Nickles PC Report 2006/2007 - *ISBN 3-8272-4016

Transcrição

Nickles PC Report 2006/2007 - *ISBN 3-8272-4016
127
Erste Hilfe – wenn’s klappert
oder kracht
Der PC crasht dauernd? Garantiezeit abgelaufen? Keine Kohle für die
Reparatur? Dann bleibt nur eins: Du musst das Ding selbst wieder fit
machen. Das ist schwierig. Aber Wunder gibt es immer öfter. Und so blöd
es klingen mag: Selbst »Handauflegen« kann helfen, eine kranke Kiste zu
heilen! Wenn dein Rechner oft lahmt oder abstürzt, dann bist du in diesem
Kapitel richtig. Und wenn er im Moment noch perfekt läuft, dann sorgen
die Tipps hier dafür, dass es auch so bleibt!
Die schlimmsten PC-Probleme sind die, von
denen du gar nicht weißt, dass du sie hast. Die
Rede ist von Problemen, die dir gnadenlos
Leistung wegfressen. Probleme, die selbst den
modernsten PC zur Schnecke machen. Okay.
Das hier ist der PC-Report und kein Pornoheft,
Zeit für Klartext. Falls deine Kiste oft lahmt
und du eine Pinnacle-TV-Karte drinnen hast,
dann nimm sie raus! Fackel nicht rum, mach
sie einfach raus! Wenn du sie am Ende dieses
Buchs wieder rein machen willst, dann mach
es. Kein Kommentar.
Deine Kiste ist rund um die Uhr permanent im
Betrieb, weil sie irgendwelche Datenmassen
aus dem Internet saugt? Deine Festplatten
haben schon ein paar Monate oder Jahre auf
dem Buckel? Du glaubst, es wird schon auf
Dauer gut gehen? Dann mach dich auf was gefasst!
128
3.1
Kapitel 3: Erste Hilfe – wenn’s klappert oder kracht
PRAXIS: Alarmstufe Rot –
richtig reagieren bei
Plattenterror
Jede Festplatte kann schlagartig kaputt gehen,
ohne jede Vorwarnung. Windows meldet
komische Dateizugriffsfehler, nichts geht mehr.
In so einer Situation heißt es, einen klaren
Kopf zu bewahren und auf keinen Fall blind
rumzuexperimentieren! Absolut fatal: den Rechner neu starten in der Hoffnung, dass sich das
Problem dadurch löst. Es kann sein, dass du
nur eine einzige Chance hast, die Platte zu
retten! Und die darf nicht verspielt werden.
Dieser Beitrag zeigt, wie vorzugehen ist, wenn
eine Festplatte Horror verbreitet.
Prost! Wenn du so eine
Fehlermeldung zu sehen
kriegst, dann hast du ein
elendes Problem!
Thema: Festplatte stockt, Sektoren sind
beschädigt
Meine Festplatte stockt ab und zu,
dann kommt ein mechanisches Geräusch, klingt
wie ein Verhaken, und dann geht es weiter. Ab
und zu muss ich die aktive Partition wieder
aktivieren. Es sind einige Sektoren beschädigt,
habe ich mit Scandisk festgestellt. Was kann
ich jetzt machen? Meine Festplatte hat leider
keine Garantie mehr.
(Hans D. )
In Fällen wie diesen gibt es leider nur eine
grausame Tatsache: egal, ob groß oder klein.
Egal, ob alt oder brandneu. Egal, ob IDE oder
SCSI:
Jede Festplatte kann völlig überraschend
verrecken.
Und zwar ohne, dass zuvor auch nur das geringste Anzeichen für den Ausfall zu verspüren
gewesen wäre. Konkret gibt es nur einen einzigen Warnhinweis, der bescheinigt, dass es eine
Platte nicht mehr lange macht: Geräuschveränderung. Für einen Laien, der noch nie die
letzten »Krächzer« einer sterbenden Platte gehört hat, ist es schwierig, das wirklich »fatale«
Geräusch im Voraus richtig zu interpretieren.
3.1.1
Festplattenprobleme hören –
akustische Warnsignale
Platten haben ein enormes Repertoire an »verdächtigen« Geräuschveränderungen. Je nach
Defragmentierung und Datentransportbelastung
»brabbelt« eine Platte in verschiedenen Klängen vor sich hin. Nicht jedes Klackern ist also
ein Hinweis auf drohenden Ausfall. Bei folgenden Geräuschen solltest du allerdings sofort
auf Alarmstufe Rot schalten:
3.1 PRAXIS: Alarmstufe Rot – richtig reagieren bei Plattenterror
129
Geräuschfaktor
Tipp
1. Gesamtgeräuschveränderung
Wenn man eine Weile mit einer Platte gelebt hat, dann kennt man ihr typisches Betriebsgeräusch: Je nach Hersteller klingt eine Platte eher »summend«, »surrend« oder »säuselnd«. Ändert sich das typische Betriebsgeräusch einer Platte nach einiger Zeit, dann sollte dich das misstrauisch
machen!
Wenn es regelmäßig oder gelegentlich richtig laut klackert oder kracht,
dann ist das ein Warnzeichen! Auch »Schleifgeräusche« oder »eiernde«
unkonstante Betriebsgeräusche sind ernst zu nehmen. Klingt es so, als ob
irgendeine »Metallfeder« zirpt, dann ist das ebenfalls verdächtig!
2. Klackern, Krachen,
Kreischen
Im übelsten Fall vollzieht sich der maximal
denkbare Zusammenbruch so: Alle Betriebsgeräusche sind »normal«, die Platte läuft perfekt,
es gibt keinerlei Datenfehler, es gibt keinerlei
Probleme. Eines Tages, sofort beim Einschalten des PCs, passiert Folgendes: Am Bildschirm erscheint eine BIOS-Meldung, dass
nicht gebootet werden kann, weil keine Festplatte vorhanden ist. Nach Start mit einer Notfalldiskette stellst du fest, dass die Platte radikal »alle« ist, nicht mal mehr eine Partition ist
vorhanden. Der Versuch, mit FDISK die Platte
neu klarzumachen, schlägt fehlt, FDISK stürzt
beim entsprechenden Versuch einfach ab.
3.1.2
Megapfeifen – wo Festplattenhersteller versagen
Also irgendwie sind die Festplattenhersteller
schon ganz schön große Pfeifen. Zwar schaffen
sie es, die Kapazitäten enorm hochzudrehen,
aber das war es auch schon.
Hat eine Platte Fehler, dann muss in der Regel
ein DOS-Prüftool des Plattenherstellers von
Diskette gestartet werden. Auf die Idee, dass
inzwischen diverse PC kein steinzeitliches
Diskettenlaufwerk mehr haben, kommen die
Plattenmacher nicht. Und kaum ein Testtool ist
in der Lage, eine bootfähige CD zu erstellen.
Problem 2: Die Testtools stammen eigentlich
aus der Steinzeit. Eine »paar Mbyte« große
Platte kann damit recht flott gecheckt werden,
bei fetten Platten mit 100 Gbyte und mehr sieht
die Sachlage anders aus: Hier kann es unzählige Stunden dauern, bis eine Platte nach Fehlern durchgescannt ist. Eine besondere Pfeife
ist Maxtor: Dessen Testtool Powermax hat
beim stundenlangen Test nicht einmal einen
Fortschrittsbalken zu bieten, es ist nicht abzuschätzen, wie lang die Testerei eigentlich
dauert.
130
3.1.3
Kapitel 3: Erste Hilfe – wenn’s klappert oder kracht
Fakten contra Mega-GAU
Hier erst mal ein paar Fakten zu Festplattenstressfaktoren:
Festplattenfaktor
Tipp
1. Hersteller
Egal, ob von Western Digital, Seagate, Hitachi, Samsung oder von sonst wem:
Jede Platte kann zum Drama werden. Es ist sinnlos, einem Hersteller mehr zu
trauen als einem anderen!
Die Dauer der Garantiezeit einer Festplatte ist prinzipiell egal. Wenn eine
Platte crasht, dann sind deine Daten im Sack – und eine neue Austauschplatte
bringt sie dir nicht wieder!
Kunden wollen große Platten und sie wollen sie so billig wie möglich. Um diesen Forderungen nachzukommen, haben die Festplattenhersteller ihre Qualitätssicherung auf den Nullpunkt gefahren. Seit Jahren nehmen die Ausfälle von
Platten gnadenlos zu (siehe Festplatten-Reports der Nickles-Bücher in den vergangenen Jahren). Zu schnell werden zu schnelle Platten produziert.
In einem RAID-System werden Platten härter hergenommen als bei Standardbetrieb. Als die billige IDE-RAID-Technik erstmals beliebt wurde, war viel
Schlamperei im Gange! Beta-Controller-Treiber und »nicht für RAID geeignete«
Platten sorgten bei so manchem Poweruser für den Megacrash.
Je schneller eine Platte dreht, desto schneller ist sie generell. Und desto störanfälliger! Die jeweils schnellsten Platten haben die höchste Drehzahl und sind
dadurch entsprechend »kitzliger«. Wer schlau ist, der sollte für die Dauerarchivierung von großen Datenmengen (MP3, Videos) besser eine langsamere
Platte verwenden! Denn: Je lahmer eine Platte dreht, desto weniger wird ihre
Mechanik belastet, desto höher ist im Prinzip ihre Lebenserwartung!
Nicht nur die Qualitätssicherung der Festplatten, auch die des Zubehörs wird
immer lumpiger. Die Rede ist von Festplattenlüftern und Wechselrahmen. Die
Qualität der verbauten Ventilatoren ist oft derart schlecht, dass sie bereits nach
wenigen Betriebswochen erst »knurrend« laut werden und dann derart auf dem
letzten Loch pfeifen, dass sie kaum noch kühlen. Und selbst wenn hochwertige
Ventilatoren verbaut werden, dann bringt sie der Staub im Gehäuseinneren
ruckzuck zur Strecke! Wer schlau ist, pfeift auf kleine Lüfter als Aufbauten vor
oder unter Platten: Besser ist ein ordentliches PC-Gehäuse, bei dem große
Lüfter in der Rückwand die Platten »anblasen«. Solche großen Lüfter lassen
sich von Staub nicht so schnell plattmachen wie Mini-Lüfterchen!
Ein Paradebeispiel für Stümperei in Sachen Datensicherheit liefern nonstop
VIA und Co. bei ihren IDE-/Serial-ATA-Controller-Chipsätzen. Gerade bei
RAID knallt es häufig aufgrund unausgereifter Technik!
Es gibt nur ein Backup-Medium, um eine Festplatte schnell und komfortabel
zu sichern: eine zweite Festplatte.
2. Garantiezeit
3. Qualitätssicherung
4. RAID-Belastung
5. Drehzahl
6. Lumpiges Zubehör
7. IDE-Controller
8. Zwei statt eine
3.1 PRAXIS: Alarmstufe Rot – richtig reagieren bei Plattenterror
3.1.4
Bevorstehender Festplattentod –
Signale rechtzeitig erkennen
Klar – es sollten die standardmäßigen Überwachungstools auf einem PC installiert sein. Das
heißt: Der SMART-Mechanismus der Festplatten muss im BIOS aktiviert sein und unter
Windows sollte ein SMART-Überwachungstool laufen, das Alarm schlägt, wenn eine Festplatte interne Probleme meldet.
In vielen Fällen kann man einen bevorstehenden Festplatten-Crash allerdings bereits »spüren«,
bevor es zum Knall kommt oder irgendein Tool
einen Fehler meldet:
• Seltsame Geräuschentwicklung im Betrieb
• Sehr lange Wartezeiten beim Zugriff auf eine
Platte (Öffnen eines Verzeichnisses etc.)
• Spürbare Verlangsamung des kompletten
Windows-Dateihandlings
• Extrem lange Wartzeiten beim Zugriff über
Netzwerke
Mach dir nichts vor: Irgendwann verreckt jede.
Und das immer schneller. Aufgrund der immer
lausigeren Qualitätssicherung kann es auch
eine brandneue Platte innerhalb kürzester Zeit
zerreißen! Sicher, es gibt verschiedene Mechanismen, um die Zuverlässigkeit einer Platte zu
prüfen (siehe SMART-Technik), es gibt zig
Diagnosetools, die abchecken helfen, wie eine
Platte beieinander ist. Aber: Es existiert keine
hundertprozentige vorbeugende Maßnahme.
Glaube bloß nicht, dass irgendein Tool dir ein
paar Tage oder Stunden im Voraus Bescheid
sagt, dass eine Platte kurz vorm Verrecken ist.
Im Blödfall sagen dir sämtliche Tools um 12
Uhr Mittag, dass alle Platten in perfektem Zustand sind und fünf Minuten später macht es
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schlagartig rumms, eine Platte ist im Sack.
Besonders ärgerlich ist das natürlich bei neuen
Platten und solchen, die noch Garantie haben.
Faustregel Nummer 1: Gib niemals eine
Platte als Garantiefall zurück, von der du nicht
weißt, was drauf ist! Pornos? Raubkopien? All
das sind sensible Sachen, die einen Garantiefall
heikel machen! Bevor du also in den Knast
wanderst, schmeiß die Platte lieber weg und
pfeif auf die Garantie! Denn: Wenn du an die
Daten einer verreckten Platte nicht mehr rankommst, dann heißt das noch lange nicht, dass
der Festplattenhersteller sie nicht auslesen
kann! Konkret: Er kann es mit allerhöchster
Wahrscheinlichkeit. Sind auf einer »kaputten«
Platte also sensible Sachen drauf, dann gibt es
nur zwei Möglichkeiten: Du schaffst es entweder, die Platte noch mal so hochzukriegen, dass
sie sich löschen lässt, oder du wirfst sie weg!
Fehlverhalten Nummer 1: Die größte Dummheit, die du beim »Abklackern« einer Platte
machen kannst, ist Rumprobieren. Also den
Rechner ein paar Mal booten und hoffen, dass
es schon wieder wird. Jedes erneute Booten
kann das endgültige Aus bedeuten. Solange du
also noch irgendwie an die Platte rankommst,
versuche runterzuretten, was geht – also Daten
auf eine zweite Platte kopieren, brennen oder
was auch immer!
Wichtig: Es geht in diesem Abschnitt nicht um
»kleine Dateisystemproblemchen«, die sich mit
einem Festplattentool (oder Windows selbst) beheben lassen. Es geht auch nicht darum, eine von
einem Virus angeschlagene Platte zu säubern. Hier
geht es um Platten, die wirklich »im Sack« sind,
die also »sehr komische Geräusche machen« oder
im System überhaupt nicht mehr erkannt werden,
sprich Platten, an die kein Tool mehr rankommt.
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3.1.5
Kapitel 3: Erste Hilfe – wenn’s klappert oder kracht
Plattenprobleme analysieren
und verstehen
Der totale Horror beginnt in der Regel mit einer Fehlermeldung, der du noch niemals zuvor begegnet bist:
Irgendein Dateifehler-Blabla wird gemeldet.
Bei folgenden Anzeichen solltest du in Sachen Festplatten auf Alarmstufe Rot schalten:
Indikator für
Festplattenproblem
1. Festplatte wird nicht
erkannt
2. Festplatte bootet
nicht mehr
3. FDISK versagt
Tipp
Ist eine Platte falsch angeschlossen oder ihr fehlt die Stromversorgung, dann
kann sie natürlich vom Rechner nicht gefunden werden – Verkabelung prüfen!
Hat eine Platte Saft, dann gibt sie sofort nach Einschalten des PCs ein Geräusch
von sich, beginnt zu rotieren. Diese Rotation kannst du hören oder durch Handauflegen deutlich spüren. So blöd es klingt: Der Gesundheitszustand einer Platte
lässt sich in vielen Fällen durch Handauflegen abchecken. Eine Platte, der es gut
geht, die »vibriert« in der Regel recht ruhig und gleichmäßig. Rödelt, klackert
und ruckelt es indessen, dann ist das kein vertrauenswürdiges Zeichen! Wie auch
immer: Gibt eine Platte trotz korrekter Stromzufuhr rein gar nichts mehr von
sich, dann ist sie im Sack. Basta.
Das BIOS hat die Festplatte gefunden, aber es wird kein Betriebssystem mehr
von ihr geladen? In diesem Fall ist meist der Master Boot Record der Platte
kaputt – typisch, wenn ein Virus zuschlägt. Ob eine Platte hardwaremäßig tot ist,
lässt sich mit diesem Indiz noch nicht beweisen!
Kommt von einer Platte kein System mehr hoch, dann muss mit einer Notdiskette gebootet werden. Wer zu faul war, sich eine solche Windows-Notdiskette
anzufertigen, wird das spätestens jetzt bitter bereuen. Nach dem Booten von der
Diskette versuchst du, auf die Platte zu wechseln (C: eingeben). Wird noch
Dateninhalt angezeigt, dann besteht die Chance auf Rettung. Ist die Platte über
ihren Laufwerkbuchstaben nicht mehr erreichbar, dann ist das ziemlicher Bullshit.
Schmeiß FDISK an und guck nach, ob auf der Platte überhaupt noch Partitionen
vorhanden sind. Sind keine Partitionen mehr da, dann wird es Zeit, dass du dir
ein Beruhigungsbier aufmachst und die Bibel holst. Mit ein »bisschen« Beten ist
es jetzt nicht mehr getan. Du brauchst schon ein Wunder. Einen Versuch ist es
auf jeden Fall wert, den Master Boot Record der Platte durch Eingabe von
FDISK /MBR zu reparieren.
3.1 PRAXIS: Alarmstufe Rot – richtig reagieren bei Plattenterror
Indikator für
Festplattenproblem
4. Scandisk versagt
5. Scandisk startet
grundlos
3.1.6
133
Tipp
Wenn das Windows-Tool Scandisk über die Platte herfällt und dabei irgendein
Problem- oder Error-Gesabber am Bildschirm erscheint und das System dann
crasht, dann ist Sense. Klar – du kannst es zig Mal mit Neubooten versuchen,
aber wenn Scandisk das erste Mal absäuft, dann tut es das in der Regel auch die
folgenden Male.
Legt Scandisk nach einem Neustart ohne erkennbaren Grund los (kein vorheriger Absturz des Systems), dann kann das am Schreibcache der Festplatte liegen:
Die Festplatte oder der Controller »vergessen« beim Runterfahren, dass der
Cache-Inhalt der Platte noch auf die Magnetscheibe geschrieben werden muss –
es gehen also bei jedem Runterfahren des PCs irgendwelche Daten verloren.
Hier helfen nur Updates von Festplatten/Controller-Herstellern oder das Deaktivieren des Schreibcache bei betroffenen Platten.
Datencrash – richtig reagieren!
Kommst du wenigstens noch an Daten ran (die
Platte bootet nur nicht mehr), dann gibt es jetzt
nur einen einzigen guten Tipp: Bring die
Daten, die noch da sind, in Sicherheit! Und
zwar bevor du mit irgendwelchen »Rettungstools« rummachst! Falls du nicht genug »Disketten« zum Sichern deiner 200 Gbyte-Platte
rumliegen hast, solltest du spätestens jetzt in
den Laden rennen und eine neue Festplatte kaufen. Wenn die Probleme nach Schraubarbeiten
im PC passiert sind: Weg mit den alten Festplattenkabeln! Kauf neue!
Das klingt meschugge, aber es hat seinen
Grund: Die Kabel sind elend empfindlich! Am
beschissensten sind die sauteuren SCSI-LVDKabel – die Adern sind ruckzuck zerstört
(scharfe Kanten im Gehäuse) und auch die
Qualität ihrer Stecker-Pins ist eine Schande!
Auch ein IDE-Kabel kann kaputt sein, ohne
dass man es mit bloßem Auge auf Anhieb
erkennt! Also geh auf Nummer sicher und kauf
neue Kabel – das kostet, aber der Stress, Tage
nach einem Problem zu suchen, nur weil das
Kabel hin ist, ist einfach zu groß!
Die alte angeschlagene Platte wird nach dem
Einbau und Klarmachen des Betriebssystems
der neuen Platte dann als »zweite« reingehängt
und die Daten werden rübergezogen. Ja, diese
Methode ist primitiv und radikal. Aber es ist
die sicherste! Befindet sich eine Datenmasse
im »scheintoten« Zustand, dann ist es Blödsinn, noch lange mit irgendwelchen Wundermitteln oder Freeware-Festplattendoktoren rumzumachen.
Auch die Idee, das System noch mal irgendwie
mit Gewalt hochzuprügeln, um noch mal den
Brenner anzuschmeißen und das versäumte
Backup zu machen, ist gut, aber nicht empfehlenswert, da zu riskant! Hast du mit einer
zweiten Platte die Daten der angeschlagenen
gerettet, dann, und erst dann, kannst du dich
mit den Problemen der Scheintoten näher auseinander setzen.
3.1.7
Daten weg – Tatverdächtige im
Verhör
Wer oder was war Schuld an dem Salat? Das
ist die erste Frage, die jetzt zählt. Zum einen
musst du wissen, ob die alte Platte selbstverschuldet verreckt ist (Hardware hinüber) oder
ob irgendwas anderes im System faul ist. Ein
Virus? Der Festplatten-Controller? Das Mainboard? Die Kabel? Ein IDE-Treiber? Satan?
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Kapitel 3: Erste Hilfe – wenn’s klappert oder kracht
Alles nachvollziehbar. Aber auch das NearUnnachvollziehbare hat sich schon ereignet:
die Soundkarte als Datenkiller. Unterm Strich
gibt es bei einem Daten-GAU folgende konkrete Tatverdächtige:
Tatverdächtiger
Bemerkung
1. Gewalt
Man muss einen PC nicht an die Wand schmeißen, um ihn zuverlässig kaputt zu
machen. Ein fester Fußtritt an die Front ist indessen in der Regel zu wenig, verursacht höchstens Plastiksplitter. Viel eleganter – und auch spurlos – ist diese »sanfte«
Methode: Der Tower wird einfach seitlich umgeworfen. Der dabei entstehende Ruck
reicht meist aus, um es einer Festplatte so richtig zu besorgen.
Irgendeine Software hat Mist gebaut und das Dateisystem verhunzt. Natürlich
kann’s ein Virus sein, doch auch ganz normale Software kann Datensalat verursachen. In diesem Fall ist die Festplatte selbst nicht schuld.
Natürlich kann immer ein Virus schuld sein. Das lässt sich mit einer Virenscannersoftware problemlos abklären.
Es gibt zwei Festplatten-Anschlusstypen die relativ zuverlässig funktionieren: die
beiden ersten IDE-Ports auf dem Mainboard und ein SCSI-Controller. Alles andere,
Zusatz-IDE-Controller und RAID-Stuff sind heikle Ware. Für den Crash sorgen in
der Regel mangelhafte Treiber.
Topmoderne blitzschnelle Renner-Festplatten anschaffen, aber am Geld für extra
Kühlung knausern. Das ist fatal. Geld in einen speziellen Festplattenkühler, der
drauf oder dran geschraubt wird, zu stecken, das ist Dummheit, denn diese Lüfter
verdrecken und verrecken zu schnell. Beste Lösung: Ein sinnvolles Gehäuse, bei
dem die Festplatten durch einen eigenen Lüfter »angeblasen« werden.
2. Dateisystemfehler
3. Virus
3. Festplattentreiber
4. Überhitzung
In diesem Zusammenhang eine Geschichte, die
sich beim Workstation-Hersteller SUN Ende
der 90er Jahre ereignet hat: Immer mehr der
superzuverlässigen SUN-Rechner brachen
weltweit plötzlich in dramatisch ansteigendem
Ausmaß zusammen. Schuld war nicht die
Hardware, Schuld war die Dummheit der
Macher des »neuen Markts«: Mit dem Run
aufs Internet schafften viele Startup-Unternehmen SUN-Großrechner an, hatten aber keinen
Dunst davon, dass eine solche Maschine eine
andere Behandlung braucht als ein PC. Eine
SUN-Anlage gehört in einen passend gekühlten
Raum und hat in der nächstbesten Büro-Besenkammer nichts verloren. Die SUN-Führung
reagierte spektakulär und nahm die volle Verantwortung auf sich – die neuen »dummen«
Kunden hätten ausführlicher über die Notwendigkeit der Kühlung informiert werden müssen,
man hätte dieses Wissen nicht bei ihnen voraussetzen dürfen.
3.1.8
Festplatten – Rettungsversuche
mit Bordmitteln
Im ersten Schritt empfiehlt es sich immer, mit
Bordmitteln zu arbeiten, sprich die Platte unter
Windows prüfen. Dazu wird der Explorer geöffnet und ein Rechtsklick auf den Laufwerkbuchstaben der betroffenen Festplatte ausgeführt. Dann erscheint der Eigenschaftendialog,
bei dem die Seite »Extras« angesagt ist. Auf
der findet sich schließlich der Button JETZT
PRÜFEN:
3.1 PRAXIS: Alarmstufe Rot – richtig reagieren bei Plattenterror
135
Laufwerk-Fehlerüberprüfung: Auf Wunsch versucht Windows, Dateisystemfehler automatisch zu korrigieren und
fehlerhafte Sektoren zu reparieren!
Steigt die Datenträgerprüfung mit einer Fehlermeldung aus, sie kann also nicht abgeschlossen
werden, dann darfst du von einem ernsthaften
Problem ausgehen.
nehmen oder Platte wegwerfen. Ist nur das
Dateisystem angeschlagen, sind nach Rettung
der Daten folgende Reparaturmaßnahmen mit
Bordmitteln möglich:
Ist eine Festplatte tatsächlich defekt, dann ist
für dich Feierabend: also Garantie in Anspruch
1. FestplattenReparaturmaßnahme
1. Virenscanner
2. Scandisk
Tipp
Ein Virus-Check ist bei Datenärger immer angesagt.
Typischerweise wirst du versuchen, die Datenstruktur einer angeschlagenen
Platte mit dem Windows-Tool Scandisk zu reparieren. Das klappt bei »kleineren Problemchen« in der Regel auch ganz gut. Der wichtigste Tipp in Sachen
Scandisk wird allerdings oft vergessen: Es ist nicht sinnvoll, Scandisk unter
Windows auszuführen. Sobald Windows in Betrieb ist, hat es sich schon eine
ganze Menge Dateien auf der Platte gekrallt und das kann Scandisk das Leben
schwer machen. Deshalb: Scandisk immer vor dem Windows-Start ausführen
lassen.
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Kapitel 3: Erste Hilfe – wenn’s klappert oder kracht
1. FestplattenReparaturmaßnahme
3. Scandisk Intensiv
4. FDISK
5. Low-LevelFormatierung
Tipp
Sicher ist sicher: Löst Standard-Scandisk die Probleme nicht, dann solltest du
jetzt den Scandisk-Intensivtest ausführen, bei dem die Plattenoberfläche
gründlich gecheckt wird. Das dauert bei großen Platten leider eine Ewigkeit –
am besten erledigst du den Test über Nacht! Wenn Scandisk im IntensivModus abschmiert, dann hast du zwei Möglichkeiten: Du führst zig Experimente bis zum Verrücktwerden durch oder du pfeifst auf die Daten der Platte
und nimmst sie richtig hart her.
Hart hernehmen heißt, die Sache mit FDISK angehen. FDISK wird von DOS
gestartet, alle Partitionen der Platte werden gelöscht und neu angelegt. Macht
FDISK hierbei Stress, dann kann das an einem »verhunzten FDISK« liegen –
auch FDISK hat schon diverse Problemchen hinter sich. Wahrscheinlicher ist
allerdings, dass es die Platte ganz schön schwer erwischt hat: Du musst sie
noch härter rannehmen.
Die radikalste Methode, eine Platte frisch zu machen, ist die Low-Level-Formatierung. SCSI-Controller haben eine entsprechende Routine in ihrem BIOS
eingebaut. Bei IDE-Platten musst du dir ein »Low-Level-Formatierungs«-Tool
beim Festplattenhersteller downloaden. Haut schließlich auch die Low-LevelFormatierung nicht hin, ist endgültig Feierabend: Die Platte ist tot.
Das war’s. An dieser Stelle endet der Pool der
denkbaren Sofortmaßnahmen, wenn man Spezialitäten wie »Anbrüllen« oder »gut Zureden«
mal weglässt. Hier handelt es sich wohlgemerkt um kostenlose Bordmittel. Es gibt auch
spezielle Festplatten-Datenrettungssoftware und
diverse Tools ...
3.2
PRAXIS: Festplatten
reparieren –
Tools und Methoden
Es kann jeden Augenblick passieren: Windows
verweigert den Zugriff auf eine Datei oder ein
Verzeichnis, meldet eine Beschädigung. Im
Klartext bedeutet das so gut wie immer ein
ernsthaftes Festplattenproblem. Die Daten sind
gerade dabei, sich in Rauch aufzulösen, oder
sie sind bereits im Nirwana. Hier heißt es: Cool
bleiben. Auch in scheinbar aussichtlosen Situationen bestehen gute Chancen, die Daten zu
retten. Dieser Beitrag zeigt, was im Horrorfall
zu tun ist.
Vor kurzem machte es bei mir in der Kiste
plötzlich einmal »Klack« und die 160er Maxtor-Festplatte war weg. Beim Booten wurde
das Laufwerk vom BIOS noch erkannt und
auch unter Windows wurde der Laufwerksbuchstabe noch angezeigt. Allerdings war
keinerlei Zugriff auf das Laufwerk mehr möglich. Windows teilte lediglich mit, dass auf der
Platte kein Dateisystem mehr vorhanden sei.
3.2 PRAXIS: Festplatten reparieren – Tools und Methoden
137
Rummms – eine Datei oder ein
Verzeichnis ist nicht mehr lesbar.
Festplatten können schlagartig, ohne
jegliche Vorwarnung, die Grätsche
machen.
In solchen Fällen gibt es generell diese Möglichkeiten zur Datenrettung:
Datenrettungsmöglichkeit
Rumprobieren
Professioneller
Datenrettungsservice
Professionelle
Datenrettungssoftware
GratisDatenrettungssoftware
Gratis-Diagnosetool vom
Festplattenhersteller
Sonstiges
Tipp
Datei nicht lesbar? Windows neu starten. Immer noch nicht lesbar. Scandisk
drüberlassen. Stürzt ab. Windows im abgesicherten Modus starten. Klappt
auch nicht. PC von Notdiskette/CD booten ... Um es kurz zu machen: Wenn
es dir egal ist, ob die Daten draufgehen, dann sind diese Methoden okay.
Handelt es sich um wichtige Daten, dann ist Rumprobieren Schwachsinn!
Hier heißt es: Platte ausbauen und zu einem professionellen Datenretter
schicken. Das bietet definitiv die beste Möglichkeit, die Daten zu retten.
Allerdings ist so ein professioneller Service elend teuer. Handelt es sich um
»unbezahlbar« kostbare Daten, dann sollte so ein Service genutzt werden.
Kommerzielle Software für Datenrettung gibt es natürlich auch. Eine sehr
gute professionelle Software ist die Easy Recovery-Reihe von Ontrack
(www.ontrack.de). Eine sinnvolle Easy Recovery-Version kostet gut 200 bis
500 Euro!
Klar, es gibt auch tonnenweise Freeware und Shareware für die Datenrettung – und darunter auch durchaus sehr gute. Aus dem Bauch heraus, rate
ich von solchen Gratislösungen jedoch ab, wenn es um sehr wichtige zu
rettende Daten geht.
Jeder Festplattenhersteller bietet logischerweise ein Diagnosetool für seine
Laufwerke an. Diese Tools können Festplatten auf Fehler prüfen – und sie in
vielen Fällen sogar reparieren! Festplattenhersteller kennen sich mit Festplatten natürlich sehr gut aus – entsprechend gut und vertrauenswürdig sind
die Gratistools.
Sonstiges heißt Rumgefrickle – also beispielsweise mit irgendwelchen
Diskeditoren auf der Platte rummachen oder den PC mit einer Linux-Distribution booten und dann mit Linux-Dateitools versuchen, eine Platte wieder
klar zu machen. Kurzum: »Sonstiges« ist typischerweise Profisache, alle
anderen sollten die Finger davon lassen!
138
Kapitel 3: Erste Hilfe – wenn’s klappert oder kracht
Seagate informiert: Im Garantiefall werden kaputte eingeschickte Festplatten repariert, eine Datenrettung
beinhaltet das allerdings nicht.
Achtung: Datenrettungsprogramme können normalerweise alle aktuellen gängigen Dateisysteme
reparieren – FAT16, FAT32 und NTFS. Krätzig
wird die Sache allerdings bei komprimierten oder
verschlüsselten NTFS-Partitionen. Die lassen sich
in den meisten Fällen nicht reparieren. Das sollte
ausdrücklich bedacht werden, bevor eine komprimierte oder verschlüsselte NTFS-Partition eingerichtet wird!
Ist ein Platte im Eimer, gilt: Jeder »dumme«
Rettungsversuch kann die Platte endgültig ins
Jenseits befördern. Der erste Schritt zur Datenrettung will also sehr gründlich überlegt sein ...
3.2.1
Plattencrash – richtig verhalten!
Im Glücksfall ist eine Platte nur angeschlagen,
nicht total verreckt. Das heißt, auf manche
Verzeichnisse und Dateien kann noch zugegriffen werden. Hier lautet das Motto: so schnell
wie möglich retten, auf was sich noch zugreifen lässt – also Dateien der defekten Platte auf
eine andere Festplatte kopieren. Entscheidend
ist der Faktor andere Festplatte. Auf eine angeschlagene Platte darf auf keinen Fall geschrieben werden – der kleinste Schreibvorgang kann
alles kaputtmachen!
Blöderweise ist es meist so, dass ein Teil der
Daten noch lesbar ist, der andere führt beim
Leseversuch zum Crash. Das verführt viele
dazu, gerettete Daten auf der gecrashten Platte
zu löschen, statt sie nur zu kopieren, um den
Durchblick zu behalten. Diese Vorgehensweise
ist fatal! Beim Löschen wird auf die gecrashte
Platte geschrieben und das ist fatal! Also, nur
Runterkopieren und niemals verschieben bzw.
löschen.
Nochmals im Klartext: Wenn dir eine 400 GbytePlatte verreckt, dann brauchst du eine zweite
400 Gbyte-Platte für die Rettung – alles andere
ist zu riskant! Das ist auch die Methode, die die
meisten professionellen Datenrettungstools fordern – die angeschlagene Platte wird nicht
repariert, sondern ihre Daten werden auf eine
andere Festplatte rübergerettet.
Das Blöde an Datenrettungsprogrammen: Man
hat nicht jeden Tag mit ihnen zu tun und da
kriegen auch Profis schnell das Zittern, wenn
sie so ein Rettungstool erstmals anwerfen ...
3.2 PRAXIS: Festplatten reparieren – Tools und Methoden
3.2.2
Datenrettung mit Ontrack Easy
Recovery – Schritt für Schritt
Um meine verreckte 160er zu retten, kramte
ich zunächst die professionelle Lösung Ontrack
Easy Recovery raus. Im Folgenden geht es
nicht darum, jede einzelne Funktion von Easy
Recovery durchzukauen. Vielmehr wird gezeigt, worauf es beim Einsatz solcher Datenrettungstools generell ankommt – und was dabei
so passieren kann.
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Wer mag, kann bei einem Rettungstool natürlich erst mal DIAGNOSE wählen, um einen ersten Überblick über den Schaden zu kriegen.
Wichtig ist eigentlich nur, dass das Rettungstool die kaputte Platte überhaupt im System
findet – ist sie »weg«, kann das an einem
Kabeldefekt oder an einem kaputten Controller
liegen.
Der Schein trügt: Beim Start sieht alles noch recht easy aus, in den folgenden Dialogen wird es allerdings
schnell verzwickt.
140
Kapitel 3: Erste Hilfe – wenn’s klappert oder kracht
Nach Anwahl von »Datenwiederherstellung« listet Easy Recovery alle gefundenen Platten auf – im Bild ist die
defekte 160 Gbyte-Platte für die Datenwiederherstellung markiert.
3.2.3
Rettungsmethoden –
Raw oder was?
Anschließend wird es verzwickt: Das Tool will
wissen, welche Methode der Datenwiederherstellung es einsetzen soll. Easy Recovery bietet
beispielsweise »Advanced Recovery« oder
»Raw Recovery« an.
Im Fall einer verreckten Platte kommen bei
Easy Recovery Advanced Recovery und Raw
Recovery in Frage. »Raw« ist die brutalste
Methode. Hier geht das Rettungstool davon
aus, dass sich auf der Platte zwar noch Daten
befinden, das Dateisystem allerdings total zerballert ist. »Raw« ist sozusagen die letzte
Methode mit der geringsten Chance, Daten
wieder in eine nutzbare Form zu bringen. Es
sollte also erst mal Advanced Recovery ausprobiert werden.
3.2 PRAXIS: Festplatten reparieren – Tools und Methoden
Rettungsmethoden: Hier wird es für Normalsterbliche schon schwierig, sich für die richtige Methode zu
entscheiden.
141
142
Kapitel 3: Erste Hilfe – wenn’s klappert oder kracht
Nach dem Start des Rettungsvorgangs scannt das Tool erst mal die komplette Platte nach Dateien, die sich
eventuell noch retten lassen.
Falls du keinen Kasten Bier vorrätig hast, dann
ist jetzt ausreichend Zeit, einen zu besorgen.
Bis ein Rettungstool eine defekte Platte durchgescannt hat, können zig Stunden vergehen!
3.2.4
Böse Überraschung: 300 Gbyte
auf 160 Gbyte-Platte gefunden
Am Ende des Scanvorgangs präsentiert das
Rettungstool eine Liste sämtlicher Dateien, die
es gefunden hat und die eventuell gerettet werden können.
Dumm gelaufen: Nach stundenlangem Scannen
schlägt das Rettungsprogramm vor, 372 Gbyte
Daten von einer 160 Gbyte großen gecrashten
Platte zu retten. Das ist erklärbar: Rettungstools
finden mehr oder weniger jeden Datenbullshit,
der sich noch irgendwo auf einer Platte befindet. Selbst gelöschte Dateien nach ausgeleertem Papierkorb tauchen wieder auf. In der
Regel handelt es sich um Datenschrott. Auf der
Platte existieren noch irgendwelche Verweise
auf die ehemals existente Datei.
3.2 PRAXIS: Festplatten reparieren – Tools und Methoden
143
Fiese Überraschung: Hier bietet das Rettungstool die Rettung von 372 Gbyte Daten an. Die gecrashte Platte
war in diesem Fall allerdings nur 160 Gbyte groß!
Da Rettungstools nahezu immer vom schlimmsten Fall ausgehen, versuchen sie, alles zu
retten, was irgendwie noch vorhanden ist. Nach
der Rettung befindet sich dann beispielsweise
plötzlich eine bereits vor Monaten gelöschte
große Videodatei wieder auf der Platte und sie
hat auch ihren ursprünglichen Dateinamen und
eine korrekte Größe. Tatsächlich ist alles darüber hinaus bei dieser Datei Datenmüll, sie
lässt sich nicht mehr nutzen.
Damit steckt man in einer blöden Situation:
Das Rettungstool verlangt für die Rettung eine
entsprechend große Zielplatte (oder mehrere) –
in diesem Fall halt 372 Gbyte. Hier heißt es,
eine entsprechend große Zielplatte zu besorgen
(falls überhaupt möglich) oder auf die Rettung
verschiedener Dateien zu verzichten. Die Frage
dabei ist natürlich, auf welche verzichten. Wer
weiß bei einer 160-Gbyte-Platte schon auswendig, welche Daten wann gelöscht wurden und
vom Rettungsvorgang ausgeschlossen werden
können, weil dabei eh nur Datenmüll gerettet
wird.
An dieser Stelle bleibt nur Fluchen und die
Dateirettungsliste so lange zu reduzieren, bis
sie auf die verfügbare Zielkapazität passt.
Schließlich wird der Rettungsvorgang gestartet.
Und spätestens nach ein paar Minuten wird dir
klar, dass viel Zeit bleibt, um den Kasten Bier
alle zu machen! Bereits bei einer »kleinen«
160 Gbyte-Platte kann die Datenrettung weit
über 20 Stunden dauern!
144
3.2.5
Kapitel 3: Erste Hilfe – wenn’s klappert oder kracht
Ausschlafen, aufwachen,
ausflippen
Wer klug ist, haut sich also aufs Ohr und lässt
das Rettungsprogramm über Nacht durchlaufen. Die nächste große Überraschung kommt
dann am Morgen nach dem Aufwachen: Das
Rettungsprogramm ist nach 4 Stunden bei 15
Prozent vollendeter Rettung stehen geblieben,
eine Dialogbox am Bildschirm teilt mit:
»Die zu rettende Datei urlaubsvideo2005.avi
befindet sich bereits auf dem Ziellaufwerk. Soll
die Datei überschrieben werden?«
Aha. Es wurde also ein Video gerettet und jetzt
will das Rettungsprogramm wissen, ob es sie
noch mal retten soll. Eine richtige Entscheidung ist hier unmöglich. Es kann sein, dass die
zuerst gerettete Datei die richtige ist oder dass
es sich nur um Datenmüll handelt. Ebenfalls ist
unklar, ob der zweite Rettungsversuch die
richtige Datei herstellt (die Mülldatei überschreibt) oder ob es eine bereits richtig gerettete Datei mit Müll überschreibt.
Hier hilft nur eine knallharte Methode: Das
Rettungsprogramm mit seinem NachfrageDialog warten lassen, den Windows-Dateiexplorer anschmeißen und prüfen, ob sich die
bereits gerettete Datei abspielen lässt oder
nicht. Im Fall von Videos lässt sich ein Effekt
leicht feststellen – es wird halt nicht abgespielt.
Im Fall großer Datenbankdateien und dergleichen wird es ziemlich mühselig.
Wie auch immer: Irgendwann ist es geschafft,
der Kasten Bier ist alle, das Rettungsprogramm
hat seinen Job erledigt:
Job done: Nach 25 Stunden hat Easy Recovery 330 Gbyte von einer defekten 160 Gbyte-Festplatte gerettet.
3.2 PRAXIS: Festplatten reparieren – Tools und Methoden
So, da liegt sie jetzt. Die 400 Gbyte große
Zielplatte, die mit 330 Gbyte gefüllt ist, von
denen unklar ist, was davon Datenschrott ist
und was wirklich gerettet wurde. Im Klartext
heißt das: jede einzelne Datei ausprobieren,
gucken, ob sie sich öffnen bzw. im Fall von
Multimedia abspielen lässt.
Achtung: Wer »gerettete« Videodateien überprüfen will, sollte dafür ausnahmslos den Windows
Media Player verwenden. Der Microsoft Media
Player macht bereits beim geringsten Fehlerchen in
einer Videodatei die Grätsche – andere kostenlose
Videoplayer wie VLC stecken Fehler in Videodateien problemlos weg. Wenn es der Microsoft
Player schafft, eine Videodatei zu öffnen, dann ist
zu 99,9 Prozent davon auszugehen, dass diese Videodatei in Ordnung ist.
An dieser Stelle sollte dir klar sein, dass Datenrettung auch mit einem sehr teuren kommerziellen Tool keine »mal so eben gemacht«Sache ist. Bevor du dich jetzt allerdings hinhockst und manuell ein paar tausend Dateien
durchcheckst, lies erst mal weiter ...
3.2.6
Zweiter Versuch, zweite Chance
Datenrettungstools wie Easy Recovery schreiben ausnahmslos auf das Ziellaufwerk. Nach
der Datenrettung befindet sich die defekte
Platte im unverändert gleichen defekten Zustand. Es spricht also nichts dagegen, es noch
mal mit einem anderen Datenrettungstool zu
probieren, das seinen Job vielleicht gründlicher
macht. Rettungstools sind sehr unterschiedlich
und entsprechend unterschiedlich fallen die
Ergebnisse aus.
Entscheidend ist nur, dass wie hier gezeigt
erstmal eine »Grundrettung« durchgeführt
wird, bei der die defekte Platte nicht verändert
wird, also weitere Rettungsaktionen möglich
sind.
145
Das professionelle Easy Recovery (je nach
Ausstattung 200 bis 500 Euro!) brauchte 25
Stunden zur Rettung einer 160 Gbyte-Platte.
Und lieferte nur ein teilweise befriedigendes
Ergebnis, da anschließend noch manuell 320
Gbyte an geretteter Datenmenge geprüft werden müssen.
Es gibt eine weitere Methode, die den kompletten Rettungsschmotter und die Gefahr, zum
Alkoholiker zu werden, überflüssig macht.
3.2.7
Perfekte Datenrettung in
10 Minuten mit Gratistool
Die im Folgenden beschriebene Methode ist
riskant! Bei ihr wird die defekte Platte auch
»beschrieben«, modifiziert. Das kann dazu führen, dass die Platte danach komplett am Ende
ist, auch Rettungstools können dann nichts
mehr retten. Im Idealfall wird die defekte Platte
allerdings vollständig repariert, alles wird wieder so, wie es vor dem Crash war, möglicherweise gehen nur ein paar Dateien kaputt.
Jeder Festplattenhersteller bietet im Internet
kostenlose Festplattentools für Diagnose und
Reparatur an. Es ist ausdrücklich sinnvoll, die
entsprechenden Tools für die im PC vorhandenen Festplatten zu haben! Auch wenn keine
Plattenprobleme vorliegen, macht es Sinn, die
Diagnosetools immer wieder mal laufen zu lassen – dadurch lässt sich rauskriegen, ob eine
Platte fit ist oder ob sie bereits – bislang unbemerkte – Probleme hat.
Im Fall eines Plattencrashs sind die Tools
ebenfalls nützlich. Bei meiner gecrashten
Maxtor-160-Gbyte-Platte besorgte ich mir das
kostenlose »Powermax«-Tool von Maxtor (im
Download-Bereich bei Maxtor).
146
Kapitel 3: Erste Hilfe – wenn’s klappert oder kracht
Festplattentools der Plattenhersteller arbeiten fast alle im
DOS-Modus und müssen von
einem bootfähigen Datenträger (Diskette oder CD)
gestartet werden. Das macht
Sinn, denn wenn die Bootplatte zerknallt ist, dann lässt
sich das Betriebssystem nicht
mehr starten.
Im Fall von Maxtors Powermax steht eine Disketten- und eine CD-Version zum Download
bereit. Die Diskettenversion stellt vollautomatisch eine bootfähige Diskette her, die CD-Version liefert ein CD-Image, das mit einem
Brennprogramm gebrannt werden kann.
Die folgenden Bilder stammen vom Powermax-Tool von Maxtor, die Tools anderer Festplattenhersteller sind ähnlich gestrickt. Voraussetzung für die Tools ist meist, dass die zu
analysierende Platte an einem der Haupt-Festplattenanschlüsse des Mainboards hängt – also
nicht an zusätzlichen Festplatten-Ports (RAID-
Schnickschnack und Co.) oder an einer eigenen
IDE/Serial-ATA-Controller-Karte. Auch mit
externen Platten, die an USB oder Firewire
hängen, kann ein Plattentool meist nichts
anfangen – die müssen dann halt aus dem
externen Gehäuse rausgeholt und direkt ans
Mainboard gehängt werden.
3.2.8
Analysemethoden –
schnell oder intensiv?
Nach dem Start bietet ein Plattentool in der
Regel zwei Hauptoptionen an, nach dem eine
zu prüfende Platte gewählt ist:
Testmethode
Tipp
Schnelltest
Da eine komplette Analyse recht lange dauern kann, empfiehlt es sich, erst mal einen
Schnelltest durchzuführen, der meist binnen weniger Minuten erledigt ist. Stellt der
Schnelltest Fehler fest, schlägt das Tool in der Regel automatisch vor, einen Intensivtest durchzuführen. Der Schnelltest ist sinnvoll, um immer wieder mal »schnell«
den Zustand der Platten abzuchecken, sinnvoller ist auf jeden Fall ein Intensivtest.
Im Fall einer gecrashten Platte führt kein Weg am Intensivtest vorbei. Der dauert in der
Regel ätzend lange, liefert aber dafür aussagekräftige Ergebnisse. Besteht eine Platte
den Intensivtest tadellos, dann ist ziemlich sicher, dass diese Platte in Ordnung ist.
Intensivtest
3.2 PRAXIS: Festplatten reparieren – Tools und Methoden
Der Schnelltest einer Platte ist schnell erledigt –
nützlich, um die Platten immer wieder mal »auf die
Schnelle« zu prüfen. Gründlicher ist der Intensivtest.
Da im DOS-Modus laufend, sehen die Tools
natürlich recht bescheiden aus. Besonders
erbärmlich programmiert ist das PowermaxTool von Maxtor:
147
Nach dem Start des Intensivtests gibt es keinerlei
Fortschrittsbalken. Ein rotierender Strich zeigt zumindest an, dass das Tool am Werkeln ist. Ob die
Intensivanalyse Stunden oder Tage dauert, weiß an
dieser Stelle nur der Henker.
3.2.9
Fehler gefunden – erst denken,
dann reparieren!
Im Fall meiner zerknallten 160er dauerte der
Maxtor-Intensivtest erfreulicherweise nur knapp
ein Bier lang. Dann kam das hier:
Warnung: Auf Ihrer Festplatte wurden Fehler festgestellt. Powermax kann versuchen, die Fehler zu beheben.
Dadurch können Daten verloren gehen... BITTE SICHERN SIE IHRE DATEN, BEVOR SIE DEN REPARATURPROZESS STARTEN.
Jetzt weißt du, warum der Einsatz eines solchen Tools immer erst die zweite Maßnahme
ist. Hier wird an der defekten Platte rumgemacht und das kann sie restlos zerknallen! Es
ist immer ratsam, erst so ein Ding wie »Easy
Recovery« retten zu lassen, da die Platte dabei
nicht verändert wird und Daten – in welcher
Form auch immer – zumindest schon mal in
Sicherheit gebracht sind.
Maxtor fordert im Dialog auf, zu entscheiden,
ob der Reparaturversuch durchgeführt werden
soll. Damit auch Hartgesottene zumindest ein
wenig die Flatter kriegen, folgt nach Wahl von
JA eine weitere Sicherheitsnachfrage, ob die
Reparatur wirklich riskiert wird.
Ich drückte zwei Mal JA und machte mich auf
ein paar Stunden Wartezeit gefasst. Dazu kam
es nicht. Powermax antwortete augenblicklich:
148
Kapitel 3: Erste Hilfe – wenn’s klappert oder kracht
wird klar: Das Ding ist im Jenseits, die Daten
auf der Platte sind im Eimer. Dieser Beitrag
zeigt, wie kranke PCs rechtzeitig geheilt werden, bevor es zu spät ist!
»Gratulation! Ihre Festplatte wurde repariert.«
An dieser Stelle ging ich zunächst von einem
Witz aus. Aber es war keiner. Beim Neustart
fand sich die Platte wieder in tadellosem Zustand unter Windows vor, als hätte es nie einen
Defekt gegeben.
Zusammenfassung: Das 200 Euro teure »Easy
Recovery« benötigte gut 25 Stunden, um von
einer defekten 160 Gbyte-Platte 320 Gbyte »gerettete« Datenmenge zu produzieren. Das kostenlose »Powermax«-Tool stellte die gecrashte
Platte binnen eines Biers wieder vollständig
her. Natürlich geht es hier nicht um Gewinner
oder Verlierer. Easy Recovery ist ein klasse
Tool, Powermax ebenfalls. Entscheidend ist es,
kein Risiko einzugehen – also immer erst ein
Rettungstool wie »Easy Recovery« drüber
lassen und dann erst das Reparaturtool eines
Festplattenherstellers.
Nichts geht mehr? Nerven behalten. Am besten
drehst du erst mal eine Runde um den Block
und reagierst dich ab, bevor du der Kiste die
Frontblende eintrittst. Egal, ob steinalt oder
brandneu: Jeder PC kann schlagartig und
unerwartet die Grätsche machen. Und natürlich
passiert das immer genau dann, wenn du es am
allerwenigsten brauchen kannst. Deshalb eines
vorab: Bei vielen PCs ist ein plötzliches Ende
vorprogrammiert.
Killer Nummer 1 sind schwachsinnig konstruierte Gehäuse, die früher oder später für
staubbedingten Leistungsabfall der Ventilatoren sorgen. Und wenn die Kühlung in die Knie
geht, dann ist ein moderner PC schnell am
Ende, schnelle Festplatten »klackern« ab.
An dieser Stelle sind die Daten gerettet – aber
du solltest dich nach wie vor in Alarmstufe Rot
befinden! Es gibt keine Garantie, dass der Defekt nicht schon bald wieder auftritt. Ein Festplattenproblem ist erst dann wirklich gelöst,
wenn die Ursache des Problems geklärt ist.
3.3
REPORT: Wenn PCs
streiken –
Fallen vermeiden
Das Horrorszenario droht immer: Gestern ging
der PC noch, heute streikt er beim Einschalten
und fährt nicht mehr hoch. Oder er bricht mitten in der Arbeit zusammen und lässt sich nicht
mehr starten. Nach einigem Rumprobieren
Gefunden in der Tageszeitung »Mainecho«
Killer Nummer 2: Steinzeitliche Kabelstecker.
Obwohl die PC-Technik seit Jahren enorm an
Leistung zulegt, wird alter Müll unverändert
3.3 REPORT: Wenn PCs streiken – Fallen vermeiden
fortgesetzt: Die meisten Stecker im PC (allen
voran Stromkabel) sind schlicht und ergreifend
ein Witz – sie rutschen leicht ab und es knallt.
In diesem Kapitel geht’s folglich nicht nur
darum, einem verreckten PC wieder auf die
Beine zu helfen, sondern vor allem auch um
wichtige Maßnahmen, die einen Totalausfall
verhindern helfen.
Du bist kurz davor, dem Drecksack die Mattscheibe einzutreten? Ihn mit einem Vorschlaghammer kurz und klein zu hauen? Ihn aus dem
Fenster zu schmeißen? Perfekt. Dann bist du in
diesem Kapitel absolut richtig! Hier geht’s um
Maßnahmen, die weiterhelfen, wenn nichts mehr
geht, der totale Nervenzusammenbruch droht!
Knallhart, aber wahr: Wenn ein PC ständig abstürzt, dann kann das durchaus daran liegen,
dass der Programmierer des Druckertreibers
unfähig war! Und wer kommt schon auf die
Idee, mal den Drucker restlos zu deinstallieren?
Viel lieber wird Windows verdammt oder der
Satan höchstpersönlich in irgendeinem Bauteil
des Mainboards vermutet. Es gibt tausend
Gründe, warum PCs zusammenbrechen oder
nichts mehr geht ...
Hinweis: Es geht in diesem Beitrag darum, einen
PC zu reparieren, der ehemals anständig, fehlerfrei
lief! Treten Probleme und Abstürze sofort nach
einem Neubau, einer Aufrüstung oder einer Softwareinstallation auf, dann ist das ein ganz anderes
Problem. Wie Installationsböcke vermieden werden, ist in verschiedenen Kapiteln bei den jeweiligen Komponenten beschrieben. Hier geht es wie
gesagt nur ums Wieder-Fit-Machen eines ehemals
funktionstüchtigen PCs, der plötzlich und ohne
ersichtlichen Grund »abgeraucht« ist.
3.3.1
Regel Nummer 1: Was
funktioniert, kann auch
kaputtgehen
Eines vorab: Es ist Wahnsinn, sich blind auf
die Zuverlässigkeit eines PCs zu verlassen. So
149
ein Ding besteht aus Tausenden von elektronischen Bauteilen und nur eines davon muss verrecken, um alles zusammenbrechen zu lassen!
Es gibt »Profis«, die stellen nonstop klar, dass
maximale Sicherheit im Internet besteht,
regelmäßig wird der neueste Virenscanner
installiert, um Datenverlust durch Angreifer
abzuwehren. Dass eine Festplatte auch mal so
eben von heute auf morgen »abklackern« kann,
daran denken viele nicht!
Die am schlimmsten Betroffenen: alle, die von
einem Kumpel einen alten PC geschenkt gekriegt haben. Beispielsweise die Hausfrau, der
so ein »alter« PC dicke für Surfen, Chatten und
E-Mail ausreicht, die allerdings wenig Ahnung
von der Technik hat. Irgendwann sind zig
Mails und Fotos auf dem alten PC und dann
macht es rumms! Gerade bei alten PCs ist es
daher wichtig, regelmäßig einen »Vorsorgecheck« durchzuführen!
Platte tot: Dieser Controllerbaustein auf einer Festplattenplatine ist ganz einfach durchgeschmort.
3.3.2
Wenn der Staubsauger kommt ...
Was für den Briefträger der Hund, ist für den
PC die Putzfrau. Wenn hinter dem Tower
Staub gewischt werden soll, dann wird die
Kiste halt einfach rausgerückt. Da hängt was?
Kein Problem – einfach Weiterziehen und Zerren, bis der Tower hervorgerückt ist. Nach der
Putzaktion wird das Ding wieder zurück unter
den Tisch gepresst. Der verzweifelte Hilfeschrei kommt dann am nächsten Tag: Der PC
150
Kapitel 3: Erste Hilfe – wenn’s klappert oder kracht
will nicht mehr, der Drucker streikt oder sonst
was immer. Natürlich definitiv aus völlig heiterem Himmel, absolut grundlos.
Gestern ging noch alles, jetzt spielt es verrückt.
Deshalb hier der Tipp Nummer 1: Wenn du
einen PC für einen weiblichen User aufstellst,
dann geh davon aus, dass er mit minimalst
denkbarem Respekt behandelt wird. Drum:
Schraube niemals die Kabelanschlüsse an der
Gehäuserückseite fest. Es ist besser, wenn die
Kabel bei einer Gewalt-Rückaktion rausflutschen, als dass die komplette Grafikkarte oder
sonst was aus der Halterung gerissen wird.
Plane beim Aufstellen des PCs bevorstehende
Putzaktionen ein und verlege alle Kabel möglichst großzügig und geschickt! Und vergiss
auch nicht, deiner Freundin klar zu machen,
dass Fensterputzmittel definitiv nicht dazu geeignet sind, um einen TFT-Bildschirm zu
polieren!
3.3.3
natürlich immer verdächtig. Typischer Fall: Im
Betrieb »klackt« plötzlich die Festplatte und
das System steht still. Hier kann ein Wackelkontakt bei der Stromversorgung der Festplatte
vorliegen. Das lässt sich testen, indem bei geöffnetem Gehäuse und eingeschaltetem PC
vorsichtig und sanft an den Stromanschlüssen
der Festplatten ein wenig gewackelt wird –
klappert die Platte dabei ab, dann ist der Fall
klar.
Wenn die Stromleitungen knapp werden, dann
sind oft so genannte »Y-Kabelweichen« angesagt, die aus einer Buchse zwei machen. Auch
diese Verbindung ist enorm anfällig für Wackelkontakte. Ein simpler Tipp hilft: Nimm so eine
kleine Plastik-Zipp-Strippe wie im Bild zu
sehen und »knote« Buchse und Stecker zusammen:
Verkabelungsfehler und die
Folgen
Wahnsinn, aber wahr: Ein PC ist knallvoll mit
den modernsten Bauteilen, aber wichtige
Basisdinge sind nach wie vor steinzeitlich. Der
so ziemlich größte Mist: die Stromstecker und
Buchsen im PC. Gerade wenn öfter mal rumgebastelt wird, gehen die Kontakte eines solchen Steckers verdammt schnell kaputt!
PC-Stromstecker sind
mies, verrecken schnell
und verursachen
Wackelkontakte.
Blöderweise sind Wackelkontakte nicht immer
von außen zu sehen. Stecker und Buchsen, die
sich sehr leicht zusammenstecken lassen, sind
Mit Plastik-Stripper zusammengezurrt – die Verbindung hält garantiert auf lange Zeit!
3.3.4
Die Stromfalle –
schnell übersehen
Moderne PC sind nur dann aus, wenn der
Netzschalter hinten am Gehäuse aus ist, noch
besser: wenn das Netzkabel abgezogen wird.
Wer einen PC, der nur Soft-aus ist, aufmacht
und eine Steckkarte auswechselt, riskiert, dass
der PC danach im Eimer ist. Die meisten Mainboard-Hersteller haben als Schutzmaßnahme
eine LED drauf, die anzeigt, dass das Mainboard noch unter Strom steht. Blöderweise
befindet sich diese wichtige Warn-LED oftmals
3.3 REPORT: Wenn PCs streiken – Fallen vermeiden
zwischen den PCI-Steckplätzen. Stecken Karten drin, dann ist die LED kaum noch zu sehen.
Warnleuchte: Leider meist nicht mehr gut sichtbar,
wenn Steckkarten eingebaut sind
Deshalb Einsteigertipp Nummer 1: Gewöhne
dir an, immer das Netzkabel abzuziehen, bevor
du das PC-Gehäuse öffnest.
3.3.5
RAM – unterschätzter Fehlerfaktor
Gastbeitrag von Andreas Töpper
151
Jeder redet über die Leistung von Grafikkarten,
CPU, Festplatte, Brenner oder Monitor. Darüber kann man auch in fast jeder Ausgabe
einer PC-Zeitschrift lesen. Um Arbeitsspeicher
geht’s fast nie, und wenn, wird immer nur über
die nötige Menge oder die benötigte Geschwindigkeit geredet.
Jeder hat es im Rechner, aber daran gedacht wird
fast nie, wenn es kracht: das RAM.
Ein Punkt wird fast immer unterschlagen: die
Zuverlässigkeit des Arbeitsspeichers! Dabei
geht im Rechner ohne Arbeitsspeicher nichts.
Jedes Programm, jedes Byte, das bearbeitet
wird, muss in den Arbeitsspeicher geladen
werden. Arbeitet der Arbeitsspeicher nicht perfekt, dann führt das zu den gefürchteten sporadischen Abstürzen, die man weder provozieren
noch durch irgendwelche Maßnahmen verhindern kann. Diese Dinge sind dann praktisch nie
greifbar und daher auch nicht abstellbar. Was
man auch versucht, es führt ins Nichts: Treiberupdates, Timing-Änderungen, Austausch
von Platte und Kabeln.
Eigentlich kennt das jeder, aber nur den
wenigsten ist bewusst, dass RAM-Probleme in
Zusammenhang mit der Festplatte fatal sein
können: Alle Leseoperationen von der Festplatte landen im RAM des Rechners.
Nickles.de-VIP Andreas Töpper (Andreas42) ist als
Softwareentwickler mit der Wartung und Entwicklung
von Unternehmenssoftware beschäftigt. In der
Freizeit ist außer PCs alles rund um Buch, Film
und Musik angesagt.
Natürlich wird auch das, was auf die Festplatte
geschrieben wird, vorher im RAM gespeichert
bzw. bereitgestellt. Bei Änderungen an Dateien
werden die natürlich ins RAM geladen, dort
geändert und wieder zurückgeschrieben.
152
Kapitel 3: Erste Hilfe – wenn’s klappert oder kracht
Was passiert, wenn nun das RAM fehlerhaft
arbeitet? Hier können falsche Daten zurück auf
die Platte geschrieben werden! Ein Fehler, der
nur im RAM passiert, führt vielleicht zum Absturz eines Programms, ist aber nach dem Neustart wieder weg. Ein Datenfehler, der auf die
Festplatte geschrieben wurde, ist fixiert und
quasi verewigt! Das kann auch auf die Funktion der Platte selbst Auswirkungen haben! Die
Festplatte weiß nicht, wie und wo ihre Daten
gespeichert wurden.
Deshalb wird diese Information getrennt von
den Dateien auf speziellen Verwaltungssektoren der Platte gespeichert. Diese Verwaltungssektoren müssen natürlich zusätzlich beim
Schreiben von Daten gelesen, geändert und
wieder zurückgeschrieben werden, sie landen
also wieder im RAM. Wird ein solcher Sektor
im RAM beschädigt und dann auf die Platte
zurückgeschrieben, scheint plötzlich das Dateisystem der Platte defekt zu sein!
OK: Das RAM ist wichtiger, als man oft denkt.
Hier ist Qualität gefordert! Nur wenn das RAM
fehlerfrei funktioniert, kann man einen zuverlässigen Rechner zusammenstellen.
Wenn dein Rechner oft unerklärlich abschmiert
oder Datenfehler auf der Platte auftreten, führt
also kein Weg am Testen des Arbeitsspeichers
vorbei. Dafür gibt’s im Internet zig FreewareTools (Google-Suche nach »ram test freeware«), die das RAM intensiv durchtesten.
Intensiv heißt, dass so ein Test sehr langwierig
ist – er wird am besten über Nacht durchgeführt, wenn der PC mehrere Stunden nicht benötigt wird.
3.3.6
Tückisch – ganz und trotzdem im
Eimer
Bedenke: Dass eine Komponente im PC
scheinbar perfekt funktioniert, heißt noch lange
nicht, dass sie nicht »kaputt« ist. Ist beispielsweise die Elektronik einer IDE-Platte »durch-
geknallt«, dann kann es sein, dass die Platte
trotzdem tadellos funktioniert! Aber: Immer
wieder mal versagt die Plattenelektronik, das
Mainboard versucht verzweifelt, über den IDEController mit ihr zu kommunizieren, und
erstickt dabei in einer Endlosschleife. Der PC
bleibt stehen, reagiert auf nichts mehr. Leider
hilft nicht mal Scandisk, sicherzustellen, dass
eine Platte in Ordnung ist – da müssen schon
härtere Testgeschütze aufgefahren werden. Ein
weiterer Fall: Geht nach Anschluss einer neuen
Komponente nichts mehr, dann muss das
keineswegs an der neuen Komponente liegen!
Oftmals kommt ein Mainboard nicht mit bestimmten Dingen klar. Solcher Murks passiert
immer wieder!
3.4
PRAXIS: Verdreckte PCs
saubermachen
Die größten PCKrankmacher sind
»Dreck«, Staub und
Fusseln, die sich in
den Ventilatoren und
Kühlrippen festsetzen. Ganz besonders
schlimm betroffen:
Die PCs von Rauchern. Dreck mindert die Kühlung und schlechte
Kühlung ist Gift für die Elektronik. Wer seinen
PC nicht langsam »ersticken« lassen will, muss
ihn saubermachen. Hier folgen Tipps dazu.
Hinweis: Die Tipps in diesem Beitrag können
auch von technischen Laien befolgt werden. Zwei
Dinge müssen dabei ausdrücklich berücksichtigt
werden:
1. Strom aus: Vor der Reinigung muss das Netzkabel des PCs abgezogen werden, Ausschalten
alleine reicht nicht! Am günstigen ist es, sämtliche
Kabel vom PC abzuziehen und das Gehäuse alleine
auf einen Tisch stellen, wo auch gute Beleuchtung
vorhanden ist.
3.4 PRAXIS: Verdreckte PCs saubermachen
2. Kein Wasser: Die PC-Reinigung kann nach
Lust und Laune erfolgen: Wattestäbchen, Zahnbürste, Staubsauer. Aber: Auf keinen Fall irgendeinen »feuchten Lumpen« nehmen! Wenn
gewischt wird, dann nur mit einem trockenen
Tuch. Also weg mit Putzeimer und Reinigungsmittelchen!
153
System, als dass er irgendwelche Kühlung
bringt. Gerade bei Billiggehäusen dominiert
der Pfusch: In die Gehäusefront sind einfach
ein paar Löcher gebohrt oder Schlitze gesägt,
dahinter hocken ein oder zwei Lüfter, die
munter Staub ins Gehäuseinnere saugen.
Ideal sind Gehäuse, bei denen sich vor den saugenden Ventilatoren ein »Schutzfilter« befindet. So ein Filter kann beispielsweise ganz easy
aus einer Strumpfhose gebastelt werden. Ganz
Harte kaufen einfach eine Damenstrumpfhose
in Größe XXXL und stülpen sie vollständig
über den Tower drüber. Zumindest bei der
nächsten LAN-Party wird dein PC mit diesem
Outfit garantiert auffallen.
Kurzum: Wenn sich an deinem Gehäuse saugende Ventilatoren befinden, die nicht mit
einem Filter geschützt sind, dann kannst du
Gift drauf nehmen, dass es in deinem PC sehr
übel aussieht: Sämtliche Ventilatoren sind
brutal verdreckt, pfeifen auf dem letzten Loch.
Faires Vobis-Angebot: Wer mag, kann seine Kiste für
15 Euro in einer Vobis-Filiale professionell reinigen
lassen. Mit ein paar kleinen Handgriffen kannst du die
Säuberung allerdings auch ruckzuck zuhause selbst
erledigen.
3.4.1
Terrorfaktor »Dreck« –
Überhitzung garantiert
Der Dauerfeind Nummer 1 für PC ist Staub,
also Dreck, der sich im Laufe der Zeit in den
»Ventilatoren« ansammelt und deren Kühlleistung reduziert. Je kleiner ein Ventilator ist,
desto anfälliger ist er zudem für Totalausfall:
Irgendwann ist so viel Staub drin, das ein
»Kleiner« seinen Geist vollständig aufgibt. Die
Hauptschuldigen in Sachen Staub im PC sind
die Gehäusehersteller: Am Markt tummeln sich
Modelle mit den absurdesten Ventilatorkonstruktionen. Ist ein Ventilator, der Luft ins Gehäuse saugt, nicht ordentlich mit einem Staubschutz versehen, dann zieht er mehr Dreck ins
3.4.2
Erster Check –
Frontventilatoren prüfen
Ein ordentliches PC-Gehäuse verfügt vorne in
der Front über ein bis zwei Ventilatoren. Die
sind wichtig, um kalte Luft ins Gehäuse zu
saugen. Fatalerweise sind bei vielen Billiggehäusen keine Frontventilatoren installiert. Oder
noch schlimmer: Der Billighersteller hat auf
ein Staubschutzgitter vor diesen Frontventilatoren verzichtet! Dann saugen die Frontventilatoren gnadenlos Staub und Dreck ins PC-Innere
und versauen dort alle inneren Ventilatoren!
Wenn du ein Billiggehäuse ohne Staubfilter in
der Front hast, dann schneid aus Pappe einen
kleinen Rahmen aus und bespann ihn mit
einem Teil »Strumpfhose« und kleb ihn vor die
Frontventilatoren. Wie viel Dreck so ein Frontstaubfilter schlucken muss, zeigen die Bilder:
154
Kapitel 3: Erste Hilfe – wenn’s klappert oder kracht
am Netzteillüfter also extrem verstaubt, dann
kannst du davon ausgehen, dass der PC sich
irgendwo ordentlich Dreck reinsaugt, der dann
sämtliche Ventilatoren im Gehäuseinneren zumüllt und schließlich über die Netzteilventilatoren teils wieder rausgeblasen wird.
Sehr gutes LianLi-Gehäuse: In der Front befinden sich zwei große Ventilatoren und davor ein
Staubschutzfilter, der leicht abgenommen und
gereinigt werden kann.
Einen Staubschutzfilter zu haben, reicht natürlich nicht aus, er muss auch regelmäßig gesäubert werden. Wie viel Dreck so ein Filter
binnen weniger Monate abkriegt, zeigt das folgende Bild:
Alarm: Wenn der Netzteillüfter enorm verdreckt ist,
dann sieht’s im Gehäuseinneren meist nicht besser
aus.
Aus Sicherheitsgründen sollte das Netzteil
niemals geöffnet werden, da dort auch bei ausgeschaltetem PC hohe Ströme auftreten können! Am besten ein Wattestäbchen oder einen
Staubsauger nehmen und den hinteren Netzteilventilator »so gut es halt geht« vom Dreck
befreien! Tipp: Mit einem Wattestäbchen den
Ventilator festhalten, damit er sich nicht drehen
kann, und dann mit einem zweiten Wattestäbchen »sauberkratzen«.
Links der total verdreckte Staubfilter, rechts nach der
Reinigung.
3.4.4
Ein herausgenommener Staubfilter kann leicht
»ausgeklopft« oder mit einem kleinen Staubsauger gereinigt werden.
3.4.3
Zweiter Check –
Netzteilventilator prüfen
Ob im Gehäuseinneren die Seuche hoch zehn
abgeht, kannst du bereits beim Checken des
Netzteillüfters an der Gehäuserückseite leicht
abschätzen. In der Regel haben ATX-Netzteile
zwei Lüfter: Das im Inneren des Gehäuses
saugt warme Luft an und der äußere Lüfter
bläst sie aus dem Netzteil raus. Ist das Gitter
Dritter Check: CPU-Lüfter säubern
Nach den äußeren Checks geht es ab ins
Gehäuseinnere. Konkret: Auch ein Laie muss
an dieser Stelle irgendwie rauskriegen, wie die
Gehäusedeckel entfernt werden. In der Regel
lässt sich das leicht begreifen, es sind nur ein
paar Schrauben, die gelöst werden müssen, um
an die Innereien zu gelangen. Nach dem
Öffnen des Gehäuses wird im ersten Schritt der
zweite Netzteilventilator gereinigt, der die Luft
innen vom Gehäuse ansaugt.
Der wichtigste Kandidat, der eine ausgiebige
Säuberung braucht, ist dann der Prozessorlüfter!
3.4 PRAXIS: Verdreckte PCs saubermachen
Hier müssen der Ventilator und der Kühler
darunter geputzt werden. Laien sollten den
Ventilator auf keinen Fall herausnehmen –
auch wenn sich die Kühlerrippen dann besser
reinigen lassen. Die Remontage eines Ventilators und Kühlkörpers ist nur mit Wärmeleitpaste möglich und bei diversen AMD-Prozessoren besteht die Gefahr, dass der Prozessor
beim Anbringen des Kühlkörpers kaputt geht!
Prozessorlüfter: Verdreckte Lamellen und Dreck
zwischen den Kühlerrippen reduzieren die
Kühlleistung.
Also: die Lamellen des CPU-Ventilators am
besten mit einem Wattestäbchen von Staub befreien.
3.4.5
155
Vierter Check: Grafikartenlüfter
säubern
Um schnelle 3D-Ergebnisse zu erreichen, pressen Grafikkartenhersteller aus ihren Chips raus,
was nur irgendwie geht. Rauspressen heißt, der
Chip wird heißer, braucht mehr Kühlung. Deshalb ist heute auch auf vielen Billiggrafikkarten
ein Lüfter drauf. Meist ist es nur ein kleiner
Lüfter und die verdrecken besonders schnell,
verlieren schnell an Leistung, wenn sich Dreck
festgesetzt hat. Zum Reinigen eines Grafikkartenlüfters muss die Grafikkarte in der Regel
herausgenommen werden.
Das bringt auch ein Laie zustande. Aber aufpassen: Bei vielen AGP-Grafikkarten-Steckplätzen befindet sich hinten am Steckplatz ein
»Hebelchen«, das die Karte zusätzlich festhält.
Es reicht also nicht unbedingt aus, einfach nur
die Slotblende von der Karte abzuschrauben,
um sie herauszunehmen! Unbedingt abchecken,
ob hinten eine Extra-Arretierung vorhanden ist.
Last but not least: Wenn du schon beim
»Staubsaugen« bist, dann vergiss die Kühler
nicht, die sich meist unter den Ventilatoren befinden: Gerade dort sammelt sich Staub und
Dreck gerne an.
Bereits nach zwei Wochen Betrieb kann der MiniVentilator einer Grafikkarte fast am »Abnippeln« sein.
3.4.6
Von außen kaum zu sehen, aber innen total verdreckt:
Denk beim Putzen an die Kühlerrippen!
Fünfter Check: Chipsatzlüfter
säubern
Leider werden auch Mainboard-Chipsätze zunehmend heißer, weil sie am Leistungslimit
arbeiten, und brauchen daher ebenfalls einen
eigenen Ventilator. Auch der sollte mit einem
Wattestäbchen von Staub befreit werden.
156
Kapitel 3: Erste Hilfe – wenn’s klappert oder kracht
rahmen zulegt, sollte bereits beim Kauf abchecken, wie leicht man an die Miniventilatoren rankommt!
Mainboard-Chipsatzlüfter – auch hier ist Entstaubung
angesagt.
3.4.7
Spezialfall: Miniventilatoren bei
Laufwerken säubern
Wenn sich Laufwerke überhitzen, dann verringert sich ihre Lebensdauer. Besonders kritisch:
Festplatten in Wechselrahmen. Da bereits der
Rahmeneinbau für mehr Hitze sorgt, findet sich
in der Front eines Wechselrahmens in der Regel
ein Miniaturventilator, der Luft ansaugt – und
der schnell verdreckt. Insbesondere deshalb,
weil die meisten Wechselrahmenhersteller auf
einen Staubschutzfilter verzichten. Auch hier
ist es ratsam, sich einen Minischutzfilter aus
Papprahmen und »Strumpfhosenstück« selbst
zu bauen. Ist ein Miniventilator schließlich verdreckt, ist die Reinigung oft verzwickt, weil er
umständlich aus dem Wechselrahmen »herausgewerkelt« werden muss. Wer sich Wechsel-
Miniventilator bei Wechselrahmen: verdreckt garantiert
ruckzuck!
Als letzter Spezialfall können sich noch Miniaturventilatoren an der Rückseite von CD/
DVD-Brennern befinden – an die ist nicht so
leicht ranzukommen, wenn die Laufwerke
festgeschraubt sind. Also gegebenenfalls musst
du die Laufwerke herausnehmen und den Ventilator säubern.
3.4.8
Checkliste – Ventilatoren im PC
Hier zum Abschluss die Checkliste, die alle
typischen Ventilatoren im PC zusammenfasst:
Ventilator im PC
Tipp
Gehäuseventilator(en)
Regelmäßig reinigen, Staubschutzfilter bei den saugenden Ventilatoren basteln, falls keiner vorhanden!
Netzteilventilator nur von außen reinigen, niemals das Netzteil öffnen!
Vorsichtig mit Wattestäbchen Ventilatorlamellen putzen und vor allem auch
den Dreck zwischen den Kühlrippen rausholen!
Netzteilventilator
CPU-Ventilator
3.5 PRAXIS: Tipps und Tricks zum Troubleshooting
157
Ventilator im PC
Tipp
Grafikkartenventilator
Grafikkarte vorsichtig herausnehmen, auf Extra-Arretierungen am Steckplatz
achten, und mit Wattestäbchen säubern.
Je nach Art schwierig zu säubern, weil das Herausnehmen des Laufwerks
nötig ist. Tipp: auf Festplattenventilatoren besser verzichten und Gehäuseventilatoren verwenden.
Vorsichtig mit Wattestäbchen reinigen.
Festplattenventilator
Chipsatzventilator
3.5
PRAXIS: Tipps und Tricks
zum Troubleshooting
Wenn ein PC plötzlich spinnt, dann kann das
tausend Gründe haben. Dieser Beitrag gibt Tipps,
wie bei einem PC-Ausfall zu reagieren ist.
Vorab: Es gibt keine allgemeingültige Anleitung zum Reparieren eines PCs, die möglichen
Fehlerursachen sind einfach zu vielfältig.
Dieser Beitrag ist keine Komplettanleitung! Er
vermittelt lediglich viele Tipps zu Dingen, auf
die geachtet werden sollte, wenn ein PC spinnt.
Er zeigt, wo sich Fehlerquellen unter Umständen ausmachen lassen.
Ein typischer Fall: Mitten während der Arbeit
bleibt der PC stehen, friert ein, reagiert auf absolut nichts mehr. Im dümmsten Fall versagt
sogar die Power-Taste und nicht mal die ResetTaste tut, was sie soll. Nur über den Netzschalter lässt sich die Kiste abschalten. Beim Wiedereinschalten bleibt der Bildschirm schließlich
schwarz. Zwar rödelt die Kiste ein wenig, ein
paar Lämpchen blinken oder leuchten, aber
sonst geht rein gar nichts.
Besonders blöd ist diese Situation, wenn zuvor
nichts am PC rumgebastelt wurde, nichts
Neues installiert wurde. Die Kiste bricht einfach plötzlich zusammen, ein Rechner, der am
Montag noch perfekt lief, kommt am Dienstag
nicht mehr hoch. So oder so: Ein PC in totalem
Down-Zustand ist immer noch besser als ein
durchgedrehter, der alle paar Stunden oder
Tage plötzlich stehen bleibt oder selbstständig
einen Reset durchführt. Und nach dem Einschalten geht alles normal weiter – bis zum
nächsten Knall.
Solche Situationen sind zwar hart, aber keineswegs aussichtslos! Und mit etwas Glück reicht
bereits ein primitives Werkzeug aus, um einen
PC mit Blackout-Syndrom ruckzuck wieder fit
zu machen: eine Büroklammer.
3.5.1
Wenn PCs verrecken –
Knallfaktoren im Überblick
Es gibt unzählige Faktoren, die eine Kiste zum
Ausrasten bringen können:
Knallfaktor
Bemerkung
1. Hardwaredefekt
In einem PC gibt es viele kleine elektronische Bauteile. Und bereits der Ausfall
eines einzigen kleinen Teils kann den PC zusammenbrechen lassen. Besonders
tückisch: Teile, die nicht vollends verrecken, sondern nur sporadisch spinnen.
Liegt ein echter Hardwaredefekt vor, dann erfordert die Fehlersuche sehr viel
Strategie – und genau das wird in diesem Kapitel beschrieben. Aufgrund der zunehmend sinkenden Qualitätssicherung treten echte Hardwareausfälle leider
immer häufiger auf.
158
Kapitel 3: Erste Hilfe – wenn’s klappert oder kracht
Knallfaktor
Bemerkung
2. Hardwarekonfiguration
Mainboard, BIOS, Steckkarten – sind die Komponenten nicht perfekt konfiguriert,
dann ist jeder Wahnsinn denkbar. Die perfekte Grundkonfiguration ist logischerweise das A und O. Bevor du also dieses Reparieren-Kapitel durcharbeitest, stell
klar, dass deine Kiste überhaupt richtig grundkonfiguriert ist. Knallfaktor Nummer
2 tritt typischerweise nach dem Einbau einer neuen Komponente auf. Lief ein PC
monatelang perfekt und begann dann aus heiterem Himmel zu spinnen, ist es unwahrscheinlich, dass sein Wahnsinn durch eine falsche Hardware-Grundkonfiguration verursacht wird.
Treten Crashs erst nach dem Hochfahren von Windows auf, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass die Windows-Installation hinüber ist. Oder irgendein Treiberupdate hat dem PC den Rest gegeben. Lässt sich das Problem mit den Standardtricks nicht lösen, dann bleibt nur eines: Windows frisch installieren. Bei dieser
Frischinstallation sollte auch gleich mal abgecheckt werden, ob die HardwareGrundkonfiguration auch wirklich stimmt! Treten die Probleme dann sofort
wieder auf, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass Hardwareprobleme vorliegen.
3. Betriebssystem,
Treiber
3.5.2
Wenn PCs spinnen –
die Symptome
Vorab: Es geht hier nicht um »Bluescreens«
nach einer mehrstündigen Windows-Sitzung.
Die wenigsten PCs laufen bei Maximalbelastung (Multimedia und Co.) ewig stabil vor sich
hin. Irgendwann im Betrieb beißen sich zwei
Ressourcen und dann kracht’s halt. Solche
Crashs sind »normal«, es besteht kein Grund zu
übertriebener Panik. Treten allerdings Symptome wie die folgenden auf, dann hast du
allen Grund zum Beten:
• Der PC macht mitten im Betrieb einen Neustart ohne jegliche Warnung.
• Nach dem Start legt Scandisk los, dabei
schmiert der Rechner ab.
• Es sind außergewöhnliche Festplattengeräusche zu hören (Klackern, Krächzen).
• Im Betrieb treten Dateisystemfehler auf,
Dateien können nicht mehr geöffnet werden.
• Dateinamen werden im Explorer kaputt
angezeigt.
• Die Grafikdarstellung bricht in wildem Geflimmer zusammen.
• Der PC bleibt ohne jegliche Fehlermeldung
stehen, die Ein/Aus-Taste streikt.
Wenn es einen PC so richtig erwischt hat, dann
wirst du in der Regel mit diesen Tatsachen
konfrontiert:
1. Gemein: Der PC stürzt sporadisch ab, der
exakte Absturzgrund lässt sich nicht lokalisieren oder gezielt reproduzieren. So macht die
Kiste beispielsweise sporadisch einen Neustart
oder friert einfach restlos ein, es kommt nicht
mal irgendeine Fehlermeldung. Der Totalcrash
geht bei modernen PCs so weit, dass selbst die
Reset- oder Power-Taste am Gehäuse nicht
mehr reagiert, nur der Griff zum Netzschalter
bringt die Kiste wieder hoch.
2. Zwecklos: Die Neuinstallation von Windows behebt das Problem nicht. Es tritt entweder sofort oder kurz danach erneut auf.
3. Wahnsinn: Du bist kurz vorm Durchdrehen.
3.5 PRAXIS: Tipps und Tricks zum Troubleshooting
Die Grundregel: Wenn dein PC zu spinnen beginnt, dann behalte einen kühlen Kopf. Verzichte
auf verrückte Aktionen wie wildes Ein-/Ausschalten – auch wenn es schwer fällt. Mit Panikaktionen kommst du nicht weiter!
3.5.3
159
Was so schieflaufen kann ...
Es gibt Dinge, da kommt man ums Verrecken
nicht drauf! Die folgende Tabelle zeigt, welche
Böcke im System welche Effekte haben können, und hilft beim Geistesblitz:
Fehler im System
Typisches Symptom
Wackelkontakte bei
Stromversorgung
Friert das System öfter total ein und die Festplattengeräusche verstummen oder es »klackt« kurz vor dem Aufhänger, dann kann das an einem
Wackelkontakt bei einem Festplatten-Stromanschluss liegen.
IDE-Kabel können beim Rummachen im Gehäuse sehr leicht kaputtgehen! Bereits ein Ritzer wegen einer scharfen Gehäusekante, der sich
optisch kaum erkennen lässt, kann ein IDE-Kabel kaputtmachen. Bei
Laufwerkstress lohnt es sich also, mal ein Ersatzkabel auszuprobieren!
Dass ein System nach Wochen wegen einem zu schwachen Netzteil abstürzt, ist unwahrscheinlich. Treten die Abstürze allerdings nach Einbau
einer neuen Steckkarte oder eines neuen Laufwerks auf, dann kann es an
mangelhafter Netzteilleistung liegen!
Wird ein PC nie gereinigt, dann sammeln sich Staubklumpen an. Wird
dann eine Steckkarte eingebaut, kann exakt so ein Staubklumpen Kontakte wacklig machen. Checke vor dem Einbau einer Steckkarte also
immer, ob der Steckplatz »sauber« ist!
Eine Schraube, die warum auch immer auf dem Mainboard rumliegt,
kann jeden erdenklichen Kurzschluss verursachen. Zum Test: Den ausgeschalteten PC mal hochheben und sanft durchschütteln – klappert was,
dann ist die Ursache dafür zu suchen!
Treten Abstürze vorwiegend an heißen Sommertagen auf, dann kann das
durchaus an mangelhafter Kühlung liegen. Entweder ein Lüfter ist zu
verdreckt oder einfach zu schwach für »heiße Tage«.
Festplatten verrecken nicht unbedingt schlagartig, sondern können auch
langsam zu Grunde gehen. Gerade ältere Platten sollten regelmäßig mit
einem Diagnosetool des Festplattenherstellers geprüft werden.
Bei Billig-Mainboards werden logischerweise Billigbauteile verbaut.
Gerade Elko-Bausteine können schnell verrecken – Details dazu im
Elko-Abschnitt weiter unten in diesem Kapitel.
Wenn ein PC wegen eines Steckkarten-Konflikts crasht, dann kriegst du
das in der Regel sehr bald nach dem Einbau der neuen Steckkarte mit!
Dass ein PCI-Konflikt erst nach Wochen auftritt, ist unwahrscheinlich,
wenn ansonsten nichts am PC umkonfiguriert wurde.
Defekte Laufwerkskabel
Zu schwaches Netzteil
Wackelkontakt bei Steckkarte
»Schraube« auf Mainboard
CPU-Überhitzung
»Angeschlagene« Festplatte
Fehlerhaftes Mainboard
PCI-Steckkarten-Konflikt
160
Kapitel 3: Erste Hilfe – wenn’s klappert oder kracht
Fehler im System
Typisches Symptom
Defekte(s) Speichermodul(e)
Kaputte RAM-Module sind besonders ekelhaft – sie können jedes
erdenkliche Fehlverhalten verursachen. Wer sicher gehen will, führt
einen RAM-Dauertest durch. Dafür gibt es im Internet zig kostenlose
Tools, die allerdings längere Zeit laufen müssen!
Ja, auch ein Teil, das gerade nichts tut, kann der Knallfaktor sein, beispielsweise ein kaputtes oder defektes CD/DVD-Laufwerk. Windows
versucht ständig, mit dem Laufwerk zu kommunizieren, das Laufwerk
antwortet nicht und Windows hängt sich in einer Endlosschleife auf.
Deshalb: Bei ständigen Crashs mal testweise das CD/DVD-Laufwerk
bzw. den Brenner abhängen.
Last but not least: Es kann natürlich ein echter Schaden an der Elektronik
vorliegen, irgendein Bauteil ist durchgeknallt. Erfahrungsgemäß ist das
der seltenste Fall!
Defektes CD-ROM-/DVDLaufwerk
Definitiv kaputte
Hardwarekomponente
3.5.4
Richtig reagieren im Ernstfall
Wenn ein PC wacklig wird, öfters die Grätsche
macht, dann sind folgende Maßnahmen fällig:
Maßnahme
Bemerkung
1. Daten retten
Solange noch irgendwas geht, versuch deine restlichen Daten in Sicherheit
zu bringen. Am besten auf eine zweite Festplatte kopieren und diese Platte
anschließend aus dem zerwrackten System in Sicherheit bringen oder
Daten auf DVD brennen, falls ein Brenner vorhanden und noch funktionstüchtig ist.
Solange du noch irgendwie mit der kranken Maschine ins Netz kommst:
Hol dir die wichtigsten Diagnosetools, die du brauchst (Virenscanner,
Festplatten-Checker, Prozessordiagnose). Ist der PC erstmal zerlegt, hast
du in der Regel für ein Weilchen kein Internet mehr.
Bei extrem sporadischen Systemcrashs ist immer zuerst ein Virencheck angesagt. Es ist Quatsch, an der Hardware rumzureparieren, solange nicht
100 Prozent sichergestellt ist, dass kein Virus im System wütet.
Oftmals ist Überhitzung schuld! Versuche bei sporadischer Instabilität deshalb, die Systemleistung zu verringern: Das heißt beispielsweise, BIOS auf
Standardwerte setzen, sämtliche Overclocking-Maßnahmen rückgängig
machen.
Die komplette Hardware muss gecheckt werden! Wenn ein Grafikfehler
auftritt, dann muss das nicht an der Grafikkarte liegen. Wenn der Sound
spinnt, dann muss nicht die Soundkarte schuld sein!
2. Diagnosetools aus dem
Internet besorgen
3. Virenscan durchführen
4. Systemleistung minimieren
5. Komplette Hardware
durchchecken
3.5 PRAXIS: Tipps und Tricks zum Troubleshooting
3.5.5
Illusion Virenscanner –
immer misstrauen!
So mancher denkt bei PC-Crashs: Virus kann
es nicht sein, weil ja der aktuellste Virenscanner auf der Kiste ist. Das ist eine Illusion:
161
Wenn dein bevorzugter Virenscanner bescheinigt, dass alles in Ordnung ist, dann muss das
noch lange nicht so sein! Denn: Ein Virus kann
exakt dafür programmiert worden sein, einen
Virenscanner auszutricksen.
Nickles.de-News: Virus schaltete Norton Anti-Virus aus. Aufgrund eines Sicherheitslochs, zudem einem, das
praktisch jeder ausnutzen kann, ist das Norton AntiVirus-Programm schutzlos. Das Loch ermöglicht es, einen
Virus zu schreiben, der das Programm völlig aushebelt und unwirksam macht. Betroffen war Norton AntiVirus,
der komplette Schutz konnte durch die Veränderung eines Registry-Keys abgeschaltet werden. Alles, was es
also noch braucht, ist ein Virus, der vom Programm nicht erkannt wird und genau das tut.
Also: Wenn deine Kiste Stress macht, dann besorge dir alle Virenscanner, die du kriegen
kannst, und lass sie drüber gehen. Vertraue
nicht nur einem einzigen!
3.5.6
Crashvarianten verstehen – vom
Stillstand bis zum WindowsBluescreen
Wenn ein PC schlagartig zusammenbricht,
nichts mehr geht, dann sind verschiedene
Crashvarianten zu unterscheiden:
162
Kapitel 3: Erste Hilfe – wenn’s klappert oder kracht
Crashvariante
Tipp
Windows-Bluescreen
erscheint
Bei dieser Variante erscheint plötzlich der »Blaue« und teilt irgendwelche
»unverständlichen« Fehlercodes mit. Danach fertigt Windows ein »Speicherabbild« an und startet neu. Bei dieser Variante besteht die Wahrscheinlichkeit,
dass es an einem Softwareproblem liegt. Auch mies programmierte USB-Treiber können das Problem verursachen. Natürlich kann so ein Bluescreen auch
durch eine defekte Hardware ausgelöst werden, aber es kann auch an einem
Softwareproblem liegen.
Hier führt der PC plötzlich und schlagartig einen Neustart aus, es erscheint
keinerlei Windows-Fehlermeldung, der Rechner startet eiskalt neu. Dieses
Problem ist häufig nicht rekonstruierbar, es tritt völlig sporadisch auf. In diesem
Fall liegt mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit ein Hardwaredefekt vor.
Diese Situation ist am »unklarsten« – es besteht gleichermaßen Verdacht auf
Software- und Hardwareproblem.
Schlagartiger Neustart
Windows friert plötzlich ein, reagiert auf
nichts mehr
In allen aufgeführten Situationen ist dringender
Handlungsbedarf gegeben. Tritt eines der
Probleme nach der Installation einer neuen
Hardware auf, dann musst du natürlich erst mal
mit der rumprobieren – sprich sie testweise
deinstallieren. Tritt eines der Probleme an
einem PC auf, an dem schon länger nichts
großartig verändert wurde, dann ist die Sache
besonders ernst – mit hoher Wahrscheinlichkeit
liegt ein ernsthafter Defekt vor.
Faustregel Nummer 1 an dieser Stelle: PC ausschalten, sämtliche nicht benötigten Festplatten
abhängen. Erst wenn das Problem beseitigt ist,
werden die Platten wieder angeschlossen.
Stürzt ein PC dauernd sporadisch ab, dann
kann das dein Dateisystem auf den Platten lynchen – Datenverlust!
3.5.7
Verzweiflungsschreie unterm
Schreibtisch – wenn PCs am
Ende sind
Manche Dinge sind inzwischen so selbstverständlich und simpel, dass selbst Profis gar
nicht mehr dran denken! Typischer Fall: Der
PC gibt plötzlich komische Piepser aus dem
Gehäuselautsprecher von sich. Alle paar
Minuten macht es einen Mini-Pieps, immer
wieder kommen ein paar in Folge, manchmal
ist stundenlang gar nichts zu hören.
Bei solchen Piepsern kann es sich um Hilfeschreie des PCs handeln. Fast jedes moderne
BIOS ist in der Lage, die Sensoren eines Mainboard permanent zu überwachen, es kontrolliert
die Temperaturen, die Lüfter und die Spannung. Auch SMART von Festplatten wird typischerweise vom BIOS überwacht. Und diese
Überwachung führt das BIOS permanent unabhängig vom Betriebssystem aus!
Stellt das BIOS ein Problem fest, dann hat es
nur eine einzige Chance, sich zu melden: über
den PC-Gehäuselautsprecher! Ein BIOS kann
kein Fenster mit einer Fehlermeldung in Windows einblenden! Es kann sich ausnahmslos
über den PC-Gehäuselautsprecher zu Wort
melden.
Ist ein BIOS »sprechtauglich«, dann muss der
Sprachbaustein im BIOS aktiviert werden – Asus
nennt diese Option »Speech POST Reporter«.
3.5 PRAXIS: Tipps und Tricks zum Troubleshooting
Bei einigen Mainboards, die mit OnboardSound ausgestattet sind, findet sich ein Schalter
(BIOS oder Jumper), mit dem Töne des Gehäuselautsprechers auf die Soundkarte und die
daran angeschlossenen Lautsprecher umgeleitet
werden können. Diese Umleitung ist nicht
sinnvoll! Ist die Onboard-Soundkarte ungünstig
eingestellt oder gerade die Lautstärke runtergefahren, dann kann sich das BIOS nicht
bemerkbar machen! Also möglichst immer den
Gehäuselautsprecher aktiviert lassen.
Viele haben übrigens ein tolles Feature auf dem
Mainboard, von dem sie gar nichts wissen!
Schon seit einigen Jahren werden auf guten
Mainboards kleine »Sprachbausteine« integriert. Tritt ein Problem auf, dann gibt das BIOS
keine komischen Piepsignale von sich, sondern
es spricht über den Gehäuselautsprecher. Da
kommt dann so was wie »Warning, temperature too high« oder »Warning, fan failure«
raus. Einige BIOS gehen so weit, dass sie über
ihren Sprachchip sogar die wichtigsten Vorgänge beim Hochfahren des PCs kommentieren
– bis hin zum »booting operating system now«.
Standardmäßig sprechen die meisten BIOS
»englisch«, die Sprachbausteine lassen sich
allerdings auch mit einer anderen Sprache füttern. Das entsprechende Tool findet sich auf
der Setup-CD eines »sprechtauglichen« Mainboard. Manche Hersteller lassen es sogar zu,
eigene Sätze/Töne für die verschiedenen Fehlermeldungen des BIOS einzuspielen.
3.5.8
163
Mainboard-Diagnose aktivieren –
unverzichtbar!
Treten Hardcore-Abstürze an einem heißen
Sommertag auf, dann sollte durchaus ein
Hitzeproblem in Erwägung gezogen werden!
Ein PC, der die kalte Jahreszeit nonstop stressfrei durchgelaufen ist, kann an einem 35 GradTag durchaus die Grätsche machen. Dann rächt
es sich, wenn Lüfter monatelang nicht gesäubert oder planlos zig ultraschnelle aufheizende
Platten in ein zu kleines Gehäuse mit unzureichender Luftzirkulation gequetscht wurden.
So ein Hitzeproblem kann man durchaus
spüren: Einfach die Hand vor den Netzteilventilator halten, wo die Luft rausgeblasen wird.
Kommt dort »kochende Luft« raus, dann ist
klar, dass das PC-Gehäuse zur Sauna geworden
ist.
Jedes moderne Mainboard hat Temperatursensoren drauf. Die überwachen CPU und Mainboard-Chipsatz. Im Internet gibt es diverse
Shareware- und Freeware-Tools, mit denen
sich diese Sensoren abfragen lassen. Generell
sind alle diese Tools Blödsinn. Jedes brauchbare Mainboard wird mit einem Diagnosetool
des Mainboard-Herstellers geliefert. Es gibt
also keinerlei Grund, nach irgendeiner Freeware zu suchen.
In der Regel ist so ein Diagnosetool auch für
Totallaien leicht zu verstehen. Installieren,
starten. Stellt das Tool ein Problem fest, dann
teilt es das automatisch mit.
164
Kapitel 3: Erste Hilfe – wenn’s klappert oder kracht
Asus liefert bei seinen Mainboards das Diagnosetool PC Probe mit. Andere Mainboard-Hersteller packen
gleichwertige Tools mit mehr oder weniger gleichen Grundfunktionen bei.
Typischerweise kommt es auf drei Dinge an:
Checkfaktor
Tipp
Temperatur
CPU und Mainboard sollten eine maximale Temperatur nicht überschreiten.
Wann die Temperatur kritisch wird, ist je nach CPU und Mainboard unterschiedlich. Generell sind die Diagnosetools brauchbar voreingestellt. Hier
muss also nur gecheckt werden, ob die Temperaturen als »okay« bezeichnet
werden oder ob das Tool eine Warnung ausgibt.
Lüfter, die an einem Lüfter-Steckpfosten des Mainboard angeschlossen
sind, werden hinsichtlich ihrer Drehzahl überwacht. Unterschreitet ein
Lüfter seine typische Drehzahl, dann gibt das Diagnosetool eine entsprechende Warnung aus.
Lüfterdrehzahl
3.5 PRAXIS: Tipps und Tricks zum Troubleshooting
165
Checkfaktor
Tipp
Netzteilspannungen
Netzteile können schlagartig verrecken, ohne dass man es direkt merkt!
Plötzlich kommen nicht mehr die Spannungen raus, die es braucht. So was
führt typischerweise dazu, dass ein PC schlagartig einfriert oder einen Neustart ausführt – es erscheint hier in der Regel kein Windows-Bluescreen!
Ein typisches PC-Netzteil liefert drei positive Spannungen: 12 Volt, 5 Volt
und 3,3 Volt. Und diese Spannungen müssen konstant und sauber rauskommen! Minimale Spannungsschwankungen sind tolerierbar. Sind die 5
Volt Spannung allerdings plötzlich auf 4,5 Volt oder weniger, dann ist
Alarmstufe Rot angesagt. Auch hier gibt das Diagnosetool eine Warnmeldung aus, wenn die Toleranz überschritten wird.
Meldet ein Diagnosetool einen Fehler, dann
gilt: Defektes Netzteil durch neues ersetzen
(Reparaturversuche lebensgefährlich!), kaputten Lüfter austauschen (oder verdreckten Lüfter
saubermachen). Selbsterklärend: Fällt ein bestimmter Lüfter aus, dann gibt es in der Regel
auch zwangsläufig Temperaturprobleme. Meldet das Diagnosetool allerdings Temperaturprobleme, obwohl alle Ventilatoren okay sind,
dann wird die Kiste schlichtweg zu heiß.
Hockst du in einem kleinen Arbeitszimmer und
brütest an einem heißen Sommertag mit 35 bis
40 Grad vor dich hin, dann kannst du davon
ausgehen, dass auch der PC am Kochen ist. In
so einer Extremsituation ist entsprechend hartes kreatives Vorgehen angesagt:
Wird die Kiste an einem Sommertag zu heiß: Seitendeckel vom Gehäuse wegmachen, dann notfalls einen
Standventilator unter den Schreibtisch legen und den
volles Rohr auf das Mainboard blasen lassen.
Das obige Bild ist kein Witz: Es war an einigen
heißen Sommertagen tatsächlich meine einzige
Chance, einen Rechner »kühl« zu machen, der
wegen Überhitzung dauernd crashte.
Im Fall der Diagnosetools gilt schließlich:
Wird nicht sofort nach dem PC-Start ein Problem gemeldet, dann kann das Problem auch erst
nach einiger Zeit auftreten. Deshalb empfiehlt
sich eine permanente Überwachung ...
3.5.9
Permanente Überwachung –
kontrollierter Knall
Mainboard-Diagnosetools bieten typischerweise auch eine Monitoring-Funktion – dann
wird eine permanente Überwachung durchgeführt. Ideal ist dabei, das Tool so einzustellen,
dass sein Fenster permanent im Vordergrund
bleibt:
166
Kapitel 3: Erste Hilfe – wenn’s klappert oder kracht
PC Probe zeigt die Werte grafisch an – hier die Temperaturüberwachung von Prozessor und Mainboard.
Wird ein PC nach längerer Auszeit eingeschaltet, dann steigt die Temperatur logischerweise eine Weile lang an. Dann sollte sie sich
(wie auch im Bild zu sehen) allerdings nach
einiger Zeit auf einen konstanten Wert einpendeln.
3.5 PRAXIS: Tipps und Tricks zum Troubleshooting
167
Lüfterüberwachung: Alle Lüfter sollten ihre Drehzahl sozusagen »sofort« erreichen und sie sollte konstant
bleiben.
Selbsterklärend: Ein funktionierender Ventilator erreicht seine Maximaldrehzahl ruckzuck,
sobald er Saft kriegt, und sie sollte dann auch
möglichst konstant bleiben – wie oben im Bild
zu sehen.
Letztlich gilt auch bei der Spannung vom Netzteil: Sie sollte so konstant wie möglich sein.
168
Kapitel 3: Erste Hilfe – wenn’s klappert oder kracht
Überwachung der Spannungen: Minimale Schwankungen von 0,1 Volt sind akzeptabel, größere nicht!
Je mieser ein Netzteil, desto höher die
Schwankungen. Schwankt die 5 Volt-Leitung
eines Netzteils beispielsweise zwischen 4,4 und
5,2 Volt wild, dann kann es durchaus sein, dass
der PC das wegsteckt und nicht abstürzt. Allerdings befindet er sich dann verdammt hart an
der Grenze zum Nirwana.
Hinweis: Die Sensoren eines Mainboards lassen
sich natürlich auch im entsprechenden Diagnosebereich des BIOS abfragen. Um Problemen auf die
Schliche zu kommen, ist es allerdings besser, ein
Diagnosetool unter Windows auszuführen, das die
Sensoren permanent überwacht.
3.5.10 Auch für Laien – durchgeknallte
Elkos lokalisieren
Elektrolytkondensator
(Elko) – diese Bauteile
verrecken aufgrund von
Sparmaßnahmen besonders gern! Elkos
finden sich auf praktisch allen Platinen im
PC, auf Mainboards
und Steckkarten.
Wer bei Mainboards nur auf die Ausstattung
guckt und das »billigste Brett« mit den meisten
Funktionen kauft, hat Pech gehabt. Denn: Die
wirklich teuren Bausteine (den Chipsatz) müssen praktisch alle Hersteller fürs gleiche Geld
beim Chipsatzhersteller einkaufen. Um ein
Board bei gleicher Ausstattung dann noch
3.5 PRAXIS: Tipps und Tricks zum Troubleshooting
169
billiger als die Konkurrenz zu machen, führt
kaum ein Weg an knallharten Sparmaßnahmen
vorbei.
Elko befinden, was die »Knallstelle« schwer
erkennbar macht.
Im Oktober 2003 untersuchte die Fachzeitschrift c’t Mainboards und kam zu einem üblen
Fazit: »Pfusch auf Mainboards – Abstürze
durch Billig-Elkos«. Elkos (Elektrolytkondensatoren) sind im Prinzip billige elektronische
Standardbauteile. Und auch die Produktion
eines »guten Elko« ist technisch eigentlich kein
Problem. Verreckt ein Elko, dann merkt man
das leider nicht unbedingt! Im unglücklichen
Fall spinnt einfach die Grafikausgabe ein
wenig oder die Kiste schmiert immer wieder
mal ab. Wer denkt da schon, dass ein Bauteil
auf dem Mainboard schlichtweg abgeraucht ist.
3.5.11 Büroklammer als Wundermittel –
durchgeknallte PCs wiederbeleben
Auch das Erkennen eines kaputten Elko auf
einem Mainboard ist knifflig – er sieht nicht
unbedingt »abgeraucht« aus. Generell kann ein
Elko bei Überlastung »explodieren«. Um das
zu verhindern, ist ein »Überlastventil« eingebaut. Macht dieses Ventil seinen Job, dann ist
das äußerlich am Elko zu erkennen (gesprengte
»Kreuzmarkierung« auf der Oberfläche). Leider
kann sich das Ventil auch an der Unterseite des
Rödelt ein PC beim Hochfahren noch rum, aber
der Bildschirm bleibt schwarz, dann musst du
natürlich erst mal überprüfen, ob der Bildschirm überhaupt funktioniert und die Kabelverbindung zur Grafikkarte okay ist. Stimmt
alles »Selbsterklärende«, dann geht’s jetzt mit
dem Büroklammertrick los. Der Hintergrund:
Wenn ein BIOS »abgesoffen« ist, dann kommt
ein PC nicht mehr hoch. Gerade Mainboards
mit Onboard-Grafik reagieren gern sehr verärgert, wenn außerdem eine AGP-Grafikkarte
installiert wird (also Abschalten der OnboardGrafik). Kommt das BIOS aus irgendwelchen
Gründen durcheinander, dann peilt es nicht
mehr, ob die Onboard-Grafikkarte oder die
eingesteckte AGP-Karte verwendet werden
soll. Die Folge ist ein Blackout. Als Abhilfe
empfiehlt sich ein definitiver manueller Reset
des BIOS. Und das geht so:
Büroklammertrick
Tipp
1. Werkzeug beschaffen
Als Basiswerkzeug ist eine simple Büroklammer erforderlich – natürlich eine, die leitet, also keine Plastikklammer.
170
Kapitel 3: Erste Hilfe – wenn’s klappert oder kracht
Büroklammertrick
Tipp
2. PC-Stromversorgung ausschalten
Ausschalten alleine ist zu riskant: Zieh den Stromstecker
aus der Wanddose ab. Die Kiste darf definitiv keinerlei
Saft haben.
Irgendwo auf dem Mainboard in der Nähe des BIOS-Bausteins befindet sich eine kleine runde Batterie, die dafür
sorgt, dass das BIOS seine Einstellungen auch bei ausgeschaltetem PC behält. Diese Batterie muss entfernt werden.
3. BIOS-Batterie lokalisieren
4. Batterie entfernen
Beim Rausholen der Batterie gilt: keine Gewalt! Guck dir
die Sache genau an, meist muss nur ein kleiner Federkontakt am Halterungsrand »weggekippt« werden und die
Batterie lässt sich easy rausnehmen.
5. Kontakte kurzschließen
Jetzt heißt es, die beiden Kontakte der Batteriehalterung
auf dem Mainboard mit der Büroklammer kurzzuschließen. Halte die Büroklammer ca. 10 Sekunden an die beiden Kontakte, das reicht. Danach ist das BIOS auf seine
Standardwerte eingestellt. Die Batterie kann jetzt wieder
eingebaut werden.
3.6 PRAXIS: Fehlersuche Schritt für Schritt
3.6
PRAXIS: Fehlersuche
Schritt für Schritt
171
• Eine Soundkarte reißt das System in den Abgrund, wenn eine Diskette eingesteckt wird.
• Der PC crasht bei aktiviertem Drucker, wenn
eine Musikdatei abgespielt wird.
• Ein Wackelkontakt beim Reset-Schalter führt
sporadische Neustarts aus.
Diese Beispiele sind nicht aus der Luft gegriffen. Also: Geh auch vom Absurdesten aus!
Hinweis: Falls du bereits am Kochen bist – bleib
ruhig! Du kriegst gleich Gelegenheit zum Dampfablassen!
Es gibt exakt zwei Grundklassen an PC-Problemen:
1. Rekonstruierbar: Kann ein Totalcrash durch
bestimmte Aktionen exakt jederzeit reproduziert
werden (Beispiel: PC crasht beim Start des
Media Player oder so), dann hast du Glück:
Solche Fehler lassen sich gut verfolgen und
beseitigen.
2. Nicht rekonstruierbar: Treten Probleme
völlig sporadisch auf, ohne dass irgendeine
erkennbare auslösende Funktion durchgeführt
wurde, dann ist das ein sehr übles Problem. Die
Fehlersuche ist – auch für Experten – eine zermürbend aufwändige Angelegenheit.
3.6.1
Systemleistung minimieren
Wenn ein PC dauernd crasht, dann hilft nur
eine radikale Vorgehensweise. Es ist sinnlos,
mal da, mal dort rumzuprobieren. Fehler können durch ein komplexes Zusammenspiel
unterschiedlichster Ereignisse ausgelöst werden. Jeder erdenkliche Irrsinn ist möglich:
• Der PC stürzt ab, sobald sich der Kühlschrank in der Küche einschaltet.
• Nach Anstecken eines seriellen Kabels geht
die Festplatte nicht mehr.
Um die Fehlerquellen einzugrenzen, muss also
erstmal alles Sekundäre weg. Weg mit dem
Drucker, weg mit dem Scanner, weg mit den
Lautsprecherkabeln. Alles, was irgendwie an
der Kiste hängt, muss weg! Am Ende hast du
nur noch maximal diese Dinge am PC hängen:
Tastatur, Maus, Monitor, Netzkabel. Und sonst
nichts, absolut nichts! Bedenke auf jeden Fall,
dass USB einen enormen Crashfaktor darstellt!
Wenn es geht: Hänge Maus und Tastatur an die
PS/2-Ports – also nicht an USB. Fast allen
aktuellen Mäusen und Tastaturen sind PS/2USB-Adapter beigepackt – du hast also die
Wahl, wie du sie anschließt.
So. Und jetzt, wo alles weg ist, heißt es: Alles
muss raus!
Im Klartext heißt das: Gehäuse aufmachen und
alles rausholen oder abklemmen, was nicht
lebensnotwendig ist: Weg mit der Soundkarte,
weg mit ISDN-Karten. TV-Karte? Raus! Netzwerkkarte? Raus! Onboard-VGA vorhanden –
dann auch raus mit einer eventuell eingebauten
AGP-Grafikkarte. Am Ende hast du also allerhöchstens noch die Grafikkarte drinnen und
gegebenenfalls eine Festplatten-Controller-Karte.
Ähm – Festplatten?! Raus damit – nur eine
einzige Platte bleibt drin: die, von der gebootet
wird. Du hast mehr als ein RAM-Modul drin?
172
Kapitel 3: Erste Hilfe – wenn’s klappert oder kracht
Raus damit, du brauchst im Minimalfall, um
den es hier geht, nur ein Modul.
Okay, die überflüssigen Steckarten sind raus,
die überflüssigen Festplatten sind abgehängt,
das RAM ist auf ein Minimum reduziert. Sorry:
Das reicht noch lange nicht. Es muss noch viel
mehr weg! Hast du irgendwelche zusätzlichen
USB-Ports am Mainboard hängen? Weg damit!
Und wenn du schon mal beim Mainboard bist:
Weg mit dem ganzen Kontrollleuchten- und
Tasten-Kabelmist. Die einzige Leitung, die du
brauchst, ist die zur Ein-/Austaste. Gut ist
außerdem, wenn du den Lautsprecher am
Mainboard anschließt. Dann bekommst du mit,
wenn das BIOS Fehler durch Tonsignale meldet.
3.6.2
PC minimal – was es wirklich
braucht
Die Fehlersuche beginnt ausnahmslos bei den
lebenswichtigen Komponenten, aus denen ein
PC besteht: also alle, die nicht entfernt werden
können. Ohne Netzteil geht halt nichts. Ohne
Grafikkarte gibt es kein Bild. Und ohne Prozessor kann nicht mal das BIOS hoch. Die
Tabelle zeigt, welche Komponenten in deinem
PC für den Beginn der Fehlersuche aktiv sein
müssen und worauf zu achten ist.
Komponente
Bemerkung
Netzteil
Netzteildefekte sind eine besonders ätzende Sache. Sind die gelieferten Spannungen
nicht stabil, stürzt der Rechner ab. Zieht eine Komponente im PC zu viel Saft, kann
ebenfalls die Stromversorgung abschmieren. Gerade moderne Hochleistungs-3DKarten machen hier immer wieder Ärger. In der Minimalkonfiguration sollten solche
komponentenbedingten Überlastungen nicht auftreten. Crasht ein System also bereits
in diesem Minimalzustand, dann sollte ein Netzteildefekt in Erwägung gezogen werden. Probier auf jeden Fall mal, den PC an einen anderen Stromkreis in der Wohnung
anzuschließen (andere Steckdose, Verlängerung zu anderem Raum). Gerade bei alten
Wohnungen mit »verranzten« Leitungen können Schwankungen einem PC-Netzteil
das Leben schwer machen.
Ist ein Bauteil auf dem Mainboard im Eimer, dann ist das besonders übel: Es ist für
einen Normalsterblichen nicht möglich, herauszufinden, welches Teil kaputt ist. Du
hast allerdings eine gute Chance, festzustellen, ob das Mainboard überhaupt in Frage
kommt! Für den Erstcheck gilt: Bricht der PC in der Minimalausstattung bereits beim
Weg ins BIOS zusammen, dann sollte ein Mainboard-Defekt in Erwägung gezogen
werden!
Im Fall von Overclocking ist die Fehlersuche logischerweise zwecklos: Der Prozessor
sollte unbedingt mit seinen korrekten Werten gefahren werden. Bricht ein PC sofort
nach dem Einschalten zusammen, dann kommt der Prozessor genauso in Frage wie
Netzteil und Mainboard!
Generell läuft ein Prozessor auch ohne jegliche Kühlung für »ein paar Minuten« und
stürzt dann gegebenenfalls ab. Er brennt nicht so einfach durch!
Ohne Speicher geht nichts – es muss mindestens ein Modul rein, damit ein PC hochfahren kann.
Mainboard
Prozessor
CPU-Lüfter
Speichermodul
3.6 PRAXIS: Fehlersuche Schritt für Schritt
Komponente
173
Bemerkung
Grafikkarte
Klar – ohne Grafikkarte kein Bild (sofern keine Onboard-Grafik vorhanden). Grafik
muss zwangsläufig vorhanden sein.
Tastatur / Maus
Selbsterklärend.
Systemlautsprecher Stelle sicher, dass der Lautsprecher am Mainboard angeschlossen ist – nur dann kann
ein BIOS Fehlertonsignale von sich geben.
Fährt der PC in dieser Minimalausstattung
nicht hoch oder läuft er nicht stabil, dann weißt
du zumindest schon mal, dass keine der »Zusatzkomponenten« schuld ist.
3.6.3
Crash-Report – Böcke erfolgreich
jagen
An dieser Stelle stehst du leider ganz allein da –
es gibt kein Standardrezept zum Reparieren.
Komponente
Stromversorgung
Maus Microsoft PS/2
Netzteil
Prozessor
Mainboard
Diskettenlaufwerk
IDE-Festplatte UDMA 2, 16 Gbyte
IDE-Festplatte UDMA 5, 30 Gbyte
IDE-Festplatte UDMA 5, 43 Gbyte (neue)
IDE-Festplatte UDMA 5, 43 Gbyte (alte)
Jetzt ist viel Geduld angesagt und viel Rumprobieren, um herauszufinden, welche Komponente kaputt ist. Da es zig Möglichkeiten gibt,
ist es wichtig, dass du dir einen »CrashReport« anlegst – eine Tabelle, in der erfasst
wird, was probiert wurde und was es gebracht
hat. Ein Crash-Report kann beispielsweise wie
folgt aussehen:
Nachvollziehbares
Problem
Testmaßnahme
Status
Kasten von Conrad zur
Netzstabilisierung reingehängt. Erster Eindruck,
Sonntag 11:00 Uhr – kein
Absturz mehr! Sonntag: 15
Uhr – Irrtum, Problem tritt
weiter auf.
Abgehängt, Fehler trotzdem
okay
Sporadische Aufhänger
beim Booten, auch bei
Minimalbestückung
Abgehängt, Fehler trotzdem
IBM-Diagnose okay
IBM-Diagnose okay
IBM-Diagnose meldet
Kabel defekt – auch bei
neuem Kabel!
IBM-Diagnose okay
DEFEKT
okay
okay
okay
okay
?
okay
174
Kapitel 3: Erste Hilfe – wenn’s klappert oder kracht
Komponente
Nachvollziehbares
Problem
IDE-Kabel Primary
IDE-Kabel Secondary
SCSI-Controller 29160
SCSI-LVD-Festplatte
SCSI-Wide-Platte
SCSI-Wide-Kabel
SCSI-LVD-Kabel
SCSI-DVD Pioneer
SCSI-Brenner Plextor
128 Mbyte RAM Infineon
128 Mbyte RAM Samsung
SoundBlaster Live
VGA AGP Matrox G400
Intel 815E Onboard VGA CUSL2
ISDN Fritz Card
Hauppauge WinTV PVR
Drucker HP Laserjet 5L
Bei Anschluss treten
Systemcrashs auf,
auch nach dem Entfernen verbleibt
Stress! Scandisk etc!
Testmaßnahme
Status
IBM-Diagnose okay
IBM-Diagnose okay
Abgehängt, Fehler trotzdem
IBM-Diagnose meldet
»Laufwerk defekt«. Aus
System entfernt.
okay
okay
okay
IBM-Diagnose meldet
okay.
IBM-Diagnose meldet
okay.
Testweise entfernt.
Testweise entfernt. Probleme unverändert.
Testweise entfernt. Probleme unverändert.
Probleme treten unabhängig vom verwendeten
RAM-Modul auf.
Probleme treten unabhängig vom verwendeten
RAM-Modul auf.
Testweise entfernt. Probleme unverändert.
Testweise entfernt. Probleme unverändert. Ersetzt
durch 815-Onboard-VGA.
Probleme bei Treiberinstallation, dann anscheinend bei Stromstabilisierung okay.
Abgehängt, Fehler trotzdem
Abgehängt, Fehler trotzdem
Testweise entfernt, Probleme unverändert.
okay
DEFEKT
okay
okay
okay
okay
okay
okay
okay
okay
okay
okay
okay
okay