrina
entwicklung. Darüber hinaus gelingt
allein die Verschlüsse der Windel
es der Erzieherin/dem Erzieher in der
öffnen. Die Erzieherin nimmt ein
Wickelsituation ihre/seine emotionale
Feuchttuch und reinigt den Po.
Beziehung zu Sabrina in positiver
Sabrina bekommt ebenfalls ein
Weise auszubauen.
Tuch und auch etwas Creme, die sie
munter auf ihrem Bauch verteilt. Die
4.3 Der Weg zur Windelfreiheit
Erzieherin bemerkt lächelnd: „Jetzt
36
ist die Creme auf dem kleinen Bauch
Viele Zweijährige brauchen noch eine
gelandet“. Sabrina imitiert „Ceme a
Windel, wenn sie in den Kindergarten
Bauch“. Dann wird die neue Windel
kommen. Lukas zum Beispiel, der ge-
umgebunden. Auch hierbei darf
rade erst zwei Jahre alt geworden ist,
Sabrina helfen und wieder begleitet
trägt noch den ganzen Tag eine Win-
die Erzieherin alle Handlungen
del und die Erzieherin/der Erzieher
sprachlich. Zum Schluss darf Sabrina
muss ihn darauf aufmerksam machen,
noch mit einer Bürste ihre „Haare
wenn es an der Zeit ist, die Windel zu
fein machen“ und die Erzieherin
wechseln. Die fast dreijährige Sophie
streicht ihr zärtlich über den Kopf.
dagegen läuft schon die meiste Zeit
Gerade Pflegesituationen wie das
des Tages ohne Windel. Nur wenn sie
Wickeln und bei noch jüngeren Kin-
ihren Darm entleeren muss, besteht
dern das Füttern erlauben ungestörte
sie auf einer Windel. Sie zieht sich
dann in eine ruhige Ecke zurück und
zulegen, und persönliche Kränkungen
verrichtet ihr Geschäft. Danach muss
oder Herabsetzungen von Kindern,
die Windel sofort wieder abgenom-
die ihre Windel brauchen oder denen
men werden. Die praktisch gleichalt-
ein Malheur passiert, sind gänzlich
rige Dilek hingegen merkt tagsüber
unangemessen. Erinnern wir uns:
fast immer, wenn es Zeit ist, auf die
Zweijährige sind stark mit dem The-
Toilette zu gehen. Nur manchmal,
ma Kontrolle beschäftigt, und gerade
wenn sie gerade ganz intensiv spielt,
passiert ihr ein Malheur. Nachts benö-
Empfehlungen für die pädagogische Arbeit
tigen alle drei Kinder natürlich noch
Bedrängen Sie die Zweijährigen nicht, die Windel abzulegen.
eine Windel.
Ermuntern Sie die Kinder, die Toilette spielerisch zu nutzen.
Über viele Generationen hinweg galt
Vertrauen Sie darauf, dass die Kinder selbst sauber werden
möchten und dies auch zeigen, wenn sie soweit sind.
Erzieherinnen/Erziehern und Eltern
der Zeitpunkt des erfolgreichen
„Sauberkeitstrainings“ – heute etwas
Literaturhinweis:
humaner „Sauberkeitserziehung“ ge-
Largo, R. H. (1999): Kinderjahre. Die Individualität des Kindes
als erzieherische Herausforderung, München: Piper
nannt – als Maßstab für die Qualität
ihrer Erziehung. Die Sauberkeitserziehung nahm häufig einen erheblichen
Platz da für die Jüngsten!? Theorie und Praxis der
Sozialpädagogik TPS, Heft 2/2006, Seelze-Velber: Kallmeyer
Teil der täglichen Beschäftigung mit
dem Kind ein und dauerte oft viele
die Kontrolle über Blase und Darm ist
Monate, mitunter sogar Jahre. Heute
etwas sehr Persönliches und Intimes.
weiß man jedoch, dass der Weg in
Hier reagieren sie entsprechend
die Windelfreiheit viel weniger im
sensibel – manchmal bis hin zur
Mittelpunkt stehen muss und dabei
demonstrativen Verweigerung – auf
in sehr viel kürzerer Zeit zum Erfolg
zu starke Einflussversuche von Seiten
führt, wenn er auf Initiative des Kin-
der Erwachsenen.
des erfolgt. Zweijährige sollten daher
nicht bedrängt werden, die Windel ab37
4. Den pädagogischen Alltag gestalten
Lukas ist deshalb auch mit Windel
4.4 Zum Umgang mit Wutanfällen
schon „ein großer Junge“ und Jenny
und „Trotzverhalten“
kann sehr wohl aufpassen, auch
wenn sie das zwischendurch mal
Die zweijährige Marlena sitzt am Tisch
vergisst. Ermunterung ist jedoch
und beschäftigt sich intensiv damit,
durchaus von Nutzen. Lukas findet es
einige kleine bunte Papierschnipsel
vielleicht spannend, an der Toilette
auf ein großes weißes Blatt zu
zu spielen, sich darauf zu setzen,
kleben. Drei Schnipsel kleben schon
Toilettenpapier abzureißen und zu
auf dem Blatt. Mühevoll tunkt sie
spülen. Dies mag sein erster Schritt
einen weiteren Schnipsel in die
in die Windelfreiheit sein. Sophie hilft
Kleisterschüssel und drückt ihn dann
es unter Umständen, wenn der Teddy
auf das Papier, aber immer wenn
gemeinsam mit ihr auf dem Topf
sie den Schnipsel loslässt, klebt er
sitzt, und Dilek geht gern darauf ein,
an ihren Fingern und nicht auf dem
wenn sie gelegentlich an den Gang
Papier. Marlena unternimmt einen
zur Toilette erinnert wird. Insgesamt
weiteren Versuch mit mehr Kleister,
jedoch ist es sicher hilfreich, wenn
dann noch einen und noch einen.
Erzieherinnen/Erzieher ein gewisses
Immer wieder passiert das Gleiche:
Maß an Vertrauen besitzen, dass die
der Schnipsel bleibt an ihren Fingern
Kinder selbst sauber werden wollen
kleben. Plötzlich fegt Marlena das Blatt
und dies auch anzeigen, wenn es für
Papier vom Tisch, beinahe fällt auch
sie an der Zeit ist.
noch die Kleisterschüssel herunter.
Wütend wirft sie sich auf den
Boden, heult laut auf und strampelt
unkontrolliert mit Armen und Beinen.
Als der Erzieher zu Marlena eilt,
kommt er gar nicht an das Kind
heran. Alle Versuche, Marlena in
den Arm zu nehmen und zu trösten,
scheitern. Stattdessen muss der
38
Erzieher aufpassen, dass er durch
In einem solchen Fall wird der
Marlenas Strampeln und Winden
Erzieherin/dem Erzieher nicht viel
nicht selbst Blessuren davonträgt.
mehr zu tun bleiben, als den Zorn,
Auch viele andere Kinder sind
die Wut und den Ärger des Kindes
inzwischen aufmerksam geworden
eine Weile auszuhalten. Dabei ist es
und stehen erstaunt um die am
sicherlich hilfreich, wenn die anderen
Boden liegende Marlena herum.
Kinder von Marlena abgelenkt
werden. Diese erlebt nämlich gerade
Was ist hier zu tun? Zunächst sollte
ein persönliches Versagen und
sich die Erzieherin/der Erzieher
dabei lässt man sich nicht gerne
darüber im Klaren sein, dass sich
zuschauen. Hat sich das Kind etwas
der Wutanfall von Marlena aufgrund
beruhigt, kann die Erzieherin/der
einer Kompetenz erklären lässt, die
Erzieher auf es zugehen, seinen
das Kind gerade neu erworben hat.
Kummer verbalisieren und ihm
Marlena hat sich nämlich schon vor
der Klebeaktion vorstellen können,
Empfehlungen für die pädagogische Arbeit
dass ein buntes Schnipselbild
Bedenken Sie, dass sich Wutanfälle und Trotzverhalten damit
erklären lassen, dass die Zweijährigen wichtige Schritte in
ihrer Identitätsentwicklung vollziehen und neue Kompetenzen
erwerben, nämlich die eigenen Handlungen als Ursachen
für Ergebnisse zu verstehen und sich diese Ergebnisse ihrer
Aktivitäten vorstellen zu können.
entstehen soll, und sie hat eine
Idee entwickelt, wie ihr dieses Bild
gelingen könnte. Daher ist sie an der
Handlung emotional beteiligt und
motivational stark engagiert. Nun
merkt sie aber, dass das, was sie
sich vorgestellt und vorgenommen
hat, in der Wirklichkeit nicht
Versuchen Sie den Zorn, die Wut und den Ärger des Kindes
eine Weile auszuhalten.
Verbalisieren Sie den Kummer des Kindes und zeigen Sie
ihm Handlungsalternativen auf, wenn es sich etwas beruhigt
hat.
funktioniert. Zweijährigen steht
jedoch noch kein alternativer
Literaturhinweis:
Handlungsplan zur Verfügung:
Largo, R. H. (1999): Kinderjahre. Die Individualität des Kindes
als erzieherische Herausforderung, München: Piper
es kommt sozusagen zu einem
„Systemzusammenbruch“.
39
4. Den pädagogischen Alltag gestalten
Handlungsalternativen aufzeigen. Im
Reaktion aus der großen Lücke, die
Fall von Marlena hilft es vielleicht,
zwischen dem klafft, was Zweijährige
wenn die bunten Schnipsel etwas
so gerne alleine entscheiden und
größer sind, so dass nur die Mitte mit
ausführen würden, und dem, was sie
Kleber bestrichen werden muss. Dazu
aktuell können oder was ihnen von
bietet sich ein Pinsel an, damit die
den Erwachsenen zugestanden wird.
Finger vom Kleber verschont bleiben.
Die gefühlte Ohnmächtigkeit bedroht
das gerade entstehende Bild von sich
40
Häufig sind es auch Entscheidungen
selbst als autonomes ICH. Hierauf
der Erzieherin/des Erziehers, die
erfolgt die heftige Reaktion.
Zweijährige so zur Verzweiflung
Erzieherinnen/Erzieher sollten
bringen, dass sie nicht mehr ein noch
daher im Kontakt mit Zweijährigen
aus wissen. „Alleine!“, verlangt Timo,
darauf achten, ihnen möglichst viel
ergreift die große Kanne und will
Autonomie zuzugestehen. Konkret
Tee in seinen Becher gießen. „Oh je,
heißt das zum Beispiel, dass die
Timo, das geht bestimmt nicht gut.
Erzieherin/der Erzieher nicht
Die Kanne ist noch viel zu groß für
unaufgefordert und ohne Ankündigung
dich, ich helfe dir!“, so die freundliche
etwas für das Kind oder mit dem
Reaktion der Erzieherin/des
Kind tut (ihm die Mütze aufsetzen,
Erziehers. „Neeeiiin – Timo alleinää!“
es von der Schaukel herunterheben).
Timo presst die Kanne an seine
Wann immer möglich, sollte die
Brust. Nur mit einiger Mühe kann
Erzieherin/der Erzieher Alternativen
die Erzieherin/der Erzieher Timo
anbieten (zum Beispiel eine weniger
die Kanne entwinden, Tee schwappt
volle Teekanne). Das Setzen von
auf den Boden. Die Situation endet
Grenzen sollte gut überdacht (welche
in Geschrei und Tränen und es
Grenzen sind wirklich notwendig)
dauert lange, bis Timo sich wieder
und in einfachen Worten begründet
beruhigt. Was wir hier erleben und
werden. Wenn die Situation bereits
was landläufig als „Bockigkeit“
eskaliert ist, hilft nur Souveränität
oder „Trotz“ bezeichnet wird, ist die
und Ruhe bewahren. Insgesamt bleibt
festzuhalten, dass alle Zweijährigen
macht dabei laute Motorengeräusche.
zumindest leichte Anzeichen von
Dieses Verhalten von Marius ist in einer
Bockigkeit und Trotz zeigen, aber
Vorlesesituation sehr störend. Hatice
die Häufigkeit von Trotzreaktionen,
hingegen liebt es, wenn die Erzieherin
die Heftigkeit von Wutanfällen und
vorliest. Hochkonzentriert hört sie zu,
die Dauer des „Trotzalters“ können
hat aber mindestens bei jedem zweiten
individuell sehr unterschiedlich sein.
Satz eine Anmerkung zu machen
oder stellt eine Frage. Während die
4.5 Sprachförderung und
anderen Kinder daran interessiert
Kommunikation
sind, zu erfahren, wie die Geschichte
weitergeht, möchte Hatice verharren
Marius und Hatice sind zwei Jahre
und eingehend über einen bestimmten
alt und seit einem Vierteljahr
Aspekt der Geschichte reden.
in der Kindertageseinrichtung.
Auch Hatices Geplapper stört die
Beide scheinen gut in die Gruppe
integriert zu sein. Es gibt jedoch
Empfehlungen für die pädagogische Arbeit
einen gravierenden Unterschied
Schaffen Sie Situationen, in denen eine intensive Kommunikation
verbunden ist mit der Nähe zur Erzieherin/zum Erzieher.
zwischen den beiden, der sich
insbesondere bemerkbar macht,
wenn die Erzieherin den Kindern
der Gruppe ein Bilderbuch vorliest.
Nehmen Sie sich Zeit, auch den Zweijährigen zuzuhören, ihnen zu
antworten und ihnen Fragen zu stellen.
Begleiten Sie im Kontakt mit Zweijährigen viele Ihrer eigenen
Tätigkeiten und die Handlungen der Kinder sprachlich.
Marius wirkt in solchen Situationen
eher unkonzentriert. Er blickt
verträumt in die Gegend und schon
Literaturhinweis:
nach kurzer Zeit beginnt er, sich
Gopnik, A., Kuhl, P. & Meltzoff, A. (2005): Forschergeist in Windeln.
Wie ihr Kind die Welt begreift, München: Piper
mit dem Spielzeug, das neben ihm
liegt, zu beschäftigen. Manchmal
steht er einfach mittendrin auf und
holt sich ein kleines Auto, das er
Jamper, K., Best, P., Guadatiello, A., Holler, D. & Zehnbauer, A.
(2005): Schlüsselkompetenz Sprache. Sprachliche Bildung und
Förderung im Kindergarten. Konzepte, Projekte, Maßnahmen,
Weimar
auf dem Boden herumschiebt, und
41
4. Den pädagogischen Alltag gestalten
Vorlesesituation. Die Erzieherin nimmt
sein, Sprache als Kernkompetenz
sich daher vor, einmal nur mit jeweils
anzuregen, zu unterstützen und
einem ihrer beiden Zweijährigen ein
zu fördern. Dies ist ein Punkt, der
Bilderbuch anzuschauen.
in der Praxis leider manchmal in
den Hintergrund gerät, und zwar
42
In einer solchen dialogischen
ironischerweise gerade weil die
Bilderbuchbetrachtung ist eine
jüngeren Kinder erst lernen, sich
intensive sprachliche Kommunikation
sprachlich zu verständigen. Ihre Sätze
mit der Erzieherin/dem Erzieher
sind unvollständig, sie kommen in den
verbunden mit Nähe und
unpassendsten Momenten, um etwas
Körperkontakt. Die sprachliche
zu sagen oder zu fragen, oder sie
Zuwendung der Erzieherin/des
fragen um der Frage willen, so dass
Erziehers ist geprägt durch eine
man meint, sie bräuchten vielleicht
komplexere und variationsreichere
gar keine Antwort. Dem ist jedoch
Sprache. Eine Vielzahl von Dingen
nicht so. Gerade weil die Kinder in
und Ereignissen kann angesprochen
einem umwälzenden Lernprozess
werden und die Kinder können
stecken und die Welt der Sprache
selbst erzählen, was ihnen zu den
gerade entdecken, ist es unbedingt
Bildern und den Erzählungen der
nötig, dass sich Erwachsene Zeit
Erzieherin/des Erziehers einfällt. Dies
nehmen, um zuzuhören, um zu
kommt sowohl Lukas als auch Hatice
antworten und um Fragen zu stellen.
entgegen. Beide Kinder genießen
Erwachsene sind das Sprachvorbild
die ungeteilte Aufmerksamkeit der
der Kinder und können Sprache
Erzieherin/des Erziehers, was dazu
als etwas Wunderbares erscheinen
führt, dass Lukas der Geschichte
lassen: ob durch Bilderbücher,
konzentriert folgt und Hatices
durch Fotos an den Wänden,
Erzählfreude in keiner Weise als
über die erzählt wird, durch rege
störend erlebt wird.
Gespräche bei den Mahlzeiten und
Bei der Betreuung von Zweijährigen
Zweiergespräche beim Wickeln, durch
in Gruppen sollte es ein Ziel
Singen oder Fingerspiele.
4.6 Kontakte und Beziehungen
die Entstehung von Spielpartner-
unter Kindern fördern
schaften ist solch ein Material
hervorragend geeignet. Ein großer
In alterserweiterten Gruppen
Verpackungskarton erfordert, im
ist es wichtig, zu überlegen,
Gegensatz zu kleinformatigem
wie Erzieherinnen/Erzieher die
Spielzeug, eine gemeinsame
Spielbeziehungen zwischen den
Anstrengung, wenn er bewegt
Kindern ihrer Gruppe systematisch
werden soll. Zudem regt er dazu
unterstützen können. Das geht
an, sich den Explorationsideen
einmal über eine überlegte
anderer Kinder anzuschließen und
Raumgestaltung. Wenn Kinder
diese weiterzuentwickeln. In einen
nur mitten im Zimmer bauen
großen, stabilen Karton kann man
können, wird es oft „einstürzende
zum Beispiel hineinkrabbeln und
Neubauten“ geben und damit
herausschauen, man kann sich
einhergehend Tränen und Streit.
darin oder dahinter verstecken,
Wenn es dagegen kleine Ecken gibt,
man kann hinaufklettern und
wo Kinder zu zweit zurückgezogen
herunterspringen. Diese Art des
und ruhig spielen können, ist
gemeinsamen Spiels bietet zahlreiche
dies für die Zweijährigen, die mit
Kommunikationsanlässe, weil
größeren Spielgruppen überfordert
Verständigung darüber hergestellt
sind, günstig.
werden muss, wie weitergespielt
werden soll.
Die Verfügbarkeit von vielfältigem
Sehr unterstützend wirkt auch eine
Spielmaterial ist ein zweiter
reiche Ausstattung mit Rollenspiel-
wichtiger Punkt. Gerade bei
und Verkleidungsutensilien, natürlich
Kleinkindern sind große und
einschließlich Spiegel. Wie auf Seite
von ihrer Beschaffenheit her
25/26 dargestellt, werden Spiele
einfache Materialien, wie stabile
mit symbolischem Inhalt bei Kindern
Verpackungskartons, wahre
im dritten Lebensjahr zunehmend
Spielförderer. Insbesondere für
komplexer und vielfältiger.
43
In altersgemischten Gruppen
Empfehlungen für die pädagogische Arbeit
sind die Kleinen in der Regel sehr
Richten Sie Rückzugsecken ein, wo die Zweijährigen zu zweit
ungestört spielen können, ohne dass sie isoliert sind.
interessiert an den Symbol- und
Stellen Sie große und einfache Materialien zur Verfügung.
das Spielverhalten der älteren
Sorgen Sie für eine reiche Ausstattung an Rollenspiel- und
Verkleidungsutensilien.
Kinder nach. Die Erzieherin/der
Achten Sie darauf, dass die Zweijährigen ihre Spielideen mit
gleichaltrigen Spielpartnern verwirklichen können.
Rollenspielen der Älteren und ahmen
Erzieher sollte allerdings darauf
achten, dass die jüngeren Kinder
Ermöglichen Sie den Zweijährigen ihr Bedürfnis nach Geselligkeit,
ohne sie zu überfordern.
nicht nur in untergeordneten
Reagieren Sie bei Konflikten feinfühlig, aber greifen Sie im Falle
von Eskalationen klärend ein.
Kinder teilnehmen, sondern
Rollen am Symbolspiel der älteren
auch mit Gleichaltrigen eigene
Spielideen entwickeln können. Laura
Literaturhinweis:
beispielsweise ist ganz hingerissen
Heimlich, U. (2004): Spiel als Entwicklung – Entwicklung als
Spiel. In: TPS: Wie Kinder sich entwickeln – Basiswissen für
Erzieherinnen, Heft 9/10. S. 52ff.
vom Mutter-Vater-Kind-Spiel der
Viernickel, S. (2002): Die soziale Kinderwelt der Zweijährigen.
Frühe Kindheit (2), S. 15–20
älteren Kinder. Diese lassen sie
auch mitspielen, allerdings meist
nur in der Rolle des Hundes der
Familie. Als solcher wird Laura an
der Leine geführt und hat die Befehle
Anregungen zur Ausstattung
auszuführen, die Herrchen oder
Hängematten, Schaukeln und Wippen, die von mehreren
Kindern gleichzeitig genutzt werden können.
Frauchen ihr erteilen. Entwickelt
Dreiräder, auf denen zwei Kinder Platz finden.
tobenden Hund, dann darf sie
Bollerwagen, in den sich ein Kind hineinsetzen und den ein
anderes Kind ziehen kann.
nicht mehr mitmachen. Die Älteren
Bälle zum hin- und herrollen.
Große Kartons oder Körbe, in denen ein Kind sich verstecken
kann und das andere dann suchen können (auch zum KuckuckSpiel geeignet).
sie eigene Ideen und spielt den
lassen sich von Laura nicht in ihr
komplexes Rollenspiel hineinreden
und Laura ist auch damit überfordert,
die gespielten Szenen der älteren
Kinder wirklich zu durchschauen.
44
Mit der gleichaltrigen Emily kann
Laura dagegen wunderbar ihre
eigenen Vorstellungen von Hunden
verwirklichen. Emily macht es nichts
aus, dass der Hund einem Ball
hinterherjagt, obwohl ihm doch
gerade der Futternapf vollgefüllt vor
die Nase gestellt wurde, und es stört
sie auch nicht, dass der Hund ein
Kuscheltier mit ins Körbchen nimmt,
obwohl sie natürlich weiß, dass echte
Hunde so etwas nicht tun.
Ebenso faszinierend wie das
Rollenspiel empfinden Zweijährige
häufig das Regelspiel der älteren
Kinder. Kaum haben sich einige
ältere Kinder und die Erzieherin/
stören. Dürfen sie sich allerdings
der Erzieher zusammengefunden,
mit einem eigenen Würfel und ein
um miteinander „Mensch ärgere
paar zusätzlichen Figuren mit an den
dich nicht“ zu spielen, schon
Tisch setzen, dann haben die Kleinen
kommen die Kleinen an und
Freude daran, mit einbezogen zu sein
wollen auch mitmachen. Hier sollte
und können sich ungestört und auch
man allerdings bedenken, dass
nicht störend eigene Spielhandlungen
Zweijährige noch nicht dazu in der
ausdenken. Sehr beliebt ist es bei
Lage sind, Regelspiele wirklich
Zweijährigen, die Mensch-ärgere-dich-
zu verstehen. Mit der Rolle eines
nicht-Figuren auf die Fingerkuppen zu
gleichberechtigten Mitspielers wären
setzen.
sie daher überfordert und würden
Zur Unterstützung des sozialen Spiels
das Spiel der älteren Kinder nur
in der Gruppe gehört sicherlich
45
4. Den pädagogischen Alltag gestalten
auch ein angemessener Umgang
vorsichtig, sondern besitzergreifend:
mit den Konflikten, die die Kinder
Er rennt einmal diagonal durch
untereinander haben. Sie gehören
die Halle, dann fängt er an, sich
zum Spiel untrennbar dazu und
im Kreis zu drehen und schließlich
sie bieten den Kindern wichtige
läuft er laut und fröhlich rufend
Lernanlässe. Hier feinfühlig zu
kreuz und quer durch die Halle. Als
beobachten, Aushandlungsprozesse
die Erzieherin einen Parcours aus
wohl zuzulassen, aber im Falle
kleinen und großen Kästen und
von Eskalation und Überforderung
Bänken aufbaut, die zum Teil schräg
bereitzustehen, sind ebenfalls
an der Sprossenwand hängen,
wichtige Grundlagen dafür, dass das
beginnt Pjotr mit Begeisterung
Zusammenleben in einer Gruppe für
zu klettern, zu kriechen und zu
die Kleinen zu einer die Entwicklung
rutschen. Dabei achtet er darauf, was
fördernden Erfahrung werden kann.
die anderen Kinder tun, lässt sich zur
Nachahmung anregen und wird auch
4.7 Neugierde,
selbst nachgeahmt. Auf diese Weise
Sinneserfahrungen und
erobert sich Pjotr den großen Raum.
Bewegungsfreude unterstützen
Dabei macht er neben vielfältigen
Bewegungserfahrungen auch
Der zweieinhalbjährige Pjotr besucht
Erfahrungen im Zusammenspiel mit
den Kindergarten schon eine Weile.
anderen Kindern.
Heute geht er das erste Mal mit der
46
Erzieherin und der Kindergruppe
Gerade sehr junge Kinder sind
in die Turnhalle der benachbarten
Sinnes- und Bewegungswesen.
Grundschule. Pjotr weiß nicht, was
Sie erkunden die Welt, indem sie
ihn erwartet. Er war noch niemals
handelnd mit ihr umgehen. Durch
in einer Turnhalle. Als sich die Tür
das Klettern und Kriechen, Rutschen
öffnet, bleibt er zunächst mit großen
und Rennen lernen sie nicht nur sich
Augen am Eingang stehen. Dann
virtuos zu bewegen, sondern sie
macht er sich auf den Weg, nicht
entwickeln auch ihr Denken und ihre
Sprache weiter. Was „rein“ und „raus“,
„darauf“ und „darunter“, „daneben“
Empfehlungen für die pädagogische Arbeit
und „dahinter“ bedeutet, lernen die
Stellen Sie im Innen- und Außenbereich Ihrer Einrichtung
Bewegungsräume zur Verfügung, in denen sich Kinder in
unterschiedlicher Art und in unterschiedlichem Tempo bewegen
können.
Kleinen unter anderem dadurch, dass
sie es sinnlich erfahren, indem sie
„auf“ die Sprossenwand klettern und
sich „hinter“ dem Kasten verstecken.
Die Bedeutung von „quer durch den
Achten Sie in Ihrer Einrichtung auf Räume, die die Kinder
aufgrund ihrer aktuellen Themen und Interessen selbst gestalten
und umgestalten können.
Raum“ erfassen Zweijährige, wenn sie
die Diagonale laufen. Ebenso spielt
Literaturhinweis:
die Bewegung im Zusammensein mit
Beek v.d., A., Buck, M. & Rufenach, A. (2001): Kinderräume
bilden. Ein Ideenbuch für Raumgestaltung in Kitas, Neuwied
anderen Kindern eine große Rolle.
Kleine Kinder lernen mit anderen zu
kooperieren, indem sie beispielsweise
gemeinsam einen schweren Kasten
von einer Ecke des Raumes in die
Pikler, E. (2001): Lasst mir Zeit. Die selbständige
Bewegungsentwicklung des Kindes bis zum freien Gehen.
Zusammengestellt und überarbeitet von Anna Tardos, München
Van Dieken, C. (2005). So geht’s mit Krippenkindern.
Kindergarten Heute. spot, Freiburg: Herder
andere transportieren.
erleben. Auch in den Räumen der
Für die geistige, soziale und
Kindertageseinrichtung müssen
körperliche Entwicklung ist es
Möglichkeiten geschaffen werden,
ungemein wichtig, entsprechende
sich auf schiefen Ebenen und
Bewegungsräume zur Verfügung
gestuften Podesten zu bewegen,
zu stellen, in denen sich Kinder
zwischen schnellen und langsamen
schnell und langsam, ausschweifend
Bewegungen immer wieder zu
und vorsichtig bewegen können.
wechseln, zu springen, zu schaukeln
Nicht nur die Turnhalle der
oder im Rhythmus von Musik die
benachbarten Grundschule, die
Bewegungen zu koordinieren. In
gelegentlich besucht wird, sollte
der Regel wissen Erzieherinnen/
den Kindern daher Gelegenheit
Erzieher um die Bedeutung der
bieten, sich als Bewegungswesen zu
Bewegung für Kinder, schränken
47
4. Den pädagogischen Alltag gestalten
sie aber dennoch manchmal in
es natürlich in der Verantwortung
ihren Bewegungsmöglichkeiten ein,
des Erwachsenen bleibt, in potenziell
damit keine Unfälle passieren und
gefährdenden Situationen jederzeit
die Kinder sich nicht verletzen. Hier
eingreifen zu können.
sollte sehr sorgfältig abgewogen
werden, wie groß die Unfallgefahr
Vielseitig und fantasievoll gestaltete
wirklich ist, denn zu viel Vorsicht
Räume regen nicht nur die
auf Seiten der Erwachsenen kann
Bewegungsfreude der Kinder an,
die Bewegungs- und damit auch die
sondern fordern auch ihre Neugierde
Bildungsmöglichkeiten der Kinder
und ihre Sinneserfahrungen
erheblich reduzieren. Besser als
heraus. Kinder brauchen keine von
die voreingenommene Haltung
Erwachsenen vorbestimmte und
„Die Kleinen sind noch viel zu
perfektionierte Räume, sondern
ungeschickt und müssen deshalb
Räume, die Gestaltungsmöglichkeiten
vor Gefahren bewahrt werden“ ist
zulassen. So kann zum Beispiel die
es, genau zu beobachten, was sich
Eingangshalle zum Indianerdorf mit
die Kinder alleine zutrauen und was
Zelt werden und das Treppenhaus
sie tatsächlich bewältigen – wobei
wird zur Burg, auf der die Kinder als
Ritter nach Feinden Ausschau halten.
Anregungen zur Ausstattung
Auf diese Weise lernen Kinder, dass
Interessante bewegliche Gegenstände wie Tiere und Autos zum
Hinterherziehen und Vor-sich-her-Schieben.
ihre Umwelt veränderbar ist, dass sie
Bälle in verschiedenen Größen und unterschiedlicher
Beschaffenheit, z.B. Plüsch-, Schaumstoff- oder Noppenbälle.
dass sie die Welt durch ihren Einfluss
Hocker in verschiedenen Größen.
Große und kleine Kuschelkörbe zum Hinein- und Hinausklettern.
Kriechtunnel, kleine Zelte.
Schaukelpferde.
Sand- und Matschtische für den Innenraum.
Gebrauchsgegenstände aus Haushalt und Küche.
48
selber auf sie einwirken können und
prägen können.
49
234
5. Den pädagogischen Handlungsspielraum
erweitern
50
Neben der vorher beschriebenen
Dabei darf allerdings nicht vergessen
Unterstützung und Herausforderung
werden, dass auch die älteren
der Zweijährigen mit ihren
Kinder der Gruppe weiterhin das
besonderen Entwicklungsthemen
Recht haben, sich zu entfalten und
kommen Sie in der Regel bei der
in ihrer Entwicklung unterstützt
Aufnahme jüngerer Kinder in eine
und gefordert zu werden. Bei der
alterserweiterte Gruppe bald an
Aufnahme jüngerer Kinder in den
einen Punkt, eingespielte Strukturen
Kindergarten geht es unter anderem
des Gruppenalltags beziehungsweise
darum, das Zeitmanagement im
die Organisation des Tagesablaufes
Tagesablauf zu verändern, sich
verändern zu wollen, um den
Gedanken über eine anregende
Wünschen und Bedürfnissen der
Gruppenzusammensetzung zu
jüngeren Kinder gerecht zu werden.
machen, Spielbereiche anders
zu organisieren und anregendes
5.1 Angepasstes
Spielmaterial für alle Altersstufen
Zeitmanagement
bereitzustellen. Wenn alle Kinder in
Bezug auf Zeitabläufe, Spielbereiche
Zweijährige, die alles „alleine“ tun
und Spielmaterialien unter einen
wollen, werden manchmal als
Hut gebracht werden sollen,
sehr störend im Tagesablauf einer
gelingt das Zusammenleben in
Kindertageseinrichtung erlebt. Emily,
der altersgemischten Gruppe in
die gerade zwei Jahre alt geworden
der Regel nicht. Stattdessen muss
ist, will sich zum Beispiel das Essen
neben den Gemeinsamkeiten auch
alleine aufschöpfen. Weil sie dabei
beachtet werden, welche individuellen
noch etwas umständlich zu Werke
Interessen, Bedürfnisse und Wünsche
geht, dauert das meist ziemlich
die Kinder in unterschiedlichem
lange und die anderen Kinder warten
Alter haben. Ebenso gilt es zu
schon ungeduldig auf das Essen
bedenken, dass für die Beobachtung
und die Getränke. Der zweijährige
und Dokumentation der
Markus besteht darauf, sich den
Entwicklungs- und Bildungsthemen
Reißverschluss seines Anoraks
der jüngeren Kinder zum Teil
selbst zuzumachen und auch an
andere Beobachtungsverfahren
den Schnürsenkeln seiner Schuhe
eingesetzt werden müssen als bei
versucht er sich. Ungeduldig stehen
den älteren Kindern. Auch bei der
die anderen Kinder der Gruppe
Zusammenarbeit mit den Eltern der
daneben und warten darauf, dass
jüngeren Kinder müssen teilweise
er endlich fertig wird, damit sie
andere Schwerpunkte gesetzt
gemeinsam in den Garten gehen
werden.
können. Einige der älteren Mädchen
wollen Markus helfen, was dieser
aber empört zurückweist.
In manchen Situationen, in denen
die Zweijährigen selbstständig
51
5. Den pädagogischen Handlungsspielraum erweitern
handeln wollen, reicht es oft schon,
Brot selbst zu schmieren oder einen
die materiellen oder räumlichen
Apfel zu schneiden.
Bedingungen etwas zu verändern.
Andere Situationen beinhalten für
Beim Essen können zum Beispiel
die Erzieherin/den Erzieher eine
mehrere Schüsseln auf den Tisch
echte Herausforderung. Um das
gestellt werden, so dass die älteren
Autonomiebedürfnis der jungen
Kinder sich zügig bedienen können
Kinder zu unterstützen, wird
und die jüngeren ungestört genügend
sie/er ihr/sein Zeitmanagement
Zeit haben, um auszuprobieren,
überdenken und genügend Zeit
was sie schon alles selbst können.
einplanen müssen, damit auch die
Es könnte ein „offenes Frühstück“
Kleinsten selbstständig etwas tun
eingeführt werden, bei dem die
und vor allem auch zu Ende bringen
älteren Kinder sich in kleinen
können. Manchmal ist es für die
Gruppen zusammenfinden, um
jüngeren Kinder in der Gruppe
aus entwicklungspsychologischer
Literaturhinweis:
Sicht einfach wichtiger, sich selbst
Tietze, W. & Viernickel, S. (Hrsg.) (2002): Pädagogische Qualität
in Tageseinrichtungen für Kinder. Ein nationaler Kriterienkatalog,
Weinheim: Beltz
anzuziehen, als im Garten frische Luft
Weber, C. (Hrsg.) (2004). Spielen und Lernen mit 0–3-Jährigen,
Weinheim: Beltz
zu tanken. Andererseits kann von den
älteren Kindern auch nicht ständig
erwartet werden, dass sie Rücksicht
auf die jüngeren nehmen. Um
52
miteinander zu frühstücken und sich
den verschiedenen Interessen der
anderen Aktivitäten zuzuwenden,
Kinder gerecht zu werden, bedarf es
wenn sie das Frühstück beendet
Absprachen unter den Kolleg(inn)en
haben. Die jüngeren Kinder
im Team:
frühstücken demgegenüber
• Welche Erzieherin/welcher
gemeinsam mit der Erzieherin/
Erzieher ist schon im Garten und
dem Erzieher an einem Tisch und
kann auf ältere Kinder, die schon
haben dadurch genügend Zeit, erste
hinuntergehen dürfen, achten?
Versuche zu unternehmen, sich ein
Für die jüngeren Kinder braucht es
Geduld auf Seiten der Erwachsenen:
erleichtern wiederkehrende Elemente
• Welche Erzieherin/welcher Erzieher
im Tagesablauf, wie Begrüßung
hält es aus, einem Zweijährigen
und Verabschiedung, Mahlzeiten,
zwanzig Minuten dabei zuzuschau-
Ruhepausen und bestimmte Rituale,
en, wie er versucht, seine Schuhe
den Tag vorhersehbar zu machen und
zu binden?
helfen ihnen, Situationen als vertraut
Den älteren Kindern muss erklärt
erleben zu können und sich sicher zu
werden, warum ihre Hilfsbereitschaft
fühlen. Neben diesen Routinen muss
manchmal nicht gefragt ist:
die Gestaltung des Alltags aber auch
• Welche Erzieherin/welcher Erzieher
der Vielfalt und den unterschiedlichen
kann die Hilfsbereitschaft der
Bedürfnissen der Kinder gerecht
älteren Kinder anerkennen und
werden. Die Erzieherin/der Erzieher
ihnen erklären, dass die Kleinen
muss in der Planung des alltäglichen
dennoch alles alleine machen
zeitlichen Ablaufs also in sehr hohem
wollen?
Maße flexibel sein. Jedes Kind muss
die Chance haben, den eigenen
Insgesamt muss die Erzieherin/der
Rhythmus von Ruhe und Aktivität,
Erzieher bei der Gestaltung des
Schlafen und Wachsein, Essen und
Tagesablaufes auf die individuellen
Spielen zu finden. Ein gelungener
Bedürfnisse der einzelnen Kinder
Tagesablauf zeichnet sich durch eine
eingehen. Dies betrifft durchaus
Balance zwischen fester Struktur und
nicht nur die Bedürfnisse der Zwei-
Flexibilität aus.
jährigen, denn es gibt auch ältere
Kinder, die z.B. beim Essen oder
5.2 Gruppenformen und
beim Anziehen einfach langsamer
Altersstrukturen
sind als ihre Altersgenossen. Eine
höhere Flexibilität erlaubt es auch
Wenn Zweijährige in den
diesen älteren Kindern, sich bei
Kindergarten aufgenommen
manchen Aktivitäten mehr Zeit zu
werden, gibt es einiges hinsichtlich
lassen. Für die jüngeren Kinder
der Gruppenformen und der
53
5. Den pädagogischen Handlungsspielraum erweitern
Altersstruktur in den Gruppen zu
Früh- und Spätdiensten zu achten.
bedenken. Um sich sicher und
Die Abschnitte der Tagesrhythmen
geborgen zu fühlen, brauchen die
könnten mit immer denselben
jüngeren Kinder Kontinuität und
Fachkräften verbunden sein.
Verlässlichkeit in der Beziehung
Kontinuität heißt für die jüngeren
zur Erzieherin/zum Erzieher und
Kinder auch Kontinuität in den
im Kontakt mit anderen Kindern.
Beziehungen und Kontakten zu
Eine solche Kontinuität ist auf drei
den anderen Kindern. Deshalb ist
Ebenen anzustreben: Erstens geht
es wichtig, im Falle von Engpässen
es bei der Eingewöhnung gerade
bei Gruppenaufteilungen darauf
jüngerer Kinder darum, dass
zu achten, dass die Zweijährigen
diese die Möglichkeit haben, eine
unbedingt mit beliebten Spiel-
vertrauensvolle Beziehung zunächst
partnern zusammenbleiben.
zu einer Erzieherin/einem Erzieher
aufzubauen. Diese Erzieherin/dieser
Eine Bezugserzieherin/einen Bezugs-
Erzieher macht die neu eingewöhnten
erzieher brauchen die Zweijährigen
Kinder dann nach und nach mit
auch, um altersangemessene
den anderen Erzieherinnen und
Anregungen im Bereich ihrer sprach-
Erziehern vertraut. Deshalb ist
lichen, sozialen und emotionalen
organisatorisch zu klären, welche
Entwicklung und beim Erwerb von
Erzieherin/welcher Erzieher die
Autonomie und Kontrolle zu erfahren.
Bezugserzieherin/der Bezugserzieher
Gleichaltrige Spielpartner benötigen
für die neuen Zweijährigen werden
zweijährige Kinder insbesondere,
und die Eingewöhnung von Anfang
um sich in ihrem Spiel zu entfalten
bis Ende begleiten kann. Der
und damit auch in ihrer sozialen
zweite Aspekt ist die Kontinuität
Entwicklung voranzuschreiten.
im täglichen Tagesgeschehen. Es
54
sollten stets vertraute Personen für
Vor diesem Hintergrund ist es eher
ein Kind zuständig sein. Darauf ist
ungünstig, wenn eine Einrichtung,
besonders bei der Einteilung von
die sich für Zweijährige öffnet,
nur eine einzige altersgemischte
ihrer Stammgruppe, besuchen aber
Gruppe einrichtet. Bei einem solchen
im Verlauf des Vor- und Nachmittags
Konzept finden die Kleinen nur
je nach Interesse verschiedene
wenige gleichaltrige Spielpartner
Funktionsräume. Die Kleinen bleiben
vor und auch das kontinuierliche
am Vormittag mit ihrer Erzieherin/
Zusammensein mit einer vertrauten
ihrem Erzieher in ihrem Gruppenraum
Erzieherin/einem vertrauten Erzieher
und besuchen am Nachmittag
kann nicht immer gesichert werden.
gemeinsam mit ihrer Erzieherin/ihrem
Außerdem ist bei einer solchen
Erzieher einen der Funktionsräume.
Lösung nicht auszuschließen, dass
Die Kleinen erleben so eine Kontinuität
die Erzieherin/der Erzieher mit ihren/
hinsichtlich der Bezugspersonen und
seinen Fragen zu den Zweijährigen
ihnen stehen genügend gleichaltrige
im Team relativ isoliert bleibt und
Spielpartner zur Verfügung. Gleich-
die Öffnung nach unten nicht als
zeitig können die Zweijährigen auf
Team, sondern als Spezialaufgabe
betrachtet wird.
Günstiger ist es dagegen, wenn eine
Einrichtung mit einem halboffenen
Literaturhinweis:
Riemann, I. & Wüstenberg, W. (2004): Die Kindergartengruppe
für Kinder ab einem Jahr öffnen? Eine empirische Studie,
Frankfurt a.M.: Fachhochschulverlag
Konzept arbeitet. Dabei sind
diese Weise langsam in das halboffene
alle Kinder der Einrichtung einer
Konzept hineinwachsen.
Stammgruppe zugeordnet. Für
die Kleinsten besteht eine solche
Eine andere Möglichkeit besteht
Stammgruppe oder auch Nestgruppe
darin, die Kinder in zwei alters-
aus Kindern mit einem ähnlichen
übergreifenden Gruppen zu
Entwicklungsstand, was in diesem
organisieren. Die Räume dieser
Alter häufig gleichaltrige Kinder sind,
Gruppen sollten dicht nebeneinander
und mindestens zwei Erzieherinnen/
liegen, so dass die Funktionsbereiche
Erzieher. Die Kindergartenkinder
auf beide Räume verteilt sind und
treffen sich morgens und mittags in
von beiden Gruppen genutzt werden
55
5. Den pädagogischen Handlungsspielraum erweitern
können. Die Kleinen haben durch
Gerade bei der Aufnahme von
die enge Kooperation der beiden
Zweijährigen mit ihrem hohen
Gruppen genügend gleichaltrige
motorischen Aktivitätslevel sollte
Spielpartner. Jeweils eine der
das Raumangebot in den Fokus
Gruppenerzieherinnen/einer der
der Aufmerksamkeit rücken. Die
Gruppenerzieher ist speziell für
Raumgestaltung beeinflusst auch, wie
die jüngeren Kinder zuständig. Am
aktiv und konzentriert Kinder spielen.
Nachmittag werden beide Gruppen
Die gemeinsame Erziehung und
zusammengelegt und eine der
Bildung von zwei- bis sechsjährigen
Bezugserzieherinnen/einer der
Kindern erfordert Räume, in denen
Bezugserzieher ist anwesend.
die Kinder vielfältige Möglichkeiten
Dadurch wird die Kontinuität der
haben, zu spielen, zu forschen und
Bezugspersonen gewährleistet.
zu experimentieren, zu gestalten, zu
konstruieren und sich zu bewegen.
5.3 Räume, Spielbereiche,
Innerhalb der Räume benötigen
Materialien
die Kinder „leere“ Flächen nicht
nur aufgrund ihrer Bewegungslust,
56
Die Räume, ihre Größe und
sondern auch, um auf dem Boden
Ausgestaltung beeinflussen das
zu spielen. Gleichzeitig benötigen
pädagogische Geschehen in der
sowohl die Kleinen als auch die
Gruppe. Von der Raumgröße und den
Älteren „geschützte Zonen“, in
sonstigen zur Verfügung stehenden
denen sie ohne Störung ihren
Räumlichkeiten hängt direkt ab, wie
Bewegungsabläufen nachgehen,
viel Platz zum Spielen, Gestalten, für
sich zum Spiel zurückziehen oder
Bewegung und Ruhe vorhanden ist.
konzentriert und komplex spielen
Die Bedürfnisse der Zweijährigen
können. Ein zusätzlicher Schlafraum
sind andere und müssen zusätzlich
oder zumindest ein Raum, in dem zur
integriert werden. Dazu braucht
Schlafenszeit der Zweijährigen keine
es häufig mehr Raum als für eine
anderen Aktivitäten stattfinden, ist
altershomogene Kindergartengruppe.
notwendig, weil die jüngeren Kinder
andere Ruhebedürfnisse haben als
die älteren Kinder.
Literaturhinweis:
Zu Beginn der Integration von
Weber, C. (Hrsg.) (2004). Spielen und Lernen mit 0–3-Jährigen,
Weinheim: Beltz
Zweijährigen in Kindergartengruppen
ist häufig zu beobachten, dass das
Bewegungsspielzeug wie
Spielzeug- und Materialangebot
Bobbycars, Nachziehspielzeug
für die Kleinen nicht ausreichend
etc. Spiegel und vielfältige Rollen-
und ihrem Entwicklungsstand und
spielrequisiten gehören ebenfalls zur
ihren Bedürfnissen nicht immer
Grundausstattung.
angemessen ist. Je jünger ein Kind
ist, desto wichtiger sind regelmäßige
5.4 Entwicklungs- und
elementare Erfahrungen mit Sand
Bildungsthemen beobachten
und Wasser. Sie müssen auch
und dokumentieren
drinnen ermöglicht werden durch
den Einbezug der Waschräume
In den Bildungs- und Erziehungs-
oder zumindest die Anschaffung
empfehlungen für Kindertagesstätten
von Sand- und Matschtischen.
in Rheinland-Pfalz und im
Gebrauchsgegenstände aus
Kindertagesstättengesetz wird der
Haushalt und Küche, Behälter,
regelmäßigen Beobachtung und
Gefäße und Verpackungsmaterial
Dokumentation der kindlichen
sowie Naturmaterialien haben sich
Lern- und Entwicklungsgeschichte
als anregende Materialien für alle
große Bedeutung beigemessen. Ziel
Kinder, besonders aber für die
dabei ist es, den Bildungsprozess
unter Dreijährigen bewährt. Bücher,
jedes einzelnen Kindes individuell
Puzzles, Bausteine – alles sollte
zu begleiten, zu unterstützen und
daraufhin überprüft werden, ob
zu fördern. Bei der Beobachtung
es diese Spielangebote auch in
und Dokumentation geht es für die
einer Form gibt, die für Zweijährige
Erzieherinnen/die Erzieher zum
angemessen ist. Gleiches gilt für
einen darum, herauszufinden, mit
57
5. Den pädagogischen Handlungsspielraum erweitern
welchen Themen sich das Kind
Erfahrungsangebote zu machen,
gerade beschäftigt und wie es mit
helfen gezielte Beobachtungsfragen.
diesen Themen umgeht. Vor dem
Die meisten eher offenen Beobach-
Hintergrund dieses Wissens sollen
tungsverfahren, bei denen die
dann Bildungsangebote erarbeitet
Interessen, Vorlieben und Themen
werden. Denn nur von solchen
der Kinder identifiziert werden
pädagogischen Angeboten, die auf
können, eignen sich in der Regel
den Themen der Kinder aufbauen,
auch für jüngere Kinder. Zu nennen
ist auch ein Entwicklungsfortschritt
wären hier
zu erwarten. Zum anderen soll die
• die an der belgischen
Beobachtung und Dokumentation
Universität Leuven entwickelte
auch dazu dienen, wahrzunehmen,
„Engagiertheitsskala“,
in welchen Bildungsbereichen
• die im „10-Stufen-Projekt-Bildung“
das Kind besondere Stärken und
verwendeten Beobachtungsbögen
Ressourcen aufweist. Das Wissen
zu den „Themen der Kinder“,
um die Stärken des Kindes soll
• die im DJI-Projekt „Bildungs- und
dazu genutzt werden, ihm auch in
Lerngeschichten als Instrument zur
jenen Bereichen Bildungsangebote
Konkretisierung und Umsetzung
zu eröffnen, für die es sich weniger
des Bildungsauftrags im
interessiert. Um auf der Grundlage
Elementarbereich“ eingesetzten
des Entwicklungsstandes und
Beobachtungsbögen oder
des Bildungsinteresses eines
• die von der Arbeitsgruppe
Kindes individuell angemessene
„Professionalisierung frühkind-
pädagogische Bildungs- und
licher Bildung“ herausgegebenen
„Arbeitshilfen zur professionellen
Literaturhinweis:
Bildungsarbeit in Kindertages-
Viernickel, S. & Völkel, P. (2005): Beobachten und Dokumentieren
im pädagogischen Alltag, Freiburg: Herder
einrichtungen nach der Bildungs-
Bensel, J. & Haug-Schnabel, G. (2005). Kinder beobachten
und ihre Entwicklung dokumentieren.
Kindergarten Heute spezial, Freiburg: Herder
58
vereinbarung NRW“.
Ein Verfahren, das sich speziell
mit der Entwicklung jüngerer
Kinder befasst, ist Kuno Bellers
Kind besser zu verstehen und
Entwicklungstabelle, die von
ihm gezielte, auf sein individuelles
Prof. E. K. Beller in ihrer ersten
Entwicklungsprofil zugeschnittene
Fassung bereits in den 1980er-
pädagogische Anregungen geben
Jahren veröffentlicht wurde. Die
zu können. Deshalb werden
Entwicklungstabelle dient dazu,
die Ergebnisse auch nicht mit
den Entwicklungsstand eines
durchschnittlichen Altersnormen
Kindes in acht verschiedenen
verglichen. Es geht vielmehr um
Entwicklungsbereichen einzu-
eine aufmerksame, interessierte
schätzen. Dabei handelt es sich
Wahrnehmung des einzelnen
um die Bereiche Körperpflege,
Kindes, das sich dadurch beachtet
Umgebungsbewusstsein,
und wertgeschätzt fühlt. Nach
sozio-emotionale Entwicklung,
Kuno und Simone Beller, den
Spieltätigkeit, Sprache, Kognition,
Herausgebern der aktuellen Auflage
Grob- und Feinmotorik. Aus dem
der Entwicklungstabelle, entwickelt
Entwicklungsstand in den einzelnen
sich daraus ein gegenseitiges
Bereichen ergibt sich für jedes Kind
Interesse zwischen Erzieherin/
ein Entwicklungsprofil, das seine
Erzieher und Kind, was als optimale
individuellen Stärken und Schwächen
Voraussetzung für Bildungsprozesse
im Sinne einer mehr oder weniger
und die Entwicklung von Lernfreude
fortgeschrittenen Entwicklung auf-
angesehen wird.
weist. Dabei ist es normal, wenn
sich ein Kind in den verschiedenen
Bereichen unterschiedlich schnell
entwickelt, also zum Beispiel in
seiner feinmotorischen Kompetenz
weiter ist als im Bereich des
Umgebungsbewusstseins. Die
Ergebnisse sollen der Erzieherin/dem
Erzieher helfen, das beobachtete
59
5. Den pädagogischen Handlungsspielraum erweitern
5.5 Zusammenarbeit
Gerade Eltern von jüngeren Kindern
mit Eltern
trennen sich oft schwer von ihren
Kindern und haben das Gefühl, keine
In den Bildungs- und
„gute Mutter“, kein „guter Vater“
Erziehungsempfehlungen für
zu sein, wenn sie ihr Kind schon so
Kindertagesstätten in Rheinland-
früh in einen Kindergarten geben.
Pfalz wird eine Erziehungs- und
Ebenso tritt nicht selten die Angst
Bildungspartnerschaft mit den
auf, das Kind könnte die Erzieherin/
Eltern der Kinder angestrebt. Für
den Erzieher nach einiger Zeit mehr
die Eltern der jüngeren Kinder ist
lieben als seine Eltern oder mehr
hierbei zunächst die Phase der
Vertrauen zu ihr/ihm entwickeln.
Eingewöhnung von besonderer
Diese Ängste und Sorgen sollten
Bedeutung. Gemeinsam muss mit
den Eltern genommen werden.
den Eltern geklärt werden, wie
Denn auch wenn das Kind schon in
jungen Jahren eine Kindertagesstätte
Literaturhinweis:
besucht, bleiben die Eltern die
Platz da für die Jüngsten!? Theorie und Praxis der Sozialpädagogik
TPS, Heft 2/2006, Seelze-Velber: Kallmeyer
wichtigsten Bezugspersonen, mit
Stürmer, G. (2005): Neue Elternarbeit. Kindergarten Heute.
Basiswissen Kita, Freiburg: Herder
seine Zeit verbringt. Wenn die
60
denen es nach wie vor am liebsten
Eltern allerdings nicht anwesend
wichtig die Begleitung durch eine
sind, brauchen insbesondere die
vertraute Bezugsperson gerade für
jüngeren Kinder andere Personen,
das jüngere Kind ist, wenn es eine
bei denen sie sich vertraut und
neue Umgebung kennen lernen und
sicher fühlen. Gerade ein gut
sich darin wohl fühlen soll. Wichtig in
ausgearbeitetes und durchgeführtes
organisatorischer Sicht ist hier auch
Eingewöhnungskonzept hilft nicht nur
der Hinweis für die Eltern, dass sich
den Kindern, sondern stärkt auch den
eine solche Eingewöhnung durchaus
Eltern den Rücken und gibt ihnen die
über mehrere Wochen erstrecken
Sicherheit, dass sie das Richtige tun,
kann.
wenn sie ihr Kind für einen Teil des
Tages in einer Kindertageseinrichtung
nerschaft mit den Eltern der jüngeren
betreuen lassen.
Kinder ist die Dokumentation der
Wenn die Kleinen im Beisein der
Aktivitäten der Kinder während des
Eltern behutsam eingewöhnt werden,
Tages. Als Erzieherin/Erzieher sollte
dann bietet die Kindertageseinrich-
man zunächst davon ausgehen, dass
tung, in der das Kind regelmäßig
es Eltern interessiert, was ihr Kind
einen Teil des Tages verbringt,
in den Stunden, in denen sie nicht
Entwicklungsanregungen, die das
mit ihm zusammen waren, getan
Kind so in der Familie nicht erfahren
hat. Fragen diese Eltern jedoch ihr
kann. Kindertagesstätten verfügen in
Zweijähriges: „Na, was hast du heute
der Regel sowohl im Innen- als auch
im Kindergarten gemacht?“, dann
im Außenbereich über großzügigere
bekommen sie nur allzu häufig als
Spielflächen als eine Wohnung oder
Antwort: „Gespielt.“ Das ist für die
auch ein Einfamilienhaus. Das Spiel-
Eltern nicht sehr erhellend. Sie sind
material ist von größerer Vielfalt, als
also mehr oder weniger auf das an-
man es im Kinderzimmer vorfindet.
gewiesen, was ihnen die Erzieherin/
Manches Bedürfnis nach Autonomie,
der Erzieher erzählt, wenn sie etwas
wie zum Beispiel die selbstständige
über den Tag ihres Kindes erfahren
Nutzung der Toilette, lässt sich in
wollen. Hier sind zum einen natürlich
der Kindertageseinrichtung leichter
die so genannten Tür- und Angelge-
verwirklichen. Dort gibt es nämlich
spräche hilfreich, die Erzieherinnen/
Kindertoiletten und Waschbecken
Erzieher und Eltern beim Bringen
auf Kinderhöhe. Gleichaltrige Spiel-
und Abholen des Kindes führen oder
partner lassen sich im Kindergarten
die sich am Rande von Eltern- und
regelmäßig und verlässlich treffen,
Gruppenabenden ergeben. Unterstüt-
und zwar ohne den Organisationsauf-
zend ist es jedoch auch, wenn es in
wand, den Eltern betreiben müssen,
der Einrichtung immer mal wieder
um ihre Kinder zu verabreden.
Fotodokumentationen von Aktivitäten
Ein weiterer wichtiger Aspekt für
der Kinder gibt, die von erklärenden
eine Erziehungs- und Bildungspart-
Texten flankiert werden. Ebenso kann
61
5. Den pädagogischen Handlungsspielraum erweitern
die Einladung zu Hospitationen in der
Gruppe den Eltern einen Einblick in
das alltägliche Gruppengeschehen
liefern. Ein wichtiger Ansatzpunkt für
die Zusammenarbeit mit den Eltern
sind auch regelmäßig stattfindende
12
Entwicklungsgespräche, in denen die
Erzieherin/der Erzieher vor allem
die Stärken und Kompetenzen des
Kindes im Kindergarten darlegt und
daran interessiert ist, von den Eltern
zu erfahren, was das Kind zu Hause
gerne tut, womit es am liebsten spielt
und mit wem es sich gerne trifft.
62
12345
63
6. Fazit: Die
Aufnahme von
Zweijährigen als
Teamaufgabe
64
Die Aufnahme von Zweijährigen
den Wünschen, Interessen und
in den Kindergarten ist eine
Bedürfnissen sowohl der älteren
Herausforderung nicht nur für die
als auch der jüngeren Kinder einer
Erzieherinnen und Erzieher, deren
Einrichtung gerecht zu werden.
Gruppen es sozusagen „betrifft“.
Insbesondere die Eingewöhnung
Es handelt sich vielmehr um eine
der jüngsten Kinder verlangt in der
Aufgabe, zu der das gesamte
Regel viel Zeit und Energie von der
Erzieherinnen-/Erzieherteam einer
Erzieherin/dem Erzieher, denn sie
Einrichtung gemeinsam beitragen
muss sowohl eine vertrauensvolle
muss. Für eine gelungene Integration
Beziehung zu dem neuen Kind als
der Kleinen braucht es in vielerlei
auch zu dessen Eltern herstellen. Um
Hinsicht die Unterstützung unter
diese Zeit und Energie aufzubringen,
den Kolleginnen und Kollegen, um
muss sie/er von ihren/seinen
Kolleginnen und Kollegen entlastet
Eine veränderte Zeitplanung im
werden, die ihr/ihm Aufgaben
Tagesablauf, die den Bedürfnissen
des Gruppenalltags abnehmen
der jüngeren Kinder entgegenkommt,
und als Ansprechpartnerinnen/
dabei die Bedürfnisse der älteren
Ansprechpartner für die anderen
Kinder aber nicht unberücksichtigt
Kinder der Gruppe zur Verfügung
lässt, kann nur umgesetzt werden,
stehen. Zeitliche Entlastung
wenn alle Erzieherinnen/Erzieher
braucht die Bezugserzieherin/der
im Team sich auf eine flexible
Bezugserzieher der Kleinen auch,
Gestaltung des Tagesablaufes
um sich diesen gerade in den
einlassen und kurzfristige Absprachen
Pflegesituationen intensiv und
unter Kolleg(inn)en möglich sind.
liebevoll widmen zu können.
Gleiches gilt für die Gestaltung
von Spielräumen und das Angebot
Ebenso sollten die Bezugserzieher-
von Spielmaterialien. Vielfältig
innen/Bezugserzieher der
und anregend für alle Kinder einer
Zweijährigen im Team mit
altersgemischten Gruppe sind Räume
ihren Fragen zu den jüngeren
und Materialien nur dann, wenn sie
Kindern nicht isoliert bleiben.
flexibel gestaltet sind und von den
Alle Erzieherinnen/Erzieher eines
Kindern verschiedenen Alters je nach
Teams sollten sich daher mit
Bedürfnissen und Interessen genutzt
den Entwicklungsthemen der
werden können.
Zweijährigen und dem, was sich
dadurch für die Gestaltung des
Damit das Zusammenleben und
pädagogischen Alltags ergibt,
zusammen Lernen in der alters-
vertraut machen. Nur so können
erweiterten Gruppe gelingen kann,
sie das Verhalten der Zweijährigen
muss neben den Gemeinsamkeiten
angemessen einschätzen und
auch beachtet werden, welche
stehen der Bezugserzieherin/
individuellen Interessen, Bedürf-
dem Bezugserzieher als
nisse und Wünsche die verschiedenen
Gesprächspartner zur Verfügung.
Altersgruppen haben. Dies kann
65
6. Fazit: Die Aufnahme von Zweijährigen als Teamaufgabe
jedoch nur dann gelingen, wenn
alle Erzieherinnen/Erzieher
einer Einrichtung die Aufnahme
der Zweijährigen als eine
Herausforderung betrachten,
der sie sich gerne stellen. Ist
dies der Fall, dann wird das
alltägliche Zusammenleben in der
alterserweiterten Gruppe für die
sprachliche, geistige und soziale
Entwicklung sowohl der jüngeren als
auch der älteren Kinder besonders
anregend sein.
66
67
Dr. Susanne Viernickel
Jahrgang 1960, geboren in Berlin.
Susanne Viernickel studierte an der
Freien Universität Berlin Erziehungswissenschaft mit den Schwerpunkten
Sozialpädagogik und Kleinkindpädagogik und den Nebenfächern
Psychologie und Soziologie.
Schon im Grundstudium kam sie zum
ersten Mal mit frühpädagogischen
Fragestellungen in Berührung und
konnte bald – erst im Praktikum, danach auf einer Halbtagsstelle in einer
Berliner Kindertagesstätte – auch
Erfahrungen in der direkten Arbeit
mit Kindern sammeln.
Besonders interessierten sie die
frühen sozialen Kontakte zwischen
Kindern, die auch Thema ihrer
Diplomarbeit und später ihrer Dissertation wurden. Nach der Elternzeit für
die Söhne Felix und Jan Merlin wirkte
sie an den National Institutes of Child
Health and Human Development
(NICHD) in Maryland/USA von 1995
bis 1996 an der Erforschung von
68
Auswirkungen des Krippeneintritts
ist Susanne Viernickel zum Winterse-
bei einjährigen Kindern mit.
mester 2005/2006 als Professorin
für Bildungsmanagement/Frühe
Mit der Forschungsarbeit „Spiel,
Kindheit im Bachelor-Studiengang
Streit, Gemeinsamkeit. Einblicke
Bildungs- und Sozialmanagement
in die soziale Kinderwelt der Zwei-
an die FH Koblenz, Rheinahrcampus
jährigen“ promovierte sie 1998 an
Remagen berufen worden.
der Freien Universität Berlin. Von
1998 bis 2004 war sie dort als
Ihr aktuelles Projekt trägt den Titel
wissenschaftliche Assistentin am
„BeobAchtung und Erziehungs-Part-
Arbeitsbereich Kleinkindpädagogik
nerschaft – gemeinsam kindliche
tätig und konnte als stellvertretende
Stärken entdecken und fördern“.
Projektleiterin von zwei Teilprojekten
die Nationale Qualitätsinitiative des
Bundesfamilienministeriums mitgestalten. Parallel dazu bot sie regelmäßig Lehrveranstaltungen und Fortbildungen für pädagogische Fachkräfte
zu ihren Schwerpunktthemen Bildung
und Entwicklung im frühen Kindesalter und Qualitätsmanagement/
Qualitätsentwicklung in Kindertageseinrichtungen an. Nach einer einsemestrigen Lehrstuhlvertretung an
der Justus-Liebig-Universität Gießen
(Pädagogik und Didaktik des Elementarbereichs und der frühen Kindheit)
69
Dr. Petra Völkel
Geboren 1962 in Hannover.
Petra Völkel studierte an
der Freien Universität Berlin
Erziehungswissenschaft mit den
Schwerpunkten Sozialpädagogik
und Kleinkindpädagogik und den
Nebenfächer Psychologie und
Soziologie.
Bereits während des Hauptstudiums
arbeitete sie als studentische
Hilfskraft in verschiedenen
Forschungsprojekten mit, die sich
mit sozialen Kontakten zwischen
Krippenkindern beschäftigten. Die
Frage nach der Art und Qualität der
sozialen Kontakte behandelte sie
dann auch in ihrer Diplomarbeit.
Nach dem Diplom und der Elternzeit
für ihren Sohn Marian war Petra
Völkel als wissenschaftliche
Mitarbeiterin an der Freien Universität
in den Forschungsprojekten
„Kindertagesstättengruppen im
Vergleich“, „Erziehung und Betreuung
von Kindern im Kindergartenalter“
und „Vom Kindergartenkind zum
70
Schüler“ tätig. 1997 promovierte
Übergangs“ tätig. Seit 2000 führt
sie, nach der Elternzeit für ihre
sie Lehrveranstaltungen und
Tochter Sophie, mit der qualitativen
Fortbildungen für Studentinnen und
Forschungsarbeit „Soziales Spiel
Studenten der Pädagogik und für
von Kindern im zweiten Lebensjahr
pädagogisches Fachpersonal aus
in Einrichtungen mit verschiedener
dem Kindertagesstättenbereich
Altersmischung“ an der Freien
durch.
Universität Berlin.
Zu ihren thematischen SchwerZwischen 1997 und 2005 arbeitete
punkten gehören die Bildung und
Petra Völkel in verschiedenen
Entwicklung von Kindern sowie
Forschungsprojekten mit, die sich
die Beobachtung von Kindern im
mit der Bildung und Erziehung
Kontext von Wissenschaft und
von Kindern im Elementarbereich
pädagogischem Alltag. Seit 2004
beschäftigten. Unter anderem war
ist Petra Völkel regelmäßig als
sie wissenschaftliche Mitarbeiterin in
Lehrbeauftragte und Gastprofessorin
dem praxisnahen Forschungsprojekt
im Bachelor-Studiengang „Erziehung
„Zum Bildungsauftrag von Kinder-
und Bildung im Kindesalter“ an der
tageseinrichtungen“ des Instituts für
Alice-Salomon-Fachhochschule Berlin
angewandte Sozialforschung frühe
tätig.
Kindheit e.V. (infans e.V.).
Seit Herbst 2005 ist sie im BLKVerbundprojekt TransKiGs „Stärkung
der Bildungs- und Erziehungsqualität
in Kindertageseinrichtung und
Grundschule. Gestaltung des
71
Impressum
Herausgeber:
Ministerium für Bildung,
Frauen und Jugend
Referat für Presse- und
Öffentlichkeitsarbeit
Wallstraße 3
55122 Mainz
Telefon: 06131 164161
www.kita.rlp.de
Bildnachweis:
H.W. Ohlmann
Gesamtherstellung:
AC GmbH
Juni 2006
Diese Druckschrift wird im Rahmen der
Öffentlichkeitsarbeit der Landesregierung Rheinland-Pfalz herausgegeben.
Sie darf weder von Parteien noch
Wahlbewerberinnen und -bewerbern
oder Wahlhelferinnen und -helfern im
Zeitraum von sechs Monaten vor einer
Wahl zum Zweck der Wahlwerbung
verwendet werden. Dies gilt für
Kommunal-, Landtags-, Bundestagsund Europawahlen. Missbräuchlich ist
während dieser Zeit insbesondere die
Verteilung auf Wahlveranstaltungen,
an Informationsständen der Parteien
sowie das Einlegen, Aufdrucken und
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Auch ohne zeitlichen Bezug zu einer
bevorstehenden Wahl darf die Druckschrift nicht in einer Weise verwendet
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Wallstraße 3
55122 Mainz
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werden, die als Parteinahme der
Landesregierung zugunsten einzelner
politischer Gruppen verstanden werden
könnte. Den Parteien ist es gestattet,
die Druckschrift zur Unterrichtung ihrer
eigenen Mitglieder zu verwenden.
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